Kontrollen belegen hohe Trinkwasserqualität Seite 9 - Energie-Contracting für Grossüberbauung Seite 8 Eigenverbrauchsgemeinschaften

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Kontrollen belegen hohe Trinkwasserqualität Seite 9 - Energie-Contracting für Grossüberbauung Seite 8 Eigenverbrauchsgemeinschaften
Das Magazin
von Stadtwerk Winterthur

                                       No 2/2021

   Kontrollen belegen hohe Trinkwasserqualität                                  Seite 9

 Energie-Contracting für Grossüberbauung Seite 8 Eigenverbrauchsgemeinschaften Seite 10
Kontrollen belegen hohe Trinkwasserqualität Seite 9 - Energie-Contracting für Grossüberbauung Seite 8 Eigenverbrauchsgemeinschaften
Feldschlösschen
                                                                                                                                                                                                                                    Entlebuch
                                                                                                                                                                                                                             / zVg Brauerei
                                                                                                                                               ive

                                                                                                                                                                                                                          Biosphäre
                                                                                                                                         Inklus rt-Bus

                                                                                                                                                                                                                  Salinen AG
                                                                                                                                                                fo

                                                                                                                                                                                                              zVg UNESCO
                                                                                                                                                       Com i im Bus
                                                                                                                                              rt im              el
                                                                                                                                      • Fah und Gipf                  ibur
                                                                                                                                                                              g
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                                                                                                                                         a ffee            a l ine R estauran

                                                                                                                                                                                                        Schweizer
                                                                                                                                    •  K            n g  S             R
                                                                                                                                            ü h r u           e n  i m             e n
                                                                                                                                          F                 s                  c h
                                                                                                                                        •           ages                    ss
                                                                                                                                                                  schlö gustatio
                                                                                                                                                                                         n

                                                                                                                                                                                             Fotos: zVgFotos:
                                                                                                                                             Mitt
                                                                                                                                       ang-              i Feld              e
                                                           Mehr zu den Salzminen der Schweiz auf:                               • 3-G Brauere ng und D elden
                                                                                                                                     der               dga                 einf
                                                           strom-online.ch/salz                                                               i-Run nthalt Rh en
                                                                                                                                  B ra uere         u  fe              t i o n
                                                                                                                                •            ier A              erva
                                                                                                                                      • Fre Alle Res nisation
                                                                                                                                                •                g a
                                                                                                                                                         seor
                                                                                                                                                  • Rei

Die Saline und die Brauerei am Rhein                                                                       Ja, ich bin bei der
                                                                                                           «energie»-Leserreise mit dabei!
Bier und Salz                                                                                              Buchen Sie telefonisch unter 056 461 61 61
Aus der Gegend um Rheinfelden kommt fast alles Schweizer Salz und der                                      (Kreditkarte bereithalten)
grösste Teil des in der Schweiz gebrauten Biers. Die Salzvorkommen am                                      oder online unter energie-leserangebot.ch
Rhein sind zwar noch nicht so lange bekannt wie jene im Waadtland, dafür                                   Preis pro Person: CHF 106.– inkl. MwSt.
aber deutlich einfacher abzubauen. Und so wird denn hier der einzige noch                                  (Kreditkartenzahlung, keine Reduktion mit Halbtax
abgebaute Schweizer Bodenschatz in gewaltigen Mengen aus dem Erdreich                                      oder GA, Rechnungszuschlag CHF 3.–).
geholt und unter gigantischen hölzernen Kuppeln gelagert. Verwendung
findet er in der Küche, aber vor allem auch als Tausalz für den Winterdienst
                                                                                                           Ab Olten / Aarau / Windisch
auf den Strassen. Ebenfalls in grossen Dimensionen geht es in der nahe
                                                                                                           Montag, 4. Oktober 2021
gelegenen Brauerei Feldschlösschen zu und her, wo im wohl schönsten                                        Freitag, 15. Oktober 2021
Schloss der Schweiz bereits seit 1876 Bier gebraut wird.
                                                                                                           Ab Winterthur / Zürich
                                                                                                           Dienstag, 5. Oktober 2021
Wir reisen mit dem Bus zu den Salinen Riburg, erleben da eine Führung                                      Mittwoch, 20. Oktober 2021
durch die Anlagen und fahren dann weiter nach Rheinfelden. Das Mittag­
essen nehmen wir im Restaurant der Brauerei Feldschlösschen ein, mit an­                                   Ab Luzern / Zug
schliessender Führung/Besichtigung. Danach fahren wir ins nahe gelegene
                                                                                                           Mittwoch, 6. Oktober 2021
Städtchen Rheinfelden, wo es genügend Zeit für einen Spaziergang gibt.                                     Ab Bern / Biel / Lyss
                                                                                                           Donnerstag, 7. Oktober 2021
                                                                                                           Ab Münchenstein / Pratteln / Liestal
                                                                                                           Dienstag, 12. Oktober 2021
                                                                                                           Ab Jegenstorf / Solothurn
                                                                                                           Mittwoch, 13. Oktober 2021

                                                                                                            Rückkehr jeweils zwischen 17.45 und 19.00 Uhr.
                                                                                                            Witterungsbedingte Programmänderungen sind möglich.

                                                                                                            Weitere Auskünfte erteilt Ihnen Eurobus:
                                                                                                            056 461 61 61, leseraktion@eurobus.ch

Anmeldebedingungen: Die Teilnehmerzahl ist beschränkt, daher erfolgt die Reservation nach der Reihenfolge der Anmeldungen. Sie erhalten eine
Bestätigung. Annullierung: Eintägige Busreisen können nicht annulliert werden. Es gelten die Vertragsbedingungen der Eurobus-Gruppe, die Sie jederzeit
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Kontrollen belegen hohe Trinkwasserqualität Seite 9 - Energie-Contracting für Grossüberbauung Seite 8 Eigenverbrauchsgemeinschaften
Inhaltsverzeichnis No 2/2021

                                                                                                                                                            4	­Spotlights Kurzmeldungen aus nah und fern
                                                                                             Editorial
                                                                                                                                                            8	Energie-Contracting Stadtwerk Winterthur
                                                                                                                                                               realisiert die umweltfreundliche Energie­
                                                                                                                                                               versorgung einer Überbauung in Stettbach

                                                                                                                                                            9	Grundwasserschutz Strenge Kontrollen
                                                                                                                                                               ­gewährleisten eine hohe Trinkwasserqualität

                                                                                                                                                           10	Eigenverbrauch Stadtwerk Winterthur
                                                                                                                                                               ­erleichtert die Abrechnung von Eigen­
                                                                                                                                                                verbrauchsgemeinschaften

                                                                                                                                                           12	«Plastic is fantastic!» Kunststoffe sind
                                                                                                                                                               allgegenwärtig und eine grosse Umwelt­
                                                                                                                                                               belastung. Doch ohne Plastik geht es nicht
                                                                                             Liebe Leserinnen und Leser

                                                                                             Wasser vom Hahn oder lieber aus der gekauften Flasche?        16	Infografik Die Olympischen Spiele in Tokio
                                                                                             In Winterthur brauche ich mir diese Frage nicht zu stellen.       sollen nachhaltig und ökologisch werden
                                                                                             Unser Trinkwasser ist von hoher Qualität und kann beden-
                                                                                             kenlos getrunken werden. Das belegen auch die jährlich        18	Versiegelte Flächen Der Boden in urbanen
                                                                                             entnommenen rund 700 Wasserproben. Dabei dienen                   Gebieten nimmt immer weniger Wasser auf.
                                                                                             tief angesetzte Grenzwerte – zum Beispiel für die Abbau­          Dagegen hilft die «Schwamm-Stadt»
                                                                                             pro­dukte des Pflanzenschutzmittels Chlorothalonil – der
                                                                                             Vorsorge. Lesen Sie mehr dazu auf Seite 9.                    20	Solararchitektur wird immer vielfältiger
                                                                                                                                                               Der Solarpreis zeigt neue Möglichkeiten
                                                                                             In Stettbach, am Stadtrand von Zürich, ist während rund
                                                                                             dreier Jahre die Überbauung «Stettbach Mitte» ent­            22	Preisrätsel Gewinnen Sie ein Wochenende
                                                                                             standen. Stadtwerk Winterthur verantwortet das Energie-           in den Waadtländer Alpen oder einen
                                                                                             konzept sowie die Wärme- und Kälteversorgung der                  ­Ausflug mit Eurobus
                                                                                             ­Überbauung. Gekühlt wird im Free-Cooling-Verfahren. Wie
                                                                                              das geht, zeigt der Beitrag auf Seite 8.                     23	Galerie Energie Meerjungfrauen hassen
                                                                                             Sagt Ihnen Eigenverbrauchsgemeinschaft oder Zusammen-             Plastikabfälle
                                                                                             schluss zum Eigenverbrauch etwas? Beides sind Möglich-
                                                                                             keiten, um beispielsweise den Solarstrom der Fotovoltaik-
                                                                                             anlage auf dem Dach Ihres Wohnhauses gemeinsam mit
                                                                                             anderen Bewohnenden zu nutzen und allenfalls abzurech-         8
Titelbild: Stefan Kubli Fotos: Stefan Kubli / Visualisierung: Nightnurse Images AG, Zürich

                                                                                             nen. Weil die beiden Modelle komplex sind, stellen wir
                                                                                             sie auf den Seiten 10 und 11 in einer Infografik gegenüber.

