PETFLASH - PET-Recycling Schweiz

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PETFLASH - PET-Recycling Schweiz
PETFLASH
DAS MAGAZIN VON PET-RECYCLING SCHWEIZ                        NR. 69 // FEBRUAR 2019

PET-RECYCLING // INNOVATION   INTERVIEW // BASTIEN GIROD   REPORTAGE // SEIFENRECYCLING
PET-RECYCLING                 «DIE KVA SIND                EIN ZWEITES LEBEN
SCHWEIZ: AUSBLICK             UMWELTSCHUTZ-                FÜR ANGEBRAUCHTE
AUFS JAHR 2019                ANLAGEN»                     HOTELSEIFEN
                                                                                          Bild: KEYSTONE/Peter Schneider
PETFLASH - PET-Recycling Schweiz
EDITORIAL // UMWELT

WEGE BEIM UMWELTSCHUTZ
                                    Liebe Leserin, lieber Leser
                                    Im Gegensatz zu Deutschland gehört bei uns Verbrennen nicht zum
                                    Recycling. Der grüne Nationalrat Bastien Girod ist Präsident des Verbandes
                                    der Betreiber Schweizerischer Abfallverwertungsanlagen und begründet:
                                    «Die Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) sind Umweltschutzanlagen. Sie
                                    verhindern, dass Abfall über Deponien das Grundwasser und die Luft
                                    verschmutzt. KVA gewinnen auch immer mehr Strom und Wärme zurück
                                    und reduzieren so den Bedarf an fossilen Energien.» (s. Seite 6–7)
                                    Der Umweltschutz kennt also viele Wege. Ein weiterer ist die Kompostierung.
                                    Statt Teller, Becher und Besteck aus konventionellem Plastik wünschen sich
                                    Konsumentinnen und Konsumenten immer mehr kompostierbare Bioma-
                                    terialien. Aber wie stellt man fest, was man im Grüngut entsorgen kann und
                                    was nicht? Und ist das Entsorgen von kompostierbaren Tellern, Bechern
                                    und Bestecken wirklich so unproblematisch? Bei einem Teller aus Palmblättern
                                    sollte dies doch problemlos sein. Wir haben nachgefragt (s. Seite 8–9).
                                    Das Engagement von PET-Recycling Schweiz zur weiteren Steigerung der
                                    Umweltqualität trägt Früchte: Die stetige Erhöhung des Rezyklatanteils in
                                    PET-Getränkeflaschen wird dieses Jahr einen neuen Absatzrekord erreichen.
              Jean-Claude Würmli
                                    Die enge Zusammenarbeit innerhalb der PET-Branche erhöht dank Erfah-
                  Geschäftsführer
            PET-Recycling Schweiz   rungsaustausch, neuer Ideen und grosser Investitionen die Innovationskraft.
                                    Im April wird in Bilten (GL) eine neue PET-Verwertungsanlage in Betrieb
                                    genommen. Das PET-Rezyklat (rPET) wird noch reiner, wodurch noch
                                    höhere rPET-Anteile möglich werden. Fazit: Aus der «Einwegflasche» ist
                                    eine «Kreislaufflasche» geworden.

PET-RECYCLING SCHWEIZ // PETFLASH NR. 69

INHALTSVERZEICHNIS
PET-RECYCLING                       INTERVIEW                              HINTERGRUND
3 CO2-SENKUNG                       6 BASTIEN GIROD                        10 MIKROPLASTIK
  WENIGER CO2 DANK                    «DIE KEHRICHTVER-                       DAMIT MIKROPLASTIK NICHT
  DER KREISLAUFFLASCHE                BRENNUNGSANLAGEN SIND                   ZUM MONSTERPROBLEM WIRD
                                      UMWELTSCHUTZANLAGEN»
4 INNOVATION
  PET-RECYCLING SCHWEIZ:
  AUSBLICK AUFS JAHR 2019                                                  REPORTAGE
14 LIFESTYLE
                                    UMWELT                                 11 SEIFENRECYCLING
   PRODUKTE AUS ODER IN PET         8 KOMPOSTIERBARE PRODUKTE                 EIN ZWEITES LEBEN FÜR
                                      «NUR WAS NOCH WIE                       ANGEBRAUCHTE HOTELSEIFEN
15 WETTBEWERB                         EINE PFLANZE AUSSCHAUT,
   PETFLASH-RÄTSELSTUNDE              SOLL INS GRÜNGUT»                    12 UMWELTSCHUTZ IM WINTERSPORT
                                                                              MEHR GRÜN IM
                                    13 VERBOT VON EINWEGPLASTIK               WEISSEN SKIPARADIES
                                       EIN GROSSER SCHRITT GEGEN
                                       DIE PLASTIKVERSCHMUTZUNG

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                                                                                                                   PETflash 69 // petrecycling.ch
PETFLASH - PET-Recycling Schweiz
PET-RECYCLING // CO2-SENKUNG

