Risiko 01 sind sie gefährdet? - Deutsche Krebshilfe
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01 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 1 Die blauen Ratgeber ihr krebs risiko sind sie gefährdet? Antworten. Hilfen. Perspektiven.
Diese Broschüre entstand in Zusammenarbeit der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft. Herausgeber Stiftung Deutsche Krebshilfe Buschstraße 32 53113 Bonn Dieser blaue Ratgeber ist Teil einer Broschürenserie, die sich an Krebs- Telefon: 02 28 / 7 29 90-0 betroffene, Angehörige und Interessierte richtet. Die Broschüren dieser E-Mail: deutsche@krebshilfe.de Internet: www.krebshilfe.de Reihe informieren über verschiedene Krebsarten und übergreifende Text und Redaktion Themen der Krankheit. Isabell-Annett Beckmann Deutsche Krebshilfe Die blauen Ratgeber geben ANTWORTEN auf medizinisch drängende Stand 5 / 2015 Fragen. Sie bieten konkrete HILFEN an, um die Erkrankung zu bewälti- ISSN 0946-4816 Art.-Nr. 001 0055 gen. Und zeigen PERSPEKTIVEN auf für ein Leben mit und nach Krebs.
Inhalt Vorwort 4 Lungenkrebs 72 Einleitung 7 Magenkrebs 77 Bauchspeicheldrüsenkrebs 13 Nierenkrebs 83 Blasenkrebs 17 Prostatakrebs 87 Gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen 90 Brustkrebs 22 Gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen 25 Rachen- und Kehlkopfkrebs 94 Darmkrebs 28 Schilddrüsenkrebs 97 Gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen 31 Speiseröhrenkrebs 101 Eierstockkrebs 37 Hier erhalten Sie Informationen und Rat 105 Gebärmutterkrebs 40 Informationen im Internet 111 Gebärmutterhalskrebs 40 Gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen 43 Erklärung von Fachausdrücken 117 Gebärmutterkörperkrebs 48 Quellenangaben 124 Hautkrebs 51 Gesetzliche Früherkennungsuntersuchung 55 Informieren Sie sich 125 Hodenkrebs 58 Sagen Sie uns Ihre Meinung 128 Leberkrebs 63 Leukämie 67
4 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 5 Vorwort krebs bei. Übermäßige Sonnenbestrahlung und Hautkrebs – beides hängt eng zusammen. Ungesunde, weil zu fette und ballaststoffarme Ernährung kann Liebe Leserin, lieber Leser, Magen- oder Darmkrebs fördern; ein hoher Fettverzehr steht auch im Zusammenhang mit Brustkrebs. Übergewicht begünstigt Krebs. Eine Diagnose, die Angst macht. Die von Trauer, manch- die Entstehung von Gebärmutterkrebs. mal Wut und oft Hilflosigkeit begleitet wird. Eine Krankheit, die den Betroffenen selbst, aber auch ihren Familien und Freunden Auf andere Faktoren, die das Risiko für einzelne Krebsarten erhö- das Gefühl gibt, allein zu sein. hen, haben Sie allerdings keinen Einfluss: bestimmte Krankhei- ten, krebserregende Stoffe, denen Sie vielleicht am Arbeitsplatz Pro Jahr erkranken in Deutschland nach Schätzungen des Robert ausgesetzt sind, und nicht zuletzt eine familiäre Veranlagung, Koch-Instituts Berlin etwa 500.000 Menschen neu an Krebs. die es zum Beispiel bei Magen-, Darm- und Brustkrebs gibt. In der Regel nimmt die Erkrankungsrate zu, je älter die Men- schen werden. Daher werden in den kommenden Jahrzehnten Über all diese Risikofaktoren informiert Sie die vorliegende Bro- in Deutschland insgesamt mehr Menschen an Krebs erkranken, schüre, damit Sie wissen, ob Sie zu einer „Risikogruppe“ gehö- weil es mehr ältere Menschen geben wird. ren und, wenn ja, zu welcher. Wenn Sie dann feststellen, dass Sie durch Krebs verstärkt bedroht sind – ohne dass Sie allerdings In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass Sie Ihr persön zwangsläufig erkranken müssen –, empfehlen wir Ihnen: liches Krebsrisiko kennen und einschätzen können. Lassen Sie sich in regelmäßigen Abständen – mindestens einmal Wissenschaftliche Untersuchungen – Experten sprechen von jährlich – von Ihrem Arzt untersuchen, und weisen Sie ihn darauf Untersuchungen zur Krebsepidemiologie – konnten nämlich hin, welche Umstände Ihr Krebsrisiko erhöhen. Zusammenhänge zum Beispiel zwischen bestimmten Lebens gewohnheiten und bestimmten Krebsarten feststellen. Eine solche Kontrolle kann zwar nicht verhindern, dass die Krankheit ausbricht. Aber wenn Sie an Krebs erkranken, kann Risiko Nummer eins ist das Rauchen: Neun von zehn Lungen- er dann frühzeitig entdeckt und ohne Zeitverlust behandelt wer- krebskranken sind Raucher. Auch bei Magen-, Rachen-, Kehl- den. Dies ist deshalb so wichtig, weil die Heilungsaussichten bei kopf-, Mund-, Kiefer-, Nierenbecken-, Blasen-, Gebärmutterkrebs Krebs umso größer sind, je eher er erkannt wird. und Leukämie erhöht Rauchen das Risiko. Bei der Früherkennung sind Sie im Übrigen Ihr wichtigster Ver- Alkohol, regelmäßig und in größeren Mengen getrunken, trägt bündeter: Beobachten Sie Ihren Körper auf Veränderungen, neh- zur Entstehung von Rachen- und Kehlkopf-, Magen- und Leber- men Sie diese ernst, und lassen Sie bei Bedarf die Ursache von
6 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 7 einem Arzt abklären. Die wichtigsten Warnzeichen, auf die Sie Einleitung achten sollten, finden Sie ebenfalls in dieser Broschüre. Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 500.000 Menschen neu an Darüber hinaus helfen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Krebs. Je früher die Erkrankung festgestellt wird, desto größer sind die ter der Deutschen Krebshilfe auch gerne persönlich weiter. Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie uns an! Heilungschancen. Wir wünschen Ihnen, dass Sie gesund bleiben. Ihre Deutsche Krebshilfe 264.000 Männer und 236.000 Frauen erhalten jährlich in Ihre Deutsche Krebsgesellschaft Deutschland die Diagnose „Krebs“. Das mittlere Erkrankungs alter liegt für Männer bei etwa 69 Jahren, für Frauen bei 68 Jah- ren. Mit steigendem Alter nimmt das Risiko, an Krebs zu erkran- ken, zu. Eine gesunde Lebensweise ist die beste Möglichkeit, einer Krebserkrankung aktiv vorzubeugen. Zu einem gesunden Le- bensstil gehören insbesondere Nichtrauchen, regelmäßige kör- perliche Bewegung, gesunde Ernährung sowie der vorsichtige Umgang mit der UV-Strahlung. Andere Risiken, die dazu beitragen können, dass ein Mensch an Krebs erkrankt, sind dagegen unvermeidbar – wie das steigende Alter, eine familiäre Belastung oder krebserregende Stoffe am Arbeitsplatz beziehungsweise in der Umwelt. Je früher eine Krebserkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Für manche Krebsarten, genauer für Brust-, Gebärmutter-, Darm-, Haut- und Prostata- Eine Bitte in Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Broschüre helfen können. krebs, bieten die gesetzlichen Krankenkassen ihren Versicherten eigener Sache Bitte geben Sie uns Rückmeldung, ob uns das auch wirklich einmal im Jahr beziehungsweise alle zwei Jahre Früherkennungs- gelungen ist. Auf diese Weise können wir den Ratgeber immer untersuchungen an. weiter verbessern. Bitte füllen Sie den Fragebogen aus, den Sie am Ende der Broschüre finden. Vielen Dank!
