Das liebe Geld 211 0 - Kirchenbote SG
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11 2 0 DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST. GALLEN www.kirchenbote-sg.ch Das liebe Geld SEITE 3 SEITE 6 SEITE 7 Goldenes Kalb Wie gewonnen Reiche Armut HUMMLER DENKT QUER SO ZERRONNEN – IM CASINO DER OBDACHLOSE MEIER
EDITORIAL IM ANFANG Geld stinkt nicht Liebe Leserin, lieber Leser Wo dein Schatz ist, «Pecunia non olet – Geld stinkt nicht», soll der römische Kaiser Vespasian einst da ist auch dein Herz gesagt haben. Als er eine Latrinensteuer Zufriedenheit kann man lernen, ob mit viel oder mit wenig Geld auf öffentliche Pissoirs erhob, hielt er Text: Katalin Schröder, Pfarrerin, Nesslau | Foto: Pixabay seinem Sohn die ersten Einnahmen un- ter die Nase. «Stört dich der Gestank», fragte er, «wo es doch vom Urin kommt?» «Ich habe gelernt, in jeder Lage zurecht- dem Park nähern, lächelt der Indianer: «Sie zukommen und unabhängig zu sein. Ob ich wird immer lauter.» nun wenig oder viel habe, beides ist mir Sein Freund glaubt es immer noch nicht. Doch Stinkt Geld wirklich nicht? Das fragen vertraut, und ich kann mit beidem zufrie- wirklich: Da, auf einer Mauer am Rand des sich Befürworter und Gegner der Kon- den sein. Allem bin ich gewachsen durch Parkes, sitzt eine Grille! zernverantwortungsinitiative. Es geht da- den, der mich stark macht.» (Phil 4,11-13) «Du hast aber ein aussergewöhnliches Gehör», bei um Geld, das Schweizer Konzerne ruft der Freund erstaunt. unter fragwürdigen Bedingungen im Aus- Der dankbare Mensch ist reich, egal, ob er «Nein, nein», widerspricht der Indianer, «das land erwirtschaften. Wie soll die viel oder wenig hat. Stimmt das? Der Schlüs- stimmt nicht. Ich höre nicht besser als alle an- Schweiz, wie sollen die Kirchen mit die- sel sei nicht die Geldmenge, sondern die Le- deren. Guck mal, ich zeige dir was. Hast du ser Problematik umgehen? Auf den Sei- bensmitte, betont Paulus im Philipperbrief. einen halben Dollar? Gib ihn mir bitte.» ten 10 und 11 nimmt je ein kirchlicher Er lernte, genügsam zu sein, und zwar durch Der Freund holt das glänzende Geldstück aus Befürworter und Gegner der Konzernver- Christus. Die Freiheit, nicht immer über das der Tasche und gibt es dem Indianer. antwortungsinitiative Stellung. Materielle nachzudenken, kann man also ler- «Pass mal auf», sagt er und lässt die Münze auf nen. Es ist keine vererbte Eigenschaft. Eine den Asphalt fallen. Das Geldstück tanzt kurz Stinkig oder nicht, für die Zufriedenheit Anekdote von Wayne Rice verdeutlicht das: auf dem Boden und klingt ganz nett, als würde spiele Geld keine Rolle, finden Pfarrerin jemand lachen. Katalin Schröder (Seite 2) und Banker Ein Indianer spaziert mit einem Freund durch Da bleiben die Menschen ringsherum stehen, Paul Zumbühl (Seiten 4 und 5). Zumin- New York. Plötzlich bleibt der Indianer stehen. drehen sich um und schauen, woher das Ge- dest wenn für die Grundbedürfnisse ge- «Hörst du das?» räusch kommt. sorgt ist, wenn Essen da ist und ein war- «Was?» «Siehst du», sagt der Indianer, «es war gar mes Bett für die Nacht bereitsteht. Beides «Eine Grille zirpt», sagt der Indianer. nicht lauter als das Gezirpe der kleinen Grille, fehlte Hans Peter Meier, als er seine Stel- «Das ist ausgeschlossen. Hier gibt es keine trotzdem haben es alle gehört. Weisst du, wo- le verlor und auf der Strasse landete Grillen. Und wenn es welche gäbe, würde man ran deine Ohren gewohnt sind zu hören, das (Seite 7). Zwei Wochen lang ass er gar sie bestimmt nicht hören können.» werden sie immer und überall hören.» nichts, bis er den Weg in eine Gassenkü- «Doch, doch. Es ist eine Grille. Ich bin mir sicher. Folge mir nach.» «Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz», che fand. Wenn das Geld ganz ausbleibt, Sie biegen in eine Nebengasse ein und bald er- sagt Jesus. Und die Seinen hören auf seine wird es schnell existenzbedrohend. blicken sie einen kleinen Park. Als sie sich Stimme und folgen ihm nach. «Doch! Geld stinkt!», meint Konrad Hummler in seiner eigenwilligen Inter- pretation der Geschichte vom Goldenen Kalb (Seite 3). Nämlich dann, wenn es kollektiviert werde. Es sei dann buch- stäblich einen Dreck wert. Egal, ob Geld stinkt oder nicht. Wer zu wenig hat, kommt arg in Nöte und träumt vom schnellen Geld. Ein Ca- sinobesuch ist aber kaum ein gute Taktik (Seite 6). Eher empfiehlt sich ein Gang zur Schuldenberatung der Evangelischen Frauenhilfe (Seite 15). Schritt für Schritt zeigt sie den Weg aus der Armutsfalle. Denn dabei helfen weder Glücksspiel noch Urinsteuer. Stefan Degen Die Ohren hören das, woran sie gewohnt sind: das Zirpen einer Grille oder das Klimpern einer Münze. 2 AUSGABE 11/2020
THEMA: GELD Parteien auch heute noch erhoffen und um- tanzen: Das durch Zwangsabgaben kollekti- vierte Kapital soll alle politischen, wirtschaft- lichen und sozialen Probleme lösen und den Weg ins «gelobte Land» weisen. Mose aber verwirft das an Magie anknüpfende Problem- lösungsverfahren. Er pulverisiert das golde- ne Kalb und fügt den Goldstaub dem Trink- wasser bei – eine kluge, irreversible Entsor- gung. Die Illusion, man könne durch zwangs- weise Umverteilung Gutes bewirken, kann so nicht wieder neu entstehen. AUS GOLD WIRD KOT Es gibt beim Bericht über die Entsorgung des pulverisierten Goldkalbes via Trinkwasser noch eine weitere Pointe. Die mittelalterli- chen Alchemisten versuchten, aus Dreck Gold zu machen. Das von Mose praktizierte Entsorgungsverfahren geht den umgekehrten Weg. Der Goldstaub wird verdaut, er wird zu Kot. Das Kollektivgold ist für immer «aus den Augen, aus dem Sinn». Es ist entsorgt und eignet sich in Zukunft weder als Wertanlage noch als Fetisch, weder als Tauschmittel noch als Objekt der Besteuerung. Dahinter Durch die Erzählung in Exodus 32 wurde das Goldene Kalb zum Inbegriff des Götzenbildes. steckt die Botschaft: Gold hat keinen Ge- brauchswert. Es ist in der Wüste buchstäb- lich «einen Dreck wert». Denn das eigentlich Das Götzenbild des Wertvolle ist dort das Trinkwasser. Eine grammweise Rückgabe des Goldes an kollektiven Heils die ursprünglichen Besitzerinnen und Besit- zer wäre unmöglich gewesen. Sie hätte zu endlosen Streitereien geführt, weil ja die Kol- In der Geschichte vom Goldenen Kalb ist Kollektivgold bloss «einen Dreck wert» lektivierung die Schmuckeigentümerinnen Text: Konrad Hummler, Teufen AR | Bild: Getty Images ungleich getroffen hatte. In dieser Hinsicht war Mose ein weitsichtiger Mensch. Die Menschen sind fixiert auf Reichtum Bibel in Exodus 32 die Geschichte vom Gol- und huldigen gierig dem Mammon – so wird denen Kalb. der Tanz ums Goldene Kalb häufig verstan- Konrad Hummler den. Dabei kann man die berühmte Ge- AUSUFERNDER STAAT ALS «GÖTZE» schichte über Gott und Götzen am Berg Nach landläufiger Deutung ist der «Tanz ums Der Ökonom und Jurist Konrad Hummler Sinai auch anders lesen. Goldene Kalb» die Verherrlichung von Reich- ist 1953 in St. Gallen geboren und aufge- tum und Geld, um das sich in einer kapitalis- wachsen. 