                                 WENIGER CO2 DANK
                                 DER KREISLAUFFLASCHE
                                 Umweltschutzmassnahmen sind              Getränkeverpackung der Schweiz –             Kreislaufflasche ist Realität
                                 oft mit Verhaltensänderungen             noch nachhaltiger wird. PET-Recycling        Aktuell erreicht die Schweiz eine Ver-
                                 verbunden. Das ist nicht immer           Schweiz verfolgt dafür mehrere Ziele:        wertungsquote von 83 Prozent. Dank
                                 einfach. Das korrekte Sammeln            Erstens soll es möglichst einfach sein,      der Investitionen in die Technik kann
                                 von PET-Getränkeflaschen ist aber        gebrauchte PET-Getränkeflaschen zu-          ein immer grösserer Anteil des PET-
                                 eine Massnahme, die ohne Kom-            rückzugeben. Über 50’000 Sammel-             Rezyklats für den geschlossenen Fla-
                                 fortverlust in den Alltag integriert     stellen – Tendenz steigend – mit kos-        schenkreislauf verwendet werden.
                                 werden kann.                             tenloser Rückgabemöglichkeit sind            Aus der «Einwegflasche» ist eine
                                                                          das Herzstück dieser Strategie. Zwei-        «Kreislaufflasche» geworden.
                                 Immer grössere Teile der Bevölke-        tens wird eng mit der PET-Branche
                                 rung möchten ihren Konsum nach-          zusammengearbeitet, um das «De-              Mehr Recycling, weniger CO2
                                 haltiger gestalten. Verhaltensände-      sign for Recycling» weiter zu fördern.       Während im Parlament noch lange
                                 rungen sind aber oft schwer um-          In den letzten Jahren konnten so bei-        heftig diskutiert wird, wann, wo, wie
                                 zusetzen. Insbesondere dann, wenn        spielsweise der Materialeinsatz pro          viel und ob überhaupt CO2 einge-
                                 der persönliche Komfort einge-           Flasche reduziert und die Rezyklierfä-       spart werden soll, macht die PET-
                                 schränkt wird und auf ganz alltägli-     higkeit verbessert werden. Drittens          Verwertungsbranche Nägel mit Köp-
                                 che Dinge verzichtet werden muss.        investiert die PET-Verwertungsbran-          fen: 138’000 Tonnen Treibhausgase
                                 Der Unterwegskonsum ist ein Pa-          che der Schweiz laufend in neue Infra-       konnten durch das PET-Recycling im
                                 radebeispiel dafür: Einerseits müs-      struktur. Seit 2015 wurden zwei neue         Jahr 2018 eingespart werden. Das
                                 sen Lebensmittel und Getränke sta-       Sortieranlagen erstellt und in Bilten (GL)   entspricht 43 Millionen Liter Erdöl.
                                 bil und hygienisch verpackt sein,        wird im April eine topmoderne Ver-           PET-Recycling ist eine ganz einfache
                                 damit sie beim Transport nicht be-       wertungsanlage eingeweiht.                   CO2-Senkungsmassnahme, die ohne
                                 schädigt werden. Andererseits sol-                                                    staatlichen Zwang funktioniert und die
                                 len Verpackungen leicht und nach-                                                     jede und jeder in den Alltag integrie-
                                 haltig sein und man sollte sie überall                                                ren kann – und das ohne Einschrän-
                                 bequem der Verwertung zuführen                                                        kung des persönlichen Komforts.
                                 können.

                                 Sammlung und Verwertung
                                 PET-Recycling Schweiz arbeitet täg-
                                 lich daran, dass zumindest die PET-
                                 Getränkeflasche – die beliebteste

                                                                                                                                                           3
PETflash 69 // petrecycling.ch
PETFLASH - PET-Recycling Schweiz
PET-RECYCLING // INNOVATION

PET-RECYCLING SCHWEIZ:
AUSBLICK AUFS JAHR 2019

Verbessertes Sammelangebot im öffentlichen Raum
Recycling soll einfach sein. Deshalb setzt PET-Recycling
Schweiz weiterhin alles daran, die PET-Sammlung für die
Konsumentinnen und Konsumenten so komfortabel wie
möglich zu gestalten. Eine grosse Herausforderung ist der
steigende Unterwegskonsum. Um diesem Bedürfnis ge-
recht zu werden, liegt der Fokus im Jahr 2019 auf dem
Ausbau des Sammelnetzwerks in diesem Bereich. PET-
Recycling Schweiz hat sich zum Ziel gesetzt, an beliebten
öffentlichen Plätzen noch präsenter zu werden, also zum
Beispiel in Parks, in Freibädern und Naherholungsgebieten.
Denn die sortenreine Separatsammlung ist und bleibt das
Fundament des geschlossenen Flaschenkreislaufs.

Sie möchten PET-Recycling Schweiz unterstützen? Informie-
ren Sie sich auf unserer Webseite, wie Sie eine Sammelstelle
einrichten können: www.petrecycling.ch/sammelstelle

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                                                               PETflash 69 // petrecycling.ch
PETFLASH - PET-Recycling Schweiz
Die PET-Getränkeflasche: leichter und noch
                                                                                       umweltfreundlicher
                                                                                       Für die Konsumenten kaum bemerkbar, wurde das De-
                                                                                       sign der PET-Getränkeflaschen über die letzten Jahre ver-
                                                                                       feinert. Unter anderem konnte das Gewicht pro Flasche
                                                                                       um mehrere Gramm reduziert werden, was weniger Ma-
                                                                                       terialeinsatz bedeutet und die Flasche umweltfreundli-
                                                                                       cher macht. Durch diese Optimierungen steigen die An-
                                                                                       forderungen an das Ausgangsmaterial. Dem muss sich
                                                                                       auch das PET-Recycling anpassen. Im April wird in Bilten (GL)
                                                                                       eine neue PET-Verwertungsanlage in Betrieb genommen.
                                                                                       Technisches Highlight ist der Solid-State-Prozessor, der
                                                                                       zum ersten Mal in der Schweiz zum Einsatz kommt:
                                                                                       Durch ein aufwendiges Erhitzungs- und Filterverfahren
                                                                                       wird das PET-Rezyklat noch reiner, wodurch sich auch die
                                                                                       technischen Eigenschaften verbessern. Modernes rPET
                                                                                       (PET-Rezyklat) ist technisch mit Neu-PET vergleichbar.

                                 Absatzrekord von PET-Rezyklat
                                 Das Engagement von PET-Recycling Schweiz zur Steige-
                                 rung der PET-Qualität trägt Früchte. Was sich im Herbst
                                 2018 abgezeichnet hat, ist mittlerweile bestätigt: PET-
                                 Recycling Schweiz kann für das Jahr 2019 einen Absatz-
                                 rekord für rPET verkünden. Einige rPET-Sorten sind seit
                                 Monaten ausverkauft. Die kontinuierliche Steigerung des
                                 Rezyklatanteils in PET-Getränkeflaschen wird somit auch
                                 2019 fortgesetzt.

                                 Ein oft vergessener Schlüssel zu diesem Erfolg ist die enge
                                 Zusammenarbeit innerhalb der PET-Branche: Getränkepro-
                                 duzenten, Abfüller, Sammler, Sortierer, Verwerter, Produzen-
                                 ten, Experten und noch viele mehr bringen ihre Erfahrun-
                                 gen und Ideen ein. Dieses Klima fördert den Austausch und
                                 somit die Innovationsfähigkeit in der Schweizer PET-Verwer-
                                 tungsbranche.

