AUS RUMMELSBERG - IM FREIEN WIEDER FREIER - Rummelsberger Diakonie
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G r u ß AUS RUMMELSBERG 02 | 2021 IM FREIEN Naturnahe Projekte Seite 4 WIEDER FREIER Corona in der Altenhilfe Seite 12 FREI WACHSEN Spendenprojekt für die Streuobstwiese Seite 36 rummelsberger-diakonie.de
Inhalt Freiheit in der digitalen Bildung 16 Jahresbericht Spenden 2020 LIEBE LESERINNEN Editorial 3 Vor- und Nachteile der Digitalisierung Die Verwendung der anvertrauten 22 UND LESER, Vergangenheit und Zukunft Mittel seit dem letzten „Gruß aus Rummels- berg“ ist viel geschehen. Wir wollen Ihnen mit diesem Heft wieder neue Sich erden und die Seele Einblicke verschaffen und Ihre Neugier Betroffenheit, Scham und 4 baumeln lassen wecken. Eine Art „Nach-Corona-Frei- Aufbruch 26 heit“ beginnt gerade und ist in die Zu- Naturnahe Projekte kunft gerichtet. Buch der Behindertenhilfe Um in der Zukunft bestehen zu kön- nen, müssen wir manchmal auch den Blick zurückrichten. Wir hatten Ihnen FOTO: Benjamin Molinaro darüber berichtet, dass wir vier Wissenschaftler*innen da- mit beauftragt hatten, die Lebensumstände von Menschen mit Behinderung in unseren Einrichtungen zu untersu- chen. Nun ist das Buch „Es sollte doch alles besser werden“ Kurz berichtet – Die Behindertenhilfe der Rummelsberger Diakonie 1945 Neuigkeiten aus der Rummelsberger 18 bis 1995 erschienen. Vieles in diesem Buch schmerzt und löst neben Betroffenheit große Scham aus. Neben der ver- Diakonie werflichen Gabe von Medikamenten haben Menschen, die in unseren Einrichtungen lebten, auch andere Formen von FOTO: Arnica Mühlendyck Gewalt erfahren. Ich entschuldige mich für die Rummels- berger Diakonie bei den Opfern von Gewalt und bitte um Verzeihung. Fantastische Berufe 30 FOTO: Diakonin Arnica Mühlendyck Unsere Aufgabe heute ist, wach und kritisch zu bleiben und eine Kultur zu schaffen, in der Gewalt kein toleriertes Mit- Recruiting-Kampagne tel ist; heute und in Zukunft. Schritt für Schritt in Wenn Sie dieses Heft bekommen, sind in Bayern Sommer- ferien. Wir alle hoffen darauf, dass unser Leben wieder we- Richtung Freiheit Daniel Obermeiers Erfolgsgeschichte 8 FOTO: Simon Malik Wirksam & Engagiert 34 niger von der Corona-Pandemie bestimmt wird. Vorsichtig zuversichtlich bauen wir darauf, dass nach den Ferien die Corona in Tansania Schulen wieder vollständig in Präsenz öffnen, dass alle ge- Genial anders 19 sund aus dem Urlaub zurückkehren und persönliche Tref- fen wieder unbeschwert stattfinden können. Erweiterung Hotel & Restaurant Anders Lassen Sie uns vorsichtig bleiben und das Erreichte Spendenprojekt 35 erhalten. Ein Zirkuswagen für die Herzliche Grüße Streuobstwiese Ihr FOTO: Simon Malik FOTO: Kerstin Smirr Reiner Schübel Vorstandsvorsitzender der Rummelsberger Diakonie e.V. Rektor der Rummelsberger Diakone und Diakoninnen Freiheit im letzten Lebensabschnitt Corona-Einschränkungen in der 12 FOTO: Heike Reinhold Altenhilfe 2 3
Thema Thema auch zum Essen oft die Tische raus. Und auch bei Regenwetter geht es in den Garten, auch mit den Kleinsten.“ Ein Gefühl von Freiheit – das gibt die Aktivität in der Natur nicht nur den Kleinsten bei der Rummelsberger Diakonie. EIN GEFÜHL „Er genießt es, draußen zu sein, das merkt man“, VON FREIHEIT sagt Diakon Jochen Fleps und meint Jonas Deierling, der im Fachbereich Autismus in Hersbruck lebt und der regelmäßig Pferd Moritz besucht. Strei- cheln, striegeln, am Strick führen – das macht Jonas Deierling gerne. „Er lacht dann ganz viel. Und oft legt er sich ins Heu“, so Jochen Fleps. Auch wenn Jonas Deierling nicht durch Spra- che ausdrücken kann, was er denkt und fühlt: Seine Handlungen zeigen, was in ihm vorgeht. Genau hier im Anschluss an die Terrasse soll das vier Insgesamt drei Klienten besuchen montags ge- mal acht Meter große Gewächshaus stehen. Anna Seitz meinsam das Pferd. Die Besuche mussten aller- und Ralf Schmidt freuen sich schon darauf. FOTO: Arnica Mühlendyck dings wegen Corona einige Monate ausgesetzt werden. „Es geht gar nicht so sehr ums Reiten“, so Sabine Hager, Teamleiterin im Fachbereich wir beim Pferd sind“, so Jochen Fleps. Autismus. „Im Freien unterwegs sein, einen Zu- Größtmögliche Freiheit wünscht sich auch Ralf Hikma (vorne links) freut sich schon, bald im Weidentipi picknicken zu können. Gemeinsam mit Yana Schmidt (hinten links) haben die Hortkinder das Tipi gepflanzt. FOTO: Diakonin Arnica Mühlendyck gang zu einem anderen Ort und zum Tier be- Schmidt für die Beschäftigten der Altmühltal- kommen, die Abläufe verinnerlichen – das ist Werkstätten in Treuchtlingen. Montage, Wä- das Ziel.“ Einige helfen auch gerne beim Reinigen scherei, Nähstube, Schreinerei: Eigentlich ist SICH ERDEN UND DIE SEELE der Boxen oder richten das Futter für das Tier her. „Menschen im Autismusspektrum brauchen für jeden die passende Arbeit dabei. Durch ein Gewächshaus möchte Ralf Schmidt ein noch BAUMELN LASSEN klare Grenzen, aber innerhalb dieser Grenzen, breiter angelegtes Arbeitsangebot für die Klien- die ihnen Orientierung geben, dann die größt- tinnen und Klienten schaffen. „Die Menschen, mögliche Freiheit – und die genießt Jonas, wenn die in der Werkstatt arbeiten, sind ganz unter- schiedlich und haben verschiedene Interessen. Mir ist es wichtig, dass sie nicht nur Produk- Naturnahe Projekte bei der Rummelsberger Diakonie schaffen tionshelfer sind, sondern nach ihren jeweiligen Fähigkeiten tätig sein können.“ Dass einige Be- ein Gefühl der Freiheit schäftigte eine große Affinität zur Gartenarbeit „Wir können darin Verstecken spielen, sind terhin so gut grün bleiben, dann können die haben, weiß Ralf Schmidt: Als Vorbereitung auf vor dem Regen sicher und können ein Picknick Kinder bald darin spielen“, so Karin Leiner, Ein- die Anschaffung eines Gewächshauses hat die machen.