Rainer Luick - Extensive Weidesysteme: Schlüsselfaktor für Biodiversität in Kulturlandschaften - Uni Kassel

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Rainer Luick - Extensive Weidesysteme: Schlüsselfaktor für Biodiversität in Kulturlandschaften - Uni Kassel
Extensive Weidesysteme:
Schlüsselfaktor für Biodiversität
in Kulturlandschaften

 Rainer Luick
 Naturschutzgroßprojekt “Schaf schafft Landschaft“ / 05./06. Dez. 2019
Rainer Luick - Extensive Weidesysteme: Schlüsselfaktor für Biodiversität in Kulturlandschaften - Uni Kassel
Warum ist
das Thema
Beweidung
für den
Naturschutz
so wichtig?
Rainer Luick - Extensive Weidesysteme: Schlüsselfaktor für Biodiversität in Kulturlandschaften - Uni Kassel
Kein (artenreiches)
Grünland
ohne (extensive)
Tierhaltung
Rainer Luick - Extensive Weidesysteme: Schlüsselfaktor für Biodiversität in Kulturlandschaften - Uni Kassel
 Ca. 80% aller Offenland FFH-Habitat-
 typen korrelieren mit extensiven Grün-
 landnutzungen; in ihrer kulturhistorischen
 Entstehung damit überwiegend auch mit
 extensiven Weidesystemen.
Rainer Luick - Extensive Weidesysteme: Schlüsselfaktor für Biodiversität in Kulturlandschaften - Uni Kassel
 (Viele)rechtsverbindliche
 Verpflichtungen im Naturschutz
 / für das Grünland lassen sich
 nur mit Integration extensiver
 Weidenutzungen erfüllen.
Rainer Luick - Extensive Weidesysteme: Schlüsselfaktor für Biodiversität in Kulturlandschaften - Uni Kassel
Die EU und alle
ihre Mitglieds-
staaten haben die
Konvention für
Biologische
Vielfalt (CBD) und
die so genannten
AICHI-Ziele bei
der COP 2011 in
Japan verbindlich
unterschrieben!
Rainer Luick - Extensive Weidesysteme: Schlüsselfaktor für Biodiversität in Kulturlandschaften - Uni Kassel
Die EU und alle
ihre Mitglieds-
staaten haben die
Konvention für
Biologische
Vielfalt (CBD) und
die so genannten
AICHI-Ziele bei
der COP 2011 in
Japan verbindlich
unterschrieben!
Rainer Luick - Extensive Weidesysteme: Schlüsselfaktor für Biodiversität in Kulturlandschaften - Uni Kassel
Rainer Luick - Extensive Weidesysteme: Schlüsselfaktor für Biodiversität in Kulturlandschaften - Uni Kassel
 Stopp der nationalen und globalen
 Biodiversitätsverluste
 Restaurierung der
  Ökosystemleistungen
 Nachhaltige Land- und
 Forstwirtschaft
Rainer Luick - Extensive Weidesysteme: Schlüsselfaktor für Biodiversität in Kulturlandschaften - Uni Kassel
Unsere Ziele sind:.
Unsere Ziele sind:.
 Bis zum Jahre 2020 ist die Biodiversität in
  Agrarökosystemen deutlich erhöht. Bis 2015
  sind die Populationen der Mehrzahl der Arten
  (insbesondere wildlebende Arten), die für die
  agrarisch genutzten Kulturlandschaften typisch
  sind, gesichert und nehmen wieder zu.
Unsere Ziele sind:.
 Bis zum Jahre 2020 ist die Biodiversität in
  Agrarökosystemen deutlich erhöht. Bis 2015
  sind die Populationen der Mehrzahl der Arten
  (insbesondere wildlebende Arten), die für die
  agrarisch genutzten Kulturlandschaften typisch
  sind, gesichert und nehmen wieder zu.
 Bis 2015 nimmt der Flächenanteil naturschutz-
  fachlich wertvoller Agrarbiotope (hochwertiges
  Grünland, Streuobstwiesen) um mindestens
  10 % gegenüber 2005 zu. In 2020 beträgt in
  agrarisch genutzten Gebieten der Anteil
  naturnaher Landschaftselemente (z.B. Hecken,
  Raine, Feldgehölze, Kleingewässer
  mindestens 5 %).
Messt Sie an Ihren
Verpflichtungen,
Versprechungen und
konkreten Leistungen!
Agrar-Ökosysteme mit hoher
Biodiversität in Europa
– wir in D sind das Armutshaus!
Entwicklung und Zieldefizit des
Indikators Artenvielfalt und
Landschaftsqualität im Offenland
  

