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PRESS REVIEW Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal Thursday, June 24, 2021
PRESS REVIEW Thursday, June 24, 2021 Berliner Morgenpost, DIVAN, BSA, DB Der aus Nazareth stammende und in Berlin lebende Geiger Yamen Saadi spielt bei Daniel Barenboims Konzert in der Staatsoper Rbb Inforadio, DIVAN, DB „Konzert für Berlin“: Wenn man sich die Karte nicht leisten kann Frankfurter Allgemeine Zeitung, DB Martha Argerich, Daniel Barenboim und Anne-Sophie Mutter begeistern in der Hamburger Laeiszhalle General-Anzeiger, BSA Das Rolandseckfestival beginnt am Freitag im Kursaal von Bad Honnef Perlentaucher.de, BSA Eine nichtschwule Aura Berliner Morgenpost Die Deutsche Oper will ihr Saisonprogramm nur schrittweise ankündigen. Für den Neustart wird auf verkaufsträchtige Opernklassiker gesetzt Rbb Inforadio Ein toller Ritt: ein Abend mit Michael Wollny Süddeutsche Zeitung Telemanns „Pastorelle en musique“ in Potsdam-Sanssouci Berliner Morgenpost Bayreuther Festspiele: Wagner vor 900 Zuschauern
Süddeutsche Zeitung Beethoven in Bagdad und das Erwachen einer Gesellschaft: Zur Premiere der deutsch-irakischen Koproduktion „Egmont im Irak“ Die Zeit „Vernon Subutex“ in Berlin und „Der Theatermacher“ in Frankfurt Süddeutsche Zeitung Eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin zeigt die ersten Jahre der Documenta im politischen Kontext Berliner Morgenpost Lockerungen in Berlin erst ab 3. Juli Die Zeit Auch der deutsche Rap wird von einer MeToo-Welle erfasst. Hoffentlich wird sich in der Szene etwas ändern
24.6.2021 Berliner Morgenpost KULTUR SEITE 9 | MITTWOCH 23. JUNI 2021 „Es geht zuerst um das Menschsein“ Der aus Nazareth stammende und in Berlin lebende Geiger Yamen Saadi spielt bei Daniel Barenboims Konzert in der Staatsoper. Ein Treffen Geiger Yamen Saadi spielt im Gedenkkonzert für die „Opfer des israelisch-palästinensischen Krieges“. M. Gambarini Von Volker Blech Es gibt die Geschichte, wonach ein zehnjähriger Junge Daniel Barenboim ansprach, ob er beim West-Eastern Divan Orchestra mitspielen könne. Der Star-Dirigent meinte, dafür sei er doch noch viel zu jung. „Wenn es hilft“, hakte der Junge nach, „kann ich auch sagen, dass ich 21 bin.“ Der Vorschlag überzeugte im Jahr 2007 nicht. Aber große Künstler können so wunderbar inkonsequent sein. Bereits ein Jahr später wurde der junge Geigenschüler zum Orchester eingeladen. Jetzt sitzt Yamen Saadi mir beim Gespräch in der Kantine der Staatsoper Unter den Linden gegenüber. Längst ist er ein gestandener, international gefragter Geigensolist. Beim „Konzert für Berlin“ spielt Saadi an diesem Mittwoch unter Leitung von Daniel Barenboim das erste Violinkonzert von Max Bruch. Übrigens: Das Stück hat er erstmals mit 15 Jah- ren in Israel gespielt. In Nazareth erhielt der Geiger seinen ersten Unterricht https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/965/articles/1375119/9/3 1/3
24.6.2021 Berliner Morgenpost Fröhliche Augen hat Yamen Saadi. Er ist ein offener und höflicher Künstlertyp, mit dem man gern redet. Geboren wurde er 1997 in Nazareth, wo er seinen ersten Gei- genunterricht am Barenboim-Said-Konservatorium bekam. „Es waren hauptsächlich arabische Studenten, aber die Lehrer kamen alle aus Tel Aviv“, erzählt Saadi: „Das Konzept war, der arabischen Community den Zugang zur klassischen Musik zu er- möglichen.“ Später wurde er von Chaim Taub, dem Konzertmeister des Israel Phil- harmonic Orchestra , unterrichtet. Seinen Bachelor machte er an der Barenboim-Said Akademie in Berlin. Derzeit studiert er an der noblen Kronberg Academy. Er hat be- reits eine Reihe von Stipendien und Preisen vorzuweisen. Seinen Hauptwohnsitz hat er in Friedrichshain. Über seinen Mentor Daniel Barenboim sagt Yamen Saadi, dass er so viel von ihm gelernt habe, „nicht nur, was die Musik, sondern auch, was das Weltgeschehen be- trifft. Für mich ist er eine Vaterfigur.“ Barenboim hat ihm auch viel anvertraut. Be- reits mit 17 Jahren wurde der Geiger Konzertmeister des West-Eastern Divan Or- chestra. Aber Yamen Saadi hüllt sich gern in Bescheidenheit. „Ich würde nicht von einer Vorbildfunktion sprechen“, sagt er: „Ich bin derjenige, der die Ideen des Diri- genten aufnimmt und für die Kollegen im Orchester übersetzt. Es ist eine Brücke vom Dirigenten zum Orchester.“ Und außerdem sei er nur der zweite Konzertmeister nach Michael Barenboim. Beim „Konzert für Berlin“ wird an diesen Mittwoch neben Bruch auch Beethovens 5. Sinfonie gespielt. Wenn die berühmte Schicksals-Sinfonie auf dem Programm steht, gibt es häufig einen ernsten Anlass. Das Konzert in der Staatsoper Unter den Linden ist „den Opfern des israelisch-palästinensischen Krieges gewidmet“. Viele werden noch die Fernsehbilder von den nächtlichen Raketenangriffen aus Gaza auf Israel und die Straßenkämpfe in arabischen Wohnvierteln vor Augen haben. „Es ist eine schwierige Situation“, sagt der Geiger: „Ich habe Familie und Freunde in Naza- reth, in Haifa und in Tel Aviv. Man macht sich immer Sorgen um sie, egal, ob es ara- bische oder jüdische Menschen sind, und natürlich auch um die Menschen in Gaza. Ich finde es schwierig, sich nur auf eine Seite zu stellen. Man darf nicht vergessen, dass es zuerst um das Menschsein geht.“ Es gehe nicht um Zahlen, wie viele auf je- der Seite umgekommen seien, sagt Yamen Saadi, es gehe dabei immer um Men- schenleben. Es seien zu viele Kinder gestorben. „Das Blutbad muss aufhören.“ Das Orchester ist ein Modell für das Zusammenleben Im West-Eastern Divan Orchestra spielen junge israelische und arabische Musiker gemeinsam. Aber der Nahostkonflikt geht natürlich nicht spurlos am Orchester vor- bei, heiße Debatten gehörten in den vergangenen zwei Jahrzehnten dazu. Bislang zählte es immer zum Grundkonsens, dass die Zweistaatenlösung als friedensstiften- des Modell zwischen Juden und Palästinensern favorisiert wird. https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/965/articles/1375119/9/3 2/3
