" Pflegende sind Fach- und Vertrauens personen" - Das Magazin der Berner Klinik Montana - Berner ...
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Ausgabe 01 | 2021 Das Magazin der Berner Klinik Montana Horizonte Rezept Food-Coaching für Lammkoteletts mit den Therapieerfolg Voatsiperifery-Pfeffer Seite 3 Seite 10 Interview mit Christiane Haushalter: «Pflegende sind Fach- und Vertrauenspersonen» ab Seite 4
Vorwort Aktuell Therapieplan auf dem Smartphone Am 1. Februar 2021 hat die Berner K linik Montana die Möglichkeit ein geführt, dass die Patienten ihren The rapieplan direkt auf ihrem Smartphone einsehen können. Der notwendige Au thentifizierungsprozess erfolgt bei der Patientenaufnahme. Vom Grundkonzept zur therapeutischen Dank dieses neuen Angebots verfügen Patientenschulung die Patienten jederzeit über ihren aktu ellen Therapieplan, auch dann, wenn es zu kurzfristigen Änderungen kommt. Der Pflegebereich unterliegt einem ständigen Wandel. Als ich im Jahr Indem die Therapiepläne nicht mehr 1994 zur Berner Klinik Montana stiess, mussten wir uns mit der täglich ausgedruckt werden müssen, Entwicklung der W issenschaften, Technologien und Kosten des Ge- verringert sich zudem der Papierver sundheitswesens auseinandersetzen. Wir überlegten uns, wie wir Res- brauch. sourcen und modernste Geräte bestmöglich nutzen, die Ausbildung «Patienten, die einen Papierausdruck weiterentwickeln und Qualitätslabel einführen konnten. wünschen, erhalten diesen nach wie vor, aber die elektronische Übermitt Im Laufe der Jahre haben die Pflegeteams dank Weiterbildung und lung wird von unseren Patienten jeden persönlichem Engagement viel in die Entwicklung spezifischer Konzepte Alters sehr geschätzt», freut sich Dieter investiert: Wunden, Dysphagie, Diabetes, Inkontinenz usw. Dies hat Ernst, Leiter Therapie. das Konzept der «therapeutischen Patientenschulung» gefördert, das Bei der Patientenaufnahme sind detail gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) darauf abzielt, die lierte Erklärungen zur Funktionsweise Patienten mit einer chronischen Erkrankung im Aneignen oder in der des neuen Angebots und zum sicheren Erhaltung von Fähigkeiten zu unterstützen, sodass sie in ihrem Alltag Authentifizierungsprozess erhältlich. bestmöglich zurechtkommen. Unsere Aufgabe ist es heute, die Patienten partnerschaftlich einzubin- den, um ihnen die Rückkehr nach Hause unter besseren Bedingungen, mit ausreichend Autonomie und einer angemessenen Lebensqualität zu ermöglichen. Zu diesem Zweck sind die Pflegeteams bei jedem Rehabilitationsaufenthalt auf die notwendige therapeutische Schulung der Patienten, ihren Komfort, ihre Sicherheit sowie die liebenswürdige Ermutigung und Begleitung bedacht. Unsere Pflegekräfte müssen viele Qualitäten mitbringen: Know-how und soziale Kompetenz, Anpassung an komplexe Situationen, Antizipation, Flexibilität, Engagement, Ausdauer und Teamgeist. Es liegt auch in unserer Verantwortung, über die Qualität der aktuellen Pflege nachzudenken, um das Wissen den zukünftigen Generationen weiterzugeben. Annick Vuissoz, Leiterin Pflege der neurologischen Abteilung 2 Berner Klinik Montana
