PolisVision - Magazin für Stadtentwicklung
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MAGA Z I N F Ü R STADT E N T W I C K LU NG, F LÄCHEN- & I MMO BI LI EN- MA NAGEMENT PolisVision # 2.18 AU SG ABE 2/2018 JAH RG ANG 13 2 018 MIPIM BRANCHENTREFF IN CANNES IN ST R U M E N T GE GE N WOHN R AU M M A N GE L STADTENTWICKLUNG UNTERNEHMEN PROJEKTENTWICKLUNG AKTUELLES ISEK: Integriert denken, Startup-Accelerator für Wege aus der Wohnungsnot Neuauflage: Klimaschutz vernetzt handeln Zukunftsthemen Bauen, erweitern, kaufen made in Hessen
E D I TO R I A L Foto: Walter Vorjohann Liebe Leserinnen! Liebe Leser! Der Wohnungsmangel treibt die Branche um! Auf dem 10. Wohnungsbau-Tag im März stellten das Pestel-Institut (Hannover) und die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE Kiel) dazu ihre Studie „Das Baujahr 2018 im Fakten-Check“ vor. Sie untersucht die Rahmenbedingungen des Wohnungsbaus – vom Wohnungs- bis zum Baulandmangel, von den Kostentreibern bis zum Stadt-Land-Wohnen. Das Papier der Forscher belegt anschaulich, was wir als Wohnungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft in der Praxis tagtäglich erleben: Der Mangel an Bauland hemmt den Wohnungsbau – besonders in den Ballungsräumen mit ihren hohen Bodenpreisen. Fakt ist: Seit 1995 sind die Preise für Bauland um rund 170 Prozent gestiegen! In Großstädten machen die Grundstückskosten bei einem Wohnungsneubau im Schnitt bereits knapp 20 Prozent der gesam- ten Investitionskosten aus. Ein Ende dieser Entwicklung ist gegenwärtig nicht in Sicht. Auf eine Veränderung zu hoffen, genügt hier nicht! Zusammen mit dem Land Hessen und weiteren Partnern haben wir daher eine Initiative in die Tat umgesetzt: Im Rahmen der Bauland-Offensive unterstützen wir Städte und Gemeinden seit 2017 dabei, nutzbare Flächen zu identifizieren, zu analysieren und möglichst zeitnah Bauland zu entwickeln. Nur so kann es gelingen, hohe Preise und Spekulation zu bremsen und den Weg für Wohnraumbebauung zu ebnen. Bislang liegen 55 Anfra- gen aus hessischen Kommunen vor, vier Machbarkeitsstudien sind fertig, 14 weitere in Bearbeitung. Mehr dazu ab Seite 4. Spatenstiche, Grundsteinlegungen, Richtfeste – wir werden unserem Auftrag gerecht und bauen. Unsere neuesten Projekte stellen wir Ihnen auf den Seiten 22 bis 24 vor. Darunter unsere zweite Aufstockung als Alternative zu fehlenden innerstädtischen Flächen. Eine Reihe von Integrierten Stadtentwicklungskonzepten (ISEK), die begonnen oder bereits erfolgreich abgeschlossen wurden, finden Sie auf den Seiten 14 und 15. Wie immer facettenreich: Der „Tag der Städtebauförderung“, bei dem wir auch 2018 zahlreiche Projekte zusammen mit den jeweiligen Kommunen bürgernah präsentierten (Seiten 12 und 13). Auch einen, für uns als Unternehmen bedeutenden Schritt in die Zukunft wollen wir in dieser Ausgabe erstmals vorstellen: hubitation, unseren Startup-Accelerator, der junge Gründer mit guten und praxisnahen Ideen für alle Bereiche der Wohnungswirtschaft nachhaltig unterstützt und fördert (Seiten 16 und 17). Wir sind überzeugt: Sie finden auch dieses Mal Themen in der PolisVision, die zu aktuellen Situationen in Ihrem Umfeld passen. Viel Spaß bei der Lektüre! Herzliche Grüße DR. THOMAS HAIN M O N I K A F O N TA I N E - K R E T S C H M E R D R . CO N STA N T I N W E ST P H A L Geschäftsführung der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt 2 PolisVision 2/ 2018
I N H A LT Foto: bellmannmedia Foto: Joachim Keck Foto: iStock.com STADTENTWICKLUNG UNTERNEHMEN AKTUELLES Tag der Städtebauförderung 2018 Sozialmanagement: sfa-Forum in Königstein Der Bürger im Mittelpunkt Graffiti, Kleine Feger & die Wilde 5 Digitalisierung im Fokus SEITE 12 SEITE 20 SEITE 25 TITELTHEMA UNTERNEHMEN NEWS 4 Die Bauland-Offensive kommt an! 16 Innovation trifft auf Erfahrung 29 Thüringen mit neuer Leitung Potenzial für 6.250 neue Wohnungen Startup-Initiative hubitation Der Baum im Fokus 10 „Flächenpotenziale entwickeln 18 Fit for the Future und an den Markt bringen” Modernisierung und Instandhaltung MIPIM: Branchentreff in Cannes Im Interview: Priska Hinz und Monika Fontaine-Kretschmer 20 Graffiti, Kleine Feger & die Wilde 5 30 Buch-Tipp Stabiles Wohnklima im Quartier Beste Beratung: Gesundheitslotsen STADTENTWICKLUNG Kassel: Baukultur vor Ort PROJEKTENTWICKLUNG 12 Der Bürger im Mittelpunkt 31 Tassen für die Helfer Tag der Städtebauförderung 2018 22 Wege aus der Wohnungsnot Bauen, erweitern, kaufen Ein Haus für alle Lebenslagen 14 Integriert denken, vernetzt handeln Stadtentwicklungskonzepte Impressum AKTUELLES 25 sfa-Forum in Königstein Digitalisierung im Fokus 26 Klimaschutz made in Hessen Lernnetzwerk-Treffen in Wiesbaden 27 Sonnenstrom für die Mieter Zukunftsweisende Energieversorgung 28 Zum Abschluss eine Esskastanie Letzter Spatenstich in FFM-Niederrad PolisVision 2/ 2018 3
Die Bauland- Offensive kommt an! P OTE NZ I A L FÜR 6 . 2 5 0 N E UE W O H N UN G E N Städte und Gemeinden haben bislang zu wenig Flächen in Bauland umgewandelt – einer der zahlreichen und vielschichtigen Gründe für den aktuellen Mangel an Wohnraum. In Hessen können Kommunen nun seit einem Jahr auf ein Instrument der Landesregierung zurückgreifen – die von ihr initiierte Bauland-Offensive Hessen GmbH. Aktuell überprüft sie mehr als 160 Hektar Land: Potenzial für 6.250 neue Wohnungen! 4 PolisVision 2/ 2018
T I T E LT H E M A Millionen neue Wohnungen sollen gemäß Koalitionsvertrag bis 2021 in Deutschland entstehen. Doch ob die neue Bundesregie- rung die jährliche Zielmarke von 375.000 Wohnungen erreicht, scheint derzeit fraglich. Grund dafür ist der Rückgang bei den Baugenehmigungen im vergangenen Jahr um 7,3 Prozent auf 348.100 Wohnungen. Mit fatalen Folgen: Weil weniger gebaut wird, steigt der jährliche Nachholbedarf weiter an, die Wohnungsnot spitzt sich zu. Schon jetzt fehlen deutschlandweit über eine Million Woh- nungen – insbesondere in den Ballungsregionen und erst recht im preisgünstigen Segment. Ein Hemmnis: knappes und teures Bauland. Allein zwischen 2011 und 2016 sind die Bodenpreise in den Großstädten um mehr als 30 Pro- zent gestiegen, wie aktuelle Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) belegen. Auch in Hessen bremst der Mangel an baureifen Grund- stücken die Aktivitäten – jährlich fehlen bis zu 37.000 Wohnungen. Die Landesregierung hat reagiert und im Frühjahr 2017 gemeinsam mit der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt die Bauland-Offen- sive Hessen gegründet. Sie unterstützt Kommunen dabei, Flächenreserven für bezahlbaren Wohnraum zu mobilisie- ren und Bauland zu entwickeln. Besonders im Fokus: Die Untersuchung der Entwicklungspotenziale bisher min- dergenutzter oder brachgefallener Flächen in integrierten Lagen von Städten und Gemeinden. Für diese Areale gilt es, den Kommunen wirtschaftlich tragfähige Nachnut- zungsstrategien aufzuzeigen und bei der Aufstellung einer Bauleitplanung mitzuwirken. Die Entwicklung und spätere Vermarktung der baureifen Grundstücke an potenzielle Investoren im Auftrag der Kommune zählt ebenfalls zum Aufgabenspektrum. F O RT S E T Z U N G S I E H E F O LG E S E I T E N Foto: iStock.com PolisVision 2/ 2018 5
