Querschnittsbericht - Machbarkeitsstudien Radschnellwege METROPOLREGION HAMBURG
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Inhalt Vorwort 3 Zusammenfassung5 1. Ausgangslage und Projektziele 7 1.1 Hintergründe 8 1.2 Radschnellwege 11 1.3 Potenzialanalyse 13 2. Die Machbarkeitsstudien 14 2.1 Projektpartner und Projektarchitektur 14 2.2 Abstimmung mit den Ländern 16 2.3 Projektkommunikation 16 2.4 Radschnellnetz-Konferenz 17 2.5 Die Suche nach den Vorzugstrassen 18 3. Die Ergebnisse 22 3.1 Radschnellweg Elmshorn – Hamburg 23 3.2 Radschnellweg Bad Bramstedt – Hamburg 25 3.3 Radschnellweg Ahrensburg – Hamburg 27 3.4 Radschnellweg Geesthacht – Hamburg 29 3.5 Radschnellweg Lüneburg – Hamburg 31 3.6 Radschnellweg Tostedt – Hamburg 33 3.7 Radschnellweg Stade – Hamburg 35 3.8 Radschnellweg Lübeck 37 3.9 Radschnellweg Schwerin – Wismar 39 3.10 Gestaltung, Förderung, Finanzierung und Trägerschaft 41 3.11 Kommunikation 43 4. Wie geht es weiter? 45 4.1 Ein zusammenhängendes Netz über alle Grenzen hinweg 45 4.2 Die regionale Ebene: Ein Leitprojekt der Metropolregion 46 4.3 Die lokale Ebene: Trassenbündnisse 47 4.4 Detailplanung vor Ort 47 Abbildungsverzeichnis 48 Impressum 50
Vorwort Foto: Reinhardt Für das Radschnellnetz der Metropolregion Hamburg liegen jetzt die Machbarkeitsstudien vor. Mit ihnen ver- folgt die Metropolregion Hamburg konsequent das Ziel, die Attraktivität des Radverkehrs weiter zu s teigern. Damit legt sie den Grundstein für die V erlagerung von Teilen des Pendlerverkehrs vom PKW auf das Fahrrad. Erstmals in Deutschland wurde ein regionales Rad- schnellnetz entwickelt, das sich an Pendlerbeziehungen in einer Region orientiert und vier Länder berührt. Mit den Machbarkeitsstudien haben die Partner die Das Radschnellnetz trägt zur Lösung vieler der von der Grundlage in der Hand, um Anträge einreichen und OECD in ihrem 2019 veröffentlichten Territorial Review Fördermittel einwerben zu können. Aber auch in der genannten Aufgabenbereiche bei. Die Zusammenarbeit Planung stehen noch viele Aufgaben an, die jetzt gelöst im Mobilitätssektor konnte über alle Verwaltungsgrenzen werden müssen. An vielen Stellen stehen Gemeinden, hinweg vertieft und ausgebaut werden. Durch die zuneh- Kreise und Länder kurz davor, in die Detailplanung mende Beliebtheit und Verbreitung von Pedelecs und die einzusteigen, um erste Abschnitte umzusetzen. An damit immer größer werdende Reichweite tragen sie zur anderen Stellen müssen vor der Detailplanung noch Förderung der E-Mobilität bei. Da im Radschnellnetz die weitere A ufgaben gelöst werden. Ein gutes Mittel, um Anbindung an den ÖPNV von Anfang an konsequent mit- das zu schaffen, sind Trassenbündnisse. Sie können gedacht wurde, sind sie außerdem ein wichtiger Baustein sich sowohl auf ganze Trassen als auch auf Bau- in e inem intermodalen Mobilitätsangebot in der Region. abschnitte beziehen und sollten wo immer möglich Die Metropolregion macht sich nun auf den Weg, auf geschlossen werden. Grundlage der Machbarkeitsstudien in die Umsetzung Ich freue mich sehr, dass alle Beteiligten über die lange zu gehen. Dafür muss gemeinsam über kommunale, Zeit so konstruktiv und lösungsorientiert zusammen Kreis- und Ländergrenzen hin geplant, finanziert und gearbeitet haben und alle Machbarkeitsstudien e rfolgreich gebaut werden. Das ist gelebte Metropolregion: Weil abgeschlossen werden konnten. Ich wünsche allen mögliche Probleme vor Landes-, Kreis oder Gemeinde weiterhin viel Kraft und Erfolg bei der Umsetzung und grenzen nicht haltmachen, setzen wir uns dafür ein, freue mich schon darauf, die ersten Routen mit dem gemeinsam und über Politik- und Verwaltungsebenen Fahrrad abzufahren. hinweg die besten Lösungen für die neuen Radschnell- wege zu erarbeiten. Jetzt kommt es darauf an, schnell in die Umsetzung zu gehen. So wird das neue Netz zügig Realität und die Pendlerinnen und Pendler in der Metro- polregion werden, da wo es geht, ihr Auto stehen lassen Ihr Andreas Rieckhof und komfortabel ihre täglichen Wege mit dem Fahrrad Staatsrat der Behörde für Wirtschaft und Innovation Hamburg zurücklegen können. Vorsitzender des Regionsrats der Metropolregion Hamburg 3
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ] Mit der Fertigstellung der Machbarkeitsstudien zum Rad- Foto: Karoline Wolf schnellnetz ist nun der erste bedeutende Schritt getan. Jetzt wird es darum gehen, dieses Potenzial zu nutzen und in die Phase der Umsetzung zu kommen. Ich sehe in diesem Konzept eine große Chance, den Umweltver- bund deutlich zu stärken. Darin werden alle umwelt- freundlichen Verkehrsmittel wie das Fahrrad, öffentliche Verkehrsmittel aber auch zum Beispiel das zu Fuß gehen zusammengefasst. Immer mehr Menschen nutzen nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Alltag das Fahrrad. Damit überneh- men Sie Verantwortung für den Klimaschutz und setzen Zeichen für eine zukunftsgerechte Mobilität. Das Rad- schnellnetz ist ein wichtiger Baustein, den Weg mit dem Die Idee des Radschnellnetzes wurde in v ielen Abstim- Rad beispielsweise zur Schule, zur Arbeit, zur Ausbil- mungs- und Arbeitsgruppengesprächen p räsentiert und dung, zum Studium oder dem Praktikumsplatz noch at- erörtert. Die Gemeinden und Städte waren von Anfang traktiver zu gestalten. Durch die enge Anbindung an das an in die Prozesse der M achbarkeitsstudien e ingebunden Bahnnetz besteht für alle Radfahrenden die Möglichkeit, und sind unter anderem aus den Projektgruppen über die ihre Radstrecke mit der Bahnnutzung zu kombinieren. Planungen informiert worden. So sind in vielen Trassen Die Radschnellwege oder Radboulevards gewährleisten auch die Ortsverbände des ADFC ständiger Wegbegleiter einen – weitestgehend – ungestörten und sicheren Rad- in dem Projekt. Auch in der Umsetzungsplanung werden fahrgenuss, der noch mehr Menschen davon überzeugen die Städte und G emeinden entscheidende P artner sein, wird, ihr Rad zu nutzen. Insofern erwarten wir auch eine das Radschnellnetz zügig zu realisieren, denn die nennenswerte Steigerung des Radverkehrs bei den Pend- Planungshoheit obliegt auch weiterhin den K ommunen. lern. Entsprechende Signale aus der Region haben wir Je mehr A kzeptanz von S eiten der K ommunen und der bereits erhalten. Bevölkerung im V orwege der U msetzungsplanung All das sind gute Gründe dafür, als Kreis Pinneberg beim besteht, desto realistischer wird es sein, die Rad Leitprojekt „Machbarkeitsstudien für Radschnellwege“ der schnellwege auch im Rahmen des g esteckten Zeitziels Metropolregion Hamburg die Federführung übernommen umzusetzen. zu haben. Mit diesem Projekt ist das bislang größte Unsere Aufgabe als Partner in der Metropolregion Leitprojekt der Metropolregion mit insgesamt dreizehn Hamburg ist es, voranzugehen, zu sensibilisieren und für Projektpartnern aus vier Bundesländern – Schleswig- die Radfahrenden neue Mobilitätsketten zu ermöglichen. Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Ich freue mich auf die Umsetzung. Hamburg – und einem zu 80 Prozent geförderten Projekt volumen von 1,2 Millionen Euro entstanden. Die Machbar- keitsstudien und Querschnittsaufgaben w urden von zehn Planungsbüros aus dem In- und Ausland bearbeitet. Damit hat das Radschnellnetz auch eine Signalwirkung weit über Ihre Elfi Heesch die Metropolregion Hamburg hinaus. Die b eeindruckende Landrätin des Kreises Pinneberg Größe des Leitprojekts bezieht sich sowohl auf die räum- liche Ausdehnung in der Metropolregion Hamburg, als auch auf die Anzahl der Partner und das Finanzvolumen. Außerdem ist es das einzige regionale Radschnellwege- Projekt b undesweit, das von Vornherein konsequent von den Pendlerbeziehungen in der gesamten Region ausgeht und somit vier Länder einbindet. 4
Zusammenfassung Gemeinsam Gemeinsam große Ziele Strecke verfolgen machen Mit dem Rad zügig am Stau vorbei: In den Machbarkeitsstudien wurden Die Radschnellwege sind ein w ichtiger von September 2018 bis August Beitrag zur Mobilitätswende in der 2021 neun Trassen mit insgesamt Metropolregion Hamburg, denn sie rund 300 km Länge untersucht, um sind ein neues Angebot für alle, die mit Radschnellwegen in einem hohen auf täglichen Wegen mit dem Rad Ausbaustandard und möglichst viele unterwegs sind, binden den Wohngebiete mit Arbeits- und Aus- Schienenverkehr an und fördern die bildungsplätzen unterbrechungsfrei E-Mobilität mit Pedelec und Bahn. zu verbinden. Gemeinsam Alle in die Zukunft mitnehmen investieren Viele Menschen haben mitgeholfen, Die Förderfonds der vier Länder die Studien auszuarbeiten: in der Metropolregion Hamburg die vier beteiligten L änder Hamburg, stellten für die Machbarkeitsstudien Schleswig-Holstein, Mecklenburg- eine Million Euro zur Verfügung Vorpommern und N iedersachsen, bereit und finanzierten sie so 13 kommunale Partner, zu 80 Prozent. Die erfolgreiche zehn Fachbüros und die Gemeinden regionale Kooperation soll weiter und Bezirke waren an der fortgesetzt werden. Ausarbeitung der Trassen beteiligt. Mobilitätsverbände waren einbezogen. Online-Beteiligung und Bürgerwork- shops e rweiterten den Kreis der Beteiligten. Und natürlich wurde die Politik regelmäßig informiert. 5
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ] Für M enschen, Gemeinsam die gern Rad lernen und fahren, profitieren gestalten Die Gestaltung der Radschnellwege Durch die gute Zusammenarbeit bei der ist mit den vier Ländern der Ausarbeitung der Machbarkeitsstudien ist Metropolregion abgestimmt. Die ein belastbares Netzwerk aus Fachleuten Wege sollen möglichst gut in Stadt und Interessierten gewachsen, in dem auf und Land eingebunden werden. kurzen Wegen Erfahrungen ausgetauscht und Deshalb liegt der Fokus darauf, Lösungen pragmatisch diskutiert werden. bestehende Wege zu verbinden So lernen alle voneinander, und keiner muss und auszubauen. Natürlich wird es das Rad neu erfinden oder den Kopf in den auch Lückenschlüsse geben. Sand stecken. Das beflügelt und gibt Schwung! Gemeinsam planen und bauen Die Projektpartner machen sich gemeinsam auf den Weg in die Umsetzung. Die Detailplanung wird auf die Machbarkeitsstudien aufbauen. Und dann kann gebaut werden. Damit alles klappt, halten wir auch weiterhin zusammen: In einem gemeinsamen Projekt, das die nächsten Schritte begleitet, und in Trassenbündnissen vor Ort. 6
1. Ausgangslage und Projektziele Radfahren liegt im Trend und hält fit: Immer mehr Menschen nutzen das Rad auf ihrem täglichen Arbeitsweg. Die tägliche Dosis Sport bekommen sie so auf den täglichen Wegen ganz nebenbei. Davon profitieren alle, denn Menschen, die regelmäßig mit dem Rad fahren, sind nicht nur nachweislich gesünder und seltener krank, sie sind bei der Arbeit und in der Ausbildung auch motivierter. Diese positiven Effekte wollen wir in der Region nutzen, indem wir uns g emeinsam für den Bau von Radschnellwegen einsetzen. Mit ihrer Potenzialanalyse hatte die Metropolregion Hamburg 2017 einen ersten Schritt in diese Richtung getan. Damit waren die Arbeits- und Ausbildungswege in der gesamten Region auf der Suche nach möglichen Trassen von Anfang an im Blick. Jetzt liegen die Machbarkeitsstudien für acht Radschnellwege vor, ein weiterer wird noch untersucht und diese Ergebnisse dürften Anfang 2022 vorliegen. 7
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ] 1.1 Hintergründe Die Metropolregion Hamburg, die sich über Teile der vier Länder Hamburg, S chleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen erstreckt, ist ein Raum mit ausgeprägten Stadt-Umland-Beziehungen. In der Metropolregion gibt es mit mehr als 700.000 Pendlern starke Verflechtungen, insbesondere zu den urbanen Zentren wie Hamburg, Lübeck oder Schwerin. Das macht sich auch auf der Straße und im öffentlichen Personennahverkehr bemerkbar. In den Hauptverkehrszeiten, in denen viele Menschen unterwegs sind, wird es auf der Straße und in Bussen und Bahnen besonders voll. Viele Gründe sprechen dafür, mit dem Rad zur Arbeit oder zur Ausbildung zu fahren. Hier die sechs wichtigsten: Wer regelmäßig Rad fährt, ist fit. Der Kreislauf wird regelmäßig angeregt, das Herz und die Muskulatur werden trainiert, die Gelenke geschont. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) reichen 30 Minuten moderate Bewegung pro Tag, um K rankheiten vorzubeugen und länger zu leben. Wer regelmäßig Rad fährt, ist ausgeglichener, weniger gestresst und m otivierter als andere. Durch die körperliche Bewegung wird der Kopf frei für Neues. Das G ehirn schüttet Wohlfühlhormone aus, das Wohlbefinden steigt. Wer regelmäßig Rad fährt, schützt die Umwelt und hilft, die Klimaziele zu errei- chen, damit wir unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Welt vererben können. Radfahren senkt den Energieverbrauch und die Umweltbelastung durch CO2, NOx und Feinstaub. Und Fahrräder brauchen weniger Platz zum Parken und Fahren als Autos. Wer regelmäßig Rad fährt, kennt seine Umgebung besser. Davon profitiert auch der Einzelhandel vor Ort, denn Radfahrende kaufen zwar auf einer Tour weniger ein, geben aber insgesamt nachweislich mehr Geld aus als alle, die mit dem Auto zum Einkaufen fahren. Wer mit dem Rad fährt, ist oft schneller am Ziel. Gerade auf kurzen Wegen oder in der Stadt kann das Fahrrad punkten. Und in den Hauptverkehrszeiten sieht man oft, dass Radfahrende am Stau vorbeiziehen. Außerdem entfällt mit dem Rad die oft lange und nervenaufreibende Parkplatzsuche. Wer mit dem Rad fährt, spart Geld. Und zwar nicht nur das eigene, sondern auch das der Allgemeinheit. Denn das Fahrrad braucht keine so teure und platz- intensive Infrastruktur wie das Auto, es entstehen auch keine Kosten durch Umweltbelastungen. Das ist auch für Unternehmen gut: Wenn viele mit dem Rad kommen, werden weniger teure Parkplätze benötigt. 8
