Prozesssimulation - Fit für die Zukunft? - POSITIONSPAPIER - Dechema

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Prozesssimulation - Fit für die Zukunft? - POSITIONSPAPIER - Dechema
POSITIONSPAPIER

Prozesssimulation –
Fit für die Zukunft?
Positionspapier des ProcessNet-Arbeitsausschusses
Modellgestützte Prozessentwicklung und -optimierung,
2021
Prozesssimulation - Fit für die Zukunft? - POSITIONSPAPIER - Dechema
IMPRESSUM                                                                                                Inhaltsverzeichnis

Autoren:                                                                                                 Einleitung	                                                                   2
Dr. Sönke Bröcker            Evonik Operations GmbH, Hanau
Dr. Regina Benfer            BASF SE, Ludwigshafen                                                       Status quo der Prozesssimulation	                                             3
Dr. Michael Bortz            Fraunhofer ITWM, Kaiserslautern
                                                                                                         Zukünftige Herausforderungen	                                                 6
Prof. Dr. Sebastian Engell   TU Dortmund
Dr. Carsten Knösche          BASF SE, Ludwigshafen
                                                                                                         Anbindung an Daten des Prozesslebenszyklus – Aktualität und Nachhaltigkeit	    7
Dr. Andreas Kröner           Linde GmbH, Engineering Division, Pullach
                                                                                                         Einbindung datengetriebener Modelle – Genauigkeit und Vorhersagefähigkeit	    8
Das vorliegende Positionspapier entstand aus mehreren Diskussionen im ProcessNet-Arbeitsausschuss
„Modellgestützte Prozessentwicklung und -optimierung“. Die Autoren möchten allen beteiligten Kollegen,   Einbindung datengetriebener Modelle – Genauigkeit und Vorhersagefähigkeit	    9
die so am Papier mitgewirkt haben, recht herzlich danken.
                                                                                                         Intensivere Nutzung der Prozesssimulation in der Produktion	                  12
Herausgeber
                                                                                                         Stoffdaten – Einheitliche Verwaltung als Ziel	                                13
ProcessNet-Arbeitsausschuss „Modellgestützte Prozessentwicklung und -optimierung“

                                                                                                         Neue Aspekte für die Ausbildung	                                              14
Verantwortlich im Sinne des Presserechts
DECHEMA e.V.                                                                                             Zusammenfassung – Ein Konzept für die Prozesssimulation 2025+	                15
Dr. Andreas Förster
Theodor-Heuss-Allee 25
60486 Frankfurt am Main

Erschienen im März 2021

Bildnachweise
Titel: v.l. © snapfoto105-Fotolia; Evonik Operations GmbH; S. 9: © Prostock-studio-stock.adobe.com;
S. 14: © kras99-stock.adobe.com

                                                                                                                                                                                             1
Prozesssimulation - Fit für die Zukunft? - POSITIONSPAPIER - Dechema
PROZE SSSIMUL AT ION – F IT F ÜR DIE ZUKUNF T ?

    Einleitung                                                                                                                 Status quo der Prozesssimulation

    Seit den Anfängen in den 1970er Jahren hat die Prozess-    effiziente Datenanbindungen unerlässlich. Die Nutzung
                                                                                                                                                Equipment Design                              Energy Analysis Parcle Simulaon

                                                                                                                           Physical Properes

                                                                                                                                                                              Hybrid Modelling

                                                                                                                                                                                                                                                         Real Time Opmisaon
                                                                                                                                            Process
    simulation eine beachtliche Entwicklung durchlaufen.       der Prozesssimulation in übergeordneten Anwendungen
    So ist es heute möglich, sehr umfangreiche Prozesse        bringt zusätzliche Anforderungen mit sich wie höhere                                                                          Digital Twin Virtual Commissioning
    oder gar Prozessverbunde mit komplexem Stoffverhal-
    ten stationär und dynamisch mit hoher Genauigkeit zu
                                                               Genauigkeit, robustere Konvergenz und kürzere Re-
                                                               chenzeiten. Neue Lösungsansätze hierfür sind mit der
                                                                                                                                                                                                 Dynamic Simulaon
                                                                                                                                                                                                                        Open Interfaces

