Public Private Partnerships und E-Government - Dr. Thomas Hart | Carolin Welzel (Hrsg.)
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Dr. Thomas Hart | Carolin Welzel (Hrsg.) Public Private Partnerships und E-Government Strategien für die Zukunft vor Ort
Inhalt Balanced E-Government: Herausforderungen heute 4 I Auf dem Weg zur Datenautobahn 4 II Was Bürger wollen – Nutzeransprüche an E-Government 6 III Keine Reformerfolge ohne Restrukturierung 8 IV Wie E-Government Geld spart 9 V Baustein einer Bürgergesellschaft 10 VI Gutes E-Government – Ein Fazit 12 Public Private Partnerships und E-Government: Formen, Instrumente und Entwicklungsschritte öffentlich-privater Kooperation 15 I Vorwort zur Studie 17 II Executive Summary 18 III Public Private Partnerships im E-Government: 24 Formen, Instrumente und Entwicklungsschritte öffentlich-privater Kooperation 1 Einleitung 24 2 E-Government und PPP – Definition und allgemeine Rahmenbedingungen 27 3 Vor- und Nachteile von PPP 29 4 Klärungs- und Konfliktsituationen 32 5 Überblick bezüglich gebräuchlicher und möglicher PPP-Formen 35 5.1 PPP-Grundformen 35 5.2 Blick über den nationalen Tellerrand 38 5.3 Zentralisierungstypen 39
3 Inhalt 6 Ausgewählte bundesdeutsche und internationale Fallbeispiele 40 6.1 PPP mit Beteiligung der deutschen Bundesländer 40 6.2 PPP mit Beteiligung von Stadtstaaten bzw. Großstädten 43 6.3 PPP von und zwischen bundesdeutschen Kommunen 48 6.4 Internationale Fallbeispiele 49 7 Das Lösungspotential der Organisationsform PPP im E-Government 52 8 Phasen der Vorbereitung und Umsetzung einer PPP 56 8.1 Aufgabenbestimmung –Vorbereitung öffentlich-privater Kooperation im E-Government 56 8.2 Entscheidungsphase 61 8.3 Umsetzungsphase 62 8.4 Umfeldanalyse und Evaluation 65 9 Fazit: Verallgemeinerbare Erfolgsfaktoren für PPP 66 10 Checkliste zur Beurteilung einer PPP-Idee 68 10.1 Vorbereitung 68 10.2 Entscheidung 68 10.3 Umsetzung 69 11 Service-Teil 70 11.1 Glossar 70 11.2 Internetadressen 74 11.3 Literatur-Tipps zum Thema „Public Private Partnerships“ 77 11.4 Publikationsempfehlungen aus der Bertelsmann Stiftung 80 11.5 Dokumentation: Eckpunkte eines PPP-Vertrages 83 11.6 Vitae der Herausgeber 85 Impressum Bertelsmann Stiftung Gestaltung Carl-Bertelsmann-Straße 256 Boris Kessler, Schloß Holte 33311 Gütersloh p 0 52 41.81 81 328 Foto f 0 52 41.81 6 81 328 Skop Media, Berlin www.bertelsmann-stiftung.de Redaktion Produktion Dr. Thomas Hart, Gieselmann Druck, Bielefeld Projektmanager, Bertelsmann Stiftung Carolin Welzel, Projektmanagerin, Bertelsmann Stiftung Informationen zum E-Government-Projekt der Bertelsmann Stiftung finden sich unter www.begix.de
Balanced E-Government: Herausforderungen heute* Thom as H a rt I Auf dem Weg zur Datenautobahn und die daraus für die öffentliche Hand resultierenden Herausforderungen wirklich Gegenstand einer hinter- Informationsrevolution: Nicht von ungefähr hat sich fragenden und zukunftsorientierten Diskussion unter dieser dramatisch anmutende Begriff eingebürgert, Einbindung aller relevanten Körperschaften gewesen um die durch technische Fortschritte ausgelösten Ver- ist. änderungen von Politik und Gesellschaft zu beschrei- ben. Ob im Arbeitsleben, dem privaten Bereich, oder Konkrete Züge nahm die Debatte über Potenziale und der politischen Kommunikation: Das Internet und die Probleme erst in den vergangenen Jahren an, als unter damit verbundene digitale Kommunikation werden dem Terminus „E-Government“ wesentliche Teilberei- mehr und mehr zu selbstverständlich genutzten In- che des Gesamtkomplexes subsumiert werden konn- strumenten des täglichen Lebens. Und auch vor Poli- ten. E-Government ist ein Sammelbegriff für Maßnah- tik und Verwaltung macht die Einführung neuer Me- men des öffentlichen Sektors in Bund, Ländern und dien nicht Halt. Die elektronischen Medien werden zu Kommunen, die sich des Internet und anderer elektro- einem immer wichtigeren Mittel, um intern Daten um- nischer Medien bedienen, um Verwaltungsprozesse für zuschlagen und mit der Öffentlichkeit in Austausch zu Bürger, Unternehmen und weitere Zielgruppen trans- treten. Der Anstieg der Netznutzung beschleunigt die parenter und effektiver zu gestalten und den verwal- Kommunikation, Ereignisse gelangen unmittelbar an tungsinternen Daten-Austausch zu optimieren. die Öffentlichkeit und werden kurz darauf von anderen überlagert, die Halbwertzeit von Informationen sinkt Drei Faktoren verleihen dem E-Government eine tra- während die Datenflut bislang unbekannte Ausmaße gende Rolle im Aufbau der noch jungen „Netzwerkge- annimmt. sellschaft“:1 1. Die Elektronisierung der Kommunikation zwischen Soweit die Theorie. Die Realität sieht anders aus. All- öffentlichem Sektor und Bürgern bietet neue Mög- zu häufig fehlt im öffentlichen Sektor ein strategi- lichkeiten der Partizipation und Interaktion. Die scher ganzheitlicher Ansatz ebenso wie die Fähig- 24/7-Verwaltung ist kein zynischer Witz mehr, son- keit, schnell und flexibel neue Wege in der Kommu- dern ebenso Realität wie die Annäherung räumlich, nikation zwischen Staat und Bürger zu testen. Tech- ethnisch oder inhaltlich von politischen Prozessen nische Wandlungsprozesse wurden von der Gesell- entfernter Bürger an Staat und Verwaltung. Zeiter- schaft selbstverständlich, aber äußerst selektiv und sparnis und Bequemlichkeit sind weitere Zugewin- punktuell über die Anwendung ideeller und institu- ne. Zudem können die neuen Transaktionsformen tioneller Filter mit vollzogen. Es ist nicht zu erken- zu einem vertieften Verständnis des Bürgers für nen, ob es jemals einen Entwicklungszeitpunkt gab, staatliches Handeln und damit letztendlich zu einer an dem der Übergang zur Informationsgesellschaft stärkeren Akzeptanz des Staates beitragen. * Dieser Beitrag beruht auf dem Artikel von St. Friedrichs, Th. Hart, O. Schmidt: „Balanced E-Government: Visionen und Prozesse zwischen Bürgernähe und Verwaltungsmodernisierung“, in „Aus Politik und Zeitgeschichte“, B 39-40, 2002, S. 12-23. 1 Manuel Castells, Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft. Teil 1 der Trilogie Das Informationszeitalter, Opladen 2001. 4
