PolisVision - Magazin für Stadtentwicklung

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PolisVision - Magazin für Stadtentwicklung
MAGA Z I N F Ü R STADT E N T W I C K LU NG, F LÄCHEN- & I MMO BI LI EN- MA NAGEMENT

      PolisVision
                                               # 2.18                  AU SG ABE 2/2018
                                                                       JAH RG ANG 13

                                                                                                                   2 018

                                                                                                                 MIPIM
                                                                                                          BRANCHENTREFF
                                                                                                            IN CANNES

                                                                                     IN ST R U M E N T GE GE N
                                                                                     WOHN R AU M M A N GE L

STADTENTWICKLUNG                 UNTERNEHMEN                   PROJEKTENTWICKLUNG                      AKTUELLES
ISEK: Integriert denken,         Startup-Accelerator für       Wege aus der Wohnungsnot                Neuauflage: Klimaschutz
vernetzt handeln                 Zukunftsthemen                Bauen, erweitern, kaufen                made in Hessen
PolisVision - Magazin für Stadtentwicklung
E D I TO R I A L

                                                                                                                      Foto: Walter Vorjohann
                     Liebe Leserinnen! Liebe Leser!

Der Wohnungsmangel treibt die Branche um! Auf dem 10. Wohnungsbau-Tag im März stellten
das Pestel-Institut (Hannover) und die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE Kiel)
dazu ihre Studie „Das Baujahr 2018 im Fakten-Check“ vor. Sie untersucht die Rahmenbedingungen
des Wohnungsbaus – vom Wohnungs- bis zum Baulandmangel, von den Kostentreibern bis zum
Stadt-Land-Wohnen. Das Papier der Forscher belegt anschaulich, was wir als Wohnungs- und
Stadtentwicklungsgesellschaft in der Praxis tagtäglich erleben: Der Mangel an Bauland hemmt
den Wohnungsbau – besonders in den Ballungsräumen mit ihren hohen Bodenpreisen. Fakt ist:
Seit 1995 sind die Preise für Bauland um rund 170 Prozent gestiegen! In Großstädten machen die
Grundstückskosten bei einem Wohnungsneubau im Schnitt bereits knapp 20 Prozent der gesam-
ten Investitionskosten aus. Ein Ende dieser Entwicklung ist gegenwärtig nicht in Sicht.

Auf eine Veränderung zu hoffen, genügt hier nicht! Zusammen mit dem Land Hessen und weiteren
Partnern haben wir daher eine Initiative in die Tat umgesetzt: Im Rahmen der Bauland-Offensive
unterstützen wir Städte und Gemeinden seit 2017 dabei, nutzbare Flächen zu identifizieren, zu
analysieren und möglichst zeitnah Bauland zu entwickeln. Nur so kann es gelingen, hohe Preise und
Spekulation zu bremsen und den Weg für Wohnraumbebauung zu ebnen. Bislang liegen 55 Anfra-
gen aus hessischen Kommunen vor, vier Machbarkeitsstudien sind fertig, 14 weitere in Bearbeitung.
Mehr dazu ab Seite 4.

Spatenstiche, Grundsteinlegungen, Richtfeste – wir werden unserem Auftrag gerecht und bauen.
Unsere neuesten Projekte stellen wir Ihnen auf den Seiten 22 bis 24 vor. Darunter unsere zweite
Aufstockung als Alternative zu fehlenden innerstädtischen Flächen. Eine Reihe von Integrierten
Stadtentwicklungskonzepten (ISEK), die begonnen oder bereits erfolgreich abgeschlossen wurden,
finden Sie auf den Seiten 14 und 15. Wie immer facettenreich: Der „Tag der Städtebauförderung“,
bei dem wir auch 2018 zahlreiche Projekte zusammen mit den jeweiligen Kommunen bürgernah
präsentierten (Seiten 12 und 13).

Auch einen, für uns als Unternehmen bedeutenden Schritt in die Zukunft wollen wir in dieser
Ausgabe erstmals vorstellen: hubitation, unseren Startup-Accelerator, der junge Gründer mit guten
und praxisnahen Ideen für alle Bereiche der Wohnungswirtschaft nachhaltig unterstützt und fördert
(Seiten 16 und 17).

Wir sind überzeugt: Sie finden auch dieses Mal Themen in der PolisVision, die zu aktuellen
Situationen in Ihrem Umfeld passen. Viel Spaß bei der Lektüre!

Herzliche Grüße

DR. THOMAS HAIN            M O N I K A F O N TA I N E - K R E T S C H M E R   D R . CO N STA N T I N W E ST P H A L

Geschäftsführung der Unternehmensgruppe
Nassauische Heimstätte/Wohnstadt

2    PolisVision 2/ 2018
PolisVision - Magazin für Stadtentwicklung
I N H A LT

                                       Foto: bellmannmedia

                                                                                                       Foto: Joachim Keck

                                                                                                                                                                         Foto: iStock.com
STADTENTWICKLUNG                                             UNTERNEHMEN                                                    AKTUELLES
Tag der Städtebauförderung 2018                              Sozialmanagement:                                              sfa-Forum in Königstein
Der Bürger im Mittelpunkt                                    Graffiti, Kleine Feger & die Wilde 5                           Digitalisierung im Fokus
SEITE 12                                                     SEITE 20                                                       SEITE 25

     TITELTHEMA                                                    UNTERNEHMEN                                                 NEWS
                                                                                                                              
4    Die Bauland-Offensive kommt an!                         16    Innovation trifft auf Erfahrung                          29 Thüringen mit neuer Leitung
     Potenzial für 6.250 neue Wohnungen                            Startup-Initiative hubitation
                                                                                                                                 Der Baum im Fokus
10   „Flächenpotenziale entwickeln                           18    Fit for the Future
     und an den Markt bringen”                                     Modernisierung und Instandhaltung                             MIPIM: Branchentreff in Cannes
     Im Interview: Priska Hinz und
     Monika Fontaine-Kretschmer                              20 Graffiti, Kleine Feger & die Wilde 5                        30 Buch-Tipp
                                                                Stabiles Wohnklima im Quartier
                                                                                                                                 Beste Beratung: Gesundheitslotsen

     STADTENTWICKLUNG                                                                                                            Kassel: Baukultur vor Ort
                                                                PROJEKTENTWICKLUNG
12   Der Bürger im Mittelpunkt                                                                                             31   Tassen für die Helfer
     Tag der Städtebauförderung 2018                         22 Wege aus der Wohnungsnot
                                                                Bauen, erweitern, kaufen                                         Ein Haus für alle Lebenslagen
14   Integriert denken, vernetzt handeln
     Stadtentwicklungskonzepte                                                                                                   Impressum

                                                                   AKTUELLES

                                                             25 sfa-Forum in Königstein
                                                                Digitalisierung im Fokus

                                                             26 Klimaschutz made in Hessen
                                                                Lernnetzwerk-Treffen in Wiesbaden

                                                             27 Sonnenstrom für die Mieter
                                                                Zukunftsweisende Energieversorgung

                                                             28 Zum Abschluss eine Esskastanie
                                                                Letzter Spatenstich in FFM-Niederrad

                                                                                                                                                PolisVision 2/ 2018      3
PolisVision - Magazin für Stadtentwicklung
Die
       Bauland-
       Offensive
       kommt an!
         P OTE NZ I A L FÜR 6 . 2 5 0 N E UE W O H N UN G E N

         Städte und Gemeinden haben bislang zu wenig Flächen in Bauland umgewandelt –
         einer der zahlreichen und vielschichtigen Gründe für den aktuellen Mangel an Wohnraum.
         In Hessen können Kommunen nun seit einem Jahr auf ein Instrument der Landesregierung
         zurückgreifen – die von ihr initiierte Bauland-Offensive Hessen GmbH. Aktuell überprüft
         sie mehr als 160 Hektar Land: Potenzial für 6.250 neue Wohnungen!

4   PolisVision 2/ 2018
PolisVision - Magazin für Stadtentwicklung
T I T E LT H E M A

                                  Millionen neue Wohnungen sollen gemäß
                                  Koalitionsvertrag bis 2021 in Deutschland
                                  entstehen. Doch ob die neue Bundesregie-
                   rung die jährliche Zielmarke von 375.000 Wohnungen
                   erreicht, scheint derzeit fraglich. Grund dafür ist der
                   Rückgang bei den Baugenehmigungen im vergangenen
                   Jahr um 7,3 Prozent auf 348.100 Wohnungen. Mit fatalen
                   Folgen: Weil weniger gebaut wird, steigt der jährliche
                   Nachholbedarf weiter an, die Wohnungsnot spitzt sich zu.
                   Schon jetzt fehlen deutschlandweit über eine Million Woh-
                   nungen – insbesondere in den Ballungsregionen und erst
                   recht im preisgünstigen Segment. Ein Hemmnis: knappes
                   und teures Bauland. Allein zwischen 2011 und 2016 sind
                   die Bodenpreise in den Großstädten um mehr als 30 Pro-
                   zent gestiegen, wie aktuelle Zahlen des Bundesinstituts
                   für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) belegen.