Auch einige Megatrends sprechen dafür, sich jetzt nach Alternativen zu den herkömmlichen Verkehrsmitteln umzusehen. Immer mehr Menschen ziehen in verdichtete Regionen. Alle müssen zusammenrücken, Flächen müssen intelligenter genutzt werden. Hinzu kommt der sich in den letzten Jahren immer weiter verstärkende Trend zum Radfahren, der durch die Corona-Pandemie zusätzlichen Rückenwind bekommen hat. Bei Pedelecs ist dieser Rücken- wind sogar fest eingebaut: Sie tragen dazu bei, dass die im Radverkehr gefahrenen Entfer- nungen größer werden. Damit können immer weitere Wege aus dem Umland in die Zentren zurückgelegt werden. Die Verkaufszahlen steigen in den letzten Jahren kontinuierlich, so dass Pedelecs einen erheblichen Beitrag zur Stärkung der Elektromobilität leisten. Allein 2020 wurden fast zwei Millionen Pedelecs und E-Bikes verkauft – rund zehn Mal so viele wie E-Autos. Aber auch unabhängig davon hat sich das Fahrrad in den vergangenen Jahren in der gesamten Metropolregion Hamburg zu einem ernst zu nehmenden Verkehrsmittel entwickelt, das ein zentraler Baustein in der Mobilitätswende ist. Auch wenn alle umgangssprachlich „E-Bike“ genannt werden, gibt es doch wichtige Unterschiede zwischen Pedelecs, S-Pedelecs und E-Bikes: Ein Pedelec ist ein Fahrrad mit einer elektrischen Tretunterstützung bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Das Pedelec darf überall da fahren, wo auch ein normales Fahrrad fahren darf. Ein S-Pedelec hat einen stärkeren Motor und fährt mit elektrischer Unter- stützung bis zu 45 km/h. Es braucht ein Versicherungskennzeichen. Für das S-Pedelec gilt eine Helm- und Führerscheinpflicht. Das S-Pedelec gilt als Klein kraftrad und darf nicht auf Radwegen fahren. Ein E-Bike hat einen E-Motor, der auch unabhängig von den Pedalen funktioniert. Es hat ein Versicherungskennzeichen, außerdem besteht Helm- und Führerschein pflicht. Auch das E-Bike darf nicht auf Radwegen fahren. 9
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ] Foto: BVM Abb. 1.1 Auf gut ausgebauten Wegen wird der Arbeitsweg zur Erholung Vor diesem Hintergrund ist eine gezielte Förderung des Alltagsradverkehrs mehr als nur ein Beitrag zu mehr Klimaschutz und Gesundheitsvorsorge. Mit den Radschnellwegen, die gut mit dem bestehenden und geplanten öffentlichen Nahverkehr verknüpft sind, soll ein Angebot geschaffen werden, das zum Kombinieren verschiedener Verkehrsmittel im Alltag ermutigt und die Abhängigkeit vom Auto verringert. Gleichzeitig trägt das Projekt dazu bei, dass die Metropolregion Hamburg immer weiter zusammenwächst. Durch die Kooperation unterschiedlicher Verwaltungsebenen und F achbereiche von den Gemeinden über die Kreise bis hin zu den Ländern konnte die Zusammenarbeit über alle Verwaltungsgrenzen hinweg nachhaltig ausgebaut und vertieft werden. Damit wird das Projekt auch dem Auftrag der Organisation für wirtschaftliche Zusammen- arbeit und Entwicklung (OECD) gerecht, die in ihrem 2019 veröffentlichten Gutachten zu den Chancen und Potenziale in der Metropolregion Hamburg die bereits existierende Fragmentierung aufgrund der komplexen Verwaltungsstruktur und die sich daraus ergebenden Dynamiken anmahnt. Mit den Radschnellwegen wollen wir dem ein vereinendes und zukunftsweisendes Element entgegensetzen. 10
1.2 Radschnellwege Bei Radschnellwegen handelt es sich um ein recht neues Instrument der Radverkehrsförderung. orreiter beim Ausbau. In Europa sind die Niederlande und die dänische Hauptstadt Kopenhagen V Auch London mit seinen Cycle Superhighways hat bereits auf sich aufmerksam gemacht. In Deutschland war die Machbarkeitsstudie für den Radschnellweg Ruhr wegweisend. 2015 wurde sie veröffentlicht und eine Pilotstrecke umgesetzt. Im selben Jahr entstand in Göttingen der erste Abschnitt des eRadschnellwegs, der aus Mitteln für die Elektromobilität gefördert wurde. Das Thema gewinnt immer stärker an Dynamik. Inzwischen wird in sehr vielen Regionen über Radschnellwege nachgedacht, in einigen wird sogar schon gebaut. Das Radschnellnetz der Metropolregion Hamburg nimmt innerhalb von Deutschland eine Sonderstellung ein, denn es orientiert sich in seiner Struktur nicht an Landesgrenzen, sondern an den funktionalen Raum- zusammenhängen in der Region. Das hat zur Folge, dass hier besonders viele unabhängige Verwaltungseinheiten dazu motiviert werden müssen, überregional zu kooperieren. Foto: Märtens Consult/MRH Foto: MRH Foto: BVM Foto: Märtens Consult/MRH Abb. 1.2 Der RijnWaalpad in zwischen Arnheim und Nijmegen in den Niederlanden Abb. 1.3 Radschnellweg Ruhr Abb. 1.4 eRadschnellweg Göttingen Abb. 1.5 Ein erster Radschnellweg-Abschnitt in Hamburg-Neugraben 11
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ] Fast zeitgleich mit der Machbarkeitsstudie zum Radschnellweg Ruhr wurde 2014 das Arbeits- papier „Einsatz und Gestaltung von Radschnellverbindungen“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) veröffentlicht, das 2021 aktualisiert wurde. Hieran orientieren sich die Förderbedingungen des Bundes und damit auch alle Machbarkeitsstu- dien und Planungen in ganz Deutschland. In der Metropolregion Hamburg wurden die Inhalte dieser technischen Regelwerke für das Radschnellnetz konkretisiert. Der mit den Ländern Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen abgestimmte Gestaltungsleitfaden nahm schon während der Überarbeitung des FGSV-Regelwerks den Stand der Fachdiskussion auf und unterscheidet zwei Ausbaustandards. Die Radschnellver- bindungen sind für 2.000 Radfahrende und mehr am Tag ausgelegt, die etwas sparsamer gestalteten Radvorrangrouten für weniger. Beide liegen in ihrer Ausstattung jedoch deut- lich über dem Niveau der Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA), die ebenfalls von der FGSV veröffentlicht