Refugium Neumüli: Zufluchtsort für Tiere Circus Royal - das Ende eines Trauerspiels - PRO - ProTier - Stiftung für Tierschutz und Ethik

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Refugium Neumüli: Zufluchtsort für Tiere Circus Royal - das Ende eines Trauerspiels - PRO - ProTier - Stiftung für Tierschutz und Ethik
ProTier – Stiftung für Tierschutz & Ethik   Frühling · 1/20
            www.protier.ch

PRO

  Refugium Neumüli:
  Zufluchtsort für Tiere
  Circus Royal – das Ende eines
  Trauerspiels
Refugium Neumüli: Zufluchtsort für Tiere Circus Royal - das Ende eines Trauerspiels - PRO - ProTier - Stiftung für Tierschutz und Ethik
|   IMP R E S S U M                         |   INH A LT

                                            Editorial                                                           3
    ProTier-Magazin
    Ausgabe März 2020, Nr. 1                Refugium Neumüli: Zufluchtsort für Tiere                            4
    50. Jahrgang
    Erscheint 4 x jährlich
                                            Stabübergabe bei ProTier                                            7

    Abonnement                              Australien in Flammen                                               8
    Gönner, Paten und Spender erhalten
                                            Die «fiesen» Zecken sind wieder unterwegs                          10
    die Zeitschrift kostenlos.
    Einzelnummer CHF 7.–                    Ein Hühnerstall kommt angerollt – ProTier unterstützt              11
    Redaktion                               Tierfreundlich in die neue Gartensaison starten                    12
    Patrick Schneider (scp)
    Barbara Kerkmeer (keb)                  Rückblick Weihnachtsaktion «Platz am Tisch»                        14
    Thomas Steiger (stt)
                                            Circus Royal – das Ende eines Trauerspiels                         16
    Redaktionelle Mitarbeit
    Joey Zijlstra (zij)                     Motion «Stopp Pelz!»: We care – we don’t wear!                     18
    Bettina Ebner (ebb)
                                            Referendum Jagdschutzgesetz: Das Volk bezieht Stellung             19
    Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der
    Weiterverwendung der Artikel            Tier-Ethik – Wilds Kolumne: Wo Lenin recht hatte                  20
    und Bilder nur mit ausdrücklicher,
                                            Einmalige Partnerschaft – gemeinsam für Tiere                      21
    schrift­licher Genehmigung der
    Redak­tion. Die Beiträge decken sich    Mia kann weiterleben – ProTier hilft!                             22
    nicht zwingend mit der Meinung der
    Redaktion.                              Die Erde brennt – Voliere Zürich                                  23

    Layout /Druckvorstufe
    Anita Estermann Design, aedesign.ch
                                            Refugium Neumüli:
    Druck                                   Zufluchtsort für Tiere
    Staffel Medien AG, 8045 Zürich

    Titelbild
    Alpaka, Foto © ProTier

                                                                                           Seite 4
     PRO
                                            Australien in Flammen
    ProTier – Stiftung für
    Tierschutz und Ethik
    Alfred-Escher-Strasse 17
    CH-8002 Zürich
    Telefon 044 201 25 03
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EDITORIAL              |

Die Welt um uns ändert sich ständig.
Aber sind auch wir bereit, uns zu ändern?
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Hätten sich unsere Vorfahren nicht laufend an die natürlichen Gegebenheiten angepasst, sich verändert,
wäre die menschliche Art heute wohl längst ausgestorben. Irgendwann aber im Laufe unserer Geschichte
haben wir damit angefangen, uns die Welt passend zu machen. Ganz einfach deshalb, weil wir in der Lage
dazu waren.

    Und so kommt es, dass Verände­           Den Tieren und Pflanzen, die in
rung für uns meistens Mühsal bedeu­       unseren Naherholungsgebieten le­
tet. Wann immer es geht, versuchen        ben, gebührt besonderer Schutz. Wir
wir Veränderungen zu vermeiden.           haben sie schon viel zu weit zurück­
Ganz anders die Tierwelt. Sie passt       gedrängt. Sie müssen damit leben,
sich ständig an. Muss sich anpassen       dass wir ihre Lebensräume perma­
– und leider vor allem wegen uns.         nent nach unserem Geschmack ver­
                                          ändern – sind auch wir bereit, uns zu

”   Die Tierwelt passt sich               ändern?

                                          ”
    ständig an – und leider
    vor allem wegen uns.                      Sind auch wir bereit,
                                              uns zu ändern?
Solange ein noch so kleiner «Flecken»
Lebensraum bleibt, passen sich un­        ProTier hat sich immer wieder dafür
sere Wildtiere, Reptilien, Amphibien      eingesetzt, die natürlichen Lebens­
und Insekten an. Sie wollen leben,        grundlagen unserer tierischen Freun­
ihre Art sichern – unabhängig davon,      de zu bewahren. Dies wird ProTier
wie aussichtslos der Kampf auch           unter neuer Führung auch in Zukunft
scheinen mag. Wir Menschen neh­           tun. Geschäftsführerin Monika Wa­
men dabei in Kauf, dass auch unser        senegger gibt den Führungsstab
Lebensraum, unser «Flecken», immer        weiter.                                                       Foto © Martin Siegenthaler
kleiner und ärmer wird.
                                              Sie hat die Geschicke von ProTier   Liebe Gönner, Spender und Leser, im

”   Die Wildtiere, Reptilien,             während der letzten drei Jahre mass­    Namen der Stiftung ProTier möchte
                                          geblich geprägt und die Stiftung mit    ich Ihnen ganz herzlich für die Unter­
    Amphibien und Insekten                viel Engagement auf sichere Füsse       stützung unserer Projekte danken!
    wollen leben, ihre Art                gestellt.                               Auch in dieser Ausgabe haben wir
    sichern.                              Liebe Monika, im Namen des Stif­        für Sie Interessantes, Trauriges, Hoff-
                                          tungsrates, des ganzen Teams und        nungsvolles, Aktuelles und Prakti­
Wir lassen zu, dass Vielfalt schwindet,   aller unserer tierischen Freunde dan­   sches zusammengestellt.
und staunen, dass es sie selbst in un­    ken wir dir für deinen grossen Ein­
seren Naherholungsgebieten nicht          satz. Wir wünschen dir für die Zu­      Herzlichst
mehr gibt. Wir staunen und schimp­        kunft alles Gute!
fen, dass unsere Naherholungsge­
biete nicht komplett intakteNaturreser­      Als neuer Geschäftsführer leitet
vate sind. Wandern, Biken, Joggen,        künftig Patrick Schneider die Geschi­
Hündelen, Spazieren, Reiten, Klet­        cke von ProTier. Wir freuen uns auf
tern, Grillieren, Zelten, Bäume um­       die Zusammenarbeit und wünschen
armen – das alles wollen wir gefäl­       ihm viel Befriedigung, Ausdauer und     Thomas Steiger
ligst in einer unberührten Natur.         Erfolg bei der neuen Aufgabe!           Stiftungsratspräsident

ProTier 1/ 20                                                                                                                   3
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|   L E BE N S H O F

Refugium Neumüli:
Zufluchtsort für Tiere
Tierarche, Lebenshof, Tierschutzstelle oder Refugium: Alle diese Bezeichnungen stehen für einen
beschützenden Ort, an dem Tiere mit ganz unterschiedlichen Schicksalen Zuflucht und Liebe finden – egal
ob männlich oder weiblich.

Von Bettina Ebner

Es ist bitterkalt, als wir das Refugium
Neumüli von Christine Müller in Illnau-
Effretikon besuchen. Eine Klingel
finden wir nicht, aber das braucht
Christine auch gar nicht. Ihre über
ein Dutzend Hunde kündigen unse­
ren Besuch lautstark an.
    Ihnen gehört unsere ganze Auf­
merksamkeit, aber erst ein wenig
später. Als Erstes dürfen wir Be­
kanntschaft mit Christines prächti­
gen Schafen machen. Sie begrüssen
uns sehr freundlich am Zaun und
schauen uns zutraulich unter ihrer
dicken Wolle an.

