Positionspapier zum Anforderungsprofil von nichtärztlichen Assistenzkräften in Telemedizinzentren
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Positionspapier Herzschr Elektrophys https://doi.org/10.1007/s00399-021-00804-0 Eingegangen: 11. August 2021 Positionspapier zum Angenommen: 12. August 2021 Anforderungsprofil von © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2021 nichtärztlichen Assistenzkräften in Telemedizinzentren Thomas M. Helms1,2 · Anne Köpnick1 · Christian A. Perings3 · Martin Dürsch4 · Volker Leonhardt5 · Matthias Pauschinger6 · Martin Stockburger7 · Stefan Sack8 · Carsten Schultz9 · Bettina Zippel-Schultz1 · Stefan Störk10 1 Deutsche Stiftung für chronisch Kranke, Berlin, Deutschland; 2 Peri Cor Arbeitsgruppe Kardiologie/Ass. UCSF, Hamburg, Deutschland; 3 Kath. Klinikum Lünen-Werne, Med. Klinik I, Kardiologie, Pneumologie und Intensivmedizin, St.-Marien-Hospital Lünen, Lünen, Deutschland; 4 Kardiologie Frankfurt Sachsenhausen, Frankfurt am Main, Deutschland; 5 Herzschrittmacher und ICD Zentrum Berlin, Zentrale für Telemedizin, Berlin, Deutschland; 6 Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg, Nürnberg, Deutschland; 7 Medizinische Klinik Nauen, Schwerpunkt Kardiologie, Havelland Kliniken, Nauen, Deutschland; 8 Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Internistische Intensivmedizin, München Klinik Neuperlach, München, Deutschland; 9 Lehrstuhl für Technologiemanagement, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel, Deutschland; 10 Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Universität und Universitätsklinikum Würzburg, und Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland Zusammenfassung Das nichtärztliche Personal in Telemedizinzentren (TMZ) nimmt in der Betreuung und Behandlung von Patienten mit Herzinsuffizienz eine entscheidende Rolle ein. Aus diesem Grund ist ein ganzheitliches Anforderungsprofil bestehend aus Fach- und Methodenkompetenz sowie sozialer und persönlicher Kompetenz gefordert, welches in entsprechenden Schulungskonzepten aufgebaut bzw. gefördert werden sollte. Das vorliegende Positionspapier betont die Dringlichkeit einer angemessenen und standardisierten Fortbildung des nichtärztlichen Personals zur Qualitätssicherung in TMZ und fasst die Anforderungen an die Zusatzqualifikation einer Telemedizin- Assistenz übergreifend zusammen. Schlüsselwörter Telemonitoring · Kardiologie · Nichtärztliches Personal · Kompetenzen · Schulungsinhalte · Qualitätssicherung 1. Einleitung und Ziele des Sie stehen im direkten Austausch mit den Positionspapieres Ärzten, sodass sie, z. B. nach Rücksprache Aus Gründen der besseren Lesbarkeit und mit dem Arzt, nach dem Delegationsprin- Verständlichkeit des Textes wird das generi- sche Maskulin als geschlechtsneutrale Form Im Rahmen telemedizinischer Versor- zip pharmakologische Anpassungen oder verwendet. Diese Form impliziert immer alle gungskonzepte und -netzwerke kommt Änderungen bei der Bewertung über- Geschlechter. dem nichtärztlichen Assistenzpersonal tragener Parameter vornehmen. Zudem eine zentrale Rolle in Kommunikation, steht das Telemedizin-Assistenzpersonal Unterstützung der telemedizinischen Be- in einem engen telefonischen Kontakt mit handlung und Dokumentation zwischen den Patienten, da sie sowohl die ersten den verschiedenen Versorgungsebenen Ansprechpartner für die Patienten und zu [1]. Die nichtärztlichen Mitarbeiter des evtl. deren Angehörige sind, als auch die telemedizinischen Zentrums (TMZ) – im Patienten zu ihrer Erkrankung, Medikation weiteren Verlauf als Telemedizin-Assistenz und ggf. einer Lebensstilanpassung bera- bezeichnet – stellen die Schnittstelle zwi- ten sowie in Notfällen reagieren müssen QR-Code scannen & Beitrag online lesen schen dem Arzt und dem Patienten dar. [1]. Eine wertschätzende Kommunikation Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie 1
