AFRIKA IM FOKUS 2013 CHANCEN UND PROJEKTE
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Inhalt 5 Afrika - neue Perspektiven für die Wirtschaft 8 Äthiopien 11 Angola 14 Côte d’Ivoire 17 Ghana 20 Kenia 23 Kongo (Dem.) 26 Mosambik 29 Nigeria 32 Südafrika 35 Tansania 38 Tabellenanhang 38 Demografische Entwicklung und Fläche 39 Bruttoinlandsprodukt 41 Außenhandel 43 Bilateraler Handel 44 Ausländische Direktinvestitionen 46 Internationale Rankings 48 Kontaktanschriften Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
4 Afrika im Fokus
Afrika - neue Perspektiven für die Wirtschaft Afrika - neue Perspektiven für die Wirtschaft Afrika - neue Perspektiven für die Wirtschaft Afrika ist „en vogue“ - auch die deutsche Wirtschaft hat das Potenzial des Kontinents neu entdeckt. Vor einigen Jahren noch als hoffnungsloser Fall in den Medien gehandelt, ändert sich die rein negative Wahr- nehmung rapide. Hohe Wachstumsraten, Branchen mit Potenzial über den Rohstoffsektor hinaus sowie stabilere Rahmenbedingungen wecken das Interesse. Selbst wenn die Risiken auf dem Nachbarkonti- nent bestehen bleiben - nun zählen auch die Chancen. Nach einer Untersuchung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags e.V. (DIHK) gibt erst- mals mehr als jedes fünfte der außenwirtschaftlich engagierten deutschen Unternehmen an, mit Afrika Geschäfte zu machen. Die Konkurrenz ist bereits vor Ort, China nutzt die wirtschaftlichen Möglichkeiten in Afrika intensiv. Andere Länder wie Brasilien, die USA, Indien und auch die Türkei ziehen nach und sorgen für hohen Wettbewerb unter den Wirtschaftspartnern. Seit dem Jahr 2000 erzielt Subsahara-Afrika fast immer reale Wachstumsraten des Bruttoinlands- produkts von über 5%. Die Länder mit sogar zweistelligen Steigerungsraten des BIP profitieren vor allem von den hohen Rohstoffeinnahmen. Die Abhängigkeit von ausländischen Partnern und die Volatilität der Rohstoffpreise fordern vermehrte Anstrengungen zur Diversifizierung der Wirt- schaft. Die Wertschöpfung bei der Verarbeitung von Mineralien und Agrarprodukten wird weiter zunehmen, und neue Straßen, Schienenwege und Häfen stehen auf den Projektlisten. Vor allem der Sektor Telekommunikation boomt und schafft neue Jobs beim Netzausbau und Mo- bilbanking. Großunternehmen setzen auf eine wachsende Mittelschicht und investieren in Malls und die Produktion von Konsumgütern. Besonders vielversprechend ist der Einsatz von erneuerba- ren Energien, sowohl durch Einspeisung in die öffentlichen Netze als auch bei einer netzunabhän- gigen Versorgung durch Solarkocher oder Wasserpumpen. Herausforderungen bleiben - Chancen wachsen Auf dem afrikanischen Kontinent leiden immer noch viele Länder unter instabiler Regierungsfüh- rung oder Bürgerkriegen. Investitionen und das Engagement ausländischer Unternehmen wer- den durch die häufig extrem ineffiziente Bürokratie erschwert oder verhindert. Die schwierigen Bedingungen verdeutlicht allein schon das Ranking der afrikanischen Staaten beim Doing-Busi- ness-Report der Weltbank, in der Regel befinden sich diese auf den hinteren Plätzen. In Südafrika haben die sozialen Spannungen im Bergbau hohe Wellen geschlagen. Die durch militante islami- sche Gruppen verursachte Instabilität macht Geschäfte in Westafrika schwierig. Vor allem die meist völlig unzureichende Verkehrsinfrastruktur gilt als extremer Engpass und be- hindert den Aufbau einer verarbeitenden Industrie. So kann ein Container von Singapur nach Mombasa 19 Tage und schon einmal weitere 19 Tage auf dem Weg nach Nairobi benötigen. Die Weltbank kritisiert, dass kenianische Produkte gerade wegen der hohen Hafenkosten und schlech- ten Abwicklung nicht wettbewerbsfähig sind. Dennoch haben sich die Rahmenbedingungen in vielen Ländern insgesamt verbessert - der Doing- Business-Report spricht von Reformen bei allen Mitgliedern der East African Community, beste- hend aus Kenia, Tansania, Uganda, Ruanda und Burundi. Der Ausbau der Infrastruktur und die He- rausforderungen der zunehmenden Urbansierung bieten umfangreiche Chancen. Deutsche kön- Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
Afrika - neue Perspektiven für die Wirtschaft nen sich auf vielfältige Weise in Afrika einbringen: Ob bei der Verbesserung der Energie- und Was- serversorgung, der weiteren Industrialisierung, im Gesundheitswesen, beim Ausbau der Verkehrs- infrastruktur oder erneuerbaren Energien sowie dem Aufbau eines institutionellen Rahmens. Auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit setzt verstärkt auf das unternehmerische Enga- gement und sieht eine funktionierende Privatwirtschaft als wichtige Basis für eine langfristig er- folgreiche Entwicklung. Viel Raum für deutsches Engagement Der deutsche Handel mit Afrika hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich ausgeweitet, lässt je- doch noch viel Raum für weiteres Engagement. Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundes- amtes ging der Handel mit Subsahara-Afrika 2012 um 3,1% auf 26,6 Mrd. Euro zurück.. Damit verrin- gerte sich der Anteil von Subsahara-Afrika am deutschen Gesamtaußenhandel auf 1,3%. Erfreuli- ches Wachstum verzeichnet der Warenverkehr mit Ostafrika, und in verschiedenen Ländern konn- ten sich deutsche Exporte mit Zuwachs behaupten. Während die deutschen Lieferungen nach Sub- sahara-Afrika um 1,8% auf 13,7 Mrd. Euro stiegen, war das Bild bei den Einfuhren deutlich negativer: Importierte Deutschland 2011 noch für 14,0 Mrd. Euro Waren aus Subsahara-Afrika, so waren es 2012 noch 12,9 Mrd. Euro, ein Minus von 7,8%. Bei einer Betrachtung des Außenhandels nach Regionen ergibt sich kein homogenes Bild: Die Ex- porte ins südliche Afrika mit dem alles überragenden Außenhandelspartner Südafrika stiegen 2012 um bescheidene 1,6%, während die entsprechenden Importe um 18,2% zurückfielen. Das südli- che Afrika konnte seine Bedeutung als wichtigste Abnehmerregion Deutschlands in Subsahara- Afrika mit einem Anteil von knapp 66% behaupten. Bei den Importen aus Subsahara-Afrika fiel ein Rückgang um 49% bei den Bezügen aus Zentralafrika ins Auge, was vornehmlich auf das Konto re- duzierter Importe aus Angola, Kamerun und der Republik Kongo ging. Positiv zu vermerken sind dagegen um 17% gestiegene Importe aus Westafrika, vor allem aus Ghana und Nigeria. Für viele deutsche Exporteure ist Afrika mit seinen mittlerweile 54 Ländern ein Kontinent mit vie- len weißen Flächen auf der Firmenlandkarte. Es gilt, neue Verbindungen aufzubauen und nicht weiter Marktanteile auf einem wichtigen Zukunftsmarkt zu verlieren. Eine zunehmende Regiona- lisierung und die wachsende Zusammenarbeit in Wirtschaftsräumen werden mittelfristig die At- traktivität des Kontinents steigern. Mit einem Anteil von nur 13% beim intra-regionalen Handel liegt Ostafrika an der Spitze in Afrika. Das schnelle Geschäft ist jedoch unwahrscheinlich. Wer den Schritt in die schwierigen Märkte wagt, benötigt vor allem ein funktionierendes Netzwerk, langen Atem sowie gute Informationen. Bedienung und Wartung von Maschinen und Ausrüstungen sind an eine adäquate Ausbildung ge- bunden. Häufig legen ständige Stromausfälle die Anlagen lahm. Viele Produkte unterliegen einem hohen Preiswettbewerb. Gefragt sind daher vor allem an die Bedingungen und den Markt ange- passte Produkte. 6 Afrika im Fokus