“ Die 8-jährige Hikma findet das neue richtungsleiterin in der Kinderinsel. Das Tipi ist Einrichtung letztes Jahr mit einigen Hochbeeten Weidentipi im Garten der Kindertagesstätte nur ein Teil des Gartens der Kinderinsel. Seit experimentiert. Und auch die Schafe, die in un- „Kinderinsel“ in Nürnberg großartig. Noch ist einigen Jahren pflegen die Kinder und die Mit- mittelbarer Nähe zum Haus grasen, locken die diese Freude eine reine Vorfreude, denn bisher arbeitenden gemeinsam einige Hochbeete. „Alle Beschäftigten nach draußen. „Einige versorgen sind die Weidenbäumchen, aus denen das Tipi helfen gerne beim Gießen und Unkrautzupfen. die Tiere regelmäßig und haben auch begeistert besteht, nicht vollständig angewachsen. Vor Und natürlich beim Ernten und Essen“, lacht Ka- mit den Hochbeeten gearbeitet. Die Tätigkeit einigen Wochen hat Hikma sie gemeinsam mit rin Leiner. „Wir suchen auch oft Insekten und an der frischen Luft erdet, das geht mir selbst den anderen Hortkindern und der Erzieherin schauen sie uns in den Becherlupen an oder ja auch so“, sagt Schmidt. Auch Anna Seitz, die Yana Schmidt gepflanzt. „Wir haben die Bäum- machen Experimente im Garten. Der Garten als Werkstatträtin die anderen Beschäftigten chen festgehalten und dann die Erde ganz fest- ist ein bisschen wie ein magischer Ort für die vertritt, glaubt, dass die Arbeit mit dem Ge- geklopft und dann haben die Erzieherinnen die Kinder. Sie können hier ganz frei Spielideen ent- wächshaus ein voller Erfolg wird. „Da sind auf Bäumchen oben zusammengebunden“, erinnert wickeln. Wir gehen viel raus. Vor allem im Mo- Für Jonas Deierling ist die Zeit mit Pferd Moritz eine jeden Fall einige dabei, denen die Arbeit Spaß sich Hikma an den Bau. „Wenn die Ruten wei- ment ist das besonders wichtig, da tragen wir echte Entspannungszeit. FOTO: Diakon Jochen Fleps machen wird“, ist sie überzeugt, auch wenn sie 4 5
Thema PROJEKTE IN DER NATUR Die meisten Menschen gehen gerne raus in die Natur. Sie arbeiten gerne im Garten oder machen draußen Sport. In der Natur fühlen Menschen sich frei. Darum gibt es für die Klient*innen bei der Rummelsberger Diakonie viele Projekte in der Natur. Hikma geht in die Kinder-Tagesstätte „Kinderinsel“ in Nürnberg. Sie hat mit anderen Kindern und einer Erzieherin ein Weiden-Tipi im Garten gebaut. Ein Weiden-Tipi besteht aus vielen jungen Weiden-Bäumen. Die Beschäftigten der Altmühltal-Werkstätten verbrin- gen ihre Pause gerne damit, den benachbarten Schafen Die Kinder haben die Bäume eingepflanzt und beim Grasen zuzuschauen. FOTO: Arnica Mühlendyck an den Spitzen zusammengebunden. Das Weiden-Tipi sieht aus wie ein spitzes Indianer-Zelt. selbst nicht so großes Interesse am Gärtnern Die Kinder können in dem Tipi spielen oder ein Picknick machen. hat. „Aber Erde in Töpfe füllen, das könnte mir schon gefallen.“ Im Naturgarten in der Berufsschule zur sonder- Jonas Deierling lebt im Fachbereich Autismus in Hersbruck. pädagogischen Förderung auf der Wülzburg in Er besucht jede Woche das Pferd Moritz. Weißenburg wird schon lange Erde in Töpfe ge- füllt. Dass die Natur frei und ohne Zutun wächst, Er geht gerne raus und kann sich beim Pferd sehr gut entspannen. das ist für die Schülerinnen Er kuschelt zum Beispiel gerne mit dem Pferd. DEN UMGANG und Schüler häufig ein ganz neues Erleben. „Unter frei- MIT DER NATUR em Himmel erleben sie die Ralf Schmidt ist der Leiter der Altmühltal-Werkstätten in Treuchtlingen. LERNEN Freude am Umgang mit den Er möchte nächstes Jahr ein Gewächs-Haus für die Klient*innen haben. Nutzpflanzen und Blumen. Karin Leiner ist froh, dass die Kinder durch die viele Zeit im Garten auch während der Pandemie ein großes Maß Jetzt können sie schon wieder gemeinsam drau- In einem Gewächs-Haus wachsen verschiedene Pflanzen, an Freiheit genießen können. FOTO: Arnica Mühlen- ßen arbeiten, natürlich mit Abstand. Es wird ge- für die es draußen zu kalt oder zu nass ist. dyck graben, gesät, gegossen und geerntet und dann bereiten wir miteinander Leckeres zum Essen Er glaubt: Vielen Klient*innen wird die Arbeit im Gewächshaus gefallen. zu“, so Schulleiterin Susanne Göpel. „Fernab von Corona einfach mal die Seele baumeln lassen, In der Berufsschule auf der Wülzburg in Weißenburg gibt es einen Garten. darum geht es bei dem Projekt aber auch.“ Auch eine Imkerei ist Teil des Schulgartens, ebenso In dem Garten lernen die Schüler*innen, wie bienenfreundliche Wildblumenflächen und wie sie mit Pflanzen richtig umgehen. Hecken. Bei Führungen und Workshops können die Schülerinnen und Schüler dann das gewon- Die Schüler*innen machen auch Führungen durch den Garten und zeigen, nene Wissen mit anderen teilen. „Artenvielfalt was sie gelernt haben. erhalten, Freude an der Arbeit in der Natur, Rücksichtnahme und ein sorgsamer Umgang mit der Schöpfung, das steht im Mittelpunkt Welches Kraut wofür verwendet werden kann, wie es unserer Arbeit“, erklärt Anna-Maria Rupp, die haltbar gemacht werden kann und welche Pflege es gemeinsam mit Susanne Göpel für den Schul- braucht: Dieses Wissen teilen die Schülerinnen und garten verantwortlich ist. Schüler der Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung bei Workshops mit anderen. FOTO: Anna-Maria Rupp TEXT: Diakonin Arnica Mühlendyck 6 7
Thema Thema SCHRITT FÜR SCHRITT IN RICHTUNG FREIHEIT Daniel Obermeier fand den Weg als Klient der Be- hindertenhilfe zurück in ein eigenständiges Leben. Den Schlüssel zur eigenen Wohnung umdrehen zu können und hinter der Tür niemand anderen als seine Ehefrau Jacqueline anzutreffen: Für Daniel Obermeier ist das ein Gefühl der Freiheit. Allein über seinen Alltag zu bestimmen und zu ent- scheiden, mit wem er zusammenlebt, war für ihn in den vergangenen Jahren nicht selbstverständlich. Es ist seine Willenskraft, die ihn an diesen Punkt gebracht hat. „Heute habe ich endlich mein Leben wieder“, erzählt der 38-Jährige. Wer verstehen will, welche Bedeutung sein Wohnungsschlüssel für ihn hat, muss erst einmal in die Vergangenheit blicken. Denn die Kindheit von Daniel Obermeier ist aufgrund familiärer Probleme alles andere als einfach. Er wächst in verschie- denen Heimen auf. Lernschwierigkeiten begleiten ihn auf seinem Lebensweg. Schließlich bestimmt der Alkohol seinen Alltag. Mit Anfang 30 hat er keinen Job und steht kurz davor, seine Wohnung zu verlieren, „weil ich zu viel Mist gebaut habe“, wie er sagt. Der Wendepunkt beginnt im April 2013. Daniel Obermeier zieht von Regensburg auf den Auhof in Hilpoltstein, eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung unter Trägerschaft der Rummelsberger Diakonie. Auch wenn ein Alkoholentzug zu Beginn keinen dauerhaften Erfolg zeigt, bietet ihm sein neuer DER WENDE- Alltag jene Struktur, die ihm zuletzt abhandengekommen war. Auf dem Auhof lernt er Mitbewohnerin Jacqueline kennen. PUNKT FÜR DA- Schnell werden die beiden ein Paar. „Er war mir auf Anhieb NIEL OBERMEIER sympathisch“, erzählt sie. In der Schreinerei, in der Menschen mit Behinderung arbei- ten, findet Daniel Obermeier als Klient Arbeit. Doch als sich ihm nach drei Jahren keine Perspektive bietet, als Hilfskraft angestellt zu werden und besser zu verdie- nen, lässt er die fast unkündbare Stelle hinter sich. Eine neue Arbeit als ungelernte Pflegehilfskraft findet er kurz darauf ebenfalls am Auhof. Dominic Portisch, der Daniel Obermeier als pädagogischer Mitarbeiter begleitet, hat nun einen Kollegen mehr: „Plötzlich war Daniel Bewohner und gleichzeitig Kollege, den ich auf der Mitarbeiter-Weihnachtsfeier treffe.“ Sein neuer Job er- möglicht es Daniel Obermeier, sich einen großen Wunsch zu erfüllen: den Roller- führerschein zu absolvieren und sich ein Zweirad anzuschaffen. Und er geht einen weiteren Schritt in Richtung Eigenständigkeit. Mit Jacqueline und weiteren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern zieht er nach Roth in eine neu gegründete Außenwohngruppe. „Daniel und Jacqueline gehören nicht in die Behinderten- und Jugendhilfe und sind auch unter Menschen mit psychischer Erkrankung nicht am richtigen Platz. Am Auhof hätte sich Daniel nicht frei ent- falten können“, sagt Dominic Portisch. „Unsere Klientel in Roth sind sogenannte Der Roller war für Daniel Obermeier ein langgehegter Wunsch, den er sich dank seiner Arbeit erfüllt hat. FOTO: Kerstin Smirr 8 9