                                                                                             Ich wünsche gute Lektüre.

                                                                                             Maddalena Pellegrino,
                                                                                             Leiterin Kommunikation Stadtwerk Winterthur

                                                                                                                                                            9
                                                                                             Stadtwerk Winterthur
                                                                                             Hauptsitz: Untere Schöntalstrasse 12, Winterthur
                                                                                             Briefadresse: 8403 Winterthur
                                                                                             Telefonzentrale: 052 267 61 61
                                                                                             Störungsdienst: 0800 84 00 84
                                                                                             stadtwerk.winterthur.ch
Kontrollen belegen hohe Trinkwasserqualität Seite 9 - Energie-Contracting für Grossüberbauung Seite 8 Eigenverbrauchsgemeinschaften
Spotlights

                                                                                       – 47%
               Investitionen in die IT-Sicherheit
               Im Unterwerk Grüze sind 2020 die Schutzgeräte und das Stations­
               leitsystem bei laufendem Betrieb erneuert worden. Letzteres er­
               möglicht die Bedienung, Steuerung und Überwachung des gröss­
               ten und wichtigsten Unterwerks von Winterthur. Dieses trägt
               40 Prozent der Gesamtleistung im Winterthurer Stromnetz. An­
               fang 2021 ist das Leitsystem für die Gas- und die Wasserversor­
                                                                                       Am meisten Strom importiert
               gung ebenfalls modernisiert worden. Dazu gehören neue Server,           die Schweiz aus Deutschland.
               ein Update sowie umfangreiche Massnahmen zur IT-Sicherheit.
               All diese Investitionen dienen nicht nur dem langfris­tigen Erhalt      Doch der gesamte Nettostrom­
               der Infrastruktur, sondern auch der IT-Sicherheit der Strom-,
               Gas- und Wasserversorgung in der Stadt Winterthur.
                                                                                       export aus Deutschland – also
                                                                                       nicht nur in die Schweiz – ist
                                                                                       2020 um 47 Prozent gesunken.
                                                                                       Dies widerspiegelt den allmäh­
               Radioaktivität
               von Abfall messen                                                       lichen Ausstieg Deutschlands aus
               Seit Januar 2021 ist jeder Entsorgungs- und Recyclingbetrieb
                                                                                       der Kohle- und Atomstrompro-
               in der Schweiz gesetzlich verpflichtet, die eingelieferten Abfälle      duktion. Ob das Land in Zukunft
               auf Radioaktivität zu kontrollieren. In der Kehrichtverwertungs­
               anlage (KVA) in Winterthur sind deshalb im Eingangsbereich              noch Strom exportieren kann,
               bei der Waage zwei Messportale im Einsatz. Sie messen die
               Ladung jedes Fahrzeugs automatisch bei dessen Durchfahrt.
                                                                                       ist fraglich. Dies ist umso be­­
               Wird dabei radioaktives Material festgestellt, meldet Stadtwerk         unru­hig­ender, als die Schweiz seit
               Winterthur dies dem Bundesamt für Gesundheit. Ausserdem
               wird mit diesem abgeklärt, ob eine illegale Entsorgung vorliegt         rund zwanzig Jahren im Winter
               und auf welche Art das radioaktive Material zu entsorgen ist.           mehr Strom importieren muss,
               Mit den Messportalen hat Stadtwerk Winterthur in der KVA eine
               weitere Sicherheitsstufe eingebaut, die dem verbesserten                als sie exportieren kann. Durch
               Schutz von Mensch und Umwelt dient.
                                                                                       den auch in der Schweiz geplan-
                                                                                       ten Ausstieg aus der Kern­ener­
                                                                                       gie wird sich diese Winterlücke
               Neue Batterien für die                                                  noch massiv verschärfen.
               Monte-Rosa-Hütte                                                        Datenquelle: Bundesnetzagentur (Deutschland)

               Der seit 2009 bestehende Neubau der Monte-Rosa-Hütte ist auf
               möglichst hohe Energieautarkie getrimmt. Zur Strom­ver­sor­gung
               dient primär Fotovoltaik, kombiniert mit einem Speicher aus
               8,6 Tonnen Bleibatterien. Weil diese das Ende ihrer Lebens­dauer
               erreicht hatten, wurden sie durch 2,7 Tonnen Lithium­batterien                   NOTSTROM FÜR MOBILFUNK
               ersetzt. Diese haben mit 215 Kilowattstunden eine etwas höhere
               Speicherkapazität als die alten Bleibatterien. So lassen sich längere      Die Mobilfunknetze sind zentral für die Versorgung
               Schlecht­wetterperioden überbrücken.                                           mit Telekommunikations-Dienstleistungen.
                                                                                          Dies gilt schon zu normalen Zeiten, speziell aber in
                                                                                          Krisen, insbesondere bei einem länger dauernden
                                                                                             ­Stromausfall. Der Bundesrat hat deshalb im
                                                                                       ­Dezember 2020 entschieden, innerhalb von etwa fünf
                                                                                             Jahren eine landesweite stromausfallsichere
                                                                                        ­Mobilfunkversorgung für Notrufdienste aufzubauen.
                                                                                               Später sollen auch über die Notrufdienste
Fotos: Alamy

                                                                                          ­hinausgehende mobile Sprach- und Datendienste
                                                                                                 ­gegen Stromausfall gesichert werden.

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Kontrollen belegen hohe Trinkwasserqualität Seite 9 - Energie-Contracting für Grossüberbauung Seite 8 Eigenverbrauchsgemeinschaften
Nachfrage nach Pellets wächst
Wer klimafreundlich mit Holz heizen will, aber dennoch eine
automatische Heizung benötigt, wählt eine Pelletsheizung.
Pellets sind kleine, aus Holzresten gepresste Stäbchen. Da es
sich – im Gegensatz zu Stückholz – um ein Schüttgut handelt,
sind Pellets für mechanische Förder­anlagen ge­eig­net, was einen
automatischen Betrieb ermög­licht. Zwischen 1995 und 2019 ist
die Anzahl Pellets­heizungen in der Schweiz von 0 auf rund
30 000 gestiegen. Seit 2016 nimmt die Anzahl Anlagen verstärkt
zu, d. h., es werden jedes Jahr mehr Pellets­heizungen verkauft.
2020 waren es 1186 Anlagen. Holzschnitzelfeuerungen setzen
ebenfalls auf Holz als Brennstoff. Auch sie lassen sich auto­ma­
tisch betreiben, sie sind aber nur für höhere Leistungen ge­eignet,
z. B. für Überbauungen oder als Quartierheizungen.

                             Datenquelle: Verband Holzfeuerungen Schweiz

                              Pro Jahr verkaufte Pelletsheizungen                 5 bis 50 kW     über 50 kW
                             1400
                             1200
                             1000
                              800
                              600
                              400
                              200
                                 0
                                      2014        2015       2016          2017    2018    2019    2020

                                                                                                               5
Kontrollen belegen hohe Trinkwasserqualität Seite 9 - Energie-Contracting für Grossüberbauung Seite 8 Eigenverbrauchsgemeinschaften
Spotlights

                          Spielerisch Energie sparen                               Neue Köpfe in Entscheidungsgremium
                                                                                   Der Klimafonds Stadtwerk Winterthur unterstützt lokale
                                                                                   Projekte zur CO2-Reduktion sowie zur Förderung von Energie­
                                                                                   effizienz und erneuerbaren Energien. Welche Projekte ge­
                                                                                   fördert werden, entscheidet ein sechsköpfiges Gremium. Seit
                                                                                   2021 ist die Hälfte der Mitglieder weiblich. Zu den bisherigen
                                                                                   Mitgliedern zählen Stadtrat Stefan Fritschi (Vorsitz), die
                                                                                   Vorsteherin des Departements Sicherheit und Umwelt, Stadt­
                                                                                   rätin Katrin Cometta, Marco Gabathuler, Direktor Stadtwerk
                          Stadtwerk Winterthur unterstützt das Projekt             Winterthur, und Thomas Bürki, CO2-Experte und Gremiums­
                          Social Power Plus, ein gemeinsames Forschungs­           mitglied der ersten Stunde. Seit Januar 2021 neu dabei ist
                          projekt der Zürcher Hochschule für Angewandte            Katrin Bernath, Stadträtin in Schaffhausen und Umweltöko­
                          Wissenschaften (ZHAW) und der Scuola univer­             nomin. Ebenfalls neu im Gremium wirkt Jacqueline Jakob,
                          sitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI).   ehemaliges Mitglied der Schweizer Delegation in den inter­
                          Das Projekt untersucht, ob sich Kundinnen und            nationalen Klimaverhandlungen und seit 2019 Geschäftsfüh­
                          Kunden dank spielerischer Anreize energieeffizient       rerin der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW).
                          verhalten. Es läuft über drei Jahre. 2021 wird eine
                          App entwickelt, die später für einen Energie­
                          sparwettbewerb eingesetzt wird. Der Wettbewerb
                          be­inhaltet neben Strom auch die Heizenergie.
                                                                                    KLIMATAG AUF DER TECHNIKUMSTRASSE
                          socialpower.ch
                                                                                         Am Sonntag, 26. September 2021, wird die Technikum­-
                                                                                     strasse in Winterthur einen Tag lang für Autos gesperrt, da-
                                                                                         mit dort ein Anlass («Klimatag») rund um die moderne
                                                                                   ­Mobilität statt­finden kann. So lässt sich dieser Verkehrsraum
                                   «Der Inhalt ist                                        neu erleben: zum Beispiel auf der Strasse Unihockey
                                                                                      spielen, ein Strassen­konzert geniessen oder mit der Skate
                                 viel relevanter als                                     Academy neue Tricks ausprobieren. Die Winterthurer
                                                                                     ­Velokuriere organisieren einen Geschicklichkeitsparcours,
                                 die Verpackung.»                                        und in Workshops heckt jedes Quartier seinen eigenen
                                                                                       ­autofreien Sonntag für 2022 aus. Der Klimatag lädt auch
                                                                                             dazu ein, mit Personen aus Politik, Verwaltung
                                 Der Ökobilanzexperte Roland Hischier                     und Forschung darüber zu sprechen, wie Winterthur
                              von der Empa über die Umweltauswirkungen                             zur klimafreund­lichen Stadt wird.
                                       von Plastikverpackungen

