RUNDBRIEF 2019 - Exponate-Online
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ISSN 1439-3433 RUNDBRIEF 2019 - 3 Einen der seltenen Belege mit Transormakennzeichen von Buenos Aires konnte der Rundbriefredakteur vor einigen Wochen erwerben. Der Brief aus Canada (Absender rück- seitig) war an einen Empfänger in Rawson, Provinz Chubut, Argentinien, gerichtet. Die Briefmarke ist in Canada der Abstempelung entgangen und mit dem leider nur unter einer Lupe identifizierbaren Stempel RAWSON / 10. NOV 1949 /ARGENTINA nachträglich entwertet. Er wurde dem Empfänger nach Mercedes in der Provinz Buenos Aires nachgesandt, erhielt dort rückseitig (vorderseitig Abklatsch) einen Eingangsstempel vom 18 NOV 1949. Bei der Eingangsbearbeitung in Buenos Aires erhielt er das Transorma- Kennzeichen HL und vermutlich bei der Nachsendung über Buenos Aires nach Mercedes das Kennzeichen BA der Ausgangsbearbeitung (siehe auch RB 2009-1). Bundesarbeitsgemeinschaft Briefpostautomation Bundesarbeitsgemeinschaft Briefpostautomation e.V.e.V. im BDPh im BDPh ArGe Briefpostautomation Leiter: e. Jürgen Leiter: V. Olschimke, Jürgen Olschimke,Taunushöhe Taunushöhe 24,24, 65779 Kelkheim RB 2019-3 121 Kelkheim 65779
Liebe Sammlerfreundinnen und Sammlerfreunde! Liebe Leserinnen und Leser dieses Rundbriefs! Umfasste unser Sammelgebiet in früheren Jahren in erster Linie Briefe mit Automations- merkmalen – Maschinenstempel, Codierungen, Platzkennzeichen – so lassen sich in den letzten Jahren neue Techniken, etwa Tintenstrahl-Stempel philatelistisch dokumentieren. Allerdings lassen sich nicht alle technischen Möglichkeiten und Fortschritte auf Belegen nachweisen. Um die Kosten im Griff zu halten, sind alle Postanstalten beim Briefdienst auf eine immer weiter gehende Automatisierung angewiesen. Durch den ständig fortschreitenden Über- gang von Briefen zu elektronischer Kommunikation sinkt das Briefaufkommen von Jahr zu Jahr. Das wieder heißt, dass die vorhandenen Maschinen immer weniger ausgelastet sind. Bei der Berechnung des Preiserhöhungsspielraums für die jüngste Erhöhung der Brief- preise ermittelte die Bundesnetzagentur eine Produktivitätsrate von minus 5,41 Prozent. Vorteilhaft ist es, den Maschinen zusätzliche Aufgaben zu übertragen. Das ist beispiels- weise die Steckfolgesortierung, die die Deutsche Post gegenwärtig einführt und über die wir ab Seite 137 berichten. Nicht auszuschließen ist die Einführung eines neuen Codeformats, das diese Sortierung erleichtert. Es lohnt sich, auch weiterhin bei jeder Gelegenheit alle Postsendungen genau zu betrachten. Auch andere Länder sind mit diesem Problem konfrontiert. Die Irische An Post schließt das Briefzentrum Cork (Seite 156). Die Österreichische Post hat die automatische Retourenerfassung für Kleinbriefe eingeführt (Seite 159). Andere Länder bemühen sich zumindest bei der Briefaufgabe mehr Aufgaben auf die Postkunden zu verlagern. Während die Deutsche Post wegen mangelndem Umsatz immer mehr der Münzwertzeichendrucker schon wieder abbaut, richten andere Länder an ausgewählten Orten Selbstbedienungs-Einrichtungen ein (Seite 152). Ein guter Teil dieses Rundbriefs ist wieder dem Paketdienst gewidmet. Die recht unter- schiedlich gestalteten Paketaufkleber mancher Länder haben schon seit einiger Zeit das Interesse spezialisierter Sammler geweckt. Einen Überblick über die Regelungen bei der Deutschen Post konnten wir bereits in Ausgabe 2019-2 bringen. In der vorliegenden Ausgabe sind die Verhältnisse bei Päckchen (Seite 148) und die Regelungen bei der Österreichischen Post (Seite163) dargestellt. Auch Historisches kommt nicht zu kurz. Die Haller-Briefstempelmaschine in Ungarn (Seite 172) ist ebenso Thema wie die Aufspaltung des Postleitgebiets 10 in Sachsen (Seite 141) Nicht zum Schluss möchte ich den Autoren aller Beiträge für ihre umfangreichen Forschungen und Ausarbeitungen danken. Mein Dank richtet sich auch an alle jene, die der Redaktion Informationen für Kurzberichte sandten und nicht zuletzt den Mitarbeitern der verschiedenen Postanstalten und der Hersteller von Automationseinrichtungen für die vielen Informationen, mit denen sie unsere philatelistischen Interessen unterstützen. Dietzenbach, im August 2019 Heinz Friedberg RB 2019-3 122 Arge Briefpostautomation e. V.
001. DE – Deutschland Günstiges Auslands-Päckchen Aufgrund der starken Kundennachfrage – möglicherweise auch aufgrund der Unklarheiten und Proteste gegen das Verbot des Warenversands in Auslands-Großbriefen – führte DHL ab 15. April 2019 das Päckchen XS International für Privatkunden ein. Damit haben Privatkunden nun wieder eine günstige Möglichkeit Sendungen bis 2 kg mit einer Größe bis 35 cm x 25 cm x 3 cm für 4,89 € ins EU-Ausland und für 8,89 € in alle weiteren Länder zu verschicken. Die Versandlabel für das DHL Päckchen XS sind seit dem 15. April 2019 über die DHL Onlinefrankierung, die DHL App oder Online im Shop der Deutschen Post erhältlich. Seit dem 1. Januar 2019 ist es nicht mehr zulässig, Waren in internationalen Briefen zu befördern (RB 2019-2, S. 66f). Damit hat die Deutsche Post zum einen die vom Weltpostverein empfohlene Trennung von internationalen Briefsendungen nach Waren- und Dokumenteninhalten umgesetzt und zum anderen die Weichen gestellt, um die aus Zoll- und Sicherheitsgründen bestehende Forderung von immer mehr Ländern nach einer elektronischen Datenvoranmeldung für Sendungen mit Wareninhalt zu erfüllen. Weiterhin gestattet ist in Auslandsbriefen der Versand von „digitalen Mitteilungen“, doch ist ungeklärt, was unter diesem Begriff zu verstehen ist. Geschäftskunden können bei einer Mindestmenge von fünf Sendungen je Quartal Sendungen bis 2 Kilogramm als Warenpost International ins Ausland versenden. 001. DE – Deutschland BZ 60 – Neuer Maschinenstempel Die Versuche mit dem im RB 2018-4, S. 195 erstmals beschriebenen Tintenstrahl- Maschinenstempel (siehe auch Bericht im RB 2018-4, S. 215 und 2019-1. S:11) gehen weiter. Der Rundbrief-Redakteur fand in seiner Korrespondenz einen Abdruck vom 23.04.2019 mit dem Werbeeinsatz „WWF“. Der Abdruck eines Werbeeinsatzes ist das typische Kennzeichen des Tintenstrahl-Maschinenstempels für Standard- und Kompaktbriefe. Nur in der Anfangszeit der Versuche wurde dieser Stempel auch ohne Werbe- einsatz abgedruckt. Abdrucke des sogenannten Ent- wertestempels, die keinen Werbe- einsatz und/oder einen größeren Abstand von der oberen Kante des Briefs zeigen, stammen vom Entwertemodul des als Großbriefsortiermaschine eingesetzten Open Mail ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 123
Handling System (OMS) von Siemens. Da dieses System Briefe bis zu einer unteren Größe von 101x85 mm verarbeitet, werden gelegentlich zwischen größere Formate gelangte Standard- und Kompaktbriefe problemlos im OMS gestempelt und sortiert. 001. DE – Deutschland BZ 77 – Tintenstrahl-Handdrucker Uwe Seif entdeckte diese Abstempelung mit einem Tintenstrahl-Handdrucker vom Frankierservice des BZ 77 mit Datum 11.12.18 (links). Das Stempelgerät war bei einem ersten Abdruck verrutscht, der zweite war dann sauber. Zum Vergleich ein einwandfreier Abdruck (rechts; siehe auch RB2015-1, Seite 1). 001. DE – Deutschland BZ 87 – Fehlerhafter Entwertestempel Den Scan eines Großbrief-Ausschnitts mit einer auf den ersten Blick seltsam erscheinenden Entwertung aus dem BZ 87 vom 07.02.2019 sandte Wilfried Korber. Eine genaue Betrachtung zeigt, dass es sich um den Entwertestempel einer Großbriefsortiermaschine handelt, bei dem der obere Teil fehlerhaft abgedruckt ist. Der seltsame Abdruck ist wohl entweder durch eine Fehlfunktion der Ansteuerung oder einen Defekt im Druckkopf entstanden. Einen weiteren Großbrief mit fehlerhaften Abdrucken des Tintenstrahl-Entwertestempels legte Uwe Seif vor. Bei diesen Abdrucken fehlt jeweils der untere Teil des Stempels mit dem Posthorn, dem Unterscheidungs- zeichen, dem Datum mit Uhrzeit und dem Briefzentrum. Auch hier kann der Fehler sowohl in der Ansteuerung wie auch im Druckkopf selbst liegen. Dieser Großbrief war am 09.10.2018 beim Empfänger eingegangen. Wo der Brief bearbeitet wurde, kann nicht mehr festgestellt werden. 001. DE – Deutschland Beschädigter Brief – Entschuldigung beigelegt Uwe Seif meldet einen Großbrief C4 Mit Frei- stempel vom 28.08.18, der bei der Bearbeitung beschädigt worden war und in eine glasklare Kunststofffolie eingeschweißt wurde, dem der hier abgebildete Entschuldigungstext beilag RB 2019-3 124 Arge Briefpostautomation e. V.
