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raffiniert 01 | 2019 IWO-Fachmagazin für den Wärmemarkt Windstrom für die Heizung Modellregion erprobt die Sektorkopplung mit Öl-Hybridheizungen KLIMASCHUTZ Sind die nationalen Klimaschutzziele noch zu erreichen? ISH & HEIZGERÄTE Brennwerttechnik hat großes Potenzial PRAXIS Individuelle Hybridlösung für Industriebetrieb
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MEINUNG „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die die Sektorkopplung endlich nach vorne bringen.“ I ch bin sicher: Unsere Klimaziele werden wir nur dann erreichen, wenn wir die Energiewende sektoren- und energieträgerübergreifend betreiben. Mit Strom allein wird es nicht klappen. Wir brauchen auch in Zukunft flüssige und gasförmige Energieträger. Die allerdings dürfen dann nicht mehr aus fossilen Quellen stammen, sondern müssen CO2-frei oder -neutral sein. Hier kommen die Power-to-X-Technologien ins Spiel, mit denen der stark fluktuierende erneuerbare Strom gespeichert und in mannigfaltiger Form in den Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie zum Einsatz gebracht werden kann. In den Power-to-X-Technologien sehe ich große wirtschafts- und industrie- politische Potenziale – vor allem in einem windreichen Land wie Schleswig- Holstein. Wir können mehr, als nur erneuerbaren Strom erzeugen und über Stromleitungen verteilen. Darum kämpfe ich schon lange für die dafür notwendigen Rahmenbedingungen. Aktuell verhindert unser System, das alle Kosten über den Strompreis wälzt, betriebswirtschaftlich tragfähige Modelle. Dr. Bernd Buchholz Wirtschaftsminister Hier bedarf es einer großen Reform, die einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Schleswig-Holstein Um keine Zeit zu verlieren, gilt es, gute Lösungen für das größte Ärgernis der Energiewende zu finden, nämlich die Abschaltungen von Windkraftanlagen, mit denen wir gewaltige Summen für Strom aufwenden, der gar nicht produziert wird. Ein geeignetes Instrument sind die sogenannten zuschaltbaren Lasten, mit denen sonst abzuregelnder Strom ohne zusätzliche Steuern und Abgaben für Power-to-Heat- Anwendungen genutzt werden kann. Leider hat die Bundesregierung dieses Instrument viel zu restriktiv ausgestaltet und ohne Not auf große Power-to-Heat-Anlagen begrenzt. Hier wären ohne großen gesetzgeberischen Aufwand schnell erhebliche Verbesserungen möglich, etwa durch Öffnung des Instruments der zuschaltbaren Lasten für kleine Power-to-Heat-Anwendungen sowie für weitere Power-to-X-Lösungen. Über das IWO-Modellprojekt im Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog freue ich mich daher umso mehr: Hier wird gezeigt, dass man nicht auf den Gesetzgeber warten muss, um kluge neue Lösungen zu realisieren. Gleichwohl dürfen sich Lösungsansätze nicht in der Nutzung von „Überschussstrom“ erschöpfen. Um den Einstieg in eine Wasserstoff- wirtschaft zu schaffen und Produktionsstrukturen im industriellen Maßstab zu bekommen, muss der Bezug von erneuerbarem Strom über das Netz ermöglicht werden. Teure Industrieanlagen brauchen eine garantierte Mindestzahl an Betriebsstunden im Jahr, sonst bleiben Investments aus. Über diese Mindestzahl hinaus müssen sie netzdienlich eingesetzt werden können, um etwa Erzeugungsspitzen aufzufangen. Der Weg ist aus meiner Sicht klar: Mit der nationalen Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU müssen schnellstmöglich die Voraussetzungen geschaffen werden. Ich werde für eine Lösung kämpfen, die die Sektorkopplung endlich voranbringt. Die Träumereien von der landesweiten „Kupferplatte“, dem idealen Foto: MWVATT Stromnetz ohne Verluste und Transportengpässe, müssen ein Ende haben. Sie haben uns schon genug Zeit und Chancen gekostet. Ihre Meinung ist uns wichtig: raffiniert@iwo.de raffiniert 1 l 2019 3
I N H A LT NEWS 6 » WIND & WÄRME-MODELLREGION Im schleswig-holsteinischen Lübke-Koog dienen Öl-Hybridheizungen als zuschaltbare Lasten für Windkraftanlagen 10 14 » KLIMASCHUTZ » ISH-INTERVIEW Bis 2050 sollen in Wie entwickelt sich Deutschland 95 Prozent der Heizgerätemarkt? weniger Treibhausgase Interview mit BDH- anfallen. Schon das Präsident Uwe Glock Zwischenziel für 2030 ist sehr ambitioniert Forschungsinitiative „Energiewende im Verkehr“ 16 ISH & HEIZGERÄTE Übersicht Öl-Brennwert und Hybridoptionen Synthetische Kraftstoffe 18 P RAXIS Öl-Hybridheizlösung für Industriebetrieb im Fokus 22 Service 23 EU-Effizienzlabel – was ändert sich? » Im Rahmen der Förderinitiative „Energiewende im Verkehr“ stellt der Bund bis Ende 2021 insgesamt rund 87 Millionen Euro für die Forschung, Fachbuch TRÖl ist bei Experten gefragt Leserumfrage raffiniert Entwicklung und Demonstration innovativer Technologien und Konzepte für synthetische Kraftstoffe zur Verfügung. Die Ergebnisse aus den Titel: IWO; Fotos: IWO, K.C./stock.adobe.com, BDH, pavelkubarkov/stock.adobe.com Projekten sollen die Kopplung der Sektoren Strom und Verkehr vorantrei- ben und eine deutliche Senkung von Treibhausgasemissionen ermöglichen. Bislang sind laut Bundeswirtschaftsministerium 16 Projekte im Rahmen IMPRESSUM der Förderinitiative gestartet. Dabei handelt es sich um Kooperationen zwischen Industrie und Forschung. Sie befassen sich mit der Herstellung raffiniert oder Nutzung innovativer, strombasierter Kraftstoffe wie Methanol, IWO-Fachmagazin für den Wärmemarkt Ethanol, Kerosin und Diesel sowie mit synthetisch hergestelltem Erdgas HERAUSGEBER Institut für Wärme und Oeltechnik e. V. (IWO), und Biogas mit Wasserstoffanteilen. Einige der alternativen Kraftstoffe Süderstraße 73 a, 20097 Hamburg, Tel. 040/23 5113-0, Fax können direkt dem Kraftstoff in heutigen Autos, Lkw, Flugzeugen oder 040/23 5113-29, E-Mail: raffiniert@iwo.de VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT Adrian Willig CHEFREDAKTION Alexander Fack Schiffen beigemischt werden, andere erfordern eine Anpassung der REDAKTION Rainer Diederichs, Christine Engel, Frank Urbansky Motorentechnologie. Auf Basis der Forschungsergebnisse sollen Hand- ANZEIGEN Andreas Fallinski LAYOUT/BILDREDAKTION Laura Münch lungsempfehlungen zur Markteinführung abgeleitet werden. Eine entspre- VERLAG/DRUCK Verlag A. Fromm, 49074 Osnabrück. Der Stückpreis beträgt 4,00 Euro. Der Bezugspreis ist im chende Roadmap soll im Jahr 2022 vorgelegt werden. Mitgliedsbeitrag enthalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Erlaubnis des Herausgebers und Quellenangabe. Weitere Infos: www.energieforschung.de 4 raffiniert 1 l 2019