                   Auch in Hessen bremst der Mangel an baureifen Grund-
                   stücken die Aktivitäten – jährlich fehlen bis zu 37.000
                   Wohnungen. Die Landesregierung hat reagiert und im
                   Frühjahr 2017 gemeinsam mit der Unternehmensgruppe
                   Nassauische Heimstätte/Wohnstadt die Bauland-Offen-
                   sive Hessen gegründet. Sie unterstützt Kommunen dabei,
                   Flächenreserven für bezahlbaren Wohnraum zu mobilisie-
                   ren und Bauland zu entwickeln. Besonders im Fokus: Die
                   Untersuchung der Entwicklungspotenziale bisher min-
                   dergenutzter oder brachgefallener Flächen in integrierten
                   Lagen von Städten und Gemeinden. Für diese Areale gilt
                   es, den Kommunen wirtschaftlich tragfähige Nachnut-
                   zungsstrategien aufzuzeigen und bei der Aufstellung einer
                   Bauleitplanung mitzuwirken. Die Entwicklung und spätere
                   Vermarktung der baureifen Grundstücke an potenzielle
                   Investoren im Auftrag der Kommune zählt ebenfalls zum
                   Aufgabenspektrum.

                      F O RT S E T Z U N G S I E H E F O LG E S E I T E N
Foto: iStock.com

                                                                            PolisVision 2/ 2018   5
PolisVision - Magazin für Stadtentwicklung
»Wir sind auf einem guten Weg,                                                            Viele Anfragen aus Südhessen
                                                                                                                  Mit dem bisherigen Verlauf zeigte sich auch Fontaine-
                                 das drängende Problem                                                            Kretschmer sehr zufrieden. Fertig sind Studien für die
                                                                                                                  Jägerkaserne in Kassel, für das Brückenbauhofgelände
                         des Wohnungsmangels                                                                      und das ehemalige Fernmeldezeugamt in Heusenstamm
                                                                                                                  sowie für das Waldfriedengelände in Schlangenbad. Wie die
                            in den Griff zu bekommen.«                                                            technische Geschäftsführerin mitteilte, stammt der Großteil
                                                                                                                  der Anfragen für Machbarkeitsstudien aus Südhessen
                                 PRISKA HINZ                                                                      – unter anderem aus Hofheim, Taunusstein, Viernheim
                                 Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz,
                                                                                                                  und Bürstadt. Deutlich weniger kommen aus Mittel- und
                                 Landwirtschaft und Verbraucherschutz
                                                                                                                  Nordhessen. „Das deckt sich gut mit der Verteilung der
                                                   Flächenpotenziale sind da – aber wo?                           Kommunen, für die das Institut für Wohnen und Umwelt
                                                   „In den regionalen und lokalen Flächennutzungsplänen           (IWU) in Darmstadt ein Wohnungsdefizit ausgewiesen hat.“
                                                   sind genügend Potenziale für Wohnungsbau ausgewiesen.          135 von 426 hessischen Kommunen, immerhin 32 Prozent,
                                                   Gemeinsam mit den Kommunen wollen wir diese identifi-          haben ein solches. Die 55 Anfragen entsprechen damit
                                                   zieren, insbesondere durch Innenentwicklung“, erklärt Gre-     etwa einem Drittel der Kommunen mit Defizit. „Das zeigt,
                                                   gor Voss, Leiter Fachbereich Stadtentwicklung Hessen Süd       dass das Angebot genau dort angenommen wird, wo es
                                                   der ProjektStadt und innerhalb der Unternehmensgruppe          gebraucht wird“, betonte Fontaine-Kretschmer.
                                                   Nassauische Heimstätte/Wohnstadt federführend für die
                                                   Bauland-Offensive zuständig.                                   Erfolgversprechende Synergie
                                                                                                                  Logische Konsequenz der Bauland-Offensive ist der 2017
                                                   Das Angebot kommt an, die Arbeiten laufen auf Hoch-            vorgestellte „Leitfaden zur Vergabe von Grundstücken nach
                                                   touren. „Bislang liegen 55 Anfragen aus hessischen Kom-        Konzeptqualität“, den die Unternehmensgruppe ebenfalls
                                                   munen vor. Vier Machbarkeitsstudien sind fertig, 14 weitere    im Auftrag der Landesregierung erstellt hat. Das Prinzip:
                                                   in Bearbeitung“, bilanzierte Wohnungsbauministerin Priska      Kommunen sollen Grundstücke nicht an den Meistbieten-
                                                   Hinz bei einer Pressekonferenz im März. Für die Studien        den veräußern, sondern sich an der Qualität der Nut-
                                                   stelle das Land Fördermittel in Höhe von 1,3 Millionen         zungskonzepte möglicher Investoren orientieren – unter
                                                   Euro zur Verfügung. Insgesamt würden derzeit mehr als          Berücksichtigung sozialer, wohnungs- und städtebaulicher
                                                   160 Hektar Land überprüft. „Wir sprechen über Flächen          Kriterien. In Verbindung mit der Bauland-Offensive kommt
                                                   für rund 6.250 Wohnungen. Wir sind also auf einem guten        dies dem Ziel, Hessen mit ausreichend bezahlbarem Wohn-
                                                   Weg, das drängende Problem des Wohnungsmangels in              raum zu versorgen, ein großes Stück näher.
                                                   den Griff zu bekommen“, so Hinz. Zusammen mit Monika
                                                   Fontaine-Kretschmer, Geschäftsführerin der Unterneh-           Mehr Informationen erhalten interessierte Kommunen unter
                                                   mensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt, präsen-           www.bauland-offensive-hessen.de
                                                   tierte sie, was sich nach einem Jahr Bauland-Offensive alles
                                                   getan hat. Aus der Praxis berichteten im Anschluss Christof
                                                                                                                        Gregor Voss
                                                   Nolda, Stadtbaurat von Kassel, und Halil Öztas, Bürger-              Leiter Fachbereich Stadtentwicklung Hessen Süd ProjektStadt
                                                   meister von Heusenstamm (Landkreis Offenbach).                       T 069. 6069-1478, gregor.voss@nh-projektstadt.de

                        In den denkmalgeschützten Gebäuden der Jägerkaserne
Foto: Lothar Koch

                        in Kassel sollen moderne Wohnungen entstehen, auf den
                        Exerzierflächen Neubauten.

                    6   PolisVision 2/ 2018
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S TAT E M E N T

                 „Von der Expertise profitieren“

                 Christof Nolda
                 Stadtbaurat der Stadt Kassel
                 Foto: Harry Soremski

In Zusammenarbeit mit der Bauland-Offensive Hessen ergreift die
Stadt Kassel die Chance, bis zu 120 neue Wohnungen auf dem Areal
der früheren Jägerkaserne zu schaffen. Da sich Kassel seit Jahren

                                                                       Foto: Marc Strohfeldt
großer Beliebtheit erfreut und immer mehr Menschen in die Stadt
ziehen, ist die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum eine der
dringlichsten Aufgaben. Zwar entwickelt die Stadt Kassel auch selbst
Flächen für Wohnbebauung, möchte aber dennoch von der Expertise
der Bauland-Offensive profitieren. Die Bauland-Offensive verfügt
                                                                                               Viel Platz für bezahlbaren Wohnraum:
über großes Entwicklungs-Know-how. Auf der anderen Seite bietet
                                                                                               Das ehemalige Fernmeldezeugamt in Heusenstamm
sich über die Bauland-Offensive und der damit verbundenen treu-
                                                                                               ist mehr als fünf Hektar groß. Rund 170 Wohnungen
händerischen Verwaltung des Projekts die Möglichkeit, größere
                                                                                               könnten hier entstehen.
innerstädtische Areale zu entwickeln.

Konkret geht es um das 4,9 Hektar große Areal der ehemaligen
Jägerkaserne im Stadtteil Wehlheiden, das sich im Besitz der
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) befindet und teil-
weise unter Denkmalschutz steht. Im denkmalgeschützten Alt-
bestand sollen moderne Wohnungen entstehen, auf den rund zwei
Hektar großen Exerzierflächen im Zentrum des Geländes sieht die
städtische Rahmenplanung eine Blockrandbebauung mit begrün-

                                                                                                                                                                             Foto: Frederik Lang
ten Gartenhöfen vor. Ein erheblicher Teil der Wohnungen sollen
gefördert sein. Jetzt kann mit Hilfe der Bauland-Offensive über
den Ankauf der Jägerkaserne diskutiert werden. Mit der Bauland-
Offensive haben wir den richtigen Partner, um in attraktiver, innen-
stadtnaher und gut erschlossener Lage direkt am Park Schönfeld
die Entwicklung noch mehr dringend benötigter Flächen für bezahl-                                         Positive Zwischenbilanz nach einem Jahr Bauland-Offensive
baren Wohnraum voranzubringen.                                                                            Hessen: Priska Hinz, Wohnungsbauministerin (2. v. r.),
                                                                                                          Monika Fontaine-Kretschmer, Geschäftsführerin (r.),
                                                                                                          Christof Nolda, Stadtbaurat der Stadt Kassel (2. v. l.), und
                                                                                                          Halil Öztas, Bürgermeister von Heusenstamm (l.).