             Der aktuelle Wert liegt noch
             weit vom Zielwert entfernt
HNV =
High Nature
Value Farming
= Agrarsysteme
und (extensiv)
genutzte Kultur-
landschaften mit
besonderer
ökologischer
Vielfalt (korrelieren
meist auch mit exten-
siven Tierhaltungen)
HNV Messnetz in Deutschland
                       Der HNV-Indikator ist
                       einer von 35 EU-
                       Indikatoren zur Mes-
                       sung und Bewertung
                       von Umweltbelangen
                       in der GAP. HNV ist
                       dabei einer von drei
                       Biodiversitäts-
                       Indikatoren; explizit
                       zur Evaluierung von
                       Förderprogrammen
                       des ELER Fonds
                       (Europäischer
                       Landwirtschaftsfonds
                       für die Entwicklung
                       des ländlichen Raums)
Der HNV Zustand in D
 20
             HNV1     HNV2    HNV3
                                             Ergebnis aus 1.200
                                             Messstellen (1 km2):
      13,2%          11,8%           11,4%
 15                                          Ca. 11 % der agrarisch
              12,1%          11,3%
                                             geprägten Kulturland-
 10    6,4
               5,8     5,3     4,8     4,7   schaften liefern noch
                                             ökologisch positive
 5     4,5     4,1     4,3     4,3     4,4
                                             Beiträge / Prozesse
       2,3     2,2     2,2     2,2     2,4
 0                                                     Quelle: BfN 2019
      2009    2011    2013    2015    2017

 2,4% der Flächen haben einen äußerst
  hohen Naturwert;
 4,4% der Flächen haben einen sehr
  hohen Naturwert und
 4,7% der Flächen haben einen noch
  mäßigen Naturwert.
Anteil der HNV-Fläche an der
                                                     Grünland
Anteil %
             Landwirtschaftsfläche       Grünland %
             Baden-Württemberg
   18,0 %                                                            10,0%

            15,6   15,8                                              9,0%
                             Bei der ersten 14,6 14,6
   16,0 %                     15,2   15,0   14,9
                                                                     8,0%
                             Erhebung          in   2009     ein
   14,0 %    3,0     2,9
                               2,9     2,7     2,6      2,5   2,6

   12,0 %                    Ausgangswert von                        7,0%

   10,0 %
                     6,4
                             15,6%, davon:                           6,0%

             6,3

    8,0 %
                             6,3Grünland
                                       6,3     6,3
                                                   7,5% 6,1   5,7    5,0%

              7,5
               7,5            Hecken
                           7,2     7,0
                                              usw.     ca.  7%       4,0%
    6,0 %                                  6,8     6,8
                              Ackerflächen ca.6,5          1% 6,4   3,0%

    4,0 %
                                                                     2,0%
             6,2     6,5       6,0    6,0    6,0    6,0    6,3
    2,0 %                                                            1,0%

    0,0 %                                                            0,0%
            2009   2011       2012   2013   2014    2015   2016
Anteil der HNV-Fläche an der
                                                                         Grünland
Anteil %
            Landwirtschaftsfläche       Grünland %
            Baden-Württemberg
   18,0 %                                                                                         10,0%

   16,0 %
          15,6     15,8                                                                              17,2
                                                                                                  9,0%
                                 15,2         15,0         14,9         14,6     14,6
   14,0 %   3,0      2,9
                                  2,9          2,7          2,6
                                                                                                  8,0%    8,2
                                                                         2,5         2,6
                                                                                                  7,0%

                                        SOLL bis 2020:
   12,0 %
                                                                                                  6,0%
   10,0 %

                                        + 10 %
            6,3      6,4
                                  6,3          6,3          6,3          6,1         5,7          5,0%
    8,0 %

              7,5
                                                                                                  4,0%
               7,5         7,2          7,0
    6,0 %                                            6,8          6,8          6,5          6,4   3,0%

    4,0 %
                                                                                                  2,0%
            6,2      6,5          6,0          6,0          6,0          6,0         6,3
    2,0 %                                                                                         1,0%

    0,0 %                                                                                         0,0%
            2009   2011          2012         2013         2014         2015         2016
Anteil der HNV-Fläche an der
                                                                         Grünland
Anteil %
             Landwirtschaftsfläche       Grünland %
             Baden-Württemberg
   18,0 %                                                                                    10,0%