732.000 Ideenwettbewerb Bund fördert „Reallabore der Energiewende“ Wärmeerzeuger hat die Heizgeräteindustrie im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft. Ein Plus von 3 Prozent gegenüber 2017. Der Zuwachs ist laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) ausschließlich auf das dynamische Neubaugeschäft zurückzu- führen. Angesichts von rund zwölf Millionen veralteten Heizkesseln sei die Modernisierungsquote nach wie vor zu gering. Um hier voranzu- kommen, müsse die Politik finanzielle Anreize setzen, so BDH-Präsident Uwe Glock. Die Brennwerttechnik ist die mit Abstand meistverkaufte Heiztechnik: 493.000 Gas- und rund 60.000 Öl-Brennwertgeräte gelangten in den Markt. Wärmepumpen konnten mit 84.000 Geräten erneut zulegen. Biomasseheizungen dagegen verzeichneten mit 24.000 Anlagen erneut einen Absatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr. Lesen Sie dazu mehr im Interview ab Seite 14 dieser raffiniert-Ausgabe. » Mit dem 7. Energieforschungsprogramm „Innovationen für die Energiewende“ will die Heizen mit Solarstrom Bundesregierung auch sogenannte „Reallabore der Energiewende“ fördern, um den Transfer von Großes Potenzial für Photovoltaik der Forschung in die Praxis zu beschleunigen. In Reallaboren sollen zukunftsfähige Energie- » Photovoltaikanlagen sind in Deutschland regional sehr unterschiedlich verbreitet. Das Marktforschungsunternehmen EuPD Research hat auf Basis von technologien unter realen Bedingungen und im industriellen Maßstab erprobt werden. Im Fokus der Mitte Februar gestarteten ersten Ausschrei- installierten PV-Anlagen bis 10 Kilowatt-Peak sowie der nutzbaren Dachflächen bung stehen die Bereiche Sektorenkopplung und PV-Sättigungsgrade für die Bundesländer berechnet. Dabei zeigt sich, dass vor Wasserstofftechnologien, große Energiespeicher allem auf den Dachflächen in Ostdeutschland noch große Potenziale ungenutzt im Stromsektor und energieoptimierte Quartiere. sind. So liegt der PV-Sättigungsgrad in Baden-Württemberg bei 18 Prozent, in Dazu zählen zum Beispiel die strombasierte Bayern bei 15 Prozent sowie in Hessen und Rheinland-Pfalz bei jeweils rund Erzeugung von Wasserstoff und synthetischen 11 Prozent. Von den ostdeutschen Bundesländern erreichen Brandenburg und Kraft- und Brennstoffen oder Hochtemperatur- Thüringen jeweils etwa 6 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt Wärmespeicher zur indirekten Stromspeicherung und Sachsen beträgt der PV-Sättigungsgrad weniger als 5 Prozent. Nach Einschät- (Power-to-Heat-to-Power-Technologie). zung von Herstellern zeigen Verbraucher wachsendes Interesse an der Photovoltaik, Laut federführendem Bundeswirtschaftsministe- auch weil die Anschaffungskosten massiv gesunken sind. Dabei steht der Wunsch, rium werden viele innovative Energietechnologien, den erzeugten PV-Strom weitge- die Klimaschutz und Energiewende nach vorne hend selbst zu verbrauchen, ganz bringen können, zurzeit noch in Kleinserien oder oben. Das Heizen mit Solarstrom im Manufakturbetrieb hergestellt. Reallabore als gewinnt in diesem Kontext an großformatige Projekte könnten hier eine Bedeutung. Die Kombination von wachsende Nachfrage auslösen und einen Schritt Brennwertheizung mit einer in Richtung industrieller Fertigung ermöglichen. solarstrombetriebenen Warmwas- Fotos: IWO, Electrochaea GmbH Von 2019 bis 2022 sind Fördermittel von bis zu ser-Wärmepumpe oder einem 100 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen. Heizstab im Wärmespeicher sind Die Förderdauer für ein Reallabor beträgt dabei kostengünstige Optionen, maximal fünf Jahre. um den PV-Strom-Eigenverbrauch zu maximieren. Auf Deutschlands Dächern ist noch viel Platz für Photovoltaikanlagen. Weitere Infos: www.energieforschung.de raffiniert 1 l 2019 5
SEKTORKOPPLUNG Windstrom für die Wärmeversorgung In der Modellregion Lübke-Koog wird erprobt, wie die Sektorkopplung mit Hybridheizungen zur Energiewende beitragen kann. 6
In Sachen Energiewende ist Schleswig-Holstein deutschlandweit Vorreiter. Im ganzen Land wird vor allem die Windkraft genutzt, um grünen Strom zu erzeugen. Doch auch nahe der Küste weht der Wind mit schwankender Stärke. Das wirft Probleme auf: Wird besonders viel Strom produziert, können die überregionalen Übertragungsnetze diesen nicht immer aufnehmen. Die Folge sind Abregelungen der Windkraft- anlagen. Zuschaltbare Lasten, wie die Wärmeerzeugung in Hybridheizsystemen, können helfen, diese Herausfor- derung zu meistern. Die Wind-und-Wärme-Modellregion Lübke-Koog zeigt, wie es geht. D er Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog liegt im Nordwesten Schleswig- Holsteins direkt am Hindenburgdamm, der die Insel Sylt mit dem Festland verbindet. Ein Koog ist eine ehemalige Meeresfläche, die zur Landgewinnung eingedeicht wurde. Die Gemeinde selbst ist vergleichs- weise jung. „Der Lübke-Koog wurde 1954 eingedeicht, als letzter Koog, der zur reinen Landgewinnung geschaffen wurde“, berichtet Christian Nissen, Landwirt und Bürgermeister. Da sich infolge des Zweiten Weltkriegs zahlrei- che Flüchtlinge und Vertriebene im nördlichsten Bundesland niederließen, sollte damals neues Siedlungsland geschaffen werden. Die Einwohner der Ge- meinde verteilen sich auf etwa 70 Häuser. Die Gebäude stammen zum größ- ten Teil noch aus den 1950er-Jahren und werden überwiegend mit Öl beheizt. Standort Lübke-Koog bietet beste Bedingungen „Aufgrund der besonderen Siedlungsstruktur mit weit auseinander gelegenen Höfen und der damit verbundenen Siedlermentalität haben wir bereits in der Vergangenheit gern gemeinsame Projekte angeschoben“, erklärt Nissen. „Das erste ganz große Projekt war unser Bürger-Windpark. Später kamen auch Pho- tovoltaikanlagen dazu. Unsere Gemeinde war mehrere Jahre lang auch Spit- zenreiter der Solarbundesliga in Deutschland.“ Die Stromgewinnung ist im Lübke-Koog längst ein wichtiger Wirtschaftszweig: Zahlreiche Windräder prä- gen die Landschaft. „Heute sind wir bei etwa 30 Windenergieanlagen mit rund 70 Megawatt. Wir produzieren hier im Lübke-Koog also Energie für rund 55.000 Haushalte“, so der Bürgermeister. Der produzierte Strom kann jedoch nicht immer dorthin fließen, wo er benötigt wird. Das liegt daran, dass der Ausbau der Stromnetze auf der Höchstspannungsebene stockt. So kommt es immer wieder zu Engpässen im überregionalen Stromnetz. Die Folge: Die Windkraftanlagen im Lübke-Koog werden ganz oder teilweise aus dem Wind gedreht. Potenziale zur Erzeugung regenerativen Stroms bleiben in diesen Phasen ungenutzt. Das soll die Wind-und-Wärme-Modellregion ändern. Ins Leben gerufen wurde sie von vier Projektpartnern: der ARGE Netz aus Hu- sum, dem Bürger-Windpark Lübke-Koog, der Gemeinde Friedrich-Wil- helm-Lübke-Koog und dem Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO). Der Lübke-Koog bot sich aufgrund seiner lokalen Struktur und der räumlichen Nähe zum örtlichen Windenergiepark als ideale Modellregion an. » raffiniert 1 l 2019 7