1991 wurde er geschäftsführen- Mit Blitz und Donner begegnet Gott Mose auf tischen Gesellschaft – angeblich – alles der Teilhaber der Privatbank Wegelin. dem Berg Sinai und übergibt ihm die Zehn dreht. Doch diese Deutung wird dem Bibel- Diese bekannte sich 2013 als erste aus- Gebote. Währenddessen gibt Moses Bruder text nicht gerecht. Das goldene Kalb symboli- ländische Bank in den USA der Beihilfe Aaron dem Flehen des Volkes nach, das im- siert nämlich nicht das private Kapital. Es zur Steuerhinterziehung schuldig. mer wieder «sichtbare» Götter fordert, «die entsteht ja aus dem zusammengeschmolze- Zuvor war ein vor uns hergehen». Er fordert das Volk auf, nen Goldschmuck, aus dem einzigen tragba- Grossteil des Ge- die goldenen Ohrringe der Frauen, Söhne ren Privatvermögen der Nomaden, ihrer pri- schäftes an die und Töchter abzureissen und ihm zu brin- vaten Vorsorge sozusagen. Dieses Privatver- Raiffeisenbank ver- gen. Daraus giesst er ein goldenes Kalb. Als mögen wird im goldenen Kalb kollektiviert. kauft worden. Der Mose vom Sinai heruntersteigt und das Volk Durch das Opfer für die Gemeinschaft sollte Artikel basiert auf im wilden Tanz um dieses Götzenbild sieht, dann von einer offenbar käuflichen Gottheit einem Referat an- zerbricht er im Zorn die Gesetzestafeln. Er das kollektive Heil erlangt werden. lässlich der City- verbrennt das Kalb, zermalmt es, löst das Kirchen-Konferenz Pulver in Wasser auf und lässt es das Volk Wenn wir den Begriff «Götze» durch das Kol- im Oktober 2017 in trinken. Und er übt Rache, blutige Rache, zu- lektiv, den ausufernden Staat, ersetzen, sind Zürich. (sd) sammen mit seinen Getreuen. So erzählt die wir nahe bei dem, was Staatsgläubige aller WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 3
THEMA: GELD In «Geld» we trust – oder Reichtum ist grundsätzlich nichts Schlechtes, allein die Haltung gegenüber dem Geld zählt – Text: Reinhold Meier, BR-Journalist und Psychiatrie-Seelsorger, Wangs | Fotos: Pixabay (Dollar), Hansjörg Walter Was für eine schöne Ironie: «In God we war denn auch eher mittellos unterwegs, mit trust, wir vertrauen Gott!» So steht es auf Frauen und Männern, die sich seinem Armuts- jeder Dollarnote, der globalen Leitwährung. ideal anschlossen und vorderhand im Hier Ja, was nun? Sollen wir Gott oder dem Geld und Jetzt lebten, weil sie damit rechneten, vertrauen? dass Gott sie schon versorgt. Als einmal ein Reicher dazustossen wollte, forderte Jesus Wer sich umhört bei Fachleuten für Finanzen ihn auf, dem Besitz zu entsagen. Fehlanzeige. und Religion, gewinnt rasch den Eindruck, Jener ging traurig weg. Schliesslich kommt dass Geld und Gott sich in etwa so zueinan- eher ein Kamel durchs Nadelöhr als ein der verhalten wie ein älteres Ehepaar. Sie Reicher in den Himmel. kriegen sich in die Haare und können doch nicht voneinander lassen. Als hätte die Fi- Das alles knüpft nahtlos an ans Zinsverbot nanzwelt etwas Religiöses und die Religion des Alten Testaments. Und an die Forderung etwas Ökonomisches. Kein Zufall – verspre- zum Schuldenerlass, einer Sozialklausel, da- chen doch beide das Gleiche: Sicherheit in mit die Unterschiede nicht zu gross würden. Krisen, Erlösung vom Übel und das Paradies. Dafür braucht’s nur Credit. Oder Credo. So Immer mehr Millionäre eine Art Vertrauensvorschuss. «Wenn viel Geld wirklich in der Schweiz LOB DES REICHTUMS glücklicher machen würde, würde man diese Leute doch Die christliche Tradition zum Geld ist viel- Anfang des Jahres 2020 war Ernesto schichtig. Einerseits wird emotionsfrei vom auf der Strasse erkennen!» Bertarelli (Waypoint Capital) mit Reichtum berichtet, wie etwa bei Abraham Paul Zumbühl einem Vermögen von rund acht Milliar- und Sara, die als Krösusse galten. Oder Hiob. den US-Dollar der reichste Schweizer. Er wird von Gott mit Gold überschüttet, Auf Platz zwei folgen Gianluigi Aponte, kriegt dazu 6000 Kamele und 1000 Eselinnen. Psalmen erzählen von der Nähe Gottes zu der Gründer des italienischen Ree- Zehn Kinder gab’s noch obendrauf. Und die den Armen: Er verschaffe ihnen Recht, rette dereiunternehmens Mediterranean biblische Weisheit weiss, dass Gott die Ar- sie vor den Räubern und helfe ihnen, aufzu- Shipping Company (MSC), und seine beit des Fleissigen gut belohnt, eine Einsicht, stehen. Propheten kritisieren die Ausgren- Frau Rafaela Aponte, mit einem ge- die wohl irgendwann ihren Weg in die helve- zung: Die Reichen hätten ihnen die Häuser meinsamen Vermögen von 6,5 Milliar- tische DNA fand. geraubt, verkauften sie um ein paar Schuhe den US-Dollar. Rang drei belegt Hans- und an ihren Kleidern hänge das Blut der Ar- joerg Wyss (Synthes) mit 5,5 Mia. Dol- Im Neuen Testament stehen zwei Frauen für men. Ein Diktum, das merkwürdig aktuell lar, gefolgt von Magdalena Martullo- mondänen Luxus, jene Dame der Jerusale- tönt, da der Westen doch heute allzu oft sei- Blocher (Ems-Chemie Holding) mit 5 mer Haute Volée, die Jesus mit einem sünd- ne Kleider und Hosen aus den Händen asiati- und Rahel Blocher (CA Technologies) haft teuren Eau de Toilette parfümiert. Dies scher Näherinnen so gedankenlos trägt wie mit 4,9 Mia. Dollar Vermögen. Die nur wenige Stunden vor seinem Ableben, wegschmeisst. Die aber haben oft kaum weiteren reichsten Schweizer sind was Kritiker schon damals zur Schnapp- mehr als einen Dollar am Tag. Und auf dieser Dona Bertarelli, Margarita Louis-Drey- atmung zwang: «Wie sinnlos ist das denn? Note steht dann «In God we trust». fus und Familie (Louis Dreyfus Compa- Hätte man das Geld lieber den Armen gege- ny), Thomas Schmidheiny (Lafarage ben!» Ihr zur Seite steht Lydia, eine Frau, AUF DIE HALTUNG KOMMT ES AN Holcim), Martin Haefner (CA Technol- über die man gerne mehr erfahren würde. Die grosse spirituelle Tradition der Christen- gies) und Rudolf Maag (Investor). Sehr eigenständig, emanzipiert, eine spiritu- heit steht zum Geld also insgesamt eher ell Suchende – und richtig reich, diese selbst- nüchtern: Es kommt ihr nicht so sehr darauf In der Schweiz stieg 2019 die Zahl der ständige Purpurhändlerin, Handlungsreisen- an, Reichtum und Armut zu beurteilen, als Dollar-Millionäre um 13,9 Prozent auf de zwischen Orient und Okzident mit dem wäre das eine immer gut und das andere im- 438 000. Ihr Gesamtvermögen stieg um teuersten Farbstoff der Welt. Sie verkehrte in mer schlecht. Oder umgekehrt. Viel wichti- 14,1 Prozent. An der Spitze des Clubs höchsten Kreisen und verdiente am Luxus- ger ist ihr die Haltung gegenüber dem Zaster: der Reichen stehen die USA, gefolgt gut hinlänglich. Erwartet man von Scheinen und Münzen von Japan, Deutschland und China. Glück, Erfüllung und Sicherheit – also mehr, Diese Länder stehen zusammen für KLAGE DER ARMUT als alles Geld der Welt leisten kann – und nahezu 62 Prozent der Vermögenden Andererseits ist auch Armut ein Thema. Der rafft so viel, wie es geht? Oder ist man in der weltweit. Die Schweiz belegt den sieb- bekannteste Beleg ist das scharfe Jesuswort, Lage, loszulassen und zu geben, was man ten Rang. (Quelle: Forbes) man könne nicht gleichzeitig Gott dienen kann? «Gier» hiess das Raffen früher und und dem Geld. Der gelernte Zimmermann meinte «den Hals nicht vollkriegen». 4 AUSGABE 11/2020
