Postmichel-Brief Für die Generation 60plus - Stadt Esslingen am Neckar
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Jahrgang 63 | Herbst/Winter 2020 Postmichel-Brief Für die Generation 60plus AKTUELLES | INFORMATIVES | UNTERHALTSAMES 25 JAHRE FREIE ZEIT - DIE LEGENDE Das Freilicht- AKTIV BLEIBEN VON DER museum in Beuren Tipps für virtuelle CHRISTROSE feiert Jubiläum Freizeitgestaltung nach S. Lagerlöf 1 > Seite 14 > Seite 17 > Seite 31
Inhalt Liebe Leserin, lieber Leser............................................................................................................................................. 3 Leserumfrage - Ihre Meinung zum Postmichel-Brief......................................................................................... 4 Interview mit Bürgermeister Yalcin Bayraktar...................................................................................................... 5 Esslingen hält zusammen............................................................................................................................................. 7 Bürgerschaftliches Engagement in Esslingen ....................................................................................................... 8 Das Jubiläum.................................................................................................................................................................. 10 Neues aus dem StadtSeniorenRat........................................................................................................................... 11 25 Jahre Freilichtmuseum Beuren...........................................................................................................................14 Ein guter Winter - ein Krisentagebuch, Wegweiser für Seniorinnen und Senioren...............................16 Freie Zeit - Aktiv Bleiben..................................................................................................................17 Kultur! Leben!.....................................................................................................................................19 Äpps g´scheits?....................................................................................................................................21 Digital Lots:innen in der Pliensauvorstadt......................................................................................23 Technikunterstützung beim Wohnen.....................................................................................................................24 Schlaganfall, was Sie darüber wissen sollten .....................................................................................................26 Das rote Adressbuch....................................................................................................................................................28 Der Zwischenruf eines Fußgängers.........................................................................................................................29 Die Christrose.................................................................................................................................................................30 Die Legende von der Christrose............................................................................................................................... 31 Leichtes Weihnachtsmenü für eine bis zwei Personen.....................................................................................34 Geistig fit — Gedächtnistraining.............................................................................................................................37 Lösungen Rätselseite...................................................................................................................................................39 Anzeige 2
Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass wir den Postmichelbrief nicht live stattfinden, viele finden aber digital wieder in einer gedruckten Ausgabe erschei- statt. Alle, denen der digitale Zugang schwer nen lassen können. Da viele Leserinnen und fällt oder die hierfür keine Unterstützung von Leser die letzte, digital erschienene Ausgabe, Familie, Freunden oder Nachbarschaft erhal- nicht lesen konnten, hat sich das Redaktions ten können, möchten wir ganz besonders auf team entschlossen, einige Inhalte der letzten das Angebot von „Bürger gehen online“ hin- Ausgaben nochmal in komprimierter Fassung weisen. Geduldige PC-Mentoren stehen Ihnen in dieses Heft zu übernehmen. Den Hauptteil für Ihre Fragen rund um die Nutzung eines machen aber neue Artikel aus, in denen wir PCs, Tablets oder Smartphone zur Verfügung natürlich auch das zentrale Thema dieser Zeit, und leiten Sie Schritt für Schritt an. das Leben mit dem Coronavirus, aufgreifen. Ein besonderes Angebot zu diesem Thema Beim Lesen werden Sie auf zwei neue Namen wurde gerade im Mehrgenerationen- und stoßen: Frau Barbara Heckel und Frau Gisela Bürgerhaus in der Pliensauvorstadt gestartet: Lucke verstärken unser Redaktionsteam seit „Digital-Lotsen:innen gehen vor Ort“, lesen Sie dieser Ausgabe, sie werden sich in der nächs- hierzu mehr auf Seite 23. ten Ausgabe vorstellen. Seit Januar 2020 hat die Stadt Esslingen einen Unser Schwerpunktthema für diese Ausgabe neuen Bürgermeister –YalcinBayraktar, der haben wir mit „Freie Zeit – aktiv bleiben“ für die Bereiche Ordnung, Soziales, Bildung, überschrieben. Wir haben für diese Ausgabe Kultur und Sport zuständig ist. Auf Seite 5 viele Möglichkeiten zusammengetragen, die stellt er sich den Postmichel-Leserinnen und Sie trotz der Einschränkungen durch Corona, –Lesernvor und berichtet über die ersten Mo- nutzen können. nate seiner Amtszeit. Der Achte Altersbericht des Bundesministeri- Die Advents- und Weihnachtszeit ist immer ums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine Zeit der Geschichten, Lieder, besonderen beschäftigt sich mit dem Thema Digitalisie- Essens, des Zusammenseins von Familien, Nach- rung. Aus der (digitalen) Präsentation des barn und Freunden. Dieses Jahr brauchen wir Berichts im November durch Frau Ministerin mehr Phantasie, um sie uns schön zu machen. Franziska Giffey und die Kommission habe Die Weihnachtsmärkte sind abgesagt, große ich drei Bemerkungen mitgenommen, die ich Feste oder Konzerte können nicht stattfinden, besonders wichtig finde: Konzerte finden nicht statt. In diesem Heft » Technologie ist kein Ersatz für menschli- finden Sie viele Anregungen, wie Sie ihr Weih- che Begegnungen, aber eine Ergänzung. nachten, auch wenn Sie es alleine verbringen, » Es geht darum, Menschen jeglichen Alters zu etwas ganz Besonderem machen können. zu befähigen, die digitalen Möglichkeiten In verkürzter Fassung können Sie die „Tech- zu nutzen. nikunterstützung in der eigenen Wohnung“ » „Kein Mensch darf ausgeschlossen werden“. nachlesen, hier erfahren Sie welche Mög- lichkeiten es gibt und was beim Einsatz von Ich glaube, in Esslingen wurde schon vor vielen technischen Lösungen zu beachten ist. Auch Jahren verstanden, dass es niedrigschwellige die Leserumfrage greifen wir nochmal auf und Möglichkeiten braucht, um Menschen, die den bedanken uns für Ihre vielen positiven Rück- Umgang mit dem Computer nicht in Schule meldungen zu unserer Arbeit. oder Arbeit lernten, daran heranzuführen. Und das wird in Zeiten einer Pandemie ja Wir wünschen Ihnen eine frohe Weihnachts- immer notwendiger: Angebote der Kultur, zeit und ein gesundes, gutes neues Jahr! des Sports, der Unterhaltung können aktuell renate fischer 3