Positionspapier und ein professioneller Umgang mit den petenzprofil der Telemedizin-Assistenz aus Telemedizin-Assistenz in einem engen, Patientenanliegen sind von großer Bedeu- Fach- und Methodenkompetenz sowie so- ausschließlich telefonischen Kontakt mit tung und haben entscheidenden Einfluss zialer und persönlicher Kompetenz zusam- den Patienten, sodass ausgeprägte soziale auf die Akzeptanz und Zufriedenheit des mensetzt (. Abb. 1). Die einzelnen Kom- Kompetenzen eine unverzichtbare Qua- Patienten gegenüber den telemedizini- petenzbereiche werden nachstehend be- lifikation darstellen [7, 8]. Neben einem schen Leistungen des Zentrums [2–4] schrieben. hohen Maß an Höflichkeit, Freundlichkeit und damit auch auf die Versorgungssi- und Empathievermögen gegenüber den tuation und den Behandlungserfolg. Die Fachkompetenz. Die Telemedizin-Assis- Patienten sollte die Telemedizin-Assistenz Telemedizin-Assistenz repräsentiert das tenz muss zunächst medizinische Grund- grundlegende Kenntnisse zu Strategien TMZ nach außen und beeinflusst durch kenntnisse und indikationsspezifische der zwischenmenschlichen Kommunika- ihre zentrale Funktion zu einem großen Kenntnisse zu den jeweiligen Krankheits- tion und zur motivierenden Gesprächs- Teil die Qualität des telemedizinischen bildern aufweisen, die im TMZ betreut führung aufweisen. Zudem ist von der Versorgungskonzeptes. Eine fundierte werden [7]. Insbesondere der Umgang Telemedizin-Assistenz ein hohes Maß an und standardisierte Schulung, welche mit den Patientengruppen und den zu- Durchsetzungsvermögen gefordert sowie die unterschiedlichen Kernkompetenzen sätzlichen Multimorbiditäten im Versor- die Fähigkeit, auch in Konfliktsituationen, für die Tätigkeiten im Bereich der tele- gungsprozess sollte geübt sein. Daneben professionell kommunizieren zu können medizinischen Betreuung adressiert, ist sollte die Telemedizin-Assistenz ebenfalls [7, 8]. hierfür erforderlich [5]. Die Notwendig- mit Computern sowie den eingesetzten keit einer angemessenen Schulung der telemedizinischen Systemen und Gerä- Persönliche Kompetenz. Analog zu den Telemedizin-Assistenz in einem TMZ wird ten sicher umgehen können. Zudem ist sozialen Kompetenzen, sind in der tele- im Positionspapier zur „Zertifizierung von ein grundlegendes, aufgabenbezogenes medizinischen Patientenbetreuung ausge- Telemedizinzentren“ der AG 33 der Deut- Verständnis zum Aufbau des deutschen prägtepersönlicheKompetenzenerforder- schen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- Gesundheitswesens, zu den Möglichkei- lich [7, 8]. Die Wahrung einer professionel- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) betont ten, Potenzialen und Schwierigkeiten len Distanz zum Gesprächspartner spielt und als zentrales Zertifizierungskriterium beim Einsatz von Telemedizin sowie zu hierbei eine besondere Rolle, da die zu aufgeführt [6]. den rechtlichen Rahmenbedingungen der betreuenden Patienten neben der eigent- Das vorliegende Positionspapier defi- telemedizinischen Betreuung erforderlich. lichen Krankheit ggf. auch psychosoziale niert das Kompetenzprofil der Telemedi- Letzteres bezieht sich beispielsweise auf Belastungen zu bewältigen haben und die- zin-Assistenz im Kontext der telemedizi- die rechtlichen Grenzen der telefonischen se mit der Telemedizin-Assistenz teilen. Zu- nisch unterstützten Betreuung von Patien- Beratung [8]. dem stellen die psychische Belastbarkeit, ten mit Herzinsuffizienz (HI). Daraus abge- das Vorliegen von funktionalen Stressbe- leitet