8 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick, ab welchem Schilddrüse Alter Sie welche Untersuchung machen lassen können. Speiseröhre Krebsfrüherkennungsuntersuchungen im Überblick Lunge Organ Frau Mann Häufigkeit Magen Gebärmutterhals Ab 20 Jahren – Jährlich Leber PAP-Test Bauchspeichel- Brust Ab 30 Jahren drüse Tastuntersuchung – Jährlich Von 50 – 69 Jahren Nieren Mammographie – Alle 2 Jahre Haut Ab 35 Jahren Screening bei zertifizierten Ärzten Alle 2 Jahre Darm Darm Von 50 – 55 Jahren Test auf verborgenes Blut im Stuhl Jährlich Blase Ab 55 Jahren Angebot einer ersten Darm- spiegelung; Angebot einer zweiten Darm- Prostata spiegelung frühestens 10 Jahre nach der ersten Untersuchung, alternativ ab 55 Hoden Jahren. Stuhl-Blut-Test für alle, die keine Darmspiegelung machen lassen möchten Alle 2 Jahre Prostata – Ab 45 Jahren Tastuntersuchung Jährlich Die inneren Organe des Mannes
Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 11 Krebsfrüherkennungsuntersuchungen haben das Ziel, Tumore Schilddrüse möglichst in frühen Stadien ihrer Entwicklung aufzuspüren. Frühe Stadien lassen sich nämlich meist erfolgreicher und auch Speiseröhre schonender behandeln als späte Stadien, in denen möglicher- weise sogar schon Tochtergeschwülste (Metastasen) entstanden Lunge sind. Magen Dieses Prinzip leuchtet ein. Trotzdem werden Früherkennungs- untersuchungen durchaus kritisch betrachtet, denn sie können Leber auch Nachteile haben. Daher ist es sinnvoll, für jedes Verfahren die Vorteile den Nachteilen gegenüberzustellen und gegenein Bauchspeichel- ander abzuwägen. Am Ende einer solchen Nutzen-Risiko-Abwä- drüse gung können Sie dann entscheiden, ob Sie an dieser Krebsfrüh- erkennungsuntersuchung teilnehmen möchten oder nicht. Nieren Empfehlungen Basierend auf den folgenden Kernfragen hat die Deutsche Krebs- Darm der Deutschen hilfe gemeinsam mit Experten die grundsätzlichen Vor- und Krebshilfe Nachteile der einzelnen Krebsfrüherkennungsuntersuchungen Eileiter bewertet und Empfehlungen formuliert. Sie finden diese Empfeh- lungen in den Faltblättern der Deutschen Krebshilfe oder unter Gebärmutter www.krebshilfe.de. Eierstöcke Wir raten Ihnen aber, sich selbst ein Bild zu machen und sich für oder gegen eine Teilnahme zu entscheiden. Wenn Sie Fragen Blase haben, Ihnen etwas unklar ist oder Sie sich damit überfordert fühlen, dann lassen Sie sich von Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin beraten. Kernfragen einer Bewertung •• Wie groß ist mein persönliches Risiko, an dieser betreffenden Krebsart zu erkranken? •• Wie oft kommt es vor, dass die Untersuchungsmethode eine bereits bestehende Krebserkrankung wirklich erkennt („rich- Die inneren Organe tig-positives Ergebnis”)? der Frau
12 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 13 •• Wie oft kommt es vor, dass die Untersuchungsmethode eine Bauchspeicheldrüsenkrebs bereits bestehende Krebserkrankung nicht erkennt („falsch- negatives Ergebnis”)? Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine eher seltene Krebserkrankung. •• Wie oft ergibt der Test einen Krebsverdacht, obwohl keine Besondere Risikofaktoren sind Rauchen, Alkohol und eine familiäre Krebserkrankung vorliegt („falsch-positives Ergebnis”)? •• Wenn dieser Tumor früh erkannt wird, sind dann die Heilungs- Belastung. aussichten tatsächlich besser, als wenn er später entdeckt würde? •• Wie viele Teilnehmer an dieser Früherkennungsuntersuchung Die Zahl der Menschen, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs tragen Schäden davon? (Pankreaskarzinom) erkranken, ist in Deutschland seit vielen •• Wie bei jeder Früherkennung gibt es das Problem der soge- Jahren fast unverändert. nannten Überdiagnose. Welche Nachteile kann diese mit sich bringen? Bauchspeicheldrüsenkrebs Im Übrigen empfehlen wir Ihnen noch einmal: Entwickeln Sie ein Bewusstsein für Ihren Körper. Achten Sie darauf, ob er sich ver- Neuerkrankungen Frauen Männer Insgesamt ändert, und gehen Sie zum Arzt, wenn Ihnen diese Veränderun- 8.900 8.500 17.400 gen seltsam oder gar verdächtig vorkommen! Mittleres Schieben Sie aus Angst vor der möglichen Diagnose „Krebs“ Erkrankungsalter 76 Jahre 70 Jahre den Besuch beim Arzt nicht vor sich her. Meistens wird Ihr Arzt Sie beruhigen können, weil Ihre Beschwerden eine harmlose Ursache haben. Bei den krebsbedingten, organbezogenen Todesursachen steht Bauchspeicheldrüsenkrebs relativ weit vorn. Denn meistens wer- w Präventions- Wenn Sie sich ausführlicher darüber informieren möchten, wie den diese Tumoren erst in fortgeschrittenem Stadium diagnos- broschüren Sie durch eine gesunde Lebensweise zur Krebsprävention bei- tiziert und sind dann nicht mehr heilbar. Vor allem, wenn Bauch- tragen können, dann fordern Sie die Präventionsbroschüren und speicheldrüsenkrebs nicht mehr operativ entfernt werden kann, -faltblätter der Deutschen Krebshilfe an. Eine Übersicht über die lässt er sich mit anderen Behandlungsmöglichkeiten in der Regel einzelnen Titel finden Sie auf dem Bestellformular im Anhang nicht mehr heilen. dieses Ratgebers. Wissenschafter haben inzwischen einige Ursachen und Risiko- faktoren für die Entstehung des Bauchspeicheldrüsenkarzinoms ausfindig machen können.