THEMA: GELD doch in Gott? Geld gearbeitet, im Finanz- und Kreditsektor, auch als Anlageberater und zuletzt als Regio- nalleiter der hiesigen Kantonalbank. Und er und Stress. Auch bei Lottogewinnern. Eine Studie zeige, dass 75 Prozent von ihnen nach vier Jahren ärmer seien als zuvor. «Nichts be- sagt die Bibel, und Gottvertrauen schadet nicht hat doch in all den Jahrzehnten nie seinen täubt die Sinne mehr als leicht verdientes Kompass verloren, blieb stets emotionsfrei Geld.» Deswegen sei Vererben auch oft so dem Papier und den Talern gegenüber, die heikel, so Zumbühl. Plötzlich stehe viel Geld das Material nicht wert sind, das ihr Auf- im Raum, aber auch eine Familiengeschichte. Sie kann Arme wie Reiche treffen, Banker druck verheisst. «Gier steckt das Gehirn an, «Nichts ist dann schlimmer, als das Erbe un- und «Büezer», und Sprungbrett werden für und dann funktioniert es nicht mehr», kann gleich zu verteilen», rät er. Sonst vererbten Hochmut und Gottvergessenheit. Das Gegen- sich die «offenen Rechnungen» zwischen den teil wäre Gottvertrauen. Jesus mahnte denn Erben gleich mit. Das passt ganz gut zum auch: «Was würde es einem Menschen helfen, «Geld ist nur ein Zahlungs- Volksmund, der weiss, dass das Totenhemd wenn er die ganze Welt gewönne, aber Scha- mittel und bedeutet eine keine Taschen hat. Also, loslassen und raus den nähme an seiner Seele?» Nichts. Und gewisse Freiheit, doch wirk- damit. Mitnehmen kann sowieso keiner was, Paulus pflichtet ihm bei: «Ich kenne beides, dann lieber gleich Gutes damit tun. Entbehrung und Überfluss, Sattsein und Hun- liche Freiheit haben wir nur, gern und halte beides aus durch Gott, der wenn der Geist frei ist.» «SCHOTTER» NICHT ÜBERBEWERTEN mir Kraft gibt.» Wie nüchtern, wie gelassen Oswald Grübel In die gleiche Richtung zielt der langjährige doch Gottvertrauen sein kann! Also: Die Hal- Banken-Chef Oswald Grübel. Im Interview tung macht’s, und nicht der messbare Stand mit dem Pfarrblatt meint er: «Geld ist nur ein auf dem Konto. er sich fast lustig machen über allzu blinden Zahlungsmittel und bedeutet eine gewisse Glauben ans Materielle. Wenn die Grundbe- Freiheit, doch wirkliche Freiheit haben wir «GIER STECKT DAS HIRN AN» dürfnisse gestillt seien, führe mehr Geld sel- nur, wenn der Geist frei ist.» Und er bricht «Geld ist ein Tauschmittel, sonst nichts», er- ten zu mehr Glück, findet er. Und kann es be- eine Lanze dafür, mit Geld Gutes zu tun: «Vor klärt denn auch Paul Zumbühl, und er wirkt weisen: «Wenn viel Geld wirklich glücklicher hundert Jahren hatten wir achtzig Prozent dabei ebenso locker wie nüchtern, mit spür- machen würde, würde man diese Leute doch hungernde Menschen auf der Welt, heute barer christlicher Bodenhaftung. Der Mann auf der Strasse erkennen!» Doch Fehlanzeige. sind es zehn Prozent. In fast jedem Land zah- muss es wissen. Sein Leben lang hat er mit Mehr Wohlstand führe eher zu mehr Neid len zwanzig Prozent achtzig Prozent der Steuern, ohne Reiche würden die Demo- kratien kollabieren.» Nicht dass damit alle Ungerechtigkeiten aus der Welt sind! Es gibt noch viel zu tun, klar. Aber mit missionari- schem Übereifer alles Heil von monetärer Gleichheit zu erwarten scheint nur eine Form der religiösen Hyper- ventilation zu sein, eine übererregte Aufladung des Geldes mit mysti- scher Erlöserkraft, die es doch nie hat. Wie will man für Arme sor- gen, wenn man selbst nichts hat? Besser scheint es, nüchtern zu bleiben und Gutes zu tun. Und gut ist es, ab und zu einen Dollar an- zuschauen und zu le- sen, was draufsteht: «In God we trust!» Gier kann alle treffen und Sprungbrett werden für Hochmut und Gottvergessenheit. Das Gegenteil ist Gottvertrauen. WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 5
THEMA: GELD «Sapperlot, scho wieder nüüt!» Das schnelle Geld, oder doch nicht? – Ein Besuch im Casino St. Gallen Text: Katharina Meier / Stefan Degen | Foto: Pixabay Zahltag. Die Lohntüte ist voll, der Augenblick ton-Türme ein, die 500-Franken-Marke ist die AHV und die Kantone ging. Die Casinos für einen Casinobesuch da. Gepflegte Er- mehr als erreicht. Dann beenden die beiden beschäftigen mehr als 2000 Angestellte. Einige scheinung ist gefragt. Auch zwei junge Frauen abrupt ihr Spiel, gehen zur Wechselstube. davon müssen nun die Gäste immer wieder leisten der Hausordnung Folge. Sie kommen Fort sind sie. darauf aufmerksam machen, die Maske zu tra- in rotem und schwarzem Kleid. Zwillingen gen, hinter welcher Regungen und Emotionen gleich, treten sie sich auf ihren roten und Die 21 Schweizer Casinos verzeichneten im verborgen bleiben. Die Anspannung steigt, je schwarzen Plateauschuhen die Beine in den vergangenen Jahr 4,7 Mio. Eintritte, erwirt- höher sich die Jetons beim Einsatz auftürmen. Bauch und warten geduldig in der Schlange schafteten einen Bruttospielerertrag von Frust entlädt sich mit der niedersausenden vor dem Eingang. Kontrolle: Pass zeigen, Han- 742 Mio. Franken, wovon knapp die Hälfte an Faust auf den Spieltischrand. Denn am dynummer angeben. Gepflegt, Schluss kommt es, wie es so stellt sich spätestens bei kommen muss: Das Casino der Wechselstube heraus, gewinnt, hundert Franken wo Bares in Jetons getauscht in Jetons sind weg. wird, ist ein dehnbarer Begriff. Schlabber-T-Shirt und lockere Immerhin bleibt noch eine Hose mit dem Bund knapp Zehnernote für den über den Pobacken tun es Spielautomaten. Dort tum- auch. Die Spielmünzen lassen meln sich mehrheitlich sich so besser verstauen. Gäste, die anscheinend Schliesslich erhoffen sich alle allein ins Casino gekom- den grossen Gewinn. men sind. Etwa der Fünf- zigjährige in Adidas-Turn- Roulette oder Spielautomat? schuhen, der stundenlang Letzterer ist nicht mehr das, vor der Blinkkiste sitzt, alle was er einmal war, als beim paar Sekunden eine Taste einarmigen Banditen das Geld drückt und halbstündlich rausprasselte (welch lieb- den Automaten wechselt. licher Ton!), der grosse Oder die Frau, die ihren Becher hingehalten werden Stuhl so positioniert, dass musste, um die Münzen auf- sie an zwei Geräten gleich- zufangen. Also, Maske montie- zeitig spielen kann. ren, auf zum Roulette! Spielautomaten sind opti- Am Tisch herrscht Gedränge. Spielautomaten sind optische Reizbomben. Das Spiel selbst ist reine Glückssache. sche Reizbomben: Sie blin- Eine Gruppe junger Männer ken und leuchten von oben