Österreichische Arbeitskräfte im Ausland - Wifo

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ft 10 Heft 10                                                                                                                         389
  6 41 9 6 4.

                                         österreichische Arbeitskräfte im Ausland
                                                      Ein Teil der österreichischen   Arbeitskräfte sucht vorübergehend   Beschäf-
                                                tigung im Ausland oder wandert für immer aus Die folgende Studie             unter-
                                                sucht vor allem Ausmaß,         Entwicklung    und Gründe der Abwanderung        in
                                                andere europäische Länder und ihren Zusammenhang            mit dem     Konjunktur-
                                                verlauf

                 Einzel • oder Gruppenwanderungen gab es in                 zu finden. Die besser e Entlohnung im Gastland
            allen historischen Perioden, unselbständige Arbeits-            allein fördert zwar auch die Mobilität Die Arbeits-
            kräfte suchen erst seit dem zweiten Drittel des                 kräfte werden aber erst dann bereit sein ins Aus-
            19, Jahrhunderts in größerer Zahl Arbeit in frem-               land zu gehen, wenn ein der Abwanderung günstiges
            den eur opäischen Länder n und außer halb Eur opas. In          psychologisches Klima entsteht und die oben darge-
            den ersten Phasen dieser Wanderungen, deren Ziel                legte Behinderung der Mobilität überwinden hilft.
            vorerst meist Länder in Übersee waren, emigrierten              In der Vergangenheit trugen günstige Erzählungen
            vorwiegend Unselbständige aus der Landwirtschaft,               und Nachrichten einzelner Auswanderer dazu bei,
            die in ihrem Beruf bleiben wollten, später wurde                die in der engeren sozialen Gruppe weitergegeben
            meist industrielle Arbeit angestrebt ). Kriege und
                                                         1
                                                                            wurden („Werbeketten"), gegenwärtig ist die syste-
            Absperrungen der Arbeitsmärkte unterbrachen und                 matische Anwerbung der Gastländer entscheidend,
            begrenzten die Wanderungen In jüngster Zeit aber                die dem Wanderarbeitnehmer nicht nur eine bessere
            verstärkten sie sich wieder, obwohl die Mobilität               Marktübersicht bietet, sondern viele Schwierigkeiten
            des europäischen Arbeitnehmers aus mehreren                     der Umsiedlung beseitigt oder vermindert..
            Gründen gering ist ) Familiäre Bindungen, enge
                                     2

                                                                                 Für die heutigen europäischen Verhältnisse las-
            Beziehungen innerhalb der sonstigen sozialen Grup-              sen sich grundsätzlich dreierlei Wanderungen
            pen (Gemeinde, Kollegenschaft) sowie Eigentum an                unterscheiden:
            Haus und Grund vermindern die Beweglichkeit der
            Arbeitskräfte Ferner wird die Wanderungsneigung                      1 Wanderungen zwischen Ländern ohne struk-
            auch durch sprachliche und kulturelle Unterschiede,             turelle Arbeitslosigkeit, mit annähernd gleichem
            Wohnungsmangel und die Gewöhnung an die bis-                    Industrialisierungsgrad und annähernd gleichem
            herige Arbeit eingedämmt )      3                               Lohnniveau;
                                                                                 2. Wanderungen zwischen Ländern ohne struk-
                 Die Hauptantriebe für Arbeitskräftewanderun-               turelle Arbeitslosigkeit mit annähernd gleichem
            gen wechseln im Zeitablauf. Ökonomische und poli-               Industrialisierungsgrad und Lohnunterschieden;
            tische Motive sind dafür maßgebend und treten
                                                                                 3. Wanderungen zwischen Ländern, von denen
            häufig gemeinsam auf Gegenwärtig kommt— wenn
                                                                            eines an struktureller (oder versteckter) Arbeits-
            man politische Einflüsse ausschaltet — der stärkste
                                                                            losigkeit leidet, wenig industrialisiert ist und ein
            Antrieb zur internationalen Wanderung von der
                                                                            niedriges Lohnniveau hat
            strukturellen Arbeitslosigkeit oder — subjektiv —
            von der Erwartung, für absehbare Zeit keine                          Das Zusammentreffen von struktureller Ar-
            dauernde oder angemessen entlohnte Beschäftigung                beitslosigkeit und geringer Industrialisierung mit
                                                                            hohem Lohnniveau kann als Ausnahme .außer Be-
                                                                            tracht bleiben.
                  '} H Jerome,   Migration and Business Cycles, New York,        Die Wanderungen der österreichischen Arbeits-
            1926, S 83.                                                     kräfte waren von der zweiten Hälfte des vorigen
                 2
                  ) D. E. Christian, Resistance to International Worker     Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg teils der
            Mobility, A Barrier to European Unity, Industrial and Labour
                                                                            zweiten, teils der dritten Kategorie zuzurechnen, je
            Relations Review, Vol 8, Nr. 3, April 1955, S. 279.
                                                                            nachdem, ob die Auswanderer aus nichtindustriali-
                 3
                  ) Hindernisse für die Beweglichkeit der Arbeitskräfte
            und soziale Probleme der Anpassung Europäische Gemein-          sierten landwirtschaftlichen Gebieten oder aus in-
            schaft für Kohle und Stahl, 1957, S 39ff.                       dustriellen Zentren stammten Nach dem Ersten
Weltkrieg ist Österreich vorwiegend und nach dem                                                               in europäischen Ländern beschäftigt. Bis 1963 ist
Zweiten Weltkrieg ausschließlich als Prototyp der                                                              diese Zahl auf etwa 93.000 gestiegen, gleichzeitig
zweiten Kategorie zu betrachten, in der die Lohn-                                                              dürfte die Beschäftigung in Übersee von etwa 45.000
unterschiede ausschlaggebend für die Wanderung                                                                 auf 27 000 zurückgegangen sein, da in den letzten
sind, Ziel der österreichischen Auswanderer waren                                                              Jahren viel weniger Österreicher zuströmten, als
vor dem Zweiten Weltkrieg und im ersten Jahr-                                                                  ansässige eingebürgert wurden (Rückwanderungen
zehnt nach dem Krieg vor allem außereuropäische                                                                dürften eine geringere Rolle gespielt haben) Die
Länder Seit 1956 jedoch sinkt die Abwanderung                                                                  Gesamtzahl der im Ausland unselbständig beschäf-
nach Übersee ständig und hat heute praktisch kaum                                                              tigten Österreicher hat sich seit 1955 kaum ver-
mehr Bedeutung )                  1
                                                                                                               ändert Mit jeweils 120 000 erreichte sie 1955 6%
    Über die insgesamt in Übersee beschäftigten                                                                der damals in Österreich Beschäftigten, 1963 aber
Österreicher gibt es keine umfassenden Daten )                                                  2              nur noch 5%.