                                                                                   Förderprogramme und Beratung
                          Unterstützung                                            für nachhaltige Heizsysteme
                          für Online-Unterricht                                    Eines der wichtigsten Ziele der Energiestrategie 2050 ist, die
                          «Future. Perfect.»                                       Wärme für Gebäude aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen.
                                                                                   Öl-, Gas- und Elektroheizungen müssen deshalb mittelfristig
                          Die Eartheffect GmbH passt ihr Online-Unter-             ersetzt werden. Die Umstellung auf ein nachhaltiges Heizsys­
                          richtsmaterial «Future. Perfect.» zur Kreislauf-         tem benötigt viel Zeit und sollte gut geplant werden. Falls Sie
                          wirtschaft für die Berufsmaturitätsschule (BMS)          als Eigentümerin oder Eigentümer betroffen sind, können Sie
                          an. Da die Berufsbildungsschule Winterthur               von folgenden Förderungen und Beratungen profitieren: Seit
                          als Pilotschule bei der Weiterentwicklung des            dem 1. Juli 2020 fördert der Kanton Zürich den Ersatz von Öl-,
                          Unterrichtsmaterials dabei ist, unterstützt der          Gas- und Elektroheizungen und bietet Beratungen zum Hei­
                          Klimafonds Stadtwerk Winterthur das Projekt              zungsersatz. Eine dieser Beratungen ist die Impulsberatung
Illustration: zVg SUPSI

                          mit 10 000 Franken. Für weitere 10 000 Franken           des Programms «erneuerbar heizen». Eine Fachperson berät
                          werden die Nutzungskosten des Lehrmittels                Sie zu Vor- und Nachteilen verschiedener Heizsysteme.
                          für Winterthurer BMS-Schülerinnen und
                          -Schüler übernommen.                                     stadtwerk.winterthur.ch/foerderprogramm

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Kontrollen belegen hohe Trinkwasserqualität Seite 9 - Energie-Contracting für Grossüberbauung Seite 8 Eigenverbrauchsgemeinschaften
Mehr Wasserstoff                                        Solarpreis für historisches
im Gasnetz möglich                                      Gebäude in Graubünden
                                                        Der Umbau eines 350 Jahre alten Engadiner Bauernhauses
Im Schweizer Gasnetz ist der                            in Latsch bei Bergün hat den europäischen Solarpreis 2020
                                                        im Bereich Solararchitektur gewonnen. Fotovol­taik,
Anteil an Wasserstoff (H2) auf                          ­Sonnenkollektoren und eine Wärmepumpe mit fünf Erd-
2 Prozent beschränkt. Die schwei-                        sonden versorgen das Haus mit erneuerbarer Energie aus
                                                         Sonne und Erdwärme. Dem Büro Felix Partner Architektur
zerische Gasindustrie möchte                             und Design aus Zürich ist es gelungen, aus der seit sechzig

diesen Anteil – im Einklang mit                          Jahren leerstehenden und teilweise zerfallenen Liegen­
                                                         schaft innert dreier Jahre ein Gebäude mit zeit­ge­mässem
der internationalen Entwicklung –                        Wohnkomfort zu machen. Dank der konsequenten Nut-­
                                                         zung von Sonne und Erdwärme konnte partiell auf eine
erhöhen. Dies ist wichtig, um                            Dämmung verzichtet werden. So war es möglich, historisch
in Zukunft klimafreundlich her-                          wertvolle Elemente, wie etwa die Fassade oder Verkleidun­
                                                         g­en aus Holz im Innern, zu erhalten. In die Dachflächen in-
gestellten Wasserstoff ins Gas-                          tegriert sind 20 Quadratmeter Kollektoren sowie 130 Quad-

netz einspeisen zu können. Bei                           ratmeter Fotovoltaikpanels. Die auf dem Dach erzeugte
                                                         Strommenge deckt übers Jahr hinweg den gesamten Bedarf
der klimafreundlichen H2-Gewin-                          der Bewohner und der Wärme­­pumpe. Mit den Kollektoren
                                                         wiederum kann Warmwasser erzeugt und zusätzlich im
nung nutzt man Strom, der zu                             Sommer über die ­Sonden Wärme ins Erdreich zurückgeführt
einem Zeitpunkt anfällt, wo man                          und dort für den ­Winter gespeichert werden.

ihn nicht benötigt. Via Elektrolyse
lässt sich aus diesem Überschuss-
strom Wasserstoff erzeugen.
Neuere Studien zeigen, dass ein
höherer H2-Anteil im Gasnetz                             Vor
                                                         Umbau

technisch problemlos möglich ist.
                                                         Nach
                                                         Umbau

Start der Kampagne SolarAction
Die Klimaschutzorganisation myblueplanet lanciert
am 21. Juni 2021 gemeinsam mit der Stadt Winterthur
ihre Kampagne SolarAction. Diese verfolgt die Vision,
im Kanton Zürich bis 2024 die Fläche an Fotovoltaik­
                                                                                                                        Fotos: zVg Thomas Aus der Au / zVg Felix Partner Architektur AG

anlagen auf öffentlichen und privaten Dächern zu
erhöhen: um 1 500000 Qua­drat­meter, das entspricht
1 Quadratmeter Solar­panel pro Bewohnerin und Be­
wohner. Unterstützt durch den Kanton Zürich und das
Förderprogramm Energie Winterthur, fokussiert die
Kampagne auf die Zusammenarbeit mit Gemeinden,
Verbänden und Vereinen. Vor allem sollen Eigen­­
tümerinnen und Eigentümer von Gebäuden motiviert
werden, Fotovoltaikanlagen zu installieren. Für
Winterthur heisst die Vision: Zubau von 110 000 Qua­
dratmeter Fotovoltaikfläche bis 2024.

solaraction.ch

                                                                                                                    7
Kontrollen belegen hohe Trinkwasserqualität Seite 9 - Energie-Contracting für Grossüberbauung Seite 8 Eigenverbrauchsgemeinschaften
Die Anlagestiftungen Pensimo und Turidomus realisieren beim Bahnhof Stettbach eine Überbauung.
                                                                                  Deren Energieversorgung läuft über Stadtwerk Winterthur als Contractor.

                                                             Erneuerbare Energie
                                                           für eine Grossüberbauung
                                                           Beim Gebäudekomplex «Stettbach Mitte» ist Stadtwerk Winterthur für die Energieversorgung verantwortlich.

                                                           Energieversorger liefern immer häufiger             eine erneuerbare Energiequelle gedeckt.                me­pumpen für die Erzeugung von Warm­
                                                           nicht nur Energie, sondern offerieren               64 Erdsonden entziehen dem Boden                       wasser genutzt. Ist der Warmwasserbe­
                                                           auch Dienstleistungen. Ein Beispiel ist             Wär­me, die zum Heizen genutzt wird. In­               darf gedeckt, wird die Wärme aus den
                                                           das Energie-Contracting, wie Stadtwerk              novativ ist, die Erdsonden im Sommer                   Wohnungen über die Erdsonden in den
                                                           Winterthur es anbietet. Dabei geht es               zum Kühlen zu verwenden: Die Gebäude                   Boden geleitet.
                                                           darum, dass eine Eigentümer- oder Bau­              werden im sogenannten Free-Cooling-                    Ausgereift ist auch die Regelung der An­
                                                           herrschaft die Wärme- und Kälteversor­              Ver­fahren klimatisiert – im Sommer wird               lage. Sie ist so optimiert, dass die Wärme­
                                                           gung eines Gebäudes einem sogenannten               den Wohnungen über die Bodenheizung                    pumpen im bestmöglichen Betriebspunkt
                                                           Contractor überlässt. Dieser kümmert                Wärme entzogen und mithilfe von Wär­-                  laufen. Zudem wird unterschieden, auf
                                                           sich um alle technischen und finanzi­                                                                      welcher Hausseite wie stark geheizt wer­
                                                           ellen Belange der Energieversorgung.                                                                       den soll. Um die Vorlauftemperatur des
                                                           Diese reichen von der Konzeption über                                                                      Heizwassers zu bestimmen, berücksich­
                                                           die Planung, die Finanzierung, die Reali­                                                                  tigt die Regelung nicht nur die aktuellen
                                                           sierung und den Betrieb bis zur Instand­                                                                   Temperaturen, sondern auch die Wetter­
                                                           haltung während der gesamten Anlagen­                                                                      prognosen. So lassen sich die Vorlauftem­
                                                           lebensdauer. Die Energie wird zu einem                                                                     peraturen bei einem anstehenden Wetter­
                                                           im Voraus definierten Preis geliefert. Für                                                                 umschwung frühzeitig anpassen.
                                                           die Eigentümerschaft ist die Kalkulation                                                                   Geplant, aber noch nicht umgesetzt ist
                                                           dadurch sehr einfach, und sie muss sich                 «Stadtwerk                                         eine Fotovoltaikanlage. Stadtwerk Win­
                                                           um nichts Weiteres kümmern.                                                                                terthur wird auch sie im Contracting-Ver­
                                                                                                                  Winterthur hat                                      fahren bauen und betreiben. Die Anlage
                                                           Innovatives Energiekonzept                                                                                 wird für die Überbauung erneuerbaren
                                                           Unmittelbar neben dem S-Bahnhof Stett­                für das Energie-                                     Strom produzieren.
                                                           bach am Stadtrand von Zürich ist seit
Visualisierung: Nightnurse Images AG, Zürich / Foto: zVg