Besonderheiten der Regionen im Blick Der Neueinsteiger muss bei der Länderauswahl schon genauer hinschauen. Die Regionen entwi- ckeln sich mitunter sehr unterschiedlich. In Westafrika erweitern neue Erdölfunde und hohe Roh- stoffpreise die Spielräume. Nicht nur der Bergbausektor investiert kräftig, auch in der Telekommu- nikation und der Nahrungsmittelbranche kommt es zu etlichen Projekten. Der Nachholbedarf in der Infrastruktur hat die Einfuhren bereits rapide wachsen lassen. Nigeria als zweitgrößter Markt in Subsahara-Afrika benötigt für die Megacity Lagos Transport- und Energielösungen. Ghana punktet seit Jahren mit politischer Stabilität und erzielt hohe Wachstumsraten. Nach langem Bür- gerkrieg meldet sich Côte d’Ivoire zurück. In Kenia soll in Lamu via neuen Großhafen einmal Öl verschifft werden. Im südlichen Afrika plant Südafrika einen kräftigen Ausbau von Verkehrswegen, Telekommunikation und Wasserversor- gung, während Private viele Projekte mit erneuerbaren Energien umzusetzen beginnen. Die größ- te Volkswirtschaft südlich der Sahara erwirtschaftet rund 30% des Bruttoinlandsprodukts der ge- samten Region. Auch in Angola gehören Straßenbau sowie Investitionen in Energie- und Wasser- versorgung, Häfen und das Eisenbahnnetz zu den staatlichen Prioritäten. Geld dafür sammelt die Regierung seit kurzem in einem milliardenschweren Öl-Fonds. Die in der Region starke Konkurrenz aus Asien besitzt durch staatliche Förderung und attraktive Finanzierungsmodelle einen Wettbewerbsvorteil. So tauscht China Rohstoffe gegen den Ausbau der Infrastruktur ein. Nach Untersuchungen des DIHK setzen immer mehr afrikanische Regierun- gen auf sogenannte „Dreieckskooperationen“: Infrastrukturprojekte werden nach wie vor auf- grund schneller Entscheidungsstrukturen und monetärer Überlegungen in chinesische Hände ge- legt - bei Bauplanung und -aufsicht wird jedoch verstärkt deutschem Ingenieurs-Know-how ver- traut. Gegenwärtig existieren beispielsweise in Angola rund ein Dutzend dieser Projekte mit deut- scher Beteiligung. Auf die Stärken - Nachhaltigkeit und Qualität - sollten deutsche Anbieter auch in Zukunft setzen. Vertreter aus Politik und Wirtschaft wünschen, dass dies bei der Auftragsvergabe eine stärkere Rol- le spielen sollte. Entscheidend wird jedoch vor allem sein, den Anteil Afrikas am Welthandel zu er- höhen und mehr Menschen auf dem Kontinent eine Perspektive zu bieten. Die Verantwortlichen sind gefordert, das extreme Wohlstandsgefälle zu mildern, die lokale Wertschöpfung zu erhöhen und Arbeitsplätze zu schaffen. Eine enge Zusammenarbeit im Bereich der Ausbildung wird daher zum entscheidenden Erfolgs- und Wettbewerbsfaktor. Während die Chinesen ihre Mitarbeiter mitbringen, können deutsche Unternehmen durch die Einbindung lokaler Kräfte punkten. Martin Kalhöfer Germany Trade & Invest www.gtai.de 7
Äthiopien Äthiopien Äthiopien Äthiopien ist auf Wachstumskurs. Deutsche Firmen, für die das Land bislang ein weißer Fleck auf der Landkarte ist, sollten sich eines anderen besinnen. Das schnelle Geschäft ist dort wohl nicht zu machen, langfristig aber wäre man schlecht beraten, die rasch expandierende Wirtschaft Äthiopiens zu ignorie- ren und den Chinesen das Feld gänzlich zu überlassen. Besonders in den Bereichen Infrastruktur und Agrarwirtschaft - einschließlich Lebensmittelverarbeitung - könnte Deutschland punkten. Die Wirtschaft Äthiopiens bleibt weiterhin auf einem beeindruckenden und vor allem konstanten Wachstumspfad. Zwar werden nicht mehr zweistellige Zuwachsraten geschrieben wie noch 2007 und 2008, die antizipierten Steigerungen von 7 bis 8% in den Jahren 2012 bis 2016 aber können sich sehen lassen. Rückgrat der Volkswirtschaft ist unverändert die Landwirtschaft. Der private Verbrauch wird 2013 und in den Folgejahren vermutlich um real 8% oder sogar noch et- was mehr zulegen. Die Inflation hat sich nach einem Galopp von 33% (2011) auf circa 23% (2012) ver- langsamt. Für 2013 werden 14% erwartet. Trotz der anhaltend positiven ökonomischen Aussichten dürfte Äthiopien für absehbare Zeit noch zum Armenhaus der Welt gehören (nominales Pro-Kopf- Einkommen 2012: 485 US$). Wegen der niedrigen Durchschnittseinkommen ist in der breiten Be- völkerung keine Kaufkraft für gehobene Konsumgüter vorhanden. Wirtschaftliche Entwicklung 2012 bis 2014 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 1) 2012 2013 2) 2014 3) BIP 8,0 7,5 7,3 Einfuhr von Waren und Dienstleistungen 24,8 10,4 11,2 Bruttoanlageinvestitionen 10,8 7,9 8,6 Privater Verbrauch 10,8 7,9 8,6 1) Fiskaljahr, jeweiliges Ende ist der 7. Juli; 2) Schätzungen; 3) Prognosen Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) Die Bruttoanlageinvestitionen dürften in Äthiopien 2013 um etwa 8% steigen. Für die nächsten Jah- re werden weitere Zuwächse in gleicher Größenordnung erwartet. Das Umfeld für die gewerbliche Wirtschaft hat sich vor allem durch den Ausbau der Stromerzeugung deutlich verbessert. Drei neue Wasserkraftwerke konnten 2010 ans Netz gehen und die Erzeugung auf 2.000 MW mehr als verdoppeln - ein wichtiger Schritt. Äthiopien ist zudem in der Lage, Stromüberschüsse zu exportieren. Eine entsprechende, 1.045 km lange Überlandleitung zwischen Äthiopien und Kenia wird von der Weltbank finanziert. Ende 2013 soll mit dem Bau der Trasse begonnen werden. Die Bauzeit wird auf 36 Monate veranschlagt. Ein bemerkenswertes Großprojekt ist der geplante Bau von zehn Zuckerrohrfabriken. Bevorzugter Partner im äthiopischen Projektgeschäft ist bislang die VR China. 8 Afrika im Fokus
Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung (in Mio. US$) Sugar Scheme, einschließ- 5.500 Planung Verzehnfachung der lich Bau von zehn Zucker- Zuckerproduktion rohrraffinerien angestrebt Davon: Zwei Raffinerien in der 500 Finanzierung Kredit der VR China South-Omo-Region Zuckerprojekt in der 394 Finanzierung Kredit der Bank of Afar-Region India 6.000 MW Grand Ethiopian 4.800 Finanzierung Bauunternehmer: Renaissance Dam Salini, Italien Fünf Düngemittelfabriken 3.000 Planung Gilgel Gibe III Kraftwerk 2.000 Durchführung Bauunternehmer: 1.870 MW Salini, Italien Awash-Woldia/Hara 1.700 Planung Bauunternehmer: Gebeya Railway Projekt Yapi Merkezi, Türkei Addis-Adama-Highway 612 Durchführung Chinesischer Bau- unternehmer 153 MW Adama Wind Farm 340 Planung Chinese GCOC Co. Stromleitung Äthiopien- 300 Planung Finanzierungszusage Kenia der Weltbank Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Der äthiopische Außenhandel hat 2012 einen kräftigen Sprung gemacht. Bei den Einfuhren fallen vor allem die Kapitalgüterimporte ins Gewicht, bei den Exporten sorgten die Stromexporte für ei- nen Anstieg. Wichtigste Lieferländer waren 2011 die VR China mit einem Importanteil von 19%, ge- folgt von Saudi-Arabien (10%) und Indien (8%). Deutschland spielt mit einem Lieferanteil von zuletzt 2% nur eine marginale Rolle. Laut Destatis lieferte Deutschland 2012 für lediglich 170,8 Mio. Euro Waren nach Äthiopien. Die Einfuhren - überwiegend Kaffee - lagen bei 207,3 Mio. Euro. Äthiopien ist ein sehr kleiner, aber immerhin spürbar wachsender Markt für Maschinen und Anla- gen. Deutschland exportierte 2012 unter anderem Maschinen für das Nahrungsmittelgewerbe (5,2 Mio. Euro), Bergwerks-, Bau- und Baustoffmaschinen (11,1 Mio. Euro), sonstige Maschinen (8,0 Mio. Euro) und vollständige Fabrikationsanlagen (11,8 Mio. Euro). Problematisch ist unterdes- sen die Devisenlage. Viele Firmen würden gerne kaufen, haben aber keinen Zugang zu harten Währungen. Die Landwirtschaft ist das Rückgrat der äthiopischen Ökonomie. Dank kräftiger Unterstützung der Gebergemeinschaft gelingt zunehmend der Übergang von einem Subsistenzanbau zu einer kom- merziellen Agrarwirtschaft. Das ambitionierteste Projekt ist die Verzehnfachung der Zuckerrohr- produktion von derzeit 265.000 t auf 2,3 Mio. t bis 2025. Wenn dies gelingt, würde Äthiopien in die Gruppe der zehn größten Zuckerexporteure der Welt aufsteigen. Im Rahmen des auf 5,5 Mrd. US$ Germany Trade & Invest www.gtai.de 9
Äthiopien veranschlagten Vorhabens sollen unter anderem zehn Zuckerraffinerien gebaut werden. Die VR China und Indien haben bereits erste Kredite bewilligt. Äthiopien setzt auf Textilindustrie Äthiopien kann mit seiner Textil- und Bekleidungsindustrie punkten und immer mehr Kunden in Europa gewinnen, darunter namhafte Einzelhändler wie Tesco, Primark und H&M. Bis 2016 will die Regierung rund 200 neue Textil- und Bekleidungsfabriken ansiedeln. Die antizipierten Investitio- nen werden mit ehrgeizigen 1,6 Mrd. $ angegeben. Das Exportziel für 2016 liegt bei nicht minder ehrgeizigen 1,0 Mrd. $. Die Investoren kommen vornehmlich aus Indien, der VR China, der Türkei und aus Äthiopien selbst. Mangels eigener Fertigung oder Montage ist Äthiopien vollständig auf Kfz-Importe angewiesen. Gefragt sind robuste und geländegängige Gebrauchtwagen aus Japan. Das deutsche Angebot trifft kaum die äthiopische Nachfrage nach leicht zu reparierender und preiswerter Technik, hoher Ver- träglichkeit minderwertiger Kraftstoffe sowie robuster Geländetauglichkeit. Äthiopien hat einen nennenswerten Bedarf an chemischen Erzeugnissen. Importiert werden vor- nehmlich Düngemittel, Kunststoffe in Primärform, medizinische und pharmazeutische Produkte sowie sonstige chemische Produkte. Laut Statistischem Bundesamt lieferte Deutschland 2012 sons- tige chemische Enderzeugnisse (6,4 Mio. Euro), pharmazeutische Produkte (3,7 Mio. Euro) und sonstige chemische Vorerzeugnisse (1,6 Mio. Euro). Der äthiopische Telekommunikationssektor ist noch nicht liberalisiert. Der staatliche Monopolist Ethio Telecom ist laut Regierung einer ausländischen Konkurrenz noch nicht gewachsen. Nach Ansicht von Branchenkennern bräuchte Ethio Telecom dringend einen ausländischen Partner und marktwirtschaftlichere Rahmenbedingungen. Große Hoffnungen setzt das bitterarme Land auf Öl. Die britische Tullow Oil führt derzeit zusam- men mit der kanadischen Africa Oil Corp. und der US-amerikanischen Marathon Oil Corp. erste Probebohrung durch. Tullow Oil konzentriert sich auf einen Grabenbruch aus dem Tertiär, der so- wohl in Uganda als auch in Kenia Ölreserven aufweist. Tullow und Africa Oil halten in Kenia und Äthiopien Prospektionslizenzen für ein Gebiet so groß wie die Nordsee. Bislang wurden erst elf Pro- bebohrungen niedergebracht - in der Nordsee sind es mehr als 2.400. Martin Böll 10 Afrika im Fokus
Angola Angola Angola Angolas zweite Wiederaufbauwelle findet in einem Klima beschleunigten Wirtschaftswachstums und wichtiger wirtschaftspolitischer Veränderungen statt. Schlagworte sind Entdollarisierung und bessere Verteilung des Ölreichtums. Ein Fonds von 5 Mrd. US$ soll die Infrastrukturprogramme der Regierung finanzieren. Die Regierung will ihr Wahlmotto: „Wachsen um besser zu verteilen“ umsetzen. Daher bleibt Angola auch in Zukunft ein interessanter Absatzmarkt für die deutsche Investitionsgüterindustrie. Angola ist ein Land mit hohem Potenzial und reichen Ressourcen und bietet Geschäftschancen in vielen Bereichen. Wegen der langen Kriegsjahre mit der Zerstörung von Strukturen gibt es in zahl- reichen wichtigen Sektoren hohen Nachholbedarf mit entsprechendem Potenzial für zukünftige Wachstumsmärkte. Allerdings gelten die Rahmenbedingungen für die Privatwirtschaft nach wie vor als schwierig, auch im Vergleich zu anderen Ländern der Region. Es sind jedoch allmähliche Verbesserungen und Erleichterungen zu beobachten, die eine zusehends positive Entwicklung in der Zukunft erwarten lassen. Es ist mit einer weiteren stetigen Belebung der Investitionstätigkeit in Angola zu rechnen, insbe- sondere vor dem Hintergrund der verstärkten Bereitschaft der Regierung zu Investitionen in die Verbesserung der Infrastruktur. Hierbei handelt es sich um die zweite Welle des Wiederaufbaus, nachdem die ersten grundlegenden Rehabilitierungsmaßnahmen nach Ende des Bürgerkriegs ab- geschlossen sind. Zu den staatlichen Prioritäten gehören vor allem Straßen- und Brückenbau, Ener- gie- und Wasserversorgung (bis 2016: 17 Mrd. und 4 Mrd. $), Häfen, Flughäfen und Eisenbahnnetz. Hierbei werden auch in Zukunft entsprechende Marktchancen für die in Angola engagierten deut- schen Unternehmen, speziell der Investitionsgüterindustrie, vorhanden sein. Wirtschaftliche Entwicklung 2012 bis 2014 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2012 1) 2013 2) 2014 2) BIP 7,0 8,9 6,3 Einfuhr von Waren und Dienstleistungen 6,8 8,9 3,8 Bruttoanlageinvestitionen 8,0 7,0 7,0 Privater Verbrauch 7,0 5,5 6,3 1) Schätzungen; 2) Prognosen Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) Die privaten Verbrauchsausgaben nehmen real etwa im Tempo des wirtschaftlichen Wachstums zu. Noch immer müssen rund 90% der Konsumgüter importiert werden. Ein Absatzmarkt für geho- bene Konsumgüter aus dem Ausland besteht vor allem im Einzugsgebiet der Hauptstadt Luanda, in dem die Oberschicht konzentriert ist. Zudem gibt es eine zusehends besser gestellte Mittelklasse, die es sich leisten kann, an Vergünstigungen und Luxuskonsum aus der „Ersten Welt“ teilzuhaben. Die Hauptlieferländer Angolas sind (nach einer Rangliste von 2011) Portugal, Korea (Rep.), Nieder- lande, VR China, USA, Südafrika, Brasilien und Frankreich. Deutschland folgt erst mit weitem Ab- stand (348 Mio. $ Lieferwert), bei rückläufigen Maschinenlieferungen und wachsenden Exporten Germany Trade & Invest www.gtai.de 11