14 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 15 Dazu gehört vor allem das Rauchen. Bei Rauchern findet sich Mögliche Bauchspeicheldrüsenkrebs verursacht in den meisten Fällen kei- Bauchspeicheldrüsenkrebs zwei- bis dreimal häufiger als bei Beschwerden ne typischen Beschwerden. Deshalb ist es besonders schwierig, Nichtrauchern. ihn frühzeitig zu erkennen. Treten Symptome auf, ist die Erkran- kung in der Regel bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Risikofaktor Ein erhöhtes Risiko haben auch Menschen mit Zuckerkrankheit Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder einer chronischen Bauchspeicheldrüsen- Oberbauch- / Ein chronischer, häufig als dumpf und tief empfundener Schmerz entzündung (Pankreatitis). Sie tritt gehäuft bei Menschen auf, Rückenschmerzen im Oberbauch kann viele Ursachen haben. Aber bis zu 80 Prozent die übermäßig viel Alkohol trinken. In einigen Fällen kann aber der Betroffenen mit einem Pankreaskarzinom berichten über auch eine genetische Erkrankung die Ursache dafür sein (here- Oberbauch- oder auch Rückenschmerzen. Die Bauchspeicheldrü- ditäre Pankreatitis). se liegt nämlich tief im Bauch direkt über der Wirbelsäule. Über den Einfluss von tierischen Fetten und Koffein wird noch Übelkeit Wenn der Tumor den Zwölffingerdarm oder den Magenausgang diskutiert. einengt, kann dies zu Übelkeit und Erbrechen führen. Risikofaktor Ein weiterer wichtiger Faktor ist das familiäre Risiko. Sind zwei Frühsymptom Produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar kein Insu- familiäre oder mehrere Angehörige ersten Grades (zum Beispiel Eltern / Zuckerkrankheit lin mehr, wird der Betroffene zuckerkrank. Bei etwa 15 Prozent Vorbelastung Geschwister) an einem Pankreaskarzinom erkrankt oder sind der Patienten ist dies das erste Symptom einer Krebserkrankung betroffene Angehörige zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als der Bauchspeicheldrüse. Es kann bereits ein bis zwei Jahre auf- 50 Jahre, besteht ein erhöhtes Risiko, dass weitere Angehörige treten, bevor sich andere Symptome zeigen. ebenfalls Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickeln. Weitere In- formationen zum sogenanten familiären Pankreaskarzinom er Gelbsucht Als erstes Symptom für einen Tumor im Pankreaskopf kann eine halten Sie bei der Deutschen Krebshilfe. Gelbsucht (Ikterus) auftreten. Denn der Bauchspeicheldrüsen- kopf liegt nah am Gallengang, und die Verdauungssäfte der Für Sie besteht ein Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu Bauchspeicheldrüse erreichen den Zwölffingerdarm an dersel- erkranken, wenn ben Stelle wie die Gallenflüssigkeit. Ist dieser Weg ganz oder •• Sie rauchen teilweise blockiert und damit der Galleabfluss behindert, ver- •• Sie unter Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) leiden färben sich die Haut und die Bindehaut der Augen gelb. Der Urin •• Sie an einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse wird dunkel, der Stuhlgang hell. Meistens haben die Betroffenen (Pankreatitis) leiden keine oder nur leichte Schmerzen. •• In Ihrer Familie bereits Bauchspeicheldrüsenkrebs aufge- treten ist
16 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 17 Gehen Sie bei diesen Anzeichen zu Ihrem Arzt Blasenkrebs •• Sie haben Missempfindungen vorwiegend im Ober- und Mittelbauch, die Blasenkrebs ist eine eher seltene Krebserkrankung. Besondere • In die Wirbelsäule ausstrahlen Risikofaktoren sind Rauchen, Alkohol und der Kontakt mit bestimmten • Sich durch die Einnahme spezieller Medikamente (zum Beispiel zur Behandlung einer Magenschleimhautentzün- chemischen Stoffen. dung nicht bessern • Länger als zwei Wochen andauern • Unterschiedlich stark sind •• Sie verlieren dauerhaft an Gewicht und haben keinen Appetit Krebserkrankungen der ableitenden Harnwege (Nierenbecken, •• Sie leiden unter Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung Harnleiter, Blase und Harnröhre) sind mit etwa drei Prozent im •• Sie sind oft müde, Ihre Leistungsfähigkeit ist vermindert Vergleich zu anderen Krebsarten relativ selten. Die Tumoren •• Sie leiden unter Nachtschweiß und Fieber gehen fast immer von der Schleimhaut der ableitenden Harn •• Ihre Haut und die Bindehaut der Augen färben sich gelb wege aus. Diese Schleimhaut heißt Urothel und die Tumoren •• Bei Ihnen wurde neu festgestellt, dass Sie zuckerkrank sind deshalb Urotheltumoren. Mehr als 90 Prozent wachsen in der •• Sie haben tastbare Veränderungen im Bauch Blase (Blasenkarzinome). Alle diese Beschwerden können harmlose Ursachen haben, doch können sie auch Hinweise auf eine Krebserkrankung sein. Das Blasenkrebs gilt besonders, wenn auf Sie einer oder mehrere der zuvor er- wähnten Risikofaktoren zutreffen. Neuerkrankungen Frauen Männer Insgesamt 4.500 11.900 16.400 Mittleres Erkrankungsalter 77 Jahre 73 Jahre Dazu kommen pro Jahr noch etwa 13.000 Erkrankungen in einem frühen, nicht invasiven Stadium. Wissenschafter haben inzwischen einige Ursachen und Risiko- faktoren für die Entstehung von Blasenkrebs ausfindig machen können.
18 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 19 Hauptrisikofaktor ist das Rauchen. Experten schätzen, dass inzwischen aus der Produktion der chemischen Industrie sowie etwa 30 bis 70 Prozent aller Blasenkrebserkrankungen auf das der Gummi-, Leder-, Textil und Farbstoffverarbeitung entfernt Rauchen zurückzuführen sind. wurden, werden auch heute noch berufsbedingte Urothelkarzi- nome festgestellt, weil es sehr lange dauert, bis dieser Krebs Risikofaktor Die krebserzeugenden (karzinogenen) Schadstoffe im Zigaret- sich entwickelt. Rauchen tenrauch gelangen beim Rauchen ins Blut, aus dem die Niere sie wieder herausfiltert. Sie gelangen mit dem Urin in die Blase. Tätigkeitsbereiche, die den Verdacht auf das Vorliegen einer Dort bleiben sie dann bis zur nächsten Blasenentleerung und beruflich bedingten Krebserkrankung der Harnblase oder der können so lange die Schleimhaut schädigen. ableitenden Harnwege begründen können •• Chemische und pharmazeutische Industrie Je eher Sie also aufhören zu rauchen, desto schneller verringern • Synthese, Produktion, Lagerung und Verteilung von Farb- Sie Ihr persönliches Krebsrisiko. stoffen und Produkten, die krebserzeugende Farbstoffe (unter anderem als Verunreinigung) enthalten Für Sie besteht ein Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken, wenn • Herstellung von Fuchsin oder Auramin •• Sie rauchen • Reparatur- und Wartungsarbeiten mit spezifischer •• Sie Kontakt mit bestimmten chemischen Stoffen, besonders Einwirkung mit aromatischen Aminen, hatten • Laborarbeiten