Querschnittsbericht - Machbarkeitsstudien Radschnellwege METROPOLREGION HAMBURG

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Querschnittsbericht - Machbarkeitsstudien Radschnellwege METROPOLREGION HAMBURG
Querschnittsbericht

Machbarkeitsstudien Radschnellwege

      METROPOLREGION HAMBURG
Querschnittsbericht - Machbarkeitsstudien Radschnellwege METROPOLREGION HAMBURG
Inhalt

       Vorwort         3
       Zusammenfassung5

1.     Ausgangslage und Projektziele                              7
1.1    Hintergründe                                               8
1.2    Radschnellwege                                            11
1.3    Potenzialanalyse                                          13

2.     Die Machbarkeitsstudien                                   14
2.1    Projektpartner und Projektarchitektur                     14
2.2    Abstimmung mit den Ländern                                16
2.3    Projektkommunikation                                      16
2.4    Radschnellnetz-Konferenz                                  17
2.5    Die Suche nach den Vorzugstrassen                         18

3.     Die Ergebnisse                                            22
3.1    Radschnellweg Elmshorn – Hamburg                          23
3.2    Radschnellweg Bad Bramstedt – Hamburg                     25
3.3    Radschnellweg Ahrensburg – Hamburg                        27
3.4    Radschnellweg Geesthacht – Hamburg                        29
3.5    Radschnellweg Lüneburg – Hamburg                          31
3.6    Radschnellweg Tostedt – Hamburg                           33
3.7    Radschnellweg Stade – Hamburg                             35
3.8    Radschnellweg Lübeck                                      37
3.9    Radschnellweg Schwerin – Wismar                           39
3.10   Gestaltung, Förderung, Finanzierung und Trägerschaft      41
3.11   Kommunikation                                             43

4.     Wie geht es weiter?                                       45
4.1    Ein zusammenhängendes Netz über alle Grenzen hinweg       45
4.2    Die regionale Ebene: Ein Leitprojekt der Metropolregion   46
4.3    Die lokale Ebene: Trassenbündnisse                        47
4.4    Detailplanung vor Ort                                     47

       Abbildungsverzeichnis                                      48
       Impressum                                                 50
Querschnittsbericht - Machbarkeitsstudien Radschnellwege METROPOLREGION HAMBURG
Vorwort

                                                                                                                                  Foto: Reinhardt
Für das Radschnellnetz der Metropolregion Hamburg
liegen jetzt die Machbarkeitsstudien vor. Mit ihnen ver-
folgt die Metropolregion Hamburg konsequent das Ziel,
die Attraktivität des Radverkehrs weiter zu s­ teigern.
Damit legt sie den Grundstein für die V ­ erlagerung von
Teilen des Pendlerverkehrs vom PKW auf das Fahrrad.
Erstmals in Deutschland wurde ein regionales Rad-
schnellnetz entwickelt, das sich an Pendlerbeziehungen
in einer Region orientiert und vier Länder berührt.           Mit den Machbarkeitsstudien haben die Partner die
    Das Radschnellnetz trägt zur Lösung vieler der von der    Grundlage in der Hand, um Anträge einreichen und
OECD in ihrem 2019 veröffentlichten Territorial Review        Förder­mittel einwerben zu können. Aber auch in der
genannten Aufgabenbereiche bei. Die Zusammen­arbeit           ­Planung stehen noch viele Aufgaben an, die jetzt gelöst
im Mobilitätssektor konnte über alle Verwaltungs­grenzen       werden müssen. An vielen Stellen stehen ­Gemeinden,
hinweg vertieft und ausgebaut werden. Durch die zuneh-         Kreise und Länder kurz davor, in die ­         Detailplanung
mende Beliebtheit und Verbreitung von ­Pedelecs und die        einzusteigen, um erste Abschnitte umzusetzen. An
damit immer größer werdende ­Reichweite tragen sie zur         ­anderen Stellen ­müssen vor der Detailplanung noch
Förderung der E-Mobilität bei. Da im Radschnellnetz die         weitere A ­ ufgaben gelöst werden. Ein gutes Mittel, um
Anbindung an den ÖPNV von Anfang an ­konsequent mit-            das zu schaffen, sind Trassenbündnisse. Sie ­können
gedacht ­wurde, sind sie außerdem ein wichtiger ­Baustein       sich sowohl auf ganze Trassen als auch auf Bau-
in e
   ­ inem intermodalen Mobilitätsangebot in der Region.         abschnitte beziehen und sollten wo immer möglich
    Die Metropolregion macht sich nun auf den Weg, auf       ­geschlossen werden.
Grundlage der Machbarkeitsstudien in die Umsetzung                  Ich freue mich sehr, dass alle Beteiligten über die ­lange
zu gehen. Dafür muss gemeinsam über kommunale,                  Zeit so konstruktiv und lösungsorientiert zusammen­
Kreis- und Ländergrenzen hin geplant, finanziert und            gearbeitet haben und alle ­Machbarkeitsstudien e  ­ rfolgreich
gebaut werden. Das ist gelebte Metropolregion: Weil             abgeschlossen werden konnten. Ich wünsche ­
                                                                ­                                                         allen
mögliche Probleme vor Landes-, Kreis oder Gemeinde­             ­weiterhin viel Kraft und Erfolg bei der Umsetzung und
grenzen nicht haltmachen, setzen wir uns dafür ein,              freue mich schon darauf, die ersten Routen mit dem
gemeinsam und über Politik- und Verwaltungsebenen                Fahrrad abzufahren.
hinweg die besten Lösungen für die neuen Radschnell-
wege zu erarbeiten. Jetzt kommt es darauf an, schnell in
die Umsetzung zu gehen. So wird das neue Netz zügig
Realität und die Pendlerinnen und Pendler in der Metro-
polregion werden, da wo es geht, ihr Auto stehen lassen      Ihr Andreas Rieckhof
und komfortabel ihre täglichen Wege mit dem Fahrrad          Staatsrat der Behörde für Wirtschaft
                                                             und Innovation Hamburg
zurücklegen können.
                                                             Vorsitzender des Regionsrats
                                                             der Metropolregion Hamburg

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Querschnittsbericht - Machbarkeitsstudien Radschnellwege METROPOLREGION HAMBURG
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ]

Mit der Fertigstellung der Machbarkeitsstudien zum Rad-

                                                                                                                                  Foto: Karoline Wolf
schnellnetz ist nun der erste bedeutende Schritt getan.
Jetzt wird es darum gehen, dieses Potenzial zu nutzen
und in die Phase der Umsetzung zu kommen. Ich sehe
in diesem Konzept eine große Chance, den Umweltver-
bund deutlich zu stärken. Darin werden alle umwelt-
freundlichen Verkehrsmittel wie das Fahrrad, öffentliche
Verkehrsmittel aber auch zum Beispiel das zu Fuß gehen
zusammengefasst.
      Immer mehr Menschen nutzen nicht nur in der ­Freizeit,
sondern auch im Alltag das Fahrrad. Damit überneh-
men Sie Verantwortung für den Klimaschutz und setzen
Zeichen für eine zukunftsgerechte Mobilität. Das Rad-
schnellnetz ist ein wichtiger Baustein, den Weg mit dem           Die Idee des Radschnellnetzes wurde in v    ­ ielen Abstim-
Rad beispielsweise zur Schule, zur Arbeit, zur Ausbil-            mungs- und Arbeitsgruppengesprächen p      ­ räsentiert und
dung, zum Studium oder dem Praktikumsplatz noch at-                erörtert. Die Gemeinden und Städte waren von ­Anfang
traktiver zu gestalten. Durch die enge Anbindung an das           an in die Prozesse der M­ achbarkeitsstudien e ­ ingebunden
Bahnnetz besteht für alle Radfahrenden die Möglichkeit,           und sind unter anderem aus den ­Projekt­gruppen über die
ihre Radstrecke mit der Bahnnutzung zu kombinieren.               Planungen informiert worden. So sind in ­vielen Trassen
Die Radschnellwege oder ­Radboulevards gewährleisten              auch die Ortsverbände des ADFC ­ständiger ­Wegbegleiter
einen – weitestgehend – ungestörten und sicheren Rad-             in dem Projekt. Auch in der Umsetzungs­planung ­werden
fahrgenuss, der noch mehr Menschen davon überzeugen               die Städte und G ­ emeinden ­entscheidende P   ­ artner sein,
wird, ihr Rad zu nutzen. Insofern erwarten wir auch eine          das Radschnellnetz zügig zu realisieren, denn die
nennenswerte Steigerung des Radverkehrs bei den Pend-            ­Planungs­hoheit obliegt auch weiterhin den K     ­ ommunen.
lern. Entsprechende Signale aus der Region haben wir              Je mehr A ­ kzeptanz von S ­ eiten der K
                                                                                                         ­ ommunen und der
bereits erhalten.                                                 Bevölkerung im V
                                                                  ­                   ­ orwege der U   ­ msetzungsplanung
      All das sind gute Gründe dafür, als Kreis Pinneberg beim    ­besteht, desto realistischer wird es sein, die Rad­
  Leitprojekt „Machbarkeitsstudien für ­Radschnellwege“ der        schnell­wege auch im Rahmen des g    ­ esteckten Zeitziels
  Metropolregion Hamburg die Federführung ­übernommen              umzusetzen.
zu haben. Mit diesem Projekt ist das bislang größte                   Unsere Aufgabe als Partner in der Metropolregion
­Leitprojekt der Metropolregion mit insgesamt dreizehn            Hamburg ist es, voranzugehen, zu sensibilisieren und für
 ­Projektpartnern aus vier Bundesländern – Schleswig-              die Radfahrenden neue Mobilitätsketten zu ermöglichen.
  Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, ­Niedersachsen und            Ich freue mich auf die Umsetzung.
  Hamburg – und einem zu 80 Prozent geförderten Projekt­
volumen von 1,2 Millionen Euro entstanden. Die Machbar-
  keitsstudien und Querschnittsaufgaben w    ­ urden von zehn
  Planungsbüros aus dem In- und Ausland ­bearbeitet. Damit
  hat das Radschnellnetz auch eine Signalwirkung weit über       Ihre Elfi Heesch
  die Metropolregion Hamburg hinaus. Die b     ­ eeindruckende   Landrätin des Kreises Pinneberg
  Größe des Leitprojekts bezieht sich sowohl auf die räum-
  liche Ausdehnung in der Metropolregion Hamburg, als
  auch auf die Anzahl der Partner und das Finanz­volumen.
Außerdem ist es das einzige ­regionale Radschnellwege-
Projekt b  ­ undesweit, das von Vornherein konsequent von
den Pendlerbeziehungen in der gesamten Region ausgeht
und somit vier Länder einbindet.