Horizonte Food-Coaching für den Therapieerfolg Ein Erfolgsrezept für Rehabilitationspatienten: zu Tisch bei der Ernährungstherapie der Berner Klinik Montana. Ovo, Bouillon und fruchtige Joghurt- besuchen, betätigen sie sich oft körper- oder so: Erfindungs- und abwechs sorten reihen sich im Büro von Véro- lich und verbrennen dadurch zusätzli- lungsreich werden die Patienten von der nique Favre aneinander. Die zierliche che Kalorien», erklärt sie und ergänzt: klinikeigenen Gastronomie verwöhnt. Frau mit dem gewinnenden Blick arbei- «Dabei muss der Genuss nicht zu kurz Pro Mahlzeit stehen drei saisonale und tet seit 2016 als Ernährungstherapeutin kommen, die Ernährung soll dem Gau- frisch zubereitete Menükreationen zur in der Berner Klinik Montana: «Die Er- men auch Freude bereiten.» Wahl, die optisch wie geschmacklich nährung spielt eine wichtige Rolle im einem Gourmetrestaurant in nichts Rehabilitationsprozess», betont sie. Sie Gesundheitsfördernd und nachstehen. nimmt das Modell einer Ernährungs- genussvoll «Durchschnittlich verbringen die Pati- pyramide zur Hand, das die verschie- Über die individuelle Krankheitsge- enten rund 20 Tage in der Berner Klinik denen Nahrungsmittelgruppen und schichte hinaus klärt Véronique Favre Montana. Dies erlaubt es uns, sie eng empfohlenen Mengenangaben aufführt, für einen optimalen Ernährungsplan in zu begleiten und die Ernährung die unser Körper täglich für eine voll- einer sogenannten «Anamnese» zahl – in fachübergreifender Abstimmung wertige Versorgung braucht. Für Reha- reiche Faktoren ab: «Dazu zählen etwa mit den Ärzten und Therapeuten – bilitationspatienten sei es zunächst die Essgewohnheiten und Vorlieben der ihrem Therapiefortschritt anzupassen. entscheidend, dass sie genügend Nah- Person, ob sie bestimmte Nahrungsmit Auch nach dem Austritt bleibt diese rung zu sich nehmen. «Nach einer Ope- tel nicht verträgt und wie ihre Lebens Unterstützung bestehen, indem wir den ration benötigt der Körper ausreichend umstände allgemein aussehen», erklärt Kontakt zu örtlichen Ernährungsbera Proteine, Kohlenhydrate und Fette, um sie. Wie reagiert sie, wenn jemand ohne terinnen herstellen und die zuständigen die verlorene Muskelmasse wieder auf- die geliebten Schokoriegel nicht aus Hausärzte informieren.» zubauen und zu Kräften zu kommen. kommt? «Die Klinik spricht keinerlei In den vielfältigen Therapien, die Pati- Verbote aus», antwortet die Ernäh enten in der Berner Klinik Montana rungstherapeutin beschwichtigend. So Rehavita 01/2021 3
Thema ¦ Pflege in der Rehabilitation «Pflegende sind Fach- und Vertrauens- personen» Seit Covid-19 erfährt der Pflegeberuf die öffentliche kompetenzen wie in einem Akutspital Anerkennung, die ihm gebührt. Christiane Haushalter, besitzen müssen. In der Berner Klinik Montana legen sie ebenso Infusionen, Pflegedienstleiterin in der Berner Klinik Montana, erklärt führen Blutanalysen durch, wechseln die b edeutende Rolle, welche der «wichtigste Job der komplexe Verbände oder lehren Patien Schweiz» in der Rehabilitation einnimmt. ten, sich selbst zu katheterisieren usw. Es gibt ganz viele therapeutische Schu Frau Haushalter, Sie leiten den Pflege- abzudecken. Die Teams bestehen dabei lungen, um die Selbstständigkeit der dienst der Berner Klinik Montana und aus drei Gruppen: Auf jedem Stock Patienten zu fördern. Das überrascht koordinieren damit rund 90 Mitarbei- verantworten Pflegefachfrauen und junge Berufseinsteiger*innen. Sie schät tende. Weshalb braucht es dieses -männer den Tagesablauf der Patienten zen es sehr, dass sie bei uns ihr erwor Grossaufgebot an Pflegefachkräften in und verteilen die Aufgaben mit den benes Wissen in der gesamten Spann der Rehabilitation? Fachpersonen