»Wir sind auf einem guten Weg, Viele Anfragen aus Südhessen Mit dem bisherigen Verlauf zeigte sich auch Fontaine- das drängende Problem Kretschmer sehr zufrieden. Fertig sind Studien für die Jägerkaserne in Kassel, für das Brückenbauhofgelände des Wohnungsmangels und das ehemalige Fernmeldezeugamt in Heusenstamm sowie für das Waldfriedengelände in Schlangenbad. Wie die in den Griff zu bekommen.« technische Geschäftsführerin mitteilte, stammt der Großteil der Anfragen für Machbarkeitsstudien aus Südhessen PRISKA HINZ – unter anderem aus Hofheim, Taunusstein, Viernheim Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, und Bürstadt. Deutlich weniger kommen aus Mittel- und Landwirtschaft und Verbraucherschutz Nordhessen. „Das deckt sich gut mit der Verteilung der Flächenpotenziale sind da – aber wo? Kommunen, für die das Institut für Wohnen und Umwelt „In den regionalen und lokalen Flächennutzungsplänen (IWU) in Darmstadt ein Wohnungsdefizit ausgewiesen hat.“ sind genügend Potenziale für Wohnungsbau ausgewiesen. 135 von 426 hessischen Kommunen, immerhin 32 Prozent, Gemeinsam mit den Kommunen wollen wir diese identifi- haben ein solches. Die 55 Anfragen entsprechen damit zieren, insbesondere durch Innenentwicklung“, erklärt Gre- etwa einem Drittel der Kommunen mit Defizit. „Das zeigt, gor Voss, Leiter Fachbereich Stadtentwicklung Hessen Süd dass das Angebot genau dort angenommen wird, wo es der ProjektStadt und innerhalb der Unternehmensgruppe gebraucht wird“, betonte Fontaine-Kretschmer. Nassauische Heimstätte/Wohnstadt federführend für die Bauland-Offensive zuständig. Erfolgversprechende Synergie Logische Konsequenz der Bauland-Offensive ist der 2017 Das Angebot kommt an, die Arbeiten laufen auf Hoch- vorgestellte „Leitfaden zur Vergabe von Grundstücken nach touren. „Bislang liegen 55 Anfragen aus hessischen Kom- Konzeptqualität“, den die Unternehmensgruppe ebenfalls munen vor. Vier Machbarkeitsstudien sind fertig, 14 weitere im Auftrag der Landesregierung erstellt hat. Das Prinzip: in Bearbeitung“, bilanzierte Wohnungsbauministerin Priska Kommunen sollen Grundstücke nicht an den Meistbieten- Hinz bei einer Pressekonferenz im März. Für die Studien den veräußern, sondern sich an der Qualität der Nut- stelle das Land Fördermittel in Höhe von 1,3 Millionen zungskonzepte möglicher Investoren orientieren – unter Euro zur Verfügung. Insgesamt würden derzeit mehr als Berücksichtigung sozialer, wohnungs- und städtebaulicher 160 Hektar Land überprüft. „Wir sprechen über Flächen Kriterien. In Verbindung mit der Bauland-Offensive kommt für rund 6.250 Wohnungen. Wir sind also auf einem guten dies dem Ziel, Hessen mit ausreichend bezahlbarem Wohn- Weg, das drängende Problem des Wohnungsmangels in raum zu versorgen, ein großes Stück näher. den Griff zu bekommen“, so Hinz. Zusammen mit Monika Fontaine-Kretschmer, Geschäftsführerin der Unterneh- Mehr Informationen erhalten interessierte Kommunen unter mensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt, präsen- www.bauland-offensive-hessen.de tierte sie, was sich nach einem Jahr Bauland-Offensive alles getan hat. Aus der Praxis berichteten im Anschluss Christof Gregor Voss Nolda, Stadtbaurat von Kassel, und Halil Öztas, Bürger- Leiter Fachbereich Stadtentwicklung Hessen Süd ProjektStadt meister von Heusenstamm (Landkreis Offenbach). T 069. 6069-1478, gregor.voss@nh-projektstadt.de In den denkmalgeschützten Gebäuden der Jägerkaserne Foto: Lothar Koch in Kassel sollen moderne Wohnungen entstehen, auf den Exerzierflächen Neubauten. 6 PolisVision 2/ 2018
T I T E LT H E M A S TAT E M E N T „Von der Expertise profitieren“ Christof Nolda Stadtbaurat der Stadt Kassel Foto: Harry Soremski In Zusammenarbeit mit der Bauland-Offensive Hessen ergreift die Stadt Kassel die Chance, bis zu 120 neue Wohnungen auf dem Areal der früheren Jägerkaserne zu schaffen. Da sich Kassel seit Jahren Foto: Marc Strohfeldt großer Beliebtheit erfreut und immer mehr Menschen in die Stadt ziehen, ist die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum eine der dringlichsten Aufgaben. Zwar entwickelt die Stadt Kassel auch selbst Flächen für Wohnbebauung, möchte aber dennoch von der Expertise der Bauland-Offensive profitieren. Die Bauland-Offensive verfügt Viel Platz für bezahlbaren Wohnraum: über großes Entwicklungs-Know-how. Auf der anderen Seite bietet Das ehemalige Fernmeldezeugamt in Heusenstamm sich über die Bauland-Offensive und der damit verbundenen treu- ist mehr als fünf Hektar groß. Rund 170 Wohnungen händerischen Verwaltung des Projekts die Möglichkeit, größere könnten hier entstehen. innerstädtische Areale zu entwickeln. Konkret geht es um das 4,9 Hektar große Areal der ehemaligen Jägerkaserne im Stadtteil Wehlheiden, das sich im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) befindet und teil- weise unter Denkmalschutz steht. Im denkmalgeschützten Alt- bestand sollen moderne Wohnungen entstehen, auf den rund zwei Hektar großen Exerzierflächen im Zentrum des Geländes sieht die städtische Rahmenplanung eine Blockrandbebauung mit begrün- Foto: Frederik Lang ten Gartenhöfen vor. Ein erheblicher Teil der Wohnungen sollen gefördert sein. Jetzt kann mit Hilfe der Bauland-Offensive über den Ankauf der Jägerkaserne diskutiert werden. Mit der Bauland- Offensive haben wir den richtigen Partner, um in attraktiver, innen- stadtnaher und gut erschlossener Lage direkt am Park Schönfeld die Entwicklung noch mehr dringend benötigter Flächen für bezahl- Positive Zwischenbilanz nach einem Jahr Bauland-Offensive baren Wohnraum voranzubringen. Hessen: Priska Hinz, Wohnungsbauministerin (2. v. r.), Monika Fontaine-Kretschmer, Geschäftsführerin (r.), Christof Nolda, Stadtbaurat der Stadt Kassel (2. v. l.), und Halil Öztas, Bürgermeister von Heusenstamm (l.). PolisVision 2/ 2018 7