und allgemein für den Bau von Radwegen herangezogen werden. Eine durchgehende und intuitiv erfassbare Verbindung ist wichtig, damit die Radschnell- wege ihre Stärken ausspielen können. Für die allgemeine Kommunikation werden in der Metropolregion Hamburg daher die Begriffe „Radschnellnetz“ und „Radschnellweg“ genutzt. So liegt der Fokus nicht auf den feinen Unterschieden in der baulichen Gestaltung, sondern auf dem durchgehenden und verbindenden Charakter der Wege. Radschnellwege unterscheiden sich deutlich von touristischen Radverkehrsangeboten. Es geht bei ihnen vor allem darum, im Alltag auf möglichst kurzen Verbindungen kom- fortabel und störungsfrei ans Ziel zu kommen. Das soll durch eine großzügige Breite erreicht werden, damit alle in ihrem eigenen Tempo fahren und sich gegenseitig über- holen können. Fahrzeitgewinne lassen sich auch dadurch erreichen, dass nur wenige andere Straßen gekreuzt werden oder dadurch, dass die Radschnellwege an Kreuzun- gen Vorrang haben. So entsteht eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit mit dem Fahrrad, ohne dass man schneller fahren muss als sonst. Radschnellwege sind für längere tägliche Wege zur Schule, zum Arbeitsplatz oder zum B ahnhof gedacht. Damit sie das ganze Jahr rund um die Uhr nutzbar sind, sind sie grundsätzlich beleuchtet. Sie sollten gereinigt werden und im Winter geräumt. In Hamburg gehen die Radschnellwege in das Veloroutennetz über, also das Hauptnetz für den alltäglichen Radverkehr. So wird eine optimale Verknüpfung des regionalen Radverkehrs mit dem städtischen sichergestellt. Einige Velorouten werden auch selbst Teil von Radschnell- wegen, indem sie auf den höheren Standard ausgebaut werden. Und auch in der Region werden die Routen in vorhandene oder noch zu planende Radverkehrsnetze eingebunden. Ein Sonderfall ist der Radschnellweg zwischen Schwerin und Wismar. Hier wird ein reduzier- ter Standard vorgeschlagen, da hier die Bevölkerungsdichte geringer ist und daher mit deutlich geringeren Pendlerverkehren zu rechnen ist. Dafür haben Naherholung und Tourismus mehr Gewicht. Ein Ansatz, der sich auch auf weitere eher ländlich strukturierte Räume in der Metro- polregion übertragen lässt. Bei den Machbarkeitsstudien wurde nicht nur darauf geachtet, dass gut ausgebaute Rad- schnellwege Wohnorte, Bildungsangebote und Arbeitsplatzschwerpunkte verbinden. Die Wege sollen auch möglichst verträglich in Natur und Landschaft eingebunden und in das Stadtbild 12
eingebettet werden. Das heißt, dass nach Möglichkeit vorhandene Wege verbunden und an die neue Nutzung angepasst werden sollen. Dazu können Abstimmungen mit dem Natur- und Landschaftsschutz oder mit dem Denkmalschutz notwendig sein. 1.3 Potenzialanalyse Die Grundlagen für die Machbarkeitsstudien wurden in der 2017 veröffentlichten Potenzial- analyse gelegt. Von Anfang an wurde das langfristige Ziel verfolgt, ein Gesamtnetz zu ent- wickeln. Es sollte möglichst viele Teile der vorhandenen Wege verknüpfen und das Radfahren über größere Entfernungen attraktiver machen. Um das zu erreichen, wurden zunächst 33 mögliche Korridore für Radschnellwege durch die ört- lichen Verwaltungen und zum Teil auch durch Mobilitätsverbände vorgeschlagen. In einem zweiten Schritt wurde dann untersucht, wo die meisten Menschen von einem Radschnellweg profitieren kön- nen und wo die Bedingungen für die Umsetzung besonders günstig sind. Als Ergebnis wurden die ersten acht Untersuchungsräume für Machbarkeitsstudien gefunden. Später wurde aufgrund des starken lokalen Engagements der Korridor von Tostedt über Buchholz nach Hamburg ergänzt. Das Radschnellnetz soll auch in Zukunft weiter wachsen, zum Beispiel durch Verlängerungen und Zubringer. Möglicherweise werden irgendwann auch weitere Korridore erschlossen. Obwohl es sich bei Radwegen auf den ersten Blick um eine recht einfache Infrastruktur handelt, gibt es gute Gründe, wieso die Planung sorgfältig vorbereitet werden muss. Denn dadurch, dass sie große Distanzen und viele Verwaltungsgrenzen überwinden sollen, muss ihre Führung und Gestaltung breit abgestimmt werden. Die Potenzialanalyse der Metropolregion Hamburg zeigt, wo der Bedarf für Rad- schnellwege besonders hoch ist und wo es sich lohnt, erste Investitionen zu tätigen, weil dort besonders gute Erfolge zu erwarten sind. Die Machbarkeitsstudien zeigen, wo die Strecken für neun Radschnellwege über alle Gemeinde- Kreis- und Landesgrenzen hinweg verlaufen sollten, um möglichst viele Wohn- und Zielorte miteinander zu verbinden und bis auf wenige Ausnahmen den hohen Ausbaustandard zu erreichen. Die Machbarkeitsstudien sind für die Beantragung von Fördermitteln notwendig, ohne die ein Bau nicht möglich wäre. Außerdem waren sie in der Metropolregion Hamburg ein w ichtiges Instrument, um einen Konsens vor Ort zu finden. Die Nutzen-Kosten-Analysen, die nach den Machbarkeitsstudien durchgeführt werden sollen, werden ebenfalls für die Beantragung von Fördermitteln benötigt. Sie dient dazu nachzuweisen, dass die Gelder für den Ausbau gut investiert sind. Hinzu können noch weitere Gutachten kommen, die für Planung und Bau b enötigt werden. Das können zum Beispiel Gutachten zum Natur- und Landschaftsschutz oder zu großen Bauwerken wie Brücken oder Unterführungen sein. 13
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ] 2. Die Machbarkeitsstudien In der Metropolregion Hamburg wurden neun Radschnellwege in Machbarkeits- studien genauer betrachtet. Sieben von ihnen laufen auf Hamburg zu, einer durchquert Lübeck und bindet Groß Grönau und Bad Schwartau an. Ein weiterer verbindet Schwerin mit Wismar. Bei ihrer Ausarbeitung wurde viel Wert darauf gelegt, dass sie nicht am grünen Tisch entstehen, sondern dass in einem breit angelegten Beteiligungsprozess möglichst viele Erfahrungen, Kenntnisse und Sichtweisen aufgenommen werden. Auf diese Weise sollte schon jetzt möglichst viel Rückenwind für einen späteren Ausbau generiert werden. 2.1 Projektpartner und Projektarchitektur Die Machbarkeitsstudien für Radschnellwege wurden in einem sehr komplexen Kooperations projekt ausgearbeitet, dessen Struktur die Verwaltungsstruktur der Metropolregion H amburg widerspiegelt. Das hatte zur Folge, dass 13 Partner – überwiegend Städte, Kreise und Land- kreise – als zentrale Akteure die Machbarkeitsstudien koordinierten. Dabei war der Kreis Pinneberg als Projektträger federführend. Das Projektmanagement wurde in der Geschäfts- stelle der Metropolregion Hamburg eingerichtet. Aber auch die Länder Hamburg, Schleswig- Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen sowie die Städte und Gemeinden waren in verschiedenen Arbeitskreisen und Abstimmungsrunden an der Ausarbeitung beteiligt. Dachkonzept Föderung, Planung und Finanzierung und Kommunikation Gestaltung T rägerschaft mburg g mburg Grönau ambur urg mburg t–Ha urg mar mb u– burg a b burg–H amsted acht–H hwarta rg–Ha rn–Ha t–Ham –Groß in–Wis Ham Lünebu Elmsho Ahrens Stade– Lübeck Geesth Bad Sc Bad Br Tosted Schwe Grafik: MRH Machbarkeitsstudien Abb. 2.1 Aufbau des Leitprojekts Machbarkeitsstudien für Radschnellwege in der Metropolregion Hamburg 14