                                                                                                                                                 PolisVision 2/ 2018     7
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Foto: iStock.com
                                                                       Potenziale für den Wohnungsbau
                                                                       optimal nutzen – das ist das Ziel der
                                                                       Bauland-Offensive Hessen.
S TAT E M E N T

                Machbarkeitsstudie
                Taunusstein-Hahn Süd

                Sandro Zehner
                Bürgermeister der Stadt Taunusstein
                Foto: Stadt Taunusstein                                Rüsselsheim lässt Bauland entwickeln

Vor der Idee, eine Entwicklung in Hahn Süd anzustoßen, standen         Auf dem 65 Hektar großen Areal „Eselswiese“ wird die Unterneh-
grundsätzliche Überlegungen: Noch vor zwei bis drei Jahren schien      mensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt Gewerbe- und
Taunusstein in seiner Bevölkerungsentwicklung zu stagnieren. Seit      Wohnbauflächen treuhänderisch für die Stadt Rüsselsheim am
2014 wuchs die Stadt um rund 1.000 Einwohner. Hahn Süd als             Main entwickeln. Nach ersten Potenzialanalysen und Kennzah-
neue Quartiersentwicklung bietet die Chance, mit dem organischen       len aus dem Regional- und Flächennutzungsplan könnte so ein
Wachstum des bestehenden Stadtteils neuen Wohnraum für alle            neuer Stadtteil für 3.000 bis 4.000 Einwohner mit Kitas, Schulen
Alters- und Einkommensstufen zu realisieren. Gleichzeitig werden       und Nahversorgung entstehen. Monika Fontaine-Kretschmer,
soziale und städtebauliche Synergien durch Einbeziehung vorhande-      Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe, hob bei der Vertrags-
ner Strukturen geschaffen. Durch direkte Straßenanbindungen nach       unterzeichnung im April hervor: „Wir werden das Projekt zügig
Wiesbaden sowie einer Integration des ÖPNV-Straßenbahnprojektes        vorantreiben. Das wird den Druck am lokalen Wohnungsmarkt
Citybahn werden moderne und multimodale Verkehrsmodelle pla-           reduzieren.“ Bevor die Bagger rollen, müssen noch Bodenordnung,
nerisch berücksichtigt. Das heißt: Weit weniger Verkehrsbelastung      Bauleit- und Erschließungsplanung erfolgen. Die Vermarktung der
der Ortskerne und Hauptverkehrsachsen. Die Machbarkeitsstudie          ersten Grundstücke wird voraussichtlich 2021/2022 beginnen.
im Rahmen der Bauland-Offensive soll einerseits die Wirtschaft-        Bis zum Abschluss des gesamten Projekts dürften zehn Jahre ver-
lichkeit darlegen, andererseits erhoffen wir uns davon auch in der     gehen. Die reine infrastrukturelle Erschließung des Geländes liegt
städtebaulichen Konzeptionierung einen ersten inhaltlichen Impuls.     bei etwa 70 bis 80 Millionen Euro.
Vorbehaltlich der regionalplanerischen Verfahrensschritte strebt die
Stadt Taunusstein an, auf Basis der Machbarkeitsstudie im zweiten
                                                                              Gregor Voss
Schritt ein nationales Wettbewerbsverfahren zur Erarbeitung der               Leiter Fachbereich Stadtentwicklung Hessen Süd ProjektStadt
verbindlichen Bauleitplanung zu initiieren.                                   T 069. 6069-1478, gregor.voss@nh-projektstadt.de

8    PolisVision 2/ 2018
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  »Mit der Bauland-Offensive Hessen bringen wir
        unsere Vertragskommunen auf Augenhöhe mit Investoren
  und Projektentwicklern. Damit können Politik und Verwaltung
bedarfsgerecht und zielgruppenorientiert über die weitere
       GREGOR VOSS
                            Nutzung ihrer Fläche verhandeln.«
              Leiter Fachbereich Stadtentwicklung
              Hessen Süd ProjektStadt
              Foto: Walter Vorjohann

Gute Instrumente
gegen die Wohnungsknappheit

Das Rhein-Main-Gebiet platzt aus allen Nähten, der
Nachfragedruck im direkten Umland steigt! Laut Institut
für Wohnen und Umwelt (IWU) verzeichnen 135 von 426
hessischen Kommunen ein Wohnungsdefizit. Für Einkom-                                                      BEZAHLBARE
mensschwächere, zunehmend aber auch für Haushalte                                                         WOHNUNGEN
mittleren Einkommens, wird es immer schwerer, bezahlbare
Wohnungen zu finden.                                                                                         Für Einkommens-
                                                                                                         schwächere, zunehmend
Um über aktuelle Entwicklungen zu informieren, Denkan-                                                   aber auch für Haushalte
stöße zu liefern und Beispiele aus der Praxis vorzustellen,                                               mittleren Einkommens,
hatte der Kreis Offenbach im Februar zur Tagung „Bezahl-                                                wird es immer schwieriger,
barer Wohnraum im Kreis Offenbach – Integrierte Ansätze                                                   bezahlbare Wohnungen
                                                                                     Foto: iStock.com

für die Metropolregion“ nach Dietzenbach geladen. Im                                                             zu finden.
Mittelpunkt: die Bauland-Offensive Hessen und der Leit-
faden Konzeptvergabe der Unternehmensgruppe Nassau-
ische Heimstätte/Wohnstadt und ihrer Marke ProjektStadt.
Rund 80 Bürgermeister, Stadträte und Kommunalpolitiker
interessierten sich für diese Instrumente, die in Hessen zur
Mobilisierung von Bauflächen zur Verfügung stehen.

Auch in Bad Salzhausen war die Bauland-Offensive Hessen
im März ein vielbeachtetes Thema. Die Wirtschaftsförderung
Wetterau lud ins Kurhaushotel zur Veranstaltung „Wachs-
tumsregion Wetteraukreis – Wohnbauliche Entwicklun-
gen zukunftsfähig gestalten“. Die Wohnungsmärkte im
Wetteraukreis sind ebenfalls geprägt von demografischen
und sozialen Veränderungen sowie dem Entwicklungs-
druck aus Frankfurt.

      Gregor Voss
      Leiter Fachbereich Stadtentwicklung Hessen Süd ProjektStadt
      T 069. 6069-1478, gregor.voss@nh-projektstadt.de

                                 Rund 80 Besucher informierten sich
                                 in Dietzenbach unter anderem über
                              die Bauland-Offensive Hessen und den
                                      Leitfaden zur Konzeptvergabe.

                                                                      Foto: Olaf Hermann

                                                                                                          PolisVision 2/ 2018        9
PolisVision - Magazin für Stadtentwicklung
Wohnungsbauministerin Priska Hinz (r.) und
        Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer (l.)
        standen der PolisVision für ein Doppel-Interview
        zur Verfügung.

                                                                                                          Foto: HMUKLV / S. Feige
                                                 Foto: Thomas Rohnke