„Zu heiraten war schon lange ein großer DANIELS GROSSER WUNSCH Wunsch von mir“, sagt Daniel Obermeier. Noch sei er aber nicht dort angekommen, wo er im Leben stehen möchte: „Eine Familie und eine Daniel Obermeier ist 38 Jahre alt. Arbeit sind für mich das Wichtigste.“ Seine Tä- Er wohnt in Roth. tigkeit als Pflegehilfskraft am Auhof gab er nach zwei Jahren auf. Dominic Portisch konnte die- Seine Frau heißt Jacqueline. se Entscheidung nachvollziehen: „Als Springer in mehreren Wohngruppen hat man von Daniel Daniel und Jacqueline haben sich am Auhof kennengelernt. zu viel verlangt, denn jede Wohngruppe hat ihre eigenen Herausforderungen. Er war nie Am Auhof in Hilpoltstein wohnen und arbeiten Menschen mit geistiger Behinderung. in einem Team verwurzelt.“ Zuletzt gestaltete Auch Daniel und Jacqueline haben einige Jahre am Auhof gewohnt und gearbeitet. sich die Arbeitssuche wegen Corona schwierig. Daniel Obermeier würde am liebsten im pflege- rischen Bereich bleiben, wie er sagt: „Ich mag Daniel hat Lernschwierigkeiten. es, Menschen zu helfen, die sich selbst kaum Erst hat er in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung gearbeitet. helfen können. Es ist eine schöne Bestätigung zu sehen, wenn es ihnen dadurch gut geht.“ Später hat er geholfen, Menschen mit geistiger Behinderung am Auhof zu pflegen. Jacqueline und Daniel Obermeier haben im April „Ja“ zueinander gesagt. FOTO: Dominic Portisch Daniel und Jacqueline benötigen nicht so viel Hilfe Systemsprengerinnen und Systemsprenger. Es wie andere Bewohner am Auhof. sind Menschen, die durch das Raster der sozia- Deshalb sind Daniel und Jacqueline mit anderen Menschen zusammen len Hilfseinrichtungen fallen“, erklärt der Heil- erziehungspfleger. Ziel sei es, die Klientinnen in eine Wohngruppe nach Roth gezogen. und Klienten auf ein selbstständiges Leben vor- Dort haben sie gelernt, zubereiten. In Roth gelingt es Daniel Obermeier, sich vom selbstständig zu leben. Alkohol zu lösen. „Ich habe von einem Tag auf Dominic Portisch hat ihnen im Alltag geholfen. den anderen aufgehört und seit vier Jahren kei- Dominic Portisch arbeitet als Heilerziehungs-Pfleger nen Tropfen mehr angerührt“, erzählt er. Für eine positive Überraschung unter den Mitarbei- für die Rummelsberger Diakonie. tenden sorgt er im vergangenen Jahr, als er ver- kündet, auszuziehen. Als erster Mitbewohner hat er das Ziel erreicht. „Ich hatte in der Wohn- Dominic Portisch (rechts) begleitet das Paar seit vielen Daniel braucht heute keine Hilfe mehr von Dominic Portisch. Jahren. Zur Hochzeit von Jacqueline und Daniel war er gruppe immer das Gefühl, eingesperrt zu sein, als Trauzeuge geladen und hielt die schönsten Momen- Früher hat Daniel zu viel Alkohol getrunken. te des Tages auf Foto fest. FOTO: Kerstin Smirr obwohl ich kommen und gehen konnte, wann Heute trinkt Daniel keinen Alkohol mehr. ich wollte. Ich wollte nicht mehr mit anderen zusammenleben, sondern mein eigener Herr Selbst Geld zu verdienen und nicht mehr ab- Im April haben Daniel und Jacqueline geheiratet. sein“, sagt er. hängig von der Agentur für Arbeit zu sein, wäre Mit Jacqueline bezieht er im vergangenen Som- für ihn ein weiterer Schritt in Richtung Freiheit, mer eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Roth. Ein erzählt Daniel Obermeier. Was ihn in all den Jah- Daniel und Jacqueline wohnen heute allein in einer Wohnung. halbes Jahr lang unter- ren angetrieben hat, seinen Weg zu gehen? „Der Daniel sucht in Moment eine neue Arbeit in einem Pflegeheim. EIGENE WOH- stützt Dominic Portisch Wunsch, eine eigene Familie zu gründen“, ant- Daniel hat einen großen Wunsch: Er und Jacqueline wollen ein Kind. das Paar weiter im Alltag. wortet er. „Du kannst aber keine Familie grün- NUNG, HOCH- Er will einmal sagen können: Mit meiner Arbeit sorge ich für meine Familie. „Es ist schön, ihren Weg den, wenn du in einer Wohngruppe lebst und ZEIT, JOB zu begleiten. Inzwischen keine Arbeit hast. Ich will gerne sagen können, komme ich als Bekannter dass ich eine Familie zu ernähren habe. Und das zum Kaffeetrinken.“ Zur Hochzeit von Jacque- wird kommen.“ line und Daniel im April war Dominic Portisch als ihr Trauzeuge eingeladen. TEXT: Kerstin Smirr 10 11
Thema Thema habe sie im ganzen letzten Jahr nur dreimal aus der Ferne gesehen. Aber mein Sohn zeigt mir immer Videos auf seinem Telefon.“ Eva- Maria Hofmann und ihre Familie – zwei Söhne, zwei Enkelkinder, vier Urenkelchen – halten sich sehr zuverlässig an die Regeln. Die ehe- malige Sportlehrerin leidet an der Lungenkrankheit COPD. „Corona hätte ich nicht überlebt“, ist sie sich sicher. Die Regeln im Schert- linhaus sind streng. „Aber ich war nie eingesperrt“, schaut sie auf die Pandemie zurück. „Mein Sohn, der in Burtenbach lebt, durfte immer kommen und mich besuchen und seit ein paar Wochen darf auch der zweite kommen. Er reist dann von Würzburg mit dem VW-Bus an und bringt Kaffee mit und Kuchen und dann sitzen wir draußen auf dem Parkplatz im Bus, man kann ja nir- gends ins Café gehen.“ Sie ist trotz Hausleiter Stephan Mücke setzt auf Selbstverantwor- aller Einschränkungen froh, dass tung – Flatterbänder und große Verbotsschilder gibt es sie im Schertlinhaus lebt. „Was im Schertlinhaus nicht. meinen Sie, wie es mir daheim ge- gangen wäre? Da wäre ich so ein- schen uns doch wieder mehr Nähe und Mensch- sam gewesen.“ Im Schertlinhaus ist lichkeit. Je mehr Menschen geimpft sind, desto sie nicht alleine. Im Wohnbereich größer ist die Hoffnung darauf.“ Eva-Maria Hofmann sehnt sich danach, wieder ganz frei entscheiden zu können über ihr Leben. wird viel gebastelt und Kniffel gespielt oder Hausleitung Stephan Mücke ist zufrieden: Fast Galgenraten. Und sie hat eine Freundin. „Sie ist 90 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner zwar ganz anders als ich, aber wir brauchen uns und mehr als 50 Prozent der Mitarbeitenden ist FREIHEIT IM LETZTEN gegenseitig. Wir können über alles reden.