Programmheft 18.08.2021 Viviane Hagner solo
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Mittwoch, 18.08.2021, 19:30 Uhr · Penzlin, St.-Marien-Kirche Viviane Hagner solo Bach für Violine solo Viviane Hagner Violine, Preisträgerin in Residence 2009 Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern loben in jedem Festspielsommer drei Nachwuchspreise aus: den WEMAG-Solistenpreis, den NORDMETALL-Ensemblepreis sowie den Publikumspreis (ermöglicht durch das »C. F. Holtmann-Stipendium«). Die Preise werden unter den Musikerinnen und Musikern der Konzertreihe »Junge Elite« vergeben. Jedes Jahr wird ein Preisträger oder eine Preisträgerin ausgewählt, den Festspielsommer als Preisträger bzw. Preisträgerin in Residence zu prägen. Mit freundlicher Unterstützung von Bernd-Albrecht Freiherr von Maltzan
Johann Sebastian Bach (1685–1750) Partita Nr. 3 E-Dur für Violine solo BWV 1006 Preludio Loure Gavotte en Rondeaux Menuett I — Menuett II Bourée Gigue Sonate Nr. 1 g-Moll für Violine solo BWV 1001 Adagio Fuga. Allegro Siciliana. Andante Presto pause Johann Sebastian Bach Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo BWV 1004 Allemande Corrente Sarabanda Giga Ciaccona Bild- & Tonaufnahmen — auch mit dem Handy — sind untersagt.
Programmeinführung Bachs Werke für Violine solo »Es gibt wenige Instrumente, für welche Bach nicht etwas komponiert hat«, weiß der allererste Bach-Biograf Johann Nikolaus Forkel in seiner 1802 erschienenen Biografie des großen Barockmeisters zu berichten. »Zu seiner Zeit wurde in der Kirche während der Kommunion gewöhnlich ein Konzert oder Solo auf irgendeinem Instrument gespielt. Solche Stücke setzte er häufig selbst, und richtete sie immer so ein, dass seine Spieler dadurch auf ihren Instrumenten weiterkommen »Man weiß nicht, was man am konnten. Diese Stücke sind aber meistens verloren gegangen. meisten bewundern soll: den Dagegen sind uns zwei Hauptwerke von anderer Art und Reichtum der Erfindung oder Bestimmung aufbehalten worden, die den Verlust jener die Kühnheit, der Violine eine wahrscheinlich reichlich ersetzen können, nämlich: sechs solche Polyphonie abzutrotzen. Violinsolo [BWV 1001–1006], ohne alle Begleitung, und Je mehr man sie liest, hört und sechs Violoncellsolo [BWV 1007–1012], ebenfalls ohne alle spielt, desto größer wird das Begleitung. Die Violinsolos wurden lange Jahre hindurch stets neue Erstaunen.« von den größten Violinisten allgemein für das beste Mittel Albert Einstein über Bachs gehalten, einen Lehrbegierigen seines Instruments völlig Werke für Violine solo mächtig zu machen.« Bachs wegweisende Violinsonaten und -partiten als bloße Studienwerke? Weit gefehlt! Philipp Spitta schreibt aus heutiger Sicht treffender: »Trotzdem nur ein Instrument benutzt wird, das im Vergleich zu Orgel und Klavier und nach der Richtung hin, in welcher des Tonsetzers höchste Bedeutung lag, in engste Grenzen eingeschlossen ist, haben die Sonaten dennoch etwas Gewaltiges an sich. Durch die Ausgedehntheit des doppelgriffigen Spiels und die geschickte Verwendung der leeren Saiten wird oft eine fast unglaubliche Tonfülle erzeugt.« Inhaltlich sind die Partiten als Suiten konzipiert, also als eine Folge barocker Tanzsätze, allesamt merklich vom fran- zösischen Stil bei Hofe inspiriert. Die Sonaten folgen der ita- lienisch geprägten Form des virtuosen Konzertes. Bach frei- lich führt beide Gattungen zu ganz eigener Meisterschaft. isabel schubert
Programmeinführung Partita Nr. 3 E-Dur für Violine solo BWV 1006 Die Partita E-Dur BWV 1006 ist von einer heiter-gelösten Grundstimmung. Bereits im spielerisch-bewegten Preludio, das mit dem Spitzenton e’’’ beginnt und endet, kündigt sich dieser Tenor an. Bach selbst muss dieser ausgesprochene Konzertsatz besonders gut gefallen haben, da er die Violin- stimme 1729 für obligate Orgel umschrieb, Stimmen für Streicher, Oboen und Basso continuo ergänzte und das Ganze als Sinfonia für die Hochzeitskantate »Herr Gott, Beherrscher aller Dinge« BWV 120a verwendete. Zwei Jahre später widmete er sich erneut dem Stück und führte diesmal die Orchestrierung weiter aus, indem er Pauken und Trompeten hinzufügte und so kurzerhand die Einleitung zur Kantate »Wir danken dir, Gott, wir danken dir« BWV 29 für die Rats- wahl in Leipzig 1731 schuf. In ihrer Annäherung an das französische Ballett-Diver- tissement ist die dritte Partita die modernste in ihrer Gruppe. Hier dominieren nunmehr die galanten Formen Loure (ein Satz, der im Charakter an die Gigue erinnert, jedoch einen komplexeren Rhythmus hat), Gavotte, Menuett (ein höfisch kultiviertes sowie ein eher pastorales) sowie Bourrée (syn- kopisch verschoben und dynamisch kontrastiert), während von den traditionellen Sätzen der Suite nur die abschlie- ßende anmutig-heitere Gigue übrig blieb. christoph guddorf