                                                                                                                                                                                             Simulaon
    modellieren und zu simulieren. Dies umfasst nicht nur      fortschreitenden Digitalisierung absehbar, da sie einen                          Surrogate Models                                       HPC
    konventionelle chemische Prozesse, sondern auch viele      effizienten Zugang zu umfassenden Informationen sowie
    Spezialprozesse zum Beispiel aus der Bio- oder Polymer-    sehr flexible datenbasierte Modellierungsmöglichkeiten                                 CFD Simulaon
    chemie. Auch die Kopplung fluider Prozesse mit Fest-       bereitstellt. Sie ermöglichen die Einbindung realer Da-
    stoffsimulationen ist heute in einer Simulation ebenso     ten in Simulationen und die Komplettierung physikali-                            Arficial Intelligence                       Operator Training Systems
    darstellbar wie die Integration von CFD-Ansätzen in An-    scher Modelle mit datengetriebenen Ansätzen.
                                                                                                                                                  Virtual Design & CFD                                       Data Driven Modelling
    lagenmodellen. Aufgrund dieser vielfältigen Möglich-
    keiten ist die Prozesssimulation ein etabliertes und un-   Angesichts des anstehenden Wandels der Prozesssimu-
    verzichtbares Werkzeug bei der Entwicklung, Auslegung      lation zum integralen Bestandteil einer vernetzten Um-
    und Optimierung chemischer Prozesse geworden.              gebung stellt sich die Frage, ob die heute existierenden
                                                               Methoden und Werkzeuge zur Prozesssimulation bereits
    Zukünftig wird die Prozesssimulation noch an Bedeu-        den hierfür erforderlichen Anforderungen gerecht wer-
    tung gewinnen, wenn die Digitalisierung in der chemi-      den oder welche Entwicklungen notwendig sind. Dieser
    schen Industrie weiter voranschreitet. Die umfassenden     Frage widmet sich dieses Positionspapier aus der Sicht          In der chemischen Industrie unterstützen Prozesssimu-              Heutige kommerzielle Prozesssimulatoren sind als ei-
    Informationen über bestehende oder mögliche Zustände       von Anwendern der deutschen chemischen Industrie,               lationen den gesamten Lebenszyklus eines chemischen                genständige Werkzeuge entwickelt worden und sind
    der Prozesse, die die Prozesssimulation liefern kann,      die im ProcessNet-Arbeitsausschuss „Modellgestützte             Prozesses von der Entwicklung, über den Entwurf und                derzeit weitgehend als geschlossene, autarke Systeme
    werden in vielfältige übergeordnete Anwendungen            Prozessentwicklung und -optimierung“ vertreten sind.            Bau bis hin zur Optimierung des Betriebes. Um diese                konzipiert. Sie umfassen alle notwendigen Funktiona-
    einfließen und damit von einem größeren Anwender-          Es stellt ein gemeinsames Verständnis der Ausschuss-            Unterstützung effizient gewährleisten zu können, müs-              litäten für die Prozesssimulation. Hierzu gehören ein
    kreis genutzt werden. Fließbildsimulationen werden sich    mitglieder dar und ist an Entwickler und Anwender von           sen die Prozessmodelle für die einzelnen Phasen mög-               Modul zur Berechnung der Stoffdaten und Reaktionen,
    dabei von einem persönlichen Werkzeug des einzelnen        Simulationssoftware aus Industrie, Hochschulen und              lichst reibungslos entlang des Lebenszyklus entwickelt             die Modelle für die Prozessschritte sowie numerische
    Ingenieurs zur Lösung spezifischer Problemstellungen       Entwicklungsinstituten adressiert. Das Positionspapier          werden. Dies erfolgt in den Unternehmen, indem um-                 Gleichungslöser und Optimierer. Neben diesen Funktio-
    zu einem integralen Bestandteil des Technologiepakets      beschreibt die derzeitige Situation und stellt zukünftige       fangreiche Programmsysteme zumeist eines Herstellers               nalitäten benötigt die Prozesssimulation die Strukturin-
    entwickeln. Aus dieser Entwicklung resultieren eine Rei-   Herausforderungen mit möglichen Lösungsansätzen für             eingesetzt werden. Unternehmen mit eigenen Inhouse-                formationen des Prozesses, das heißt, die Verknüpfun-
    he von Anforderungen an die Prozesssimulation. Für die     eine zukünftige Simulationslandschaft als Bestandteil           Simulatoren haben diese zusätzlich in ihre Arbeitsab-              gen der einzelnen Prozessschritte, die zumeist in Form
    Vernetzung der Prozesssimulation mit anderen Anwen-        einer vernetzten Umgebung dar.                                  läufe integriert. Die umfassenden Programmsysteme                  eines Fließbildes eingegeben werden. Schließlich sind
    dungen sind offene Schnittstellen, Modularisierung und                                                                     wurden in den letzten Jahrzehnten von wenigen Herstel-             noch Informationen zur Fahrweise notwendig, die über
                                                                                                                               lern langfristig entwickelt und decken stationäre und              Spezifikationen in die Prozesssimulation einfließen. Die
                                                                                                                               dynamische Simulationen für Konti- und Batch-Anlagen               Grafik stellt das unabhängige Gesamtsystem für eine
                                                                                                                               sowie viele Spezialanwendungen ab. Auch wenn diese                 konventionelle Prozesssimulation dar.
                                                                                                                               Systeme sehr vielfältig sind, so existiert bis heute noch
                                                                                                                               keine Simulationsumgebung, die alle Aspekte des Le-                Die Nutzung eines umfassenden einheitlichen Pro-
                                                                                                                               benszyklus eines Prozesses hinreichend gut abbilden                grammsystems für die Prozesssimulation hat sich in
                                                                                                                               kann. Die Nutzung der Programmsysteme stellt daher                 den meisten Unternehmen bisher erfolgreich etabliert.
                                                                                                                               nicht zwingend eine optimale Lösung für die Prozessin-             Ein wesentlicher Grund hierfür ist die Vereinheitlichung,
                                                                                                                               dustrie dar. Diese ist vielmehr auch an offenen, modula-           Reduzierung und Pflege von Schnittstellen, über die Er-
                                                                                                                               ren Lösungen für die einzelnen Aspekte des Lebenszyk-              gebnisse aus Prozesssimulationen in die Systeme der
                                                                                                                               lus interessiert. Neben dem Vorteil, für jeden Aspekt das          Unternehmen fließen. Dies reicht von Auslegungsdaten
                                                                                                                               optimale Simulationswerkzeug nutzen zu können, wür-                für das Engineering bis hin zu Prozessmodellen für Echt-
                                                                                                                               de das offene Konzept auch die starke Abhängigkeit von             zeitoptimierungen im Betrieb. Für all diese Informati-
                                                                                                                               den Anbietern der Programmsysteme verringern.                      onsflüsse wurden in den Unternehmen im Laufe der Zeit
                                                                                                                                                                                                  zahlreiche Schnittstellen erstellt, die häufig speziell auf

2                                                                                                                                                                                                                                                                               3
Prozesssimulation - Fit für die Zukunft? - POSITIONSPAPIER - Dechema
PROZE SSSIMUL AT ION – F IT F ÜR DIE ZUKUNF T ?