                                                                                                                                                       5
PETflash 69 // petrecycling.ch
PETFLASH - PET-Recycling Schweiz
INTERVIEW // BASTIEN GIROD

«DIE KEHRICHTVER-
BRENNUNGSANLAGEN
SIND UMWELTSCHUTZ-
ANLAGEN»
Bastien Girod ist Umweltwissen-        In welchem Bereich können die           Heute werden trotz moderner
schaftler und vertritt seit De-        KVA einen Beitrag zu mehr Um-           Sortier- und Aufbereitungsanla-
zember 2007 die Grüne Partei im        weltschutz leisten?                     gen zwischen 50 bis 75 Prozent
Nationalrat. Der in Genf gebore-       Die KVA sind Umweltschutzanlagen.       des Sammelguts aus gemischten
ne Zürcher hat sich beruflich und      Sie verhindern, dass Abfall über        Kunststoffsammlungen verbrannt.
politisch auf die Themen Nach-         Deponien das Grundwasser und die        Trotzdem sprechen die Anbieter
haltigkeit und Kreislaufwirtschaft     Luft verschmutzt. KVA gewinnen          von Kreislaufschliessung und
spezialisiert. Seit Mai 2018 ist er    auch immer mehr Strom und Wärme         Recycling. Sehen Sie das auch so?
Präsident des Verbandes der Be-        zurück und reduzieren so den Bedarf     Wichtig ist, dass den Konsumenten
treiber Schweizerischer Abfall-        an fossilen Energien. Neu wird auch     transparent gesagt wird, wie viel
verwertungsanlagen (VBSA).             Metall zurückgewonnen. Die For-         wirklich rezykliert wird – denn dafür
                                       schung geht immer weiter und sucht      bezahlen sie ja den Aufpreis. Doch
PETflash: Herr Girod, was sind die     nach Möglichkeiten, wie noch mehr       auch 25 bis 50 Prozent stoffliches
aktuellen Herausforderungen der        Wärme und Materialien aus den Ab-       Recycling sind mehr als 0 Prozent
Kehrichtverbrennungsanlagen            fällen gewonnen werden können.          und somit ein Beitrag zur Kreislauf-
(KVA)?                                                                         schliessung.
Bastien Girod: KVA sind mit vielen     Viele Ihrer Parteikolleginnen und
teilweise entgegengesetzten Forde-     -kollegen wollen das Kunst-             Die Verwertung in Zementwerken ist
rungen der Anspruchsgruppen kon-       stoffrecycling fördern. Der Ge-         sinnvoll, wenn dadurch fossile Ener-
frontiert. Sollen die Abfallgebühren   schäftsführer des VBSA hinge-           gieträger, insbesondere Kohle, ersetzt
höher oder tiefer sein? Wie viel Me-   gen verglich den Nutzen der             werden können. Gerade im Ausland
tall soll aus der Abfallschlacke zu-   Kunststoffsammlung mit dem              hat dieser Ansatz viel Potenzial. In der
rückgewonnen werden («Urban Mi-        Effekt einer Maus, die ins Meer         Schweiz ist die Differenz wegen unse-
ning»)? Wie stark dürfen KVA in die    pinkelt. Wie gehen Sie mit die-         rer effizienten KVA kleiner.
Nutzung der Abwärme investieren?       sem Konflikt um?
Hier gilt es zu vermitteln.            Ich sehe einen Teil meiner Rolle als
                                       VBSA-Präsident, zwischen den ver-
Eine weitere aktuelle Herausforde-     schiedenen Positionen zu vermit-
rung ist die Plastikverschmutzung      teln. Mehr Kunststoffrecycling ist
im Grüngut. Diese führt dazu, dass     grundsätzlich sinnvoll. Gleichzeitig
immer mehr Grüngut nicht kompos-       muss aber das Verhältnis zwischen
tiert werden kann, sondern ver-        Kosten und Umweltnutzen im Auge
brannt werden muss. Das läuft den      behalten werden. Auch darf nicht
Forderungen der Kreislaufwirtschaft    sein, dass die Bevölkerung aufwen-
entgegen.                              dig Kunststoff trennt, fürs Recycling
                                       bezahlt und der Kunststoff an-
                                       schliessend nicht oder kaum rezy-
                                       kliert, sondern thermisch verwertet –
                                       sprich verbrannt – wird.

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                                                                                                                          PETflash 69 // petrecycling.ch
PETFLASH - PET-Recycling Schweiz
«Ich sehe einen Teil meiner

                                                                                                                                                  Bild: KEYSTONE/Peter Schneider
                                   Rolle als VBSA-Präsident,
                                   zwischen den verschiedenen
                                   Positionen zu vermitteln.
                                   Mehr Kunststoffrecycling ist
                                   grundsätzlich sinnvoll.»

                                 Wenn in den Zementwerken mehr         Ein Vorteil der KVA ist deren oft zen-   Wo sollte die Schweiz ansetzen,
                                 Kunststoff und dafür weniger          trale Lage, welche es ihnen erlaubt,     um in der Abfallbewirtschaftung
                                 Kohle verbrannt wird, entsteht        zusätzlich zur Stromproduktion auch      effektiv Fortschritte zu machen?
                                 also Umweltnutzen. Können die         die entstehende Abwärme zu nut-          Ich sehe vor allem drei grosse He-
                                 KVA da mithalten?                     zen. Zudem gelingt es den KVA, im-       rausforderungen: Erstens müssen wir
                                 Ich möchte Zementwerke und KVA        mer mehr Stoffe aus den Abfällen         mehr Bauschutt, aber auch Schlacke
                                 nicht gegeneinander ausspielen. Ze-   zurückzugewinnen. Die Zementwer-         rezyklieren, weil es sonst immer
                                 mentwerke können froh sein um die     ke sind im Emissionshandel einge-        schwieriger wird, genügend Depo-
                                 KVA, weil diese viele derjenigen      bunden. Wenn wir ihnen nun Kunst-        nieraum zu finden. Zweitens müssen
                                 Abfälle entsorgen, die Zementwerke    stoffe als Ersatzbrennstoffe quasi       wir das Problem der «Leckage» an-
                                 nicht verbrennen können. Umge-        subventionieren, müssen gleichzei-       gehen. Es gelangen immer noch zu
                                 kehrt gibt es auch Materialien, bei   tig Emissionszertifikate aus dem         viele Fremdstoffe, vor allem Plastik,
                                 denen die KVA froh sind, dass die     Markt genommen werden, ansons-           in die Umwelt. Hier braucht es ein
                                 Zementwerke diese übernehmen.         ten bringt es für das Klima nichts,      Bündel an Massnahmen, um diese
                                                                       weil einfach anderswo mehr Emissi-       Lecks zu stopfen. Drittens müssen
                                                                       onen ausgestossen werden können.         wir mit der Wirtschaft Lösungen fin-
                                                                                                                den, wie wir die Entstehung von Ab-
                                                                                                                fall an der Quelle reduzieren können.