    Auswanderung                        aus Österreich                 nach           Übersee )                Österreicher in der Bundesrepublik Deutschland
                                                                                                     1

                             Zahl der                                                        Zahl der
      Jahr                 Auswanderer                                 Jahr                Auswanderer              Das höhere Lohnniveau, die Nachbarschaft so-
     1921     .                 5 176                                1954                       2 973          wie die gleiche Sprache machen die Bundesrepublik
     1922                     10 579                                 1955 ..                    5 065
     1923                     15..497                                1956                       5.478
                                                                                                               Deutschland zum wichtigsten Zielland für öster-
     1924                      2 650                                 1957                       2 247          reichische Auswanderer Bereits vor dem Ersten
     1925                       4 627                                                           1 524
     1926                       3 895
                                                                     1958
                                                                     1959                       2..084
                                                                                                               Weltkrieg arbeiteten dort zahlreiche Österreicher
     1927                       5 339                                1960                       2..085         Da aber alle Angehörigen der Monarchie als Öster-
     1928
     1929
                                4 589
                                4 850
                                                                     1961
                                                                     1962
                                                                                                1049
                                                                                                    544
                                                                                                               reicher ausgewiesen wurden, läßt sich die Zahl der
     1930 .                     4181                                 1963                           754        Arbeitskräfte aus dem Gebiet des heutigen Öster-
     1931 .
     1932 .
                                2.585
                               2 129
                                                                                                               reich nicht feststellen 1924 wurden im damaligen
     1933                       1404                                                                           Deutschen Reich 4 800 österreichische Arbeitskräfte
     1934 .                     2172
                                                                                                               gezählt Die Zahl stieg bis 1928 auf 8.700. Die näch-
     1935 .       . .           2.246
     1936                       1.683                                                                          sten Angaben liegen erst ab 1954 für die Bundes-
     1937                       1550
                                                                                                               republik Deutschland vor Im Sommer 1954 wurden
     Q : Statistisches H a n d b u c h für d i e Republik Österreich. — ' ) Bis 1937 „ A u s w a n d e r e r
insgesamt"; ab 1 9 5 4 . a u s w a n d e r n d e österreichische Staatsbürger" nach Ubersee.                   15.200 österreichische Arbeitnehmer gezählt Ihr
                                                                                                               Stand stieg von Jahr zu Jahr (außer 1957) und er-
     Für Europa gibt es keine Globaldaten der jähr-                                                            reichte im Sommer 1963 51.000 Männer und Frauen
lichen Abwanderung von Österreichern (nur einige                                                               werden erst seit 1959 getrennt ausgewiesen Der
Staaten führen Statistiken über die jährliche Zu-                                                              Anteil der Frauen betlägt seither bemerkenswert
wanderung, wie die Bundesrepublik Deutschland,                                                                 konstant knapp 35°/o.
Italien und die Niederlande) Die Länder, welche
die meisten Österreicher aufnehmen — die Bundes-
                                                                                                               österreichische                  Arbeitskräfte  in der                             Bundesrepublik
republik Deutschland und die Schweiz —, weisen
                                                                                                                                                   Deutschland )                1

aber die Zahl der Beschäftigten genau und detailliert
                                                                                                                                              Zuwanderung        Stand )             Veränderung gegen Vorjahr
aus Grob geschätzt waren 1955 75 000 Österreicher
                                                                                                                                                                            5

