Pflege-Bahr als Vetriebsturbo?
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VERSICHERUNGEN I Roundtable „Private Pflegevorsorge“ Pflege-Bahr als Vetriebsturbo? Ist die neue staatliche Pflegeförderung ein Turbo für die Vorsorgespezialisten im Vertrieb? Beim finanzwelt-Roundtable zum Thema „Private Pflegevorsorge“ in Wiesbaden diskutierten die Experten des Branchenverbandes und der Rating-Agenturen mit auf Familien- und Generationenschutz spezialisierten Versicherungsvorständen. Die staatliche „Ba(h)r-Förderung“ wurde als Anreiz für Beratung und Verkauf von Vorsorgelösungen begrüßt. Die Erwartung und der Bedarf sind hoch. Die Benchmark für den Erfolg als Einstiegsprodukt und Vertriebsturbo ist die „Riester-Förderung“. D as Thema „Private Pflegevorsorge Stephan Schinnenburg und die neue Bahr-Pflegeförde- rung“ diskutierten in einer Exper- tenrunde in Wiesbaden: Dr. Rainer Reitzler, Vorstandsvorsitzender Münchener Verein Versicherungsgruppe; Dr. Marc-Pierre Möll, PKV-Verband; Philipp J.N. Vogel, Vorstand Deutsche Familienversicherung; Stephan Schinnenburg, Geschäftsführer Morgen & Morgen GmbH; und Hendrik Scherer, Geschäftsführer Premium Circle Deutsch- land GmbH. finanzwelt: Ist die neue Bahr-Förderung für eine private Pflegeversicherung ab 2013 ein guter Einstieg in die Vorsorgeberatung, wie seit 10 Jahren die Riester-Förderung? Schinnenburg ❭ Eine positive Verände- rung ist bei der neuen staatlichen Förderung im Vergleich zu Riester beobachtbar. Sie ist Vogel ❭ Riester- und Bahrförderung sind private Pflege auf eine sehr unterhaltende mit weniger Bürokratie verbunden als bei gesetzliche Anreize, aber keinesfalls ausrei- Weise behandelt. Der private Pfleger wird der Riester-Rente. Die neuen Versicherun- chende Lösungen. Das jeweils geförderte zum Freund des Pflegebedürftigen. gen werden die Qualität haben, die sie auch Produkt allein reicht nicht aus. Die Vorsor- Scherer ❭ Staatliche Förderprogramme haben sollen. ge für Familien kann mit bedarfsgerechten schärfen das Bewusstsein in der Bevölkerung Dr. Reitzler ❭ Staatliche Förderung für eine Lösungen aus unserem bestens bewerteten für die notwendige Vorsorge. Riester löst privatwirtschaftliche Lösung ist der Anreiz Tarifangebot in einer ganzheitlichen Bera- aber nicht das Problem. Die Riester-Rente für Vorsorgesparer und Versicherte, das tung ergänzt werden. Eintritt von Pflege- bringt nur einen Teil der Rente wieder, die Richtige zu tun. Riester oder auch die klei- bedarf ist keine Altersfrage. Für alle in einer zuvor den Menschen gekürzt wurde. Pflege ne Wohnungsbauprämie in den vermö- Familie ist das eine wichtige Vorsorge. wird das Problem der Zukunft sein. Die genswirksamen Leistungen kommen brei- Dr. Möll ❭ Die Förderung soll helfen, Pro- Menschen denken leichtfertig: „Wenn mit ten Schichten der Bevölkerung zugute. Bei bleme zu lösen, die durch die demographi- der Oma etwas ist, pflegen wir sie schon.