schaukelt sich gegenseitig bis unten. Manche tragen hoch, flucht, lacht. Eine Frau mit asiatischen Namen und erstrahlen in individuellem De- Gesichtszügen hat den Stuhl herangerückt, Gesperrte Spielsüchtige sign: Soll man an der «Sphinx» sein Glück ver- klebt an der Spieltischkante. Die Kugel rattert suchen, mit «Aladin» zocken oder sich auf die Casinos sind verpflichtet, einen Gast zu Meerjungfrau «Mariella» einlassen? «Mariellas» sperren, wenn sie annehmen müssen, verführerische Kusshand gibt den Ausschlag: 2019 leisteten die Casinos dass er über seinen finanziellen Verhält- Die Meerjungfrau wird mit der Zehnernote ge- 356 Millionen Franken an die nissen spielt. Sie müssen von häufig füttert, und los geht’s. Auf dem Bildschirm ra- oder mit hohen Einsätzen spielenden sen endlose Reihen bunter Symbole: Bananen, AHV und die Kantone. Gästen Lohnausweise und Betreibungs- Zitronen, Kirschen. Wie funktioniert das Spiel? registerauszüge verlangen. Aktuell sind Keine Ahnung! Also einfach wahllos Knöpfe über 50 000 Spielsperren in Kraft. drücken. Taktik und Geschick spielen nämlich und holpert über das Drehrad. Die rote 21 er- Schlagzeilen machte kürzlich ein 31-jäh- keine Rolle – das Spiel an «Videowalzen- scheint auf der Leuchttafel. «Sapperlot, scho riger Brite, der laut NZZ am Sonntag in geräten», wie die Automaten im Fachjargon wieder nüüt!» Der Mittvierzigerin rinnen die einer einzigen Nacht im Casino Zürich genannt werden, ist reine Glückssache. Doch Jetons durch die Hände, bis sie leer dasteht. mehr als eine Million Franken verspielte das Glück bleibt aus. Fünf Minuten dauert das Ob sie mit System spielt, wenn es denn ein und vom Casino viermal gratis nach Rendez-vous mit «Mariella», dann ist das Geld solches gibt? Das ältere Ehepaar, das unterei- Hause gefahren wurde, um Bargeld zu weg. Wie zuvor die Jetons auf dem Roulette- nander italienisch spricht, scheint eines zu holen. Quelle: switzerlandcasinos.ch Tisch. Schnelles Geld? Ja, schnell fort, aber haben. Er sackt fortlaufend grössere Je- wenigstens auch zugunsten der AHV. 6 AUSGABE 11/2020
THEMA: GELD haben. «Das ist gar nicht so einfach, wenn man obdachlos ist», gibt Meier zu bedenken. Danach müsse man eine Menge Formulare ausfüllen und Dokumente einreichen: Bank- belege, Scheidungsurkunde, Ausweise. «Aber wer jahrelang auf der Strasse gelebt hat, hat diese Papiere nicht zur Hand.» Für viele Ob- dachlose seien Behördengänge schwierig. «Die denken dann: ‹Leck mich, ich gehe zu- rück auf die Strasse.›» «Ihr könntet mich zum Bei- spiel fragen, ob ich Drogen genommen habe.» Im Verlauf der Tour fällt auf, wie stark sich Kirchen für Bedürftige einsetzen: In der re- formierten Kirche besuchen mehr als zwei- hundert Migrantinnen und Migranten gratis Deutschkurse, kochen und essen gemein- sam. Ein paar hundert Meter weiter lässt die Methodistische Kirche Obdachlose nach Früher betreute Hans Peter Meier eine Software, mit der Banken den Börsenhandel betrieben, arbeitete warmer Mahlzeit und Dusche in der Kirche täglich 16 Stunden. Doch er hielt dem Druck nicht stand, begann zu trinken und landete auf der Strasse. übernachten. Und die von Pfarrer Ernst Sieber gegründeten Sozialwerke sind aus der Stadt nicht wegzudenken. «Leck mich, ich gehe Vor elf Jahren hörte Meier auf zu trinken. Er verdient heute seinen Lebensunterhalt auf die Strasse» selbst, durch den Surprise-Verkauf und die Stadtführungen. «Ich bin nicht reich», sagt er, aber es reiche zum Leben. «Dafür habe ich Surprise-Verkäuferinnen und -Verkäufer zeigen die Stadt aus Sicht von Obdachlosen viele Freiheiten. Das ist mehr wert als das Text: Stefan Degen | Foto: Marc Bachmann viele Geld, das ich früher verdient habe.» Hans Peter Meier war einst ein reicher zum Beispiel fragen, ob ich Drogen genom- Mann. Heute hält er sich mit dem Verkauf men habe», sagt er vor dem Automaten, an Soziale Stadtrundgänge von Surprise-Magazinen über Wasser und dem Süchtige Spritzen und Hygieneartikel bietet soziale Stadtführungen an. Er ist herauslassen können. «Als Jugendlicher habe bald in St. Gallen? überzeugt: Freiheit ist mehr wert als Geld. ich gekifft, später LSD genommen. Aber zum Surprise bietet nebst dem Strassenmaga- Glück kein Heroin und kein Kokain, denn ich zin auch soziale Stadtrundgänge an. Es «Ich arbeitete in der IT-Branche und verdien- bin stark suchtgefährdet.» Nur vom Alkohol sind von Armutsbetroffenen geführte te viel Geld», erzählt Hans Peter Meier aus habe er die Finger leider nicht gelassen. Touren, die die Stadt aus Sicht von Ob- seinem Leben. Er betreute eine Software, mit dachlosen zeigen: Übernachtungsplätze, der Banken ihren Börsenhandel betreiben. Als Hans Peter Meier von der Reise zurück- Notschlafstellen, Gassenküchen – ver- Doch der berufliche Erfolg hatte seinen Preis. kehrte, hatte er keine Wohnung, keine Arbeit. bunden mit ihrer persönlichen Lebensge- Meier musste 16 Stunden am Tag arbeiten «So bin ich irgendwann auf der Strasse gelan- schichte. Das Angebot beschränkt sich und begann zu trinken, um den Druck auszu- det, und da ich noch nicht wusste, wo man momentan auf Bern, Basel und Zürich. halten. 2003 verlor er seine Stelle. «Ich war etwas zu essen kriegt, ass ich zwei Wochen «Wir bieten die Touren dort an, wo wir vom Stress so erschöpft, dass ich zuerst lang gar nichts.» Dann fand er den Weg in ein Büro haben», begründet Medienspre- mehrere Monate verreiste.» eine Gassenküche. «Dort erfuhr ich in Kürze, cher Andreas Jahn. «Die weitere Entwick- wo man gratis etwas zu essen kriegt.» lung wird zeigen, ob wir die Rundgänge ZWEI WOCHEN OHNE ESSEN auch anderswo anbieten können, etwa in Meier kennt keine Tabus, als er einer zwan- OBDACHLOSE SCHLAFEN IN DER KIRCHE St. Gallen.» Die Pläne seien wegen der zigköpfigen Gruppe Zürich aus Sicht von Ob- Die Tour beginnt bei einem Büro der Stadt Pandemie aber auf Eis gelegt. (sd) dachlosen zeigt. «Ihr dürft mich alles fragen», Zürich, das Obdachlosen hilft, von der Stras- stellt er zu Beginn der Führung klar. Später se wegzukommen. Dort muss man nachwei- www.surprise.ngo hilft er gleich selbst nach: «Ihr könntet mich sen, fünf Nächte auf Stadtgebiet verbracht zu WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 7