Gesundheit (FaGe) sowie breite praktisch anwenden können. Die Berner Klinik Montana sorgt für den pflegerischen Hilfskräften, die ih Gerade für sie ist es wichtig, diese Fä ein optimales Betreuungsverhältnis, nen unterstellt sind. higkeiten zu trainieren und weiter aus damit wir die Patienten beim Erreichen zubilden. ihrer Therapieziele unterstützen und Wie unterscheidet sich die Pflege sie persönlich begleiten können. Dafür in der Rehabilitation von der pflegeri- Das ist nachvollziehbar. Gibt es gar sind wir 24 Stunden und 365 Tage im schen Arbeit in einem Akutspital? spezifische Vorteile? Jahr im Einsatz. Am heutigen Tag ar- Ich arbeite seit 27 Jahren in der Berner Wenn man einen Kniepatienten in Klinik Montana. In dieser Zeit hat sich einem Akutspital betreut, ist er zwei der Pflegeberuf gewandelt. Früher war Tage später schon wieder weg. In dieser man zum Beispiel der Auffassung, dass kurzen Zeit ist es kaum möglich, sich ein Patient nach einem chirurgischen seinen Namen zu merken. Patient*in- Knie- oder Hüfteingriff zwingend drei nen kommen mit einer klaren Diag- Wochen Bettruhe halten müsse. Zahl- nose in die Berner Klinik Montana. reiche Studien belegen jedoch heute, Und bleiben länger: Genau genommen dass die besten Regenerationsaussich- dauert ein Aufenthalt durchschnittlich ten dann bestehen, wenn Patient*innen 20 Tage. Währenddessen entwickeln unmittelbar nach einer Operation oder sich die Pflegenden zu wichtigen Be- einem Krankenhausaufenthalt mit der zugspersonen, die eine Beziehung zu Rehabilitation beginnen. Für die Pfle- den Patienten aufbauen. Sie kennen beiten beispielsweise 30 Pflegende genden in den Rehabilitationskliniken sowohl die Krankheits- als auch die gleichzeitig in den verschiedenen Kli- bedeutet dies, dass sie dieselben pfle- persönliche Geschichte und begleiten nikabteilungen, um den Pflegebedarf gerischen oder medizinischen Fach- die Patienten und ihre Angehörigen 4 Berner Klinik Montana
Thema «Pflegende in der Rehabilitation wenden die gleichen Fachkompetenzen wie in einem Akutspital an.» Christiane Haushalter, Pflegedienstleiterin der Berner Klinik Montana im gesamten Rehabilitationsprozess. Rehabilitation stehen ihnen Wege und Im Gegensatz zur Langzeitpflege, wo alle Türen offen. ältere Menschen über Jahre hinweg Klinikintern finden zudem regelmässig betreut werden, stellen sich unseren Weiterbildungskurse statt, damit Pfle- Pflegenden dennoch in regelmässigen gende Patient*innen zum Beispiel mit Abständen neue Herausforderungen. Inkontinenzproblemen oder im Um- gang mit Wunden oder Stomas kompe- Nach einer schweren Operation er- tent beraten können. Wenn beispiels- lernen Patienten in der Berner Klinik wiese ein Patient mit einer sehr grossen Montana zum Beispiel das Gehen neu Wunde betreut werden muss, kann oder gewinnen ihre Sprechfähigkeit man jederzeit auf die Fachexpertise zurück. Pflegende werden mit den medizinische, pflegerische und psycho- dieser Spezialisten zählen. unterschiedlichsten Ausgangslagen logische Aspekte gleichermassen be- und Therapiezielen konfrontiert. rücksichtigt. Die Berner Klinik Mon- Wie tauschen sich Pflegende, Ärzte und Ärzt*innen durchlaufen für solche tana fördert Pflegende aktiv, die sich weitere Therapieinvolvierte über die hochkomplexen Fälle ein 7-jähriges beruflich weiterbilden und spezialisie- Fortschritte eines Patienten aus? Medizinstudium. Sind Pflegende somit ren möchten. Die