Digitalisierung Magazin für Privatkunden - Vontobel
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
«Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.» Albert Einstein, 1879-1955
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Die Digitalisierung verändert die Welt und wie wir sie erleben. Unmengen an Daten werden durch Computer, Smartphones In vielen Bereichen revolutioniert sie regelrecht unseren Alltag. und das Internet der Dinge produziert. «Big Data» richtig zu Neues entsteht und Bewährtes wird durch digitale Kanäle er- nutzen und damit die Lebensqualität aller zu verbessern, ist die gänzt und modifiziert. Wer sich dieser Entwicklung öffnet, dem grosse Herausforderung für die Zukunft bieten sich sowohl als Konsument wie auch als Dienstleiter viele Chancen. Ich wünsche Ihnen eine anregende und spannende Lektüre über die Digitalisierung und die Umwälzungen, die sie uns bringt. Auch die Banken sind Teil dieser rasanten Entwicklung. Durch die Automatisierung von Abläufen können Banken heute Finanzpro- dukte schnell, individuell und effizient produzieren. Vontobel hat Herzlichst dank seiner Innovationskraft beispielsweise das Geschäftsmodell Strukturierter Produkte verändert. Den Anspruch, zu den Tech- nologieführern im digitalen Banking zu gehören, unterstreicht auch die Lancierung des «Vontobel Mobile Private Banking». Zunächst in der Schweiz ermöglicht es unseren Kunden 24 Stun- den Zugang zu unserer Bank. Ihr Georg Schubiger Leiter Private Banking Magazin für Privatkunden 3
© Gettyimages Inhalt 10 © Laif © Gallerystock Big Data. Erstaunliches über das Datenmeer. 6 12 Das Leben im Datenstrom. Uberisierung sorgt für Umdenken. Unsere Spuren im Internet produzieren Uber ist ein Paradebeispiel dafür, wie einen rasant wachsenden Datenstrom. durch die Digitalisierung nicht nur Werden wir von ihm mitgerissen oder Dienstleistungen, sondern auch das steuern wir auf ihm in eine bessere Verhältnis zwischen Anbieter und Kun- Zukunft? de neu erfunden werden. Eine gewalti- ge Umwälzung steht uns bevor. 4 Magazin für Privatkunden
Pete ©© Niesen/Shutterstock iStock 20 © Laif © Gettyimages Kompetenz Digitalisierung im Private Banking, aber bitte persönlich. Digitale Private-Banking-Lösungen erset- zen nicht den persönlichen Kontakt – sie erweitern und verbessern ihn zum Vorteil des Kunden. 24 16 Kompetenz Produktion nach Mass – und dabei das Beste wählen. Digitale Werkzeuge für die wirtschaftli- Die digitalen Möglichkeiten verändern che Entwicklung. bei den Banken ganze Produktions- Die Bankverbindung über das Smart- abläufe. So entstehen nicht nur neue phone: Was bei uns eine ergänzende Dienstleistung ist, eröffnet in Entwick- lungsländern neue wirtschaftliche 18 Finanzprodukte, sondern sogar neue Geschäftsmodelle. Vontobel deritrade® Multi Issuer Platform ist ein spannendes Perspektiven. Makro Beispiel dafür. Auf der Suche nach neuen «sicheren Häfen». Selbst deutsche Bundesanleihen sind in- zwischen anfällig für starke Kursschwan- 26 Blaue Seite: Neuigkeiten von Vontobel. kungen. Anleger sollten nach Alternativen Eine Zusammenstellung von News aus Ausschau halten. allen Geschäftsbereichen. Magazin für Privatkunden 5
Thema Uberisierung sorgt für Umdenken. Text: Marlies Keck Wir stehen mitten in der digitalen Transformation. Jede Branche wird früher oder später davon betroffen sein, auch der Dienstleistungssektor. Digitalisierung, wie sie beispielsweise vom Taxidienst Uber praktiziert wird, gilt als Lernbeispiel und Innovationsmotor. Denn diese Unternehmen verändern mit ihrem Geschäftsmodell sowohl die Wertschöpfung als auch die Rolle der Kunden. Alles, was digitalisierbar ist, wird digitalisiert werden. Diese Pro- Kurierdiensten wie auch Mietwagenfirmen Konkurrenz machen phezeiung diverser Wirtschaftsforscher gilt nicht mehr nur für die oder in Zukunft vielleicht selbstlenkende Fahrzeuge einsetzen. Industrie, auch der Dienstleistungssektor steht vor dieser gewalti- Das Kapital für diese Ideen scheint da zu sein: Hinter Uber stehen gen Umwälzung. Denn die Grenze zwischen digital und physisch grosse US-Kapitalgeber, und der Firmenwert wird auf mindestens verschwimmt immer mehr. Neue Mobility-Services und Smart- 17 Milliarden Dollar geschätzt, 2013 setzte der Konzern 213 Mil- phones lassen Maschinen und Sensoren miteinander kommuni- lionen Dollar um. zieren und verändern so zunehmend die Lebensgewohnheiten und die Arbeitswelt. Sportler überprüfen ihr Training bereits heute Mit seinem Geschäftsmodell wächst Uber rapide: Noch 2013 gab mit Fitness-Monitoren am Arm und bald könnten Mediziner die es die Taxi-App in 60 Städten und 21 Ländern. Heute sind es be- Google Glass einsetzen und so den Genesungsverlauf eines Pati- reits 250 Städte in 50 Ländern. Hinter dem Wachstum steckt ein enten dokumentieren. Die reale Welt, die vermehrt online stattfin- einfaches Prinzip: Je mehr Nutzer, desto mehr Fahrer und damit det, eröffnet Unternehmen völlig neue Geschäftsfelder. Und sie kürzere Wartezeiten. Dies zieht wiederum noch mehr Nutzer und können Daten in Real Time nutzen, um schneller auf Marktverän- Fahrer an, und dieses virtuelle Feedback steigert das Wachstum derungen zu reagieren. und damit den Gewinn. Die Liste der erhobenen Daten ist lang, und vielfältig sind die damit verbundenen Chancen und Risiken. Uberisierung der Wirtschaft Denn was von Datenschützern negativ beurteilt wird, erlaubt ins- Eines der prominentesten Beispiele für diese Digitalisierungsent- besondere Stadt- und Verkehrsplanern, in einer neuen Dimension wicklung ist der Taxidienst Uber. 2009 als Limousinenservice in zu denken. Ihr Ziel: den Verkehrsfluss verbessern und Staus mini- San Francisco gegründet, expandierte das Unternehmen schnell in mieren. Die Stadt Boston macht es vor und bezieht von Uber den traditionellen Taxiservice. Doch Uber setzt dafür keine eige- anonymisierte Verkehrsdaten. So kann Boston den Daten ent- nen Fahrzeuge ein und betreibt auch keine Taxizentrale. Der nehmen, wann und an welchen Orten ein hoher Bedarf an öffent- Uber-Fahrer, ein freiberuflicher Chauffeur mit Privatwagen, wird lichen Verkehrsmitteln besteht und wie sich einzelne Grossereig- nicht per Anruf, sondern über die App oder via Website bestellt. nisse auf den Verkehr auswirken. Auch das Uber-Preismodell Abgerechnet wird bargeldlos via Kreditkarte. Doch dies ist nicht funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Denn die Art von Digitalisierung, mit der Uber für Furore sorgt. Es sind Uber versteht es, die Preise situationsbedingt anzupassen. Um die vielmehr die neuen Serviceformen und das Sammeln und Weiter- schnelle Verfügbarkeit ihrer Fahrzeuge auch in Stosszeiten und bei geben von Nutzerdaten, die das gesamte Transportwesen revolu- hoher Nachfrage sicherzustellen, wird die Nachfrage reduziert. tionieren. So sind Fahrgäste als auch Fahrzeuge miteinander Und das geschieht über den Preis. vernetzt, womit Uber detaillierte Bewegungsprofile erstellen kann. Also wer wann wo einsteigt und wohin die Fahrt geht. Zudem Uber zeigt exemplarisch, wie schnell eine eher innovationschwa- zeigt die Uber-App vor der Fahrt an, wie lange der Fahrgast noch che Branche umgekrempelt werden kann, wenn sich ein neuer auf sein Taxi warten muss, und bietet ihm nach der Fahrt die Mög- Anbieter den Vorzügen der Digitalisierung bedient. Mittlerweile lichkeit, den Chauffeur zu bewerten. Und Uber denkt bereits über spricht man in diesem Zusammenhang von Uberisierung. Denn den Einsatz neuer Logistikmöglichkeiten nach und will Paket- und Uber steht stellvertretend für eine Vielzahl sogenannter Disrupter. 6 Magazin für Privatkunden Thema
© Gettyimages Mit Uber das Taxi in New York mit dem Finger rufen und nicht händeringend am Strassenrand.