PANORAMA GEMEINDEN Trennung vor 50 Jahren Foto: meka Bis vor 50 Jahren teilten sich in Wattwil beide Konfessionsteile die Kirche. Mit dem Auszug der Katholiken im Zuge des Baus der neuen Pfarrkirche 1967 erübrig- ten sich für die Reformierten Altäre und Chorraum. Der Chor wurde zugemauert und als Gemeinderaum benutzt, die Kir- che purifiziert und den eigenen Bedürfnis- sen angepasst. Mit einer Ausstellung zeigt die Kirchgemeinde Mittleres Toggenburg bis am 13. November von 7.30 bis 17.30 Uhr in der Kirche das Vor- und Nachher der Trennung auf, und Zeitzeugen kom- men zu Wort. Die Wattwiler Kirche wurde vom Textilindustriellen Abraham Raschle finanziert. 1844 bis 1848 erfolgte anstelle eines Vorgängerbaus der Neubau nach Plänen von Felix Wilhelm Kubly. (pd) Ökumenischer Gottesdienst: Das neuste Windrad des Lütisburger Windrädliwegs zeigt Pfarrberufe. Buch als Auftakt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten Die Kirchgemeinde Uznach und Umge- Weckruf der alten Dame bung ist dieses Jahr 100-jährig. Die Feier- Ökumenisches Projekt: Windrad mit Pfarrberufen für Lütisburger Windrädliweg lichkeiten mussten wegen der Pandemie verschoben werden. Jetzt aber wird der Wenn eine Brise aufkommt, bimmelt das weiht werden. Zu sehen ist ein ökumenischer Startschuss gewagt: Am 31. Oktober um Glöcklein, der Pfarrer segnet die Gemeinde Gottesdienst: Der katholische Priester und 17 Uhr feiert die Kirchgemeinde in der und eine alte Dame klopft dem schlafenden der evangelische Pfarrer stehen am Altar und evangelischen Kirche den Auftakt mit der jungen Mann auf die Schulter: Die neuste segnen die Menschen. Ministranten und Sak- Buchvernissage des Werkes «100 Jahre – Errungenschaft des Lütisburger Windrädli- ristan vervollständigen das Gottesdienstper- 1920 bis 2020». In einem ersten Buchteil wegs steht in Tufertschwil, zeigt einen Got- sonal, während im Kirchenschiff die Men- wird den Anfängen der Kirchgemeinde tesdienst und ist ein ökumenisches Projekt. schen singen und beten. Nicht alle. Denn nachgespürt, im zweiten Teil sind Er- weht der Wind, weckt eine ältere Dame den innerungen und Erlebnisse notiert und «Eigentlich fehlt die Kirche», dachte sich der eingeschlafenen Konfirmanden mit einem am Schluss befindet sich eine weitere reformierte Pfarrer Fabian Kuhn auf dem sanften Schulterklopfen. Perle: Die Reformationsgeschichte des Windrädliweg beim Betrachten der über Linthgebiets wird zum ersten Mal seit der dreissig Windräder, welche Berufe darstellen. IN WORT UND BILD stark konfessionell gefärbten Abhandlung Mag die Szenerie etwas gar klischiert wirken, von Walter Ammann (Zwingliana 2, 1940) ÖKUMENISCHES PROJEKT umso moderner ist die angebrachte Tafel mit detaillierter aufgearbeitet. (dg/meka) Kuhns katholischer Kollege in Lütisburg, den Kirchenberufen und bildet ein Gegen- Pastoralassistent Michael Steuer, war schnell gewicht. Der Beruf der Pfarrerin, Mesmerin, überzeugt von der Idee, ein Windrad mit Be- Kirchenmusikerin, Religionspädagogin und Foto: kguznach rufen der Kirche zu gestalten; ebenso die der Priester sowie der Pastoralassistent sind Seelsorgeeinheit Unteres Toggenburg und die mit bekannten Gesichtern aus beiden Ge- evangelische Kirchgemeinde Unteres Toggen- meinden visuell dargestellt. «Es gibt einen burg. Sie waren bereit, die Kosten zu teilen. Wiedererkennungseffekt», so Kuhn. Die wei- Die Ausführung des Windrads oblag Gusti teren Kirchenberufe sind aufgelistet und Arnold. Er nahm sich der Holzbildhauer- zeigen, dass sich hinter den Begriffen sehr arbeiten an, während Ruedi Reich sich der unterschiedliche Aufgaben verbergen. Mechanik widmete. Sie erwies sich als 1999 wurde der Lütisburger Windrädliweg Knacknuss, denn nicht nur ist das neue aus Anlass des Jubiläums «1150 Jahre Rin- Windrad grösser als die bisherigen und muss dal-Lütisburg» erstellt. Auf der Strecke zwei Figuren bewegen, sondern auch ein Tufertschwil–Winzenberg und auf dem Rund- Glöcklein antreiben. weg Chapf säumen die Windrädli den Weg. Sie werden jeweils über den Winter von Mitte GOTTESDIENSTSZENE November bis Mitte März abmontiert. Für Mittlerweile konnte das neue Windrad beim Kurzentschlossene ist der Themenweg also «Rössli» in Tufertschwil montiert und einge- noch zum Geniessen bereit. (meka) 8 AUSGABE 11/2020
PANORAMA KANTON IN KÜRZE Flaggschiff Teamchor Beratungsstelle zieht um Die Evangelisch-reformierte Einzel-, Paar- Der sankt-gallische Kulturpreis geht verdientermassen an Max Aeberli, Rapperswil und Familienberatung bezieht ab Anfang November neue Räumlichkeiten an der Ehre und Anerkennung für Max Aeberli: Der Engelgasse 5 in St. Gallen. Damit verlässt Chorleiter, Musiker und Dirigent erhält am die Beratungsstelle das Haus zur Perle, 11. November den sankt-gallischen Kultur- das Verwaltungsgebäude der Kantonalkir- preis. Dieser ist mit 20 000 Franken dotiert. che, wo die Stelle bisher eingemietet war. Grund für den Wechsel sind die Platzver- Max Aeberli gründete und leitet diverse Chö- hältnisse. Gerade die letzten Monate hät- re und orchestrale Grossprojekte mit innova- ten gezeigt, dass die Beratungszimmer bei tivem Zugang zu alter, dramatischer, sakraler, gewissen Situationen – etwa der Beratung lyrischer, zeitgenössischer und experimen- von Familien – zu klein seien, sagt Achim teller Musik, oft an speziellen Aufführungsor- Menges, Therapeut der Beratungsstelle. ten und in stimmiger Atmosphäre, heisst es Max Aeberli in seinem Element. Foto: zVg Weil er und Andrea Imper sich als Teil des in der Würdigung. Dies tue er mit Verbunden- Teams der Kantonalkirche sehr wohlfühl- heit zu den Werken, Inhalten und Sängerin- vom September 2020 auf nächstes Jahr ver- ten, sei ihnen der Entscheid des Umzugs nen und Sängern. Seine Arbeit ist im Kanton schieben. nicht leichtgefallen. (kid) verankert und strahlt weit über die Landes- grenzen hinaus. WÜRDIGUNG IST VERDIENT www.miteinander-leben.ch Aeberli absolvierte sein Berufsstudium an SPARTENÜBERGREIFEND der Musikhochschule Luzern mit den So sind denn Aeberlis Aufführungen sparten- Schwerpunkten Musikpädagogik, Chorleitung übergreifend und haben einen hohen Quali- und Klavier. Zu seinem Wirkungskreis zählen 10 000 Franken für den tätsanspruch. Oft suchte er nach unbekann- unter anderem der Chor Cantate, der Sänger- Libanon ten Werken, mit denen er für Schweizer bund, Kirchenchöre, Kinderchöre, der Chor Erstaufführungen oder Uraufführungen sorg- cantacanti oder Dilettanti. Je nach Projekt er- Das HEKS stellt 300 000 Franken Sofort- te – von Andrew Lloyd Webbers «Requiem» gänzt er die Chorwerke mit Orchester und hilfe für die Bevölkerung in Beirut bereit. über die «Misa Andina» bis zu James Whit- Solisten. Mehrere Konzertreisen führten ihn Der Kirchenrat der Evang.