Perspektiven sind Auf jeder Station findet täglich um Generalisten par excellence? dabei so breit gefächert wie die vielfäl- 8.00 Uhr ein interprofessionelles Kurz In der Tat sind die Krankheitsgeschich- tigen Leistungsangebote der Klinik: meeting («Team-Huddle») statt, an dem ten, denen wir im Pflegealltag begeg- Von der neurologischen, internisti- fach- übergreifend die Pflege, Mediziner nen, sehr vielfältig. Pflegende erarbei- schen, onkologischen, muskuloskelet und Therapeuten teilnehmen. So halten ten sich eine ganzheitliche Sicht, die talen bis hin zur psychosomatischen wir uns gegenseitig über positive Ent Rehavita 01/2021 5
Thema ¦ Pflege in der Rehabilitation Annick Vuissoz, Pflegeleiterin der neurologischen Rehabilitation, bespricht die Pflegevisiten des Tages mit den Auszubildenden Laura und Alison Bonvin (v. l. n. r.). wicklungen und negative Veränderun Pflegende führen ärztliche oder Mit Covid-19 traten die Pflegenden gen auf dem Laufenden – und können therapeutische Anweisungen aus, vermehrt ins öffentliche Bewusstsein. gemeinsam rasch und gezielt darauf helfen beim Anziehen, Essen und zig Schweizweit zollten ihnen die Men- reagieren. Auch Patientenwünsche oder weiteren Alltagshandlungen. Als schen Respekt und die Weltgesund- Bedenken werden einander mitgeteilt, ständige Begleitende werden sie zu heitsorganisation rief im 2020 offiziell damit der Patient rasch eine Rückmel den wichtigsten Personen während das «Jahr der Pflegefachpersonen» dung bekommt. Darüber hinaus kom des Therapieaufenthalts? aus. Wie erlebten Sie diese ausser men wir bei der Arztvisite sowie wö Es ist von grosser Bedeutung, dass die gewöhnliche Zeit? chentlichen «Reha-Rapporten» zusam- Patient*innen nicht nur eine fachliche In Crans-Montana wurde ich mehrmals men, bei denen der Therapieverlauf ein Ansprech-, sondern eine echte Ver- von Dorfbewohner*innen angespro- zelner Patienten im Detail besprochen trauensperson haben. Organisatorisch chen. Sie erkundigten sich danach, wie wird. Weil die Pflegenden die meiste legen wir Pflegezonen fest, in denen wir in der Klinik zurechtkommen, und Zeit mit den Patient*innen verbringen, dieselben Mitarbeitenden mit ihnen in- dankten uns für den ausdauernden und sind ihre zwischenmenschliche Nähe teragieren: Die Pflegenden hören zu, er- beherzten Einsatz. Das hat mich sehr und fachlichen Beobachtungen eine kennen wechselnde Gesundheits- und gefreut und berührt. wertvolle Informationsquelle für das Gemütslagen sofort und reagieren auf Für die Zukunft erhoffe ich mir, dass gesamte medizinische Personal. psychische wie körperliche Probleme, die öffentliche Anerkennung langfristig die ihnen die Patienten direkt anver- zur Förderung des Berufsstands bei trauen. Die eingeschränkten Besuchs- trägt, habe aber meine Bedenken … rechte infolge der Covid-19-Pandemie haben dieses enge Vertrauensverhältnis noch weiter gefestigt. 6 Berner Klinik Montana
Thema Bedeutung der Ausbildung Sinnstiftender Karriereweg: I care – ich pflege Die Ausbildung der Pflegefachkräfte entwickelt sich kontinuierlich weiter. Dabei erfinden wir den Beruf nicht neu, sondern stärken ihn. Es ist sehr wichtig, die Kompetenzen der Fachpersonen Gesundheit Annick Vuissoz erkannte (FaGe) und der Pflegefachkräfte HF – dieser Ausbildungsgang startet das Potenzial von Ali im französischsprachigen Teil des Wallis im März 2021 – sowie des son Bonvin sofort. FH-Bachelor-Studiengangs neu zu