“ der neuen Bahr-Förderung ist abzuwarten, sche Entwicklung entstehen. Aktuell gibt es Keiner ahnt, welche physische und psy- wie groß der Kannibalisierungs-Effekt im im Markt nur etwa 2 Millionen private Pfle- chische Belastung für die Pflegebedürftigen Markt ist. Die Gefahr besteht, dass ein rei- gepolicen, obwohl bereits jetzt feststeht, dass und die Pflegenden entstehen. ner Türöffner, der ja nur zum Einstieg in sich die Zahl der Pflegebedürftigen verdop- eine Vorsorgeberatung zum Pflegerisiko peln wird. Die Kerze brennt also von zwei finanzwelt: Aus dem Vertrieb sind auch dient, mit einer ausreichenden Lösung ver- Seiten. In dem französischen Kinofilm Vorbehalte zur Pflege als Vertriebsthema zu wechselt wird. „Ziemliche beste Freunde“ wird das Thema hören. Wie sehen Sie als Beobachter und 108 finanzwelt 05/2012
Die Expertenrunde des Roundtable (v. li. nach re.): Philipp J.N.Vogel, Vorstand Deutsche Familienversicherung; Hendrik Scherer, Geschäftsführer Premium Circle Deutschland GmbH; Dr. Marc-Pierre Möll, PKV-Verband; Dr. Rainer Reitzler, Vorstandsvorsitzender Münchener Verein Versicherungsgruppe; Stephan Schinnenburg, Geschäftsführer Morgen & Morgen GmbH; Dietmar Braun und Dorothee Schöneich Experten im Markt die zukünftige Chance, Scherer ❭ Wie werden die Bedingungen für vatwirtschaftlichen Versicherer gestellt mit Hilfe der Ba(h)r-Förderung private Pflege- die geförderte Pflegeversicherung aussehen? wurde. vorsorge populär zu machen? Einheitliche Bedingungen, was heißt denn Vogel ❭ Der Pflege-Bahr muss eine „Tür- Schinnenburg ❭ Die Branche hat die Ver- das? Es ist zu erwarten, dass es eine Orien- öffner“-Lösung bleiben, der Rest eine klas- pflichtung, deutlich zu machen, was Vor- tierung an der gesetzlichen Pflegeversiche- sische Aufgabe für das Vorsorgeangebot der sorge ist und warum auch das Pflegerisiko rung geben wird. Versicherer. Ein Basisschutz ist besser als dazu gehört. Kritisch ist bei den Förder- Schinnenburg ❭ Wir machen bereits gar kein Schutz. Er ist die dritte Säule in der produkten wie Riester, dass der Kostenan- Ratings zu Pflegetagegeld-Tarifen. Die privaten Pflegeversicherung mit Kontra- teil bei fast 25 % liegt und einige Anbieter Untersuchung, was für Leistungen gegen hierungszwang für Menschen, die sich ver- Schwierigkeiten haben, die eingezahlten fünf Euro Monatsbeitrag erhältlich sind, sichern wollen und es bisher nicht konnten. Beiträge als Leistungen zu generieren. Bei wäre kaum sinnvoll. Besser wäre es, Kom- Der Bereich Pflege könnte damit eine Blau- den Bahr-Pflegelösungen muss man abwar- binationsangebote oder Bündelprodukte als pause für ein zukünftiges Gesundheitssys- ten, wie diese ausfallen. Lösungen zu finden. tem sein – mit einem obligatorischen Dr. Möll ❭ Fünf Euro Förderung im Monat Dr. Reitzler ❭ Die Verwaltungskosten in Grundschutz, privater Vorsorge, ergänzt oder 60 Euro im Jahr sind wenig. Hier soll- den geförderten Bahr-Pflegetarifen sind im durch subventionierte Ergänzungslösungen te über eine dynamische Erhöhung der Vergleich zu Riester etwas einfacher gestalt- mit Kontrahierungszwang. Vorsorge-Pflichtversicherung nachgedacht bar. Wichtig ist, dass die Kalkulation der werden. Kosten und Tarife unter die Hoheit der pri- finanzwelt: Wer verkauft die neuen Pro- dukte und sind die Provisionen und Cour- tagen auch ausreichend, so dass diese Vor- sorgespezialisten von Beratung und Service Dr. Rainer Reitzler