mit spezifischer Einwirkung •• Sie an einer chronischen Blasenentzündung leiden •• Gummiindustrie •• Sie häufig ein Schmerzmedikament mit dem Wirkstoff • Fräsen Phenazetin einnehmen müssen • Latexproduktion •• Sie über viele Jahre an einer Infektionskrankheit (zum Beispiel • Reifenvulkanisation mit einem bestimmten tropischen Schädling – Bilharziose) • Kalandern leiden • Regeneratherstellung • Kabelproduktion Eine erbliche Veranlagung für diese Krebserkrankung ließ sich •• Farbanwendungen im Malerhandwerk bislang nicht sicher feststellen. • Anstrich, insbesondere Spritzlackieren • Anmischen von Farben, insbesondere vor 1960 Risikofaktor Auch der Kontakt mit bestimmten chemischen Stoffen erhöht •• Textilindustrie chemische Stoffe das Blasenkrebsrisiko. Dabei sind die sogenanten aromatischen • Färberei Amine besonders gefährlich: Sie wurden als eindeutig krebser- • Druckerei zeugend eingestuft. In bestimmten Industriezweigen waren Ar- •• Lederverarbeitung beiter diesen Stoffen bei ihrer Tätigkeit ausgesetzt; erkrankten • Färbung sie an einem Urotheltumor, wurde ihre Erkrankung deshalb als • Verarbeitung gefärbten Leders Berufskrankheit anerkannt. Obwohl die gefährlichsten Stoffe •• Sonstige Tätigkeiten
20 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 21 •Kautschukindustrie Auch wenn Sie wiederholt an einer „Blasenentzündung“ leiden, •Druckereien muss eine Krebserkrankung der ableitenden Harnwege aus- • Kokereien geschlossen werden. Wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren • Gaswerke Hausarzt oder an einen entsprechenden Facharzt (Urologe). • Gasretortenhäuser • Großfeuerungsanlagen Gehen Sie bei diesen Anzeichen zu Ihrem Arzt • Raffinerien •• Ihr Urin verfärbt sich rötlich bis braun, weil Blut im Urin ist. • Straßenbau Sie haben dabei keine Schmerzen. • Verwendung von Teer, Bitumen, Asphalt •• Sie müssen oft zur Toilette, entleeren aber jeweils nur kleine (auch durch Dachdecker) Mengen Harn. • Schornsteinfeger •• Die Blasenentleerung ist gestört: Sie können nur erschwert Quelle: K. Norpoth, H.-J. Woitowitz, Beruflich verursachte Tumoren, oder tropfenweise Harn lassen und haben dabei manchmal Deutscher Ärzte Verlag,1994 Schmerzen. Diese Beschwerden werden oft als Symptome ei- ner Blasenentzündung fehlgedeutet. Bei Harnblasenkrebs durch aromatische Amine kann es sich •• Sie haben ohne erkennbaren Grund Schmerzen in der seit- um eine anzeigepflichtige Berufskrankheit (BK-Nr. 1301 Anlage lichen Bauchregion, die sich an die Nabelgegend (Flanken) BKV) handeln. Wurde bei Ihnen diese Krebsart festgestellt und anschließt. haben Sie lange Jahre in einem der zuvor genannten Bereiche gearbeitet,können und sollten Sie einen Antrag auf Anerkennung Alle diese Beschwerden können harmlose Ursachen haben, doch als Berufskrankheit stellen. Ihr Arzt wird Ihnen dabei helfen. können sie auch Hinweise auf eine Krebserkrankung sein. Das gilt besonders, wenn auf Sie einer oder mehrere der zuvor er- Mögliche Wenn Blasenkrebs frühzeitig entdeckt und behandelt wird, sind wähnten Risikofaktoren zutreffen. Beschwerden die Heilungschancen sehr hoch. Allerdings sind die Symptome zu Beginn der Erkrankung häufig uncharakteristisch und können auch eine völlig andere Ursache haben. Seien Sie immer misstrauisch, wenn sich Ihr Urin rot färbt oder Sie beim Wasserlassen Beschwerden haben. Bei 80 Prozent aller Betroffenen mit Blasenkrebs oder anderen Karzinomen der ableitenden Harnwege tritt dieses Symptom auf. Meistens haben sie dabei keine Schmerzen.
22 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 23 Brustkrebs Für Sie besteht ein erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken •• Wenn Sie älter als 50 Jahre sind (allgemeines Altersrisiko) Brustkrebs ist der häufigste bösartige Tumor bei Frauen. Besondere •• Wenn nahe Verwandte (Mutter / Schwestern) bereits Brust- Risikofaktoren sind bestimmte Brustveränderungen, das steigende krebs hatten •• Sie selbst schon früher an Brustkrebs erkrankt waren Alter und in seltenen Fällen eine familiäre Belastung. Wird Brustkrebs •• Wenn Sie eine Problemmastopathie haben. Dies ist anzu früh erkannt, sind die Heilungschancen sehr gut. Sehr selten erkran- nehmen, wenn • Beim Abtasten eine besonders knotige Brustdrüsen ken auch Männer an Brustkrebs. veränderung festgestellt wurde • In der Mammographie zahlreiche Mikroverkalkungen ge- funden worden sind oder Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, steigt ab dem 50. Le- • Eine operative Gewebeprobe mikroskopische Zeichen für bensjahr deutlich an. Im Alter zwischen 50 und 69 Jahren sind ein erhöhtes Entartungsrisiko ergeben hat bundesweit etwa 13 von 200 Frauen erkrankt. Aber es ist zu be- •• Wenn Sie mit einer Hormonersatztherapie behandelt obachten, dass auch immer mehr jüngere Frauen betroffen sind. werden / wurden •• Wenn Sie übergewichtig sind und sich zu wenig bewegen •• Wenn Sie zu viel Alkohol trinken; für Frauen liegt die Ober- Brustkrebs grenze bei 10 Gramm Alkohol pro Tag (enthalten in 125 ml Wein oder 250 ml Bier) Neuerkrankungen Frauen Männer Insgesamt 75.200 600 75.800 Andere Faktoren, die das Brustkrebsrisiko erhöhen •• Kinderlosigkeit oder späte Geburt des ersten Kindes Mittleres •• Früh einsetzende Menstruation Erkrankungsalter 65 Jahre 68 Jahre •• Spät einsetzende Menopause •• Familiäre Vorbelastung Die Ursachen von Brustkrebs sind noch weitgehend unerforscht. Risikofaktor In seltenen Fällen kann eine erbliche Belastung für Brustkrebs Wissenschaftler haben jedoch bestimmte Risikofaktoren ausfin- erbliche Belastung vorliegen. Diese Frauen haben ein deutlich höheres Erkrankungs- dig machen können. risiko, sind jünger, wenn sie erkranken, und / oder es sind meh- rere Betroffene in der Familie. Eine solche erbliche Belastung So spielen die Ernährung und das Körpergewicht eine wichtige liegt bei zirka einer von 500 bis 1.000 Frauen der Allgemein- Rolle. Risikoerhöhend ist auch das Trinken von Alkohol. Experten bevölkerung vor. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass schätzen, dass etwa vier Prozenrt aller Brustkrebsfälle auf den Frauen, bei denen die Abschnitte der Erbsubstanz BRCA1 und Konsum von Alkohol zurückzuführen sind. BRCA2 verändert sind, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an