SEKTORKOPPLUNG Eine von insgesamt 13 Öl-Hybridheizungen in der Modellregion Lübke-Koog. Die Einbindung von Windstrom zur Wärmeerzeugung erfolgt über einen elektrischen Heizstab, einen Elektroumlauf- heizer oder eine Strom-Wärmepumpe. „Wir wollen gemeinsam die Bedeutung der Sektorenkopplung zur Erhöhung des er- neuerbaren Anteils im Wärmesektor sowie die Machbarkeit und die Einsparpotenziale von Power-to-Heat-fähigen Hybridheizun- gen in Privathaushalten demonstrieren, analysieren und mit Messdaten dokumen- tieren“, erklärt Christian Halper, Projektleiter Modellvorhaben bei IWO. An der Modell- region beteiligen sich 13 Hauseigentümer Erneuerbare Energien spielen in der Gemeinde Lübke-Koog seit vielen Jahren eine wichtige Rolle. Etwa 30 Windenergieanlagen mit aus dem Lübke-Koog. Sie haben dafür ihre etwa 75 Megawatt umfasst der Bürger-Windpark heute. Mehrere Jahre lang war Lübke-Koog auch Spitzenreiter der Solarbundesliga. Ölheizungen mit Brennwerttechnik mo- dernisiert beziehungsweise um Wärme- in den Gebäuden zwischen 500 und 1.000 die Einbindung des ansonsten abgeregelten speicher erweitert. Unterstützung fand das Litern) in Verbindung mit einem Elektro- Windstroms wird weniger Heizöl einge- Vorhaben auch auf europäischer Ebene: wärmeerzeuger. Die Hauseigentümer hat- setzt, um das Wasser im Speicher auf die Die Gemeinde Friedrich-Wilhelm-Lübke- ten dazu die Wahl zwischen verschiedenen gewünschte Temperatur zu erhitzen. Da Koog erhält dafür Fördermittel aus dem Varianten: einem Elektroheizstab als Ein- man ja nicht vor der Haustür sitzt und dar- Europäischen Landwirtschaftsfonds für die schraubheizkörper im wassergefüllten Wär- auf achtet, ob sich in der Ferne die Winde- Entwicklung des ländlichen Raums. mespeicher, einem Elektrodurchlauf-/Elek- nergieanlagen drehen oder abgeschaltet troumlaufheizer mit eigener Umwälzpum- werden, bekommen wir eine kleine Dose pe oder einer Strom-Wärmepumpe. Der neben die Ölheizung. Dort wird ein Impuls Heizen mit Windstrom Elektrowärmeerzeuger wird über eine ent- vom EEKW der ARGE Netz eingespeist, und Heizöl sprechende Schnittstelle via Internet auto- wenn die Absenkung oder das Abschalten matisch über das Erneuerbare-Energien- der Windenergieanlagen erforderlich wür- Wie aber funktioniert nun das Heizen mit Kraftwerk (EEKW) der ARGE Netz fernge- de. Ab dem Moment kann dann Wind- Windstrom und Heizöl? Dazu wurden die steuert. „Es ist eine ganz einfache Technolo- strom zur Wärmeerzeugung genutzt wer- Öl-Brennwertheizungen um die Möglich- gie, wirklich unkompliziert“, meint Hans- den. Unser Ziel ist es, mehr erneuerbare keit ergänzt, auch Strom zur Wärmeversor- Detlef Feddersen vom Bürger-Windpark Energie aus der Region in der Region intel- gung einsetzen zu können. Grundvoraus- Lübke-Koog. Er nimmt, so wie auch Bürger- ligent zu nutzen, CO2-Emissionen zu sen- setzung war ein ausreichend dimensionier- meister Nissen, mit seiner Heizungsanlage ken und Flexibilitätspotenziale zu heben“, ter Wärmespeicher (die Größen variieren selbst am dem Modellprojekt teil. „Durch erklärt Hans-Detlef Feddersen. 8 raffiniert 1 l 2019
an Energie hätte produzieren können. Un- nung des Instruments für kleine Power- Virtuelles Kraftwerk ser gemeinsames Projekt setzt genau da an. to-Heat-Anwendungen sowie für weitere schaltet Stromverbraucher Wir wollen in diesen Zeiträumen, in denen Power-to-X-Lösungen. Dank des hybriden bei Bedarf zu die Anlagen sonst abgeschaltet werden, die Aufbaus der Heizungen ist es möglich, ganz Verbraucher zuschalten, damit man pers- gezielt ausschließlich ansonsten abgeregel- Zum Sammeln von Messergebnissen wird pektivisch diese Mengen, die nicht einge- ten Windstrom zur Wärmeerzeugung zu der Stromverbrauch des Elektrowärmeer- speist werden können, anderen Verbrau- nutzen. Ist dieser nicht verfügbar, über- zeugers über einen eigenen Stromzähler ge- chern zuführt und somit den Netzengpass nimmt die Ölheizung. Gegenüber rein messen. Der Beitrag des Öl-Brennwertge- entlastet.“ strombasierten Heizungen hat dieses Kon- räts wird von einem Ölzähler ermittelt. Die zept den Vorteil, dass keine zusätzliche dau- intelligente Steuerung wurde von ARGE Landesregierung begrüßt erhafte Stromnachfrage geschaffen wird. Netz entwickelt, einer der bundesweit füh- Diese müsste in Zeiten nicht ausreichender Wind-und-Wärme-Modellregion renden Unternehmensgruppen der erneu- Grünstromerzeugung durch fossile Kraft- erbaren Energieversorgung. Auch die Landesregierung in Kiel hat in werke gedeckt werden. „Wir stellen uns das Energiesystem der ihrem Koalitionsvertrag aus dem Jahr Die Hybridheizungen auf dem Lübke- Zukunft so vor und arbeiten daran, dass 2017 die praktische Verwendung von an- Koog werden nun insgesamt zwölf Monate wir schrittweise konventionelle Kraftwer- sonsten abgeregeltem Strom zum Thema lang Messdaten liefern, um insbesondere ke ablösen und eine sichere Energiever- gemacht. Wirtschaftsminister Dr. Bernd konkret zu ermitteln, wie viel ansonsten sorgung auf Basis von Erneuerbaren Buchholz (FDP) sieht in den Abschaltun- abgeregelter Windstrom in den einzelnen schaffen. Zu dem Zweck haben wir das gen von Windkraftanlagen und den damit Gebäuden genutzt wird und in welchem virtuelle Kraftwerk – unser EEKW – ent- wickelt“, berichtet Hauke Großer, Leiter Energiewirtschaft bei ARGE Netz. Einer der Bildschirme im virtuellen Kraftwerk zeigt die sogenannte Netzampel. „Sie wurde im Rahmen des Forschungs- vorhabens Norddeutsche Energiewende NEW 4.0 entwickelt, welches speziell die Region Schleswig-Holstein und Hamburg betrachtet“, so Großer. „Netzampel heißt sie deswegen, weil hier in unterschiedlichen Farben von Rot über Gelb bis Grün darge- stellt wird, wie stark einzelne Gemeinden von Netzengpässen – also drohenden Ab- schaltungen von Erzeugungsanlagen – be- troffen sind.