“ Ein wenig Sicherheit hat Eva-Maria Hofmann durch die Impfung bereits bekommen. Aber bereits doppelt geimpft. Er setzt auf das Ver- antwortungsgefühl der Bewohnerinnen und Be- wohner und auch der Angehörigen. „Ich wollte LEBENSABSCHNITT SICHERHEIT noch sind die Lockerungen nicht wirklich zu spüren. keine Absperrbänder und riesige Verbotsschil- der im Haus. Maske, Abstand, Hygienemaß- Das merkt auch Claudia nahmen, auch bei den Besuchen zu Hause, an DURCH Wirth, die als Pflegefach- diese Regeln halten sich alle.“ Über 1.700 Coro- IMPFUNGEN Dank strenger Regeln sind die Bewohnerinnen und Bewohner kraft im Schertlinhaus ar- na-Schnelltests haben er und die Kolleginnen beitet. „Im Moment bringt und Kollegen seit Beginn der Pandemie ge- im Schertlinhaus in Burtenbach bisher sicher durch die Pande- mir die Impfung zwar die Sicherheit, dass ich macht. Für Angehörige und Mitarbeitende. „Die mie gekommen. niemanden in der Einrichtung gefährde. Aber Mitarbeitenden lassen sich freiwillig testen. Alle sie bringt mir auch eine Menge Neid. Ich muss sind diszipliniert und motiviert trotz der Bedin- „Ich bin ein erwachsener Mensch und ich wün- mir sicher, dass wir nur deshalb so gut durch ständig diskutieren, warum ich schon geimpft gungen.“ Die zusätzlichen Hygienemaßnahmen, sche mir die Freiheit, die erwachsenen Men- die Pandemie gekommen sind. Jeder muss sich bin und jemand anders nicht.“ Dieser Impf-Neid Arbeiten mit Maske, die Betreuung der Kinder schen zusteht. Aber jetzt gibt es überall Vor- daran halten, man muss sich aufeinander verlas- macht sie wütend. „Die Geimpften und die Un- oder von Angehörigen, die gepflegt werden schriften“, fasst Eva-Maria Hofmann zusammen. sen können.“ Kein gemeinsamer Gesang, keine geimpften, das ist doch Blödsinn“, so die 51-Jäh- müssen. „Und wenn dann irgendwo im privaten Die 92-Jährige lebt seit drei Jahren im Schert- Bingo-Runden im Foyer, nur sehr wenig Besuch. rige. „Meine Pflicht als Pflegefachkraft ist es, Umfeld jemand positiv getestet wird, dann muss linhaus in Burtenbach. „Ich weiß, es muss halt Am meisten vermisst die Seniorin ihre Familie. meine Umwelt zu schützen und die Menschen jedes Mal der ganze Dienstplan umgeworfen grad so sein. Die Regeln sind streng, aber ich bin „Meine Urenkel verändern sich so schnell. Ich in der Einrichtung gleich zweimal. Wir alle wün- werden – das ist schon sehr belastend.“ 12 13
Thema STRENGE CORONA-REGELN Eva-Maria Hofmann ist 92 Jahre alt und lebt im Schertlinhaus. Das Schertlinhaus ist ein Alten- und Pflegeheim in Burtenbach. Wegen der Corona-Pandemie muss Eva-Maria Hofmann sich an Regeln halten: • Nur ein Sohn darf sie im Schertlinhaus besuchen. • Sie darf sich nur mit den Bewohner*innen aus ihrem eigenen Wohnbereich treffen. • Es finden keine gemeinsamen Freizeit-Angebote für alle Bewohner*innen im Schertlinhaus statt. Eva-Maria Hofmann findet die Regeln sehr streng. Sie vermisst ihre Söhne, ihre Enkelkinder und ihre Urenkelkinder. Urenkelkinder sind die Kinder von ihren Enkelkindern. Aber Eva-Maria Hofmann weiß, dass die Regeln wichtig sind. Sie hat eine Lungenkrankheit. Claudia Wirth sieht es als ihre besondere Pflicht als Pflegefachkraft, die Menschen im Schertlinhaus vor dem Virus zu schützen. Sie sagt: „Wenn ich Corona bekomme, dann sterbe ich daran.“ Sie möchte nicht einsam sterben. Die Arbeit in den letzten Monaten war schwie- war eine der fünf Erkrankten“, erzählt Claudia rig. „Es fehlt so viel. Die Gespräche oder dass Wirth. „Während sie in Quarantäne war, konnte Stephan Mücke ist der Leiter im Schertlinhaus. man sich mal drückt, das ist immer ich nur in kompletter Schutzkleidung zu ihr. Ich Er ist froh, dass sich die Bewohner*innen und die Mitarbeiter*innen SCHWIERIGE noch alles weg. Und gerade die Ar- habe so viel meine Hände desinfiziert, dass mir beit mit Menschen mit Demenz ist fast die Haut abgefallen wäre. Umarmen konnte gut an die Corona-Regeln halten. ARBEITS- UND ein Problem, denn durch die Mas- ich sie auch nicht, denn ich wollte ja niemand 9 von 10 Bewohner*innen sind schon gegen Corona geimpft. LEBENSBEDIN- ke erschrecken sich die Bewohne- anderen gefährden. Das war wirklich furchtbar. GUNGEN Mehr als die Hälfte von den Mitarbeiter*innen ist auch schon gegen Corona geimpft. rinnen und Bewohner immer noch Aber sie hat die Infektion gut überstanden, hat- oft“, sagt Claudia Wirth. Vor allem te nur ein bisschen Geschmacks-Probleme.“ Im Stephan Mücke hofft, am Anfang der Pandemie hatten auch die Mitar- März ist Claudia Wirths Mutter verstorben, al- dass die Corona-Pandemie bald vorbei ist. beitenden mit vielen Ängsten zu kämpfen, so die lerdings nicht an Corona. „Hier im Wohnbereich Bereichsleiterin. Niemanden anstecken und das konnte ich wenigstens am Ende für sie da sein.“ Und dass die Regeln dann weniger streng sind. Virus auch nicht mit nach Hause nehmen – das Am Ende ihres Lebens alleine sein: Davor fürch- war und ist allen besonders wichtig. Fünf Be- tet sich Eva-Maria Hofmann am meisten. „Ich Claudia Wirth arbeitet im Schertlinhaus. wohnerinnen und Bewohner hatten sich gleich weiß, dass ich im allerletzten Lebensabschnitt Sie findet das Arbeiten in der Corona-Pandemie sehr anstrengend. zu Beginn der ersten Welle angesteckt. „Wir wa- bin, es kann jeden Tag zu Ende sein. Ich wünsche ren quasi eine der Piloteinrichtungen im Land- mir, wieder mehr Kontakt zu meiner Familie ha- Aber Claudia Wirth weiß, kreis“, erinnert sich Stephan Mücke mit Galgen- ben zu können und zu den anderen Menschen dass die Corona-Regeln wichtig sind und Leben retten. humor an die Osterfeiertage 2020 zurück. „Wir im Haus.“ Auch wenn ihr bewusst ist, dass die hatten dann eine Quarantäne-Einheit im Haus, Maßnahmen sinnvoll und notwendig sind: Sie Einige Menschen sind neidisch, glücklicherweise lebten alle positiv Getesteten sehnt sich danach, wieder frei zu sein, eigene weil Claudia Wirth schon geimpft ist. in einem Wohnbereich. Starke Symptome hat- Entscheidungen zu treffen und selbstbestimmt Das findet Claudia Wirth blöd. te niemand, obwohl alle über 90 waren.“ Auch leben zu können. die beiden erkrankten Mitarbeitenden kamen Sie sagt: „Wenn sich viele Menschen impfen lassen, glimpflich durch die Infektion. „Meine Mama TEXT UND FOTOS: Diakonin Arnica Mühlendyck dann ist Corona bald nicht mehr so gefährlich.“ 14