24 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 25 Brust- beziehungsweise an Eierstockkrebs zu erkranken. Dank •• Die Haut einer Brust hat sich verändert. moderner molekularbiologischer Methoden lässt sich heute eine •• Eine Brust weist Einziehungen oder Vorwölbungen auf. solche Krebsveranlagung bei gefährdeten Frauen aufdecken, be- •• Eine Brustwarze zieht sich ein. vor sich ein Krebs entwickelt. •• Aus der Brustwarze sondert sich Flüssigkeit ab. •• Sie ertasten in einer Brust, um den Warzenhof oder in den Auch Männer Veränderungen (Mutationen) in den Genen BRCA1 oder BRCA2 Achselhöhlen Knoten. sind gefährdet können auch an männliche Verwandte vererbt und von diesen •• Sie verlieren aus unerklärlichen Gründen an Gewicht. wiederum an ihre Kinder weitergegeben werden. Männer mit ver- ändertem BRCA1-Gen haben ein leicht erhöhtes Risiko, an Darm- und Prostatakrebs zu erkranken. Bei einer BRCA2-Mutation be- Gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen steht zusätzlich ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs. Wichtigstes Ziel bei den gesetzlichen Krebsfrüherkennungsun- Wenn Sie glauben, zu einer Risikofamilie zu gehören, weil Ihre tersuchungen ist, die Zahl der tumorbedingten Todesfälle zu sen- Großmutter, Tante und / oder Schwester schon an Brustkrebs er- ken. Außerdem können frühzeitig entdeckte kleinere Tumoren krankt sind, dann lassen Sie sich untersuchen. Das gilt auch für oftmals weniger ausgedehnt operiert werden und die medika- männliche Familienmitglieder. mentöse Behandlung kann schonender erfolgen. Bei Frauen mit einer erblichen Belastung für Brustkrebs ist über Tastuntersuchung Zur Früherkennung von Brustkrebs können Frauen ab 30 Jahren das Mammographie-Screening hinaus ein spezielles und eng der Brust ihre Brust einmal im Jahr von ihrem Frauenarzt / ihrer Frauenärz- maschigeres Früherkennungsprogramm sinnvoll. Dies wird tin abtasten lassen. Darüber hinaus werden Sie auch zur Selbst- bundesweit an spezialisierten universitären Zentren „Familiärer untersuchung der Brust angeleitet. Brust- und Eierstockkrebs“ für Frauen schon ab einem Alter von 25 Jahren angeboten. Diese Zentren wurden mit Unterstützung Risiken und Das Abtasten der Brust ist eine schmerzfreie Untersuchung. Sie der Deutschen Krebshilfe aufgebaut. Sie erhalten die Adressen Nebenwirkungen müssen dabei eventuell ein gewisses Schamgefühl überwinden. dieser Einrichtungen bei der Deutschen Krebshilfe oder im Inter- Die alleinige Tastuntersuchung durch den Arzt oder durch Sie net unter www.krebshilfe.de. selbst hat keinen Einfluss auf die Sterblichkeit an Brustkrebs. Diese Früherkennungsmethode führt häufig zu falsch-positiven Allen Familien mit nachgewiesenem erblichen Brustkrebs werden und falsch-negativen Befunden. Dennoch empfehlen Experten engmaschige Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen die Untersuchung, weil sie dazu beitragen kann, Ihr Körperbe- empfohlen. wusstsein und Ihr Gefühl für die eigene Brust zu verbessern. Darüber hinaus ist sie – ebenso wie der Ultraschall – für die Gehen Sie bei diesen Anzeichen zu Ihrem Arzt weiterführende Diagnostik bei Beschwerden der Brust oder bei •• Eine Brust hat sich im Umfang, in der Form und in der Lage Verdacht auf Brustkrebs wichtig. verändert hat.
26 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 27 Mammographie- Die Krankenkassen bieten Frauen zwischen 50 und 69 Jahren Mikrokalk. Sie können, müssen sich aber nicht zu Brustkrebs Screening eine qualitätsgesicherte Röntgenuntersuchung der Brust an, entwickeln. Da man dies im Einzelfall nicht vorhersagen kann, zu der Sie alle zwei Jahre eingeladen werden (Mammographie- müssen alle Brustkrebsvorstufen zumindest operiert werden. Screening-Programm). Bei der Untersuchung macht eine Rönt- genfachkraft zwei Aufnahmen von jeder Brust. Dazu wird Ihre Rund zehn Prozent aller im Mammographie-Screening-Programm Brust flach zwischen zwei Platten gepresst. Die Röntgenbilder richtig entdeckten Brustkrebserkrankungen haben keinen Ein- werden von zwei speziell geschulten Fachärzten ausgewertet. fluss auf das Überleben der betroffenen Frauen. Diese Frauen Bei einem unklaren Befund wird Ihre Brust eventuell noch ein sterben also nicht an ihrem Brustkrebs, sondern an anderen mal geröntgt oder mit Ultraschall untersucht. Lässt sich der Ursachen. Dies ist einer der Gründe, warum das Mammographie- Befund nicht eindeutig klären, wird eine Gewebeprobe ent Screening-Programm nur Frauen bis 69 Jahre angeboten wird – in nommen (Biopsie). höherem Lebensalter nehmen andere Sterblichkeitsursachen zu. Internationale, große Studien konnten belegen, dass die Sterb- Unter denjenigen Frauen, bei denen im Screening eine Brust- lichkeit an Brustkrebs durch das Mammographie-Screening- krebsdiagnose gestellt wird, wäre bei jeder Achten der Brust- Programm tatsächlich gesenkt werden kann. Die ausführlichen krebs gar nicht aufgefallen und hätte die Lebenserwartung in r Faltblatt „Brust- Zahlen finden Sie im Früherkennungsfaltblatt „Brustkrebs er keiner Weise beeinträchtigt. Das Mammographie-Screening krebs erkennen“ kennen“ (Bestelladresse Seite 108). führt also auch zu einer gewissen Rate an Überdiagnostik. Risiken und Es kann sein, dass Sie das Pressen der Brust während der Un- Die Deutsche Aus Sicht der Deutschen Krebshilfe ist die Tastuntersuchung der Nebenwirkungen tersuchung als unangenehm und schmerzhaft empfinden. Die Krebshilfe rät* Brust für Frauen ab 30 Jahren als alleinige Maßnahme zur Brust- Röntgenuntersuchung ist zudem mit einer Strahlenbelastung krebsfrüherkennung nicht ausreichend. Die Selbstuntersuchung verbunden. Diese wird durch qualitätsgesicherte Geräte so kann dazu beitragen, Ihr Körperbewusstsein sowie Ihr Gefühl für gering wie möglich gehalten. Experten gehen davon aus, dass die eigene Brust zu verbessern. Daher empfiehlt Ihnen die Deut- die Strahlenbelastung durch das Mammographie-Screening- sche Krebshilfe eine regelmäßige Abtastung. Programm durchschnittlich weit weniger Schaden anrichtet, als es Nutzen bringt. Nach allen derzeit vorliegenden Daten ist das qualitätsgesicher- te Mammographie-Screening für Frauen zwischen 50 und 69 Beim Screening-Programm werden auch auffällige Befunde ent- Jahren eine sinnvolle Maßnahme zur Brustkrebsfrüherkennung deckt, die gar keinen Brustkrebs darstellen. Daher ist es wichtig und wird daher von der Deutschen Krebshilfe empfohlen. für Sie zu wissen: Eine auffällige Mammographie bedeutet noch keine Brustkrebsdiagnose. Die meisten Folgeuntersuchungen er- Bei Frauen mit einer erblichen Belastung für Brustkrebs kann geben, dass die Befunde harmlos sind. Ein Fünftel bis ein Viertel über das Mammographie-Screening hinaus ein spezielles und aller im Screening-Programm entdeckten Veränderungen sind engmaschigeres Früherkennungsprogramm sinnvoll sein. Brustkrebsvorstufen. Am häufigsten werden sie sichtbar durch * Diese Empfehlungen werden derzeit überarbeitet.