“ Im zeitlichen Verlauf färbt sich auf der Netzampel auch die Region um den Lübke-Koog immer wieder rot. „Wenn wir uns das im EEKW anschauen, dann se- Förderwürdig: Für das Wind-und-Wärme-Modellprojekt erhält die Gemeinde Fördermittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds hen wir einen Auszug von einem Zeitraum, für die Entwicklung des ländlichen Raums. in dem der Windpark im Lübke-Koog ab- geschaltet wurde. Wir können erkennen, einhergehenden Aufwendungen für Strom, Maße die Brennwertgeräte zum Einsatz was der Windpark produziert hat und was der gar nicht produziert wird, „das größte kommen. Sollten sich in dieser Zeit die die Anlage hätte produzieren können.“ Ärgernis der Energiewende“. Im raffiniert- Vorteile des Konzepts der Modellregion Großer wählt einen Zeitpunkt aus dem Meinungsbeitrag (Seite 3) appelliert Buch- bestätigen, wäre das Potenzial für eine vergangenen Jahr als Beispiel: „Abends holz an die Bundesregierung, das Instru- großflächige Nutzung gegeben. Allein in wurde der Windpark abgeschaltet, weil der ment der sogenannten zuschaltbaren Schleswig-Holstein gibt es rund 207.000 Netzbetreiber festgestellt hat, dass seine Lasten, mit dem sonst abzuregelnder Ölheizungen, die insgesamt etwa 710.000 Netzbetriebsmittel überlastet sind. Das hat Strom ohne zusätzliche Steuern und Abga- Menschen mit Wärme versorgen. Durch dazu geführt, dass der Windpark 16 Stun- ben für Power-to-Heat-Anwendungen ge- Modernisierungen und Erweiterungen zu Fotos: IWO den lang nicht einspeisen konnte, obwohl nutzt werden kann, weniger restriktiv als Hybridanlagen könnten erhebliche Men- er in diesem Zeitraum eine große Menge bislang zu ermöglichen. Etwa durch Öff- gen CO2 eingespart werden. ■ raffiniert 1 l 2019 9
ENERGIEWENDE & KLIMASCHUTZ Sind die Klimaschutzziele noch zu erreichen? Deutschland will langfristig weitgehend treibhausgasneutral werden. Das sieht der nationale Klimaschutzplan 2050 vor. Damit orientiert sich die Bundesregierung am Ziel des Pariser Abkommens: weltweite Treibhausgasneutralität in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. Der Zielkorridor von 80 bis 95 Prozent Treibhausgasminderung bis zum Jahr 2050, den sich die EU und damit auch Deutschland verordnet hat, ist sehr ambitioniert. Zumal schon das erste Etappenziel von minus 40 Prozent bis 2020 offiziell aufgegeben werden musste. Nahziel 2020 wird verfehlt Schon 2017 schwante der Bundesregierung, sen (THG) um 27,7 Prozent auf 907 Millio- Jahren in Kraft getreten ist, sollte noch- dass die Klimaziele für 2020 verfehlt wer- nen Tonnen CO2-Äquivalente gesenkt wer- mals 62 bis 78 Millionen Tonnen CO2- den. Bezogen auf die CO2-Emissionen von den. 2018, so die aktuellen Zahlen der Äquivalente zur Zielerreichung bringen. 1990 sollten diese um 40 Prozent gemindert Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, gin- Die Programmmaßnahmen können die Foto: rcfotostock/stock.adobe.com werden. Das wären 500 Millionen Tonnen gen die Emissionen gegenüber 2017 um Lücke jedoch nur zum Teil schließen. weniger oder maximal 750 Millionen Ton- 6 Prozent zurück – aufgrund milder Witte- Denn 2020 werden maximal 32 Prozent nen CO2-Äquivalente, die Mobilität, Ge- rung, nachlassender Konjunktur und höhe- weniger CO2- Ausstoß erreicht. 8 Prozent bäude, Kraftwerke und Industrie hätten in rer Energieeffizienz. Doch das war kein bleiben auf der Strecke, so der Klima- die Luft blasen dürfen. Bis zum Jahr 2017 Grund zum Aufatmen. Das Aktionspro- schutzbericht 2018 der Bundesregierung, konnten die Emissionen von Treibhausga- gramm Klimaschutz 2020, das vor gut vier der Anfang Februar verabschiedet wurde. 10 raffiniert 1 l 2019
Klimaschutzplan – Sektorenziele und Status der Treibhausgasreduktion Zwischenziel 2030: Sektor 1990 (in Mio. Tonnen CO2-Äq.) 2017 (in Mio. Tonnen CO2-Äq.) 2030 (in Mio. Tonnen CO2-Äq.) 2030 (Minderung gegenüber 1990) minus 55 Prozent Energiewirtschaft 466 325 175 – 183 62 – 61 % Das nächste große Zieljahr der deutschen Gebäude* 209 132 70 – 72 67 – 66 % Klimaschutzpolitik, das analog zur EU-Kli- maschutzvorgabe definiert wurde, ist 2030. Verkehr 163 167 95 – 98 42 – 40 % Dann sollen nur noch 562 Millionen Ton- nen CO2-Äquivalente oder 55 Prozent weni- Industrie 283 200 140 – 143 51 – 49 % ger als im Referenzjahr 1990 ausgestoßen werden. Für die fünf Sektoren Energiewirt- Landwirtschaft 88 73 58 – 61 34 – 31 % schaft, Gebäude, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft sind dazu spezifische Min- Sonstige 39 10 5 87 % derungsziele bei den Treibhausgasen bereits im Klimaschutzplan der Bundesregierung Gesamtsumme 1.248 907 543 – 562 56 – 55 % aus dem Jahr 2016 vorgegeben worden. * Haushalte (93 Mio. t) sowie Gewerbe/Handel/Dienstleistungen (39 Mio. t); Im Wesentlichen Raumwärme und Warmwasser (ohne Strom und Fernwärme) Quellen: Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung; Umweltbundesamt 14.01.2019 Für die Energiewirtschaft scheinen die zu verzeichnen. Verbesserungsbedarf im anreizprogramm zur Förderung von erneu- Werte realistisch – dank einer Zunahme Hinblick auf die vorgegebene THG-Minde- erbaren Energien im Wärmemarkt (MAP). der erneuerbaren Energien sowie der Still- rung, insbesondere durch mehr Tempo bei Ein Gebäudeenergiegesetz, das schon die legung der Hälfte aller deutschen Kohle- der Schaffung der geeigneten Rahmenbedin- Vorgängerregierung verabschieden wollte kraftwerke, wie es von der Kohlekommis- gungen, besteht allerdings auch in den ande- und dessen überarbeiteter Entwurf sich seit sion vorgeschlagen wurde. Zwischen 1990 ren Sektoren, der Industrie, der Landwirt- geraumer Zeit in der Ressortabstimmung und 2017 sanken die THG-Emissionen um schaft, vor allem aber im Gebäudesektor. der aktuellen Bundesregierung befindet, soll 30 Prozent auf 325 Millionen Tonnen Im Gebäudebereich fallen direkte Emissi- neuen Schub bringen. Zudem sollte eine Ge- CO2-Äquivalente. onen (ohne Strom und Fernwärme) fast aus- bäudekommission, ähnlich wie die Kom- Größtes Sorgenkind ist der Verkehr. Die schließlich durch die Erzeugung von Raum- missionen für den Energiesektor und den Emissionen steigen seit 2016 und liegen wärme und Warmwasser in Wohngebäuden Verkehr, konkrete Empfehlungen erarbeiten, gut 2 Prozent über den Emissionen des der privaten Haushalte sowie in Nichtwohn- wie die Klimaschutzziele im Gebäudesektor Jahres 1990. Immer mehr Fahrzeuge, im- gebäuden von Gewerbe, Handel und Dienst- unter Berücksichtigung auch der wirtschaft- mer mehr Güter auf der Straße und immer leistungen an. Der Sektor hatte im Jahr 2017 lichen und sozialen Aspekte erreicht werden größere und schwerere Autos führen zu einen Anteil von rund 15 Prozent (132 Mio. t) können. Die Einsetzung einer Gebäudekom- höheren