definieren. Wie so viele Auszu bildende der Ber Mit ihrem Wissen und ihren Kompetenzen sollen Absolventen des ner Klinik Montana FH-Bachelor-Studiengangs in Pflege auf die Herausforderungen absolvierte die an des demografischen Wandels, der komplexen Pflegesituationen gehende Pflegefach n v in schafft, vorbereitet sein. Zu diesem Zweck müssen sich die Pflege- A lison B o frau hier zunächst ein fachkräfte auf eine umfassende Datenaufnahme stützen können, Praktikum. «So gewinnen welche die klinische Beurteilung und die therapeutischen Schu- Studenten einen realistischen Einblick lungsbedürfnisse der Patienten integriert, um für jeden Patienten in den Klinikalltag. Wir sehen schnell, ein individuelles Pflegeangebot auszuarbeiten, das ihm hilft, seine ob jemand ein echtes Interesse am Be- Autonomie zu erhalten oder wiederzuerlangen. Die Pflege muss ruf hat», sagt die Ausbildungsleiterin. evidenzbasiert sein. Damit die Kommunikation mit den Pati- enten funktioniere, seien Grundkennt- Durch die kontinuierliche Weiterbildung müssen die Pflegefach- nisse der deutschen und französischen kräfte ihr Wissen immer wieder neu anpassen, um neue Pflegetech- Sprache wichtig. Das Fachvokabular niken umzusetzen. werde dann in internen Kursen erwei- tert. «Wir stehen in engem Austausch Damit sich alle Lerntypen in der Ausbildung entfalten können, führte mit der Hochschule für Gesundheit in die Hochschule für Gesundheit (HES-SO) Wallis im 2020 ein innovati- Sitten, um den schulischen Lehrplan ves Ausbildungsprogramm ein: An der Nursing Team Academy kön- und die praxisbezogenen Anforderun- nen die «Teamsters» ihre «Soft Skills» und «Hard Skills» im Rahmen gen aufeinander abzustimmen. Wir von Projekten entwickeln. unterstützen die Lernenden bei ihren individuellen Zielen», sagt sie. Das be- Es ist ein Privileg, dass wir uns bei der Ausübung unseres Berufes stätigt Alison Bonvin: «Die Weiterbil- um Menschen kümmern. Unsere selbstständige und zentrale Rolle dung zur Berufsbildnerin war mein bis- innerhalb eines interprofessionellen Teams soll aufgewertet wer- heriger Höhepunkt. Zudem ermöglichte den. Angesichts der Leistungen, die wir für die Patienten und ihre mir die Klinik, eine Weiterbildung zur Familien, die Ärzteschaft und die Pflegeeinrichtungen erbringen, Wundversorgung zu besuchen. Für schlägt Michel Nadot (PhD in Pflegewissenschaften) vor, dass wir diese Chance bin ich sehr dankbar!», fortan «Gesundheitsmediologen» genannt werden. Lasst uns seine sagt Alison Bonvin mit leuchtenden Worte in Ehren halten! Augen. Die pflegerische Arbeit sei sehr sinnstiftend: «Wenn ich dazu beitrage, dass ein bettlägeriger Patient sich wie- Marie-Nicole Barmaz, der selbstständig fortbewegen und an- Lehrbeauftragte FH ziehen kann, ist das sehr erfüllend!» Marie-Nicole Barmaz, dipl. Pflegefachfrau HF der Walliser Krankenpflegeschule, übte diesen Beruf sowie die Funktion der Stationsleiterin während acht Jahren am Spital Sitten aus. Danach wechselte sie an die Hochschule für Gesundheit (HES-SO) Wallis. Mit Weiterbildungen in Management, einem Lehrdiplom sowie Masterdiplom in Gesundheitsmanagement und HR-Entwick lung baute sie ihre Kompetenzen auf dem Gebiet des Gesundheitswesens wei- ter aus. Rehavita 01/2021 7