28 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 29 Darmkrebs Für Sie besteht ein Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, wenn •• Sie an einer schweren und langwierigen Entzündung der Dick- Darmkrebs ist in Deutschland bei Frauen und Männern die zweithäu darmschleimhaut (Colitis ulcerosa) erkrankt sind figste Krebserkrankung. Risikofaktoren sind bestimmte Ernährungs- •• Sie selbst oder direkte Verwandte Dickdarmpolypen (adeno- matöse Polypen) hatten oder haben, denn bestimmte Formen weisen, das steigende Alter und in seltenen Fällen eine familiäre dieser Dickdarmpolypen werden als Vorstufe des Dickdarm- Belastung. Wird Darmkrebs früh erkannt, sind die Heilungschancen krebses angesehen •• In Ihrer Familie bereits Darmkrebs aufgetreten ist, insbeson- sehr gut. dere wenn die Betroffenen bei Krankheitsbeginn jünger als 45 Jahre alt gewesen sind •• Sie an anderen Krebsarten (zum Beispiel Brust- oder Eier- Unter dem Begriff Darmkrebs werden bösartige Neubildungen stockkrebs) erkrankt sind des Dickdarms und des Mastdarms zusammengefasst. •• Sie viel Fleisch und Fleischwaren essen und regelmäßig Alko- hol trinken Darmkrebs Risikofaktor In seltenen Fällen kann eine erbliche Belastung für Darmkrebs erbliche vorliegen. Diese Menschen haben ein deutlich höheres Erkran- Neuerkrankungen Frauen Männer Insgesamt Veranlagung kungsrisiko, sind jünger (unter 45 Jahren), wenn sie erkranken, 28.400 35.500 63.900 und / oder es sind mehrere Betroffene in der Familie. Auch Tu more in anderen Organen (etwa in der Gebärmutter, im Magen, Mittleres in den ableitenden Harnwegen, den Eierstöcken und an der Erkrankungsalter 75 Jahre 71 Jahre Haut) treten öfter auf. Eine solche erbliche Belastung liegt bei zirka zwei von 1.000 Menschen der Allgemeinbevölkerung vor. Außerdem lässt sich bei etwa 15 bis 20 von 1.000 Menschen Wissenschafter haben inzwischen einige Ursachen und Risiko- eine familiäre Belastung für Darmkrebs nachweisen, für die auch faktoren für die Entstehung von Darmkrebs ausfindig machen erbliche Faktoren verantwortlich sein können. Dank moderner Risikofaktor können. So nimmt das Risiko mit dem Alter zu. Auch die Ernäh- molekularbiologischer Methoden lässt sich heute eine solche Ernährung rungsweise kann die Krebsentstehung beeinflussen: Viel Fleisch Krebsveranlagung bei gefährdeten Personen aufdecken, bevor und Fleischwaren und regelmäßiger Alkoholkonsum erhöhen sich ein Krebs entwickelt. das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Wenn Sie übergewichtig sind und sich wenig bewegen, ist Ihr Darmkrebsrisiko ebenfalls Wenn Sie glauben, zu einer Risikofamilie zu gehören, weil erhöht. mehrere Verwandte ersten oder zweiten Grades (zum Beispiel Eltern / Geschwister / Onkel / Tante) schon an Darmkrebs erkrankt sind, wenden Sie sich an ein Darmkrebszentrum in Ihrer Nähe.
30 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 31 Die Deutsche Krebshilfe hat an sechs Universitäten Beratungs- Gesetzliche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen zentren für „Familiären Darmkrebs“ eingerichtet. Hier werden Frauen und Männer betreut, die als Risikopatienten für Darm- Wichtigstes Ziel der Darmkrebsfrüherkennung ist es, das Auf- krebs angesehen werden müssen. In den Zentren arbeiten treten einer bösartigen Erkrankung zu verhindern, indem die Internisten, Psychologen, Human- und Molekulargenetiker eng Vorstufe dieses Krebses (adenomatöse Polypen oder Adenome) zusammen. Allen Familien mit nachgewiesenem erblichen Darm- frühzeitig erkannt wird. Diese Krebsvorstufen können operativ krebs werden engmaschige Früherkennungs- und Vorsorgeunter- entfernt werden. Außerdem können früh entdeckte und daher suchungen empfohlen. kleinere Tumoren oftmals weniger ausgedehnt operiert werden. Mögliche Darmkrebs selber verursacht in der Regel erst spät Beschwer- Fast alle Darmkrebserkrankungen entstehen aus gutartigen Vor- Beschwerden den: sichtbares Blut im Stuhl, Blutarmut, veränderte Stuhl- formen – sogenannten adenomatösen Polypen oder. Es dauert in gewohnheiten und Gewichtsabnahme. Im fortgeschrittenen der Regel viele Jahre, bis sich aus einem Polypen ein Darmkrebs Stadium kann ein Tumor den Darm „verstopfen“, so dass der entwickelt. Auch entsteht nicht aus jedem Adenom ein Karzinom. Darminhalt behindert ist oder der Darm sogar ganz verschlossen Besonders risikoreich sind vor allem große Adenome (über 9 mm) ist. Dann kommt es zu zum Teil erheblichen Schmerzen. oder solche, bei denen sich die Zellen bereits deutlich verändert haben. Werden Adenome entfernt, lässt sich eine Krebsentste- Gehen Sie bei diesen Anzeichen zu Ihrem Arzt hung verhindern. •• Ihre Stuhlgewohnheiten haben sich verändert: z.B. tritt plötz- lich Durchfall oder Verstopfung auf oder beides abwechselnd. Ab 55 Jahren haben Krankenversicherte Anspruch auf eine erste •• Sie haben krampfartige Bauchschmerzen und auch wiederholt Darmspiegelung, die nach zehn Jahren wiederholt wird. Wer einsetzenden zwingenden Stuhldrang, häufig ohne dass Sie nicht zur Darmspiegelung (Koloskopie) gehen möchte, kann ab anschließend Stuhl entleeren. 55 Jahren alle zwei Jahre einen Test auf verstecktes Blut im Stuhl •• Bei Ihnen treten Blässe und Blutarmut (Anämie) auf: Das machen lassen. könnte daran liegen, dass der Darm längere Zeit unbemerkt leicht geblutet hat. Solche Sickerblutungen sind vor allem für „Löschblatt-Test“ Die gesetzlichen Krankenkassen bieten Frauen und Männern ab Karzinome typisch. auf verstecktes 50 Jahren jährlich einen Test auf verstecktes Blut im Stuhl an. •• Sie verlieren an Gewicht und allgemeiner Kräfteverfall tritt Blut im Stuhl Dabei wird für das Auge nicht sichtbares Blut im Stuhl nachge- auf: Ein wachsender Tumor raubt dem Kranken Energie, so wiesen. Für die Darmkrebsfrüherkennung ist bisher in Deutsch- dass er deutlich abnimmt. land nur das Guajak-Verfahren, der sogenannte „Löschblatt- •• Sie entdecken Blutbeimengungen im Stuhl. Test“, zugelassen. Bei diesem Test wird eine geringe Menge Stuhl aus drei Stuhlproben jeweils auf zwei oder drei Testfelder aufgetragen. Nach Zugabe einer Entwicklerlösung färbt sich das Testfeld blau, wenn Blut im Stuhl vorhanden ist. Bereits ein ein-