werden Anforderungen an entspre- Methodenkompetenz. Zu den methodi- wältigungsstrategien, aber auch die kri- chendeSchulungsinhalteals Grundlage für schen Kompetenzen zählen unter ande- tische Selbstreflexion beim Abwägen der eine externe Zertifizierung zur Sicherung rem die Reflexions-, Anamnese-, Abstrak- eigenen Grenzen und Möglichkeiten wich- der Ergebnisqualität im TMZ. tions- und Reaktionsfähigkeit [7, 8]. Die tige Anforderungen dar [7, 8]. Telemedizin-Assistenz muss in der Lage 2. Das Anforderungsprofil sein, den Gesundheitszustand des Patien- 3. Schulungsinhalte ten anhand der eingehenden Vitalpara- Um die vielfältigen Aufgaben der Teleme- meter und den Telefonaten einzuschät- Die von der Telemedizin-Assistenz ge- dizin-Assistenz bewältigen und dadurch zen, Dekompensationstendenzen zu er- forderten Fähigkeiten und Kompetenzen eine qualitativ hochwertige Patientenver- kennen und ggf. entsprechende Interven- müssen im Rahmen entsprechender Schu- sorgung im TMZ gewährleisten zu kön- tionen abzuleiten. Auch bei der Übermitt- lungskonzepte vermittelt und aufgebaut nen, sind spezifische Kompetenzen und lung von unstrukturierten Informationen werden, um die anspruchsvollen Auf- Fähigkeiten unerlässlich [5]. Carius et al. [7] durch den Patienten muss die Telemedi- gaben im TMZ bewältigen zu können zeigten, dass sich das ganzheitliche Kom- zin-Assistenz durch Stellen gezielter Fra- [5]. Der Schwerpunkt sollte auf der Ver- gen den Gesundheitszustand des Patien- mittlung von Wissens-, Handlungs- und ten interpretieren können. Die gesamte Beratungsinhalten liegen, die speziell für Abkürzungen Versorgungssituation des Patienten muss die telemedizinische Betreuung und Be- DGK Deutsche Gesellschaft für Kardiolo- stets berücksichtigt werden. Zudem ist ei- handlung von kardiologischen Patienten gie, Herz- und Kreislaufforschung ne simultane Bearbeitung der Datenban- notwendig sind. Die Schulungsinhalte und e.V. ken und der elektronischen Patientenakte die Lernziele sollten sich an dem Heart- HF Heart failure HI Herzinsuffizienz während der Kommunikation mit dem Pa- Failure-Nurse-Curriculum der European MFA Medizinische/r Fachangestellte/r tienten gefordert [7, 8]. Society of Cardiology [9] orientieren. Zu- MTA Medizinisch-technische/r Angestell- dem kann auf bestehende Fortbildungen te/r Soziale Kompetenz. Im Rahmen der zurückgegriffen werden, wie: TMZ Telemedizinzentren telemedizinischen Betreuung steht die 2 Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie
Abb. 1 9 Kompetenzprofil der Telemedizin-Assistenz. (In Anlehnung an Budych et al. [1, S. 107]) 3.1. Medizinische Inhalte Schulungsinhalte Die medizinischen Inhalte sollten sich auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Allgemei- Medizinische Inhalte Telemedizinische Inhalte nen und auf indikationsspezifische Inhalte zur HI beziehen. Dabei stehen insbeson- dere die Ursachen, Risikofaktoren, Schwe- regrade, Symptome, diagnostische Unter- • Versorgungsstrukturen suchungsverfahren und Therapieoptionen • Allgemeines Verständnis zu Herz- • Telemedizin-Konzepte Kreislauf-Erkrankungen der HI im Vordergrund. Eine regelmäßi- • Technik • Bedeutung, Definition, Diagnostik ge Auffrischung der medizinischen Inhal- • Recht (z. B. Datenschutz) Herzinsuffizienz (HI) • Analyse und Prozesse te ist zudem zwingend erforderlich, um • Therapieoptionen, Pharmakologie • Gesprächsstrategien in der ein qualitativ hochwertiges Telemonito- • Multimorbiditäten, Depressionen telefonischen und Internet-basierten ring zu gewährleisten [5]. Darüber hinaus • Device-basierte HI-Therapie: Kommunikation Indikation, Technik, Betriebsarten, muss ein adäquater Umgang mit somati- • Patientencoaching und -schulung Funktionen schen und psychischen Begleit- und Ne- benerkrankungen vermittelt werden. An dieser Stelle ist auch der geschulte Einsatz von Screening-Instrumenten zur frühzeiti- Abb. 2 8 Empfohlene Schulungsinhalte für die Telemedizin-Assistenz gen Ermittlung von depressiven Tenden- zen und ggf. die Einleitung weiterer Maß- – das Curriculum für Medizinische Kreislaufforschung e. V.: TeleNurse in nahmen hervorzuheben. Darüber hinaus Fachangestellte und Arzthelfer/innen der Device-basierten HI-Therapie [5]. sollte die Telemedizin-Assistenz je nach „Kardiologie“ der Bundesärztekammer Leistungsangebot des TMZ ebenfalls hin- [10], Die weiterführende Schulung der Teleme- sichtlich der kardiologischen Device-ba- – die Fortbildung zur Herzinsuffizienz- dizin-Assistenz erfolgt aufbauend auf die sierten Therapie der HI geschult werden schwester/zum Herzinsuffizienzpfleger in diesen Curricula vermittelten Kompe- [5]. am Deutschen Zentrum für Herzinsuf- tenzen. Grundlegend lassen sich die von fizienz Würzburg, dem Kompetenzprofil abgeleiteten Schu- 3.2. Telemedizinische Inhalte – das Curriculum: Spezialisierte Herzin- lungsinhalte in medizinische und in spe- suffizienz-Assistenz [11] oder zifisch telemedizinische Inhalte gliedern Zu den telemedizinischen Inhalten muss – das Curriculum der Arbeitsgruppe 33 (. Abb. 2). der Telemedizin-Assistenz die Bedeutung Telemonitoring der Deutschen Ge- und Einordnung des TMZ als Schnitt- sellschaft für Kardiologie – Herz- und stellenfunktion zwischen den behan- delnden Hausärzten, Kardiologen und Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie 3
Positionspapier Abb. 3 9 Übersicht über die Zugangsmöglichkeiten zur Telemedizin-Assistenz Patienten (sowie ggf. Angehörigen) im Das vorliegende Positionspapier stellt orientieren. Es kann beispielsweise im Versorgungsprozess vermittelt werden kein neues Curriculum vor, sondern fasst Rahmen der Fortbildung zur Fachassis- [5]. Die Schulung sollte zudem einen nachstehend die übergreifenden Anforde- tenz Herzinsuffizienz gemäß DGK bzw. Überblick über folgende telemedizinische rungen an Schulungskonzepte zur Erlan- durch die erfolgreiche Fortbildung Inhalte integrieren: verschiedene Teleme- gung der oben beschriebenen Kompeten- zur Kardiologischen MFA gemäß Bun- dizin-Konzepte (z. B. Nurse-Call, Device- zen zur Telemedizin-Assistenz zusammen. desärztekammer erworben werden. basiert), Überblick über die aktuellen Damit soll es als Orientierung bei der Pla- Zudem existiert darüber hinaus gemäß telemetriefähigen kardialen Implantate nung und Durchführung von Schulungen DGK mittlerweile eine barrierefreie (z. B. HSM, ICD, CRT-P/D, Loop-Rekorder) dienen und die Anforderungen an entspre- Fortbildungsmöglichkeit zur HI-MFA sowie die aktuellen externen Devices (z. B. chende Schulungsinhalte für eine externe im Rahmen einer Web-Ausbildung. Wearables) und deren Einsatz. Weiterhin Zertifizierung zur Sicherung der Ergebnis- – Personen mit vertieften medizinischen ist der sichere Umgang mit der Telema- qualität im TMZ aufzeigen. Kenntnissen gemäß (2) erhalten gleich tik-Infrastruktur (z. B. e-Rezept) und der den Zugang zum Modul „Telemedizin“. elektronischen Patientenakte/Fallakte zu 4. Zugangsmöglichkeiten für lehren. Die telemedizinische Betreuung die Zusatzqualifikation zur Da sich die Schulungsinhalte des Moduls der Patienten durch eine ausschließlich Telemedizin-Assistenz „Herzinsuffizienz“ an die zuvor aufgeführ- telefonische Kontaktaufnahme bedarf ten Fortbildungskonzepte gemäß (2) ori- zudem der Vermittlung der rechtlichen Grundsätzlich können sich die nachstehen- entieren, werden im Folgenden lediglich Rahmenbedingungen der Telemedizin, den Zielgruppen in