Rundum gesund. Leitlinie Gesundheit: Herausforderungen begegnen, Perspektiven schaffen, Lebensqualität fördern - Muenchen.de
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Perspektive München | Konzepte Rundum gesund. Leitlinie Gesundheit: Herausforderungen begegnen, Perspektiven schaffen, Lebensqualität fördern. Perspektive München
Leitlinie Gesundheit | Inhaltsverzeichniss Inhaltsverzeichnis 1. Herausforderungen in der Gesundheitspolitik 6 2. Grundsätze der Münchner Gesundheitspolitik 8 3. Themenfelder der Leitlinie Gesundheit 10 3.1 Gesundheitliche Chancengleichheit 11 3.2 Prävention und Gesundheitsförderung 15 3.3 Gesundheitsförderliche Umwelt 23 3.4 Gesundheitliche Versorgung 29 4. Leitprojekte 34 3
Leitlinie Gesundheit | Vorwort Liebe Münchnerinnen und Münchner, ‚Gesundheit ist nicht alles, aber ohne In der Leitlinie Gesundheit sind Gesundheit ist alles nichts‘ sagt der gesundheitspolitische Strategien und Volksmund und wie so oft hat er Zielvorgaben für die kommenden Recht: Gesundheit ist eine der wich- Jahre festgehalten. Sie ist Bestandteil tigsten Grundlagen für ein zufrieden der Perspektive München, welche stellendes Leben. den langfristigen, integrierten Orien tierungs- bzw. Entwicklungsrahmen Entsprechend groß ist die Aufmerk- für München darstellt und alle wich- samkeit, die dieses Thema in der tigen stadtentwicklungsplanerischen Öffentlichkeit genießt. Die gesund- Bereiche umfasst. heitspolitischen Eckdaten werden weitgehend durch Bund und Länder Im Februar 2009 hat der Stadtrat die vorgegeben. Die Ausgestaltung dieser Leitlinie Gesundheit endgültig ver- Vorgaben ist auf mehrere Schultern abschiedet. Damit hat sich die Stadt verteilt. Eine ganz wesentliche Rolle einen verbindlichen Orientierungs- spielen, von manchen vielleicht rahmen für die langfristige kommu- unbemerkt, die Kommunen. nale Gesundheitspolitik in München gegeben. Gesundheit ist eine Quer- Mit einem eigenen Referat für Ge- schnittsaufgabe – so ist es auch in der sundheit und Umwelt und mit einem Leitlinie Gesundheit verankert. Nun breit gefächerten und vielfältigen ist es die Aufgabe vieler Referate und Angebot wollen wir diesen Anforde- vieler unserer Kooperationspartnerin- rungen gerecht werden. Über unsere nen und -partner, diese Vorgaben in die Mitgliedschaft im Gesunde Städte- Tat umzusetzen; wir werden unseren Netzwerk sichern wir die Vernetzung Beitrag hierzu leisten. mit anderen Kommunen, mit dem Gesundheitsbeirat, mit den Münchner Ihr Gesundheitsakteuren. Der soziodemografische Wandel stellt die Landeshauptstadt München jedoch auch in der Gesundheitspolitik Joachim Lorenz vor neue Herausforderungen. Um hier Referent für Gesundheit und Umwelt adäquat antworten zu können, wurde unter der Federführung meines Hauses gemeinsam mit vielen Fachleuten und mit vielen Bürgerinnen und Bürgern die Leitlinie Gesundheit erarbeitet. Wenn Sie sich für mehr Details zur Leitlinie Gesundheit, für die Leitprojekte oder die Erarbeitung der Leitlinie interessieren, besuchen Sie unsere Internetseite unter www.muenchen.de/leitlinie-gesundheit 5
Leitlinie Gesundheit | 1. Herausforderungen in der Gesundheitspolitik 1. Herausforderungen in der Gesundheitspolitik
Herausforderungen des Strategien und sektoralen Maßnahmen soziodemografischen Wandels begegnet werden kann, sondern dass eine integrierte Stadtentwicklungspla- Gesundheit ist zur treibenden Kraft Alle Prognosen zur demografischen nung notwendig ist. 3 Die Perspektive in der Gesellschaft geworden – Entwicklung in Deutschland stimmen München mit ihren Leitlinien nimmt ökonomisch, politisch und sozial, darin überein, dass es mittel- bis als „Stadtentwicklungsplanung im wie Ilona Kickbusch in ihrem Buch langfristig zu teilweise tiefgreifenden Prozess“ diese Aufgabe wahr. „Die Gesundheitsgesellschaft“ 1 Veränderungen der Bevölkerungs- feststellt. Unter Anderem identi und Alterstruktur kommen wird, die Mit der Leitlinie Gesundheit bringt die fiziert sie dafür folgende Gründe: auch in München – wenngleich in Landeshauptstadt München ihr Verant- abgeschwächter Form im Vergleich wortungsbewusstsein für die Gesund- as öffentliche und persönliche d zu anderen Städten – zum Tragen heit der Bevölkerung zum Ausdruck. Interesse an der Gesundheit hat kommen werden. Einige wesentliche stark zugenommen, für München prognostizierte Entwick- Sie befasst sich mit vier lungen, auf die sich die kommunale Themenfeldern: ie Menschen leben länger und d Gesundheitspolitik einstellen muss, sind länger gesund, Gesundheitliche Chancengleichheit sind 2: as Krankheitsspektrum der d rävention und P Gesellschaft hat sich signifikant Die Alterung der Münchner Bevölke- Gesundheitsförderung hin zu den chronischen, zum rung wird zunächst weniger stark aus- Gesundheitsförderliche Umwelt Teil vermeidbaren Erkrankungen fallen als im Bundesdurchschnitt, aber verschoben. es werden im Jahr 2020 deutlich mehr Gesundheitliche Versorgung Menschen über 74 Jahre in München München schneidet im Vergleich leben als heute. Die Zahl der Kinder Diese vier Themenfelder stehen nicht mit anderen bundesdeutschen und Jugendlichen wird geringfügig auf einer Ebene, da Chancengleichheit Städten in Bezug auf die Gesund- ansteigen. Die Zahl der Einpersonen- sich als Querschnittsthema in den heit der Bevölkerung und die ge- haushalte ist in den letzten Jahrzehn- übrigen drei Themenfeldern konkre- sundheitliche Versorgung gut ab. ten kontinuierlich gestiegen. Neben tisiert. Alle Themen sind miteinander jüngeren Singles sind es vor allem vernetzt und beeinflussen sich gegen- Dies geht auch aus der Gesund- ältere Menschen und hier insbesonde- seitig. Vorangestellt sind Grundsätze heitsberichterstattung für die re Frauen, die allein leben. Die Bezie- der Münchner Gesundheitspolitik, Landeshauptstadt München hungsstrukturen innerhalb der Familien die Leitbilder und Verpflichtungen hervor, nach deren Ergebnissen und zwischen den Generationen der kommunalen Gesundheitspolitik sich die Bevölkerung Münchens werden sich weiter verändern. Der An- aufgreifen und für alle Themenberei- zum großen Teil gesund fühlt und teil der nicht-deutschen Bevölkerung che gemeinsam geltende Grundsätze länger lebt als der Durchschnitt bleibt annähernd gleich; der Anteil der benennen. der Bevölkerung in Bayern und nicht-deutschen Älteren wird jedoch Deutschland. deutlich ansteigen. Darüber hinaus Die Leitlinie Gesundheit soll den werden sich die Zahl und der Anteil fachspezifischen Entwicklungsrah- Trotzdem gibt es in einer Groß- der Bevölkerung mit Migrationshin- men für die Gesundheitspolitik der stadt wie München vielfachen tergrund erhöhen. Die Disparitäten Landeshauptstadt München für einen Handlungsbedarf für das öffent zwischen Arm und Reich werden sich längeren Zeitraum definieren, der liche Gesundheitswesen. voraussichtlich verstärken. die fach- und referatsübergreifenden Handlungsansätze einbezieht. Sie Verantwortung für die Gesundheit übernimmt nicht die Funktion eines der Münchner Bevölkerung detaillierten Fachkonzepts oder Maß- nahmenprogramms. Mit den Leitpro- In den deutschen Kommunen wurde jekten wird aber deutlich gemacht, wie erkannt, dass den Herausforderungen die Strategien und Leitziele beispiel- der Zukunft nicht mit kurzfristigen haft umgesetzt werden können. 