Emissionen. Die steigende Effizi- an den Treibhausgas-Gesamtemissionen. Die mission wurde zwischenzeitlich abgesagt. enz der Fahrzeuge kann dies nicht ausglei- aktuell wichtigsten staatlichen Instrumente Zum Redaktionsschluss dieser raffiniert- chen. Im Jahr 2017 waren es 167 Millionen für den Gebäudebereich sind unter anderem Ausgabe gab es keinen offiziellen Kabinetts- Tonnen CO2-Äquivalente. Den größten das Energieeinsparungsgesetz, die Energie- beschluss zum Gebäudeenergiegesetz. An Anteil daran hat mit über 96 Prozent der einsparverordnung, die Heizkostenverord- dem Ziel, das Gesetz noch vor der Sommer- Straßenverkehr, dessen Emissionen 2017 nung, das Erneuerbare-Energien-Wärmege- pause zu verabschieden, hält die Bundesre- um 2,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalen- setz (EEWärmeG) und die Kleinfeuerungs- gierung laut Vorhabenplan vom 19. März te anstiegen. Für 2018 ist ein weiterer An- anlagenverordnung (1. BImSchV) sowie di- aber fest. Ob es noch Änderungen am vor- stieg der THG-Emissionen durch den Ver- verse Förderprogramme wie das CO2-Ge- liegenden Entwurf geben wird, ist offen. » kehr auf insgesamt 171 Millionen Tonnen bäudesanierungsprogramm und das Markt- raffiniert 1 l 2019 11
ENERGIEWENDE & KLIMASCHUTZ Das Klimaschutzziel 2050 Treibhausgasemissionen Wenn alle Sektoren die Vorgaben zur in Mio. Tonnen CObis Das Ziel: Treibhausgasneutralität 2-Äquivalente 2050 Treibhausgasemissionen in Mio. Tonnen CO -Äquivalente 2 Treibhausgasreduzierung bis 2050 einhal- ten, dann wäre das übergeordnete Ziel Werte bis 2017 Zwischenziele 2020 bis 2040 weitgehender Treibhausgasneutralität in Zielpfad 80 % Minderung Deutschland erreicht. Gegenüber 1990 ist Zielpfad 95 % Minderung dazu eine Senkung der THG-Emissionen 1.248 um 80 bis 95 Prozent erforderlich. In absoluten Zahlen bedeutet das: In 907 750 Deutschland dürften 2050 noch maximal 562 zwischen 250 Millionen und 63 Millionen 375 Tonnen CO2-Aquivalente emittiert wer- 250 den. Aufgrund der Langfristigkeit des Zie- 62 les und trotz vieler wissenschaftlich erar- beiteter Szenarien ist eine Einordnung, ob 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2017 2020 2030 2040 2050 dieses zu erreichen ist oder nicht, derzeit kaum möglich. * Bis 2017 Ist-Werte, ab 2020 Ziele * bis 2017 Ist-Werte, ab 2020 Ziele Quelle: Umweltbundesamt, Grafik: IWO Quelle: Umweltbundesamt 296_Treibhausgasneutralität_bis_2050_201902 Herausforderung Gebäudesektor Was bedeuten diese Ziele nun für den Ge- 21 Millionen Gebäude sorgen für 35 Prozent wie vor viele Befürworter. „Ohne positive bäudesektor? Der derzeitige Energiever- des deutschen Endenergieverbrauchs. 63 Pro- Impulse für effizienten Klimaschutz bei brauch und die aktuellen CO2-Emissionen zent wurden vor Inkrafttreten der ersten öffentlichen und privaten Gebäuden droht verdeutlichen, wie ambitioniert die Zielvor- Wärmeschutzverordnung von 1977 errich- die nächste Zielverfehlung. Die steuerliche gaben sind. „Im aktuellen deutschen Pro- tet. Solche Gebäude verbrauchen bis zu fünf- Förderung der energetischen Gebäude- jektionsbericht werden […] für den Sektor mal mehr Energie als moderne Gebäude. Bis sanierung muss jetzt rasch und kraftvoll Haushalte erhebliche Emissionsminderun- 2020 soll der Bereich seine Emissionen um umgesetzt werden“, sagt Holger Lösch vom gen auf bis zu 76 Millionen Tonnen 20 Prozent senken, aktuell sind es gut Bundesverband der Deutschen Industrie CO2-Äquivalente im Jahr 2020 prognosti- 14 Prozent. Für 2030 ist das Ziel mit 67 bis (BDI) stellvertretend für viele Branchen, die ziert. Diese Projektionen erscheinen vor 66 Prozent deutlich ambitionierter und mit für den Gebäudesektor produzieren. Es dem Hintergrund aktueller Emissionszah- den derzeitigen Mitteln kaum zu erreichen. bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung len zu optimistisch“, so der Klimaschutzbe- Denn die Förderprogramme von KfW und hier noch einmal die Initiative ergreift. Der richt der Bundesregierung. Dazu ein Blick BAFA (MAP und APEE) sind so gut ausge- erste Anlauf für eine steuerliche Förderung auf die schiere Größe dieses Vorhabens. stattet wie nie. Trotzdem liegt die Sanie- der energetischen Haussanierung fand im rungsrate bei nur 1 Prozent. Eine Verdoppe- Bundesrat keine Mehrheit. lung wäre nötig. Auf der aktuellen Agenda der Bundespo- litik stehen dagegen zum einen das Ge- Steuerliche Abschreibung bäudeenergiegesetz (GEG) sowie das Klima- Foto: ChristianSchwier/stock.adobe.com schutzgesetz. Beide sollen noch in diesem hat viele Fürsprecher Jahr verabschiedet werden. Ob das ange- Ein Mittel wäre die steuerliche Absetzbar- sichts der gegensätzlichen Positionen von keit energetischer Sanierungen. Quer durch Union und SPD der aktuellen Bundesregie- alle Branchen im Gebäudebereich, in allen rung gelingt, bleibt abzuwarten. Der Hand- Bundestagsparteien und auch in den Reihen lungsdruck für die deutsche Klimaschutz- der Regierungskoalition gibt es dafür nach politik ist jedenfalls groß. ■ 12 raffiniert 1 l 2019
Dauerbaustelle: Gebäudeenergiegesetz (GEG) Das GEG soll die Energieeinsparverordnung, das Energie- einspargesetz und das Erneuerbare-Energien-Wärme- gesetz sinnvoll zusammenführen und die Umsetzung in der Praxis erleichtern. Zugleich dient das Gesetz dazu, die EU-Gebäuderichtlinie zu erfüllen. Diese fordert die Festle- gung eines Niedrigstenergiestandards für Neubauten, der ab 2021 gelten soll. Was genau darunter zu verstehen ist, Streitpunkt: Klimaschutzgesetz sollen die Mitgliedstaaten selbst festlegen. Im GEG-Entwurf steht der KfW-70-Standard. Er entspricht in etwa dem Mit einem Klimaschutzgesetz sollen die Klimaziele für Niveau der geltenden Energieeinsparverordnung 2016. 