© Laif 1 Das heisst: für Unternehmen, die mit ihrem Angebot bisherige kurrenz noch auf die Schiffslieferungen aus China wartet, hat Indi- Akteure zwischen Konsument und Dienstleistung ausschalten und tex seine Produkte schon längst in den Geschäften. So kann die damit eine ganze Branche aufrütteln. Bei Airbnb, dem Vermittler Unternehmung viel flexibler auf Kundenwünsche reagieren und von Logiernächten, bucht der Reisende beispielsweise direkt beim auch Kleinstmengen ordern. Das hohe Tempo erlaubt es sogar, De- privaten Anbieter. Die Preise bei Airbnb liegen meist deutlich unter signs mehrmals im Lauf einer Saison zu verändern und regional zu den Preisen der Tourismusbranche und Reisebüros wie auch Ho- differenzieren, um den Trends noch stärker zu entsprechen. tels verlieren ihre Kommissionszahlungen. Kein Wunder, bereitet das immer beliebter werdende Portal der Tourismus-Lobby Kopf- Der Hinweis «Das könnte Ihnen auch gefallen» ist im Onlineshop- zerbrechen. Disrupter wie Uber und Airbnb haben sich als Bran- ping zu einem der wichtigsten Wegweiser geworden. Seine persön- chenfremdlinge innert kürzester Frist etabliert. Gleiches gilt für lichen Präferenzen muss der Nutzer dazu gar nicht mitteilen. Es reicht, Alibaba und Amazon, die als wenn er Konten eröffnet oder Einzelhändler das Verkaufsver- Cookies zulässt. Den Rest besor- halten revolutionierten, oder für «Durch App-Stores wird Soft- gen Statistiken und Datenbanken. Facebook, das als grösstes Me- Bei Amazon funktioniert das bei- dienunternehmen gilt, ohne ware zur Kernkompetenz.» spielsweise sehr simpel, nach dem selbst Inhalte zu erstellen. Das Motto: einmal Kochbuch, wieder Prinzip der Uberisierung wird Kochbuch. Auf anderen Plattfor- unseren Alltag sicher noch weiter prägen. So gibt es mit der Firma men verläuft die Vorauswahl dagegen oft unbemerkt. So passt Swifto bereits Uber-Ideen fürs Gassigehen oder mit Nimbl eine Art Google seine Ergebnislisten zunehmend individuell an. Dabei wer- Uber für Bankautomaten, wo Geldboten das benötigte Bargeld den mehrere Faktoren berücksichtigt: das bisherige Such- und persönlich überreichen, wo auch immer man sich gerade befindet. Klickverhalten des jeweiligen Nutzers, sein geografischer Standort und nun auch die Vorlieben seines sozialen Umfelds. Freunde und Neues Kundenverständnis Bekannte, mit denen man über Google-Dienste vernetzt ist, be- Im Zentrum all dieser Ansätze steht immer der Kundennutzen, der kommen diese Empfehlungen dann in ihren Suchergebnissen ange- durch Technologie erst ermöglicht wird. Dazu muss der Hersteller zeigt: Hotel-Tipp? Dieses hier fand der Nachbar gut. Und jenes seine Kunden aber kennen und direkt erreichen. Die Digitalisierung mochte die Arbeitskollegin sehr gern. Das klassische Empfehlungs- ermöglicht ihm genau dies. Sie führt zu mehr direktem Kundenkon- marketing hat damit die digitale Dimension erreicht. takt. Sie ermöglicht Unternehmen, ihre Angebote zu personalisie- ren, und fördert damit eine bessere Kundenbeziehung – Einzelstücke Digitales Zeitalter statt Massenproduktion, gezielte Botschaften statt Streuverluste, Einen zusätzlichen Digitalisierungsschub und damit grundlegende Individualität statt Konformität. Der spanische Inditex-Konzern Umwälzungen wurden durch Technologien wie das Internet of (Zara, Bershka, Pull & Bear, Massimo Dutti, Oysho, Uterqüe und Things, Machine-to-Machine-Anwendungen, Big Data und andere Marken) hat dieses Prinzip vor allem bezüglich Produktion Cloud-Computing auslöst. Um den Wert dieser komplexen Da- und Logistik verinnerlicht. Rund 60 Prozent der Produkte des Kon- tenlandschaften voll auszuschöpfen, müssen Firmen anfangen, zerns werden in europäischen Ländern oder unmittelbaren Nach- Daten wie «Produkte» in einer «Wertschöpfungskette» zu behan- barstaaten wie Tunesien und Marokko hergestellt, wenn sie nicht deln, damit diese durch das komplette Unternehmen fliessen kön- direkt am Firmensitz gefertigt werden. Damit hat Inditex zwar er- nen. Die Mehrheit der grossen Unternehmen sind aber laut einer heblich höhere Produktionskosten, spart dafür nach dem Motto amerikanischen Studie 2015 noch nicht in der Lage, ihre Daten- «Zeit ist Geld» an anderer Stelle weit mehr ein. Während die Kon- massen zu ihrem eigenen Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Deshalb 8 Magazin für Privatkunden Thema
1 Der Wohnwagen von 1963 wurde auf eBay gekauft, als kleines Gäste- haus zurechtgemacht und wird jetzt in Nashville, Tennessee, auf Airbnb angeboten. 2 Auslieferungszentrale von Amazon in Leipzig, Deutschland implementieren immer mehr Unternehmen Tools zur Verarbei- zer Migros-Produkte auf migipedia.ch funktioniert bereits auf tung von Big Data und investieren in neue Analyse-Anwendun- diese Weise. Firmen erhalten wertvolle Inputs kostenfrei und ha- gen und Data-Service-Plattformen. ben damit Zugriff auf einen scheinbar endlos grossen Pool an menschlichen Ressourcen. Denn Kunden erwarten, dass Systeme und Dienste rund um die Uhr einsatzfähig oder verfügbar sind. Studien prophezeien, dass Die Vorboten der digitalen Revolution sind bereits allgegenwärtig. bis 2017 etwa ein Viertel aller Unternehmen einen App-Store zur Wir kaufen online ein, nutzen Bezahlsysteme wie Bitcoin, kommu- Verwaltung unternehmenseigener Applikationen für PCs und mo- nizieren via Social Media, sehen Filme via Netflix, liefern Päckchen bile Geräte haben wird. Durch App-Stores wird Software zur mit Drohnen aus, bauen Häuser per 3-D-Drucker. Wir fahren Taxi Kernkompetenz: Ursprünglich für den privaten Nutzer gedacht, mit Uber, lassen uns bald von autonomen Fahrzeugen chauffieren tragen Apps immer mehr zur Agilität eines Unternehmens bei. und werden von Robotern gepflegt. Doch so wie für den Indust- Aufgabe von IT-Verantwortlichen ist es nun, die Rollen bei der riesektor Milliarden in öffentliche Strassen und für die Dienstleis- App-Entwicklung beziehungsweise den gesamten Entwicklungs- tungsgesellschaft Milliarden in öffentliche Schulen, Universitäten prozess so zu gestalten, dass sie einerseits die Ziele der Unterneh- und Bibliotheken investiert wurden, benötigt auch das digitale men unterstützen und andererseits auf Kundenbedürfnisse Zeitalter Investitionen in öffentliche Infrastrukturen. Diese reichen eingehen. Das bedeutet auch, dass Kunden unweigerlich aktiv von einer unabhängigen Suchmaschine über Lösungen zum mitwirken; sie durch Crowdsourcing gar zu eigentlichen Mitarbei- Schutz der Privatsphäre bis zu einem digitalen Nervensystem, in tern werden. Die Grenzen zwischen Kunden und Mitarbeitern dem Bürger ihre Daten kontrollieren können. lösen sich mehr und mehr auf. Über Netzwerke steuern Konsu- menten ihre Ideen und ihr Wissen bei. Die Bewertung der Schwei- © Laif 2 Magazin für Privatkunden Thema 9