Leserumfrage - Ihre Meinung zum Postmichel-Brief I n der letzten gedruckten Ausgabe des Postmichel-Briefes führten wir eine Leser umfrage durch und baten Sie, liebe Leserin- Annähernd 90 % der Leser finden das Heft un- terhaltsam, bewerten die Themenmischung und die Informationen aus Esslingen und nen und Leser, um Ihre Meinung. Wir wollten Umgebung als gut gelungen. wissen, wie Sie den Inhalt und die Themen- 80 % der Leser finden, die Texte aus aktuel- auswahl des Heftes bewerten, und wir wollten lem Zeitgeschehen gut recherchiert, 20 % von Ihren Wünschen und Anregungen zu den enthalten sich bei der Bewertung. zukünftigen Ausgaben erfahren. Etwa 80 „Das Heft ist sehr informativ und liefert im- ausgefüllte Umfragebögen haben wir erhal- mer gute Anregungen. Ich wünsche mir 4 ten. Wir sind sehr dankbar über die durchaus Ausgaben im Jahr.“ Diesen Wunsch erhielten positive Beurteilung, über die vielen Themen wir mehrmals. Der Postmichel-Brief ist ein vorschläge sowie Ideen und Anregungen zu bürgerschaftlich engagiertes Projekt, das be- den zukünftigen Ausgaben. In der digitalen reits mit 2 Ausgaben im Jahr die personellen Ausgabe Frühling 2020 finden Sie die de- sowie finanziellen Kapazitäten ausschöpft. taillierten Ergebnisse in einer Übersicht vor- gestellt. Hier möchten wir die Ergebnisse der Bei den Wunschthemen konnten wir einen Umfrage für Sie kurz zusammenfassen: eindeutigen Trend feststellen: Unsere Leser freuen sich über Artikel und Tipps zur Frei- Geschlecht: 57 % weiblich, 13 % männlich zeitgestaltung für Seniorinnen und Senioren (30 % ohne Angabe) in Esslingen. Dies greifen wir gerne in den Durchschnittsalter: 70+ Schwerpunktthemen auf und werden auch 82 % der Teilnehmer lesen das Heft regel- in den zukünftigen Ausgaben wie bisher über mäßig, 12 % unregelmäßig. Veranstaltungen in Esslingen berichten. 96 % sehen das Heft als wichtig für die Hier geht es zur digitalen Langfassung: Esslinger Seniorinnen und Senioren an. www.esslingen.de/postmichel-brief Anzeige -red.- 4
SCHWERPUNKTTHEMA Interview mit Yalcin Bayraktar Bürgermeister für Ordnung, Soziales, Bildung, Kultur und Sport Herr Bayraktar, Sie sind seit Anfang des Jahres neuer Sozialdezernent bei uns in Esslingen. Erst einmal möchten auch wir Sie herzlich Will kommen heißen! Auch wenn Sie viele bürger schaftlich Engagierte Esslinger*innen in den vergangenen Monaten bereits kennen gelernt haben, würden wir uns freuen, wenn Sie sich noch einmal kurz vorstellen. Zunächst möchte ich mich bedanken, dass ich die Möglichkeit habe, mich Ihnen hier kurz vorzustellen. Ursprünglich habe ich Deutsche Philologie, Politikwissenschaften und Medienpädagogik studiert und danach unterschiedliche Positionen im Bereich der Sozial wirtschaft begleitet. 2016 wurde ich Amtsleiter für Migration und Integration im Landratsamt Bodenseekreis, 2018 Amtsleiter für Soziales, Familie und Jugend der Stadt Foto: privat Friedrichshafen. Seit Januar 2020 bin ich nun Bürgermeister hier in der schönen Stadt Ess- Durch die Verbreitung des Covid-19-Virus und lingen am Neckar. die daraus gewachsene Krise hat sich unser In den letzten Monaten haben Sie einen Über aller Leben verändert. In dieser schwierigen blick über das Bürgerengagement in Esslingen Zeit freut mich die große Solidarität der Ess- erhalten. Was, würden Sie sagen, sind die linger Bürger*innen, die wir in den letzten wichtig sten Entwicklungen, die es in diesem Monaten erleben durften, umso mehr. Mit dem Bereich in den vergangenen Jahren gab? Projekt „Esslingen hält zusammen“ konnte die Verwaltung 240 bürgerschaftlich Engagierte Bürgerschaftliches Engagement wird in für die Nachbarschaftshilfe mobilisieren und Baden-Württemberg groß geschrieben. Auch koordinieren. Die Stadtteile haben aber auch in Esslingen konnte ich den Eindruck ge- eigenständig Initiativen und Unterstützungs- winnen, dass sich viele Bürger*innen in den angebote auf die Beine gestellt. Ich denke, unterschiedlichsten Bereichen mit Herzblut dass ein Schwerpunkt der nächsten Jahre engagieren. Das prägende Thema der letzten auf der Stadtteilarbeit, also dem Quartiers Jahre war mit Sicherheit die Flüchtlings management, liegen muss. Wir müssen uns die hilfe. Welches Engagement das Thema in der Frage stellen, wer Hilfe braucht und wie wir Bürgerschaft ausgelöst und mobilisiert hat, ist uns gegenseitig besser unterstützen können. bemerkenswert. Ich bin der Überzeugung, dass Es gibt ja bereits einige sehr aktive Initiativen, nur durch die gemeinsame Anstrengung von mit denen wir im Rahmen der Stadtteilarbeit Verwaltung und bürgerschaftlich Engagierten enger zusammenarbeiten und das Leben vor außerordentliche Situationen gemeistert wer- Ort gestalten möchten. den können. Sie haben die Veränderungen bereits ange Und welche Themen werden aus Ihrer Sicht in sprochen, die die Corona-Pandemie mit sich den kommenden Jahren das Bürgerengagement gebracht hat. Eine der Auswirkungen ist die ra beschäftigen? sante Weiterentwicklung im Bereich der Digita 5