        die jeweils eingesetzte Simulationssoftware zugeschnit-          von Bedeutung bei Entwicklungskooperationen oder Fir-        CAPE-OPEN ist eine Initiative von Anwendern und Herstel-      Die Anpassung von Apparatemodellen an spezifische An-
        ten sind. Damit wurde in den Unternehmen bisher eine             menzusammenschlüssen, Nutzung von Lizenzverfahren            lern von Prozesssimulatoren mit dem Ziel, einheitliche        forderungen des Prozesslebenslaufs hinsichtlich Model-
        hohe Effizienz in den Arbeitsabläufen erreicht, die aller-       oder bei der Übertragung einer Prozesssimulation auf         Schnittstellen zum Austausch von Modellen zu definie-         lannahmen, Erhaltungsgrößen, Randbedingungen oder
        dings mit einer starken Abhängigkeit von der jeweils ein-        eine spezielle Software wie zum Beispiel bei Operator-       ren. CAPE-OPEN bietet damit prinzipiell die Möglichkeit       phänomenologische Korrelationen ist in vielen Fällen
        gesetzten Simulationssoftware einhergeht. Ein Wechsel            Trainingssystemen. Derzeit ist die Übertragung eines be-     einer offenen Softwareumgebung mit austauschbaren             nur sehr eingeschränkt möglich. Einerseits können Tei-
        der Simulationssoftware ist in den Unternehmen daher             stehenden Prozess- oder Apparatemodells in eine neue         Modulen. Leider werden die CAPE-OPEN-Schnittstellen           le des Apparatemodells nicht hinreichend dokumentiert
        aufgrund der starken Einbindung in die Infrastruktur nur         Softwareumgebung nur mit hohem manuellem Aufwand             nicht von allen Prozesssimulatoren in vollem Umfang           sein, oder es stehen keine Softwareschnittstellen für an-
        langfristig mit sehr hohem Aufwand möglich.                      möglich.                                                     unterstützt. Bei der Einbindung von Stoffdatenmodel-          wendungsspezifische Ergänzungen zur Verfügung. Dies
                                                                                                                                      len über die CAPE OPEN-Schnittstelle zeigen sich zudem        führt dazu, dass auf Prozessmodellebene anwendungs-
        Die Eigenständigkeit der einzelnen kommerziellen Soft-           Die Interoperabilität von Prozesssimulationen ist bei        bisher noch Performancedefizite gegenüber den nativen         oder bearbeiterspezifische Ergänzungen enthalten sind,
        warepakete behindert den Austausch von Simulationsmo-            weitem nicht ausreichend entwickelt. So erfordert die        Stoffdatenberechnungen innerhalb der Simulatoren.             die die Komplexität des Fließbilds erhöhen, und oft nicht
        dellen zwischen verschiedenen Prozesssimulatoren. Es             Einbindung externer Modelle in eine Prozesssimulation        Dies verlangsamt Prozesssimulatoren spürbar, da ein           hinreichend dokumentiert sind.
        besteht derzeit keine übergreifend genutzte, einheitliche        häufig noch einen hohen Aufwand, da die Prozesssimu-         erheblicher Teil des numerischen Aufwandes in Prozess-
        Fließbildsprache für die Prozessstruktur, die einen ein-         latoren zumeist individuelle interne Schnittstellen zwi-     simulationen auf die Berechnung der Stoffdaten entfällt.      Die simulationstechnische Unterstützung des gesamten
        fachen Austausch von Modellen oder eine automatische             schen ihren Modulen nutzen. Zwar stellen die meisten                                                                       Prozesslebenszyklus erfordert zukünftig, dass neben der
        Erzeugung von Fließbildsimulationen ermöglichen würde.           Prozesssimulatoren Schnittstellen zur Einbindung exter-      Die Einführung technischer Neuerungen erfolgt in den          stationären Prozesssimulation die dynamische Simulati-
        Eine noch größere Herausforderung als der Transfer der           ner Module zur Verfügung, doch sind diese Schnittstel-       kommerziellen Softwarepaketen zur Prozesssimulation           on einen viel breiteren Raum einnehmen wird. Allerdings
        Prozessstruktur stellt jedoch die Übertragung der Berech-        len in der Regel Simulator-spezifisch. Der Ansatz, ferti-    zum Teil sehr verzögert, da die Hersteller der Simulati-      sind beim Übergang von einem stationären zu einem dy-
        nungsmodelle für Stoffdaten und Reaktionen dar. In den           ge spezialisierte Modelle von Herstellern, Lizenzgebern      onssoftware aufgrund des Umfangs der Programmsyste-           namischen Prozessmodell vielfältige Modellannahmen
        verschiedenen Prozesssimulatoren stehen unterschiedli-           oder aus der Hochschulforschung in Prozesssimulati-          me und der Breite der Anforderungen naturgemäß in der         zu treffen, wofür ein Anwender in den gegenwärtig ver-
        che Stoffdaten- und Reaktionsmodelle zur Auswahl, die            onen einzusetzen, ist damit sehr eingeschränkt. Auch         Umsetzung limitiert sind. Einzelne Unternehmen haben          fügbaren Prozesssimulatoren nur unzureichend Unter-
        nur auf interne Parameterdatenbanken der Simulatoren             das Zusammenspiel von Prozesssimulationen unter-             häufig nur geringen Einfluss auf die Einführung neuer         stützung erfährt. Mit der Erstellung eines dynamischen
        zurückgreifen. Stoffdaten- und Reaktionsmodelle sind             schiedlicher Hersteller in übergeordneten Verbundsimu-       Entwicklungen in den kommerziellen Prozesssimula-             Prozessmodells beginnt deshalb der Modellierungsvor-
        daher sehr tief in die Prozesssimulatoren integriert und         lationen ist nicht einfach und schnell realisierbar. Dabei   toren. Unternehmen mit eigenen Inhouse-Simulatoren            gang häufig von neuem.
        dementsprechend schwer zu migrieren. Andererseits                versuchen Unternehmen gerade zunehmend, durch Ver-           können dagegen sehr viel flexibler ihre Ideen umsetzen,
        stellen die erstellten Modelle einen hohen Wert für die          bundoptimierungen neue Potentiale zu heben. Für einen        sodass diese Unternehmen in den letzten Jahren auf-
        Unternehmen dar, da viel Aufwand und schützenswertes             umfassenden Einsatz von Prozessmodellen ist auch die         grund der schnellen Einführung neuer Ansätze, die im
        Know-how in deren Erstellung einfließen. Der Austausch           Einbindung vertraulicher firmeninterner Datensätze zum       Umfeld der Digitalisierung aufkamen, technologische
        von Simulationsmodellen zwischen verschiedenen Pro-              Beispiel für Kostenallokation, alternative Kapazitäten       Vorsprünge erzielen konnten.
        zesssimulatoren ist für Industrieunternehmen durchaus            oder Reserven notwendig.
                                                                                                                                      In den einzelnen Abschnitten des Prozesslebenslaufs
                                                                                                                                      werden in den Unternehmen von unterschiedlichen Bear-
                                                              User /                                                                  beitern in unterschiedlichen Abteilungen Simulationen
                                                            Application                                                               erstellt, erweitert oder verändert. All dies führt zu einer
                                                                                                                                      Vielzahl von Prozesssimulationen für unterschiedliche
                                                                                                                                      Aspekte, die zu verwalten und zu aktualisieren sind.
                                                                                                                                      Derzeit unterstützt kein kommerzieller Anbieter von
                                                                                                                                      Prozesssimulatoren umfassend die Dokumentation, Ver-
                                                                                                                                      waltung und Aktualisierung von Prozesssimulationen im
                                                                                                                                      Prozesslebenslauf. Da das Problem der Aktualisierung,
                                                                                                                                      Wiederverwendung und Verwaltung in den Unternehmen
                                                                                                                                      bereits zu Effizienzverlusten führt, besteht seitens der
                                                               Process
                                                                                                                                      Industrie durchaus der Wunsch nach einem geeigneten
                                                              Simulation
                                                                                                                                      Modell-Managementsystem. Dabei sollte ein Modell-
                                                                                                                                      Managementsystem mehrere Simulationsumgebungen
                                                                                                                                      verwalten können, auch im Hinblick auf zukünftige mo-
                                                                                                                                      dulare, offene Systeme.
                                                               Solver &
                                                               Optimiser

                                      Abb. 1: Gesamtsystem einer konventionellen Prozesssimulation
2

    4                                                                                                                                                                                                                                                           5
Prozesssimulation - Fit für die Zukunft? - POSITIONSPAPIER - Dechema
PROZE SSSIMUL AT ION – F IT F ÜR DIE ZUKUNF T ?