Thema Thema FREIHEIT IN DER DIGITALEN BILDUNG Im Interview spricht Achim Falk, Leiter der Diakonischen Akademie, über die aktuelle Lage und die Vor- und Nachteile der digitalen Bildung Die Digitalisierung bringt uns viele Freiheiten. Auf der anderen Seite berichtet Diakon Falk Einen besonderen Einfluss hat sie auf den Be- von den Chancen der digitalen Bildung. Beson- reich der Fort- und Weiterbildungen. In der ders für Mitarbeitende der Rummelsberger sei Rummelsberger Diakonie haben die Spezialis- die örtliche Freiheit eine große Bereicherung. ten aus der Diakonischen Akademie große Teile „Da ist man schon dankbar, dass man für eine ihrer Angebote digitalisiert. Sie haben Schulun- eintägige Schulung nicht aus Garmisch an- gen und Weiterbildungen, wie zum Beispiel die reisen muss“, erklärt der Diakon. Dazu komme Schulung zum/r sozialpsychiatrischen Assis- die zeitliche Flexibilität, die den Nutzer*innen tent*in, von rein analogen zu vorrangig digita- zum Beispiel bei den Pflichtschulungen gebo- len Veranstaltungen umgewandelt – und das in ten wird. „Wenn mein/e Vorgesetzte*r mir die Rekordzeit. Aufgabe gibt, in der nächsten Woche die Daten- Ein Paradebeispiel für eine inzwischen voll- schutzschulung zu machen, kann ich mir dafür digitale Schulung ist die Arbeitssicherheits- eine Stunde Zeit nehmen, wann immer ich es schulung für Mitarbeitende. Mit einer Reihe möchte. Da die Schulung in einem interaktiven von interaktiven Folien, Videos und einem Test Präsentationsformat stattfindet, ist man nicht zum Abschluss können Teilnehmende sich die an einen Dozenten oder andere Lernende ge- vorgeschriebenen Inhalte aneignen, ohne den bunden.“ eigenen Arbeitsplatz zu verlassen. Das geht im Freiheit dazugewonnen haben aber nicht nur Homeoffice oder in der Einrichtung. Und wenn die Lernenden. Auch Dozierende, die sich auf einmal etwas dazwischenkommt, wird pausiert die neuen Formate einlassen, haben viel Frei- und später weitergemacht. raum erkunden können. Neue Formate und „Nicht immer“, sagt Dia- Techniken ermöglichen bisher ungeahnte Lehr- GANZ SCHÖN kon Achim Falk, Leiter der konzepte. Achim Falk bringt es auf den Punkt: Diakonischen Akademie, „Man muss sich nur darauf einlassen. Das gilt VIEL FREIHEIT, im Interview. „Es gibt auch für Lehrende, wie auch Lernende.“ ODER? Nutzerinnen und Nutzer, Eine sehr erfreuliche Entwicklung, die Achim denen die Digitalisierung Falk durch die intensive Digitalisierung des Port- solcher Einheiten Schwierigkeiten bereitet. Sie folios beobachten konnte, war die wachsende sind in der digitalen Welt nicht zu Hause und Beteiligung junger Mitarbeitender an Angebo- es fällt ihnen schwer, diese Angebote wahrzu- ten der Diakonischen Akademie. Für Nutzer, die nehmen.“ Ein weiteres Problem sei die fehlende im digitalen Raum ohnehin bereits beheimatet WLAN-Anbindung in manchen Einrichtungen, sind, ist die Hemmschwelle, eine Einheit mitzu- so Falk. Durch die plötzlich auftretende Pande- machen, geringer denn je. „Freiheit in unserem mie sind die Rummelsberger noch nicht bei al- Bereich ist, dass wir zukünftig wählen können, len Einrichtungen hinterhergekommen, die di- ob wir Angebote in digitalen Formaten oder in gitale Ausstattung nachzurüsten. Hinzu kommt, live anbieten und/oder wahrnehmen können“, dass die Kostenträger den finanziellen Aufwand schließt Achim Falk. Diakon Achim Falk weiß, wie er auch bei digitalen Bildungsangeboten die Teilneh- für digitale Ausstattung in der Regel nicht an- menden bei der Stange hält. erkennen. TEXT: Benjamin Molinaro und Tizian Blank FOTO: Benjamin Molinaro 16 17
Kurz berichtet Thema Thema Kurz berichtet CORONA-MUSIKEN – EINE BILANZ Schwarzenbruck MUSIKALISCHE GÄSTE IN DER PHILIPPUSKIRCHE Am Sonntag den 30.05 endeten die Rummelsberger „Coro- INTERNAT AM WICHERNHAUS na-Musiken“. Nun ziehen die Verantwortlichen Bilanz. Zu IN ALTDORF SCHLIESST Beginn des zweiten Lockdowns mussten Theater und Kon- Altdorf zerträume schließen. Da bei Gottesdiensten weiter musi- ziert werden durfte, beschloss der Kirchenvorstand der ANGEBOTSVERÄNDERUNG Kirchengemeinde Rummelsberg, Fonds bereitzustellen, um jeden Sonntag einen anderen musikalischen Gast zur Ge- Im Sommer nächsten Jahres wird es am Altdorfer Wichern- staltung des Gottesdienstes einzuladen. haus eine Veränderung geben. Von den vielen Angeboten An 24 Sonn- und Feiertagen waren Musiker*innen mit ver- für Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen wird schiedensten Musikgenres vertreten. Insgesamt 3.000 Euro es ein Arbeitsfeld nicht mehr geben. Zum Schuljahresende ließ sich die Gemeinde das kosten. 2021/22 schließt das Internat. Die Gottesdienste blieben streng reglementiert – Abstand, Das schulbegleitende Wohnangebot wurde in den vergan- Masken, Desinfektion. genen Jahren von immer weniger Familien nachgefragt. Dennoch hat die Musik ungeahnte Räume geschaffen. Die- Wohnten vor drei Jahrzehnten noch mehr als 90 Kinder se Empfindung teilten zwischen 40 und 60 Menschen wö- im Internat, so sind in diesem Schuljahr von den aktuell 43 chentlich aus der ganzen Region. Plätzen gerade noch 35 belegt. Offenbar sind die Unterstüt- zungsangebote für Familien mit Kindern mit Behinderung TEXT: Dr. Thomas Greif inzwischen so gut, dass viele Kinder zu Hause in ihrer Fami- lie wohnen bleiben können. NEUER BRÜDERSENIOR Am Ende des nächsten Schuljahres werden bis auf 10 Schü- lerinnen und Schüler alle ihre Schulzeit abschließen und Schwarzenbruck das Internat wie geplant wieder verlassen. Die wenigen DIENSTBEGINN ZUM 1. OKTOBER 2021 Neuanfragen für Internatswohnplätze betreffen Kinder und Jugendliche mit höchst unterschiedlichen Bedarfen. Diese Die Rummelsberger einfach zusammen zu würfeln, um eine Wohngruppe füllen Bestellungen aufnehmen, Essen und Getränke servieren: Angelika Konrad arbeitet gern im Hotel & Restaurant Anders Brüderschaft ist eine zu können, würde den Kindern und ihren Bedarfen nicht in Rummelsberg. Dienst-, Sendungs- hinreichend gerecht. Ein Beschluss des Vorstandes der und Lebensgemein- Rummelsberger Diakonie zur Schließung dieses einen An- schaft von Männern gebots folgte dieser Entwicklung. und ihren Partnerin- nen und Partnern, die ihr Leben in den „Selbstverständlich helfen wir den verbliebenen Internats- schülern und ihren Angehörigen dabei, dass sie nach der Schließung nicht alleine dastehen,“ versichert Wichern- GENIAL ANDERS Dienst Jesu Christi hausleiter Diakon Thomas Jacoby. Jede betroffene Familie stellen. Diakon Peter bekommt eine Begleiterin zur Seite gestellt, um eine ganz Barbian ist mit 71,48 Prozent der abgegebenen Stimmen persönliche Perspektive für die Zukunft zu entwickeln. Für Hotel & Restaurant Anders in Rummelsberg hat nach dem zum neuen Brüdersenior