Jede Minute werden 204 Millionen E-Mails versendet, 1,8 Millionen Mal etwas auf Facebook mit «like» bewertet, 278’000 Tweets geschrieben und 200’000 Fotos auf Facebook hochgeladen. 238 Bewertungen werden im Durchschnitt pro Hotel im Internet abgegeben. Für 81% der Reisenden sind diese eine wichtige Entscheidungshilfe. 15 Jahre würde man benötigen, um alle Videos, welche an einem Tag auf YouTube hochgeladen werden, anzusehen. © Gettyimages 10 Magazin für Privatkunden Thema
Bis zu 33% weniger Verbrechen 2x zum Mond Bis zu 33% weniger Verbrechen wurden würde der Stapel von DVDs reichen, wenn aus Städten gemeldet, welche die cloud- man alle neuen Daten eines einzigen Tages basierte Software Pred-Pol getestet haben. auf DVDs brennen würde. Sie analysiert Verbrechen und berechnet die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Straftaten. Die Polizei kann dann entsprechende präventive Massnahmen ergreifen. 40’000 Suchaufträge verarbeitet alleine Google jede Sekunde. Das ergibt über 3,5 Milliarden an einem Mehr als 1 3 einzigen Tag. der Ehepaare, welche in den USA zwischen 2005 bis 2012 heirateten, lernten sich online kennen. Dies ergab eine Umfrage bei 19’000 Paaren. 7x mehr Dinge als PCs, Laptops und Smartphones zusammen werden nach Prognosen 2020 mit dem Internet verbunden sein (vom Joghurt, der meldet, er müsse gegessen werden, bis zur Smart City. In dieser werden Daten in Echtzeit erhoben und analysiert).
© Gettyimages 12 Magazin für Privatkunden Thema
Thema Das Leben im Datenstrom. Text: Patrick Preuss Bewegen wir uns durch die digitale Smartwatch, Activity Tracker, Wearable – Begriffe, die mittlerwei- le zu unserem Sprachgebrauch gehören und die mit Anwendun- Welt, hinterlassen wir unzählige gen im Zusammenhang stehen, die es uns erlauben, uns selbst zu vermessen. Diese Selbstüberwachung gehört für viele zum Alltag Spuren in Form von Daten. Deren und auf dem Smartphone werden kontinuierlich Daten gesam- melt über die Anzahl Schritte, den Verlauf der Joggingstrecke, die scheinbar unlimitierte Verfügbarkeit Schlafgewohnheiten und manches mehr. Gerne werden festge- haltene Leistungen über die sozialen Medien einer breiten Masse verändert zurzeit unser Privatleben mitgeteilt oder im Gespräch mit Freunden ausgetauscht. Eigent- lich nichts Aussergewöhnliches, schliesslich sprach man früher ebenso wie die Arbeitswelt und die schon über zurückgelegte Kilometer oder die dank Weight-Wat- chers-Punkten genau kalkulierten Kalorien, die man nicht zu sich Wertschöpfungsketten. Denn die genommenen hat. Heute erfolgt die Erhebung der entsprechen- den Informationen dank Sensoren automatisiert, und sie werden Auswertung der digitalen Identität praktischerweise kontinuierlich gespeichert. Vermeintlich nur auf dem eigenen Smartphone, Computer oder in einer passwortge- des Einzelnen mit Big Data macht uns schützten Cloud. gläsern und stellt die Privatsphäre Big Data ist begehrt Was viele Menschen ignorieren, ist die Tatsache, dass sie bei der in Frage. Nutzung einer Applikation mit der Annahme der allgemeinen Geschäftsbedingungen oftmals einer Weitergabe von Daten an Dritte zustimmen. Denn nicht nur das eitle Individuum ist an ei- ner Selbstvermessung interessiert. Sportartikelhersteller, Nah- rungsmittelproduzenten oder Gesundheitskonzerne nutzen Fit- nessdaten, um Trends frühzeitig zu erkennen und um mehr Umsatz durch optimal auf die Bedürfnisse der Konsumenten abgestimmte Produkte zu erzielen. Mittlerweile zeigen auch Versicherungen Interesse an Vitaldaten. Angaben zu Fettanteil, Herz- oder Atemfrequenz erlauben Rückschlüsse auf den Ge- sundheitszustand und allfällige Krankheiten. So könnte es zu- künftig Versicherungsmodelle geben, die im Austausch gegen Daten Rabatte auf Versicherungsleistungen gewährleisten. Oder zu Prämienerhöhungen führen, wenn die Werte nicht den Vor- gaben entsprechen. Die Bereitschaft, solche Daten zur Verfü- gung zu stellen, ist unterschiedlich. In Deutschland kann sich zwar fast jeder Dritte die Weitergabe von gesundheitsbezoge- nen Daten an einen Krankenversicherer vorstellen, für 39 Prozent steht dies aber nach wie vor ausser Frage. Angaben über das Verhalten der Konsumenten sind in allen Branchen begehrt. Wurden früher verhältnismässig wenig per- sönliche Informationen über Befragungen erhoben, entstehen heute durch die individuellen Online-Aktivitäten Datenströme, die einer Person direkt zuordenbar sind und die sich verknüpfen lassen. Der Umfang der Informationen ist immens. Google sam- melt täglich 24 Petabyte an Daten, auf Facebook laden die Nut- Magazin für Privatkunden Thema 13
zer pro Stunde zehn Millionen Fotos hoch, auf Youtube sind es Daten sind nicht böse pro Sekunde Videos in der Länge einer Stunde. Diese Zahlen Die Potenziale von Big Data werden in der Öffentlichkeit haupt- lassen erahnen, wie rasant die weltweite, völlig unstrukturierte sächlich aus einer negativen Sichtweise heraus diskutiert. Wohl Datenmenge ansteigt. Für sie wurde ein neuer Begriff geschaf- nicht ganz zu Unrecht, liest man doch mehr vom Datenmiss- fen – Big Data. Er steht für Datenmengen, die zu komplex und brauch als von verheissungsvollen Entwicklungen. Dabei erlaubt umfassend sind, als dass sie mit klassischen Verarbeitungsme- die Nutzung von mehr Daten und mehr Datentypen Innovatio- thoden noch ausgewertet werden könnten. Gleichzeitig steht er nen, die die Welt im positiven verändern. Zum Beispiel im Ge- für die Technologien, die zum Sammeln und Auswerten dieser sundheitswesen und der medizinischen Forschung, wo die da- Datenmengen verwendet werden. Doch auch wenn Unterneh- tengestützte Diagnose neue Behandlungen ermöglicht. Oder bei men grosses Interesse an Informationen über ihre Kunden ha- der Verteilung von Hilfsgütern während Katastrophen, die dank ben, zeigen Studien, dass selbst die Mehrheit der grossen Unter- Angaben der Opfer über Mobiltelefone und Social Media geziel- nehmen noch nicht in der Lage ist, die