2030 und 2050 gesetzlich verankert werden. Im Koaliti- Der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz onsvertrag ist fixiert, dass noch dieses Jahr ein Klima- (Deneff), der auch Unternehmen der Dämmstoffindustrie schutzgesetz beschlossen wird. Umweltministerin Svenja angehören, ist das zu wenig. Sie wünscht sich ein „kos- Schulze (SPD) macht entsprechend Druck. Ihr Entwurf tenoptimales Nahe-Null-Energie-Gebäude“ im GEG. für ein sogenanntes Rahmengesetz sieht vor, die Klima- Der Energieberaterverband GIH plädiert für den KfW-Stan- schutzziele 2030 für die Sektoren Energie, Industrie, dard 55, den bereits rund die Hälfte aller Neubauten Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft erreiche. Immobilienwirtschaft und Bauverbände lehnen festzuschreiben. Für die einzelnen Sektoren sollen ab das wiederum ab: Höhere Anforderungen bei der Wärme- 2021 jährlich sinkende Emissionsmengen gelten. dämmung brächten zu wenig Nutzen und verursachten Für deren Einhaltung sollen die zuständigen Ministerien hohe Kosten. „Die Baukosten zeigen, dass mit der derzeit verantwortlich sein und geeignete Maßnahmen erlassen. geltenden Energieeinsparverordnung eine wirtschaftliche Auch sollen die Ministerien haften, wenn sie ihre Zielvor- Grenze erreicht ist“, so der Zentralverband des Deutschen gaben nicht erfüllen und der Bund Verschmutzungszerti- Baugewerbes (ZDB). Es sei viel effektiver, den Gebäudebe- fikate im Rahmen der europäischen Klimaschutzverord- stand energetisch zu sanieren. nung kaufen muss. Diese Kosten sollen anteilig nach dem Grad der Nichteinhaltung in den Etats der verantwort- Umstritten ist zudem die Innovationsklausel, die es erlaubt, lichen Bundesministerien veranschlagt werden. auch den CO2-Ausstoß als Richtwert für ein gesetzeskon- Der ursprüngliche Plan der Umweltministerin sah vor, im formes Gebäude heranzuziehen. Bisher ist das allein der nächsten Schritt noch vor der Sommerpause in einem Primärenergieverbrauch. Künftig sollen auf Antrag der sogenannten Maßnahmengesetz die jeweiligen Instru- CO2-Ausstoß und ein Höchstwert des Energieverbrauchs mente zu verankern, mit denen die Vorhaben in den gelten. Damit könnten Photovoltaikanlagen und Biogas- Sektoren hätten erreicht werden sollen. nutzung leichter in den Nachweisen angerechnet werden. Die Nutzung von erneuerbar erzeugtem Strom in Stromdi- Dieser Zeitplan für das neue Klimaschutzgesetz dürfte rektheizungen soll laut GEG-Entwurf allerdings nicht kaum einzuhalten sein. Die von CDU und CSU geführten anrechenbar sein. Damit würde auch der Einsatz von Ministerien Verkehr, Bau und Landwirtschaft sehen das Ökostrom in Hybridheizungen, die ansonsten abgeregelten Vorpreschen der Umweltministerin kritisch und wollen Strom aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen zum Heizen sich auf ein solches Klimaschutzkontrollregime nicht nutzen, nicht berücksichtigt. Das Institut für Technische einlassen. Auch in der Bundestagsfraktion der Union gibt Gebäudeausrüstung Dresden (ITG) regt an, eine technisch es starken Widerstand gegen ein Rahmengesetz für den sowie physikalisch plausible Abbildung Power-to-Heat-fähi- Klimaschutz, das als „Planwirtschaft“ empfunden wird. ger Hybridheizungen im GEG vorzunehmen. Neue, höhere Vor diesem Hintergrund hat die Regierungskoalition Anforderungen für die Sanierung im Gebäudebestand sieht beschlossen, ein Sondergremium zum Klimaschutz der Gesetzentwurf nicht vor. Die Nutzung von flüssiger einzurichten. Das „Klimakabinett“ unter dem Vorsitz von Biomasse soll nur dann positiv in die Energiebilanz eines Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll nun die Hauses einfließen, wenn diese nah beim Verbraucher rechtlich verbindliche Umsetzung der Klimaschutzziele Foto: K.C./stock.adobe.com produziert wurde. Das erscheint realitätsfern angesichts vorbereiten. Neben den Ministern für Umwelt, Wirtschaft, der regionalen Begrenztheit ihrer Produktion in Bioraffine- Verkehr, Landwirtschaft und Innen ist auch der Finanz- rien sowie des vergleichsweise einfachen Transports minister im Klimakabinett vertreten. Noch in diesem Jahr flüssiger Brennstoffe. soll es gesetzliche Regelungen geben. Ob damit ein eigenständiges Klimaschutzgesetz gemeint ist, bleibt abzuwarten. raffiniert 1 l 2019 13
I S H & H E I Z G E R ÄT E Interview BDH-Präsident Uwe Glock Die Brennwerttechnik hat Potenzial Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) zählt aktuell 104 Mitgliedsunter- nehmen mit rund 75.500 Mitarbeitern. Sie erwirtschafteten im vergangenen Jahr insgesamt 15,1 Milliarden Euro. 680 Millionen Euro investierten die Hersteller in Forschung und Entwicklung. Ergebnisse dieser Investitionen kann die Fachwelt auf der internationalen Leitmesse ISH in Frank- furt/Main sehen, die der BDH als einer der Träger alle zwei Jahre ausrichtet. Das Technologie- und Energieforum ist dabei ein wichtiger ISH-Baustein. Insgesamt rund 732.000 Heizgeräte wurden weite Ferne. Auch für 2019 erwarten wir ein Stichwort Hybridisierung: Wie wird die Ent- 2018 verkauft. Ihre Branche könnte doch eini- Wachstum im Zuge der dynamischen Neubau- wicklung bei bi- und multivalenten Heizsyste- germaßen zufrieden sein, zumal für 2019 er- entwicklung, aber leider auch eine fortgesetzte men in den kommenden Jahren im Gebäude- neut ein Absatzzuwachs prognostiziert wird. Stagnation im Modernisierungsmarkt. bestand verlaufen? Sind Sie zufrieden mit dieser Entwicklung? Glock: Hybride Systeme, in der Regel beste- Glock: Gemessen an den ambitionierten Zie- Die Brennwerttechnik liegt beim Absatz nach hend aus einer kleindimensionierten Wärme- len der Bundesregierung, die CO2-Emissionen wie vor mit weitem Abstand vor den anderen pumpe und einem Brennwertgerät als Back-up, im Gebäudebereich von heute 119 Millionen Heizsystemen. Rund 550.000 Brennwertgerä- können einen wichtigen Beitrag zur Sektor- Tonnen bis 2030 auf 72 Millionen Tonnen zu te wurden verbaut, vor allem im Gebäudebe- kopplung im Gebäude und zum Lastmanage- senken, kann niemand mit der aktuellen stand. Warum setzen die Modernisierer vor ment im zukünftigen Energiesystem leisten. Die Marktentwicklung zufrieden sein. Zumal das allem auf diese Technik? kleindimensionierte Wärmepumpe übernimmt geringe Wachstum von circa 3 Prozent im Jahr Glock: Gas- und Öl-Brennwerttechnik bleibt die Deckung der Heizlast in dem im Jahresver- 2018 ausschließlich auf den Neubau zurück- auch in Zukunft die kostengünstigste Techno- lauf überwiegend milden Temperaturbereich, geht. Die klimapolitische Aufgabe ist es, die logie für den Austausch veralteter Heizungsan- während das Brennwertgerät insbesondere circa zwölf Millionen veralteten Heizungen in lagen im Gebäudebestand. Neben der reinen Spitzenlasten bei niedrigen Außentemperaturen Deutschland beschleunigt zu modernisieren Kostenbetrachtung bietet die Brennwerttech- abdeckt. Die beiden Wärmeerzeuger auf Basis und durch effiziente emissionsarme Heizungs- nik den zusätzlichen Vorteil, hohe Systemtem- von Strom beziehungsweise Erdgas oder Heizöl technik zu ersetzen. Gelingt dies nicht, rücken peraturen im Falle von niedrigen Außentempe- sind miteinander über eine digitale Steuerung die Klimaschutzziele der Bundesregierung in raturen realisieren zu können. gekoppelt, die einen optimalen Einsatz, nicht 14 raffiniert 1 l 2019