Foto: iStock.com Potenziale für den Wohnungsbau optimal nutzen – das ist das Ziel der Bauland-Offensive Hessen. S TAT E M E N T Machbarkeitsstudie Taunusstein-Hahn Süd Sandro Zehner Bürgermeister der Stadt Taunusstein Foto: Stadt Taunusstein Rüsselsheim lässt Bauland entwickeln Vor der Idee, eine Entwicklung in Hahn Süd anzustoßen, standen Auf dem 65 Hektar großen Areal „Eselswiese“ wird die Unterneh- grundsätzliche Überlegungen: Noch vor zwei bis drei Jahren schien mensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt Gewerbe- und Taunusstein in seiner Bevölkerungsentwicklung zu stagnieren. Seit Wohnbauflächen treuhänderisch für die Stadt Rüsselsheim am 2014 wuchs die Stadt um rund 1.000 Einwohner. Hahn Süd als Main entwickeln. Nach ersten Potenzialanalysen und Kennzah- neue Quartiersentwicklung bietet die Chance, mit dem organischen len aus dem Regional- und Flächennutzungsplan könnte so ein Wachstum des bestehenden Stadtteils neuen Wohnraum für alle neuer Stadtteil für 3.000 bis 4.000 Einwohner mit Kitas, Schulen Alters- und Einkommensstufen zu realisieren. Gleichzeitig werden und Nahversorgung entstehen. Monika Fontaine-Kretschmer, soziale und städtebauliche Synergien durch Einbeziehung vorhande- Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe, hob bei der Vertrags- ner Strukturen geschaffen. Durch direkte Straßenanbindungen nach unterzeichnung im April hervor: „Wir werden das Projekt zügig Wiesbaden sowie einer Integration des ÖPNV-Straßenbahnprojektes vorantreiben. Das wird den Druck am lokalen Wohnungsmarkt Citybahn werden moderne und multimodale Verkehrsmodelle pla- reduzieren.“ Bevor die Bagger rollen, müssen noch Bodenordnung, nerisch berücksichtigt. Das heißt: Weit weniger Verkehrsbelastung Bauleit- und Erschließungsplanung erfolgen. Die Vermarktung der der Ortskerne und Hauptverkehrsachsen. Die Machbarkeitsstudie ersten Grundstücke wird voraussichtlich 2021/2022 beginnen. im Rahmen der Bauland-Offensive soll einerseits die Wirtschaft- Bis zum Abschluss des gesamten Projekts dürften zehn Jahre ver- lichkeit darlegen, andererseits erhoffen wir uns davon auch in der gehen. Die reine infrastrukturelle Erschließung des Geländes liegt städtebaulichen Konzeptionierung einen ersten inhaltlichen Impuls. bei etwa 70 bis 80 Millionen Euro. Vorbehaltlich der regionalplanerischen Verfahrensschritte strebt die Stadt Taunusstein an, auf Basis der Machbarkeitsstudie im zweiten Gregor Voss Schritt ein nationales Wettbewerbsverfahren zur Erarbeitung der Leiter Fachbereich Stadtentwicklung Hessen Süd ProjektStadt verbindlichen Bauleitplanung zu initiieren. T 069. 6069-1478, gregor.voss@nh-projektstadt.de 8 PolisVision 2/ 2018
T I T E LT H E M A »Mit der Bauland-Offensive Hessen bringen wir unsere Vertragskommunen auf Augenhöhe mit Investoren und Projektentwicklern. Damit können Politik und Verwaltung bedarfsgerecht und zielgruppenorientiert über die weitere GREGOR VOSS Nutzung ihrer Fläche verhandeln.« Leiter Fachbereich Stadtentwicklung Hessen Süd ProjektStadt Foto: Walter Vorjohann Gute Instrumente gegen die Wohnungsknappheit Das Rhein-Main-Gebiet platzt aus allen Nähten, der Nachfragedruck im direkten Umland steigt! Laut Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) verzeichnen 135 von 426 hessischen Kommunen ein Wohnungsdefizit. Für Einkom- BEZAHLBARE mensschwächere, zunehmend aber auch für Haushalte WOHNUNGEN mittleren Einkommens, wird es immer schwerer, bezahlbare Wohnungen zu finden. Für Einkommens- schwächere, zunehmend Um über aktuelle Entwicklungen zu informieren, Denkan- aber auch für Haushalte stöße zu liefern und Beispiele aus der Praxis vorzustellen, mittleren Einkommens, hatte der Kreis Offenbach im Februar zur Tagung „Bezahl- wird es immer schwieriger, barer Wohnraum im Kreis Offenbach – Integrierte Ansätze bezahlbare Wohnungen Foto: iStock.com für die Metropolregion“ nach Dietzenbach geladen. Im zu finden. Mittelpunkt: die Bauland-Offensive Hessen und der Leit- faden Konzeptvergabe der Unternehmensgruppe Nassau- ische Heimstätte/Wohnstadt und ihrer Marke ProjektStadt. Rund 80 Bürgermeister, Stadträte und Kommunalpolitiker interessierten sich für diese Instrumente, die in Hessen zur Mobilisierung von Bauflächen zur Verfügung stehen. Auch in Bad Salzhausen war die Bauland-Offensive Hessen im März ein vielbeachtetes Thema. Die Wirtschaftsförderung Wetterau lud ins Kurhaushotel zur Veranstaltung „Wachs- tumsregion Wetteraukreis – Wohnbauliche Entwicklun- gen zukunftsfähig gestalten“. Die Wohnungsmärkte im Wetteraukreis sind ebenfalls geprägt von demografischen und sozialen Veränderungen sowie dem Entwicklungs- druck aus Frankfurt. Gregor Voss Leiter Fachbereich Stadtentwicklung Hessen Süd ProjektStadt T 069. 6069-1478, gregor.voss@nh-projektstadt.de Rund 80 Besucher informierten sich in Dietzenbach unter anderem über die Bauland-Offensive Hessen und den Leitfaden zur Konzeptvergabe. Foto: Olaf Hermann PolisVision 2/ 2018 9
Wohnungsbauministerin Priska Hinz (r.) und Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer (l.) standen der PolisVision für ein Doppel-Interview zur Verfügung. Foto: HMUKLV / S. Feige Foto: Thomas Rohnke E I N T H E M A – Z W E I G E S P R Ä C H S PA RT N E R I N N E N „Flächenpotenziale entwickeln und an den Markt bringen“ Akuter Wohnraummangel und fehlende Flächen als Fakt – FONTAINE-KRETSCHMER: Dabei geht es insbesondere um Bauland-Offensive und Konzeptvergabe als Lösungsansätze: die Untersuchung der Entwicklungspotenziale bisher minder- Der PolisVision standen Priska Hinz, Hessische Woh- genutzter oder durch infrastrukturellen Wandel brachgefallener nungsbauministerin, und Monika Fontaine-Kretschmer, Areale in integrierten Lagen. Wir zeigen wirtschaftlich tragfä- Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe Nassauische hige Nachnutzungsstrategien auf und wirken bei der Aufstel- Heimstätte/Wohnstadt, für ein Gespräch rund um diese lung einer Bauleitplanung mit. Auch die Entwicklung und die Inhalte Rede und Antwort. spätere Vermarktung der baureifen Grundstücke an Investoren im Auftrag der Kommune gehören zu unseren Aufgaben bei der POLISVISION: Frau Hinz, der Bedarf an Wohnraum in Hessen Bauland-Offensive. ist