Datenmassen zu ihrem ter erfolgen kann. Selbst der Datenhunger von Suchmaschinen eigenen Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Die Implementierung kann vorteilhaft eingesetzt werden. Dann nämlich, wenn Men- von Analysewerkzeugen ist jedoch in vollem Gange und bringt schen, die von einer Grippe betroffen sind, entsprechende Such- neue Herausforderungen mit sich. begriffe eingeben. Aufgrund der Anzahl Suchabfragen entsteht für die Gesundheitsbehörden ein Bild der Grippeverbreitung, das Gibt es «privat» nicht mehr? Früherkennung, Prävention und Bekämpfung unterstützt. Viele begrüssen die Unfähigkeit, personenbezogene Daten in vollem Umfang auszuwerten. Zwar wird der individuelle Nutzen, Die Motivation, Big Data einzusetzen, ist eigentlich positiv. Zu- der durch die digitale Entwicklung gesteigert wurde, geschätzt. sammenhänge sollen erkannt und für Entscheidungen genutzt Gleichzeitig wächst die Angst, dass die persönlichen Daten miss- werden. Die Praxis zeigt jedoch Schwachstellen und wirft die braucht werden. Gespeist wird diese Angst von Skandalen und Frage auf, wie man die Digitalisierung weiter vorantreiben kann, der Ungewissheit, was mit den Informationen geschieht. Denn ohne die bisherige Rechts- und Gesellschaftsordnung völlig über nicht nur Unternehmen und Privatpersonen verfügen über die den Haufen zu werfen. Blickt man auf die Vielzahl von Stellen, technischen Mittel, Data Mining zu betreiben. Regierungen die Daten speichern oder die Anzahl digitaler Identitäten in Form dringen in bisher nicht gekanntem Masse in die Privatsphäre ih- von Online-Accounts, die jeder einzelne besitzt, verwundert es rer Bürger ein und schaffen so die Grundlage, anhand von Algo- nicht, dass viele den Überblick verloren haben. Um die alleinige rithmen Personen zu analysieren und Prognosen über sie zu er- Datenhoheit, die Kontrolle über das Dateneigentum und dessen stellen. All dies führt dazu, dass Datenschützer das Ende der Verwendung zu gewährleisten, könnte ein radikales Umdenken Privatsphäre prognostizieren. notwendig sein. So besteht unter anderem die Idee, alle Daten zentral in einem hochgesicherten Systemverbund abzuspei- Gleichzeitig entsteht eine Diskussion darüber, was Privatsphäre chern. Für den Zugriff erhält jeder eine ID-Karte mit Signatur überhaupt ist. Eine allgemeingültige Definition hierfür gibt es und kann über ein Berechtigungssystem Dritten Nutzungsrechte nicht, die Auseinandersetzung mit dem Begriff stellt jeweils den an Daten einräumen und entziehen. Das System, Daten freizu- Einzelnen in den Mittelpunkt. Jede Person hat die Hoheit über geben, scheint bei Konsumenten grundsätzlich auf Zustimmung ihren persönlichen Schutzraum, also über das, was sie von sich zu stossen. Gemäss einer aktuellen Befragung haben 79 Prozent zeigt und was sie nicht öffentlich macht. Big Data darf Grund- der teilnehmenden Schweizer nichts gegen eine Analyse ihres werte wie das Recht auf freie Selbstbestimmung, das Recht auf Informations- und Kaufverhaltens, wenn sie vorher um Zustim- demokratische Partizipation und das Recht auf wirtschaftliches mung gefragt wurden und wissen, was mit ihren Daten passiert. Wohlergehen nicht gefährden. Anders gesagt, wenn man als Dies deckt sich mit Ergebnissen für Deutschland, wo 69 Prozent gläserner Mensch in seiner Entscheidungsfreiheit eingeschränkt der Befragten diese Haltung teilen. Ob eine solche zentrale Da- wird, die politische Partizipation mangels Informationssicherheit tenbank umsetzbar ist, hängt unter anderem von technischen in Gefahr gerät oder datenbasiertes Marketing zu existenzge- Faktoren ab. Zum Beispiel von neuen Verschlüsselungstechnolo- fährdendem Konsum führt, muss der Gesetzgeber einschreiten. gien, qualifizierten Zugriffs- und Berechtigungslogiken und dem Umgekehrt muss er gewährleisten, dass die Nutzung von Daten Ausschluss von Hintertüren, die gehackt werden können. positive Effekte haben kann. Sprich die Selbstbestimmung er- höht, demokratische Partizipation verbessert und der individuel- Die Zukunft ist digital le Wohlstand erhöht wird. Dass wir zukünftig von einer digitalen Gesellschaft sprechen werden, scheint ausser Frage zu stehen. Bereits heute ist die so- Solche Eingriffe gibt es bereits für beide Fälle. So fundierte zum ziale, technische und ökonomische Vernetzung so weit fortge- Beispiel der Europäische Gerichtshof 2014 das «Recht auf Ver- schritten, dass die digitale Transformation nicht mehr aufzuhal- gessen» im Internet. Er legte fest, dass unter bestimmten Um- ten ist. Offen ist die Frage, ob und wie sich das Spannungsfeld ständen Links gelöscht werden müssen, die auf Webseiten mit zwischen dem technisch Möglichen und dem ethisch Vertretba- personenbezogenen Daten hinweisen und die die Privatsphäre rem auflösen lässt. verletzen. Ein umstrittenes Urteil, das die einen als Sieg für den Datenschutz feiern, während die anderen die Medienfreiheit in Dass neue Technologien schon immer kontroverse Meinungen Gefahr sehen. erzeugt haben, zeigt die Vergangenheit. Buchdruck, Telefon, 14 Magazin für Privatkunden Thema
© Gettyimages © Keystone © Gettyimages 3 © Gallerystock 1 © Gallerystock 2 4 Radio, Fernsehen oder Internet lösten bei den einen Begeisterungs- 1 So entdecken die Kinder heute die Welt. stürme aus, bei den anderen sorgten sie für Pessimismus und Skepsis. Dass der Blick auf den Fortschritt im Zeitverlauf relativ 2 Joggerin überprüft die Leistung auf ihrem «Wearable». ist, verdeutlicht die Aussage eines New Yorker Geschäftsmannes vor 150 Jahren. Im Zusammenhang mit der Etablierung der Tele- 3 Serverraum von Google in Mayes County, Oklahoma. grafie beklagte er sich über die Beschleunigung von Geschäfts- vorgängen: Ständig müsse man aktiv sein, mit Menschen in wei- 4 Digitale Analyse in der modernen Medizin. ter Ferne korrespondieren und über Informationen verfügen, die vorher wochen- oder monatelang unterwegs waren. Ihm fehle nun die Zeit und Ruhe für Erholung. So wie man heute über diese Zeilen lächelt, werden wohl künftige Generationen über unsere derzeitigen Sorgen schmunzeln. Magazin für Privatkunden Thema 15
