Digitalisierung Magazin für Privatkunden - Vontobel

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Digitalisierung Magazin für Privatkunden - Vontobel
Magazin für Privatkunden

       Digitalisierung

                           Ausgabe Sommer 2015
Digitalisierung Magazin für Privatkunden - Vontobel
«Mehr als die Vergangenheit
interessiert mich die Zukunft,
denn in ihr gedenke ich zu leben.»
                          Albert Einstein, 1879-1955
Digitalisierung Magazin für Privatkunden - Vontobel
Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Die Digitalisierung verändert die Welt und wie wir sie erleben.      Unmengen an Daten werden durch Computer, Smartphones
In vielen Bereichen revolutioniert sie regelrecht unseren Alltag.    und das Internet der Dinge produziert. «Big Data» richtig zu
Neues entsteht und Bewährtes wird durch digitale Kanäle er-          nutzen und damit die Lebensqualität aller zu verbessern, ist die
gänzt und modifiziert. Wer sich dieser Entwicklung öffnet, dem       grosse Herausforderung für die Zukunft
bieten sich sowohl als Konsument wie auch als Dienstleiter viele
Chancen.                                                             Ich wünsche Ihnen eine anregende und spannende Lektüre über
                                                                     die Digitalisierung und die Umwälzungen, die sie uns bringt.
Auch die Banken sind Teil dieser rasanten Entwicklung. Durch die
Automatisierung von Abläufen können Banken heute Finanzpro-
dukte schnell, individuell und effizient produzieren. Vontobel hat   Herzlichst
dank seiner Innovationskraft beispielsweise das Geschäftsmodell
Strukturierter Produkte verändert. Den Anspruch, zu den Tech-
nologieführern im digitalen Banking zu gehören, unterstreicht
auch die Lancierung des «Vontobel Mobile Private Banking».
Zunächst in der Schweiz ermöglicht es unseren Kunden 24 Stun-
den Zugang zu unserer Bank.                                          Ihr Georg Schubiger
                                                                     Leiter Private Banking

                                                                                                             Magazin für Privatkunden 3
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                Inhalt
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                                                         Big Data.
                                                         Erstaunliches über das Datenmeer.

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                Uberisierung sorgt für Umdenken.                                             Unsere Spuren im Internet produzieren
                Uber ist ein Paradebeispiel dafür, wie                                       einen rasant wachsenden Datenstrom.
                durch die Digitalisierung nicht nur                                          Werden wir von ihm mitgerissen oder
                Dienstleistungen, sondern auch das                                           steuern wir auf ihm in eine bessere
                Verhältnis zwischen Anbieter und Kun-                                        Zukunft?
                de neu erfunden werden. Eine gewalti-
                ge Umwälzung steht uns bevor.

                4 Magazin für Privatkunden
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Pete
                                                                                                                                     ©©    Niesen/Shutterstock
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                                                                                       Digitalisierung im Private Banking, aber
                                                                                       bitte persönlich.
                                                                                       Digitale Private-Banking-Lösungen erset-
                                                                                       zen nicht den persönlichen Kontakt – sie
                                                                                       erweitern und verbessern ihn zum Vorteil
                                                                                       des Kunden.

                                                                                       24
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                                                                                       Produktion nach Mass – und dabei das
                                                                                       Beste wählen.
Digitale Werkzeuge für die wirtschaftli-                                               Die digitalen Möglichkeiten verändern
che Entwicklung.                                                                       bei den Banken ganze Produktions-
Die Bankverbindung über das Smart-                                                     abläufe. So entstehen nicht nur neue
phone: Was bei uns eine ergänzende
Dienstleistung ist, eröffnet in Entwick-
lungsländern neue wirtschaftliche
                                                     18                                Finanzprodukte, sondern sogar neue
                                                                                       Geschäftsmodelle. Vontobel deritrade®
                                                                                       Multi Issuer Platform ist ein spannendes
Perspektiven.                              Makro                                       Beispiel dafür.
                                           Auf der Suche nach neuen «sicheren
                                           Häfen».
                                           Selbst deutsche Bundesanleihen sind in-
                                           zwischen anfällig für starke Kursschwan-
                                                                                       26
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                                           kungen. Anleger sollten nach Alternativen   Eine Zusammenstellung von News aus
                                           Ausschau halten.                            allen Geschäftsbereichen.

                                                                                                        Magazin für Privatkunden 5
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Thema

Uberisierung sorgt für Umdenken.
Text: Marlies Keck

Wir stehen mitten in der digitalen Transformation. Jede Branche wird
früher oder später davon betroffen sein, auch der Dienstleistungssektor.
Digitalisierung, wie sie beispielsweise vom Taxidienst Uber praktiziert wird,
gilt als Lernbeispiel und Innovationsmotor. Denn diese Unternehmen
verändern mit ihrem Geschäftsmodell sowohl die Wertschöpfung als auch
die Rolle der Kunden.

Alles, was digitalisierbar ist, wird digitalisiert werden. Diese Pro-   Kurierdiensten wie auch Mietwagenfirmen Konkurrenz machen
phezeiung diverser Wirtschaftsforscher gilt nicht mehr nur für die      oder in Zukunft vielleicht selbstlenkende Fahrzeuge einsetzen.
Industrie, auch der Dienstleistungssektor steht vor dieser gewalti-     Das Kapital für diese Ideen scheint da zu sein: Hinter Uber stehen
gen Umwälzung. Denn die Grenze zwischen digital und physisch            grosse US-Kapitalgeber, und der Firmenwert wird auf mindestens
verschwimmt immer mehr. Neue Mobility-Services und Smart-               17 Milliarden Dollar geschätzt, 2013 setzte der Konzern 213 Mil-
phones lassen Maschinen und Sensoren miteinander kommuni-               lionen Dollar um.
zieren und verändern so zunehmend die Lebensgewohnheiten
und die Arbeitswelt. Sportler überprüfen ihr Training bereits heute     Mit seinem Geschäftsmodell wächst Uber rapide: Noch 2013 gab
mit Fitness-Monitoren am Arm und bald könnten Mediziner die             es die Taxi-App in 60 Städten und 21 Ländern. Heute sind es be-
Google Glass einsetzen und so den Genesungsverlauf eines Pati-          reits 250 Städte in 50 Ländern. Hinter dem Wachstum steckt ein
enten dokumentieren. Die reale Welt, die vermehrt online stattfin-      einfaches Prinzip: Je mehr Nutzer, desto mehr Fahrer und damit
det, eröffnet Unternehmen völlig neue Geschäftsfelder. Und sie          kürzere Wartezeiten. Dies zieht wiederum noch mehr Nutzer und
können Daten in Real Time nutzen, um schneller auf Marktverän-          Fahrer an, und dieses virtuelle Feedback steigert das Wachstum
derungen zu reagieren.                                                  und damit den Gewinn. Die Liste der erhobenen Daten ist lang,
                                                                        und vielfältig sind die damit verbundenen Chancen und Risiken.
Uberisierung der Wirtschaft                                             Denn was von Datenschützern negativ beurteilt wird, erlaubt ins-
Eines der prominentesten Beispiele für diese Digitalisierungsent-       besondere Stadt- und Verkehrsplanern, in einer neuen Dimension
wicklung ist der Taxidienst Uber. 2009 als Limousinenservice in         zu denken. Ihr Ziel: den Verkehrsfluss verbessern und Staus mini-
San Francisco gegründet, expandierte das Unternehmen schnell in         mieren. Die Stadt Boston macht es vor und bezieht von Uber
den traditionellen Taxiservice. Doch Uber setzt dafür keine eige-       anonymisierte Verkehrsdaten. So kann Boston den Daten ent-
nen Fahrzeuge ein und betreibt auch keine Taxizentrale. Der             nehmen, wann und an welchen Orten ein hoher Bedarf an öffent-
Uber-Fahrer, ein freiberuflicher Chauffeur mit Privatwagen, wird        lichen Verkehrsmitteln besteht und wie sich einzelne Grossereig-
nicht per Anruf, sondern über die App oder via Website bestellt.        nisse auf den Verkehr auswirken. Auch das Uber-Preismodell
Abgerechnet wird bargeldlos via Kreditkarte. Doch dies ist nicht        funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Denn
die Art von Digitalisierung, mit der Uber für Furore sorgt. Es sind     Uber versteht es, die Preise situationsbedingt anzupassen. Um die
vielmehr die neuen Serviceformen und das Sammeln und Weiter-            schnelle Verfügbarkeit ihrer Fahrzeuge auch in Stosszeiten und bei
geben von Nutzerdaten, die das gesamte Transportwesen revolu-           hoher Nachfrage sicherzustellen, wird die Nachfrage reduziert.
tionieren. So sind Fahrgäste als auch Fahrzeuge miteinander             Und das geschieht über den Preis.
vernetzt, womit Uber detaillierte Bewegungsprofile erstellen kann.
Also wer wann wo einsteigt und wohin die Fahrt geht. Zudem              Uber zeigt exemplarisch, wie schnell eine eher innovationschwa-
zeigt die Uber-App vor der Fahrt an, wie lange der Fahrgast noch        che Branche umgekrempelt werden kann, wenn sich ein neuer
auf sein Taxi warten muss, und bietet ihm nach der Fahrt die Mög-       Anbieter den Vorzügen der Digitalisierung bedient. Mittlerweile
lichkeit, den Chauffeur zu bewerten. Und Uber denkt bereits über        spricht man in diesem Zusammenhang von Uberisierung. Denn
den Einsatz neuer Logistikmöglichkeiten nach und will Paket- und        Uber steht stellvertretend für eine Vielzahl sogenannter Disrupter.