    Zukünftige Herausforderungen                                                                                                       Anbindung an Daten des Prozesslebenszyklus –
                                                                                                                                       Aktualität und Nachhaltigkeit
    Ursprünglich sind Prozesssimulatoren als eigenstän-                      »   Modularisierung der Prozesssimulatoren zur            Ein Ziel der Digitalisierung in der chemischen Industrie     systemunabhängige Verbindung zwischen Prozesssimu-
    dige Ingenieurwerkzeuge entwickelt worden, um die                            besseren Einbindung in das Technologiepaket           ist die schnelle und strukturierte Verfügbarkeit von Da-     lation und CAE-System von Vorteil, da so beliebige Syste-
    Prozessentwicklung zu unterstützen. Heute findet die                                                                               ten aus dem Prozesslebenszyklus. Das heißt, die Struk-       me frei miteinander kombiniert werden können.
                                                                             »   Offene, standardisierte Schnittstellen zu anderen
    Prozesssimulation eine weitaus breitere Anwendung, da                                                                              turinformationen über den aktuellen Stand der Anlagen
                                                                                 Prorammpaketen
    Simulationsmodelle mittlerweile das Verhalten chemi-                                                                               werden zukünftig fortlaufend aktualisiert und effizient      Vom Entwurf bis zum Betrieb eines Prozesses gibt es
    scher Prozesse in unterschiedlichen Facetten detailliert                 »   Vernetzung mit anderen Anwendungen und                verfügbar sein. Dies umfasst die Verschaltung der einzel-    verschiedene Anwendungsbereiche für Prozesssimulati-
    beschreiben können. Prozesssimulationen unterstützen                         Erweiterung des Anwenderkreises                       nen Prozessschritte sowie die Spezifikation der aktuell      onen, hierzu zählen
    Entscheidungen in Planung und Betrieb und dienen zu-                                                                               eingesetzten Apparate. In den Prozesssimulatoren sind
    dem der Überwachung, Regelung und Optimierung von                        »   Datenanbindung                                        diese Informationen derzeit fest eingegeben und müs-         »   konzeptioneller Verfahrensentwurf
    Prozessen. Zukünftig wird die Nutzung der Prozesssimu-                                                                             sen manuell an den aktuellen Stand angepasst werden.             (auch Short-cut-basiert),
    lation noch weiter zunehmen, da die chemische Indust-                    In Zukunft werden auch Prozesssimulationen von daten-     Es liegt daher nahe, die Prozesssimulation zukünftig mit
    rie intensiv an der Entwicklung digitaler Zwillinge für ihre             getriebenen Methoden profitieren. Mögliche Anwendun-      den verfügbaren Daten aus dem Prozesslebenszyklus zu
                                                                                                                                                                                                    »   Prozess- und Apparatedesign,
    Wertschöpfungsketten arbeitet. Im digitalen Zwilling                     gen sind die Identifikation von interessanten Betriebs-   verknüpfen und damit die Möglichkeit zu schaffen, die        »   Offline-Optimierung und Engpassanalysen,
    kommt der Prozesssimulation eine zentrale Rolle als Ver-                 punkten in großen Datensätzen, die Erstellung effizient   Struktur der Simulationsmodelle automatisch zu aktua-
    haltensmodell des chemischen Prozesses zu. In diesem                     auswertbarer Surrogatmodelle und die Komplementie-        lisieren. Dies wäre ein wichtiger Schritt zur Lösung des     »   virtuelle Inbetriebnahme,
    Wandel entwickeln sich Fließbildsimulationen immer                       rung physikalisch basierter Modelle mit Modellteilen,     oben angesprochenen langjährigen Problems, Simulati-
                                                                                                                                                                                                    »   Trainingssimulator sowie
    mehr von einem persönlichen Werkzeug des einzelnen                       die auf Messdaten beruhen. Auf die anstehenden Her-       onsmodelle nachhaltig aktuell zu halten. Zudem könnten
    Ingenieurs zur Lösung spezifischer Problemstellungen                     ausforderungen für die Prozesssimulation wird im Fol-     die Arbeitsabläufe in der Prozessentwicklung und -opti-      »   Betrieb, Echtzeitoptimierung, Zustandsüberwa-
    zu einem integralen Bestandteil des Technologiepakets                    genden eingegangen.                                       mierung erheblich effizienter werden. So würden zum              chung, vorausschauende Wartung.
    mit einem erweiterten Anwenderkreis. Aus dieser Ent-                                                                               Beispiel die Informationen über eine neue Rohrleitung
    wicklung ergeben sich eine Reihe von Konsequenzen für                                                                              oder einen ersetzten Wärmetauscher direkt nach den           Zwischen diesen Anwendungsbereichen bestehen der-
    die Prozesssimulation.                                                                                                             ausgeführten Arbeiten in das CAE-Datensystem fließen         zeit spürbare Brüche, bei denen Wissen in Form von
                                                                                                                                       und könnten dann auch unmittelbar in der Prozesssimu-        Modellen zum Teil verloren geht. Gleichzeitig nimmt die
                                                                                                                                       lation verfügbar sein. Andererseits könnten auch Ergeb-      Verfügbarkeit von Labor- und Prozessdaten im Laufe der
                                                                                                                                       nisse aus Simulationsstudien direkt in die CAE-Systeme       Entwicklung zu. Daher wäre es wünschenswert, zukünf-
                                                                                                                                       einfließen. Einschränkend soll hier aber betont werden,      tig mehr Modell- und Datendurchgängigkeit zu errei-
                                                                                                                                       dass die Verknüpfung der Daten des Prozesslebenszy-          chen. Dies ist auch ein Ziel der Digitalisierung.
                                                                                                                                       klus mit der Prozesssimulation nur einen ersten Schritt
                                                                                                                                       darstellt, denn auf Seiten der Prozesssimulation wirft       Voraussichtlich wird die Durchgängigkeit nicht mit einem
                                                                                                                                       die automatische Aktualisierung Fragestellungen wie          einzigen Simulationstool, wie wir es heute kennen, er-
                                                                                                                                       die Modellierung neu eingefügter Prozessschritte oder        reicht werden können. So hat der Modellentwickler ganz
                                                                                                                                       sogar die Konvergenz der automatisch aktualisierten          andere Anforderungen an ein Simulationsmodell als eine
                                                                                                                                       Prozesssimulation auf.                                       Betriebsmannschaft, gleiches gilt für die Nutzung der Da-
                                                                                                                                                                                                    ten. Die Herausforderung für eine zukünftige Simulations-
                                                                                                                                       Der Nutzen einer engeren und nachhaltigen Verzahnung         und Datenumgebung besteht darin, die Durchgängigkeit
                                                                                                                                       zwischen der Prozesssimulation und den CAE-Systemen,         von Daten und Modellen zu verbessern, und gleichzeitig
                                                                                                                                       in denen die Arbeitsabläufe des Prozesslebenslaufs ab-       die „richtigen“, angepassten Mensch-Maschine-Schnitt-
                                                                                                                                       gebildet werden, ist von den Softwareherstellern erkannt     stellen (Maschine = Computer) zur Verfügung zu stellen.
                                                                                                                                       worden. Als Konsequenz entstanden in der letzten Zeit
                                                                                                                                       enge Kooperationen zwischen Herstellern von CAE-Syste-       Diese Überlegung muss in einer intelligenten Soft-
                                                                                                                                       men und Simulationssoftware, die zum Teil sogar in Über-     warearchitektur berücksichtigt werden. Dabei geht es um
                                                                                                                                       nahmen mündeten. Unternehmen, die Simulationssoft-           Schnittstellen, aber auch um gute Entwicklungsumge-
                                                                                                                                       ware und CAE-Systeme von zwei kooperierenden Partnern        bungen für Teams. Zentrale Modellverwaltungssysteme,
                                                                                                                                       im Einsatz haben, werden von dieser Entwicklung sehr         („Model Repositories“), die mit Intelligenz für Nutzeran-
    Abb. 2: Digitaler Zwilling der Wertschöpfungsketten in der chemischen Industrie. Prozesssimulation ist zentraler Bestandteil als
                                                                                                                                       profitieren, erhöhen aber gleichzeitig auch ihre Abhängig-   forderungen und Konsistenz in der Softwarearchitektur
    Verhaltensmodell für den Prozess                                                                                                   keit von den Partnern. Insgesamt wäre aber eine offene,      ausgestattet sind, können hier ein Ansatz sein.

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PROZE SSSIMUL AT ION – F IT F ÜR DIE ZUKUNF T ?

