PUBLIC PRIVATE PARTNERSHIP - und E-GOVERNMENT EINE PUBLIKATION AUS DER REIHE PPP FÜR DIE PRAXIS - HERAUSGEBER: Bertelsmann Stiftung Clifford ...
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PUBLIC PRIVATE PARTNERSHIP und E-GOVERNMENT EINE PUBLIKATION AUS DER REIHE PPP FÜR DIE PRAXIS HERAUSGEBER: Bertelsmann Stiftung Clifford Chance Pünder Initiative D21
Eine Studie der Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel Projektleitung für die Bertelsmann Stiftung: Dr. Thomas Hart Carolin Welzel Für die Universität Kassel: Dr. Wolfgang Gerstlberger Dr. Detlef Sack Gütersloh/Kassel, Juni 2003
Public Private Partnership im E-Government Editorial PPP ist eine schlagkräftige Formel, die für die drei Partner dazu beitragen, dass keine einsa- partnerschaftliche Lösung drängender öffent- men Wissensinseln geschaffen werden, sondern licher Aufgaben steht. Insbesondere in Groß- eine umfassende, vernetzte und praxisorien- britannien, aber auch in vielen anderen Ländern, tierte Handreichung zum Thema entsteht, die sind Public Private Partnership-Projekte seit aufzeigt, was sich hinter der Formel PPP längerem ein bekanntes Modell, um die verbirgt. Strukturen des öffentlichen Sektors mit dem Know-how der Wirtschaft zum gegenseitigen Erfolgreiche Partnerschaften verlangen nicht nur Nutzen zu verbinden. In Deutschland sind die nach einer intensiven Zusammenarbeit sondern praktischen Erfahrungen auf diesem Gebiet fordern die Beteiligten auch immer wieder dazu noch gering. Gleichzeitig rückt PPP wegen des auf, neue Perspektiven zu berücksichtigen und sonst schwer zu deckenden staatlichen Bedarfs gemeinsam weiterzuentwickeln.Wir hoffen, dass an Investitionen auch hierzulande zunehmend in uns dies mit den vorliegenden beiden Publikatio- das Zentrum des Interesses. Um der wach- nen aus der Reihe „PPP für die Praxis“ gelungen senden Bedeutung des Themas und dem gleich- ist. zeitigen Erfahrungsdefizit gerecht zu werden, haben die Initiative D21, die Bertelsmann Stif- Prof. Dr. Marga Pröhl, Bertelsmann Stiftung tung und Clifford Chance Pünder gemeinsam die Dr. Thomas Gasteyer, Clifford Chance Pünder Reihe „PPP für die Praxis“ aufgelegt. Norbert Eder, Initiative D21 Die Reihe "PPP für die Praxis" richtet sich in Die vollständige Studie steht unter www.begix.de erster Linie an die Entscheider im öffentlichen als kostenloses Download bereit. Sektor, bietet aber auch Anregungen für die potenziellen Partner in der Wirtschaft. Mit konkreten Ratschlägen zur Anbahnung und Umsetzung eines Public Private Partnerships soll die Arbeit der Kooperationspartner nicht nur angeleitet sondern auch auf ein möglichst solides Fundament gestellt werden: Aufgaben- felder, Voraussetzungen und häufige Fragen bei PPP werden in dieser Reihe ebenso besprochen wie die rechtlichen Rahmenbedingungen und die konkreten Schritte bei der Umsetzung. Die lose Reihe zum Thema PPP, in der diese Publikation steht, ist selbst ein „Partnership“, bei dem sich das Know-how der Beteiligten ergänzt: Die Initiative D21 betrachtet seit ihrer Gründung 1999 die Förderung der Modernisierung des Staates als eine ihrer Kernaufgaben. Die Bertelsmann-Stiftung widmet sich seit fast 10 Jahren dem Thema Staat und Verwaltung aus unterschiedlichen Blickwinkeln und hat hier mit dem Projekt „E-Government“ einen besonderen Schwerpunkt gesetzt. Die Sozietät Clifford Chance Pünder verfügt über langjährige Erfah- rung als Berater in PPP-Projekten. Gemeinsam, so die Motivation zu dieser Reihe, können die
Public Private Partnership im E-Government Executive Summary 1.) E-Government als strategische Nutzung von · Die Möglichkeit zusätzlicher Einnahmen Kommunikationstechnologien durch öffentliche bzw. von Einsparungen für den jeweiligen Akteure wird zur Zeit als ein wesentlicher öffentlichen Haushalt (z.B. Gebühren für die Modernisierungsschritt öffentlicher Verwaltun- Benutzung von Internetmarktplätzen oder - gen angesehen. Mit diesem Begriff werden geschäftsplattformen); unterschiedliche Wertschöpfungsstufen umfasst: Der Zugang der Nutzer zum Angebot, das · etwaige wirtschaftliche oder soziale Effekte Portal, die technische Plattform und die Fach- für die jeweilige Gebietskörperschaft (z.B. die anwendungsbereiche. Diese unterteilen sich in: mögliche Verbesserung der Informations- und/oder Bildungssituation); · Verwaltungsangebote (z.B. Informationen über öffentliche Dienstleistungen, elektronische · potenzielle Auswirkungen auf die Effektivität Antragsbearbeitung), und Effizienz von Verwaltungsprozessen (z.B. Beschleunigung von Planungsprozessen oder · private Angebote (z.B. Werbung für Unter- Genehmigungsverfahren). nehmen, „virtuelle Marktplätze“) und 3.) Nach der Bestimmung, welche Fachanwen- · Angebote des gesellschaftlichen, kulturellen dungsbereiche des E-Government in welcher und politischen Lebens (z.B. Veranstal- Form angeboten werden sollen, sind die ange- tungskalender, Diskussionsforen, Bürgerbeteili- messenen PPP-Grundformen und Vertragsin- gung). strumente auszuwählen. Abbildung E-1 zeigt diese Grundformen im Überblick. 2.) Angesichts der knappen Ressourcen- ausstattung öffentlicher Verwaltungen, aber auch aus grundsätzlichen ordnungspolitischen Erwä- gungen stellt sich die Frage, inwieweit Public Private Partnership (PPP), d.h. unterschiedliche Formen öffentlich-privater Kooperation, ange- messene Organisationsformen zur Realisierung der Innovationspotenziale des E-Government sind. Als erste Schritte zur Prüfung des Ein- satzes von PPP ist im Rahmen der Aufgaben- bestimmung von den öffentlichen Entscheidern festzulegen, · welche Fachanwendungen für welche Nutzer zur Verfügung gestellt werden sollen, · ob die Fachanwendungen sinnvoller Weise von der öffentlichen Hand gewährleistet werden sollen oder müssen, · ob rechtliche Rahmenbedingungen die Organisationsform der Aufgabengewährleistung festlegen oder eine öffentlich-private Partner- schaft möglich ist. Neben rechtlichen Vorgaben sind bei der Aufgabenbestimmung von öffentlichen Ent- scheidern folgende Kriterien einzubeziehen: I