Porträt Ein Abenteuerleben Ohne Operation wäre ich heute nicht mehr am Leben!» Der chirurgische Eingriff sei gut verlaufen, doch die an schliessende Rückkehr in sein Stöckli in Der vielgereiste Hans Blaser bleibt immer in Grosshöchstetten war verfrüht. Daran Bewegung. Dank seines Rehabilitationsaufenthalts trage er wohl selber eine Mitschuld, meint er: «Wer mich ansieht, denkt, in der Berner K linik Montana geht es auch gesund- ich könne Berge versetzen. Dennoch heitlich wieder bergauf. musste ich mir eingestehen, dass ich noch nicht so weit war. Der Entscheid, in die Berner Klinik Montana zu gehen, Von den Polarregionen im hohen Nor in mein Gegenüber hineinversetzen.» war der einzig richtige.» den bis ans Südkap bereiste Hans Bla Dass er auch nach seiner Pensionie ser die entferntesten Regionen rund um rung pro Winter zehn Stammgruppen Jeder Handgriff sitzt den Globus. Wenn der Weltbürger aus der «Schweizer Illustrierten» mit in den Um 8.30 Uhr geht es los: «Ich bin um dem Emmental von seinen Abenteuern Schnee nimmt, spricht für diese Cha geben von einem Expertenteam, das berichtet, durchlebt er sie förmlich – rakterstärke. «Sie sind praktisch mit mir mich medizinisch-therapeutisch und und der Zuhörende gleich mit. Dass es ‹verheiratet› und fragen explizit nach, pflegerisch lückenlos betreut. All meine dazu kam, verdankt er einem glückli ob ich die Reiseleitung übernehme.» Fortschritte werden akribisch festgehal chen Zufall: «Zunächst war ich zehn Wenngleich Hans Blaser von rasanten ten. Ich profitiere von jedem Tag, den Jahre lang für die Schweizerische Post Husky-Touren, mystischen Nordlichtern ich in der Berner Klinik Montana ver tätig. Aus reinem Interesse bildete ich und Dschungelwanderungen die schö bringe.» Das gelte insbesondere für das mich zum Reiseleiter weiter», erinnert nen Seiten des Reisens erlebte, geriet Pflegeteam, das ihn unter anderem er sich. Als ihm der auf Nordland-Reisen er auch schon in gefährliche Situatio beim Blasentraining unterstützt: «Alle spezialisierter Anbieter Kontiki Reisen nen und musste blitzschnell handeln. sind wahnsinnig freundlich, jeder vorschlug, eine Reisegruppe zu beglei «Wenn man bei einem Vulkanausbruch, Handgriff sitzt, und man erkundigt sich ten, zögerte er nicht lange. «Als jun Überschwemmungen oder auch bei Un mehrmals nach meinem Befinden. Als ger Mensch packte ich diese ich kürzlich ein Problem mit Gelegenheit beim Schopf.» dem Blasenkatheter hatte, Das Hobby wurde zum Be «Ich profitiere jeden Tag, den ich in war sofort jemand zur Stelle, ruf. Mehr noch: zur Beru der Berner Klinik Montana verbringe.» um den Verband zu wechseln fung. Fortan verbrachte er die und sich mit Wärmebeuteln Hans Blaser, Rehabilitationspatient Sommermonate in Island, um mein Wohlergehen zu Grönland und Lappland. kümmern.» Schon vor seiner «Danach hätte ich eigentlich vier Mo fällen die Verantwortung für 20 Leute Heimreise habe die Klinik die organi nate pausieren können», sagt er, wobei übernimmt, geht man danach gelasse satorischen Belange, wie zum Beispiel ihm ein schalkhaftes Lächeln über das ner mit den Höhen und Tiefen um, die die Spitex-Unterstützung, in die Wege Gesicht huscht. Die Füsse hochlegen? das Leben mit sich bringt.» geleitet. Wohin wird es dann gehen, auf Für den unternehmungslustigen Noma und davon? «Seit meiner Pensionierung den kam das nicht in Frage. Vielmehr In letzter Sekunde bin ich Mitglied in drei Wandergruppen brachte er Sonnenhungrige an traum Seine positive Einstellung half Hans und lerne dabei die Naturschönheiten hafte Feriendestinationen in wärmeren Blaser besonders, als er im Frühling