Programmeinführung Sonate Nr. 1 g-Moll für Violine solo BWV 1001 Schon ein unbekannter Zeitgenosse äußerte sich über die Sonate g-Moll, dass »er nichts vollkommneres, um ein guter Geiger zu werden, gesehen hätte u. nichts besseres den Lehr- begierigen anraten könnte, als obengenannte Violinsoli ohne Bass«. Um 1720 ließ Bach diese Stücke in Köthen publizieren. Ihr polyphoner Stil hat seinen Ursprung in der Violinkunst Bibers, Westhoffs und Pisendels, berühmte Geigenvirtuosen der Bach-Zeit. In BWV 1001 ging es Bach um eine Synthese aus italienischem Konzertstil und deutscher Polyphonie. Der reich verzierte erste Satz ist Bachs Vorbild Corelli ver- pflichtet. Der einzige Unterschied liegt darin, dass der Italie- ner dem Figurenspiel mehr Improvisation abverlangt hätte, während der Thomaskantor alles minutiösestens notierte. Daraus entsteht ein für Bach typisch affektreicher Klang. An zweiter Stelle steht eine dreistimmige Fuge, die auf einem kurzen, rhythmisch einprägsamen Thema beruht und ins- gesamt äußerst streng verläuft. Es folgt ein verinnerlichter Siciliano, der durchweg in polyphoner Dreistimmigkeit gehalten ist. Das Presto jagt, gleichsam einer Etüde in Akkordbrechungen, kompromisslos und in unglaublicher Virtuosität dahin. patrick kast
Programmeinführung Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo BWV 1004 Als Johann Sebastian Bach im Juli 1720 von einer dreimonati- gen Dienstreise nach Köthen zurückkehrte, empfing ihn die traurige Nachricht vom Tod seiner Frau. Wenig später kompo- nierte er die Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo — und stellte mit deren letzten Satz, der berühmt gewordenen Chaconne, alles in den Schatten, was bis dahin für eine einzelne Geige geschrieben worden war. Die Einzigartigkeit dieses Satzes er- kannte auch die musikalische Nachwelt zweifelsfrei an. So schrieb Johannes Brahms im Juni 1877 tief beeindruckt an Clara Schumann: »Die Chaconne ist mir eines der wunder- barsten, unbegreiflichsten Musikstücke. Auf ein System für ein kleines Instrument schreibt der Mann eine ganze Welt von tiefsten Gedanken und gewaltigsten Empfindungen. Hätte ich das Stück machen, empfangen können, ich weiß sicher, die übergroße Aufregung und Erschütterung hätten mich ver- rückt gemacht.« In ihrer Gesamtheit fußt die d-Moll-Partita auf einer effektvoll variierten Kadenz in der Grundtonart. Besonders deutlich ist diese in den Anfangstönen des Mittelsatzes, der Sarabanda, zu hören und entpuppt sich auch hier als tiefgrei- fende Geste der Trauer. Sie liegt allen fünf Sätzen zugrunde und wird lediglich rhythmisch und melodisch variiert. Im Verlauf der zweiten Partita hellt sich die Düsternis immer wieder auf, sodass immer wieder ein tröstender Aspekt anklingt. Besonders deutlich geschieht dies in der Mitte der Chaconne, wenn Bach einen der wohl schönsten Tonarten- wechsel der gesamten Musikgeschichte vollzieht. isabel schubert
biografie Viviane Hagner Violine, Preisträgerin in Residence 2009 Die in München geborene Geigerin Viviane Hagner wird für ihre Musikalität und Kunstfertigkeit außerordentlich gelobt. Seit ihrem internationalen Debüt im Alter von 12 Jahren und der Teilnahme am legendären »Gemeinschaftskonzert« der Israelischen und Berliner Philharmoniker ein Jahr später (unter der Leitung von Zubin Mehta in Tel Aviv) hat Hagner eine Tiefe und Reife in ihrem Spiel erlangt, die sich in ihrer gelassenen Bühnenpräsenz und großartigen Sicherheit widerspiegelt. Sie konzertiert mit den großen Orchestern der Welt, u. a. mit den Berliner Philharmonikern, dem Chicago Symphony Viviane Hagner erhielt im Jahr Orchestra und dem Gewandhausorchester Leipzig und 1996 den Solistenpreis der Fest- arbeitet mit Dirigenten wie Daniel Barenboim oder Chris- spiele Mecklenburg-Vorpom- toph Eschenbach zusammen. Hagner ist eine glühende Ver- mern und prägte den Festspiel- fechterin neuer und unentdeckter Musik. Als Widmungs- sommer 2009 als Preisträgerin trägerin des Violinkonzerts von Unsuk Chin brachte sie es in Residence. 2002 mit dem Deutschen Symphonie-Orchester und Kent Nagano zur Uraufführung. Als engagierte Kammermusikerin tritt sie regelmäßig in Konzertsälen wie dem Amsterdamer Concertgebouw, dem Berliner Konzerthaus, der Londoner Wigmore Hall, dem Palais des Beaux Arts Brüssel und der Zürcher Tonhalle auf sowie bei einem Auftritt in der Carnegie Hall mit dem Orpheus Chamber Orchestra. Viviane Hagner ist Gründerin und künstlerische Leiterin von Krzyżowa-Music, einem ambitionierten Festival, das den Austausch von Ideen und Kultur fördert und gleichzeitig jungen und aufstrebenden Musikern und Musikerinnen die Möglichkeit gibt, mit international anerkannten Künstlerin- nen und Künstlern zu proben und aufzutreten. Seit 2013 ist sie Professorin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim.