                      E I N T H E M A – Z W E I G E S P R Ä C H S PA RT N E R I N N E N

                      „Flächenpotenziale entwickeln und an den Markt bringen“

                      Akuter Wohnraummangel und fehlende Flächen als Fakt –              FONTAINE-KRETSCHMER: Dabei geht es insbesondere um
                      Bauland-Offensive und Konzeptvergabe als Lösungsansätze:           die Untersuchung der Entwicklungspotenziale bisher minder-
                      Der PolisVision standen Priska Hinz, Hessische Woh-                genutzter oder durch infrastrukturellen Wandel brachgefallener
                      nungsbauministerin, und Monika Fontaine-Kretschmer,                Areale in integrierten Lagen. Wir zeigen wirtschaftlich tragfä-
                      Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe Nassauische               hige Nachnutzungsstrategien auf und wirken bei der Aufstel-
                      Heimstätte/Wohnstadt, für ein Gespräch rund um diese               lung einer Bauleitplanung mit. Auch die Entwicklung und die
                      Inhalte Rede und Antwort.                                          spätere Vermarktung der baureifen Grundstücke an Investoren
                                                                                         im Auftrag der Kommune gehören zu unseren Aufgaben bei der
                      POLISVISION: Frau Hinz, der Bedarf an Wohnraum in Hessen           Bauland-Offensive.
                      ist enorm – jährlich fehlen laut Wohnraumbedarfsprognose bis
                      zu 37.000 Wohnungen. Was hat die Landesregierung bisher            POLISVISION: Ob Brach- oder Konversionsflächen, Acker-
                      unternommen, um dieses Problem in den Griff zu bekommen?           land oder Bauerwartungsland: In den regionalen und loka-
                                                                                         len Flächennutzungsplänen sind genügend Flächen für den
                      HINZ: Die Versorgung mit bezahlbarem und angemessenem              Wohnungsbau ausgewiesen. Warum wurden diese Grundstücke
                      Wohnraum ist eine unserer vorrangigen Aufgaben. Um genau           bislang nicht entwickelt?
                      dieses Ziel zu erreichen, bündeln wir im „Masterplan Wohnen“
                      vorhandene und neue Instrumente einer aktiven Wohnraumpo-          FONTAINE-KRETSCHMER: Große Städte sind durchaus in
                      litik. Die Mitglieder der 2015 ins Leben gerufenen „Allianz für    der Lage, ihre Flächen aus eigener Kraft zu entwickeln. Auf
                      Wohnen“ geben dabei praxisbasierte Handlungsempfehlungen           viele mittlere und kleinere Kommunen trifft das aber nicht zu.
                      ab und sind wichtige Partner der Landesregierung. An fehlenden     Hier fehlt es vor allem an Fachleuten in der Verwaltung, die die
                      Fördergeldern wird es nicht scheitern: Bis 2020 stellen wir Re-    wirtschaftlichen Spielräume in der Nachnutzung von Brachflä-
                      kordmittel von rund 1,7 Milliarden Euro für den sozialen Woh-      chen bewerten können. Auch fehlende Kenntnis über geeigne-
                      nungsbau bereit. Aber es mangelt an baureifen Grundstücken         te Verfahren und eventuell nutzbare Fördermittel können den
                      – insbesondere in den Ballungszentren und deren Peripherie.        Entwicklungsprozess blockieren.

                      POLISVISION: Welche Bedeutung kommt in diesem Kontext              HINZ: Genau hier setzt die umfassende Unterstützung durch
                      der vor einem Jahr gegründeten Bauland-Offensive Hessen zu?        die Bauland-Offensive an. Sie will Flächenpotenziale – vor
                                                                                         allem in der unmittelbaren Peripherie der Großstädte – für die
                      HINZ: Bei der Versorgung mit Wohnraum nehmen die Kom-              Innenentwicklung mobilisieren, mögliche Entwicklungshemm-
                      munen eine Schlüsselfunktion ein. Es ist aber nicht allen gleich   nisse beseitigen, um es potenziellen Bauträgern zu ermögli-
                      möglich, Bauland zu entwickeln und zusätzlichen Wohnraum           chen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
                      zu schaffen. Die Bauland-Offensive Hessen unterstützt Städte
                      und Gemeinden, denen es oftmals an Personal, Finanzkraft wie       POLISVISION: Auf welche Erfahrungen kann die Unter-
                      auch an Know-how fehlt, mit einem umfangreichen Katalog an         nehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt dabei
                      Maßnahmen.                                                         zurückgreifen?

10   PolisVision 2/ 2018
T I T E LT H E M A

                                                                                         S TAT E M E N T

                                                                                                             Mehr Bürger – mehr Wohnungen

                                                                                                             Wolfgang Exner
                                                                                                             Erster Stadtrat und Baudezernent
                                                                                                             der Kreisstadt Hofheim am Taunus
                                                                                                             Foto: Antje Kern

                                                                                         Aufgrund ihrer Lage im Ballungsraum des Rhein-Main-
                                                                                         Gebiets weist die Kreisstadt Hofheim am Taunus nach den
                                                                                         vorliegenden Prognosen noch auf Jahre hinaus eine positive
                                                              Foto: Shutterstock.com

                                                                                         Entwicklung bei den Einwohnerzahlen auf. Daraus resultiert
                                                                                         eine starke Nachfrage nach zusätzlichen Wohnungen und
                                                                                         Wohnbauland.

                                                                                         Der Hofheimer Magistrat hat die Bauland-Offensive Hessen
                                                                                         beauftragt, eine Machbarkeitsstudie für die Siedlungserweite-
                                                                                         rungsfläche „Marxheim II“ zu erstellen. Die zu untersuchende
                                                                                         Fläche stellt mit einer Größe von 28 Hektar den Schwerpunkt
FONTAINE-KRETSCHMER: Wir sind in 140 hessischen                                          unserer künftigen Siedlungsentwicklung im Regionalen
Kommunen mit eigenem Wohnungsbestand vertreten. In                                       Flächennutzungsplan dar. Ziel der Entwicklung ist primär,
deutlich mehr waren und sind wir mit Stadtentwicklungsauf-                               Wohnbauflächen zu schaffen, ergänzt durch Angebote an
gaben betraut. Die lokalen Verhältnisse auf dem Woh-                                     Gemeinbedarfsflächen und Flächen für die Nahversorgung.
nungsmarkt sind uns bestens bekannt. Wir wissen um die
Chancen, aber auch um die Hemmnisse, die vielfach einer                                  Die Studie wird im Rahmen der ersten Phase der Bauland-
zielgerichteten Nachnutzungsstrategie entgegenstehen.                                    Offensive Hessen erstellt. Sie soll aufzeigen, ob die Entwick-
                                                                                         lung preisgünstigen Wohnraums insbesondere im Hinblick auf
POLISVISION: Neben der Bauland-Offensive kommt                                           die Wirtschaftlichkeit realisierbar ist. Darüber hinaus dient sie
jetzt auch die Konzeptvergabe zum Tragen. Was steckt                                     als Grundlage für die weiteren Schritte bei der Entwicklung
dahinter?                                                                                des Gebiets.

FONTAINE-KRETSCHMER: Bei einem Vergabeverfahren
nach Konzept werden Grundstücke nicht nach dem Höchst-
preisprinzip veräußert, sondern der Investor mit dem besten
Gesamtkonzept kommt zum Zug. Im Auftrag der Landesre-
gierung hat unsere Unternehmensgruppe den „Leitfaden zur
Vergabe von Grundstücken nach Konzeptqualität“ erstellt.
Er soll das Procedere bei der Vergabe von Bauarealen nach
Konzeptqualität für Städte und Gemeinden vereinfachen. Er
hilft dabei, Flächenpotenziale integriert und entsprechend
                                                                                            »Bei der Versorgung
der lokalen Anforderungen zu entwickeln und an den Markt
zu bringen.
                                                                                       mit Wohnraum nehmen
HINZ: Durch Vorgaben der Grundstückseigentümer lassen
                                                                                                die Kommunen eine
sich so auch gemeinwirtschaftliche Ziele verwirklichen:                                  Schlüsselfunktion ein.«
Neben wirtschaftlichen werden auch städtebauliche, soziale
und ökologische Faktoren bei der Ausschreibung berück-                                   PRISKA HINZ
sichtigt. Damit können neben dem Wohnungsbau auch wei-                                   Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz,
                                                                                         Landwirtschaft und Verbraucherschutz
tere sehr wichtige Ziele der nachhaltigen Stadtentwicklung
gefördert werden – etwa Bildungs- und Sozialeinrichtungen
oder gestaltete Grünflächen.

POLISVISION: Frau Hinz, Frau Fontaine-Kretschmer, vielen
Dank für dieses Gespräch.