Angola von Elektronik, Elektrotechnik sowie von Kfz und -Teilen. Die deutschen Lieferungen wuchsen 2012 um 44,5% auf 503 Mio. $. Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung (US$) Erdölraffinerie Sonaref/Lobito 6 Mrd. bis 8 Mrd. Durchführung Sonangol, 1. Phase 1. Phase (2014) 120.000 bpd, 2. Phase 200.000 bpd Laúca Wasserkraftwerk 3,7 Mrd. Durchführung 2.000 MW, Kwanza begonnen, 5 bis Norte Provinz 8 Jahre Wasserkraftwerk mit Namibia 7 Mrd. Planung 400 MW, Joint Venture im Grenz- gebiet Industriezentrum Benguela 2 Mrd. Durchführung Joint Venture mit Portugal Industriepark Malanje 600 Mio. Durchführung Sociedade de Desenvolvimento Rural, Baufirma Odebrecht, Brasilien Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Die Nachfrage nach Maschinen und Ausrüstungen wird in Angola vor allem durch die umfangrei- chen öffentlichen Infrastrukturprogramme gestützt. Hinzu kommen die Investitionen im Erdöl- sektor. Branchenkenner rechnen mit weiterhin stabilem Nachfragewachstum. In Zukunft kann ferner mit steigendem Nachfragepotenzial aus der privaten gewerblichen Wirtschaft durch ver- mehrte Industrieprojekte gerechnet werden. In Angola ist unter anderem auch ein stetiges Wachstum der Nachfrage nach Automobilen, insbe- sondere Secondhand-Importen, zu verzeichnen. Einen Markt für den Absatz von Luxusfahrzeugen gibt es in der reichen Oberschicht. Seit Ende 2010 bestehen Altersrestriktionen beim Gebrauchtwa- genimport: Pkw dürfen nicht älter als drei und Lkw nicht älter als fünf Jahre sein. Da in Angola rechts gefahren wird, kommt das Land auch als Absatzmarkt für Gebrauchtfahrzeuge aus Deutsch- land in Betracht. Die Konjunktur der angolanischen Bauwirtschaft wird seit Beginn des Wiederaufbaus vor allem durch öffentliche Ausgaben für die Instandsetzung und den Ausbau der Infrastruktur gestützt. Großer Nachholbedarf besteht weiterhin beim Straßenbau, da nach dem jahrzehntelangen Bür- gerkrieg noch viele Straßen landesweit instandgesetzt werden müssen. Im Wohnungsbau gibt es anhaltende Belebung durch private Vorhaben sowie vermehrte staatliche Wohnungsbaumaßnah- men. Für Dynamik sorgt auch der Hafenausbau und Wiederaufbau der Bergbauindustrie. Die Posi- tion chinesischer Unternehmen in der Bauwirtschaft dürfte auch in Zukunft dominierend bleiben. 12 Afrika im Fokus
Bergbau wichtig für Diversifizierung der Wirtschaft Einer der wichtigsten Sektoren für die in Angola angestrebte Diversifizierung der Wirtschaft ist der Bergbau. Um hierfür das benötigte ausländische Kapital von potenziellen Investoren ins Land zu holen, muss Angola jedoch mit vielen anderen mineralreichen afrikanischen Bergbauländern konkurrieren. Das Ende 2011 erlassene neue Bergbaugesetz gilt bei Experten als ein wesentlicher Schritt zu einem verbesserten Umfeld für ausländische Extraktionsunternehmen: durch Moderni- sierung, Vereinfachung und Klarstellung der Rahmenbestimmungen für Engagements im Berg- bau. Denn damit wurden erstmals alle für diesen Sektor geltenden Bestimmungen in einem ein- heitlichen Gesetz kodifiziert. Die Mineralvorkommen des Landes mit nicht ausgeschöpftem Potenzial sind zahlreich und erheb- lich: neben Diamanten auch Phosphate, Kupfer, Gold, Seltene Erden und Grundmetalle. So laufen gegenwärtig unter anderem Verhandlungen mit international renommierten Unternehmen zur Exploration von Phosphaten und Kalium für die Düngemittelproduktion. Diese ist ein wichtiger Faktor bei der Fortentwicklung beziehungsweise Wiederbelebung der Landwirtschaft, die in den zurückliegenden Jahrzehnten des Bürgerkriegs besonders gelitten hat. Ferner ist die Errichtung ei- nes Industriekomplexes für die Be- und Verarbeitung von Erzen vorgesehen. Neue Kupfervorkommen wurden in den Provinzen Cabinda, Moxico und Kuando Kubango ent- deckt sowie Eisenlagerstätten in Huila und Kwanza Norte. Mit der Bauxitexploration wurde in den Provinzen Kwanza Sul und Uige begonnen, und weitere Initiativen in dem Sektor gibt es in Mbanza Congo und Lunda Norte. Ferner hat die vermehrte Produktion von Quarz und Baumaterialien aus Mineralerzen zur erhöhten Förderung von Kies, Kieselsteinen und Sand geführt. In einem Joint Venture zwischen Staat und Privatwirtschaft hat Angola die Exploration von Eisen und Mangan in einem integrierten Projekt mit der Eisen- und Stahlindustrie wieder aufgenommen. Auch in dem traditionell dominierenden Diamantenbergbau gibt es neue Projekte mit Beteiligung in- und ausländischer Unternehmen in allen Stadien der Produktion und Verarbeitung. Diese sol- len in den kommenden Jahren vor allem in ländlichen Gebieten zum Wachstumstreiber werden. Die staatliche Endiama hatte sich 2012 mit sechs weiteren Unternehmen zu einem Konsortium für die Erschließung eines Konzessionsgebietes in den Provinzen Lunda Norte und Lunda Sul zusam- mengeschlossen. Inge Hackenbroch Germany Trade & Invest www.gtai.de 13
Côte d’Ivoire Côte d’Ivoire Côte d’Ivoire In Côte d’Ivoire stehen die Zeichen nach Jahren politischer Unruhen wieder auf Wachstum. Den- noch bleibt die Unsicherheit bestehen, ob es sich um einen nachhaltigen Aufschwung handelt. Lie- feranten finden eine breite Palette von Geschäftsmöglichkeiten vor. In etlichen Branchen dürfte es in den kommenden Jahren zahlreiche Investitionen geben. Im Infrastrukturbereich besteht großer Nachholbedarf. Hier dürfte es verstärkt zu Public Private Partnership (PPP) kommen. Bereits 2012 wuchs die ivorische Volkswirtschaft mit real 8,5% beträchtlich, und auch für die kom- menden Jahre prognostizieren nicht wenige Experten Wachstumsraten des Bruttoinlandspro- dukts (BIP) zwischen 6,0 und 7,0%. Wenn die politische Stabilität erhalten bleibt und die Kakaoern- ten, von denen Côte d’Ivoire stark abhängt, normal ausfallen, wird eine deutliche Zunahme von Auslandsinvestitionen erwartet. Côte d’Ivoire verfügt im Vergleich zu den meisten anderen Staa- ten Subsahara-Afrikas über eine breite industrielle Basis. Die Krise der vergangenen Jahre hat gleichzeitig den Investitionsstau erhöht, da es jahrelang zu keinen größeren Projekten mehr ge- kommen ist. Wirtschaftliche Entwicklung 2012 bis 2014 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2012 1) 2013 2) 2014 2) BIP 8,6 7,2 7,8 Einfuhr von Waren und Dienstleistungen 17,3 8,6 6,9 Bruttoanlageinvestitionen 17,0 18,0 17,0 Privater Verbrauch 