Public private Partnership im E-Government PPP-Grundformen Gesellschaftsvertragliche Formen Offene private/öffentliche/öffentlich-private Beteiligung an (befristet/unbefristet; öffentliche einem bestehendem öffentlichen/privaten/öffentlich-privaten Mehrheit/Minderheit) Unternehmen Offene Gründung eines neuen Unternehmens (Spezielle Projekt-Gesellschaft) Stille private Beteiligung an einem bestehenden (halb-)öffentlichen Unternehmen Stille private Beteiligung an einem neuen (halb-)öffentlichen Unternehmen Kooperations- und finanzvertragliche Betreibervertrag (build operate transfer/build transfer) Formen (befristet/unbefristet) contracting-Vertrag/vor allem: outsourcing (ohne Gebührenübertragung: öffentliche Direktfinanzierung oder mit Gebührenübertragung an den/die Privaten) Konzessionsvertrag (private Übernahme öffentlicher Versorgungseinrichtungen) leasing-Vertrag (lease, sale and lease back) Anleihen (capital market financing) Bürgschaften/Projektfinanzierungen (financing: eigen- oder kreditfinanzierte Projektrealisierung) Konsortialvertrag (zusätzlicher Vertrag innerhalb eines PPP-Konsortiums) Integration von Bürgerengagement Gemeinnütziger und/oder eingetragener Verein Stiftung Informelle Kooperation Handschlag-PPP memorandum of understanding Abb. E-1: PPP-Grundformen · Gesellschaftsrechtliche Formen sind der Bedarf für gesellschaftsrechtliche Formen. dadurch gekennzeichnet, dass entweder eine Derartige Kooperationen sind zumeist offen im Projektgesellschaft (i.d.R. GmbH oder AG) mit Sinne einer gemeinsamen aktiven Wahrneh- öffentlicher und privater Beteiligung neu ge- mung der Projektgeschäfte. Stille gesellschafts- gründet oder ein bereits bestehendes öffent- rechtliche Beteiligungen werden als seltener Fall liches bzw. privates Unternehmen durch die gewählt, wenn der Aspekt der Beschaffung p ri vate bzw. öffentliche Übernahme von privaten Kapitals im Vordergrund steht. Gesellschaftsanteilen zu einem PPP gemacht wird. Diese Formen sind immer dann zu · Für kooperations- und finanzrechtliche empfehlen, wenn die zu bearbeitende Aufgabe Formen ist charakteristisch, dass für die oder zu erstellende Dienstleistung eine Zusammenarbeit ein zeitlich befristeter Vertrag besonders enge Abstimmung der Pa rt n e r über die private Durchführung einer eingrenz- erfordert. Als Faustformel gilt: Mit steigender baren öffentlichen Aufgabe oder Dienstleistung Komplexität und abnehmender Formalisierbar- ausreicht. Diese Formen sind daher für kurz- bis keit einer Aufgabe bzw. Dienstleistung wächst mittelfristige sowie relativ stark formalisierbare II
Public Private Partnership im E-Government und nicht zu komplexe Anforderungen ange- sowie im Vorfeld formalisierter vertraglicher bzw. messen. Auch für den Fall, dass der öffentliche gesellschaftsrechtlicher Zusammenarbeit von Partner bereits über eine ausgearbeitete Nutzen sind. Bei ersterer Form handelt es sich inhaltliche Konzeption für ein Vorhaben verfügt, um „Koppelgeschäfte“ (z.B. öffentliche Internet- aber noch einen geeigneten Umsetzungspartner Werbefläche gegen private technische Dienst- benötigt, sind derartige Verträge adäquat. Bei leistung). Sie sind gerade für kleinere Verwal- den wichtigsten unterscheidbaren Vertragsmo- tungen interessant, für die der Aufwand für dellen steht jeweils ein bestimmter Vertrags- formalisierte PPP-Kooperationen zu hoch ist. zweck im Mittelpunkt. Des Weiteren können dadurch ähnlich wie durch ein memorandum of understanding größere · Betreiberverträge regeln die verwaltungs- PPP-Projekte schrittweise vorbereitet werden. externe Erstellung und/oder den externen Die dargestellten PPP-Grundformen schließen Betrieb von Infrastruktureinrichtungen. Dafür ist sich, was ihren praktischen Einsatz angeht, nicht spezielles technisches Know-how ausschlag- aus. Sie sind im Gegenteil grundsätzlich alle gebend. Contracting-Verträge, vor allem für das miteinander kombinierbar, da sie unterschied- outsourcing öffentlicher Aufgaben, sind auf die liche Funktionen erfüllen. Von dieser Möglichkeit Ausgliederung in private Durchführungsver- wird in der Praxis bereits Gebrauch gemacht. antwortung zugeschnitten. Konzessionsverträge Beispielsweise gibt es öffentlich-private sind vom Grundsatz ähnlich ausgerichtet. Sie Besitzgesellschaften oder Bürgervereine für den umfassen aber nicht nur einzelne Leistungen, Aufbau kommunaler oder regionaler Inter- sondern die Übernahme kompletter Infrastruk- netmarktplätze, die wiederum Betreiberverträge tureinrichtungen. In beiden Fällen ist die mit weiteren gesellschaftlichen oder privaten Mischung technischer und betriebswirt- Partnern abschließen. Neben diesen formellen schaftlicher Kompetenz gefragt. Leasing- PPP-Beziehungen werden besonders in Ve rt rä g e, Anleihen und Bürgschaften sind kleineren Verwaltungen Unterstützungsleistun- demgegenüber spezifische Finanzierungs- gen durch Fördervereine oder informelle Koppel- instrumente. Einspareffekte durch Mietmodelle geschäfte akquiriert. und privates Know-how im Bereich der Kapitalbeschaffung sind die wesentlichen In der Phase der Wahl der PPP-Formen und - Gründe für ihren Einsatz. Konsortialverträge Instrumente müssen vier typische Klärungs- und regeln schließlich im Sinne einer „Geschäfts- Konfliktsituationen gelöst werden; d.h. es ist ordnung“ die interne Zusammenarbeit innerhalb festzustellen, eines PPP-Ve rt ra g s ko n s o rtiums analog zu einem Gesellschaftervertrag in GmbHs. · wie öffentliche und private Interessen miteinander vermittelt werden, · Mit speziellen PPP-Formen für die Inte- gration von Bürgerengagement oder infor- · in welchem Verhältnis einzelne PPP zur mellen PPP-Formen werden Ziele verfolgt, die Gesamtverwaltung stehen, entweder die Einwerbung privaten Kapitals oder Know-hows ersetzen bzw. ergänzen oder die · wie Beschäftigte ggf. übergeleitet werden Mobilisierung gesellschaftlicher Ressourcen und betreffen. Ein gemeinnütziger oder eingetra- gener Verein und – ähnlich – eine Stiftung · welchen Zentralisierungsgrad die PPP können sowohl der Mobilisierung von materiellen haben soll, d.h. wie viele Gebietskörperschaften Ressourcen (Mitgliedsbeiträge, Fördermittel) als einbezogen werden. auch dem Aufbau von Wissensnetzwerken und der Gewinnung von Multiplikatoren dienen. Darüber hinaus sind diese Formen immer dann relevant, wenn die öffentliche Unterstützung (Legitimität) für ein PPP-Projekt besonders wichtig ist. Die Begriffe „Handschlag-PPP“ und „memorandum of understanding“ (Rahmenver- trag) beschreiben schließlich öffentlich-private Kooperationen, die vor allem für Kleinprojekte III
Public Private Partnership im E-Government Öffentlich vs. Gesamtverwaltung Beschäftigte Dezentralisierung privat vs. Einzel-PPP vs. PPP vs. Zentralisierung informelle informelle informelle Rahmenkonzepte Anbahnungsgespräche Anbahnungsgespräche Anbahnungsgespräche für dezentrale Verwaltungen in Bundesländern „neutrale“ Beiräte zur memorandum Personalüberleitungs- Rahmenkonzepte für Überprüfung politischer of understanding verträge dezentrale Ziele Verwaltungen in Bundesländern öffentliche Verfahren der spezielle spezielle horizontale Bürgerbeteiligung Personalentwicklungs- Personalentwicklungs- Kooperation Maßnahmen Maßnahmen verschiedener (z.B. Qualifizierung) (z.B. Qualifizierung) Kommunen memorandum of Integration von PPP in memorandum verwaltungs- understanding ein institutionalisiertes of understanding übergreifende (Rahmenvertrag) Beteiligungs- Kooperationen in management nationalen oder EU- Programmen Gesellschafterverträge Vereins- oder Stiftungssatzungen gemeinsame öffentlich- private Geschäfts- führung Konsortialverträge für „risk sharing“ spezielle Vertragsklauseln (change of control, Nachschussregelung u.ä.) Regelungen für die Staffelung von Gebühren Abb. E-2: Mögliche Instrumente zur Lösung in Klärungs- und Konfliktsituationen IV