enorm – jährlich fehlen laut Wohnraumbedarfsprognose bis zu 37.000 Wohnungen. Was hat die Landesregierung bisher POLISVISION: Ob Brach- oder Konversionsflächen, Acker- unternommen, um dieses Problem in den Griff zu bekommen? land oder Bauerwartungsland: In den regionalen und loka- len Flächennutzungsplänen sind genügend Flächen für den HINZ: Die Versorgung mit bezahlbarem und angemessenem Wohnungsbau ausgewiesen. Warum wurden diese Grundstücke Wohnraum ist eine unserer vorrangigen Aufgaben. Um genau bislang nicht entwickelt? dieses Ziel zu erreichen, bündeln wir im „Masterplan Wohnen“ vorhandene und neue Instrumente einer aktiven Wohnraumpo- FONTAINE-KRETSCHMER: Große Städte sind durchaus in litik. Die Mitglieder der 2015 ins Leben gerufenen „Allianz für der Lage, ihre Flächen aus eigener Kraft zu entwickeln. Auf Wohnen“ geben dabei praxisbasierte Handlungsempfehlungen viele mittlere und kleinere Kommunen trifft das aber nicht zu. ab und sind wichtige Partner der Landesregierung. An fehlenden Hier fehlt es vor allem an Fachleuten in der Verwaltung, die die Fördergeldern wird es nicht scheitern: Bis 2020 stellen wir Re- wirtschaftlichen Spielräume in der Nachnutzung von Brachflä- kordmittel von rund 1,7 Milliarden Euro für den sozialen Woh- chen bewerten können. Auch fehlende Kenntnis über geeigne- nungsbau bereit. Aber es mangelt an baureifen Grundstücken te Verfahren und eventuell nutzbare Fördermittel können den – insbesondere in den Ballungszentren und deren Peripherie. Entwicklungsprozess blockieren. POLISVISION: Welche Bedeutung kommt in diesem Kontext HINZ: Genau hier setzt die umfassende Unterstützung durch der vor einem Jahr gegründeten Bauland-Offensive Hessen zu? die Bauland-Offensive an. Sie will Flächenpotenziale – vor allem in der unmittelbaren Peripherie der Großstädte – für die HINZ: Bei der Versorgung mit Wohnraum nehmen die Kom- Innenentwicklung mobilisieren, mögliche Entwicklungshemm- munen eine Schlüsselfunktion ein. Es ist aber nicht allen gleich nisse beseitigen, um es potenziellen Bauträgern zu ermögli- möglich, Bauland zu entwickeln und zusätzlichen Wohnraum chen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. zu schaffen. Die Bauland-Offensive Hessen unterstützt Städte und Gemeinden, denen es oftmals an Personal, Finanzkraft wie POLISVISION: Auf welche Erfahrungen kann die Unter- auch an Know-how fehlt, mit einem umfangreichen Katalog an nehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt dabei Maßnahmen. zurückgreifen? 10 PolisVision 2/ 2018
T I T E LT H E M A S TAT E M E N T Mehr Bürger – mehr Wohnungen Wolfgang Exner Erster Stadtrat und Baudezernent der Kreisstadt Hofheim am Taunus Foto: Antje Kern Aufgrund ihrer Lage im Ballungsraum des Rhein-Main- Gebiets weist die Kreisstadt Hofheim am Taunus nach den vorliegenden Prognosen noch auf Jahre hinaus eine positive Foto: Shutterstock.com Entwicklung bei den Einwohnerzahlen auf. Daraus resultiert eine starke Nachfrage nach zusätzlichen Wohnungen und Wohnbauland. Der Hofheimer Magistrat hat die Bauland-Offensive Hessen beauftragt, eine Machbarkeitsstudie für die Siedlungserweite- rungsfläche „Marxheim II“ zu erstellen. Die zu untersuchende Fläche stellt mit einer Größe von 28 Hektar den Schwerpunkt FONTAINE-KRETSCHMER: Wir sind in 140 hessischen unserer künftigen Siedlungsentwicklung im Regionalen Kommunen mit eigenem Wohnungsbestand vertreten. In Flächennutzungsplan dar. Ziel der Entwicklung ist primär, deutlich mehr waren und sind wir mit Stadtentwicklungsauf- Wohnbauflächen zu schaffen, ergänzt durch Angebote an gaben betraut. Die lokalen Verhältnisse auf dem Woh- Gemeinbedarfsflächen und Flächen für die Nahversorgung. nungsmarkt sind uns bestens bekannt. Wir wissen um die Chancen, aber auch um die Hemmnisse, die vielfach einer Die Studie wird im Rahmen der ersten Phase der Bauland- zielgerichteten Nachnutzungsstrategie entgegenstehen. Offensive Hessen erstellt. Sie soll aufzeigen, ob die Entwick- lung preisgünstigen Wohnraums insbesondere im Hinblick auf POLISVISION: Neben der Bauland-Offensive kommt die Wirtschaftlichkeit realisierbar ist. Darüber hinaus dient sie jetzt auch die Konzeptvergabe zum Tragen. Was steckt als Grundlage für die weiteren Schritte bei der Entwicklung dahinter? des Gebiets. FONTAINE-KRETSCHMER: Bei einem Vergabeverfahren nach Konzept werden Grundstücke nicht nach dem Höchst- preisprinzip veräußert, sondern der Investor mit dem besten Gesamtkonzept kommt zum Zug. Im Auftrag der Landesre- gierung hat unsere Unternehmensgruppe den „Leitfaden zur Vergabe von Grundstücken nach Konzeptqualität“ erstellt. Er soll das Procedere bei der Vergabe von Bauarealen nach Konzeptqualität für Städte und Gemeinden vereinfachen. Er hilft dabei, Flächenpotenziale integriert und entsprechend »Bei der Versorgung der lokalen Anforderungen zu entwickeln und an den Markt zu bringen. mit Wohnraum nehmen HINZ: Durch Vorgaben der Grundstückseigentümer lassen die Kommunen eine sich so auch gemeinwirtschaftliche Ziele verwirklichen: Schlüsselfunktion ein.« Neben wirtschaftlichen werden auch städtebauliche, soziale und ökologische Faktoren bei der Ausschreibung berück- PRISKA HINZ sichtigt. Damit können neben dem Wohnungsbau auch wei- Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz tere sehr wichtige Ziele der nachhaltigen Stadtentwicklung gefördert werden – etwa Bildungs- und Sozialeinrichtungen oder gestaltete Grünflächen. POLISVISION: Frau Hinz, Frau Fontaine-Kretschmer, vielen Dank für dieses Gespräch. PolisVision 2/ 2018 11