001. DE – Deutschland BZ 66 - Entgeltprüfung Dialogpost (früher Infopost) ist eine Sendungsart, bei der der Inhalt (meist Werbung) in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Deutschen Post festgelegte Vorgaben einhalten muss. Zur Prüfung werden gelegentlich einzelne Sendungen geöffnet. Um dem Empfänger zu bestätigen, dass die Öffnung postalisch erfolgte, werden solche Sendungen meist mit einem entsprechenden Hinweisstempel versehen (Beilspiel einkopiert). Albrecht Harreus sandte der Redaktion Scans eines Umschlags, der stattdessen mit einem transparenten Klebeband verschlossen wurde, dieses hat den Aufdruck „Diese Sendung wurde von uns zu Entgeltprüfzwecken gem. § 39 Abs. 4 PostG geöffnet. / Deutsche Post AG, Briefzentrum“. Die Nummer des Briefzentrums ist nicht angegeben. Der Absender in 66538 Spiesen-Elversberg lässt den Schluss zu, dass die Sendung im BZ 66 eingeliefert und dort zur Prüfung geöffnet und wieder verschlossen worden sein könnte. 001. DE - Deutschland BZ 90 – Alte Großbriefsortiermaschine Claus Seelemann sandte der Rundbrief-Redaktion den Ausschnitt eines Großbrief, bei dem das Wertzeichen am 13.12.2018 mit dem Tintenstrahl-Stempel der im Nov. 2007 versuchsweise in Betrieb genommenen Großbriefsortiermaschine von Solystic entwertet ist (siehe auch RB 2007-4, S. 208f). Diese Maschine ist offensichtlich auch nach 11 Jahren noch vorhanden und in Betrieb, möglicherweise nur bei Starkverkehr. ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 125
001. DE – Deutschland IPZ 1 – Neuer Paketsortierer Siemens Logistics hat einen Auftrag der Deutschen Post für das internationale Postzentrum (IPZ 1) am Flughafen Frankfurt am Main erhalten. Der Vertrag umfasst Einbau und Inbetriebnahme eines leistungsstarken Quergurtsorters VarioSort in die bestehende Infrastruktur und die Ausstattung der Anlage mit der innovativen Adresserkennungs-Software ARTread. Der neue Auftrag umfasst den leistungsfähigen Quergurtsorter VarioSort, erreicht mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 2 m/s einen Durchsatz von über 18.000 Paketen pro Stunde. Auch sehr kleine und leichte Sendungen ab 20 Gramm werden effizient sortiert. Die Software ARTread ermöglicht auf Basis der optischen Zeichenerkennung das problemlose Auslesen und Interpretieren von Adressinformationen, Logos und Etiketten. Sendungen in verschiedenen Formen und Verpackungsmaterialien sowie mit unterschiedlichen Druckqualitäten, Schriftarten und Adressanordnungen werden präzise verarbeitet. 001. DE – Deutschland Versuch mit neuen ATM Ende Mai abgeschlossen Am 17. April 2019 teilte die Pressestelle Süd der Deutschen Post mit, dass der Versuch mit den neuen Automatenmarken an den fünf Standorten in Bonn und Köln (Siehe auch RB 2019-1, S. 30) bis Ende Mai 2019 fortgesetzt wird. Zu diesem Zeitpunkt scheint tatsächlich das Ende des Tests gekommen zu sein. Ein befreundeter Sammler hat am 31. Mai 2019 beim Automaten in der Wilhelmstraße in 50733 Köln zehn Marken bestellt. Nach der ordnungsgemäßen Ausgabe von acht Stück gab der Automat nur noch eine Marke ohne Eindruck von Datum, 2D-Barcode, Wert und Nummer aus. Es handelte sich um das Ende der Rolle. Einen Ersatzbeleg gab es nicht. Eine der letzten neuen ATM ist hier abgebildet. 001. DE – Deutschland Postwurfsendung für Abholer Unser Mitglied Albrecht Harreus fand ein Werbefalt- blatt einer Druckerei mit der Frankierwelle mit der Inschrift „POSTWURF – Abh –“. Der Zusatz – Abh – bedeutet, dass es sich um Sendungen handelt, die nicht in Briefkästen zugestellt, sondern in die Post- fächer von Abholern verteilt werden. RB 2019-3 126 Arge Briefpostautomation e. V.