    Einbindung datengetriebener Modelle –                                                                                     Geschwindigkeit, Robustheit und Optimierung
    Genauigkeit und Vorhersagefähigkeit
    Im Gegensatz zu zentralisierten Kommunikationssyste-          und IP-Technologien auf der Basis von einfacher Zweilei-
    men, wie wir sie heute in der Prozessautomation antref-       tertechnik in Sicht. APL ist eine 2011 begonnene, durch
    fen, basieren das weltweite Internet sowie die moderne        die IEEE Standards Association koordinierte Initiative
    Telekommunikation seit vielen Jahren auf verteilten Netz-     mit Ziel der Fertigstellung 2022 nach Abschluss aller
    werken. Dort melden sich Teilnehmer im System mit ihren       Konformitätstests. Die Basis stellt eine Zweidraht-Ether-
    Fähigkeiten an und werden optimal ausgelastet. Unter          net-Verbindung nach 10BASE-T1L auf Basis des Ethernet-
    dem Begriff Industrie 4.0 entwickelte Konzepte führen         Standards IEEE 802.3 dar, so dass bestehende Zwei-
    zu einer „Auflösung der Automatisierungspyramide“ und         drahtverbindungen genutzt werden können. Ziel von APL
    ermöglichen eine flexible Produktion mit adaptiven, sich      ist die Überwindung der Abhängigkeit von proprietären
    selbst konfigurierenden, selbstorganisierenden, flexib-       Protokollen. Gleichzeitig wird eine Anpassung an die
    len Produktionsanlagen mit hohem Vernetzungsgrad und          Anforderungen an typische Netzwerkausdehnungen mit
    hochverfügbaren Informationsdiensten.                         Hilfsenergie-Versorgung bis 500 mW pro Gerät für bis
                                                                  zu 50 Geräte vorgesehen, die auch eine Installation in
    Für die störungsfreie Kommunikation aller Automatisie-        explosionsgefährdeten Bereichen ermöglichen soll. Al-
    rungskomponenten untereinander wird ein einheitliches         ternativ dazu werden auch drahtlose Standards Einzug
    Protokoll und ein einheitlicher Feldbus benötigt. Mittler-    halten, wie z. B. der 5G-Standard.
    weile gilt der Standard OPC Unified Architecture (OPC-UA,
    IEC 62541) als gesetzt und die Verbände arbeiten an der       Die Definition offener und zugleich sicherer Schnitt-
    Ausgestaltung der Semantik. Nicht-Ethernet-Feldbusse          stellen ist eine der größten, wichtigsten und zugleich
    sind vor dem Hintergrund einer gewachsenen Landschaft         dringlichsten Aufgaben der Digitalisierung, ohne die        Die zukünftige, erweiterte Nutzung der Prozesssimu-       »   umfangreichere Fließbilder bis hin zu Verbünden mit
    in bestehenden Anlagen und den oft sehr speziellen An-        es nicht weitergeht. Zur Definition einer sicheren Da-      lation in neuen Anwendungen setzt hohe Rechenge-              Zusammenschaltung einzelner Prozesssimulationen
    forderungen an Stromversorgung und Explosionsschutz           tenübertragung müssen als erstes prinzipielle Anforde-      schwindigkeiten und Robustheit voraus. So erzwingt
                                                                                                                                                                                        »   zunehmende Modellierungstiefe für Stoffdaten,
    heute weiterhin dominant. Als wesentlicher Nachteil die-      rungen und Geschäftsmodelle festgelegt werden. Nur          zum Beispiel die Nutzung der Prozesssimulation bei
                                                                                                                                                                                            Reaktionen und Grundoperationen
    ser Situation ist die Komplexität hinsichtlich Installation   auf einer solchen Basis kann eine sichere Kommunika-        Onlineregelungen sehr robuste und zuverlässige Lö-
    und Wartung mit erhöhten Anforderungen an das Fach-           tionsarchitektur von den Experten für Datensicherheit       sungen im Betriebsfenster. Soll die Prozesssimulation     »   Anbindung der Prozesssimulation an andere Bereiche
    wissen des Personals zu nennen. OPC-UA wird bereits           gestaltet werden. Ein erster Schritt zur Bereitstellung     dagegen Entscheidungen in der Planung unterstützen,           wie CFD, Equipment Health Monitoring, Supply Chain
    zur Verbindung von Automatisierungskomponenten in             zusätzlicher Datenkanäle wird im NOA-Konzept (NAMUR         sind sehr viele, schnelle Lösungen in einem erweiterten       etc.
    den höheren Hierarchien eingesetzt, etwa zu ERP- oder         Open Architecture) gemeinsam durch NAMUR und ZVEI           Parameterbereich erforderlich. Dies gilt insbesondere
    Produktionsassistenzsystemen. Zukünftig wird der Stan-        vorangebracht. Weil Instandhaltungs- und Betriebs-          für multikriterielle Optimierungen, die zunehmend als     »   Optimierungen und Varianten für zunehmend
    dard aber auch auf Geräteebene und Feldebene möglich          funktionen einen großen Nutzen haben, decken einige         Unterstützung von Entscheidungen eingesetzt werden.           komplexere Verschaltungen
    sein und kann hier für smarte Automatisierungskompo-          innovative Unternehmen der Prozessindustrie ihre An-        Um robuste und schnelle Simulationen zu gewährleis-       »   dynamische Simulationen mit mehr Varianten und
    nenten in der Feldebene genutzt werden. Deren Rechen-         lagen derzeit flächendeckend mit zusätzlichen Netz-         ten, muss vermieden werden, dass Prozesssimulationen          größerer Modellierungstiefe
    leistung wächst, um OPC-UA-Kommunikation und andere           werkzugängen aus, meist über Wireless-Technologien.         unnötig lange in physikalisch unzulässigen Parameter-
    Rechenoperationen, wie etwa Verschlüsselungsaufga-            Ebenso sind Firmen dazu übergegangen, ihre Asset- und       bereichen nach Lösungen suchen. Hierfür sind zukünftig    Prozesssimulationen müssen für diese Entwicklung auf
    ben oder Datenanalysen, energiesparend effizient aus-         Anlagenpläne komplett zu digitalisieren. Zur Gewähr-        Methoden zu entwickeln, mit denen der Bereich gültiger    den High Performance Computing-Systemen lauffähig
    zuführen. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass       leistung der Datensicherheit erfolgt der Sensorzugriff      Parameter abgeschätzt werden kann.                        sein. Für die Einbindung der Prozesssimulation in kom-
    Informationen weitergegeben werden, die an anderer            über gestufte Zugriffsrechte und Benutzergruppen.                                                                     plexe übergeordnete Anwendungen sind hier wiederum
    Stelle im Prozess oder in der Anlage erforderlich sind,       Hier ist es eine fortwährende Aufgabe von Anwendern         In vielen Unternehmen entstehen zunehmend Möglich-        die offenen Schnittstellen ein entscheidender Baustein.
    um aus deren Kombination Schlüsse ziehen zu können.           und Geräteherstellern, einheitliche Standards für die       keiten für High Performance Computing durch eigene
    Hierfür müssen geeignete Standards zur eindeutigen            Sicherheit und die Funktionalität zu schaffen und den       Rechnercluster oder die Nutzung von Cloud Computing.      Die heutigen kommerziellen Prozesssimulatoren nutzen
    Weitergabe vorverarbeiteter Daten und Merkmale entwi-         aktuellen Anforderungen anzupassen. Derzeit werden u. a.    Diese Entwicklung nutzt die Prozesssimulation bisher      eigene, integrierte Gleichungslöser. Diese Löser sind
    ckelt werden.                                                 Ticket-basierte Zugriffsrechte anstatt von Passwörtern      nur in geringem Maße. Es ist aber nach den Erfahrungen    vom Hersteller vorgegeben und Teil des Softwarepakets.
                                                                  diskutiert, da letztere in einer Automatisierungsland-      aus der Vergangenheit absehbar, dass die zunehmende       Es besteht keine Möglichkeit, externe Gleichungslöser
    Eine durchgängige Ethernet-basierte Kommunikation             schaft von mehreren tausend Geräten und vor dem Hin-        Rechenleistung dazu führen wird, die Prozesssimulation    einzusetzen. Dabei sind heutzutage bereits sehr leis-
    ist über das Advanced Physical Layer (APL) mit der Ge-        tergrund wechselnden Personals nicht handhabbar sind.       zur Lösung immer komplexerer und umfangreicherer Fra-     tungsfähige Gleichungslöser in breit zugänglichen Pro-
    schwindigkeit und Flexibilität von Standard-Ethernet-                                                                     gestellungen einzusetzen. Beispiele hierfür sind          grammbibliotheken verfügbar, und es findet eine stetige

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PROZE SSSIMUL AT ION – F IT F ÜR DIE ZUKUNF T ?