der Schweiz kennen. Jede Woche legen Gefilden. «Asien, Afrika, die ganze 2020 die Diagnose Enddarmkrebs wir gemeinsam 1 000 Höhenmeter zu Welt! Meistens war ich acht Monate erhielt. Es folgte eine dreimonatige rück – am liebsten zieht es mich auf oder länger im Ausland auf Achse», kombinierte Bestrahlungs- und Che den Napf, den Niesen oder das Stock stellt er rückblickend fest. Das Gesellige motherapie: «Weil ich durch eine frü horn. Die Steigung tut mir gut! Ob liegt ihm. «Ich bin ein Menschenfreund. here Erkrankung schon gesundheitlich draussen in der Natur oder gesundheit In diesem Beruf ist es wichtig, jedem vorbelastet war, konnten die Ärzte lich: Bei mir geht es immer bergauf!» offen und unvoreingenommen zu be zunächst nicht operieren. Ich galt als gegnen. In all den Jahren bin ich sehr hoffnungsloser Fall! Nach drei Monaten feinfühlig geworden und kann mich kam die Wende – in letzter Sekunde: Rehavita 01/2021 9
Rezept Lammkoteletts mit Voatsiperifery-Pfeffer Für 4 Personen Lammkoteletts 12 Stück Olivenöl 10 cl Gelatineblatt 1 Stück Vitelotte-Kartoffeln 500 g Getrocknete Morcheln 10 g Zusätzliche Gewürze je nach Geschmack Voatsiperifery-Pfeffer 5g Schwarzer Knoblauch 10 g Salz, Pfeffer Grüne Spargeln 100 g Schalotte 5g «Als Lernender im ersten Lehrjahr entdecke ich den Beruf und werde mir jeden Tag aufs Neue bewusst, wie gross die Möglichkeiten sind, wenn man etwas Fantasie und gleichzeitig viel Disziplin walten lässt.» André Roggwiller, Kochlernender Zubereitung : Voatsiperifery-Pfeffer mit etwas Olivenöl zerstossen und die Kote- letts damit marinieren. Morcheln in 1 dl warmem Wasser einwei- Weinempfehlung: chen. Spargeln schälen, in einen Topf geben und mit Salzwasser bedecken, zum Kochen bringen, aus dem Wasser nehmen, sobald GALLY sie gar sind, und das Kochwasser aufbewahren. Jean-René Germanier Vitelotte-Kartoffeln schälen und in Salzwasser kochen, nach dem Kochen zerdrücken und die Masse mit dem Spargelkochwasser Der Gally ist eine fruchtige Perle, die aus den Rebsor- verfeinern, abschmecken und warmhalten. Morcheln aus dem Ein- ten Gamay und Diolinoir auf den Gletschermoränen weichwasser nehmen und dieses für die Sauce aufbewahren. Dann im Rhonetal gewonnen wird. Er schimmert in einem die Morcheln halbieren, gut waschen und mit der gehackten Scha- tiefen Rubinrot im Glas. In der Nase erinnert er an lotte kurz andünsten. Zur Seite stellen. Beerenaromen und besitzt eine würzige Note. Koteletts in einer heissen Pfanne anbraten, sodass sie noch leicht Weich und frisch am Gaumen, überzeugt er durch blutig sind, und mit den anderen Zutaten warmhalten. Den schwar- seine harmonische Vollmundigkeit, unterlegt zen Knoblauch in die Pfanne geben, mit dem Morchel-Einweich- von Kirsch- und Brombeeraromen, und die wasser ablöschen, aufkochen lassen und abschmecken. Gelatine- samtenen Tannine. Dieser Wein ist ein idealer blatt hinzugeben und in einen Mixer geben. Begleiter für Grilladen an lauen Sommer- Kartoffelpüree auf dem Teller anrichten und mit den Spargelspit- abenden. zen und Morcheln dekorieren. Die Spargelabschnitte als Gemüse- beilage verwenden. Koteletts neben dem Kartoffelpüree anrich- www.jrgermanier.ch/shop/de/les-vins-rouges/ 35-gally-assemblage-rouge-du-valais.html ten. Den Fond mixen und zum Schäumen bringen, dann über das Fleisch verteilen und sofort servieren. 10 Berner Klinik Montana