32 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 33 ziger positiver Test muss durch eine Darmspiegelung abgeklärt Umständen eine gewisse Zeit mit der Unsicherheit, vielleicht werden. Krebs zu haben, leben. •• Keine Untersuchungsmethode ist zu 100 Prozent verlässlich. Von 1.000 im Rahmen der Krebsfrüherkennung durchgeführten Trotz einer gewissenhaften und gründlichen Untersuchung Stuhltests sind 30 auffällig. Werden diese 30 Personen durch kann es vorkommen, dass ein bösartiger Befund nicht diag- eine Darmspiegelung untersucht, wird in drei Fällen Darmkrebs nostiziert wird. entdeckt und in zwölf Fällen ein Adenom. Die Hälfte dieser Adeno- me ist bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Bei 15 der 30 Empfehlung Aus Sicht der Deutschen Krebshilfe ist nach allen bisher vorlie- Personen findet sich also weder ein Karzinom noch ein Adenom. genden Daten der Stuhl-Blut-Test für Männer und Frauen ab 50 Es handelt sich um sogenannte „falsch-positive” Ergebnisse. Jahren eine sinnvolle Maßnahme zur Darmkrebsfrüherkennung. Die möglichen Beeinträchtigungen durch eine Überdiagnostik Umfassende Studien haben gezeigt, dass durch den Stuhl-Blut- beim Stuhl-Blut-Test schätzt die Deutsche Krebshilfe gegenüber Test die Sterblichkeit an Darmkrebs gesenkt wird. Erfolgt diese den Vorteilen einer Früherkennung als gering ein. Früherkennungsuntersuchung regelmäßig, sterben acht bis neun von 1.000 Menschen an Darmkrebs. Ohne Früherkennungsunter- Darmspiegelung Die gesetzlichen Krankenkassen bieten Frauen und Männern suchung sterben zehn von 1.000 Menschen an Darmkrebs. (Koloskopie) ab 55 Jahren zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren an. Vorteile •• Der Stuhl-Blut-Test ist eine schmerzfreie Untersuchung. Vor der Darmspiegelung muss der Darm gründlich gereinigt •• Studien haben gezeigt, dass durch den regelmäßigen Test die werden; deshalb müssen Sie am Tag vor der Untersuchung ein Sterblichkeit an Darmkrebs sinkt. Abführmittel einnehmen und viel trinken. Diese Vorbereitung ist •• Frühe Stadien von Darmkrebs können schonender behandelt zwar etwas unangenehm, aber notwendig. Wenn Sie möchten, werden. können Sie vor der Untersuchung ein Beruhigungsmittel bekom- men, das Sie in eine Art Dämmerschlaf versetzt. Allerdings dür- Risiken und Nebenwirkungen fen Sie danach nicht Auto fahren. •• Der Löschblatt-Test muss regelmäßig wiederholt werden, da durch eine einmalige Testung etwa die Hälfte der Darmkrebs- Bei der Darmspiegelung wird der gesamte Dickdarm mit einem fälle nicht erkannt wird. dünnen flexiblen Schlauch (Endoskop) untersucht. Dieses Ver- •• Adenome verursachen nur selten einen positiven Test, so dass fahren hat den Vorteil, dass sich mit hoher Genauigkeit Krebs diese Untersuchung allein nicht geeignet ist, die Vorstufen und Vorstufen von Darmkrebs (adenomatösen Polypen oder Ade- von Darmkrebs zu entdecken. nome) entdecken lassen. Diese Polypen können mit einer Zange •• Nur bei 15 von 1.000 Menschen, bei denen der Test auffällig oder einer Schlinge in derselben Sitzung entfernt werden. ist, wird dieser Verdacht bestätigt. Sie müssen also unter
34 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 35 Von 1.000 im Rahmen der Krebsfrüherkennung durchgeführten Vorteile Darmspiegelungen sind 203 auffällig. Bei neun dieser 203 Perso- •• Die Darmspiegelung ist eine relativ sichere Maßnahme zur nen wird Darmkrebs gefunden, die übrigen 194 Personen haben Früherkennung von Darmkrebs. ein oder mehrere Adenome. Diese Adenome sind bei 64 der 194 •• Die Vorstufen von Darmkrebs, die nur selten zu einem positi- Personen fortgeschritten. Bei 797 Untersuchten findet sich also ven Stuhl-Blut-Test führen, werden entdeckt. weder ein Karzinom noch ein Adenom. •• Diese Vorstufen werden bei der Darmspiegelung entfernt, so dass eine spätere Krebsentstehung in den meisten Fällen ver- Von 100 tatsächlichen Darmkrebsfällen werden mit der Darm- hindert werden kann. spiegelung rund 95 Tumoren entdeckt. Die Zahlenangaben machen deutlich, dass zwischen dem Löschblatt-Test und der Risiken und Nebenwirkungen Darmspiegelung ein Unterschied besteht. Dies liegt daran, dass •• Um die Schleimhaut bei der Darmspiegelung ausreichend be- der Löschblatt-Test quasi ein „Vorfilter” für die Koloskopie ist, urteilen zu können, ist eine vollständige Darmreinigung erfor- der alternativ zu einer Koloskopie genutzt werden kann, jedoch derlich. Dies kann unangenehm sein. viele Karzinome und Adenome nicht entdeckt. •• Wenn Sie vor der Untersuchung ein Beruhigungsmittel bekom- men haben, dürfen Sie danach nicht Auto fahren. In welchem Ausmaß sich die Sterblichkeit an Darmkrebs durch •• Gegebenenfalls müssen Sie für die Untersuchung ein gewis- die Darmspiegelung wirklich senken lässt, ist derzeit unbekannt. ses Schamgefühl überwinden. Allerdings hat eine umfangreiche Analyse ergeben, dass durch •• Seit Einführung der Koloskopie haben von 2003 bis 2007 die „kleine Darmspiegelung“ (Rektosigmoidoskopie), bei der nur etwa 2,8 Millionen Versicherte diese Untersuchung durch- der Enddarm untersucht wird, zwei von 1.000 untersuchten Men- führen lassen. Bei 2,8 von 1.000 Darmspiegelungen werden schen nicht an Darmkrebs sterben. Komplikationen festgestellt, bei 0,6 von 1.000 schwere. •• Die häufigste Komplikation sind Blutungen, die bei 1,5 von Da auch durch den Löschblatt-Test die Sterblichkeit an Darm- 1.000 Untersuchungen auftreten. Sie entstehen in der Regel krebs sinkt und die Darmspiegelung eine darüber hinausgehen- beim Entfernen von Polypen und können meist im Rahmen de Maßnahme ist, sind Experten der Ansicht, dass die Wirksam- der Untersuchung gestillt werden. Nur bei jeder achten Blu- keit der Koloskopie noch größer ist. tung ist eine Einweisung in ein Krankenhaus erforderlich. •• Verletzungen der Darmwand (Perforationen) sind relativ sel- Daten zeigen zudem, dass das Entfernen von Adenomen in den ten und treten etwa bei 0,2 von 1.000 Untersuchten auf. In meisten Fällen verhindern kann, dass Darmkrebs entsteht. Einzelfällen sind Menschen nach der Perforation gestorben. •• Bei 0,6 von 1.000 Untersuchten treten Probleme mit Herz, Kreislauf oder Atmung auf.