6 Magazin für Privatkunden Thema
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                Mit Uber das Taxi in New York mit dem Finger rufen
                und nicht händeringend am Strassenrand.
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         Das heisst: für Unternehmen, die mit ihrem Angebot bisherige           kurrenz noch auf die Schiffslieferungen aus China wartet, hat Indi-
         Akteure zwischen Konsument und Dienstleistung ausschalten und          tex seine Produkte schon längst in den Geschäften. So kann die
         damit eine ganze Branche aufrütteln. Bei Airbnb, dem Vermittler        Unternehmung viel flexibler auf Kundenwünsche reagieren und
         von Logiernächten, bucht der Reisende beispielsweise direkt beim       auch Kleinstmengen ordern. Das hohe Tempo erlaubt es sogar, De-
         privaten Anbieter. Die Preise bei Airbnb liegen meist deutlich unter   signs mehrmals im Lauf einer Saison zu verändern und regional zu
         den Preisen der Tourismusbranche und Reisebüros wie auch Ho-           differenzieren, um den Trends noch stärker zu entsprechen.
         tels verlieren ihre Kommissionszahlungen. Kein Wunder, bereitet
         das immer beliebter werdende Portal der Tourismus-Lobby Kopf-          Der Hinweis «Das könnte Ihnen auch gefallen» ist im Onlineshop-
         zerbrechen. Disrupter wie Uber und Airbnb haben sich als Bran-         ping zu einem der wichtigsten Wegweiser geworden. Seine persön-
         chenfremdlinge innert kürzester Frist etabliert. Gleiches gilt für     lichen Präferenzen muss der Nutzer dazu gar nicht mitteilen. Es reicht,
         Alibaba und Amazon, die als                                                                             wenn er Konten eröffnet oder
         Einzelhändler das Verkaufsver-                                                                          Cookies zulässt. Den Rest besor-
         halten revolutionierten, oder für       «Durch App-Stores wird Soft-                                    gen Statistiken und Datenbanken.
         Facebook, das als grösstes Me-                                                                          Bei Amazon funktioniert das bei-
         dienunternehmen gilt, ohne              ware zur Kernkompetenz.»                                        spielsweise sehr simpel, nach dem
         selbst Inhalte zu erstellen. Das                                                                        Motto: einmal Kochbuch, wieder
         Prinzip der Uberisierung wird                                                                           Kochbuch. Auf anderen Plattfor-
         unseren Alltag sicher noch weiter prägen. So gibt es mit der Firma     men verläuft die Vorauswahl dagegen oft unbemerkt. So passt
         Swifto bereits Uber-Ideen fürs Gassigehen oder mit Nimbl eine Art      Google seine Ergebnislisten zunehmend individuell an. Dabei wer-
         Uber für Bankautomaten, wo Geldboten das benötigte Bargeld             den mehrere Faktoren berücksichtigt: das bisherige Such- und
         persönlich überreichen, wo auch immer man sich gerade befindet.        Klickverhalten des jeweiligen Nutzers, sein geografischer Standort
                                                                                und nun auch die Vorlieben seines sozialen Umfelds. Freunde und
         Neues Kundenverständnis                                                Bekannte, mit denen man über Google-Dienste vernetzt ist, be-
         Im Zentrum all dieser Ansätze steht immer der Kundennutzen, der        kommen diese Empfehlungen dann in ihren Suchergebnissen ange-
         durch Technologie erst ermöglicht wird. Dazu muss der Hersteller       zeigt: Hotel-Tipp? Dieses hier fand der Nachbar gut. Und jenes
         seine Kunden aber kennen und direkt erreichen. Die Digitalisierung     mochte die Arbeitskollegin sehr gern. Das klassische Empfehlungs-
         ermöglicht ihm genau dies. Sie führt zu mehr direktem Kundenkon-       marketing hat damit die digitale Dimension erreicht.
         takt. Sie ermöglicht Unternehmen, ihre Angebote zu personalisie-
         ren, und fördert damit eine bessere Kundenbeziehung – Einzelstücke     Digitales Zeitalter
         statt Massenproduktion, gezielte Botschaften statt Streuverluste,      Einen zusätzlichen Digitalisierungsschub und damit grundlegende
         Individualität statt Konformität. Der spanische Inditex-Konzern        Umwälzungen wurden durch Technologien wie das Internet of
         (Zara, Bershka, Pull & Bear, Massimo Dutti, Oysho, Uterqüe und         Things, Machine-to-Machine-Anwendungen, Big Data und
         andere Marken) hat dieses Prinzip vor allem bezüglich Produktion       Cloud-Computing auslöst. Um den Wert dieser komplexen Da-
         und Logistik verinnerlicht. Rund 60 Prozent der Produkte des Kon-      tenlandschaften voll auszuschöpfen, müssen Firmen anfangen,
         zerns werden in europäischen Ländern oder unmittelbaren Nach-          Daten wie «Produkte» in einer «Wertschöpfungskette» zu behan-
         barstaaten wie Tunesien und Marokko hergestellt, wenn sie nicht        deln, damit diese durch das komplette Unternehmen fliessen kön-
         direkt am Firmensitz gefertigt werden. Damit hat Inditex zwar er-      nen. Die Mehrheit der grossen Unternehmen sind aber laut einer
         heblich höhere Produktionskosten, spart dafür nach dem Motto           amerikanischen Studie 2015 noch nicht in der Lage, ihre Daten-
         «Zeit ist Geld» an anderer Stelle weit mehr ein. Während die Kon-      massen zu ihrem eigenen Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Deshalb

         8 Magazin für Privatkunden Thema
Digitalisierung Magazin für Privatkunden - Vontobel
1 Der Wohnwagen von 1963 wurde auf eBay gekauft, als kleines Gäste-
    haus zurechtgemacht und wird jetzt in Nashville, Tennessee, auf Airbnb
    angeboten.