                                                                                                                       Jahr                            i n 1.000                      i n 1 000

                                                                                                                      1955                          29               17 4               +   22               + 14 6
                                                                                                                      1956 .                        52               20 1               +   27               + 15 4
                                                                                                                      1957                          62               18 9              —. 1 2                — 6 1
      *) Bis 1937 wurde der größte Teil der Auswanderer                                                               1958                          80               19 8               +   09               +    49
nach Übersee vom Wanderungsamt erfaßt Darin waren zwar                                                                1959                        10 6               23 3               +   35               + 17 6
auch Auswanderer nach Europa enthalten, doch fielen sie da-                                                           1960                        174                321                +   89               +38 2

mals nicht ins Gewicht. Ab 1954 veröffentlicht das ICM                                                                1961                        191                4 3 3=)            + 111                + 34 6
                                                                                                                      1962                        16 3               466                +   33               +    77
{Intergovernmental Commitee for European Migration) Daten
                                                                                                                      1963                        16 6*)             510                +    44              +    94
über die Wanderung nach Übersee, die jedoch nicht als voll-
                                                                                                                       Q : D i e E n t w i c k l u n g der Erwerbstätigkeit i n den Mitgliedstaaten, E W G , M ä r z 1961, —
ständig angesehen werden können. Überdies werden nur Ge-                                                       Erwerbstätigkeit Sozialstatistik, Statistisches A m t der E u r o p ä i s c h e n Gemeinschaften und
                                                                                                               Hauptergebnisse der A r b e i t s - u n d Sozialstatistik. — *) O h n e B e r l i n ; ab 1959 einschließ-
samtzahlen ausgewiesen, die neben den Arbeitskräften auch                                                      l i c h des Saarlandes. — ) Stichtag 31. Juli, a b 1 9 6 1 : 30. Juni — >) Schätzung —
Seit 1962 werden die Fremdarbeiter auch am                                                             chen Richtung, wenngleich mit verschiedener
31 Jänner gezählt An diesem Stichtag (1962:                                                            Intensität Einige Abweichungen der Wanderungs-
43 500, 1963: 48.800) wurden jeweils nur um 3.100                                                      raten von den anderen Reihen lassen sich teilweise
und 2 200 weniger Österreichische Arbeitskräfte                                                        damit erklären, daß nur Jahresweite vorliegen und
festgestellt als im Sommer Die im Verhältnis zur                                                       geringe Vorsprünge oder Veizögerungen gegen die
Bestandsveränderung (Nettozunahme) hohe jähr-                                                          anderen Reihen sich in Trendveränderungen aus-
Brutto-Zuwanderung ) weist auf eine starke Fluk-
                                          1
                                                                                                       wirken müssen 1956 sanken die Zuwachsraten des
tuationunter den Beschäftigten hin Etwa ein Viertel                                                    Rrutto-Nationalproduktes, der Beschäftigung und
der österreichischen Arbeitnehmer in der Bundes-                                                       des Stellenangebots, als die Zahl der Fremdarbeiter
republik Deutschland dürfte relativ kurzfristig, aber                                                  noch etwas stieg. 1958 nahm die Zahl der beschäf-
länger als eine Saison, vorwiegend zur Ausbildung                                                      tigten Österreicher wieder zu, wogegen die Zu-
beschäftigt sein                                                                                       wachsrate des Nationalproduktes und der Gesamt-
     Die Wanderungen von Österreichern in die                                                          beschäftigung noch fiel und das Stellenangebot stag-
Bundesrepublik Deutschland gehören in die zweite                                                       nierte. 1963 sank die Zahl dei offenen Stellen und
dei diei festgestellten Kategorien Es handelt sich                                                     die Zuwachsrate des Brutto-Nationalpioduktes, die
um Staaten ohne nennenswerte strukturelle Arbeits-                                                     Zuwachsraten der Gesamtbeschäftigung und der
losigkeit mit annähernd gleichem Industrialisie-                                                       Beschäftigung von Österreichern hingegen stiegen
rungsgrad und unterschiedlichen Löhnen Es war                                                          Die Abweichungen fallen stets in Peuoden der
daher von vornherein anzunehmen, daß die Arbeits-                                                      Trendumkehr. Überdies sind die meisten in Deutsch-
losigkeit in Österreich die Abwanderung nicht be-                                                      land beschäftigten Österreicher hoch qualifizierte
einflußt Es zeigt sich tatsächlich zwischen den Ver-                                                   Arbeitskräfte.. Die Unternehmer sind daher be-
änderungen der Arbeitslosigkeit und den Schwan-                                                        strebt, sie im Abschwung möglichst lange zu halten
kungen der Abwanderung kein Zusammenhang                                                               und sie schon am Beginn des Aufschwunges anzu-
Die Arbeitslosigkeit ist (außer 1958) von 1955 bis                                                     werben.
1961 zurückgegangen und verharrt seither — abge-
sehen von Saisonschwankungen — auf diesem                                                              Die Zusammensetzung dei österreichischen
Niveau Die Abwanderung nach Deutschland hin-                                                           Arbeitskräfte in der Bundesrepublik Deutschland
gegen hat sich trotz dem zunehmenden Arbeitskräfte-
                                                                                                            Der Großteil der österreichischen Arbeitskräfte
bedarf der heimischen Wirtschaft verstärkt
                                                                                                       in Deutschland konzentriert sich auf einige Zweige
                                                                                                       1963 entfielen auf die Eisen- und Metallerzeugung
Bestimmung*gründe    der Schwankungen   von Wan-                                                       und -Verarbeitung 26 4%, auf das verarbeitende
    derungen in die Bundesrepublik   Deutschland                                                       Gewerbe 22 6%, das Baugewerbe 13 0%, die
                                          Bundesrepublik Deutschland                                   Dienstleistungen 12 9 % , sowie Handel, Geld- und
                                                                              Beschäftigte
                       Brutto-National- Beschäftigung       Stellenangebot   österreichische           Versicherungswesen 1 1 6 % Gegen 1960, das erste
                           produkt                                           Arbeitskräfte
       Jahr              (nominell) ) 1
                                            i m Jahresdurchschnitt )    2
                                                                             im Sommer )        2
                                                                                                       Jahr mit vergleichbarer Statistik, haben sich diese
                                      Veränderung g e g e n das Vorjahr in %