lisierung. Mit der Unterstützung Ehrenamtlicher dazu beigetragen, Defizite aufzuzeigen. Um wird im Projekt „Schüler lernen online“ bereits diese Defizite aktiv anzugehen, brauchen wir die Bereitstellung von Laptops organisiert. bürgerschaftlich Engagierte. Ich freue mich Aber auch andere Altersgruppen sind von den auf die gemeinsame Zusammenarbeit. Entwicklungen betroffen. Sehen Sie auch hier Handlungsbedarf? Wie beurteilen Sie die vorhandenen Angebote der Stadt für Senior*innen? Die Verwaltung hat im Herbst letzten Jahres ihr Grundlagenpapier „Stadtkompass ES 2027“ Es gibt schon viele dezentrale Angebote in veröffentlicht. Der Stadtkompass stellt die der Stadt, die von Senior*innen in ihrem Schwerpunkte vor, denen sich die Stadt in den Stadtteil aufgesucht werden können, das ist nächsten 7 Jahren verstärkt widmen möchte. sehr positiv. Da sind z.B. die unterschiedlichen Neben gesellschaftlicher Fragmentierung und Pflegeheime mit ihren offenen Mittagstischen, dem Rückgang des sorgenden Gemeinwesens, viele unterschiedliche Betreuungsangebote, spielt auch die Digitalisierung in dem Papier die Tagespflegen oder die Bürgerhäuser zu eine zentrale Rolle. nennen. So können viele ältere Menschen in ihrem Wunsch, solange wie möglich im Die voranschreitende Digitalisierung betrifft eigenen Zuhause zu bleiben und am sozialen natürlich alle Generationen. Mit dem Projekt Leben teilzunehmen, unterstützt werden. Wir „Schüler lernen online“ konnten bereits über werden deshalb auch zukünftig den Ausbau 200 Laptops an finanziell benachteiligte dezentraler Angebote unterstützen. Schüler*innen ausgegeben werden. Aber natürlich darf gerade die ältere Generation Wie erleben Sie das Engagement von beim Thema digitale Teilhabe nicht vergessen Senior*innen in Esslingen? werden. Die Esslinger PC-Mentor*innen sind Das große Engagement von Senior*innen, die bereits seit 2001 in diesem Feld aktiv. Gemein- sich in vielfältigen Gruppen einbringen, finde sam mit ihnen wollen wir weitere zielgenaue ich sehr beeindruckend. Sie bereichern z.B. die Unterstützungsangebote für Senior*innen Programme im Forum für Bürgerengagement entwickeln. Ganz neu ist das Projekt und im Mehrgenerationen- und Bürgerhaus in Digitallots:innen im Mehrgenerationenhaus besonderem Maße. Auch das Redaktionsteam in der Pliensauvorstadt. Wir wollen dabei vor des Postmichel-Briefes ist hier ein hervor allem ältere Esslinger*innen erreichen. Sie sol- ragendes Beispiel. Wichtig ist auch der Stadt- len in der digitalen Teilhabe gestärkt werden SeniorenRat als Vertretung der Senior*innen, und ihr Wissen weiter geben. der die Interessen dieser an die Verwaltung Neben viel Unterstützung im digitalen Bereich und den Gemeinderat heranträgt. – ich denke da z.B. an Nachbarschaftshilfen Die Stadtgesellschaft wäre ohne unsere akti- oder Skype Angebote in unseren Pflege ven Senior*innen sehr viel ärmer, mein Dank heimen – hat die Corona-Pandemie aber auch gilt ihnen allen. KONTAKT YALCIN BAYRAKTAR E-Mail: yalcin.bayraktar@esslingen.de Tel.: 0711 3512 - 2206 6
Esslingen hält zusammen D ie Coronapandemie veränderte unser Leben in radikaler Weise. Im März waren die Schulengeschlossen, viele Arbeitnehmer Fußballer des RSK und die Berkheimer Narren Einkaufshilfen für ihre Stadtteile. Auch der Roundtable 161 und eine Nachbarschaftshilfe waren in Kurzarbeit oder im Homeoffice, wir junger Muslime halfen. Nicht zu vergessen waren angehalten, zuhause zu bleiben und zahllose Nachbarn, die aktiv ihre Hilfe anboten. Abstand zu wahren. Das gesellschaftliche Le- ben stand still. Unter dem Slogan „Esslingen hält zusammen“ hat auch die Stadt Esslingen eine Hotline Viele Menschen besannen sich wieder auf das geschaltet, die versucht Helfer und Hilfesu- Wesentliche. Sie solidarisierten sich mit ihren chende zusammen zu bringen und auch an die Mitmenschen und boten aktiv Hilfen an. Auch Initiativen im Stadtteil zu vermitteln. in der Stadt Esslingen entstanden zahlreiche Initiativen, die Einkaufshilfen anboten und in Fast 700 Helfer haben sich bei „Esslingen hält den Stadtteilen konkrete Hilfen leisteten. zusammen“ und den Initiativen gemeldet und konnten für über 120 Menschen konkrete Unter dem Motto „Wir knüpfen ein Netz für Hilfe leisten. Ungezählt hierbei die Anzahl den Esslinger Norden“ gab es eine Initiative der derjenigen, die gezielt ein Angebot aus dem ev. Kirchengemeinde St. Bernhardt, der kath. Hilfsportal der Esslinger Zeitung abgerufen Kirchengemeinde St. Josef und des ökumeni- haben. schen Krankenpflegevereins Esslingen-Nord, die Einkaufshilfen und Telefongespräche an- Nicht nur Menschen, die konkret Hilfe benö- boten. Das evangelische Pfarramt Mettingen tigen, melden sich bei „Esslingen hält zusam- vermittelte Einkäufe durch Ehrenamtliche für men“. Auch Soziale Dienste der Krankenkassen die Stadtteile Mettingen/Brühl/Weil, der Bür- und der Pflegestützpunkt riefen Hilfen ab. So gerausschuss Zell half bei Einkäufen und am konnten Helfer/innen auch an die Esslinger Telefon durch die Initiative „Zusammenhalt in Tafel Carisatt vermittelt werden. Zell“. Der CVJM ging mit seiner Initiative „Bei Steigende Coronazahlen führten nun im No- Anruf Milch“ im ganzen Stadtgebiet einkau- vember erneut zu einem Teillockdown. Die fen und bei der Esslinger Zeitung konnte unter Schulen und Kindergärten bleiben dieses Mal „EZ verbindet“ das Hilfsangebot direkt online offen, viele Arbeitnehmer/innen sind aber abgerufen werden. Darüber hinaus boten die wieder im Homeoffice. Die Zahl der Menschen, Anzeige Pflegestift Esslingen-Kennenburg Aufnahme 0711 39 05-116 7
die sich in Quarantäne begeben müssen, steigt. Foto: © Marina Appel/stock.adobe.com Damit werden auch Einkaufshilfen wieder nötig. Weiterhin steht die Hotline der Stadt Esslingen hält zusammen Esslingen zur Verfügung. Auch verschiedene Wir kaufen für Sie ein Initiativen haben sich bereits gemeldet und und hören Ihnen zu Foto: Marina Appel/stock.adobe.com wieder ihre Unterstützung zugesagt. „Esslingen hält zusammen“ – auch und gera- de in schwierigen Zeiten. Die Hotline steht unter der Nummer 0711 3512 - 2694 von Montag bis Freitag von 0711 3512 - 2694 zusammen@esslingen.de 9 bis 12 Uhr zur Verfügung oder per Mail zusammen@esslingen.de. i n g r i d g ay e r Bürgerschaftliches Engagement (BE) in Esslingen – Nachwuchs gesucht! www.esslingen.de D er Kirchenvater Augustinus Aurelius be- merkte schon im Jahr 400 n. Chr.: „Wir schulden niemandem eine laudatio, der seine wir in Esslingen vor Jahren das Wort „Freiwil- liges, ehrenamtliches Engagement“ geprägt. (FEE – dabei darf man getrost an die gute aus Pflicht tut“ - und nichts darüber hinaus, mein- dem Märchen denken…) Im Ausland sind diese te er damit. Tätigen einfach „volunteers.“ Winston Churchill ging noch weiter: „Um die Ich brachte vor Jahren bei einem Referat über Welt zu ruinieren genügt es, wenn jeder (nur) die verschiedenen Arten der Freiwilligentätig- seine Pflicht tut." Dann haben wir in der Zita- keit den Übersetzer ins Schwitzen, weil er im tensammlung den viel strapazierten Ausspruch Englischen eben nur dieses eine Wort hatte. des amerikanischen Präsidenten Kennedy: Längst allgemein bekannt und wissenschaft- „Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann, lich anerkannt ist der persönliche Gewinn des sondern was Du für Dein Land tun kannst“ volunteering. Unzählige Aussagen darüber gibt es. Das alles klingt ja nach schwerster Pflicht und Opfer. Ich halte es da mehr mit dem Spruch, „Ich habe neue Kontakte geknüpft“, „Ich kann den wir uns als Kinder gegenseitig ins Poesie- außer im Beruf meine Fähigkeiten einbringen“ album geschrieben haben: „Willst Du glück- „Erst durch FEE bin ich hier heimisch gewor- lich sein im Leben, trage bei zu and´rer Glück, den“, so eine Berufspendlerin. Verschüttete denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne Begabungen, durch Beruf und Familie ins Herz zurück.“ Ganz einfach ausgedrückt und Hintertreffen geraten, werden wieder belebt. doch so richtig! Der Horizont erweitert sich. Einen Sinn im Leben zu finden, der über die eigenen Bedürf- Gemeint ist zunächst, dem anderen zu hel- nisse hinausgeht, macht glücklich. fen, ihm Materielles oder Zeit zu schenken, Ein wesentlicher Aspekt ist die Möglichkeit, Nächstenliebe zu üben. Weiter gefasst ist es unsere Gesellschaft mitzugestalten und die wertvoll, etwas für das Ganze zu tun, Ge- Lebensqualität der Menschen zu erhöhen. meinsinn zu zeigen, sich bürgerschaftlich zuengagieren, ein Ehrenamt auszuüben, Nahezu ein Boom des Ehrenamts ereignetesich freiwillig tätig zu sein. Und weil jeder dieser in den Neunziger Jahren des letzten Jahrhun- Begriffe ein wenig Anderes bedeutet, haben derts in vielen Ländern. Ein kleiner Rückblick: 8