Public Private Partnership im E-Government Abbildung E-2 fasst zusammen, welche Kunden (Bürger, Unternehmen, gesellschaftliche spezifischen Instrumente jeweils für die Lösung Vereinigungen) einer öffentlich-privaten Dienst- dieser vier Klärungs- und Konfliktsituationen leistung lassen sich durch differenzierte Sche- angemessen sind. Informelle Anbahnungs- mata der Gebührenstaffelung vermeiden. gespräche dienen der Konfliktklärung und Voraussetzung ist, dass sie den besonderen Auslotung von Kooperationschancen im Vorfeld Bedürfnissen einzelner Kundengruppen ange- formalisierter Verhandlungen oder Ausschrei- messen sind. Was die Eingliederung von PPP- bungen. Öffentlich-private oder öffentlich-öffent- Projekten in das gesamte Verwaltungsgefüge liche Rahmenve rt räge (memorandum of einer Gebietskörperschaft angeht, erfüllen understanding, bundeslandspezifische Rahmen- Standards für ein Beteiligungsmanagement (z.B. konzepte) gehen einen Schritt weiter. Sie Berichtspflichten, Entwicklung projektspezifi- enthalten Rahmenbedingungen im Sinne von scher Kennzahlen) eine notwendige Kontroll- Eckpfeilern sowie Absichtserklärungen, die als und Steuerungsfunktion. Vorformen für konkrete Vertragsbeziehungen fungieren und deren For mulierung erleichtern. 4.) Die Untersuchung von Fallbeispielen im Öffentliche Verfahren der Bürgerbeteiligung Bereich des E-Government hat gezeigt, dass (Foren, Versammlungen, Workshops) und sich für die unterschiedlichen Wertschöpfungs- neutrale gesellschaftliche Beiräte tragen dazu stufen und Fachanwendungsbereiche die PPP- bei, die Kommunikation zwischen PPP-Partnern Grundformen in unterschiedlichem Maße eig- und von ihren Aktivitäten betroffenen Interes- nen. So verlangt der Betrieb eines Portals, der sengruppen sicherzustellen. Durch diese unterschiedliche Fachanwendungen integriert, Verfahren bzw. Gremien können keine formalen eine gesellschaftsvertragliche privat-öffentliche Beschlüsse getroffen werden. Es können jedoch Kooperation. Die Funktion der technischen Empfehlungen ausgesprochen und im Fall Plattform kann demgegenüber vertragsrechtlich interner oder externer Konflikte Vermittlungs- gewährleistet werden. Abbildung 3 zeigt, welche versuche unternommen werden. Maßnahmen Grundformen – ausgehend von den in der Studie der Personalentwicklung sind besonders dann dokumentierten Fallbeispielen und ausführlichen notwendig, wenn öffentliches Personal in Argumentationen – für verschiedene Aufgaben öffentlich-private Arbeitsverhältnisse übergelei- des E-Government angemessenen sind. tet werden soll und dafür erst bestimmte qualifikatorische Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Während diese eher „weichen“ Instrumente vor allem für die Vorbereitung von PPP-Projekten bedeutsam sind, werden in der Umsetzungs- phase „harte“ formalisierte Instrumente relevant. Personalüberleitungsverträge regeln die spe- zifischen Personalfragen. Gesellschafterver- träge, Satzungen, Regelungen zur gemein- samen öffentlich-privaten Geschäftsführung (Geschäftsordnungen) und Konsortialverträge geben den Rahmen für die Gestaltung der internen öffentlich-privaten Beziehungen vor. Dabei kommt speziellen Regelungen für den Umgang mit finanziellen, technischen, orga- nisatorischen und personellen Projektrisiken besonderes Gewicht zu („risk sharing“). Für den Fall der Veränderung eines öffentlich- privaten Konsortiums (change of control) oder eines zusätzlichen Bedarfs an Kapital (Nach- schussregelung) sollten im Falle größerer bzw. komplexerer PPP-Projekte eigenständige ver- tragliche Vorkehrungen getroffen werden. Potentielle Konflikte mit den Nutzern bzw. V
Public Private Partnership im E-Government Geeignete Beschaf- Prozess- Interaktive Bürger- Marktplätze, Partizipa- Bildung, PPP-Grund- fung, DV optimie- Dienst- Information Portale ation, e- Lernen form rung leistungen democracy gesellschafts- rechtlich + ++ +++ +++ +++ 0 + vertrags- rechtlich +++ +++ +++ ++ +++ 0 ++ bürger- schaftlich 0 0 0 ++ + +++ +++ Informell 0 + 0 + + + ++ Abb. E-3: Angemessene Grundformen und Instrumente für verschiedene Aufgaben des E-Government 5.) Unabhängig von den in Frage kommenden menhang zwischen PPP und Beteiligungs- Aufgaben sowie PPP-Grundformen und spe- management angesprochen. In kleineren zifischen Instrumenten ist eine umfassende Verwaltungen reicht im Regelfall eine Stabs- Umfeld- und Marktanalyse für die Vorbereitung stelle, die bei der Verwaltungsleitung angesiedelt jedes öffentlichen Entscheidungsprozesses ist, für das Beteiligungsmanagement aus. Für notwendig. Die entsprechende – an Experten in größere Verwaltungen existieren derzeit parallel Fachämtern und/oder Stabsstellen – zu Lösungen als Eigenbetrieb, Eigengesellschaft delegierende Vorarbeit für den öffentlichen oder Abteilung der Finanzverwaltung bzw. Entscheider besteht darin, Kriterien für die Kämmerei. Relevanz der Aufgabe zu definieren. Alter- nativszenarien und Kosten-Nutzen-Analysen 7.) Fasst man die Quintessenz der dargestellten hinsichtlich unterschiedlicher Lösungsmöglich- Phasen von PPP aus Sicht öffentlicher Ent- keiten sind ebenso zu entwickeln und durch- scheider zusammen, ergibt sich eine spezifische zuführen wie Informationen über etwaige Checkliste für die verschiedenen Phasen eines zentrale (landesweite) PPP-Rahmenkonzepte PPP-Vorhabens für Aufgaben des E-Govern- und verwaltungsübergreifende bzw. horizontale ment. Kooperationsmöglichkeiten in dieser Phase zusammen zu tragen sind. Hier wird auch das Wissen über und von möglichen privaten Partnern, vor allem aus informellen Anbah- nungsgesprächen, einbezogen. PPP-Checkliste für Aufgaben des E-Govern- ment aus Sicht öffentlicher Entscheider 6.) Sobald die Phase der PPP-Umsetzung und - Evaluierung erreicht wird, muss – im Rahmen · Die E-Government-Strategie wurde formu- eines Projekt- und Beteiligungscontrolling – liert und hinsichtlich relevanter Aufgaben, An- kontinuierlich überprüft werden, ob und inwieweit gebote, Kriterien und Arbeitsschritte spezifiziert. die zuvor formulierten Entscheidungskriterien erfüllt werden. Als Grundlage für den Ent- · Im Rahmen der E-Government-Strategie scheider müssen dafür geeignete Kennzahlen können die Aufgaben und Leistungen genau bzw. (qualitative) -größen ermittelt, ausgewertet dargestellt werden, die sinnvoll in öffentlich- und aufbereitet werden. Damit ist der Zusam- privater Kooperation erbracht werden sollen. VI