7,0 9,9 8,5 1) Schätzungen; 2) Prognosen Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) Auch die Hilfen von Geberorganisationen, welche zuletzt versiegten, dürften nun wieder verstärkt fließen. Deutliche Erleichterung für das westafrikanische Land kommt zudem durch einen teilwei- sen Schuldenerlass, der Mitte 2012 von Weltbank, Internationalem Währungsfonds (IWF) sowie bi- lateralen und privaten Gläubigern beschlossen wurde. Demnach soll die externe Verschuldung von 12,9 Mrd. US$ auf rund 4,7 Mrd. gesenkt werden. Côte d’Ivoire wird dadurch in der Lage sein, wieder seine Schulden zu bedienen, und kann möglicherweise auch auf den Finanzmärkten als Kreditnehmer auftreten. Nach jahrelanger Konsumflaute dürfte auch der private Verbrauch in den kommenden Jahren wieder deutlich zunehmen. Allerdings beschränkt sich dieser auf eine sehr klein gewordene Mit- telschicht. In den Krisenjahren ist die Armut im Lande spürbar gestiegen, und es wird Jahre dauern, bis diese Rückschritte wieder behoben sein werden. Côte d’Ivoire hatte in der Vergangenheit vor allem dank der Kakao- und Erdölexporte immer eine positive Handelsbilanz. Ausgeführt werden Erdölprodukte, Rohöl und Agrarrohstoffe (Kakao, Holz, Kaffee, Baumwolle, Naturkautschuk, Palmöl, Cashewnüsse, Fisch und Tropenfrüchte) sowie Textilien und Zement. Importiert werden hingegen Rohöl und Erdölprodukte, industrielle Roh- 14 Afrika im Fokus
stoffe, Lebensmittel (vor allem Getreide), Getränke, Fahrzeuge, Boote und Schiffe sowie Investi- tionsgüter. Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung Bahnlinie San Pedro nach k.A. Planung Ost-West-Strecke durch Man das ganze Land Wasserkraftwerk Soubré k.A. Planung 270 MW, gelegen am Sassandra-Fluß Radisson Blu Hotel 25 Mrd. FCFA Im Bau Hotel wird 252 Zimmer Abidjan haben und in der Nähe des Flughafens in Port Bouet liegen Bau eines neuen Contai- 150 Mrd. FCFA in Im Bau Kapazität liegt bei ner-terminals im Hafen fünf Jahren 1,5 Mio. 20-Fuß-Contai- von Abidjan nern im Jahr Autobahn Abidjan-Grand k.A. Im Bau Finanziert durch Exim- Bassam bank (China) Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Deutschland gehört traditionell zu den Großabnehmern ivorischer Rohstoffe - wie vor allem Kakao - mit einem Importwert von 424 Mio. Euro im Jahr 2012, was jedoch gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um fast ein Drittel bedeutet. Der deutsche Export nach Côte d’Ivoire stieg dagegen um fast 48% auf 145 Mio. Euro. Dabei erhöhten sich die Maschinenlieferungen um rund 40% auf 38 Mio. Euro. Fast durchgehend dominierten in den letzten Jahren Maschinen aus dem Bereich Nahrungsmittelverarbeitung und -verpackungen. Teilweise, je nach Auftragslage, kam es zu grö- ßeren Lieferungen von Baumaschinen oder Fördertechnik. Hoher Nachholbedarf regt Investitionstätigkeit an Als Kernbranchen für Investitionen sieht die ivorische Regierung vor allem die Rohstoffsektoren. Hierzu zählen Kakao, Kaffee, Palmöl, Kautschuk und Baumwolle ebenso wie bestimmte Bereiche im Bergbau (Gold, Mangan, evenuell Eisen, Diamanten) und auch der Öl- und Gassektor. Auch soll die Wertschöpfung im Lande durch Weiterverarbeitung gesteigert werden. Weitere wichtige Bereiche sind die Rehabilitierung der Transportinfrastruktur (Straßen, Eisen- bahn und Häfen) sowie der Ausbau des Telekommunikationsnetzes. Erste Vorhaben, wie etwa der Bau der seit langem geplanten dritten Brücke in Abidjan (französische Firma Bouygues) oder die In- standsetzung und Erweiterung des 290-MW-Gaskraftwerks Azito III (koreanische Firma Hyundai), werden bereits umgesetzt. Ebenfalls begonnen wurde mit der Sanierung des Fernstraßennetzes, durchaus auch mit dem Ziel, den regionalen Handel mit den Nachbarländern zu verbessern. Die Rehabilitierung der staatli- chen Krankenhäuser und der Schulen und Hochschulen soll mit ausländischen Partnern und Bera- Germany Trade & Invest www.gtai.de 15
Côte d’Ivoire tern erfolgen. Im Bereich Stromerzeugung sind in den vergangenen Jahren Erhaltungs-und Erwei- terungsinvestitionen unterblieben, die nun beschleunigt nachgeholt werden sollen. Côte d’Ivoire leidet unter Stromknappheit aufgrund fehlender Investitionen in neue Anlagen und in die Instandhaltung bestehender Kraftwerke in den vergangenen Jahren. Von der installierten Kapazität von 1.210 MW stehen nur etwa 860 MW zur Verfügung. In den kommenden Jahren dürf- te daher in neue Kraftwerke investiert werden. Im Gespräch ist das 270-MW-Wasserkraftwerk in Soubré. Darüber hinaus wird in ganz Westafrika der West African Power Pool (WAPP) ausgebaut. Die Anbindung an Unterseekabel entlang der westafrikanischen Küste macht Telefonie und Daten- transfer schneller und deutlich günstiger. Mit etwa 15 Mio. Mobilfunkkunden besteht noch ein we- nig Wachstumspotenzial für die Netzbetreiber. Diese müssen noch massiv in neue 3G-Technologie investieren, um über Mobiltelefonie hinaus auch Dienstleistungen für Datentransfer möglich zu machen. Bereits seit 2002 ist der Mobilfunkmarkt geprägt von hohem Wachstum. Der Ölsektor verzeichnet seit den 90er-Jahren hohe Zuwachsraten. Canadian Natural Resources (CNR) baut Öl im West Espoir-Feld sowie im Baobab-Feld ab. Die Société Ivorienne de Raffinage (SIR) betreibt zudem eine Raffinerie mit einer Kapazität von 71.000 bpd. Im Gespräch ist der Bau einer zweiten Raffinerie, finanziert durch Chinas Eximbank. Darüber hinaus wird Erdgas aus mehreren Feldern für die heimische Energieversorgung gefördert. Der Öl- und Gassektor dürfte auch in den kommenden Jahren wachsen und damit eine wesentliche Quelle der Deviseneinnahmen des Lan- des bleiben. Carsten Ehlers 16 Afrika im Fokus
Ghana Ghana Ghana Ghana darf sich auch in den kommenden Jahren auf ein reales BIP-Wachstum von über 7% einstellen. Damit zählt das Land zu den Erfolgsmodellen Afrikas, dank politischer Stabilität, Transparenz und Wirtschaftsfreundlichkeit. Für deutsche Unternehmen war Ghana 2011 der drittgrößte Liefermarkt in Subsahara-Afrika. Geschäftschancen bestehen inzwischen bei einer Vielzahl von Sektoren. Ghana hat in den vergangenen Jahren von seiner eigenen politischen und wirtschaftlichen Stabili- tät stark profitieren können - in einer von politischen Krisen geschüttelten Region. Das kleine Land konnte sich zunehmend zu einem Hub für ausländische Unternehmen in Westafrika entwickeln und hat dabei stark von den politischen Unruhen in Côte d’Ivoire sowie der generellen Instabilität auf dem viel größerem Markt Nigeria profitiert. Zukünftig soll das Wachstum von vielen verschiedenen Sektoren angetrieben werden. Neben dem Öl- und Gassektor dürften auch die Landwirtschaft (hier vor allem die Kakaoproduktion) sowie der Bergbau (Gold) einen deutlichen Produktionszuwachs verzeichnen. Auch im Telekommunikations- oder