Es war ein Esslinger Bürger, der die Förderung möchten, zusammen mit Institutionen, die und Strukturierung des Bürgerschaftlichen solche Mitarbeiter suchen. Engagements in Baden Württemberg wesent- „Im Heppächer“ wurde dann für die bestehen- lich angestoßen hat: Dr. Konrad Hummel. Sein den Gruppen ein geeignetes, schönes Domizil Bruder Klaus ist hier wohl vielen als engagier- als Zentrum für BE, das „Forum Esslingen“ ter Schulleiter bekannt, sein Vater hat nach gefunden. Im Lauf der Jahre entstanden viele dem Krieg die Bürgerausschüsse mitgegründet. weitere Gruppen. Das charmante alte Haus Unter der Ägide des Ministerpräsidenten platzte aus allen Nähten und so zog man im Späth setzte Dr. Hummel seine ihm eigene In- Jahr 2017 in die Schelztorstraße 38 um. tensität und Energie ein bei der Gründung der Die Generation aus der „Aufbruchstimmung“ Arbeitsgemeinschaft des Bürgerschaftlichen der Neunziger Jahre ist älter, um nicht zu sagen Engagements (ARBES) im Jahr 1994. Begon- alt geworden. Viele der Gründermütter und nen zunächst als Seniorengenossenschaften -väter wollen, müssen sich aus dem BE zurück- zur gegenseitigen Selbsthilfe älterer Men- ziehen. Sie hinterlassen Lücken in den Gruppen, schen, hat dieser Dachverband inzwischen 130 die wieder zu füllen immer schwieriger wird. Gruppen und Initiativen des BE als Mitglieder. Die Anforderungen des heutigen Lebens las- Mit Dr. Hummel wurden zwischen 1990 und sen viele davor zurückschrecken, zusätzliche 2002 multinationale Euroforen für die Ver- Zeit aufzubringen. Doch freiwillige Tätigkeit ständigung der volunteers in Europa unterein- ist auf sehr unterschiedliche Art möglich ander veranstaltet. Über ihn wurde die ARBES und zeitlich sehr flexibel gestaltbar. Und wie Mitglied des 1992 gegründeten Europäischen kommt man nun zu einer Aufgabe, die einem Freiwilligenzentrums in Brüssel – CEV ( Centre „auf den Leib geschnitten ist?“ Europeen Volontariat) - und konnte jahrelang Natürlich kann man sich initiativ melden bei einen Vertreter für Deutschland in den dorti- vielen Institutionen: In Heimen, bei der Caritas, gen elfköpfigen Vorstand entsenden. bei der Diakonie, bei den Kirchengemeinden, Präsent war von Anfang an und ist die Baden- in Museen. Es gibt seit 20 Jahren das Magazin Württembergische ARBES auch im 2002 ge- „ESaktiv“, in dem sich BE-Gruppen vorstellen. gründeten Bundesnetzwerk für Freiwilligen- Bei ihnen kann man direkt anfragen. arbeit mit Sitz in Berlin, die nationale Ebene. Am einfachsten aber ist es, sich bei der Esslinger Freiwilligenagentur zu melden. Einen ersten Nun zurück zu unseren Esslinger Gefilden, da Überblick über mögliche Tätigkeitsfelder kann tat sich in diesen Jahren natürlich auch aller- man sich in der Datenbank verschaffen unter: hand: 1995 wurden im Landkreis Esslingen die www.engagier-dich.esslingen.de „volunteers-Grundsätze“ verabschiedet, die notwendige Rahmenbedingungen für das BE Oft bringt aber erst ein persönliches Ge- beschreiben. In der Stadt gründeten sich die spräch mit den geschulten und erfahrenen ersten Gruppen: Berater*Innen den Durchbruch. Dafür rufen Sie bitte an unter 0711 3512 - 2487. BALANCE, die Menschen gleicher Interessen zusammenführt und für sie Workshops durch- Die E-Mail Adresse ist: efa@forum-esslingen.de führt. TAT & RAT, wo man Hilfe bei Reparatu- Und nun: Nur Mut! Es kann eine neue ren bekommt, für die kein Handwerker extra Lebensphase für Sie beginnen... kommt. Die Wohnberatung, deren Mitglieder gisela lucke helfen, auch bei körperlichen Einschränkun- gen in der eigenen Wohnung bleiben zu kön- nen. Der StadtSeniorenRat, der eine wichtige Stimme für ältere Menschen in der Stadt ist. 1998 entstand die Freiwilligenagentur. Sie bringt Menschen, die sich freiwillig betätigen 9
Das Jubiläum W ürdige und wohlgemute Menschen fül- len heute unsere Räume. Die meisten kennen sich offensichtlich recht gut. Man be- grüßt sich, manche umarmen sich, alle haben gute Laune. Foto: Werner Rienesl Dann wird es auch recht feierlich. Der Ober- bürgermeister spricht – von Mut, Initiative und Durchhaltevermögen, von weitsichtiger Planung, von Menschen, die Ideen ausfüllen und zum Leben bringen. Der Chef von uns Voraussetzungen fürs Gelingen? spricht von Zusammenarbeit zwischen Stadt und Unternehmen, von Neuland, das man » Ein Konzept, das kompetenzübergreifend betreten muss, um auch für die Zukunft zu entwickelt und dann getragen wird – vom lernen. Und so geht es fort. Ach ja, eine nette Stadtplanungsamt bis zum Bauträger (hier Frau, die bei uns wohnt, gewährt Einblicke ins Baugenossenschaft Esslingen), von Stadt- gute Zusammenleben bei uns. teilinitiativen bis zum Amt für Soziales. Endlich werden Getränke ausgeschenkt und » Eine bauliche Gestaltung mit gut geschnit- der Grill vor unserer Süd-Wand mit Blick auf tenen, bezahlbaren und meist barriere die reizvolle Esslinger Altstadt glüht für leckere freien Wohnungen unterschiedlicher Grö- Happen. Ja, es wurde fröhlich - und manchen ße sowie mit kommunikationsförderlicher konnte man ansehen, dass sie auch ein biss- Gestaltung der Gesamtanlage und der chen stolz waren auf das, was hier mit ihren Gemeinschaftsflächen (einschließlich eines Visionen, ihrer Überzeugungskraft und ihrer attraktiven Gemeinschaftsraumes). Energie geschaffen wurde auf dem Zollberg. » Die Bereitschaft zu wirtschaftlichen Kom- promissen – dem Verzicht auf Maximal So oder so ähnlich hätte es werden können mit erlöse beim Grundstücksverkauf (hier die dem Jubiläum des „MEHRGENERATIONEN Stadt) sowie auf Kostenoptimierung des WOHNEN ZOLLBERG“ (MGW). So hätten Bauträgers. also die vier Häuser des MGW erzählen können vom Jubiläumsfest, wenn – ja, wenn Corona » Eine gezielte (sozialpädagogische) Unter- diese Feier nicht nur zu einem Gedankenspiel stützung zumindest in den ersten Jahren gemacht