-ref. Kirche bourns Oratorium «Annelies» nach Anne durch Europa, mit der «Misa Andina» nach des Kantons St. Gallen unterstützt das Franks Tagebuch. Aeberlis Flaggschiff aber Ecuador. Vor 30 Jahren war Max Aeberli an HEKS bei seinen Hilfsbemühungen und ist der Teamchor Jona, den er seit 37 Jahren der Gründung der Musik-Wochen Arosa be- beteiligt sich mit 10 000 Franken an der prägt. Mit ihm wuchs der Chor zu einer kultu- teiligt, deren Festivalchor er mit nationaler Nothilfe. – Am 5. August gab es im Hafen rellen Institution heran. Sein Wunsch-Konzert Resonanz leitet. Die sankt-gallische Kul- der Hauptstadt Beirut eine Explosion. «Carmina Burana» von Carl Orff im LokDepot turstiftung würdigt ihn nun verdientermas- Der Schaden ist enorm. Viele Menschen Rapperswil musste er wegen der Pandemie sen mit dem Kulturpreis 2020. (sk) kamen ums Leben und Tausende wurden verletzt. Häuser, Wohnungen, öffentliche Gebäude und Infrastrukturen wurden zerstört. (kid) Foto: uh «Pflegefamilien im Mittelpunkt» Pflegeeltern leisten einen wichtigen Bei- trag, um den Pflegekindern eine gute Ent- wicklung zu ermöglichen. Die Anforderun- gen an die Pflegeeltern bedürfen einer gu- ten Vorbereitung und Begleitung sowie einer den Bedürfnissen angepassten Weiterbildung. Unter dem Motto «Pflege- familien im Mittelpunkt» bietet das Amt für Soziales des Kantons St. Gallen Weiter- bildungsmöglichkeiten für Pflegeeltern an. St. Galler Corona-Bibel geht online Neben dem Wissenserwerb wird dabei dem Erfahrungsaustausch und der Vernet- Über 1000 Personen haben während des Shutdowns die St. Galler Corona-Bibel geschrieben und gestaltet. Ihre sie- zung der Pflegefamilien ein hoher Stellen- benbändige Originalausgabe wird zurzeit gebunden und die Umschläge werden künstlerisch gestaltet, um sie später wert eingeräumt. (sk) der Stiftsbibliothek zu übergeben. Ab dem 4. November ist sie unter www.coronabibel.ch zugänglich. Ein Team um Pfarrer Uwe Habenicht, Straubenzell, und das Cityseelsorgeteam St. Gallen haben die Website gestaltet. (uh) www.sg.ch – Suche: Weiterbildungsangebote WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9
KONZERNVERANTWORTUNGSINITIATIVE KVI Martin Schmidt (pro) Konzernverantwortungsinitiative – zwei Kirchenratspräsidenten St. Galler Kirchenratspräsident (100%-Anstellung) geben Antwort Theologe und Religionspädagoge Fragen: sd/meka | Fotos: pd Nachdiplom Hochschuldidaktik und Management in NPOs Vizepräsident Konkordatsbüro, Präsident der LGBK, Mitglied des Weiterbildungsrates, Schulrat Gemeinde Sennwald, parteilos Warum befürworten Sie die KVI Ich bin der Meinung, dass wir uns alle für eine men- auch im Blick auf die Migration sollten wir darauf beziehungsweise lehnen sie ab? schenwürdige und gerechte Welt einsetzen müssen. achten, dass Menschen in ihrer Heimat lebens- Unsere christlichen Hilfswerke und die staatliche werte Bedingungen vorfinden. Wenn dann unsere Entwicklungshilfe sorgen schon seit Jahren dafür, «eigenen» Firmen teilweise verhindern, dass das dass Menschen vor Ort gut leben können. Gerade geschieht, ist das kontraproduktiv. Welche Rolle spielt der christliche Ich glaube, dass Gott Mensch geworden ist, damit zuständig, sondern damit wir uns dafür engagieren, Glaube in Ihrer Haltung zur Kon- es in dieser Welt menschlicher wird. Daher setzen dass es in dieser Gesellschaft christlich, menschen- zernverantwortungsinitiative? wir uns ein für Frieden, Gerechtigkeit und Bewah- würdig und gerecht zu- und hergeht. Mein Glaube rung der Schöpfung. Der Glaube und die Kirchen fordert mich auf, mich in dieser Welt für gerechte sind nicht nur für das persönliche Seelenheil Strukturen einzusetzen. Weshalb sollen Kirchen in diesem Die St. Galler Kirche ist in der Regel zurückhaltend uns mit dem Staat in den Bereichen der Bildung, Fall politisch Position beziehen? mit politischen Stellungnahmen und mit Abstim- der Seelsorge, des Sozialdienstes und vielen Berei- mungsempfehlungen. Aber grundsätzlich sind wir chen mehr. Und politisch sein heisst ja, sich für die als Landeskirche vom Staat aufgefordert, am Wohl «polis», also für die Gesellschaft, einzusetzen. Das in der Gesellschaft mitzuwirken und uns einzubrin- hört an den Kirchenmauern nicht auf. gen. Der Bettag ist ein Symbol dafür. Wir engagieren Haben wir das Recht, uns in das In einer globalisierten Welt hören die Gesetze und unchristlich, so zu tun, als könnte ich meine Über- Rechtssystem beziehungsweise die Regeln nicht einfach an den Landesgrenzen zeugungen an den Grenzen ablegen. Menschenrech- Angelegenheiten fremder Staaten auf. Globales Wirtschaften erfordert auch globale te und Menschenwürde sind global und weltweit einzumischen? Verantwortung. Ich halte es für unmoralisch und einzuhalten und nicht dem Profit unterzuordnen. Können Sie auch mit dem Gegen- Wir hatten als Kirchen auf einen guten Gegenvor- dies nicht tun wollen. Ausgewählte Unternehmen vorschlag leben, der die Haftung schlag gehofft. Der jetzige ist «zahnlos» und wenig er- müssen zudem eine Sorgfaltsprüfung, bezogen auf der Konzerne für Tochterunterneh- folgversprechend. Er fordert, dass Konzerne einmal Kinderarbeit und Konfliktmineralien, durchführen. men ausschliesst? im Jahr über Menschenrechte und Umwelt berichten Diese Regelung enthält keine Sanktionen. Das ist wie müssen – oder aber erklären können, wieso sie Schwarzfahren ohne Bussenandrohung. An Kirchen prangen Transparente Es ist richtig, dass die Meinungen in der Kirche verwenden, da dort keine Möglichkeit zum Dialog für die KVI. Die Gegner sind nicht genauso auseinandergehen wie die in der Gesell- besteht. Auch Fahnen und Banner an Kirchtürmen vertreten. Werden Sie vor den Kopf schaft. Daher bin ich für dialogische Formen der finde ich schwierig. Sehr wohl halte ich aber Info- gestossen? Meinungsäusserung, der politischen Gespräche stände, Podiumsdiskussionen nach einem Gottes- und Auseinandersetzungen. Ich würde z.B. Gottes- dienst, Strassenaktionen, Flyer etc. für zielführend. dienste und Predigten nicht für Positionierungen Fürchten Sie bei Annahme der Es ist möglich, dass das passiert. Aber ich kann Zudem gibt es inzwischen Komitees bis weit in die KVI Kirchenaustritte namhafter ja meine Überzeugung oder einen Entscheid des bürgerlichen Kreise und auch aus der Wirtschaft, Unternehmer und damit Geldgeber Kirchenrates nicht abhängig machen von einer Droh- die die KVI unterstützen. Auch kenne ich viele Wirt- der Kirche? kulisse möglicher Austritte. Martin Luther hat einmal schaftsleute, die dafür sind, weil ihnen das Image des gesagt: «Hier stehe ich, ich kann nicht anders!» Profitstrebens, «das über Leichen geht», auch leid ist. Worauf verzichten Sie persönlich Ich achte genau darauf, wo etwas produziert wird. und Hilfswerke schon seit Langem Gerechtigkeit in Ihrem Alltag, weil das Produkt Und es ist ja nicht so, dass ich auf etwas verzichten angemahnt, z.B. beim Landgrabbing, Umweltschutz unter fragwürdigen Bedingungen müsste, ich muss möglicherweise bereit sein, mehr oder bei Kinderarbeit. Neu ist, dass neben Appellen hergestellt wird? dafür zu bezahlen. Von daher sind die Argumente in und Boykotten die Verursacher nun stärker in den der KVI ja nicht neu. Wie erwähnt, haben die Kirchen Blick kommen und Haftung dafür ein Thema ist. 10 AUSGABE 11/2020