der Brüderschaft gewählt worden. die ein oder andere Schüler*in konnte schon ein Folgeange- Umbau mehr Zimmer und einen neuen Tagungsbereich Er wird am 1. Oktober 2021 die Nachfolge von Diakon Mar- bot angebahnt werden. tin Neukamm antreten, der in den Ruhestand verabschiedet Die rund 40 betroffenen Mitarbeitenden können in ande- Rummelsberg – In der Mittagszeit machen sich Restaurant auch während der Corona-Pande- wird. An der Stichwahl hatten sich 68,47 Prozent der wahl- ren Bereichen des Wichernhauses oder im nahen Umkreis viele Mitarbeiter*innen der Rummelsberger mie mit einem durchdachten Hygienekonzept berechtigten Gemeinschaftsmitglieder beteiligt. weiterbeschäftigt werden. Rund fünfhundert Menschen mit Diakonie auf den Weg zum Hotel & Restaurant geöffnet. Seit Anfang Juni haben Biergarten und Der 57-jährige Diplom-Sozialpädagoge wurde 1987 als Dia- Behinderung werden weiterhin im Wichernhaus und seinem Anders. „Wenn ich in Rummelsberg bin, gehe Innengastronomie wieder für alle geöffnet. „Wir kon eingesegnet. Derzeit ist er als geschäftsführender Vor- Umkreis wohnen, arbeiten, zur Schule gehen und gewohnte ich gerne mit Kolleg*innen essen“, erzählt Ing- freuen uns über die neuen Freiheiten“, sagt Pia stand in der Bildungs- und Erholungsstätte Langau e.V. tätig. therapeutische Angebote in Anspruch nehmen. rid Schön, Regionalleiterin Nürnberg der Rum- Angele, Leiterin des „Anders“. Wieder ein Glas Das schulische Angebot am Wichernhaus bleibt bestehen. melsberger Behindertenhilfe. Manchmal nur Wein im urigen Biergarten unter den alten Bäu- TEXT: Diakonin Arnica Mühlendyck FOTO: Privat Die rund 250 Schulplätze sind gefragt und werden gebraucht. zum Quatschen und manchmal, um Berufliches men zu trinken, ist für sie wie Urlaub. in einem stilvollen Ambiente zu klären. Seit 2012 gibt es das Hotel & Restaurant Anders TEXT: Diakon Georg Borngässer FOTO: Simon Malik Für Mitarbeiter*innen war der Mittagstisch im mit seinem inklusiven Konzept. „Wir beschäfti- 18 19
Thema Thema gen Menschen mit und ohne Behinderung“, so Angelika Konrad ist seit 9 Jahren im Team vom Hotel Anders. Pia Angele. Angelika Konrad ist seit neun Jahren Vorher hat sie in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung im Team vom Hotel An- am Auhof in Hilpoltstein gearbeitet. ders. Vorher hat sie in der INKLUSIVES Werkstatt für Menschen Angelika sagt: „Mir gefällt es im Hotel sehr gut.“ KONZEPT mit Behinderung am Auhof in Hilpoltstein gearbeitet. „Mir gefällt es hier sehr gut“, sagt die Mitarbei- Ihre Aufgaben sind zum Beispiel: terin. Sie nimmt die Bestellungen der Gäste auf • Angelika nimmt die Bestellungen der Gäste auf. und serviert Essen und Getränke. Das 16-köp- • Sie serviert Essen und Getränke. fige Team freut sich, dass der Umbau nun ab- geschlossen ist und dass wieder Gäste kommen dürfen. Das Hotel und Restaurant Anders wurde umgebaut. Mit der Erweiterung hat das Hotel Anders 29 Es gibt jetzt mehr Zimmer für Gäste. Zimmer, davon sind elf Zimmer neu dazuge- kommen. Es gibt drei rollstuhlgerechte Zimmer. Menschen mit Behinderung können drei barrierefreie Zimmer mieten. Neu ist auch der Tagungsbereich. Der große Diese befinden sich im Erdgeschoss im Neubau. Konferenzsaal bietet Platz für bis zu 100 Perso- Neu ist auch ein sogenannter Tagungsbereich. nen. Den Tagungsbereich können Unternehmen und Organisationen buchen und dort zum Bei- Eine Tagung ist zum Beispiel: spiel Seminare, Weiterbildungen, Besprechun- Wenn Mitarbeiter*innen von verschiedenen Firmen sich treffen gen und kleine Kongresse anbieten. und über ihre Arbeit sprechen. TEXT UND FOTOS: Heike Reinhold Tipp: Neben dem Hotel Anders befindet sich der Waldseilpark Rummelsberg. Menschen mit und ohne Behinderung können dort Spaß haben. Seit 2012 gibt es das Hotel & Restaurant Anders in Rummelsberg mit seinem inklusivem Konzept. Der Waldseilpark ist eine Art Klettergarten. Die Teilnehmer*innen laufen auf vorbereiteten Wegen zwischen den Bäumen. Die Wege werden auch Parcours genannt. Ein Parcours ist barrierefrei und für Rollstuhlfahrer*innen geeignet. Haben Sie jetzt Lust auf einen Besuch im Biergarten und im Waldseilpark bekommen? HOTEL & RESTAURANT ANDERS IST WIEDER GEÖFFNET INTERESSE? Das Hotel & Restaurant Anders steht mitten in Rummelsberg. Zum Hotel gehört ein schöner Biergarten. Die Öffnungszeiten von Restaurant und Biergarten sowie eine Buchung von Zimmern und des Tagungsbereichs ist online möglich. Dort kann man unter Bäumen im Schatten sitzen und gemütlich essen und trinken. Das Hotel und Restaurant Anders ist nach den aktuellen Corona-Regeln geöffnet. Kontakt Waldseilpark Rummelsberg Hotel & Restaurant Anders Rummelsberg 61 Chefin Pia Angele sagt: Rummelsberg 61 90592 Schwarzenbruck „Wir freuen uns, dass wir wieder Gäste begrüßen können.“ 90592 Schwarzenbruck Tel.: 0171 35 72 27 5 Telefon: 09128 91 92 0 E-Mail: waldseilpark@rummelsberger.net Das Hotel und Restaurant Anders ist ein inklusives Hotel. https://anders.rummelsberger-diakonie.de https://waldseilpark.rummelsberger-diakonie.de Hier arbeiten Mitarbeiter*innen mit und ohne Behinderung zusammen. 20 21
Jahresbericht Spenden 2020 Jahresbericht Spenden2020 JAHRESBERICHT SPENDEN 2020 GEHALTSABGABEN DER DIAKONE UND DIAKONINNEN VERMÄCHTNISSE Fünf Personen haben über ihren eigenen Tod Die Rummelsberger Diakone und Diakoninnen hinaus verfügt, dass die Rummelsberger Diako- haben im vergangenen Jahr mit 783.077 Euro nie und ihre Dienste im Jahr 2020 Vermächtnis- Unter dem Eindruck der Coronapandemie und Sie verteilen sich wie folgt: zum Erhalt der Gemeinschaften beigetragen. se in Höhe von 1.550.717 Euro erhielten. den damit verbundenen Belastungen für die 309.882,87 Euro Klient*innen und Mitarbeiter*innen haben im Rummelsberger Dienste für junge Menschen gGmbH Jahr 2020 zahlreiche private Spenderinnen und FREUNDE UND FÖRDERER SOZIALLOTTERIEN Spender, Unternehmen, Soziallotterien und 1.447.448,55 Euro Rummelsberger Diakonie e.V. 367.820,79 Euro (DAUERSPENDER) Stiftungen die Arbeit der Rummelsberger Diako- Rummelsberger Dienste für Die Aktion Mensch förderte verschiedene Pro- Menschen mit Behinderung gGmbH nie e.V. und ihrer angeschlossenen Dienste mit Aktuell unterstützen 522 Freunde und Förde- jekte der Behinderten- und Jugendhilfe mit einer Geldspende oder Sachzuwendung unter- 198.833,91 Euro rer die Rummelsberger Diakonie e.V. und ihre 282.115,01 €. 