spielstätte Penzlin, St.-Marien-Kirche Penzlin wurde bereits um 1170 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Stadtkirche St. Marien erhebt sich als weithin sichtbare Landmarke über das malerisch am Großen Stadtsee gelegene Städtchen. Das Gotteshaus stammt in seiner Sub- Die St.-Marien-Kirche in Penzlin stanz aus dem 14. Jahrhundert und hatte einst einen hoch auf- war am 29. Juni 2012 erstmals ragenden, schlanken Kirchturm. In Folge eines verhehrenden Spielstätte der Festspiele Stadtbrandes im Jahr 1725 stürzte dieser Turm ein, was zu der Mecklenburg-Vorpommern. heutigen gedrungenen Gestalt führte. Ihre neugotische Innen- ausstattung stammt aus den Jahren 1877/78. Kirche, Burg, Stadt und Umgebung sind eng verbunden mit der Geschichte der Familie von Maltzan, die auch eine eigene Grablege in der Kirche besitzt.
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»Die Musik spricht für sich allein. Vorausgesetzt, wir geben ihr eine Chance.« Lord Yehudi Menuhin Seit 2010 unterstützt die Stiftung der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern das Festival dabei, Musik erklingen zu lassen und das Publikum zu begeistern. Mit dem Stiftungsvermögen wird eine langfristige Finanzierung gesichert. Mit dem Kauf der ehemaligen »Ersparnisanstalt« in der Schweriner Lindenstraße konnte dem Festival ein Zuhause gegeben werden. So tun wir das Unsrige, um der Musik eine Chance zu geben. Seien Sie ein Teil davon. Das Stiftungskonzert im Festspielsommer und das Stifterfest im November bieten Raum und Rahmen für Austausch und Begegnung. Über die vielfältigen Möglich- keiten einer einmaligen, regelmäßigen oder testamentarischen Zustiftung beraten wir Sie gerne persönlich. Werden Sie Stifter, werden Sie Stifterin! kontakt Bianca Wagner · Lindenstraße 1 · 19055 Schwerin · t 0385 5918530 · f 0385 5918510 · stiftung@festspiele-mv.de stiftungskonto Sparkasse Mecklenburg-Schwerin · IBAN DE22 1405 2000 1729 9323 00 · BIC NOLADE21LWL
Festspielherbst Rügen 2021 15.–24. Oktober 2021 Armida Quartett Streichquartett, Künstlerische Leitung · Nils Landgren Posaune, Gesang · Martina Gedeck Rezitation · Sebastian Knauer Klavier · Benjamin Appl Bariton · Kit Armstrong Klavier · Etta Scollo Gesang, Gitarre · Heath Quartet Streichquartett · Eckart Runge Violoncello · Brett Dean Viola · Johannes Fischer Percussion u. a.
Impressum Herausgeber Festspiele Mecklenburg-Vorpommern gGmbH · Lindenstraße 1 · 19055 Schwerin · T 0385 591850 · F 0385 5918510 · www.festspiele-mv.de Intendantin Ursula Haselböck KAUFMÄNNISCHER DIREKTOR Toni Berndt redaktion und satz Isabel Schubert · i.schubert@festspiele-mv.de Anzeigen Nadine Klatt · n.klatt@hne-sponsorenpool.de druck Digital Design — Druck und Medien GmbH fotos und abbildungen Timm Kölln (Vivane Hagner, Titel) · Jens Lübkemann (Vivane Hagner, Biografie) · Kirchengemeinde St. Marien Penzlin (St.-Marien-Kirche Penzlin) Änderungen vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. wir danken unserem partner Finanzgruppe Mecklenburg-Vorpommern unseren hauptsponsoren und -förderern unseren medienpartnern sowie
Wir hauen ganz klassisch auf die Pauke. Das ist unsere Natur. Kultur im LAND ZUM LEBEN: Vollen Einsatz zeigen Celia Verlemann und Kevin Weltzien vom Team der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam bereiten sie der Musik die Bühne bei fast 200 Konzerten pro Saison an den schönsten und ungewöhnlichsten Orten im Land. Mehr über Kultur und Freizeit in MV: mecklenburg-vorpommern.de mvtutgut
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