Bausektor dürften reichlich Investitionen getätigt und Aufträge vergeben werden. Deutsche Unternehmen sind in Ghana mit einer breiten Palette an Waren und Dienstleistungen vertreten, al- lerdings nimmt die chinesische Konkurrenz speziell im Rohstoff- und Infrastrukturbereich zu. Wirtschaftliche Entwicklung 2012 bis 2014 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2012 1) 2013 2) 2014 2) BIP 7,1 7,5 7,4 Einfuhr von Waren und Dienstleistungen 18,0 12,5 13,5 Bruttoanlageinvestitionen 9,0 10,0 11,5 Privater Verbrauch 6,4 7,2 8,2 1) Schätzungen; 2) Prognosen Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) Für den ghanaischen Konsumsektor sind die Aussichten gut. Seit einigen Jahren kommt es ver- mehrt zu Investitionen in den Bau von Einkaufszentren (südafrikanische Ketten). Diese konzentrie- ren sich auf Großstädte wie Accra oder Kumasi. Auch für die lokale Konsumgüterindustrie eröffnen sich neue Möglichkeiten. Im Nahrungsmittel und Verpackungsbereich dürfte es ebenfalls zu In- vestitionen kommen. Für eine anhaltend hohe Nachfrage könnte die bei hohem Wirtschafts- wachstum zunehmende Mittelschicht sorgen. Mit etwas über 25 Mio. Einwohnern ist der ghanai- sche Markt zwar nicht allzu groß, allerdings ist er auch recht weit von den großen Konsumgüterin- dustrien in Europa oder Südafrika entfernt, weshalb sich eine Produktion vor Ort lohnen könnte. Germany Trade & Invest www.gtai.de 17
Ghana Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitions- Projektstand Anmerkung summe Bui Hydropower k.A. Im Bau, geplante 400-MW-Wasserkraftwerk. Die Project Fertigstellung Anlage besteht aus drei Turbi- 2013/14 nen à 133 MW. VRA Solar Power k.A. Insgesamt sollen 10 MW an Projects Fotovoltaik-Kapazität im nörd- lichen Ghana entstehen. Vier Standorte kommen in Frage: Kaleo, Lawra, Jirapa und Navrongo. Bislang wurde nur für Navrongo grünes Licht für eine 2 MW-Anlage erteilt, die bis Ende 2012 fertiggestellt sein soll. Für die verbleibenden drei Standorte wird noch nach Geld- gebern gesucht. Akyem Goldmine 1 Mrd. US$ Planung Konzessionär: Newmont Mining Corporation Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Die deutsche Wirtschaft hat 2012 Waren im Wert von 328 Mio. Euro nach Ghana exportiert, ein An- stieg um 19% gegenüber dem Vorjahr. Ghana ist in hohem Maße importabhängig, vor allem bei Hochtechnologieprodukten, im Investitions- (Ausrüstungen und Maschinen) und Konsumgüter- bereich (Kfz, Haushalts- und Konsumgüterelektronik) sowie bei chemischen Spezialprodukten. Kleines Land als großer „Aufsteiger“ des Kontinents Seit 2010 produziert Ghana Öl aus dem Jubilee-Ölfeld. Inzwischen wurden neue Funde gemacht. Das Jubilee-Ölfeld wird von der irischen Tullow Oil zusammen mit vier weiteren Partnern ausge- beutet. Derzeit werden etwa 70.000 bpd gefördert. Eigentlich wollten die Investoren bereits jetzt 120.000 bpd erreicht haben, was aufgrund von Problemen mit einigen Quellen aber noch nicht möglich ist. Mittelfristig will man in einer 2. Phase den Ausbau erweitern. Dann soll die Fördermen- ge 250.000 bpd erreichen. Kaum wurden in Ghana Ölvorkommen entdeckt, kam es zu Investitionen. Dies ist für afrikanische Verhältnisse nicht selbstverständlich und hat sehr viel mit dem stabilen politischen Umfeld und der recht geringen Korruption in Ghana zu tun. Investoren haben sichtbar Vertrauen in das politi- sche Umfeld des westafrikanischen Landes gefasst. Weitere Sektoren, wie der Bergbau, die Land- wirtschaft, die Nahrungsmittelindustrie, der Einzelhandel, die mobile Telekommunikation oder auch der Energiesektor dürften in den kommenden Jahren private Investitionen anziehen. Für deutsche Unternehmen bietet Ghana mittlerweile eine breite Palette an Geschäftschancen. Bei nahezu allen interessanten Geschäftsfeldern rücken jedoch mehr und mehr Konkurrenten aus Schwellenländern, allen voran die VR China und Indien, ins Blickfeld. Zunehmend treten ferner 18 Afrika im Fokus
Konkurrenten aus Australien, Israel, der Türkei oder Thailand in Erscheinung. Führend ist die deut- sche Technik bei Flüssigkeitspumpen, Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen, Druck- und Papiertechnik, Reinigungssystemen sowie Antriebstechnik Ghanas Bausektor verzeichnet bereits seit einigen Jahren hohes Umsatzwachstum. Auch in den kommenden Jahren dürfte sich diese Entwicklung fortsetzen. Durch die fließenden Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft geht die Regierung sehr aktiv ihre Infrastrukturmaßnahmen an. Hier- zu zählen Straßenbauprojekte, wie das Eastern Corridor Roads Project oder der Ausbau der Über- tragungs- und Verteilungsleitungen des Stromnetzes. Hinzu kommen diverse Wohnungsbaupro- jekte. In Zukunft dürfte es zu größeren, teilweise staatlich finanzierten, Low-Cost-Housing-Projek- ten, grob vergleichbar mit sozialem Wohnungsbau in Deutschland, kommen. Der Bergbau Ghanas blickt aufgrund der hohen Mineralienpreise optimistisch in die Zukunft. Aus den Bergbauexporten kamen 2011 rund 40% der Deviseneinnahmen des Landes. Mit einem wert- mäßigen Anteil von 95% hat die Goldförderung das absolute Übergewicht am lokalen Bergbau. Da- rüber hinaus werden größere Mengen an Bauxit, Mangan und Diamanten abgebaut. In den kom- menden Jahren ist - hohe Mineralienpreise vorausgesetzt - mit einer spürbar steigenden Nachfrage nach Bergbautechnik zu rechnen. Ghanas Energiesektor erlebt zurzeit eine Investitionswelle. Die Bereitstellung von rund 644 MW gilt als sicher, was einer Aufstockung der derzeitigen Erzeugungskapazität um etwa 30% bedeutet. Ghanas Energieministerium hat 2010 einen Strategie- und Entwicklungsplan für den Sektor aufge- legt mit dem Ziel, bis 2015 die Stromerzeugungskapazität von 2.120 MW auf 5.000 MW zu erhöhen. Auch der Markt für erneuerbare Energien kommt in die Gänge. Die Regierung hat mit einem Ge- setz geeignete Rahmenbedingungen erlassen, die Veröffentlichung der Einspeisetarife wurde an- gekündigt. Bei Großprojekten dürften aufgrund der besseren Finanzierungsangebote chinesische Unternehmen die Nase vorn haben. Deutsche Technologie hat hingegen gute Chancen bei kleinen und mittelgroßen Anlagen für Privatkunden. Anbieter von Elektrotechnik und Elektronik finden in Ghana attraktive Abnehmerbranchen vor. Dazu zählen neben dem Öl- und Gassektor auch die Bereiche Telekommunikation sowie Energie. Der Telekommunikationssektor mit seinen hochprofitablen Mobilfunkanbietern wächst bereits seit Jahren. Ghana hatte 2012 insgesamt fünf Mobilfunkanbieter (MTN: Marktanteil 47%, Vodafone: 21%, Tigo: 15%, Airtel: 14% und Glo: 2%). Der Markt ist hochkompetitiv, und die Abdeckungsrate liegt mit fast 85% für afrikanische Verhältnisse sehr hoch. Da sich im Bereich der Mobiltelefonie eine Marktsättigung andeutet, versuchen die Unternehmen zunehmend im Non-Voice-Bereich aktiv zu werden. Mobiler Datentransfer hat Zukunftspotenzial mit Bereichen wie E-Commerce oder E-Banking. Carsten Ehlers Germany Trade & Invest www.gtai.de 19