                                                                                                                             4
Querschnittsbericht - Machbarkeitsstudien Radschnellwege METROPOLREGION HAMBURG
Zusammenfassung

      Gemeinsam                                   Gemeinsam
      große Ziele                                  Strecke
       verfolgen                                   machen

    Mit dem Rad zügig am Stau ­vorbei:           In den Machbarkeitsstudien ­wurden
    Die Radschnellwege sind ein w­ ichtiger      von September 2018 bis August
    Beitrag zur Mobilitätswende in der           2021 neun Trassen mit ­insgesamt
    Metropolregion Hamburg, denn sie             rund 300 km Länge untersucht, um
    sind ein neues Angebot für alle, die         mit Radschnellwegen in einem hohen
    auf täglichen Wegen mit dem Rad              Ausbaustandard und möglichst viele
    unterwegs sind, binden den                   Wohngebiete mit Arbeits- und Aus-
    ­Schienen­verkehr an und ­fördern die        bildungsplätzen unterbrechungsfrei
     E-Mobilität mit Pedelec und Bahn.           zu verbinden.

                                                  Gemeinsam
         Alle
                                                 in die Zukunft
      mitnehmen
                                                   ­investieren

     Viele Menschen haben ­mitgeholfen,           Die Förderfonds der vier Länder
     die Studien ­auszuarbeiten:                  in der Metropolregion Hamburg
     die vier beteiligten L  ­ änder ­Hamburg,    ­stellten für die Machbarkeitsstudien
     ­Schleswig-Holstein, Mecklenburg-           eine Million Euro zur ­Verfügung
      Vorpommern und N      ­ iedersachsen,      bereit und finanzierten sie so
      13 ­kommunale Partner,                     zu 80 Prozent. Die erfolgreiche
      zehn ­Fachbüros und die ­Gemeinden         ­regionale Kooperation soll weiter
    und ­Bezirke waren an der                     fortgesetzt werden.
    ­Ausarbeitung der Trassen ­beteiligt.
      Mobilitäts­verbände ­waren einbezogen.
      ­Online-Beteiligung und Bürgerwork-
       shops e ­ rweiterten den Kreis der
       Beteiligten. Und ­natürlich wurde die
       Politik regelmäßig informiert.

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Querschnittsbericht - Machbarkeitsstudien Radschnellwege METROPOLREGION HAMBURG
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ]

      Für
 M
 ­ enschen,                                  Gemeinsam
die gern Rad                                 lernen und
    fahren,                                  profitieren
  ­gestalten

Die Gestaltung der ­Radschnellwege       Durch die gute Zusammenarbeit bei der
ist mit den vier Ländern der             ­Ausarbeitung der Machbarkeitsstudien ist
­Metropolregion abgestimmt. Die           ein belastbares Netzwerk aus Fachleuten
 Wege sollen möglichst gut in Stadt       und Interessierten gewachsen, in dem auf
 und Land eingebunden werden.             ­kurzen Wegen Erfahrungen ausgetauscht und
 Deshalb liegt der Fokus darauf,           ­Lösungen pragmatisch diskutiert ­werden.
 ­bestehende Wege zu verbinden              So lernen alle voneinander, und keiner muss
  und auszubauen. Natürlich wird es      das Rad neu erfinden oder den Kopf in den
  auch Lückenschlüsse geben.             Sand stecken. Das beflügelt und gibt Schwung!

 Gemeinsam
 planen und
    bauen

Die Projektpartner machen sich
­gemeinsam auf den Weg in die
 ­Umsetzung. Die Detailplanung
  wird auf die Machbarkeitsstudien
  aufbauen. Und dann kann gebaut
  werden. Damit alles klappt, halten
  wir auch weiterhin zusammen:
  In einem gemeinsamen Projekt,
  das die nächsten Schritte begleitet,
  und in Trassenbündnissen vor Ort.

                                                                                            6
Querschnittsbericht - Machbarkeitsstudien Radschnellwege METROPOLREGION HAMBURG
1. Ausgangslage und Projektziele

      Radfahren liegt im Trend und hält fit: Immer mehr Menschen nutzen das Rad
      auf ihrem täglichen Arbeitsweg. Die tägliche Dosis Sport bekommen sie so auf
      den täglichen Wegen ganz nebenbei. Davon profitieren alle, denn Menschen,
      die ­regelmäßig mit dem Rad fahren, sind nicht nur nachweislich gesünder und
      seltener krank, sie sind bei der Arbeit und in der Ausbildung auch motivierter.
      Diese positiven Effekte wollen wir in der Region nutzen, indem wir uns g
                                                                             ­ emeinsam
        für den Bau von Radschnellwegen einsetzen. Mit ihrer Potenzialanalyse hatte
        die Metropolregion Hamburg 2017 einen ersten Schritt in diese Richtung ­getan.
        Damit waren die Arbeits- und Ausbildungswege in der gesamten Region auf
        der Suche nach möglichen Trassen von Anfang an im Blick. Jetzt liegen die
      ­Machbarkeitsstudien für acht Radschnellwege vor, ein weiterer wird noch
       ­untersucht und diese Ergebnisse dürften Anfang 2022 vorliegen.

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Querschnittsbericht - Machbarkeitsstudien Radschnellwege METROPOLREGION HAMBURG
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ]

1.1   Hintergründe

      Die Metropolregion Hamburg, die sich über Teile der vier Länder Hamburg, S
                                                                               ­ chleswig-Holstein,
      Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen erstreckt, ist ein Raum mit ausgeprägten
      Stadt-Umland-Beziehungen. In der Metropolregion gibt es mit mehr als 700.000 Pendlern
      starke Verflechtungen, insbesondere zu den urbanen Zentren wie Hamburg, Lübeck oder
      Schwerin. Das macht sich auch auf der Straße und im öffentlichen Personennahverkehr
      ­bemerkbar. In den Hauptverkehrszeiten, in denen viele Menschen unterwegs sind, wird es auf
       der Straße und in Bussen und Bahnen besonders voll.

         Viele Gründe sprechen dafür, mit dem Rad zur Arbeit oder zur Ausbildung zu fahren.
         Hier die sechs wichtigsten:

              	Wer regelmäßig Rad fährt, ist fit. Der Kreislauf wird regelmäßig angeregt,
                das Herz und die Muskulatur werden trainiert, die Gelenke geschont. Laut
                Weltgesundheits­organisation (WHO) reichen 30 Minuten moderate Bewegung
                pro Tag, um K
                            ­ rankheiten vorzubeugen und länger zu leben.

              	Wer regelmäßig Rad fährt, ist ausgeglichener, weniger gestresst und m
                                                                                     ­ otivierter
                 als andere. Durch die körperliche Bewegung wird der Kopf frei für Neues.
                 Das G
                     ­ ehirn schüttet Wohlfühlhormone aus, das Wohlbefinden steigt.