Public Private Partnership im E-Government · In Zusammenarbeit mit der Rechtsaufsicht · Der Gesellschafts- bzw. Vereinszweck (und ggf. privaten Beratern) ist der juristische oder das Stiftungsziel und/oder andere bzw. Rahmen für öffentlich-private Kooperationen mit weitere Verträge sind formuliert und vereinbart. der vorgenommenen Aufgabenbeschreibung erörtert worden. · Die notwendigen Ressourcen sind bereit gestellt: Durch Regelung der öffentlichen und · Eine Umfeldanalyse mit Kosten-Nutzen- privaten Einzahlungspflicht sowie Investitions- Analyse alternativen Szenarien und informellen leistungen und der Einbringung von Vermö- Anbahnungsgesprächen hat stattgefunden. gensgegenständen, insbesondere der Rechte an der öffentlichen Domain. · Die Zustimmung der politischen Gremien der Verwaltung ist gesichert, alle dafür · Das notwendige Personal ist bereit gestellt: notwendigen Entscheidungsvorbereitungen sind Die Geschäftsführung und/oder der Betriebs- erstellt. übergang von öffentlichen Mitarbeitern (Personalgestellung) ist/sind geregelt. · Soweit bürgerschaftliche Interessengrup- pen einbezogen werden sollen, sind ent- sprechende Vereinbarungen getätigt. VII
Public Private Partnerships im E-Government Formen, Instrumente und Entwicklungsschritte öffentlich-privater Kooperation Eine Studie der Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel Projektleitung für die Bertelsmann Stiftung: Dr. Thomas Hart Carolin Welzel Für die Universität Kassel: Dr. Wolfgang Gerstlberger Dr. Detlef Sack Gütersloh/Kassel, Juni 2003
Public Private Partnership im E-Government 1. Einleitung 2 2. E-Government und PPP – Definition und allgemeine Rahmenbedingungen 5 3. Vor- und Nachteile von PPP 7 4. Klärungs- und Konfliktsituationen 10 5. Überblick bezüglich gebräuchlicher und möglicher PPP-Formen 13 5.1 PPP-Grundformen 13 5.2 Blick über den nationalen Tellerrand 17 5.3 Zentralisierungstypen 17 6. Ausgewählte bundesdeutsche und internationale Fallbeispiele 18 6.1 PPP mit Beteiligung der deutschen Bundesländer 18 6.2 PPP mit Beteiligung von Stadtstaaten bzw. Großstädten 21 6.3 PPP von und zwischen bundesdeutschen Kommunen 27 6.4 Internationale Fallbeispiele 28 7. Das Lösungspotential der Organisationsform PPP im E-Government 31 8. Phasen der Vorbereitung und Umsetzung einer PPP 34 8.1 Aufgabenbestimmung – Vorbereitung öffentlich-privater Kooperation im E-Government 34 8.2 Entscheidungsphase 39 8.3 Umsetzungsphase 41 8.4 Umfeldanalyse und Evaluierung 42 9. Fazit: Verallgemeinerbare Erfolgsfaktoren für PPP 43 10. Checkliste zur Beurteilung einer PPP-Idee 45 10.1 Vorbereitung 45 10.2 Entscheidung 45 10.3 Umsetzung 45 11. Service-Teil 47 11.1 Glossar 47 11.2 Internetadressen 51 11.3 Literatur 54 11.4 Dokumentation: Eckpunkte eines PPP-Vertrages 58 1
Public Private Partnership im E-Government 1. Einleitung Der Fortschritt der Informations- und Kommu- Fläche. So manche reformwillige Kommune nikations-Technologie verändert viele Bereiche erfindet mangels Markttransparenz die Räder des gesellschaftlichen Lebens und bedingt von E-Government und E-Democracy neu (siehe einige neue Handlungsfelder für bundesdeut- Bertelsmann Stiftung (2002), Balanced E- sche Städte und Gemeinden.Die entsprechende Government. Transfer von Innovationen, Down- materielle Infrastruktur ist auszubauen, load unter www.begix.de). datentechnische Vernetzungen sind voranzu- treiben, Medien- und Technologieprojekte wer- Ein weiteres – derzeit unerreicht aktuelles – den initiiert, die Kommunen treten im World Wide Thema, das im Laufe der Recherchen immer Web auf (vgl. Floeting 1997: 220 ff., Blön- wieder zur Sprache kam, ist die Frage, wie diese nigen/Wulff 2001: 4 ff.). Das Stichwort „E- technologiegetriebenen Reformen eigentlich Government“ ist in diesem Zusammenhang finanziert werden könnten. Das Schlagwort der derzeit in der Verwaltungswelt in aller Munde. „Public Private Partnership“ wird gerne aufge- Bundesweite Wettbewerbe und Initiativen wie nommen, verspricht es doch erhebliche finan- „Schulen ans Netz“, „Initiative D21“ oder zielle Entlastung des öffentlichen Sektors bei „media@komm“ haben in den letzten Jahren unveränderter (oder gar verbesserter) Service- intensive Diskussionen über die Chancen und tiefe. Risiken elektronischer Kommunikation für die zukünftige Gestaltung des öffentlichen Sektors Gleichzeitig sind in den Verwaltungen oft nur ausgelöst (vgl. Grabow et al. 2002, Bertelsmann dürftige Kenntnisse über Wesen und Ausge- Stiftung 2002, Siegfried 2002). staltungsmöglichkeiten von derartigen Partner- schaften vorhanden. Die Anforderungen der „E-Government“ wird dabei als ein wesentlicher Vergangenheit waren andere: Betriebswirt- Modernisierungsschritt öffentlicher Verwaltun- schaftliches Verständnis und die Fähigkeit zum gen angesehen. Es gilt als Instrument, um den Projektmanagement waren nicht die ersten gewachsenen Ansprüchen von Bürgern und Anforderungen an die Mitarbeiter und Führungs- Unternehmen hinsichtlich der effizienten und kräfte des Verwaltungsapparates. Genau diese transparenten Erfüllung von Dienstleistungen Fähigkeiten sind aber notwendig, will man auf besser gerecht zu werden. Im Rahmen des Augenhöhe mit privatwirtschaftlichen Partnern Projektes „Balanced E-Government“ unter- verhandeln und für beide Seiten Nutzen stiftende suchte die Bertelsmann Stiftung die ent- Kooperationen einleiten. Eine derartige gleich- scheidenden Erfolgsfaktoren für „gutes“ E- berechtigte Zusammenarbeit setzt – auf Seiten Government. Die internationale Recherche und der privaten Partner – die Bereitschaft voraus, die zahlreichen Expertengespräche führten zu sich mit den Entscheidungsabläufen in öffent- einem Katalog von Kriterien, der Entschei- lichen Verwaltungen vertraut zu machen. dungsträgern in der Verwaltung als Orientierung bei der Implementierung eigener Lösungen Ohne solche Kooperationen werden manche E- dienen kann (siehe Hart/Friedrichs/Schmidt Government-Angebote künftig wohl nicht mehr 2002 und Bertelsmann Stiftung, 10 Punkte Plan entstehen können. Der hohe Ressourceneinsatz für gutes E-Government, Download unter für die Einrichtung und Ausgestaltung der www.begix.de). technischen Infrastruktur steht dem entgegen. Um mit Hilfe verschiedener Formen des „Public In der Nachfolge dieser Ermittlung vernünftiger Private Partnerships“ (PPP) dennoch weiterhin Strategien für die Entwicklung und Implemen- zeitgemäße Dienstleistungen erbringen zu tierung von E-Government-Projekten gilt die können, müssen auch auf privatwirtschaftlicher Aufmerksamkeit nun spezielleren Einzelas- Seite das technische wie betriebswirtschaftliche pekten: Welche konkreten Defizite stehen der Wissen und die Finanzmittel mobilisiert werden, bürgerorientierten Nutzung der neuen Kommuni- das bzw. die den öffentlichen Gebietskörper- kations- und Informationstechnologien im schaften nicht oder nur teilweise zur Verfügung Wege? So werden in aufwändigen Leitprojekten stehen. zwar innovative Ansätze gefördert – die Infor- mation gelangt jedoch nicht ohne weiteres in die 2