                                                                                                                                                                                   7
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UMWELT // KOMPOSTIERBARE PRODUKTE

«NUR WAS NOCH WIE EINE PF
SOLL INS GRÜNGUT»
Statt auf konventionelles Plastik
                                         Welche im Detailhandel erhältlichen
setzen Detailhandel und Nischen-         kompostierbaren Produkte gehören
anbieter immer mehr auf kompos-          ins Grüngut, welche nicht?
tierbare Artikel: vom Palmblatt-         Daniel Trachsel gibt Auskunft.

teller für die Party bis zu Kleidern
aus Holzfasern. Grün ist gut – aber
nicht ganz unproblematisch, wie
eine Betrachtung mit dem Grün-
gutexperten Daniel Trachsel zeigt.

Am Geburtstagsfest soll umwelt-
freundlich gefeiert werden. Statt
Plastiktellern kommen «kompostier-
bare» Palmblattteller und Besteck
aus Bioplastik zum Einsatz. Getra-
gen wird dabei ein T-Shirt von Calida
aus Mikrofaser, das irgendwann
ebenfalls im Grüngut landen könn-
te. Das Marketing in der neuen grü-
nen Welt beruhigt das Gewissen
und lässt viele Konsumentinnen und
Konsumenten beim Einkauf zu ge-
nau solchen Artikeln greifen. Auch
Daniel Trachsel ging bei den beiden
grössten Detailhändlern der Schweiz,
Migros und Coop, auf die Suche,
kam aber doch mit einigem Stirn-
runzeln und verschiedenen Einwän-
den wieder aus den Filialen heraus.
Und dies liegt nicht einmal an den      und dies bei den Experten genauso         Fremdstoffe als grösstes Problem
Produkten selbst.                       wie bei den Laien. «Wenn wir den          Sind kompostierbare Compobags er-
                                        Konsumenten kommunizieren, dass           laubt, finden sich auch konventio-
Wie wird die Botschaft wirklich         sie ihre Rüst- und Speiseabfälle in ei-   nelle Plastiksäcke im Grüngut. Werde
verstanden?                             nem speziell gekennzeichneten kom-        gesagt, verdorbene Lebensmittel kön-
Daniel Trachsel ist Beauftragter        postierbaren Compobag in die Grün-        nen in den Compobags entsorgt
RT BAW (Runder Tisch biologisch         guttonne geben können, dann stimmt        werden, lande abgelaufener Salami in
abbaubare Werkstoffe) beim Bran-        das. Wenn in einer Überbauung mit         der Plastikverpackung genauso darin
chenverband Biomasse Suisse und         50 Wohnungen 49 Parteien das rich-        wie die angeschimmelte Wassermelo-
administrativer Leiter beim Grüngut-    tig machen, aber nur in einer Woh-        ne in der Plastikfolie. Werden nach
verarbeiter KEWU AG in Krauchthal.      nung ein Plastiksack verwendet wird,      der Party die Teller aus biologisch ab-
Seit Jahren ist er hautnah mit der      haben wir ein Problem.» Das sei eine      baubaren Fasern in die Grüntonne ge-
Thematik konfrontiert, was als «kom-    der grössten Herausforderungen, «weil     worfen, folgen früher oder später
postierbar» gilt und was nicht. Das     das Thema eigentlich nicht kommuni-       auch Plastikteller. Liegt ein kompos-
Dilemma in diesem Bereich ist gross –   zierbar ist».                             tierbares T-Shirt im grünen Container,

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                                                                                                                            PETflash 69 // petrecycling.ch
PETFLASH - PET-Recycling Schweiz
FLANZE AUSSCHAUT,

                                 geht es nicht lange und das Kunstfa-      Retrologistik ist gefragt                Was gehört ins Grüngut?
                                 seroberteil findet den Weg ebenfalls      Ein weiteres Beispiel zeigt gemäss       Konsumenten sind gemäss Daniel
                                 da hinein. Dies alles hat gemäss Daniel   Daniel Trachsel auf, wie gut manch-      Trachsel mit der ganzen Thematik
                                 Trachsel noch weitere Folgen: «Das        mal die Intentionen sind und wie         überfordert: «Wie sollen sie wissen,
                                 Team der Grüngutabfuhr schaut sich        wenig sich diese praktisch umsetzen      was kompostierbar ist und was
                                 das Material beim Abholen jeweils an.     lassen: «Ein Unternehmen produ-          nicht?» Das hat alleine schon die kur-
                                 Sind zu viele Fremdstoffe darin, wird     ziert kompostierbare Kaffeekapseln.      ze Einkaufstour gezeigt: Bei Coop
                                 der Container mit entsprechendem          Es wurde eine 100-seitige Studie er-     und Migros werden die Palmblatt-
                                 Hinweis ungeleert stehen gelassen.        stellt und die Kompostierbarkeit ge-     teller als kompostierbar bezeichnet,
                                 Wie sollen selbst Experten in diesem      mäss EN 13432 zertifiziert – mit der     der Teller aus Zuckerrohrfasern von
                                 Moment erkennen, ob der Teller aus        Vorgabe, die Kapseln auf 3 Milli-        der Migros tönt pflanzlich, soll aber
                                 Plastik oder Biomaterial besteht? Un-     meter zu schreddern. In der Praxis       trotzdem in den Hauskehricht – eben-
                                 möglich!»                                 bei uns in der Grüngutverwertung         so der Teller Elegance von Naturesse/
                                                                           schreddern wir aber auf 50 Millime-      Coop aus Zuckerrohr- und Bambus-
                                 Wie lange dauert die Zersetzung?          ter. Fazit: Die Bakterien haben nicht    fasern, obwohl auch dieser ja eigent-
                                 Bei einem Teller aus Palmblättern         genügend Angriffsfläche und die          lich biologisch abbaubar ist. «Ich
                                 müsste doch das alles problemlos          Kapseln zersetzen sich auch inner-       würde gar nichts davon in die Grün-
                                 sein? «Leider nein», wirft Daniel         halb von drei Monaten nicht.» Dazu       gut-Abfuhr geben – einerseits wegen
                                 Trachsel ein. «Wie gesagt, grundsätz-     komme auch hier: «Wenn jemand            der genannten Gründe betreffend
                                 lich ist der Teller schon kompostier-     Kaffeekapseln in der Grünguttonne        Abbauzeiten, andererseits, um nega-
                                 bar, die Frage ist einfach, in welchem    sieht und dann nicht kompostierba-       tive Nachahmung respektive Fehlein-
                                 Zeitrahmen.» Dabei gebe es klare          re Kapseln ebenfalls reinwirft, haben    würfe zu verhindern.» Als einziges
                                 Vorschriften. Bei der Vergärung sind      wir wieder dasselbe Problem mit          Produkt würde er die Apéro-Sticks
                                 20 bis 25 Tage Standard, beim Kom-        den Fehleinwürfen.» Um solchen           Bambus von der Migros ins Grüngut
                                 postieren 4 bis 8 Wochen. «Palm-          Problemen beizukommen, helfe ei-         geben, obwohl die weder als kom-
                                 blattteller sind gemäss EN 13432          gentlich nur die Retrologistik, wie es   postierbar noch als biologisch abbau-
                                 zertifiziert, was besagt, dass sie 12     etwa beim PET-Recycling ebenfalls        bar bezeichnet sind: «Da sehe ich
                                 Wochen für den Zerfallsprozess be-        angewendet werde: «Es braucht            noch die Pflanze dahinter, praktisch
                                 nötigen. Es ist also wahrscheinlich,      eine eigene Logistik, um bestimmte       wie das Ästchen eines Baums.» Und
                                 dass grössere Teile dieses Tellers auf    Fraktionen kanalisiert wieder zu-        genau dies sei ein neuer Ansatz auch
                                 dem Acker eines Landwirtes landen.»       rückzubringen.» Bei den Kapseln          für die Kommunikation. «Nur was
                                 Zu Recht wehre sich dieser dagegen        müsste das genauso geschehen, wie        noch irgendwie wie ein Pflanzenteil
                                 und weigere sich, den Kompost wei-        es etwa Calida bei seinen kompos-        ausschaut, soll ins Grüngut», sagt
                                 terhin zu kaufen, «und somit haben        tierbaren T-Shirts anbietet. «Der Tex-   Daniel Trachsel und weiss, dass er
                                 wir in der Grüngutverwertung zu-          tilhersteller sagt allerdings auch,      sich mit dieser Aussage auch in die
                                 sätzlich ein Qualitätsproblem». Und       dass seine T-Shirts im hauseigenen       Nesseln setzt, «aber es ist die klarste
                                 einen Konflikt mit dem Gesetzgeber:       Kompost innert 6 bis 12 Monaten          Vorgabe, um Fehleinwürfe weitge-
                                 «Gemäss der neuen Abfallverord-           zerfallen, was aber dazu führen          hend zu verhindern».
                                 nung vom 1. Januar 2016 muss der          kann, dass es von Konsumenten
                                 Anteil von Fremdstoffen im Grüngut        eben doch in die öffentliche Grün-
                                 im Vergleich zu vorher um weitere 50      guttonne gegeben wird und uns im
                                 Prozent vermindert werden.»               Prozess Probleme beschert oder
                                                                           Nachahmer mit nicht kompostierba-
                                                                           ren Textilien einlädt.»