                                                                                                                                         PolisVision 2/ 2018   11
S TA D T E N T W I C K L U N G

TAG DER STÄDTEBAUFÖRDERUNG 2018

Der Bürger im Mittelpunkt
Am „Tag der Städtebauförderung“ zeigten mehr als 500 Kommunen mit rund
650 Veranstaltungen bundesweit ihre Projekte. Auch die Mitarbeiter der
ProjektStadt demonstrierten an diesem Tag, was integrierte Stadtentwicklung
und Bürgerbeteiligung heute bedeuten. Die wichtigsten Projekte:

                                 BIBLIS                                                                                 GOTHA
                                 „Biblis – Neue Energien nutzen“ lautet das Motto des                                   Der wichtigste Platz in der Altstadt Gothas, der historische
        500                      Umbauprozesses der Stadt im hessischen Ried. Nach der
                                 Aufnahme in das Programm Stadtumbau in Hessen wurden
                                                                                                                        Hauptmarkt, wird denkmalgerecht saniert. Am „Tag der
                                                                                                                        Städtebauförderung“ konnten sich die Bewohner neben
                                 beim „Tag der Städtebauförderung“ die Vorstellungen                                    einer kleinen Ausstellung mit historischen Fotos auch über
                                 der Einwohner vor Ort abgefragt. Sie reichen von einem                                 den aktuellen Planungsstand informieren.
     KO M M U N E N              Gemeindesee über Generationenwohnen bis hin zu einem
     BUNDESWEIT                  Indoor-Spielpark.                                                                      HANAU
                                                                                                                        Mit einem Festgottesdienst zur Eröffnung der sanierten
 Rund 650 Veranstaltungen
                                 BÜRSTADT                                                                               Johanneskirche begann der „Tag der Städtebauförderung“
in mehr als 500 Kommunen
                                 Fünf Planungsbüros präsentierten Bürgern und Politikern                                in Hanau, später wurde das Plateau des Johanneskirch-
zeigten, wie die Programme
                                 ihre Ideen für das Raiffeisen-Areal in Bürstadt. Ziel ist es,                          platzes eingeweiht. Bei einem Rundgang präsentierte die
  der Städtebauförderung
                                 mit dem Programm Aktive Kernbereiche die Innenstadt                                    ProjektStadt zudem mit dem City-Konjunkturprogramm
   das Lebensumfeld der
                                 als Geschäftszentrum und Wohnstandort zu stärken. Die                                  geförderte Projekte.
  Bürgerinnen und Bürger
                                 Ergebnisse aus dem Ideen-Workshop fließen in die Nut-
     positiv verändern.
                                 zungskonzepte der einzelnen Büros ein.                                                 HOFHEIM
                                                                                                                        Bei einem von Stadt, Hofheimer Wohnungsbau und Pro-
                                 GERSTUNGEN                                                                             jektStadt organisierten Workshop brachten Vertreter aller
                                 Mit einem Fest hat die thüringische Gemeinde Gerstungen                                im derzeit vorläufigen Stadtteiltreff aktiven Gruppen ihre
                                 ihren neuen Bürgersaal „Rautenkranz“ offiziell eingeweiht.                             Erfahrungen und Anregungen ein. Schon bald soll hier ein
                                 Aus Mitteln der Städtebauförderung ist hier ein neuer,                                 dauerhafter Bürgertreff entstehen.
                                 moderner Saal entstanden, in dem Konzerte, Vorträge und
                                 Kulturveranstaltungen stattfinden.                                                     K A SSEL
                                                                                                                        Boule-Platz, Bänke, essbare Früchte, bunte Blumen und
                                                                                                                        ein Durchgang zur Leipziger Straße: Am „Tag der Städte-
                                                                                                                        bauförderung“ erstellten die Kasseler Bürger eine lange
                                                                                                                        Wunschliste für den neuen Mehrgenerationenplatz am
                                                                                                                        Agathof im Stadtteil Bettenhausen. Die Ansätze fließen
                                                                                                                        in die weiteren Planungen mit ein.

                                                                                                 In Biblis tragen die Bewohner maß-
                                                                                                 geblich zum Stadtumbauprozess bei.
                                                                                                 Ganz bewusst werden auch die Ideen
                                                                                                 von Kindern einbezogen.
                                                                         Foto: Marc Strohfeldt

12     PolisVision 2/ 2018
Inspirationen sammeln:
                                                                                                                                                                                                 Die Stadt Witzenhausen
                                                                                                                                                                                                 plant ein Förderprogramm
                                                                                                                                                                                                 für grüne Innenhöfe.

                                                                                                                         Foto: Susanne Engelns
Foto: bellmannmedia

                          Ein temporärer 3D-Zebrastreifen
                          stand in Schmalkalden für mehr
                          Verkehrssicherheit.

                          Mit bunten Würfeln brachten die
                                Bürger ihre Ideen für den
                             Schlüchterner Stadtplatz ein.
                                                             Foto: Joachim Keck

                                                                                                                                                 Foto: Karsten Socher

                                                                                                                                                                        Viel Input: Für den neuen Mehrgenerationen-
                                                                                                                                                                        platz im Kasseler Stadtteil Bettenhausen
Foto: Steffen Diemer

                                                                                  In Rodgau richtete sich das                                                           kamen zahlreiche Anregungen zusammen.
                                                                                  Begleitprogramm der ProjektStadt
                                                                                  (links, Marius Becker) speziell an
                                                                                  Familien mit Kindern.

                       RODGAU                                                                   WALD-MICHELBACH
                       Bei einem Stadtspaziergang erläuterte die ProjektStadt                   Beim „Tag der Städtebauförderung“ wurde der Kulturpavil-
                       interessierten Bürgern den geplanten Stadtumbau in                       lon eingeweiht, in dem künftig die von den drei Gemein-
                       Rodgau-Dudenhofen. Die Bewohner entwickelten eigene                      den Wald-Michelbach, Abtsteinach und Grasellenbach
                       Wünsche und formulierten Kritikpunkte. Sie werden                        gegründete „Zukunftsoffensive Überwald“ ihren Sitz haben
                       Bestandteil des Integrierten Städtebaulichen Entwick-                    wird. Ein Kooperationsprojekt, das den ländlichen Raum
                       lungskonzepts.                                                           weiter voranbringt.

                       SCHLÜCHTERN                                                              WITZENHAUSEN
                       Zahlreiche Bürger nutzten beim „Hellen Markt“ die Gele-                  Stadtverwaltung und ProjektStadt luden am „Tag der Städ-
                       genheit, bei einem Workshop den Schlüchterner Stadt-                     tebauförderung“ ein ins Garten-Café. Dort konnten sich
                       platz mitzugestalten. Mithilfe eines Modells und kleinen                 Hausbesitzer und interessierte Bürger über die Gestaltung
                       bunten Würfeln konnten sie ihre Visionen einbringen.                     eigener Höfe, Gärten und Parkplätze informieren. Die Stadt
                       Diese werden in einem Film gebündelt, der den Stadtver-                  will ein Förderprogramm für grüne Innenhöfe auflegen.
                       ordneten als Entscheidungshilfe dient.

                                                                                                       Markus Eichberger
                       SCHMALK ALDEN                                                                   Leiter Unternehmensbereich Stadtentwicklung ProjektStadt
                       Höhepunkt beim „Tag der Städtebauförderung“ im                                  T 069. 6069-1507, markus.eichberger@nh-projektstadt.de
                       Stadtteil Walperloh war die Kreuzung am Netto-Markt
                       – die stark befahrene Allendestraße soll an dieser Stelle
                       entschärft werden. Dazu trug ein temporäres Kunstprojekt
                       bei: ein dreidimensionaler Zebrastreifen, der für Verkehrs-
                       sicherheit warb.

                                                                                                                                                                                                      PolisVision 2/ 2018   13
A   DTENTW
                                                                                                                                        ST                     I

                                                                                                                                                               C
                                                                                                                              E

                                                                                                                                                                     KL
                                                                                                                          EGRIERT
                                                                                                                                        ISEK

                                                                                                                                                                     UNGSKON
                                                                                                                                T
                                                                                                                             IN
          STADTENTWICKLUNGSKONZEPTE

                                                                                                                                                                     Z
                                                                                                                                    •
                                                                                                                                                             EP
                                                                                                                                        20             TE
                                                                                                                                           18 •

          Integriert denken,
          vernetzt handeln
          Einen Arbeitsschwerpunkt der ProjektStadt bilden Integrierte Stadtentwicklungs-
          konzepte (ISEK). Sie reagieren häufig auf komplexe Herausforderungen und
          regionalspezifische Anforderungen einer Kommune. Die Bevölkerung in den
          Planungsprozess einzubinden, erhöht natürlich den Aufwand – führt aber auch
          zu Ergebnissen, die von den Bürgern mitgetragen werden.

          ISEK ALSFELD

                                                                                           Zahlreiche Gebäude im historischen
                                                                                           Zentrum von Alsfeld weisen erheblichen
                                                                                           Sanierungsbedarf auf.