Das Gesamtprojekt hatte bei einer Laufzeit von drei Jahren ein Finanzvolumen von rund 1,2 Millionen Euro. Es wurde zu 80 Prozent mit rund einer Million Euro von den Förderfonds der Metropolregion Hamburg gefördert. Die Inhalte wurden durch zehn Fachbüros ausgear- beitet. Dabei konnte auch auf die Expertise von Büros aus den Niederlanden und Dänemark, den Vorreitern bei der Entwicklung von Radschnellwegen, zurückgegriffen werden. Als Quer- schnittsaufgaben wurden insbesondere die Themen Gestaltung und Kommunikation bearbeitet. Hinzu kamen die Machbarkeitsstudien in den einzelnen Trassen. Zu jedem dieser Themen gab es Unterarbeitsgruppen, in denen die Länder, (Land-)Kreise und Gemeinden mit den ent- scheidenden Fachbereichen vertreten waren. Die Planungsbüros konnten sich in Workshops austauschen und gemeinsam Lösungen entwickeln. Durch dieses strukturierte Vorgehen wurde ein regionales Netzwerk von Fachleuten und Interessierten etabliert. Dadurch wurde es möglich, auf kurzem Weg Informationen zu teilen, neue Aufgabenstellungen und Herausforderungen zu diskutieren und pragmatische Lösungen zu finden. Zeitablauf Machbarkeitsstudien Frühjahr 2019 Bürger: Online-Beteiligung Grobe Trassenfindung Bestandsanalyse, Variantendiskussion ab Sommer 2019 Bürger: Workshop- Frühjahr bis Veranstaltungen Ermittlung Vorzugstrasse Herbst 2020 Einbindung Politik Februar 2021 Detailierte Trassenfindung Länderworkshops zu Aufzeigen Machbarkeit, Lagepläne, Realisierungsträgerschaft Steckbrief, Prinzipskizzen, Kosten etc. in Schleswig-Holstein und Niedersachsen Frühjahr 2021 Handlungs- und Umsetzungskonzept Einbindung Politik Grafik: MRH Begleitung durch projektbegleitende Arbeitsgruppen Austausch (Bezirke, Gemeinden an den Trassen) mit Verbänden Abb. 2.2 Zeitablauf des Leitprojekts Machbarkeitsstudien für Radschnellwege in der Metropolregion Hamburg 15
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ] 2.2 Abstimmung mit den Ländern Die bauliche Gestaltung musste mit den zuständigen Fachbereichen der vier Länder H amburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen abgestimmt werden. Von den Ländern mussten Informationen zur Trägerschaft und zu Fördermitteln eingeholt werden. Die Ergebnisse flossen direkt in die Ausarbeitung der Machbarkeitsstudien ein. Parallel dazu wurden mit den Ländern erste Gespräche zur Umsetzung geführt. Im Frühjahr 2021 fanden Workshops in Schleswig-Holstein und in Niedersachsen statt, in denen anhand von konkreten Beispielen die Zuständigkeiten und die Koordination bei Detailplanung und Bau diskutiert wurden. Die meisten Probleme ergeben sich daraus, dass der Radwegebau zwar in kommunaler Hand liegt, das jeweilige Land aber für die Abschnitte an Landes- und Bundesstra- ßen – und zum Teil sogar an Kreisstraßen – zuständig ist. Es gibt auch Kommunen, in denen der Radschnellweg vor allem für den Durchgangsverkehr von Bedeutung ist. Diese sehen deshalb den Kreis oder das Land in der Pflicht. Für derart komplexe Zuständigkeitsgefüge und die sich daraus ergebenden Fragen zur Finanzierung müssen in jedem Einzelfall Lösungen gefunden werden, bevor mit der konkreten Planung und dem Bau begonnen werden kann. In den Workshops wurde deutlich, dass in Schleswig-Holstein und in Niedersachsen derzeit nicht vorgesehen ist, die Radschnellwege wie in Nordrhein-Westfalen zu Landesstraßen zu machen. Das ist auch nicht unbedingt von Vorteil. Vergleicht man die Erfahrungen, die in Deutschland mit verschiedenen rechtlichen Trägerschaftsmodellen gemacht wurden, wird deutlich, dass eine Klassifizierung als Landesstraße zu höheren planerischen Hürden und längeren Planungszeit- räumen führt. Aufgrund der notwendigen engen Rahmenbedingungen für die Ausweisung eines Radschnellwegs ist außerdem nicht gewährleistet, dass ein durchgehendes Netz entsteht. Verglichen mit den Flächenländern hat Hamburg als Stadtstaat eine Sonderstellung. Hier sind die Verwaltungsstrukturen flacher. Planung und Bau der Radschnellwege sollen sich hier an den sachlich-örtlichen Zuständigkeiten orientieren und über das neue Bündnis für den Rad- und Fußverkehr festgelegt werden. Bei der Detailplanung und beim Bau werden die üblichen Beteiligungs- und Planungsverfahren durchgeführt. Damit das Radschnellnetz möglichst zügig umgesetzt werden kann, setzt die Metropolre- gion Hamburg auf eine Fortsetzung der sehr erfolgreichen interkommunalen Zusammenarbeit, die sich bei der Ausarbeitung der Machbarkeitsstudien etabliert hat. Die Geschäftsstelle der Metropolregion soll auch weiterhin die Projektkoordination übernehmen, um Querschnitts- aufgaben wie die Kommunikation und die Gestaltung von Ausstattungselementen gebündelt durchführen zu können. Als Grundlage, auf der Bundesmittel beantragt werden können, sollen außerdem Nutzen-Kosten-Analysen beauftragt werden. 2.3 Projektkommunikation Während der gesamten Projektlaufzeit übernahm die Geschäftsstelle der M etropolregion Hamburg die zentrale Projektkommunikation. Dazu gehörte neben der Pressearbeit und der Bereitstellung der Website www.radschnellnetz.de der Aufbau des Twitter-Kanals @radschnellnetz, über den ein direkter Austausch mit der Fahrrad-Community möglich wurde. Die Kommunikation über das Gesamtprojekt wurde durch die Kommunikation zu den Einzel- projekten ergänzt, die durch die Projektpartner übernommen wurde. 16