   16,0 %
            15,6   15,8
                                 15,2                                                        9,0%
                                              15,0         14,9                  14,6
                                                                        14,6
                     2,9                                                                     8,0%
   14,0 %    3,0
                                  2,9          2,7          2,6          2,5         2,6

   12,0 %                                                                                       IST
                                                                                             7,0%

                                                                                             6,0%
   10,0 %
             6,3     6,4
                                  6,3          6,3          6,3          6,1         5,7     5,0%
    8,0 %

              7,5
                                                                                             4,0%
               7,5
    6,0 %
                           7,2          7,0          6,8          6,8          6,5    6,4
                                                                                       6,4   3,0%

    4,0 %
                                                                                             2,0%
             6,2     6,5          6,0          6,0          6,0          6,0         6,3
    2,0 %                                                                                    1,0%

    0,0 %                                                                                    0,0%
            2009   2011          2012         2013         2014         2015         2016
Nationaler FFH-
Zustandsbericht 2019,
Lebensraumtypen,
kontinentaler Bereich
                           Unbekannt

                           Ungünstig -
                           schlecht

                           Ungünstig -
                           unzureichend

                           Günstig

            Gegenüber dem schlechten
             Zustand von 2014 eine weitere
             deutliche Verschlechterung.
Erhaltungszustand der                                                        Unbekannt
   aktuell in BW vorkom-                                                        Ungünstig -
   menden LRTs des                                                              schlecht
   Anhangs I der FFH-                                                           Ungünstig -
   Richtlinie auf Ebene des                                                     unzureichend

   Landes, BfN 2019                                                             Günstig

    NrL       Kurzname                Verbrei-        Fläche           Strukturen       Zukunft          Gesamt
    RT                                tung                             &                                 Bewer-
                                                                       Funkionen                         tung
    6510      Magere
              Flachland-
              Mähwiesen
    6520      Berg-Mähwiesen

    6210      Kalk-Magerrasen

    6230      Artenreiche
              Borstgrasrasen

https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/documents/10184/440910/download_ffh_erhaltungszust_LRT_2019.pdf/026cf09c-2572-4a53-
a34a-f48a35f7e1d9
 ca. 40% der                                                                 Unbekannt
    deutschen LRT an                                                            Ungünstig -
    Flachland- und                                                              schlecht
                                                                                Ungünstig -
    Bergmähwiesen                                                               unzureichend

    sind in BW.                                                                 Günstig

    NrL       Kurzname                Verbrei-        Fläche           Strukturen       Zukunft          Gesamt
    RT                                tung                             &                                 Bewer-
                                                                       Funkionen                         tung
    6510      Magere
              Flachland-
              Mähwiesen
    6520      Berg-Mähwiesen

    6210      Kalk-Magerrasen

    6230      Artenreiche
              Borstgrasrasen

https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/documents/10184/440910/download_ffh_erhaltungszust_LRT_2019.pdf/026cf09c-2572-4a53-
a34a-f48a35f7e1d9
Begründungen, warum
(wieder) mehr geweidet
werden muss
“Effizienz von Schutzgebieten
      und ihr Beitrag zum
    Biodiversitätsverlust“
Nüchterne Bilanz: Auch in Kultur-
landschafts-Schutzgebieten mit
langjährig “bestem“ Management
geht die Biodiversität zurück
Erklärungen:
Der schleichende Biodiversitätsver-
lust liegt nicht (ausschließlich) bei
Faktoren wie Größe, fehlender inner-
er Konnektivität und großräumiger
Vernetzung, sondern ist vor allem
fehlenden Prozessen und der Homo-
genität der Biotopausstattung und
des Managements geschuldet.
Erklärungen:
Der schleichende Biodiversitätsver-
        Was     fehlt,    sind
lust liegt nicht (ausschließlich) bei
Faktoren wiedie     von
               Größe,  fehlender inner-
er Konnektivität und großräumiger
        (Weide)Tieren
Vernetzung,   sondern ist vor allem
fehlenden ausgelösten
            Prozessen und der Homo-
genität der Biotopausstattung und
             Prozesse
des Managements      geschuldet.
Weidelandschaft Anthonie Jacobus van Wijngaerdt (1808-1887)

  Eine ökologische
  Bildbeschreibung:
Weidelandschaft Anthonie Jacobus van Wijngaerdt (1808-1887)