24.6.2021 Berliner Morgenpost „Wir wissen nicht, ob es ein Staat oder zwei Staaten sein werden“, sagt Yamen Saadi, der Palästinenser mit israelischem Pass. „Der Divan ist ein Modell dafür, wie man zusammenleben kann. Oft stellen wir fest, dass wir uns viel ähnlicher sind als verschieden voneinander. Das Orchester ist ein humanitäres Projekt.“ Es ist immer einfacher, mit einem Musiker über Musik zu reden. Saadi schwärmt von Schubert. Aber eigentlich, sagt er irgendwann lächelnd, müsse er immer das Stück, was er ge- rade spiele, zu seinem Lieblingsstück machen. Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten. https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/965/articles/1375119/9/3 3/3
24.6.2021 "Konzert für Berlin": Wenn man sich die Karte nicht leisten kann | Inforadio Startseite > Programm > Kultur Mi 23.06.2021 | 11:55 | Kultur "Konzert für Berlin": Wenn man sich Karten nicht leisten kann Für jeden sollte Kultur erschwinglich sein. Ein Verein ermöglicht deswegen benachteiligten Menschen Kulturerlebnisse. Zum Beispiel das "Konzert für Berlin" am Abend in der Staatsoper Unter den Linden. Dirigent Daniel Barenboim hat es den Opfern des Nahostkonflikts gewidmet. Von Antje Bonhage Stand vom 23.06.2021 Beitrag hören https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/kultur/202106/23/580854.html 1/1
24.6.2021 https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467175/9 F.A.Z. - Feuilleton Mittwoch, 23.06.2021 Entfesselter Enthusiasmus Martha Argerich, Daniel Barenboim und Anne-Sophie Mutter begeistern in der Hamburger Laeiszhalle. Jeder Tag, an dem er nicht Musik machen könne, hat Daniel Barenboim gesagt, sei für ihn „ein verlorener Tag“. Ein ähnlicher Enthusiasmus glüht in einer Jugendfreundin, der er vor 73 Jahren in Buenos Aires erstmals begegnete: Martha Argerich. Als die argentinische Pianistin im Jahr 2018 in der Hamburger Laeiszhalle ihren „Progetto Martha Argerich“, initiiert 2002 in Lugano und dort nach fünfzehn Jahren gedankenlos abgewickelt, fortsetzen konnte, ließ sich Barenboim morgens von Berlin nach Hamburg chauffieren, um mit ihr Musik von Robert Schumann und Claude Debussy zu spielen. Dieses Revival ist eine kultu- relle Großtat von Daniel Kühnel, dem Intendanten der Hamburger Symphoniker und der Laeiszhalle, die von vielen Musikern als der beste Konzertsaal Hamburgs favorisiert wird. Zur Eröffnung des dritten Festivals – das des vorigen Jahres hatte ausfallen müssen – war zum Auftakt ein amuse d’oreille angekündigt: Cecilia Bartoli. Begleitet von Martha Argerich wie von Daniel Barenboim, unter dessen Leitung sie ihre erste Opernaufnahme gemacht hatte, sollte sie jene zauberischen Lieder darbieten, die Gioachino Rossini als „Alterssünden bezeichnet hatte – „Péchés de vieillesse“. Doch die Mezzosopranistin sprach mit der Stimme eines „basso profondo“, als sie Daniel Kühnel mitteilen musste, dass sie nicht würde kommen können. Also mussten die Vielerfahrenen die Kernstücke des Programms – Mozarts Sonate für zwei Klaviere D-Dur KV 448 und Georges Bizets „Jeux d’enfants“ – um zwei kleine Werke ergänzen: Claude Debussys „Préludes à l’après midi d’un faune“ in der Fassung für zwei Klaviere und Mozarts Andante für Klavier zu vier Händen KV501. Dass die beiden im Allegro con spirito der Sonate zunächst leichte Koordinations-Probleme hatten, deutet darauf hin, dass es nicht viel Probenzeit für das Wechselspiel der sprudelnden Passa- gen gegeben hatte; und dass sie lange in einem Band mit Mozart-Sonaten blättern mussten, um das Andante mit fünf Variationen in G-Dur zu finden, lässt fast vermuten, dass sie vom Blatt spielten – das gehört zum Handwerk großer Könner. Alterssünden? Nein, durchaus nicht, weil sie dem enthusiastischen Publikum mehr als routinierte Perfektion boten, nämlich die ursprüngliche Freude am gemeinsamen Musizie- ren zu vermitteln verstanden. Dass aber „La Martha“ und „Danny“ immer noch die Pranke von Virtuosen hohen Ranges besitzen, war in den „Jeux d’enfants“ von Georges Bizet zu bestaunen. Der Komponist der „Carmen“ war, wie kaum bekannt, ein selbst von Franz Liszt bewunderter Virtuose. In dem Marsch „Trompette et Tambour“ verwandelten sich beider Hände in „Trompete und Trommel“ – welch wunderbares jeu d’esprit! Und dass Martha Argerich nach wie vor über die ihr oft zugesprochene „geschmeidigste Klavierhand“ gebietet, bewies sie am zweiten Abend im Klavierkonzert B-Dur op. 19 von Ludwig van Beethoven. Im Ausklingen des Adagios setzte sie, mit Furor in den Finalsatz stürmend, das Tempo: nicht Molto allegro, sondern Presto, sodass auch die Hamburger Symphoniker zeigen konnten, dass sie unter ihrem Chefdirigenten Sylvain Cambreling einen bemerkenswerten Aufschwung genommen haben. https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467175/9 1/2
24.6.2021 https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467175/9 Martha Argerich hat ihren „Progetto“ nicht als Festivität zur Aufwertung eines touristisch attraktiven Standortes konzipiert, sondern als musikalische Werkstatt für eine programma- tisch abwechslungsreiche Konzert-Reihe ohne die Rituale und Zwänge des durchgetakteten Betriebs. In den fünfzehn Konzerten zwischen dem 19. und 30. Juni steht sie vierzehnmal auf dem Podium der nicht von „Kultouristen“ heimgesuchten Laeiszhalle. Dabei folgt sie der Maxime: „Ich liebe es, Klavier zu spielen, aber ich mag es nicht so gern, Pianistin zu sein.“ In den meisten Konzerten, alle ohne Pause durchgeführt, ist sie Partnerin von rund sechzig Kollegen: zum einen von lebenslangen Weggefährten wie Daniel Barenboim, Maria João Pires, Lilya Zilberstein, Gidon Kremer, Mischa Maisky oder Renaud Capuçon, zum anderen von herausragenden jungen Musikern, denen der überfällige Dank des Ruhms noch nicht zuteil geworden ist. Diese Vielzahl der Musiker ist auch ein Garant für die Vielfalt der Programme, die nicht aus dem Katalog des Verkaufstüchtigen stammen. Und dass man sich als Gleiche(r) unter Glei- chen versteht, zeigt sich daran, dass alle Musiker dasselbe Honorar enthalten. Intendant Kühnel: „Es gibt wohl kein anderes Festival dieser Größenordnung, bei dem alle Mitwirken- den im Grunde die gleiche – und zudem extrem moderate – Gage bekommen. In unseren Augen macht das einen wesentlichen Unterschied: Alle diese großartigen Musikerinnen und Musiker sind hier, um miteinander und für das Publikum zu spielen. Nichts anderes steht im Vordergrund.