Auf dem Weg zur Datenautobahn I �� �� �� ���� ������� �� ������� �� �� ��������������� �������� �� �� �� �� ��� ������������������ �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� � ��� ��� � � �� � � � � � � �� ������� ����������� ����������� ������������� ���� �������� ��� ��� ������ �� ������ ������ ������������ ��� ������� ���� ���� Abb. 1: Internet-Verbreitung in Europa (Anteil nationaler Haushalte mit Internetanschluss) 2. Der Cyberspace braucht keine Ärmelschoner. Das Durchsetzung erkennbar. Betrachtet man die Diskre- neue Medium bietet die große Chance, verkrustete panz zwischen den Vorreitern etwa in Skandinavien Strukturen aufzubrechen und veraltete Prozessmo- und den Nachzüglern aus Europas Süden in Bezug auf delle zu überdenken. Realistische Ziele sind Effizi- die Frage, welche infrastrukturellen Voraussetzun- enzgewinne und finanzielle Einsparungen. Neben- gen für eine sinnvolle Nutzung des Internet in diesen bei führt die Nutzung von Online-Informationsan- Ländern geschaffen wurden (siehe Abbildung unten), geboten zu einem höheren Grad von Informiertheit so lässt sich die folgende These aufstellen: Eine Ge- beim Bürger, was Frustrationspotenziale im Kun- sellschaft, die nicht auf ein breites Fundament priva- denumgang auf beiden Seiten reduziert. ter Internet-Nutzung zurückgreifen kann, wird auch 3. E-Government ist ein Standortfaktor. Durch die Schwierigkeiten haben, die neuen Technologien zur Ef- Nutzung der Internet-Kommunikation für die fizienzsteigerung in der öffentlichen Verwaltung und Staat/Bürger-Interaktion wird auch die Nutzung zur Stärkung der demokratischen Grundlage – durch der neuen Medien insgesamt gesteigert und zuneh- elektronische Formen der Partizipation – einzusetzen. mend selbstverständlich. Dies führt wiederum zu Eine gut ausgebaute Internet-Versorgung ist wiederum einem Schub Richtung Mediengesellschaft, was in- eine starker Impuls zur weiteren Durchsetzung des In- dustriepolitisch und im Hinblick auf die internatio- ternet als Massenmedium. nale Wettbewerbsfähigkeit von Bedeutung ist.2 Diese wechselseitige Dynamik gilt es mit innovativen Will der öffentliche Sektor diese Entwicklung steuern Strategien und ohne institutionelle Scheuklappen zu und das Internet auf dem Weg zu einem produktiven nutzen und zu fördern. Kernpunkte in der Entwick- Element des gesellschaftlichen Systems stützen, dann lung des „Balanced E-Government“ der Zukunft sind muss er aktiv werden. Bürger brauchen Motivation, eine stärkere Orientierung am Nutzer, die kreative ausreichende Zugangsmöglichkeiten, Wissen im Um- Ausschöpfung von finanziellen Einsparpotenzialen gang mit der Technik und ein Verständnis für deren und die Neuausrichtung der bisherigen Ansätze hin Nutzen, und der Staat kann, mit einem durchdachten zu mehr partizipatorischen Elementen. Am Ende steht Plan, zur Erfüllung aller Voraussetzungen entschei- die Erkenntnis, dass E-Government für die Verwaltung dend beitragen. kein bloßes Beiwerk ist, sondern eine außergewöhnli- che Chance, mit Hilfe neuer Medien eine Modernisie- Obwohl fast alle Regierungen in den Industrielän- rung in Gang zu setzen, die nicht nur interne Prozesse, dern einer solchen Strategie folgen, sind im europäi- sondern auch das Verhältnis zum Bürger fundamental schen Vergleich deutliche Erfolgsunterschiede bei der verbessert und effizienter gestaltet. 2 Marco Brunzel sieht diesen Effekt auch auf kommunaler Ebene gegeben. Vgl. Marco Brunzel, Kommunale Internetportale als Datendrehscheibe und Kommunikationsplattform, in: Detlef Kröger (Hrsg.), Internetstrategien für Kommunen, Köln 2001, S. 227. 5
Balanced E-Government – Herausforderungen heute II Was Bürger wollen – Doch wie gehen die Bürger mit den neuen Angeboten Nutzeransprüche an E-Government um? Noch sind die US-Bürger Vorreiter bei der Inter- netkommunikation mit staatlichen Einrichtungen, Noch 1996 waren E-Government-Initiativen von Re- doch die Europäer schließen zunehmend bei der Nut- gierungen und kommunalen Körperschaften an einer zung elektronischer Dienstleistungen von staatlichen Hand abzuzählen. Seither sind weltweit Tausende von Einrichtungen auf.5 In den am stärksten vernetzten Projekten gestartet worden und jeden Tag kommen Nationen verspricht die Online-Verwaltung bereits neue hinzu. Allein in den USA werden in den kommen- ein Alltagsphänomen zu werden: In Schweden haben den fünf Jahren voraussichtlich etwa 14 000 E-Govern- schon nahezu 70 Prozent der Internet-Nutzer von staat- ment-Projekte realisiert werden. Nach Erhebungen des lichen Websites Informationen abgefragt oder Dienst- Taubman Center for Public Policy3 waren im Jahr 2001 leistungen in Anspruch genommen. Und bezogen auf bereits mehr als 90 Prozent der offiziellen Publikatio- die gesamte Europäische Union lässt sich feststellen, nen von Bundesregierung und Einzelstaaten der USA dass die Hälfte der Internet-Nutzer schon einmal eine online abrufbar; mehr als die Hälfte aller staatlichen E-Government-Site angesteuert hat.6 Datenbanken sind zur Zeit im Netz zugänglich. In „Electronic Reading Rooms“, eingerichtet im Zusam- Und welche Informationen rufen die Bürger ab, wie menhang mit einer Novelle des US-Informationsfrei- nehmen sie Online-Partizipationsangebote an? Der heitsgesetzes, können die Bürger Einsicht in eine unü- Nutzer steht zwar im Zentrum des E-Government-Uni- berschaubare Vielfalt von Regierungsdokumenten neh- versums, ist aber auch noch ebenso unerforscht wie men, die für sie von praktischem, intellektuellem oder der Mittelpunkt der realen Galaxis. Dieses Defizit ist wissenschaftlichem Nutzen sind. In den europäischen logischer Ausdruck der bisher unterentwickelten Ori- Ländern ist die Entwicklung noch nicht ganz so weit entierung der Anbieter an ihren Nutzern als „Kunden“. fortgeschritten, doch der Trend weist in dieselbe Rich- Dabei gäbe es genügend Anknüpfungspunkte, aus den tung4: Die staatlichen Institutionen drängen seit Jahren Grundlagen des Wirtschaftsmodells des Customer Re- mit aller Macht ins Netz. lationship Management (CRM) ein Citizen Relationship Management zu entwickeln.7 ���� ������� �� ������� �� �� �� �� ��������������� �������� �� �� �� ��� ������������������ �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� �� � ��� ��� � � �� � � � � � � �� ������� ����������� ����������� ������������� ���� �������� ��� ��� ������ �� ������ ������ ������������ ��� ������� ���� ���� Abb. 2: Nutzungshäufigkeit von E-Government-Angeboten in Europa (Anteil nationaler Haushalte, die per Internet mit dem Staat kommuniziert haben) 3 Taubman Center for Public Policy, State and Federal E-Government in the United States, Providence/R.I. 2001. 4 Vgl. Europäische Kommission, Web-based Survey on Electronic Public Services, 3rd measurement Oktober 2002, durchgeführt von Cap Gemini, Ernst & Young im Auftrag der DG Information Society. 5 Vgl. Pew Internet & American Life Project, The Rise of the E-Citizen: How People Use Government Agencies’ Web Sites, Washington 2002, www.pewinternet.org/reports/pdfs/PIP_Govt_Website_Rpt.pdf, und weitere Studien des Projektes. 6 Europäische Kommission, Eurobarometer, Internet and the Public at large, Studie durchgeführt von Gallup, Nov. 2002. 7 Vgl. Ansätze dazu bei Accenture: E-Government 2003. 6