S TA D T E N T W I C K L U N G TAG DER STÄDTEBAUFÖRDERUNG 2018 Der Bürger im Mittelpunkt Am „Tag der Städtebauförderung“ zeigten mehr als 500 Kommunen mit rund 650 Veranstaltungen bundesweit ihre Projekte. Auch die Mitarbeiter der ProjektStadt demonstrierten an diesem Tag, was integrierte Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung heute bedeuten. Die wichtigsten Projekte: BIBLIS GOTHA „Biblis – Neue Energien nutzen“ lautet das Motto des Der wichtigste Platz in der Altstadt Gothas, der historische 500 Umbauprozesses der Stadt im hessischen Ried. Nach der Aufnahme in das Programm Stadtumbau in Hessen wurden Hauptmarkt, wird denkmalgerecht saniert. Am „Tag der Städtebauförderung“ konnten sich die Bewohner neben beim „Tag der Städtebauförderung“ die Vorstellungen einer kleinen Ausstellung mit historischen Fotos auch über der Einwohner vor Ort abgefragt. Sie reichen von einem den aktuellen Planungsstand informieren. KO M M U N E N Gemeindesee über Generationenwohnen bis hin zu einem BUNDESWEIT Indoor-Spielpark. HANAU Mit einem Festgottesdienst zur Eröffnung der sanierten Rund 650 Veranstaltungen BÜRSTADT Johanneskirche begann der „Tag der Städtebauförderung“ in mehr als 500 Kommunen Fünf Planungsbüros präsentierten Bürgern und Politikern in Hanau, später wurde das Plateau des Johanneskirch- zeigten, wie die Programme ihre Ideen für das Raiffeisen-Areal in Bürstadt. Ziel ist es, platzes eingeweiht. Bei einem Rundgang präsentierte die der Städtebauförderung mit dem Programm Aktive Kernbereiche die Innenstadt ProjektStadt zudem mit dem City-Konjunkturprogramm das Lebensumfeld der als Geschäftszentrum und Wohnstandort zu stärken. Die geförderte Projekte. Bürgerinnen und Bürger Ergebnisse aus dem Ideen-Workshop fließen in die Nut- positiv verändern. zungskonzepte der einzelnen Büros ein. HOFHEIM Bei einem von Stadt, Hofheimer Wohnungsbau und Pro- GERSTUNGEN jektStadt organisierten Workshop brachten Vertreter aller Mit einem Fest hat die thüringische Gemeinde Gerstungen im derzeit vorläufigen Stadtteiltreff aktiven Gruppen ihre ihren neuen Bürgersaal „Rautenkranz“ offiziell eingeweiht. Erfahrungen und Anregungen ein. Schon bald soll hier ein Aus Mitteln der Städtebauförderung ist hier ein neuer, dauerhafter Bürgertreff entstehen. moderner Saal entstanden, in dem Konzerte, Vorträge und Kulturveranstaltungen stattfinden. K A SSEL Boule-Platz, Bänke, essbare Früchte, bunte Blumen und ein Durchgang zur Leipziger Straße: Am „Tag der Städte- bauförderung“ erstellten die Kasseler Bürger eine lange Wunschliste für den neuen Mehrgenerationenplatz am Agathof im Stadtteil Bettenhausen. Die Ansätze fließen in die weiteren Planungen mit ein. In Biblis tragen die Bewohner maß- geblich zum Stadtumbauprozess bei. Ganz bewusst werden auch die Ideen von Kindern einbezogen. Foto: Marc Strohfeldt 12 PolisVision 2/ 2018
Inspirationen sammeln: Die Stadt Witzenhausen plant ein Förderprogramm für grüne Innenhöfe. Foto: Susanne Engelns Foto: bellmannmedia Ein temporärer 3D-Zebrastreifen stand in Schmalkalden für mehr Verkehrssicherheit. Mit bunten Würfeln brachten die Bürger ihre Ideen für den Schlüchterner Stadtplatz ein. Foto: Joachim Keck Foto: Karsten Socher Viel Input: Für den neuen Mehrgenerationen- platz im Kasseler Stadtteil Bettenhausen Foto: Steffen Diemer In Rodgau richtete sich das kamen zahlreiche Anregungen zusammen. Begleitprogramm der ProjektStadt (links, Marius Becker) speziell an Familien mit Kindern. RODGAU WALD-MICHELBACH Bei einem Stadtspaziergang erläuterte die ProjektStadt Beim „Tag der Städtebauförderung“ wurde der Kulturpavil- interessierten Bürgern den geplanten Stadtumbau in lon eingeweiht, in dem künftig die von den drei Gemein- Rodgau-Dudenhofen. Die Bewohner entwickelten eigene den Wald-Michelbach, Abtsteinach und Grasellenbach Wünsche und formulierten Kritikpunkte. Sie werden gegründete „Zukunftsoffensive Überwald“ ihren Sitz haben Bestandteil des Integrierten Städtebaulichen Entwick- wird. Ein Kooperationsprojekt, das den ländlichen Raum lungskonzepts. weiter voranbringt. SCHLÜCHTERN WITZENHAUSEN Zahlreiche Bürger nutzten beim „Hellen Markt“ die Gele- Stadtverwaltung und ProjektStadt luden am „Tag der Städ- genheit, bei einem Workshop den Schlüchterner Stadt- tebauförderung“ ein ins Garten-Café. Dort konnten sich platz mitzugestalten. Mithilfe eines Modells und kleinen Hausbesitzer und interessierte Bürger über die Gestaltung bunten Würfeln konnten sie ihre Visionen einbringen. eigener Höfe, Gärten und Parkplätze informieren. Die Stadt Diese werden in einem Film gebündelt, der den Stadtver- will ein Förderprogramm für grüne Innenhöfe auflegen. ordneten als Entscheidungshilfe dient. Markus Eichberger SCHMALK ALDEN Leiter Unternehmensbereich Stadtentwicklung ProjektStadt Höhepunkt beim „Tag der Städtebauförderung“ im T 069. 6069-1507, markus.eichberger@nh-projektstadt.de Stadtteil Walperloh war die Kreuzung am Netto-Markt – die stark befahrene Allendestraße soll an dieser Stelle entschärft werden. Dazu trug ein temporäres Kunstprojekt bei: ein dreidimensionaler Zebrastreifen, der für Verkehrs- sicherheit warb. PolisVision 2/ 2018 13
A DTENTW ST I C E KL EGRIERT ISEK UNGSKON T IN STADTENTWICKLUNGSKONZEPTE Z • EP 20 TE 18 • Integriert denken, vernetzt handeln Einen Arbeitsschwerpunkt der ProjektStadt bilden Integrierte Stadtentwicklungs- konzepte (ISEK). Sie reagieren häufig auf komplexe Herausforderungen und regionalspezifische Anforderungen einer Kommune. Die Bevölkerung in den Planungsprozess einzubinden, erhöht natürlich den Aufwand – führt aber auch zu Ergebnissen, die von den Bürgern mitgetragen werden. ISEK ALSFELD Zahlreiche Gebäude im historischen Zentrum von Alsfeld weisen erheblichen Sanierungsbedarf auf. Im Juni 2017 begann die ProjektStadt mit der Kartierung des Sanie- rungsbedarfs, erfasste Defizite bei öffentlichen Grün- und Freiflä- chen, analysierte Verkehrssituation und Parkmöglichkeiten. Im März dieses Jahres präsentierten die Stadtplaner ihr Integriertes Stadtentwicklungskonzept der Öffentlichkeit. Dabei wählten sie die Form einer Ergebniswerkstatt, um noch möglichste viele Anregun- Foto: Karsten Socher gen der Anwohner in den Planungsprozess integrieren zu können. Verteilt über das gesamte Untersuchungsgebiet wurde eine hohe Zahl sanierungsbedürftiger Gebäude ermittelt, die Förderung privater Sanierungsmaßnahmen steht daher ganz oben auf der Agenda. Im Protokoll der Ergebniswerkstatt wurde festgehalten, dass durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und unterschiedliche Förderangebote neue Nutzer und Investoren gewonnen werden können, die zum Er- Historische Substanz erhalten, halt der einmaligen Altstadtbebauung beitragen. Weiteres Resultat Stadtbild aufwerten der Veranstaltung: Auch in den Öffentlichen Raum soll investiert werden. Brisanz gewinnt das Vorhaben dadurch, dass Alsfeld im Jahr Die nordhessische Stadt Alsfeld ist zu Recht stolz auf ihre pittoreske 2022 sein 800-jähriges Bestehen feiert. „Und bis dahin“, erläutert Fachwerk-Altstadt. Bereits 1975 war sie europäische Modellstadt für Projektleiterin Susanne Engelns, „sollen bereits einige wichtige den Denkmalschutz. Heute weist der Gebäudebestand im historischen Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen sein.“ Zentrum aufgrund einer negativen Bevölkerungsentwicklung und da- mit einhergehender Leerstände jedoch erheblichen Sanierungsbedarf Susanne Engelns auf. Ende 2016 erfolgte die Aufnahme der Altstadt in das Förderpro- Projektleiterin ProjektStadt gramm städtebaulicher Denkmalschutz. T 0561. 1001-1325, susanne.engelns@nh-projektstadt.de 14 PolisVision 2/ 2018