              	Wer regelmäßig Rad fährt, schützt die Umwelt und hilft, die Klimaziele zu errei-
                  chen, damit wir unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Welt vererben
                 können. Radfahren senkt den Energieverbrauch und die Umweltbelastung durch
                 CO2, NOx und Feinstaub. Und Fahrräder brauchen weniger Platz zum Parken und
                 ­Fahren als Autos.

              	Wer regelmäßig Rad fährt, kennt seine Umgebung besser. Davon profitiert auch
                 der Einzelhandel vor Ort, denn Radfahrende kaufen zwar auf einer Tour weniger
                 ein, geben aber insgesamt nachweislich mehr Geld aus als alle, die mit dem Auto
                 zum Einkaufen fahren.

              	Wer mit dem Rad fährt, ist oft schneller am Ziel. Gerade auf kurzen Wegen oder
                 in der Stadt kann das Fahrrad punkten. Und in den Hauptverkehrszeiten sieht
                 man oft, dass Radfahrende am Stau vorbeiziehen. Außerdem entfällt mit dem
                 Rad die oft lange und nervenaufreibende Parkplatzsuche.

              	Wer mit dem Rad fährt, spart Geld. Und zwar nicht nur das eigene, sondern auch
                  das der Allgemeinheit. Denn das Fahrrad braucht keine so teure und platz-
                 intensive Infrastruktur wie das Auto, es entstehen auch keine Kosten durch
                 ­Umweltbelastungen. Das ist auch für Unternehmen gut: Wenn viele mit dem
                  Rad kommen, werden weniger teure Parkplätze benötigt.

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Querschnittsbericht - Machbarkeitsstudien Radschnellwege METROPOLREGION HAMBURG
Auch einige Megatrends sprechen dafür, sich jetzt nach Alternativen zu den herkömmlichen
    Verkehrsmitteln umzusehen. Immer mehr Menschen ziehen in verdichtete Regionen. Alle
    müssen zusammenrücken, Flächen müssen intelligenter genutzt werden. Hinzu kommt der
    sich in den letzten Jahren immer weiter verstärkende Trend zum Radfahren, der durch die
    ­Corona-Pandemie zusätzlichen Rückenwind bekommen hat. Bei Pedelecs ist dieser Rücken-
     wind sogar fest eingebaut: Sie tragen dazu bei, dass die im Radverkehr gefahrenen Entfer-
     nungen größer werden. Damit können immer weitere Wege aus dem Umland in die ­Zentren
     zurückgelegt werden. Die Verkaufszahlen steigen in den letzten Jahren kontinuierlich, so
     dass Pedelecs einen erheblichen Beitrag zur Stärkung der Elektromobilität leisten. Allein
     2020 wurden fast zwei Millionen Pedelecs und E-Bikes verkauft – rund zehn Mal so viele wie
     E-Autos. Aber auch unabhängig davon hat sich das Fahrrad in den vergangenen Jahren in der
     gesamten Metropolregion Hamburg zu einem ernst zu nehmenden Verkehrsmittel entwickelt,
     das ein zentraler Baustein in der Mobilitätswende ist.

       Auch wenn alle umgangssprachlich „E-Bike“ genannt werden, gibt es doch wichtige
       Unterschiede zwischen Pedelecs, S-Pedelecs und E-Bikes:

            	Ein Pedelec ist ein Fahrrad mit einer elektrischen Tretunterstützung bis zu einer
                 Geschwindigkeit von 25 km/h. Das Pedelec darf überall da fahren, wo auch ein
                 normales Fahrrad fahren darf.

            	Ein S-Pedelec hat einen stärkeren Motor und fährt mit elektrischer Unter-
               stützung bis zu 45 km/h. Es braucht ein Versicherungskennzeichen. Für das­­
               S-­Pedelec gilt eine Helm- und Führerscheinpflicht. Das S-Pedelec gilt als Klein­
               kraftrad und darf nicht auf Radwegen fahren.

            	Ein E-Bike hat einen E-Motor, der auch unabhängig von den Pedalen funktioniert.
                Es hat ein Versicherungskennzeichen, außerdem besteht Helm- und Führerschein­
               pflicht. Auch das E-Bike darf nicht auf Radwegen fahren.

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Querschnittsbericht - Machbarkeitsstudien Radschnellwege METROPOLREGION HAMBURG
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ]
Foto: BVM

            Abb. 1.1 Auf gut ausgebauten Wegen wird der Arbeitsweg zur Erholung

            Vor diesem Hintergrund ist eine gezielte Förderung des Alltagsradverkehrs mehr als nur
            ein Beitrag zu mehr Klimaschutz und Gesundheitsvorsorge. Mit den Radschnellwegen, die
            gut mit dem bestehenden und geplanten öffentlichen Nahverkehr verknüpft sind, soll ein
            ­Angebot geschaffen werden, das zum Kombinieren verschiedener Verkehrsmittel im Alltag
             ermutigt und die Abhängigkeit vom Auto verringert.
                  Gleichzeitig trägt das Projekt dazu bei, dass die Metropolregion Hamburg immer ­weiter
             ­zusammenwächst. Durch die Kooperation unterschiedlicher Verwaltungsebenen und F   ­ achbereiche
              von den Gemeinden über die Kreise bis hin zu den Ländern konnte die Zusammenarbeit über
              alle Verwaltungsgrenzen hinweg nachhaltig ausgebaut und vertieft werden.
                  Damit wird das Projekt auch dem Auftrag der Organisation für wirtschaftliche Zusammen-
              arbeit und Entwicklung (OECD) gerecht, die in ihrem 2019 veröffentlichten ­Gutachten zu den
              Chancen und Potenziale in der Metropolregion Hamburg die bereits existierende ­Fragmentierung
              aufgrund der komplexen Verwaltungsstruktur und die sich daraus ergebenden Dynamiken
              ­anmahnt. Mit den Radschnellwegen wollen wir dem ein vereinendes und zukunftsweisendes
               Element entgegensetzen.

                                                                                                                    10
1.2   Radschnellwege

                                        Bei Radschnellwegen handelt es sich um ein recht neues Instrument der Radverkehrs­förderung.
                                                                                                              ­ orreiter beim ­Ausbau.
                                        In Europa sind die Niederlande und die dänische Hauptstadt Kopenhagen V
                                        Auch London mit seinen Cycle Superhighways hat bereits auf sich aufmerksam gemacht. In
                                        Deutschland war die Machbarkeitsstudie für den Radschnellweg Ruhr ­wegweisend. 2015 ­wurde
                                       sie veröffentlicht und eine Pilotstrecke umgesetzt. Im selben Jahr entstand in Göttingen der
                                       erste Abschnitt des eRadschnellwegs, der aus Mitteln für die Elektromobilität gefördert wurde.
                                            Das Thema gewinnt immer stärker an Dynamik. Inzwischen wird in sehr vielen Regionen
                                       über Radschnellwege nachgedacht, in einigen wird sogar schon gebaut. Das Radschnellnetz der
                                       Metropolregion Hamburg nimmt innerhalb von Deutschland eine Sonderstellung ein, denn es
                                       orientiert sich in seiner Struktur nicht an Landesgrenzen, sondern an den funktionalen Raum-
                                       zusammenhängen in der Region. Das hat zur Folge, dass hier besonders viele unabhängige
                                       ­Verwaltungseinheiten dazu motiviert werden müssen, überregional zu kooperieren.

                                                                                                                                         Foto: Märtens Consult/MRH
Foto: MRH

                                                                                                                                         Foto: BVM
Foto: Märtens Consult/MRH

                                       Abb. 1.2 Der RijnWaalpad in zwischen Arnheim und Nijmegen in den Niederlanden
                                       Abb. 1.3 Radschnellweg Ruhr
                                       Abb. 1.4 eRadschnellweg Göttingen
                                       Abb. 1.5 Ein erster Radschnellweg-Abschnitt in Hamburg-Neugraben

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[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ]

Fast zeitgleich mit der Machbarkeitsstudie zum Radschnellweg Ruhr wurde 2014 das Arbeits-
papier „Einsatz und Gestaltung von Radschnellverbindungen“ der Forschungsgesellschaft
für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) veröffentlicht, das 2021 aktualisiert wurde. Hieran
orientieren sich die Förderbedingungen des Bundes und damit auch alle Machbarkeitsstu-
dien und Planungen in ganz Deutschland. In der Metropolregion Hamburg wurden die Inhalte
dieser technischen Regelwerke für das Radschnellnetz konkretisiert. Der mit den Ländern
Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen abgestimmte
Gestaltungsleitfaden nahm schon während der Überarbeitung des FGSV-Regelwerks den
Stand der Fachdiskussion auf und unterscheidet zwei Ausbaustandards. Die Radschnellver-
bindungen sind für 2.000 Radfahrende und mehr am Tag ausgelegt, die etwas sparsamer
gestalteten Radvorrangrouten für weniger. Beide liegen in ihrer Ausstattung jedoch deut-
lich über dem Niveau der Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA), die ebenfalls von der
FGSV veröffentlicht und allgemein für den Bau von Radwegen herangezogen werden.
    Eine durchgehende und intuitiv erfassbare Verbindung ist wichtig, damit die Radschnell-
wege ihre Stärken ausspielen können. Für die allgemeine Kommunikation werden in der
­Metropolregion Hamburg daher die Begriffe „Radschnellnetz“ und „Radschnellweg“ genutzt.
 So liegt der Fokus nicht auf den feinen Unterschieden in der baulichen Gestaltung, sondern auf
 dem durchgehenden und verbindenden Charakter der Wege.