                                                           2018 die Überbauung «Stettbach Mitte»                 Contracting das                                      Verantwortlich
                                                           entstanden: Sie umfasst rund 290 Woh­                                                                      für dreissig Jahre
                                                           nungen sowie Büroflächen und Geschäf­                 beste Preis-Leis-                                    Wenn im Herbst 2021 die letzten Miete­
                                                           te. Für die Wärme- und Kältever­sorgung                                                                    rinnen und Mieter einziehen, ist die Ar­
                                                           ist Stadtwerk Winterthur ver­ ant­ wort­              tungs-Verhältnis                                     beit von Stadtwerk Winterthur noch kei­-
                                                           lich, und zwar in Form eines Energie-                                                                      neswegs beendet: Das Unternehmen wird
                                                           Contractings.                                           angeboten.»                                        während der kommenden dreissig Jahre
                                                           Das von Stadtwerk Winterthur erarbei­                                                                      für Betrieb und Unterhalt der Energie­
                                                           tete Energiekonzept setzt auf Wärme­                                                                       versorgung verantwortlich sein und da­
                                                           pumpen. Der gesamte Wärme- und Kälte­                            Bruno Fritschi,                           bei die Anlage fortlaufend optimieren.
                                                           bedarf der Überbauung wird somit über                     Portfoliomanager Turidomus                         Text: Alexander Jacobi

                                                           8
Kontrollen belegen hohe Trinkwasserqualität Seite 9 - Energie-Contracting für Grossüberbauung Seite 8 Eigenverbrauchsgemeinschaften
Die Winterthurer Bevölkerung kann ihr Trinkwasser bedenkenlos konsumieren.
                      Dies belegen engmaschige Qualitätskontrollen.

                      Das Winterthurer Trinkwasser
                      ist weiterhin sauber
                      Joanna Matuszkiewicz ist bei Stadtwerk
                      Winterthur im Bereich Technik Gas und
                      Wasser tätig. Zum Winterthurer Trink­
                      wasser sagt sie: «Unser Trinkwasser ist
                      sehr sauber und kann bedenkenlos kon­
                      su­miert werden.» Die Projektingenieurin
                      weiss, wovon sie spricht. Seit vielen Jah­
                      ren ist sie für die Qualitätsprüfung des
                      Winterthurer Trinkwassers mitverant­
                      wort­lich. Über 700 Proben werden jähr­
                      lich in spezialisierten Labors untersucht.
                      «Die Untersuchungsmethoden können
                      selbst kleinste Mengen nachweisen: im
                      Be­reich von Nanogramm (Milliardstel­
                      gramm) pro Liter», sagt Matuszkiewicz.

                      Sauberes Winterthurer
                      Grundwasser                                                                              Joanna Matuszkiewicz nimmt
                      Seit 2019 gibt die Qualität des Trinkwas­                                                Trinkwasserproben, um sie im
                                                                                                               Labor untersuchen zu lassen.
                      sers wegen Rückständen von Pflanzen­
                      schutzmitteln schweizweit zu reden.
                      Da­bei steht der Wirkstoff Chlorothalonil
                      im Fokus. Dies ist ein Fungizid, also ein                                                Winterthur hat das Glück, dass im Töss­
                      pilz­abtötendes Mittel. Es wird seit den                                                 grundwasser, aus dem 100 Prozent des
                      1970er-Jahren in der Landwirtschaft, ins­                                                Winterthurer Trinkwassers gewonnen
                      besondere im Getreideanbau, eingesetzt.                                                  werden, der Höchstwert bei keinem Ab­
                      Wie die Europäische Union stuft der                                                      bauprodukt von Chlorothalonil über­
                      Bund seit 2019 Chlorothalonil neu als                                                    schritten wird. Mit ein Grund dafür ist,
                      even­tuell gesundheitlich problematisch                                                  dass ausgedehnte Grundwasserschutz­
                      ein und hat deshalb dessen Verwendung        «Im Sinne der Vorsorge werden solche        zonen im Tösstal landwirtschaftlich zu
                      ab 1. Ja­nuar 2020 verboten. Gleichzeitig    Grenzwerte zu Recht sehr tief angesetzt»,   einem grossen Teil biologisch und somit
                      hat er den zulässigen Höchstwert der         sagt Joanna Matuszkiewicz.                  wenig intensiv genutzt werden.
                      Abbauprodukte von Chlorothalonil im          Messungen haben ergeben, dass der gel-
                      Trinkwasser um den Faktor 100 gesenkt        tende Höchstwert vielerorts deutlich        Wasserlieferung
                      – als Vorsichtsmassnahme bezüglich           über­schritten wird, vor allem in land­     an Partnergemeinden
                      Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.          wirtschaftlich stark genutzten Regionen.    Auch umliegende Gemeinden profitieren
                                                                                                               von der hohen Qualität des Winterthurer
                                                                                                               Trinkwassers: Einzelne beziehen aktuell
                       Gut zu wissen                                                                           ihr gesamtes Trinkwasser von Winter­
                                                                                                               thur und können dadurch ihrer Bevöl­
                       Trinkwasserkennzeichnung                                                                kerung Wasser abgeben, das die stren­
                                                                                                               gen gesetzlichen Anforderungen erfüllt.
                       Alljährlich weisen Wasserversorger in der sogenannten Trinkwasserkenn­                  2020 ist die Lieferung von Trinkwasser
                       zeichnung aus, welche Eigenschaften ihr Trinkwasser hat und wie es hygie­               an Partnergemeinden von Winterthur
                       nisch und chemisch zu beurteilen ist. Auch die Herkunft sowie eine allfäl­              gegenüber 2019 um rund 40 Prozent ge­
Fotos: Stefan Kubli

                       lige Aufbereitung werden angegeben. Die Trinkwasserkennzeichnung von                    stiegen. Winterthur kann diesen Bedarf
                       Stadtwerk Winterthur ist zu finden unter:                                               gut decken – in den 1960er-Jahren ist teil­
                       stadtwerk.winterthur.ch/trinkwasserkennzeichnung                                        weise noch mehr Wasser gewonnen wor­
                                                                                                               den als heute.    Text: Alexander Jacobi

                                                                                                                                                        9
Kontrollen belegen hohe Trinkwasserqualität Seite 9 - Energie-Contracting für Grossüberbauung Seite 8 Eigenverbrauchsgemeinschaften
Eine Solarstromanlage mit mehreren Verbraucherinnen und Verbrauchern erfordert
                               eine korrekte Messung und Abrechnung. Dafür gibt es zwei Modelle.

                               Eigenverbrauch von Strom
                               in Gemeinschaft
                                    Text: Alexander Jacobi

                               Wer Strom selbst erzeugt, darf ihn am Ort der    ist es deshalb finanziell interessant, den Eigen­
                               Produktion zeitgleich selbst verbrauchen. Das    verbrauchsanteil zu erhöhen.
                               nennt sich Eigenverbrauch. Sobald das Strom­     Gibt es für den produzierten Strom mehrere Ver­                        Verteilnetz­betreiber
                               netz in Anspruch genommen wird, liegt kein       braucherinnen und Verbraucher (z. B. in ei­nem
                               Eigenverbrauch mehr vor.                         Mehrfamilienhaus), müssen Strommessung
                               Beim Strombezug aus dem Netz müssen nicht        und Abrechnung klar geregelt werden. Dafür
                               nur die Energie, sondern auch die Netznutzung    gibt es zwei Möglichkeiten: den Zusammen-
                               und die gesetzlichen Abgaben bezahlt werden.     schluss zum Eigenverbrauch und die Eigen-
                               Beim Eigenverbrauch entfallen Netznutzung        verbrauchsgemeinschaft gemäss Praxismodell
                               und Abgaben. Bei günstigen Produktionskosten     der Verteilnetzbetreiber.