                                                                                                                                                         9
PETflash 69 // petrecycling.ch
PETFLASH - PET-Recycling Schweiz
HINTERGRUND // MIKROPLASTIK

DAMIT MIKROPLASTIK NICHT
ZUM MONSTERPROBLEM WIRD
Mikroplastik ist in aller Munde –          Kunststoffobjekten, Mikrofasern von     enresultate zeigen, dass die Kreis-
sinnbildlich und wortwörtlich.             synthetischen Textilien oder Zigaret-   laufwirtschaft funktioniert und wei-
Verschiedene Studien haben                 tenstummel. Die in Verruf geratenen     ter ausgebaut werden muss.»
die Quellen der kleinen Kunst-             Kosmetikartikel machen gemäss ver-
stoffpartikel entlarvt und heraus-         schiedener Studien nur einen kleinen    Die Erkenntnisse von PET-Recycling
gefunden, dass PET-Getränke-               Anteil des Mikroplastiks aus.           Schweiz decken sich mit den Ergeb-
flaschen nicht zu den Verursa-                                                     nissen des Fraunhofer-Instituts und
chern gehören.                             PET-Getränkeflaschen zu Unrecht         den Aussagen des Bundesrates. In
                                           verdächtigt                             seiner Stellungnahme vom 21. No-
Es ist kaum sichtbar und doch ist es       Auch PET-Getränkeflaschen werden        vember 2018 hält dieser fest: «Der
überall – Mikroplastik. Die Kunst-         immer wieder verdächtigt. In einer      Verbrauch an Einwegverpackungen
stoffpartikel, die höchstens fünf Milli-   von der ETH Lausanne (EPFL) durch-      und kurzlebigen Produkten aus
meter gross sind, wurden mittlerwei-       geführten Untersuchung zum Vor-         Kunststoff ist zwar hoch, dank der
le in Gewässern, im Boden, in der          kommen von Mikroplastik in Schwei-      guten Abfallbewirtschaftung in der
Luft und in Nahrungsmitteln – und          zer Gewässern wurde festgehalten,       Schweiz ist die direkte Belastung der
somit auch in Mensch und Tier –            dass in den untersuchten Proben kein    Umwelt aufgrund von Verpackungen
nachgewiesen. Mehrere Studien ha-          Mikroplastik gefunden werden konn-      und Produkten allerdings gegenüber
ben versucht, die Herkunft von Mi-         te, das von PET-Getränkeflaschen        den Hauptquellen von Mikroplastik
kroplastik zu klären. Das deutsche         stammt. Für Jean-Claude Würmli,         sehr klein.» Deshalb muss die Kreis-
Fraunhofer-Institut und der Bundes-        Geschäftsführer von PET-Recycling       laufwirtschaft weiter ausgebaut wer-
rat nennen übereinstimmend den             Schweiz, ist dieses Resultat nicht      den. Auch Verbote von bedenklichen
Reifenabrieb als grösste Mikroplas-        überraschend: «PET-Getränkeflaschen     Produkten, die Entwicklung neuer
tikquelle. Weiter aufgeführt werden        werden nur dann zu Mikroplastik,        Filtersysteme und eine Anpassung
unter anderem Mikroteilchen, die           wenn sie in der Natur liegen gelassen   der Siedlungswasserwirtschaft könn-
beim Zerkleinern von Bauschutt ent-        werden und sich dort zersetzen.         ten verhindern, dass Mikroplastik
stehen, Verwehungen von Sport-             Durch das flächendeckende Sammel-       zum Monsterproblem wird.
und Spielanlagen, der Abrieb von           system von PET-Recycling Schweiz
Schuhsohlen, die Verwitterung von          wird genau das verhindert. Die Studi-

                                                                                                PET-Recycling Schweiz
                                                                                                   setzt sich dafür ein,
                                                                                           dass Mikroplastik nicht zum
                                                                                                Monsterproblem wird.
                                                                                                                       Bild: Richard Green/Alamy Stock Photo

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                                                                                                                                                               PETflash 69 // petrecycling.ch
REPORTAGE // SEIFENRECYCLING

                                 EIN ZWEITES LEBEN FÜR
                                 ANGEBRAUCHTE HOTELSEIFEN
                                 Die Stiftung SapoCycle sammelt in
                                 Schweizer Hotels gebrauchte Sei-
                                 fen ein und lässt sie bei der Stif-
                                 tung WohnWerk in Basel rezyklie-
                                 ren und wieder zu neuen Seifen
                                 verarbeiten. Diese kommen karita-
                                 tiven Organisationen im In- und
                                 Ausland zugute – und sorgen so-
                                 mit für eine bessere Hygiene.