”    Das sind Liebhaberschafe
     und keine Leistungs­
     schafe.
                                          Das Anwesen des Refugiums Neumüli.                                    Fotos © ProTier

                                          stellt, haben alle ihren Platz und ge­   mit nach Hause, denn nur kurze Zeit
                                          hen friedlich miteinander um.            später stand ein winziges Geissenba­
Was wir hier sehen, sind jedoch kei­          Zu Christines quirliger Tiertruppe   by im Stall – Surprise! Das Leben der
ne «normalen» Schafe, sondern Wal­        gehören auch Ziegen. Sie sind bei        Kleinen hing am seidenen Faden. Sie
liser Schwarznasen. Die Tiere sind        diesem Wetter nicht so gerne draus­      war bei der Geburt etwa so schwer
riesig gross und beeindrucken durch       sen und verkrümeln sich lieber ins       wie ein Meerschweinchen, die Mama
ihre gebogenen Hörner, die sowohl         Warme. Trotzdem macht sie unser Be­      hatte keine Milch, und draussen war
die männlichen wie auch die weib­         such neugierig und sie kommen nach       es minus 10 Grad. So nahm Christine
lichen Tiere haben.                       draussen. Begeistert schauen wir         Surprise kurzerhand zu sich ins Bett,
    Wie die meisten anderen «Nutz­        dem kleinen Ziegenmädchen «Surpri­
tiere» auf Christines Hof kommen          se» zu. Wie passend der Name doch
sie nicht aus schlechter Haltung,         ist, erfahren wir dann von Christine.
sondern haben einfach das «Pech»,

                                          ”
mit dem falschen Geschlecht gebo­             Ist die Rangordnung
ren zu sein – sie sind männlich und
somit einfach überflüssig. Für viele
                                              einmal klargestellt,
von ihnen bedeutet das den sicheren           haben alle ihren Platz.
Tod, wenn keiner sie aufnimmt und
ihnen ein liebevolles Zuhause bietet.     Das Veterinäramt hatte Christine
So kommt es, dass die männlichen          kontaktiert, ob sie vielleicht noch
Tiere bei Christine in der Überzahl       Platz für zwei Geissli habe. Und
sind.                                     Christine wäre nicht Christine, wenn
    Ernsthafte soziale Unverträglich­     sie nicht ja gesagt hätte.
keiten oder Revierkämpfe gibt es              So durften die beiden im Refugi­
unter den Männchen dennoch nicht.         um Neumüli einziehen. Was niemand
Ist die Rangordnung einmal klarge­        wusste: Sie nahm zweieinhalb Tiere       Entspannte Walliser Schwarznasenschafe.

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wärmte sie und päppelte sie liebevoll
auf. Und das dankt ihr die Kleine mit
grossem Zutrauen – jeden Tag aufs
Neue.
   Auf dem Weg zu den Alpakas
macht uns Cezar, ein Herdenschutz­
hundmischling aus Ungarn, klar,
dass er hier das Sagen hat. Er ist in
einem Auslauf vor dem Haus, wäh­
rend der Rest der Meute noch drin­
nen wartet. Sein lautes Bellen und
seine stattliche Grösse beeindrucken
ganz schön, und eines ist sicher:
Unbemerkt kommt da niemand aufs
Gelände!

”   Bin ich mal schlecht
    gelaunt, gehe ich zu den
    Alpakas, und die Welt ist
                                          Die beiden Esel geniessen offenbar den Besuch der ProTier-Mitarbeiterin Bettina Ebner.
    wieder in Ordnung.

Und dann stehen sie vor uns, die          Amaro. Zwei liebenswürdige Esel­              alles total chaotisch, aber in jahrelan­
fünf Alpakabuben – einer schöner          jungs mit allerlei Flausen im Kopf.           ger Arbeit und unter grossen finan­
als der andere! Drei von ihnen sind       Als wir uns kurz von ihnen abwen­             ziellen Aufwendungen entstand ein
ausgemusterte Therapietiere und           den, fordern sie sofort lautstark wie­        Rückzugsort für Tier und Mensch.
wurden im Internet zum Kauf ange­         der Aufmerksamkeit ein. So als ob                 Die ersten neuen Neumüli-Be­
boten, und auch die beiden anderen        sie sagen möchten: «Hey, jetzt sind           wohner nebst den Hunden und Kat­
Tiere, als eher schwierig im Umgang       aber wir dran!»                               zen waren die Geissli und die beiden
beschrieben, suchten einen neuen                                                        frechen Eseljungs. Bald folgten die
Platz. Die Alpakas zählen zu Chris­       Wie alles begann …                            Schafe und die Alpakas.
tines absoluten Lieblingen, und wir       Christines Tierliebe begann in ei­

                                                                                        ”
verstehen sofort, warum. Sie strah­       ner Stadtwohnung mit Katzen. Bald                 Ich habe mehrheitlich
len eine wunderbare Ruhe aus, die         schon kamen die ersten Hunde, und
ansteckend ist.                           es war klar, dass für so viele Tiere ein
                                                                                            überflüssig gewordene
   Gleich um die Ecke begrüssen           neues Zuhause hermusste. Dieses                   Wesen, und nicht gequälte
uns noch zwei langohrige, in die­         Zuhause fand sie vor zehn Jahren im               Tiere aus schlechter
sem Fall graue Gesellen: Nikolai und      Refugium Neumüli. Beim Einzug war                 Haltung.
                                                                                        Heute leben über 50 Tiere bei Christi­
                                                                                        ne, und sie meistert die ganze Arbeit
   Beim Tierkauf im Internet ist Vorsicht geboten!                                      fast ganz allein! Ein tierlieber Rent­
   Nicht nur beim Kauf von Hunden.                                                      ner unterstützt sie tatkräftig einmal
   Als Tierschützer stehen uns die Haare zu Berge, dass man Lebewesen                   in der Woche, aber es fehlt dennoch
   übers Internet (Anibis, Tutti etc.) erwerben kann.                                   immer an zuverlässigen helfenden
                                                                                        Händen.
   Gerade der Kauf von Hundewelpen übers Internet erscheint vielen Tier-
   freunden praktisch. Was aber ganz viele nicht wissen: Oftmals unterstüt-
                                                                                        Eine ganz spezielle Verbindung
   zen sie so ungewollt das tierquälerische, aber äusserst lukrative Geschäft
                                                                                        So langsam frieren unsere Hände
   illegaler Welpenhändler. Hundewelpen aus Osteuropa werden übers Inter-
                                                                                        ein, und wir sind froh, dass wir sie
   net verscherbelt und gehen vor ihrem Verkauf durch die Hölle. Sie werden             jetzt in den kuscheligen weissen
   ihren Müttern viel zu früh entrissen, sind absolut nicht sozialisiert, krank,        Fellen ihrer 16 Hunde aufwärmen
   nicht geimpft und von Parasiten befallen. So kommt es denn auch, dass das            können. Nun darf auch der Rest des
   vermeintliche Schnäppchen ungeheure Kosten verursachen kann.                         Rudels Hallo sagen. Tür auf und los
   Beim Kauf von Tieren – nicht nur von Hunden – übers Internet ist also gros-          geht’s! Ein weisses Fellknäuel nach
   se Vorsicht geboten!                                                                 dem anderen rast aus dem Haus und
   Christine hat jahrelange Erfahrung und kennt auch die Organisa­tionen, die           begrüsst uns stürmisch – Malteser,
   ihr die Tiere vermittelt haben, gut.                                                 Shih Tzus, Tibetterrier und ähnlich
                                                                                        wuschelige Vierbeiner.

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Refugium Neumüli: Zufluchtsort für Tiere Circus Royal - das Ende eines Trauerspiels - PRO - ProTier - Stiftung für Tierschutz und Ethik
Und natürlich gesellt sich nun
auch Cezar zur Gruppe. Hinter dem                                                                        Spenden
                                               Gemeinsam helfen –
lauten Bellen steckt ein wunderba­
rer und sehr freundlicher Kerl. Die            Helfer gesucht                                                hilft!
innige Verbindung zwischen ihm und             Die Tage von Christine kann ProTier nicht verlän-        PC 60-455782-5
Christine ist sofort spürbar. Auffällig                                                                siehe Einzahlungsschein
                                               gern, aber wir möchten ihrer grossen Hundefa-
ist, dass beinahe alle Hunde lang­                                                                         in der Heftmitte
                                               milie (und eventuell auch den langhaarigen Katzen)
haarig und von ähnlicher Statur sind.
                                               unbedingt eine regelmässige Fellpflege durch einen
Und das ist ganz bewusst so, erklärt
                                               professionellen Hundefrisör oder eine professionelle
uns Christine. Sie wählt gezielt Vier­
                                               Hundefrisörin ermöglichen. Die Tiere haben das verdient, und bei lang-
beiner ähnlicher Rassen aus, damit
sie in ihr bestehendes Rudel passen.           haarigen Tieren ist die Fellpflege auch kein Luxus, sondern ein absolutes
                                               Muss für ihr Wohlbefinden.