Thema Digitale Werkzeuge für die wirtschaftliche Entwicklung. Text: Angela Obrist Die Digitalisierung verändert die Welt und öffnet für Entwicklungsländer neue wirtschaftliche Horizonte. Das Schweizer Start-up-Unternehmen IndigoDigital unterstützt diesen Prozess mit dem Aufbau einer reinen Internetbank in diesen Ländern, deren Kunden Transaktionen über Mobiltelefone abwickeln können. Ihr Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen in die Digitalisierung für wenig entwickelte Märkte enorme neue Schwellen- und Entwicklungsländern Finanzdienstleistungen zur Möglichkeiten. Verfügung zu stellen. Was sind Ihre Beweggründe? Fredy Walker: Heute hat etwa ein Drittel der Weltbevölkerung, Inwiefern nutzt Ihr Unternehmen die Digitalisierung? also rund drei Milliarden Menschen in Entwicklungs- und Schwel- Bernd Reuther: Unser Unternehmen wird eine reine und um- lenländern, keinerlei Zugang zu Finanzdienstleistungen weil es sie fassend lizenzierte Internetbank aufbauen, die den Menschen dort nicht gibt oder sie für den durchschnittlichen Arbeiter nicht in den Entwicklungs- und Schwellenländern Zugang zu Finanz- erschwinglich sind. Ein funktionierendes System für Finanzdienst- dienstleistungen bietet. Die Menschen, die unser Angebot nutzen leistungen hat aber eine enorme Tragweite. Verschiedene inter- möchten, können bei uns ein Konto eröffnen. Sie haben dann die nationale Studien haben gezeigt, dass diese Dienstleistungen eine Möglichkeit, Transaktionen über eine umfassende Finanz-App für wichtige Voraussetzung für Prosperität sind. Erhält eine breite Be- das Mobiltelefon zu tätigen, die wir ihnen zur Verfügung stellen. völkerungsschicht Zugang, ist dies eine sehr effiziente Ergänzung Wir wollen unseren Kunden zu tiefen Gebühren einfache Finanz- der Entwicklungshilfe und – komplementär zu bisher üblichen In- produkte bieten, die transparent und klar verständlich sind. frastrukturprojekten wie Brücken und Strassen – als digitale Infra- struktur entscheidend für die Zukunft dieser Länder. Scheitert dieses Ziel nicht an der geringen Verfügbarkeit von Mo- biltelefonen in diesen Ländern? Können Sie die aktuelle Situation in den Schwellen- und Entwick- Fredy Walker: Nein, das ist ein häufiger Fehlschluss. Bezüglich des lungsländern näher ausführen? Rollouts im Bereich der Mobiltelefonie sind Schwellenländer den Bernd Reuther: Heute steht die reine Cash-Wirtschaft noch stark Industrienationen nämlich ebenbürtig. Obwohl ein Grossteil der im Vordergrund. Es herrscht meist keine Kultur der längerfristi- Menschen in diesen Ländern kein Bankkonto besitzt, verfügt fast gen finanziellen Planung. Ausserdem wird das Bargeld meist tat- jede Person über ein eigenes Mobiltelefon. Manchmal sind dies sächlich unter der Matratze oder dem Kopfkissen aufbewahrt. alte Geräte, zunehmend handelt es sich aber auch um gebrauchte Überfälle und Diebstähle sind an der Tagesordnung. Kann man Smartphones, die günstig in die Entwicklungs- und Schwellenlän- in diesen Ländern ein einfaches Kontosystem anbieten, bekämpft der verkauft werden. Interessant ist, dass in vielen dieser Länder man diese negativen Auswirkungen. die Festnetztelefonie gar nie Fuss gefasst hat. Es wurde direkt die Mobiltelefonie inklusive Internetzugang eingeführt. Fredy Walker: In diesem Zusammenhang ist auch das Thema der Remittances-Zahlungen relevant. Dabei handelt es sich um die Können Sie die Funktionsweise Ihrer Anwendung noch etwas nä- Zahlungen von Migranten zurück in ihren Heimatstaat. Gemäss her ausführen? Weltbank gibt es weltweit rund 250 Millionen Wanderarbeiter, Bernd Reuther: Die Schnittstelle für alle Transaktionen bildet un- die jährlich etwa 500 Milliarden US-Dollar an die Familie und sere Finanz-App, die auf vielfältige Art und Weise genutzt werden Verwandtschaft in der Heimat überweisen. Die heutigen grossen, kann. Nehmen wir als Beispiel einen ägyptischen Kunden unserer internationalen Anbieter von weltweiten Geldtransferservices ver- Bank: Er hat von seinem Sohn, der in Schweden arbeitet, Geld auf rechnen oft sehr hohe Gebühren. Auch in diesem Bereich eröffnet sein elektronisches Konto gutgeschrieben erhalten. Der Mann hat 16 Magazin für Privatkunden Thema
© Sandro Diener; Location: Helvti-Diner, Zürich Bernd Reuther, Mitbegründer von IndigoDigital, verfügt über Fredy Walker, Mitbegründer von IndigoDigital, verfügt über 30 Jahre Erfahrung im Finanzsektor – vom Retailbanking und eine 35-jährige Erfahrung in der Bankbranche, davon 25 Jah- Zahlungsverkehr bis zum Investmentbanking sowie in der re bei der UBS als Niederlassungsleiter und als Manager in Erst- und Rückversicherung. Er arbeitete 15 Jahre bei der unterschiedlichsten Bereichen, u.a. im Risikomanagement. Boston Consulting Group und bei Goldman Sachs, bevor er Seit zehn Jahren ist er beruflich selbtständig mit Fokus auf 2002, ebenfalls im Finanzsektor, seine erste Unternehmung Geschäftsprozesse, Anlagengeschäft und digitale Technolo- gründete. gien (sog. FinTech). nun verschiedene Möglichkeiten, dieses zu nutzen: Er kann es auf Vontobel unterstützt das Social-Venture-Projekt IndigoDi- einer lokalen Bank, die mit uns zusammenarbeitet, gegen Bargeld gital im Bereich Finanzdienstleistungen für Menschen in eintauschen oder in einem Lebensmittelladen damit bezahlen, der weniger entwickelten Ländern. Einen aktiven Beitrag für das das elektronische Geld akzeptiert – ähnlich einer heutigen Kredit- Wohlergehen der Gesellschaft zu leisten, gehört seitlangem karte. Auch bei einem Einkauf in einem kleinen Laden ist keine zu den Zielen von Vontobel. Wir sind davon überzeugt, dass moderne Kasse nötig. Der Kunde kann dem Ladenbesitzer das ein verstärktes Engagement für gesellschaftliche Aspekte Geld sofort auf dessen Mobiltelefon überweisen und so bezahlen. untrennbar zu einer langfristigen Unternehmensführung ge- hört. Vontobel hat sich im Rahmen eines Aktionärsbindungs- Wie wird Ihre Idee finanziert? vertrages an dem innovativen Schweizer Mikrofinanzdienst- Fredy Walker: Eine Unternehmung dieser Grössenordnung ver- leister IndigoDigital beteiligt. IndigoDigital baut eine digitale langt nach sehr hohen Anfangsinvestitionen, weshalb wir konti- Plattform (via Smartphone-App) mit dem Ziel auf, die Kos- nuierlich mit Anlegern in Kontakt stehen. Unser Projekt ist für sie ten von Geldüberweisungen (sogenannten Remittances) aussergewöhnlich, da es sich nicht um ein reines Finanzengage- von Migranten in ihre Heimatländer drastisch zu senken und ment handelt, sondern auch eine philanthropische Komponente damit den begünstigten Menschen vor Ort direkt zu hel- beinhaltet – es ist ein