                                 Sie liegen in vielen Hotels in der
                                 Schweiz in den Badezimmern auf und
                                 werden von den Gästen ein paar we-
                                 nige Mal fürs Händewaschen benutzt.
                                 Kaum sind die Gäste weg, bleiben die       Angelo Antonazzo (2. v. l.)
                                 angebrauchten Seifenstücke zurück          bedient während dem
                                                                            Produktionsprozess die
                                 und werden entsorgt. «Das sind in der      Seifenmaschine – hier flankiert
                                 Schweiz rund 130 Tonnen pro Jahr»,         von Daniel Stolz (links)
                                                                            sowie von Pia Tanner und
                                 bestätigt Dorothée Schiesser, Grün-
                                                                            Dorothée Schesser (rechts).
                                 derin und Präsidentin der Stiftung
                                 SapoCycle in Basel. «Als mir das vor
                                 ein paar Jahren einmal bewusst wur-      Element hätten sie dazugekauft,            Nun könne punkto Professionalität
                                 de, war mir klar, dass ich etwas dage-   schmunzelt Pia Tanner, «die Seifen-        fast schon von einer industriellen Her-
                                 gen unternehmen will.» Und kaum          maschine, einen Extruder, haben wir        stellung gesprochen werden, führt
                                 hatte sie dies mit ihrem Stiftungsteam   in Holland bekommen». (Der gesam-          Pia Tanner weiter aus. «An zwei
                                 initiiert, seien auch schon von vielen   te Prozess der Herstellung ist hier zu     Arbeitstagen in der Woche stellen
                                 Hotels Seifen geliefert worden.          sehen: www.petrecycling.ch/seifen)         wir 300 bis 700 Seifenstücke her,
                                                                                                                     seit dem Beginn waren das aus 11
                                 Einfach zu neuen Seifen                  Stolz auf die Arbeit                       Tonnen angelieferten Seifen schon
                                 In der Stiftung WohnWerk in Basel        Ganz wichtig war für die Stiftung          76’000 Stück oder 7,6 Tonnen.» Und
                                 hat Dorothée Schiesser den richti-       WohnWerk, die erwachsene Men-              das Potenzial für noch mehr ist da,
                                 gen Partner gefunden, um aus alten       schen mit geistiger Beeinträchtigung       wie Dorothée Schiesser bestätigt:
                                 Seifen wieder neue herzustellen.         beschäftigt, zwei Teams zusammenzu-        «Mit dem entsprechenden Ausbau
                                 Zwei Bachelorarbeiten, eine zur Um-      stellen, die sich um die Seifenherstel-    der Kapazitäten wäre es durchaus
                                 setzung und die andere zur hygieni-      lung kümmern. «Wir wollten unseren         möglich, noch mehr Seifen zu produ-
                                 schen Aufbereitung, sorgten erst         Klientinnen und Klienten, die hier ar-     zieren.» Und genau ein solcher Aus-
                                 einmal für das notwenige Funda-          beiten, dabei möglichst viel Gestal-       bau ist gemäss Pia Tanner auch ge-
                                 ment, während bei der Stiftung           tungsfreiraum lassen», erklärt Pia Tan-    plant. «Es wird weitere Investitionen
                                 WohnWerk Teamleiterin Pia Tanner         ner. Dies habe sich bestens bewährt.       geben, unter anderem in die Opti-
                                 für die Umsetzung vor Ort sorgte.        «Sowohl für sie selbst auch als für uns    mierung der Abluftsysteme.» Bereits
                                 «Wir mussten zuerst einmal einen         in der Leitung ist dies fast schon eine    laufen seitens SapoCycle noch ganz
                                 Prozess definieren, wie sich eine sol-   perfekte Situation.» Sie fühlen sich       andere Gespräche, wie Dorothée
                                 che Produktion organisieren lässt.»      nicht nur wohl bei der Arbeit, sie sind    Schiesser verrät: «Wir sind daran,
                                 In verschiedenen Schritten werden        auch stolz darauf, «nicht zuletzt auch,    auch für Flüssigseifen eine Lösung zu
                                 aus alten Seifen wieder neue herge-      weil sie mit ihrer Arbeit wieder anderen   finden, bei denen es nicht nur um
                                 stellt – und dies mit ganz einfachen     Menschen helfen können». Die Seifen        den Inhalt, sondern auch um das
                                 Mitteln, wie Käsehobeln, Apfelschä-      gehen im In- und Ausland an karitative     Recycling der Plastikfläschchen geht.»
                                 lern, «oder zweckentfremdeten Kü-        Organisationen und sorgen so für bes-
                                 chenmaschinen». Nur ein zentrales        sere hygienische Verhältnisse.             www.petrecycling.ch/seifen