                               Zusammenschluss
                               zum Eigen-                                                               Stromproduzent/Eigentümer
                               verbrauch (ZEV)
                               • D er Produzent und die stromver-
                                 brauchenden Haushalte schliessen      Energieerzeugungsanlage, z. B. Fotovoltaik
                                 sich vertraglich zusammen.                                                                                           Netzbetreiber
                               • Mieterinnen und Mieter müssen                                                                                          rechnet
                                 sich am ZEV beteiligen, wenn die-                                                                                      mit dem
                                 ser zum Zeitpunkt, wo die Miete                                                                                      Produzenten
                                 beginnt, bereits besteht.                                                                                                  ab
                               • Gegenüber dem Netz­betreiber
                                 ist der ZEV der Kunde (also nicht
                                 jeder einzelne Haushalt).
                               • Die Teilnehmenden des ZEV
                                 haften solidarisch gegenüber dem
                                 Netzbetreiber.
                               • Der ZEV darf nur einen einzigen
                                 Anschluss ans öffentliche Strom-     Haushalte im ZEV                                                           Vertrag zwischen
                                                                                                                                               Stromproduzent und
                                 netz haben.                                                                                                        Haushalten
                               • Die Leistung der Anlage muss min-                                                                              ohne Ausstiegs-
                                 destens 10 Prozent der Netzan-                                                                                    möglichkeit
                                 schlussleistung des ZEV betragen.
                               • S
                                  trommessung und Abrechnung          Stromzähler in der
                                 (inkl. Inkasso) obliegen dem ZEV.     Verantwortung des
                                 Die p­ rivaten Stromzähler müssen        Produzenten
                                 zugelassen sein und periodisch
                                 geeicht werden.

                                                                                                                                                Produzent rechnet
                                                                                                                                                     mit den
                                                                                                                                                  Haushalten ab
Illustration: Murielle Drack

                                                                                                    Stromlieferung aus dem öffentlichen Netz

                               10                                                                    Stromeinspeisung ins öffentliche Netz
Gut zu wissen

Komfort für Eigenverbrauchsgemeinschaften
Mit der Dienstleistung -Abrechnung.Komfort misst                       nung für die Produzentin und für jeden einzelnen Haus­
Stadtwerk Winterthur bei einer EVG den produzierten                    halt. Jeder Haushalt kann für den Strom, den er aus dem
und den verbrauchten Strom sowie den Eigenverbrauch.                   Netz bezieht, das Stromprodukt selbst wählen.
Zudem übernimmt Stadtwerk Winterthur die Abrech­                       stadtwerk.winterthur.ch/evg

                                                Eigenverbrauchs­gemeinschaft (EVG)
                                                gemäss Praxismodell der Verteilnetzbetreiber
                                                • Z
                                                   wischen dem Netz­             • Jeder stromverbrauchende        nehmenden der EVG
                                                  betreiber, der ­Produzentin        Haushalt bleibt ­direkter      ­ob­liegen dem Netz­
                                                  und den teil­nehmenden             Kunde des Netzbe­treibers.      betreiber. Dies entlastet
                                                  Haushalten besteht ein          • Für die Energieerzeugungs-      die Stromproduzentin.
                                                  Rahmenvertrag.                     anlage ist keine Mindest-
                                                • Ein Haushalt kann jederzeit       grösse vorgeschrieben.
                                                   aus der EVG aussteigen         • Die Strommessung und
                                                   oder von Anfang an in der         die Ab­rechnung (inkl.
                                                   Grundversorgung bleiben.          ­Inkasso) bei den Teil­

                                                Stromproduzentin/Eigentümerin

                                                                                      Energieerzeugungsanlage, z. B. Fotovoltaik
        Netzbetreiber
         vergütet der
          Produzentin
       den Verkauf des
       ­Solarstroms an
         die Haushalte

       Rahmenvertrag
      zwischen Verteil-
                                                                                 Haushalte in der EVG
        netzbetreiber,
      Stromproduzentin
       und Haushalten
                                                                                                                  Stromzähler in der
                                                                                                                    Verantwortung
                                                                                                                  des Netzbetreibers

                          Netzbetreiber
                         rechnet mit den
                          Haushalten ab

                                                                                 Haushalt ausserhalb der EVG

                                           Stromlieferung aus dem öffentlichen Netz

                                            Stromeinspeisung ins öffentliche Netz                                                                11
Mehr dazu auf strom-online.ch
                           − Moskitonetze mit dem gewissen Etwas
                           − Alle tragen «Plastik-Kleider»
                           − Araldit, der revolutionäre Kunststoff
                             aus Basel
Fotos: plainpicture

                      12
Kunststoffe sind unverzichtbar. Sie machen Lebensmittel haltbar,
Flugzeuge leichter und unsere Kleider warm und widerstandsfähig.
Und ohne Kunststoffe ist die Energiewende unmöglich. Was muss
sich ändern, damit Plastik ökologischer wird?

«Plastic is
fantastic!»
  Text: Andreas Schwander

                            «Wood is good, but Plastic is fantastic» ist   Als Rettungsboot für die Ölindustrie
                            ein geflügeltes Wort in der Kunststoffin­      taugt Plastik allerdings nur, wenn es
                            dustrie. Tatsächlich haben Kunststoffe im      ökologischer wird. Die Verpackungs­
                            Lauf der letzten hundert Jahre natürliche      industrie setzt weltweit mit Plastikver­
                            Produkte weitgehend substituiert, seien        packungen pro Jahr rund 375 Milliarden
                            es Holzprodukte, Baumwolle oder Wolle,         Dollar um. Allein der Wert des Abfalls
                            in vielen Bereichen aber auch Metalle. In      wird auf jährlich 80 bis 120 Milliarden
                            der Textilindustrie liessen sich die heuti­    Dollar geschätzt. Der grösste Teil da­
                            gen Mengen ohne Kunstfasern schon lan­         von landet noch immer in Deponien. In
                            ge nicht mehr herstellen – oder nur noch       der Schweiz liefern Kunststoffe wenigs­
                            mit noch grösseren Umweltschäden.              tens in den Kehrichtverwertungsanlagen
                                                                           will­
                                                                               kommenen Brennstoff, zumal der
                            Von der Kohle zum Öl                           Kehricht aufgrund der immer weiterge­
                            Kunststoffe hingen immer eng mit den           henden Mülltrennung immer schlechter
                            jeweils führenden Energieträgern zusam­        brennt. Vor allem bei den PET-Flaschen
                            men. So wurde der weltweit erste Kunst­        ist die Recyclingquote sehr gut. Sie be­
                            stoff – Bakelit –, der bis vor etwa vierzig    trägt gegen 90 Prozent. PET ist die Er­
                            Jahren noch allgegenwärtig war, aus            folgsgeschichte eines Kunststoffs, der
                            Braunkohle- und Holzkohleteer erzeugt.         gezielt für rezyklierbare Lebensmittel­
                            Die heutigen Kunststoffe sind dagegen          verpackungen entwickelt wurde.
                            praktisch ausschliesslich Produkte der
                            Petrochemie. Lange galten Kunststoffe als      Bei Verpackungen
                            uninteressantes Anhängsel, und Ölkon­          liegt der Teufel im Detail
                            zerne wie Texaco stiessen ihre petroche­       Im Detailhandel sind Plastikverpackun­
                            mischen Divisionen ab. Doch nun versu­         gen allgegenwärtig. Allerdings entfallen
                            chen die Ölkonzerne, das wegbrechende          bei Fleisch oder Käse nur etwa fünf Pro­
                            Energiegeschäft mit der Petrochemie zu         zent der CO2-Emissionen auf die Verpa­
                            kompensieren. ExxonMobil, der konser­          ckung. Den Rest verursacht das Produkt
                            vativste unter den grossen Öl-Multis, der      selbst. Zudem betont die Kunststoff­
                            noch am längsten an der fossilen Energie       industrie, dass diese Verpackungen die
                            festhalten will, hat massiv in die Petro­      Menge an Food-Waste massiv reduzie­
                            chemie investiert. Deren Anteil am Ge­         ren. Ein kompletter Verzicht auf Kunst­
                            winn beträgt mittlerweile je nach Ölpreis      stoffverpackungen würde deshalb die
                            zwischen 15 und 25 Prozent, mehr als dop­      Emissionen in der Lebensmittelbranche
                            pelt so viel wie noch vor zehn Jahren.         erhöhen, weil der CO2-Fussabdruck der

                                                                                                                 13
verdorbenen Lebensmittel viel höher         ins Meer gespült werden – zusammen          In der Kunststoffindustrie ist man sich
wäre als jener der Plastikverpackungen.     mit allem anderen Plastikmüll sind es       bewusst, dass es Unsinn ist, jährlich Roh­
Doch Kunststoffe schützen nicht nur die     8 Millionen Tonnen jährlich. Mit verletz­   stoffe mit Milliardenwert wegzuwerfen.
Lebensmittel im Laden. Auch bei Lage­       ten Tieren und verschmutzten Strän­         Ziel ist es deshalb, bei den Einwegpro­
rung, Transport und Produktion spielen      den erscheint die Situation im Mittel­      dukten effizientere Recyclingmethoden
sie eine entscheidende Rolle, selbst wenn   meer und an den Atlantikküsten schon        zu entwickeln. So hat der Branchenriese
die Produkte am Schluss unverpackt          schlimm, doch in anderen Weltgegenden       BASF ein Projekt namens ChemCycling
verkauft werden. Das spricht allerdings     ist sie noch viel schlechter. 90 Prozent    lanciert, bei dem die langen Molekülket­
nicht gegen Offenverkauf und Unver­         des Plastikmülls in den Meeren stammt       ten von Kunststoffen mithilfe der Pyro­
packt-Läden. Wer bewusst Lebensmittel       aus zehn grossen Strömen in Südostasi­      lyse aufgebrochen werden. So entstehen
unverpackt einkauft, wird auch besser       en, zumal die Hälfte der Weltbevölke­       daraus wieder die ursprünglichen flüs­
drauf achten, dass sie nicht verderben.     rung in Indien, China und den Ländern       sigen Rohmaterialien, welche die Kunst­
Doch bei jenen Menschen, deren Kühl­        Südostasiens lebt.                          stoffhersteller bei BASF für ihre Produk­
schrank einem experimentellen Bioreak­
tor ähnelt, verhindern Kunststoffe eine
noch grössere Verschwendung.