   Radschnellwege unterscheiden sich deutlich von touristischen Radverkehrsangeboten.
   Es geht bei ihnen vor allem darum, im Alltag auf möglichst kurzen Verbindungen kom-
   fortabel und störungsfrei ans Ziel zu kommen. Das soll durch eine großzügige Breite
   erreicht werden, damit alle in ihrem eigenen Tempo fahren und sich gegenseitig über-
   holen können. Fahrzeitgewinne lassen sich auch dadurch erreichen, dass nur wenige
   andere Straßen gekreuzt werden oder dadurch, dass die Radschnellwege an Kreuzun-
   gen Vorrang haben. So entsteht eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit mit dem
   Fahrrad, ohne dass man schneller fahren muss als sonst.

 Radschnellwege sind für längere tägliche Wege zur Schule, zum Arbeitsplatz oder zum B ­ ahnhof
 gedacht. Damit sie das ganze Jahr rund um die Uhr nutzbar sind, sind sie grundsätzlich
­beleuchtet. Sie sollten gereinigt werden und im Winter geräumt.
    In Hamburg gehen die Radschnellwege in das Veloroutennetz über, also das Hauptnetz für
 den alltäglichen Radverkehr. So wird eine optimale Verknüpfung des regionalen Radverkehrs
 mit dem städtischen sichergestellt. Einige Velorouten werden auch selbst Teil von Radschnell-
 wegen, indem sie auf den höheren Standard ausgebaut werden. Und auch in der Region werden
 die Routen in vorhandene oder noch zu planende Radverkehrsnetze eingebunden.
    Ein Sonderfall ist der Radschnellweg zwischen Schwerin und Wismar. Hier wird ein reduzier-
 ter Standard vorgeschlagen, da hier die Bevölkerungsdichte geringer ist und daher mit deutlich
 geringeren Pendlerverkehren zu rechnen ist. Dafür haben Naherholung und Tourismus mehr
 Gewicht. Ein Ansatz, der sich auch auf weitere eher ländlich strukturierte Räume in der Metro-
 polregion übertragen lässt.
    Bei den Machbarkeitsstudien wurde nicht nur darauf geachtet, dass gut ausgebaute Rad-
 schnellwege Wohnorte, Bildungsangebote und Arbeitsplatzschwerpunkte verbinden. Die Wege
 sollen auch möglichst verträglich in Natur und Landschaft eingebunden und in das Stadtbild

                                                                                                  12
eingebettet werden. Das heißt, dass nach Möglichkeit vorhandene Wege verbunden und an
           die neue Nutzung angepasst werden sollen. Dazu können Abstimmungen mit dem Natur- und
           Landschaftsschutz oder mit dem Denkmalschutz notwendig sein.

     1.3   Potenzialanalyse

           Die Grundlagen für die Machbarkeitsstudien wurden in der 2017 veröffentlichten Potenzial-
           analyse gelegt. Von Anfang an wurde das langfristige Ziel verfolgt, ein Gesamtnetz zu ent-
           wickeln. Es sollte möglichst viele Teile der vorhandenen Wege verknüpfen und das Radfahren
           über größere Entfernungen attraktiver machen.
               Um das zu erreichen, wurden zunächst 33 mögliche Korridore für Radschnellwege durch die ört-
           lichen Verwaltungen und zum Teil auch durch Mobilitätsverbände vorgeschlagen. In einem zweiten
           Schritt wurde dann untersucht, wo die meisten Menschen von einem Radschnellweg profitieren kön-
           nen und wo die Bedingungen für die Umsetzung besonders günstig sind. Als Ergebnis wurden die
           ersten acht Untersuchungsräume für Machbarkeitsstudien gefunden. Später wurde aufgrund des
           starken lokalen Engagements der Korridor von Tostedt über Buchholz nach Hamburg ergänzt.
               Das Radschnellnetz soll auch in Zukunft weiter wachsen, zum Beispiel durch Verlängerungen
           und Zubringer. Möglicherweise werden irgendwann auch weitere Korridore erschlossen.

              Obwohl es sich bei Radwegen auf den ersten Blick um eine recht einfache Infrastruktur
              handelt, gibt es gute Gründe, wieso die Planung sorgfältig vorbereitet werden muss.
              Denn dadurch, dass sie große Distanzen und viele Verwaltungsgrenzen überwinden
              sollen, muss ihre Führung und Gestaltung breit abgestimmt werden.

                    	Die Potenzialanalyse der Metropolregion Hamburg zeigt, wo der Bedarf für Rad-
                      schnellwege besonders hoch ist und wo es sich lohnt, erste Investitionen zu
                      tätigen, weil dort besonders gute Erfolge zu erwarten sind.

                    	
                     Die Machbarkeitsstudien zeigen, wo die Strecken für neun Radschnellwege
                     über alle Gemeinde- Kreis- und Landesgrenzen hinweg verlaufen sollten, um
                     ­möglichst viele Wohn- und Zielorte miteinander zu verbinden und bis auf wenige
                      Ausnahmen den hohen Ausbaustandard zu erreichen. Die Machbarkeitsstudien
                      sind für die Beantragung von Fördermitteln notwendig, ohne die ein Bau nicht
                      möglich wäre. Außerdem waren sie in der Metropolregion Hamburg ein w ­ ichtiges
                      Instrument, um einen Konsens vor Ort zu finden.

                    	Die Nutzen-Kosten-Analysen, die nach den Machbarkeitsstudien durchgeführt
                      werden sollen, werden ebenfalls für die Beantragung von Fördermitteln benötigt.
                      Sie dient dazu nachzuweisen, dass die Gelder für den Ausbau gut investiert sind.

                    	Hinzu können noch weitere Gutachten kommen, die für Planung und Bau b
                                                                                           ­ enötigt
                       werden. Das können zum Beispiel Gutachten zum Natur- und Landschaftsschutz
                       oder zu großen Bauwerken wie Brücken oder Unterführungen sein.

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[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ]

2. Die Machbarkeitsstudien

      In der Metropolregion Hamburg wurden neun Radschnellwege in Machbarkeits-
      studien genauer betrachtet. Sieben von ihnen laufen auf Hamburg zu, einer
      durchquert Lübeck und bindet Groß Grönau und Bad Schwartau an. Ein weiterer
      verbindet Schwerin mit Wismar. Bei ihrer Ausarbeitung wurde viel Wert darauf
      gelegt, dass sie nicht am grünen Tisch entstehen, sondern dass in einem breit
      angelegten Beteiligungsprozess möglichst viele Erfahrungen, Kenntnisse und
      Sichtweisen aufgenommen werden. Auf diese Weise sollte schon jetzt möglichst
      viel Rückenwind für einen späteren Ausbau generiert werden.

2.1   Projektpartner und Projektarchitektur

      Die Machbarkeitsstudien für Radschnellwege wurden in einem sehr komplexen Kooperations­
      projekt ausgearbeitet, dessen Struktur die Verwaltungsstruktur der Metropolregion H
                                                                                        ­ amburg
      widerspiegelt. Das hatte zur Folge, dass 13 Partner – überwiegend Städte, Kreise und Land-
      kreise – als zentrale Akteure die Machbarkeitsstudien koordinierten. Dabei war der Kreis
      ­Pinneberg als Projektträger federführend. Das Projektmanagement wurde in der Geschäfts-
       stelle der Metropolregion Hamburg eingerichtet. Aber auch die Länder Hamburg, Schleswig-
       Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen sowie die Städte und Gemeinden
       ­waren in verschiedenen Arbeitskreisen und Abstimmungsrunden an der Ausarbeitung beteiligt.