 Im Grunde braucht es nur dieses Bild
 und einen Blick zurück in die Agar-
 und Kulturgeschichte, um eine Blau-
 pause für unsere “modernen“ natur-
 nahen Weidesysteme zu entwickeln.
Weidelandschaft Anthonie Jacobus van Wijngaerdt (1808-1887)

                                    Waldähnliche
 Strauchartige Gehölzstrukturen    Gehölzstrukturen

        Fließende Übergänge
      zwischen Wald und Weide
                                           Hoher Alt- und
                                            Totholzanteil

                                                 Heterogener Aufwuchs

                                         Offene Bodenstrukturen
 Wasserflächen

      Offene Ufersäume      Mehrere Weidetierarten
Prozesse, die mit extensiven
Weidehaltungen korrelieren:
Prozesse, die mit extensiven
Weidehaltungen korrelieren:
Exkremente
Mikrostrukturen
(z.B. Ameisenhügel,
Trittspuren, Zaunpfähle)

Wanderungen /
Transporte
(kurze und lange Distanzen)

Aas (Prädatoren)
Parasitierende
Biozönose /                   Hymenopteren
Nahrungsnetz                 (z.B. Schlupfwesen)

von Dung                             Fliegen
                                     (Räuber)
         Prädatorische
             Käfer             Fliegen
                              (gemischte
                               Nahrung)

 Collembolen                 Dung-          Dung-
(Springschwänze)   Milben    käfer          fliegen

         Pilze
                         Dung großer
                         Wiederkäuer
Parasitierende
Biozönose /                   Hymenopteren
Nahrungsnetz                 (z.B. Schlupfwesen)

von Dung                             Fliegen
                                     (Räuber)
         Prädatorische
             Käfer             Fliegen
                              (gemischte
                               Nahrung)

 Collembolen                 Dung-          Dung-
(Springschwänze)   Milben    käfer          fliegen

         Pilze
                         Dung großer
                         Wiederkäuer
Dungfliegen
Funktionelle Typen von Dungkäfern

       1. Bewohner
       (Endocophropage –K)
                                      3. Roller
       Graben und nisten              (Telecoprophage –K)
       in oder direkt unter
                                           Produzieren einen
       frischem Dung
                                           Dungball, verschlep-
                                           pen diesen zu einem
                                           vorab gegrabenen
                2. Tunneler                Tunnel
                (Paracoprophage –K)

      Graben Tunnel unter dem Dung und verschleppen
      ihn in Gänge, wo dann die Eiablage erfolgt
Mistkäfer / Pillendreher gehören zur
Familie der Scarabaeidae (Blatthorn-
käfer) mit weltweit ca. 27.000
bekannten Arten in 1.600 Gattungen
Fast jeder Kot (Tierart) hat auch
  seine spezifischen Mistkäfer
Gerollt wird immer
im Rückwärtsgang
Biozönose /
Nahrungsnetz
von Dung                       Braunkehlchen                 Großer Brachvogel

             Mücken-
             Fledermaus

                                                                Parasitierende
                                                                Hymenopteren
                                                             (z.B. Schlupfwesen)
Grasfrosch

                                                                        Fliegen
                                                                       (Räuber)

     Ein                       Prädatorische Käfer              Fliegen
 (wichtiger)                                                  (gemischte
                                                               Nahrung)

Faktor, warum
 Biozönosen             Collembolen
                      (Springschwänze)        Milben
                                                           Dungkäfer              Dung-
                                                                                  fliegen

 zusammen-
   brechen                      Pilze
                                                        Dung von
                                                       Wiederkäuern
B. R. LAURENCE
(1954): The larval
inhabitants of cow
pats.- Journal of
Animal Ecology
(ed. British
Ecological Society)
Vol 23 (2), pp.
234-260.

“Die larvalen
 Bewohner
     von
 Kuhfladen“
Copromyza                  12 Monate die Fladen
                           einer Kuh untersucht

Limosina

 Trochocera
                         Ergebnisse:
                          Jahreszeitlich unterschiedliche
                           Arten und Abundanzen
                          (∑ 18.860 Individuen)
                          1 Kuh produziert ca. 2 t Dung
              Sepsidae     pro Jahr
Scatophaga
                          Daraus entstehen bei Weide-
                           haltung 100 bis 150 kg
                           Insektenbiomasse pro Kuh
 Psachoda
                          Daraus entstehen wiederum
                           10 kg Wirbeltierbiomasse
Normaler-
weise werden
Dungfladen in
Tagen / in
wenigen
Wochen
vollständig
mineralisiert,
wenn nicht
……
Umsatz des Tierarzneimittelmarktes
       in D für 2003 - 2018