                                                                                                                                                         11
PETflash 69 // petrecycling.ch
REPORTAGE // UMWELTSCHUTZ IM WINTERSPORT

MEHR GRÜN IM
WEISSEN SKIPARADIES
Freizeit heisst im Winter vor allem       weggebinde benutzen.» Statt mit          die erwähnten Keramikbecher oder
Schneesport – auch wenn dies              einem Pappbecher mit Kaffee auf          die sogenannten «Keep Cups» für
aufgrund der Klimaveränderun-             den Crap Sogn Gion zu fahren,            Kaltgetränke kaufen oder auf Glas
gen auch in der Schweiz immer             bieten die Take-away-Geschäfte stil-     umsteigen.
weniger selbstverständlich ist.           volle «greenstyle LAAX»-Becher aus
Umso wichtiger ist es zum Bei-            Keramik an, die sich dank des fest-      Abfall trennen
spiel für die Weisse Arena Grup-          sitzenden Deckels auch problemlos        Dass es – trotz aller Massnahmen zur
pe, die unter anderem für die Ge-         verschliessen lassen. «Diese können      Vermeidung – im Wintersport den-
meinden Flims, Laax und Falera            immer wieder neu befüllt werden –        noch zu Abfall komme, sei klar, so
unter dem Markennamen «LAAX»              mit zusätzlichem Anreiz, indem wir       Reto Fry, dennoch soll das Ziel einer
das Skigebiet Flims Laax Falera           den Kaffee günstiger anbieten.» Auch     50-prozentigen Reduktion bis 2023
betreibt, den Schutz der Umwelt           oben auf dem Gipfel sollen Mehr-         erreicht werden. Im gesamten Ski-
mehr in den Alltag zu integrieren.        weggebinde die meist nur einmal be-      gebiet stehen rund 60 Recyclingsta-
                                          nutzten 0,5-Liter-PET-Getränkeflaschen   tionen zur Verfügung, um PET-Ge-
Auf den eigens hergestellten und          ablösen. Dazu der Geschäftsführer        tränkeflaschen, Alu und Restmüll zu
überall im Skigebiet aufgestellten Ab-    der GALAAXY-Gastrobetriebe in der        trennen und korrekt zu entsorgen.
fall- und Recyclingstationen steht edel   Bergstation auf dem Crap Sogn Gion,      In den zwei grossen Talstationen in
eingestanzt der Begriff «greenstyle».     Robert Adam: «Zum ersten Mal             Laax-Murschetg und Flims wird die
Das ist nicht der Name des Herstel-       bieten wir diese Saison keine PET-       Sammelware vorsortiert, bevor die-
lers, sondern der Titel eines umfas-      Verpackungen mehr an. Die Gäste          se dann je nach Fraktion an die
senden Umweltkonzeptes der Weis-          können ihre leeren Gebinde bei uns       entsprechenden Werkhöfe abtrans-
sen Arena Gruppe für die Destination      mit Getränken auffüllen – ausserhalb     portiert wird. Dazu gehören pro
«LAAX». Die Ziele seien hochge-           des Restaurants gratis mit Wasser        Jahr auch sechs Tonnen PET-Ge-
steckt, erklärt der Umweltbeauftrag-      oder drinnen an den Ausgabestellen       tränkeflaschen. «Zudem nehmen
te der Weissen Arena Gruppe, Reto         zu günstigeren Preisen mit Softdrinks    jedes Jahr über 400 Einheimische
Fry: «Wir wollen die erste selbstver-     oder Heissgetränken.» Wer keine          und Ferienwohnungsbesitzer am
sorgende Alpendestination der Welt        eigene Flasche mit dabei hat, kann       «greenstyle»-Clean-Up-Day teil.»
werden – 100 Prozent CO2-neutral.
Dabei besteht auch eine enge Zu-
sammenarbeit mit den Standortge-
meinden, wie Marco Maranta bestä-
tigt, er ist Leiter Bauamt in Flims:
«Neben vielen anderen Themen sind
wir zum Beispiel im Bereich Strom
und Energie mit der zu 100 Prozent
zur Gemeinde gehörenden Flims
Electric AG in der Produktion von
Ökostrom aktiv involviert.»

Mehrweggebinde fördern
«Reduce, reuse, recycle – reduzieren,
erneut brauchen, rezyklieren.» Das
sind für Reto Fry die zentralen Begrif-
fe im Umgang mit Abfall. Und dabei
sei man schon weit fortgeschritten.
«Wir wollen unsere Gäste so weit
bringen, dass sie zum Beispiel Mehr-

                                            Mehrweg-Keramikbecher
12                                          statt Pappbecher: Mitarbeiterin
                                            Livia Solèr im Piazza-cafedeli                                                 PETflash 69 // petrecycling.ch

                                            an der Talstation in Laax.
Reto Fry bringt einen
                                                                                                                                                     vollen PET-Recycling-
                                                                                                                                                          Sammelsack zur
                                                                                                                                                        Talstation in Laax.

                                 Ob mit der Vermeidung von Abfall,
                                 der Förderung von Solaranlagen, mit
                                 Elektromobil-Ladestationen oder in
                                 der Wasserbewirtschaftung – alles
                                 geschieht im Skigebiet «LAAX» auch
                                 ganz klar aus Eigeninteresse: «Der
                                 Klimaschutz ist für uns existenziell»,
                                 sagt Reto Fry, «und das ist auch den
                                 meisten unserer Gäste bekannt. Eine
                                 Umfrage hat gezeigt, dass unsere
                                 Massnahmen nicht nur akzeptiert,
                                 sondern auch unterstützt werden.
                                 Unser Skigebiet soll auch in Zukunft
                                 weiss bleiben.»

                                 Weitere Informationen:
                                 www.laax.com/infos/greenstyle

                                 UMWELT // VERBOT VON EINWEGPLASTIK

                                 EIN GROSSER SCHRITT GEGEN
                                 DIE PLASTIKVERSCHMUTZUNG
                                 Die Ozeane versinken im Plastik-         auf der Begrenzung ihrer Verwen-           Umwelt (BAFU) entwickelt gemein-
                                 müll. In der EU ist man sich einig,      dung. Diese Strategie zielt auch da-       sam mit der Industrie eine Strategie
                                 dass dagegen etwas unternom-             rauf ab, die europäische Kreislauf-        zur Verbesserung des Recyclings.
                                 men werden muss. Ab 2021 wer-            wirtschaft auszubauen. Einig sind          «Anstatt Verbote einzuführen, sind
                                 den deshalb in der EU voraussicht-       sich alle darin, dass die Verschmut-       Sammelsysteme zu etablieren, zu nut-
                                 lich Besteck, Teller, Trinkhalme         zung der Meere ein untragbares             zen und die Abfallfraktionen zu rezy-
                                 und andere Produkte aus Kunst-           Mass erreicht hat. Es bestehen je-         klieren.» ist sich Silvio Ponti, Präsident
                                 stoff sowie Lebensmittelbehälter         doch unterschiedliche Meinungen zu         von Swiss Plastics sicher. Ein solches
                                 aus EPS – also Styropor – verbo-         einzelnen Massnahmen – vor allem           sehr gut funktionierendes Sammel-
                                 ten. Die Schweiz verfolgt eine ei-       in der Kunststoffbranche.                  system hat die Schweiz bereits mit
                                 gene Strategie.                                                                     dem PET-Recycling, womit 83 Pro-
                                                                          Die Schweiz ist vom geplanten              zent der PET-Getränkeflaschen wie-
                                 Mit dem Verbot sagt die EU der Mee-      EU-Verbot nur indirekt betroffen, da       derverwertet werden können.
                                 resverschmutzung den Kampf an. Sie       die meisten Produkte aus Kunststoff
                                 will damit unter anderem innovative      importiert werden. Obwohl sie beim
                                 und umweltfreundlichere Alternati-       Plastikverbot der EU nicht nachzieht,
                                 ven zu den umstrittenen Einwegpro-       reagiert sie auf die internationale Ent-
                                 dukten fördern. Bei Produkten ohne       wicklung. Allerdings setzt sie dabei
                                 Alternative liegt der Schwerpunkt        auf Freiwilligkeit. Das Bundesamt für