Abhängigkeit von den die Schulungsinhalte des Moduls „Teleme- die sich sowohl auf die Pflichten, Aufklä- individuellen Eingangsqualifikationen und dizin“ genauer beschrieben. rung, den Datenschutz und die Grenzen Bedürfnissen zu einer Telemedizin-Assis- der telemedizinischen Betreuung bezie- tenz fortbilden lassen (. Abb. 3): 5. Struktur und Dauer des Moduls hen, als auch gesetzliche Anforderungen – Personen ohne medizinischen Hinter- „Telemedizin“ an kardiologische TMZ zur Qualitätssi- grund müssen als Grundlage für den cherung umfassen. Schließlich nimmt, Erwerb weiterer (medizinischer und In dem Modul „Telemedizin“ werden wie bereits beschrieben, eine professio- telemedizinsicher) Module zunächst den Teilnehmenden Grundlagen zu den nelle und empathische Kommunikation eine fachliche Aus- und Weiterbildung Bereichen gelehrt, die über die medizi- einen zentralen Stellenwert im telemedi- erfolgreich durchlaufen. Hierzu zählen nischen Kompetenzen hinausgehen. Es zinischen Versorgungsprozess ein. Diese die Ausbildung zur Gesundheits- und sollten wichtige Inhalte, die im Rahmen sollte durch die Vermittlung von Grundla- Krankenpflege oder Medizinischen des Moduls „Herzinsuffizienz“ (HI-MFA) genwissen zur Kommunikation und den Fachangestellten (MFA) oder Medizi- bereits gelehrt wurden, erneut aufge- Besonderheiten bei der Kommunikation nisch-technischen Angestellten (MTA) griffen und in den Kontext des Moduls auf Distanz mit Patienten, Ärzten und ggf. –Funktionsdiagnostik. „Telemedizin“ gestellt werden. Themati- Angehörigen bearbeitet werden. Dem – Personen mit vorbestehenden medizi- siert werden beispielsweise Telemedizin- schließen sich Modelle zur motivations- nischen Grundkenntnissen gemäß (1) Konzepte, Gesundheitswesen (z. B. Über- steigernden Gesprächsführung, Strategien müssen vor dem Modul „Teleme- blick Akteure), Technik (z. B. Telematik), zu Fragetechniken sowie die Vermittlung dizin“ das Modul „Herzinsuffizienz“ Recht (z. B. Datenschutz), Psychologie von Gesprächsführungsstrategien in Not- absolvieren. Dieses sollte sich an dem (z. B. Stressbewältigungsstrategien) und fallsituationen an [5]. Heart-Failure-Nurse-Curriculum der Dokumentation (z. B. elektronische Pa- European Society of Cardiology [9] tientenakte). Darüber hinaus sollen die 4 Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie
kommunikativen und methodischen Kom- jGesetzliche Anforderungen an kar- 6. Evaluation und Qualitäts- petenzen der Teilnehmenden durch die diologische TMZ: Qualitätssicherung kontrolle Bearbeitung eines umfassenden Moduls – (5) Analyse und Prozesse (Mix aus zur Kommunikation (z. B. Motivationsstra- Theorie und Fokus des Praktikums) Die Teilnehmenden lassen sich erfolgreich tegien, Gesprächsführung), Arbeitsorgani- j Überwachen von Patienten mit HI zu einer Telemedizin-Assistenz fortbilden, sation und Teamarbeit sowie zur Analyse- j Device-EKG und strukturierte Device- wenn folgende Kriterien erfüllt wurden: und Anamnesefähigkeit aufgebaut bzw. EKG-Analyse – Nachweis einer fachlichen Aus- und gestärkt werden. j Einführung in die Arbeit nach leitli- Weiterbildung (Gesundheits- und Der Nachweis einer erfolgreichen Wei- nienorientierten Handlungsabläufen Krankenpflege oder MFA oder MTA- terbildung zur HI-MFA enthält einen Groß- (SOPs) Funktionsdiagnostik) teil der Lehrinhalte der telemedizinischen j Dokumentation – Nachweis des Moduls „Herzinsuffi- Vertiefung, deshalb kann das Modul bei – (6) Gesprächsstrategien in der te- zienz“ (z. B. erfolgreiche Fortbildung diesem Personenkreis auf die Themen in- lefonischen oder Internet-basierten zur Fachassistenz Herzinsuffizienz tensivierte Device-Therapie und Recht be- Kommunikation gemäß DGK oder