“ Waren es die Ausstrahlung von Martha Argerich und die Aura ihres Festivals oder die Über- zeugungskraft von Daniel Kühnel, die Anne-Sophie Mutter dazu bewog, sich in den Freun- deskreis einzureihen? Zuvor hatte sie noch nie mit der Pianistin musiziert. „Mal sehen, wie das wird“, hatte Martha Argerich gesagt. Dem Vorspiel mit Beethovens Sieben Variationen über „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ – mit dem Cellisten Mischa Maisky – folgte die Sonate für Violine und Klavier von César Franck: Und es wurde! Schon nach der Schluss- steigerung des finalen Allegretto feierte das Publikum die beiden Grandes Dames mit stehenden Ovationen. Zum Triumph des Abends wurde die Aufführung von Mendelssohns Klavier-Trio d-Moll. Unvergesslich, wie die einmal mehr von einem Geschwindigkeitsrausch erfasste Martha Argerich in der Elfenmusik des Scherzos ihre beiden Partner zu den tollsten Saitensprüngen herausforderte. Begeisterter und bewundernder Jubel – wann war das Hamburger Publi- kum je so enthusiastisch zu erleben? Jürgen Kesting https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467175/9 2/2
Print Quelle: General-Anzeiger, Königswinter vom 23.06.2021, S.10 (Tageszeitung / täglich ausser Sonntag, Bonn) Auch in: 4 weiteren Quellen » Auflage: 4.260 Autor: Mathias Nofze "Aufbruch" mit vier Konzerten Das Rolandseckfestival beginnt am Freitag im Kursaal von Bad Honnef Von Mathias Nofze Mit diesem Stück startet das Ro- eckfestival zu erleben, wird ihre 5. landseckfestival am Freitag, 25. Juni, Klaviersonate spielen. A ufbruch" heißt das Motto des diesjährigen, 16. Rolandseckfesti- um 20 Uhr. Das Michelangelo-Quar- tett, bestehend aus Mihaela Martin Am Sonntag, 27. Juni, wechselt das Festival auf die linke Rheinseite und vals, veranstaltet von der Johannes- Wasmuth-Gesellschaft (JWG) mit Un- (Violine), Conrad Muck (Violine), Mi- bietet in der Kleinen Beethovenhalle terstützung diverser Kooperations- chael Barenboim (Viola), und Frans in Muffendorf (Beginn ist 11 Uhr) Cla- partner. Die vier Konzerte finden von Helmerson (Violoncello), betritt dafür vecin-Werke von Rameau, danach Freitag, 25., bis Sonntag, 27. Juni die Bühne im Kursaal Bad Honnef. Strauss (Streichsextett aus der Oper statt, das Programm verantwortet als Auf dem Programm stehen außerdem "Capriccio"), Schumann (sechs kano- künstlerische Leiterin die Geigerin Kammermusik von Debussy und Dvo- nische Stücke) und Beethoven (Sep- Mihaela Martin. rak sowie Lieder von Schubert. tett Es-Dur). Die Stücke von Rameau "Aufbruch", das fängt die Hoffnun- Am Samstag, 26. Juni, geht es um interpretiert die Bochumer Pianistin gen und den Optimismus ein, die 20 Uhr an gleicher Stelle weiter. Hier Schaghajegh Nosrati, eine hochgelob- überall mit den Lockerungen der Co- schwingt eine andere Facette von te Bachspielerin, die als Assistentin rona-Einschränkungen verbunden "Aufbruch" mit, die als "Ausbrechen" von Sir András Schiff an der Barenbo- sind. Aber man versteht das Wort aus gesellschaftlichen Konventionen im-Said-Akademie in Berlin arbeitet. vom "Aufbruch" beim Festival auch zu verstehen ist. Werke von Clara Den Ausklang des Festivals bildet im engeren künstlerischen Sinne, als Schumann (Romanzen für Violine ein Open-Air-Konzert am selben Tag Aufbruch nach einer persönlichen und Klavier) und Fanny Mendelssohn um 18 Uhr auf der Festwiese vis-à-vis Krise, sei es Schaffenskrise, sei es (Streichquartett Es-Dur) erinnern an des Arp Museums Rolandseck. Dort Krankheit. Mit "Heiliger Dankgesang komponierende Frauen, die sich im stehen unter anderem Lieder von De- eines Genesenen an die Gottheit" 19. Jahrhundert ihre kreativen Frei- bussy und die Suite aus Strawinskys überschrieb Ludwig van Beethoven heiten gegen vielerlei Widerstände er- "Geschichte vom Soldaten" auf dem den langsamen Satz seines Streich- kämpfen mussten. Die Russin Galina Programm. Dem lockeren Freiluft- quartetts op.132. Erholt hatte er sich Ustwolskaja wiederum wurde von der Ambiente wird man mit Norwegischer zuvor von einer ernsthaften Magen- offiziellen Kulturpolitik ihres Landes Folklore (mit der Norwegerin Ragn- und Darmerkrankung, die die Vollen- ausgeblendet. Das spirituelle Wesen hild Hemsing an der Hardanger-Fid- dung des Werkes verzögert hatte. vieler ihrer Werke, weshalb sie auch dle) und Tangos von Astor Piazzolla Dass die sieben Buchstaben "genesen" mal griffig die "Gotikerin von Sankt gerecht. knapp 200 Jahre später eine derartige Petersburg" genannt wurde, missfiel Preise: Konzerte 1-3: jeweils 35, Konjunktur (neben "geimpft" und "ge- den Parteiideologen. Elena Bashkiro- erm. 20 Euro, als Abo 75 Euro. Kon- testet") erleben würden, konnte er va, seit vielen Jahren beim Rolands- zert 4: 30, erm. 15 Euro. Kartenvorbe- nicht ahnen. stellungen sind per E-mail möglich bei: susanne@gundelach-bonn.de Alle weiteren Quellen: General-Anzeiger - Bonner Stadtanzeiger Bonn, Hardtberg • General-Anzeiger - Rhein-Ahr-Zeitung • General-Anzeiger - Rhein-Sieg-Zeitung Rhein & Sieg • General-Anzeiger - Rhein-Sieg- Zeitung Voreifel zum Anfang dieses Artikels zum Inhaltsverzeichnis 4
Internet Quelle: Perlentaucher.de vom 23.06.2021 (Internet-Publikation, Berlin) AÄW: 253 € Visits: 542.960 Reichweite: 18.098 Autor: k.A. Abstract: Der Historiker Jacob Eder, Professor für Geschichte an der Barenboim-Said Akademie in Berlin-Mitte, macht A. Dirk Moses ' "Kate- chismus der Deutschen" zwar geschichtedergegenwart.ch zwar ein paar pflichtschuldige Komplimente, kann Moses und seine religi- Weblink ös aufgeladenen Sprache allerdings nicht folgen (unsere Chronik der Debatte). Eine nichtschwule Aura Götz Aly Ilja Braun Pascal Bruckner Thierry Chervel Thekla Dannenberg Daniele Dell'Agli Lukas Foerster Thomas Groh Andre Glucksmann Jürgen Habermas Necla Kelek Georg Klein Ekkehard Knörer Marie Luise Knott Wolfgang Kraushaar Matthias Küntzel Eva Quistorp Anja Seeliger Wolfgang Ullrich Martin Vogel Arno Widmann Rüdiger Wischenbart zum Archiv der Perlentaucher-Autoren Kommentierter Rundblick durch die Feuilletondebatten. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr. 23.06.2021. Ziemlich selbstgefällig findet Jan Feddersen in der taz die Empörung über die Uefa, die verhindert hat, dass das Münchner Olympiastadion in einem Regenbogen erstrahlt - warum wohl gibt es im deutschen Profifußball keinen einzigen offen schwulen Fußballer? Die SZ sieht's an- ders. Die Presse ist gerettet: Zumindest wenn sich die Forderung nach 900 Millionen Euro Leis- tungsschutzgeld jährlich allein von Google durchsetzt, die Corint Media laut Clap erhebt. In der NZZ erklärt der Astronom Avi Loeb, warum er außerirdisches Leben für nicht unwahrscheinlich hält. Gesellschaft Ziemlich selbstgefällig findet Jan Feddersen in der taz die Empörung über die Uefa, die verhindert hat, dass das Münchner Olympiastadion in einem Regenbogen erstrahlt, um gegen die schwulen- feindlichen Gesetze des EM-Gegners Ungarn zu protestieren: "Männerfußball ist zwar die zentrale Sportart, das einzige Lagerfeuer der Republik, an dem sich alle irgendwie versammeln können, doch zugleich gibt es in den Profi-Ligen keinen einzigen offen schwulen Fußballer. Vor diesem Hintergrund ist es doch verwunderlich, mit dem Finger auf osteuropäische Länder wie Ungarn zu zeigen. Ist nicht völlig falsch, aber: Ein Profifußballer in Deutschland, der sich als homosexuell ou- tet, hat seinen Marktwert auf Anhieb um 90 Prozent gemindert. Denn zum Bild dieser Sportart ge- hört eben auch eine nichtschwule Aura." Stimmt schon, meint Gökalp Babayiğit dazu in der SZ, "auf den ersten aktiven Bundesligaspieler, der ohne Angst zu seiner sexuellen Orientierung steht, wartet Deutschland bis heute." Aber die Ak- tion "als angeblich unzulässige Vermischung von Sport und Politik abzustempeln, wie es Ungarn versucht und wie es die auf ihre 'politische Neutralität' pochende Uefa in ihrer Ablehnung andeutet, ist schlicht Quatsch. Für Rechte und Grundrechte aller Menschen einzutreten, ist kein politisches Statement, das wie andere politische Aussagen so oder so ausfallen könnte. Es ist eine Selbstver- ständlichkeit, zumal in einer Demokratie." In der SZ ist Gerhard Matzig empört über die Behandlung der Jugend, nachdem Jens Spahn er- neut den Wechselunterricht angedroht hat: "Es ist ignorant, wenn die Bedeutung der Jugend so maßlos und zukunftsverdrossen unterschätzt wird. Das ist das eigentliche Politikversagen der Gegenwart. Mehr als das ist es auch das Gesellschaftsversagen in einer Zeit, in der ständig von Inklusion und Diversität gesprochen wird und in der Regenbogenfahnen gehisst und dabei zuver- lässig exkludierend gehandelt wird, wenn es ans Eingemachte geht." Kulturpolitik Kann eine Smart City wirklich mehr sein als ein Megamarkt für die Wirtschaft und ein Überwa- chungsparadies für den Staat? Vielleicht "muss eine smarte Stadt nicht eine komplett neue sein", überlegt Robert Kaltenbrunner in der NZZ. "Der umtriebige Architekt und MIT-Forscher Carlo Ratti sieht eine traditionelle Konstanz der urbanen Formgebung - viele Elemente der heutigen Stadt fan- den sich schon bei den Griechen und Römern. Deshalb ist Ratti der Überzeugung, dass es im Digi- taldiskurs nicht um den grundlegenden Um- oder Neubau von Städten geht. Vielmehr erhält das Urbane ein neues Betriebssystem, weil sich das Sein und das Miteinander in den gegebenen Strukturen und Räumen vollständig wandeln werden. Weswegen es vielversprechender sein mag, den Smart-City-Potenzialen im gesellschaftlichen Leben - in und zwischen den Häusern - nachzu- spüren, statt spekulative Visionen für gänzlich neue Städte zu erfinden." Wissenschaft Im Gespräch mit der NZZ erklärt der Harvard-Astronom Avi Loeb, warum er außerirdisches Le- ben für nicht unwahrscheinlich hält. Dass es sich nie gezeigt hat, spricht nicht dagegen, meint er, 3
wir sind einfach nicht interessant für die da draußen: "Wir haben erst in den letzten hundert Jah- ren Technologien entwickelt, die für solche Zivilisationen interessant sein könnten - Technologien, die zeigen würden, dass auch wir eine intelligente Lebensform sein könnten, bei der sich ein Be- such lohnen würde. In der gesamten Geschichte der Menschheit lassen sich Beispiele finden, wie wir beim Versuch, uns gegenüber anderen überlegen zu fühlen, eine Menge Ressourcen für zerstö- rerische Aktionen vergeudet haben. Das ist kein Zeichen von Intelligenz. Ein Zeichen für die Intelli- genz einer Zivilisation ist für mich, dass sie von den Prinzipien der Wissenschaft geleitet ist, dass sie evidenzbasiertes Wissen teilt und in Richtung einer besseren Zukunft zusammenarbeitet. Das haben wir noch nicht erreicht, und allein schon das macht uns nicht ausreichend interessant für außerirdische Zivilisationen. Wir müssen nach ihnen Ausschau halten, nicht umgekehrt." Religion In der neuen Kommission, die den islamischen Religionsunterricht in NRW gestalten soll, sitzt jetzt wieder die Ditib, die faktisch der türkischen Religionsbehörde Diyanet untersteht. Liberale Stimmen fehlen völlig. In der Welt fragt sich Joachim Wagner, ob man nicht das ganze Konzept des staatlichen Islamunterrichts hinterfragen müsste. Der Integration dient er kaum: "In Baden Württemberg und Nordrhein Westfalen besuchten zwischen 45 und 66 Prozent der Schülerinnen und Schüler neben dem IRU weiter Koranschulen. Erschreckend ist die Verbreitung von Separati- onstendenzen unter muslimischen Schülerinnen und Schülern trotz islamischer Religionsstunden. In Nordrhein Westfalen wollen 68 Prozent von ihnen leben wie in der Heimat ihrer Vorfahren, in Niedersachsen 62 Prozent." Geschichte Die Historiker Peter Brandt und Lothar Machtan haben vor einigen Tagen bereits in der SZ darge- legt, dass die Hohenzollern nur deshalb heute unangemessene Ansprüche erheben können, weil sie in der Weimarer Republik nicht nach den Regeln der Kunst enteignet worden waren (unser Re- sümee). Heute schildern die beiden in der SZ den demokratiezersetzenden Einfluss der reaktionä- ren, ehemals wilhelminischen Eliten in der Weimarer Zeit. Hindenburg war zwar alles andere als ein Freund der Hohenzollern, und monarchistische Bestrebungen schienen um 1930 nicht mehr re- alistisch. Aber dennoch "beteiligten sich Angehörige ehemaliger Fürstenhäuser mehr oder weniger aktiv, mehr oder weniger prominent am antidemokratischen