1 Kickbusch, I: Die Gesundheitsgesellschaft, Verlag für Gesundheitsförderung, Gamburg 2006 2 us: „Handlungskonzept: Herausforderungen des soziodemografischen Wandels für die Stadtentwicklung“ des Referates für Stadtplanung und Bauordnung, A Beschluss der Vollversammlung des Stadtrates vom 08.10.2008 3 Vgl. Deutscher Städtetag (Hrsg.), Demografischer Wandel, Köln und Berlin 2006 7
Leitlinie Gesundheit | 2. Grundsätze der Münchner Gesundheitspolitik 2. Grundsätze der Münchner Gesundheitspolitik
Die Leitlinie Gesundheit der Landes- Die Landeshauptstadt München Im März 2007 hat die Landeshauptstadt hauptstadt München steht in der schließt sich auch der Einschätzung München die „Aalborg Commitments“ Tradition einer Reihe von Leitlinien und des Europäischen Grünbuchs „Die psy- unterzeichnet und damit ihre Zustim- Zielen zur Gesundheit in den Städten, chische Gesundheit der Bevölkerung mung zur „Aalborg-Charta (Charta der allen voran der Ottawa Charta von 1986. verbessern – Entwicklung einer Strate- Europäischen Städte und Gemeinden München ist seit 1989 als Gründungs- gie für die Förderung der psychischen auf dem Weg zur Zukunftsbeständig- mitglied im Gesunde Städte-Netzwerk Gesundheit in der Europäischen Union“ keit)“ erneuert. In dieser heißt es: „Wir der Bundesrepublik Deutschland an, dass die menschliche, soziale und verpflichten uns, die Gesundheit und vertreten und bekennt sich damit zum wirtschaftliche Dimension der psychi- das Wohlbefinden unserer Bürgerinnen WHO-Prinzip „Gesundheit für alle“. schen Gesundheit einen hohen Stellen- und Bürger zu schützen und zu ver wert in der Öffentlichkeit bekommen bessern“ 5. „Eine gesunde Stadt (nach WHO- und die Förderung der seelischen Definition) verbessert kontinuierlich Gesundheit ein vorrangiges Ziel in In den vom Münchner Stadtrat 2003 die physischen und sozialen Lebens- allen Politikbereichen werden muss. beschlossenen „Münchner Nach bedingungen und fördert die Entfal- haltigkeitszielen“ wird unter Anderem tung gemeinschaftlicher Aktions- und 2005 ist die Landeshauptstadt das Thema Gesundheit aufgegriffen: Unterstützungsformen; beides mit dem München der „Europäischen Charta Gesundheitsförderung beim Nach- Ziel, die Menschen zu wechselseitiger für den Schutz der Menschenrechte haltigkeitsziel zur Lebensqualität und Unterstützung in allen Lebenslagen in der Stadt“ beigetreten, die auch gleichberechtigter Zugang zu den zu befähigen und ihnen damit die das Recht auf Gesundheit und eine Gesundheitsdiensten beim Ziel zur maximale Entfaltung ihrer Anlagen gesunde Umwelt, verbunden mit kon Chancengleichheit. zu ermöglichen.“ kreten Zielvorgaben, enthält. 4 Vor dem Hintergrund dieser Verpflichtungen und Ziele gelten die folgenden Grundsätze für die Münchner Gesundheitspolitik. Diese beziehen sich auf alle vier Themenfelder der Leitlinie: Die Landeshauptstadt München s chützt und fördert die Gesundheit der Münchner eachtet bei allen gesundheitspolitischen Konzepten b Stadtbevölkerung im Zusammenwirken von indivi die Bedeutung von sozialer Lage, kultureller dueller und kommunaler Verantwortung; Herkunft, Aufenthaltsstatus, Lebensphase und Lebenssituation, Minderheitenstatus, Alter, rientiert sich an einem ganzheitlichen Gesundheits- o Geschlecht und sexueller Identität; begriff, der die körperliche, seelische und soziale Dimension einschließt; v erpflichtet sich in ihrer Gesundheitspolitik dem Ziel der Nachhaltigkeit; s ichert einen zukunftsfähigen Öffentlichen Gesund- heitsdienst; ringt die kommunalen Interessen in Gesetzge- b bungsverfahren und die Gesundheit betreffende egreift Gesundheit als eine Querschnittsaufgabe, b Initiativen auf nationaler und europäischer Ebene ein; die eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit der städtischen Referate mit den gesundheitsrelevanten f ördert im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Entwick- Akteuren, Institutionen und Initiativen außerhalb der lung des Gesundheitssektors im Wirtschaftsraum Stadtverwaltung erfordert; 6 München 7. nterstützt die Bevölkerung dabei, ihre Gesundheits- u kompetenzen zu stärken und ein eigenverantwort liches und selbst bestimmtes Leben zu führen; 4 Vgl. Europäische Charta zum Schutz der Menschenrechte in der Stadt 2000, Art. XVII und XVIII 5 Vgl. Aalborg+10 – Inspiring Futures 2004, 7 Kommunale Maßnahmen im Gesundheitsbereich 6 Dieser Aufgabe widmet sich insbesondere der Gesundheitsbeirat der Landeshauptstadt München mit seinen Facharbeitskreisen 7 Dieser Aspekt wird im Masterplan Gesundheitswirtschaft des Referates für Gesundheit und Umwelt behandelt 9
Leitlinie Gesundheit | 3. Themenfelder der Leitlinie Gesundheit 3. Themenfelder der Leitlinie Gesundheit