”   Die Tiere dürfen so lange
    bei mir bleiben, wie sie
    möchten.
                                               Bitte helfen Sie uns mit einer Spende, damit wir Christine und ihren
                                               Schützlingen das langfristig ermöglichen können!
                                               Oder haben Sie Lust und regelmässig Zeit, gleich selbst mit anzupacken auf
                                               dem Hof von Christine? Dann melden Sie sich bitte bei uns, wir vermitteln
                                               den Kontakt gern an Christine weiter. Das ganze Refugium Neumüli freut
Die Hunde sind denn auch die einzi­
                                               sich auf helfende Hände. Wir würden uns tierisch freuen, wenn wir dank Ih-
gen Tiere bei Christine, die teilweise
                                               rer Unterstützung bald von frisch gepflegten Vierbeinern berichten könnten.
ein wirklich schreckliches und trau­
matisches Leben hinter sich haben.
Sie kommen aus dem Ostblock, aus
Spanien oder Frankreich und haben           tung körperliche Gebrechen haben         aber auf jeden Fall abwechslungs­
viel Leid erfahren. Kaum vorstellbar,       und nicht ins Bild einer perfekten       reich.
wenn man jetzt in ihre glücklichen          Zuchtkatze passen. Bei Christine ha­         Ein Leben mit so vielen Tieren ist
Hundegesichter schaut. Diese Hunde          ben auch die Samtpfoten ein Para­        allerdings körperlich sehr anstren­
sind offensichtlich unendlich dank­         dies mit unzähligen Spielmöglich­        gend, erfordert extrem viel Zeit und
bar und begegnen selbst uns Frem­           keiten, riesigen Holzbalken, die zum     bedeutet auch eine grosse finanzielle
den freundlich und aufgeschlossen.          Herumtollen und zum Krallenwetzen        Belastung. Und da der Tag einfach
   Im Haus haben noch gut zwei              dienen, und vielen Nestchen, in de­      nie genügend Stunden hat für Chris­
Dutzend Katzen ihr Zuhause. Die             nen es sich bequem schlafen lässt.       tine, kommt die Fellpflege bei ihrer
meisten von ihnen sind Perserkat­                                                    Hundefamilie oft zu kurz.
zen und keine Freigänger. Sie alle hat      Der Alltag im Refugium                       Jedes einzelne Tier, das im Re­
Christine übers Internet oder direkt        Der Alltag mit ihren Tieren erfüllt      fugium Neumüli bei Christine ein
angeboten bekommen.                         Christine mit grosser Dankbarkeit        neues Leben bekommen hat, ist ein
   Häufig sind es Katzen, die einfach       und Zufriedenheit. Jeder Tag mit         wahrer Glückspilz! Es wird geliebt,
zu viel waren oder durch Überzüch­          ihrer tierischen Familie ist anders,     gepflegt und umsorgt, bis es sich
                                                                                     auf den Weg über die Regenbogen­
                                                                                     brücke macht. Wir sind zutiefst be­
                                                                                     eindruckt von so viel Engagement,
                                                                                     Genügsamkeit und wahrer Selbstlo­
                                                                                     sigkeit. Für Christine bedeuten ihre
                                                                                     Tiere wirklich alles! Die Tiere sind
                                                                                     ihre Erfüllung, und es ist ihr Lebens­
                                                                                     traum, sich um sie kümmern zu dür­
                                                                                     fen. Ihre äusserst feinfühlige Art
                                                                                     zeigt sich im vertrauensvollen Mit­
                                                                                     einander von Mensch und Tier – eine
                                                                                     respektvolle Beziehung auf Augen­
                                                                                     höhe.                              ■

                                                                                        Refugium Neumüli
                                                                                        Christine Müller
                                                                                        Pfäffikonerstrasse 53
                                                                                        8307 Effretikon
Das Hunderudel geniesst die frische Luft.   Surprise – das neugierige Geissli.

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Stabübergabe bei ProTier
Liebe Leserin, lieber Leser, liebe ProTier-Familie
Nichts ist beständiger als die Veränderung. Während ich diese Zeilen schreibe, geht meine Zeit als
Geschäftsführerin von ProTier zu Ende. Es war eine Zeit unglaublicher Veränderungen, die mir in Erinne-
rung und im Herzen bleiben wird.

Von Monika Wasenegger

Der Einsatz mit und für Tiere ist und
bleibt eine Herzensangelegenheit,
und da spielt es keine Rolle, ob es um
das Schicksal eines einzelnen Tieres
oder um gesetzliche Bestimmungen
für alle Tiere geht. Unsere Arbeit ist
keineswegs getan, denn noch immer
erfahren viele Tiere unsägliches Leid
und haben kein Zuhause das ihnen
Sicherheit bietet. Dass diesen Tieren
geholfen werden kann, dafür braucht
es uns alle. Tierschutz heisst ge­
meinsam Verantwortung tragen, für
Tiere, Menschen und Umwelt.

”   Soll unsere Welt bleiben,
    müssen wir uns ändern!                Monika Wasenegger hat die Geschäftsführung Patrick Schneider übergeben.   Fotos © ProTier

Werfe ich einen Blick zurück, dann        Pelz noch keinen Schritt weiter. Im         als überzeugt. Mit diesen Gedanken
möchte ich vor allem Ihnen, liebe         Gegenteil, das Parlament denkt über         gebe ich den Stab der Geschäftsfüh­
Spender/-innen, Gönner/-innen, Pa­        eine Lockerung der eben erst einge­         rung von ProTier weiter und heisse
ten/-innen und Unterstützer/-innen,       führten Deklarationspflicht nach. Da        Patrick Schneider herzlich willkom­
danken, denn ohne Sie würde das           sind Antworten wie die Motion «Im­          men. Er wird die Botschaft unserer
Fundament, um den Tieren zu helfen,       portverbot für tierquälerisch erzeugte      ProTier-Familie weitertragen, und
fehlen. Ich möchte aber auch meinem       Pelzprodukte» und eine erneute Peti­        wieder ist es eine Stimme mehr, die
Team, dem Stiftungsrat und all unse­      tion wichtig.                               sich für Tiere einsetzt. Von Herzen al­
ren Partnern und mit uns zusammen­            Unsere Weihnachtsaktion zum             les Gute, viel Freude und Kraft bei
arbeitenden Organisationen danken         Jahresende 2019 mit der Botschaft           dieser wunderschönen Aufgabe, Pa­
für die unermüdliche Arbeit und den       «Ein Platz am Tisch» – statt darauf –       trick!                              ■
Zusammenhalt. Besonders einge­            hat gezeigt, dass die Zeit reif ist für
prägt haben sich in meinem Herzen         ein Überdenken unserer Ess- und
Momente wie die Einreichung der           Konsumgewohnheiten. Erst wenn
Petition «Keine Wildtiere im Zirkus»      wir alle Tiere als empfindsame Lebe­
im März 2017 und der Initiative für       wesen akzeptieren, können wir Men­
                                          schen begreifen, was wir ihnen mit              PRO
ein «Ende der Massentierhaltung» im
September 2019 in Bern. Äusserst be­      der Nutzung durch uns antun. Die In­
wegend waren auch der erste Lebens­       itiative für ein Ende der Massentier­           ProTier – Stiftung für
hoftag Schweiz mit acht teilnehmen­       haltung und unser gesamter Konsum               Tierschutz und Ethik
den Höfen im Sommer 2019, an dem          von tierischen Produkten werden uns             Alfred-Escher-Strasse 17
wir mehr als 500 Besucher begrüssen       in den nächsten Jahren stark beschäf­           CH-8002 Zürich
durften, und die grosse Solidarität bei   tigen.                                          Telefon 044 201 25 03
der Spendenaktion «Geld für Heu»              Da gilt es, an unserem Motto «Soll          tierschutz@protier.ch
nach dem Hitzesommer 2018.                unsere Welt bleiben, müssen wir uns
    Leider gehören auch Rückschlä­        ändern» festzuhalten. Und dass wir                    www.protier.ch
ge zum Schicksal von uns Tierschüt­       gemeinsam mehr erreichen können                       Stiftung.ProTier
zern, und so sind wir beim Thema          als einer allein, davon bin ich mehr

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Australien in Flammen
Die Bilder aus Australien waren schockierend und zutiefst verstörend. Gewaltige Buschbrände wüteten
und zerstörten alles, was ihnen in den Weg kam. Mensch, Tier, Fauna, Flora, niemand blieb von dieser
Urgewalt verschont, und die surrealen Bilder der Zerstörung fressen sich tief in die ungläubigen Seelen
der Betrachter. Australien litt in der Dürrezeit schon immer unter Buschfeuern, aber ein Schaden von
diesem Ausmass war bisher unbekannt. Muss sich der Mensch an solche Verwüstungen gewöhnen, oder
gibt es noch Rettung?