auch leben können? Scherer ❭ Früher konnte fast jeder ver- mitteln, heute ist das aufgrund der Ver- mittlerrichtlinie so nicht mehr möglich. Das Fachwissen und die Qualifikation eines Ver- mittlers sind wesentliche Merkmale für die Auswahl eines geeigneten Beraters. Der Ver- mittlungsunternehmer von heute ist mit dem Arztberuf vergleichbar, passende Vor- sorge bedarf einer richtigen Diagnose und einer richtigen Wahl in der Priorität von Therapie und Lösung. Schinnenburg ❭ Jeder Vermittler hat sein eigenes Berufsethos. Meist stehen die Unter- schiede in der Kalkulation des Produktes im Fokus und nicht die Qualität des Produk- tes. Was die Inhalte und Nachhaltigkeit der finanzwelt 05/2012 109
VERSICHERUNGEN I Roundtable „Private Pflegevorsorge“ Lösungen betrifft, kam erst in den letzten 24 Philipp J.N.Vogel Monaten mehr Bewegung in den Markt. Ein- kommen wird auch dadurch bestimmt, ob es passende Annex-Produkte gibt. Ein Problem wird auch zukünftig sein, dass ein Kunde mindestens 100 statt 50 Euro im Monat anle- gen müsste, um richtig vorzusorgen, aber das will er oder kann er nicht. Dr. Möll ❭ Der Vertrieb und die Vermitt- lung ist eine wichtige Aufgabe der Versi- cherer und der Dienstleistungsunterneh- men für Vermittler. Die Branche muss sich vor allem über Qualität in Beratung und Ser- vice definieren. Dr. Reitzler ❭ Der Vertrieb ist, wie er ist. In der Mitgestaltung des Marktes hat auch der Vertrieb eine wichtige Funktion, er wirkt entscheidend mit, ob eine private Versor- gung auch bedarfsgerecht verkauft wird. Reicht eine Art „Teilkasko-Lösung“ oder ist ein umfassender „Vollkaskoschutz“ erfor- Schinnenburg ❭ Die Branche hat die exis- und mehr Aufmerksamkeit für das Thema derlich? 1,9 Millionen Pflegetagegeldverträ- tenzielle Risiken absichernde Berufsunfä- Vorsorge sorgen. Die Pflichtvorsorge für ge in der Vergangenheit sind als Ergebnis higkeits-Lösung nicht geschafft. Ich be- Pflege und die Pflegeförderung decken nicht wenig. Die Frage ist, wie kriege ich die PS auf zweifle, ob die Branche das dann umfassend den tatsächlichen Versorgungsbedarf. die Straße? Fünf Euro als Turbolader ist ein in der Pflege hinbekommt. 400 Euro als Dr. Möll ❭ 100 Millionen Euro in der För- Antrieb, dass mehr Verträge als bisher abge- durchschnittliche Zusatzabsicherung wären derung sind ein guter Anfang. Das Ziel schlossen werden. 11 Millionen Riester- eine erste Lösung. müsste die Verdopplung der bisher beste- Verträge sind gut – das ist doch eine Bench- Scherer ❭ Die Branche käme schon wei- henden Verträge auf 4 Millionen sein. Viele mark für den Pflege-Bahr! Wir bewegen uns ter, wenn nicht die Kraftfahrtversicherung den Vertrieb und Verkauf unterstützende in einem Verkäufermarkt, und das ist die der Türöffner wäre und sich das Pflege- Argumente sind bisher kaum bekannt, wie Herausforderung, wie Versicherer attraktive thema als Türöffner für neue Kunden die Stiftung Qualität in der Pflege oder die Pakete für den Vertrieb gestalten können. durchsetzen könnte. Die gesetzlichen Pflege- Studiendatenbank des Zentrums für Qua- pflichtlösungen sind eine „Teilkaskover- lität in der Pflege (ZQP). Das Thema Pfle- finanzwelt: Wird die Pflegeförderung den sicherung mit einer Mindestdeckung. Der ge ist in der Gesellschaft angekommen, aber Vorsorgemarkt stärken oder bremsen? „Pflege-Bahr“ kann für einen „Aha!