S TA D T E N T W I C K L U N G In Hünfeld werden die Bewohner aktiv eingebunden – wie hier bei einem Rundgang durch das Quartier. Foto: Karsten Socher ISEK HÜNFELD Synergien nutzen 2016 wurde das Quartier „Nord- und Ostend Hünfeld“ in das Bund-Länderprogramm Soziale Stadt aufgenommen, um die Wohn- und Lebensverhältnisse vor Ort nachhaltig zu verbessern und bestehenden Entwicklungsbedarf zu fördern. Um diesen zu identifizieren, erarbeitet die Projekt- Stadt seit Februar ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept. Aktuell führt sie eine Bestandsana- lyse durch. Erste Ergebnisse wurden der Bevölkerung bei einem Rundgang durch das Gebiet mit anschließender Planungswerkstatt als Auftaktveranstaltung im Mai vorgestellt. „Besonders wichtig ist uns, die Anwohner und die lokalen Akteure intensiv in den Prozess mit einzubinden“, erklärt Projektleiterin Karolin Stirn. Perfekte Synergie: Seit April ist die ProjektStadt auch mit dem Quartiersmanagement beauftragt – in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz Hünfeld. „Damit können wir unsere Kompetenzen bündeln und gemeinsam ein Konzept erarbeiten, das von allen getragen wird“, so Stirn weiter. Karolin Stirn Projektleiterin ProjektStadt T 0561. 1001-1357, karolin.stirn@nh-projektstadt.de ISEK BAD HERSFELD Brachflächen aktivieren, Innenstadt weiterentwickeln In Bad Hersfeld haben die Planer der ProjektStadt ihre erste Hürde bereits genommen: Im März 2018 hat das Hessische Umweltministerium das von ihr erarbeitete ISEK für das Stadtgebiet „Östliche Kernstadt“ anerkannt. Nach dem Beschluss durch die Stadtverordnetenversammlung können die Foto: Clemens Exner im Konzept formulierten Projektideen nun umgesetzt werden. Die Situation im Gebiet umreißt Projektleiter Clemens Exner so: „Die Lage ist gekenn- zeichnet durch Funktionsverluste, Leerstände, gewerbliche Brachflächen, Verkehrsbelastung und maßstabsprengende städtebauliche Großstrukturen.“ Deshalb habe die ProjektStadt neben Leitsätzen drei zentrale Handlungsfel- Die „Östliche Kernstadt” in Bad Hersfeld der formuliert: „Städtebau und Wohnen“, „Freiraum und Stadtgrün“ sowie ist geprägt von Funktionsverlusten und „Nahmobilität und Verkehr“. Bereits in der Planung seien diese konkreten Leerständen. Ansätze sowie ein Finanzierungs- und Umsetzungsgerüst zur Seite gestellt worden – das zahle sich jetzt in der Umsetzungsphase aus. Klimaschutz und -anpassung wurden als Querschnittsthemen definiert und werden zukünftig bei allen Maßnahmen berücksichtigt. Clemens Exner und Dominik Reimann Projektleiter ProjektStadt T 0561. 1001-1296, clemens.exner@nh-projektstadt.de T 0561. 1001-1203, dominik.reimann@nh-projektstadt.de PolisVision 2/ 2018 15
Foto: Marc Strohfeldt Foto: Andrea Saalmann Auf 16 Veranstaltungen wurde hubitation vorgestellt. Hier Klaus Straub, Leiter IT der Unternehmensgruppe, beim „Webmonday” in Frankfurt am Main. STARTUP-INITIATIVE Innovation trifft auf Erfahrung Als erstes Wohnungsunternehmen launcht die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt einen eigenen Startup-Accelerator zu Zukunftsthemen der Wohnungswirtschaft. Auch beim angesagten Branchenevent re:publica in Berlin war hubitation präsent. 16 PolisVision 2/ 2018
UNTERNEHMEN »hubitation ist eine Plattform für junge Gründungsinteressierte, die ihre Ideen auf Praxistauglichkeit und Realisierbarkeit testen wollen.« DR.-ING. SIMONE PLANINSEK hubitation head of innovation Foto: Walter Vorjohann „Wenn Innovation auf Erfahrung trifft, nennen wir das Jury: etabliert bis szenig hubitation.“ Die Aussage, die die Unternehmensgruppe Die Wettbewerbsjury besteht aus der Geschäftsfüh- Nassauische Heimstätte/Wohnstadt für ihr neuestes rung der Unternehmensgruppe sowie Experten aus dem Projekt gewählt hat, ist Programm: In einem Contest Bereich „Wohnen der Zukunft“ – unter anderem aus dem (https://hubitation.de/contest) sucht das Wohnungsun- Hessischen Wirtschaftsministerium, dem GdW Bundesver- ternehmen Startup-Ideen für das Wohnen der Zukunft. Im band deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen Fokus: Smart Living, energetische und soziale Quartiers- e. V., der Architektenkammer Hessen sowie Köpfen der entwicklung sowie Aspekte des Wohnungsbaus – darunter Startup-Szene. Die Einreicher der ausgewählten Konzepte urbanes Wohnen, Innen- und Außenarchitektur, Quar- erhalten eine Einladung zu einem Profi-Workshop mit tiersplanung, Energiekonzepte, Wohnraum-Design oder Gast-Referenten zur Diskussion und Weiterentwicklung Facility-Projekte. Teilnehmen können Startups mit einem ihrer Ideen. Zur finalen Präsentation werden Vertreter von passenden Geschäftskonzept – ganz gleich, ob es sich um Medien, Kammern, Berufsverbänden, Stiftungen, Ministe- Dienstleistungen, Technologien oder Produkte handelt. rien, Universitäten, Wissenschaftsbetrieben, Unternehmen Schon im ersten Monat ihres Bestehens erhielt hubitation sowie mögliche Investoren eingeladen. Der oder die Ge- eine Auszeichnung: den IT-Innovationspreis der Initiative winner dürfen ihr Konzept auf der internationalen Immobi- Mittelstand in der Kategorie Wissensmanagement! Damit lienmesse Expo Real 2018 in München auf dem Stand der werden besonders innovative Lösungen ausgezeichnet, die Unternehmensgruppe präsentieren – Vertragsangebot und mittelständische Unternehmen fit machen für die digitale zukünftige Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen! Zukunft. Mentoring: Support und Know-how Contest für eine aktive Startup-Szene Nur rund sechs Prozent der Startups in Deutschland wur- „Die Welt verändert sich schnell und ebenso auch die den 2017 in Hessen gegründet. Diese Tatsache und andere Erwartungen der Menschen an ihr Zuhause und ihr Motive waren der Ansporn für hubitation. „Als eines der Lebensumfeld. Deshalb haben wir hubitation ins Leben zehn größten Wohnungsunternehmen Deutschlands sehen gerufen“, erklärt Dr.