2 Auslieferungszentrale von Amazon in Leipzig, Deutschland

implementieren immer mehr Unternehmen Tools zur Verarbei-                    zer Migros-Produkte auf migipedia.ch funktioniert bereits auf
tung von Big Data und investieren in neue Analyse-Anwendun-                  diese Weise. Firmen erhalten wertvolle Inputs kostenfrei und ha-
gen und Data-Service-Plattformen.                                            ben damit Zugriff auf einen scheinbar endlos grossen Pool an
                                                                             menschlichen Ressourcen.
Denn Kunden erwarten, dass Systeme und Dienste rund um die
Uhr einsatzfähig oder verfügbar sind. Studien prophezeien, dass              Die Vorboten der digitalen Revolution sind bereits allgegenwärtig.
bis 2017 etwa ein Viertel aller Unternehmen einen App-Store zur              Wir kaufen online ein, nutzen Bezahlsysteme wie Bitcoin, kommu-
Verwaltung unternehmenseigener Applikationen für PCs und mo-                 nizieren via Social Media, sehen Filme via Netflix, liefern Päckchen
bile Geräte haben wird. Durch App-Stores wird Software zur                   mit Drohnen aus, bauen Häuser per 3-D-Drucker. Wir fahren Taxi
Kernkompetenz: Ursprünglich für den privaten Nutzer gedacht,                 mit Uber, lassen uns bald von autonomen Fahrzeugen chauffieren
tragen Apps immer mehr zur Agilität eines Unternehmens bei.                  und werden von Robotern gepflegt. Doch so wie für den Indust-
Aufgabe von IT-Verantwortlichen ist es nun, die Rollen bei der               riesektor Milliarden in öffentliche Strassen und für die Dienstleis-
App-Entwicklung beziehungsweise den gesamten Entwicklungs-                   tungsgesellschaft Milliarden in öffentliche Schulen, Universitäten
prozess so zu gestalten, dass sie einerseits die Ziele der Unterneh-         und Bibliotheken investiert wurden, benötigt auch das digitale
men unterstützen und andererseits auf Kundenbedürfnisse                      Zeitalter Investitionen in öffentliche Infrastrukturen. Diese reichen
eingehen. Das bedeutet auch, dass Kunden unweigerlich aktiv                  von einer unabhängigen Suchmaschine über Lösungen zum
mitwirken; sie durch Crowdsourcing gar zu eigentlichen Mitarbei-             Schutz der Privatsphäre bis zu einem digitalen Nervensystem, in
tern werden. Die Grenzen zwischen Kunden und Mitarbeitern                    dem Bürger ihre Daten kontrollieren können.
lösen sich mehr und mehr auf. Über Netzwerke steuern Konsu-
menten ihre Ideen und ihr Wissen bei. Die Bewertung der Schwei-

                                                                                                                                                     © Laif

2

                                                                                                                  Magazin für Privatkunden Thema 9
Digitalisierung Magazin für Privatkunden - Vontobel
Jede Minute werden

                                                               204
                                                               Millionen E-Mails
                                                               versendet, 1,8 Millionen Mal etwas auf
                                                               Facebook mit «like» bewertet, 278’000
                                                               Tweets geschrieben und 200’000 Fotos
                                                               auf Facebook hochgeladen.

                                                                                                    238 Bewertungen
                                                                                                        werden im Durchschnitt pro Hotel
                                                                                                        im Internet abgegeben. Für 81% der
                                                                                                        Reisenden sind diese eine wichtige
                                                                                                        Entscheidungshilfe.

                                                    15
                                                    Jahre
                                                    würde man benötigen, um alle Videos,
                                                    welche an einem Tag auf YouTube
                                                    hochgeladen werden, anzusehen.
© Gettyimages

                10 Magazin für Privatkunden Thema
Bis zu

  33%
  weniger Verbrechen
                                                                         2x
                                                                         zum Mond
  Bis zu 33% weniger Verbrechen wurden                                   würde der Stapel von DVDs reichen, wenn
  aus Städten gemeldet, welche die cloud-                                man alle neuen Daten eines einzigen Tages
  basierte Software Pred-Pol getestet haben.                             auf DVDs brennen würde.
  Sie analysiert Verbrechen und berechnet die
  Wahrscheinlichkeit zukünftiger Straftaten.
  Die Polizei kann dann entsprechende
  präventive Massnahmen ergreifen.

40’000
Suchaufträge                  verarbeitet alleine Google jede Sekunde.
                              Das ergibt über 3,5 Milliarden an einem
                                                                                             Mehr
                                                                                               als
                                                                                                      1
                                                                                                            3
                              einzigen Tag.
                                                                                  der Ehepaare,
                                                                                    welche in den USA zwischen 2005 bis 2012
                                                                                 heirateten, lernten sich online kennen. Dies ergab
                                                                                         eine Umfrage bei 19’000 Paaren.

                                                                          7x
                                                                           mehr Dinge als PCs, Laptops und Smartphones
                                                                           zusammen werden nach Prognosen 2020 mit dem
                                                                           Internet verbunden sein (vom Joghurt, der meldet, er
                                                                           müsse gegessen werden, bis zur Smart City. In dieser
                                                                           werden Daten in Echtzeit erhoben und analysiert).
© Gettyimages

                12 Magazin für Privatkunden Thema
Thema

Das Leben im Datenstrom.
Text: Patrick Preuss

Bewegen wir uns durch die digitale     Smartwatch, Activity Tracker, Wearable – Begriffe, die mittlerwei-
                                       le zu unserem Sprachgebrauch gehören und die mit Anwendun-
Welt, hinterlassen wir unzählige       gen im Zusammenhang stehen, die es uns erlauben, uns selbst zu
                                       vermessen. Diese Selbstüberwachung gehört für viele zum Alltag
Spuren in Form von Daten. Deren        und auf dem Smartphone werden kontinuierlich Daten gesam-
                                       melt über die Anzahl Schritte, den Verlauf der Joggingstrecke, die
scheinbar unlimitierte Verfügbarkeit   Schlafgewohnheiten und manches mehr. Gerne werden festge-
                                       haltene Leistungen über die sozialen Medien einer breiten Masse
verändert zurzeit unser Privatleben    mitgeteilt oder im Gespräch mit Freunden ausgetauscht. Eigent-
                                       lich nichts Aussergewöhnliches, schliesslich sprach man früher
ebenso wie die Arbeitswelt und die     schon über zurückgelegte Kilometer oder die dank Weight-Wat-
                                       chers-Punkten genau kalkulierten Kalorien, die man nicht zu sich
Wertschöpfungsketten. Denn die         genommenen hat. Heute erfolgt die Erhebung der entsprechen-
                                       den Informationen dank Sensoren automatisiert, und sie werden
Auswertung der digitalen Identität     praktischerweise kontinuierlich gespeichert. Vermeintlich nur auf
                                       dem eigenen Smartphone, Computer oder in einer passwortge-
des Einzelnen mit Big Data macht uns   schützten Cloud.

gläsern und stellt die Privatsphäre    Big Data ist begehrt
                                       Was viele Menschen ignorieren, ist die Tatsache, dass sie bei der
in Frage.                              Nutzung einer Applikation mit der Annahme der allgemeinen
                                       Geschäftsbedingungen oftmals einer Weitergabe von Daten an
                                       Dritte zustimmen. Denn nicht nur das eitle Individuum ist an ei-
                                       ner Selbstvermessung interessiert. Sportartikelhersteller, Nah-
                                       rungsmittelproduzenten oder Gesundheitskonzerne nutzen Fit-
                                       nessdaten, um Trends frühzeitig zu erkennen und um mehr
                                       Umsatz durch optimal auf die Bedürfnisse der Konsumenten
                                       abgestimmte Produkte zu erzielen. Mittlerweile zeigen auch
                                       Versicherungen Interesse an Vitaldaten. Angaben zu Fettanteil,
                                       Herz- oder Atemfrequenz erlauben Rückschlüsse auf den Ge-
                                       sundheitszustand und allfällige Krankheiten. So könnte es zu-
                                       künftig Versicherungsmodelle geben, die im Austausch gegen
                                       Daten Rabatte auf Versicherungsleistungen gewährleisten. Oder
                                       zu Prämienerhöhungen führen, wenn die Werte nicht den Vor-
                                       gaben entsprechen. Die Bereitschaft, solche Daten zur Verfü-
                                       gung zu stellen, ist unterschiedlich. In Deutschland kann sich
                                       zwar fast jeder Dritte die Weitergabe von gesundheitsbezoge-
                                       nen Daten an einen Krankenversicherer vorstellen, für 39
                                       Prozent steht dies aber nach wie vor ausser Frage.