3.1 Gesundheitliche Chancengleichheit Kernaussage Die Schaffung von Chancengleichheit Armut und soziale Benachteiligung ist zentrales Element einer gesund- machen krank Die Gesundheitspolitik der Landes- heitsförderlichen Gesamtpolitik und ist hauptstadt München orientiert sich am handlungsleitend für alle drei weiteren In der gesundheitswissenschaftlichen WHO-Ziel „Gesundheit für alle“ und Themenfelder der Leitlinie Gesundheit. Diskussion ist heute Konsens, dass leistet einen Beitrag zu mehr gesund- gesundheitliche Ungleichheit in enger heitlicher Chancengleichheit für ihre Begründung Verbindung mit Armut und sozialer Stadtbevölkerung. Ungleichheit steht; dies zeigt sich Die individuellen Bedingungsfaktoren sowohl in den Krankheits- wie in den Gesundheitliche Chancengleichheit von Gesundheit und Krankheit sind Sterblichkeitsraten 11. Ein niedriger meint gleiche Möglichkeiten, gesund in engem Zusammenhang mit der sozio-ökonomischer Status führt zwar zu sein, gesund zu bleiben und gesund sozialen Lage zu sehen, in der sich ein nicht zwangsläufig zu schlechterer zu werden, unabhängig von sozio-öko- Mensch befindet. Die wesentlichen Gesundheit, vielmehr spielen die nomischem Status, kultureller Zuge- Aspekte der sozialen Lage sind Bil- persönlichen und sozialen Ressour- hörigkeit, Minderheitenstatus, Alter, dung, Einkommen, Stellung im Beruf cen der Person, der Familie und des Geschlecht und sexueller Identität. (zusammengefasst als sozio-ökono- sozialen Netzwerkes eine moderieren- mischer Status) sowie Migrations- de Rolle. Die Lebenssituation sozial Die Voraussetzungen zur Erhaltung hintergrund, kulturelle Zugehörigkeit, Benachteiligter 12 zeichnet sich jedoch und Wiedererlangung der Gesundheit Lebensphase und Geschlecht. i.d.R. durch geringere persönliche und werden insbesondere für die Men- soziale Ressourcen wie z.B. niederer schen verbessert, die mit erhöhten Bildungsstand, niederes Einkommen, gesundheitlichen Risiken leben. defizitäres Wohnumfeld und höhere gesundheitliche Belastungen (u.a. am Arbeitsplatz) aus. Leitlinien ie Landeshauptstadt München ermöglicht allen Menschen, die in München wohnen, den Zugang zu einer D umfassenden und adäquaten gesundheitlichen Prävention und Versorgung, unabhängig von ihrem sozialen Status, ihren finanziellen Möglichkeiten sowie unabhängig von kultureller Zugehörigkeit, Minderheitenstatus, Alter, Geschlecht und sexueller Identität. 8 ie Landeshauptstadt München richtet ihre Angebote zur kommunalen Gesundheitsförderung und Prävention D vor allem auf die Menschen aus, die von gesundheitlicher und sozialer Benachteiligung betroffen sind; diese werden gezielt unterstützt und in ihren Ressourcen für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil gestärkt. 9 ie Landeshauptstadt München ergreift Maßnahmen vor allem dort, wo sich soziale und umweltbedingte D Benachteiligungen und Risiken häufen, um die Belastungen der Bevölkerung zu verringern und damit ihre gesundheitlichen Chancen zu verbessern. 10 ie Landeshauptstadt München wird der Vielfalt der Bedürfnisse und Bedarfe im Gesundheitsbereich gerecht, D indem die Grundsätze der allgemeinen Gleichstellung, insbesondere die Strategien des Gender Mainstreaming sowie der interkulturellen Orientierung und Öffnung in den Strukturen und Angeboten umgesetzt werden. 8 Vgl. Themenfeld Prävention und Gesundheitsförderung sowie Versorgung 9 Vgl. Themenfeld Prävention und Gesundheitsförderung 10 Vgl. Themenfeld Gesundheitsförderliche Umwelt 11 Vgl. u.A. Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, Lebenslagen in Deutschland, zweiter Armutsbericht 2005; Geene R. et al. 2001 (Hrsg.): Armut macht krank, Berlin 2001; Mielck A.: Soziale Ungleichheit und Gesundheit, Bern, Göttingen 2000; Referat für Gesundheit und Umwelt (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, Armut und Gesundheit in München, Gesundheitsberichterstattung für die Landeshauptstadt München 2006 12 Indikatoren für soziale Benachteiligung sind u.a. niedriges Einkommen, niedriger beruflicher Status, niedrige Schulbildung und schwierige Lebenslagen der Betroffenen. 11
Die individuellen Bewältigungsstrate- gien gehen zudem häufig mit riskan- terem Gesundheitsverhalten und geringerer Inanspruchnahme präven- tiver Leistungen einher. Gleichzeitig sind die präventiven Leistungen nicht ausreichend auf sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen, ihre Möglich- keiten und ihr Inanspruchnahmever- halten ausgerichtet. Der Zugang zum gesundheitlichen Versorgungssystem ist häufig zu hochschwellig und zu kos- tenintensiv, Wege und Hilfsangebote sind zu wenig bekannt. Besonders von Armut betroffen sind in München alte Menschen (hierbei ein zunehmender Anteil mit Migrations- hintergrund), Alleinerziehende sowie Kinder und Jugendliche, deren Eltern über kein ausreichendes Einkommen verfügen. 13 Arbeitslosigkeit ist eine Hauptursache von Armut. Die damit verbundenen psychosozialen Belastun- gen verstärken das Gesundheitsrisiko zusätzlich. Dies betrifft vor Allem Lang- Vereinen. Insofern kann eine wirksame Unter den Ursachen für Arbeitsunfä- zeitarbeitslose, besonders junge und Gesundheitsförderung bei Kindern und higkeit und verminderte Erwerbsfä- ältere Männer. Eine weitere Zielgruppe Jugendlichen zur Kompensation sozia- higkeit ist der Anteil der psychischen sind Jugendliche ohne Schulabschluss ler Benachteiligung beitragen. Erkrankungen in den letzten Jahren und berufliche Perspektive. kontinuierlich angestiegen.(Depressio- Krankheit und Behinderung nen gehören hierbei zu den häufigsten Bundesweit zeigt sich, dass sozial führen zu sozialer Benachteiligung Einzeldiagnosen). Schwere psychische bedingte ungleiche Gesundheitschan- und Armut Erkrankungen oder Suchtkrankheiten cen bereits im Kindesalter festzu- gehen häufig mit einer Kumulation stellen sind. Ob bei Fehlernährung, Der Wirkungszusammenhang - soziale existenzieller Nöte, wie z.B. Arbeits- Übergewicht, Bewegungsmangel, Benachteiligung und Armut führen zu losigkeit, sozialer Ausgrenzung und Suchtmittelmissbrauch oder psycho- Krankheit - greift auch in umgekehrter Stigmatisierung einher bis hin zu dro- somatischen Auffälligkeiten, sämtliche Richtung: Krankheit kann zu Erwerbs- hender Obdachlosigkeit und Verelen- Risikofaktoren und gesundheitlichen losigkeit, Armut und zur Verringerung dung. Der Bedarf an gesundheitlichen Beeinträchtigungen treten bei Kindern der Teilhabemöglichkeiten in der Ge- Leistungen und psychosozialer Un- und Jugendlichen aus sozial benach- sellschaft führen. Besonders gefährdet terstützung ist bei dieser Zielgruppe – teiligten Familien überproportional sind chronisch Kranke und behinderte auch aufgrund von Folgeerkrankungen häufig auf. Die einzige Ausnahme Menschen, die häufig von sozialer – besonders hoch und erstreckt sich bilden Allergien, bei denen der soziale Isolation bedroht sind. Sie sind in ihren zusätzlich auf Unterstützungsangebote Gradient umgekehrt ist. 14 Auch hier Entwicklungs- und Bildungschancen für Angehörige und Personen aus dem gilt: Wie Kinder und Jugendliche eine sowie im Erwerbsleben deutlich ein- engen Freundeskreis. benachteiligte Lebenslage verarbeiten geschränkt und dauerhaft auf gesund- und welche gesundheitlichen Aus- heitliche Leistungen angewiesen. Sie wirkungen diese hat, hängt u.a. von sind zudem durch die zurückliegenden dem Rückhalt und der Unterstützung Sozialreformen (Leistungsausgren- ab, die sie erfahren, zum Beispiel in zungen und Zuzahlungen) besonders der Familie, im Freundeskreis, in der belastet worden. Kindertagesstätte, Schule oder in 13 Vgl. Landeshauptstadt München, Sozialreferat (Hrsg.) Münchner Armutsbericht 2007, München, 2008 14 Vgl. Robert Koch Institut (Hrsg.): Armut bei Kindern und Jugendlichen, Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 4, 2005: Bundesgesundheitsblatt, Band 50, Heft 5/6, Ergebnisse der Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KIGGS). 2007 12