Was Bürger wollen – Nutzeransprüche an E-Government II ������ ���������� ����������� ��� ���������� ����������� �������� ������������� ��� ������������ ������ ��� ������ ��� ���������� ���� ��������� ��� ���� ��� ���� ��� �������������� ����������� �������� ����� ������ ��� ��� ����������������� ������ ��� ��� ��� ��� ������ ��� ��� ������ ���������� ���� �� ���������� ���������� ��� ���� ��������� ��� ������ �������� ������� ����� Abb. 3: Das Balanced-E-Government-Konzept „Online gehen statt Schlange stehen“ bringt zwar Vor- integrieren und ihre Interdependenzen aufzuzeigen: teile für den Bürger – und daraus erklärt sich sicher- Ein effizientes Angebot wird nur möglich, wenn der lich ein großer Teil der Begeisterung, mit der diese An- Nutzer tatsächlich einen Nutzen sieht. Partizipations- gebote genutzt werden. Doch elektronisches Regieren möglichkeiten stellen einen solchen Nutzen dar, kön- reduziert sich nicht auf einen Zuwachs an Bequem- nen aber nur dann informiert genutzt werden, wenn lichkeit für den Einzelnen, sondern hat auch zentra- Prozesse und Strukturen transparent dargeboten wer- le gesamtgesellschaftliche Funktionen: Die modernen den. Transparenz erleichtert die Orientierung, bringt Verwaltungsformen tragen zur Reaktivierung von Ge- Akzeptanz und schafft größere Effizienz an der Staat/ meinsinn und Staatsidentifikation bei. E-Government Bürger-Schnittstelle, usw. Erfolgreich wird das Ange- kann eine neue Kultur des gegenseitigen Austauschs bot durch ein konsequentes Change Management, das zwischen öffentlichem Sektor und Bürgerschaft her- nur ein Ziel kennt: Mit einer ganzheitlichen Strategie stellen. Auch dies impliziert zumindest im übertrage- durch die elektronischen Medien eine Balance herzu- nen Sinne Effizienzgewinne für das Gemeinwesen und stellen zwischen der Steigerung der Verwaltungs-Effi- setzt eine konsequente Implementierung voraus. Die zienz und der Stärkung der bürgerschaftlichen Parti- Bürger fordern Transparenz der öffentlichen Hand und zipation. wollen beteiligt werden. Unter diesen Voraussetzungen kam die Studie inter- Der „Balanced-E-Government“-Ansatz, den die Ber- nationaler E-Government-Initiativen zu einem ambi- telsmann Stiftung gemeinsam mit der Unternehmens- valenten Gesamtergebnis: Unbestreitbar ist, dass in beratung Booz Allen Hamilton für ihre gleichnami- den vergangenen Jahren bei der Realisierung von E- ge Untersuchung internationaler Best-Practice-Bei- Government-Angeboten ein Quantensprung stattge- spiele8 entwickelt hat, versucht, diese verschiedenen funden hat. Die Anzahl von einschlägigen Projekten Faktoren, die den Erfolg eines E-Government-Ange- weltweit hat längst ein quantitatives Niveau erreicht, botes ausmachen, in ein übergeordnetes Konzept zu das zu einer ausgeprägten Eigendynamik geführt hat. 8 Vgl. www.begix.de. Die ausführliche Dokumentation der Recherche ist erschienen als E-Government: Effizient verwalten, demokratisch regieren (Hrsg. von Th. Hart, St. Friedrichs, O. Schmidt, Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung). 7
Balanced E-Government – Herausforderungen heute Es gibt eine lebendige Forschungslandschaft, der Ver- Informationen schnell – und das heißt digital – verfüg- netzungsgrad der im Feld engagierten Akteure nimmt bar sind. Staatliche Verwaltungseinheiten benötigen ständig zu. Dennoch besteht weiterhin ein großer Be- daher eine moderne Informationstechnik, basierend darf an Expertise und Gestaltungswillen in Bezug auf auf leistungsfähigen und untereinander vernetzten die zentrale Forderung, durch elektronische Staat/ Client-Server-Applikationen. Diese müssen gewähr- Bürger-Kommunikation mehr Transparenz und Parti- leisten, dass Informationen und Dienstleistungen der zipation herzustellen. Die meisten Verwaltungseinhei- öffentlichen Hand weit über die traditionellen Öff- ten konzentrieren sich auf das Internet als Service-Me- nungszeiten der Verwaltung hinweg zugänglich sind, dium und Portal für Verwaltungsdienstleistungen; als im Idealfall rund um die Uhr. Daraus resultiert ein stei- Instrument zur Förderung der Bürgergesellschaft wird gender Kommunikations- und Abstimmungsbedarf so- es häufig nicht begriffen.9 wohl innerhalb der Verwaltung als auch mit den jewei- ligen externen Anspruchsgruppen. Weder das eine noch das andere ist erreichbar, ohne auch auf institutioneller Ebene Anpassungen vorzu- Der Ausbau der entsprechenden E-Government-Ange- nehmen. Die veränderte politische Kultur im Zuge der bote bedarf schon deswegen einer zentralen Planung Informationsrevolution und der langsame Rückzug des und Steuerung, um eine verwaltungsübergreifende traditionellen Wohlfahrtstaates machen grundlegende Standardisierung der Verfahren und Abläufe zu er- Veränderungen in den Strukturen und überkommenen reichen. Behördenübergreifende technische Lösun- Verfahrensweisen des öffentlichen Sektors notwendig. gen, die untereinander kompatibel sind, müssen das E-Government eröffnet den Befürwortern einer sol- Ziel sein. Maus und Tastatur müssen nicht noch einmal chen Verwaltungsmodernisierung neue Perspektiven. erfunden werden, vermeintlich kreativer technischer Die unüberschaubare Tragweite dieses Eingriffs in die Wildwuchs ist zu vermeiden. In Zukunft wird es dar- tradierten Arbeitsprozesse der Verwaltung weckt je- auf ankommen, Reibungsverluste zu mindern und eine doch naturgemäß besonders starke Beharrungskräfte Vereinheitlichung der Verfahren anzustreben. und macht diesen Schritt gleichzeitig so immens wich- tig für den Erfolg. Dies ist nicht zuletzt deswegen zwingend notwendig, um einer vertikalen bzw. horizontalen Vernetzung im Rahmen eines „One-Stop-Government“, bei dem der Nachfrager einer Dienstleistung nur mit einer Stelle III Keine Reformerfolge ohne Restrukturierung kommuniziert, obwohl verschiedene Verwaltungsein- heiten beteiligt sind, gerecht zu werden. Nur wer die richtige Information zum richtigen Zeit- punkt zur Verfügung hat, kann effizient und kundeno- Die institutionelle Neuorganisation kann und darf sich rientiert arbeiten. Diese „Kundschaft“ der öffentlichen jedoch nicht nur auf technische Aspekte beschränken: Verwaltungen ist vielschichtig: An erster Stelle zu nen- Ohne die Ausbildung einer neuen Verwaltungskultur nen sind die Bürger und Unternehmen, aber auch zahl- und die nachhaltige Einbindung der Verwaltungsmit- reiche intermediäre Akteure wie