Public Private Partnership im E-Government Zugleich wird mit Hilfe von PPP eine ord- soll einen Beitrag dazu leisten, Verwaltungs- nungspolitische Grundsatzentscheidung erleich- bedienstete, Führungskräfte, politische Ent- tert: Der Entscheidungsprozess zwingt dazu, scheidungsträger sowie Verbands- und Ver- Verwaltungsleistungen, die den Prinzipien der einsrepräsentanten auf dem Weg zu PPP zu Effizienz, Effektivität und Bürgernähe entspre- begleiten. Die Studie und der im Zusammen- chen sollten, eindeutig von den politischen hang damit erstellte Leitfaden konzentrieren sich Grundsatzentscheidungen zu trennen. Diese auf PPP als Instrumentarium, um E-Govern- müssen sich an Maßstäben der demokratischen ment-Lösungen zu realisieren. Die dargestellten Legitimation und strategischen Entwicklung des Vertragsformen und Kooperationsinstrumente, öffentlichen Sektors ausrichten. allgemeinen Vor- und Nachteile, Rahmenbedin- gungen, Zielkonflikte sowie Gestaltungsemp- Spezifisch für PPP-Lösungen ist demnach, dass fehlungen sind dabei meist sehr viel grund- es sich dabei sowohl um ein betriebswirt- sätzlicher auch auf andere PPP-Anwen- schaftliches Finanzierungsinstrumentarium als dungsgebiete übertragbar. Ver- und Entsorgung, auch um ein politisch-organisatorisches Modell Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Verkehr, für die Durchführung öffentlicher Aufgaben Weiterbildung, To u ri s mu s, Freizeit, Sport & handelt. Aus der engen Verquickung dieser Kultur usw. unterliegen, wenn es um die beiden Ebenen ergeben sich beträchtliche Schaffung von Finanzierungskooperationen Chancen, aber auch gewisse Risiken für die geht, sehr ähnlichen Gesetzmäßigkeiten und öffentliche Hand. Anforderungen wie E-Government-Projekte. Für die vielfältigen rechtlichen und technischen PPP lassen sich lediglich in vereinzelten Fällen Probleme des E-Government zeichnen sich als eindeutig abgrenzbares Element der Verwal- allmählich praktikable Lösungen ab, auch wenn tungsmodernisierung gestalten. In der Regel hier noch viel Detailarbeit zu leisten ist. Was handelt es sich bei der Institutionalisierung der zukunftsfähige organisatorische und finanzielle Partnerschaft um einen komplexen Vorgang, der Projektformen angeht – an dieser Stelle wird Veränderungen in unterschiedlichen Bereichen insbesondere von PPP ausgegangen –, gibt es des öffentlichen Sektors umfasst. Gerade im in Deutschland bereits einige Referenzmodelle Querschnittsbereich E-Government werden (vgl. z.B. Eifert 2002, Eifert/Stapel-Schultz 2002, mehrere Aufgabenfelder der Leistungser- Stapel-Schultz/Eifert/Siegfried 2002). Daneben bringung tangiert. Vor diesem Hintergrund – und existieren bereits erste praxisorientierte Ein- aufgrund entsprechender Erfahrungen aus den führungen zur vertraglichen Gestaltung von PPP untersuchten Fallbeispielen – darf sich der im E-Government-Bereich (vgl. z.B. Schel- vorliegende Leitfaden nicht darauf beschränken, lenberg 2001). Allerdings ist zur Zeit noch davon einzelne PPP-spezifische und standardisierte auszugehen, dass das Wissen über die Verfahrensschritte aufzulisten. Er muss vielmehr vielfältigen Formen öffentlich-privater Koopera- auch auf allgemeine strategische Entschei- tionen im Bereich des E-Government noch nicht dungsverfahren hinweisen. Gerade weil E- so verbreitet ist wie es sein müsste (vgl. z.B. Government eine Querschnittsfunktion im Nuremberg-Report: 17 ff.). Dies ist insofern kommunalen Aufgabenspektrum zukommt, und bemerkenswert, als die neueren E-Government- die Einrichtung von PPP Teil des gesamten Studien übereinstimmend zeigen, dass fehlende Modernisierungsprozesses in der Verwaltung ist, Finanzierungskonzepte zu den wichtigsten ist es wichtig, die entsprechenden Vorbe- Entwicklungshemmnissen für E-Government- reitungs- und Umsetzungsschritte breiter darzu- Lösungen gehören (vgl. Baron 1999: 95 ff., stellen. Bertelsmann Stiftung 2001, Grabow 2001: 13). Angesichts der vielfältigen, nicht immer wider- Hier möchte diese Studie eine praxisorientierte spruchsfreien Anforderungen an E-Government- Hilfestellung für alle Interessierten aus Leistungen in Form von PPP überrascht es nicht, Verwaltung, Politik und Verbänden anbieten. Sie dass im In- und Ausland auch negative 1 Dabei steht jedoch nicht die (rein) ökonomische Bewertung von PPP im Vordergrund, obwohl auch hier in den Verwaltungen noch nötiges Expertenwissen fehlt (z.B. für die Durchführung von Wirtschaftlichkeitsvergleichen; vgl. z.B. den Anhang der SPD-Fraktion 2001), sondern das Identifizieren von Entscheidungshilfen für die – ökonomisch, politisch und sozial – ausgewogene Gestaltung von E-Government. 3
Public Private Partnership im E-Government Erfahrungen zu verzeichnen sind. Diese sollen ziehen. Bei der Finanzierung und Organisation jedoch nicht als Verhinderungsargument dienen, von E-Government wird daher in den Fall- sondern sind mit dem Ziel aufgenommen beispielen immer auch auf potenzielle Risiken worden, Lehren aus den gemachten Fehlern zu und Rückzugsmöglichkeiten hingewiesen. Elemente der Studie Übersicht über den Diskussionsstand zu öffentlich-privaten Kooperationen Überblick über PPP-Grundformen und spezifische Instrumente sowie deren Lösungspotential Ein Phasenmodell für die Entwicklung und Realisierung von PPP-Ideen Checkliste für die Bewertung einer PPP-Projektidee Die wichtigsten Begriffe in Kürze, Glossar und Service-Teil Abb. 1: Nutzen der Studie für den Leser Ausgehend von der beschriebenen Zielstellung enthält ein Fazit im Sinne der komprimierten gliedert sich dieser Leitfaden in mehrere Kapitel, Vorstellung von Faktoren und Arbeitsschritten, die nicht unbedingt in der dargestellten Reihen- die eine erfolgreiche öffentlich-private Koopera- folge gelesen werden müssen. Leser und tion befördern. Kapitel 10 und 11 runden die Leserinnen mit allgemeinen Vorkenntnissen, die Studie im Sinne eines handlungsorientierten nach konkreten Problemlösungen suchen, Überblicks und Leitfadens ab. Sie enthalten eine können sich beispielsweise direkt den Fallbei- zusammenfassende Checkliste für die Bewer- spielen oder der Darstellung der Phasen eines tung von