Ein ökologisches und ein
finanzielles Problem
Kunststoffe werden dann zum massiven
ökologischen Problem, wenn sie den ge­
ordneten Kreislauf von Produktion und
Recycling verlassen oder wenn gar kein
solcher existiert. Die spanische Provinz
Almeria gilt als der Gemüsegarten Euro­
pas. Hier wachsen ganzjährig Hundert­
tausende Tonnen Gemüse in sogenann­
ten Folientunnels, langen Treibhäusern
aus Plastikfolien. Diese Folien versprö­
den mit der Zeit und landen oft in wilden
Deponien unter freiem Himmel, wo sie
langsam zerbröseln und als Mikroplastik

                                                                          Mehr Recycling würde
                                                                          Kunststoffe öko­logischer
                                                                          machen.

14
tion einkaufen. Chemisches Recycling          Isola­
                                                   tionsmaterial massiv vergrössern.      Jahrhunderten: in einem Farbbad, das
eignet sich vor allem für stark gemischte     Zudem sind fehlerhafte Elektroinstalla­     Millionen Liter verschmutztes Wasser
und verschmutzte Kunststoffabfälle, die       tionen und Isolationsdefekte weltweit die   zur Folge hat. Weil diese Art des Färbens
bisher in Deponien und Verbrennungs­          häufigste Brandursache. Gute Isolations­    relativ ungenau ist, landet aufgrund von
anlagen landeten.                             materialien sind das einzige Gegenmittel.   Fehlfärbungen rund ein Fünftel aller pro­
                                                                                          duzierten Textilien ungetragen im Müll.
Die lange Lebensdauer                         Der Kleiderschrank                          Doch die chemische Industrie hat auf An­
besser nutzen                                 als Ökomonster                              regung der Automobilindustrie schon vor
Selbst nach zwanzig Jahren sind viele         Auch die Textilindustrie braucht giganti­   Jahren eine Technologie namens Spin­
Kunststoffe noch wie neu. 2020 haben          sche Mengen Kunstfasern. Während der        Dye entwickelt, mit der Kunststofffasern
Bilder die Runde gemacht, wie ausge­          Verbrauch an Baumwolle stagniert, hat       gleich während des Spinnprozesses ein­
diente Windturbinenblätter zersägt und        sich jener von Kunstfasern in den letz­     gefärbt werden. Damit sehen Stoffsitze
auf Deponien vergraben wurden. Das            ten zwanzig Jahren vervierfacht. Fleece­    im Auto farblich auch nach jahrelangem
dürfte nicht passieren, denn solche Tur­      jacken und kuschelige Decken bestehen       Gebrauch noch aus wie neu. Das System
binen altern kaum und werden oft nur          oft zu 100 Prozent aus Polyester. Für die   benötigt kein Wasser und führt zu per­
demontiert, weil nach zwanzig Jahren          Herstellung eines Kilogramms Baum-          fekter Färbung.
die Subventionen ausgelaufen sind. Bei        wolle werden etwa zehn Tonnen Was­          Doch SpinDye findet nur sehr langsam
den Turbinenblättern handelt es sich um       ser benötigt – jeder Kleiderschrank         den Weg vom Auto in die Mode. Die Klei­
sogenannte faserverstärkte Kunststoffe,       enthält also mehrere Schwimmbäder           derketten müssen dafür die Farben für
die neben dem Kunststoffharz noch eine        «Geisterwasser». Dagegen ist der Was­       die Kleider bestimmen, noch bevor das
Armierung aus Glas- oder Kohlefasern          serverbrauch bei Kunststoffen minimal.      Garn für die Gewebe hergestellt wird,
enthalten. «Karbon» ist deshalb immer         Allerdings hat die Erfindung der «Fast      was vielen zu mühsam und zu wenig
auch Kunststoff, denn Karbonfasern            Fashion» in der Textilindustrie dazu ge­    flexibel ist. Doch es gibt einige löbliche
allein sind nur ein schwarzes Gewebe.         führt, dass alle ökologischen Gewinne       Ausnahmen. Fjällräven und Decathlon
Weit häufiger als Kohlefasern – und auch      durch bessere Kunststofftechnologien        setzen das System für ihre gesamte Pro­
viel billiger und weniger energieintensiv     von der schieren Masse aufgefressen         duktion ein. Der französische Sportdis­
– sind Glasfasern, aber auch Basalt- und      wurden. Die Abfallberge wachsen in den      counter Decathlon beweist damit, dass
in jüngerer Zeit natürliche Stoffe wie Si­    Himmel. Altkleider werden oft gar nicht     Ökologie nicht zwingend höhere Preise
sal- oder Hanffasern. Viele Naturfasern       mehr gesammelt, weil die Qualität so        verlangt, sondern nur eine bessere Pla­
erreichen etwa die gleiche Festigkeit wie     schlecht geworden ist.                      nung. Aber auch H&M hat eine Kollek­
Glasfasern, sind aber viel leichter zu ent­   Dabei hätte moderne Kunststofftechno­       tion lanciert, bei der das Ausgangsmate­
sorgen, vor allem wenn das Harz ein mo­       logie gerade bei Kleidern viel zu bieten.   rial aus rezyklierten Altkleidern besteht
derner, ungiftiger Kunststoff ist.            So wird der grösste Teil der Stoffe aus     und das Garn noch vor dem Weben des
In einer V ­ erbundwerkstoffkonstruktion      Kunstfasern und Mischgewebe noch im­        Stoffs mit der SpinDye-Technologie ge­
machen die Fasern etwa zwei Drittel           mer gefärbt wie natürliche Fasern seit      färbt wird.
und das Harz, das später zum Kunststoff
aushärtet, etwa ein Drittel des Gewichts
aus. An einer Boeing 787 oder einem Air­
bus A350 mit sehr vielen solchen Compo­
site-Teilen befinden sich etwa zwanzig
Tonnen Kunstharz. Autos werden dank
Kunststoffteilen leichter. Zudem verhin­
dern sie als weiche, verformbare Teile bei
Unfällen Verletzungen von Fussgängern                     Gut zu wissen   !
und Radfahrern.
Auch die Erzeugung erneuerbarer Ener­                     Recycling von Kunststoff
gie funktioniert nicht ohne Kunststoffe.
In Blatt einer Windturbine beispielswei­
                                                          aus Industrie und Gewerbe
se werden zwei bis drei Tonnen Kunst­                     Jährlich wird in der Schweiz eine Million Tonnen Kunststoffe produziert.
harz vergossen. Solarpanels bestehen                      Davon enden über zwei Drittel in Kehrichtverwertungsanlagen (KVA).
bis auf die hauchdünnen Siliziumschei­                    Dies betrifft auch wiederverwertbare Kunststoffe aus Industrie, Bau und
ben zum grössten Teil aus Kunststoff.                     Gewerbe. Diese sollen künftig nicht mehr verbrannt, sondern rezykliert
Und wer Elektrifizierung sagt, meint                      werden und so dem Wertstoffkreislauf erhalten bleiben. Deshalb hat der
immer auch Isolation, denn Strom ist                      Zürcher Abfallverwertungsverbund entschieden, dass seine fünf Mitglie­
ohne Isolationsmaterialien undenkbar.                     der – darunter die KVA in Winterthur – seit Anfang 2021 keine solchen
Die dezentralisierte Stromerzeugung                       Kunststoffe aus Industrie, Baubereich und Gewerbe mehr annehmen.
wird den Bedarf an Kabeln und damit an

                                                                                                                                 15
Infografik

                                               Die Organisatoren der auf 2021 verschobenen Olympischen Sommerspiele in Tokio (bei Redaktionsschluss
                                               geplant für 23. Juli bis 8. August) haben sich der Nachhaltigkeit verschrieben. Was heisst das konkret?