                                                                  Dachkonzept
                                                                                  Föderung,
                      Planung und
                                                                             ­Finanzierung und                                  Kommunikation
                      Gestaltung
                                                                                T
                                                                                ­ rägerschaft
                                  mburg

                                                              g

                                                                         mburg

                                                                                                                                               Grönau
                                                         ambur

                                                                                          urg
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                                                                                               mb

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                                                                                                                        burg
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                                                   burg–H
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                                                                        acht–H

                                                                                                                                         hwarta
                                                                                         rg–Ha
              rn–Ha

                                                                                                           t–Ham

                                                                                                                                         –Groß

                                                                                                                                                         in–Wis
                                                                                                                          Ham
                                                                                   Lünebu
            Elmsho

                                             Ahrens

                                                                                                                    Stade–

                                                                                                                                  Lübeck
                                                                  Geesth

                                                                                                                                  Bad Sc
                         Bad Br

                                                                                                    Tosted

                                                                                                                                                        Schwe

                                                                                                                                                                     Grafik: MRH

                                               Machbarkeitsstudien
      Abb. 2.1 Aufbau des Leitprojekts Machbarkeitsstudien für Radschnellwege in der Metropolregion Hamburg

                                                                                                                                                                                   14
Das Gesamtprojekt hatte bei einer Laufzeit von drei Jahren ein Finanzvolumen von rund
          1,2 Millionen Euro. Es wurde zu 80 Prozent mit rund einer Million Euro von den Förderfonds
          der Metropolregion Hamburg gefördert. Die Inhalte wurden durch zehn Fachbüros ausgear-
          beitet. Dabei konnte auch auf die Expertise von Büros aus den Niederlanden und Dänemark,
          den Vorreitern bei der Entwicklung von Radschnellwegen, zurückgegriffen werden. Als Quer-
          schnittsaufgaben wurden insbesondere die Themen Gestaltung und Kommunikation bearbeitet.
          Hinzu kamen die Machbarkeitsstudien in den einzelnen Trassen. Zu jedem dieser Themen
          gab es Unterarbeitsgruppen, in denen die Länder, (Land-)Kreise und Gemeinden mit den ent-
          scheidenden Fachbereichen vertreten waren. Die Planungsbüros konnten sich in Workshops
          austauschen und gemeinsam Lösungen entwickeln.
             Durch dieses strukturierte Vorgehen wurde ein regionales Netzwerk von Fachleuten und
          Interessierten etabliert. Dadurch wurde es möglich, auf kurzem Weg Informationen zu teilen,
          neue Aufgabenstellungen und Herausforderungen zu diskutieren und pragmatische Lösungen
          zu finden.

                        Zeitablauf Machbarkeitsstudien

     Frühjahr 2019
     Bürger: Online-Beteiligung                   Grobe Trassenfindung
                                           Bestandsanalyse, Variantendiskussion
     ab Sommer 2019
     Bürger: Workshop-                                                                                 Frühjahr bis
     Veranstaltungen                           Ermittlung Vorzugstrasse                                Herbst 2020
                                                                                                       Einbindung Politik

     Februar 2021                               Detailierte Trassenfindung
     Länderworkshops zu                     Aufzeigen Machbarkeit, Lagepläne,
     ­Realisierungsträgerschaft            Steckbrief, Prinzipskizzen, Kosten etc.
      in Schleswig-Holstein und
      Niedersachsen                                                                                    Frühjahr 2021
                                               Handlungs- und Umsetzungskonzept
                                                                                                       Einbindung Politik
                                                                                                                            Grafik: MRH

                                   Begleitung durch projektbegleitende Arbeitsgruppen                  Austausch
                                           (Bezirke, Gemeinden an den Trassen)                         mit Verbänden

          Abb. 2.2 Zeitablauf des Leitprojekts Machbarkeitsstudien für Radschnellwege in der Metropolregion Hamburg

15
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ]

2.2   Abstimmung mit den Ländern

      Die bauliche Gestaltung musste mit den zuständigen Fachbereichen der vier Länder H  ­ amburg,
      Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen abgestimmt werden. Von
      den Ländern mussten Informationen zur Trägerschaft und zu Fördermitteln eingeholt werden.
      Die Ergebnisse flossen direkt in die Ausarbeitung der Machbarkeitsstudien ein.
         Parallel dazu wurden mit den Ländern erste Gespräche zur Umsetzung geführt. Im Frühjahr
      2021 fanden Workshops in Schleswig-Holstein und in Niedersachsen statt, in denen anhand
      von konkreten Beispielen die Zuständigkeiten und die Koordination bei Detailplanung und Bau
      diskutiert wurden. Die meisten Probleme ergeben sich daraus, dass der Radwegebau zwar in
      kommunaler Hand liegt, das jeweilige Land aber für die Abschnitte an Landes- und Bundesstra-
      ßen – und zum Teil sogar an Kreisstraßen – zuständig ist. Es gibt auch Kommunen, in denen der
      Radschnellweg vor allem für den Durchgangsverkehr von Bedeutung ist. Diese sehen deshalb
      den Kreis oder das Land in der Pflicht. Für derart komplexe Zuständigkeitsgefüge und die sich
      daraus ergebenden Fragen zur Finanzierung müssen in jedem Einzelfall Lösungen gefunden
      werden, bevor mit der konkreten Planung und dem Bau begonnen werden kann.
         In den Workshops wurde deutlich, dass in Schleswig-Holstein und in Niedersachsen ­derzeit
      nicht vorgesehen ist, die Radschnellwege wie in Nordrhein-Westfalen zu Landesstraßen zu machen.
      Das ist auch nicht unbedingt von Vorteil. Vergleicht man die Erfahrungen, die in Deutschland
      mit verschiedenen rechtlichen Trägerschaftsmodellen gemacht wurden, wird deutlich, dass eine
      Klassifizierung als Landesstraße zu höheren planerischen Hürden und längeren Planungszeit-
      räumen führt. Aufgrund der notwendigen engen Rahmenbedingungen für die Ausweisung eines
      Radschnellwegs ist außerdem nicht gewährleistet, dass ein durchgehendes Netz entsteht.
         Verglichen mit den Flächenländern hat Hamburg als Stadtstaat eine Sonderstellung. Hier
      sind die Verwaltungsstrukturen flacher. Planung und Bau der Radschnellwege sollen sich hier
      an den sachlich-örtlichen Zuständigkeiten orientieren und über das neue Bündnis für den Rad-
      und Fußverkehr festgelegt werden. Bei der Detailplanung und beim Bau werden die üblichen
      Beteiligungs- und Planungsverfahren durchgeführt.
         Damit das Radschnellnetz möglichst zügig umgesetzt werden kann, setzt die Metropolre-
      gion Hamburg auf eine Fortsetzung der sehr erfolgreichen interkommunalen Zusammenarbeit,
      die sich bei der Ausarbeitung der Machbarkeitsstudien etabliert hat. Die Geschäftsstelle der
      Metropolregion soll auch weiterhin die Projektkoordination übernehmen, um Querschnitts-
      aufgaben wie die Kommunikation und die Gestaltung von Ausstattungselementen gebündelt
      durchführen zu können. Als Grundlage, auf der Bundesmittel beantragt werden können, sollen
      außerdem Nutzen-Kosten-Analysen beauftragt werden.

2.3   Projektkommunikation

      Während der gesamten Projektlaufzeit übernahm die Geschäftsstelle der M    ­ etropolregion
      Hamburg die zentrale Projektkommunikation. Dazu gehörte neben der Pressearbeit und
      der Bereitstellung der Website www.radschnellnetz.de der Aufbau des Twitter-Kanals­
      ­@radschnellnetz, über den ein direkter Austausch mit der Fahrrad-Community möglich wurde.
          Die Kommunikation über das Gesamtprojekt wurde durch die Kommunikation zu den Einzel-
       projekten ergänzt, die durch die Projektpartner übernommen wurde.

                                                                                                        16
2.4   Radschnellnetz-Konferenz

           Um die Zwischenergebnisse der Machbarkeitsstudien zu veröffentlichen und den fachlichen
           Austausch zu vertiefen, veranstaltete die Metropolregion Hamburg im November 2019 eine
           eintägige Konferenz. An ihr nahmen 180 Fachleute und Interessierte aus ganz Deutschland
           teil, fast doppelt so viele wie ursprünglich vorgesehen.
               In ihrem Impulsvortrag regte Frau Dr. Philine Gaffron vom Institut für Verkehrsplanung und
           Logistik an der Technischen Universität Hamburg dazu an, die moderne Mobilität und vor allem
           den modernen Straßenverkehr zu hinterfragen. Anschließend wurden aktuelle ­Projektstände
           und Herausforderungen in anderen Regionen Deutschlands, Strategien zur Umsetzung von
           Radschnellwegen und neueste Erkenntnisse der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) vor-
           gestellt. Mit einem Vortrag über den Radschnellweg RijnWaalpad in den Niederlanden gab es
           abschließend die Gelegenheit, zu einem durchaus kurzweiligen Blick über den Tellerrand.
               Die Konferenz zeigte sehr deutlich, dass das Interesse an Radschnellwegen bundesweit und
           am Radschnellnetz der Metropolregion Hamburg regional und überregional sehr groß ist und
           dass die Projektpartner sich mit ihren Teilprojekten bereits auf dem richtigen Weg befanden.
               In einem gemeinsamen Panel mit Barcelona, Brüssel, Kopenhagen und Utrecht soll sich das
           Radschnellnetz der Metropolregion Hamburg auch auf der internationalen Fahrradkonferenz
           Velo-city vorstellen, die im September 2021 in Lissabon stattfinden soll. Bei dieser Gelegenheit
           sollen internationale Kontakte geknüpft werden, um das Fachnetzwerk auszubauen und von
           Projekten in anderen Ländern und Regionen zu lernen.