Leitlinie Gesundheit | 3. Themenfelder der Leitlinie Gesundheit Interkulturelle Unterschiede von Sprachschwierigkeiten, Informati- Vorsorgeleistungen im Kindes- und onsdefiziten und ausländerrechtlichen Erwachsenenalter und verhindern da- Ein Migrationshintergrund, als wei- Rahmenbedingungen). Flüchtlinge sind mit eine mögliche Früherkennung von terer Aspekt der sozialen Lage, zusätzlich durch die traumatischen gesundheitlichen Störungen. 15 bedeutet nicht per se ein höheres Vorerfahrungen und eingeschränk- gesundheitliches Risiko. Migranten ten Zugang zum Gesundheitswesen Strategien der interkulturellen Orien- und Migrantinnen bilden eine sehr belastet. tierung und Öffnung von Diensten und heterogene Gruppe von Menschen, Einrichtungen des Gesundheitswe- die z.B. als Asylbewerber, Arbeitsmi- Angehörige verschiedener Ethnien und sens 16 sowie gezielte Angebote der grant/innen oder als dritte Generation Kulturen haben häufig unterschiedliche Gesundheitsförderung für Migrantin- mit deutschem Pass bei uns leben. Erklärungsmuster und Bewältigungs- nen und Migranten zielen darauf ab, Es muss vor allem dann von einem strategien für Gesundheit und Krank- die strukturelle Benachteiligung dieser hohen Risiko-Potential ausgegangen heit, zudem ist ihnen das deutsche Bevölkerungsgruppen zu überwinden. werden, wenn ein niedriger sozio-öko- Gesundheitswesen oft fremd oder nomischer Status mit den besonderen unverständlich. Die hierin begründeten Belastungen von Migrantinnen/Mig- Zugangsbarrieren führen u.a. zu einer ranten zusammen trifft (z.B. infolge geringeren Inanspruchnahme von 15 Vgl. Zeeb H., Epidemiologische Studien in der Migrationsforschung, Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz, Heft 9, 2006; Referat für Gesundheit und Umwelt (Hrsg.) Gesundheit von Migrantinnen und Migranten in München, Gesundheitsberichterstattung für die Landeshauptstadt München, 2005 16 Vgl. Landeshauptstadt München, Sozialreferat (Hrsg.): Interkulturelles Integrationskonzept, München 2008 13
Unterschiede zwischen Frauen (z.B. häufiger gefährliche Arbeitsplät- Die überkommenen Geschlechtsrol- und Männern ze bei den Männern, häusliche Ge- lenmuster prägen bislang auch die walt für Frauen) sowie geschlechts Kommunikation zwischen dem traditi- Die unterschiedlichen Chancen von spezifische Verhaltensmuster (z.B. onellen Gesundheitssystem und den Frauen und Männern, ihre gesund- geringere Inanspruchnahme von Vor Patientinnen/Patienten und erschwe- heitlichen Potenziale optimal zu sorgeuntersuchungen durch Männer) ren damit eine adäquate Gesund- entfalten, müssen differenziert zum Tragen. heitsförderung und -versorgung. Die betrachtet werden. Frauen und Berücksichtigung der Ergebnisse der Männer unterscheiden sich in ihrer Der Abbau der gesundheitlichen Gender- und Frauengesundheitsfor- Lebenserwartung, ihrem Krankheits- Ungleichheit zwischen den Ge- schung liegt im Interesse von Frauen und Sterblichkeitsgeschehen sowie schlechtern erfordert einen neuen und Männern und ist eine wichtige ihrem Gesundheits- und Krankheits- gesellschaftlichen Konsens: Die Voraussetzung zur Überwindung der verhalten 17. Neben genetischen und Alleinzuständigkeit von Frauen für geschlechtsbezogenen gesundheitli- biologischen Faktoren kommen hier die Bedürfnisse der Familie ist zu chen Ungleichheit. soziale und ökonomische Ungleich- überwinden und neue Modelle der heiten (z.B. erhöhtes Armutsrisiko Männlichkeit unter Einschluss von von Frauen, v.a. allein Erziehenden), Fürsorge für sich selbst und andere unterschiedliche Gesundheitsrisiken sind zu entwickeln. Fazit Nur durch eine enge Verzahnung der Bereiche Gesundheit, Bildung und Soziales können die Voraussetzungen für gleiche Gesundheits- und Teilhabechancen geschaffen werden. In den vorgenannten Gruppen muss nicht automatisch Gesundheitsförderung durchzuführen. Diese können ein Interventionsbedarf vorhanden sein. Bei einer nur dann erfolgversprechend sein, wenn sie an der Kumulation der Belastungsfaktoren ergibt sich jedoch Lebenswelt und den Möglichkeiten der Betroffenen ein gesteigerter Bedarf an gezielten gesundheits ansetzen, niederschwellig (aufsuchend, möglichst förderlichen Maßnahmen. kostenlos, ggf. muttersprachlich) angeboten werden sowie kulturelle und geschlechtsbezogene Aspekte Es ist eine genuine Aufgabe des Öffentlichen Ge- integrieren. sundheitsdienstes, diesen Bedarf im Interesse der ge- sundheitlich und sozial Benachteiligten aufzugreifen, Die Strategien des Gender Mainstreaming sowie der Zugangsbarrieren zum gesundheitlichen Versorgungs- interkulturellen Orientierung und Öffnung sind dauer- system abzubauen und – sofern keine geeigneten hafte Bestandteile des Qualitätssicherungsprozesses Angebote vorhanden sind – eigene Maßnahmen zur und der Personal- und Organisationsentwicklung der Landeshauptstadt München. 17 gl. Trojan A./Legewie H.: Nachhaltige Gesundheit und Entwicklung, Leitbilder, Politik und Praxis der Gestaltung gesundheitsförderlicher Umwelt- V und Lebensbedingungen, Frankfurt 2001, Gesundheitsbeirat der Landeshauptstadt München (Hrsg.): „G’sund samma!?“ Männergesundheit in München, Dokumentation der Gesundheitskonferenz, München 2005, Robert Koch Institut (Hrsg.): Gesundheit von Frauen und Männern im mittleren Lebensalter, 2006 14