                                              Nachhaltige Spiele
                                                    Text: Alexander Jacobi

                                               Fünf Nachhaltigkeitsthemen:                    Menschenrechte                                Ressourcen-
                                                                                                                                            bewirtschaftung
                                               Klimawandel                                    Einbezug der Bevölkerung                      Kein oder weniger Abfall

                                               Ressourcenbewirtschaftung                      Natur und Biodiversität                       Holz für das olympische Dorf: Das
                                                                                                                                            Gebäude auf dem Hauptplatz des
                                                                                                                                            olympischen Dorfs besteht aus Holz,
                                                                                                                                            das aus 63 Gemeinden Japans
                                                                                                                                            stammt. Nach den Spielen wird das
                                                                                                                                            Holz in den Gemeinden wieder­
                                                                                                                                            verwendet, z. B. für Sitzbänke oder
                                                                                                                                            öffentliche Bauten.

                                               Klimawandel
                                               In Richtung null CO2-Emissionen
                                               60 Prozent bestehende Arenen:
                                               Die Wiederverwendung bestehender
                                               Stadien ist nachhaltiger als der Bau
                                               neuer. Von den 43 Sportstätten wur-
                                               den deshalb nur 18 neu errichtet. Die
                                               übrigen 25 bestanden bereits zuvor.

                                                                                                                              40%
                                         60%                                                                                  Neubauten
                                         bestehende
                                         Stadien

                                                                                                                                                             Nachhaltiger Einkauf:
                                                                                                                                                             Für die Beschaffung
                                                                                                                                                             von Gütern und Dienst-
                                                                                                                                                             leistungen gelten
                                                                                                                                                             ­Regeln und Prinzipien,
                                                                                                                                                              welche die Nachhaltig-
                                                                                                                                                              keit gewährleisten
                                                                                                                                                              (Sustainable Sourcing
                                                                                                                                                              Code).

                                                                                                                                                        Fackel aus Aluminium:
                                                                                                                                                        Die olympische Fackel
                                                                                                                                                        besteht aus Aluminium,
                                               Öko-Fahrzeuge: Für
                                                                                                                                                        das zuvor für Not­
                                               den Transport werden
                                                                                                                                                        unterkünfte nach dem
                                               schadstoffarme Fahr-
                                                                                       Erneuerbare Energien:      Energieeffizienz sollen               grossen Seebeben vor
                                               zeuge eingesetzt, z. B.
                                                                                       Der Strom für die Olym-    die Spiele möglichst                  der japanischen Ost-
                                               Brennstoffzellenautos
                                                                                       pischen Spiele stammt      CO2-neutral werden. Wo                küste im Jahr 2011
                                               und Elektrobusse.
                                                                                       komplett aus erneuer-      dies nicht ­direkt mög-               verwendet worden war.
                                                                                       baren Quellen. Durch       lich ist, wird der CO2-
Illustration: Infel AG, Murielle Drack

                                                                                       weitere erneuerbare        Aus­stoss indirekt über
                                                                                       Energien – z. B. Sonnen­   den Kauf von Emissions-
                                                                                       wärme – sowie durch        rechten kompensiert.

                                               16
Sind nachhaltige Spiele überhaupt möglich?
                                                                                  Trotz aller Bemühungen der Organisatoren um Nachhaltigkeit ist es ausser­
                                                                                  ordentlich anspruchsvoll, Grossereignisse nachhaltig durchzu­führen. Dies zeigt
                                                                                  eine Studie von Martin Müller, Professor am Institut für Geografie und Nach-
                                                                                  haltigkeit an der Universität Lausanne, der die Olympischen Spiele seit 1992
                                                                                  punkto Nachhaltigkeit untersucht hat.

                                                                                Menschenrechte
                                                                                Chancengleichheit und                        Im Einklang mit UNO-
                                                                                Nichtdiskriminierung                         Prinzipien: Die Organi-
                                                                                                                             satoren haben sich
                                                                                Behindertengerechter                         ­verpflichtet, die «Leit­
                                                                                Zugang: Richtlinien sorgen                    prinzipien der Vereinten
                                                                                dafür, dass Menschen mit                      Nationen für Wirtschaft
                                                                                Behinderungen die Sport-                      und Menschenrechte»
                                                                                stätten trotzdem besuchen                     einzuhalten.
                                                                                können.

                                               Mehrweg- statt Ein-
                                               weggüter: Durch Miet-
                                               oder Rückkaufvereinba-
                                               rungen werden Güter
                                               bevorzugt, die sich wie-
                                               derverwenden lassen.

                                                              1                                                                 Einbezug der Bevölkerung
                                                      2               3
                                                                                                                               Spiele für alle
                                                                                                                               Medaillen aus rezykliertem Elektronik-
                                                   Siegerpodeste aus                                                           schrott: Menschen aus ganz Japan haben
                                                   ­Recyclingplastik: Die                                                      während rund zweier Jahre ungefähr
                                                    Siegerehrungen finden                                                      80 000 Tonnen Elektronikschrott – da­
                                                    auf Podesten statt, die                                                    runter 6 Mio. Mobiltelefone – gesammelt.
                                                    aus rezyklierten Kunst-                                                    Aus den daraus zurückgewonnenen
                                                    stoffabfällen hergestellt                                                  ­Metallen wurden die rund 5000 olympi-
                                                    wurden. Nach den Spie-                                                      schen Medaillen hergestellt.
                                                    len werden die Podeste
                                                    wiederverwertet zur
                                                    Herstellung von Kunst-
                                                    stoffverpackungen.
                     Nichts wegwerfen:
                     Die verwendeten Güter
                     werden zu 99 Prozent
                     wiederverwendet oder
                     rezykliert. Dabei wird
                     auch die Lebensmittel-
                     verschwendung (Food
                     Waste) verringert.
                                                                                                                                            Nachhaltigkeit beim
                                                                                                                                            Trinkwasser: Die Ver-
                                                                                                                                            wendung von Regenwas-
                                                                                                                                            ser und aufbereite­tem
                                                                                Natur und Biodiversität                                     Abwasser schont die
                                                                                                                                            Trinkwasserressourcen.
                                                                                Natur in der Stadt
                                   Betten aus Karton: Die benötigten            Einheimisches Grün: Zur Begrünung
                                   26 000 Betten sind aus wieder-               der Sportstätten werden einheimi-
                                   verwertbarem Karton hergestellt. Sie         sche Bäume und Pflanzen verwendet.
Asurīto (japanisch für Athleten)   sind stabil genug für eine 200 Kilo-
                                   gramm schwere Person – ein Gewicht,
                                   das selbst der kräftigste Schwerathlet
                                   nicht erreicht.

                                                                                                                                                                    17
Steigende Temperaturen, Starkniederschläge, Überschwemmungen: Weltweit
                               kämpfen Städte mit den Folgen der Klimaerwärmung. Eine vielversprechende
                                 Lösung bietet das Konzept der Sponge City – auch für Schweizer Städte?

                    Dem Wasser mehr
                      Platz geben
                                                             Text: Michelle Russi

                                                                                            Klimatische Extremereignisse wie
                    Mehr dazu auf strom-online.ch                                           Überschwemmungen kommen heute
                    − Die grünen Dächer der Stadt Basel                                     weltweit viermal häufiger vor als vor
Foto: iStock