zuletzt auch als Reaktion auf Preissignale, er- Im Fokus des Technologie- und Energieforums Emissionen um 66 bis 67 Prozent auf insge- möglicht. Leider fehlen uns hierfür noch die auf der ISH stand die Heiztechnik im Smart samt 72 Millionen Tonnen im Jahr 2030 vor. Rahmenbedingungen in Form von flexiblen Home. Welche Potenziale sehen Sie in der Digi- Was kann, was muss die Bundesregierung tun, Stromtarifen. talisierung? Wo sehen Sie die größte Herausfor- um dieses Ziel erreichen zu können? derung für eine stärkere Marktverbreitung ver- Glock: Zunächst sollte sie anerkennen, dass Rund 20 Millionen Menschen leben derzeit in netzter Heiztechnik? bei dem seit Jahren zunehmenden Modernisie- ölbeheizten Häusern. Diese finden sich über- Glock: Das Technologie- und Energieforum der rungsstau eine Erreichung der Klimaschutzzie- wiegend in ländlichen Regionen ohne Gasnetz. Messe Frankfurt und des BDH hat nicht nur die le für das Jahr 2030 nicht möglich sein wird. Welche technischen Lösungen bieten sich hier Vernetzung von elektrischen Komponenten im Sie muss zügig zusätzliche Instrumente auf an, um den Heizenergiebedarf und damit den Gebäude, sondern aller energetisch relevanten den Weg bringen, die helfen, den Modernisie- „ Treibhausgasausstoß zu reduzieren? Komponenten inklusive der Heizung gezeigt. Es rungsstau aufzulösen. Und zwar für den Be- Glock: Von den 5,7 Millionen Ölheizungen sind ging uns in Frankfurt auch darum, die positiven reich der Anlagentechnik sowie den Bereich nur circa 700.000 effiziente Brennwertgeräte. Auswirkungen auf das zukünftige Energiesys- der Gebäudehülle. Die Regierung sollte endlich Seit langem schiebt Deutschland einen enor- tem zu verdeutlichen, also wenn die dezentrale die finanziellen Rahmenbedingungen für die men Modernisierungsstau im Ölkesselbereich steuerliche Förderung energetischer Sanierun- vor sich her, der dringend aufgelöst werden gen schaffen. Ohne stärkere Anreize für Inves- muss. Allein durch Umrüstung eines alten Öl- Der zukünftige Energie- titionen in Energieeffizienz wird es nicht gehen. kessels auf ein Öl-Brennwertgerät werden auf mix braucht auch flüssige einen Schlag gut 20 Prozent Endenergie einge- Die Ölwirtschaft sieht in zunehmend treibhaus- spart. Über eine digitale Ausführung der Anlage Energieträger auf Basis erneuer- gasneutralen synthetischen Brennstoffen einen und weitere Optimierungen kann die Einspa- barer Energien. notwendigen Baustein für den Klimaschutz. rung sogar bis zu 40 Prozent betragen. Natür- Uwe Glock | BDH-Präsident Effizienzsteigerung und Elektrifizierung allein lich kann auch eine Wärmepumpe anstelle des würden nicht ausreichen. Wie ist dazu Ihre Ölkessels zum Einsatz kommen, allerdings nur Erzeugung von Strom und Wärme zunimmt und Einschätzung? unter der Voraussetzung, dass der Wärmebe- Effizienzvorteile durch die Digitalisierung ge- Glock: Der vor kurzem noch im Vordergrund darf des Altgebäudes auf ein entsprechend nutzt werden. Die Herausforderung für die stehende „All Electric“-Ansatz der deutschen niedriges Niveau gebracht wird. Dies setzt oft- stärkere Marktverbreitung vernetzter Heiz- Energiepolitik ist einem nunmehr eher markt- mals hohe Investitionen in die Gebäudehülle technik besteht darin, dem Investor klarzuma- wirtschaftlichen Denken gewichen, das auf ei- voraus. Pellet- oder Scheitholzkessel kommen chen, dass er nicht nur von mehr Komfort und nen breiten Technologie- und Energiemix setzt. durchaus infrage, allerdings limitiert die Bedienvorteilen profitiert, sondern auch von Dies begrüßen wir und sehen somit auch eine Verfügbarkeit der nachhaltig zu produzierenden höherer Energieeffizienz. Eine wichtige Rolle bei wichtige Erweiterung darin, im zukünftigen Brennstoffe das Substitutionspotenzial. Somit der stärkeren Marktdurchdringung solcher Sys- Energiemix Deutschlands auch flüssige Brenn- sehen wir auch in Zukunft ein großes Potenzial teme spielt für uns selbstverständlich das SHK- stoffe auf Basis erneuerbarer Energien vorzuse- für die Öl-Brennwerttechnik Handwerk. Hier besteht bereits eine gute Zu- hen. Insofern unterstützen wir ausdrücklich die im Gebäudebestand. sammenarbeit zwischen ZVSHK und BDH. Position der Mineralölwirtschaft sowie der Darüber hinaus stehen wir im Dialog mit der Deutschen Energie-Agentur (dena), dass ohne Politik und weisen auf die wichtige Rolle der ver- treibhausgasreduzierte flüssige Energieträger netzten Heiztechnik für den Klimaschutz hin. die Klimaschutzziele 2050 nicht zu erreichen sind. Auch hier ist die Politik gefragt, nicht nur in Der nationale Klimaschutzplan sieht für den Ge- Richtung „All Electric“ und „Power-to-Gas“ zu bäudebereich eine Verminderung der THG- denken. ■ UWE GLOCK Uwe Glock ist seit November 2018 Präsident des BDH. Er begleitet die Arbeit des Hersteller- verbands schon seit dem Jahr 2008, als er zum Vorsitzenden der Geschäftsführung der Bosch Thermotechnik GmbH in Wernau berufen wurde. Zur Bosch Gruppe ist der gebürtige Schwabe im Jahr 1984 gekommen. Zunächst war er im Bereich Automobilzubehör tätig, Fotos: BDH anschließend wechselte er in die Sparte Sicherheitstechnik. Von 2001 bis Juni 2008 war er Vorsitzender der Geschäftsführung der Bosch Sicherheitssysteme GmbH in Ottobrunn. raffiniert 1 l 2019 15
Öl-Brennwertgeräte und Hybridoptionen Hersteller Buderus Elco Giersch Produktbezeichnung Logano plus KB 195i-15 Straton S 17 FCU 21-M Nennwärmeleistung in kW 3,9 bis 15 (modulierend) bei 50/30 °C 11/18 (2-stufig) 7,3 bis 22 (modulierend) bei 50/30 °C Bauart (Boden/Wand) Bodenstehend Bodenstehend Bodenstehend Abmessungen (L/B/H in mm) 630/600/1.009 965/600/1.100 835/596/1.264 Gewicht in kg 91 145 170 Energieeffizienzklasse A A A Schallleistungspegel in dB(A) 47 45 bis 52 (Teil-/Volllast) 55 Hybridoptionen (ergänzende abgestimmte Systeme) • Solarthermie Logasol Reihe Solatron FKS Flachkollektor • Wärmepumpe Luft/Wasser Logatherm WLW196ART Aerotop Split nein • Warmwasser-Wärmepumpe Logatherm WPT270/2 Aerotop DHW GWP 230/300 ZSW • Photovoltaik ja k.A. nein Hersteller Remeha Rotex Vaillant Produktbezeichnung Calora Tower Öl 18 LS A2 F 18 H icoVIT exclusiv VKO 156/3-7 Nennwärmeleistung in kW 10,6 bis 18 (modulierend) bei 50/30 °C 18 kW bei 50/30 °C 11,1/15,8 (2-stufig) bei 40/30 °C Bauart (Boden/Wand) Bodenstehend Bodenstehend Bodenstehend Abmessungen (L/B/H in mm) 681/600/1.113 754/606/1.360 700/570/1.272 Gewicht in kg 117 97 159 Energieeffizienzklasse A A A Schallleistungspegel in dB(A) 58 63 56/61 Hybridoptionen (ergänzende abgestimmte Systeme) • Solarthermie RemaSol-Systeme Rotex Solaris aroTHERM / VTK • Wärmepumpe Luft/Wasser Neptuna, Eria Tower, eHP-Mono alle Rotex Luft/Wasser-WP, nein z.B. Rotex HPSU compact Ultra • Warmwasser-Wärmepumpe Azorra Rotex HPDU monobloc aroSTOR • Photovoltaik k.A. k.A. auroPOWER Nachrüstung für weitere Komponenten 16 raffiniert 1 l 2019