Leitlinie Gesundheit | 3. Themenfelder der Leitlinie Gesundheit 3.2 Prävention und Gesundheitsförderung Kernaussage Begründung Gesundheitsförderung für alle Die Landeshauptstadt München räumt Prävention und Gesundheitsförderung In den Ländergesetzen zur Öffentli- der Prävention und Gesundheitsförde- sind zwei sich ergänzende Strate chen Gesundheit wurde Gesundheits- rung einen hohen Stellenwert ein. gien. 18 Prävention hat das Ziel, durch förderung als wichtige Aufgabe des gezielte Maßnahmen Krankheiten zu öffentlichen Gesundheitsdienstes fest- Zivilisationskrankheiten, zivilisations- verhüten bzw. das Auftreten gesund- gelegt. Die Umsetzung dieser Aufgabe bedingte Gesundheitsrisiken sowie heitlicher Schädigungen zu verzögern; erfordert sowohl strukturelle als auch psychische Störungen bereits im dazu zählen auch die Maßnahmen des zielgruppenbezogene Angebote. Kindesalter verdeutlichen die Dringlich- Gesundheitsschutzes. Gesundheitsför- keit einer frühzeitigen Prävention und derung zielt einerseits auf die Beein- Neben Maßnahmen im Bereich Gesundheitsförderung. flussung der individuellen Ressourcen Wohnen, Verkehr, Grünflächen usw. und Kompetenzen zur Verbesserung (vgl. Themenfeld „Gesundheitsförder Investitionen in Gesundheitsförderung der Gesundheit ab, andererseits auf liche Umwelt“) unterstützt die Landes- und Prävention sind nicht nur ein Kos- die Mitgestaltung der ökonomischen, hauptstadt München Anstrengungen tenfaktor, sondern können auch eine sozialen, ökologischen und kulturellen zur Verbesserung der gesundheitlichen Minderung von krankheitsbedingten Verhältnisse, um gesundes Leben zu Situation am Arbeitsplatz für alle Ausgaben bewirken. ermöglichen. Erwerbstätigen. Wichtige Grundprinzipien in der Ge- In der Gesundheitsförderung kommt Die Stadtverwaltung München legt als sundheitsförderung sind Partizipation, der Beteiligung der Betroffenen bei Arbeitgeberin besonderen Wert auf Empowerment und Lebensweltorien- der Planung und Durchführung von die ihr zukommende Verantwortung tierung. Projekten und Maßnahmen ein hoher hinsichtlich gesundheitsförderlicher Stellenwert zu (Partizipation). Geeigne- Arbeitsverhältnisse für ihre Mitarbei- Die kommunalen Aktivitäten zielen te Maßnahmen und Strategien sollen terinnen und Mitarbeiter. Dafür hat sowohl auf die Förderung von gesun- die Betroffenen in die Lage versetzen, die Stadt München im Personal- und den Lebensweisen wie auch auf die ihre Interessen selbstverantwortlich Organisationsreferat ein Betriebliches Verbesserung gesundheitsrelevanter und selbstbestimmt zu vertreten (Em- Gesundheitsmanagement eingerich- Lebensbedingungen. powerment). Die jeweiligen Lebens-, tet, dessen Ziel es ist, dauerhaft und Arbeits-, Wohn- und Umweltbedingun- flächendeckend gesunde Organisa- gen werden dabei mit berücksichtigt tionsformen und Arbeitsprozesse zu und gestaltet (Lebensweltorientierung, schaffen. Ergänzend wird das gesund- Setting-Ansatz). heitsförderliche Verhalten der Beschäf- tigten unterstützt. Beide Ansätze, verhältnis- und verhaltensbezogene Prävention und Gesundheitsförderung, Leitlinien sind entscheidende Erfolgsfaktoren einer nachhaltigen Personalpolitik, die ie Landeshauptstadt München gestaltet in ihrem Verantwortungs- D letztlich auch der Bevölkerung zugute bereich die Lebensbedingungen so, dass eine gesundheitsförderliche kommt. Lebensweise der Stadtbevölkerung erleichtert und unterstützt wird. ie Landeshauptstadt München unterstützt Maßnahmen und D Angebote, die zum Ziel haben, die Gesundheitskompetenzen der Stadt- bevölkerung zu stärken und diese zu verantwortlichem gesundheitsförderlichen Verhalten zu befähigen. ie Landeshauptstadt München setzt in der Prävention und Gesund D heitsförderung einen besonderen Schwerpunkt bei Kindern und Jugend lichen, die von Armut und sozialer Benachteiligung betroffen sind. ie Landeshauptstadt München baut präventive Angebote für ältere D und alte Menschen aus. 18 Zur Definition vgl. BZgA Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.), Leitbegriffe der Gesundheitsförderung, 6. Auflage 2006 15
Darüber hinaus sieht die Landes- Mütter-, Stadtteil- sowie Alten- und Gesundheit zugänglich machen hauptstadt München eine Aufgabe Service-Zentren zur Verfügung gestellt. darin, Netzwerke zu initiieren oder zu Eine wichtige Herausforderung für Der Gesundheitszustand von Men- fördern, um gemeinsam mit anderen die Landeshauptstadt München ist schen hängt auch davon ab, inwie- Akteuren Verbesserungen der Arbeits- es, bestimmte Zielgruppen besser zu weit es ihnen möglich ist, die für sie bedingungen zu erreichen. Gezielter erreichen, zum Beispiel Frauen mit gesundheitsrelevanten Angebote in Aufmerksamkeit bedarf die Situation Migrationshintergrund, Jugendliche Anspruch nehmen zu können. Infor- von Beschäftigten im Niedriglohnsek- oder alte Menschen. mation ist dafür die erste Vorausset- tor (z.B. auch der Menschen, die ohne zung. Das Referat für Gesundheit gültige Papiere in München leben), Einen Schwerpunkt setzt die Landes- und Umwelt der Landeshauptstadt deren Arbeitsplätze häufig besonders hauptstadt München bei gesunder München informiert auf Internetseiten, gesundheitsgefährdend sind. Ernährung. Durch die Zusammenarbeit in Broschüren und Veranstaltungen vieler Akteurinnen und Akteure in der über wichtige Gesundheitsthemen und Die Landeshauptstadt München bietet Stadtverwaltung, der Gastronomie -aktionen für alle Bevölkerungsgruppen selbst und in Kooperation mit freien und dem Ernährungshandel im Projekt und baut diese Informationsangebote Trägern und Initiativen ein breites Biostadt München wird das Angebot kontinuierlich aus. Spektrum an Informationen und an gesunder und biologischer Ernäh- Beratungen, Sport- und Bewegungs- rung für alle Bürgerinnen und Bürger programmen, Gesundheitschecks erweitert. Bis zum Jahr 2010 sollen im u.a.m. an, die allen Menschen in Kindergarten- und Schulbereich 50 % München offen stehen. Wo möglich der Ernährungsangebote auf Bio um- werden diese wohnortnah in Schulen, gestellt sein. (Vgl. Leitprojekt Nr. 2). 16