001. DE – Deutschland Packstationen bei Lidl Nach einer Mitteilung der Deutschen Post vom 24.07.2019 sollen noch in diesem Jahr an Lidl-Filialen 500 neue Packstationen aufgestellt werden. Die Kunden können das Einkaufen in Lidl-Filialen bequem mit dem Empfangen und Versenden von DHL-Paketen kombinieren. Die strategische Partnerschaft von DHL mit dem stationären Einzelhandel verbindet das Online- mit dem Offline-Einkaufen. Außerdem können Kunden Einkäufe im Lidl-Onlineshop direkt an eine teilnehmende Lidl-Filiale schicken lassen. 001. DE – Deutschland Nebenstempel – Falsche Postleitzahl Schon in früheren Ausgaben des Rundbriefs konnten verschiedene Nebenstempel mit Hinweis auf eine falsche Postleitzahl gezeigt werden. Es scheint diese Stempel in großer Vielfalt zu geben. Vermutlich wurden sie von den einzelnen Dienststellen individuell angefertigt. Hier ein Brief aus 1995 mit Tippfehler in der Postleitzahl, der gleich zwei Stempel trägt. 001. DE – Deutschland Post in Essen steht Kopf Gemeldet von unserem Mitglied Heinz Eggenstein: Kopfstehender Werbeeinsatz „Schreib mal wieder“ mit Maschinenstempel 4300 Essen 1 / pw vom 12.-9.89 und richtig stehend mit dem selben Maschinenstempel vom 15.-9-89 auf Wahlbriefen. 001. DE – Deutschland Nebenstempel – Postfach aufgelöst Auf einer Postkarte vom 26.02.1997 fand Uwe Seif diesen Nebenstempel. Das Postfach war vermutlich für eine Werbe- aktion eingerichtet worden, die wohl beim verzögerten Einsenden der Postkarte bereits beendet war. Die Karte wurde an den Absender zurückgesandt. ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 127
001. DE – Deutschland Nebenstempel – Empfänger unbekannt Sendungen, die falsch oder unvoll- ständig adressiert sind, bereiten der Post eine Mehrarbeit, die durch das Porto nicht abzugelten ist. Vermutlich wegen fehlender Ortsangabe landete diese Post- karte zuerst in 5628 Heiligenhaus. Dort wurde die Schreibweise der Straße auf „Laupendahler Weg“ geändert, wo der Empfänger unbekannt war. Die Karte gelangte dann nach Essen, wo es eine Laupendahler Landstraße gibt. Auch dort konnte der Empfänger nicht gefunden werden. 001. DE – Deutschland Nebenstempel – Briefmarke abgefallen Vermutlich wegen der verkanteten Zuführung (schwacher Stempelab- druck links im Absender mit Datum vom 12.3.85 noch erkennbar) hat sich die nicht ganz sorgfältig ausgeklebte Marke nach einem zweiten Durchlauf durch die Stempelmaschine vollständig vom Umschlag gelöst. Da der Stempel dies erkennen ließ, wurde der Brief bei der weiteren Bearbeitung mit dem Zusatztempel: „Ohne Postwertzeichen eingegangen / Postamt Nürnberg 1 BZ“ versehen und zugestellt. 001. DE – Deutschland Saarbrücken – Dienstbrief mit Fluoreszenz-Balken Peter Huß fand diesen Dienstbrief der Deutschen Bundespost Post- anweisungs-Auswechslungsstelle 66 Saarbrücken an das Postamt 46 Dortmund 1 mit Fluoreszenz- balken. Der Handstempel hat die Inschrift „66 SAARBRÜCKEN PAanwAuswSt“ mit Datum vom - 7.-1.75-17. RB 2019-3 128 Arge Briefpostautomation e. V.
001. DE – Deutschland Bremen – Spätverwendung Uwe Seif meldet als neues entdecktes Spätverwendungsdatum der Sylbe-Briefstempel- maschine Bremen 1 den -4.5.[19]48. Bisher waren nur Verwendungen bis zum 09.12.[19]47 bekannt (Walter Kohlhaas, Inge Riese: Die Bandstempelmaschinen von Krag und Sylbe, INFLA-Bücherei 61, 2007). 001. DE – Deutschland Lübeck – Dreimal gestempelt Einen Brief der am 18.4.1942 in Lübeck dreimal durch die selbe Stempelmaschine gelaufen ist, fand Wilfried Korber. Beim ersten Mal hat die Stempelkrone die Briefmarke voll getroffen, jedoch nur sehr schwach entwertet, da wohl die Stempelfarbe aufgebraucht war. Vermutlich beim zweiten Durchlauf war der Stempel zu weit links abgedruckt worden, so dass er die Briefmarke nicht traf. Erst beim dritten Durchlauf wurde die Entwertung für ausreichend betrachtet, auch wenn die Marke nur am Rand getroffen war, dafür jedoch mit einem dicken Klecks überschüssiger Stempelfarbe. ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 129
001. DE – Deutschland Gefälschte Briefmarke erkannt Ausschnitt aus einem DIN-lang-Fensterbrief mit einem gefälschten Wertzeichen 70 C Schokoladen-Kosmee. Die Fälschung wurde im Abgangs-Briefzentrum entdeckt, und an die zentrale kriminaltechnische Untersuchungsstelle (ZUST) der Deutschen Post in Darmstadt geleitet. Dort würde die Fälschung bestätigt und der Brief mit dem roten Neben- stempel "Keine echte Briefmarke! / DPAG" sowie, wohl durch Zufall, mit einem zweiten, dort vorhandenen Stempel "Postwertzeichen / falsch / Deutsche Post AG" gekennzeichnet. Danach wurde das Nachentgelt vermerkt, 70 Cent fehlende Gebühr und 70 Cent Einziehungsentgelt für Standard- und Kompaktbriefe. Dann wurde die Sendung über das BZ 64 zum Empfänger geschickt und dort irrtümlich schwach gestempelt. 001. DE – Deutschland Siemens Logistics Seit dem 26. April 2019 firmiert die Siemens Postal, Parcel & Airport Logistics GmbH in Deutschland unter dem Namen Siemens Logistics GmbH. Der kürzere und prägnantere Firmenname ist Teil eines ganzheitlichen Marktauftritts, zu dem die weltweit bereits vereinheitlichten E-Mail-Adressen – inklusive die der Tochtergesellschaft Siemens Digital Logistics – und die seit Anfang des Jahres genutzte Web-Domäne www.siemens- logistics.com gehören. Der neue Firmenname Siemens Logistics betont die erweiterten Entwicklungsmöglichkeiten im Logistikmarkt als Anbieter für Automatisierung und Digitalisierung, auch über die Bereiche Brief, Paket und Flughafen hinaus. 001. DE – Deutschland Mixed Mail Stapler für Vantage BlueCrest, die von Pitney Bowes ausgegliederte Document Messaging Technologies, ist zuständig für die Drucker, Kuvertiermaschinen, die Sortier- anlagen sowie die zugehörige Software. Neu entwickelt wurde ein Mixed-Mail- Stapler für die Sortiermaschinen Vantage. Anregung war die Beobachtung, dass die Zahl von Briefsendungen weltweit zurück geht, die Größe und Seitenzahl der einzelnen Sendungen jedoch steigt. Postunternehmen sehen daher eine steigende Zahl von größeren und dickeren Sendungen. Ausgestattet mit den Mixed-Mail-Staplern bewältigt die Vantage MMS für das gemischte Sortieren von Sendungen in Postkartengröße bis zu Großformaten mit 10 mm dicke. RB 2019-3 130 Arge Briefpostautomation e. V.