          Weiterentwicklung statt. Dieses Potential leistungsfä-                 zu entwickeln und effizient mit den Prozesssimulatoren            verwenden und liefern sehr schnelle und robuste Simu-     Neben der Geschwindigkeit hat der Einsatz von Surrog-
          higer Lösungsalgorithmen für nichtlineare Gleichungs-                  zu verbinden. Auch hierfür müssen geeignete Schnitt-              lationsmodelle. Zur Erstellung von Surrogatmodellen       atmodellen noch weitere Vorteile gegenüber der direk-
          systeme kann derzeit für die Prozesssimulation nicht                   stellen vorhanden sein.                                           werden zunächst mit herkömmlichen Prozesssimulati-        ten Nutzung der ursprünglichen Prozesssimulationen.
          vollständig gehoben werden. Ein offenes Konzept, die                                                                                     onen automatisiert mit einer geeigneten Explorations-
          Formulierung der physikalisch-chemischen Zusammen-                     Bei der Optimierung setzen kommerzielle Prozesssi-                strategie Simulationsrechnungen im interessierenden       »   Deutlich reduzierte Konvergenzprobleme z.B. durch
          hänge und die Erstellung des Gleichungssystems von                     mulatoren durchweg auf interne Algorithmen, wobei es              Parameterbereich durchgeführt. Nachfolgend werden             effiziente Auswertung oder Vermeidung von
          dessen Lösung zu entkoppeln und externe Gleichungs-                    prinzipiell möglich ist, eine Prozesssimulation auch an           die Surrogatmodelle an die Ergebnisse der Simulationen        Unstetigkeiten,
          löser einzubinden, wird in kommerziellen Prozesssimu-                  externe Optimierer eigener Wahl anzubinden. Dies ist je-          angepasst. Prinzipiell können in die Anpassungen der
          latoren nicht angeboten. Ansätze dazu wären, einerseits                doch aufwändig und mit Performanceverlusten verbun-               Surrogatmodelle auch reale Daten aus Betrieb, Techni-
                                                                                                                                                                                                             »   unter Umständen Möglichkeit der globalen
                                                                                                                                                                                                                 Optimierung auf dem Ersatzmodell (hängt von des-
          Schnittstellen für die Einbindung externer Gleichungs-                 den. Der externe Optimierer führt dann eine Suche nach            kum oder Labor mit einfließen, was zu einem hybriden
                                                                                                                                                                                                                 sen Struktur ab),
          löser bereitzustellen und andererseits Residuen und                    dem Optimum mit Hilfe von Prozesssimulationsrech-                 Ansatz führt. Die Simulationsrechnungen können auf-
          Ableitungen des Gleichungssystems für numerische Lö-                   nungen durch, wobei meist ableitungsfreie Verfahren               grund langsamer Konvergenz und aufwendiger Numerik        »   unabhängig von Installation und Lizenz für Prozess­
          sungsalgorithmen zu exponieren. In Forschung und Ent-                  verwendet werden müssen. Alternative Löser könnten                der ursprünglichen Prozesssimulationen sehr langwie-          simulationssoftware oder Einzelmodelle,
          wicklung werden solche offenen Konzepte erfolgreich                    eingesetzt werden, wenn das Gleichungssystem der Pro-             rig werden, daher sind Methoden zur Versuchsplanung
          angewendet. Zudem liegt in vielen Unternehmen durch-                   zesssimulation inklusive der Ableitungen exportiert wer-          in der Entwicklung, um die Zahl der zu berechnenden       »   keine vertieften Kenntnisse zur Bedienung der
          aus die Kompetenz vor, um komplexe Simulationen hin-                   den könnte. Dann könnten die Optimalitätsbedingungen              Variationen gering zu halten. Dabei ist ein iteratives        Simulationssoftware erforderlich,
          sichtlich Konvergenz und Geschwindigkeit mit einem                     mit effizienten Verfahren direkt ausgewertet werden. Lei-         Vorgehen anzustreben: Es wird zunächst ein Screening
                                                                                                                                                                                                             »   offene Schnittstellen sowie
          offenen Konzept zu optimieren.                                         der bieten die kommerziellen Prozesssimulatoren noch              mit niedriger Punktdichte durchgeführt. Die Nutzer ent-
                                                                                 nicht die notwendigen Informationen, um die Freiheit zu           scheiden dann darüber, welche Bereiche des gesamten       »   hybrider Ansatz mit Einbindung externer Daten mög-
          Generell benötigen Unternehmen in ihren Projekten viel-                haben, diesen Weg zu beschreiten.                                 Designraums feiner aufgelöst werden sollen. Hierbei           lich.
          fach Innovationen und Methoden aus den Hochschulen                                                                                       sollte die ursprüngliche Prozesssimulation unverändert
          und Forschungsinstituten. Prinzipiell sollte daher die                 Datengetriebene Modelle können sehr komplexe, mehr-               bleiben. Insgesamt wird bei der Nutzung von Surrogat-     Durch die Nutzung dieser Vorteile von Surrogatmodellen
          Möglichkeit für Universitäten und Forschungsinstitute                  dimensionale Zusammenhänge gut beschreiben. Sie                   modellen der Rechenaufwand von der eigentlichen An-       werden sich die Anwendungsbereiche für Prozesssimu-
          bestehen, Lösungen für spezielle Aufgabenstellungen                    können daher auch als Ersatz- oder Surrogatmodelle                wendung auf die Modellanpassung vorverlagert.             lationen in Planungs- und Entwicklungsabteilungen so-
          bei der Simulation, Optimierung oder Datenverarbeitung                 für gesamte Prozesssimulationen oder Teilen daraus                                                                          wie in der Produktion absehbar deutlich erweitern.

                                                          Define
                                                    Scope of Application

                                                          Identify
                                               Set of significant Parameters

                                                    Run Simulations on                         Process
                                                  selected Parameter Set                      Simulation

                                                   Set of simulated Data                   Additional Real World Data
                                                        for Training                         from Plant, Lab, etc.

                                                        Training of
                                                      Surrogate Model
                                                                                          optional

                                                       fast and robust
10
                                                      Surrogate Model

          Abb. 3: Vorgehen zur Erstellung eines Surrogatmodells auf Basis von Prozesssimulationen unter Einbeziehung realer Daten aus Produktion
          und Entwicklung

     10                                                                                                                                                                                                                                                                11
PROZE SSSIMUL AT ION – F IT F ÜR DIE ZUKUNF T ?