Leitlinie Gesundheit | 3. Themenfelder der Leitlinie Gesundheit Es gibt jedoch Bevölkerungsgruppen, Weitere Strategien zur Verringerung 1999 wurde das Bund-Länder-Pro die mit Printmedien oder Internet nicht von Zugangsbarrieren sind stadtteil- gramm „Stadt- und Ortsteile mit erreicht werden. Um diese ansprechen bzw. sozialraumbezogene Ansätze, die besonderem Entwicklungsbedarf – die zu können, sind verschiedene Heran- an der Lebenswelt der Bevölkerung soziale Stadt“ gestartet. Der sozial- gehensweisen erforderlich. Ein Weg und insbesondere an ihrer Bereitschaft raumbezogene Ansatz versucht, der führt über Schlüsselpersonen in Verei- anknüpfen, selbst in ihrem direk- zunehmenden sozialen und räumlichen nen und Organisationen, ein anderer ten Umfeld tätig zu werden. Erfolg Spaltung in den Städten entgegen zu über aufsuchende Angebote wie z.B. versprechend sind gesundheitsförder- wirken. In den Programmgebieten präventive Hausbesuche. Zusätzlich liche Angebote an Orten des Alltags leben überdurchschnittlich viele sozio- können einzelne Vertreterinnen und wie Kindertagesstätten, Schulen, ökonomisch benachteiligte und damit Vertreter einer Zielgruppe zu wichtigen Mütterzentren und in speziellen arme Haushalte. Die Landeshauptstadt Multiplikatorinnen und Multiplikatoren niedrigschwelligen Einrichtungen wie München unterstützt dort gezielt die fortgebildet werden. Beispiele hierfür der städtischen Gesundheitsbera- stadtteilorientierte Gesundheitsförde- sind der „peer to peer“-Ansatz, bei tungsstelle Hasenbergl im Verbund mit rung im Sinne des Setting-Ansatzes, dem Jugendliche von Jugendlichen Netzwerkbildung. Unterstützt werden um die gesundheitlichen Risiken der beraten werden oder das Projekt MiMi diese Ansätze auch durch die Arbeit Bevölkerung in diesen Gebieten zu (Mit MigrantInnen für MigrantInnen), von Selbsthilfegruppen, in denen sich senken und bessere Möglichkeiten bei dem interkulturelle Gesundheits- Rat Suchende gegenseitig Hilfe an- dafür zu schaffen, dass die Menschen mediatorinnen und -mediatoren bieten und in schwierigen Situationen in ihrem Wohnbereich gesund leben muttersprachliche Informationsver- begleiten. und gesund alt werden können (siehe anstaltungen zu Gesundheitsthemen Leitprojekt Nr. 3). durchführen. 17
Gesundheitsfördernde Maßnahmen können dann nachhaltig verankert werden, wenn die Menschen diese in ihrem alltäglichen Leben aufgreifen. In diesem Prozess des Lernens sind immer wieder Anstöße und Unter- stützung notwendig. Hier bietet sich der Weg über Multiplikatorinnen und Multiplikatoren: Durch die gezielte Schulung von Fachkräften können die Inhalte der Gesundheitsförderung in die Lebenswelten der Zielgrup- pen (z.B. Kindertagesstätte, Schule, Nachbarschaft) transportiert und Kooperationspartnerinnen und -partner gewonnen werden. Zum Beispiel werden im Bereich der frühzeitigen Suchtprävention pädagogische Fach- kräfte wie Erzieher/innen, Sozialpä dagogen/innen, Psychologen/innen oder Lehrer/innen zu verschiedenen Themen der Suchtprävention, Er nährung, Medienkompetenz oder Bewegung weitergebildet. Um auch Migrantinnen und Migranten Aktuelle Studien belegen die Zunah- Kinder- und Jugendhilfe. Eine enge Gesundheitsförderung und Prävention me gesundheitsschädigender Ver- Kooperation zwischen Öffentlichem zugänglich zu machen, werden – wo haltensweisen und gesundheitlicher Gesundheitsdienst und Kindertages- nötig – zusätzlich muttersprachliche Beeinträchtigungen im Kindes- und stätten sowie Schulen als zentralen Angebote gemacht. Jugendalter. Hervorzuheben sind hier Orten, an denen Kinder und Jugendli- vor allem ungesunde Ernährung und che wie auch deren Eltern erreicht und Präventions- und Gesundheitsförde- Übergewicht, Mangel an Bewegung angesprochen werden, ist von grund rungsmaßnahmen müssen künftig und Defizite in der körperlichen Leis- legender Bedeutung für die Wirksam- auch stärker auf die Bedürfnisse der tungsfähigkeit, Asthma und Allergien, keit aller Maßnahmen. Ebenso wichtig Menschen ausgerichtet werden, die hoher Medienkonsum, Suchtgefähr- ist die gelungene Vernetzung mit den aufgrund eingeschränkter kognitiver dung, Verhaltensstörungen und psy- nicht-städtischen Akteuren, freien Fähigkeiten, psychischer Verfassung chische Auffälligkeiten. 19 Zunehmend Trägern und Initiativen. oder Behinderung nicht oder nur erkannt werden auch die negativen schwer in der Lage sind, Kontakt- Auswirkungen von häuslicher Gewalt Im Sinne einer Stärkung der Gesund- schwellen bzw. Zugangsbarrieren zu auf die Gesundheitschancen der mit heitsressourcen am Lebensanfang ist überwinden. betroffenen Kinder. es wichtig, den Müttern und Vätern bereits ab der Schwangerschaft und Gesund aufwachsen Kommunale Gesundheitsförderung hat in der Phase rund um die Geburt un- daher zum Ziel, die gesunde körperli- terstützende Angebote zugänglich zu Gesundheitsrelevante Verhaltens- che, seelische und soziale Entwicklung machen. Diese reichen von Schwan- weisen bilden sich bereits im frühen von frühester Kindheit an zu fördern gerenvorsorge, Hebammenhilfe, Lebensalter ebenso wie viele Risiko- und die hierfür erforderlichen Rahmen- gesundheitlicher und psychosozialer faktoren für schwerwiegende Erkran- bedingungen zu schaffen. 20 Dieser Beratung bis zu Früher Förderung im kungen im Erwachsenenalter. Auftrag erfordert ein Zusammenwirken Kleinkindalter. Auf diesem Fundament aller städtischen Referate und stellt bauen spätere Angebote für Kinder sich insbesondere dem Gesundheits- und Jugendliche aller Altersstufen auf. und Bildungsbereich 21 sowie der 19 Vgl. Bundesgesundheitsblatt, Band 50, Heft 5/6, Ergebnisse der Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KIGGS). 2007 20 Vgl. Landeshauptstadt München, Sozialreferat (Hrsg.): Leitlinie Kinder- und Familienpolitik, Kap. 3.6 21 gl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen sowie Staatsinstitut für Frühpädagogik: Der Bayerische Bildungs- und V Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zu Einschulung, 2. Auflage, Weinheim, Basel 2005 18
Wichtige Themen der Gesundheitsför- Gesundheitsförderung stärkt die per- Der Öffentliche Gesundheitsdienst derung bei Kindern und Jugendlichen, sonalen Ressourcen (z.B. körperliche fokussiert und erweitert seine fach- die in den Projekten und Angeboten Fitness), die sozialen Kompetenzen übergreifend vernetzten Arbeitsan- der Landeshauptstadt München sowie (z.B. Konfliktfähigkeit) der Kinder und sätze vor allem im Hinblick auf sozial der freien Träger und Initiativen Jugendlichen und dient damit der benachteiligte Kinder und Jugendliche, aufgegriffen werden, sind z.B.: gesunden körperlichen und seelischen die, insbesondere wenn sie von Armut Gesunde Ernährung, Bewegung und Entwicklung. Angesichts der Zunahme betroffen sind, in der Regel mit höhe- Entspannung, Sexualität, Gewalt- und psychischer Auffälligkeiten bereits ren gesundheitlichen Risiken leben Suchtprävention. Anknüpfend an den im Kindesalter muss darüber hinaus und gleichzeitig von den gängigen