Social Venture. Wir streben Profitabilität an, fen. Einfache Sparprodukte sollen in einem zweiten Schritt aber keine immens hohen Renditen. folgen. Neben dem finanziellen Engagement ist die aktive Unterstützung bei inhaltlichen und fachtechnischen Fragen Wie sieht der weitere Fahrplan bis zur tatsächlichen Lancierung rund um den Aufbau und der Vermarktung dieser digitalen aus? Finanzdienstleistungsplattform vereinbart. Das Projekt wird Bernd Reuther: Unser Ziel ist es, unser Angebot im Frühjahr 2016 als sogenanntes PPDP (Public Private Development Partner- im ersten geografischen Korridor zu lancieren – dieser umfasst ship) umgesetzt. Nebst privaten Investoren beteiligen sich zwei Sender- und ein Empfängerland. Danach werden wir in re- auch verschiedene öffentlich-rechtliche Organisationen wie lativ schneller Abfolge, in etwa im Quartalstakt, weitere Länder insbesondere die Schweizerische Direktion für Entwicklung abdecken. Beispiele für solche Korridore sind Transaktionen von und Zusammenarbeit DEZA und verschiedene internationale Europa in die Maghreb-Zone oder von Nordamerika in die Karibik. Organisationen daran. Magazin für Privatkunden Thema 17
Makro Auf der Suche nach neuen «sicheren Häfen». Text: Christophe Bernard, Chefstratege Vontobel Anfang Mai 2015 machte ein Einbruch der Preise deutscher Bundesanleihen die Couponerträge der letzten zehn Jahre innerhalb eines einzigen Tages zunichte. Obwohl dies zweifellos eine gesunde Korrektur einer fast irrationalen vorherigen Rally ist, wird daraus klar, dass als sicher geltende Anlagen anfällig für eine atemberaubende Volatilität geworden sind. Anleger sind daher gut beraten, nach Alternativen Ausschau zu halten. Theoretisch sollten starke Bewegungen an den Finanzmärkten auf den USA müssen für Anleihenanleger nicht problematisch sein, Aktien, Unternehmensanleihen und andere risikoreiche Anlage- aber es ist sicherlich sinnvoll, sich verstärkt Alternativen zuzuwen- klassen beschränkt sein. Staatsanleihen gelten dagegen als viel den, insbesondere Absolute-Return-Strategien. stabiler, da die Steuereinnahmen ganzer Staaten dahinter stehen. Dies trifft heute jedoch nicht mehr zu. Plötzliche Schwankungen Lassen Sie uns einen Blick auf die zugrunde liegenden wirtschaft- der Anleihenkurse und der Renditen können sogar bei US-Staats- lichen Entwicklungen werfen, die unsere Anlageentscheidungen anleihen beobachtet werden, den vermeintlich sichersten der «si- beeinflussen. Unser wichtigstes Szenario «anhaltender Auf cheren Häfen». Am 15. Oktober 2014 veranlasste eine volatile schwung – mit Gegenwind» bleibt bestehen, auch wegen der aus- Phase der zehnjährigen US-Staatsanleihen Jamie Dimon, den serordentlichen Massnahmen, die die grossen Zentralbanken Chairman von JPMorgan, zu der Äusserung, dass ein solches Er- weltweit zur Stützung der betreffenden Volkswirtschaften ergrif- eignis normalerweise «nur alle drei Milliarden Jahre» vorkommt. fen haben (siehe Grafik). Die Beispiele plötzlicher Marktbewegungen in Deutschland und Die Liquiditätsschwemme der Zentralbanken wird an aufgeblähten Unternehmensbilanzen ersichtlich Verhältnis des Gesamtvermögens der Zentralbanken zum BIP 80 80 70 70 60 60 50 50 FED ECB BoJ 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 18 Magazin für Privatkunden Makro Quelle: Thomson Reuters Datastream, Vontobel Asset Management
Wiederanstieg des Ölpreises Die Aussichten für die Eurozone verbessern sich Der Ölpreis bleibt für die globale Wirtschaft nach wie vor von Europas Aussichten haben sich dagegen verbessert, wie die häufi- grosser Bedeutung, und sein Wiederanstieg in den ersten Mona- gen Aufwärtskorrekturen der Konjunkturdaten für die 19 Mitglie- ten des laufenden Jahres könnte das Ende der extrem niedrigen der zählende Eurozone seit Ende Januar 2015 belegen. Die Preisniveaus darstellen. Einerseits kann dies den Ölproduzenten bedeutende handelsgewichtete Abwertung des Euro in den ersten und den verschiedenen geldpolitischen Behörden wie der Europä- Monaten des laufenden Jahres dürfte die Exporte ankurbeln und ischen Zentralbank oder der japanischen Notenbank zugutekom- die Importe eindämmen. Die stark expansive Geldpolitik der Euro- men, die versuchen, ihre Volkswirtschaften aus der Deflation päischen Zentralbank mit ihrem exemplarischen Anleihenkaufpro- herauszuholen. Andererseits können steigende Ölpreise die auf- gramm führte zu einer Trendwende beim Kreditwachstum. Die keimende Konjunkturerholung in der Eurozone belasten. Kreditinstitute rechnen nun mit einer steigenden Kreditnachfrage von kleinen und mittleren Unternehmen. Die Arbeitslosenquote ist Bevorstehende Zinserhöhung in den USA im zweiten Halbjahr jedoch nach wie vor hoch, und die ungelöste Griechenland-Krise Die US-Wirtschaft, die weltweit als Konjunkturbarometer dient, belastet die Erwartungen stark. wird voraussichtlich in den nächsten Quartalen an Fahrt aufneh- men, nachdem sie sich in den ersten Monaten dieses Jahres abge- Werden sich die indischen Wirtschaftsreformen positiv kühlt hatte. In den USA herrscht derzeit eine Wirtschaft der zwei auswirken? Geschwindigkeiten. Die Konsumenten sind zuversichtlich, denn Im Hinblick auf die Schwellenländer, insbesondere in Asien, liessen dank einem soliden Beschäftigungs- und Lohnwachstum, verbun- die zahlreichen Reformen des wirtschaftlich orientierten Premier- den mit einer niedrigen Inflation, weisen die realen verfügbaren ministers Narendra Modi Hoffnungen auf massive Investitionen Einkommen solide Wachstumsraten auf. Das Wachstum der In- aufkommen. Es bestehen jedoch weiterhin Bedenken, dass die dustrieproduktion hat sich jedoch verlangsamt, und die Geschäfts- Pläne auf Unternehmensebene nicht den gewünschten Effekt ha- klimaindikatoren für Unternehmen aus dem verarbeitenden ben könnten, und der indische Aktienmarkt zeigt nach der Rally im Gewerbe haben sich verschlechtert. Der Hauptgrund für die Ver- letzten Jahr Ermüdungserscheinungen. In China ist die Situation langsamung war die Aufwertung des US-Dollars, der die Aussich- ganz anders: Die konjunkturelle Abkühlung hatte keine Verlangsa- ten für amerikanische Exporteure trübte. Andere temporäre mung der Hausse von chinesischen Aktien zur Folge, die durch die Faktoren wie das kalte Wetter Anfang 2015 und ein Streik von Bemühungen der Regierung, Aktienanlagen zu erleichtern, ange- Hafenangestellten an der US-Westküste im Frühjahr spielten trieben wurde. Was Japan betrifft, so lahmt die dortige Wirtschaft. ebenfalls eine Rolle. Dennoch sind wir überzeugt, dass sich die Dennoch bleiben die Aussichten für japanische Aktien positiv, was grösste Volkswirtschaft der Welt erholen wird. Die US-Notenbank unserer Meinung nach darauf zurückzuführen ist, dass im März dürfte die Zinsen bis September 2015 anheben, was die erste Er- 2015 neue Empfehlungen über die Ausschüttungspraktiken japa- höhung seit neun Jahren wäre. Ein wichtiger Faktor, den die Zent- nischer Unternehmen veröffentlicht wurden. Die Vorschrift zielt ralbank bedenken muss, wird der Trend des US-Dollars sein, der darauf ab, ihre Geschäftstätigkeit künftig stärker auf eine langfris- scheinbar an Dynamik verliert. tige Wertsteigerung auszurichten. © Gettyimages Magazin für Privatkunden Makro 19