Geografie-Quiz Wer sucht, der findet – und gewinnt. Der porträtierte Rehabilitationspatient Hans Blaser hat als Reiseleiter einige der schönsten Feriendestinationen im hohen Norden bereist. Welches Land haben wir hier auf der Weltkarte eingezeichnet? Die Lösung finden aufmerksame Leser in dieser Magazin-Ausgabe. Wir wünschen Ihnen viel Glück für die Verlosung! ? n Mitmache und ! gewinnen Der Clever Stick Expedition ist ein Wanderstock, der mehr zu bieten hat. Mit wenigen Handgriffen lässt er sich zum Klappstuhl, zum Selfie-Stick oder zum Kamerastativ umfunktionieren. Wir verlosen das multifunktionale Expeditions-Set im Wert von CHF 190.–. Schicken Sie uns das richtige Lösungswort bis am 30. Juni 2021 per Post an die folgende Adresse: Die Lösung des letzten Kreuzworträtsels lautete: Berner Klinik Montana, Stichwort «Bilderrätsel Rehavita», Impasse Palace Bellevue 1, 3963 Crans- Corona Montana oder per E-Mail an rehavita@bernerklinik.ch. Geben Sie bitte Ihren Namen, Ihre Adresse und Die Gewinnerin des letzten Kreuzworträtsels heisst Ihren Wohnort an. Anne Roten aus Savièse. Wir gratulieren ihr herzlich Die Gewinnerin/der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. zum «Bergsteiger-Korb» von Pierre Crepaud und Mitarbeitende der Berner Klinik Montana und ihre Familien sind von der Teilnahme ausgeschlossen. wünschen ihr viel Freude damit. Rehavita 01/2021 11
Aktiv Körperpflege und Anziehen Diese ergotherapeutischen Übungen unterstützen Sie dabei, Ihren Körper selbstständig zu pflegen und sich ohne Hilfe anzuziehen. Bei regelmässiger Durchführung gewinnen Sie an Autonomie im Alltag. Achten Sie dabei auf eine gleichbleibend ruhige Atmung. Socken anziehen und Fusspflege Haare kämmen und sich waschen Übung 1 Übung 2 Übung 3 – Sitzposition auf der Stuhlkante, ein Fuss – Sitzposition auf der Stuhlkante, den Kopf – Bequeme Sitzposition am Stuhlrand, setzt flach auf dem Boden auf. Der andere gerade halten. Kopf gerade halten. Hände am Hinterkopf berührt den Untergrund nur mit der Ferse, – Linken Fuss auf rechten Oberschenkel platzieren, Ellbogen öffnen. Schultern während die Zehen nach oben zeigen und legen. Den Oberkörper mit geradem Rücken locker lassen. das Knie gestreckt ist. nach vorne beugen, bis ein Ziehen – Ellbogen gleichzeitig nach vorne und – Den Oberkörper mit geradem Rücken nach im linken Gesäss spürbar ist. Seite wech- hinten bewegen, in grösstmöglichem vorne beugen, bis ein Ziehen im hinteren seln. Radius. Oberschenkel spürbar ist. – Wiederholung: 2 – 3 × pro Seite, 20 – 30 Se- – Wiederholung: 3 × 10 Wiederholungen, – Wiederholung: 2 – 3 × pro Seite, 20 – 30 kunden halten. gleichmässiger Rhythmus. Sekunden halten. Videos zu den Übungen finden Sie unter: www.bernerklinik.ch/klinik/publikationen/rehavita-magazin/ rehavita-videos Ihre Fragen und Anregungen Senden Sie uns Verbesserungs vorschläge, Lob und Rückfragen an: rehavita@bernerklinik.ch Berner Klinik Montana Impasse Palace Bellevue 1 3963 Crans-Montana Telefon +41 27 485 51 21 Fax +41 27 481 89 57 Ausgabe 01 | 2021 bm@bernerklinik.ch www.bernerklinik.ch Impressum Redaktion Berner Klinik Montana, Crans-Montana Konzept, Text und Gestaltung Werbelinie AG, Bern, www.werbelinie.ch Druck rubmedia AG, Wabern Auflage 8 000 Exemplare (4 4 00 deutsch, 3 600 französisch) Bildnachweise Vorwort, Thema, Interview, Rezept, Weinempfehlung und Trend: Peter Schneider, Thun, fotoschneider.ch; S. 11: zVg (Bilderr ätsel)
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