Fortbildung zur schränkt werden. j Grundlagen der Kommunikation und Kardiologischen MFA gemäß Bundes- Grundsätzlich werden die nachstehen- Besonderheiten der Kommunikation ärztekammer) den telemedizinischen Schulungsinhalte auf Distanz mit Patienten, Ärzten – Praxisbericht vom Praxispraktikum mit für eine Telemedizin-Assistenz gefordert: und ggf. Angehörigen einem kurzen Zeugnis der Praxisbe- – (1) Aufgabenbezogene Einführung in j Positive Gesprächsführung, Frage- treuer die Versorgungsstrukturen techniken, strukturierte Gesprächs- – Dokumentation der kontinuierlichen j Grundlagen des deutschen Gesund- führung Weiterqualifikation durch Nachweis der heitssystems j Zielvereinbarungen Teilnahme an indikationsspezifischen j Versorgungsformen (stationär, j Ausführliche Schulung der Ge- Schulungen ambulant) sprächsführung in Notfällen j Finanzierung j Dokumentation 7. Anerkennung j Pflegeversorgung – (7) Patientencoaching und -schulung j Weitere Akteure, z. B: Pharmaindus- j Empowerment Die angehenden Telemedizin-Assistenzen trie, Medizinprodukte j Interkulturelle Aspekte und soziales erhalten bei Erfüllen aller Voraussetzungen – (2) Telemedizin-Konzepte Umfeld und Vorlegen der in Punkt 6 genannten j Einführung in die Telemedizin Dokumente ein Zertifikat über die Zusatz- j Überblick über verschiedene Tele- Praktikum im TMZ qualifikation, ausgestellt über den jewei- medizin-Konzepte, z. B. Nurse-Call, ligen Bildungsträger. Device-basiert Zudem ist ein einwöchiges Praktikum in ei- j Überblick über Akteure im deut- nem etablierten TMZ zu absolvieren, um 8. Übergangsregelung schen Gesundheitssystem und die unter Anleitung die erworbenen Kennt- telemedizinischen Systeme nisse, Fähigkeiten und Kompetenzen zu Telemedizin-Assistenzen, die bereits ver- – (3) Technik vertiefen und damit ein Verständnis für antwortlich in TMZ arbeiten, können auf j Überblick über die aktuellen tele- die Patienten, Behandler und Arbeitsab- Antrag und mit Bescheinigung des Leiters medizinfähigen kardialen Implan- läufe zu entwickeln. Das Praktikum kann ihres TMZ auch ohne formales Durchlaufen tate und deren Einsatz, z. B. HSM, entweder in den zeitlichen Ablauf des Mo- des vorliegenden Curriculums die Zusatz- ICD, CRT-P, CRT-D, implantierba- duls „Telemedizin“ integriert werden (etwa qualifikation erwerben. Die Übergangsre- rer Ereignisrekorder, pulmonale nach Bearbeitung der Hälfte der Inhalte) gelung ist gültig bis zum 01.10.2023. Drucksensoren (CardioMems) oder zum Abschluss des Moduls „Teleme- j Überblick über die aktuellen exter- dizin“ stattfinden. 9. Fazit nen Devices und deren Einsatz, z. B. Das Curriculum des Moduls „Teleme- Wearables dizin“ sollte insgesamt mindestens 24 h Um eine qualitativ hochwertige Patienten- j Telematik Infrastruktur: e-Rezept, umfassen und kann grundsätzlich von al- versorgung in TMZ sicherzustellen, muss etc. len akkreditierten und staatlich anerkann- die Telemedizin-Assistenz über vielseitige j Elektronische Patientenakten, elek- ten Bildungsträgern angeboten werden Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen. tronische Fallakten [8]. Dabei kann das Curriculum in Vollzeit Das vorliegende Anforderungsprofil sollte – (4) Recht oder berufsbegleitend absolviert werden. daher als Grundvoraussetzung für die Be- j Rechtliche Aspekte der Telemedizin: schäftigung als Telemedizin-Assistenz gel- Pflichten, Aufklärung, Datenschutz, ten und im Rahmen eines externen Audit- Grenzen (Stichwort: „Notfallsyste- verfahrens des TMZ als wesentliches Qua- me“) litätskriterium mitüberprüft werden. Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie 5