Kompetenz Digitalisierung im Private Banking, aber bitte persönlich. Text: Dr. Lukas Weber, COO Private Banking Die Digitalisierung macht auch vor dem Private Banking nicht halt. Für ein Geschäft, das auf persönlichem Kontakt beruht, ist es wichtig, den digitalen Kanal als Ergänzung – und nicht als Ersatz – der klassischen Beratung anzu- bieten. Eine solche digitale Private-Banking-Lösung stellt Vontobel ihren Kun- den zur Verfügung – vorerst in der Schweiz, weitere Länder werden folgen. «Stellen Sie sich vor: An einem hektischen Handelstag infor- rer Schweizer Kunden ausgerichtet ist: «Vontobel Mobile Pri- miert Sie ihre Bank mit einer Nachricht auf Ihrem Mobile über vate Banking». Über Vontobel Mobile Private Banking erhält eine Bandbreitenabweichung in Ihrem Portfolio. Um diese zu der Schweizer Kunde bequem weltweit und 24 Stunden am beheben, erhalten Sie einen massgeschneiderten Anlagevor- Tag Zugriff auf seine gesamten Portfolio- und Kontoinforma- schlag, natürlich mit Rating und tionen, die wichtigsten Finanzmarkt- Research-Empfehlungen. Sie sind daten und den umfassenden und von positiv überrascht: Genau darü- «Digital Private Banking «Extel» mehrfach ausgezeichneten ber haben Sie auch schon nach- Vontobel-Research. Dabei kann er sich gedacht. Also möchten Sie sich eröffnet dem Kunden viele von Investment-Ideen und Experten- rasch mit Ihrem Berater bespre- Analysen inspirieren lassen und sich chen – per Video-Chat erreichen attraktive Chancen.» mit dem Kundenberater über Instant- Sie ihn, und er simuliert Ihnen Messaging, einen verschlüsselten auch gleich die Auswirkungen Kommunikationskanal, austauschen. auf Ihr Portfolio. Und dies, obwohl Sie gerade auf Reisen sind. Die breite Palette an Funktionalitäten ermöglicht es dem Kun- Sie nehmen sich die Zeit und stöbern weiter auf der digitalen den entsprechend seinen Anlagezielen, rechtzeitig und zielge- Plattform Ihrer Bank: zugeschnittene Anlageempfehlungen und richtet zu agieren, und erfüllt höchste Sicherheitsanforderun- personalisierter Research. Auf dem virtuellen Portfolio simulie- gen. In der ersten Phase ist «Vontobel Mobile Private Banking» ren Sie Ihre Ideen und validieren diese mit Ihrem Kundenberater für Kunden mit Domizil Schweiz erhältlich und wird nach und in Echtzeit und setzen sie bei Bedarf um – die digitale Zukunft.» nach in weiteren Länder angeboten. Nun: Ganz so weit ist die Welt im Private Banking noch nicht. Aber die Reise geht in diese Richtung. Und Vontobel hat die Zeichen der Zeit früh erkannt und sich im Bereich «Digital Ban- king» hervorragend positioniert: Bereits 2008 lancierte Vontobel mit «deritrade» eine Plattform für die individuelle Gestaltung von Strukturierten Produkten für Kundenberater. Damit können Anlageideen für die Privatanleger live dargestellt und nach Mass umgesetzt werden. Durch die Öffnung für weitere Anbieter von Strukturierten Produkten hat sich die Plattform inzwischen zur führenden «Multi-Issuer-Plattform» entwickelt und steht exem- plarisch für die Innovationskraft der Bank. Seit Anfang diesen Jahres bietet Vontobel auch für ihre Schweizer Privatkunden eine moderne digitale Plattform an, die auf die Bedürfnisse ih- 20 Magazin für Privatkunden Kompetenz
© Gettyimages Die digitale Revolution hat somit auch die Privatbanken er- unabhängige Rund-um-die-Uhr-Zugang und die Instant-Mes- reicht. Im Vergleich zum transaktionsorientierten und auf «do saging-Funktionen erhöhen auch die Erwartungshaltung nach it yourself» ausgerichteten Retail-E-Banking, ist Digital Private einer schnellen Reaktion ihrer Bank. Banking inhaltsgetrieben und auf das beratungsintensive und erklärungsbedürftige Anlagegeschäft ausgerichtet. Selbstver- Wie andere Industrien es vormachen, werden künftig auch Pri- ständlich bleibt das Private Banking ein Beziehungs- und Ver- vatbanken das Nutzungsverhalten der Kunden im Internet stär- trauensgeschäft, bei dem der Kunde auch künftig von seinem ker in den Fokus rücken: Dies ermöglich individualisierte An- persönlichen Berater betreut wird. lagevorschläge oder personalisierte Benachrichtigungen, ganz nach Wunsch des Kunden – wobei auch dies die Interaktion mit Mit den digitalen Plattformen entstehen neue Möglichkeiten dem Kundenberater nur ergänzt, aber nicht ersetzt. Schliess- für den Kunden, mit seinem Kundenberater, aber auch direkt lich erlaubt die Digitalisierung auch eine weitere Vereinfachung mit der Bank zu kommunizieren. Sie können jederzeit ihren be- operativer Prozesse, auch im Private Banking. Digitale Abläufe vorzugten Kommunikationskanal wählen und auch nahtlos von werden schneller, einfacher und gleichzeitig auch weniger feh- einem zum anderen wechseln. Wichtig dabei sind die einfache, leranfällig, wovon die Kunden letztlich profitieren. intuitive Bedienung sowie die verständliche, gut lesbare Dar- stellung – unabhängig davon, ob ein Nutzer nur einen raschen Dabei bleibt der Faktor Mensch zentral: Digital Private Ban- Überblick über sein Portfolio wünscht, komplexe Finanzinfor- king – wenn richtig umgesetzt – eröffnet dem Kunden viele mationen analysieren möchte oder selbst Transaktionen tätigen attraktive Chancen, über erweiterte Beratungsdienstleistungen will. Digital Banking soll letztlich den Zugriff und die Interaktion und verbesserte Servicequalität Mehrwert von seiner Bank zu für den Kunden einfacher gestalten. erhalten. Letztlich ist und bleibt das Private Banking aber ein Beziehungsgeschäft, und der persönliche Kontakt zwischen Oft möchten vermögende Privatkunden mit ihrem Kunden- dem Kunden und seinem Berater ist entscheidend. Durch die berater auch einfach ihre eigenen Anlageideen validieren. Mit persönliche Beratung, aktive Vermögensverwaltung und indivi- dem «Vontobel Mobile Private Banking» haben sie 24 Stun- duelle Lösungssuche grenzt sich das «Vontobel Digital Private den Zugang zu ausführlichen Finanzinformationen, aktuellen Banking» von reinen Online-Banken ab. Dabei wird das Kun- Marktkursen oder Analysen von Einzeltiteln. Auf dieser Basis denportfolio individuell verwaltet und betreut sowie aktiv ent- können sie ihre eigenen Einschätzungen entwickeln und die- sprechend dem Marktumfeld ausgerichtet. se dann mit ihrem Kundenberater über Messaging-Funktionen oder in einem persönlichen Gespräch besprechen. Der örtlich Magazin für Privatkunden Kompetenz 21