     Intensivere Nutzung der Prozesssimulation                                                                                Stoffdaten – Einheitliche Verwaltung als Ziel
     in der Produktion
     Prozesssimulationen sind Abbilder der realen chemi-          nicht „auseinanderdriften“, das stationäre Verhalten        Die Berechnung der Stoffdaten ist integraler Bestandteil    dieses externe Modul nicht nur in Prozesssimulatoren
     schen Prozesse, über deren Verhalten sie Daten und           darf nur in geringem Maß voneinander abweichen. Die         aller kommerziellen Prozesssimulatoren und umfasst          verwendet werden kann, sondern auch für andere An-
     Informationen liefern. Eigentlich sollten die Betriebs-      unmittelbare Berechnung eines stationären Zustandes         eine Auswahl von Modellen zur Berechnung der physi-         wendungen im Unternehmen. Damit kann eine durch-
     mannschaften daher einen direkten Zugriff auf Prozess-       mit einem dynamischen Modell wäre hier von großem           kalischen Eigenschaften mit den zugehörigen Modellpa-       gängige Berechnung der Stoffdaten unternehmensweit
     simulationen haben, um unmittelbar Informationen zum         Vorteil. Die Entwicklung datenbasierter Modelle von dy-     rametern. Innerhalb der Simulatoren sind die Modelle        über die Prozesssimulation hinaus realisiert werden.
     Betrieb des jeweiligen Prozesses abrufen zu können.          namischen Vorgängen stellt besondere Anforderungen          untereinander kombinierbar und die Parameter frei zu-
     Dies kann von einem Monitoring des Betriebes, über           an die verfügbaren Daten, weil nicht nur der interessante   gänglich. Bearbeiter der Simulationen können daher die      Die meisten kommerziellen Prozesssimulatoren haben
     Fallstudien bis hin zu Empfehlungen zur Fahrweise durch      Betriebsbereich im Sinne der Bereiche von Prozessvaria-     Berechnung der Stoffdaten individuell gestalten, sodass     Schnittstellen, über die die Stoffdatenberechnungen ein-
     Echtzeitoptimierungen reichen. Der unmittelbare Zugriff      blen abgedeckt werden muss, sondern auch der relevan-       prinzipiell jede Simulation ihre eigene Stoffdatenmetho-    gebunden werden können. CAPE-OPEN ist solch eine stan-
     auf Prozesssimulationen ist in den Anlagen bei weitem        te Teil des dynamischen Verhaltens.                         de mit sich trägt. Diese Individualität kann umfassende,    dardisierte Schnittstelle, die von einigen kommerziellen
     noch kein Standard. Neben den Kosten sind die Hauptur-                                                                   zeitaufwändige Neuanpassungen erfordern, wenn Pro-          Prozesssimulatoren unterstützt wird. Eine externe Stoff-
     sachen hierfür die Pflege und Aktualisierung der Simula-     Die Nutzung von Prozesssimulationen zur Steuerung,          zesssimulationen zwischen verschiedenen Softwares           datenberechnung mit Anbindung über Schnittstellen führt
     tionsmodelle, deren Genauigkeit und die Bedienbarkeit        Regelung und Optimierung von Prozessen stellt eine          transferiert werden sollen. Hierin liegt häufig der bei     nach bisherigen Erfahrungen stets zu einem Performance-
     der Prozesssimulatoren.                                      besondere Herausforderung dar, insbesondere wenn            weitem aufwendigste Schritt bei einem Softwarewechsel       verlust gegenüber der nativen internen Berechnung. Neue-
                                                                  die Simulationen nicht nur Empfehlungen für das Bedi-       und die größte Hürde. Ein weiteres Problem liegt in der     re Entwicklungen in der CAPE-OPEN Community zielen auf
     Für die Pflege und Aktualisierung der Simulationsmo-         enpersonal liefern, sondern direkt auf den Prozess zu-      Verwaltung der Stoffdaten innerhalb von Unternehmen in      eine Steigerung der Effizienz der Schnittstellensoftware.
     delle ist die CAE-Anbindung wie oben beschrieben ein         greifen sollen. Es muss sichergestellt werden, dass die     dieser Konstellation, da prinzipiell gleiche Prozesse mit   Ein möglicher Ansatz zur Lösung dieses Performance-
     erster notwendiger Schritt. Allerdings werden sich die       Simulationen entweder den gesamten Betriebsbereich          unterschiedlichen Stoffdaten berechnet werden können.       problems wäre es, ein externes Stoffdatenberechnungs-
     Modelle für die Anwendung in der Produktion (beispiels-      abdecken oder das Verlassen ihres Gültigkeitsbereichs       Dabei sind Stoffdaten eigentlich universell und prozes-     modul mit einer überschaubaren Zahl von ausgewählten
     weise Trainingssimulatoren oder Production Optimizer)        anzeigen. Gerade für datengetriebene Modelle müssen         sunabhängig. Die Verwaltung der Stoffdatenberechnung        Methoden zu erstellen und dieses Modul im Quellcode
     von den Modellen der Prozessentwicklung teilweise un-        für diese Anforderung geeignete Prüfmethoden erarbei-       sollte daher aus den Simulatoren herausgezogen werden       den Herstellern der Prozesssimulatoren zur Verfügung
     terscheiden, und die Fragestellung, wer die Modelle für      tet werden. Auch der Einsatz von Prozesssimulationen        mit dem Ziel, in einem Unternehmen einheitliche Stoffda-    zu stellen. Diese könnten das Modul dann direkt in ihren
     die Produktion pflegt und so für Betrieb und Erhalt sorgt,   in Good Manufacturing Practice (GMP)-Umgebungen ist         tenberechnungen für die Prozesse zu gewährleisten und       Simulator einbinden. Einen vergleichbaren Ansatz ver-
     ist damit nicht umfassend geklärt. Dies könnte in einem,     denkbar. Jedoch fehlen derzeit noch entsprechende Ver-      damit auch den hohen Wert der firmeninternen Stoffdaten     folgte die IK-CAPE-Initiative in den 1980er Jahren.
     oben bereits erwähnten, Modell Managementsystem er-          fahren zur GMP-Zertifizierung von Simulationen mit den      zu sichern und strukturiert zugänglich zu machen.
     folgen, das aus Unternehmenssicht sehr wünschenswert         zugehörigen Computersystemen.                                                                                           Datengetriebene Modelle sind auch für die Modellierung
     ist. In diesem System würden auch die Anwendungen in                                                                     Der erste Schritt hierzu ist eine Beschränkung der Stoff-   physikalischer Stoffdaten und Reaktionen einsetzbar.
     der Produktion verwaltet.                                    Die Bedienung von Prozesssimulatoren ist vielfach nicht     datenberechnung auf die Methoden, die für die jeweili-      Dabei können KI-Techniken zur Abschätzung fehlender
                                                                  für die Nutzung durch Betriebspersonal konzipiert. Für      gen Prozesse im Unternehmen am besten geeignet sind.        Stoffdaten und zur Steigerung der Genauigkeit bestehen-
     Der Zugriff auf historische und aktuelle Betriebsdaten       einen Einsatz in der Produktion muss daher die Bedie-       Für diese Methoden müssen die zugehörigen Parameter         der Modelle genutzt werden. Herausfordernd ist es dabei
     aus Prozesssimulationen heraus stellt heutzutage kein        nung von Prozesssimulatoren entsprechend konfigu-           bestmöglich angepasst und in einer zentralen Daten-         sicherzustellen, dass thermodynamische Grundbezie-
     Problem mehr dar, sodass die Einbindung datengetrie-         rierbar werden, um alle Anforderungen des Betriebs-         bank abgelegt und gepflegt werden.                          hungen eingehalten werden, um konsistente Resultate
     bener Modelle auch bei komplexen Prozessen für aus-          personals erfüllen zu können. Ein Rollenkonzept mit                                                                     zu erhalten. Zudem müssen die angepassten Modelle im
     reichende Genauigkeit und Übereinstimmung mit der            entsprechenden Berechtigungen für die unterschiedli-        In den Prozesssimulatoren können die Stoffdatenberech-      gesamten Anwendungsbereich zuverlässige Ergebnisse
     Realität sorgen wird. Auch Surrogatmodelle können hier       chen Anwender wäre hier eine Lösung. Darüber hinaus         nungen nun folgendermaßen realisiert werden. Sofern die     liefern. Kritisch sind hier mögliche Extrapolationen. Auch
     zukünftig als ausreichend schnelle und robuste Lösun-        sollte eine einfache, intuitive Bedienung über ein Fließ-   ausgewählten Berechnungsmethoden für die Stoffdaten         wenn datengetriebene Stoffdatenmodelle für Prozesssi-
     gen genutzt werden.                                          bild möglich sein. Ein ganz wesentlicher Aspekt ist auch,   in den Prozesssimulatoren verfügbar sind, können diese      mulationen noch in der Entwicklung sind, müssen sie in
                                                                  die Möglichkeit zwischen stationärer und dynamischer        dort verwendet werden. Jedoch muss die Bereitstellung       Prozesssimulatoren kurzfristig verfügbar werden.
     Für die Nutzung in der Produktion sind oft dynamische        Simulation in einem Prozesssimulator einfach in beide       der Modellparameter von außen aus der zentralen Para-
     Modelle erforderlich, deren Entwicklung einen nicht          Richtungen umschalten zu können. Diese Funktionalität       meterdatenbank erfolgen. Innerhalb der Prozesssimulato-     Für die Modellierung chemischer Reaktionen gelten
     unerheblichen zusätzlichen Aufwand erfordert. Es wäre        ist selbstverständlich von generellem Interesse, doch       ren muss gewährleistet werden, dass nur die ausgewähl-      ähnliche Umstände wie für die Stoffdatenmodellierung.
     wünschenswert, den Übergang von stationären zu dy-           gerade bei Betriebsmannschaften würde es die Akzep-         ten Berechnungsmethoden zur Auswahl stehen.                 Auch die Reaktionsmodelle sind mit ihren Parametern
     namischen Modellen und Simulationen besser zu un-            tanz der Prozesssimulation heben, wenn stationäre und                                                                   tief in den Prozesssimulatoren integriert, frei konfigu-
     terstützen damit das in die stationären Simulationen         dynamische Untersuchungen in einer Umgebung durch-          Alternativ könnte die Stoffdatenberechnung in einem         rierbar und nur schwer zu migrieren. Es kann daher für
     bereits eingeflossene Wissen effizient genutzt wird. Au-     geführt werden könnten.                                     externen Modul mit Zugriff auf die zentrale Parameter-      die Verwaltung und Modellierung von chemischen Reak-
     ßerdem dürfen stationäre und dynamische Simulationen                                                                     datenbank erfolgen. Dieser Ansatz hat den Vorteil, dass     tionen ein analoges Vorgehen gewählt werden.