                                                                                                      Im Juni 2017 begann die ProjektStadt mit der Kartierung des Sanie-
                                                                                                      rungsbedarfs, erfasste Defizite bei öffentlichen Grün- und Freiflä-
                                                                                                      chen, analysierte Verkehrssituation und Parkmöglichkeiten.
                                                                                                      Im März dieses Jahres präsentierten die Stadtplaner ihr Integriertes
                                                                                                      Stadtentwicklungskonzept der Öffentlichkeit. Dabei wählten sie die
                                                                                                      Form einer Ergebniswerkstatt, um noch möglichste viele Anregun-
                                                                    Foto: Karsten Socher

                                                                                                      gen der Anwohner in den Planungsprozess integrieren zu können.
                                                                                                      Verteilt über das gesamte Untersuchungsgebiet wurde eine hohe
                                                                                                      Zahl sanierungsbedürftiger Gebäude ermittelt, die Förderung privater
                                                                                                      Sanierungsmaßnahmen steht daher ganz oben auf der Agenda. Im
                                                                                                      Protokoll der Ergebniswerkstatt wurde festgehalten, dass durch
                                                                                                      gezielte Öffentlichkeitsarbeit und unterschiedliche Förderangebote
                                                                                                      neue Nutzer und Investoren gewonnen werden können, die zum Er-
        Historische Substanz erhalten,                                                                halt der einmaligen Altstadtbebauung beitragen. Weiteres Resultat
        Stadtbild aufwerten                                                                           der Veranstaltung: Auch in den Öffentlichen Raum soll investiert
                                                                                                      werden. Brisanz gewinnt das Vorhaben dadurch, dass Alsfeld im Jahr
        Die nordhessische Stadt Alsfeld ist zu Recht stolz auf ihre pittoreske                        2022 sein 800-jähriges Bestehen feiert. „Und bis dahin“, erläutert
        Fachwerk-Altstadt. Bereits 1975 war sie europäische Modellstadt für                           Projektleiterin Susanne Engelns, „sollen bereits einige wichtige
        den Denkmalschutz. Heute weist der Gebäudebestand im historischen                             Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen sein.“
        Zentrum aufgrund einer negativen Bevölkerungsentwicklung und da-
        mit einhergehender Leerstände jedoch erheblichen Sanierungsbedarf
                                                                                                             Susanne Engelns
        auf. Ende 2016 erfolgte die Aufnahme der Altstadt in das Förderpro-                                  Projektleiterin ProjektStadt
        gramm städtebaulicher Denkmalschutz.                                                                 T 0561. 1001-1325, susanne.engelns@nh-projektstadt.de

14   PolisVision 2/ 2018
S TA D T E N T W I C K L U N G

                          In Hünfeld werden die Bewohner
                   aktiv eingebunden – wie hier bei einem
                             Rundgang durch das Quartier.

                                                                                                                                                     Foto: Karsten Socher
ISEK HÜNFELD

Synergien nutzen
2016 wurde das Quartier „Nord- und Ostend Hünfeld“ in das Bund-Länderprogramm Soziale
Stadt aufgenommen, um die Wohn- und Lebensverhältnisse vor Ort nachhaltig zu verbessern und
bestehenden Entwicklungsbedarf zu fördern. Um diesen zu identifizieren, erarbeitet die Projekt-
Stadt seit Februar ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept. Aktuell führt sie eine Bestandsana-
lyse durch. Erste Ergebnisse wurden der Bevölkerung bei einem Rundgang durch das Gebiet
mit anschließender Planungswerkstatt als Auftaktveranstaltung im Mai vorgestellt. „Besonders
wichtig ist uns, die Anwohner und die lokalen Akteure intensiv in den Prozess mit einzubinden“,
erklärt Projektleiterin Karolin Stirn. Perfekte Synergie: Seit April ist die ProjektStadt auch mit dem
Quartiersmanagement beauftragt – in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz Hünfeld.
„Damit können wir unsere Kompetenzen bündeln und gemeinsam ein Konzept erarbeiten, das
von allen getragen wird“, so Stirn weiter.

      Karolin Stirn
      Projektleiterin ProjektStadt
      T 0561. 1001-1357, karolin.stirn@nh-projektstadt.de

ISEK BAD HERSFELD

Brachflächen aktivieren,
Innenstadt weiterentwickeln
In Bad Hersfeld haben die Planer der ProjektStadt ihre erste Hürde bereits
genommen: Im März 2018 hat das Hessische Umweltministerium das von
ihr erarbeitete ISEK für das Stadtgebiet „Östliche Kernstadt“ anerkannt.
Nach dem Beschluss durch die Stadtverordnetenversammlung können die
                                                                                    Foto: Clemens Exner

im Konzept formulierten Projektideen nun umgesetzt werden. Die Situation
im Gebiet umreißt Projektleiter Clemens Exner so: „Die Lage ist gekenn-
zeichnet durch Funktionsverluste, Leerstände, gewerbliche Brachflächen,
Verkehrsbelastung und maßstabsprengende städtebauliche Großstrukturen.“
Deshalb habe die ProjektStadt neben Leitsätzen drei zentrale Handlungsfel-                                Die „Östliche Kernstadt” in Bad Hersfeld
der formuliert: „Städtebau und Wohnen“, „Freiraum und Stadtgrün“ sowie                                    ist geprägt von Funktionsverlusten und
„Nahmobilität und Verkehr“. Bereits in der Planung seien diese konkreten                                  Leerständen.
Ansätze sowie ein Finanzierungs- und Umsetzungsgerüst zur Seite gestellt
worden – das zahle sich jetzt in der Umsetzungsphase aus. Klimaschutz und
-anpassung wurden als Querschnittsthemen definiert und werden zukünftig
bei allen Maßnahmen berücksichtigt.

      Clemens Exner und Dominik Reimann
      Projektleiter ProjektStadt
      T 0561. 1001-1296, clemens.exner@nh-projektstadt.de
      T 0561. 1001-1203, dominik.reimann@nh-projektstadt.de

                                                                                                                                                                            PolisVision 2/ 2018   15
Foto: Marc Strohfeldt
      Foto: Andrea Saalmann

                                                                                                    Auf 16 Veranstaltungen wurde hubitation vorgestellt.
                                                                                                    Hier Klaus Straub, Leiter IT der Unternehmensgruppe,
                                                                                                    beim „Webmonday” in Frankfurt am Main.

                              STARTUP-INITIATIVE

                              Innovation trifft
                              auf Erfahrung
                              Als erstes Wohnungsunternehmen launcht die Unternehmensgruppe
                              Nassauische Heimstätte/Wohnstadt einen eigenen Startup-Accelerator
                              zu Zukunftsthemen der Wohnungswirtschaft.

                              Auch beim angesagten
                              Branchenevent re:publica in Berlin
                              war hubitation präsent.

16   PolisVision 2/ 2018
UNTERNEHMEN

    »hubitation ist eine Plattform für
         junge Gründungsinteressierte, die ihre Ideen auf
Praxistauglichkeit und Realisierbarkeit testen wollen.«
       DR.-ING.
       SIMONE PLANINSEK
       hubitation head of innovation
       Foto: Walter Vorjohann

                                    „Wenn Innovation auf Erfahrung trifft, nennen wir das            Jury: etabliert bis szenig
                                    hubitation.“ Die Aussage, die die Unternehmensgruppe             Die Wettbewerbsjury besteht aus der Geschäftsfüh-
                                    Nassauische Heimstätte/Wohnstadt für ihr neuestes                rung der Unternehmensgruppe sowie Experten aus dem
                                    Projekt gewählt hat, ist Programm: In einem Contest              Bereich „Wohnen der Zukunft“ – unter anderem aus dem
                                    (https://hubitation.de/contest) sucht das Wohnungsun-            Hessischen Wirtschaftsministerium, dem GdW Bundesver-
                                    ternehmen Startup-Ideen für das Wohnen der Zukunft. Im           band deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen
                                    Fokus: Smart Living, energetische und soziale Quartiers-         e. V., der Architektenkammer Hessen sowie Köpfen der
                                    entwicklung sowie Aspekte des Wohnungsbaus – darunter            Startup-Szene. Die Einreicher der ausgewählten Konzepte
                                    urbanes Wohnen, Innen- und Außenarchitektur, Quar-               erhalten eine Einladung zu einem Profi-Workshop mit
                                    tiersplanung, Energiekonzepte, Wohnraum-Design oder              Gast-Referenten zur Diskussion und Weiterentwicklung
                                    Facility-Projekte. Teilnehmen können Startups mit einem          ihrer Ideen. Zur finalen Präsentation werden Vertreter von
                                    passenden Geschäftskonzept – ganz gleich, ob es sich um          Medien, Kammern, Berufsverbänden, Stiftungen, Ministe-
                                    Dienstleistungen, Technologien oder Produkte handelt.            rien, Universitäten, Wissenschaftsbetrieben, Unternehmen
                                    Schon im ersten Monat ihres Bestehens erhielt hubitation         sowie mögliche Investoren eingeladen. Der oder die Ge-
                                    eine Auszeichnung: den IT-Innovationspreis der Initiative        winner dürfen ihr Konzept auf der internationalen Immobi-
                                    Mittelstand in der Kategorie Wissensmanagement! Damit            lienmesse Expo Real 2018 in München auf dem Stand der
                                    werden besonders innovative Lösungen ausgezeichnet, die          Unternehmensgruppe präsentieren – Vertragsangebot und
                                    mittelständische Unternehmen fit machen für die digitale         zukünftige Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen!
                                    Zukunft.
                                                                                                     Mentoring: Support und Know-how
                                    Contest für eine aktive Startup-Szene                            Nur rund sechs Prozent der Startups in Deutschland wur-
                                    „Die Welt verändert sich schnell und ebenso auch die             den 2017 in Hessen gegründet. Diese Tatsache und andere
                                    Erwartungen der Menschen an ihr Zuhause und ihr                  Motive waren der Ansporn für hubitation. „Als eines der
                                    Lebensumfeld. Deshalb haben wir hubitation ins Leben             zehn größten Wohnungsunternehmen Deutschlands sehen
                                    gerufen“, erklärt Dr.-Ing. Simone Planinsek, hubitation          wir uns verpflichtet, visionären Themen rund ums Wohnen
                                    head of innovation, und verantwortlich für dieses jüngste        eine Plattform zu bieten. Mit langjähriger Erfahrung in
                                    Projekt der Unternehmensgruppe. „Wir verstehen unseren           der Wohnungswirtschaft, Stadt- und Projektentwicklung
                                    Accelerator als einen Ort, an dem wir die Ideen von              und Medien- und Energiewirtschaft verfügen wir über den
                                    Gründungsinteressierten mit unserem Know-how aus über            passenden Support, um Gründungsideen hier in Hessen,
                                    90 Jahren Wohnungswesen zusammenbringen“, erläutert              aber auch bundesweit, voranzutreiben“, so Dr. Thomas
                                    Klaus Straub, Leiter IT. Gelegenheit dazu bieten ein Con-        Hain, Leitender Geschäftsführer der Unternehmensgruppe
                                    test, ein Mentoring-Programm wie auch Startup-Events,            Nassauische Heimstätte/Wohnstadt. Er und seine beiden
                                    bei denen Wohnthemen „neu gedacht“ werden sollen.                Geschäftsführungskollegen Monika Fontaine-Kretschmer
                                    Beim Call for ideas, der offiziellen Bewerbung zum Contest       und Dr. Constantin Westphal stehen daher auch persönlich
                                    via Video-Clip, hatten sich bis zur Einreichungsfrist am         in einem Mentoring-Programm (https://hubitation.de/
                                    31. Mai 2018 25 Startups gemeldet.                               mentoring) für Ratschläge, Einschätzungen und wertvolle
                                                                                                     Business-Tipps zur Verfügung.