                                                                                            40 Jahren.

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«Wir gaben dem Wasser zu wenig                 Die Ideen und Massnahmen der Sponge           und die touristische Attraktivität von
Platz», sagt Kongjian Yu, ein chinesi­         City sind im Wesentlichen dieselben wie       Sitten aus, wie die Stadt in ihrem Ab­
scher Professor und Landschaftsarchi­          jene der «klimaangepassten Stadtent­          schlussbericht zum Projekt Acclimata­
tekt, in einem eindringlichen Video,           wicklung», welche die Schweiz seit eini­      sion betont. Die allgemeine Qualität der
publiziert vom Weltwirtschaftsforum            gen Jahren verfolgt. Auch unsere Städte       Raumgestaltung, heisst es, habe einen
im Sommer 2019. Er kritisiert darin die        und Gemeinden sollen grüner werden            starken Einfluss auf die Beziehungen, die
vom Menschen geschaffenen baulichen            und sich den klimatischen Veränderun­         sich in einer Stadt entwickeln könnten.
Massnahmen, die den natürlichen Was­           gen anpassen. Denn die Durchschnitts­
serkreislauf stören. Dazu zählen versie­       temperatur hierzulande ist seit Mess­         Sitten als Sponge City?
gelte Böden und Oberflächen, Kanäle            beginn im Jahr 1864 um 2 Grad Celsius         Darüber hinaus konnten dank des Projekts
und Dämme – «graue Infrastrukturen»,           gestiegen – doppelt so stark wie im glo­      auch private Grundstückeigentümer von
wie Kongjian Yu sie nennt. Früher habe         balen Mittel. Der Anteil an versiegel­        einer klimaangepassten Bauweise – etwa
man diese Massnahmen für nötig gehal­          ten Flächen nahm innert 24 Jahren um          von grünen Hausdächern – überzeugt
ten, um Niederschläge, Flüsse und ste­         knapp 30 Prozent zu und liegt gemäss          werden. Und schliesslich verabschiedete
hende Gewässer zu kontrollieren. Heute         jüngsten Zahlen bei 4,7 Prozent der Lan­      die Stadt im Nachgang neue Richtlinien
zeige sich, dass sie das Risiko von Hoch­      desfläche. In Siedlungsgebieten beläuft       für die Planung und Pflege von öffentli­
wasser und anderen klimatischen Ex­            er sich gar auf 67 Prozent. Das bedeu­        chen Räumen. Dort steht explizit, dass in
tremereignissen sogar noch erhöhten.           tet, dass in den urbanen Gebieten der         Zukunft Lösungen zu bevorzugen seien,
Fehlende Grün­flächen in Städten führen        Schweiz mehr als zwei Drittel der Fläche      welche die Vegetation berücksichtigten
dazu, dass das Regenwasser nicht im            verbaut sind.                                 und den Wasserkreislauf respektierten.
Boden versickern kann und stattdessen                                                        Ist Sitten damit eine Schweizer Sponge
in die Abwasser­kanäle fliesst. Bei Stark­     «Mehr Grün und Blau»                          City? Sie ist zumindest eine Stadt, die
regen können diese überlaufen. Die feh­        Mit dem Pilotprogramm «Anpassung              den natürlichen Wasserkreislauf respek­
lende Vegetation verhindert zudem ein          an den Klimawandel» sensibilisierte der       tiert und fördert – und sich damit ganz
na­türliches Abkühlen der Umgebung.            Bund in den Jahren 2014 bis 2016 Kan­         im Sinn von Professor Kongjian Yu aus
Folglich bilden sich in Innenstädten           tone, Regionen und Gemeinden für eine         China entwickelt hat.
vermehrt Hitzeinseln, was die Lebens­          klimabewusste Stadtentwicklung. In die­
qualität beeinträchtigt.                       ser Zeit wurden insgesamt 31 Projekte auf
                                               lokaler Ebene in allen Landesteilen rea­
Die Stadt als Schwamm                          lisiert. Auch die Stadt Sitten im Kanton
Die Klimaerwärmung verschärft diese Si­        Wallis war mit ihrem Projekt Acclimata­
tuation zusätzlich, wie die Statistik zeigt:   sion Teil des Programms. Im schweizwei­
Überschwemmungen und Starknieder­              ten Vergleich verzeichnet Sitten einen der
schläge treten heute weltweit viermal          grössten Temperaturanstiege seit 1984:
häufiger auf als noch vor 40 Jahren. Eine      plus 0,5 Grad Celsius pro Jahrzehnt, Ten­
Lösung sieht Professor Kongjian Yu in          denz weiter steigend. Es wird befürchtet,      Gut zu wissen
der Sponge City, zu Deutsch «Schwamm­          dass sich die «Normalsommer» bis 2060
stadt». Die Stadt soll das Regenwasser         dem Hitzesommer von 2003 angleichen            Ökologische
aufsaugen und zwischenspeichern wie
ein Schwamm – und zwar dort, wo es
                                               könnten. Gleichzeitig gehen die Nieder­
                                               schläge in der Stadt stärker zurück als
                                                                                              Arealgestaltung
fällt. So lässt sich der natürliche Was­       andernorts im Land. Entsprechend klar          Wo (Infrastruktur-)Anlagen neu gebaut
serkreislauf nachahmen: Das Wasser             formuliert war das Ziel von Acclimata­         oder erneuert werden, gestaltet Stadt­
versickert und verdunstet, es wird nicht       sion: «Mehr Grün und Blau statt Grau.»         werk Winterthur die Umgebung so
einfach ins Kanalnetz abgeleitet. Mög­         Diverse Um- und Neugestaltungen von            naturnah wie möglich. Versiegelte Flä­
lich machen das beispielsweise der Ein­        Strassen, Plätzen und Aussenräumen             chen werden weitestgehend vermieden.
satz von versickerungsfähigem Pflaster,        rund um Schulhäuser zeugen heute da­           Beim Rück­bau der Gasometer am Stand­
das Anlegen von speziellen Retentions-         von, dass die Sittener Projektverantwortli­    ort Schöntal von Stadtwerk Winterthur
flächen (Auffangflächen) für Wasser und        chen ihr Ziel erreicht haben. Aus teilweise    sind so Magerwiesen entstanden, die an
Entwässerungsmulden sowie die Begrü­           tristen Strassen und Vorplätzen entstan­       eine Ruderalfläche (roher, brachliegen­
nung von Dächern und Fassaden. «Wir            den grüne, einladende Begegnungszonen          der Boden) anschliessen. Sie bieten Le­
halten die Stadt kühl, indem wir die Na­       im öffentlichen Raum. So wurde zum Bei­        bensräume für seltene Tier- und Pflan­
tur imitieren», bringt es Kongjian Yu auf      spiel die ehemals unscheinbare Rue de la       zenarten – etwa für Schmetterlinge, die
den Punkt. Mit dem Konzept der Sponge          Blancherie in der Nähe des Bahnhofs in         sonst fast nur in hochwertigen Natur­
City hat er bereits über 250 Städte in         eine offene Begegnungszone mit grünen          schutzgebieten anzutreffen sind.
China transformiert und weitere Städte         «Inseln» voller Sträucher und Blumen           stadtwerk.winterthur.ch/
in den USA, Russland und Indonesien            umgestaltet. Solche Veränderungen wir­         nachhaltigkeit
grüner gemacht.                                ken sich positiv auf die Lebensqualität

                                                                                                                                   19
Seit dreissig Jahren zeichnet der Schweizer Solarpreis ökologisch vorbildliche Architektur aus.

                                                           Plus-Energie-Häuser
                                                           werden immer
                                                           mehr zum Standard
                                                                                                                  Das Haus Brunner-Bapst in Waltensburg GR (oben) der Architekten Bearth &
                                                                                                                  De­plazes erhielt den Norman Foster Solar Award. Es erzeugt achtmal so viel
                                                                                                                  Strom, wie es selber braucht. Ausgezeichnet wurden auch das Olympic
                                                                                                                  House in Lausanne (links) und die Carports des Schindler-Campus in Ebikon LU.
Fotos: zVg Solaragentur / Adrian Fischer, Adam Mork

                                                      20
Gut zu wissen       !
                                                                                  Preisgekrönte Grossanlage
                                                                                  Auf dem Dach des Verteilzentrums von Aldi ­Suisse in
                                                                                  Perlen LU befindet sich eine der grössten Fotovoltaik­
                                                                                  anlagen der Schweiz. Die 45 000 Quadrat­meter grosse
                                                                                  Anlage hat eine Ma­xi­malleistung von 6500 Kilowatt,
                                                                                  der nachhaltig produzierte Strom reicht für 2000
                                                                                  durchschnittliche Haushalte. Die von Aventron reali­
                                                                                  sierte Anlage hat 2020 den Schweizer Solarpreis in
                                                                                  der Kategorie PlusEnergie­Bauten erhalten. Stadtwerk
                                                                                  Winterthur bzw. die Stadt Winterthur besitzt Beteili­
                                                                                  gungen an Aventron.

                                                                        Unten: In Tomils GR wurde das Mehrfamilienhaus
                                                                        oben rechts saniert. Es bildet nun zusammen mit
                                                                        den benach­barten Häusern und deren Solaranlagen
                                                                        einen Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV).

Es gibt immer mehr Solarhäuser – und doch noch immer viel zu
wenige. Seit 30 Jahren zeichnet deshalb der Solarpreis energe­
tisch gute Architektur aus. Dabei reicht es mittlerweile schon
lange nicht mehr, einfach ein paar Panels aufs Dach zu schrau­
ben. Es geht auch um ressourcenschonenden Umgang mit Bau­
materialien, optimale Minergie-P-Dämmung und die Speiche­
rung von Wärme im Baukörper. Solche Häuser brauchen dann
weder Heizung noch Kühlung und sind im Innern immer etwa
23 Grad warm, egal ob es draussen minus 10 Grad oder plus
30 Grad ist. Mit dem Norman Foster Solar Award wird zudem
besonders attraktive nachhaltige Architektur ausgezeichnet.             Wichtig ist für den Geschäftsführer der Schweizer Solaragen­
Die Schweiz ist zum allergrössten Teil gebaut. Neubauten sind           tur, Gallus Cadonau, aber auch der Ausbau von Solaranlagen
viel seltener als Umbauten. Deshalb prämiert der Solarpreis auch        auf Gewerbeimmobilien. Hier sind die grössten Anlagen mög­
Um-, An- und Weiterbauten, so wie die Schweiz eben entstanden           lich, und vor allem kann hier der anfallende Strom tagsüber am
ist. Hier zeigt sich sehr viel Kreativität. Das Argument, eine Solar­   besten genutzt werden. So werden mittlerweile ­Solardächer
anlage auf einem schönen alten Bauernhaus sei hässlich, wird in         auf Logistikzentren und Parkhäusern gebaut oder auch Super­
viele Beispielen widerlegt. Gerade bei alten Häusern sind energe­       märkte und Werkhöfe architektonisch attraktiv ganz in Solar­
tische Sanierungen sehr sinnvoll, und moderne, dach­integrierte         zellen eingekleidet.    Text: Andreas Schwander
Solaranlagen wirken auch auf historischen Stadt­villen oder hab­
lichen Bauernhäusern mittlerweile sehr edel.                            solaragentur.ch

                                                                                                                                     21
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