IN KÜRZE Worum es geht Ulrich Knoepfel (contra) Am 29. November wird über die soge- nannte Konzernverantwortungs- Glarner Kirchenratspräsident (25%-Anstellung) initiative KVI abgestimmt. promovierter Jurist und Pfarrer Mitglied im Rat EKS, Stiftungsrat der Beratungs- und Therapiestelle WAS WILL DIE INITIATIVE? Sonnenhügel Glarus (BTS) und des Schweizerischen Instituts für Die KVI fordert, dass Konzerne mit Sitz Logotherapie und Existenzanalyse in Chur (ILE), Mitglied der FDP in der Schweiz die Menschenrechte und internationale Umweltstandards auch ausserhalb der Schweiz zu Die Initiative setzt auf Konfrontation statt auf Dialog ten, verbunden mit Beweislastumkehr, schafft ext- respektieren haben und dafür haftbar und schadet den Menschen, denen sie helfen will. rem unfaire Bedingungen. Schliesslich soll anderen gemacht werden können. Das betrifft Schweizer Unternehmen zögen sich aus Risikolän- Ländern ihr Justizwesen aus der Hand genommen auch das Verhalten ihrer Tochterfirmen dern zurück – zugunsten beispielsweise von chine- und Prozesse sollen in die Schweiz transferiert wer- und ökonomisch abhängiger Firmen – sischen Konzernen ... Die absurde Ausdehnung der den. Das ist ein quasi-kolonialistischer Übergriff. ausser sie können eine angemessene Haftungskaskade auf Tochterfirmen und Lieferan- Sorgfaltsprüfung beweisen. Mit der Initiative sollen die Menschen in Ent- Als Christ weiss ich mich von Gott aufgerufen, die Mitwirkung an politischen Entscheidungen für wicklungsländern besser vor Missbräu- Verantwortung wahrzunehmen für Mensch und mich auch Christenpflicht. Aber selbstverständlich chen geschützt werden. Zudem soll sie Schöpfung. Dazu gehört auch die sinnvolle, lebens- engagiere ich mich nur in eigenem Namen und be- verhindern, dass der Ruf der Schweiz fördernde Gestaltung der wirtschaftlichen und sozi- anspruche nicht, für die Kirche zu sprechen. alen Verhältnisse in unserem Land. Insofern also ist Kirchen sollen sich für wichtige Werte einsetzen, zwangsläufig ihre andersdenkenden Mitglieder. wie den Schutz der Menschenrechte und der Tut sie dies wiederholt, so können sich diese dann Umwelt. Über den Weg zu diesen Zielen können immer weniger mit ihrer Kirche identifizieren. Wir Christen aber in guten Treuen oft geteilter Mei- erleben das heute bei etlichen Kantonalkirchen mit nung sein. Eine Volkskirche, die bei kontroversen offensichtlicher rot-grüner und wirtschaftsfeindli- Themen einseitig Partei ergreift, übergeht damit cher Schlagseite. Der Umgang mit ungerechten Zuständen und Hand- Je nachdem aber ist verhaltener oder unverblümter lungen in anderen Ländern ist sehr heikel. Diese Widerstand angezeigt. Jedenfalls muss man sich gut Staaten schätzen äussere Einmischung genauso überlegen, was man tut. Ein systematischer Übergriff wenig wie wir Schweizer. Eine generelle Regel gibt es in die rechtliche Zuständigkeit anderer Länder, wie hier nicht. Manchmal ist stille Diplomatie das Beste. dies die KVI will, ist aber äusserst anmassend. Ja, unser Komitee befürwortet den Gegenvorschlag kontrollierbare Voraussetzungen nach geltendem von Bundesrat und Parlament. Dieser schliesst die Recht. Dies ist ethisch angebracht. durch Verfehlungen einzelner Konzerne Haftung für Tochterunternehmen aber nicht grund- in Mitleidenschaft gezogen wird. sätzlich aus, knüpft diese aber an überschaubare, INDIREKTER GEGENVORSCHLAG Bundesrat und Parlament lehnen die Ja natürlich. Ich würde dort keinen Gottesdienst KVI ab. Die Haftungsregelung geht ihnen besuchen. zu weit. In seiner Botschaft anerkannte der Bundesrat aber die Anliegen der Initianten als berechtigt und stimmte mit dem Parlament einem Gegenvor- schlag zu. Der Gegenvorschlag tritt in Kraft, falls die KVI an der Urne abge- Solche Kirchenaustritte erfolgen schon heute auf- fühlten. Ein wichtiger Zweck unseres Ethikkomitees lehnt wird. Er enthält keine Konzernhaf- grund der äusserst einseitigen und wirtschaftsfeind- ist es dementsprechend, deutlich zu machen, dass tung des Schweizer Unternehmens bei lichen Kampagne aus kirchlichen und Hilfswerkkrei- es in den kirchlichen Behörden und der Pfarrerschaft Fehlverhalten von Tochterunternehmen sen. Diese Unternehmerpersönlichkeiten sagen uns, auch Menschen gibt, die anders denken. Einige Kir- oder wirtschaftlich abhängigen Zulie- dass sie sich in der Kirche nicht mehr willkommen chenaustritte konnten wir damit schon verhindern. ferern. Er enthält indes für bestimmte Unternehmen die Pflicht zur Nach- Je nachdem würde ich solche Produkte nicht einzusetzen, dass in den betreffenden Ländern haltigkeitsberichterstattung über die kaufen, z.B. Billigkleider. Allerdings ist dies eine geordnete Zustände herrschen und die Schwachen Achtung der Menschenrechte und den zwiespältige Sache, denn unter Umständen scha- darin zu unterstützen, sich zu wehren. Hier sehe Umweltschutz. Geht es um Konfliktmi- det man den Betroffenen durch den Boykott erst ich durchaus eine wichtige Aufgabe für kirchliche neralien und Kinderarbeit, müssen die recht. Ich finde es deshalb vordringlich, sich dafür Hilfswerke und andere Nichtprofitorganisationen. Unternehmen zusätzlich Sorgfaltsprü- fungspflichten erfüllen. (tz/meka) WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11
PLANBAR PALETTE Gottesdienste Jung und frisch ÉGLISE FRANÇAISE DE SAINT-GALL REISESPIEL KREUZ UND QUER Dimanche 8 (fête de l’église), Sa, 7. November, 8 – 19.45 Uhr 15 et 22 novembre Mit Zug und Bus gemeinsam eine Tour de 10 h Culte à Saint-Gall, église de St-Mangen Suisse machen. Beginn ist der Heimatbahn- Dimanche 8 novembre hof, die Route bestimmt man selbst. Mit 19 h Culte à Rorschach, église réformée einer guten Streckenwahl sammelt man www.eglisefrancaise.ch Punkte und an einigen Stationen verdient Pasteur Rédouane Es-Sbanti, 078 648 27 67 man Extrapunkte und löst während der Fahrt Aufgaben. Zum Abschluss gibt es Apéro und ALL SOULS PROTESTANT CHURCH ein Konzert in Zürich. Jeweils am Sonntag um 12 Uhr https://ceviostschweiz.ch/323-kreuzquer Veranstaltungen der englischsprachigen Lasst die Kinder trauern All Souls Protestant Church in der Kirche DER SEELE BLEIBT PLATZ ZUM TRÄUMEN Rotmonten mit Pfr. Scotty Williams: Mi, 18. November, 12.15 – 12.45 Uhr Wenn geliebte Menschen sterben, sind Worship Service: 1., 15., 22. + 29. November Von November bis Anfang Juli gestalten wir häufig überfordert. Wenn Kinder im Table Talk: 8. November Künstlerinnen und Künstler jeweils über den Spiel sind, umso mehr. Doch die Fach- www.allsouls.ch / Mittag eine musikalische halbe Stunde leute sind sich einig: Wir müssen die Kin- Scotty Williams, 079 559 09 40 in allen Stilrichtungen und Formationen. der teilhaben lassen am Trauerprozess. Ort: Kirche St. Laurenzen, St. Gallen Trauern und Abschiednehmen tut weh. FEIER FÜR MENSCHEN, Eltern möchten ihre Kinder darum häufig DIE UM EIN KIND TRAUERN HAPPY HOUR wie instinktiv vor diesem schmerzlichen Sa, 7. November, 17 Uhr, St. Gallen Sa, 21. November, 19.30 – 20.30 Uhr Prozess bewahren. Doch dieser Instinkt Kath. Kirche St. Peter und Paul, Rotmonten Evang. Kirche Ganterschwil: ein Gottesdienst ist falsch, sagen Fachleute. Kinder müs- So, 29. November, 17 