36 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 37 Empfehlung Aus Sicht der Deutschen Krebshilfe ist nach allen bisher vor Eierstockkrebs liegenden Daten die Darmspiegelung für Männer und Frauen ab 55 Jahren eine sinnvolle Maßnahme zur Darmkrebsfrüherken- Eierstockkrebs ist in Deutschland die fünfthäufigste weibliche Krebs- nung. Die möglichen Beeinträchtigungen durch Risiken bei der erkrankung. Risikofaktoren sind etwa Kinderlosigkeit, andere bös Darmspiegelung schätzt die Deutsche Krebshilfe gegenüber den Vorteilen einer Früherkennung als gering ein. artige Vorerkrankungen und eine familiäre Belastung. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Alter. Bei Frauen und Männern mit einer erblichen Belastung für Darm krebs ist über das Angebot des Stuhl-Blut-Tests und der Darm- spiegelung hinaus ein spezielles und engmaschigeres Früherken- nungsprogramm sinnvoll. Risikopersonen können sich in einem Die bösartigen Tumoren des Eierstocks (Ovarialtumoren) ge- der sechs Zentren des Verbundprojektes „Erblicher Darmkrebs“ hören zu den häufigeren Krebserkrankungen der weiblichen der Deutschen Krebshilfe informieren und beraten lassen. Die Geschlechtsorgane. Adressen der Zentren finden Sie unter www.krebshilfe.de. Für andere Testverfahren, die derzeit als individuelle Gesund- Eierstockkrebs heitsleistungen (IGeL) angeboten werden, ist die Datenlage nicht ausreichend, um den Einsatz zu befürworten. Dazu gehören: Neuerkrankungen 7.500 Genetische Stuhltests, Bestimmung von M2-PK (Enzym-Stuhl- test), computertomographische (CT) Kolonographie, Kapselen- Mittleres Erkrankungsalter 69 Jahre doskopie. Für immunologische Stuhltests gibt es Daten, die eine höhere Empfindlichkeit gegenüber dem Stuhl-Blut-Test zeigen. Mit höherem Alter steigt das Risiko, diese Krebsart zu entwi- ckeln. Daneben haben Wissenschaftler noch einige andere Faktoren herausgefunden, die das Risiko für die Entstehung von Eierstockkrebs erhöhen. Für Sie besteht ein Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, wenn •• Sie älter als 50 Jahre sind •• Sie kinderlos geblieben sind •• Sie bereits an Brust-, Gebärmutterschleimhaut- oder Darm- krebs erkrankt sind •• Nahe Verwandte (Mutter, Schwester) bereits Eierstockkrebs hatten
38 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 39 Risikofaktor Auch bei Eierstockkrebs gibt es eine gewisse erbliche Veranla- Gehen Sie bei diesen Anzeichen zu Ihrem Arzt erbliche gung. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Frauen, bei •• Sie haben unbestimmte Verdauungsbeschwerden (Magen- Veranlagung denen Veränderungen in den Genen BRCA1 und BRCA2 vorlie- schmerzen, Blähungen, aufgetriebener Leib), für die keine gen, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Brust- beziehungs- andere Erklärung vorliegt. weise an Eierstockkrebs zu erkranken. Die Deutsche Krebshilfe •• Blutungen treten außerhalb der Monatsregel beziehungs bietet im Rahmen ihres Verbundprojektes „Familiärer Brust- und weise nach den Wechseljahren auf. Eierstockkrebs“ ratsuchenden Frauen Hilfe an. Ausführlichere In- •• Sie nehmen aus unerklärlichen Gründen ab, vor allem dann, formationen finden Sie im Kapitel Brustkrebs ab Seite 22 dieses wenn trotz des Gewichtsverlustes Ihr Bauchumfang zunimmt. Ratgebers. Dies kann gelegentlich darauf hinweisen, dass sich Flüssig- keit im Bauchraum (Aszites) angesammelt hat. Risikosenkende Inzwischen zeichnen sich aber auch einige Faktoren ab, die das Faktoren Risiko senken können: Dazu gehören ein jüngeres Alter der Frau- Einmal im Jahr Da ältere Frauen ein höheres Erkrankungsrisiko haben, wird en bei der ersten Schwangerschaft oder beim ersten lebendge- zum Arzt empfohlen, dass sich Frauen ab 50 jedes Jahr einmal von Ihrer borenen Kind und mehrere Schwangerschaften. Frauenärztin / Ihrem Frauenarzt untersuchen lassen. Die Eier- stöcke lassen sich durch Ultraschall gut kontrollieren. Ein Zell Erkrankungen Eierstockkrebs ist oft lange Zeit „stumm“, das heißt er macht abstrich hat sich für die Früherkennung von Eierstockkrebs als oft „stumm“ sich nicht durch typische Symptome bemerkbar, die bereits im nicht aussagekräftig erwiesen. Frühstadium auf diese Erkrankung hinweisen. Das liegt daran, dass Eierstocktumoren sich zunächst ohne Wi- derstand in die freie Bauchhöhle ausbreiten können. Erst wenn andere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden, treten Sym- ptome auf. Sehr große Tumore sind nicht unbedingt ein Hinweis auf Bösartigkeit. Sie können aber dazu führen, dass sich Ihr Allgemeinzustand verschlechtert, dass Sie sich krank fühlen und dass auch Ihre körperliche Leistungsfähigkeit nachlässt. Wenn Sie solche Warnsignale bemerken, gehen Sie frühzeitig zum Frauenarzt. Eierstockkrebs bleibt häufig lange Zeit unbe- merkt und wird oft erst in einem späteren Stadium erkannt – mit deutlich schlechteren Heilungsaussichten.
40 Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? Ihr Krebsrisiko – Sind Sie gefährdet? 41 Gebärmutterkrebs Risikofaktor Viren Wissenschaftler haben festgestellt, dass für das Entstehen die- ser Krebsart fast immer bestimmte Virenarten, die sogenannten An Gebärmutterkrebs erkranken in Deutschland vergleichsweise viele Humanen Papilloma Viren (HPV), verantwortlich sind. Diese Frauen. Je nach Entstehungsort gehören zu den Risikofaktoren die Viren werden häufig beim ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Infektion mit bestimmten Viren, Kinderlosigkeit, eine familiäre Belas- tung und das Alter. Die Heilungschancen sind bei frühzeitiger Erken- Deshalb ist es auch besonders risikoreich, wenn Sexualpartner oft gewechselt werden. Man geht in diesem Fall davon aus, dass nung sehr gut. häufiger Scheideninfektionen und sexuell übertragbare Krank- heiten auftreten. HPV-Infektionen sind sehr häufig und bleiben meist unbemerkt. In der Gebärmutter kann Krebs am Gebärmutterhals mit dem Etwa 50 bis 80 von 100 Frauen infizieren sich mindestens ein- Gebärmuttermund oder im Gebärmutterkörper entstehen. mal mit HPV. In 90 von 100 Fällen bekämpft das körpereigene Abwehrsystem die Viren erfolgreich. Bei den anderen infizierten Frauen überleben sie allerdings den Angriff des Immunsystems. Gebärmutterhalskrebs Gebärmutterkörperkrebs Die Folge: Es bleibt eine andauernde Infektion zurück. Dann können an der Schleimhaut des Gebärmutterhalses Zellverände- Neuerkrankungen 4.600 11.900 rungen entstehen. Auch diese bilden sich häufig wieder zurück; nur in seltenen Fällen entwickelt sich daraus ein Gebärmutter- Mittleres halskrebs. Erkrankungsalter 52 Jahre 69 Jahre Im Durchschnitt dauert es sieben bis zehn Jahre, bis sich aus ei- ner HPV-Infektion ein Gebärmutterhalskrebs entwickelt. Bislang wurden rund 150 HP-Virus-typen entdeckt. 65 bis 70 Prozent Gebärmutterhalskrebs der Gebärmutterhalskrebserkrankungen werden durch die HPV- Typen 16 und 18 hervorgerufen. Gebärmutterhalskrebs hat einen Altersgipfel zwischen 40 und 60 Jahren. Dass sich das Erkrankungsalter statistisch nach vorn Seit einigen Jahren kann durch eine Impfung gegen das Humane verschoben hat, liegt vor allem an den verbesserten Methoden Papilloma Virus (HPV) das Entstehen von möglicherweise bös der Frühdiagnostik. artigen Zellveränderungen, die durch die beiden HPV-Typen 16 und 18 ausgelöst werden, weitgehend verhindert werden, wenn noch keine Infektion bestand.
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