                                                                                                              Fotos: BVM

           Abb. 2.3 E
                     röffnung der Konferenz durch Andreas Rieckhof, den Vorsitzenden
                    des Regionsrats der Metropolregion Hamburg

           Abb. 2.4 Lebhafter Austausch in den Kaffeepausen
           Abb. 2.5 Vorstellen von Zwischenergebnissen der Machbarkeitsstudien

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[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ]

2.5   Die Suche nach den Vorzugstrassen

      Um die Vorzugstrassen in den neun Korridoren zu finden, wurden Arbeitsgruppen gebildet,
      in denen vor allem die (Land-)Kreise und Gemeinden an den Trassen vertreten waren. Bei den
      sieben Korridoren im Zulauf auf Hamburg übernahm die Behörde für Verkehr und Mobilitäts-
      wende (BVM) die Koordinierung der Hamburger Abschnitte. In den Arbeitsgruppen waren
      dort zusätzlich die sieben Bezirksämter vertreten. An einigen Arbeitsgruppen nahmen auch
      die Landesstraßenbehörden oder der ADFC teil. Auch die Bürgerinnen und Bürger in der
      ­Metropolregion Hamburg hatten in einer vorgeschalteten Bürgerbeteiligung die Möglichkeit,
       sich an der Trassensuche zu beteiligen.
            Die Trassenfindung fand in mehreren Schritten statt. Zunächst wurden Arbeits- und Aus-
       bildungswege betrachtet. Karten und Daten wurden gesichtet, um mögliche Varianten zu fin-
       den. Dazu wurden auch die Ergebnisse der Online-Beteiligung über die Stadtwerkstatt der
       ­Hamburger Stadtentwicklungsbehörde herangezogen. Das Tool wurde dazu extra auf das Ge-
        biet der Metropolregion Hamburg ausgeweitet. Während der Online-Beteiligung gingen mehr
        als 1.000 konkrete Hinweise und Streckenvorschläge aus der Bevölkerung ein.
            Die möglichen Varianten wurden dann in Bürgerworkshops vorgestellt, diskutiert und verfei-
        nert. Auch hier war das Interesse groß. Viele der konstruktiven und wertvollen Hinweise wurden
        in den weiteren Planungsprozess aufgenommen. Für den Korridor Tostedt-Hamburg, der später
        als alle anderen Trassen an den Start gegangen war, gab es aufgrund der Corona-Pandemie
        ­keine Möglichkeit mehr, einen Bürgerworkshop vor Ort durchzuführen. Daher wurde hier erst-
         mals ein Online-Format gewählt, das sich ebenfalls sehr bewährt hat.
            Insgesamt wurden durch die unterschiedlichen Beteiligungsformate verschiedene Personen­
         gruppen angesprochen, die unterschiedliche Erwartungen an die Radinfrastruktur haben und ihre
         Ideen und Vorstellungen einbringen konnten. Auf diese Weise konnte das Bild der ­Erwartungen,
         die an das Radschnellnetz gestellt werden, abgerundet werden.

                                                                                                               Foto: BVM

      Abb. 2.6 Befahrung im Korridor Stade-Hamburg

                                                                                                         18
Grafik: Stadtwerkstatt

     Abb. 2.7 Ergebnis der Online-Beteiligung im Korridor Elmshorn-Hamburg

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[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ]

                                                                                                        Foto: H. Teichmann
Abb. 2.8 Befahrung im Kreis Pinneberg

Die Planungsbüros und Arbeitsgruppen sind im Laufe der Ausarbeitungen die möglichen
Trassen mit dem Fahrrad mehrmals abgefahren, um sich vor Ort ein Bild von der Situation zu
machen. Zum Teil nahm auch der ADFC oder die örtlichen Politik an den Befahrungen teil. Auf
dieser Grundlage wurden dann Ideen weiterentwickelt und konkretisiert.
    Die daraufhin ausgearbeiteten Vorzugstrassen und Maßnahmen wurden dann noch e   ­ inmal mit
den zuständigen Fachverwaltungen abgestimmt. Das waren zum Beispiel Stellen, die für die Stadt-
und Ortsentwicklung zuständig sind, die Naturschutzbehörden oder die Verkehrs­unternehmen.
Auch mit der Deutschen Bahn und dem Schleswig-Holsteinischen Verkehrsverbund NAH.SH
­fanden erste Abstimmungsgespräche statt, da viele Trassen entweder an Bahnlinien verlaufen
 oder sie kreuzen. In Hamburg wurden die Sachstände auch der ämterübergreifenden Fahrrad-
 werkstatt-Arbeitsgruppe vorgestellt.
    Die Ergebnisse wurden in Steckbrief Vorzugstrasseen zusammengefasst, die die vorgefundene
Situation vor Ort und eine Maßnahmenempfehlung enthalten. Sie schlagen Maßnahmen vor, mit
denen ein möglichst hoher Ausbauzustand zu erreichen ist, der sich an der zu erwartenden
Radverkehrsmengen orientiert.

                                                                                                  20
Die Arbeitsstände der Machbarkeitsstudien wurden teils mehrmals in der örtlichen Politik
          vorgestellt. In der Regel wurde zunächst eine vorläufige Vorzugstrasse gezeigt. Kurz vor dem
          Projektabschluss wurden dann weitere Informationen zu den Vorzugstrassen, zu einzelnen
          Maßnahmen und zum weiteren Vorgehen thematisiert.
              Schon während des laufenden Projekts wurden vereinzelt erste Abschnitte im ­Radschnellnetz
          konkret geplant und umgesetzt. Zum Beispiel in Hamburg: Hier werden im Zuge des Velorouten­
          ausbaus bereits erste Wege konkret geplant und gebaut, wie der fertiggestellte Pergolenradweg
          oder die Verbindung durch den Harburger Binnenhafen. Bei großen Stadtentwicklungsgebieten
          werden Radschnellwege von Anfang an mitgedacht. Das betrifft zum Beispiel die Erschließung
          der neuen Wohngebiete auf der Elbinsel, in Oberbillwerder oder künftig in der Science City
          Bahrenfeld. Um den Weg zur Umsetzung des Radschnellweg-Konzepts auf dem ehemaligen
          ­Gütergleis von Ochsenzoll nach Klein Borstel an der U1 zu ebnen, liefen schon während der
           Laufzeit der Machbarkeitsstudien vorbereitende Gespräche.
              Auch außerhalb Hamburgs sollen Bauabschnitte gebildet und nacheinander umgesetzt ­werden,
          um günstige Zeitfenster optimal zu nutzen und zügig voranzukommen.

                                                                                                                                                                   Grafik: MRH, © Daten: Open StreetMap
                                     Bad Bramstedt                    Bad Schwartau
                                                                                                                                  Wismar
                                                                                      Lübeck
                                         Kaltenkirchen                                                                 Dorf Mecklenburg

                                             Henstedt-Ulzburg                             Groß Grönau
                        Elmshorn
                                                                                                                               Lübstorf
                                             Norderstedt
              Tornesch
                                                             Ahrensburg
                  Pinneberg
     Stade                                                                                                                   Schwerin
                       Halstenbek

                                                  HAMBURG

     Horneburg

              Buxtehude     Neu
                            Wulmstorf                                 Geesthacht
                                                Seevetal
                                         Stelle
                          Buchholz
                                        Winsen (Luhe)
                                                                      Bardowick                          zukünftiger Radschnellweg
                                                                                                         Veloroute
             Tostedt                                                                                     zukünftiger ländlicher Radschnellweg
                                                           Lüneburg
                                                                                                                                                Stand: Juni 2021

                                                                                                         Fährverbindung
                                                                                                         laufende Machbarkeitsstudie
                                                                                                         Bahnlinie

                                                                                               © Daten: OpenStreetMap, Lizenz ODbL 1.0
                                     10 km

          Abb. 2.9 Das Radschnellnetz der Metropolregion Hamburg

21
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ]

3. Die Ergebnisse

  In diesem Kapitel werden kurze Schlaglichter auf die wichtigsten Ergebnisse
  der Machbarkeitsstudien geworfen. Die ausführlichen Berichte können auf der
  Seite www.radschnellnetz.de eingesehen werden. In die Ergebnisse sind schon
  viele Standpunkte und Sichtweisen eingeflossen, fertige Planungen liegen
  ­jedoch noch nicht vor. Vielmehr handelt es sich bei den Machbarkeitsstudien
   um gutachterliche Empfehlungen, wie ein Radschnellweg sinnvoll in die Orte
   oder in die Landschaft eingebunden werden kann, um möglichst viele Wohnorte
   und Ziele anzubinden und einen möglichst hohen Ausbaustandard zu erreichen.