Kenia Kenia Kenia Die kenianische Wirtschaft wird 2013 in einer Größenordnung von real 4,8% zulegen. Bis 2017 sollen es laut Prognosen der Economist Intelligence Unit (EIU) 6,0% werden. Doch seiner Rolle als Motor der ostafrikanischen Wirtschaft wird Kenia so nicht gerecht: Die Nachbarn wachsen schneller. Kenias neu gewählter Präsident Uhuru Kenyatta und seine Regierung stehen vor vielen politischen und ökonomischen Herausforderungen. Seit Jahren ist das Wirtschaftswachstum des Landes viel zu niedrig, um die Armut nachhaltig zu vermindern und der arbeitslosen Jugend eine Perspektive zu bieten. Mittelfristig aber hat Kenia grundsätzlich gute Karten: Die Bevölkerung ist gut ausgebil- det, das Land reich an Bodenschätzen und seine Lage ein idealer Knotenpunkt. Nach jahrzehntelanger Untätigkeit hat Kenia damit begonnen, seine völlig unzureichende Infra- struktur zu verbessern. Neue Straßen wurden und werden gebaut und eine Normalspureisenbahn ist in Planung. Vielversprechende Ölfunde könnten das alles einmal finanzieren. Mehr Geld und eine bessere Infrastruktur alleine sind aber nicht die Lösung. Kenia muss seine Wettbewerbsfähig- keit verbessern, sagt die Weltbank, und sollte dringend seinen ineffizienten Hafen Mombasa refor- mieren und die Korruptionsbekämpfung ernst nehmen. Wirtschaftliche Entwicklung 2012 bis 2014 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2012 1) 2013 2) 2014 2) BIP 4,1 4,8 5,1 Einfuhr von Waren und Dienstleistungen 7,8 8,0 7,0 Bruttoanlageinvestitionen 8,0 7,0 6,1 Privater Verbrauch 3,3 4,5 5,0 1) Schätzungen; 2) Prognosen Quelle: EIU Kenianer und Ausländer haben sich 2012 mit Investitionen in Kenia deutlich zurückgehalten. Konnte die Kenya Investment Authority (KenInvest) 2011 noch umgerechnet 1,37 Mrd. Euro anlo- cken, so waren es 2012 nur noch 525 Mio. Euro - ein Einbruch von 62%. Vor allem die Kenianer selbst trauten dem Investitionsklima nicht mehr. So verbuchte KenInvest 2011 „Direct Domestic Invest- ments“ in Höhe von 720 Mio. Euro, 2012 aber nur noch 88 Mio. Euro. Die Behörde macht für den scharfen Rückgang vor allem die allgemeine Unsicherheit im Vorfeld der Wahlen Anfang März sowie die hohen Kreditzinsen (zuletzt 28%) verantwortlich. Investoren bevorzugten nunmehr Uganda und Tansania, heißt es in bemerkenswerter Offenheit. 20 Afrika im Fokus
Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung (in Mio. US$) Lamu-Southern Sudan- 23.000 Durchführung Zeitschiene unklar, Ethiopia Transport Projektumfang sehr Corridor (Lapsset; optimistisch Hafen, Eisenbahnlinie, Ölpipeline, Raffinerie, Flughäfen) Konza Technology City bis zu 14.500 Planung Satellitenstadt Tatu City 3.000 Durchführung Satellitenstadt Normalspur-Eisenbahn 2.600 Planung Chinesische Partner Wasser-Masterplan für 1.920 Planung Groß-Nairobi Turkana Wind Farm 900 Finanzierung Spanische Ko-Finanzie- rung Kajiado Wind Farm 300 Finanzierung Hochstraße durch 300 Finanzierung Nairobi Neues Container-Termi- 258 Planung Fertigstellung in zwei nal für Mombasa Phasen: 2016 und 2020 Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Der private Verbrauch wird 2013 vermutlich um 4,5% zulegen. Nennenswerte Veränderungen sind in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. Die realen Wachstumsraten im staatlichen Verbrauch lagen bislang traditionell deutlich über der BIP-Rate, dürften jedoch demnächst spürbar zurückfal- len, weil die Verschuldung ein kritisches Ausmaß angenommen hat. Die Inflation hat sich nach ei- nem rasanten Galopp von 18,9% Ende 2011 auf 3,2% im Dezember verlangsamt. Kenia importiert üblicherweise mehr als doppelt so viel wie es selber exportiert. Wichtige Export- produkte sind Tee und Gartenbauerzeugnisse. In Zukunft werden auch Bodenschätze eine nen- nenswerte Rolle spielen. Wichtigste Lieferländer Kenias waren 2011 die VR China mit einem Anteil von 14,7%, gefolgt von Indien (14,0%), den VAE (10,1%) sowie Südafrika 7,7%. Deutschland spielte mit einem Lieferanteil von weniger als 3% nur eine marginale Rolle. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes lieferte Deutschland 2012 Waren für 302,1 Mio. Euro (+21,6%) nach Kenia und führte für 145,5 Mio. Euro (-18,4%) ein. Bis 2030 hat sich Kenia sehr ehrgeizige Entwicklungsziele gesetzt, die es mit massiven Investitio- nen in Infrastruktur, städtische Entwicklung und den Bergbau (vornehmlich Öl und Gas) erreichen will. Deutschland ist an diesen Plänen bislang kaum beteiligt, was mehrere Gründe hat: So hat Kenia bislang nur sehr geringe Qualitätsansprüche und interessiert sich meist nur für die Anschaf- fungskosten, nicht aber für die Gesamtkosten über die gesamte ökonomische Lebensdauer des Projektes hinweg. Die VR China punktet derweil mit „politischen“ Krediten, bei denen deutsche Firmen nicht mithalten können. Germany Trade & Invest www.gtai.de 21
Kenia Kenia hat mit dem Bau des auf ehrgeizige 17,4 Mrd. US$ veranschlagten Projekts „Lamu Port South Sudan Ethiopia Transport Corridor (Lapsset)“ begonnen - wenngleich nur in sehr bescheidenem Rahmen. So gibt es erst einmal drei Schiffsanlegeplätze - von geplanten 32 -, ein paar Stromleitun- gen und den Ausbau des kleinen Flughafens von Isiolo. Das Vorhaben ist nach Ansicht von Beob- achtern bislang mehr Vision als Realität. Die beteiligten Staaten haben allesamt nicht die Mittel, das Mega-Projekt durchzuziehen und hoffen auf massive ausländische Investitionen. Hohe Erwartungen in Öl und Gas Wenn 2013 nennenswerte neue Ölreserven gefunden werden, dann in Kenia, Gabun und Maureta- nien, sagt der in Paris ansässige Kreditgeber BNP Paribas. Die kumulierten Prospektionsinvestitio- nen dürften im laufenden Jahr 300 Mio. $ erreichen, nachdem 2012 Tullow Oil auf dem Festland vielversprechende Öl- und die Apache Corp. vor der Küste ebenso ermutigende Erdgasfunde ge- macht haben. Die kenianische Geothermal Development Company (GDC) wird in der Bogoria/Silali-Gegend sie- ben geothermische Bohrungen niederbringen. Kenia bohrt damit erstmals außerhalb des traditio- nellen Menegai/Olkaria-Gebiets. Die neuen Bohrungen werden mit 300 Mio. $ von der US-Exim- Bank und mit 100 Mio. $ von der deutschen KfW finanziert. Mobiltelefongesellschaften spielen beim Geldtransfer eine immer größere Rolle. In den ersten neun Monaten 2012 summierten sich die Einzahlungen in das Geldüberweisungssystem der kenia- nischen Telefongesellschaften auf 2,38 Mrd. $, 75,3% mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, sagt die Communications Commission of Kenya (CCK). Marktführer sind die M-Pesa von Safaricom, Airtel