-Effekt“ wie Pflegevorsorge praktisch erfolgen soll, noch nicht. Die nachhaltige Lösung ist da unabhängig von den Pflichtprodukten zu Hendrik Scherer suchen. Schinnenburg ❭ Das Thema Pflege und private Vorsorge hat auch viel mit gelebten Werten zu tun. Was verstehe ich unter Frei- heit? Eigene Verfügungsrechte? Oder was ist eher eine zunehmende Bevormundung durch Dritte? Je älter ein Mensch wird, desto aktueller werden solche Fragen und Werte. Vogel ❭ Jeder braucht eine ausreichende private Vorsorge, dazu gehört auch die Vor- sorge für den Pflegefall. Nur für bereits ein- getretene Pflegefälle kann der Vertrieb nichts mehr tun, sonst steht für alle eine nachhaltige private Lösung für den Pflege- fall zur Verfügung – ohne eine Gesund- heitsprüfung und unter Einhaltung der Wartezeit von fünf Jahren. Dr. Reitzler ❭ Auf dem Thema liegt auch viel medialer Druck. In der Zielgruppe Ver- mittler sollte das Feindbild Pflegefall und Pflege zum Vorbild gewandelt werden. Seit sechs Jahren bringen wir das Thema Pflege im Vertrieb voran. Als Generationenversi- 110 finanzwelt 05/2012
cherer nutzen wir die Chance, dem Vertrieb Wirtschaft auch genügend Menschen ab? sche Entwicklung wird eine dauerhafte Bei- exzellente Heime und Einrichtungen zu Die Subsidiarität, bestehend aus freier behaltung des heutigen Leistungsniveaus aus zeigen, wie die unseres Partners Phönix- Selbstbestimmung und Eigenverantwor- schwierig machen; weshalb ich gute Perspek- Seniorenzentren. Bei einem Besuch im tung, nimmt stetig ab. Weniger private Wirt- tiven für die Zusatzversicherungen sehe. Pflegeheim kann sich sehr schnell zeigen, ob schaft und weniger Wettbewerb lösen die Dr. Möll ❭ Der Verband konnte bei der ein Vermittler für die Vermittlung von Vor- Herausforderungen der demographischen Begrenzung der Provisionen aus kartell- sorgelösungen geeignet ist. Wir setzen auch Entwicklung auch nicht besser. rechtlichen Gründen nicht tätig werden. Pflegebedürftige als Referenten für den Ver- Dr. Möll ❭ Es läuft eine von Teilen der Poli- Billigtarife unter dem Niveau der gesetzli- trieb ein, Verständnis des Bedarfs aus der tik geförderte, unerfreuliche Diskussion um chen Kassen sind als Thema vom Tisch. Die Sicht der Betroffenen ist auch eine Form von und gegen die private Krankenversicherung. neuen Unisex-Tarife könnten aber wieder zu Verkaufsmotivation. Die ganze Kampagne zielt auf die „Mitte“ der mehr Mindestdeckungen im Tarifangebot Wählerschaft und die „Mittelschicht“ der führen. finanzwelt: Wird der Staat als „Überfamilie“ Gesellschaft. Diese umworbene „Mittel- Schinnenburg ❭ Es gibt mehr zufriedene durch Wettbewerb im dualen System ent- schicht“ besteht immer noch überwiegend PKV-Kunden. Das liegt daran, dass im lastet oder wird eher die „Bürgerversiche- aus den Bediensteten im öffentlichen Dienst, Durchschnitt die Anpassungen der Beiträge rung als Zwangs- oder Einheitskasse“ den Selbständigen und den besser verdie- moderat ausfielen. Die nächsten fünf Jahre gewählt? nenden