Von Barbara Kerkmeer

Das Ausmass der Zerstörung in den
von Bränden betroffenen Gegen­
den in Australien ist kaum zu fassen.
Über 10 Millionen Hektaren Wald
sind abgebrannt – ein Gebiet mehr
als doppelt so gross wie die Schweiz.
Rund 25 Menschen kamen ums Le­
ben, über 2000 Häuser wurden zer­
stört.

”   Müssen wir uns an solche
    Verwüstungen gewöhnen?

Den Flammen zum Opfer fielen auch
mehr als 100’000 sogenannte Nutztie­
                                                                                                               Fotos: zvg
re, und mehr als eine Milliarde Wild­
tiere verloren ihr Leben im Feuer –     brauchen von Wasservorräten durch       und wenn, dann langlebige Produk­
eine unglaubliche Zahl.                 multinationale Konzerne mitverant­      te, zum Beispiel secondhand.
    Die Themen Klimawandel, Erder­      wortlich sind.
wärmung, Dürre und Wassermangel                                                 Kann die Tierwelt Australiens
sind omnipräsent, und jedem sollte      Was kann ich tun?                       gerettet werden?
mittlerweile klar sein, dass wir alle   Die schrecklichen Bilder aus Aus­       Es ist still geworden in den vom Feu­
eine gewisse Verantwortung mittra­      tralien weckten in uns allen den        er betroffenen Waldgebieten Austra­
gen. Im Zusammenhang mit diesen         Wunsch, zu helfen. Hilfe ist auch aus   liens. Dort, wo noch vor kurzer Zeit
Themen darf nicht mehr national ge­     der Schweiz möglich. WWF zum Bei­       Tausende Kakadus kreischten, viele
dacht werden. Die Bedrohung, dass       spiel unterstützt Wildtierstationen,    Vögel sangen, Koalas in den Bäumen
die Natur unter der Belastung des       Wideraufforstungsprogramme und          kletterten, Kängurus Futter such­
Menschen kollabiert, ist real und       ein Projekt, das Hunde für die Su­      ten und Flughunde durch die Luft
nicht allzu weit weg. Wir sind auf­     che nach Koalas einsetzt, die über­     schwebten, herrscht tödliche Stille.
gefordert, vernetzt und länderüber­     lebt haben. Über Online-Spendenak­      Nur wenige Tiere haben überlebt,
greifend zu denken und zu handeln.      tionen kam jetzt eine Rekordsumme       und sie sind verzweifelt auf der Su­
                                        für gefährdete Tiere zusammen. Die      che nach Nahrung und Wasser. Viele

”   Hilfe ist auch aus der              verantwortlichen Politiker in den be­   von ihnen sind verletzt und leiden
                                        troffenen Gebieten sind nun gefor­      still.
    Schweiz möglich.                    dert, dieses Geld im Sinne der Tiere        Tausende von Freiwilligen helfen
                                        einzusetzen.                            mit, verletzte Tiere zu retten und zu
Die Brände in Australien wurden             Ganz wichtig aber ist es, lang­     pflegen. Mit grossem Einsatz und un­
nicht «nur» durch den Klimawandel       fristig nachhaltiger zu leben und be­   endlich viel Geduld werden die an­
ausgelöst. Verschiedene Ursachen        wusst zu konsumieren. In diesem Zu­     gesengten und mit Brandwunden
führten zu diesem verheerenden          sammenhang ist weniger jedenfalls       übersäten Tiere gesalbt, gefüttert,
Feuer. Es gibt Stimmen, die sagen,      mehr: weniger Fleisch und tierische     gereinigt und in trockene, saubere
dass auch das Umleiten von Was­         Produkte, weniger Auto und Flug­        Tücher gehüllt. Bilder von endlos
serströmen, Flüssen und das Ver­        zeug, weniger Kleider, Möbel kaufen,    aneinandergereihten Kinderbetten

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Refugium Neumüli: Zufluchtsort für Tiere Circus Royal - das Ende eines Trauerspiels - PRO - ProTier - Stiftung für Tierschutz und Ethik
mit verletzten Koalabären darin ge­      «Söckli» für verbrannte Koalapfoten                             Aufgeben ist keine Option
hen durch die Presse. Man freut sich     produziert und verschickt.                                      Das Ausmass der Zerstörung in Aus­
über jedes gerettete Leben, jede klei­       Damit die Tiere nach ihrer Gesun­                           tralien ist äusserst beängstigend,
ne Freude, die wieder in das Leben       dung wieder in die Freiheit entlassen                           und der Blick sollte sowohl in die
der gebeutelten Wildtiere einkehrt.      werden können, werden Trinkwas­                                 Vergangenheit als auch in die Zu­
Auch in der Schweiz werden Stoff­        sersysteme und Nistkästen instal­                               kunft gerichtet werden. Was können
beutel für verwaiste Kängurus und        liert.                                                          wir aus dieser Katastrophe lernen?
                                                                                                         Wie verstärkt man den Kampf gegen
                                                                                                         den Klimawandel, und wie steht es
                                                                                                         mit der Verantwortung des Einzel­
                                                                                                         nen?

                                                                                                         ”   Man freut sich über
                                                                                                             jedes gerettete Leben.

                                                                                                         Die Rettung vieler Tierarten hängt
                                                                                                         davon ab, dass die Natur in den be­
                                                                                                         troffenen Gegenden sorgfältig wie­
                                                                                                         deraufgebaut wird, die Tiere Zeit
                                                                                                         bekommen, den Schock zu überwin­
                                                                                                         den, und sich in Ruhe wieder aus­
                                                                                                         breiten können. Dies geschieht nicht
                                                                                                         von heute auf morgen, aber erste
                                                                                                         grüne Sprösslinge, die aus der ver­
                                                                                                         brannten Erde ragen, zeigen deut­
                                              Foto © Country Fire Authority volunteer Russell Vickery   lich, was die Natur vorhat.      ■

ProTier 1/ 20                                                                                                                              9
Refugium Neumüli: Zufluchtsort für Tiere Circus Royal - das Ende eines Trauerspiels - PRO - ProTier - Stiftung für Tierschutz und Ethik
|   T IE R G E S U ND HE I T

Die «fiesen» Zecken sind wieder unterwegs
Nach einem äusserst milden Winter kommt der Frühling in grossen Schritten – und mit ihm kom-
men leider auch die Zecken. Diese blutsaugenden, vor allem im Frühjahr und im Herbst sehr aktiven
Milbentiere sind für viele Hunde und Katzen eine echte Plage.

                                            zu durchforsten und die unliebsamen        aufzusuchen. Eine flächige Hautrö­
Von Dr. Josef Föhn                          Gäste zu entfernen. Bei einem hellen,      tung ist Zeichen einer Infektion, die
                                            kurzen Fell lassen sich Zecken leichter    unter Umständen behandelt werden
In unserer Praxis wurden letzte Wo­         entdecken als bei einem Hund, der          muss.
che bereits die ersten Zecken im Fell       dunkel- und langhaarig ist.                    Wenn immer wieder Zecken ent­
eines unserer Patienten entdeckt. Ze­                                                  fernt werden müssen, empfiehlt sich