Nichtregierungsor- arbeiter in die ablaufenden Modernisierungsprozesse, ganisationen und Lobby-Gruppen sowie nicht zuletzt würde der Nutzen neuer Technologien wirkungs- die Mitarbeiter in Verwaltungen selbst zählen zu den los verpuffen.11 Um die optimale Bereitstellung von Anspruchsgruppen. Allein auf kommunaler Ebene las- E-Government-Dienstleistungen sowohl nach außen sen sich ohne weiteres rund zwanzig Zielgruppen mit hin, im Kontakt zu Bürgern und Wirtschaft, als auch unterschiedlichen Ansprüchen unterscheiden.10 Diese innerhalb der Verwaltung sicherzustellen, bedarf erwarten von staatlichen Stellen, dass auch komplexe es vielfach einer Neugestaltung der traditionellen 9 Positive Ausnahmen finden sich zum Beispiel in den USA, Schottland und Estland: vgl. Ann Macintosh, Anna Malina, E-Petitionen in Schottland: Ein Erfolgsmodell zur Förderung der Bürgerbeteiligung?, in: Friedrichs, Hart, Schmidt (Hrsg.), E-Government, aaO.; www.scottish.parliament.uk; www.riik.ee/en (Estland). 10 Vgl. z.B. Dirk Furchert, Vernetzte PR – städtische Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Internet, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 2000. 11 Vgl. auch Peter Blönnigen, Marianne Wulff, Kommune im Internet: Die strategische Dimension, in: Detlef Kröger (Hrsg.), Internetstrategien für Kommunen, Köln 2001, S. 57. 8
Keine Reformerfolge ohne Restrulturierung | Wie E-Government Geld spart III IV Verwaltungsprozesse, einer „internen Re-Konfigura- Dabei ist es bislang nahezu unmöglich, konkrete Ein- tion“.12 sparungen nachzuweisen. Zum einen existieren bis- lang keine umfassenden Untersuchungen, und zum Auch der Verwaltungsaufbau wird durch die Imple- anderen entspricht es nicht der gängigen Verwaltungs- mentierung von E-Government in Frage gestellt. Der praxis vor dem Einstieg in die Prozessumsetzung eine Trend geht eindeutig dahin, starre Hierarchien durch dezidierte Soll-Ist-Analyse einzuleiten, die einen nach- eine flachere Organisation abzulösen. Diese Notwen- träglichen Vergleich ermöglichen würde. digkeit resultiert vor allem daraus, dass Informationen jederzeit dezentral für die entsprechenden Entscheider Beschleunigende Funktion für die Institutionalisie- zur Verfügung stehen müssen. rung der elektronischen Beschaffung könnte das Leit- projekt „E-Vergabe“ der Bundesregierung haben. Als zentrales Ergebnis dieses Projekts kann seit Mai 2002 die öffentliche Beschaffung von der Bekanntmachung IV Wie E-Government Geld spart bis zur Auftragsvergabe erstmalig vollständig im In- ternet abgewickelt werden. Damit sollen Effizienz und Öffentliche Verwaltungen sollten sich den Herausforde- Produktivität in Verwaltung und Wirtschaft gleicher- rungen der informationstechnischen Modernisierung – maßen erhöht und gleichzeitig mehr Transparenz über gleich ob technischer, prozeduraler oder personalpoliti- öffentliche Bekanntmachungen hergestellt werden. scher Natur – auch deshalb stellen, weil erfolgreiches E-Government den oft desolaten Haushaltslagen ent- E-Procurement ist auch aus Unternehmersicht eine gegenwirken kann. In einigen staatlichen Institutio- „win-win“-Lösung. Gerade mittelständische Firmen nen beanspruchen die Personalkosten bis zu 90 Pro- erhalten mehr Gelegenheit, sich an Ausschreibungen zent der verfügbaren Etats. E-Government kann dazu der öffentlichen Hand zu beteiligen. Das Projekt, das beitragen, auch die interne Personalstruktur effizien- in die Initiative BundOnline 2005 der Bundesregie- ter zu gestalten, da Zuständigkeiten neu sortiert und rung eingebunden ist, hat damit erhebliche volkswirt- Routineaufgaben überwiegend elektronisch und auto- schaftliche Bedeutung. Dies ergibt sich auch daraus, matisch abgewickelt werden können. dass das Gesamtvolumen öffentlicher Beschaffungen in Deutschland bei rund 250 Milliarden Euro liegt.14 Enorme Effizienzgewinne kann die öffentliche Hand Insgesamt machen damit die öffentlichen Beschaffun- aber auch bei den Ausgaben erzielen. Die Adaptation gen beinahe 25 Prozent der Staatsausgaben aus. Ange- und Weiterentwicklung des E-Procurement, also des sichts eines derartigen Marktpotenzials existiert eine elektronischen Beschaffungswesens, verspricht Ein- immense Dynamik auf der Anbieterseite, die sich an sparpotenziale für jede Behörde. Deutsche Ämter und den mehrjährigen Erfahrungen in den USA mit ver- Behörden könnten nach Schätzungen der im Bundesin- gleichbaren Geschäftsmodellen orientieren kann.15 nenministerium angesiedelten Stabsstelle Moderner Staat – Moderne Verwaltung jährlich bis zu 15 Milli- Daneben sollten sich auch hoheitliche Akteure an Mo- arden Euro einsparen, wenn es gelänge, nur die Hälfte dellen der betriebswirtschaftlichen Kostenrechnung der Beschaffungsvorgänge elektronisch abzuwickeln.13 orientieren. Gezielte Geschäftsprozessanalysen vor Diese Einsparungen resultieren einerseits aus dem der Initiierung neuer E-Government-Projekte können sinkenden Verwaltungsaufwand zur Durchführung helfen, kostspielige Fehlinvestitionen zu vermeiden. der Beschaffung, zum anderen aus den sinkenden Aus den so gewonnenen Erkenntnissen lassen sich Eintrittsbarrieren für eine Vielzahl möglicher Anbieter dann die technischen Lösungen passgenau in die ent- und den resultierenden Wettbewerbsdruck. sprechenden Geschäftsprozesse integrieren. 12 Christoph Bieber, Digitaler Strukturwandel der Öffentlichkeit? Zur Re-Konfiguration politischer Akteure durch Neue Medien, in: Heribert Schatz, Patrick Rössler, Jörg-Uwe Nieland (Hrsg.), Politische Akteure in der Mediendemokratie, Opladen 2002, S. 121f. 13 Vgl. www.staat-modern.de 14 Vgl. Pressemitteilung des Bundesministerium des Innern von 03.05.2002. 15 Vgl. Stephan A. Jansen, Birger P. Priddat, Electronic Government. Neue Potentiale für einen modernen Staat, Stuttgart 2001, S. 124f. 9