040. CN – China Leistungsfähiges Paketzentrum Die China Post nahm am 16. Januar 2019 im Jinan Post District Central Bureau, in der östlichen Shandong Provinz eine automatische Paketsortieranlage mit zwei Decks in Betrieb. Die Maschine sortiert 54.000 Pakete pro Stunde, die Tageskapazität liegt bei 1,1 Millionen Paketen. Damit kann das Paketzentrum täglich 2 Millionen Pakete bearbeiten und ist damit das größte in Shandong. Das Jinan Post District Central Bureau ist zuständig für das Sortieren und Ausliefern von Postsendungen in 16 Städten der Shandong Provinz sowie für den Umschlag der Post in den öst- lichen, nordöstlichen und nörd- lichen Bereichen von China. Dafür stehen 200 Fahrzeuge zur Verfügung. Täglich kommen und gehen 600 Fahrzeuge für den direkten Sendungstransport in 30 Großstädte und 23 Provinzen im gesamten Land. 070. FR – Frankreich Ganzsachenumschlag Postexport genannter Ganzsachen- umschlag mit eingedrucktem Wertzeichen, der als Express- Einschreiben von 33780 Soulac sur Mer, Frankreich, nach 21077 Hamburg gesandt worden ist. Inschriften im Wertzeichen (unten vergrößert einkopiert): PRÊT-À- POSTER (Versandfertig), (links senkrecht) LA POSTE / 20g / (Negativ weiß auf blau gedruckt) PRIORITAIRE. Darunter: UNION EUROPÉENNE/&SUISSE. Links und rechts ziehen sich senkrecht neben der imitierten Zähnung fluoreszierende Streifen entlang. Da im Wertzeichen- Eindruck keine Datumsangabe enthalten ist, wurde er mit einem Handstempel ungültig gemacht. Die sog. „Export suivi“-Aufkleber werden z. Zt. von La Poste im Fünferpack zu 14 € angeboten, der Ganzsachen-Umschlag war in dieser Form nur kurze Zeit zu haben. 080. GB – Großbritannien Neue Postkästen Ab August 2019 ersetzt die Royal Mail nach einem Test im vorigen Jahr 1400 der berühmten roten Postkästen durch ein neues, ebenfalls rotes Modell, das kleineren Kunden ermöglicht, vorbezahlte Pakete genau so einfach aufzugeben wie Briefe. Die ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 131
neuen Postkästen haben etwas größere Abmessungen und ein Design, das sicheren Einwurf von größeren Sendungen gewährleistet. Das neue Modell ist die erste wesentliche Änderung bei den Postkästen in Großbritannien seit 160 Jahren 080. GB – Großbritannien Beschädigter Brief Aufkleber der Royal Mail vom 08. Jan. 2019 auf einem Großbrief aus Israel nach Deutschland. Der Brief ist offensichtlich beschädigt worden und wohl als Irrläufer versehentlich nach Groß- britannien gelangt, wo der Auf- kleber angebracht wurde. GI – Gibraltar Entwertung mit Freistempelmaschine Peter Huß fand die nebenstehen gezeigte Entwertung mit einer als Stempelmaschine benutzten IJ 86. Der Stempel in blauer Farbe hat die Inschrift „Royal Gibraltar Post Office“ mit dem Hinweis „FGN“ für „Foreign“ (Ausland) und trägt das Datum 22.02.2019. RB 2019-3 132 Arge Briefpostautomation e. V.
090. HK – Hongkong Schalterlabel Seit 1973 bietet die Hongkong Post den Kurierdienst Speedpost an. Ein spezielles Netz bedient 210 Destinationen und 1900 Städte im Inland. Peter Huß fand diese Schalterfrei- machung vom 7.8.07 für eine Sendung mit einem Gewicht von 2,43 kg in die Niederlande. 100. IT – Italien Globe Postal Service GPS (Globe Postal Service) ist ein privater Postdienstleister aus Italien, der sich eine rasche Beförderung der Postkarten von Touristen zum Ziel gesetzte hat. Die „Sticker“ des Unternehmens, das in etlichen Urlaubsländern tätig ist, sind mit einem individuellen QR- Code versehen, der eine Verfolgung des Laufs der Sendung ermöglicht. Außerdem können auch ein Video oder ein Bild nachgeschickt werden das nur der Empfänger der Karte mit dem QR-Code sehen kann. Den Ausschnitt einer Postkarte vom Gardasee, die über San Marino lief, sandte Hans-Georg Eckstein. Die Decodierung des QR-Codes ergibt die Zugangsadresse www.globepostalservice.com/app?8020097717249. 105. ID – Indonesien Unbekannter Maschinenstempel Claus Seelemann legte eine von Bali nach Neuseeland gelaufene Postkarte mit dem Stempel einer unbekannten Stempelmaschine vor. Die Inschrift in der Stempelkrone lautet oben PRASSARI, unten 800C114. Auffallend ist, dass im inneren Stempelkreis das Signet der indonesischen Post POS INDONESIA (in der Wiedergabe nur schwach erkennbar) abge- druckt und auch unter der Lupe kein Datum zu erkennen ist. Auch der Absender hat kein Datum vermerkt. Wer hat Post aus Indonesien mit einem ähnlichen Stempel und kann zur Klärung beitragen? ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 133
100. JP – Japan Schalterfrankierung Immer wieder fragte sich der Autor, wie die früher häufigen, in den letzten Jahren selteneren, meist in roter Farbe gedruckten japanischen Schalterfran- kierungen entstehen. Claus Seelemann legte jetzt ein Datenblatt der TEC Tokyo Electric Co., Ltd. vor, das dieses Gerät beschreibt und abbildet. In der Beschreibung heißt es: TEC’s DR-200 ist eine postalische Frankiermaschine für Postämter zum Druck von Postwertzeichen. Die DR-200 kann alleine verwendet oder mit einer Waage kombiniert werden. Damit können Wertzeichen entsprechend dem Gewicht der jeweiligen Sendung gedruckt werden, was Arbeitszeit spart. Die Abmessungen sind mit 350 x 416 x 332 mm angegeben, das Gewicht mit 18 kg und die Stromaufnahme mit 70 Watt. KP – Demokratische Volksrepublik Korea Internationale Post Ein Beispiel dafür, dass die Post- verbindungen auch zu Krisen- zeiten und mit politisch eher ins Abseits gestellten Ländern meist problemlos funktioniert, ist dieser Dienstbrief des nordkoreanischen Centre International de Communi- kation in Pyongyang. Der Brief wurde als Einschreiben (Aufgabe- nummer in der Reproduktion leider nicht lesbar) am 10.11.2018 vom Postdienst der R.D.P. Korea nach Frankfurt gesandt. 153. NP – Nepal Schalterfrankierung Schalterfrankierung des General Post Office, Sundhara, Kathmandu von einem Dienstbrief des Postal Service Department nach Deutschland. Die Sendungsnummer ist als Barcode und in Klarschrift aufgedruckt, ebenso das Bestimmungsland, das Gewicht (20.00 Grams) und die entrichtete Gebühr, das Datum und die Uhrzeit. Da es sich um einen gebührenfreien Dienstbrief handelt, ist die Gebühr mit Rs. 0.00 bestätigt. RB 2019-3 134 Arge Briefpostautomation e. V.
201. CH – Schweiz Tintenstrahl-Stempel Ergänzend zur Meldung im RB 2019-2, S. 73f hier ein von Hans-Georg Harreus und von Wilfried Korber vorgelegte Tintenstrahl-Stempel des Briefzentrums Zürich Mülligen mit der gleichen Eigenwerbung „DIE POST LA POSTE LA POSTA“ und den Unterscheidungszeichen „a“ und „d“. Hans-Georg Eckstein fand außerdem einen Abdruck auf der Rückseite eines Briefs mit dem Unterscheidungszeichen „b“. Geht man davon aus, dass auch „c“ existiert, sind mindestens vier Druckwerke für die Tintenstrahl-Entwertungen vorhanden. 201. CH – Schweiz Nachsendebrief Unser in der Schweiz wohn- hafter Schatzmeister war im Jahr 2013 nach Zumikon umgezogen. Die Energiever- sorgung seines vorherigen Wohnorts Uetikon am See sandte die letzte Abrechnung am 23.04.2013 noch an die alte Anschrift, wo sie nicht zustellbar war. Die Post versah den Umschlag mit einem Nachsendeaufkleber mit der neuen Anschrift und einem Stempel mit Datum vom 24,-4-13, die die Ver- zögerung durch das Nach- senden dokumentiert. Ein zweiter Aufkleber erinnert den Empfänger: „Bitte richti- ge Adresse dem Absender melden. / Danke, Ihre Brief- trägerin/Ihr Briefträger“ in drei Sprachen. ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 135
201. CH – Schweiz Werbeeinsatz für Anschrift Dies Postkarte aus Einsiedeln in der Schweiz vom 13.08.1989 nach Wildenau in Österreich entdeckte unser Mitglied Toni Katzlberger vor einigen Tagen. Interessant ist der Werbeeinsatz „Briefkastenanschrift klipp und klar… / Prompte Post das ganze Jahr“, der vermutlich wegen häufig fehlender Straßen- angabe damals eingesetzt worden war. 210. CZ – Tschechische Republik Neues Schalterlabel Auf einem Brief aus der tschechischen Stadt Prachatice entdeckte Peter Huß ein bisher nicht bekanntes Schalterlabel. Es enthält rechts oben das Posthorn mit der Inschrift Česká Pošta, daneben den Aufgabeort mit Postleitzahl, darunter eine Reihe von Sternchen, vermutlich als Platzhalter für den Eindruck von Zusatzleistungen, rechts davon die entrichtete Gebühr und schließlich das Datum 30.05.2019, gefolgt von Sendungsart und Gewicht. 171. PL – Polen Infoträger aus Australien Zufallsfund in einem Briefbehälter: Informationsträger vom 12.02.2019 für einen „Small Tray“ [kleinen Briefbehälter] mit Übersee-Sendungen des Dandenong LC Bulk BC der Australischen Post nach Warschau, Polen. RB 2019-3 136 Arge Briefpostautomation e. V.