  Trotz der komplexen Fragestellung wurde in jeder Trasse eine durchgehende und a ­ ttraktive
  Verbindung gefunden, die den von den Fördermittelgebern geforderten hohen A
                                                                            ­ usbaustandard
  erfüllt. Für alle Strecken liegen detaillierte Maßnahmenblätter vor, die auf www.radschnellnetz.de
  veröffentlicht sind. Auf diese Ergebnisse baut im nächsten Schritt die Detailplanung auf. Erst
  danach kann mit dem Bau der Wege begonnen werden.
        Möglicherweise stellt sich dabei heraus, dass einige Maßnahmen noch einmal angepasst
  werden müssen. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn notwendige Flächen nicht zur
  Verfügung stehen. Es kann auch passieren, dass sich ein Gebiet anders entwickelt als erwartet.
  Auch örtliche Entscheidungen oder Trends, die beim Abschluss einer Machbarkeitsstudie noch
  nicht absehbar waren, können zu Alternativplanungen führen. In einigen Fällen wurden deshalb
  mehrere Varianten für einen Ausbau vorgeschlagen.
        Auch wenn noch nicht alles in trockenen Tüchern ist, waren die Machbarkeitsstudien ein
  wichtiger Schritt in Richtung Umsetzung. Dadurch, dass überall in der Metropolregion H   ­ amburg
  über Radschnellwege informiert und lebhaft diskutiert wurde, wurde eine Konsensfindung an-
  gestoßen, die für die weiteren Schritte unerlässlich ist.
        Von vornherein stand fest, dass die Radschnellwege soweit möglich auf vorhandenen
  ­Straßen und Wegen verlaufen sollen, die entsprechend ausgebaut und an die neue Nutzung
   angepasst werden sollen. Das soll nicht nur Ressourcen und Flächen schonen, sondern auch
   dazu beitragen, dass möglichst früh durchgehende Verbindungen hergestellt werden können.
   ­Natürlich kommt es auch vor, dass noch Wege fehlen. An einigen Orten sind L      ­ ückenschlüsse
    ­notwendig. An anderen müssen neue Brücken über Hauptverkehrsstraßen, Bahnlinien oder
     Gewässer ­gebaut werden, um ein möglichst unterbrechungsfreies Fahren zu ermöglichen. Die
     Details können den Berichten und den dazugehörigen MaßnahmenSteckbrief Vorzugstrasseen
     entnommen werden.
        Ergänzt werden die Machbarkeitsstudien durch das Gestaltungshandbuch und das Kommu-
     nikationskonzept, die als übergeordnete Aufgaben gemeinsam bearbeitet wurden. Sie werden
     an dieser Stelle ebenfalls kurz vorgestellt.

                                                                                                       22
3.1   Radschnellweg Elmshorn – Hamburg

              Der Radschnellweg soll von Elmshorn parallel zur Bahn über Tornesch, Pinneberg und
              ­Halstenbek nach Hamburg führen. Dort soll er in den Bezirken Altona und Eimsbüttel an die
               ­Velo­routen 2 und 14 anschließen. So verbindet er größere Städte und Gemeinden, zwischen
           denen schon heute starke Pendelbeziehungen bestehen.
                   Der Abschnitt zwischen Elmshorn und Pinneberg ist eher ländlich geprägt. In Tornesch,
           ­Prisdorf und Halstenbek sind wichtige Lückenschlüsse vorgesehen, um bereits vorhandene
            Wege zu einer durchgehenden Trasse zu verbinden. Da auf dieser Verbindung viele Nutzungsan-
            sprüche auf engstem Raum bestehen, musste viel Zeit in die Kommunikation investiert w     ­ erden.
           So wurden beispielsweise zum Bereich des Liether Moors zusätzliche Gesprächs- und Informa-
           tionsveranstaltungen angeboten. Denn bei der Ausarbeitung der Trasse wurde viel Wert auf
           einen sensiblen Umgang mit dem Natur- und Landschaftsschutz gelegt.
                   Zwischen Pinneberg und Hamburg nimmt die Einwohnerdichte immer weiter zu, die Dichte
           der Unternehmensstandorte steigt ebenfalls. In den Gewerbegebieten von Lurup, Eidelstedt
           und Stellingen bietet sich die Chance, zahlreiche Arbeitsplätze anzubinden. Auch die Arenen
           werden für den Radverkehr erschlossen.
                   An der Elbgaustraße soll sich der Radschnellweg in einen östlichen Ast über Stellingen mit
            Anschluss an die Veloroute 2 in Richtung Innenstadt und in einen westlichen Ast über die
            ­Arenen, den Volkspark und die Science City Bahrenfeld bis zum künftigen Fernbahnhof Diebs-
             teich teilen. Hier ist viel neuer Wohnungsbau geplant, bei dessen Erschließung der Radverkehr
             von Anfang an konsequent mitgedacht wird. Gemäß Einigung mit dem Radentscheid soll im
             ­weiteren Prozess außerdem ein Anschluss in Richtung Altona geprüft werden.
              Der Radschnellweg soll abschnittsweise und kontinuierlich ausgebaut werden. Für einen ­ersten
           Abschnitt in Schleswig-Holstein bietet sich der Ausbau in Halstenbek an. Eine nahtlose
           ­Fortsetzung in Hamburg wird angestrebt.

            Steckbrief Vorzugstrasse

            Länge                            Westlicher Ast: rund 32 km; östlicher Ast: rund 30 km

                                             Kreis Pinneberg mit den Ämtern Elmshorn-Land und ­Pinnau
                                             sowie Elmshorn, Tornesch, Pinneberg und Halstenbek;
            Beteiligte Kommunen
                                             Hamburg mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende
                                             sowie den Bezirksämtern Altona und Eimsbüttel

                                             Elmshorn, Tornesch, Prisdorf, Pinneberg, Thesdorf,
            Bahnhöfe und Haltepunkte         ­Halstenbek, Krupunder, Elbgaustraße, Eidelstedt, Stellingen,
                                              Langenfelde (indirekt), Diebsteich (künftig Fernbahnhof)

                                             Die Trasse verläuft bahnparallel von Elmshorn nach Hamburg.
                                             Während der nordwestliche Abschnitt eher ländlich geprägt
                                             ist, gibt es insbesondere zwischen Pinneberg und ­Hamburg
            Charakterisierung                starke Pendlerbeziehungen. Der Weg soll aufgrund der dichten
                                             Siedlungsstruktur auf weiten Abschnitten als Fahrradstraße
                                             gebaut werden. Er kann dazu beitragen, die S­ -Bahn, die Fern-
                                             bahnverbindung und die Autobahn zu entlasten.

23
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ]

                                                                                                                  Grafik: ARGUS
Abb. 3.1 Vorzugsvariante Radschnellweg Elmshorn

                                                                                                                  Foto und Grafik: ARGUS

Abb. 3.2 Bestand Dockenhudener Chaussee und Vorschlag für eine Neugestaltung
                                                                                                                  Fotos: H. Teichmann

Abb. 3.3 Vorzugstrasse in Halstenbek. Außerorts muss zum Teil gar nicht viel verändert werden.