Balanced E-Government – Herausforderungen heute V Baustein einer Bürgergesellschaft So ergab eine repräsentative Umfrage von D21 und eMind@emnid in der ersten Jahreshälfte 2002, dass So wichtig und richtungsweisend E-Government für lediglich 24 Prozent der befragten Internet-Nutzer die interne Modernisierung und Effizienzsteigerung mit den von staatlicher Seite angebotenen interaktiven der Verwaltung auch sein mag, es ist mehr als eine Diensten zufrieden sind (wobei e-demokratische Ange- technisch-organisatorische Frage. Denn im Mittel- bote noch nicht einmal abgefragt wurden).16 punkt der Idee von E-Government stehen die Forderun- gen nach einer neuen Verwaltungskultur, wie sie etwa Häufig scheinen die zugrunde liegenden Konzepte vom im Begriff des New Public Management zum Ausdruck „mündigen Bürger“ und der Rolle des aktivierenden kommt, und nach einer erneuerten politischen Kultur, Staates in der Bürgergesellschaft nicht hinreichend in der die wahrgenommene Distanz zwischen Staat durchdacht. Repräsentativ-demokratische Gesellschaf- und Bürger wenn schon nicht aufgehoben, so doch ten lassen sich durch die Einführung von Online-Tools deutlich verringert sein wird. E-Government kann in nicht über Nacht in direkt-demokratische umwan- diesem Zusammenhang einer der wesentlichen Impuls- deln – dazu bedürfte es einer grundlegenden Revisi- geber sein, um zu einer Modernisierung überkomme- on der Verfassungen und einer noch grundlegenderen ner Strukturen zu gelangen. Debatte, wie viel direkte Demokratie eine Gesellschaft letztlich überhaupt wünscht. Im globalen E-Government-Diskurs wird die Orientie- rung des Staatshandels am Bürgerinteresse zwar unab- Trotz dieser Einschränkungen ist E-Government un- lässig fordert, aber das hat erstaunlich wenig konkrete zweifelhaft eines der wesentlichen Instrumente, um Handlungsansätze nach sich gezogen. Die Erwartun- den Staat transparenter zu machen und den Bürgern gen und Bedürfnisse potenzieller E-Government-Nut- konkrete Partizipationsmöglichkeiten zu offerieren. zer werden bei weitem nicht so systematisch abgefragt Umfragen und Nutzerstudien zeigen auch, dass vie- und erforscht, wie es angesichts der zentralen Rolle le Bürger sich durchaus Demokratiezugewinne von dieser Daten angemessen wäre. Dabei führen solche diesen neuen Möglichkeiten versprechen. In den Nutzerdaten zu durchaus irritierenden Ergebnissen. von Hart-Teeter17 durchgeführten Befragungen von ���� ��������� ���� ��� ��� ��� ��������� ���� ������� �� ������� ��������� ��� ����� ��� ���������� ��������� ���� ���� ��������� ������� ������ ��� ������������������� �� ������ ��� ������ �� ������ ��� ���������� �� ������ ��� ������� ��������������� �� ������ ��� ����������� �� ���������������������� ������ ��� ������������ �������� �� ����� ������� ������ ����� ������� ���������� ���� ���������������� ���� � ���� ����������� ��� ��������� �������� ����� ������������ ������ ������������ ��� ������ ������� ���� Abb. 4: Leistungsbeurteilung von Internet-Angeboten des öffentlichen Sektors in Deutschland 16 Initiative D21, (N)Onliner-Atlas 2002 - Eine Topographie der digitalen Spaltung durch Deutschland, Studie durchgeführt von Emnid, Hamburg 2002. 17 The Council for Excellence in Government, E-Government: To Connect, Protect and Serve Us, Studie durchgeführt von Hart-Teeter, 2003. 10
Baustein einer Bürgergesellschaft V ���� ������� �� ������� ������ ������� ��� ������ ������ ��� �������������� ����������� ������ ������� �� �� ��� ������������� ������������ � ����������������� �� ��������� �������� ������ �� �� ������������ ����������� ���������� ������� ��� �� ������� ��� ��������� � ���������� ������� ��� ������� ��� ���������� �� ����������� ��� ���� ���������������������� ���� ������� �� ������� ������� ������� ������ ��� �� ������� ������ �������� ������������������������ �� ������� ������ �� �� ����� ���� ���������� �� ��������������� ���������� �� ������������ ��� ������������� ��������� �� ������� ����� �������� ���������� �� ������ �������� ������������ ���� Abb. 5 und 6: Leistungen und Potenziale von E-Services aus Anwendersicht Internet-Nutzern im Jahr 2003 wird vor allem die gesteckten Anspruch ernst, den Bürger beim elektro- Accountability, also eine höhere Transparenz und nischen Regieren in den Mittelpunkt zu stellen, hat Zurechenbarkeit staatlichen Handelns, die zugleich dies für die administrative Praxis Konsequenzen, die zur Korruptionsbekämpfung beiträgt, als größter Nut- weit über die Durchführung von einigen Fokusgrup- zen von E-Government benannt. Vorteile wie ein ver- pen-Tests oder Online-Polls hinaus gehen. Im Vorder- bessertes Dienstleistungsangebot oder die Effizienz- grund muss ein ganzheitliches Konzept stehen, damit steigerung innerhalb der Verwaltung rangieren aus die Bürger sich ernst genommen fühlen und kontinu- Nutzerperspektive deutlich hinter diesem zentralen ierlich an Entscheidungen beteiligt werden können. Ziel. In diesem Sinne sind die Kriterien Transparenz Diese Motivationsförderung steigert das Interesse, und Partizipation als anzustrebende Ziele aus eigenem an der Gestaltung des Gemeinwesens mitzuwirken. Recht zu betrachten: Sie müssen nicht primär daran E-Government kann so den Abbau von Vorbehalten gemessen werden, ob sie dazu beitragen, Kosten zu gegenüber der Tätigkeit staatlicher Institutionen sparen oder Prozesse zu beschleunigen. Nehmen die befördern und einen Beitrag zur Annäherung der Bür- Betreiber von E-Government-Angeboten den selbst ger an den Staat leisten. 11
Balanced E-Government – Herausforderungen heute Elektronisch durchgeführte Wahlen oder Online-Ple- VI Gutes E-Government – Ein Fazit biszite sind mit Sicherheit diskutable, möglicherwei- se sogar lohnende Erweiterungen unseres demokrati- Der Diskurs um die Ausgestaltung des E-Government schen Repertoires. Die technizistische Verkürzung von war lange Zeit vor allem durch die im Nachbarge- E-Democracy auf das anspruchsvolle Großprojekt E-Vo- biet E-Commerce gewonnenen Erfahrungen geprägt. ting hat jedoch bereits zu viele Partizipationsansätze Während die Diskussionen um Netz-Demokratie im blockiert und den Blick darauf verstellt, dass die Teil- Wesentlichen von einigen Utopisten, Aktivisten und nahme an Wahlen (online oder offline) nur ein winzi- vereinzelt von interessierten Sozialwissenschaftlern ger, wenn auch gewichtiger Teil dessen ist, was aktive geführt wurden, verdankt die Debatte über die Po- Partizipation an demokratischen Prozessen ausmacht. tenziale des E-Government ihre Intensität und Breite vor allem einer ökonomisch motivierten Interessenla- Leitlinie bei der Einführung von elektronischen Parti- ge. Kommunen und Regierungen ging es vor allem um zipationsformen sollte aber nicht die technische Mach- die Frage, welche Effizienzgewinne sich durch elektro- barkeit sein, sondern das Ergebnis eines gesellschaft- nisches Regieren erzielen lassen. Nicht von ungefähr lichen Selbstverständigungsprozesses darüber, wo Er- ist die Umsetzung von E-Government-Services, die in weiterungen unserer Demokratie gebraucht werden. irgendeiner Weise Einnahmen generieren, europaweit Besonders ausgeprägt, so wird vielfach angenommen, überdurchschnittlich weit fortgeschritten.21 ist die Interessenlage auf lokaler Ebene und im unmit- telbaren Lebensumfeld der Individuen.18 In jüngster Zeit scheint sich die Fachdiskussion über E-Government zu wandeln und eine