                                    www.hubitation.de                                                Neben einem ersten eigenen Startup-Event im April 2018
                                                                                                     in der Zentrale der Unternehmensgruppe präsentierte
                                    versteht sich als Startup-Accelerator für Zukunftsthemen der
                                    Wohnungswirtschaft. Mit Präsenz im Web und in sozialen Medien
                                                                                                     sich das hubitation-Team unter anderem in Berlin bei der
                                    werden Gründungsinteressierte angesprochen, die innovative       Messe re:publica und bei „Blockchain for Real Estate“ von
                                    Geschäftsideen rund um das Wohnen entwickelt haben und auf das   Immoscout, beim Frankfurter WebMontag, beim PropTech
                                    fachliche Feedback erfahrener Experten zurückgreifen möchten.
                                                                                                     Innovation Award und beim Startup Grind Frankfurt.
                                    hubitation.de
                                    instagram.com/hubitation
                                    facebook.com/hubitation
                                                                                                           Dr.-Ing. Simone Planinsek
                                    twitter.com/hubitation
           Foto: Tobias Schneider

                                                                                                           hubitation head of innovation
                                                                                                           T 069. 6069-1589, simone.planinsek@naheimst.de

                                                                                                                                            PolisVision 2/ 2018   17
UNTERNEHMEN

MODERNISIERUNG UND INSTANDHALTUNG

Fit for the Future
Umfangreiche Modernisierungen, Sanierungen und Instandhaltungen
sorgen bei der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt
für einen attraktiven Wohnungsbestand in ganz Hessen.

N
        icht nur Neubauprojekte sind geeignet, dem Woh-
        nungsmangel entgegenzutreten. Auch die um-
        fängliche und konstante Pflege des Bestands kann
ihren Beitrag leisten. Gut instandgehaltene Wohnungen und
Gebäude, die zudem nach neuesten Richtlinien energetisch
ertüchtigt wurden, finden schnell Nachmieter. Auch 2017
wurde daher in großem Umfang in die Wohnungsbestände
der Unternehmensgruppe investiert: rund 60.000 Wohnun-
gen in 169 Quartieren, verteilt über ganz Hessen. Stolze 106
Millionen Euro setzte der Konzern ein für unterschiedlichste
Maßnahmen rund um die Ertüchtigung von eigenen Gebäu-
den und Quartieren. 2018 werden erneut 107 Millionen Euro
für Modernisierungen und Instandhaltungen bereitgestellt.
Dabei wird im Sinne der 2014 konzernweit eingeführten
Nachhaltigkeitsstrategie großer Wert auf die energetische
                                                                                        Bauleiter Stefan Musche (2. v. r.) bei einer
Ertüchtigung ganzer Quartiere gelegt.
                                                                                        Besprechung mit den Handwerkern bei einem
                                                                                        Modernisierungsprojekt in Offenbach.
2017: über 700 Wohnungen modernisiert
Im vergangenen Jahr wurden 21 Gebäude mit 443
Wohneinheiten voll- und 13 Gebäude mit 286 Wohnein-                                     Hierbei investieren wir primär in die Sanitär- und Elektro-
heiten teilmodernisiert. Die Gesamtmodernisierungsquote                                 installation. Als weiterer Baustein kommt die Dämmung
lag 2017 bei 1,3 Prozent. Bei 162 Wohnungen wird nun die                                der Gebäudehülle rundherum hinzu. Wir setzen mit der
Trinkwassererwärmung durch Wärmepumpen oder Solar-                                      Auswahl von dreifach verglasten Fenstern, Dämmstoffen an
thermie unterstützt, weitere 125 werden durch besonders                                 Außenwänden von mindestens 16 Zentimetern Stärke und
energieeffiziente Fernwärme (BHKW) versorgt. Die in vielen                              mindestens 26 Zentimetern auf Flachdächern hohe Moder-
                                                                  ENERGIE-
hundert Einheiten durchgeführten Großinstandhaltungs-                                   nisierungsstandards um. Der Heizwärmebedarf lässt sich so
                                                                  EFFIZIENZ
maßnahmen entsprechen in Vorbereitung und Ablauf zum                                    um bis zu 70 Prozent reduzieren.“ Generell stieg von 2016
Teil Modernisierungsmaßnahmen, werden aber mieten-                                      auf 2017 die Primärenergieeinsparung um zwei Prozent
                                                                     Die Gesamt-
neutral umgesetzt. Seit 1990 hat die Unternehmensgrup-                                  und auch die CO2-Einsparung hat sich um drei Prozent
                                                                modernisierungsquote
pe hochgerechnet in 16.073 Wohneinheiten Voll- oder                                     weiter verbessert.
                                                                    im Bestand der
Teilmodernisierungen durchgeführt und so deutliche             Unternehmensgruppe lag
Komfortverbesserungen für die Mieter erreicht. Monika                                   Vor dem Hintergrund, dass der Wohnungsbestand konti-
                                                                2017 bei 1,3 Prozent.
Fontaine-Kretschmer, als Geschäftsführerin der Unterneh-                                nuierlich energetisch ertüchtigt wird, kann die Unterneh-
mensgruppe für diesen Bereich verantwortlich, erläutert:                                mensgruppe grundsätzlich auf moderate Mieterhöhungen
„Ziel unserer Investitionen ist es, einen ganzheitlichen                                nicht verzichten. Fontaine-Kretschmer: „Diese muss jedoch
Modernisierungsansatz umzusetzen: Zum Einbau von neuen                                  im Einklang mit unserem sozialen Auftrag stehen. Moder-
Heizungsanlagen, inklusive Trinkwassererwärmung, kommt                                  nisierungskosten legen wir nur zu sechs Prozent auf unsere
bei Vollmodernisierungen – je nach Erfordernissen des Ob-                               Mieter um – anstelle der gesetzlich zulässigen elf Prozent.
jekts – auch die Erneuerung von Küchen, Bädern, Balkonen,                               Das ist einer unserer vielen Beiträge, um bezahlbaren
Fassaden, Eingängen und Außenanlagen hinzu.                                             Wohnraum in Hessen zu erhalten.“

18    PolisVision 2/ 2018
Bei der Besprechung der anstehenden
                                                                                                    Maßnahmen (v. l. n. r.): Alireza Afsar,
                                                                                                    Leiter Zentrale technische Aufgaben,
                                                                                                    Sabine Mehlis, Leiterin Servicecenter 1
                                                                                                    Offenbach, Bauleiter Stefan Musche und
                                                                                                    Architekt Steffen Brinkmann.