                                            ”
cken sind Parasiten, die auf Gräsern            Bleibt der Zeckenkopf                  die Anwendung eines guten Zecken­
und Sträuchern leben. Sie hängen                                                       mittels. Davon gibt es pflanzliche wie
sich, angelockt durch den Geruch, an
                                                stecken, ist eine                      Knoblauch, Teebaum- oder Kokos­
das Wirtstier, das durch das Unter­             Desinfektion anzuraten.                öl (ätherische Öle). Sie haben eine
holz oder die Wiese streift.                                                           repellierende Wirkung, das heisst,
    Anschliessend wandern sie oft           Haben Zecken sich festgebissen,            ihr Geruch hält die Zecken davon ab,
mehrere Stunden lang auf dem                müssen sie so früh wie möglich ent­        sich ans Wirtstier zu hängen. In der
Wirtstier herum, um eine geeignete          fernt werden, um die Gefahr der            Tierarztpraxis sind Medikamente er­
Einstichstelle zu finden. Sie bevor­        Übertragung einer Infektion gering         hältlich, die abstossend wirken und
zugen Stellen mit etwas feuchter,           zu halten. Dazu gibt es verschie­          die Zecken nach dem Stich innert
warmer und gut durchbluteter dün­           dene Instrumente wie Zangen, Ha­           24 – 72 Stunden abtöten.
ner Haut. Bei Hund und Katze sind           ken, Pinzetten oder Zeckenkarten.              Es gibt Mittel, die auf die Haut
dies oft die Ohren, der Kopf und die        Die O’Tom-Zeckenhaken haben sich           aufzutragen sind, Zeckenmittel in
Schenkelinnenseiten. Wegen der Ab­          meines Erachtens am besten be­             Tablettenform oder Zeckenhalsbän­
gabe von entzündungshemmenden               währt. Sie sehen aus wie ein kleiner       der. Ihre Wirkung hält bis zu sechs
Substanzen im Speichel ist der Ze­          Geissfuss. Damit fährt man an der          Monate an. Sie sind im Allgemeinen
ckenbiss für den Wirt nicht schmerz­        Haut zwischen Kopf und Rumpf ein           hoch wirksam, können aber, da es
haft und bleibt deswegen unbe­              und dreht die Zecke raus. Sie fällt        Nerven­gifte sind, gelegentlich auch
merkt. Die Blutmahlzeit dauert bei          dadurch ohne Ziehen einfach vom            Nebenwirkungen wie Hautirritatio­
den Männchen einige Tage und bei            Wirtstier ab.                              nen, Übelkeit, Durchfall oder Lethar­
den Weibchen, die auch für die Eibil­          Abzuraten ist von ruckartigem           gie haben, insbesondere wenn die
dung Blut brauchen, mehr als eine           Entfernen und von einer Behandlung         behandelte Hautstelle abgeleckt
Woche. Danach lässt sich die Zecke          mit Öl oder Chemikalien. Einerseits        wird.                              ■
fallen und beginnt mit der Eiablage.        bleibt der Kopf dann in der Haut ste­
Diese dauert mehrere Tage, da Tau­          cken, und andererseits erbricht die
sende von Eiern produziert werden.          Zecke in die Wunde, wenn sie mal­
    Zecken sind für die meisten Tier­       trätiert wird, und gibt so allenfalls
halter nicht nur unappetitlich anzu­        Krankheitserreger in die Blutbahn
sehen, sie übertragen auch schwe­           des Wirtstiers ab. Bleibt der Zecken­
re systemische Erkrankungen wie             kopf stecken, ist eine Desinfektion
Frühsommermeningoenzephalitis               anzuraten. Der Kopf wird vom Wirts­
(Hirnhautentzündung), Borreliose            organismus innerhalb von Tagen ab­
(bakterielle Infektion), Ehrlichiose (Ze­   gestossen.
ckenfieber) oder Piroplasmose. Sie
alle verursachen schwerwiegende             Wie entsorgt man entfernte                   Dr. Josef Föhn
klinische Symptome wie Fieber, Ab­          Zecken?
                                                                                         ist seit über 20 Jahren als Tierarzt
geschlagenheit, Apathie, Appetitver­        Man wickelt sie in etwas Haushalts­
                                                                                         in Kleinandelfingen im Zürcher
lust, Gelenk- und Muskelschmerzen,          papier und quetscht sie mit einem
                                                                                         Weinland tätig. ProTier unterstützt
Blutarmut, Nervenausfälle u.a. Dar­         Glas oder mit dem Fingernagel, bis
                                                                                         ihn und seine bäuerliche Kund-
um ist es wichtig, eine gute Zecken­        sie platzen, oder man verbrennt sie
prophylaxe zu betreiben. Wenn der           unter Zuhilfenahme eines Feuer­              schaft finanziell bei Katzenkastra-
Hund ein richtiger «Zeckenfänger»           zeugs. Wenn sich die Haut des Wirts­         ­tionen.
ist, d.h. nach jedem Spaziergang vie­       tiers an der Einstichstelle deutlich rö­         www.wyland-vets.ch
le Zecken hat, lohnt es sich, das Fell      tet oder anschwillt, ist der Tierarzt

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P R O T IE R U N T E R S T Ü T Z T – D A NK IHR E R S P E ND E      |

Ein Hühnerstall kommt angerollt …
Wir haben im ProTier-Magazin Nr. 3/2019 ausführlich über den Lebenshof Tiermensch berichtet,
den Lebensmittelpunkt von Ann Bachmann und Markus Zaugg und das behütete Zuhause ihrer zahlreichen
geliebten Tiere. Nun dürfen sie sich auf einen neuen Hühnerstall freuen.

                                            den Traum von einem neuen Hüh­               einem neuen Hühnerstall auf dem
Von Bettina Ebner
                                            nerstall unbedingt Wirklichkeit wer­         Lebenshof Tiermensch.
                                            den lassen. Und ganz nach dem

                                                                                         ”
Das Herzensprojekt von Ann, ausge­          Motto «Gut Ding will Weile haben»                Wir können es kaum
stallten Hühnern ein neues Leben zu         nimmt das Projekt Hühnerstall nun
ermöglichen, geriet an Grenzen. Das         konkrete Formen an.
                                                                                             erwarten, die vielen
Land ist zwar gross genug für noch              Rechtzeitig zu Ostern wird er nun            neuen glücklichen
mehr Hühner, aber nachts ist einfach        auf dem Tiermensch-Lebenshof an­                 Bewohnerinnen zu
kein Platz mehr im Stall.                   rollen. Gerade in dieser Zeit lassen             besuchen .
                                            leider jedes Jahr unzählige Hühner

”   Ann konnte sich einen                   ihr Leben. Sie werden gezüchtet, um          Wir freuen uns heute schon auf die
                                            der erhöhten Eiernachfrage gerecht           Ankunft des ProTier-Hühnerstalls
    Stall aussuchen, der für                zu werden, und anschliessend acht­           und können es kaum erwarten, die
    die Bedürfnisse ihrer                   los entsorgt. Doch in diesem Früh­           vielen neuen glücklichen Bewoh­
    Hühner perfekt passt.                   ling wird es gut zwei Dutzend gefie­         nerinnen zu besuchen, um danach
                                            derte Glückspilze geben, denen ein           darüber zu berichten, wie es den
ProTier wollte mit Hilfe unserer            solches Schicksal erspart bleibt. Auf        Hühnern geht, die ein bedürfnisge­
treuen Spenderinnen und Spender             sie wartet ein liebevolles Zuhause in        rechtes Leben führen dürfen.   ■

                                                                                           Ihre Spende kommt an!
                                                                                           So ein Hühnerstall ist kostspielig,
                                                                                           rund 7000 Franken. Wir würden
                                                                                           uns sehr freuen, wenn wir noch
                                                                                           weitere Hilfe bei der Finanzierung
                                                                                           bekommen.

                                                                                           Wir danken von
                                                                                           Herzen für        Spenden
                                                                                                                 hilft!
                                                                                           die Unter-
                                                                                           stützung!

                                                                                                           PC 60-455782-5
                                                                                                          siehe Einzahlungsschein
                                                                                                              in der Heftmitte

                                                                                           Lebenshof Tiermensch
                                                                                           Bahnhofstrasse 73
                                                                                           8194 Hüntwangen
                                                                                               www.treffpunkttiermensch.ch
                                                                                               Lebenshof Tiermensch
Ann Bachmann und Markus Zaugg vom Lebenshof Tiermensch können die Ankunft des                  lebenshoftiermensch
Hühnerstalls kaum erwarten und freuen sich sehr für die Hühner.             Foto: zvg

ProTier 1/ 20                                                                                                                    11
|   N AT U R N A HE G A R T E N G E S TA LT U N G

Tierfreundlich in die neue
Gartensaison starten
Der Frühling liegt in der Luft, und damit steigt die Vorfreude darauf, mehr Zeit draussen verbringen zu
können. Die Sitzplätze werden gemütlich eingerichtet, und mit viel Lust und Geduld wird das Gartenjahr
gestartet, die ersten Blüten und Schmetterlinge werden bestaunt. Da kommt die Frage auf: Wie kann der
Aussenraum gestaltet werden, damit er eine Oase für Mensch und Tier ist?