001. DE – Deutschland Heinz Friedberg Gangfolge für Alle… …nennt die Deutsche Post ein Projekt, das sie als wesentlichen Teil der strategischen Ziele für einen erfolgreichen und stabilen Betrieb bezeichnet. Drei große Teilprojekte sind der Aufbau von insgesamt circa 160 neuen Gangfolgesortiermaschinen, die Erfassung und Pflege der Briefkastenanlagen durch die Zustellkräfte und die maschinelle Sortierung der Briefsendungen für Hochhäuser auf Steckfolge. Die „Gangfolge“ legt fest, welche Wege ein Zusteller in seinem Bezirk laufen muss, um möglichst effektiv alle Briefe zustellen zu können. Schon heute gibt es in allen 82 Brief- zentren Gangfolgesortiermaschinen, die mit den aktuellen Daten des jeweiligen Bezirks programmiert wurden und in der Lage sind, Standard- und Kompaktbriefe für alle Zustell- bezirke automatisch in die Gangfolge des Zustellers zu sortieren. Auf „Steckfolge“ zu sortieren bedeutet, noch einen Schritt tiefer zu sortieren. Nicht nur die Straße und die Hausnummer werden berücksichtigt, sondern auch die Reihenfolge der Briefkästen in einem Hochhaus. „Zurzeit gibt es allerdings bundesweit rund 12.000 Bezirke, für die es noch keine automati- sierte Lösung in der gewünschten Qualität und Sortiertiefe gibt. Das verursacht einen deutlichen Mehraufwand und damit auch höhere Kosten“, erklärt Thomas Schneider, Betriebschef Post & Paket Deutschland. As diesem Grund werden nun sukzessive 160 weitere Gangfolgesortiermaschinen aufge- baut. Die ersten neuen Maschinen wurden in den Briefzentren Essen und Düsseldorf bereits in Betrieb genommen. Das Projekt „Steckfolgesortierung“ für Hochhäuser: Unter die Sendungen, die aktuell noch händisch sortiert werden müssen, fallen auch Millionen von Briefen, die täglich in Hoch- häusern zugestellt werden müssen. „Hier ist die Sortierung nach Namen innerhalb einer Adresse sehr zeitaufwendig und fehleranfällig. In dem Fall setzen wir auf intelligente IT- Systeme, mit deren Hilfe wir die Briefkastenanlagen in Hochhäusern oder Mehrfamilien- häusern mit mehr als 20 Briefkästen erfassen können“, erklärt Schneider. Das heißt, die Beschriftung der Anlagen wird systematisch mit Hilfe des HASCI-Smartscanners erfasst. Anschließend werden diese Informationen dann in die IT-Systeme eingepflegt. Das klingt einfach, beinhaltet allerdings umfassende Anpassungen an die Sortier- und Codiertechnik. Herzu kommt die Beachtung der Datenschutzgrundverordnung. Alle Bewohner von Hoch- ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 137
häusern werden durch einen Flyer über das Projekt informiert. Möchte ein Empfänger nicht, dass sein Briefkasten erfasst wird, kann er schriftlich Widerspruch einlegen. Aktuell läuft der erweiterte Feldtest zur Briefkastenerfassung mit rund 160.000 Pilotadressen in ganz Deutschland. Das Projekt besteht insgesamt aus vielen einzelnen Bausteinen, die alle Bereiche des Betriebs – von Transport über Sortierung bis hin zur Auslieferung – betreffen, und ist daher auch besonders vielschichtig. „Um die Hochhaussortierung bis Ende 2019 in allen betreffenden Bezirken zu ermöglichen, ist es deshalb wichtig, dass alle Betriebsabtei- lungen sowie IT und Technik sehr eng zusammenarbeiten“, betont Thomas Schneider und zeigt sich zufrieden mit dem aktuellen Verlauf des Projekts. „Derzeit funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den Bereichen und mit den Niederlassungen vor Ort her- vorragend. Wenn wir diesen Weg weiterverfolgen, werden wir am Ende alle davon profitieren.“ (Nach Premium Post Ausgabe 2.2019) Anmerkung: Die Bitte der Rundbrief-Redaktion an die Redaktion von „Premuium Post“ um Bestätigung der in dem Projekt eingesetzten Maschine blieb bis Redaktionsschluss leider unbeantwortet. Soweit anhand des Bildes in dieser Publikation zu erkennen, handelt es sich um das Modell MARS der französischen Firma Solystic. Gezeigt ist hier eine Werks- foto dieser Sortiermaschine. Sie gilt weltweit bei den Managern vieler Postdienste als das leistungsfähigste Modell für Gangfolgesortierung. RB 2019-3 138 Arge Briefpostautomation e. V.
001. DE – Deutschland Heinz Friedberg Rücksendung aus den USA – Eine Analyse Bild 1 Bild 2 → In diesem Zustand kam ein von der RWTÜV in Essen am 16.12.98 in die USA geschickter Brief zurück. Auf der Vorderseite befanden sich mehrere Haftetiketten (Bild 1), auf der Rückseite nur ein Identcode, kein Absender, kein weiterer postalischer Vermerk oder Stempel (Bild 2). Die handschriftlichen Anmerkungen auf der Vorderseite sind vermutlich Vermerke von mehreren Zustellversuchen in den USA. Beim Versuch, den Weg dieses Briefes zu analysieren, wurden nach und nach die Haft- etiketten abgelöst. Abgebildet sind im Folgenden nur die unteren Teile des Briefs, da sich im oberen Teil keine Änderungen ergaben. Der Brief war ursprünglich korrekt an die Anschrift 901 King Street in Alexandria, VA 22314 adressiert (Bild 3). Die Bar/Halfbar-Codierung des USPS lautet 22314-3018-01(5). Bild 3 Die King Street ist eine Hauptstraße in Alexandria. Warum der Brief dort nicht zugestellt werden konnte, ist nicht zu erkennen. ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 139
Bild 4 Der Brief erhielt danach das gelbe Rücksende-Etikett mit dem Datum vom 23.12.1998 mit der Inschrift „RETURN TO SENDER / NOT DELIVERABLE AS ADDRESSED / UNABLE TO FORWARD“ [Zurück an den Absender / Nicht zustellbar wie adressiert / Keine Nach- sendemöglichkeit] (Bild 4) Bild 5 Bei der weiteren Bearbeitung wurde zunächst ein Blanko-Etikett aufgebracht (Bild 5) und, da der dortige Anschriftenleser vermutlich die Rücksendeadresse im Absender- Freistempel nicht interpretieren konnte, auch der rückseitige Identcode (Bild 2). Mit dem Identcode wurde ein Bild der Sendung für manuelle Bearbeitung am Bildschirm gespeichert. Auch bei der Bearbeitung am Bildschirm konnte die Arbeitskraft die Rücksendeadresse im AFS offensichtlich nicht richtig deuten. Denn das danach aufgebrachte weitere Haftetikett erhielt die Codierung 00100-000(9), wobei (9) die Prüfziffer ist (Bild 1). Zu der Zeit, zu der der vorliegende Brief bearbeitet wurde, war 00149 der International Postnet Code des USPS für Deutschland (Nach der Änderung im Jahr 2009 ist der International Postnet Code des USPS für Deutschland 00106). Der Code 00100 wurde damals für Sendungen in die Niederländischen Antillen benutzt (seit 2009 lautet er 00484). Leider gibt es keine Stempel oder Vermerke, die einen Umweg der Rücksendung über die Antillen nahelegen. Vermutlich wurde das richtige Rücksendeland rechtzeitig erkannt. Nach der Änderung im Jahr 2009 ist der Code 00100 nach den vorliegenden Informationen nicht definiert. Er wird möglicherweise für Sendungen verwendet, bei denen auch bei der Bearbeitung am Bildschirm das Bestimmungsland für Rücksendungen nicht erkannt wird, und die einer manuellen Sortierung bedürfen. Unter http://www.quine.org/phil-pub.html#iint2n findet man ausführliche Informationen über frühere und heutige Codes des USPS. Den hier analysierten Brief erhielt die Redaktion von unserem Mitglied Heinz Eggenstein. RB 2019-3 140 Arge Briefpostautomation e. V.