      1955                  + 14 2              + 5 4              + 45 5             + 14 6
                                                                                                       Anteile nicht sehr vei ändert Bemerkenswert ist nur
      1956                  + 102               + 3 6              +   9"4            + 154            der Rückgang der Dienstleistungen (16 5% auf
      1957                  +    88             +2 6              —    05             — 6
      1958                  +    70             + 10              — 0 5               +   49
                                                                                            1
                                                                                                       12'9%), des Bergbaues (5'2% auf 3 3%) und die
      1959                  +    84             + 17               + 291              + 17 6           Zunahme des Handels, Geld- und Versicherungs-
      1960
      1961
                            + 11 5
                            +    99
                                                + 2 9
                                                + 19
                                                                   + 59 9
                                                                   + 18 1
                                                                                      + 38 2
                                                                                      + 34 6
                                                                                                       wesens (9 5 % auf 116%) Verglichen mit der
      1962                   H- 8 7')           + 07               +   24             +   77           österreichischen Beschäftigtenstruktui ist der Anteil
      1963                  +   6 2';           + 1 1             — 2 6 )             +   94
                                                                                                       der Eisen- und Metallerzeugung und -Verarbeitung
                                                                             s

      Q : Wirtschaft und Statistik — D i e E n t w i c k l u n g der Erwerbstätigkeit in den M i t -
glied Staaten, E W G , März 1961 — Erwerbstätigkeit, Sozial Statistik, Statistisches A m t der         weit höhei (26 4 % gegen 15 8%), der Anteil des
Europäischen Gemeinschaften und Hauptergebnisse der Arbeits- und Sozialstatistik. —
') V o n 1955 b i s 1959 o h n e Saarland und o h n e Berlin, ab 1960 einschließlich Saarland und      öffentlichen Dienstes und des Veikehrs aber viel
Berlin. — ) Einschließlich Saarland jedoch o h n e Berlin. — ) O h n e Berlin; ab 1959 ein-
             s                                                     s

schließlich Saarland — *) Vorläufige Zahlen — ) Schätzung
                                                     6
                                                                                                       kleiner (5 5 % gegen 1 3 4 % und 1 9 % gegen 67%).
                                                                                                       Die Abweichungen in den anderen Wirtschafts-
     Zwischen den Veianderungsraten des Brutto-                                                        zweigen gehen nicht über zwei Prozentpunkte hin-
Nationalproduktes. der Beschäftigten und des Stel-                                                     aus Übei die Qualifikation der österreichischen Ar-
lenangebotes und jenen der österreichischen Ar-                                                        beitskräfte in der Bundesrepublik Deutschland wer-
beitskräfte in der Bundesrepublik Deutschland be-                                                      den keine laufenden Statistiken geführt Bis 1959
steht jedoch ein verhältnismäßig enger Zusammen-                                                       wurden die ausländischen Arbeitskräfte nach Be-
hang Alle vier Kurven schwanken meist in der glei-                                                     rufsgruppen erfaßt Danach betrug 1956 der Anteil
                                                                                                       der österreichischen Techniker und Ingenieure an
         *) Die Einbürgerungen dürften keine große Rolle spielen
392                                                                                                                                                                                                                             Heft
                                                                                                           .                                                                                                            —19 6
  der Z a h l der österreichischen Beschäftigten in                                                       E i n T e i l der Österreicher entfällt auf G r e n z -
  D e u t s c h l a n d 7 6 % (1 500) gegen einen A n t e i l von                                   u n d Saisonarbeiter Dafür liegen ab 1956 D a t e n vor
  3 l°/o dieser B e r u f s g r u p p e a n der G e s a m t z a h l der                             D a m a l s w u r d e n 4 200 Saisonarbeiter (12 4 % der
  a u s l ä n d i s c h e n Arbeitskräfte. 1959 war er auf 10 9°/o                                  Gesamtzahl) u n d 2 800 G r e n z g ä n g e r (8 4 % ) ge-
  (2.500) gegen 3 4 % gestiegen I n Österreich w u r d e n                                          zählt 1963 sank d i e Z a h l der Saisonarbeiter auf
  1961 .57 800 Techniker gezählt, d a s sind n u r 2 4 %                                            2 900 (10 4 % ) , d i e der G r e n z g ä n g e r stieg auf 3 700
  aller U n s e l b s t ä n d i g e n Es bestehen keine A n z e i c h e n                           (134%),
  dafür, d a ß der Anteil dieser B e i u f s g r u p p e in der
  B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d seit 1959 z u r ü c k g e g a n -                          österreichische              Arbeitskräfte   in der Schimeiz
  gen ist Im Z u s a m m e n h a n g mit d e m h o h e n A n t e i l von                                                                  nach     Kategorien
  Ö s t e r r e i c h e r n i n der E i s e n - u n d M e t a l l e r z e u g u n g                 Jahr                               Österreichische                                davon
                                                                                                                                        \rheitskraftc            Saison-           Nichtsaison-              Grenz-
  sowie -Verarbeitung u n d d e m v e r a r b e i t e n d e n G e -                                                                       insgesamt              arbeiter            arbeitcr                gänger