Von Diana Marti,
Naturnetz Pfannenstil

Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie
die Umgebung Ihres Hauses mit klei­
nen Massnahmen tierfreundlicher
gestalten können.
    Es braucht einheimische Blu­
men, Bäume und Sträucher, um die
Lebensgrundlagen für die einheimi­
schen Tiere zu sichern. Laut Studien
bereichert die natürliche Vielfalt an
Formen, Farben, Düften und Geräu­
schen unsere Erlebniswelt und dient
dadurch unserem Wohlbefinden. Eine
vielfältige natürliche Umgebung bil­
det zudem eine wichtige Grundlage           Eine Bepflanzung mit einheimischen Stauden und eine Trockenmauer sind eine gute
für die gesunde Entfaltung unserer          Alternative zum Rasen als Abstandsgrün.                                 Foto © Rita Bollmann

Kinder. Das heisst, es soll bei der Gar­
tengestaltung eine Mischung ange­           Hecke aus Dorn- und Beerensträu­                    Raschelt und schmatzt es in der
strebt werden, in der sich der Mensch       chern.                                          Nacht? Dann haben Sie vielleicht
entfalten und erholen kann und der                                                          einen Igel zu Besuch. Die Vielfalt an
gleichzeitig einheimischen Tieren ei­       Safari vor der Haustür                          Tierarten rund um Ihr Haus kann
nen Lebensraum bietet.                      Sobald es im Garten ein, zwei natur­            enorm sein. Lassen Sie sich auf das
                                            nahe Flächen gibt, werden die ersten            Abenteuer ein, machen Sie Bilder!
Vielfalt heisst das Zauberwort              tierischen Besucher vorbeikommen.               Ihre Wildtierbeobachtungen interes­
Je vielseitiger ein Aussenraum ge­          Gehen Sie auf Safari! Das ist Nah­              sieren uns: Melden Sie Ihre Beob­
staltet ist, umso mehr Tieren bietet er     erholung pur! Wie viele Arten von               achtungen auf der Meldeplattform
einen Lebensraum. Die einzelnen Flä­        Schmetterlingen entdecken Sie vor               pfannenstil.wildenachbarn.ch (oder
chen müssen dabei nicht gross sein,         Ihrer Haustür? Vielleicht finden Sie auf        nutzen Sie von dort aus den Link auf
die Vielfalt macht es aus. Stellen Sie      dem Fenchel eine knallgrüne Rüebli­             Ihre Stadt/Region). Die Daten werden
sich beispielsweise eine Wildbiene          raupe, die sich später zu einem präch­          für wissenschaftliche Zwecke genutzt
vor – für sie ist es essenziell, neben      tigen Schwalbenschwanz entpuppt?                und helfen, zukünftige Artenförde­
idealen Nistmöglichkeiten auch Fut­         Beobachten Sie, wie eine Biene den              rungsprojekte aufzugleisen. Zudem
terquellen in Form von vielfältigen         Wiesensalbei bestäubt – ein tolles              gibt es auf der Website viele Informa­
einheimischen Blüten vorzufinden.           Naturphänomen, wie die Staubblät­               tionen zu einheimischen Tierarten.
Unter den verschiedenen Naturgar­           ter durch Hebelwirkung die Pollen auf
ten-Elementen findet sich für jeden         den Rücken der Biene leeren. Riechen            Weniger ist mehr
Garten etwas Passendes: Sand-,              Sie mal an all den verschiedenen Blü­           Bei der Pflege des Aussenraums gibt
Kies- oder Asthaufen, einheimische          ten in Ihrem Garten. Hören Sie gut              es viele Anknüpfungspunkte, damit
Kletterpflanzen an Hausfassade und          hin – erkennen Sie einen Vogel an sei­          weniger Tiere zu Schaden kommen.
Pergola, Wildblumenwiese, Hoch­             ner Stimme? Schauen Sie dem Ma­                 So sollte beispielsweise auf die Ver­
stamm-Obstbaum, Teich, Gebüsch­             rienkäfer dabei zu, wie er Blattläuse           wendung von Giften verzichtet wer­
gruppe, eine Ecke mit Brennnesseln          frisst, und zählen Sie die Punkte auf           den. Gifte sind auf Strassen, Wegen
für Schmetterlingsraupen, Trocken­          dem Glückskäfer – der einheimische              und Plätzen verboten und sollten
mauer, Komposthaufen oder eine              hat zwei oder sieben schwarze Punkte.           auch im Garten nicht verwendet wer­

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Das Naturnetz Pfannenstil (NNP) wurde 1998 von der Zürcher Planungs-
   gruppe Pfannenstil (ZPP) ins Leben gerufen, um die Ziele des Naturschutz-
   Gesamtkonzepts des Kantons Zürich und die ökologische Vernetzung laut
   regionalem Richtplan in den zwölf Gemeinden am rechten Zürichseeufer
   umzusetzen. Das NNP plant und realisiert Projekte in Zusammenarbeit mit
   lokalen Partnern und Gemeinden. Dabei werden Flächen in der Landwirt­
   schaft, im Wald und in der Siedlung ökologisch aufgewertet. Das NNP bietet in
   der Region kostenlose Erstberatungen für Aufwertungen rund ums Haus an.

                                                                                   Ausstiegshilfe in einem Gartenteich:
                                                                                   Igel können zwar schwimmen, ein senkrech-
den. Gewinnen Sie Nützlinge als Ver­      grosses Loch im Zaun ist beispielswei­   tes Ufer verunmöglicht aber den Ausstieg.
bündete im Kampf gegen Schädlinge.        se ein idealer igelfreundlicher Durch­   Auch Amphibien profitieren von solchen
Sofern ausreichend Nahrung (dazu          schlupf und ermöglicht dem kleinen       Ausstiegshilfen.         Foto © Igelzentrum Zürich
gehören auch Schädlinge) und Le­          Säuger ein unbekümmertes Wech­
bensraum vorhanden sind, werden           seln von einem Garten zum anderen.
sich die Nützlinge von allein im Gar­     Günstig ist auch, wenn der Zaun ca.
ten ansiedeln. Einige dieser Nützlinge    10 cm über dem Boden endet.              Regel 3: Leuchten abschirmen
wie z.B. der Marienkäfer sind auch im                                              Regel 4: Beleuchtungsstärke und

                                          ”
Handel erhältlich. Bei Gemüsepflan­           Lassen Sie sich von einem                     Beleuchtungsart anpassen
zen helfen gewisse Kombinationen                                                   Regel 5: Leuchtdauer begrenzen
gegen Schädlinge oder Pilzerkran­
                                              Naturgärtner oder einem
kungen: So hilft z.B. Basilikum bei           Biologen in Bezug auf die            Guter Mix bei der Gartenplanung
Tomaten, Gurken oder Kohl gegen               ökologische Aufwertung der           Damit sich Mensch und Tier wohl­
Mehltau und die Weisse Fliege. La­            Umgebung Ihres Hauses                fühlen, ist ein guter Mix zwischen
vendel als Beeteinfassung hält viele                                               Nutzerfreundlichkeit und naturna­
                                              beraten.
Schädlinge fern und zieht bestäuben­                                               her Umgebungsgestaltung wichtig.
de Insekten an.                                                                    Nahe beim Haus oder rund um Sitz­
   Auch bei der Wahl des Mähgeräts        Grossflächige Fensterfronten und alle    gelegenheiten kann der Aussenbe­
werden Weichen gestellt. Die Motor­       Scheiben, in denen sich Bäume oder       reich klassisch mit Blumenrabatten
sense tötet viele Insekten, unter ande­   Sträucher spiegeln, sind eine grosse     gestaltet und intensiv gepflegt wer­
rem können auch versteckte Kleintiere     Gefahr für unsere Siedlungsvögel.        den. Unbespielte, steile, ungenutzte
wie der Igel damit getroffen werden.      Reflexionsarmes Glas, helle Vorhän­      Flächen können «wilder» und exten­
Das Nutzen eines hoch eingestellten       ge, Lamellenstoren oder Streifen-        siver gestaltet und gepflegt werden.
handelsüblichen Rasenmähers (kein         Aufkleber können Durchsicht und          Dies ist auch in einem kleinen Garten
Roboter!) oder noch besser einer          Spiegelung vermindern und manches        umsetzbar.
Sense wird empfohlen. Das Stehen­         Vogelleben retten. Die Vogelwarte           Das SRG-Projekt «Mission B – für
lassen von möglichst blütenreichen        Sempach hat dazu gute Merkblätter.       mehr Biodiversität» sammelt noch
Restflächen fördert blütenbesuchende          Nachtaktive Tiere sind auf Dun­      bis September 2020 schweizweit
Insekten. Sogenannte Rückzugsstrei­       kelheit in der Nacht angewiesen. Ihre    Daten zu ökologisch aufgewerteten
fen sind aber auch wichtige Versteck­     Sinne und ihre Lebensweise sind auf      Flächen. Werten Sie Ihren Garten
möglichkeiten für Kleintiere. Einige      die Dunkelheit ausgerichtet. Nacht­      noch dieses Jahr ökologisch auf, und
Insekten legen ihre Eier auf aufrecht     aktive Insekten werden durch künst­      geben Sie die Flächenmasse bei Mis­
stehende Pflanzenstängel und sind         liches Licht von ihrem natürlichen       sion B ein: www.missionb.ch.
ebenfalls auf Rückzugsstreifen oder       Lebensraum weggelockt. Anstatt           Die Natur und Ihr Wohlbefinden wer­
«wilde Ecken» angewiesen.                 Nahrung zu suchen, sich zu paaren        den es Ihnen danken.               ■
                                          oder Eier zu legen, verfliegen sie ih­
Tierfallen vermeiden                      re Energievorräte an den Lampen.
Für uns fast unbemerkt birgt ein Gar­     Künstliche Lichtquellen sind daher
ten für Kleintiere viele Gefahren und     aufs Minimum zu reduzieren.
Fallen. So benötigen Amphibien wie
Grasfrosch und Erdkröte eine Aus­         Gemäss Dark Sky Switzerland                 Naturnetz Pfannenstil
stiegsmöglichkeit aus Lichtschäch­        sollte man sich an folgende                 Rötelstrasse 84
ten, Swimmingpools und kleinen            Regeln halten:                              8057 Zürich
Tümpeln mit steilen Wänden. Dafür         Regel 1: Ist die Leuchte wirklich
reicht oft schon ein Holzbrett.                    notwendig?                              www.naturnetz-pfannenstil.ch
    Durchgehende Gartenzäune sind         Regel 2: Von oben nach unten                     naturnetzpfannenstil
unüberwindbare Schranken. Ein faust­               beleuchten