001. DE – Deutschland Michael v. Meyeren, Matthias Fiebiger Zum Aufspaltungstermin des Postleitgebietes 10 Verwirrende Ergebnisse ermittelt Wann wurde die Aufteilung des Postleitgebietes (PLG) 10 bzw. der Postleitgebietszahl (PL[G]Z) 10 für das Land Sachsen in die Postleitgebiete 10a für den OPD-Bezirk Dresden und 10b für den OPD-Bezirk Leipzig in Kraft gesetzt? Vor dieser Frage steht irgendwann einmal jeder Philatelist, der sich mit Heimat- oder Postgeschichte oder im Rahmen der Postautomation mit der Geschichte der Postleitzahlen befasst. Eigentlich sucht man in Postverordnungen oder ähnlichen Dokumenten. Bisher sind derartige Schriftstücke anscheinend von den emsig Forschenden bisher noch nicht aufgefunden worden. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war auch für das gewohnte Ordnungssystem der Postbehörde nicht einfach. Das Problem besteht darin, dass die Alliierten auch 1946 in Deutschland weiterhin insgesamt das Sagen hatten. Diese erteilten aber ihre Befehle an ihre deutschen Ausführungsorgane oftmals nur mündlich und das meist mit dem Vermerk: „Ab sofort“. Damit ist eine exakte, auf den Tag genaue Datierung der Aufspaltung des PLG 10 in 10a und 10b in dieser schweren Nachkriegszeit sehr schwierig. Man ist auf die jeweils frühesten Veröffentlichungen in Tageszeitungen und ähnlichem Druckwerk, das es damals erst spärlich wiedergab, angewiesen. Zahlreiche Recherchen in der einschlägigen Literatur brachten ein verwirrendes Ergebnis. Fast jeder Autor nannte ein, aber meist ein anderes Datum. Diese Terminisierung der PLG-Aufspaltung ist damit im Nachhinein nicht klar festgelegt. Man kann dann immer nur noch vom „Tag der Bekanntgabe“ sprechen. Denn eigentlich sollten diese Daten doch durch schriftliche Quellenangaben, auch zu diesem Thema, belegbar sein. Was schreiben Autoren, Behörden oder Mitteilungsblätter zum fraglichen Datum? Der Versuch der Gewinnung eines „vorläufigen“ Ergebnisses zur Festlegung des Beginnes der Einführung der neuen PLG 10a und 10b in Sachsen soll in folgenden zwölf, zeitlich gestaffelten, postgeschichtlich bekannten Arbeiten und Literaturstellen geschehen. 1. Wolfram Grallert – „Lexikon der Philatelie“ Wolfram Grallert verlegt im „Lexikon der Philatelie“ [Lit. 1] in seiner Kurzfassung der Geschichte der Postleitzahlen auf Seite 308 die Existenz der PL(G)Z 10a und 10b indirekt gleich noch mit ins Einführungsjahr 1943 der PL(G)Z, was bei der Kürze der dortigen Darstellung zu falschen Schlussfolgerungen führen könnte. 2. Dr. Werner Zschörneck – „VSP-Rundbrief“ In seinem Beitrag aus dem Jahre 1998 „Zur Geschichte der Postleitzahlen in den neuen Bundesländern“ [Lit. 2], Teil I, S. 30, heißt es: „…Mit dem Befehl Nr. 17 der SMAD wurde die Bildung einer Zentralverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen´ (ZVPF) verfügt, die am 8. September 1945 offiziell ihre Arbeit aufnahm. Nach der Reorganisation der Oberpostdirektionen (OPD) verfügte die ZVPF am 26.12.1945 eine Untergliederung des Postleitgebietes 10 in 10a (Ostsachsen) und 10b (Westsachsen). Gleichzeitig wurden die Landkreise des Regierungsbezirkes Merseburg aus dem Postleitgebiet 10 herausgelöst und als Postleitgebiet 19a (Sachsen-Anhalt/Süd) neu gebildet, während das Territorium des Postleitgebietes 19 die Gebietszahl 19b (Sachsen-Anhalt/Nord) erhielt….“ ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 141
Der zitierten Stelle folgte eine redaktionelle Zusammenfassung der Darstellungen vom Gesamtbericht aus beiden VSP-Rundbriefen im Teil II, S. 18 ff. Die Herkunft des Datums 26.12.1945 ist heute nicht mehr hinterfragbar, da der Autor vor Jahren leider verstarb. Sie ist aus heutiger Sicht falsch, da spätere amtliche Veröffentlichungen in der ersten Hälfte des Jahres 1946 weiter vom PLG 10 schrieben, nicht aber von 10a oder 10b. 3. Wolfgang Strobel – Aufnahme des Postverkehrs Wolfgang Strobel, Bonn schrieb im Jahre 2002 in seinem, in 6. Auflage erschienenen Buch über die Aufnahme des Postverkehrs in Deutschland nach der Besetzung 1945 bis 1950. Darin verwendet er den Begriff „Postleitzahlen“. Er fasst die Änderungen der Postleitzahlen von 1944 und ab April 1946 als tabellarische Übersicht zusammen. Das Datum des Beginns der PLG-Aufteilung von 10 auf 10a und 10b wird hier mit dem 14.10.1946 angegeben. 4. Peter Griese – „Neue Schriftenreihe der Poststempelgilde“ Peter Griese, Mönchengladbach schrieb 2011, dass das PLG 10 am 14.10.1946 in 10a und 10b aufgeteilt wurde, das PLG 3 in 3a und 3b am 27.3.1947 und das PLG 15 ebenfalls am 27.3.1947. 5. Fredo Queck – persönliche Mitteilung Auch Fredo Queck, Rottmannsdorf, schreibt in einer Information vom 9.9.2015 an den Zweitautor dieses Beitrages, dass er beim Archivstudium für die Aufteilung der PLG 10 keine Verfügung gefunden habe, aber eine Zeitungsnotiz aus der „Berliner Zeitung“ vom 15. Oktober 1946 kennt, die eine ADN-Meldung vom 14. Oktober 1946 enthält (ADN = Allgemeiner Deutscher Nachrichten- dienst [Nachrichtenagentur der SBZ / DDR]). Dieses Datum betrachtet er als von einer sicheren und nachvoll- ziehbaren Quelle stammend. 6. „UNION“ – Tageszeitung → Auch sächsische Tageszeitungen ver- öffentlichten die postalische Gebiets- aufteilung im Oktober 1946. Die früheste bekannte Veröffentlichung in Sachsen zu diesem Thema stammt aus der „UNION“ vom 16.10.1946 mit dem Hinweis „von sofort ab“. Diese Bekanntmachung ist jedoch bezüglich der PLGZ 19 unvollständig. [Lit. 6] Amtsblatt der Reichspost- Oberdirektion für die Britische Zone vom 19.Oktober 1946 RB 2019-3 142 Arge Briefpostautomation e. V.