                         SCHOOF & LUICK 2019
Wirkungen auf die Dungfauna
Wirkungen auf die Dungfauna

 Ivermectin (Wirkstoffname) wirkt nach
 Applikation mehrere Wochen 100%
 letal auf alle Dipteren-Larven und zu
 60% auf Coleopteren-Larven
 Hat nachweislich sogar Attraktions-
 Wirkungen (z.B. auf Dungfliegen)
 Monensin (Antibiotikum) wird oft
 prohpylaktisch mit dem Kraftfutter ver-
 abreicht mit massiven Auswirkungen
 auf die Bodenfauna (Bakterien)
Dung &
Plagegeister
Dung &
Plagegeister
 60 bis 80 Stechfliegen können sich in 5
 Tagen in einem einzigen Dunghaufen
 entwickeln. Sind dagegen Mistkäfer
 vorhanden, fressen diese Ei und Larve
 und können so die Fliegenplage um
 95% reduzieren.
 (KNUTSON, A. 2000: Dung beetles – Biological control agents of
 horn flies.- Texas Biological Journal)
Mikrokosmos
Weidepfahl
Sitzwarten

Flechten, Moose,
Algen, Pilze,
Wildbienen

                   Refugien für
                   Pflanzen
 Wanderungen
 Transporte
 Kulturgeschichte
Taxis für Biodiversität
Taxis für Biodiversität

 Diasporen von Pflanzen
 Insekten und andere Tierartengruppen
 (Imagos, Larven, Eier, Puppen etc.)

 Transportiert im Fell, in Hufen, Klauen
  und den Exkrementen der Weidetiere
Beispiele für
Diasporen
von Wild-
pflanzen:

Viele Formen
sind geradezu
evolutiv für
das Tiertaxi
geschaffen

    Bild: G. Koch / Botanische Bildtafeln
 Die vielfältige und komplexe Biodiversität
  unserer Kulturlandschaften verdanken wir
  zu einem Großteil den Transportphänomen
  extensiver Weidesysteme.

(Historische) Fernwanderwege mit Tieren
 (Transhumanz) im mediterranen Raum
 Das System der Cañadas auf der Iberischen
  Halbinsel hat(te) eine Gesamtlänge von ca.
  125.000 km und mit ca. 450.000 ha einen
  Anteil von 1 % der Landesfläche.

                              nach J.M. Mangas Navas, José Manuel (1992)
Limpurger Rind
Schwäbischer (Hohenloher) Exportschlager vom
17. Jh. bis 1914: Boef de Hohenlohe (Limpurger
Vieh); Kaufverträge von 1781/82 dokumentieren, dass
in diesem Jahr mehr als 10.000 Tiere in die Schlacht-
höfe von Paris verkauft wurden.
Limpurger Rind /
Boef de Hohenlohe bei
Pariser Schlachtern
im Jahr 1905
                        Bild: Archiv H. Werner
Die Europäischen Ochsenwege

                  Bild: LEADER Projekt Europäischer Oxenweg
Der Ochsenweg
                                      durch Jütland /
                                      Schleswig-
                                      Holstein
http://www.geschichte-s-h.de/ochsenweg/
Ochsenweg: Ursprung bis in die Bronzezeit
(1700 bis 500 v. C.): zentrale Landweg zwischen
Dänemark und Norddeutsch-land; Triebweg für
Vieh und allgemeiner Marschweg (Heerweg).
Von ca. 1350 bis 1750 wurden von Ungarn jährlich bis
zu 200.000 Grauochsen in Richtung Westen getrieben.
Wichtige Markplätze waren Wien, Augsburg, Nürnberg,
Ulm oder München. Dieser “Europäische Oxenweg“
war in seiner Zeit ein bedeutenden Wirtschaftsfaktor.