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|   R Ü C K BL I C K W E IHN A C H T S A K T I O N « P L AT Z A M T I S C H »

Was wäre, wenn …
… alle einen Platz am Tisch hätten statt darauf? Während es selbstverständlich ist, dass das eigene Büsi
oder der Hund im wohlig warmen Wohnzimmer liegen darf, landen Rinder, Kälber, Schweine, Hühner,
Gänse etc. zu Tausenden auf unseren Tellern. Mit «Platz am Tisch» hat ProTier im Dezember 2019 eine
Aktion durchgeführt, die sich für das Leben aller einsetzte.

Von Joey Zijlstra

Tiere sind leidensfähige Lebewesen.
Auch unseren tierischen Mitgeschöp­
fen steht ein bedürfnisgerechtes Le­
ben zu. Und zu einem angst- und
schmerzfreien Leben gehört auch ein
gewaltfreier Tod.
    Manchen Tieren gestehen wir
dieses Recht wie selbstverständlich
zu. Hunde und Katzen zum Beispiel
werden in den Kreis der Familie auf­
genommen. Es wird dafür gesorgt,
dass sie essen, trinken und Gassi
gehen können. Wenn sie krank sind,
bringen wir sie zum Arzt und nehmen
dafür oftmals hohe Behandlungskos­
                                             Gespräche am Tisch – mitten in der Zürcher Innenstadt.                    Fotos © ProTier
ten in Kauf. Ein Hund oder eine Katze
kann uns zum Lachen oder zum Wei­
nen bringen, wir kuscheln ausgiebig          Konsumbedürfnis                                in unserer Gesellschaft weniger lei­
mit ihnen und teilen eventuell sogar         Das ist ein qual- und leidvolles Le­           den müssen. Von Änderungen beim
einen Schlafplatz im warmen Schlaf­          ben. Und dabei geben uns diese                 Konsum bis hin zu «aktiv» helfen wie
zimmer. Und wenn sie sterben, reisst         Tiere in vollem Vertrauen und voller           zum Beispiel politisch aktiv werden
ihre Abwesenheit ein grosses Loch            Zuneigung alles, was sie haben: ih­            oder für Tiere in Not spenden.
in unser Leben.                              re Milch, ihre Wolle, ihre (Stopf-)Le­

                                                                                           ”
    Dies alles geschieht zwar nach           ber, ihr Fleisch. Und dafür zahlen sie             Unsere Aktion «Platz am
unseren Werten und Regeln und                meist auch noch mit ihrem Leben.
dann, wenn wir Zeit haben. Aber es               Und wofür tun wir dies unseren
                                                                                                Tisch» war einmalig.
ist unbestritten, dass dem Halter et­        tierischen Mitgeschöpfen eigent­
was am Wohl seiner vierbeinigen Be­          lich an? Hat unser Konsumbedürfnis             Und die Tiere sind mindestens so
gleiter liegt.                               ein solches Ausmass angenommen,                dankbar. Dankbar dafür, dass nicht
    Ist es nicht befremdend, dass wir        dass wir bereit sind, diese Missstän­          weggeschaut wird und eine weitere
andere Tiere von dieser Zuneigung            de einfach in Kauf zu nehmen, even­            Person sich um ihr Schicksal küm­
wie selbstverständlich völlig aus­           tuell zu ignorieren oder im schlimms­          mert. In ihrem Sinne mitdenkt, in der
schliessen? Sogenannte «Nutz»tie­            ten Fall sogar zu leugnen?                     Hoffnung, dass auch sie sich in Zu­
re werden einfach «gehalten». Wir                Braucht es jeden Tag Fleisch oder          kunft auf ein geschütztes Leben in Si­
pferchen Schweine in enge Ställe,            Fleischprodukte, oder geht es auch             cherheit verlassen dürfen. Sich auf
teilweise ohne Tageslicht, wo sie            mal ohne? Braucht es täglich But­              diejenigen verlassen dürfen, die sie
im eigenen Kot stehen müssen. Wir            ter, Milch, Joghurt, Käse und Co.,             bevormunden.
mästen Gänse und Hühner, bis sie             oder kommt eventuell auch mal eine
buchstäblich aus ihrer Haut platzen          pflanzliche Alternative in Frage? Her­         «Platz am Tisch»
oder vor lauter Übermästung umkip­           vorragende Alternativen gibt es ja             Ein Leben in Sicherheit und Würde
pen. Wir entreissen den Kühen ihre           mittlerweile bei jedem Grossverteiler.         besteht doch darin, die eigenen Be­
Kälber unmittelbar nach der Geburt.              Wir von ProTier sind jedem dank­           dürfnisse ausleben zu können und
Und die männlichen Abkommen ha­              bar, der bereit ist, sich diesen Fragen        nicht am Ende eines viel zu kurzen
ben sowieso nur selten einen «Nut­           zu stellen und vielleicht sogar sein           Lebens gewaltsam getötet zu wer­
zen», weshalb sie schon wenige Tage          Verhalten zu überdenken. Sich zu               den. Vielleicht können wir unser
nach ihrer Geburt geschlachtet wer­          überlegen, was man selbst machen               Denken ein wenig erweitern und
den.                                         oder ändern kann, so dass Nutztiere            unsere tierischen Mitgeschöpfe Teil

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Eine gelungene Aktion, die bei den Passanten Aufmerksamkeit erregte.

des Ganzen sein lassen – geschützt,          de Gespräche geführt, Spenden für        unserer Gesellschaft ein bedürfnisge­
gemeinsam mit uns im Kreis.                  die Tiere gesammelt und auf unser        rechtes Leben zu ermöglichen. Das ist
    Unsere Aktion «Platz am Tisch» im        Anliegen aufmerksam gemacht. An          unsere Herzensangelegenheit. Liegen
Dezember hat sich auf einen Tag be­          dieser Stelle auch nochmals ein gros­    auch Ihnen die Tiere am Herzen, tei­
schränkt. Wir haben an dem Tag mit­          ses Dankeschön an unsere Partner         len Sie unser Bestreben? Dann freuen
ten in der Zürcher Innenstadt symbo­         Tibits, Fressnapf und Vegan for Love,    wir uns auf Ihre Spende unter dem
lisch einen Tisch aufgestellt, an dem        ohne die diese Aktion nicht möglich      Vermerk «Lebenshof» (Einzahlungs­
alle einen Platz hatten. Wir haben et­       gewesen wäre.                            schein in der Heftmitte). Oder wer­
was Warmes zu trinken und zu essen              Unser Bestreben hingegen verfol­      den Sie gleich Lebenshof-Pate und
angeboten, um die Seele zu wärmen,           gen wir weiter. Wir von ProTier fah­     ermöglichen Sie Tieren in Not Futter
mit vielen Passanten herzerwärmen­           ren unbeirrt damit fort, den Tieren in   oder nach Möglichkeit einen warmen
                                                                                      Platz im Stall auf einem Lebenshof
                                                                                      – artgerecht und bis zu ihrem natür­
                                                                                      lichen Lebensende.                ■

                                                                                        PRO

                                                                                        Aktion «Platz am Tisch»
                                                                                        Unsere Partner: Fressnapf,
                                                                                        Tibits und Vegan for Love
                                                                                              www.fressnapf.ch
                                                                                              www.tibits.ch
                                                                                              www.vegan-for-love.ch
Die Aktion «Platz am Tisch» wurde auch von den Medien wahrgenommen.