7. Amtsblatt der Reichspost-Oberdirektion für die Britische Zone Bereits am 19.10.1946 gab dieses Amtsblatt für die Britische Zone in seiner Ausgabe Nr. 11, S. 49, die Aufteilung der beiden PLG 10 und 19 in der SBZ bekannt. Diese Meldung ist für ein nicht täglich erscheinendes Amtsblatt überraschend zeitig im Vergleich zu anderen Meldungen der Tagespresse der SBZ und sicherlich keine Reaktion auf die Festlegung „irgend einer“ sächsischen OPD. [Lit. 7] 8. Tägliche Rundschau – Tageszeitung Die sächsische Tageszeitung „Tägliche Rundschau“ vom 19.10.1946 verkündete als, soweit bekannt, zweite in Sachsen die Aufteilung von ostdeutschen Postleitgebieten und sprach dabei ebenfalls vom Begriff Postleitzahlen. 9. Gerhard Rehbein – Lexikon Das transpress-Lexikon POST von Prof. Dr. Gerhard Rehbein schreibt zum Stichwort „Postleitgebiet“, dass die „Aufteilung der PLG 10 und 19 ab 26.10.1946, der PLG 3 und 15 ab 22.4.1947“ erfolgte [Lit. 9]. 10. Amtliches Mitteilungsblatt der Stadt Dresden – Amtsblatt Als erstes Veröffentlichungsblatt einer sächsischen Behörde zur Thematik PLG-Aufteilung ist das amtliche Mitteilungsblatt der Stadt Dresden vom 26.10.1946 bekannt. Darin heißt es: „...Die Postleitgebiete 10 (Land Sachsen) und 19 (Provinz Sachsen) werden von sofort ab in 10a und 10b sowie 19a und 19b unterteilt...“. In diesem Blatt erfolgte eine ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 143
ausführliche Wiedergabe der beiden Bekanntmachungen der OPD Dresden, einschließlich der Korrekturmeldung bezüglich der nicht mehr existierenden Regierungsbezirke im Land Sachsen. Hier hatte eine Verwechslung des Regierungsbezirks mit dem OPD-Bezirk statt- gefunden. 11. Sächsische Zeitung – Tageszeitung Als weitere Tageszeitung in Sachsen veröffentlichte die „Sächsische Zeitung“ diese postalische Gebietsaufteilung am 30.10.1946, jedoch mit verstümmelter Wiedergabe des letzten Satzes hinsichtlich der PL(G)Z 19b. 12. Curt PAUL – Broschüre über Postleitzahlen Curt Paul, Chemnitz, ein Stempelspezialist der frühen Nachkriegsjahre aus Chemnitz (1953 - 1990 Karl-Marx-Stadt) schrieb ca. 1954 in seiner Broschüre nur vage: „…Im Laufe der Zeit erfolgten mannigfache Änderungen. Verschiedene Gebiete wurden in a und b geteilt und zwar 1946 die Gebiete 10, 14, 19, 21 und 22, 1947 die Gebiete 3, 15 und 20, während 22 in a, b und c gegliedert wurde.“ RB 2019-3 144 Arge Briefpostautomation e. V.
Zusammenfassung Ein auf den Tag genaues Datum wird in der von den Autoren eingesehenen älteren postgeschichtlich- philatelistischen Literatur für die Aufspaltung des PLG 10 in 10a und 10b oft nicht genannt. Man ist sich aber allgemein einig, dass die Aufspaltung im Oktober 1946 erfolgt sein muss. Also zehn Monate später, als Herr Dr. Werner Zschörneck seinerzeit im VSP-Rundbrief angegeben hatte. Ganz abgesehen von der zu Irrtümern führenden Angabe „1943“ im Lexikon der Philatelie. Es ist nicht anzunehmen, dass diese doch ziemlich in Poststrukturen eingreifende Maßnahme von sächsischer Seite (OPD Dresden oder OPD Leipzig) im Alleingang vorgenommen worden ist. Diese Festlegung ist von deutscher Seite (ADN oder ZVPF) höchstens bekanntgemacht worden. Festgelegt hat es die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) oder gar der Alliierte Kontrollrat. Im gedruckten „Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland“ sind aber keine dies- bezüglichen Festlegungen zu finden [Lit.13]. Der vermutlich dazugehörige Befehl auf hoher Ebene der Besatzungsmächte ist bisher anscheinend in keiner Akte gefunden worden. Vielleicht schmort er in Moskauer Archivkellern. Oder wurde er nur mündlich erteilt? Da es in der SBZ erst wieder ein regulär erscheinendes, fortlaufend nummeriertes Post-Amtsblatt ab 1.8.1947 gab, ist die darin enthaltene Aufstellung von Postleitgebieten 1947 nur als zusammenfassende Situationsbeschreibung zu werten und nicht als aktuelle Änderungs- Mitteilung, eine in älterer Literatur auch schon gefundene irrige Annahme. Gegenüber der o. a. Berliner Veröffentlichung wurde diese postalische Veränderung in sächsischen Blättern mehr als ein Dutzend Tage später bekannt gegeben. Das deutet darauf hin, dass diese Entscheidung nicht aus Sachsen, sondern aus Berlin kam. Die OPD Dresden wirkte dazu nur als späteres Sprachrohr zum Weiterreichen der Nachricht an die lokale Tagespresse. Aus allen inzwischen bekannten Terminisierungen und Erkenntnissen kann mit hoher Wahrscheinlichkeit der 14. Oktober 1946 als „Geburtstag“ der Postleitgebiete 10a und 10b (statt 10) in Sachsen betrachtet werden, wie bei Strobel [2002], Griese [2011] und Queck [2015] angegeben. Stempel mit den neuen Postleitgebiets-Zahlen 10a oder 10b Die ersten beiden Dresdener Sonderstempel mit der neuen PL(G)Z 10a wurden aus Anlass der 2. Dresdner Weihnachtsmesse am 22.12.1946 und zum „Tag der Briefmarke“, von der Dresdner Philatelisten-Bewegung im Zwingerschlösschen am 12.1.1947 ein- gesetzt. ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 145
Bis Tagesstempel aus Metall oder Poststellenstempel aus Gummi mit der neuen PL(G)Z 10a bzw. 10b in Sachsen zum Einsatz kamen, wird es wohl wesentlich länger gedauert haben. Gesicherte Daten lagen dazu den beiden Autoren nicht vor. Die beiden Abbildungen der Stempel von (10a) Freiberg (Sachs) 2 vom 04.11.50 und (10a) Mittelndorf / über Bad Schandau 2 vom 15.4.1952 sollen nur Beispiele aus den 50er Jahren sein, in denen die PL(G)Z bei der Deutschen Post der DDR aber bereits generell überholt waren. Wer besitzt den frühesten Beleg eines Stempels mit den PL(G)Z 10a oder mit der PL(G)Z 10b in seiner Sammlung? Bitte mit einer Kopie bei der Rundbriefredaktion melden zur Veröffentlichung in einem späteren Rundbrief-Ausgabe. Literatur: [1] Grallert, Wolfram: Lexikon der Philatelie, Phil Creativ Verlag & Agentur, Schwalmtal, 2006/2007, ISBN 978-3-932198-38-0 [2] Verein für Sächsische Postgeschichte und Philatelie e. V.: Teil I in VSP Rundbrief 32 (August 1998), S. 27–34; Teil II in VSP-Rundbrief 33 (November 1998), S. 11–17/20 [3] Strobel, Wolfgang: Die Aufnahme des Postverkehrs in Deutschland nach der Besetzung 1945 bis 1950, Eigenverlag, Bonn 2002 [4] Griese, Peter: Postleitzahlen 1945 bis 1965; Band 181, Neue Schriftenreihe der Poststempelgilde e. V., Soest, 2011, S. 35 [5] Queck, Fredo: Persönliche Mitteilung [6] „Union“ Nr. 90 v. 16.10.1946, S. 3 [7] Queck, Fredo: Postleitkennungen in Deutschland; Heft 33, Schriftenreihe zum Sammelgebiet DDR, 2014, S. 29 [8] Tägliche Rundschau“ Nr. 244 (441) v. 19.10.1946, S. 2 [9] Rehbein, Gerhard: Lexikon POST, transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1982, S. 517 [10] Amtl. Mitteilungsblatt d. Rates d. Stadt Dresden“ Nr. 12 v. 26.10.1946, S. 64, [11] Sächsische Zeitung“ Nr., 153 v. 30.10.1946, S. 3 [12] Paul, Curt: Von der Postleitzahl, einem überaus vielseitigen und interessanten Sammelgebiet; Selbstverlag, Karl-Marx-Stadt, o. J. (vermutlich 1954), S. 3 [13] Amtsblatt ZVPF Nr. 13 v. 8.11.1947, S. 56, Mitt. Nr. 19/1947 Dieser Beitrag erschien im Rundbrief 109 des Vereins für Sächsische Postgeschichte und Philatelie und wird hier mit freundlicher Genehmigung der Autoren wiedergegeben. RB 2019-3 146 Arge Briefpostautomation e. V.