-Ing. Simone Planinsek, hubitation wir uns verpflichtet, visionären Themen rund ums Wohnen head of innovation, und verantwortlich für dieses jüngste eine Plattform zu bieten. Mit langjähriger Erfahrung in Projekt der Unternehmensgruppe. „Wir verstehen unseren der Wohnungswirtschaft, Stadt- und Projektentwicklung Accelerator als einen Ort, an dem wir die Ideen von und Medien- und Energiewirtschaft verfügen wir über den Gründungsinteressierten mit unserem Know-how aus über passenden Support, um Gründungsideen hier in Hessen, 90 Jahren Wohnungswesen zusammenbringen“, erläutert aber auch bundesweit, voranzutreiben“, so Dr. Thomas Klaus Straub, Leiter IT. Gelegenheit dazu bieten ein Con- Hain, Leitender Geschäftsführer der Unternehmensgruppe test, ein Mentoring-Programm wie auch Startup-Events, Nassauische Heimstätte/Wohnstadt. Er und seine beiden bei denen Wohnthemen „neu gedacht“ werden sollen. Geschäftsführungskollegen Monika Fontaine-Kretschmer Beim Call for ideas, der offiziellen Bewerbung zum Contest und Dr. Constantin Westphal stehen daher auch persönlich via Video-Clip, hatten sich bis zur Einreichungsfrist am in einem Mentoring-Programm (https://hubitation.de/ 31. Mai 2018 25 Startups gemeldet. mentoring) für Ratschläge, Einschätzungen und wertvolle Business-Tipps zur Verfügung. www.hubitation.de Neben einem ersten eigenen Startup-Event im April 2018 in der Zentrale der Unternehmensgruppe präsentierte versteht sich als Startup-Accelerator für Zukunftsthemen der Wohnungswirtschaft. Mit Präsenz im Web und in sozialen Medien sich das hubitation-Team unter anderem in Berlin bei der werden Gründungsinteressierte angesprochen, die innovative Messe re:publica und bei „Blockchain for Real Estate“ von Geschäftsideen rund um das Wohnen entwickelt haben und auf das Immoscout, beim Frankfurter WebMontag, beim PropTech fachliche Feedback erfahrener Experten zurückgreifen möchten. Innovation Award und beim Startup Grind Frankfurt. hubitation.de instagram.com/hubitation facebook.com/hubitation Dr.-Ing. Simone Planinsek twitter.com/hubitation Foto: Tobias Schneider hubitation head of innovation T 069. 6069-1589, simone.planinsek@naheimst.de PolisVision 2/ 2018 17
UNTERNEHMEN MODERNISIERUNG UND INSTANDHALTUNG Fit for the Future Umfangreiche Modernisierungen, Sanierungen und Instandhaltungen sorgen bei der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt für einen attraktiven Wohnungsbestand in ganz Hessen. N icht nur Neubauprojekte sind geeignet, dem Woh- nungsmangel entgegenzutreten. Auch die um- fängliche und konstante Pflege des Bestands kann ihren Beitrag leisten. Gut instandgehaltene Wohnungen und Gebäude, die zudem nach neuesten Richtlinien energetisch ertüchtigt wurden, finden schnell Nachmieter. Auch 2017 wurde daher in großem Umfang in die Wohnungsbestände der Unternehmensgruppe investiert: rund 60.000 Wohnun- gen in 169 Quartieren, verteilt über ganz Hessen. Stolze 106 Millionen Euro setzte der Konzern ein für unterschiedlichste Maßnahmen rund um die Ertüchtigung von eigenen Gebäu- den und Quartieren. 2018 werden erneut 107 Millionen Euro für Modernisierungen und Instandhaltungen bereitgestellt. Dabei wird im Sinne der 2014 konzernweit eingeführten Nachhaltigkeitsstrategie großer Wert auf die energetische Bauleiter Stefan Musche (2. v. r.) bei einer Ertüchtigung ganzer Quartiere gelegt. Besprechung mit den Handwerkern bei einem Modernisierungsprojekt in Offenbach. 2017: über 700 Wohnungen modernisiert Im vergangenen Jahr wurden 21 Gebäude mit 443 Wohneinheiten voll- und 13 Gebäude mit 286 Wohnein- Hierbei investieren wir primär in die Sanitär- und Elektro- heiten teilmodernisiert. Die Gesamtmodernisierungsquote installation. Als weiterer Baustein kommt die Dämmung lag 2017 bei 1,3 Prozent. Bei 162 Wohnungen wird nun die der Gebäudehülle rundherum hinzu. Wir setzen mit der Trinkwassererwärmung durch Wärmepumpen oder Solar- Auswahl von dreifach verglasten Fenstern, Dämmstoffen an thermie unterstützt, weitere 125 werden durch besonders Außenwänden von mindestens 16 Zentimetern Stärke und energieeffiziente Fernwärme (BHKW) versorgt. Die in vielen mindestens 26 Zentimetern auf Flachdächern hohe Moder- ENERGIE- hundert Einheiten durchgeführten Großinstandhaltungs- nisierungsstandards um. Der Heizwärmebedarf lässt sich so EFFIZIENZ maßnahmen entsprechen in Vorbereitung und Ablauf zum um bis zu 70 Prozent reduzieren.“ Generell stieg von 2016 Teil Modernisierungsmaßnahmen, werden aber mieten- auf 2017 die Primärenergieeinsparung um zwei Prozent Die Gesamt- neutral umgesetzt. Seit 1990 hat die Unternehmensgrup- und auch die CO2-Einsparung hat sich um drei Prozent modernisierungsquote pe hochgerechnet in 16.073 Wohneinheiten Voll- oder weiter verbessert. im Bestand der Teilmodernisierungen durchgeführt und so deutliche Unternehmensgruppe lag Komfortverbesserungen für die Mieter erreicht. Monika Vor dem Hintergrund, dass der Wohnungsbestand konti- 2017 bei 1,3 Prozent. Fontaine-Kretschmer, als Geschäftsführerin der Unterneh- nuierlich energetisch ertüchtigt wird, kann die Unterneh- mensgruppe für diesen Bereich verantwortlich, erläutert: mensgruppe grundsätzlich auf moderate Mieterhöhungen „Ziel unserer Investitionen ist es, einen ganzheitlichen nicht verzichten. Fontaine-Kretschmer: „Diese muss jedoch Modernisierungsansatz umzusetzen: Zum Einbau von neuen im Einklang mit unserem sozialen Auftrag stehen. Moder- Heizungsanlagen, inklusive Trinkwassererwärmung, kommt nisierungskosten legen wir nur zu sechs Prozent auf unsere bei Vollmodernisierungen – je nach Erfordernissen des Ob- Mieter um – anstelle der gesetzlich zulässigen elf Prozent. jekts – auch die Erneuerung von Küchen, Bädern, Balkonen, Das ist einer unserer vielen Beiträge, um bezahlbaren Fassaden, Eingängen und Außenanlagen hinzu. Wohnraum in Hessen zu erhalten.“ 18 PolisVision 2/ 2018