                                       Angaben über das Verhalten der Konsumenten sind in allen
                                       Branchen begehrt. Wurden früher verhältnismässig wenig per-
                                       sönliche Informationen über Befragungen erhoben, entstehen
                                       heute durch die individuellen Online-Aktivitäten Datenströme,
                                       die einer Person direkt zuordenbar sind und die sich verknüpfen
                                       lassen. Der Umfang der Informationen ist immens. Google sam-
                                       melt täglich 24 Petabyte an Daten, auf Facebook laden die Nut-

                                                                         Magazin für Privatkunden Thema 13
zer pro Stunde zehn Millionen Fotos hoch, auf Youtube sind es        Daten sind nicht böse
pro Sekunde Videos in der Länge einer Stunde. Diese Zahlen           Die Potenziale von Big Data werden in der Öffentlichkeit haupt-
lassen erahnen, wie rasant die weltweite, völlig unstrukturierte     sächlich aus einer negativen Sichtweise heraus diskutiert. Wohl
Datenmenge ansteigt. Für sie wurde ein neuer Begriff geschaf-        nicht ganz zu Unrecht, liest man doch mehr vom Datenmiss-
fen – Big Data. Er steht für Datenmengen, die zu komplex und         brauch als von verheissungsvollen Entwicklungen. Dabei erlaubt
umfassend sind, als dass sie mit klassischen Verarbeitungsme-        die Nutzung von mehr Daten und mehr Datentypen Innovatio-
thoden noch ausgewertet werden könnten. Gleichzeitig steht er        nen, die die Welt im positiven verändern. Zum Beispiel im Ge-
für die Technologien, die zum Sammeln und Auswerten dieser           sundheitswesen und der medizinischen Forschung, wo die da-
Datenmengen verwendet werden. Doch auch wenn Unterneh-               tengestützte Diagnose neue Behandlungen ermöglicht. Oder bei
men grosses Interesse an Informationen über ihre Kunden ha-          der Verteilung von Hilfsgütern während Katastrophen, die dank
ben, zeigen Studien, dass selbst die Mehrheit der grossen Unter-     Angaben der Opfer über Mobiltelefone und Social Media geziel-
nehmen noch nicht in der Lage ist, die Datenmassen zu ihrem          ter erfolgen kann. Selbst der Datenhunger von Suchmaschinen
eigenen Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Die Implementierung            kann vorteilhaft eingesetzt werden. Dann nämlich, wenn Men-
von Analysewerkzeugen ist jedoch in vollem Gange und bringt          schen, die von einer Grippe betroffen sind, entsprechende Such-
neue Herausforderungen mit sich.                                     begriffe eingeben. Aufgrund der Anzahl Suchabfragen entsteht
                                                                     für die Gesundheitsbehörden ein Bild der Grippeverbreitung, das
Gibt es «privat» nicht mehr?                                         Früherkennung, Prävention und Bekämpfung unterstützt.
Viele begrüssen die Unfähigkeit, personenbezogene Daten in
vollem Umfang auszuwerten. Zwar wird der individuelle Nutzen,        Die Motivation, Big Data einzusetzen, ist eigentlich positiv. Zu-
der durch die digitale Entwicklung gesteigert wurde, geschätzt.      sammenhänge sollen erkannt und für Entscheidungen genutzt
Gleichzeitig wächst die Angst, dass die persönlichen Daten miss-     werden. Die Praxis zeigt jedoch Schwachstellen und wirft die
braucht werden. Gespeist wird diese Angst von Skandalen und          Frage auf, wie man die Digitalisierung weiter vorantreiben kann,
der Ungewissheit, was mit den Informationen geschieht. Denn          ohne die bisherige Rechts- und Gesellschaftsordnung völlig über
nicht nur Unternehmen und Privatpersonen verfügen über die           den Haufen zu werfen. Blickt man auf die Vielzahl von Stellen,
technischen Mittel, Data Mining zu betreiben. Regierungen            die Daten speichern oder die Anzahl digitaler Identitäten in Form
dringen in bisher nicht gekanntem Masse in die Privatsphäre ih-      von Online-Accounts, die jeder einzelne besitzt, verwundert es
rer Bürger ein und schaffen so die Grundlage, anhand von Algo-       nicht, dass viele den Überblick verloren haben. Um die alleinige
rithmen Personen zu analysieren und Prognosen über sie zu er-        Datenhoheit, die Kontrolle über das Dateneigentum und dessen
stellen. All dies führt dazu, dass Datenschützer das Ende der        Verwendung zu gewährleisten, könnte ein radikales Umdenken
Privatsphäre prognostizieren.                                        notwendig sein. So besteht unter anderem die Idee, alle Daten
                                                                     zentral in einem hochgesicherten Systemverbund abzuspei-
Gleichzeitig entsteht eine Diskussion darüber, was Privatsphäre      chern. Für den Zugriff erhält jeder eine ID-Karte mit Signatur
überhaupt ist. Eine allgemeingültige Definition hierfür gibt es      und kann über ein Berechtigungssystem Dritten Nutzungsrechte
nicht, die Auseinandersetzung mit dem Begriff stellt jeweils den     an Daten einräumen und entziehen. Das System, Daten freizu-
Einzelnen in den Mittelpunkt. Jede Person hat die Hoheit über        geben, scheint bei Konsumenten grundsätzlich auf Zustimmung
ihren persönlichen Schutzraum, also über das, was sie von sich       zu stossen. Gemäss einer aktuellen Befragung haben 79 Prozent
zeigt und was sie nicht öffentlich macht. Big Data darf Grund-       der teilnehmenden Schweizer nichts gegen eine Analyse ihres
werte wie das Recht auf freie Selbstbestimmung, das Recht auf        Informations- und Kaufverhaltens, wenn sie vorher um Zustim-
demokratische Partizipation und das Recht auf wirtschaftliches       mung gefragt wurden und wissen, was mit ihren Daten passiert.
Wohlergehen nicht gefährden. Anders gesagt, wenn man als             Dies deckt sich mit Ergebnissen für Deutschland, wo 69 Prozent
gläserner Mensch in seiner Entscheidungsfreiheit eingeschränkt       der Befragten diese Haltung teilen. Ob eine solche zentrale Da-
wird, die politische Partizipation mangels Informationssicherheit    tenbank umsetzbar ist, hängt unter anderem von technischen
in Gefahr gerät oder datenbasiertes Marketing zu existenzge-         Faktoren ab. Zum Beispiel von neuen Verschlüsselungstechnolo-
fährdendem Konsum führt, muss der Gesetzgeber einschreiten.          gien, qualifizierten Zugriffs- und Berechtigungslogiken und dem
Umgekehrt muss er gewährleisten, dass die Nutzung von Daten          Ausschluss von Hintertüren, die gehackt werden können.
positive Effekte haben kann. Sprich die Selbstbestimmung er-
höht, demokratische Partizipation verbessert und der individuel-     Die Zukunft ist digital
le Wohlstand erhöht wird.                                            Dass wir zukünftig von einer digitalen Gesellschaft sprechen
                                                                     werden, scheint ausser Frage zu stehen. Bereits heute ist die so-
Solche Eingriffe gibt es bereits für beide Fälle. So fundierte zum   ziale, technische und ökonomische Vernetzung so weit fortge-
Beispiel der Europäische Gerichtshof 2014 das «Recht auf Ver-        schritten, dass die digitale Transformation nicht mehr aufzuhal-
gessen» im Internet. Er legte fest, dass unter bestimmten Um-        ten ist. Offen ist die Frage, ob und wie sich das Spannungsfeld
ständen Links gelöscht werden müssen, die auf Webseiten mit          zwischen dem technisch Möglichen und dem ethisch Vertretba-
personenbezogenen Daten hinweisen und die die Privatsphäre           rem auflösen lässt.
verletzen. Ein umstrittenes Urteil, das die einen als Sieg für den
Datenschutz feiern, während die anderen die Medienfreiheit in        Dass neue Technologien schon immer kontroverse Meinungen
Gefahr sehen.                                                        erzeugt haben, zeigt die Vergangenheit. Buchdruck, Telefon,

14 Magazin für Privatkunden Thema
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                 Radio, Fernsehen oder Internet lösten bei den einen Begeisterungs-   1 So entdecken die Kinder heute die Welt.
                 stürme aus, bei den anderen sorgten sie für Pessimismus und
                 Skepsis. Dass der Blick auf den Fortschritt im Zeitverlauf relativ   2 Joggerin überprüft die Leistung auf ihrem «Wearable».
                 ist, verdeutlicht die Aussage eines New Yorker Geschäftsmannes
                 vor 150 Jahren. Im Zusammenhang mit der Etablierung der Tele-        3 Serverraum von Google in Mayes County, Oklahoma.
                 grafie beklagte er sich über die Beschleunigung von Geschäfts-
                 vorgängen: Ständig müsse man aktiv sein, mit Menschen in wei-        4 Digitale Analyse in der modernen Medizin.
                 ter Ferne korrespondieren und über Informationen verfügen, die
                 vorher wochen- oder monatelang unterwegs waren. Ihm fehle
                 nun die Zeit und Ruhe für Erholung. So wie man heute über
                 diese Zeilen lächelt, werden wohl künftige Generationen über
                 unsere derzeitigen Sorgen schmunzeln.