2.4 Radschnellnetz-Konferenz Um die Zwischenergebnisse der Machbarkeitsstudien zu veröffentlichen und den fachlichen Austausch zu vertiefen, veranstaltete die Metropolregion Hamburg im November 2019 eine eintägige Konferenz. An ihr nahmen 180 Fachleute und Interessierte aus ganz Deutschland teil, fast doppelt so viele wie ursprünglich vorgesehen. In ihrem Impulsvortrag regte Frau Dr. Philine Gaffron vom Institut für Verkehrsplanung und Logistik an der Technischen Universität Hamburg dazu an, die moderne Mobilität und vor allem den modernen Straßenverkehr zu hinterfragen. Anschließend wurden aktuelle Projektstände und Herausforderungen in anderen Regionen Deutschlands, Strategien zur Umsetzung von Radschnellwegen und neueste Erkenntnisse der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) vor- gestellt. Mit einem Vortrag über den Radschnellweg RijnWaalpad in den Niederlanden gab es abschließend die Gelegenheit, zu einem durchaus kurzweiligen Blick über den Tellerrand. Die Konferenz zeigte sehr deutlich, dass das Interesse an Radschnellwegen bundesweit und am Radschnellnetz der Metropolregion Hamburg regional und überregional sehr groß ist und dass die Projektpartner sich mit ihren Teilprojekten bereits auf dem richtigen Weg befanden. In einem gemeinsamen Panel mit Barcelona, Brüssel, Kopenhagen und Utrecht soll sich das Radschnellnetz der Metropolregion Hamburg auch auf der internationalen Fahrradkonferenz Velo-city vorstellen, die im September 2021 in Lissabon stattfinden soll. Bei dieser Gelegenheit sollen internationale Kontakte geknüpft werden, um das Fachnetzwerk auszubauen und von Projekten in anderen Ländern und Regionen zu lernen. Fotos: BVM Abb. 2.3 E röffnung der Konferenz durch Andreas Rieckhof, den Vorsitzenden des Regionsrats der Metropolregion Hamburg Abb. 2.4 Lebhafter Austausch in den Kaffeepausen Abb. 2.5 Vorstellen von Zwischenergebnissen der Machbarkeitsstudien 17
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ] 2.5 Die Suche nach den Vorzugstrassen Um die Vorzugstrassen in den neun Korridoren zu finden, wurden Arbeitsgruppen gebildet, in denen vor allem die (Land-)Kreise und Gemeinden an den Trassen vertreten waren. Bei den sieben Korridoren im Zulauf auf Hamburg übernahm die Behörde für Verkehr und Mobilitäts- wende (BVM) die Koordinierung der Hamburger Abschnitte. In den Arbeitsgruppen waren dort zusätzlich die sieben Bezirksämter vertreten. An einigen Arbeitsgruppen nahmen auch die Landesstraßenbehörden oder der ADFC teil. Auch die Bürgerinnen und Bürger in der Metropolregion Hamburg hatten in einer vorgeschalteten Bürgerbeteiligung die Möglichkeit, sich an der Trassensuche zu beteiligen. Die Trassenfindung fand in mehreren Schritten statt. Zunächst wurden Arbeits- und Aus- bildungswege betrachtet. Karten und Daten wurden gesichtet, um mögliche Varianten zu fin- den. Dazu wurden auch die Ergebnisse der Online-Beteiligung über die Stadtwerkstatt der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde herangezogen. Das Tool wurde dazu extra auf das Ge- biet der Metropolregion Hamburg ausgeweitet. Während der Online-Beteiligung gingen mehr als 1.000 konkrete Hinweise und Streckenvorschläge aus der Bevölkerung ein. Die möglichen Varianten wurden dann in Bürgerworkshops vorgestellt, diskutiert und verfei- nert. Auch hier war das Interesse groß. Viele der konstruktiven und wertvollen Hinweise wurden in den weiteren Planungsprozess aufgenommen. Für den Korridor Tostedt-Hamburg, der später als alle anderen Trassen an den Start gegangen war, gab es aufgrund der Corona-Pandemie keine Möglichkeit mehr, einen Bürgerworkshop vor Ort durchzuführen. Daher wurde hier erst- mals ein Online-Format gewählt, das sich ebenfalls sehr bewährt hat. Insgesamt wurden durch die unterschiedlichen Beteiligungsformate verschiedene Personen gruppen angesprochen, die unterschiedliche Erwartungen an die Radinfrastruktur haben und ihre Ideen und Vorstellungen einbringen konnten. Auf diese Weise konnte das Bild der Erwartungen, die an das Radschnellnetz gestellt werden, abgerundet werden. Foto: BVM Abb. 2.6 Befahrung im Korridor Stade-Hamburg 18
Grafik: Stadtwerkstatt Abb. 2.7 Ergebnis der Online-Beteiligung im Korridor Elmshorn-Hamburg 19
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ] Foto: H. Teichmann Abb. 2.8 Befahrung im Kreis Pinneberg Die Planungsbüros und Arbeitsgruppen sind im Laufe der Ausarbeitungen die möglichen Trassen mit dem Fahrrad mehrmals abgefahren, um sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. Zum Teil nahm auch der ADFC oder die örtlichen Politik an den Befahrungen teil. Auf dieser Grundlage wurden dann Ideen weiterentwickelt und konkretisiert. Die daraufhin ausgearbeiteten Vorzugstrassen und Maßnahmen wurden dann noch e inmal mit den zuständigen Fachverwaltungen abgestimmt. Das waren zum Beispiel Stellen, die für die Stadt- und Ortsentwicklung zuständig sind, die Naturschutzbehörden oder die Verkehrsunternehmen. Auch mit der Deutschen Bahn und dem Schleswig-Holsteinischen Verkehrsverbund NAH.SH fanden erste Abstimmungsgespräche statt, da viele Trassen entweder an Bahnlinien verlaufen oder sie kreuzen. In Hamburg wurden die Sachstände auch der ämterübergreifenden Fahrrad- werkstatt-Arbeitsgruppe vorgestellt. Die Ergebnisse wurden in Steckbrief Vorzugstrasseen zusammengefasst, die die vorgefundene Situation vor Ort und eine Maßnahmenempfehlung enthalten. Sie schlagen Maßnahmen vor, mit denen ein möglichst hoher Ausbauzustand zu erreichen ist, der sich an der zu erwartenden Radverkehrsmengen orientiert. 20
Die Arbeitsstände der Machbarkeitsstudien wurden teils mehrmals in der örtlichen Politik vorgestellt. In der Regel wurde zunächst eine vorläufige Vorzugstrasse gezeigt. Kurz vor dem Projektabschluss wurden dann weitere Informationen zu den Vorzugstrassen, zu einzelnen Maßnahmen und zum weiteren Vorgehen thematisiert. Schon während des laufenden Projekts wurden vereinzelt erste Abschnitte im Radschnellnetz konkret geplant und umgesetzt. Zum Beispiel in Hamburg: Hier werden im Zuge des Velorouten ausbaus bereits erste Wege konkret geplant und gebaut, wie der fertiggestellte Pergolenradweg oder die Verbindung durch den Harburger Binnenhafen. Bei großen Stadtentwicklungsgebieten werden Radschnellwege von Anfang an mitgedacht. Das betrifft zum Beispiel die Erschließung der neuen Wohngebiete auf der Elbinsel, in Oberbillwerder oder künftig in der Science City Bahrenfeld. Um den Weg zur Umsetzung des Radschnellweg-Konzepts auf dem ehemaligen Gütergleis von Ochsenzoll nach Klein Borstel an der U1 zu ebnen, liefen schon während der Laufzeit der Machbarkeitsstudien vorbereitende Gespräche. Auch außerhalb Hamburgs sollen Bauabschnitte gebildet und nacheinander umgesetzt werden, um günstige Zeitfenster optimal zu nutzen und zügig voranzukommen. Grafik: MRH, © Daten: Open StreetMap Bad Bramstedt Bad Schwartau Wismar Lübeck Kaltenkirchen Dorf Mecklenburg Henstedt-Ulzburg Groß Grönau Elmshorn Lübstorf Norderstedt Tornesch Ahrensburg Pinneberg Stade Schwerin Halstenbek HAMBURG Horneburg Buxtehude Neu Wulmstorf Geesthacht Seevetal Stelle Buchholz Winsen (Luhe) Bardowick zukünftiger Radschnellweg Veloroute Tostedt zukünftiger ländlicher Radschnellweg Lüneburg Stand: Juni 2021 Fährverbindung laufende Machbarkeitsstudie Bahnlinie © Daten: OpenStreetMap, Lizenz ODbL 1.0 10 km Abb. 2.9 Das Radschnellnetz der Metropolregion Hamburg 21