                                    Bild: LEADER Projekt Europäischer Oxenweg
Ungarisches Steppenrind
oder Ungarisches Graurind
Süddeutsche Transhumanz /
   Wanderschäferei auf der
 Schwäbisch-Fränkischen Alb
Sommerweiden
             Winterweiden
             Hauptwanderrouten
             Hauptsitze der Wanderschäfer
             Schäferlauforte

Süddeutsche
Transhumanz
nach Hornberg 1959 aus CHIFFLARD & REINHARDT (2013)
Weidegassen
und Triebwege
    auf der
Schwäbischen
 Alb / Roland
DEIGENDESCH
Schwäbische Heimat
 2016/2, 149-156
Weidetiere
induzieren und
   vernetzen
  automatisch
Prozesse, die in
Raum und Zeit
    wirken
Wiesen /
Weiden            Weidetiere
Diverse         induzier(t)en
Ackerkulturen und vernetz(t)en
Heiden /         automatisch
Moore          Prozesse, die in
Brachen /     Raum und Zeit
Sukzession      wirk(t)en
Gewässer
Wald
Im landschaftlichen
  Maßstab können
diese Vernetzungen
    kaum wieder
reaktiviert werden,
 aber immerhin im
   regionalen und
  lokalen Kontext
Eigenschaften extensiver
  (halboffener) Weidesysteme
zusammengefasst (in a nutshell):
 Hohe Strukturvielfalt und vielfältige
   Biodiversität.
 Als Landnutzungs(NATURSCHUTZ)-Strategie
  und mit wenigen Akteuren großflächig
  wirksam.
 Ökonomisch (bei günstigen Rahmenbeding-
  ungen) und arbeitssozial sinnvoll.
 Interessante Wertschöpfungen.
 Weiterführung / neue Interpretation
  kulturlandschaftlicher Traditionen.
 Ästhetik & Sympathie.
Geschichten von Nutzieren und Landschaften

   Take-home
   Messages
Wo sind wir heute
Das Positive:
 Bundesweit eine bunte Vielzahl an großen und
  kleinen Weideprojekten mit Rindern, Schafen,
  Ziegen, Wasserbüffeln, Koniks, Heckrindern
  (wenige auch in Hessen und in BW).

 Projekte werden oft von Schutzgebietsmanagern,
  LEVs, motivierten Förstern, beruflichen Querein-
  steigern und auch von Naturschutzgruppen initiiert.

 Förderungen sind nicht (immer) auskömmlich aber
  doch vorhanden.
 Breite Akzeptanz in der Öffentlichkeit und großes
  Interesse in der Wissenschaft.
Wo sind wir heute
Die (neuen) Probleme:
 Komplizierte förderrechtliche Rahmenbedingungen.
 Prekäre wirtschaftliche Situation der extensiven
  Weidetierhaltungen, extrem bei Schafbetrieben.
 Landwirtschaftliche Mutterkuh- und Schafhaltungen
  sind stark zurückgegangen (Tendenz anhaltend).
 Weidehaltungen in modernen Milchviehbetrieben
  (> 100 Tieren) gibt es praktisch nicht mehr.
 Oft fehlen mögliche Partner / Tierhalter und noch
  problematischer Metzger / Handelspartner etc.
 Flächendruck (Biogasboom) und allgemein intensi-
  vierte Nutzungen führen dazu, dass oft nur noch
  unwirtschaftliche Restflächen (auch für Weide-
  betriebe) übrigbleiben.
Nationale
   Biodiv-
  Strategie
   Biologische
   Vielfalt und
naturverträgliches
 Wirtschaften für
   die Zukunft
 unseres Landes
Nationale
            Biodiv-
           Strategie

   Wildnis
   Moorschutz
   Biotopverbund
   Mehr Schutzgebiete
   TEEB-Konzept
Nationale
   Biodiv-
  Strategie
was fehlt ist
   Biologische
Mut  für  ein
   Vielfalt und
Konzept
naturverträgliches
“Extensive
 Wirtschaften für
Weidesysteme
   die Zukunft
als Strategie
 unseres Landes
des Natur-
schutzes“
Naturführer
“Wilde Weiden
zwischen Nord-
und Ostsee“
gibt Ausflugtipps in
20 Weidelandschaften
u.a:

 Geltinger Birk
 Schäferhaus
 Höltigbaum
 > 5.000 ha in
  Schlesw.-Holst
https://www.hoeltigbaum.de/fileadmi
n/user_upload/Jahresprogramm_202
0_RZ_final_web.pdf

Weidelandschaft
& Haus der
Wilden Weiden
HÖLTIGBAUM
bei Hamburg
Praxis-
leitfaden für
extensive
Ganzjahres-
Beweidungs
systeme
Praxisleitfaden
für das Weide-
management
von LRTs im
NATURA 2000
System
https://www.youtube.com/watch?v=167oknBSknY
Vielen
Dank
für das
Interesse
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