  w e r b e l ä ß t sich v e r m u t e n , d a ß d i e Qualifikation der                                                                                             Stand ii II A u g u s t
                                                                                                    1955                                     35 441
  Österreicher in der B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d                             1956                                     33 915                4 207                 26 863                2S45

  sehr hoch ist                                                                                     1957                                      33 737               3 417                 27 103                3 217
                                                                                                    1958                                     32713                 3 0?1                 25 902                3 120
                                                                                                    1959                                     30 382                3 1SS                 2 4 010               3 184
                                                                                                    1960                                     31 604                3 102                 2 4 664               3 838
  Österreicher in der Schweiz                                                                       1961                                     30 152                2 49ß                 2 3 642               4 014
                                                                                                    1962                                     29 001                2 543                 22 751                3 707
           D a s zweitwichtigste Z i e l l a n d für österrei-                                      1963                                     27 679                2 890                 2 1 259               3 730

  chische Arbeitskräfte ist d i e Schweiz Dafür sind                                                       Q- D i e VolksairtschaCi B e m

  ebenfalls die gleiche S p r a c h e sowie die N a c h b a r -
                                                                                                            D a s V e r h ä l t n i s Österreichs zur Schwerz in bezug
  schaft ausschlaggebend D i e G e s a m t z a h l der öster-
                                                                                                    auf d i e A b w a n d e r u n g entspricht j e n e m zur B u n d e s -
  reichischen G a s t a r b e i t e r i n der Schweiz h a t t e im
                                                                                                    republik D e u t s c h l a n d A u c h in die Schweiz w a n d e r n
  Gegensatz zu D e u t s c h l a n d in d e n letzten J a h r e n
                                                                                                    die Österreicher nicht w e g e n Arbeitslosigkeit im
  sinkende T e n d e n z I m Februar 1950 gab es 11 800
                                                                                                    I n l a n d , s o n d e r n w e g e n d e r h ö h e r e n L ö h n e i n der
  österreichische A r b e i t s k r ä f t e in der Schweiz I h r e
                                                                                                    Schweiz So w i e für D e u t s c h l a n d w e r d e n der Z u -
  Z a h l n a h m bis 19.57 auf 31.100 zu. Seither fiel sie
                                                                                                    w a n d e r u n g v o n Ö s t e r r e i c h e r n Vergleichsreihen der
  bis auf 26 300 im F e b r u a r 1963 u n d w a r 1964 nui
                                                                                                    Schweizer W i r t s c h a f t gegenübergestellt D a s B r u t t o -
  geringfügig höher (26 600) Der rückläufige T i e n d
                                                                                                    N a t i o n a l p r o d u k t wird in der Schweiz erst a b 1954
  e r k l ä r t sich ausschließlich aus der sinkenden Z a h l
                                                                                                    b e r e c h n e t E i n e S t i c h t a g z ä h l u n g d e r Beschäftigten
  der weiblichen Beschäftigten Sie stieg v o n 9 700 im
                                                                                                    aller unter d a s Fabriksgesetz fallenden Betriebe
  F e b r u a r 1950 (82 2 % des Gesamtstandes) bis 1955
                                                                                                    reicht weiter zurück D i e R i c h t u n g der S c h w a n k u n -
  auf 21.300, d a n a c h g i n g sie stetig bis 1964 auf
                                                                                                    gen dieser R e i h e n stimmt nicht so g u t überein wie
  12 100 zurück (45 5 % ) , weil weniger Österreicherin-
                                                                                                    in D e u t s c h l a n d D i e T r e n d s der Beschäftigung u n d
  nen i m H o t e l - u n d G a s t g e w e r b e sowie i m H a u s h a l t
                                                                                                    Z u w a n d e r u n g s r a t e n sind 1956, 1959 u n d 1963 ge-
  tätig w a r e n D e r T r e n d der m ä n n l i c h e n Beschäftig-
                                                                                                    genläufig V o n d e n S c h w a n k u n g e n d e r V e r ä n d e r u n g
  ten h i n g e g e n weist n a c h oben. 1950 w u r d e n 2 200
                                                                                                    des B r u t t o - N a t i o n a l p r o d u k t e s weicht die Z u w a n d e -
  gezählt, 1964 bereits 14 400
                                                                                                    r u n g s r a t e a u ß e r d e m noch 1 9 5 / ab — in Ü b e r e i n -
                                                                                                    s t i m m u n g mit der Industrrebeschäftigung.
           Österreichische               Arbeitskräfte             in der     Schweiz
  7,c\x                   Männer        Frauen     Österreicher    Männer   Frauen   Österreicher
                                                                                                    Bestimmungsgründe     der Schwankungen                                                         von            Wan-
                                                    insgesamt                        insgesamt
                                                       in 1 000 Personen                                          derungen in die Schweiz
                                       Februar                              August

                                                                     —        —
                                                                                         -—
  1950                        22             9 7       11 8                                                                                 Brutto -National -           Beschäftigte in       Beschäftigte
                                                                                                                                                produkt                 der Industrie i m     österreichische
  1951                        26         13 1          15 7          —        —                     Jahr                                      (nominell)                  September )     1
                                                                                                                                                                                             Arbeitskräfte im
  1952                        5 1        17 3          22 4                              —                                                                                                       Februar