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ] 3. Die Ergebnisse In diesem Kapitel werden kurze Schlaglichter auf die wichtigsten Ergebnisse der Machbarkeitsstudien geworfen. Die ausführlichen Berichte können auf der Seite www.radschnellnetz.de eingesehen werden. In die Ergebnisse sind schon viele Standpunkte und Sichtweisen eingeflossen, fertige Planungen liegen jedoch noch nicht vor. Vielmehr handelt es sich bei den Machbarkeitsstudien um gutachterliche Empfehlungen, wie ein Radschnellweg sinnvoll in die Orte oder in die Landschaft eingebunden werden kann, um möglichst viele Wohnorte und Ziele anzubinden und einen möglichst hohen Ausbaustandard zu erreichen. Trotz der komplexen Fragestellung wurde in jeder Trasse eine durchgehende und a ttraktive Verbindung gefunden, die den von den Fördermittelgebern geforderten hohen A usbaustandard erfüllt. Für alle Strecken liegen detaillierte Maßnahmenblätter vor, die auf www.radschnellnetz.de veröffentlicht sind. Auf diese Ergebnisse baut im nächsten Schritt die Detailplanung auf. Erst danach kann mit dem Bau der Wege begonnen werden. Möglicherweise stellt sich dabei heraus, dass einige Maßnahmen noch einmal angepasst werden müssen. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn notwendige Flächen nicht zur Verfügung stehen. Es kann auch passieren, dass sich ein Gebiet anders entwickelt als erwartet. Auch örtliche Entscheidungen oder Trends, die beim Abschluss einer Machbarkeitsstudie noch nicht absehbar waren, können zu Alternativplanungen führen. In einigen Fällen wurden deshalb mehrere Varianten für einen Ausbau vorgeschlagen. Auch wenn noch nicht alles in trockenen Tüchern ist, waren die Machbarkeitsstudien ein wichtiger Schritt in Richtung Umsetzung. Dadurch, dass überall in der Metropolregion H amburg über Radschnellwege informiert und lebhaft diskutiert wurde, wurde eine Konsensfindung an- gestoßen, die für die weiteren Schritte unerlässlich ist. Von vornherein stand fest, dass die Radschnellwege soweit möglich auf vorhandenen Straßen und Wegen verlaufen sollen, die entsprechend ausgebaut und an die neue Nutzung angepasst werden sollen. Das soll nicht nur Ressourcen und Flächen schonen, sondern auch dazu beitragen, dass möglichst früh durchgehende Verbindungen hergestellt werden können. Natürlich kommt es auch vor, dass noch Wege fehlen. An einigen Orten sind L ückenschlüsse notwendig. An anderen müssen neue Brücken über Hauptverkehrsstraßen, Bahnlinien oder Gewässer gebaut werden, um ein möglichst unterbrechungsfreies Fahren zu ermöglichen. Die Details können den Berichten und den dazugehörigen MaßnahmenSteckbrief Vorzugstrasseen entnommen werden. Ergänzt werden die Machbarkeitsstudien durch das Gestaltungshandbuch und das Kommu- nikationskonzept, die als übergeordnete Aufgaben gemeinsam bearbeitet wurden. Sie werden an dieser Stelle ebenfalls kurz vorgestellt. 22
3.1 Radschnellweg Elmshorn – Hamburg Der Radschnellweg soll von Elmshorn parallel zur Bahn über Tornesch, Pinneberg und Halstenbek nach Hamburg führen. Dort soll er in den Bezirken Altona und Eimsbüttel an die Velorouten 2 und 14 anschließen. So verbindet er größere Städte und Gemeinden, zwischen denen schon heute starke Pendelbeziehungen bestehen. Der Abschnitt zwischen Elmshorn und Pinneberg ist eher ländlich geprägt. In Tornesch, Prisdorf und Halstenbek sind wichtige Lückenschlüsse vorgesehen, um bereits vorhandene Wege zu einer durchgehenden Trasse zu verbinden. Da auf dieser Verbindung viele Nutzungsan- sprüche auf engstem Raum bestehen, musste viel Zeit in die Kommunikation investiert w erden. So wurden beispielsweise zum Bereich des Liether Moors zusätzliche Gesprächs- und Informa- tionsveranstaltungen angeboten. Denn bei der Ausarbeitung der Trasse wurde viel Wert auf einen sensiblen Umgang mit dem Natur- und Landschaftsschutz gelegt. Zwischen Pinneberg und Hamburg nimmt die Einwohnerdichte immer weiter zu, die Dichte der Unternehmensstandorte steigt ebenfalls. In den Gewerbegebieten von Lurup, Eidelstedt und Stellingen bietet sich die Chance, zahlreiche Arbeitsplätze anzubinden. Auch die Arenen werden für den Radverkehr erschlossen. An der Elbgaustraße soll sich der Radschnellweg in einen östlichen Ast über Stellingen mit Anschluss an die Veloroute 2 in Richtung Innenstadt und in einen westlichen Ast über die Arenen, den Volkspark und die Science City Bahrenfeld bis zum künftigen Fernbahnhof Diebs- teich teilen. Hier ist viel neuer Wohnungsbau geplant, bei dessen Erschließung der Radverkehr von Anfang an konsequent mitgedacht wird. Gemäß Einigung mit dem Radentscheid soll im weiteren Prozess außerdem ein Anschluss in Richtung Altona geprüft werden. Der Radschnellweg soll abschnittsweise und kontinuierlich ausgebaut werden. Für einen ersten Abschnitt in Schleswig-Holstein bietet sich der Ausbau in Halstenbek an. Eine nahtlose Fortsetzung in Hamburg wird angestrebt. Steckbrief Vorzugstrasse Länge Westlicher Ast: rund 32 km; östlicher Ast: rund 30 km Kreis Pinneberg mit den Ämtern Elmshorn-Land und Pinnau sowie Elmshorn, Tornesch, Pinneberg und Halstenbek; Beteiligte Kommunen Hamburg mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende sowie den Bezirksämtern Altona und Eimsbüttel Elmshorn, Tornesch, Prisdorf, Pinneberg, Thesdorf, Bahnhöfe und Haltepunkte Halstenbek, Krupunder, Elbgaustraße, Eidelstedt, Stellingen, Langenfelde (indirekt), Diebsteich (künftig Fernbahnhof) Die Trasse verläuft bahnparallel von Elmshorn nach Hamburg. Während der nordwestliche Abschnitt eher ländlich geprägt ist, gibt es insbesondere zwischen Pinneberg und Hamburg Charakterisierung starke Pendlerbeziehungen. Der Weg soll aufgrund der dichten Siedlungsstruktur auf weiten Abschnitten als Fahrradstraße gebaut werden. Er kann dazu beitragen, die S -Bahn, die Fern- bahnverbindung und die Autobahn zu entlasten. 23
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ] Grafik: ARGUS Abb. 3.1 Vorzugsvariante Radschnellweg Elmshorn Foto und Grafik: ARGUS Abb. 3.2 Bestand Dockenhudener Chaussee und Vorschlag für eine Neugestaltung Fotos: H. Teichmann Abb. 3.3 Vorzugstrasse in Halstenbek. Außerorts muss zum Teil gar nicht viel verändert werden. 24