PPP-Projektideen, einen Serviceteil mit PPP-Projektes zuwenden. einem ausführlichen Glossar sowie Internet- Adressen, bei denen weiterer Rat eingeholt Die der Einführung folgenden Kapitel 2 bis 5 werden kann. sind der begrifflichen Klärung und den allgemei- nen Rahmenbedingungen für PPP gewidmet. Die vorliegende Studie beruht auf vielfältigen Sie stellen die Definition sowie Vor- und internationalen Recherchen (Internet- und Doku- Nachteile von privat-öffentlichen Kooperationen mentenanalysen, Auswertung von Untersuchun- ebenso dar wie die Klärungs- und Konfliktsitua- gen, Experteninterviews und Hintergrund- tionen, die sich im Rahmen der Vorbereitung und gespräche) sowie den Rückkopplungen mit Umsetzung ergeben können. Zudem wird ein Experten im Rahmen eines Workshops der Überblick bezüglich der (inter)national gebräuch- Bertelsmann Stiftung im November 2002. Im lichsten und weiterer möglicher Projektformen Mittelpunkt stand dabei das Bemühen, zusätz- gegeben. Es folgt die Darstellung ausgewählter lich zu allgemeinen Trends, möglichst konkrete Fallbeispiele in Kapitel 6. Die entsprechenden Anschauungsbeispiele für die zentralen Aspekte Ausführungen sind dabei jeweils nur so aus- herauszuarbeiten. Ohne die Auskunfts- und führlich wie es für das Verständnis der Beispiele, Diskussionsbereitschaft vieler Experten vor Ort, Stolpersteine und daraus abgeleiteten Hand- vor allem in lokalen Projekten, sowie aus lungsempfehlungen notwendig ist. Kapitel 7 Wissenschaft, Politik und Verbänden, hätten die beschreibt das Lösungspotenzial der Organisa- PPP-Studie und der darauf aufbauende tionsform PPP im Bereich des E-Government. In Leitfaden nicht realisiert werden können. Allen Kapitel 8 wird ein Phasenmodell für die Beteiligten sei daher an dieser Stelle Vorbereitung, Entscheidung und Umsetzung von ausdrücklich für die Weitergabe von Experten- PPP-Projekten vorgestellt – es kann unabhängig wissen gedankt, dessen Erwerb häufig mit von den jeweiligen Projektformen und lokalen großen Mühen verbunden war. Problemstellungen verwendet werden. Kapitel 9 4
Public Private Partnership im E-Government 2. E-Government und PPP – Definition und allgemeine Rahmenbedingungen Der Begriff des E-Government, wie er im Fol- Diese drei Säulen können getrennt voneinander genden gebraucht wird, umfasst die strategische im Netz auftreten oder über ein gemeinsames und operative Nutzung von Kommunikations- Portal und eine übergreifend betriebene Platt- technologien durch öffentliche Akteure zur form, organisatorisch integriert, angeboten internen Reorganisation von Prozessen, zur werden (vgl. Stapel-Schultz/Eifert/Siegfried Bereitstellung von Informationen und zum An- 2002: 10 ff.). Die Fachanwendungsbereiche bieten von Dienstleistungen (Transaktionen), lassen sich des Weiteren in die in Abbildung 2 sowie die Bürgerpartizipation an öffentlichen dargestellten einzelnen Elemente ausdifferen- Diskussions- und Entscheidungsprozessen zieren: (zum „Balanced E-Government“-Konzept der Bertelsmann Stiftung, siehe Bertelsmann Stiftung 2002, www.begix.de). E-Government umfasst dabei unterschiedliche Wertschöpfungs- stufen: Den Zugang der Nutzer zum Angebot, das Portal, die technische Plattform und die Fachanwendungsbereiche. Diese unterteilen sich in: · Verwaltungsangebote (z.B. Informationen über öffentliche Dienstleistungen, elektronische Antragsbearbeitung), · private Angebote (z.B. Werbung für Unter- nehmen, „virtuelle Marktplätze“) und · Angebote des gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Lebens (z.B. Veranstaltungs- kalender, Diskussionsforen, Bürgerbeteiligung). E-Government: E-Commerce e-Community Kernbereich öffentliche verwaltungs- elektronische Allgemeine „Internet- bürger- Wissens- Beschaffung interne Pro- Formulare Informations- Marktplätze“ schaftliche manage- (z.B. IT, zess- Portale für Beteili- ment Büromaterial) Optimierung (stadt@de) Informationen gung Bildungs- („E-Demo- projekte elektronische Internes Wis- weitere inter- spezielle Plattformen für cracy“) Datenverar- sensmanage- aktive „Behörden- Internet- („E-Learn- beitung ment Dienstleistun- wegweiser“ Geschäfts- ing“) („Rechen- gen der „vor- beziehungen zentren“) verlagerten („E-Business“) Verwaltung“ (z.B. Zahlungen) Abb. 2: Elemente des E-Government 5
Public Private Partnership im E-Government In Bezug auf die Organisationsform PPP findet tet sind, der von ökonomisch-strukturellen, recht- in der praxisbezogenen Literatur die folgende lich-institutionellen sowie politisch-kulturellen allgemeine, aber ausreichend spezifische Defini- Faktoren bestimmt wird (vgl. Sack 2002: 46 ff.). tion Anwendung (vgl. Blanke et al. 2001: 129 ff., s.a. Heinz 1998: 554 f.): Das Engagement von Unternehmen zur Betei- ligung an PPP-Kooperationen ist eng an die Privat-gewerbliche, nicht staatliche und staat- konjunkturelle Lage der entsprechenden Bran- liche Akteure kooperieren bei PPP in formellen chen und die allgemeine Wirtschaftslage Gremien oder gemischten Unternehmen, um gekoppelt. Diese Faktoren drücken sich im Projekte umzusetzen und Leistungen zu erstel- u n t e rn e h m e rischen Investitionsverhalten, in len, die auch in staatlicher Eigenregie erbracht Profiterwartungen, in der Erschließung neuer werden könnten. Dafür bringen sie personelle, Geschäftsfelder oder im Personalmanagement strategische und finanzielle Ressourcen ein. aus. Am Schlagwort der „New Economy“ zeigen sich exemplarisch die Herausforderungen, die Mit dieser allgemeinen, angesichts unterschied- mit dieser Einbettung von PPP verbunden sind. lichster Projektformen jedoch durchaus sinn- Eine an informationstechnologischen Dienst- vollen Auslegung wird hervorgehoben, dass der leistungen orientierte Branche mit neuen Begriff „Private“ sehr weit gefasst werden kann. Unternehmens- und Beschäftigungsmodellen Klassische Großunternehmen sind damit ange- erlebte in den letzten Jahren nach einem rapiden sprochen, aber auch regionale, kleine und Aufschwung eine Phase der Restrukturierung mittlere Unternehmen, (teil-)privatisierte Träger und Konsolidierung, in der sämtliche Unter- öffentlicher Aufgaben, Sparkassen und Landes- nehmenstätigkeiten und -verpflichtungen auf banken, Kammern sowie zivilgesellschaftliche den Prüfstand gestellt werden (vgl. z.B. Scherrer Vereine, Verbände und Bürgerinitiativen. Zudem 2001). Zur Zeit wird der deutsche PPP-Markt im können auch öffentliche Gebietskörperschaften Bereich des E-Government von einigen weni- im Rahmen von PPP verstärkt untereinander gen, international agierenden Großunternehmen kooperieren. Die EU, die Bundesregierung, die bedient, z.B. Siemens, IBM oder Microsoft. Bei Bundesländer sowie Städte und Gemeinden diesen Firmen konzentriert