Zerstörungswerk; während andere, so namentlich die bayerischen Wittelsbacher, in deutlicher Distanz, ja Opposition zumindest zur Hit- ler-Bewegung blieben. War die Rückkehr der mittleren und kleinen Fürsten auf den Thron in den 1930er-Jahren kein Thema mehr, so setzten die Hohenzollern - der frühere Kaiser jedenfalls und der Ex-Kronprinz Wilhelm - bis 1933 auf eine Restauration der Monarchie mithilfe der NSDAP, womöglich nach dem Vorbild Mussolini-Italiens. Noch mehr aber engagierten sie sich als 'Zerstö- rer' der Weimarer Republik; woraus sie auch nie einen Hehl gemacht haben." Medien Die deutsche Presse ist gerettet, sofern sie der Verwertungsgesellschaft Corint Media beitritt, scheint es nach einer Meldung des Medienmagazins turi2, das sich auf ein anderes Medienmaga- zin namens Clap bezieht. Hier wurde der neue Chef von Corint Media, Christoph Schwennicke, interviewt. turi2 resümiert: "Die Verwertungsgesellschaft Corint Media fordert im Rahmen des Leis- tungschutzrechts für Presseverlage bis zu 900 Millionen Euro pro Jahr allein von Google, sagt Corint-Chef Christoph Schwennicke im Interview mit Clap. Das entspreche 10 bis 11 Prozent der Einnahmen, die Google in Deutschland erwirtschafte. Voraussetzung für diese Summe sei aller- dings, dass Corint Media die Rechte aller Verlage vertritt. Zuletzt hatte sich die Verwertungsgesell- schaft beim Kartellamt über Google News Showcase beschwert. Sie befürchtet, dass Google die Nachrichten seiner Partner-Verlage bevorzugt, Google widerspricht." Ein Auszug des Interviews mit Schwennicke findet sich hier, allerdings ohne die Passage über die Forderungen an Google. Europa Die Zeit überlässt Wladimir Putin ihre Online-Seiten für seine ungefilterte Propaganda zum acht- zigsten Jahrestag des Überfalls der Deutsche auf die Sowjetunion. Er nutzt die Gelegenheit um sei- ne Version von der " ukrainischen Tragödie " zu verbreiten: "Europa unterstützte aktiv den be- waffneten verfassungswidrigen Staatsstreich in der Ukraine. Damit hat alles begonnen. Wozu war das nötig? Der damals amtierende Präsident Viktor Janukowitsch hatte ja bereits alle Forde- rungen der Opposition akzeptiert. Warum organisierten die USA diesen Staatsstreich und unter- stützten die EU-Staaten ihn willenlos und provozierten somit die Spaltung innerhalb der Ukraine und den Austritt der Krim aus dem ukrainischen Staat?" In der SZ warnt Wolfgang Janisch davor, den Grundsatz 'ne bis in idem' über Bord zu werfen, dass man für eine Straftat nur einmal vor Gericht gestellt werden kann. Der Bundestag will diesen ural- ten Rechtsgrundsatz diese Woche aufheben, wenn auch bisher nur für schwerste Straftaten wie Mord, Völkermord und Kriegsverbrechen. "Dass solche Täter, freigesprochen aus Mangel an 4
Beweisen, frei herumlaufen und womöglich Interviews geben, ist in der Tat eine bizarre Vorstellung. Aber eben auch eine ziemlich theoretische ", meint Janisch angesichts der Tatsache, dass der Entwurf einen Mordfall aus dem Jahr 1981 heranziehen musste, um die Notwendigkeit einer Re- form zu begründen. Noch verstörender findet Janisch aber die Begründung, es sei "' unerträglich ', dass ein freigesprochener Mordverdächtiger von der Justiz unbehelligt bleibt. Ist dies aber bei ei- nem mutmaßlichen Vergewaltiger erträglicher? Oder bei Kinderschändern, Drogenbossen, Ter- roristen? Müsste man nicht auch dem Staatsanwalt einen zweiten Versuch einräumen? Ist der Geist erst einmal aus der Flasche, lässt er sich nicht mehr einfangen. Ein rechtskräftiger Frei- spruch, bisher Schlusspunkt der Strafverfolgung, wäre dann nur noch ein Etappensieg." Ideen Der Historiker Jacob Eder, Professor für Geschichte an der Barenboim-Said Akademie in Berlin- Mitte, macht A. Dirk Moses ' "Katechismus der Deutschen" zwar geschichtedergegenwart.ch zwar ein paar pflichtschuldige Komplimente, kann Moses und seine religiös aufgeladenen Sprache aller- dings nicht folgen (unsere Chronik der Debatte). Wie viele, die auf Mosres antworteten, scheint er aber zu glauben,. es gehe Moses in erster Linie tatsächlich um die Vergangenheitsbewältigung in Deutschland und verteidigt in erster Linie die Institutionen des Gedenkens in Deutschland: "Ihr Handeln folgt keinem 'Katechismus', sondern Logiken, die sich aus der schwierigen und wider- sprüchlichen Konfrontation mit Nationalsozialismus und Holocaust in der Bundesrepublik ergeben haben. Ohne die Komplexität dieser Prozesse anzuerkennen, lässt sich Kritik am gegenwärtigen Zustand der staatlichen Erinnerungspolitik weder präzise noch plausibel formulieren." In 3sat- "Kul- turzeit" wurde Moses übrigens gestern interviewt. René Pfister beschreibt im Spiegel, wie sich die " Critical Race Theory " in Amerika durchsetzt. Eines ihrer Monumente ist die Artikelserie "1619" in der New York Times (unser Resümee), die be- hauptete, dass Amerika letztlich auf der Sklaverei begründet sei. Erst spät regte sich Widerstand gegen historische Ungenauigkeiten der Serie, so Pfister: "Die New York Times ließ daraufhin in ih- rer Onlineausgabe heimlich die Aussage verschwinden, das Jahr 1619 sei das ' wahre Geburtsda- tum ' der amerikanischen Nation. Und schob die Korrektur nach, wonach nur 'manche' Kolonialis- ten den Unabhängigkeitskrieg für die Sklaverei geführt hätten. Doch kurioserweise tat der so offen- kundige Versuch, Geschichtsschreibung in den Dienst einer Ideologie zu stellen, dem Renommee der Artikelserie kaum Abbruch. Der Pulitzerpreis, mit dem sie ausgezeichnet worden war, wurde nicht zurückgezogen, und sie ist immer noch Lehrmaterial an amerikanischen Schulen." Der identitäre Antirassimus führt den Rassimus durch die Hintertür wieder ein, auch wenn er be- hauptet, dass "Rasse" nur eine Konstruktion sei, schreibt Armin Pfahl-Traughber bei hpd.de: "Gleichwohl ist das entscheidende Differenzierungsmerkmal dann doch wieder die Hautfarbe, eben auch für die Identitätslinke. Sie nimmt darüber hinaus eine dualistische Einteilung vor, wo- bei die Opfergruppe die Schwarzen und die Tätergruppe die Weißen sein sollen. Und damit sind nicht mehr individuelle Einstellungen, sondern kollektive Zugehörigkeiten wichtig. Darüber hinaus argumentiert man für die gemeinten