hätte. des Zusammenwachsens der Bewohner- Gemeinschaft. Im Frühjahr 2010 zogen – nach jahrelanger » Und letztlich der gute Wille aller Beteilig- Entwicklungs- und Planungstätigkeit und ten – mit Respekt vor der Privatsphäre und folgender baulicher Umsetzung – die ersten zugleich der Bereitschaft, offen auf einan- Bewohner in die 41 weitgehend barrierefreien der zuzugehen und sich einzubringen. Wohnungen ein. Die Idee, Menschen aller Al- tersgruppen in einer ausgewogenen Verteilung Nach zehn Jahren kann man feststellen, dass zu einer lebendigen Gemeinschaft zusammen- aus der Idee Wirklichkeit geworden ist, ja, dass zubringen, nahm Gestalt an. Mit Unterstützung man von Erfolg sprechen kann. Die Mühe und von Werner Rienesl, dem „Kümmerer“ für der lange Atem haben sich gelohnt! Und für die Start-Jahre der Wohn gemeinschaft und neue Projekte hat man einiges gelernt. Auch die insbesondere durch die Aufgeschlossenheit Erkenntnis, dass man hinsichtlich wirtschaft- der Bewohner entwickeltesich schnell eine licher Erwägungen bereit sein muss, tradierte Nachbarschaft, die die Idee eines lebendigen Grenzen auch mal in Frage zu stellen – zum Mehrgenerationen- Miteinanders zur Wirk- Nutzen von Menschen aller Generationen! lichkeit werden ließ. Was waren und sind die joachim middendorf 10
Wie der StadtSeniorenRat wurde, was er ist L eserinnen und Leser des Postmichel-Briefs Frühjahr/ Sommer 2020 - fragen gele- den SSR-Vorstandsmitgliedern Dank und An- erkennung zeigen. „Hat sich die Entscheidung, keine Veranstaltungen zu organisieren, so gentlich: „Ihr habt damals berichtet, dass in ausgewirkt, dass nun nirgendwo davon zu le- den Terminkalendern der Vorstandsmitglieder sen ist? Was wurde aus dem geplanten Film?“ des StadtSeniorenRats (SSR) steht, dass es Ein Stein fiel den Organisatoren der Mit- den SSR seit dem 4. Oktober 1995 gibt, also seit 25 Jahren?“. Das wäre ein Grund, diesen Und dann kam Corona! Geburtstag gebührend zu feiern. Schon im gliederversammlung vom Herzen, weil die Januar und Februar wurde in den Sitzungen Veranstaltung am 10.03. ohne Virenalarm ab- des SSR-Vorstands darüber nachgedacht, wie gelaufen war. Ab Mitte März bis Anfang Juli man diesem Ereignis im Herbst 2020 einen at- gab es keine Aktivitäten mehr. Alle vom SSR traktiven Rahmen geben könnte. Dabei sollte getragenen und beliebten Angebote mussten natürlich auch zur Sprache kommen, wie Otto gestrichen werden: Busausflüge, Wanderun- Weinmann und Hermann Obermüller 1995 gen, offenes Singen, Tanzen, Lichtbildvorträge, den StadtSeniorenRat gründeten. Wichtigstes Filme, Fachvorträge und in Kooperation mit Ziel eines Esslinger StadtSeniorenRates müss- der Stadt 17 Bewegungstreffs. Der Kontakt te, nach Auffassung der Ideengeber*in sein: im Auftrag des SSR in viele Esslinger Gremien "Unabhängigkeit von der Stadtverwaltung, vom war nicht mehr möglich. Das Forum Esslingen Gemeinderat und seinen Parteien sowie welt und die städtischen Bürgerhäuser blieben anschauliche Neutralität. Wir wollen frei sagen geschlossen. Alle geplanten Angebote wurden können, wo den Älteren der Schuh drückt. Auch abgesagt und verschoben. Dieser Lockdown wollen wir beweisen, dass ein Esslinger Stadt tat weh! Er ergriff mit nie gekannten Ein- SeniorenRat die Brücke zwischen Alt und Jung schränkungen alle Bereiche. Geblieben sind wahrnehmen kann. Es soll deutlich werden, dass zum Glück persönlich gepflegte Kontakte per auch die ältere Generation in Esslingen eine ak Telefon und bei Spaziergängen. tive Rolle spielt und ihre Erfahrungen einbringt – zum Wohl aller Bürger unserer Stadt“. Corona erträglicher gemacht Die Vorhaben bei der Gründung wurden von Eine große Ausnahme wagte Gerhard Haug. Er den SSR-Vorsitzenden Ursula Roser 1995 – wurde von Esslinger Pflegeheimen eingeladen. 2007, Joachim Middendorf, 2007 – 2012, Dr. Michael Ule 2012 – 2014 und Dr. Manfred Sie nützten die sommerlichen Tage, stellten ein Mätzke im Laufe der zurückliegenden Jahre zu Klavier auf den Hof und öffneten die Fenster. realisieren versucht. Frau Roser und die drei Die Bewohnerinnen und Bewohner schauten Männer hatten jeweils eigene Schwerpunkte, hinaus oder hinunter auf den Hof. Von dort die sie zusammen mit den Mitgliedern des Vorstandes umsetzten. In der Planung des Geburtstages war bereits klar, dass keine Sonderausgabe der ZWIEBEL erscheinen soll, wie dies 2015 war, keine Flyer gedruckt werden, keine Vorträge gehalten und man keine anderen Veranstaltungen organisiert. Ein Mitglieder- und Weihnachts- brief könnte eventuell die Lücke schließen. Ein gemeinsames Essen oder ein Ausflug würde Gerhard Haug musiziert im Hof des Pflegeheims Hohenkreuz 11
erschallte jede Woche Musik. Gerhard Haug einem beträchtlichen Wegfall der Gewerbe- saß am Klavier und ließ Volkslieder, alte Schla- steuer, was eine zusätzliche Schuldenaufnahme ger und Songs erklingen. Als versierter Pianist nötig machte. mit Humor und Mitglied im SSR-Vorstand, zeigte er durch sein Engagement, dass man Weil BM Rust in Esslingen auch für den öffent- mit Einfühlungsvermögen der schweren lichen Verkehr zuständig ist, war ein weiteres Corona-Zeit entgegen wirken kann. Thema der heftig diskutierte Altstadtbus. SSR-Vorstandssitzung „Gutes Älterwerden in Esslingen“ Nach der Lockerung der Corona-Pandemie Zu Gast waren am 06.10. die Stadträte Richard nutzten die Mitglieder des SSR-Vorstandes Kramartschik und Nicolas Fink. Den Impuls zu den freigegebenen Raum im Juli für eine erste diesem Treffen löste ein Artikel in der ESSLIN- Sitzung. Engagiert diskutierten sie und plan- GER ZEITUNG aus. Dort war unter der Headline ten die Herbstmonate. Natürlich galten auch „Senioren wollen mehr als nette Worte“ zu bei dieser Sitzung die Hygienevorschriften lesen, dass die SPD-Ratsfraktion eine Initiative gestartet und einen Antrag erarbeitet hat, die beide um „Gutes Älterwerden in Esslingen“ kreisten. Eine der wesentlichen Forderungen ist darin „gezielter auf Senioren zuzugehen und nicht nur zu warten, bis die Älteren auf die Stadt zukommen“. Dies ist auch schon lange ein Anliegen des SSR. Man könnte also gemeinsam Projekte gestalten. Am Gespräch Vorstandssitzung mit großem Abstand beteiligten sich fast alle SSR-Vorstandsmit- glieder. Roland Geltz, der die Sitzung mode- und Ordnungen. Dabei wurde bedauert, dass rierte, konnte elf Wortmeldungen notieren. viele am Jahresanfang zusammengetragenen „Es wird weitere Treffen geben!“ Ideen und Vorhaben noch warten müssen oder ganz ausfallen. Allen war bewusst, dass die begrenzte Zahl der Teilnehmenden 4 Fotos zum Bericht vom SSR: Roland Geltz größere Events ausschließt. Jedoch möchte man die Idee vom Jahresanfang wieder auf- greifen und den Mitarbeitenden als Danke- schön Anfang September zu einem halben Tag mit Programm einladen. Der Hinweis auf den Geburtstag sollte, vom SSR angeregt, von der Presse aufgegriffen werden. Gäste in den SSR-Vorstandssitzungen Man entdeckte einen neuen Schwerpunkt, Nicolas Fink (MdL) und Richard Kramartschick machte sich fit durch Informationen aus erster Quelle. Der ohnehin schon vorhandene Kontakt mit der Verwaltung und den Fraktio- nen wurde im Herbst noch ergänzt. Am 01.09. Wandern wider die Corona-Krise nahm Bürgermeister Ingo Rust an einer SSR- Sitzung teil. Er erläuterte zunächst anhand Immer noch sind fast alle SSR-Angebote nicht verschiedener Folien den Esslinger Haushalt erlaubt. Das Wandern gehört nicht dazu und in Zahlen. Durch die Corona-Krise kam es zu erfreut sich jetzt erst recht großer Beliebtheit. 12