Money von Airtel, YuCash von Yu und Orange Money von Orange Telekom. Den hohen Zu- wachs führt CCK auf die landesweit gestiegene Zahl von 54.400 Agenten zurück. Hinzukommt die einfache, zeit- und geldsparende Nutzung des Überweisungssystems. Das kenianische Festnetz, betrieben von Telkom Kenya, steht vor dem Zerfall. Der beschämende Grund: Es werden mehr (kupferhaltige) Telefonkabel gestohlen, als ersetzt werden können. Die da- mit verbundenen Kosten laufen aus dem Ruder. Nach Angaben der CCK gab es im 3. Quartal 2012 nur noch 248.300 Festnetzanschlüsse (fixed terrestrial lines and fixed wireless), 30% weniger als noch 2011. Die Zahl der Festnetzabonnenten halbierte sich im gleichen Zeitraum auf etwa 70.000. Zehn Jahre zuvor waren es noch 328.000. Die Zahl der Mobilfunkabonnenten erreichte im 3. Quartal 2012 unterdessen stattliche 30,4 Mio. Führender Anbieter ist Safaricom mit einem Marktanteil von 76,7% im September 2012 (gemessen an den Gesprächsminuten; gegenüber September 2011: -11,6 Prozentpunkte), gefolgt von Airtel (12,5%; +5,8 Punkte), Essar (9,6%; +5,0 Punkte) und Telkom Kenya (1,1%; +0,5 Punkte). Nach Ansicht von Branchenkennern ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Telkom Kenya - bis 2000 noch reicher Monopolist - aufgeben muss. Martin Böll 22 Afrika im Fokus
Kongo (Dem.) Kongo (Dem.) Kongo (Dem.) Die eher negative Wahrnehmung der Demokratischen Republik Kongo im Ausland steht in kras- sem Gegensatz zur Aufbruchsstimmung in der Wirtschaft des Landes. So liegt das reale Wirt- schaftswachstum mit zurzeit mehr als 6% über dem Durchschnitt Subsahara-Afrikas. Landeskenner sind sich sicher, dass der Konsum noch vor dem Bergbau der Wachstumsmotor für die kommenden Jahre sein wird. Außerdem ist im Mobilfunkbereich die Marktsättigung noch längst nicht eingetre- ten und auch im Infrastruktursektor (Energie, Wasser) kommt es zu interessanten Projekten. Allerdings ist die Kongo (Dem.) einer der schwierigsten Märkte überhaupt: Die politische Instabili- tät des Landes lässt den wirtschaftlichen Erfolg auf wackeligen Beinen stehen und schreckt zahlrei- che Investoren ab. Aufgrund der schlechten Verbindungswege und großen Distanzen gibt es kei- nen Gesamt-, sondern viele Einzelmärkte, von denen die 9-Mio.-Metropole Kinshasa der größte ist. Starke Korruption und viele äußerst ineffizient arbeitende Staatsinstitutionen kommen erschwe- rend hinzu. Die Investitionstätigkeit in Kongo (Dem.) entwickelt sich zum entscheidenden Faktor für die wach- sende Wirtschaft: Die Bruttoanlageinvestitionen nehmen deutlich schneller zu als das Bruttoin- landsprodukt (BIP). Investiert wird vor allem in den Bergbau und die Infrastruktur. Speziell für die Infrastrukturprojekte kommt viel Geld von Geberorganisationen, wie den chinesischen, indischen und südkoreanischen Exim-Banken, der Weltbank und der EU. Wirtschaftliche Entwicklung 2012 bis 2014 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2012 1) 2013 2) 2014 2) BIP 6,7 7,6 7,0 Einfuhr (fob) 3) -4,6 11,0 2,4 Bruttoanlageinvestitionen 12,0 17,0 16,0 1) Schätzungen; 2) Prognosen; 3) nominal Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) Der Konsum trägt derzeit noch wenig zum Wirtschaftswachstum bei. Dies dürfte sich jedoch künf- tig ändern, sollte sich der wirtschaftliche Erfolg fortsetzen und eine kongolesische Mittelschicht heranwachsen. Internationale Investoren sehen großes Potenzial in dem derzeit etwa 70 Mio. Ein- wohner umfassenden Markt. Die Landwirtschaft, die Nahrungsmittel- und Verpackungsindustrie, der Einzelhandel, der Mobilfunk sowie auch der Verkauf von Automobilen können davon profitie- ren. So eröffnete die südafrikanische Kette Shoprite bereits Geschäfte im Land und Heineken hat in die Brasserie du Congo investiert. Die deutschen Ausfuhren in die Demokratische Republik Kongo lagen 2012 bei rund 130 Mio. Euro, nach 113,8 Mio. im Jahr 2011. In Subsahara-Afrika zählt Kongo (Dem.) zu den zehn größten Absatz- märkten für deutsche Unternehmen. Für die kommenden Jahre wird ein genereller Anstieg der Im- porte des Landes erwartet, vor allem von Maschinen und Ausrüstungen für den Bergbau und für die verschiedenen Infrastrukturbereiche. Deutsche Unternehmen liefern in erster Linie verfah- renstechnische Maschinen und Apparate sowie Bau- und Baustoffmaschinen. Einfuhren aus Germany Trade & Invest www.gtai.de 23
Kongo (Dem.) Deutschland haben bei bestimmten Produkten, etwa Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschi- nen, hohe Marktanteile, spielen in der Breite jedoch eine eher geringe Rolle. Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand Anmerkung Inga-3-Damm 80 Mrd. US$ Planung Damm soll Strom für meh- rere Länder liefern, Baube- ginn 2014 geplant, Fertig- stellung 2025, 3.500 MW Kibali Gold Project Phase 1 (vor allem Im Bau, derzeit Joint Venture von Randgold Infrastruktur): Phase 1 (45%), AngloGold Ashanti 920 Mio. US$, (45%) und Sokimo (10%), Phase 2 (Untertage- Fertigstellung bis 2015 mine): 650 Mio. US$ Namoya Gold Project k.A. Im Bau Investor ist Banro, MDM Engineering für die Be- schaffung zuständig, Fertig- stellung: 1. Quartal 2013 Katende Hydroelectric 280 Mio. US$ Im Bau Finanzierung: 168 Mio. $ Project von Eximbank of India, 112 Mio. $ von kongolesi- scher Regierung, Kapazität: 65 MW, Fertigstellung geplant für 2015 Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Getrieben wird die Wirtschaftsentwicklung vor allem durch den Bergbau. Beim Goldabbau, vor- wiegend in der Provinz Orientale, befinden sich Minen von VCO Gold, Kibali Gold und AngloGold Ashanti in Bau. Der Kupferbergbau in der Provinz Katanga wächst ebenfalls kontinuierlich. Nach- dem die meisten Minen, wie Tenke Fungurume, Kamoto Copper Company (KCC), Kolwezi Tailings Project (Mehrheitseigner: Eurasian Natural Resources Corporation, ENRC) und Frontier Project (ENRC) in den Jahren 2006/07 an den Start gegangen sind, erweitern sie nun ihre Kapazitäten, teil- weise mit anderen Eigentümern. Neben Gold und Kupfer werden auch Kobalt, Zink, Wolfram und Koltan abgebaut. Bei größeren Minenprojekten kommen internationale Bergbaufirmen meistens direkt auf poten- zielle Zulieferer zu. Internationale Bergbauunternehmen müssen in Kongo (Dem.) mit Risiken le- ben. Hierzu zählt auch ein ungenügender rechtlicher Rahmen. 2013 soll ein neues Bergbaugesetz in Kraft treten. Neben der Zulieferung von Bergbautechnik sieht die kongolesische Chamber of Mines vor allem gute Chancen bei der Energieversorgung der Minen. Der Kammer zufolge hat das deutsche Bera- tungsunternehmen Evagor GmbH mit der kongolesischen Gécamines eine Absichtserklärung für den Bau eines Kohlekraftwerkes in Katanga unterschrieben. 24 Afrika im Fokus
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