Gruppen mit einer inneren Wesenheit. Dies macht die Auffas- sung deutlich, dass das Gedicht einer schwarzen Lyrikerin nicht von einem weißen Übersetzer übertragen werden könne. In der NZZ denkt Dan Diner in einem sehr abstrakten Text über Anwartschaften von Mehrheiten und Minderheiten nach, die neu ausgehandelt werden müssten: "Dies gilt nicht nur für die gegen- seitige Verpflichtung der Generationen füreinander in Gestalt einer ausgewogenen Rechts- und Erbfolge, sondern gilt einer ethnisch begründeten Verantwortung für den Zusammenhalt des Gan- zen." Diner spricht damit wohl auch etwa Reparationsforderungen aus historischem Unrecht an: "Im Extremfalle streben jene im Verfall begriffenen Anwartschaften dahin, die von ihnen bean- spruchten zurückliegenden Zeitläufte in eine Legitimität, wenn nicht gar in eine Superiorität der Herkunft zu verwandeln. Solche Metamorphose bedient sich in demonstrativer Geste der nach au- ßen gekehrten nackten Haut." Internet Tomas Rudl wirft für netzpolitik einen Blick auf den deprimierenden Stand der seit 2015 geplanten Modernisierung bzw. Digitalisierung der Bundesverwaltung und stöhnt auf: Das wird sich noch bis 2032 hinziehen. Nach vielfachem Zuständigkeitsgerangel liegt die Verantwortung jetzt beim Bundesinnenministerium. Doch "legte das BMI bis heute ' kein finalisiertes Grobkonzept vor', heißt es im der Redaktion vorliegenden Bericht des Bundesrechnungshofs vom April. Stattdessen befinde sich das BMI bis heute 'erneut in der Konzeptionsphase' - seit 2018. Somit ist keine ver- lässliche Planung möglich, es fehlen Daten, Berichte und Handlungsempfehlungen. Die Folge: Oh- ne diese Informationen müssen sich Behörden eigene Datengrundlagen für Entscheidungen schaf- fen. Dies könne Projekte unnötig belasten und zudem für vermeidbare Mehrfachbeschaffungen sor- gen, mahnte der Bundesrechnungshof." 5
24.6.2021 Berliner Morgenpost KULTUR SEITE 9 | DONNERSTAG 24. JUNI 2021 Mit Wagner aus der Krise Die Deutsche Oper will ihr Saisonprogramm nur schrittweise ankündigen. Für den Neustart wird auf ver- kaufsträchtige Opernklassiker gesetzt Intendant Dietmar Schwarz (l.) und Generalmusikdirektor Donald Runnicles vor der Deutschen Oper Berlin. Foto: ffs Von Volker Blech Vielleicht seien sie etwas vorsichtig, sagte Intendant Dietmar Schwarz, und meinte eigentlich übervorsichtig. Bei der Saisonvorschau am Mittwoch betonte er, man wolle das Programm nur „schrittweise ankündigen“. Zunächst einmal reicht das ver- bindliche Angebot bis zum 15. Oktober, und der Vorverkauf dafür beginnt auch erst am 12. August. Wenn man etwas aus der Pandemie gelernt habe, so Schwarz, dann die Flexibilität. Die Deutsche Oper hat gegenüber den anderen Opernhäusern der Stadt einen Vorteil, der in einer Pandemie aber zum Nachteil wird. Es geht um die 1850 Sitzplätze, die es allabendlich zu füllen gilt. Es ist eine Frage der Rentabilität, die mit Hygieneauflagen undenkbar ist. Insofern will man die Entwicklungen abwarten. https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/966/articles/1375929/9/3 1/3
24.6.2021 Berliner Morgenpost Beiläufig verwies Schwarz auf die letzte Saisonvorschau, die an einem denkwürdi- gen Tag in Berlin stattfand. Denn eigentlich wollte man am 10. März 2020 vollmun- dig die großen Premieren ankündigen, stattdessen war die Nachricht des Vormittags, dass der Vorverkauf und die Abendkasse eingebrochen waren. 40 Prozent weniger Menschen wollten angesichts des unbekannten Coronavirus’ in die Oper gehen. Die Ängste wuchsen. Am frühen Nachmittag wurde aus München bekannt, dass die Kul- tureinrichtungen dichtmachen müssen. Danach wurde auch in Berlin die Reißleine gezogen. Schwarz sagte damals, dass die bis zum 19. April verordnete Schließung schon eine lange Zeit sei. Heute sind wir alle um vieles schlauer. Der Tag war auch der Anfang des Premierenstaus an der Deutschen Oper. Der Premierenstau aus der Pandemie wird abgebaut Zwei Produktionen werden jetzt in der neuen Saison zur Premiere gebracht. Marina Abramovićs spektakuläres Opernprojekt „7 Death of Maria Callas“, das ursprünglich für den vergangenen August angekündigt war, ist jetzt für den 8. und 10. April 2022 avisiert. Es handelt sich dabei um eine Koproduktion mit der Bayerischen Staats- oper, wo die Premiere unter strengsten Corona-Auflagen bereits stattfand. Die musi- kalische Leitung liegt auch in Berlin in den Händen von Yoel Gamzou. Die Oper „Antikrist“ von Rued Langgaard, ein Werk zwischen Oper, Oratorium und szeni- scher Sinfonie, gehörte zu den ersten Corona-Opfern. Die Proben mit Regisseur Er- san Mondtag liefen bereits auf Hochtouren. Als neues Premieren-Datum wird der 30. Januar 2022 angegeben. Stephan Zilias steht am Pult. Sir Donald Runnicles, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper, beschrieb am Mittwoch das gute Gefühl des Neuanfangs. Er hatte gerade einige Vorstellungen von Richard Wagners „Rheingold“ dirigiert. Auch diese Oper befand sich im Premieren- wirbel. Der vierteilige „Ring des Nibelungen“ von Stefan Herheim, der die Longsel- ler-Inszenierung des einstigen Generalintendanten Götz Friedrich ablöst, startete in der Pandemie mit einiger Verwirrung. „Die Walküre“ hatte zuerst Premiere, „Das Rheingold“ folgte dieser Tage. Das Finale mit der „Götterdämmerung“ soll am 17. Oktober Premiere haben, „Siegfried“ zieht erst am 12. November nach. Was dann im Rahmen der ersten „Ring“-Aufführung stattfindet. Drei komplette Ringe sind an der Deutschen Oper geplant. Der erste findet vom 9. bis 14. November, der zweite vom 16. bis 21. November und der dritte vom 4. bis 9. Januar statt. https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/966/articles/1375929/9/3 2/3