                                                                              -          —
  1953                        6 4        18 2          21 7                                                                                              Vera n derung g e g e n d a s Vorjahr in %
  1954                        8 2        20 7          28 9                   —
                                                                                          -
                                                                       -                                                                            +    69                     -r4 2                        + 6 S
                                                                                                    1955
  1955                        96         21 3          30 9          12 8    22 6        35 4       1956                                            +   7'0                     + 4 5                        —1 7
  1956                      10 3         20 1          30 4          12 8    21 1        33 9       1957                                            +    50                     + 5 3                        +2 4
  1957                       11 3        19 8          31 1          13 2    20 5        33 7       1958                                            +    37                     —3 6                         —03
  195S                       11 4        19 6          31 0          12 9    19 8        32 7       1959                                            +    48                     + 0 1                        —7 8
  1959                       10 8        17 8          28 6          12 3    18 0        30 4       1960                                            + ff 9                      + 6 8                        —0 2
  1960                       31 5        17 1          28 6          13 S    17 ß        31 6       !961                                            4-12 9                      -s-7 5                       + 1 9
  1961                       12 5        16 7          29 2          13 7    16 5        30 2       1962                                            + 11 6                      + 4 7                        —5 3
  1962                      13 0         14 6         27 6           14 4    14 6        29 0       1963                                            +   7 V)                                                 —47
                                                                                                                                                                                + 1 4
  1963                       13 3        12 5          26 3          15 3    12 6        27 9
                                                                                                           Q:OECD     S t a t i s t i c s o f N a t i o n a l A c c o u n t (1950 bis 1961) Paris 1964 und    D i e Volks-
  1964                       144         12 1          26 6
                                                                                                    wirtschaft ', Bern    — ') V o m Fabriksgesetz erfaßte .\rbeitcr u n d Angestellte                        —    s
                                                                                                                                                                                                                       ) Vor-
          Q : D i e Volkswirtschaft   Bern                                                          läufige Zahl
f

    I

ft 10 Heft 10                                                                                                                                                                                                   393
 6 41 9 6 4.

                    D i e A b w e i c h u n g e n e r k l ä r e n sich zum T e i l                           S t a n d im Sommer etwas höher liegt I t a l i e n gibt
            ebenfalls aus zeitlichen V e r z ö g e r u n g e n W e i t e r s                                 nur die j ä h r l i c h e n Z u w a n d e r u n g e n a n , die im
            w i r k e n sich in der Schweiz Saisoneinflüsse stärker                                          m e h r j ä h r i g e n D u r c h s c h n i t t 100 (1963: 300) be-
            aus Ü b e r d i e s fällt ins G e w i c h t , d a ß die einzelnen                                trugen
            B e r u f s g r u p p e n infolge der unterschiedlichen K o n -                                           I n den a n d e r e n europäischen L ä n d e r n dürften
            junktur a b h ä n g i g k e i t verschieden schwanken                                            österreichische Arberter keine b e d e u t e n d e Rolle
                                                                                                             spielen, d a sie in d e n Statistiken nicht g e s o n d e i t
            österreichische   Arbeitskräfte                               in der Schweiz             nach    ausgewiesen w e i d e n u n d die geringe G r ö ß e dei
                         den wichtigsten                                 Berufsgruppen                       Restposten d a r a u f schließen läßt, daß der Anteil
                           Beruf sgruppe                     1952          1957       1964     1952=100
                                                                                                             der Österreicher a n d e n F r e m d a r b e i t e r n minimal
                                                                     Stund i m Februar       1957    1964    ist N u r in G r o ß b r i t a n n i e n d ü r f t e n in n e n n e n s w e r -
            A l l e Berufsgruppen insgesamt                 22 380       31 097     26.566   HS 9
                davon
                                                                                                             t e m U m f a n g Österreicher, vor allem im H a u s h a l t ,
                 Landwirtschaft Gärtnerei                    i 541        1 337        278    36 8           tätig sein, worüber aber keine aktuellen D a t e n vor-
                 N a h r u n g s - u n d Genufjmittel         523          1 404     ! 060   263 5   202 7
                  I'extiiberufe                              1 07S         1 663     1 093   154 3   101 4
                                                                                                             liegen. D i e bis 1960 geführten Statistiken über die
                  Bekleidung       .                         1 472        2 136      1 401   14! 1    95 2   in G r o ß b r i t a n n i e n w o h n h a f t e n     österreichischen
                  Metallbearbeitung                          1 612        4 100      5 617   254 3   343 4
                 Biuberufe        Steine   Holst und Glas     541         1528       2 358   282 4   435 9
                                                                                                             S t a a t s a n g e h ö r i g e n lassen jedoch schließen, d a ß ihre
                  Gastgewerbliche Berufe                     4 784        8 728      5 945   182 4   124 3   Z a h l 5 000 n i c h t überschreitet
                 Hausdienst        .   .    .                9 190        6 329      1 953    74 3    21 3
                  Kaufmännische und Büroberufe                200           451      1 935   225 5   967 5
                  Technische Berufe .                                                1 389
                 G e s u n d h e i t s - und Körperpflege                              914