29.714,89 Euro Rummelsberger Dienste für stützt. Darüber hinaus haben die im Rummels- Rummelsberger Dienste Menschen im Alter gGmbH Dienste oder Stiftungen mit einer regelmäßigen für Menschen gGmbH berger Stiftungszentrum geführten Stiftungen Spende. Diese Spenden sind meist auf bestimm- Geldspenden, Zustiftungen oder Vermächtnisse te Einrichtungen oder aber Projekte innerhalb STIFTUNGSZENTRUM/STIFTUNGEN erhalten. Die von der Rummelsberger Diakonie aller Arbeitsfelder der Rummelsberger Diakonie e.V., der Rummelsberger Brüderschaft oder von 19 Einzelspenden mit jeweils mehr als 10.000 e.V. in Bayern und Tansania bezogen. Eine dau- Vier weitere Personen haben sich im Geschäfts- Privatpersonen gegründeten Stiftungen werden Euro trugen zu diesem Ergebnis bei. Dazu ge- erhafte Spende hilft uns enorm, da wir dadurch jahr 2020 entschlossen, die Rummelsberger von den Rummelsberger Diensten für Menschen hörten beispielsweise folgende Hilfsorgani- in den Einrichtungen und Projekten mit festen Diakonie e.V. und deren Dienste langfristig und gGmbH zentral verwaltet. sationen: Sternstunden e.V., Stiftung RTL-Wir Spendeneinnahmen kalkulieren können. Das gibt dauerhaft mit der Gründung einer eigenen helfen Kindern e.V., Stiftung ANTENNE BAY- uns Planungssicherheit bei der Umsetzung der Treuhandstiftung zu unterstützten. Drei Stif- Das Vertrauen zahlreicher Freunde und Förde- ERN hilft, Manfred Roth Stiftung, Carl Friedrich Projekte und damit können wir den Menschen tungen wurden gegründet und so wurden zum rer ist uns Ansporn und Verpflichtung, gewis- Eckart Stiftung, Freude für Alle e.V.; Evang.-luth. direkt und unmittelbar helfen. Es sind 41 Dau- Jahresende 2020 50 rechtlich unselbstständige senhaft und dem Spenderwunsch entsprechend Landeskirche in Bayern, u.v.m. erspender mehr als im Vorjahr. Einmal jährlich Treuhandstiftungen vom Rummelsberger Stif- mit den anvertrauten Mitteln umzugehen sowie erhalten Freunde und Förderer zum Dank zwei tungszentrum verwaltet. Die Treuhandstiftun- über ihre Verwendung zu berichten. Bei allen eingehenden Spenden beachten wir Lebkuchen des Rummelsberger Cafés als kleine gen unterstützen mit ihren Erträgen aus Zinsen die Zweckbindung und machen den Umgang Aufmerksamkeit für ihre Treue und eine Einla- und Spenden die Rummelsberger Diakonie e.V. mit den verwendeten Spenden durch Verwen- dung zum „Adventsnachmittag“ in Rummelsberg. und deren Dienste, sowie Projekte in Tansania. SPENDENEINNAHMEN dungsnachweise transparent. Verwaltet werden die rechtlich selbstständigen Stiftungen, „Die Rummelsberger Stiftung“ als 9.261 Einzelspenden haben die Rummelsberger Dach des Stiftungszentrums, die „Stiftung Hil- 2016 435 Freunde und Förderer Diakonie e.V. und deren Dienste im Berichtsjahr fe zur Verbreitung des Evangeliums durch die als Bar- oder Sachspende erreicht. Insgesamt und in der Rummelsberger Brüderschaft“, die 2017 464 Freunde und Förderer wurden 2.353.701,01 Euro an Geldspenden ver- „Johann-Karl-Leonhard-Balbach-Stiftung“, die einnahmt. „Lotte Schopper Stiftung“, sowie die Stiftung 2018 474 Freunde und Förderer „Hilfen für Tansania der Rummelsberger Anstal- ten“. In der Verwaltung neu hinzugekommen ist 2019 481 Freunde und Förderer die „Dieter & Edith Seidel Stiftung“ 2020 522 Freunde und Förderer Spendenübergabe mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Thomas Jansing von Sternstunden e.V. FOTO: Diakonin Arnica Mühlendyck 1.549.280 € 1.720.605 € 2.353.701,€ 1.925.419 € 1.871.544 € 50 Stiftungen 56 Stiftungen 46 Stiftungen BUSSGELDER/ 52 Stiftungen 42 Stiftungen MITGLIEDER UND MITGLIEDSBEI- BUSSGELDZUWEISUNGEN TRÄGE DER RUMMELSBERGER DIAKONIE E.V. Im vergangenen Jahr hat die Rummelsberger 2016 2017 2018 2019 2020 Diakonie 32.725 Euro an staatsanwaltlich oder Die Rummelsberger Diakonie e.V. hat 2020 ins- gerichtlich verfügten Zuweisungen erhalten. 2016 2017 2018 2019 2020 gesamt 35.035 Euro an Mitgliedsbeiträgen er- halten. 22 23
Jahresbericht Spenden 2020 Jahresbericht Spenden 2020 Zu den geförderten Hilfsprojekten der Stiftung HILFSFONDS Organisation der Kleiderkammer. Unterstützt Die Werbung erfolgt unter der Maßgabe, dass „Hilfen für Tansania“ gehört unter anderem das „VON MENSCH ZU MENSCH“ wird das Team von ehrenamtlich Mitarbeiten- die guten Sitten und anständigen Gepflogen- Hilfsprojekt der „Aktion-Feuerkinder“. Aufgrund den in der Betreuung von Freunden und Förde- heiten eingehalten werden. Alle Werbemateria- der Corona-Pandemie fanden im Jahr 2020 kei- In 267 Fällen konnte Menschen jeden Alters rern und in der Kleiderkammer. lien werden im Ausbildungsbetrieb Areal K3 der ne Operationseinsätze der „Aktion-Feuerkinder“ in akuter Not durch Zuwendungen durch den Rummelsberger Dienste für junge Menschen in Tansania statt. Stattdessen half die „Aktion- Hilfsfonds „Von Mensch zu Mensch“ mit ins- gGmbH erstellt und tragen dazu bei, dass Aus- Feuerkinder“ mit Lebensmittelspenden an die gesamt 108.146,29 Euro geholfen werden. Bei- VERGÜTUNG DER bildungsplätze erhalten bleiben und weitere Bevölkerung in Tansania und leistete, gemein- spielsweise wurde durch die Zahlung von Miet- MITARBEITENDEN entstehen können. sam mit der Stiftung „Hilfen für Tansania“, finan- rückständen die Kündigung der Wohnung und zielle Nothilfe zum Erhalt der Infrastruktur der die drohende Obdachlosigkeit verhindert, oder Die Vergütung der Mitarbeitenden richtet sich Beim Druck und Versand von größeren Aufla- Brüderschaft von Faraja, dem Usa River Training wir konnten im Coronajahr zahlreichen Fami- nach den Arbeitsvertraglichen Richtlinien gen wie bei Spendenmailings oder dem „Gruß Center und vor allem in Nkoaranga-Kranken- lien mit einem Zuschuss zum Erwerb eines ge- Bayern AVR. Die Entgelttabellen sind im Inter- aus Rummelsberg“ werden externe Dienstleis- haus. brauchten Laptops die Beteiligung der Kinder net frei zugänglich. Die Eingruppierung jedes ter unter Berücksichtigung der Datenschutz- am Distanzunterricht ermöglichen. Einzelnen ist abhängig von den Aufgabeninhal- grundverordnung der Evangelischen Kirche in Alle Stiftungen erhielten, zusammen mit der ten und den Verantwortungsbereichen. Deutschland beauftragt. Sie werden zudem auf Aktion-Feuerkinder, Umweltpapier mit FSC-Siegel gedruckt. SPENDENKAMPAGNE 465.256 Euro an Spenden und „WIR SIND HIER.“ PROVISIONS- UND 70.399 Euro an Zustiftungen in das Grundstock- ERFOLGSBETEILIGUNGEN vermögen, sowie 518.870 Euro an Zustiftungen aus Vermächtnissen. Die Rummelsberger Diakonie zahlt keine Provi- sions- und Erfolgsbeteiligungen zum Einwerben von Spenden. SPENDENAKTIONEN Neben Geld- und Sachspenden wurden Spen- WERBEMASSNAHMEN denaktionen durchgeführt, wie beispielswei- se der Verkauf von Weihnachtskarten durch Die Rummelsberger Diakonie macht auf ver- die Primoza GmbH aus Nürnberg. Ein Teil des schiedenen Kommunikationskanälen auf ihre Verkaufserlöses der Karten wurde für den Au- Arbeit aufmerksam. Dazu gehören das Magazin hof gespendet. Kurz vor Weihnachten erreich- „Gruß aus Rummelsberg“, Spendenmailings, te uns eine große Sachspende von Playmobil: Plakate, Onlinenewsletter, Werbeanzeigen Spielwaren für die Kinder in den Einrichtungen. Mit der Spendenkampagne „Wir sind hier.