So ging es innerhalb eines Vierteljahrs: Wanderung vom Berg ins Tal » Rund ums Jägerhaus Am Mittwochvormittag führte eine von Willi Scheuter und Gerhard Haug beglei- » nach Hohenheim – Schloss und Park tete Wanderung vom Berg ins Tal. Entlang » nach Waiblingen – Stadt der Höhen rechts des Neckars genossen die » durch den Berkheimer Stadtwald » vom Schurwald ins Neckartal. » Erlebniswanderung durch den Berkheimer Stadtwald » Erlebniswanderung des StadtSeniorenRats durch den Berkheimer Stadtwald Bei schönstem Wetter trafen sich 20 ange- meldete Teilnehmer*innen am Schäferplatz in Berkheim. Entlang der Körsch ging es zum Deutschen Institut für Textil- und Faserfor- Teilnehmer*innen den Blick hinüber zur schung Denkendorf (DITF). Zurück führte dann Schwäbischen Alb und hinunter auf das der Weg am Steinriegel zum Waldhäusle. Kraftwerk Altbach. Vorbei an der Siedlung am Nach ca. 10 km hatten sich die Wandernden Egert erreichte man Zell. Einen besonderen im Waldheim bei Kuchen, Pizzen und Wurst- Genuss und Staunen weckten die herbstlich salat redlich verdient. gefärbten Bäume und Sträucher. roland geltz Anzeige Ihr Sanitätshaus mit Herz Wir helfen Schritt für Schritt • Mehr als nur Beratung • Kompetentes und freundliches Fachpersonal • Moderne und großzügige Verkaufsflächen und Beratungsräume • Großes Sortiment an Markenprodukten • Fachkundiger Service für moderne Kompressionstherapie • Venenkompetenzzentrum • Rehaaustellungsraum mit Markenprodukten auf 200 m² • Moderne technische Orhopädie • Fachabteilung für Fußorthopädie • Individuelle Versorgung nach Maß • Kundenzeitschrift „Wir helfen Schritt für Schritt“ • Persönlicher Service für Patienten mit Venen- und Lympherkrankungen Sanitäts- und Gesundheitshaus WEBER & GREISSINGER Stuttgart GmbH FILIALE ESSLINGEN ÖFFNUNGSZEITEN STAMMHAUS ÖFFNUNGSZEITEN 73728 ESSLINGEN Montag-Freitag 70176 STUTTGART Mo/Di/Mi/Fr Schelztorstraße 22 9.00 -13.00 Uhr Schloßstraße 68 8.30 -18.00 Uhr TEL 0711 - 66 46 513 14.00 -18.00 Uhr TEL 0711 - 61 70 36 Donnerstag FAX 0711 - 88 24 25 50 FAX 0711 - 61 59 549 8.30 - 19.00 Uhr www.weber-greissinger.de info@weber-greissinger.de 13
25 Jahre Freilichtmuseum Beuren E in Bauernhof in der Pfalz. Die kleine Steffi hört der Großmutter gebannt zu, wenn die von der Familie erzählt: Wie die Urgroßeltern gelebt haben, mit welch einfachen Dingen man zufrieden war. Mit 17 vertieft das Mäd- chen ihr Interesse. Auf dem Hof gibt es zum Glück Unterlagen aus dem 19. Jahrhundert und so fängt Steffi an, aktiv Familienforschung zu betreiben. Das mündet dann in ein Studium der Empirischen Kulturwissenschaften in Tü- bingen bei Prof. Bausinger. Dann will der Kreis Esslingen 1990 ein Frei- lichtmuseum einrichten. Frau Cornelius ist seit den Anfängen dabei und wird Museumslei- Freilichtmuseum Beuren, Foto: Reiner Enkelmann terin. „Hier wird der Austausch über eine alte Zeit und die eigene Geschichte unmittelbar an- Da ist das Ausgedinghaus, in dessen Dachstock geregt. Ein toller Ort, ihn über Generationen einen schaudert, denkt man an die älteren hinweg zu besuchen und eigene und Famili- Menschen, die hier ohne Heizung geschlafen engeschichten zu erzählen“, so Frau Cornelius. haben. Da bekommen diese wunderbaren gro- ßen Kupferbettflaschen, mit denen heute gerne 25 Häuser aus dem Raum dekoriert wird, eine ganz andere Bedeutung! Mittlerer Neckar und von der Schwäbischen Alb Es gab die „gute Stube“, die benützte man nur wurden hierher versetzt. am Sonntag – wie wir es als Kinder bei der „Gemein ist fast allen alten Tante auf der Alb selbst gewohnt wa- Gebäuden das Schicksal, ren. Die „romantische“ verrußte Küche lässt veraltet zu sein, nicht mehr erahnen, wie viel Arbeit vom Holzholen über´s gebraucht zu werden oder Feuermachen bis zum fertigen Linsengericht einfach im Weg zu stehen.“ nötig war. Ob das imposante Bauern- „Alblaisle“ waren das. Hier sind sie wieder be- schloss, das Tagelöhner –, lebt worden, so wie viele alte Pflanzensorten, das Weberhaus, die Bauern- ob Obst, Getreide, Gemüse oder Blumen: Eine gärten, der Schafstall, alle Erinnerung an die Sortenvielfalt in der Natur. versetzen uns in die Zeit der Die zu bewahren ist ein Ziel. Das Miteinander Vorfahren und sind Anlass von Ökonomie, Ökologie und Sozialem zu zei- Steffi Cornelius für eigenes Erinnern. Foto: Andreas Keller gen und diese Thematiken zu vertiefen, macht Es ist ein verwunschener Ort sich das Museum zur Aufgabe. So ist es Bot- auf den ersten Blick. Ein „trautes Dörflein“, in schafter des Biosphärengebietes Schwäbische dem, kaum hat man es betreten, der hektische Alb, das mit über 8o.ooo ha weite Teile der Alltag hinter einem liegt. Mittleren Schwäbischen Alb und ihr Vorland umfasst. An dessen nördlichem Rand liegt es Dann nimmt uns – mit den Enkeln sind wir oft und ist eines seiner 15 dezentralen - das zen- dort – der damalige Alltag gefangen. Und der trale ist in Münsingen - Informationszentren. war sicher nicht einfach. Keine Waschmaschi- 2009 wurde es von der UNESCO anerkannt ne, kein Kühlschrank, kein Staubsauger. „Echt?“ und so dient das Museum nun auch als Info- „Ja, wie soll das denn dann alles gehen?“ stelle des UNESCO Geoparks. 14