                                                                                                                             Magazin für Privatkunden Thema 15
Thema

Digitale Werkzeuge für die
wirtschaftliche Entwicklung.
Text: Angela Obrist

Die Digitalisierung verändert die Welt und öffnet für Entwicklungsländer
neue wirtschaftliche Horizonte. Das Schweizer Start-up-Unternehmen
IndigoDigital unterstützt diesen Prozess mit dem Aufbau einer reinen
Internetbank in diesen Ländern, deren Kunden Transaktionen über
Mobiltelefone abwickeln können.

Ihr Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen in             die Digitalisierung für wenig entwickelte Märkte enorme neue
Schwellen- und Entwicklungsländern Finanzdienstleistungen zur         Möglichkeiten.
Verfügung zu stellen. Was sind Ihre Beweggründe?
Fredy Walker: Heute hat etwa ein Drittel der Weltbevölkerung,         Inwiefern nutzt Ihr Unternehmen die Digitalisierung?
also rund drei Milliarden Menschen in Entwicklungs- und Schwel-       Bernd Reuther: Unser Unternehmen wird eine reine und um-
lenländern, keinerlei Zugang zu Finanzdienstleistungen weil es sie    fassend lizenzierte Internetbank aufbauen, die den Menschen
dort nicht gibt oder sie für den durchschnittlichen Arbeiter nicht    in den Entwicklungs- und Schwellenländern Zugang zu Finanz-
erschwinglich sind. Ein funktionierendes System für Finanzdienst-     dienstleistungen bietet. Die Menschen, die unser Angebot nutzen
leistungen hat aber eine enorme Tragweite. Verschiedene inter-        möchten, können bei uns ein Konto eröffnen. Sie haben dann die
nationale Studien haben gezeigt, dass diese Dienstleistungen eine     Möglichkeit, Transaktionen über eine umfassende Finanz-App für
wichtige Voraussetzung für Prosperität sind. Erhält eine breite Be-   das Mobiltelefon zu tätigen, die wir ihnen zur Verfügung stellen.
völkerungsschicht Zugang, ist dies eine sehr effiziente Ergänzung     Wir wollen unseren Kunden zu tiefen Gebühren einfache Finanz-
der Entwicklungshilfe und – komplementär zu bisher üblichen In-       produkte bieten, die transparent und klar verständlich sind.
frastrukturprojekten wie Brücken und Strassen – als digitale Infra-
struktur entscheidend für die Zukunft dieser Länder.                  Scheitert dieses Ziel nicht an der geringen Verfügbarkeit von Mo-
                                                                      biltelefonen in diesen Ländern?
Können Sie die aktuelle Situation in den Schwellen- und Entwick-      Fredy Walker: Nein, das ist ein häufiger Fehlschluss. Bezüglich des
lungsländern näher ausführen?                                         Rollouts im Bereich der Mobiltelefonie sind Schwellenländer den
Bernd Reuther: Heute steht die reine Cash-Wirtschaft noch stark       Industrienationen nämlich ebenbürtig. Obwohl ein Grossteil der
im Vordergrund. Es herrscht meist keine Kultur der längerfristi-      Menschen in diesen Ländern kein Bankkonto besitzt, verfügt fast
gen finanziellen Planung. Ausserdem wird das Bargeld meist tat-       jede Person über ein eigenes Mobiltelefon. Manchmal sind dies
sächlich unter der Matratze oder dem Kopfkissen aufbewahrt.           alte Geräte, zunehmend handelt es sich aber auch um gebrauchte
Überfälle und Diebstähle sind an der Tagesordnung. Kann man           Smartphones, die günstig in die Entwicklungs- und Schwellenlän-
in diesen Ländern ein einfaches Kontosystem anbieten, bekämpft        der verkauft werden. Interessant ist, dass in vielen dieser Länder
man diese negativen Auswirkungen.                                     die Festnetztelefonie gar nie Fuss gefasst hat. Es wurde direkt die
                                                                      Mobiltelefonie inklusive Internetzugang eingeführt.
Fredy Walker: In diesem Zusammenhang ist auch das Thema der
Remittances-Zahlungen relevant. Dabei handelt es sich um die          Können Sie die Funktionsweise Ihrer Anwendung noch etwas nä-
Zahlungen von Migranten zurück in ihren Heimatstaat. Gemäss           her ausführen?
Weltbank gibt es weltweit rund 250 Millionen Wanderarbeiter,          Bernd Reuther: Die Schnittstelle für alle Transaktionen bildet un-
die jährlich etwa 500 Milliarden US-Dollar an die Familie und         sere Finanz-App, die auf vielfältige Art und Weise genutzt werden
Verwandtschaft in der Heimat überweisen. Die heutigen grossen,        kann. Nehmen wir als Beispiel einen ägyptischen Kunden unserer
internationalen Anbieter von weltweiten Geldtransferservices ver-     Bank: Er hat von seinem Sohn, der in Schweden arbeitet, Geld auf
rechnen oft sehr hohe Gebühren. Auch in diesem Bereich eröffnet       sein elektronisches Konto gutgeschrieben erhalten. Der Mann hat

16 Magazin für Privatkunden Thema
© Sandro Diener; Location: Helvti-Diner, Zürich
Bernd Reuther, Mitbegründer von IndigoDigital, verfügt über              Fredy Walker, Mitbegründer von IndigoDigital, verfügt über
30 Jahre Erfahrung im Finanzsektor – vom Retailbanking und               eine 35-jährige Erfahrung in der Bankbranche, davon 25 Jah-
Zahlungsverkehr bis zum Investmentbanking sowie in der                   re bei der UBS als Niederlassungsleiter und als Manager in
Erst- und Rückversicherung. Er arbeitete 15 Jahre bei der                unterschiedlichsten Bereichen, u.a. im Risikomanagement.
Boston Consulting Group und bei Goldman Sachs, bevor er                  Seit zehn Jahren ist er beruflich selbtständig mit Fokus auf
2002, ebenfalls im Finanzsektor, seine erste Unternehmung                Geschäftsprozesse, Anlagengeschäft und digitale Technolo-
gründete.                                                                gien (sog. FinTech).