24.6.2021 Berliner Morgenpost Die Premiere des „Rheingold“ war ein künstlerischer Riesenerfolg. Überhaupt setzt das Charlottenburger Opernhaus auf Wagner, um aus der Coronakrise zu kommen. Intendant Schwarz betont, Wagner gehöre zum Opernhaus. Gemeint ist der Bayreu- ther Stückekanon plus „Rienzi“. Als nächste Wagner-Premiere ist für den 12. Juni „Die Meistersinger von Nürnberg“ angekündigt. Sir Donald berichtete über seine bisherige Zusammenarbeit mit Jossi Wieler und Sergio Morabito. Gemeinsam löst man zum Ende der kommenden Saison hin eine fast 30 Jahre alte Inszenierung am Haus ab. Es klingt vielversprechend, zumal Johan Reuter den Sachs singt und als Walther von Stolzing Startenor Klaus Florian Vogt ans Haus zurückkehrt. Zu den Neuproduktionen gehört Verdis Oper „Les Vêpres Siciliennes“ (Sizilianische Vesper), die in der Regie von Olivier Py am 20. März 2022 Premiere hat. Am Pult steht Enrique Mazzola. Franz Schrekers „Der Schatzgräber“ wird am 1. Mai 2022 erstmals über die Bühne gehen. Für die Inszenierung ist Christof Loy angekündigt. Es dirigiert Marc Albrecht. Mit einem Ödipus-Spektakel wird die neue Saison eröffnet Mit einem Open-Air-Spektakel wird die neue Saison am 28. August eröffnet. Dafür wurde Mark-Anthony Turnages zweiaktige Oper „Greek“ ausgewählt. Theaterregis- seurin Pinar Karabulut erklärte am Mittwoch im typischen Theatersprech, was bei dieser Überschreibung des Ödipus-Mythos’ passieren wird. Es klingt nach einer wil- den Opernproduktion. Eddy heißt der neue Ödipus, der in einer Arbeiterfamilie im heruntergekommenen Londoner East End aufwächst. „Greek“ findet auf dem Park- deck statt. An diesen Veranstaltungsort wird sich das Berliner Publikum gewöhnen müssen. Zwei Sommer lang gibt es größere Sanierungsarbeiten im Orchestergraben, weshalb das Haus in der Zeit nicht bespielbar ist. 60 Jahre ist das von Fritz Bornemann ent- worfene Gebäude der Deutschen Oper inzwischen alt. Der Neubau war am 24. Sep- tember 1961 mit Mozarts „Don Giovanni“ eröffnet worden. Das kleine Jubiläum wird mit einer Ausstellung der Bildhauerin Ina Weber gefeiert, und in einer Diskus- sionsrunde wird auch Stararchitekt David Chipperfield erwartet. Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten. https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/966/articles/1375929/9/3 3/3
24.6.2021 Ein toller Ritt - ein Abend mit Michael Wollny | Inforadio Startseite > Programm > Kultur Do 24.06.2021 | 07:55 | Kultur Ein toller Ritt - ein Abend mit Michael Wollny Er ist einer der jüngeren deutschen Jazzpianisten unserer Zeit. Spielerisch mischt er verschiedenste Stile und hat gut ein Dutzend Alben veröffentlicht. "Mondenkind" heißt Michael Wollnys jüngstes Solowerk, das er in der Berliner Philharmonie vorgestellt hat. Von Hendrik Schröder Stand vom 24.06.2021 Beitrag hören https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/kultur/202106/24/579199.html 1/1
24.6.2021 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/809463/10 Spektakel mit Vogelgezwitscher Tel em anns „Past or ell e en mus iq ue“ in Potsd am-Sanss ouc i Hat Friedr ich der Groß e, preuß is cher Flöt ens piel er und Staatsl enker, in Potsd am Sanss ouc i wen igst ens sein e künstl er is che Nachfolg e noch gereg elt bekomm en? Es scheint so zu sein. Dorot hee Oberl ing er ist ein e Meist er in des Flöt ens piels und seit Kurz em Int end ant in der von Friedr ichs königl ic hen Schlöss ern und Gärt en ins pir iert en Mus ikfests piel e Potsd am Sanss ouc i. Im frisch res taur iert en Schlosst heat er Neue s Pal ais leit et Oberl ing er, am Pult ihres Ens emb le 1700, die Kom öd ie „Past orell e en mus iq ue“ von Geo rg Phili pp Tel em ann, coron ab ed ingt nur vor 80 statt 225 Zus chaue rn. Die Fests pielp rod ukt io n wird weit erz ieh en: zur Mus ic a Bayreuth, den Innsb ruc ker Festwoc hen der Alt en Mus ik und den Magd eb urg er Tel em ann-Tag en in der Geb urtss tadt des groß en Komp on is- ten. Das operett enh aft e Stück, ein „Schäfers piel“ von 1715 um zwei wid ers penst ig e Hochz eitsp ärc hen, erf uhr im 20. Jahrh und ert ein en hist or is chen Schicks alss chlag: Die Rot e Arm ee vers chleppt e 1945 die einz ig e Part it ur nach Kiew, zus amm en mit viel en Man us kript en im Not ena rc hiv der Berl in er Sing-Akad em ie. Erst 2002 gel ang die Heimh ol ung, zwei Jahre spät er wagt e die Kom is che Oper Berl in die szen is che Wied erb el eb ung. Die Part it ur ge- hört jetzt der Berl in er Staatsb ib liot hek. Wer nun geg laubt hatt e, die pol it is chen Verwerf ung en um die „Past orell e en mus iq ue“ könnt en sich in ein er kon- flikts charf „akt ual is iert en“ Int erp ret at io n des Stücks wied erf ind en, ein er mod ern-grell en Bild ers prac he, sah sich get äuscht. Doch imm erh in: Die von Joh ann es Ritt er schön gem alt e ark ad is che Bühn enl ands chaft mit Wald und Feld, die rhythm isch bel ebt en, auch etwas derb gef asst en Beweg ungss piel e der Dars tell er durch Reg iss eur Nils Niem ann, das all es hat Met hod e. Und ein en altm od is chen Charme. Freil ich geht es bei dem in Gest ik und Mim ik barock durchs til is iert en Deb att en- und Arie n-Spiel zweie r Paare um etwas heutz ut ag e ges ells chaftl ich sehr Mod ern es, Aufreg end es: um das Gef ühlsc hao s jung er Mens chen, ihre emot ion al en Konf likt e und Wüns che zum Them a Bind ung und/oder Freih eit, Form ens treng e oder Läss igkeit. Das Mädc hen Cal ist e singt stolz und kol orat urenreb ell isch „Freih eit soll die Los ung sein“, Iris entp uppt sich als zut raul ich weith erz ig ere jung e Dam e. Beid e dräng en ihre Gal an e Amynt as und Dam on in die zeitg em äß vert raut e Deb att en- und Streitk ult ur – mit lyr is cher Stärke und Imp uls iv it ät Lyd ia Teus cher und Mar ie Lys, etwas wen ig er eleg ant, dab ei beh äb ig Count ert en or Alois Mühlb ac her und Flor ia n Götz. Knirf ix heißt der kauz ig e Krit iker der beid en, mit Virg il Hart ing ers brumm ig er Graz ie. Das Spekt akel in hist or is cher Anm ut ung, der Gal ant er ie von einst ents prec hend und harml os heut e, soll ohn e sark ast is che Störm an över dem mus ikt heat ral en Gen uss die- nen. Für die Schärfe der mus ik al is chen Dikt io n Tel em anns hat Dorot hee Oberl ing er am Dir ig ent enp ult ein e hellwa- che Auff ass ungsg ab e. Die von ihr geg ründ et e Barockb and a Ens emb le 1700, rund zwanz ig jung e Mus iker inn en und Mus iker, hat sie trenns charfes Mus iz ieren gel ehrt, Phras ier ungst reue und Klangf arb ens inn. Und Oberl in- gers Temp eram entsa usb rüc he bleib en klug an die Part it ur geb und en. Ihrer Vorl ieb e für Stilv ielf alt, für Mel o- diensel igkeit