neue Richtung zu Tatsächlich hat das Internet das Potenzial, nicht nur nehmen. Die technischen Herausforderungen, welche neue Beteiligungswege aufzuzeigen, sondern damit die Grundlage für E-Government bilden, stellen sich auch Bürger zu erreichen, die sich durch traditionel- zwar weiterhin als komplex, jedoch als nicht mehr le Prozesse nicht eingebunden fühlten. Alternative ganz so prekär dar. Mehr und mehr kommerzielle An- Beteiligungsmethoden müssen alternative Wege der bieter haben das Geschäftpotenzial erkannt und zum Meinungsäußerung, andere „Sprachen“, zulassen, um Teil fortgeschrittene technische Lösungen entwickelt. einen echten Mehrwert für vordem politisch inaktive Statt der Technik rücken derzeit Finanzierungsfragen Bürger darzustellen.19 So wäre es auch vor dem Hin- und die Erforschung der tatsächlichen Nutzerbedürf- tergrund einer sich immer stärker individualisieren- nisse in den Mittelpunkt des Interesses. Dieser Verlauf den Gesellschaft möglich, dem Bedeutungsverlust der der Debatte dient als weiterer Beleg für die Notwendig- traditionellen integrierenden Großorganisationen wie keit einer ganzheitlichen strategischen Vorgehenswei- Gewerkschaften oder Volksparteien durch neues „com- se, die sich an kommerziellen Kosten-Nutzen-Rech- munity building“ entgegenzutreten und vermittelnde nungen anlehnen kann. Schnittstellen zwischen der Gesamtgesellschaft und dem Einzelnen zu entwickeln.20 Als letztendlich entscheidend für die Durchset- zung von E-Government wird sich die Frage der ge- sellschaftlichen Akzeptanz erweisen. Nur wenn die Bürger wirklich per Mausklick und durch Deliberati- on im Netz am politischen Prozess teilnehmen, hat das ganze Projekt eine Chance. Hierfür bedarf es neuer Zu- gänge und eines Prozesses des Umdenkens auf allen Seiten. Ob E-Government die Akzeptanz staatlichen Handelns erhöhen wird, hängt vor allem davon ab, 18 Vgl. z.B. Deutscher Städtetag, eGovernment in den Städten. Positionspapier und Leitfaden des Deutschen Städtetags, Köln, Berlin 2002; Initiative D21, E- Town 2002. Deutschlands digitale Hauptstädte, Berlin 2002. 19 Vgl. Stephen Coleman, John Gøtze, Bowling Together: Online Public Engagement in Policy Deliberation, Hansard Society, London 2001. 20 Vgl. die „Bürgernetzwerke“ bei Douglas Schuler, Neue Bürgernetzwerke. Aufruf zu einer neuen Gemeinschaft, in: Claus Leggewie, Christa Maar (Hrsg.), Internet & Politik. Von der Zuschauer- zur Beteiligungsdemokratie, Köln 1998, S. 300-320. 21 Vgl. Europäische Kommission, Web-based Survey on Electronic Public Services, 3rd measurement Oktober 2002. 12
Gutes E-Government – Ein Fazit VI ob die Reformkräfte innerhalb und außerhalb der öf- darauf hat, bestimmte Informationen einzusehen, fentlichen Verwaltung ihre Skeptiker überzeugen kön- sondern der Staat muss im Zweifelsfalle begründen, nen. Dabei ist auch viel politischer Mut gefragt, die vor- warum er bestimmte Informationen als vertraulich handenen Ansätze nach erfolgreicher Erprobung in der bzw. geheim einstuft oder diese aus datenschutzrecht- Fläche umzusetzen. Initiativen wie etwa das Leitpro- lichen Erwägungen zurückhält. jekt des Bundes „BundOnline 2005“ können hier ent- scheidende Beiträge leisten. In den Bundesländern Berlin, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen sind bereits Bei allen Bemühungen des Staates um Unterstützung derartige Gesetze verabschiedet worden. Die Einfüh- für die Entwicklung der Informationsrevolution muss rung eines Bundesgesetzes wäre mehr als nur ein eine sorgfältige Balance zwischen Push-, Pull- und Fa- symbolischer Schritt hin zu mehr Transparenz, Bür- cilitation-Strategien gewählt werden.22 Es kommt dar- gernähe und gegenseitiger Akzeptanz. Nahezu alle auf an, den Bürger zwar auf die Angebote zu stoßen westlichen Industrienationen verfügen über eine (Push), aber gleichzeitig seine eigene Experimentier- rechtlich garantierte Informationsfreiheit. In Deutsch- freudigkeit nicht zu unterbinden (Pull), während im land muss sich das Vertrauen in die kommunikative Hintergrund die Rahmenbedingungen geschaffen wer- Vernunft einer sich online wie offline selbst organi- den, um die neuen Medien als Schnittstelle zwischen sierenden Bürgergesellschaft offenbar erst noch ent- Bürger und Staat zu verankern. Doch erst wenn Poli- wickeln. tik und Verwaltung die Neuerungen nicht mehr pri- mär als Belastung, sondern als Chance wahrnehmen, Dies führt zum letzten Punkt: Bei aller Konzentrati- wird der Durchbruch erfolgen. Gerade angesichts des on auf die praktische Umsetzung von E-Government schwindenden Vertrauens und speziell in den Zeiten dürfen die gesellschaftspolitischen Visionen, die mit des Wahlkampfes, kann ein offensiver Umgang mit in- diesem neuen Ansatz für das Regieren und Verwalten novativen Ideen mit offensichtlichem Bürgernutzen ein verbunden sind, nicht aus den Augen verloren werden. eindeutiges Signal darstellen: Wir sind keine Mitläufer, Das Ziel ist nicht die Implementierung einer moder- sondern Vorreiter der IuK-Entwicklung. nen EDV-Infrastruktur in der öffentlichen Verwaltung – dies ist nur eine notwendige Maßnahme. Das eigent- Wie schwierig es ist, traditionelle Verfahrensweisen zu liche Ziel ist nach wie vor die Förderung einer selbstbe- überwinden, um die Verwaltungsmodernisierung vor- wussten und aktiven Bürgergesellschaft. an zu treiben, ist allen Beteiligten klar. Besonders star- ke Beharrungskräfte bestehen bezüglich der legislati- Das Leitbild der E-Government-Bewegung muss den ven Grundlagen der Verwaltungstätigkeit. Seit Jahren Menschen in den Mittelpunkt aller Überlegungen stel- ist nun schon auf Bundesebene eine Gesetzesvorlage len und einer Vision von Gesellschaft folgen, in der die anhängig, die einen entscheidenden Schritt zur Anpas- Technik den Menschen hilft, sich in einer Zeit wach- sung an die Bedingungen der Informationsgesellschaft sender Anforderungen im öffentlichen, privaten und bedeutet hätte: das Recht auf Informationsfreiheit. beruflichen Leben selbst zu entfalten. Hierzu müssen die neuen Technologien konsequent an den Bedürf- In den USA bereits seit über 30 Jahren im Freedom of nissen ihrer Nutzer ausgerichtet werden, damit sie Information Act garantiert, bricht dieses informatio- wirklich dazu beitragen, deren Leben demokratischer, nelle Grundrecht mit den traditionellen Prinzipien der selbstbestimmter und effizienter zu gestalten. Amtsverschwiegenheit und der Geheimhaltung verwal- tungsinterner Vorgänge. Informationsfreiheitsgesetze Wie diese normativen Vorgaben konkret umgesetzt stellen die Regelung des Informationsflusses zwischen werden können, erläutert im Detail der „10-Punk- Staat und Bürger endlich vom Kopf auf die Füße. Nicht te-Plan für gutes E-Government“ der Bertelsmann mehr der Bürger muss nachweisen, dass er ein Recht Stiftung.23 Eine der Forderungen dort lautet, die 22 Vgl. Booz | Allen | Hamilton, E-Government und der moderne Staat. Einstieg, Strategie und Umsetzung, Frankfurt a.M. 2002. 23 Kostenloser Download unter www.begix.de. 13