Angestellten, alles Bevölkerungs- entscheiden über das Schicksal der Bran- Scherer ❭ Das wird davon abhängen, ob es gruppen, die überwiegend privat versichert che. Die Bahr-Förderung ist auch eine der Branche selbst gelingt, die Mehrheit der sind. Ein gutes Argument für das duale Sys- Chance für die Branche, ein verantwor- Deutschen davon zu überzeugen, dass der tem und den Wettbewerb sind die Beiträge tungsvolles Handeln zu zeigen. Staat nicht mehr für alles sorgen und alles der gesetzlichen und privaten Pflegekran- Dr. Reitzler ❭ Das Pflegethema ist eine his- finanzieren kann. Die „Zwangskasse“ würde kenversicherung, die privatwirtschaftlich kal- torische Chance auch für private Versiche- den Wettbewerb, wie wir ihn heute kennen, kulierten Beiträge sind günstiger. rer, die mit gesetzlichen Kassen kooperieren. erheblich einschränken. Vogel ❭ Im Ergebnis wird es auch weiter 40 Prozent unseres Umsatzes in der priva- Schinnenburg ❭ Was macht der Staat und eine Mischung aus staatlicher Fürsorge und ten Krankenversicherung ist bereits Pflege. was machen die Bürger? Sichert die private privater Vorsorge geben. Die demographi- Die Wohnungsbauprämie war anfangs auch – ANZEIGE –
VERSICHERUNGEN I Roundtable „Private Pflegevorsorge“ finanzwelt: Ist „Vorsorge“ als Thema im Aufwind, bringt Pflegevorsorge als Türöff- ner noch mehr Schwung oder ist die Brems- wirkung von Zinsen und Euro zu groß? Was ist Ihr Fazit? Vogel ❭ Der Marktzins bleibt für die Branche wohl noch länger eine echte Herausfor- derung, weshalb wir im Sinne einer grö- ßeren Nachhaltigkeit als einziger PKV- Anbieter im Markt mit einem Garantiezins von drei Prozent kalkulieren. Wir sind über- zeugt, dass das Thema Pflege und Vorsorge über Wettbewerb unter den Anbietern gefördert wird, und positionieren uns im Markt über die Produktqualität. Bei hohem Eintrittsalter werden sich die Ältesten, trotz Bedarf, Pflege nicht leisten können. Pflege ist auf der anderen Seite keine Frage des Alters, Pflegefall kann jeder werden. Es kann gelingen, in eine neue jüngere Zielgruppe vorzustoßen. Dr. Reitzler ❭ Zinsen unter drei Prozent Dr. Marc-Pierre Möll können langfristig von der Assekuranz nicht akzeptiert werden. In der Kapitalanlage muss sich die Branche umsehen, welche nur so ein kleiner Schnipsel an Förderung von Qualität und Transparenz. Qualität Alternativen in der Zukunft möglich sind. und es entstanden daraus Eigenheime – und Inhalte sind wichtiger als die für das Bei Ratings von Vorsorgeprodukten sollte warum soll das nicht mit der kleinen Bahr- Produkt zu zahlende Prämie. vor allem der Nutzen für die Menschen Förderung genauso laufen? Da werden aus Scherer ❭ Wir vergleichen und analysieren besonders hoch bewertet werden. Mehr als kleinen Schnipseln eben Pflegeheime. Versicherungsbedingungen und nicht Prä- sechs Prozent Marktanteil mit unserer Deut- mien. Was die Menschen kaufen, sind die schen Privatpflege im Neugeschäft bei finanzwelt: Läuft die PKV Gefahr, von der in den Bedingungen garantierten Leistun- Pflegeprodukten stimmen uns als Versiche- Politik „schlechtgeredet“ und von Experten gen, denn nur darauf haben sie im Ernst- rer mit dem Schwerpunkt