                                                                                                                                                            13
PETflash 69 // petrecycling.ch
LIFESTYLE // AKUSTIKPANEL

                                                                                                                                                                           Bild: Echojazz®
                          TOP-AKUSTIK
                          DURCH
                          PET-RECYCLING
                          Die Akustikpanels vom Hersteller
                          ECHOJAZZ® verbessern die Akustik
                          zu Hause und am Arbeitsplatz und
                          sorgen dafür, dass die Sprachver-
                          ständlichkeit in den Räumen massiv
                          gesteigert wird. Diese EchoPanel®
                          von Echojazz® werden zu 100 Prozent
                          aus rezykliertem PET hergestellt und
                          können am Ende des Lebenszyklus
                          wieder rezykliert werden.
                          www.bellton.ch/echojazz

                          LIFESTYLE // GETRÄNKE                   LIFESTYLE // GETRÄNKE                                             LIFESTYLE // GETRÄNKE
                          BIO-EISTEE                              NEUE FORMATE                                                      DER NEUE
                          AUS DEM APPEN-                          BEI BELIEBTEN                                                     ZUCKERFREIE
                          ZELLERLAND                              GETRÄNKEN                                                         EISTEE-GENUSS
                          Die iisfee von der Goba AG, Mine-       Das Aproz Classic Lemon und das                                   Der Ice Tea Herbes des Alpes von Coop
                          ralquelle und Manufaktur, ist ein       Classic Mint Lime sind neu in der                                 Naturaplan mit 100 Prozent Schwei-
                          Erfrischungsgetränk mit Bio-Grün-       handlichen 0,5-Liter-PET-Getränkefla-                             zer Alpenkräutern kommt in der un-
                          tee-Extrakt und anderen natürlichen     sche in der Migros erhältlich. Aquella                            gesüssten Variante ganz ohne Zucker
                          Aromen. Kalt genossen ist die iisfee    Taste Erdbeere Minze und Zitrone Li-                              oder Süssungsmittel aus. Er ist in 0,5-
                          unwiderstehlich. www.goba-welt.ch       mette gibt es neu in der praktischen                              und 1-Liter-PET-Getränkeflaschen bei
                                                                  0,75-Liter-PET-Flasche mit Sportver-                              Coop erhältlich. www.coopathome.ch
                                                                  schluss. Und Aperitiv Tonic Water, Bit-
                                                                  ter Lemon und Ginger Ale sind neu in
                                                                  der 1-Liter-PET-Flasche im Regal.
                                                                  www.migros.ch
                                                                                                 Bild: Aproz Sources Minérales SA
                                                  Bild: Goba AG

                                                                                                                                                              Bild: Coop

                                                                  LIFESTYLE // SCHNEEBESEN UND EISKRATZER
                                                                  ÖKO-AUTOPRODUKTE FÜR DEN WINTER
Bild: KUNGS Deutschland

                                                                  Finnische Nachhaltigkeit: Die Griffe der KUNGS-Green-Produkte werden zu
                                                                  70 Prozent aus Recyclingkunststoff und die Borsten zu 100 Prozent aus rezy-
                                                                  kliertem PET-Kunststoff hergestellt. Das flexible, gleitfähige PET ist perfekt für
                                                                  die Borsten geeignet und wird inzwischen für alle KUNGS-Produkte verwen-
                                                                  det. www.kungs.fi/de

                                                                                                                                                                                             PETflash 69 // petrecycling.ch
PET-RECYCLING // WETTBEWERB

                                                  PETFLASH-RÄTSELSTUNDE
                                 Lösen Sie das Rätsel mithilfe der Informationen aus dieser Ausgabe:

                                 Hersteller nachhaltiger Autoprodukte

                                 Präsident VBSA (Nachname)

                                 Kompostierbarer Sack

                                 Stiftung für Seifenrecycling

                                 Akustikpanel

                                 Reduce, …, recycle

                                 Solid-...-Prozessor

                                 Teilnahme:
                                 Füllen Sie das Formular unter folgendem Link aus:
                                 www.petrecycling.ch/raetselrunde
                                 So nehmen Sie automatisch an der Verlosung
                                 folgender Preise teil:

                                 3 x eine Tasche «Lara» von Rossis
                                 Eine praktische und voluminöse Tasche
                                 aus rezyklierten PET-Getränkeflaschen.

                                 5 x ein Paket von KUNGS Green
                                 Jeweils ein Schneebesen mit Eiskratzer
                                 und ein kleiner Eiskratzer aus rezyklierten
                                 PET-Getränkeflaschen.

                                 5 x PETI, das PET-Maskottchen
                                 Der PET-Container zum Kuscheln.

                                 Nehmen Sie jetzt am Wettbewerb teil.
                                 Einsendeschluss ist der 30. März 2019.
                                 PET-Recycling Schweiz wünscht Ihnen viel Glück.
                                 Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

                                 PETflash 68 // Oktober 2018
                                 Das Lösungswort des letzten Rätsels lautet «Produkt». Der Gewinner und die Gewinnerin der Hauptpreise sind
                                 Michael Hodler aus Thun und Mélanie Yerly aus Grattavache.

                                                                                                                                              15
PETflash 69 // petrecycling.ch
PETFLASH
DAS MAGAZIN VON PET-RECYCLING SCHWEIZ     NR. 69 // FEBRUAR 2019

                                        MIT SPANNENDEN ARTIKELN
                                        UND REPORTAGEN
                                        ÜBER DIE PET-SAMMLUNG,
                                        DAS RECYCLING UND
                                        DEN UMWELTSCHUTZ.

                                                       PET-Recycling Schweiz
                                                       Naglerwiesenstrasse 4
                                                                 8049 Zürich

                                                     Telefon: 044 344 10 80
                                                         E-Mail: info@prs.ch
                                                        www.petrecycling.ch
                                         www.facebook.com/proudpetrecyclers
        8049 Zürich
 P.P.

                                                                                  PERFO RMAN CE

                                                                                         neutral
                                                                                      Drucksache
                                                         No. 01-18-198146 – www.myclimate.org
                                                         © myclimate – The Climate Protection Partnership
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