Vor- Alltag, den Lebensstil und die Ressour- die gezielte Prävention psychischer sorgeangeboten nicht so gut erreicht cen der jeweiligen kulturellen Herkunft Störungen im Kindes- und Jugendalter werden. der Mädchen und Jungen bzw. jungen verbessert werden: Frauen und Männer, werden diese Unter den Angeboten des Öffentlichen ermutigt, sich mit den verschiedenen Ressourcen für die psychische Ge- Gesundheitsdienstes sind in diesem Aspekten des Gesundheitsverhaltens sundheit der Kinder und Jugendlichen Zusammenhang besonders die Haus- interaktiv auseinander zu setzen, um müssen gestärkt, Entwicklungskrisen besuche durch die Kinderkranken- ihnen letztlich die Entscheidung für und -störungen wahrgenommen und schwestern bei Familien mit Säuglin- einen verantwortlichen, gesundheits- aufgefangen, manifeste psychische gen und Kleinkindern hervorzuheben. förderlichen Lebensstil zu erleichtern Störungen möglichst früh erkannt und Dieses niederschwellige aufsuchende (vgl. z.B. sexualpädagogische Ange richtig behandelt werden. Gefordert Beratungsangebot kommt gezielt bote der Schwangerenberatungsstel- sind u.a. zielgruppenspezifische Infor- gefährdeten oder benachteiligten len und Jugendeinrichtungen, das mation und Aufklärung, niederschwel- Kindern aus Familien mit und ohne Grundschulprojekt Klasse 2000, das lige Beratung, mehr Transparenz und Migrationshintergrund zu Gute. Die Kooperationsprojekt „Fit & Gut nicht zuletzt auch Qualifizierung der Untersuchungen aller Kinder einer drauf“). Ein zentraler Baustein bei pädagogischen Fachkräfte, die im Um- Jahrgangsstufe anlässlich der Einschu- vielen Maßnahmen und Projekten ist gang mit den psychischen Problemen lung leisten einen Beitrag zum Abbau die Bewegungsförderung, die z.B. der Kinder und Jugendlichen oftmals gesundheitlicher Risiken insbesondere beim „Bewegungskindergarten“ und überfordert sind. Wichtig ist in diesem bei den Kindern, deren Eltern die kin- der „Bewegten Schule“ im Mittel- Zusammenhang die Verbesserung derärztlichen Vorsorgeuntersuchungen punkt steht und für alle Altersstufen der Kooperation und Vernetzung der unzureichend wahrnehmen. Auch für noch weiter ausgebaut werden soll. zuständigen Kosten- und Leistungs- die Zahngesundheit der Kinder sind träger. Zusammenhänge mit sozialen Fakto- ren und niedrigem Bildungsstand der
Leitlinie Gesundheit | 3. Themenfelder der Leitlinie Gesundheit Eltern belegt. Bei der zahnärztlichen Besonders gefährdet sind Kinder, die frühzeitig entgegengesteuert werden Betreuung in Kindertagesstätten, Gewalt in der Familie erleben sowie kann. Alle Akteurinnen und Akteure Grund- und Förderschulen werden Kinder von suchtkranken oder psy- rund um Schwangerschaft und Geburt, daher insbesondere Einrichtungen mit chisch kranken Eltern. Diese Kinder Kind und Familie werden dabei einbe- überdurchschnittlicher Kariesprävalenz bedürfen eines besonderen Schutzes zogen. Einrichtungen der Gesundheits- berücksichtigt. und tragender Netzwerke, die die versorgung, Kinderkrankenschwestern verbindliche Kooperation aller tan- des Referats für Gesundheit und In den schulärztlichen Sprechstunden gierten sozialen und medizinischen Umwelt, Sozialbürgerhäuser und Freie werden Kinder und Jugendliche mit Dienste und Einrichtungen erfordert. Träger arbeiten dabei verzahnt zusam- gesundheitlichen Problemen und Die Landeshauptstadt München hat men (vgl. Leitprojekt Nr. 1). Schulfehlzeiten durch die verbes- in Kooperation mit freien Anbietern serte Kooperation mit Schule und der Gesundheits- und Jugendhilfe ein Jugendamt vermehrt erreicht und die differenziertes Kooperationsnetzwerk Möglichkeiten zur Prävention werden für Kinder und ihre suchtkranken verstärkt genutzt. Haupt- und Förder- Eltern entwickelt (www.muenchen. schüler/innen haben einen besonderen de/hilfenetzwerk). Eine Kooperations- Bedarf. Um diese zu erreichen sind vereinbarung im Bereich der Familien niederschwellige Angebote vor Ort mit psychisch kranken Eltern wird erforderlich. Schulärztinnen müssen in erarbeitet. den Schulen regelmäßig präsent sein und eng mit der Schule (Lehrerschaft, Darüber hinaus hat die Landeshaupt- Schulsozialarbeit, Schulpsychologi- stadt München referatsübergreifend scher Dienst), Eltern, niedergelasse- ein speziell auf die Münchner Verhält- nen Ärzten/innen sowie Therapeuten/ nisse zugeschnittenes soziales Früh- innen zusammenarbeiten. Dieser inter- warnsystem – das Münchner Modell disziplinäre Ansatz wird als kommuna- der Früherkennung und Frühen Hilfen les Kooperationsprojekt mit dem ÄKBV für psycho-sozial hoch belastete Fami- (Ärztlicher Kreis- und Bezirksverband lien – entwickelt, das stufenweise im- München) umgesetzt (vgl. Leitprojekt plementiert wird. Ziel ist, alle Familien Nr. 4) mit Kindern bis 3 Jahren mit Risiken für Vernachlässigung und Misshand- lung zu erkennen und zu unterstützen, damit krisenhaften Entwicklungen
Gesund alt werden Bedingt durch die zunehmende Lebenserwartung steigt die Zahl der älteren Menschen. In München wird es im Jahr 2020 im Vergleich zu 2006 ca. 6 % (rd. 15.000 Personen) mehr Menschen im Alter von 65 Jahren und darüber geben. Der Zuwachs von ca. 27 % bei den Hochbetagten mit 80 und mehr Jahren (von rd. 58.000 auf rd. 74.000) findet vor allem bei den Männern statt. In dieser Altersgruppe wird der Anteil der Frauen 2020 aber immer noch ca. 60 % ausmachen. Besonders stark ist der Anstieg bei der Zahl hochbetagter Männer ohne deut- sche Staatsangehörigkeit, wenn auch von einer niedrigen Basiszahl ausge- hend (von ca. 1.000 im Jahr 2006 auf ca. 4.300 im Jahr 2020). Die Zahl der nichtdeutschen hochbetagten Frauen wird sich den Schätzungen zufolge verdoppeln, von ca. 1.300 auf ca. 2.700 Personen. Zu berücksichti- für ältere und alte Menschen mit und zu machen. Hier stehen nicht nur gen ist auch die steigende Zahl von äl- ohne Migrationshintergrund weiterent- Bewegungs- und Ernährungsangebote teren Menschen mit Behinderungen 22. wickelt und ausgebaut werden. im Fokus, sondern auch präventive medizinische Maßnahmen, wie z.B. Durch die Veränderungen der Familien- Bestehende Strukturen und Einrichtun- Zahnprophylaxe und fachärztliche strukturen (Kleinfamilien, Kinderlosig- gen vor Ort wie z.B. die dreißig Alten- Vorsorgeuntersuchungen. keit) leben immer mehr ältere Men- und Service-Zentren in München, die schen allein, so dass die Gefahr einer Bildungsträger, die