nun verschiedene Möglichkeiten, dieses zu nutzen: Er kann es auf         Vontobel unterstützt das Social-Venture-Projekt IndigoDi-
einer lokalen Bank, die mit uns zusammenarbeitet, gegen Bargeld          gital im Bereich Finanzdienstleistungen für Menschen in
eintauschen oder in einem Lebensmittelladen damit bezahlen, der          weniger entwickelten Ländern. Einen aktiven Beitrag für das
das elektronische Geld akzeptiert – ähnlich einer heutigen Kredit-       Wohlergehen der Gesellschaft zu leisten, gehört seitlangem
karte. Auch bei einem Einkauf in einem kleinen Laden ist keine           zu den Zielen von Vontobel. Wir sind davon überzeugt, dass
moderne Kasse nötig. Der Kunde kann dem Ladenbesitzer das                ein verstärktes Engagement für gesellschaftliche Aspekte
Geld sofort auf dessen Mobiltelefon überweisen und so bezahlen.          untrennbar zu einer langfristigen Unternehmensführung ge-
                                                                         hört. Vontobel hat sich im Rahmen eines Aktionärsbindungs-
Wie wird Ihre Idee finanziert?                                           vertrages an dem innovativen Schweizer Mikrofinanzdienst-
Fredy Walker: Eine Unternehmung dieser Grössenordnung ver-               leister IndigoDigital beteiligt. IndigoDigital baut eine digitale
langt nach sehr hohen Anfangsinvestitionen, weshalb wir konti-           Plattform (via Smartphone-App) mit dem Ziel auf, die Kos-
nuierlich mit Anlegern in Kontakt stehen. Unser Projekt ist für sie      ten von Geldüberweisungen (sogenannten Remittances)
aussergewöhnlich, da es sich nicht um ein reines Finanzengage-           von Migranten in ihre Heimatländer drastisch zu senken und
ment handelt, sondern auch eine philanthropische Komponente              damit den begünstigten Menschen vor Ort direkt zu hel-
beinhaltet – es ist ein Social Venture. Wir streben Profitabilität an,   fen. Einfache Sparprodukte sollen in einem zweiten Schritt
aber keine immens hohen Renditen.                                        folgen. Neben dem finanziellen Engagement ist die aktive
                                                                         Unterstützung bei inhaltlichen und fachtechnischen Fragen
Wie sieht der weitere Fahrplan bis zur tatsächlichen Lancierung          rund um den Aufbau und der Vermarktung dieser digitalen
aus?                                                                     Finanzdienstleistungsplattform vereinbart. Das Projekt wird
Bernd Reuther: Unser Ziel ist es, unser Angebot im Frühjahr 2016         als sogenanntes PPDP (Public Private Development Partner-
im ersten geografischen Korridor zu lancieren – dieser umfasst           ship) umgesetzt. Nebst privaten Investoren beteiligen sich
zwei Sender- und ein Empfängerland. Danach werden wir in re-             auch verschiedene öffentlich-rechtliche Organisationen wie
lativ schneller Abfolge, in etwa im Quartalstakt, weitere Länder         insbesondere die Schweizerische Direktion für Entwicklung
abdecken. Beispiele für solche Korridore sind Transaktionen von          und Zusammenarbeit DEZA und verschiedene internationale
Europa in die Maghreb-Zone oder von Nordamerika in die Karibik.          Organisationen daran.

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Makro

Auf der Suche nach
neuen «sicheren Häfen».
Text: Christophe Bernard, Chefstratege Vontobel

Anfang Mai 2015 machte ein Einbruch der Preise deutscher Bundesanleihen
die Couponerträge der letzten zehn Jahre innerhalb eines einzigen Tages
zunichte. Obwohl dies zweifellos eine gesunde Korrektur einer fast
irrationalen vorherigen Rally ist, wird daraus klar, dass als sicher geltende
Anlagen anfällig für eine atemberaubende Volatilität geworden sind.
Anleger sind daher gut beraten, nach Alternativen Ausschau zu halten.

Theoretisch sollten starke Bewegungen an den Finanzmärkten auf     den USA müssen für Anleihenanleger nicht problematisch sein,
Aktien, Unternehmensanleihen und andere risikoreiche Anlage-       aber es ist sicherlich sinnvoll, sich verstärkt Alternativen zuzuwen-
klassen beschränkt sein. Staatsanleihen gelten dagegen als viel    den, insbesondere Absolute-Return-Strategien.
stabiler, da die Steuereinnahmen ganzer Staaten dahinter stehen.
Dies trifft heute jedoch nicht mehr zu. Plötzliche Schwankungen    Lassen Sie uns einen Blick auf die zugrunde liegenden wirtschaft-
der Anleihenkurse und der Renditen können sogar bei US-Staats-     lichen Entwicklungen werfen, die unsere Anlageentscheidungen
anleihen beobachtet werden, den vermeintlich sichersten der «si-   beeinflussen. Unser wichtigstes Szenario «anhaltender Auf
cheren Häfen». Am 15. Oktober 2014 veranlasste eine volatile       schwung – mit Gegenwind» bleibt bestehen, auch wegen der aus-
Phase der zehnjährigen US-Staatsanleihen Jamie Dimon, den          serordentlichen Massnahmen, die die grossen Zentralbanken
Chairman von JPMorgan, zu der Äusserung, dass ein solches Er-      weltweit zur Stützung der betreffenden Volkswirtschaften ergrif-
eignis normalerweise «nur alle drei Milliarden Jahre» vorkommt.    fen haben (siehe Grafik).
Die Beispiele plötzlicher Marktbewegungen in Deutschland und

Die Liquiditätsschwemme der Zentralbanken wird an aufgeblähten Unternehmensbilanzen ersichtlich
Verhältnis des Gesamtvermögens der Zentralbanken zum BIP

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      2004         2005      2006         2007   2008     2009     2010        2011       2012       2013        2014       2015

18 Magazin für Privatkunden Makro                                           Quelle: Thomson Reuters Datastream, Vontobel Asset Management
Wiederanstieg des Ölpreises                                         Die Aussichten für die Eurozone verbessern sich
Der Ölpreis bleibt für die globale Wirtschaft nach wie vor von      Europas Aussichten haben sich dagegen verbessert, wie die häufi-
grosser Bedeutung, und sein Wiederanstieg in den ersten Mona-       gen Aufwärtskorrekturen der Konjunkturdaten für die 19 Mitglie-
ten des laufenden Jahres könnte das Ende der extrem niedrigen       der zählende Eurozone seit Ende Januar 2015 belegen. Die
Preisniveaus darstellen. Einerseits kann dies den Ölproduzenten     bedeutende handelsgewichtete Abwertung des Euro in den ersten
und den verschiedenen geldpolitischen Behörden wie der Europä-      Monaten des laufenden Jahres dürfte die Exporte ankurbeln und
ischen Zentralbank oder der japanischen Notenbank zugutekom-        die Importe eindämmen. Die stark expansive Geldpolitik der Euro-
men, die versuchen, ihre Volkswirtschaften aus der Deflation        päischen Zentralbank mit ihrem exemplarischen Anleihenkaufpro-
herauszuholen. Andererseits können steigende Ölpreise die auf-      gramm führte zu einer Trendwende beim Kreditwachstum. Die
keimende Konjunkturerholung in der Eurozone belasten.               Kreditinstitute rechnen nun mit einer steigenden Kreditnachfrage
                                                                    von kleinen und mittleren Unternehmen. Die Arbeitslosenquote ist
Bevorstehende Zinserhöhung in den USA im zweiten Halbjahr           jedoch nach wie vor hoch, und die ungelöste Griechenland-Krise
Die US-Wirtschaft, die weltweit als Konjunkturbarometer dient,      belastet die Erwartungen stark.
wird voraussichtlich in den nächsten Quartalen an Fahrt aufneh-
men, nachdem sie sich in den ersten Monaten dieses Jahres abge-     Werden sich die indischen Wirtschaftsreformen positiv
kühlt hatte. In den USA herrscht derzeit eine Wirtschaft der zwei   auswirken?
Geschwindigkeiten. Die Konsumenten sind zuversichtlich, denn        Im Hinblick auf die Schwellenländer, insbesondere in Asien, liessen
dank einem soliden Beschäftigungs- und Lohnwachstum, verbun-        die zahlreichen Reformen des wirtschaftlich orientierten Premier-
den mit einer niedrigen Inflation, weisen die realen verfügbaren    ministers Narendra Modi Hoffnungen auf massive Investitionen
Einkommen solide Wachstumsraten auf. Das Wachstum der In-           aufkommen. Es bestehen jedoch weiterhin Bedenken, dass die
dustrieproduktion hat sich jedoch verlangsamt, und die Geschäfts-   Pläne auf Unternehmensebene nicht den gewünschten Effekt ha-
klimaindikatoren für Unternehmen aus dem verarbeitenden             ben könnten, und der indische Aktienmarkt zeigt nach der Rally im
Gewerbe haben sich verschlechtert. Der Hauptgrund für die Ver-      letzten Jahr Ermüdungserscheinungen. In China ist die Situation
langsamung war die Aufwertung des US-Dollars, der die Aussich-      ganz anders: Die konjunkturelle Abkühlung hatte keine Verlangsa-
ten für amerikanische Exporteure trübte. Andere temporäre           mung der Hausse von chinesischen Aktien zur Folge, die durch die
Faktoren wie das kalte Wetter Anfang 2015 und ein Streik von        Bemühungen der Regierung, Aktienanlagen zu erleichtern, ange-
Hafenangestellten an der US-Westküste im Frühjahr spielten          trieben wurde. Was Japan betrifft, so lahmt die dortige Wirtschaft.
ebenfalls eine Rolle. Dennoch sind wir überzeugt, dass sich die     Dennoch bleiben die Aussichten für japanische Aktien positiv, was
grösste Volkswirtschaft der Welt erholen wird. Die US-Notenbank     unserer Meinung nach darauf zurückzuführen ist, dass im März
dürfte die Zinsen bis September 2015 anheben, was die erste Er-     2015 neue Empfehlungen über die Ausschüttungspraktiken japa-
höhung seit neun Jahren wäre. Ein wichtiger Faktor, den die Zent-   nischer Unternehmen veröffentlicht wurden. Die Vorschrift zielt
ralbank bedenken muss, wird der Trend des US-Dollars sein, der      darauf ab, ihre Geschäftstätigkeit künftig stärker auf eine langfris-
scheinbar an Dynamik verliert.                                      tige Wertsteigerung auszurichten.
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Kompetenz