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PROZE SSSIMUL AT ION – F IT F ÜR DIE ZUKUNF T ?

     Neue Aspekte für die Ausbildung                                                                                              Zusammenfassung –
                                                                                                                                  Ein Konzept für die Prozesssimulation 2025+
                                                                                                                                  Abbildung 4 zeigt die Struktur einer Prozesssimulation                  »   Einbindung von datenbasierten Modellen mit Trai-
                                                                                                                                  mit den Erweiterungen, die sich aus den zukünftigen                         ning an historische Betriebsdaten
                                                                                                                                  Anforderungen ergeben. Das Konzept der autarken, ge-
                                                                                                                                  schlossenen Prozesssimulationsumgebungen aus Ab-                        »   Umschaltung zwischen dynamischer und stationärer
                                                                                                                                  bildung 1 wird sich danach zunehmend in ein offenes                         Simulation und Sicherung der Konsistenz zwischen
                                                                                                                                  System flexibler Komponenten, das in eine digitale In-                      beiden
                                                                                                                                  frastruktur eingebunden ist, wandeln. Die wichtigsten
                                                                                                                                  Erweiterungen sind dabei hier noch einmal zusammen-                     »   Öffnung für externe Prozessmodelle zur Einbindung
                                                                                                                                  gefasst:                                                                    spezialisierter Modelle

                                                                                                                                  »    Transparente und umfassend akzeptierte offene                      »   Öffnung für externe Gleichungslöser und Optimierer
                                                                                                                                       Schnittstellen zwischen Softwarekomponenten                            zur Verbesserung der Rechengeschwindigkeit und
                                                                                                                                                                                                              Robustheit
                                                                                                                                  »    Anbindung an die Daten des Prozesslebenszy-
                                                                                                                                       klus für eine automatische Aktualisierung der                      »   Bereitstellung des Prozessmodells in impliziter
                                                                                                                                       Prozessstruktur                                                        (0=f(x,u) oder expliziter (x=f(u)) Form mit Ableitungen
                                                                                                                                                                                                              für externe mathematische Lösungsalgorithmen.
                                                                                                                                  »    Anbindung an Betriebsdaten für aktuelle prozessbe-
                                                                                                                                       gleitende Simulationen

                                                                                                                                  »    Entkopplung von Stoffdaten und Prozesssimulation
     Mit dem Wandel der Prozesssimulation vom eigenstän-       um ein einen fundierten Bezug zu den Möglichkeiten                      zur zentralen Verwaltung der konsistenten Stoffda-
     digen Ingenieurwerkzeug für spezifische Fragestellun-     und Grenzen der datengetriebenen Modellierung zu ge-                    tenberechnung in unterschiedlichen Anwendungen
     gen hin zu einem integralen Bestandteil des Technolo-     winnen. In den Unternehmen werden Prozesssimulatio-
     giepakets ändern sich auch die Anforderungen an die       nen zunehmend umfangreicher und komplexer. Komple-
     Entwicklerinnen und Entwickler von Prozessmodellen        xe Simulationen sollten daher auch für die Ausbildung                                                                                               User /
     und -simulationen. Während sich früher Ingenieure         verfügbar sein, um einen Eindruck zu vermitteln, welcher                                                        Visualisation
                                                                                                                                                                                                                 Application
     und Naturwissenschaftler das zusätzliche Wissen über      Aufwand hier notwendig ist. Ein Beispiel wären Echtzeit-                                                         Regression
     Numerik, Informatik und Mathematik noch im Job oder       simulatoren größerer Anlagen für Studien des dynami-
                                                                                                                                                        Central
     nebenbei aneignen konnten, sind die zukünftigen An-       schen Verhaltens.
                                                                                                                                                        Properties
     forderungen vielfältiger und umfangreicher, sodass sie
                                                                                                                                                        Parameter                                                                                       Operations
     bereits in der Ausbildung vermittelt werden müssen. Die   Bei allen Neuerungen mit den zusätzlichen Anforderun-                                                                                                                                      Data
                                                                                                                                                        Data Bank
     Grundlagen von stationären und dynamischen Simulati-      gen soll nicht vergessen werden, dass das Ziel die Mo-
     onen müssen im Studium vermittelt werden, in Design-      dellierung realer Prozesse ist, wofür der Ersteller ein gu-                                                                                          Process
     projekten und Abschlussarbeiten sollten entsprechende     tes Verständnis des Prozesses haben muss. Eine solide                                                                                               Simulation
                                                                                                                                      Training data
     Werkzeuge eingesetzt werden. Darüber hinaus erfordert     Grundausbildung in den klassischen Ingenieurfächern
                                                                                                                                   (operation, lab,
     die Einbindung in das Technologiepaket auch Wissen        bleibt daher unerlässlich und darf nicht eingeschränkt
     über Datenstrukturen, IT-Architekturen, Schnittstellen,   werden. Nur sie ermöglicht es dem Entwickler von Pro-                  simulation, …)

     Programmierung in modernen Systemen und Sprachen          zesssimulationen, die Simulationsergebnisse zu verste-                                  Training of
                                                                                                                                                       Data Driven                                                  Solver &
     etc. Wichtig ist hierbei insbesondere die effektive Zu-   hen und zu bewerten.                                                                      Models                                                     Optimiser
     sammenarbeit in interdisziplinären Teams.                                                                                                                                                                                                          Asset Life Cycle

                                                                                                                                                                                                                              Optimiser
                                                                                                                                                                                                                                                             Data

                                                                                                                                                                                                              external

                                                                                                                                                                                                                              external
                                                                                                                                                                                                               Solver
     Der Einsatz datengetriebener Modelle setzt Kenntnisse
     über die verschiedenen, einsetzbaren Ansätze, deren                                                                     15
                                                                                                                             4

     Möglichkeiten und Grenzen voraus. Hier sind praktische
     Erfahrungen in Studienarbeiten oder Praktika wichtig,                                                                        Abb. 4: Struktur der zukünftigen Prozesssimulation (Surrogatmodell der Gesamtsimulation nicht dargestellt, siehe Abb. 3)

14                                                                                                                                                                                                                                                                         15
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