Bei der Besprechung der anstehenden Maßnahmen (v. l. n. r.): Alireza Afsar, Leiter Zentrale technische Aufgaben, Sabine Mehlis, Leiterin Servicecenter 1 Offenbach, Bauleiter Stefan Musche und Architekt Steffen Brinkmann. Fotos: Thomas Rohnke Know-how und Fingerspitzengefühl gefragt Die Leiterin des Unternehmensbereichs Modernisierung/ Großinstandhaltung, Karin Hendriks, sorgt mit ihrem rund 80-köpfigen Team für den reibungslosen Ablauf aller Projek- te. Dabei kommt es nicht nur auf analytisches, planerisches und betriebswirtschaftliches Fach-Know-how an. Auch der richtige Umgang mit den Handwerkern aus unterschiedli- chen Gewerken will gelernt sein. Ebenso erfordert der Kon- takt mit den durch die Baumaßnahmen belasteten Mieter nicht selten großes Fingerspitzengefühl und Sensibilität. Zwar können viele der Betroffenen in ihren Wohnungen ver- bleiben, aber der Umzug in Ausweichwohnungen ist – etwa bei einer Vollmodernisierung – manchmal unumgänglich. In allen Fällen der Mieterkommunikation werden die jeweiligen Ein Laubengang-Haus in Offenbach: Bauleiter vor Ort von ihren Kollegen der Servicecenter und Eines von 21 Bestandsgebäuden, die von vom Sozialmanagement der Unternehmensgruppe tatkräftig der Unternehmensgruppe 2017 komplett unterstützt. Die gute Zusammenarbeit hilft auch dabei, die modernisiert wurden. nicht selten – auch witterungsbedingt – knappen Fristen und die eng getakteten Bauarbeiten einzuhalten. Karin Hendriks Leiterin Unternehmensbereich Modernisierung/Großinstandhaltung T. 069. 6069-1349, karin.hendriks@naheimst.de PolisVision 2/ 2018 19
Kreativer Nachwuchs: In Frankfurt-Bornheim arbeiteten die Kinder mit unterschiedlichsten Farben und Motiven. Foto: Joachim Keck S SOZIALMANAGEMENT chon von weitem nicht zu übersehen: Wer sich in Kassel dem Stadtteil „Hasenhecke“ nähert, braucht keine Orientierungstafel. Auf einem Graffiti, riesigen, grellbunt besprayten Eingangsschild prangt zentral der Name des Quartiers. In einem Graffiti- Workshop unter Anleitung von Profi Gerrit Retterath Kleine Feger von der Initiative KolorCubes, Janina Mader vom Sozial- management der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt sowie zwei Sozialarbeitern des Jugendzentrums wurden 15 Kinder und Jugendliche & die Wilde 5 zwischen acht und zwölf Jahren mit Spraydosen aus- gestattet, durften ihre Kreativität voll entfalten und gestalteten das farbenfrohe Schild. „Das Kunstwerk soll dazu beitragen, die Identifikation mit dem Stadtteil zu erhöhen“, so Matthias Umbach, Leiter des zuständigen Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt Servicecenters. investiert in „weiche Faktoren“: Ihr Sozialmanagement sorgt für lebendige Nachbarschaften. Hilfe für Ältere, Unterstützung bei Sprayen für mehr Selbstbewusstsein den Hausaufgaben, sinnvolle Freizeitaktivitäten für Kinder und Auch in der Naxos-Halle in Frankfurt-Bornheim durften Jugendliche erhöhen die Lebensqualität. Zugleich sorgen sie für sich Jungen und Mädchen aus dem Stadtteil Fechenheim im Rahmen eines Streetwork-Programms einen Nachmit- ein stabiles Wohnklima im Quartier. Immer wieder ergänzen neue tag lang ganz legal als Graffiti-Sprayer versuchen. Aus- Initiativen dieses langjährige Engagement. gestattet mit Handschuhen, Mundschutz und Sprühdose brachten sie mit professioneller Hilfe von Spray-Künstler Gündem Gözpinar knallige Schriftzüge an die Wand. „Die Kinder probieren sich aus und stärken gleichzeitig ihr Selbstbewusstsein“, erklärt Petra Falchi vom Sozial- management. 20 PolisVision 2/ 2018
UNTERNEHMEN Ein Bollerwagen für die „Kleinen Feger“ „Viele beschweren sich und fordern, dass etwas getan wird. Diese Familien handeln selbst“, erklärt Michael Büttner, Leiter des Servicecenters Wiesbaden 1 der Nassauischen Heimstätte. Anlass für dieses Lob war die Übergabe eines selbst gebauten Holzbollerwagens an die im Europaviertel aktive Gruppe der „Kleinen Feger“. Drei Mütter gehen alle vier Wochen mit Kindern aus dem Quartier durch die Stra- ßen und sammeln auf, was andere achtlos weggeworfen haben. Die Unternehmensgruppe fördert das Projekt mit Ausrüstung, T-Shirts und Kino-Gutscheinen. Der Effekt für den Stadtteil: Alles ist aufgeräumt und sauber, die Familien wachsen zusammen. Carmen Neumann-Hofmann, Mitarbeiterin im Sozialmanagement: „Die Kinder haben Spaß zusammen, lernen spielerisch Eigenverantwortung für Umwelt- und Naturschutz kennen und identifizieren sich stärker mit ihrem Wohn- und Lebensumfeld.“ Spenden für Obdachlose „Kids Go Social“ heißt ein Projekt, das der Verein Street- angel und die Nassauische Heimstätte ins Leben gerufen Foto: Joachim Keck haben. Zwei Jugendliche aus der Hans-Böckler-Siedlung in Offenbach hatten im Winter spontan einen Wohnungs- In Wiesbaden halten die „Kleinen Feger“ losen mit Decken und Lebensmitteln versorgt. Es sollte das Europaviertel sauber. nicht bei einer einmaligen Aktion bleiben. Unter der Führung von „Straßen-Engel“ Sabi Ushki, ausgestattet mit einem Wagen voll mit heißen Getränken, Keksen und warmer Kleidung, machten sich sieben Mädchen im März erneut auf den Weg. Begleitet wurden sie von Alwyn Saptel und Ilhem Ben Arar vom Sozialmanagement der Unternehmensgruppe und Wolfgang Koberg, Leiter des Servicecenters 1 Frankfurt. Ziel der Gruppe: das Frankfur- Mädchen aus der Offenbacher ter Bahnhofsviertel. Dort verteilten sie das Mitgebrachte Hans-Böckler-Siedlung Foto: Andrea Saalmann an Bedürftige. „Wir müssen unseren sozialen Auftrag auch verteilten in Frankfurt Sach- abseits unserer Kerntätigkeit erfüllen und uns um dieje- spenden an Bedürftige. nigen kümmern, denen es nicht so gut geht“, resümiert Koberg. Schon jetzt steht fest, dass dieses Engagement fortgesetzt wird. Treffen in der „Wilden 5“ Helle Möbel, Graffiti-Kunst an den Wänden, ein neuer Fußboden und ein Sofa zum Klönen – der neue Stadtteil- treff „Wilde 5“ in Frankfurt-Goldstein wirkt ansprechend und gemütlich. Der Name leitet sich von der Adresse „Am Wildpfad 5“ ab. Genau dort hat die Nassauische Heimstät- te in Kooperation mit der Stadt Frankfurt am Main einen Bewohnertreff geschaffen. Der Evangelische Regionalver- band bietet hier zweimal in der Woche einen Eltern-Kind- Treff an, weitere Angebote wie etwa ein Seniorennach- mittag oder eine Hausaufgabenhilfe sollen folgen. „Unser Ziel ist es, neue und im Quartier aktive Nachbarschaften Foto: Andrea Saalmann aufzubauen und das soziale Miteinander zu stärken“, erklärt Tanja Steinke vom Sozialmanagement. Die Unter- nehmensgruppe kommt für die Miete auf, Nebenkosten und Kosten für die Energieversorgung trägt das städtische Programm „Aktive Nachbarschaft“. Eröffneten den neuen Mietertreff (v. l. n. r.): Stefan Müller (Techniker), Sandra Gesper (Leiterin Servicecenter 2), Angela Reisert-Bersch Angela Reisert-Bersch Leiterin Kompetenzcenter Sozialmanagement & Marketing (Leiterin Sozialmanagement), Dr. Constantin Westphal (Geschäftsführer) T 069. 6069-1147, angela.reisert@naheimst.de und Holger Lack (Leiter Regionalcenter Frankfurt). PolisVision 2/ 2018 21
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