Uhr, Rorschach von jungen Erwachsenen mit Theater und sen sich verabschieden können, sei es Zentrum St. Kolumban moderner Musik und anschliessender Cock- mit einer Zeichnung, die sie dem gelieb- Eingeladen sind Menschen, die mit Trauer tailbar. Netzwerk Junge Erwachsene. ten Grossvater mit ins Grab geben kön- um ein geliebtes Kind ihren Lebensweg be- Leitung: Fabian Kuhn nen, oder mit dem Nuggi für das verstor- schreiten. bene Geschwister. Dabei trauern Kinder anders als Erwachsene. Weshalb das Trauern für Kinder wichtig ist und wie man sie begleiten kann, darüber berichtet Radio SRF 2 Kultur in der Sendung «Per- spektiven» am Sonntag, 22. November, von 8.30 bis 9 Uhr. (srf) Sehnsucht nach dem Frieden wachhalten Am Sonntag, 15. November, um 17 Uhr findet in der Stadtsanktgaller Kirche Grossacker eine musikalisch-literarische Feier zum Auftakt der Friedenswochen St. Gallen statt. Es wirken mit: Tabea Kämpf, Viola; Röbi Fricker, Flügel; Marilene Hess, Lesungen. Es wird Musik u.a. von Dvorák, Saint- Saëns, Fauré, Schumann, Mendelssohn, Viotti, Satie und Filmmusik aus «Schind- Die letzten Europäer – Ausstellung in Hohenems lers Liste» gespielt sowie Texte von Ast- rid Lindgren, Bettina Wegner, Bertolt Eine Dauerleihgabe an das Jüdische Museum Hohenems ermöglicht einen vergleichenden Blick auf ein Brecht, Albert Schweitzer und Texte zum europäisches Jahrhundert anhand individueller und familiärer Geschichten. Ausgangspunkt für die Aus- Frieden aus verschiedenen Kulturen und stellung «Die letzten Europäer» (bis am 3. Oktober 2021) ist der Nachlass von Carlo Alberto Brunner der Religionen (indianisch, jiddisch, ara- Hohenemser Familie Brunner, die sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Triest aufmachte, um bisch, indisch, biblisch) gelesen. zur Entwicklung der habsburgischen Mittelmeermetropole beizutragen. Ihr sozialer und kultureller Auf- stieg endete mit der Entwicklung Europas zu einem Kontinent des gegenseitigen Hasses und in den Ver- www.frieden-ostschweiz.ch heerungen zweier Weltkriege, die Teile der Familie in alle Welt zerstreuten. 12 AUSGABE 11/2020
PALETTE TIPPS DES MONATS Die andere Lichtfeier Hilfe Das Seelsorgeteam des Kantonsspitals GANZ OHR St. Gallen lädt in der Regel Angehörige der Jeden Donnerstag, 16 – 18 Uhr, St. Gallen verstorbenen Patientinnen und Patienten Kirche St. Laurenzen. Gibt es Dinge, die Sie im November zur Lichtfeier in St. Gallen, im Moment beschäftigen oder belasten? Ein Flawil und Rorschach ein. Corona macht Gesprächsangebot der Kirchen St. Gallens. dies zunichte. Um der Verstorbenen doch zu gedenken, wird eine Tafel aller Verstor- TRAUER NACH SUIZID bener in der Spitalkapelle (Haus 21, Di, 3. November, 19 Uhr, Denkbar, St. Gallen 1. Stock) aufgestellt, in Flawil und Ror- Für Suizidbetroffene zu: Umgang mit dem schach in den Andachtsräumen. grossen «Warum?», Eintreffen ab 18.30 Uhr, Angehörige können vorbeizukommen, um ohne Anmeldung, www.trauer-nach-suizid.ch zu gedenken oder eine Kerze anzuzünden. Die Spitalkapelle und die Andachtsräume Kontemplation sind tagsüber geöffnet. (al) Reformationsfeier HEILSINGEN IN CORONA-ZEITEN Do, 19. November, 18 – 18.30 Uhr, St. Gallen Theologe Stefan Schreiner spricht am 2. November Bonhoeffers Todestag Chorraum Kathedrale. Mit Hildegard Aepli, um 19 Uhr in der Kirche St. Laurenzen, St. Gallen, Seelsorgerin Dompfarrei; Marianne Kundt, über Mose als Vater aller Propheten. Musikalisch In der Kirche St. Laurenzen, St. Gallen, Pfarrerin, St. Gallen. kundt.hauser@bluewin.ch wird die Feier bereichert durch Gesänge aus dem wird des 75. Todestages von Dietrich Musical «Moses – die Zehn Gebote». Musikalische Bonhoeffer gedacht: Am Freitag, 27. No- HEILMEDITATION Gestaltung: Claire Pasquier, Klavier, und andere. vember, in der Vesper um 18 Uhr sind Ge- Mi, 18. November, 14.30 Uhr, St. Gallen Eine Veranstaltung des Evang.-ref. Forums. dichte und Gebete von Bonhoeffer zu hö- Böcklinstrasse 2, offene Kirche, mit Hedda ren, vorgetragen von Hansruedi Felix. Be- Schurig. hedda.schurig@bluewin.ch gleitet wird er von Bernhard Ruchti mit Klängen von Johann Sebastian Bach. Streifzüge ADVENTSTANZTAG Dauer ca. 40 Minuten. Eintritt frei. (pd) Sa, 21. November, 10 – 17 Uhr, St. Gallen Ökum. Gemeinde Halden, Oberhaldenstr. 25. Die Stille willkommen heissen. Anmeldung: Mit den Theologen Walter Frei und Charlie Wenk. Krisztina Sachs, 071 288 31 92. Bei jedem Wetter. Keine Anmeldung. Kollekte. Goldachs Kirchenglocken Textblätter. www.stgaller-geschichten.org am Radio zu hören KONTEMPLATION NACH VIA INTEGRALIS Alle Angebote in St. Gallen HUGENOTTENFLÜCHTLINGE IN ST. GALLEN Die Reformierten von Goldach gehörten – Gabrielle Bregenzer-Ris: 071 244 32 35, Fr, 6. November, 14.30 – 16 Uhr zur Kirchgemeinde Rorschach. Es war ein gabrielle.bregenzer@hotmail.com Reiche aufgenommen, Arme weitergeschickt. langer Prozess von der Vision einer eige- - Eveline Felder, eveline.felder@gmx.net, Mit Walter Frei. Treff: Eingang zu Katharinen. nen Kirche in Goldach 1906 bis zur Reali- 079 269 09 39, www.meditation-sg.ch sierung des Baus 1954. An die feierliche – Margrit und Charlie Wenk: 071 288 65 88, VADIAN UND DER RADIKALE FLÜGEL Glockenweihe am Sonntag, 26. September www.meditation.margritwenk.ch DER ST. GALLER REFORMATION 1954, erinnern sich noch manche ältere Sa, 14. November, 14.30 – 16 Uhr Gemeindeglieder. Nun sind die Glocken MEDITATIONSNACHT – MEDITIEREN Altstadtwanderung mit Walter Frei. Treff der evangelischen Kirche Goldach am Ra- FÜR DEN FRIEDEN IN DER WELT beim Vadian-Denkmal am Marktplatz. dio zu hören, und zwar am Samstag, Fr, 27. November, 19 – 24 Uhr, St. Gallen 14. November, in der Sendung «Zwischen- Ökum. Kirche Halden. 19 Uhr Feier im Kreis, ST. GALLER BISCHÖFE IM SPANNUNGS- halt» auf Radio SRF 1 von 18.30 – 19 Uhr ab 20 Uhr Schweigemeditation, Taizé-Lieder FELD IHRER ZEIT mit Glocken um 18.50 Uhr und auf Radio und Texte. Es ich möglich, zu jeder vollen Fr, 20. November, 14.30 – 16 Uhr SRF Musikwelle um 17.20 Uhr. (srf) Stunde einzusteigen oder zu gehen. Matthias Treff beim Brunnen Gallusplatz. Stadtwande- Wenk, M. und Ch. Wenk rung mit Charlie Wenk. Chlausbesuche GESCHICHTEN VON JUDEN IN ST. GALLEN Di, 24. November, 14.30 – 16 Uhr Mönche, West- und Ostjuden, Emigranten. Fr, 4., bis Mo, 7. Dezember, St. Gallen Mit Walter Frei. Treff: Broderbrunnen. Werktags ab 17 Uhr, Sa und So ab 16 Uhr durch die Chlausgruppe St. Martin: REFORMATOR CHRISTOPH SCHAPPELER anmeldung@samichlaus.sg (bis Freitag Di, 1. Dezember, 14.30 – 16 Uhr 27. November), Formulare können direkt von Umstrittener Pfarrer und Pionier der Men- www.samichlaus.sg heruntergeladen werden. schenrechte. Mit Walter Frei. Treff: Spisertor. Blick in den Glockenturm der Kirche Goldach. WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13
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