                                                                                                                                                   Fotos: Thomas Rohnke
Know-how und Fingerspitzengefühl gefragt
Die Leiterin des Unternehmensbereichs Modernisierung/
Großinstandhaltung, Karin Hendriks, sorgt mit ihrem rund
80-köpfigen Team für den reibungslosen Ablauf aller Projek-
te. Dabei kommt es nicht nur auf analytisches, planerisches
und betriebswirtschaftliches Fach-Know-how an. Auch der
richtige Umgang mit den Handwerkern aus unterschiedli-
chen Gewerken will gelernt sein. Ebenso erfordert der Kon-
takt mit den durch die Baumaßnahmen belasteten Mieter
nicht selten großes Fingerspitzengefühl und Sensibilität.
Zwar können viele der Betroffenen in ihren Wohnungen ver-
bleiben, aber der Umzug in Ausweichwohnungen ist – etwa
bei einer Vollmodernisierung – manchmal unumgänglich. In
allen Fällen der Mieterkommunikation werden die jeweiligen             Ein Laubengang-Haus in Offenbach:
Bauleiter vor Ort von ihren Kollegen der Servicecenter und             Eines von 21 Bestandsgebäuden, die von
vom Sozialmanagement der Unternehmensgruppe tatkräftig                 der Unternehmensgruppe 2017 komplett
unterstützt. Die gute Zusammenarbeit hilft auch dabei, die             modernisiert wurden.
nicht selten – auch witterungsbedingt – knappen Fristen
und die eng getakteten Bauarbeiten einzuhalten.

      Karin Hendriks
      Leiterin Unternehmensbereich Modernisierung/Großinstandhaltung
      T. 069. 6069-1349, karin.hendriks@naheimst.de

                                                                                                                       PolisVision 2/ 2018    19
Kreativer Nachwuchs:
In Frankfurt-Bornheim arbeiteten
die Kinder mit unterschiedlichsten
Farben und Motiven.

                                                                                                                    Foto: Joachim Keck

                                                                  S
SOZIALMANAGEMENT                                                            chon von weitem nicht zu übersehen: Wer sich
                                                                            in Kassel dem Stadtteil „Hasenhecke“ nähert,
                                                                            braucht keine Orientierungstafel. Auf einem

Graffiti,                                                                   riesigen, grellbunt besprayten Eingangsschild
                                                                  prangt zentral der Name des Quartiers. In einem Graffiti-
                                                                  Workshop unter Anleitung von Profi Gerrit Retterath

Kleine Feger
                                                                  von der Initiative KolorCubes, Janina Mader vom Sozial-
                                                                  management der Unternehmensgruppe Nassauische
                                                                  Heimstätte/Wohnstadt sowie zwei Sozialarbeitern des
                                                                  Jugendzentrums wurden 15 Kinder und Jugendliche

& die Wilde 5                                                     zwischen acht und zwölf Jahren mit Spraydosen aus-
                                                                  gestattet, durften ihre Kreativität voll entfalten und
                                                                  gestalteten das farbenfrohe Schild. „Das Kunstwerk soll
                                                                  dazu beitragen, die Identifikation mit dem Stadtteil zu
                                                                  erhöhen“, so Matthias Umbach, Leiter des zuständigen
Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt           Servicecenters.
investiert in „weiche Faktoren“: Ihr Sozialmanagement sorgt für
lebendige Nachbarschaften. Hilfe für Ältere, Unterstützung bei    Sprayen für mehr Selbstbewusstsein
den Hausaufgaben, sinnvolle Freizeitaktivitäten für Kinder und    Auch in der Naxos-Halle in Frankfurt-Bornheim durften
Jugendliche erhöhen die Lebensqualität. Zugleich sorgen sie für   sich Jungen und Mädchen aus dem Stadtteil Fechenheim
                                                                  im Rahmen eines Streetwork-Programms einen Nachmit-
ein stabiles Wohnklima im Quartier. Immer wieder ergänzen neue
                                                                  tag lang ganz legal als Graffiti-Sprayer versuchen. Aus-
Initiativen dieses langjährige Engagement.                        gestattet mit Handschuhen, Mundschutz und Sprühdose
                                                                  brachten sie mit professioneller Hilfe von Spray-Künstler
                                                                  Gündem Gözpinar knallige Schriftzüge an die Wand.
                                                                  „Die Kinder probieren sich aus und stärken gleichzeitig
                                                                  ihr Selbstbewusstsein“, erklärt Petra Falchi vom Sozial-
                                                                  management.

20    PolisVision 2/ 2018
UNTERNEHMEN

Ein Bollerwagen für die „Kleinen Feger“
„Viele beschweren sich und fordern, dass etwas getan wird.
Diese Familien handeln selbst“, erklärt Michael Büttner,
Leiter des Servicecenters Wiesbaden 1 der Nassauischen
Heimstätte. Anlass für dieses Lob war die Übergabe eines
selbst gebauten Holzbollerwagens an die im Europaviertel
aktive Gruppe der „Kleinen Feger“. Drei Mütter gehen alle
vier Wochen mit Kindern aus dem Quartier durch die Stra-
ßen und sammeln auf, was andere achtlos weggeworfen
haben. Die Unternehmensgruppe fördert das Projekt mit
Ausrüstung, T-Shirts und Kino-Gutscheinen. Der Effekt
für den Stadtteil: Alles ist aufgeräumt und sauber, die
Familien wachsen zusammen. Carmen Neumann-Hofmann,
Mitarbeiterin im Sozialmanagement: „Die Kinder haben
Spaß zusammen, lernen spielerisch Eigenverantwortung
für Umwelt- und Naturschutz kennen und identifizieren
sich stärker mit ihrem Wohn- und Lebensumfeld.“

Spenden für Obdachlose
„Kids Go Social“ heißt ein Projekt, das der Verein Street-
angel und die Nassauische Heimstätte ins Leben gerufen

                                                                                                                                           Foto: Joachim Keck
haben. Zwei Jugendliche aus der Hans-Böckler-Siedlung
in Offenbach hatten im Winter spontan einen Wohnungs-                          In Wiesbaden halten die „Kleinen Feger“
losen mit Decken und Lebensmitteln versorgt. Es sollte                         das Europaviertel sauber.
nicht bei einer einmaligen Aktion bleiben. Unter der
Führung von „Straßen-Engel“ Sabi Ushki, ausgestattet
mit einem Wagen voll mit heißen Getränken, Keksen und
warmer Kleidung, machten sich sieben Mädchen im März
erneut auf den Weg. Begleitet wurden sie von Alwyn
Saptel und Ilhem Ben Arar vom Sozialmanagement der
Unternehmensgruppe und Wolfgang Koberg, Leiter des
Servicecenters 1 Frankfurt. Ziel der Gruppe: das Frankfur-    Mädchen aus der Offenbacher
ter Bahnhofsviertel. Dort verteilten sie das Mitgebrachte            Hans-Böckler-Siedlung

                                                                                                                                                                        Foto: Andrea Saalmann
an Bedürftige. „Wir müssen unseren sozialen Auftrag auch        verteilten in Frankfurt Sach-
abseits unserer Kerntätigkeit erfüllen und uns um dieje-            spenden an Bedürftige.
nigen kümmern, denen es nicht so gut geht“, resümiert
Koberg. Schon jetzt steht fest, dass dieses Engagement
fortgesetzt wird.

Treffen in der „Wilden 5“
Helle Möbel, Graffiti-Kunst an den Wänden, ein neuer
Fußboden und ein Sofa zum Klönen – der neue Stadtteil-
treff „Wilde 5“ in Frankfurt-Goldstein wirkt ansprechend
und gemütlich. Der Name leitet sich von der Adresse „Am
Wildpfad 5“ ab. Genau dort hat die Nassauische Heimstät-
te in Kooperation mit der Stadt Frankfurt am Main einen
Bewohnertreff geschaffen. Der Evangelische Regionalver-
band bietet hier zweimal in der Woche einen Eltern-Kind-
Treff an, weitere Angebote wie etwa ein Seniorennach-
mittag oder eine Hausaufgabenhilfe sollen folgen. „Unser
Ziel ist es, neue und im Quartier aktive Nachbarschaften
                                                                                                                                           Foto: Andrea Saalmann

aufzubauen und das soziale Miteinander zu stärken“,
erklärt Tanja Steinke vom Sozialmanagement. Die Unter-
nehmensgruppe kommt für die Miete auf, Nebenkosten
und Kosten für die Energieversorgung trägt das städtische
Programm „Aktive Nachbarschaft“.
                                                              Eröffneten den neuen Mietertreff (v. l. n. r.): Stefan Müller (Techniker),
                                                              Sandra Gesper (Leiterin Servicecenter 2), Angela Reisert-Bersch
      Angela Reisert-Bersch
      Leiterin Kompetenzcenter Sozialmanagement & Marketing
                                                              (Leiterin Sozialmanagement), Dr. Constantin Westphal (Geschäftsführer)
      T 069. 6069-1147, angela.reisert@naheimst.de            und Holger Lack (Leiter Regionalcenter Frankfurt).

                                                                                                                                PolisVision 2/ 2018                21
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