sich ein Großteil der arbeiten in gemeinsamen Projektverbünden spezifischen technologischen und betriebswirt- zusammen. In grenznahen Regionen geschieht schaftlichen Kompetenz. Sie können von daher dies zunehmend auch grenzüberschreitend. als private PPP-Partner eine vergleichsweise große Verlässlichkeit bieten. Zugleich bleibt aber Der Begriff PPP umfasst eine Fülle unter- festzuhalten, dass sich die ökonomische Struk- schiedlicher Vertragsformen. Kennzeichnend für tur und die lokale Bindung von Unternehmen von PPP ist schließlich die zwar banale aber wirk- Region zu Region unterscheiden. Die Verla- mächtige Tatsache, dass verschiedenartige gerung von Kompetenzen in andere Unterneh- Handlungslogiken miteinander vermittelt werden mensstandorte kann durchaus Zielformu- müssen: Während öffentliche Akteure demo- lierungen öffentlicher Akteure beeinträchtigen, kratisch legitimierten, gemeinwohlorientierten sofern diese wirtschaftsfördernde Aspekte im Zielsetzungen verpflichtet sind, orientieren sich Sinne der regionalen Clusterbildung in der Unternehmen an dem Primat der – in unter- Informationstechnologie beinhalten (vgl. Blote- schiedlichen Zeithorizonten zu erreichenden – vogel 1999). Rentabilität. Vereine und Initiativen agieren zu Gunsten unterschiedlicher soziokultureller An- Neben derartigen (regional-)ökonomischen Ein- liegen im non-profit-Bereich, wohingegen Kam- flüssen sind rechtliche Rahmenbedingungen, die mern, Verbände und Gewerkschaften bestimmte lokale Entscheider zumindest kurzfristig akzep- partikulare gesellschaftliche Interessen vertreten tieren müssen, als wesentlicher externer Faktor (vgl.Heinz 1998:555 ff., Holzer/Callahan 1998: 3 für die Gestaltung öffentlich-privater Koopera- ff., Gerstlberger 1999: 58 ff.). tionen zu diskutieren. Deutsche PPP-Modelle werden, anders als z.B. in den angelsächsischen Darüber hinaus bleibt in einer ersten Staaten, durch Kommunal- und Landesrecht – Annäherung an den Begriff PPP festzuhalten, zusätzlich zu Bundes- (und EU-)Recht – dass die unterschiedlichen öffentlich-privaten vergleichsweise stark reguliert. Aktuell macht Kooperationsformen in einen Rahmen eingebet- dies die Forderung nach einem eigenständigen 6
Public Private Partnership im E-Government „Kooperationsrecht“ (vgl. Schuppert 2001) für Bürgerbeteiligung, wie sie bisher insbesondere öffentlich-private Zusammenarbeit deutlich, die bei bildungspolitischen Projekten („Schulen ans bereits von etlichen Verwaltungswissenschaft- Netz“) erprobt wird, kann die gesellschaftliche lern und -juristen erhoben wird. Der grund- Akzeptanz für PPP-Projekte fördern. Voraus- sätzlichen „örtlichen Allzuständigkeit“ der Städte setzung dafür ist die Bereitschaft bei öffentlichen und Gemeinden (vgl. Art. 28, Abs.2 GG) steht und privaten Partnern, sich dem Bürgerdialog innerhalb des bundesdeutschen Aufgaben-, aktiv zu stellen. Planungs- und Finanzierungsverbundes eine Vielzahl zu beachtender (verfahrens-)rechtlicher Diese skizzierten Einbettungen von PPP Bestimmungen gegenüber. Die Zulässigkeit der bestimmen mit ihren jeweiligen lokalen wirtschaftlichen Betätigung nach den Maßgaben Eigenheiten die Entwicklungsphasen privat- der jeweiligen Gemeindeordnungen sowie ver- öffentlicher Kooperationen und die Handlungs- waltungsverfahrens- und haushaltsrechtliche anforderungen an öffentliche wie auch an private Regelungen geben ebenso den rechtlich- Akteure. Von den ersten Vorüberlegungen über institutionellen Rahmen von PPP vor wie eine konkrete Untersuchung des Umfeldes bis vergabe-, steuer- und kartellrechtliche Bestim- hin zur Checkliste der Projekte umrahmen sie mungen (vgl. Hornung 1998: 9 ff., Baron 1999: die konkreten PPP-Formen im Bereich des E- 31 ff., Schellenberg et al. 2002). Öffentliche Gove rn m e n t . Sie bestimmen zugleich den Akteure stehen bei der Konkretisierung privat- möglichen Nutzen der PPP. öffentlicher Kooperationen vor der – mitunter zeitaufwändigen – Aufgabe, in Zusammenarbeit mit Anwälten und der Rechtsaufsicht die ver- traglichen Möglichkeiten von PPP auszuloten. 3. Vor- und Nachteile von PPP Die Kombination von politisch-organisatorischen Entscheidungsmodellen und Finanzierungs- Ein Blick auf diese allgemeinen Vor- und instrumenten, die für PPP charakteristisch ist, Nachteile öffentlich-privater Zusammenarbeit macht diese Aufgabe zu einer komplexen zeigt die Chancen und Risiken, die bei der Angelegenheit. Entscheidung über die Beteiligung an PPP- Modellen in Verwaltungen zu berücksichtigen Die Bedeutung der politisch-kulturellen Einbet- sind. Vor- und Nachteile betreffen sowohl die tung von PPP ergibt sich aus den Grundsätzen strategische (Grundsatzentscheidung über das der Legitimation öffentlichen Handelns in Zustandekommen) als auch die operative Ebene repräsentativen Demokratien. Jede privat-öffent- (laufender Betrieb). Auch die operative Ebene liche Kooperation muss bzw. – je nach sollte bereits ab dem Beginn eines Entschei- Institutionalisierungsgrad – sollte auf einer dungsprozesses mit berücksichtigt werden, parlamentarischen Zielformulierung und Grund- denn der PPP-Betrieb hat im Regelfall positive satzentscheidung basieren, da Entscheidungs- und/oder negative Rückwirkungen auf die Arbeit kompetenzen auf externe Akteure übertragen der Gesamtverwaltung (vgl. Abbildung 3). werden.Insofern ist die Entwicklung von Formen privat-öffentlicher Kooperation abhängig von Als entscheidende strategische Vorteile sind zu gesellschaftlichen Debatten und Aushandlungs- nennen: prozessen, in denen grundsätzliche ideologische Haltungen und politikfeldspezifische Zielformu- · Finanzmittel und betriebswirtschaftliche so- lierungen aufeinander treffen können. wie technologische Kompetenz von Privaten, Mitunter existiert eine konfliktorientierte politi- über die eine Verwaltung nicht selbst verfügt, sche Kultur bis hinunter auf die kommunale stehen zur Verfügung. Dadurch können im Sinne Ebene. Diese macht aus privater Sicht häufiger eines verbesserten Bürgerservice Leistungen eine rechtliche Formalisierung von PPP-Pro- aufrecht erhalten oder realisiert werden, für die jekten erforderlich. Unternehmen als private eigene Ressourcen fehlen. Partner sind jedoch ihrerseits gefordert, eine gewisse Akzeptanz für – teilweise widerstrei- · Häufig gehen mit PPP positive tende – politische Interessen in Kommunalparla- regionalwirtschaftliche Effekte (Schaffung von menten sowie im gesellschaftspolitischen Arbeitsplätzen, Verbesserung der Infrastruktur) Umfeld der Verwaltungen mitzubringen. Direkte einher. 7