Balanced E-Government – Herausforderungen heute Finanzierungsstrategien für E-Government-Pro- jekte maßgeschneidert den örtlichen Gegebenhei- ten und Notwendigkeiten anzupassen. Dies scheint derzeit wichtiger denn je zu sein: Vor dem Hinter- grund von Haushaltskürzungen und sinkenden kom- munalen Einnahmen und der gleichzeitigen Forde- rung nach immer mehr Kanälen, über die Staat und Bürger miteinander interagieren können, steht die Notwendigkeit neuer Finanzierungsmodelle für E-Go- vernment und E-Democracy bei vielen Entscheidern an erster Stelle. Deshalb hat sich die Bertelsmann Stiftung, dokumen- tiert in der Studie, die den Hauptteil dieser Publikati- on ausmacht, der Frage zugewandt, ob die Kooperation zwischen staatlichem und privatem Sektor hier Lösun- gen anbieten kann. Es scheint, als scheitere die Koo- peration häufiger an unterschiedlichen Herangehens- weisen der Verwaltung und Industrie, an Berührungs- ängsten und der Befürchtung von Kontrollverlust als an tatsächlich unterschiedlichen Interessen. Weiterhin gilt die Feststellung, dass Lösungen für jeden Einzel- fall maßgeschneidert werden müssen – es gibt aber ein Set an Grundregeln und Handlungsoptionen, das Entscheidungsträgern in Verwaltung und Wirtschaft als nützliche Entscheidungsgrundlage zu beiderseitig fruchtbarer Zusammenarbeiten im Dienste und zum Wohle der Bürger dienen kann. 14
Eine Studie der Bertelsmann Stiftung mit der Universität Kassel Public Private Partnerships und E-Government: Formen, Instrumente und Entwicklungsschritte öffentlich-privater Kooperation Bertelsm a nn Stif tung Initi ati v e D21 Cliffor d Ch a nce Pünder Projektleitung: Dr. Thomas Hart, Carolin Welzel für die Bertelsmann Stiftung Dr. Wolfgang Gerstlberger, Dr. Detlef Sack für die Universität Kassel 15
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Vorwort zur Studie I I Vorwort zur Studie dieser Reihe ebenso besprochen wie die rechtlichen Rahmenbedingungen und die konkreten Schritte bei PPP ist eine schlagkräftige Formel, die für die part- der Umsetzung. nerschaftliche Lösung drängender öffentlicher Aufga- ben steht. Insbesondere in Großbritannien, aber auch Die lose Reihe zum Thema PPP, in der diese Publikati- in vielen anderen Ländern, sind Public Private Part- on steht, ist selbst ein „Partnership“, bei dem sich das nership-Projekte seit längerem ein bekanntes Modell, Know-how der Beteiligten ergänzt: um die Strukturen des öffentlichen Sektors mit dem Die Initiative D21 betrachtet seit ihrer Gründung Know-how der Wirtschaft zum gegenseitigen Nutzen 1999 die Förderung der Modernisierung des Staates zu verbinden. In Deutschland sind die praktischen Er- als eine ihrer Kernaufgaben. Die Bertelsmann Stiftung fahrungen auf diesem Gebiet noch gering. Gleichzeitig widmet sich seit fast 10 Jahren dem Thema Staat und rückt PPP wegen des sonst schwer zu deckenden staat- Verwaltung aus unterschiedlichen Blickwinkeln und lichen Bedarfs an Investitionen auch hierzulande zu- hat hier mit dem Projekt „E-Government“ einen beson- nehmend in das Zentrum des Interesses. Um der wach- deren Schwerpunkt gesetzt. Die Sozietät Clifford Chan- senden Bedeutung des Themas und dem gleichzeitigen ce Pünder verfügt über langjährige Erfahrung als Be- Erfahrungsdefizit gerecht zu werden, haben die Initia- rater in PPP-Projekten. Gemeinsam, so die Motivation tive D21, die Bertelsmann Stiftung und Clifford Chan- zu dieser Reihe, können die drei Partner dazu beitra- ce Pünder gemeinsam die Reihe „PPP für die Praxis“ gen, dass keine einsamen Wissensinseln geschaffen aufgelegt. werden, sondern eine umfassende, vernetzte und pra- xisorientierte Handreichung zum Thema entsteht, die Die Reihe „PPP für die Praxis“ richtet sich in erster aufzeigt, was sich hinter der Formel PPP verbirgt. Linie an die Entscheider im öffentlichen Sektor, bie- tet aber auch Anregungen für die potenziellen Part- Erfolgreiche Partnerschaften verlangen nicht nur ner in der Wirtschaft. Mit konkreten Ratschlägen nach einer intensiven Zusammenarbeit sondern for- zur Anbahnung und Umsetzung eines Public Private dern die Beteiligten auch immer wieder dazu auf, neue Partnerships soll die Arbeit der Kooperationspartner Perspektiven zu berücksichtigen und gemeinsam wei- nicht nur angeleitet sondern auch auf ein möglichst terzuentwickeln. Wir hoffen, dass uns dies mit den Pu- solides Fundament gestellt werden: Aufgabenfelder, blikationen aus der Reihe „PPP für die Praxis“ gelun- Voraussetzungen und häufige Fragen bei PPP werden in gen ist. Prof. Dr. Marga Pröhl, Dr. Thomas Gasteyer, Norbert Eder, Bertelsmann Stiftung Clifford Chance Pünder Initiative D21 Die zweite Studie der Reihe: „Prozessleitfaden PPP“ steht unter www.begix.de kostenlos zum Download bereit. 17
PPP – Public Private Partnership und E-Government II Executive Summary • potentielle Auswirkungen auf die Effektivität und Effizienz von Verwaltungsprozessen (z.B. Beschleu- 1. E-Government als strategische Nutzung von Kom- nigung von Planungsprozessen oder Genehmigungs- munikationstechnologien durch öffentliche Akteure verfahren). wird zur Zeit als ein wesentlicher Modernisierungs- schritt öffentlicher Verwaltungen angesehen. Mit die- 3. Nach der Bestimmung, welche Fachanwendungs- sem Begriff werden unterschiedliche Wertschöpfungs- bereiche des E-Government in welcher Form angebo- stufen umfasst: Der Zugang der Nutzer zum Angebot, ten werden sollen, sind die angemessenen PPP-Grund- das Portal, die technische Plattform und die Fachan- formen und Vertragsinstrumente auszuwählen. Abbil- wendungsbereiche. Diese unterteilen sich in: dung 1 rechts zeigt diese Grundformen im Überblick. • Verwaltungsangebote (z.B. Informationen über öf- fentliche Dienstleistungen, elektronische Antragsbe- Gesellschaftsrechtliche Formen sind dadurch gekenn- arbeitung), zeichnet, dass entweder eine Projektgesellschaft (i.d.R. • Private Angebote (z.B. Werbung für Unternehmen, GmbH oder AG) mit öffentlicher und privater Beteili- „virtuelle Marktplätze“) und gung neu gegründet oder ein bereits bestehendes öf- • Angebote des gesellschaftlichen, kulturellen und po- fentliches bzw. privates Unternehmen durch die private litischen Lebens (z.B. Veranstaltungskalender, Dis- bzw. öffentliche Übernahme von Gesellschaftsanteilen kussionsforen, Bürgerbeteiligung). zu einem PPP gemacht wird. Diese Formen sind immer dann zu empfehlen, wenn die zu bearbeitende Aufga- 2. Angesichts der knappen Ressourcenausstattung be oder zu erstellende Dienstleistung eine besonders öffentlicher Verwaltungen, aber auch aus grundsätzli- enge Abstimmung der Partner erfordert. Als Faustfor- chen ordnungspolitischen Erwägungen stellt sich die mel gilt: Mit steigender Komplexität und abnehmender Frage, inwieweit Public Private Partnerships (PPP), Formalisierbarkeit einer Aufgabe bzw. Dienstleistung d.h. unterschiedliche Formen öffentlich-privater Koo- wächst der Bedarf für gesellschaftsrechtliche Formen. peration, angemessene Organisationsformen zur Rea- Derartige Kooperationen sind zumeist offen im Sinne lisierung der Innovationspotenziale des E-Government einer gemeinsamen aktiven Wahrnehmung der Pro- sind. Als erste Schritte zur Prüfung des Einsatzes von jektgeschäfte. Stille gesellschaftsrechtliche Beteili- PPP ist im Rahmen der Aufgabenbestimmung von den gungen werden als seltenerer Fall gewählt, wenn der öffentlichen Entscheidern festzulegen, Aspekt der Beschaffung privaten Kapitals im Vorder- • welche Fachanwendungen für welche Nutzer zur Ver- grund steht. fügung gestellt werden sollen, Für kooperations- und finanzrechtliche Formen • ob die Fachanwendungen sinnvoller Weise von der ist charakteristisch, dass für die Zusammenarbeit ein öffentlichen Hand gewährleistet werden sollen oder zeitlich befristeter Vertrag über die private Durchfüh- müssen, rung einer eingrenzbaren öffentlichen Aufgabe oder • ob rechtliche Rahmenbedingungen die Organisati- Dienstleistung ausreicht. Diese Formen sind daher für onsform der Aufgabengewährleistung festlegen oder kurz- bis mittelfristige sowie relativ stark formalisier- eine öffentlich-private Partnerschaft möglich ist. bare und nicht zu komplexe Anforderungen angemes- Neben rechtlichen Vorgaben sind bei der Aufgabenbe- sen. Auch für den Fall, dass der öffentliche Partner be- stimmung von öffentlichen Entscheidern folgende Kri- reits über eine ausgearbeitete inhaltliche Konzeption terien einzubeziehen: für ein Vorhaben verfügt, aber noch einen geeigneten • Die Möglichkeit zusätzlicher Einnahmen bzw. von Umsetzungspartner benötigt, sind derartige Verträge Einsparungen für den jeweiligen öffentlichen Haus- adäquat. Bei den wichtigsten unterscheidbaren Ver- halt (z.B. Gebühren für die Benutzung von Internet- tragsmodellen steht jeweils ein bestimmter Vertrags- marktplätzen oder -geschäftsplattformen); zweck im Mittelpunkt. • etwaige wirtschaftliche oder soziale Effekte für die Betreiberverträge regeln die verwaltungsexter- jeweilige Gebietskörperschaft (z.B. die mögliche Ver- ne Erstellung und/oder den externen Betrieb von In- besserung der Informations- und/oder Bildungssitu- frastruktureinrichtungen. Dafür ist spezielles tech- ation); nisches Know-how ausschlaggebend. Contracting- 18
Executive Summary II PPP-Grundformen Gesellschafts- Offene private/öffentliche/öffentich-private Beteiligung an einem bestehendem vertragliche Formen öffentlichen/privaten/öffentlich-pivaten Unternehmen (befristet/unbefristet; öffentliche Mehrheit/ Offene Gründung eines neuen Unternehmens (Spezielle Projekt-Gesellschaft) Minderheit) Stille private Beteiligung an einem bestehenden (halb-)öffentlichen Unternehmen Stille private Beteiligung an einem neuen (halb-)öffentlichen Unternehmen Kooperations- und Betreibervertrag (build operate transfer/build transfer) finanzvertragliche Formen Contracting-Vertrag/vor allem: outsourcing (ohne Gebührenübertragung: öffentli- (befristet/unbefristet) che Direktfinanzierung oder mit Gebührenübertragung an den/die Privaten) Konzessionsvertrag (private Übernahme öffentlicher Versorgungseinrichtungen) Leasing-Vertrag (lease, sale, and lease back) Anleihen (capital market financing) Bürgschaften/Projektfinanzierungen (financing: eigen- oder kreditfinanzierte Projektrealisierung) Konsortialvertrag (zusätzlicher Vertrag innerhalb eines PPP-Konsortiums) Integration von Gemeinnütziger und/oder eingetragener Verein Bürgerengagement Stiftung Informelle Handschlag-PPP Kooperation Memorandum of Understanding Abb. 1: PPP-Grundformen Verträge, vor allem für das outsourcing öffentlicher effekte durch Mietmodelle und privates Know-how im Aufgaben, sind auf die Ausgliederung in private Durch- Bereich der Kapitalbeschaffung sind die wesentlichen führungsverantwortung zugeschnitten. Konzessions- Gründe für ihren Einsatz. Konsortialverträge regeln verträge sind vom Grundsatz ähnlich ausgerichtet. Sie schließlich im Sinne einer „Geschäftsordnung“ die in- umfassen aber nicht nur einzelne Leistungen, sondern terne Zusammenarbeit innerhalb eines PPP-Vertrags- die Übernahme kompletter Infrastruktureinrichtun- konsortiums analog zu einem Gesellschaftervertrag in gen. In beiden Fällen ist die Mischung technischer und GmbHs. betriebswirtschaftlicher Kompetenz gefragt. Leasing- Mit speziellen PPP-Formen für die Integration Verträge, Anleihen und Bürgschaften sind demgegen- von Bürgerengagement oder informellen PPP-For- über spezifische Finanzierungsinstrumente. Einspar- men werden Ziele verfolgt, die entweder die Einwer- 19
PPP – Public Private Partnership und E-Government Öffentlich Gesamtverwaltung Beschäftigte Dezentralisierung vs. vs. vs. vs. Privat Einzel-PPP PPP Zentralisierung Informelle Informelle Informelle Rahmenkonzepte für de- Anbahnungsgespräche Anbahnungsgespräche Anbahnungsgespräche zentrale Verwaltungen in Bundesländern „Neutrale“ Beiräte Memorandum of Personalüber- Horizontale Kooperati- zur Überprüfung Understanding leitungsverträge on verschiedener Kom- politischer Ziele (Rahmenvertrag) munen Öffentliche Verfahren Spezielle Personalent- Spezielle Personalent- Verwaltungsübergreifende der Bürgerbeteiligung wicklungsmaßnahmen wicklungsmaßnahmen Kooperationen in nationa- (z.B. Qualifizierung) (z.B. Qualifizierung) len oder EU-Programmen Memorandum of Integration von PPP in Memorandum of Understanding ein institutionalisiertes Understanding (Rahmenvertrag) Beteiligungsmanagement (Rahmenvertrag) Gesellschafterverträge Vereins- oder Stiftungssatzungen Gemeinsam öffentlich- private Geschäftsführung Konsortialverträge für „risk sharing“ spezielle Vertragsklau- seln (change of control, Nachschussregelung u.ä.) Regelungen für die Staffelung von Gebühren Abb. 2: Mögliche Instrumente zur Lösung in Klärungs- und Konfliktsituationen 20
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