Gehen wir im Museum noch ein Stückchen Am besten studiert man dafür die sehr gut weiter… Eindrücklich in manchen Häusern ist gestaltete Website: die Schilderung, wie hier mehrere Generatio- www.freilichtmuseum-beuren.de nen ganz selbstverständlich unter einem Dach gewohnt haben. Gewachsene Mehrgeneratio- Ihr entnimmt man auch die unproblematische nenhäuser, etwas ganz Anderes als die heu- Anfahrt von Esslingen: mit dem Auto – über tigen geplanten „Konstruktionen“. Ganz nah Nürtingen und durch das Tiefenbachtal - war man sich da, schön! Einerseits... Aber ob braucht man gut 30 Minuten. Mit der Regio- damals die jungen Eheleute im Schreinerhaus nalbahn nach Nürtingen und dem Bus bis zum so begeistert waren, dass die Tante immer Museum dauert es ca. 1 Stunde. durch ihr Schlafzimmer gehen Über den Winter ist das Muse- musste, weil sie nebenan in um geschlossen – es öffnet nun der „gefangenen“ Kammer wieder am 28. März 2021. gewohnt hat?? Auch unter einem Dach findet Vielleicht wollen Sie sich dann man, wie es damals üblich einfangen lassen von der At- war, die Ratsstube, die Schule mosphäre dieses besonderen und die Lehrerwohnung im Fleckchens Erde und wird ein Rathaus von Häslach, 1787 er- Besuch eine Ihrer ersten Un- baut, bis 1982 noch in Betrieb. ternehmungen im kommenden Die Einrichtung ist die gleiche Frühjahr, mit Freunden oder wie die in der Kanzlei meines Kindern. Und vielleicht bekom- Vaters, bei dessen Sekretärin men Sie dann auch vom Enkel- ich als Sechsjährige hier und kind einen selbst hergestellten da auf der Schreibmaschine Lehmbaustein zum Geburtstag. klappern durfte. Ein solcher ziert bis heute meinen Schreibtisch als Brief- Die Sekretärin des damaligen beschwerer... Bürgermeisters war Frau Ma- Backhaus aus Esslingen Sulzgries rianne Erdrich. Sie erinnert sich: Foto: Hilde Frey gisela lucke „Wir hatten zwar weder Com- Anzeige puter, Tablet oder Handy, aber Zeit für die Bürger. Man konnte ohne Druck und Eile auch persönliche Gespräche führen.“ Just zum 25-jährigen Museums–Jubiläum hat Frau Cornelius mit ihrem Team ein Büchlein herausgebracht, dem dieses Zitat entnom- men ist. Es heißt: „Jetzt steht unser Haus im Freilichtmuseum Beuren. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten“ Dreht man sich nun vom Rathaus um und nimmt den Weg vom Neckarland-Dorf zum Alb-Dorf, so fällt der Blick - manch ein Leser wird es noch kennen – auf das Backhäusle. Es stand früher in Sulzgries und ist Stein für Stein hierher gebracht worden. Es ist sehr beliebt bei den Kindern, die hier selbst Brot backen dürfen. Das ist eine von vielen Akti- vitäten, Veranstaltungen und pädagogischen Projekten, die im Museum angeboten werden. 15
Ein guter Winter - ein Krisentagebuch Der Verlag "Ein guter Plan" hat ein Krisenta- gebuch für den kommenden Corona-Winter herausgebracht. Es ist ein Tagebuch, das ne- ben einem schön gestaltetem Kalendarium viele wertvolle Tipps enthält, die den Alltag in einer Pandemie erleichtern sollen. Das Krisentagebuch als PDF-Datei kostenlos zum Download zur Verfügung unter: https://einguterplan.de/einguterwinter/ Foto: www.einguterplan.de/einguterwinter/ Wegweiser für Seniorinnen und Senioren Der Wegweiser für Seniorinnen und Pflege, die die Stadt Esslingen am Neckar zu Senioren der Stadt Esslingen am bieten hat. Sie können dem Wegweiser bei Neckar informiert über zahlreiche den Städtischen Ämtern, z. Bsp. im Bürgeramt Angebote in den unterschiedlichen abholen. Die Online Version finden Sie unter: Bereichen wie Freizeit, Sport, Bürge- www.esslingen.de/senioren rengagement, Kultur, Gesundheit und -red.- Anzeige Esslingen Der Ambulante Pflegedienst der DRK Curavita Esslingen ermöglicht Ihnen eine medizinische, pflegerische und hauswirt- schaftliche Versorgung ganz nach Ihren Wünschen. Wir sind bei Ihnen, wenn Sie uns brauchen. Und das an sieben Tagen in der Woche, rund um die Uhr. bo te: Weitere Ange • Hausnotruf ern Essen auf Räd Pflege • • Betreutes R ei se n Ambulante • Hilfe im H au sh al t DRK Curavita Esslingen: 0711 / 39005-200 oder über den DRK-Kreisverband Esslingen e. V. 0711 / 39005-700 CUR_AZ_Pflegedienst_166x118mm_RZ.indd 1 22.02.12 17:26 16
SCHWERPUNKTTHEMA FREIE ZEIT - AKTIV BLEIBEN Wie geht es dir? - Ein Brief L iebe M., und Impfstoffe gegen das Virus gefunden sind, das ist mir klar. Also frage ich mich: Was tu ich inzwischen – Du wolltest wissen, ohne die vielfältigen Anregungen von außen? wie es mir in dieser Jetzt, wo alles still steht? Fast alles – denn Corona-Zeit geht. wenn man genau hinschaut, bleibt doch Ziemlich zwiespäl- vieles, was Geist und Gemüt aufhellen kann, tig, wenn ich ehrlich findest Du nicht? bin. Wie beim Blick Was für ein Glück habe ich, dass da gute aus dem Fenster: Nachbarn sind, mit denen man öfter ein paar Worte wechseln kann und vielleicht noch Da ist leuchtend mehr Gemeinsamkeiten findet! rotgolden vor der dunklen Eibe der Foto: Barbara Heckel Das ist das Beste, was ich erlebe: dass die raren Eisenholzbaum – Begegnungen persönlicher und intensiver sind wunderschön. Aber viele Blätter liegen schon – vielleicht, weil ja alle derselben ungewohn- unten und bald wird das Bäumchen kahl sein. ten und befremdlichen Situation ausgesetzt Die Farben werden matt, und dann regen sich sind und mit ihr zurechtkommen müssen. im kalten Wind nur noch kahle Zweige. Das magst Du doch auch: ein gutes Gespräch, So unbehaglich wie der Spätherbst sind jetzt, jetzt, da man das Gegenüber wirklich ansehen da ich Dir schreibe, auch die Aussichten auf die und ihm zuhören kann und einen nichts – nächsten Wochen. Alles, was Farbe ins Leben weder Leute noch Termine - davon ablenkt. bringen könnte, ist durch die Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie erst Immer noch kann ich jemanden einladen, zum einmal gestoppt und abgesagt. Essen, zum Kaffee, sogar – mit Abstand und Maske sicherheitshalber – zum Spielen oder Dass Theater, Musik, Ausstellungen, LesArt, gemeinsam Musik Machen oder Hören oder Kabarett, Kino, Sport, Preisverleihungen, Jubi- einen Film Sehen. läen und andere Veranstaltungen für vier Wo- chen fast ohne Ausnahme ausfallen müssen, Aber auch wenn jemand lieber vorsichtig und trifft mich sehr, so wie wahrscheinlich jeden allein ist, muss die Welt nicht stumm bleiben. auf irgendeine Weise. Die Telefongespräche werden häufiger und länger (unsere ja auch) und etliche Großeltern Das sind auch für die Menschen aus dem Kul- in meiner Bekanntschaft erleben die Enkel per turbereich existentielle Fragen, darum kann Skype oder auf dem Smartphone sozusagen ich nur hoffen, dass sie noch vor Weihnachten live – auch den neugeborenen, zu dessen alles wieder in Bewegung setzen können, was Begrüßung man leider nicht hinreisen konnte. sie so sorgfältig vorbereitet haben. Wie viel dann wieder geht, das konnte man zu Beginn Diese neuen Medien schaffen so viele Mög- der Herbstsaison schon sehen. Allerdings: lichkeiten – durch sie sind Unterhaltung, selbst wenn die Beschränkungen gelockert Kunst, Bildung und Information aus der werden, kann nicht alles wieder laufen wie ganzen Welt verfügbar, jederzeit und überall. früher, solange nicht wirksame Medikamente Jetzt, da wir nicht hingehen können, wird 17