Vorsorge opti- in den Ratings „schlecht gerated“ zu werden? fall einen einklagbaren Rechtsanspruch. Wir mistisch. Wird da der Erfolg des PKV-Verbandes im geben Kunden und dem Vertrieb die Chan- Schinnenburg ❭ Der Wettbewerb im Markt Thema Pflege helfen, das Vertrauen in die ce zu erkennen, was in Versicherungsbe- für Pflegevorsorge ist noch überschaubar. PKV-Branche zu stärken? dingungen wirklich enthalten ist. Die 70 Millionen Beiträge im Pflegetagegeld Dr. Möll ❭ Der Verband hat in der Tat sehr Dr. Reitzler ❭ Was der PKV-Verband können bei mehr Wettbewerb schnell auf viel mehr sachliches Gehör in der Politik bescheiden als „Gehör gefunden“ bezeich- eine halbe Milliarde Euro anwachsen. Die erhalten. Das gilt auch bei der Thematik, net, ist eine Meisterleistung. Es ist alles neuen Impulse können da schon etwas dass eine Altersrückstellung bei öffentli- andere als einfach, komplexe Themen wie Bewegung schaffen. Der Verkäufer kann zu chen Körperschaften nicht möglich ist. Es Pflege und Gesundheit so verständlich dar- den Menschen gehen und sagen: „Wir geht auch in aktuellen Diskussionen nicht zustellen, dass Politiker solche nachhaltigen haben da etwas Neues.“ um ökonomische Interessen, sondern allein Entscheidungen wie im Thema Pflege tref- Scherer ❭ Die Bahr-Förderung ist eine um die Frage von Qualität über Erhalt des fen. Ratings und Produkte, da lebt jeder in echte Chance. Es wird aber schwierig, wenn Wettbewerbs. Qualität entsteht nicht über seinem Geschäftsmodell, bei der Bewertung die Mehrzahl der Ratings zu dem Ergebnis einen Zwang zur Einheitskasse, sondern von Einzelleistungen sei empfohlen zu kommt, dass alle Anbieter vermeintlich nur über Wettbewerb zwischen gesetzlicher bedenken, dass nicht jeder Kunde alles nahezu das Gleiche im Angebot haben. Fürsorge und privater Vorsorge. wünscht, sondern gerne selbst auswählt, Wenn die Produkte transparent sind, wird Schinnenburg ❭ Keiner sagt, die private was für ihn weniger oder viel wichtiger ist. der Vertrieb das Thema aufnehmen. Pflegelösung oder private Krankenversi- Und hier spielt insbesondere der Vermitt- Dr. Möll ❭ Wenn die Bedingungen vorlie- cherung sei schlecht. Ratings sind nicht dazu ler eine entscheidende Rolle. gen und diese gut sind, wird das auch ein da, etwas kaputt zu reden. Wir wollen Qua- Vogel ❭ Nach Provisionsexzessen in der Erfolg. Nicht nur für die privaten Kran- lität zeigen und fördern. Unser Ziel ist privaten Krankenversicherung, Billigtari- kenversicherer wird 2013 ein wichtiges Jahr, Transparenz. Keine Ratings verbieten dem fen und einer teilweise weit verbreitenden ein Zwang in eine Einheitskasse ist die Vertrieb und den Kunden eigenständig zu schlechten Beratung kann die Frage schon Abschaffung von Wettbewerb, Qualität und denken, was sie wollen und welche Lösung kritisch aufgeworfen werden, ob die priva- Auswahl. die individuell beste ist. Ratings sind der te Vollversicherung das Vertrauen im Ange- natürliche Feind der Produktentwickler, das bot von substitutiven Lösungen nicht ver- ist ein Teil des Wettbewerbs und im Sinne spielt hat. Dietmar Braun 112 finanzwelt 05/2012
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