                  Q : D i e Volkswirtschaft      Bern                                                        Abwanderung und Konjunktur
                                                                                                                      Die A i b e i t s k r ä f t e w a n d e r u n g e n schwankten seit
                     D i e Z u s a m m e n s e t z u n g der österreichischen
                                                                                                             j e h e r prozyklisch, p a r a l l e l mit A u f s c h w u n g und
            A r b e i t s k r ä f t e in der Schweiz h a t sich im letzten
                                                                                                             Depression D a s w u r d e bereits seit 1820 für die E i n -
            J a h r z e h n t stark g e ä n d e r t Im Februar 1952 entfiel
                                                                                                             w a n d e r u n g in die U S A festgestellt ). D i e Schwan-     1

            der weitaus g r ö ß t e T e i l der österreichischen F r e m d -
                                                                                                             k u n g e n richteten sich — die Linter schiede im Kon-
            arbeiter auf H a u s h a l t (41 1%) u n d G a s t g e w e r b e
                                                                                                             junkturzyklus zwischen d e m A u s - u n d E i n w a n d e -
            (21'4%).. D i e L a n d w i r t s c h a f t n a h m 6 9 % , die
                                                                                                             r u n g s l a n d w a r e n a l l e r d i n g s gering — i n erster
            M e t a l l b e a r b e i t u n g 7 2 % u n d die Bekleidung 6 6 %
                                                                                                             L i n i e nach d e n K o n j u n k t u r s c h w a n k u n g e n des Ziel-
            der Österreicher auf D i e ü b r i g e n G r u p p e n erreich-
                                                                                                             l a n d e s ) Ähnliches l ä ß t sich für die A b w a n d e r u n g
                                                                                                                          2

            ten weniger als 5 % . 1964 ä n d e r t e sich die R a n g -
                                                                                                             österr eichischei A r b e i t s k r ä f t e feststellen, w e n n -
            o r d n u n g D i e Beschäftigung im H a u s h a l t sank auf
                                                                                                             gleich es w e g e n der Kürze der Z a h l e n l e i h e n keine
            7 4 % (4. P l a t z ) , das G a s t g e w e r b e konnte seinen A n -
                                                                                                             gesicherten Ergebnisse gibt D i e W a n d e r u n g s s t r ö m e
            teil h a l t e n (22'4%) u n d t r a t d a m i t an die Spitze
                                                                                                             lichten sich n a c h d e n Beschäftigungsmöglichkeiten
            Sehr stark h a t die Beschäftigung in der M e t a l l b e a r -
                                                                                                             im G a s t l a n d , nicht n a c h d e n V e r h ä l t n i s s e n auf d e m
            beitung z u g e n o m m e n (nun 2 1 1 % ) . A u c h die B a u -
                                                                                                             A r b e i t s m a r k t des H e i m a t l a n d e s . D i e ökonomischen
            berufe ( 8 9 % ) , die k a u f m ä n n i s c h e n u n d B ü i o b e r u f e
                                                                                                             B e d i n g u n g e n im G a s t l a n d bleiben sogar m a ß -
            (7 3%) sowie die technischen Berufe (5 2 % ) , die
                                                                                                             gebend, u n a b h ä n g i g d a v o n , ob die N a c h f r a g e nach
            erst ab 1959 ausgewiesen w e r d e n (damals 2 6 % ) ,
                                                                                                             a u s l ä n d i s c h e n Arbeitskräften hoch und das A n g e b o t
            gewannen an Bedeutung                         Im    Bekleidungsfach
                                                                                                             g e r i n g ist oder u m g e k e h r t D i e A u s w a n d e i e r frü-
            (5 3%) u n d in der L a n d w i r t s c h a f t (1%) h i n g e g e n
                                                                                                             herer J a h r e m u ß t e n m i t einem K ä u f e r m a r k t rech-
            w a r e n absolut u n d relativ weniger Österreicher
                                                                                                             n e n Sie entschlossen sich meist in P e r i o d e n des
            t ä t i g als 1952.
                                                                                                             Aufschwunges zur W a n d e r u n g , wenn sie günstige
                                                                                                             I n f o r m a t i o n e n aus d e m Z i e l l a n d hatten u n d ihnen
                                                                                                             die Ü b e r f a h r t v o n bereits a u s g e w a n d e r t e n Ver-
            Abwanderung in andere europäische Länder                                                         w a n d t e n b e z a h l t w u r d e ) . D i e österreichischen
                                                                                                                                                             3

                   V o n d e n ü b r i g e n europäischen L ä n d e r n führen                               W a n d e r u n g e n der G e g e n w a r t w e r d e n , d a sich der
            nur S c h w e d e n u n d die N i e d e i l a n d e Statistiken über
            den S t a n d a n östeireichischen G a s t a r b e i t e r n sowie
            Italien über die Z u w a n d e r u n g Schweden wies 1959
            (1 April) 2 100 beschäftigte Österreicher aus, 1963
                                                                                                                     1
                                                                                                                      ) H Jaome,  M i g r a t i o n a n d Business cjcles.
                                                                                                                     2
                                                                                                                      ) A a O , Seite 158
            3.100 I n d e n N i e d e r l a n d e n s c h w a n k t der S t a n d                                    3
                                                                                                                         ) A   a   O . Seite 3 2 1 ; G           Parenli      Itaiy in B          Thomas
            u m 1 000 (30 N o v e m b e r ) D i e h o h e j ä h r l i c h e Z u -                            (ed.) T h e E c o n o m i c s of I n t e r n a t i o n a l M i g r a t i o n . L o n d o n 1958,
            w a n d e r u n g s r a t e ( r u n d 4 0 % ) l ä ß t v e r m u t e n , d a ß der                S 86
394