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|   P R O T IE R F O R D E R T: K E INE W IL D T IE R E IM Z IR K U S

Circus Royal – das Ende eines Trauerspiels
Seit Jahren setzt sich ProTier für ein Verbot von Wildtieren im Zirkus ein. Besonderes Augen-
merk legten wir auf den Circus Royal, da dieser bis ins Jahr 2019 Tiger und Löwen mitführte. Immer
wieder dokumentierten wir die Probleme der Tierhaltung und führten Gespräche mit Oliver Skreinig und
seiner Entourage. Jetzt endlich hat dieses Trauerspiel ein Ende!

Von Barbara Kerkmeer

Mitte Dezember verschwand Oliver
Skreinig, Direktor des Circus Roy­
al, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion
spurlos. Zurück liess er unbezahlte
Artisten, illegal angeheuerte auslän­
dische Angestellte, einen Schulden­
berg und Tiere in einem schlechten
Zustand.
    Um dem Ganzen die Krone aufzu­
setzen, heuerte der Mann bei einem
deutschen Kleinzirkus an und liess
sich in der Manege feiern.

”    Im Januar hat die
     Staatsanwaltschaft
     Thurgau beim Bezirks­
     gericht Kreuzlingen
     gegen Skreinig Anklage
     erhoben.

Die Anklagepunkte haben es in sich:                                                                          Symbolbild: zvg

Misswirtschaft, Unterlassung der
Buchführung, Beschäftigung von              ze Ausmass der Katastrophe. Zwar       Im Gegenteil, sie müssen jederzeit
Ausländerinnen und Ausländern               wurden die Löwen bereits vor Ende      funktionieren, die Platzverhältnisse
ohne Bewilligung, Widerhandlung             der Tournee 2019 an Lacey (Zirkus      sind beschränkt, natürliche Anlagen
gegen das Strassenverkehrsgesetz,           Krone) zurückgegeben, aber die ver­    können die Tiere nicht ausleben, und
Zweckentfremdung von Arbeitge­              bleibenden Tiere, insbesondere die     wenn dann noch das Geld knapp
berbeiträgen und mangelhafte Tier­          Kamele, zeigen sich in einem erbar­    wird, sind die ausgelieferten Tiere
haltung. Der Verhandlungstermin             mungswürdigen Zustand.                 verloren.
steht noch nicht fest.                         Die Tiere befinden sich in einem        Bei einem der Kontrollbesuche,
                                            mangelhaften «Winterlager» in Rogg­    die wir bei Circus Royal im Sommer
Die Tierhaltung im Circus Royal             wil BE, und das Veterinäramt des       2018 durchführten, entdeckten wir
war mangelhaft                              Kantons Bern kümmert sich um sie.      in der Kamelgruppe ein frisch ge­
Im Zusammenhang mit der Lancie­             Circus Royal versuchte offenbar, die   borenes Fohlen. Noch unsicher auf
rung der Petition «Keine Wildtiere          Tiere in ihrem schlechten Zustand      den Beinen, stand es neben seiner
im Zirkus» der drei Organisationen          noch gewinnbringend zu verkaufen.      Mutter und betrachtete die Besucher
ProTier, Tier im Recht und Vier Pfo­                                               zitternd.
ten suchten wir das Gespräch mit            Tiere gehören nicht in eine                Wir wissen nicht, was aus dem
Zirkussen, die Tiere mitführen. Die         fahrende Einrichtung                   Jungtier geworden ist, wenn wir
Gespräche mit Skreinig waren völlig         Der Fall Royal zeigt einmal mehr,      aber an seine grossen, dunklen, un­
fruchtlos, da er von sich und seiner        dass Tiere unter den Bedingungen       schuldigen Augen denken, hoffen
Tierhaltung absolut überzeugt war.          einer fahrenden Einrichtung leiden     wir von Herzen, dass es jetzt den
   Mit dem plötzlichen Abgang von           und nicht ihren Bedürfnissen ent­      Weg in ein artgerechtes Leben fin­
Skreinig zeigt sich jetzt aber das gan­     sprechend gehalten werden können.      det.                              ■

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Wir sagen im Namen aller Tiere danke für Ihre Patenschaft!

ProTier 1/ 20                                                                                          17
|   M O T I O N « S T O P P P E L Z!»

  We care – we don’t wear!
  Wir geben nicht auf
  Die Politik hat sich im Dezember 2019 in Sachen Pelzimport geregt – ändern tut sich deswegen trotzdem
  nichts, da die zu diesem Zeitpunkt beratene Petition abgelehnt wurde. Hoffentlich ist diese Lähmung nur
  vorübergehend: Jetzt kommt die Motion.

                                            Es ist und bleibt eine unumstössliche    nung (PDV). Obwohl sie seit 2014 in
  Von Joey Zijlstra
                                            Tatsache: Die gängigen Formen der        Kraft ist, deklarieren 70% der kontrol­
                                            Pelzgewinnung im Ausland (Jagd,          lierten Geschäfte nach wie vor unge­
  Die Petition «Importverbot für tier­      Haltung und Tötung) sind reine Tier­     nügend oder mangelhaft. Transpa­
  quälerisch hergestellte Pelzproduk­       quälerei und widersprechen damit         renz für den Konsumenten ist somit
  te» von Thomas Märki hat sich 2019        grundlegenden Wertvorstellungen          weit entfernt. Und für die Tiere auf
  durch die Politik geschlängelt und ist    der schweizerischen Bevölkerung.         Pelzfarmen ändert sich durch eine
  im März vom Nationalrat und zu gu­                                                 Deklaration ohnehin nichts.

                                            ”
  ter Letzt im Dezember vom Ständerat           We care! Darum geben                     So nicht! Unterstütze den neuen
  abgelehnt worden. Unserer Meinung                                                  Vorstoss von Matthias Aebischer,
  nach schlichtweg bizarr: Warum in
                                                wir nicht auf.                       der den Import von Pelzprodukten
  aller Welt erlaubt unsere Politik, dass                                            unterbinden würde.                  ■
  Pelzfarmen in der Schweiz wegen           Ganz abgesehen von der Gerbung,
  Tierquälerei verboten werden, wäh­        der Verarbeitung der Pelze: Die hoch­
  rend die «Erzeugnisse» von genau          giftigen Chemikalien, mit denen die        Unterschreibe jetzt
  solchen Farmen ohne Einschränkung         Häute behandelt werden müssen,
                                                                                       die Petition auf:
  aus dem Ausland importiert werden         bedeuten schlimme Arbeitsbedin­
  können?                                   gungen und eine massive Umwelt­            campax.org/pelz
      We care! Darum geben wir nicht        belastung. Weshalb in Europa solche
  auf. Wenn die Petition anstandslos        Gerbereien auch kaum mehr exis­            Oder scanne den QR-Code:
  abgetan wurde, folgt nun eine Mo­         tieren – wir verlagern das Problem

             we
  tion. Matthias Aebischer hat die Mo­      einfach in Entwicklungsländer, allen
  tion «Importverbot für tierquälerisch     voran China und Indien.
  erzeugte Pelzprodukte» am 12. De­             Nicht zuletzt hapert es an der Um­
  zember beim Nationalrat eingereicht.      setzung der Pelzdeklarationsverord­

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re wE don‘twe
   wE care   don‘t
 re        wE  don‘t
             wear                                                             wear                          dond
  care
don‘t
   wear care
   don‘twear
wear     don‘t wear
                                                                                                            wea
                          wear                                                                                 w
                         PRO
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