Digitalisierung im Private Banking,
aber bitte persönlich.
Text: Dr. Lukas Weber, COO Private Banking

Die Digitalisierung macht auch vor dem Private Banking nicht halt. Für ein
Geschäft, das auf persönlichem Kontakt beruht, ist es wichtig, den digitalen
Kanal als Ergänzung – und nicht als Ersatz – der klassischen Beratung anzu-
bieten. Eine solche digitale Private-Banking-Lösung stellt Vontobel ihren Kun-
den zur Verfügung – vorerst in der Schweiz, weitere Länder werden folgen.

«Stellen Sie sich vor: An einem hektischen Handelstag infor-        rer Schweizer Kunden ausgerichtet ist: «Vontobel Mobile Pri-
miert Sie ihre Bank mit einer Nachricht auf Ihrem Mobile über       vate Banking». Über Vontobel Mobile Private Banking erhält
eine Bandbreitenabweichung in Ihrem Portfolio. Um diese zu          der Schweizer Kunde bequem weltweit und 24 Stunden am
beheben, erhalten Sie einen massgeschneiderten Anlagevor-           Tag Zugriff auf seine gesamten Portfolio- und Kontoinforma-
schlag, natürlich mit Rating und                                                              tionen, die wichtigsten Finanzmarkt-
Research-Empfehlungen. Sie sind                                                               daten und den umfassenden und von
positiv überrascht: Genau darü-         «Digital Private Banking                              «Extel» mehrfach ausgezeichneten
ber haben Sie auch schon nach-                                                                Vontobel-Research. Dabei kann er sich
gedacht. Also möchten Sie sich           eröffnet dem Kunden viele                            von Investment-Ideen und Experten-
rasch mit Ihrem Berater bespre-                                                               Analysen inspirieren lassen und sich
chen – per Video-Chat erreichen          attraktive Chancen.»                                 mit dem Kundenberater über Instant-
Sie ihn, und er simuliert Ihnen                                                               Messaging, einen verschlüsselten
auch gleich die Auswirkungen                                                                  Kommunikationskanal, austauschen.
auf Ihr Portfolio. Und dies, obwohl Sie gerade auf Reisen sind.     Die breite Palette an Funktionalitäten ermöglicht es dem Kun-
Sie nehmen sich die Zeit und stöbern weiter auf der digitalen       den entsprechend seinen Anlagezielen, rechtzeitig und zielge-
Plattform Ihrer Bank: zugeschnittene Anlageempfehlungen und         richtet zu agieren, und erfüllt höchste Sicherheitsanforderun-
personalisierter Research. Auf dem virtuellen Portfolio simulie-    gen. In der ersten Phase ist «Vontobel Mobile Private Banking»
ren Sie Ihre Ideen und validieren diese mit Ihrem Kundenberater     für Kunden mit Domizil Schweiz erhältlich und wird nach und
in Echtzeit und setzen sie bei Bedarf um – die digitale Zukunft.»   nach in weiteren Länder angeboten.

Nun: Ganz so weit ist die Welt im Private Banking noch nicht.
Aber die Reise geht in diese Richtung. Und Vontobel hat die
Zeichen der Zeit früh erkannt und sich im Bereich «Digital Ban-
king» hervorragend positioniert: Bereits 2008 lancierte Vontobel
mit «deritrade» eine Plattform für die individuelle Gestaltung
von Strukturierten Produkten für Kundenberater. Damit können
Anlageideen für die Privatanleger live dargestellt und nach Mass
umgesetzt werden. Durch die Öffnung für weitere Anbieter von
Strukturierten Produkten hat sich die Plattform inzwischen zur
führenden «Multi-Issuer-Plattform» entwickelt und steht exem-
plarisch für die Innovationskraft der Bank. Seit Anfang diesen
Jahres bietet Vontobel auch für ihre Schweizer Privatkunden
eine moderne digitale Plattform an, die auf die Bedürfnisse ih-

20 Magazin für Privatkunden Kompetenz
© Gettyimages

Die digitale Revolution hat somit auch die Privatbanken er-            unabhängige Rund-um-die-Uhr-Zugang und die Instant-Mes-
reicht. Im Vergleich zum transaktionsorientierten und auf «do          saging-Funktionen erhöhen auch die Erwartungshaltung nach
it yourself» ausgerichteten Retail-E-Banking, ist Digital Private      einer schnellen Reaktion ihrer Bank.
Banking inhaltsgetrieben und auf das beratungsintensive und
erklärungsbedürftige Anlagegeschäft ausgerichtet. Selbstver-           Wie andere Industrien es vormachen, werden künftig auch Pri-
ständlich bleibt das Private Banking ein Beziehungs- und Ver-          vatbanken das Nutzungsverhalten der Kunden im Internet stär-
trauensgeschäft, bei dem der Kunde auch künftig von seinem             ker in den Fokus rücken: Dies ermöglich individualisierte An-
persönlichen Berater betreut wird.                                     lagevorschläge oder personalisierte Benachrichtigungen, ganz
                                                                       nach Wunsch des Kunden – wobei auch dies die Interaktion mit
Mit den digitalen Plattformen entstehen neue Möglichkeiten             dem Kundenberater nur ergänzt, aber nicht ersetzt. Schliess-
für den Kunden, mit seinem Kundenberater, aber auch direkt             lich erlaubt die Digitalisierung auch eine weitere Vereinfachung
mit der Bank zu kommunizieren. Sie können jederzeit ihren be-          operativer Prozesse, auch im Private Banking. Digitale Abläufe
vorzugten Kommunikationskanal wählen und auch nahtlos von              werden schneller, einfacher und gleichzeitig auch weniger feh-
einem zum anderen wechseln. Wichtig dabei sind die einfache,           leranfällig, wovon die Kunden letztlich profitieren.
intuitive Bedienung sowie die verständliche, gut lesbare Dar-
stellung – unabhängig davon, ob ein Nutzer nur einen raschen           Dabei bleibt der Faktor Mensch zentral: Digital Private Ban-
Überblick über sein Portfolio wünscht, komplexe Finanzinfor-           king – wenn richtig umgesetzt – eröffnet dem Kunden viele
mationen analysieren möchte oder selbst Transaktionen tätigen          attraktive Chancen, über erweiterte Beratungsdienstleistungen
will. Digital Banking soll letztlich den Zugriff und die Interaktion   und verbesserte Servicequalität Mehrwert von seiner Bank zu
für den Kunden einfacher gestalten.                                    erhalten. Letztlich ist und bleibt das Private Banking aber ein
                                                                       Beziehungsgeschäft, und der persönliche Kontakt zwischen
Oft möchten vermögende Privatkunden mit ihrem Kunden-                  dem Kunden und seinem Berater ist entscheidend. Durch die
berater auch einfach ihre eigenen Anlageideen validieren. Mit          persönliche Beratung, aktive Vermögensverwaltung und indivi-
dem «Vontobel Mobile Private Banking» haben sie 24 Stun-               duelle Lösungssuche grenzt sich das «Vontobel Digital Private
den Zugang zu ausführlichen Finanzinformationen, aktuellen             Banking» von reinen Online-Banken ab. Dabei wird das Kun-
Marktkursen oder Analysen von Einzeltiteln. Auf dieser Basis           denportfolio individuell verwaltet und betreut sowie aktiv ent-
können sie ihre eigenen Einschätzungen entwickeln und die-             sprechend dem Marktumfeld ausgerichtet.
se dann mit ihrem Kundenberater über Messaging-Funktionen
oder in einem persönlichen Gespräch besprechen. Der örtlich