Public Private Partnership im E-Government · Anders als im Fall einer vollständigen tionen bezüglich aktueller Entwicklungen in materiellen Privatisierung von Aufgaben bleiben einem Projektfeld geben. politische Einflussmöglichkeiten und die Mit- sprache der Verwaltungsleitung in Projekt- gremien und bei der Vertragsgestaltung grund- Die wichtigsten strategischen Nachteile von sätzlich erhalten. PPP sind demgegenüber: · Finanzielle, technische, organisatorische · Der organisatorische und personelle Auf- und personelle Risiken, die besonders bei für wand für die Projektvorbereitung wird häufig eine Verwaltung überdurchschnittlich großen unterschätzt. Die Prüfung, Vorbereitung und und/oder besonders innovativen Projekten Durchführung von vergabe- und personal- auftreten, können geteilt und damit für den rechtlichen Maßnahmen, Vertragsklauseln sowie einzelnen Partner verringert werden. von Datenschutzbelangen (Ausschreibungen, Beihilferegelungen, Personalüberleitung, Kon- · Vertreter der Politik, der Bürgerschaft, ge- troll- und Konfliktmechanismen) ist zeitintensiv sellschaftlicher Gruppen sowie der Beschäf- und erfordert spezielles Know-how. tigten sind, wiederum anders als bei einer vollständigen Privatisierung, in die Projekt- · Politische Beteiligungsmöglichkeiten bleiben struktur integrierbar. zwar grundsätzlich erhalten, werden jedoch im Gegensatz zu vollständig öffentlichen Projekten · PPP und Public Public Partnership, also die eingeschränkt. Die Entscheidungslogik privater ebenfalls an Bedeutung gewinnende Zusam- Unternehmen ist mit der öffentlichen Entschei- menarbeit verschiedener Gebietskörperschaf- dungslogik zu vereinbaren. ten, lassen sich häufig miteinander verbinden. · Das Prinzip der Risikoteilung bedeutet auch, · PPP-Erfahrungen (Vertragsgestaltung, Pro- dass mit Insolvenz oder Ausführungsproblemen jektarbeit, Controlling, Personalmanagement) auf Seiten des privaten Partners zu rechnen ist. eröffnen Lernmöglichkeiten in verschiedenen Diese Aspekte können besonders in einer Bereichen einer Gesamtverwaltung. schlechten konjunkturellen Situation oder bei besonders innovativen Projekten relevant werden. Als wesentliche operative Vorteile lassen sich anführen: · Manche auf den ersten Blick attraktive PPP- Formen (z.B. das US-amerikanische cross- · Managementtechniken aus dem privaten border-leasing) sind erst ab einem sehr hohen Sektor können in Einzelprojekten erprobt und finanziellen Projektvolumen sinnvoll. Daher aufgrund der gewonnenen Erfahrungen – ggf. kommen sie für kleinere Verwaltungen und auch in modifizierter Form – auch für andere Projekte nicht in Frage. Verwaltungsbereiche eingesetzt werden. · Da bisher in Deutschland erprobte Sche- · Die Existenz von PPP-Projekten ermöglicht mata für die detaillierte Wirtschaftlichkeitsbe- es – im Sinne der Setzung neuer Leistungsstan- rechnung bezüglich einzelner PPP-Formen und dards und eines Qualitätsmanagements –, den für ihren Vergleich mit Alternativmodellen fehlen, verwaltungsinternen Erfahrungsaustausch und kann das Projektrisiko im Vorfeld nur bedingt Wettbewerb zu fördern. eingegrenzt werden. Auch der günstigste Einstiegszeitpunkt für einen privaten Partner ist · Der enge Kontakt mit einem privaten bisher nur abschätzbar. Partner(konsortium) erleichtert es, mögliche Folgeprojekte vorzubereiten und deren Rea- Neben diesen strategischen Risiken sind lisierbarkeit und Marktchancen frühzeitig auszu- folgende mögliche operative Nachteile zu loten. Darüber hinaus kann ein (größerer) bedenken: privater Partner, der im Regelfall verschiedenste nationale und internationale Projekte gleichzeitig · Zusätzlich zu dem Aufwand für die durchführt, einer Verwaltung wertvolle Informa- Projektvorbereitung und Vertragsverhandlungen 8
Public Private Partnership im E-Government sind Ressourcen und notwendiges Know-how tausch und mögliche Synergieeffekte – etwa die für das PPP-spezifische Beteiligungsmanage- Entwicklung gemeinsamer technischer Stan- ment einzukalkulieren. dards – drohten dann, vernachlässigt zu werden. Aufwändiges Gegensteuern wurde notwendig. · Wenn ungenügend vorbereitetes öffentliches Personal in eine PPP-Projektgesellschaft über- · Im Falle von Problemen in einem PPP- geleitet wird oder neues Personal nicht frühzeitig Projekt oder gar des Scheiterns ergeben sich, genug rekrutiert werden kann, ergeben sich besonders wenn es sich um größere Projekte hohe Folgekosten und organisatorische Anpas- von starkem öffentlichen Interesse handelt, sungsprobleme. negative Einflüsse für die Legitimation der Gesamtverwaltung. · Produktiver interner Wettbewerb in einer Verwaltung kann sich leicht hin zu unproduktiver · Die Entscheider in PPP-Projekten sind im Konkurrenz entwickeln. Die Ausweitung dezen- Regelfall bemüht, eine eigenständige corporate traler Freiheiten für einzelne Verwaltungs- identity zu entwickeln.Wird diese nicht sorgfältig bereiche führte in der Vergangenheit – übrigens mit der Gesamtverwaltung abgestimmt, was ähnlich auch in der Privatwirtschaft – bereits in häufiger zu beobachten ist, droht die Gefahr, etlichen Fällen dazu, dass übergeordnete dass das öffentliche Bild einer Gesamtver- Interessen bedroht wurden. Erfahrungsaus- waltung verschwimmt. Mögliche Vorteile aus Sicht Mögliche Nachteile aus Sicht öffentlicher Akteure öffentlicher Akteure Strategische Ebene Strategische Ebene Haushaltskonsolidierung Hoher Aufwand bei der Initiierung einer PPP Realisierung politisch gewollter Projekte trotz Insolvenz oder Ausführungsprobleme des fehlender öffentlicher Mittel privaten Partners (Problem der Risikoteilung) Effektivere Nutzung öffentlicher Ressourcen Egoismen einzelner Gesellschaften, die die Sicherung politischer Einflussmöglichkeiten Steuerung öffentlicher Beteiligungen erschweren Kombinierbarkeit mit Public Public Partnership Integrierbarkeit von Politik, Bürgern und Verlust an politischer Beteiligung aufgrund des gesellschaftlichen Gruppen in ein Projekt steigenden privaten Einflusses auf kommunale Gesellschaften Positive regionalwirtschaftliche Effekte Gebührenerhöhungen zu Lasten der Bürger Synergieeffekte für die Entwicklung der Gesamtverwaltung Operative Ebene Operative Ebene Erprobung von Managementtechniken aus dem Aufwand für Beteiligungsmanagement privaten Sektor Unproduktive verwaltungsinterne Konkurrenz Möglichkeiten für verwaltungsinternen (Vernachlässigung von Erfahrungsaustausch Wettbewerb und Erfahrungsaustausch und möglichen Synergieeffekten) Vorbereitung von Folgeprojekten Negative Ausstrahlung auf die Information über (inter)nationale Entwicklungen Gesamtverwaltung im Falle von Problemen im Projektfeld oder des Scheiterns Probleme durch den Aufbau einer eigenständigen corporate identity Unvorhergesehene Personalprobleme Abb. 3: Mögliche Vor- und Nachteile bei PPP 9
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