                                                                                                            24
3.2   Radschnellweg Bad Bramstedt – Hamburg

           Der Radschnellweg soll Bad Bramstedt, Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und Norderstedt
           mit Hamburg verbinden und in der Höhe von Hamburg-Alsterdorf und Winterhude an die
           Velorouten 4 und 5a anschließen. Die Route ist eine der längsten im Gesamtprojekt.
                 Wichtige Ziele im nördlichen Abschnitt sind das Stadtzentrum von Bad Bramstedt, der
           ­Einkaufspark Dodenhof und die Gewerbegebiete in Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg. Im
            Bereich Kisdorf-Feld gibt es noch mehrere kleinräumige Varianten, weil hier die Planung für
            das neu entstehende Gewerbegebiet noch nicht abgeschlossen ist. In Norderstedt soll es dann
            auf einem Radweg an der Schleswig-Holstein-Straße weitergehen. Trotz des leichten Umwegs
            ist diese Führung vorteilhaft, da es hier deutlich weniger Einmündungen und Ampeln als im
            ­Zentrum von Norderstedt gibt. Das bedeutet, dass durch geringere Zeitverluste insgesamt
             Fahrzeit gespart werden kann.
                 Die Gesamttrasse ist sehr vielschichtig: Auf der einen Seite gibt es schon heute Verbindungen,
             die bereits intensiv vom Radverkehr genutzt werden. Sie liegen oft in den Orten, als Fahrrad-
             wege an größeren Straßen oder auf Wirtschaftswegen. Durch den Ausbau als Radschnellweg
             sollen sie attraktiver werden und dazu einladen, auch längere Strecken mit dem Fahrrad oder
             mit dem Pedelec zurückzulegen. Schon jetzt ist klar, dass der hohe Radschnellweg-Standard bis
             auf wenige Ausnahmen hergestellt werden kann.
                 Stellenweise sind große Baumaßnahmen erforderlich. Das betrifft insbesondere das alte
             ­Gütergleis an der U1 zwischen Ochsenzoll und Klein Borstel. Aber der Aufwand lohnt sich. Auf
              6 km Länge soll hier eine hochattraktive und kreuzungsfreie Strecke mit Strahlkraftpotenzial
              entstehen, die dem Radverkehr einen erheblichen Zeit- und Komfortgewinn bringt. Über den
              bereits ausgebauten Pergolenradweg und die Alsterachsen gelangt man dann bequem in die
              Hamburger Innenstadt.
                 Im Kreis Segeberg muss neben den Städten und Gemeinden auch das Land eine starke ­Rolle beim
              Ausbau übernehmen, da lange Streckenabschnitte an Landes- und Bundesstraßen verlaufen.

            Steckbrief Vorzugstrasse

            Länge                             Rund 40 km

                                              Kreis Segeberg mit Bad Bramstedt, Lentföhrden, Nützen,
                                              Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und Norderstedt; Ham-
            Beteiligte Kommunen
                                              burg mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende
                                              sowie dem Bezirksamt Hamburg-Nord

                                              Lentföhrden, Nützen, Dodenhof, Holstentherme, Ulzburg
                                              Süd, Ochsenzoll, Kiwittsmoor, Langenhorn Nord, Langen-
            Bahnhöfe und Haltepunkte
                                              horn Markt, Fuhlsbüttel Nord, Klein Borstel, Ohlsdorf,
                                              Sengelmannstraße (City Nord)

                                              Die Trasse verläuft über zum Teil ländlich geprägte Regionen
                                              im Norden und Mittelzentren bis in die hoch verdichtete Me-
                                              tropole. Sie kann auf weiten Abschnitten im hohen Standard
            Charakterisierung
                                              realisiert werden. Die kreuzungsfrei und selbstständig geführ-
                                              te Verbindung entlang der U1 in Hamburg ist als Besonder-
                                              heit zu nennen.

25
[ METROPOLREGION HAMBURG: QUERSCHNITTSBERICHT ]

                                                                                                 ®

                                                                            Grafik: PGV-Alrutz

                                                                                                                                                                                                Grafik: PGV-Alrutz
                     Abb. 3.4 E
                               mpfehlung für die Umgestaltung der
                              ­Altonaer Straße in Bad Bramstedt
                                                                            Grafik: PGV-Alrutz

                                                                                                                                                                                            Legende
                                                                                                                                                                                                                                  Vorzugstrasse

                                                                                                                                                                                                                                  Innenstadt/ Zentrum

                                                                                                                                                                                                                                  Gewerbegebiet

                                                                                                                                                                                                                                  Naturschutzgebiete

                                                                                                                                                                                                                                  Bahnhof/ Haltestelle

                                                                                                                                                                                                                                  S-Bahnhof

                                                                                                                                                                                                                                  U-Bahnhof

                                                                                                                                                                                                                                  Zentrale Bushalteste

                                                                                                                                                                                                                                  weiterführende Schu

                                                                                                                                                                                                                                  berufsbildende Schu

                                                                                                                                                                                                                                  Amtsgrenze

                                                                                                                                                                                            Metropolregion Ham
                                                                                                                                                                                            Machbarkeitsstudie R
                                                                                                                                                                                            Bad Bramstedt - Ham

                                                                                                                                                                                            Übersicht Vorzugstrasse

                                                                                                                                                                                            0                                    1.000     2.000     3.0

                                                                                                                                                                                            Kartengrundlage: Bundesamt für Kartographie
                                                                                                                                                                                            Datenquellen:http://sg.geodatenzentrum.de/we
                                                                                                                                                                                            TopPlus_Open.pdf

                                                                                                                                                                                            (Im Original A0) 1:32.000

                                                                                                                                                                                            Stand: 22.12.2020
                                                                                                 A-RS070 - Übersicht HU - A3_23.09.2020

                     Abb. 3.5 Mögliche Führung bei Henstedt-Ulzburg                              Abb. 3.6                                    ie Vorzugstrasse für den Radschnellweg
                                                                                                                                            D
                                                                                                                                            Bad Bramstedt–Hamburg
                                                                                                                                                                                                     Grafik: Visualisierung: bloomimages
Grafik: PGV-Alrutz

                     Abb. 3.7 Visualisierung der Führung auf dem alten Gütergleis

                                                                                                                                                                                       26
3.3   Radschnellweg Ahrensburg – Hamburg

            Die Route soll Ahrensburg mit Hamburg-Wandsbek verbinden, wo sie in Volksdorf an die
            Veloroute 6 anschließen soll. Sie ist die kürzeste der untersuchten Verbindungen, hat aber
            aufgrund der starken Pendlerbeziehungen zwischen Ahrensburg und Volksdorf P                ­ otenzial.
            Sie bietet sich nicht nur für alle diejenigen an, die von Ahrensburg aus in die Hamburger
            ­Innenstadt fahren wollen, sondern auch für diejenigen, die in Hamburg wohnen und in ­einem der
             ­großen A  ­ hrensburger Gewerbegebiete arbeiten. Weil aufgrund der Entfernung zur H    ­ amburger
              ­Innenstadt damit zu rechnen ist, dass nur wenige die ganze Strecke bis ins Hamburger Stadt-
               zentrum mit dem Rad fahren werden, ist die Anbindung der U-Bahn-Haltestelle Volksdorf von
               zentraler Bedeutung. Denn so lassen sich Fahrrad und ÖPNV ideal kombinieren.
                   Die gesamte Strecke ist schon heute mit dem Fahrrad befahrbar, ein Neubau von
               Streckenabschnitten ist auf dieser Trasse nicht notwendig. Abschnittsweise müssen ­
               ­                                                                                      vorhandene
               Wege ­ausgebaut werden. In den Wohnstraßen kann durch die Einrichtung von Fahrradstraßen mit
               vergleichs­weise geringem Aufwand eine deutliche Verbesserung für den Radverkehr erreicht ­werden.
                   Während die Machbarkeitsstudien erstellt wurden, liefen in Hamburg parallele Prozesse
               und Diskussionen, deren Ergebnis zum Projektabschluss noch offen war. Dazu gehören das
               ­Projekt autoarmes Volksdorf und die Diskussion über eine fahrradfreundliche Umgestaltung
                des ­Berner Heerwegs. Ihre Zielrichtung passt jedoch und ihre Ergebnisse werden sich gut mit
                denen der Machbarkeitsstudie kombinieren lassen.
                   Der Radschnellweg muss nicht so kurz bleiben, wie er jetzt aussieht. In Hamburg ist eine
           ­ergänzende Führung in Richtung Innenstadt oder eine Anbindung an den Bahnhof Rahlstedt in der
            Zukunft denkbar. Von Ahrensburg aus könnte es eine Verlängerung nach Bargteheide geben.

            Steckbrief Vorzugstrasse

            Länge                              Rund 10 km

                                               Ahrensburg, Hamburg mit der Behörde für Verkehr und
            Beteiligte Kommunen
                                               Mobilitätswende und dem Bezirksamt Wandsbek

            Bahnhöfe und Haltepunkte           Volksdorf

                                               Der Radschnellweg soll vom Gewerbegebiet Nord in Ahrens-
                                               burg kommend durch Wohngebiete und dünn besiedelte
                                               Flächen verlaufen. Innerhalb Hamburgs soll er weiter durch
            Charakterisierung
                                               dichter besiedeltes Gebiet führen bis hin zur U-Bahnhhal-
                                               testelle Volksdorf. Hier schließt die Veloroute 6 an. In weiten
                                               Teilen wird eine Führung auf Fahrradstraßen empfohlen.

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