“ wur- in Printmedien, in Sozialen Medien (Google, Darüber hinaus gibt es seit Jahren eine gute den insgesamt rund 76.058,70 Euro gespendet. Facebook, Instagram), auf Veranstaltungen Partnerschaft mit der Consorsbank. Immer im Damit wurden unter anderem in Rummelsberg und im persönlichen Gespräch. Auf eine offen- Dezember schnüren die Mitarbeitenden klei- und Nürnberg Therapieräume für schwerbe- sive Fördererwerbung mit Promotern an öffent- Weihnachtsaktion von „Burgthann hilft e.V.“ ne, liebevoll verpackte Geschenke für die Kin- hinderte Kinder neu gestaltet. Im Rahmen der lichen Plätzen wird bewusst verzichtet. FOTO: Eva Neubert der der Ambulanten Erzieherischen Dienste in Coronapandemie wurden für die Klient*innen Nürnberg. in Alten- und Behinderteneinrichtungen kleine Konzerte, Clown- und Tierbesuche gegen die Einsamkeit finanziert. MITTELVERWENDUNG Die Spenden werden für die Menschen in den FUNDRAISING UND Einrichtungen und Diensten der Rummelsber- FÖRDERERBETREUUNG ger Diakonie e.V. und ihre Stiftungen verwendet. IMPRESSUM: Ein geringer Teil der Erträge wird für die Pro- In der Fundraisingabteilung der Rummelsberger Redaktion: Diakon Georg Borngässer, jekt- und Kampagnenarbeit und die effiziente Diakonie waren im Jahr 2020 sechs Personen in Herausgeber: Reiner Schübel, Vorstandsvorsit- Lara März, André Höfig, Mathias Kippenberg Verwaltung verwendet. Zwei Beispiele sind: Teil- und Vollzeit (Vollzeitkräfte = 3,7) fest ange- zender der Rummelsberger Diakonie e.V. (verantwortlich) stellt. Sie übernehmen die Spendenakquise, Be- Rummelsberg 2, 90592 Schwarzenbruck, Grafik: Andrea Kewel, www.maxundmedia.de treuung von Freunden und Förderern, die Ver- Telefon 09128 500, Fax 09128 50 21 50 Auflage: 32.000 waltung der Spenden und Stiftungen, sowie die spenden@rummelsberger.net rummelsberger-diakonie.de 24 25
Buchvorstellung Buchvorstellung BETROFFENHEIT, SCHAM UND AUFBRUCH Rummelsberger Diakonie stellt Untersuchung zur Behindertenhilfe vor „Es sollte doch alles besser werden“, lautet der wird oder Medikamente verabreicht bekommt,“ Titel des Buches zur Behindertenhilfe der Rum- sagte der Theologe und fuhr fort: „Wir bekla- melsberger Diakonie in den Jahren 1945 – 1995. gen jede Form der Verletzung von Menschen in In einem videogestützten Pressegespräch stell- unseren Einrichtungen.“ Für Schübel ist eines ten Vorstandsvorsitzender Rektor Reiner Schü- besonders wichtig: „Unsere Aufgabe heute ist, bel, Vorstand Dienste Karl Schulz, der Leiter wach und kritisch zu bleiben, eine Kultur zu des Auhof in Hilpoltstein Andreas Ammon, so- schaffen, in der Gewalt kein toleriertes Mittel wie die Autor*innen Dr. Sylvia Wagner, Prof. Dr. ist und bleibt.“ Hans-Walter Schmuhl und Dr. Karsten Wilke Erstmals hatte sich der Vorstand der Diakonie das jüngste Buch der Rummelsberger Reihe vor. entschieden, die Geschichte der Behinderten- „Vieles in diesem Buch schmerzt und löst ne- hilfe von unabhängigen Wissenschaftler*innen ben Betroffenheit große Scham aus. Neben der untersuchen und dokumentieren zu lassen. Bei der hybrid angelegten Pressekonferenz zur Buchvorstellung waren (v.l.) Andreas Ammon, Leiter des Auhofs, Rektor verwerflichen Gabe von Medikamenten haben Dazu gab es mehrere Anlässe. Karl Schulz er- Reiner Schübel, Vorstandsvorsitzender der Rummelsberger Diakonie, und Karl Schulz, Vorstand Dienste, im Raum. Menschen, die in unseren Einrichtungen leb- klärte: „Mit der Gründung der bundesweiten FOTO: Diakonin Arnica Mühlendyck ten, auch andere Formen von Gewalt erfahren,“ Stiftung Anerkennung und Hilfe für Menschen führte Rektor Schübel in das Werk ein. Zu dem mit Behinderung im Januar 2017 hat sich die Buch gehöre allerdings auch, ohne die schlim- Rummelsberger Diakonie ihrer Verantwortung schichte der Rummelsberger Dienste für Men- men Erfahrungen von Menschen mit Behinde- gestellt und in die Stiftung mit eingezahlt.“ Da- schen mit Behinderung vorgelegt. rungen relativieren zu wollen, die geschilderten rüber hinaus, so das Vorstandsmitglied, sei die Dr. Karsten Wilke, unter dessen Koordination Ereignisse in die Zeit einzuordnen, in der sie ge- Anfrage des Bayerischen Rundfunks im Novem- das Team der Expert*innen für Diakonie-Ge- schehen seien. ber 2017 ein letzter Impuls für die bereits be- schichte arbeitete, befasste sich mit dem Wi- Bei allen von Gewalt Betroffenen bat der Vor- stehende Absicht gewesen, die Lebensumstände chernhaus in Altdorf und dem Auhof in Hilpolt- standsvorsitzende der Rummelsberger Diakonie von Menschen mit Behinderung von unabhän- stein. Er beschreibt die Entstehung der Arbeit herzlich um Vergebung. gigen Wissenschaftler*innen untersuchen zu bis zu ihrer Ausgestaltung in den 1990er Jahren. ENTSCHULDIGUNG In einem ausführlichen lassen. „Der Verdacht, dass in unseren Häusern Neben den gesetzgeberischen Grundlagen er- Diskussionsprozess ha- Medikamententests durchgeführt wurden, hat läutert der Wissenschaftler medizinische und DES VORSTANDS- ben wir Rummelsber- uns sehr erschreckt,“ sagte Schulz. pädagogische Entwicklungen wie die baulichen VORSITZENDEN ger uns entschieden, in Die im Januar 2018 in Auftrag gegebene Unter- Voraussetzungen und Veränderungen. Für die der Betrachtung unter- suchung sollte eine Dokumentation mit einem Nachforschungen des Teams waren die Voraus- schiedlicher Formen der Gewalt keine Unter- möglichst umfassenden Überblick darüber lie- setzungen denkbar ungünstig. „Die Quellenlage scheidung zu treffen. „Gewalt ist immer ein Ein- fern, wie Menschen mit Behinderung nach dem in Rummelsberg ist nicht gut,“ bedauerte Wil- griff in die Persönlichkeit eines Menschen. Wir Krieg bis in die 1990er Jahre in Rummelsberger ke. Viele Akten seien nach der gesetzlich vor- trauen uns kein Urteil zu, was schwerer wiegt: Einrichtungen lebten. Mit den Ergebnissen der geschriebenen Auf bewahrungszeit vernichtet Die Autor*innen und die Vertreter*innen der Presse ob jemand gegen seinen Willen der Freiheit be- vorliegenden Untersuchung wird ein bisher worden. So konnte zum Teil nur ein unvollstän- waren per Videokonferenz zugeschaltet. raubt, in seiner Würde verletzt oder geschlagen nicht erreichter Erkenntnisgewinn über die Ge- diges Bild gezeichnet werden. FOTO: Arnica Mühlendyck 26 27
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