Kompetenz So sieht Vontobel Mobile Private Banking aus. Das «Vontobel Mobile Private Banking» wird laufend weiter- entwickelt. Noch in diesem Jahr sollen Funktionen wie eine «Watchlist», das Einrichten eines «Virtuellen Portfolios» sowie weitere Analysen und Informationen dazukommen, gefolgt von einer benutzerfreundlichen Trading-Funktion (Kauf/Verkauf von Titeln). Aktuell läuft die App auf iOS- und Android-Tablets, wobei schon im Spätsommer eine Smartphone-Version zur Ver- fügung stehen wird. Direkt nach dem Einloggen wird die Gesamtübersicht angezeigt. Hier sind die Portfolios und Konten sowie weitere Informationen übersichtlich in Kacheln angeord- net und können durch Antippen geöffnet werden. Die intuitive und einfache Navigation kann auch über die schwarze Navigationsleiste am unteren Bildschirmrand erfolgen. Befindet sich der Benutzer in einer Rubrik, so kann er nahtlos in die nächste wechseln und sich auch in Informationen vertiefen. 22 Magazin für Privatkunden Kompetenz
Als umfangreiches 8:15 Beratungsinstrument kann der Austausch mit dem Kunden- berater direkt über eine verschlüsselte Kunde: 23.6.2015 07:08 Hallo Herr Meier, ich habe die App bereits installiert. Verbindung gesche- Die einfache Navigation gefällt mir sehr gut und ich habe hen – egal in welcher mich gerade eingehend über die Nestlé-Aktie informiert. Beste Grüsse, Felix Muster Rubrik man sich gera- de befindet. Die Chat- Kundenberater: Funktion kann von Grüezi Herr Muster, vielen Dank für Ihr Feedback. 23.6.2015 07:45 Falls Sie Fragen haben – zum Beispiel zu spezifischen überall unmittelbar Anlagen – zögern Sie bitte nicht, mich zu kontaktieren. aufgerufen werden. Beste Grüsse, Peter Meier Kunde: 23.6.2015 08: Rückruf angefragt. Einblick in das eigene Portfolio – es kann nach Jüngste Markt- und Unternehmensentwicklun- Anlagekategorien oder Währungen angezeigt gen, angereichert mit der aktuellen Einschätzung werden. Hier können Transaktionen nachvoll- unserer Research-Spezialisten, lassen sich aufru- zogen oder kontrolliert werden, sodass man das fen und nachlesen. Wer lieber auf akustische und Portfolio und dessen Entwicklung immer im Blick visuelle Informationen setzt, kann diese via Video hat. Ob auf dem Tablet oder wie hier im Bild auf oder Podcasts abspielen. dem Smartphone. Magazin für Privatkunden Kompetenz 23
Kompetenz Produktion nach Mass – und dabei das Beste wählen. Text: Patrick Stettler, Head Sales Europe Multi Issuer Platform Die fortschreitende Digitalisierung hat in vielen Branchen die Entwicklung, Produktion und sogar Dienstleistungskonzepte revolutioniert. Auch bei den Banken verändern die digitalen Möglichkeiten ganze Produktionsabläufe und lassen sogar neue Geschäftsmodelle entstehen. So lassen sich Finanzprodukte mittlerweile weitgehend auf die Bedürfnisse einzelner Kundenprofile sozusagen nach Mass herstellen. Neue Technologien in Form von vollautomatisierten Emissionsplattformen machen es möglich, und Vontobel gehört hier zu den führenden Anbietern. Vontobel deritrade® Multi Issuer Platform verfolgt sogar ein bislang einzigartiges Konzept: Für ein individuell angefertigtes Produkt können Berater gleich mehrere Offerten für ihre Kunden direkt per Mausklick anfragen und das zum Kunden passendste Anlageprodukt auswählen und emittieren lassen. Automatisierung zur Weiterentwicklung des Angebotes delt sich um das Angebot von auf sie speziell zugeschnittene Das erste strukturierte Produkt wurde bereits lange vor dem digi- strukturierte Anlageprodukte. talen Zeitalter im Jahr 1991 in der Schweiz lanciert – mit grossem Erfolg. Es beflügelte ein schnelles Wachstum von verbrieften An- Nehmen wir an, ein Kunde hat ein konkretes Anlagebedürfnis, für lageprodukten und begründete so ein neues Marktsegment. Ge- das er ein passendes Anlageprodukt benötigt. Sein Berater kann mäss aktuellen Erhebungen sind in der Schweiz derzeit über CHF über deritrade® Multi Issuer Platform auf eine grosse Vielfalt von 190 Milliarden in strukturierten Produkten investiert (SNB, Febru- Möglichkeiten zugreifen, um ein Produkt selbstständig und indivi- ar 2015). Um eine notwendige Skalierung im damals stark boo- duell herzustellen. Dazu steht ihm eine breite Auswahl an Basis- menden Geschäftszweig zu erlangen, hat Vontobel mit seiner werten, Auszahlungsmöglichkeiten und Währungen zur Verfü- deritrade®-Plattform schon im Jahr 2008 als einer der ersten Emit- gung. Der Gestaltungsprozess ist so flexibel wie einfach, und da tenten die zugrunde liegenden Prozessketten weitgehend auto- sich die Kundenbedürfnisse weitestgehend berücksichtigen las- matisiert und das Zeitalter der Digitalisierung im Bereich der sen, kreiert der Berater innerhalb nur weniger Minuten ein mass- strukturierten Produkte eingeläutet. In der Folge sanken die Her- geschneidertes und damit personalisiertes Anlageprodukt. Anders stellungskosten spürbar, was wiederum dazu führte, dass die Mi- formuliert: Das Produkt passt sich dem Kunden an – nicht umge- nimum-Anlagebeträge von ursprünglich einigen Millionen auf kehrt. unter 100’000 Schweizer Franken wesentlich reduziert werden konnten. Diese tiefen Stückelungen waren schliesslich das bestim- «Multi» steht für die Vielfalt mende Element, um ein neues Angebot für Kunden zu schaffen, Vontobel deritrade® hat sich über viele Jahre durch hohe Stabilität die dem Segment «Private Banking» zugeordnet werden. Es han- ausgezeichnet, weswegen ein weiterer Ausbau der Plattform vor 24 Magazin für Privatkunden Kompetenz
Sie können auch lesen