Abstract Korrespondenzadresse Position paper on required competencies of nonphysician employees in Thomas M. Helms telemedicine centers Deutsche Stiftung für chronisch Kranke The non-physician employees in telemedicine centers (TMC) play a decisive role Berlin, Deutschland in the care and treatment of patients with heart failure. For this reason, a holistic Thomas_Helms@t-online.de profile consisting of professional and methodological as well as social and personal competences is necessary, which should be built up or promoted in corresponding training concepts. This position paper underlines the urgency of appropriate and Einhaltung ethischer Richtlinien standardized further training of non-physician employees for quality assurance in TMCs Interessenkonflikt. T.M. Helms, A. Köpnick, and summarizes the requirements for the additional qualification of a telemedical C.A. Perings, M. Dürsch, V. Leonhardt, M. Pauschinger, assistant across the board. M. Stockburger, S. Sack, C. Schultz, B. Zippel-Schultz und S. Störk geben an, dass kein Interessenkonflikt Keywords besteht. Telemonitoring · Cardiology · Non-physician employees · Competencies · Training content · Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Quality assurance Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien. und Arzthelfer/innen „Kardiologie“. https:// www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/ user_upload/downloads/pdf-Ordner/MFA/ Literatur Curriculum_Kardiologie.pdf 11. Störk S, Kindermann I, Jacobs M et al (2020) Fortbil- 1. Budych K, Zippel-Schultz B, Carius-Düssel C et dungscurriculum: Spezialisierte Herzinsuffizienz- al (2013) Entwicklung und Umsetzung konkreter Assistenz. Aktuel Kardiol 9:90–95 Lösungskonzepte – Qualifizierung. In: Schultz C, Helms TM (Hrsg) Telemedizin. Wege zum Erfolg. Kohlhammer, Stuttgart, S 104–113 2. Rahmqvist M, Ernesäter A, Holmström I (2011) Triage and patient satisfaction among callers in Swedish computer-supported telephone advice nursing. J Telemed Telecare 17:397–402 3. Bunn F, Byrne G, Kendall S (2004) Telephone consultation and triage: effects on health care use and patient satisfaction. Cochrane Database Syst Rev 4:CD4180 4. Bunn F, Byrne G, Kendall S (2005) The effects of telephone consultation and triage on healthcare use and patient satisfaction: a systematic review. Br J Gen Pract 55:956–961 5. Helms TM, Stockburger M, Köhler F et al (2019) Grundlegende Strukturmerkmale eines kardio- logischen Telemedizinzentrums für Patienten mit Herzinsuffizienz und implantierten Devices, Herzrhythmusstörungen und erhöhtem Risiko für den plötzlichen Herztod. Empfehlungen der Arbeitsgruppe 33 Telemonitoring in der Deut- schen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung e. V. Herzschr Elektrophys 30:136–142 6. Helms TM, Perings CA, Sommer P et al (2021) Positionspapier zur Zertifizierung von Teleme- dizinzentren. Empfehlungen der AG 33 Tele- monitoring in der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) (unveröffentlichtes Dokument) 7. Carius C, Zippel-Schultz B, Schultz C, Schultz M, Helms T (2016) Developing a holistic competence model for telenursing practice: perspectives from telenurses and managers of telemedical service centres. J Int Soc Telemed eHealth 4:e22 8. Budych K, Pelleter J, Schultz C et al (2010) Qua- lifikationskonzept Telemedizin-Assistent – Pro- fessionalisierung der Telemedizin. E-HealthCOM 4:54–56 9. Riley JP, Astin F, Crespo-Leiro MG et al (2016) Heart Failure Association of the European Society of Cardiology heart failure nurse curriculum. Eur J Heart Fail 18:736–743 10. Bundesärztekammer (2016) Fortbildungs- curriculum für Medizinische Fachangestellte 6 Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie
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