Sportvereine und In den Bereichen Wohnen und Wohn- zunehmenden Vereinsamung besteht. andere Einrichtungen der öffentlichen umfeld ist der Ausbau von Sicher- Die Isolation wird verstärkt durch die und freien Träger können dabei für den heitsmaßnahmen für ältere und alte zunehmende Verarmung, insbeson- weiteren Aus- oder auch Umbau von Menschen notwendig. Hier stehen dere von älteren Frauen, die meist Angeboten genutzt werden. Apothe- die Bauträger und –gesellschaften nur eine kleine Rente haben oder ken spielen als wohnortnah positio- mit ihren technischen Berufsgruppen Grundsicherungsleistungen beziehen. nierte Einrichtungen ebenfalls eine sowie die öffentliche Verwaltung in In dieser Situation ist die Teilnahme an wichtige Funktion besonders für alte, der Pflicht, barrierefreies Bauen und Präventionsangeboten erschwert. isolierte Menschen. Wohnen als Standard zu entwickeln. Die Landeshauptstadt München hat Studien belegen die positiven Auswir- Zusätzlich zu den oben beschriebenen bereits viel für behinderte und alte kungen sozialer Vernetzung für Men- Angeboten mit „Kommstruktur“ ist Menschen im Verkehrsbereich umge- schen aller Altersstufen: 23 Das Wohl- eine aufsuchende gesundheitsfördern- setzt (z.B. Niederflurbusse, Aufzüge ergehen eines jeden Menschen wird de und präventive Unterstützung im in den U-Bahnen). Der demografische durch die Einbindung in gute nachbar- häuslichen Lebensumfeld erforderlich, Wandel bringt in dieser Hinsicht schaftliche Netzwerke und Teilhabe an um vorhandene Ressourcen der alten zusätzliche Anforderungen mit sich. gesundheitsförderlichen Maßnahmen Menschen möglichst lange zu erhalten Um die Mobilität alter Menschen zu gesteigert. Angesichts der bereits (z.B. präventive Hausbesuche). erhalten und deren Isolation zu ver- bestehenden Isolation vieler alten hindern, müssen Verkehrswege und Menschen in München und angesichts Für Menschen, die in Einrichtungen, -infrastruktur noch mehr als bisher auf der demografischen Entwicklung wie Alten- und Pflegeheimen oder sie ausgerichtet werden. müssen wohnortnahe Gesundheits- in Behinderteneinrichtungen leben, förderungs- und Präventionsangebote sind präventive Angebote zugänglich 22 Quelle: Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München, Planungsprognose 2007 (Basis 31.12.2006) 23 Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich (Hrsg.), Konzept für Prävention und Gesundheitsförderung im Kanton Zürich, 2004 22
Leitlinie Gesundheit | 3. Themenfelder der Leitlinie Gesundheit 3.3 Gesundheitsförderliche Umwelt Kernaussage planung, Wohnumfeld, Ausbau von Begründung Rad- und Fußgängerverkehr, Barriere- „Jeder Mensch hat Anspruch auf eine freiheit im öffentlichen Raum, Energie Die Art und Weise, wie wir unsere Umwelt, die ein höchstmögliches und Klimaschutz, Hygienemaßnah- Umwelt gestalten, ist für die Ge- Maß an Gesundheit und Wohlergehen men und Anderes mehr. Damit ist die sundheit der Bevölkerung von maß- ermöglicht.“ 24 Gestaltung gesundheitsförderlicher geblicher Bedeutung. Erst in den Umweltbedingungen eine sektoren- letzten Jahren werden die vielfältigen Die Landeshauptstadt München han- übergreifende Herausforderung. Zusammenhänge von Umwelt und delt entsprechend dieser politischen Gesundheit in Politik und Wissen- Willenserklärung und schafft in ihrem Dies zeigt sich auch in den starken schaft wahrgenommen und gewinnen Verantwortungsbereich Rahmenbe- Überschneidungen dieses Themenfel- auf internationaler, nationaler sowie dingungen, um die Belastung der des mit der Leitlinie Ökologie in den kommunaler Ebene immer mehr an Münchner Bevölkerung durch Einflüs- Zielaussagen zu den Ressourcen Luft, Gewicht. se aus der Umwelt zu reduzieren und Lärm, Wasser 25. Die Verbesserung der nachhaltig für eine gesundheitsförder Luftqualität, Lärmminderung und Klima Gesundes Lebensumfeld liche Umwelt in der Stadt zu sorgen. sind auch Anliegen im Verkehrsent- wicklungsplan (VEP), einem Leitprojekt Der Begriff „Lebensumfeld“ umfasst Dies beinhaltet so unterschiedliche der Perspektive München 26. in diesem Kontext sowohl „objektive“ Bereiche wie Luftreinhaltung, Lärm- Größen (Luft, Lärm, Strahlen, Grünflä- minderung, Grün- und Freizeitflächen- chenanteil usw.) als auch „subjektive“ (Sicherheitsgefühl, Risikoeinschätzung, Wahrnehmung der Umgebung usw.) sowie Interaktionen zwischen beiden. Leitlinien ie gesamte Stadtentwicklungsplanung der Landeshauptstadt München verpflichtet sich dem Ziel der D Schaffung und Erhaltung eines möglichst gesundheitserhaltenden und -förderlichen Wohn- und Arbeitsum feldes für ihre Bevölkerung. Die demografische Entwicklung sowie die unterschiedliche Nutzung durch einzelne Zielgruppen sind dabei besonders zu berücksichtigen. ie Landeshauptstadt München unterstützt die Eigeninitiative und Beteiligung der Bewohnerinnen und D Bewohner bei der gesundheitsförderlichen Gestaltung ihrer Wohnumgebung durch Förderprogramme bzw. Maßnahmen. Sie bezuschusst Initiativen, Einrichtungen und Projekte und kooperiert mit ihnen. ie Landeshauptstadt München stärkt eigenverantwortliches Handeln ihrer Bewohnerinnen und Bewohner im D Hinblick auf den Umgang mit Umweltbelastungen und -gefahren durch geeignete Maßnahmen der Information und Risikokommunikation. 27 ie Landeshauptstadt München konzentriert ihre Maßnahmen vor allem dort, wo sich Umweltbelastungen für D die Bevölkerung häufen und mit Gesundheitsrisiken einhergehen. 28 ie Landeshauptstadt München schöpft den Gestaltungsspielraum der kommunalen Selbstverwaltung bei D gesetzlichen Vorgaben in Überprüfungs- und Genehmigungsverfahren optimal zum Zweck der Verringerung von Umweltbelastungen aus. ie Landeshauptstadt München verpflichtet sich, der Münchner Bevölkerung auch weiterhin sauberes D Trinkwasser von höchster Qualität zur Verfügung zu stellen 25. 24 „Europäische Charta Umwelt und Gesundheit“, 1989 in Frankfurt von den Umwelt- und Gesundheitsministerinnen und -ministern verabschiedet 25 Vgl. „Perspektive München – Leitlinie Ökologie“, Beschluss der Vollversammlung des Stadtrates der Landeshauptstadt München vom 21.03.2001; das Kapitel Klimawandel und Klimaschutz wird 2009 überarbeitet und aktualisiert. 26 Beschluss der Vollversammlung des Stadtrates der Landeshauptstadt München vom 15.03.2006 27 Vgl. Themenfeld Prävention und Gesundheitsförderung 28 Vgl. Themenfeld Chancengleichheit 23
Sie können auch lesen