                                                                                                    Magazin für Privatkunden Kompetenz 21
Kompetenz

So sieht Vontobel Mobile Private
Banking aus.
Das «Vontobel Mobile Private Banking» wird laufend weiter-
entwickelt. Noch in diesem Jahr sollen Funktionen wie eine
«Watchlist», das Einrichten eines «Virtuellen Portfolios» sowie
weitere Analysen und Informationen dazukommen, gefolgt von
einer benutzerfreundlichen Trading-Funktion (Kauf/Verkauf
von Titeln). Aktuell läuft die App auf iOS- und Android-Tablets,
wobei schon im Spätsommer eine Smartphone-Version zur Ver-
fügung stehen wird.

Direkt nach dem Einloggen wird die Gesamtübersicht angezeigt. Hier sind die Portfolios und Konten sowie weitere Informationen übersichtlich in Kacheln angeord-
net und können durch Antippen geöffnet werden. Die intuitive und einfache Navigation kann auch über die schwarze Navigationsleiste am unteren Bildschirmrand
erfolgen. Befindet sich der Benutzer in einer Rubrik, so kann er nahtlos in die nächste wechseln und sich auch in Informationen vertiefen.

22 Magazin für Privatkunden Kompetenz
Als umfangreiches
                                                                                  8:15
                                                                                                                                                                       Beratungsinstrument
                                                                                                                                                                       kann der Austausch
                                                                                                                                                                       mit dem Kunden-
                                                                                                                                                                       berater direkt über
                                                                                                                                                                       eine verschlüsselte
                                                                                           Kunde:
                                                                23.6.2015 07:08            Hallo Herr Meier, ich habe die App bereits installiert.
                                                                                                                                                                       Verbindung gesche-
                                                                                           Die einfache Navigation gefällt mir sehr gut und ich habe                   hen – egal in welcher
                                                                                           mich gerade eingehend über die Nestlé-Aktie informiert.
                                                                                           Beste Grüsse, Felix Muster                                                  Rubrik man sich gera-
                                                                                                                                                                       de befindet. Die Chat-
                      Kundenberater:                                                                                                                                   Funktion kann von
                      Grüezi Herr Muster, vielen Dank für Ihr Feedback.                  23.6.2015 07:45

                      Falls Sie Fragen haben – zum Beispiel zu spezifischen
                                                                                                                                                                       überall unmittelbar
                      Anlagen – zögern Sie bitte nicht, mich zu kontaktieren.                                                                                          aufgerufen werden.
                      Beste Grüsse, Peter Meier

                                                                                                    Kunde:
                                                                23.6.2015 08:
                                                                                                    Rückruf angefragt.

Einblick in das eigene Portfolio – es kann nach                                                            Jüngste Markt- und Unternehmensentwicklun-
Anlagekategorien oder Währungen angezeigt                                                                  gen, angereichert mit der aktuellen Einschätzung
werden. Hier können Transaktionen nachvoll-                                                                unserer Research-Spezialisten, lassen sich aufru-
zogen oder kontrolliert werden, sodass man das                                                             fen und nachlesen. Wer lieber auf akustische und
Portfolio und dessen Entwicklung immer im Blick                                                            visuelle Informationen setzt, kann diese via Video
hat. Ob auf dem Tablet oder wie hier im Bild auf                                                           oder Podcasts abspielen.
dem Smartphone.

                                                                                                                                                       Magazin für Privatkunden Kompetenz 23
Kompetenz

Produktion nach Mass –
und dabei das Beste wählen.
Text: Patrick Stettler, Head Sales Europe Multi Issuer Platform

Die fortschreitende Digitalisierung hat in vielen Branchen die Entwicklung,
Produktion und sogar Dienstleistungskonzepte revolutioniert. Auch bei den
Banken verändern die digitalen Möglichkeiten ganze Produktionsabläufe
und lassen sogar neue Geschäftsmodelle entstehen. So lassen sich
Finanzprodukte mittlerweile weitgehend auf die Bedürfnisse einzelner
Kundenprofile sozusagen nach Mass herstellen. Neue Technologien in Form
von vollautomatisierten Emissionsplattformen machen es möglich, und
Vontobel gehört hier zu den führenden Anbietern. Vontobel deritrade® Multi
Issuer Platform verfolgt sogar ein bislang einzigartiges Konzept: Für ein
individuell angefertigtes Produkt können Berater gleich mehrere Offerten für
ihre Kunden direkt per Mausklick anfragen und das zum Kunden passendste
Anlageprodukt auswählen und emittieren lassen.

Automatisierung zur Weiterentwicklung des Angebotes                  delt sich um das Angebot von auf sie speziell zugeschnittene
Das erste strukturierte Produkt wurde bereits lange vor dem digi-    strukturierte Anlageprodukte.
talen Zeitalter im Jahr 1991 in der Schweiz lanciert – mit grossem
Erfolg. Es beflügelte ein schnelles Wachstum von verbrieften An-     Nehmen wir an, ein Kunde hat ein konkretes Anlagebedürfnis, für
lageprodukten und begründete so ein neues Marktsegment. Ge-          das er ein passendes Anlageprodukt benötigt. Sein Berater kann
mäss aktuellen Erhebungen sind in der Schweiz derzeit über CHF       über deritrade® Multi Issuer Platform auf eine grosse Vielfalt von
190 Milliarden in strukturierten Produkten investiert (SNB, Febru-   Möglichkeiten zugreifen, um ein Produkt selbstständig und indivi-
ar 2015). Um eine notwendige Skalierung im damals stark boo-         duell herzustellen. Dazu steht ihm eine breite Auswahl an Basis-
menden Geschäftszweig zu erlangen, hat Vontobel mit seiner           werten, Auszahlungsmöglichkeiten und Währungen zur Verfü-
deritrade®-Plattform schon im Jahr 2008 als einer der ersten Emit-   gung. Der Gestaltungsprozess ist so flexibel wie einfach, und da
tenten die zugrunde liegenden Prozessketten weitgehend auto-         sich die Kundenbedürfnisse weitestgehend berücksichtigen las-
matisiert und das Zeitalter der Digitalisierung im Bereich der       sen, kreiert der Berater innerhalb nur weniger Minuten ein mass-
strukturierten Produkte eingeläutet. In der Folge sanken die Her-    geschneidertes und damit personalisiertes Anlageprodukt. Anders
stellungskosten spürbar, was wiederum dazu führte, dass die Mi-      formuliert: Das Produkt passt sich dem Kunden an – nicht umge-
nimum-Anlagebeträge von ursprünglich einigen Millionen auf           kehrt.
unter 100’000 Schweizer Franken wesentlich reduziert werden
konnten. Diese tiefen Stückelungen waren schliesslich das bestim-    «Multi» steht für die Vielfalt
mende Element, um ein neues Angebot für Kunden zu schaffen,          Vontobel deritrade® hat sich über viele Jahre durch hohe Stabilität
die dem Segment «Private Banking» zugeordnet werden. Es han-         ausgezeichnet, weswegen ein weiterer Ausbau der Plattform vor

24 Magazin für Privatkunden Kompetenz
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