SCHWERPUNKTTHEMA uns vieles nach Hause geliefert. Machst Du Und nicht zuletzt sind da meine Bücher. Eben das auch manchmal? Ich kann Live-Auftritte jetzt das eine, das Du mir empfohlen hast. Es aller Art miterleben oder durch weltberühmte kommt vor, dass ich wie früher in zwei Tagen Museen schlendern. Vereine laden mich zur und einer halben Nacht ein Buch verschlinge; Online-Teilnahme an der nächsten Jahres- das war aber mit diesem hier nicht möglich. hauptversammlung ein, und wir haben auch Unbedingt müssen wir darüber am Telefon schon Familiensitzungen mit fünf Standorten reden– das geht nicht brieflich. Du weißt es gehabt..* ja: die Erwartungen an ein Buch sind so ver- schieden wie die Leute. Es unterhält, schafft Meine Kusine K. (Du hast sie mal erlebt) hat Spannung, Erheiterung, Besinnung, fremde alle diese Geräte nicht, will sie auch gar nicht. Welten, Erinnerung, Erschütterung, Verstehen. Aber das Radio ist ihr ein wichtiger Haus- Ich lese jetzt wieder längst bekannte Bücher, freund. So lebt sie doch nicht so abgeschieden und verstehe sie womöglich ganz anders und und hört, was sich in der Welt ereignet und neu. Neue leihe ich mir in der Stadtbücherei wer was dazu zu sagen hat. Manchmal singt oder suche Lektüre in der Bücherecke im sie auch mit, beim Aufräumen oder Bügeln, Forum. Da komme ich sogar in die Stadt und sagt sie. Neben dem Radio her kann man habe die eine oder andere Begegnung. nämlich allerlei tun, findet sie, und sich in der ganzen Wohnung bewegen. Zwei Fliegen mit einer Klappe: außer zu einem Buch komme ich zur unbedingt nötigen Be- Selbst etwas machen: das ist die Idee! Chor- wegung (bei so einer Lebensweise kann man proben fallen aus? dann singt man – ganz ja leicht zum Stubenhocker werden). ungefährdet – allein. Außerdem habe ich plötzlich viel mehr Zeit: ich kann Fotos ord- Spazierengehen und tief Luft holen – solange nen, die Puppenstube richten, Erinnerungen man nicht mitten unter Menschen ist, geht auffrischen, könnte sie vielleicht sogar auf- das ja ohne Mund- und Nasenschutz – das schreiben, wie es D. immer wollte, oder Ge- ist immer möglich. Jeden Tag sehe ich Gärten schichten von früher für die Enkel festhalten? und Bäume anders, immer wechseln der Him- Die Malsachen sind ganz vertrocknet – viel- mel und das Licht. Auch dabei muss man nicht leicht wäre wieder Malen eine Idee? (muss ja allein bleiben. Im Gehen kann man gut reden. nicht in der Staatsgalerie landen, Hauptsache, Und dabei entdecken, dass der Spätherbst es macht mir selber Freude). doch Farben und Schönes hat. Und wann habe ich, vor diesem hier, den So ist meine Antwort jetzt: es geht mir gut, letzten „richtigen“ Brief geschrieben? Weißt es gibt Vieles, was mir Freude macht, und ich Du noch? Vor sechzig, siebzig Jahren war uns erlebe draußen und drinnen jeden Tag so, wie das so wichtig; da brachte der Briefträger oft ich ihn sonst wohl nicht gesehen hätte. morgens und nachmittags Post, die „post- Dass Du diese Zeit auch so erlebst, wünsche wendend“ beantwortet werden musste. Dabei ich Dir und freue mich auf Deine Erfahrungen. geht es mir auch heute wie Dir: ich freue mich immer, wenn zwischen den Wurfsendungen Pass auf Dich auf! ein persönlicher Brief steckt. Ganz herzlich Schon wird die gewonnene Zeit wieder knapp. Deine B Eigentlich … Eigentlich wollte ich in der Zei- tung von gestern noch den langen Artikel barbara heckel des Stadtplaners lesen, aber da ist schon die Zeitung von heute… Was sich in der Stadt und in der Welt tut, muss einen doch interessieren. Da finde ich die Zeitung immer noch wichtiger * Was alles trotz Corona - manchmal erst seit als Radio und Tagesschau. Corona - geht, finden Sie auf Seite 20. 18
SCHWERPUNKTTHEMA Kultur! Leben! D iese Rufe haben in den letzten Wochen an Dringlichkeit zugenommen: Kultur ist nichts ohne ständige Wechselwirkung Das Fernsehen war und bleibt ein wichtiges Mittel, mit dem Publikum zu kommunizieren. So gab es Live-Übertragungen von Konzerten mit dem L eben – Leben ohne Kultur ist nicht und Theater, von Vorträgen und Workshops denkbar. Alle Lebensäußerungen sind geprägt bis hin zum Fußball im leeren Stadion. von ihr – sogar noch in der Absage an ihre Traditionen. Das so Aufgezeichnete bleibt sogar weiterhin verfügbar - für den, der online gehen kann. „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeu- tung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da Diesen Weg hat hier in Esslingen das Central- ganz Mensch, wo er spielt.“ – so hat Schiller Theater am Rossmarkt gewählt und bietet jede die Bedeutung des freien Spiels der Kunst für Woche mittwochs „Geschichten für die Klei- das Leben ausgedrückt. nen“ und freitags ein buntes Kulturprogramm Wie schmerzhaft eine Trennung sein kann, für die Großen. haben wir erfahren in den ersten Monaten Auch die Stuttgarter Oper zeigt online jede der Pandemie und wieder im erneuten „hal- Woche etwas aus ihrem Repertoire und die ben“ Lockdown im November. Da waren die Staatsgalerie stellt jede Woche ein anderes Klagen laut darüber, dass alles, was der Seele Kunstwerk aus ihren Sammlungen vor. Wer guttut und den Geist bewegt, abgesagt und Kunst sucht, kann so auch in New York, Flo- geschlossen werden musste. renz oder Madrid durch das Museum wandern. "Leben! Kultur!“ hatte zum Beispiel das Motto sein sollen zum Abendcafé der Freiwilligen- Für die trotzdem schwer zu bewältigende agentur im Januar: abgesagt. Und das galt für Situation finden sich Podcasts zum Umgang das Kulturleben insgesamt.. mit dem Corona-Risiko oder Ratschläge „Was tun gegen Ängste und Sorgen“ und „Helfen Seither machten die Künstler, Schauspieler, und sich helfen lassen“. Wer seine Enkel beim Musiker, Autoren und alle, die ihre Auftritte Lernen daheim unterstützen will, kann auf vermitteln und organisieren, die bittere Er- Lernplattformen Hilfe finden. fahrung, dass ihnen zwar versichert wird, wie wichtig sie und ihr Tun für die geistige und Kurz: die elektronischen Medien transportie- seelische Gesundheit der Menschen sind, dass ren alles. sie tatsächlich aber nichts tun können. Dabei brauchen sie den Kontakt und den Austausch Für Sänger in Esslinger Chören gab es Video- mit ihrem Publikum mindestens ebenso sehr Proben Woche für Woche, gegen die Bewe- wie jeder andere seine Begegnungen. Dass sie gungsarmut können die „5 Esslinger“ im SWR auch finanziell davon abhängig sind, dass sie mitgeturnt werden. Selbst die Stadtbücherei spielen und auftreten können, macht sie noch ging online und bietet einen Schnupperaus- verletzlicher. weis für die „Onleihe“. Darum haben sie wie überall auch in Esslingen Und doch: ein Buch möchte man anfassen, schon im Frühsommer mit großer Kreativität darin blättern können (die Ausleihe ist analog und viel Einsatz Konzepte entwickelt. weiterhin möglich) – und abgefilmte Szenen bleiben flach. Die Strategie hieß: dran bleiben, Angebote machen, die auch mit den Einschränkungen Es fehlen die Atmosphäre, die Reaktionen der funktionieren – mit dem Ziel, so bald wie Menschen im Saal und die Unmittelbarkeit des möglich die Bühne wieder frei und das Publi- Spiels. Drum sind noch wichtiger als die Kon- kum wieder gegenwärtig zu haben. serven die „echt lebendigen“ Aufführungen. 19
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