Auf der ISH 2019 präsentierte die Heizungsindustrie ein breites Gerätespektrum effizienter Brennwerttechnik sowie verschiedene Hybridkomponenten zur Einbindung erneuerbarer Energien. raffiniert gibt einen Überblick zum aktuellen Marktangebot* bei der Öl-Brennwerttechnik. Alle Geräte verfügen über die Energieeffizienzklasse A, sind internetfähig (für Smart Home) und werden auch mit höheren Leistungsbereichen angeboten. Hoval Junkers Bosch MHG MultiJet (16) Olio Condens 7000 F ecoOEL ES 18 11,8/16,5 (2-stufig) bei 40/30 °C 18,5 19,3 kW bei 50/30° C Bodenstehend Bodenstehend Bodenstehend 575/520/1.548 804/600/914 1.102/560/830 117 151 144 A A A 51 bis 62 60 61 UltraSol Solar TE/Solar TV SOLARMAT FL o. beliebiger Hersteller UltraSource B Compress 7000i/8000i AWB 9/17 nein CombiVal WPER Compress 4000/5000 DW VT3130/VT3131 (im Paket) nein nein ja, beliebiger Hersteller Viessmann Weishaupt Wolf Vitoladens 300-C Thermo Condens WTC-OB 18-B COB-2-20 10,3 bis 28,9 (modulierend) bei 50/30 °C 12,3/18,3 (2-stufig) bei 50/30 °C 14,1/20,4 bei 50/30 °C Bodenstehend Bodenstehend Bodenstehend 958/638/841 730/680/1.002 605/566/1.290 148 107 92 *D ie Übersicht bildet nicht das A A A komplette Markt- 52 bis 60 57 54 angebot ab. Alle Angaben zu den aufgeführten Produkten sind Herstelleranga- Vitosol 200-FM WTS-F (Paketkombination möglich) TopSon F3-1 ben. IWO über- Vitocal 250-S alle Luft/Wasser-Wärmepumpen von CHA-Monoblock/BWL-15 nimmt keinerlei Weishaupt Gewähr für die Richtigkeit und Fotos: Hersteller Vitocal 262-A WWP T (Paketkombination möglich) SWP-200/260 Vollständigkeit der Informatio- nein k.A. ja nen und Angaben. raffiniert 1 l 2019 17
PRAXIS Individuelle Hybridheizlösung für Industriebetrieb Brennwerttechnik plus Erneuerbare: sicher, effizient und klimaschonend Tankspezialist Dehoust setzt an seinem Produktionsstandort Nienburg auf moderne Öl-Brennwerttechnik und kombiniert diese mit Solarthermie und Wärmepumpe. Ein Praxisbeispiel für die hybride Wärmeversorgung von Gewerbebauten. Gewerbebauten 18 raffiniert 1 l 2019
D er Herstellung von Tanksystemen widmet sich das Familienunterneh- men Dehoust seit seiner Gründung im Jahr 1958. Heute zählt die Dehoust GmbH mit Hauptsitz in Leimen bei Heidelberg zu den führenden Anbietern von Behältern zur Lagerung von Heiz- und Kraftstoffen sowie anderen wassergefährdenden Flüssigkeiten. In der niedersächsischen Gemeinde Nien- burg/Weser fertigt das Unternehmen Lager- und Druckbehälter aus Stahl und Edelstahl. Im Zuge der Erweiterung des Standortes wurden zur Wärmeversorgung zwei Öl- Hybridheizlösungen realisiert. Ursprünglich bestand das Nienburger Werk aus einer 5.000 m² großen Produk- tionshalle und einem Verwaltungsbau. Hin- zugekommen ist eine neue Lackierhalle mit einer Fläche von 1.670 m². Sie bietet ausreichend Platz für eine Sandstrahlanla- ge sowie eine kombinierte Lackier- und Beschichtungsanlage. Zusätzlich zur La- ckierhalle wurde ein 180 m² großes Sozial- gebäude gebaut – mit Umkleiden, Wasch- und Duschräumen für die Mitarbeiter. In der Lackierhalle sind zwei 150-kW-Öl-Brennwertkessel installiert. Sie ergänzen die Luft-Wasser-Wärmepumpe. Weniger Energieverbrauch Das neue Heizsystem soll künftig auch die bestehende Produktionshalle mit Wärme versorgen. mit zwei Hybridheizungen Für die Planung der neuen Wärmeversor- wertkessel im Verwaltungsgebäude das Hei- 800 mm breite Standardtür. Groß dimensio- gung beauftragte Dehoust ein Ingenieur- zen. Dafür sorgt eine kurze, unterirdische nierte Prüf- und Reinigungsöffnungen er- büro. Unter Berücksichtigung der Energie- Verbindungsleitung. Die acht Flachkollekto- leichtern die Wartung. Da alle mit Heizgas einsparverordnung EnEV 2016 entschieden ren (Solatron, Elco) sind auf dem Flachdach oder Kondensat in Kontakt kommenden sich die Planer für zwei Systeme: Einer des Sozialtraktes installiert. Kurze Leitungs- Bauteile des Heizkessels aus Edelstahl beste- Kombination von Solarthermie und wege und ein entsprechend geringer Ener- hen, gibt es keine Einschränkungen bei Öl-Brennwerttechnik für das neue Sozial- gieverlust sind damit garantiert. Die Anlage Rücklauftemperatur oder Brennerkleinstlast. gebäude sowie den Verwaltungstrakt. Und ist zudem mit einem 1.000-Liter-Pufferspei- Das Kondensat kann kontinuierlich ablaufen einer Kombination aus einer Luft-Was- cher (Vistron BS, Elco) kombiniert. und die so erzielte Selbstreinigung führt zu ser-Wärmepumpe mit zwei Öl-Brennwert- Die Frischwasserstation zur Trinkwasser- einer dauerhaft optimalen Brennwertnut- kesseln für die neue Lackierhalle. Zu einem erwärmung für das Sozialgebäude ist eben- zung. Eine große Wärmetauscherfläche und späteren Zeitpunkt soll über dieses Heiz- falls an den Speicher gekoppelt. Zur Ergän- eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewährleis- system auch die alte Produktionshalle be- zung der Solarthermieanlage ist im Verwal- ten leisen Betrieb. Den Brennstoff für die heizt werden. tungsgebäude ein Öl-Brennwertkessel mit Heizanlage bevorratet Dehoust in einem zweistufigem Blaubrenner (Straton L, Elco) Erdtank aus eigener Produktion, der bereits Regenerativ heizen mit installiert worden. Er hat den veralteten Öl- im Jahr 1978 zeitgleich mit dem Bau des Ver- Solarthermie Heizkessel aus dem Jahr 1997 ersetzt. Mit waltungsgebäudes ins Erdreich eingebracht 85 kW Leistung ist der Kessel ausreichend wurde. Der doppelwandige Stahlzylinder- Das Heizungs- und Warmwasser des neu- dimensioniert, um den neuen Sozialtrakt bei tank hat ein Fassungsvermögen von 20.000 en Sozialtraktes wird hauptsächlich mit- Bedarf mitzuversorgen. Er misst 1.351 mm Liter. Der Tank, der gemäß AwSV alle fünf hilfe einer knapp 20 m² große Solaranlage in der Höhe, 780 mm in der Breite und Jahre von einem Sachverständigen geprüft erwärmt. Nur wenn die Solarenergie nicht 1.540 mm in der Tiefe, ist damit gerade mal wird, kann auch nach dieser langen Zeit wei- ausreicht, übernimmt ein neuer Öl-Brenn- so groß wie ein Schrank und passt durch jede terhin betriebssicher genutzt werden. » raffiniert 1 l 2019 19
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