         Die Schwankungen der Atbeitskräftewanderungen                                ständig Der unmittelbare Anlaß dazu war aber erst
                                                                                      gegeben, wenn dem Auswanderer die Arbeitsmarkt-
      6g. Vorjahr in %
                                                                                      situation im Gastland die Wanderung als aussichts-
                                                                                      reich erscheinen ließ. Die gegenwärtigen österrei-
                                                                                      chischen Wanderungen hingegen gehören dei zwei-
                                                                                      ten Kategorie an Hier ist die Neigung zur Wande-
                                                                                      rung verhältnismäßig gering. W ä r e sie stark,
                                                                                      könnte, da das letzte Jahrzehnt in der Bundesrepu-
                                                                                      blik Deutschland und besonders in der Schweiz un-
                                                                                      abhängig von der Konjunktur läge durch eine struk-
                                                                                      turelle Übernachfrage nach Arbeitskräften gekenn-
                                                                                      zeichnet ist, auch ein gioßes Angebot fast immei
                                                                                      auf den Märkten der Gastländer untergebracht wer-
                                                                                      den Das beweisen die Wanderungsbewegungen aus
                                                                                      jenen Ländern, die der dritten Kategorie zuzurech-
                                                                                      nen sind Die Netto-Zuwandeiungen der Italiener,
                                                                                      Griechen und Spanier zwischen 1955 und 1963 (in-
                                                                                      folge des niedrigen Ausgangsniveaus werden die
                                                                                      absoluten Netto-Zuwandeiungen verglichen) zeigen
                                                                                      keinen eindeutigen Zusammenhang mit den Kon-
                                                                                      junkturschwankungen      in der     Bundesrepublik
                                                                                      Deutschland

                                                                                          N etto-Zuwanderungen      ausländischer       Arbeitskräfte
                                                                                                    in die Bundesrepublik      Deutschland
                                                                                      Jahr                            N e t t o - Z u w a n d e r u n g ) nicht-
                                                                                                                                                 1
                                                                                                                                                                              davon
                                                                                                                         deutscher A r b e i t n e h m e t       Italicner   Griechen     Spanier
                                                                                                                           i n die Bundesrepublik
               1955     56    57     58      59    60       61    62     63                                              D e u t s c h l a n d ) insgesamt
                                                                                                                                         8

                      - Östenr. Arbeitskräfte           •   Brutto-Nationalprodukt    1955                                                                                        84
                                                                                                                                       6.746                         932                       n
      ,ÖIIW./IOB                    Beschäftigte   insgesamt                          1956                                            18 512                     11 071          293         201
                                                                                      1957                                              9 248                        429         861         266
                                                                                      1958                                            18 839                      6 509         1004         514
  Die    Veiätidcrungeraten         der Abwanderung               österreichischer
                                                                                      1959                                            39 769                    2 3 186         1 249        644
  Arbeitskräfte     in die Bundesrepublik             Deutschland       und     die   1960                                                                                      8 901       7 297
                                                                                                                                    112 9 7 7                   7 2 985
  Schweiz     schwanken     deutlich    prozyklisch     Besonders     die    Wan-     1961                                          227 321                     96 192        30 889       41 512
  dejung     nach Deutschland         verändert     sich in enger         Uberein-    1962                                          146 837                     47 7 9 3      25 061       36 204
                                                                                      1963                                          153 7 0 9                   32 916        36 726       29 938
  stimmung mit dem dortigen Konjunkturverlauf                   Inder      Schweiz
  ist der Zusammenhang           infolge Saison- und anderer              Einflüsse        Q : Hauptergebnisse der A r b e i t s - u n d Soiialstatistik. — ' ) Absolute Z u n a h m e ätz Zahl
                                                                                      der ausländischen Arbeitskräfte v o n Stichtag (31 Juli bzw ab 1 9 6 1 : 30 Juni) z u Stichtag —
     weniger ausgeprägt,        aber ebenfalls      deutlich   zu     erkennen.       ) O h n e B e r l i n ; ab 1959 einschließlich d e s Saarlandes
                                                                                      s

  Markt im letzten Jahrzehnt zu einem Verkäufer-                                           Die prozyklischen Schwankungen weisen also
  markt entwickelt hat, vor allem durch die intensive                                 unter den veränderten Arbeitsmarktbedingungen
  Werbung der ausländischen Unternehmer angeregt                                      der Gegenwart — wiewohl sie den gleichen Effekt
       Gerade die prozyklischen Schwankungen wei-                                     ergeben wie in der Vergangenheit — auf die Ände-
  sen auf die Marktveränderungen hin Die Auswan-                                      rungen der Marktverhältnisse und eine Initiative
  derungen der Vergangenheit in die USA sind der                                      der Unternehmer hin Diese verstärken im Auf-
  dritten Kategorie von Wanderungen zuzurechnen                                       schwung ihre Bemühungen, zusätzliche Arbeits-
  Sie kamen vorwiegend aus Ländern mit strukturel-                                    kräfte zu erhalten, und dehnen ihre Werbungen auf
  ler Arbeitslosigkeit und geringem Industrialisie-                                   die ausländischen Arbeitsmäikte aus
  rungsgrad. Hier bestand die Einwanderungsneigung                                                                                                                      Felix           Butschek
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