3.2 Radschnellweg Bad Bramstedt – Hamburg Der Radschnellweg soll Bad Bramstedt, Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und Norderstedt mit Hamburg verbinden und in der Höhe von Hamburg-Alsterdorf und Winterhude an die Velorouten 4 und 5a anschließen. Die Route ist eine der längsten im Gesamtprojekt. Wichtige Ziele im nördlichen Abschnitt sind das Stadtzentrum von Bad Bramstedt, der Einkaufspark Dodenhof und die Gewerbegebiete in Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg. Im Bereich Kisdorf-Feld gibt es noch mehrere kleinräumige Varianten, weil hier die Planung für das neu entstehende Gewerbegebiet noch nicht abgeschlossen ist. In Norderstedt soll es dann auf einem Radweg an der Schleswig-Holstein-Straße weitergehen. Trotz des leichten Umwegs ist diese Führung vorteilhaft, da es hier deutlich weniger Einmündungen und Ampeln als im Zentrum von Norderstedt gibt. Das bedeutet, dass durch geringere Zeitverluste insgesamt Fahrzeit gespart werden kann. Die Gesamttrasse ist sehr vielschichtig: Auf der einen Seite gibt es schon heute Verbindungen, die bereits intensiv vom Radverkehr genutzt werden. Sie liegen oft in den Orten, als Fahrrad- wege an größeren Straßen oder auf Wirtschaftswegen. Durch den Ausbau als Radschnellweg sollen sie attraktiver werden und dazu einladen, auch längere Strecken mit dem Fahrrad oder mit dem Pedelec zurückzulegen. Schon jetzt ist klar, dass der hohe Radschnellweg-Standard bis auf wenige Ausnahmen hergestellt werden kann. Stellenweise sind große Baumaßnahmen erforderlich. Das betrifft insbesondere das alte Gütergleis an der U1 zwischen Ochsenzoll und Klein Borstel. Aber der Aufwand lohnt sich. Auf 6 km Länge soll hier eine hochattraktive und kreuzungsfreie Strecke mit Strahlkraftpotenzial entstehen, die dem Radverkehr einen erheblichen Zeit- und Komfortgewinn bringt. Über den bereits ausgebauten Pergolenradweg und die Alsterachsen gelangt man dann bequem in die Hamburger Innenstadt. Im Kreis Segeberg muss neben den Städten und Gemeinden auch das Land eine starke Rolle beim Ausbau übernehmen, da lange Streckenabschnitte an Landes- und Bundesstraßen verlaufen. Steckbrief Vorzugstrasse Länge Rund 40 km Kreis Segeberg mit Bad Bramstedt, Lentföhrden, Nützen, Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und Norderstedt; Ham- Beteiligte Kommunen burg mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende sowie dem Bezirksamt Hamburg-Nord Lentföhrden, Nützen, Dodenhof, Holstentherme, Ulzburg Süd, Ochsenzoll, Kiwittsmoor, Langenhorn Nord, Langen- Bahnhöfe und Haltepunkte horn Markt, Fuhlsbüttel Nord, Klein Borstel, Ohlsdorf, Sengelmannstraße (City Nord) Die Trasse verläuft über zum Teil ländlich geprägte Regionen im Norden und Mittelzentren bis in die hoch verdichtete Me- tropole. Sie kann auf weiten Abschnitten im hohen Standard Charakterisierung realisiert werden. Die kreuzungsfrei und selbstständig geführ- te Verbindung entlang der U1 in Hamburg ist als Besonder- heit zu nennen. 25
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ] ® Grafik: PGV-Alrutz Grafik: PGV-Alrutz Abb. 3.4 E mpfehlung für die Umgestaltung der Altonaer Straße in Bad Bramstedt Grafik: PGV-Alrutz Legende Vorzugstrasse Innenstadt/ Zentrum Gewerbegebiet Naturschutzgebiete Bahnhof/ Haltestelle S-Bahnhof U-Bahnhof Zentrale Bushalteste weiterführende Schu berufsbildende Schu Amtsgrenze Metropolregion Ham Machbarkeitsstudie R Bad Bramstedt - Ham Übersicht Vorzugstrasse 0 1.000 2.000 3.0 Kartengrundlage: Bundesamt für Kartographie Datenquellen:http://sg.geodatenzentrum.de/we TopPlus_Open.pdf (Im Original A0) 1:32.000 Stand: 22.12.2020 A-RS070 - Übersicht HU - A3_23.09.2020 Abb. 3.5 Mögliche Führung bei Henstedt-Ulzburg Abb. 3.6 ie Vorzugstrasse für den Radschnellweg D Bad Bramstedt–Hamburg Grafik: Visualisierung: bloomimages Grafik: PGV-Alrutz Abb. 3.7 Visualisierung der Führung auf dem alten Gütergleis 26
3.3 Radschnellweg Ahrensburg – Hamburg Die Route soll Ahrensburg mit Hamburg-Wandsbek verbinden, wo sie in Volksdorf an die Veloroute 6 anschließen soll. Sie ist die kürzeste der untersuchten Verbindungen, hat aber aufgrund der starken Pendlerbeziehungen zwischen Ahrensburg und Volksdorf P otenzial. Sie bietet sich nicht nur für alle diejenigen an, die von Ahrensburg aus in die Hamburger Innenstadt fahren wollen, sondern auch für diejenigen, die in Hamburg wohnen und in einem der großen A hrensburger Gewerbegebiete arbeiten. Weil aufgrund der Entfernung zur H amburger Innenstadt damit zu rechnen ist, dass nur wenige die ganze Strecke bis ins Hamburger Stadt- zentrum mit dem Rad fahren werden, ist die Anbindung der U-Bahn-Haltestelle Volksdorf von zentraler Bedeutung. Denn so lassen sich Fahrrad und ÖPNV ideal kombinieren. Die gesamte Strecke ist schon heute mit dem Fahrrad befahrbar, ein Neubau von Streckenabschnitten ist auf dieser Trasse nicht notwendig. Abschnittsweise müssen vorhandene Wege ausgebaut werden. In den Wohnstraßen kann durch die Einrichtung von Fahrradstraßen mit vergleichsweise geringem Aufwand eine deutliche Verbesserung für den Radverkehr erreicht werden. Während die Machbarkeitsstudien erstellt wurden, liefen in Hamburg parallele Prozesse und Diskussionen, deren Ergebnis zum Projektabschluss noch offen war. Dazu gehören das Projekt autoarmes Volksdorf und die Diskussion über eine fahrradfreundliche Umgestaltung des Berner Heerwegs. Ihre Zielrichtung passt jedoch und ihre Ergebnisse werden sich gut mit denen der Machbarkeitsstudie kombinieren lassen. Der Radschnellweg muss nicht so kurz bleiben, wie er jetzt aussieht. In Hamburg ist eine ergänzende Führung in Richtung Innenstadt oder eine Anbindung an den Bahnhof Rahlstedt in der Zukunft denkbar. Von Ahrensburg aus könnte es eine Verlängerung nach Bargteheide geben. Steckbrief Vorzugstrasse Länge Rund 10 km Ahrensburg, Hamburg mit der Behörde für Verkehr und Beteiligte Kommunen Mobilitätswende und dem Bezirksamt Wandsbek Bahnhöfe und Haltepunkte Volksdorf Der Radschnellweg soll vom Gewerbegebiet Nord in Ahrens- burg kommend durch Wohngebiete und dünn besiedelte Flächen verlaufen. Innerhalb Hamburgs soll er weiter durch Charakterisierung dichter besiedeltes Gebiet führen bis hin zur U-Bahnhhal- testelle Volksdorf. Hier schließt die Veloroute 6 an. In weiten Teilen wird eine Führung auf Fahrradstraßen empfohlen. 27
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