und spiel er is che Virt uos it ät kommt die Mus ik des geg enü ber dem fast gleicha ltr ig en Koll eg en J. S. Bach oft unt ers chätzt en Geo rg Phili pp Tel em ann bes ond ers entg eg en. Und Tel em anns ausg es proc hen er Mut scheint sie schon lang e zu befeue rn: Zwei Hörn er, zwei schrill e Tromp et en und Pauke neb en Streic hern, Laut e und Cemb al o in ein em Schäfers piel auft rumpfen zu lass en, von der raub ein ig en Ouvert üre an, das muss sich ein Komp on ist erst mal traue n. Tats ächl ich schrieb Tel em ann das Bühn enwerk in sein er Mus ikd irekt orenz eit zu Frankf urt am Main, das Ewig- keitst hem a Lieb e lag dem frisch Verw itwet en nah e: Dreiu ndd reiß ig j ähr ig heirat et e er hier ein e Sechz ehnj ähr ig e und zeugt e mit ihr in sieb en Jahren sechs Kind er. Die „Past orell e“, das Fests piel mit Vorw itz, mel od is cher Bunt- heit und tänz er is chem Gen ie, mit ital ien is chen Arie n, franz ös is chen Airs und frec hen Chort ab leaux, hat Doro- thee Oberl ing ers Lust auf hist or is ches Mus iz ieren am hist or is chen Neue n Pal ais Sanss ouc i Friedr ichs des Gro- ßen hera usg eford ert. Für ein baroc kes Vog elg ez wits cher dari n greift sie dann rasch selbst mal zur Flöt e.Wolf- gang Schreib er https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/809463/10 1/2
24.6.2021 Berliner Morgenpost KULTUR SEITE 9 | DONNERSTAG 24. JUNI 2021 Musik Bayreuther Festspiele: Wagner vor 900 Zuschauern Bis zu 900 Zuschauer pro Vorstellung können die Aufführungen der Bayreuther Festspiele im Juli und August be-suchen. „Mit Freude und Erleichterung“ habe man die Zusage erhalten, die Festspiele mit dieser Zuschauerkapazität stattfinden lassen zu können, teilten die Bayreuther Festspiele am Mittwoch mit. Ab 4. Juli um 14 Uhr können online Tickets gekauft werden. Die Festspiele beginnen am 25. Juli. dpa Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten. https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/966/articles/1375929/9/4 1/1
24.6.2021 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/809463/10 „Kultur ist stärker als Terror“ Beeth ov en in Bagd ad und das Erw ac hen ein er Ges ells chaft: Zur Prem ier e der deutsch-irak is chen Ko- prod ukt io n „Egm ont im Irak“ Die Pand em ie hat das Beeth oven-Jub il äu m 2020 (250. Geb urtst ag) weltweit bee int rächt igt – auch im Irak. Im- merh in wird in Bagd ad nun ein Mus ik-Ere ign is nachg eh olt. Am Donn erst ag hat das deutsch-irak is che Mus ik- theat er „Egm ont im Irak“ von Joh ann Wolfg ang von Goet he mit Ludw ig van Beeth ovens Schaus pielm us ik Pre- miere. Es ist ein e Kop rod ukt io n des Goet he-Ins tit uts und des irak is chen Kult urm in ist er iu ms. Zum Vid eo-Dop- peli nt erv iew find en sich in der irak is chen Haupts tadt die deuts che Reg iss eur in Ast rid Vehstedt und der irak is che Dir ig ent Kar im Wasf i ein. SZ: Beeth ov en in Bagd ad – wie kommt man dara uf? Ast rid Veh stedt : Vor zweie inh alb Jahren hab e ich mit dem nied erl änd is chen Komp on ist en Hans Rotm an im Irak Works hops geg eb en. Schon dam als war uns klar: Wir woll en etwas zum Beeth oven-Jahr mac hen – und zwar zu- samm en mit dem Ira qi Nat ion al Symp hony Orc hest ra, das Kar im Wasf i dir ig iert. Dass es in Bagd ad ein solc hes Orc hest er gibt, trotz all er Schwier igkeit en, hat uns sehr ber ührt. Und dann hatt e es auch noch Beeth ovens Ou- vert üre von „Egm ont“ im Rep ert oire! Kar im Wasf i, Sie hab en vor ein ig en Jahren Schlagz eil en gem acht, als Sie in den Krat ern nach Bomb ena ns chläg en Cell o ges pielt hab en. Wann sind Sie zul etzt in ein em Bomb enk rat er aufg et ret en? Kar im Wasf i: Es gibt wen ig er Aut ob omb en in Bagd ad, als o spiel e ich derz eit nur auf der Bühn e. Die Mens chen sind die Konf likt e leid. Gerad e nach der Pand em ie sehn en sie sich nach der Rückkehr ins Leb en, nach der Ge- meins chaft mit and eren Mens chen – jens eits pol it is cher Zerw ürfn iss e. Sie hung ern nach Kult ur, nach Ziv il it ät, woll en Büc her les en, ins Kin o geh en, stud ieren. Ihre Kult ur ist ihn en wicht ig, ihr Erb e, 6000 Jahre Ges chicht e. Viel es hat sich verä nd ert. Die Lag e ist deutl ich wen ig er ang es pannt als noch vor ein paar Jahren. Was bed eut et Beeth ov en für den Irak? Wasf i : Sein e Mus ik, vor all em für „Egm ont“, symb ol is iert für den Irak die Erh eb ung geg en das Unrecht, sie bef lü- gelt das Erwac hen ein er Ges ells chaft. Ich glaub e fest an ein en Parad igm enwechs el durch Kunst, desh alb hab e ich ein e Nichtreg ier ungso rg an is at io n geg ründ et, die „Peace Through Arts Glob al Foundat io n“. Ich bin überz eugt: Je mehr Konz ert e wir spiel en, dest o wen ig er Aut ob omb en gibt es. Kult ur ist stärker als Terror. Ast rid Veh stedt, Sie waren schon öft er in Bagd ad. Was zieht Sie an den Tig ris? Veh stedt: Bagd ad ist einz iga rt ig. Dies e ura lte Kult ur Mes op ot am ie ns, irg ende twas davon muss übr ig geb lieb en sein, von dies er Wieg e der Ziv il is at io n. Und die Stadt erh olt sich, sie sieht jetzt viel freundl ic her aus als früh er. Im Jan ua r 2020 flog en Katj us chas über mein Hot el, 2017 stand en übera ll Checkp oints. Jetzt gibt es viel wen ig er Spann ung en. Könn en Sie sich all ein durch die Stadt bew eg en? Veh stedt: Ich war schon oft all ein in Bagd ad unt erwegs, aber diesm al hat das Auswärt ig e Amt ents chied en, dass wir uns an Aufl ag en halt en müss en. Wir beweg en uns prakt isch nur vom Hot el zum Theat er und zur ück und wer- den dab ei von ein er irak is chen Sic herh eitsf irm a beg leit et. Die Männ er sind übr ig ens voll dab ei, sie sitz en im Theat er bei den Techn ikern und hab en schon gef ragt, ob sie auf der Bühn e helfen könn en. Sie nehm en sehr An- teil an all em. Seit wann arb eit en Sie mit dem irak is chen Ens emb le? Veh stedt : Wir hab en am 1. Jun i mit den Prob en beg onn en – mit ein em sehr gut en Team. Die Schaus piel er arb eit en auf europ äis chem Niveau, nur unt er viel schwier ig eren Leb ensb ed ing ung en. https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/809463/10 1/2
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