001. DE – Deutschland Die Leitcodierung von DHL-Paketen (Ergänzung) Ergänzend zum Beitrag im RB 2019-2 legte ein befreundeter Sammler den Ausschnitt der hülle eines Pakets vor, bei dem sowohl Routingcode als auch Identcode dupliziert wurden. Grund ist vermutlich die starke Verschmutzung des originalen Aufklebers, die den Ident- code unleserlich, den Routingcode nur noch eingeschränkt lesbar machte. Aufgefallen ist, dass der Routing- code auf dem Originalaufkleber (2L)DE01594+99000900229003, beim duplizierten RC-Label 40327601594+99000900229003 lautet. Warum auf dem Original- aufkleber die zweistellige Länder- kennung „DE“, beim duplizierten RC-Label „276“ verwendet wurde, bleibt unklar. Für die weitere Bearbeitung der Pakete spielt die Länderkennung keine Rolle. Die Bedeutung der beiden Kennungen ist im Detail im RB 2019-3, S. 81 erklärt. Die duplizierten Aufkleber waren neben dem ursprünglichen Auf- kleber auf das Paket geklebt. ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 147
001. DE – Deutschland Heinz Friedberg Fälschungen von Päckchenmarken Im Januar 2018 begann am Landgericht Bochum der Prozess über einen aufsehen- erregenden Betrugsfall wegen Briefmarkenfälschungen, über den in zahlreichen Medien berichtet wurde [Lit. 1]. Das Auftreten von Briefmarkenfälschungen, damals bereits ein ärgerliches Problem für die Deutsche Post, wurde damit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Fälschungen von Briefmarken sind nicht neu. Bald nach Einführung der Briefmarken gab es schon erste Fälschungen. Einige sind heute als echte Raritäten bei Spezialsammlern begehrt. Auch die Fälschungen der letzten Jahre waren einigen Sammlern aufgefallen. Die Diskussionen in den philatelistischen Internetforen wurden aber kaum beachtet. In verschiedenen Foren wurde geschildert, wie man die Fälschungen erkennt, welche Schutzmaßnahmen die Deutsche Post entwickelte und – vielleicht kein ganz geschickter Schachzug – in welchen Patentschriften diese beschrieben sind. Die entscheidenden Informationen sowie eigene Recherchen und Untersuchungen interessierter Sammler sind in mehreren Artikeln in der „philatelie“ zusammengefasst [Lit. 2 bis 5]. Etwa zeitgleich mit der Enttarnung der ersten Angebote gefälschter Briefmarken entdeckte die Deutsche Post auch gefälschte Paketmarken. Wie die gefälschten Briefmarken wurden sie dem Anschein nach in China hergestellt. Ebenso wie die gefälschten Briefmarken sind sie für die meisten Postkunden nicht ohne weiteres zu erkennen. Versendern, die täglich Paketmarken benötigen, sollte bei der falschen Inlands-Paketmarke die gräuliche Schrift des Worts "Marke" in "Paketmarke" sowie die etwas dickere Schrift des Wortes "Deutschland" auffallen. Diese beiden Merkmale wurden von der EU-Paketmarke übernommen, die ebenfalls gefälscht wurde. Außerdem kann man gefälschte Paket- marken anhand der Nummernkreise der Identcodes ausfindig machen. Den Fälschern ist es sogar gelungen, das Hologramm der Paketmarken zu fälschen. Nur bei der Mikroschrift, die man mit bloßem Auge nicht sieht oder lesen kann, waren sie gescheitert. Normale Postkunden wissen allerdings gar nicht, dass die Paketmarke eine Mikroschrift enthält, so klein ist diese (Bild 1). Bild 1: Paket-Formblatt mit einer aufgeklebten gefälschten Paketmarke Dadurch, dass bislang Päckchen mit Briefmarken freigemacht werden durften, gelangten gefälschte Brief- marken ebenfalls in den Paketstrom: In gewissen Internet-Plattformen wurden mit gefälschten Briefmarken vorfrankierte Päckchen-Form- blätter angeboten (Bild 2). Während Briefsendungen mit gefälschten Briefmarken und RB 2019-3 148 Arge Briefpostautomation e. V.
Marken, bei denen die Entwertung chemisch entfernt wurde, in den Briefzentren maschinell erkannt und aussortiert werden, laufen im Paketzentrum Päckchen mit solchen Briefmarken ohne jegliche Kontrolle über die Sortieranlagen. Aus diesem Grund wurden die Filialen und Partnerfilialen ange- wiesen, keine vom Kunden bereits mit Briefmarken vorfrankierten Päckchen anzunehmen. Stattdessen wurden die Filialen und Partnerfilialen mit neuen Labeldruckern ausgestattet, die Identcodelabel sowohl für nationale wie auch für internationale Pakete und Päckchen erstellen (Bild 3). Für den Fall, dass ein Drucker oder PC ausfällt, wurden die Partner- Bild 2: Angebot von Päckchenaufklebern filialen mit Blanko-Etiketten mit gefälschten Marken ausgestattet, die einen UPS-S10- Nummernkreis für internationalen Gebrauch haben, aber auch für nationale Sendungen benutzt werden dürfen (Bild 4). Kunden, die bereits mit Briefmarken vorfrankierte Päckchen aufgeben möchten, müssen auf jeden Fall eine neue Label-Freimachung kaufen. Die bereits aufgeklebten Briefmarken werden vom Kundenservice der Deutschen Post gegen Vorlage der Kauf-Quittung erstattet. Bild 3: Aufkleber von Päckchen National S mit Freimachung vom Labeldrucker ArGe Briefpostautomation e. V. RB 2019-3 149
Bild 4: Aufkleber von Paket mit Freimachung mittels eines Blanko-Etiketts mit USP S-10 Nummernkreis. Hier CY 30 850 520 1 DE Seit dem Inkrafttreten dieser Anweisung ist das Angebot an bereits mit Briefmarken freige- machten Päckchen-Formblättern von Internet-Plattformen fast völlig verschwunden. Die gleiche Anweisung gilt übrigens auch für Päckchen, die mit einem Absenderfreistempel freigemacht sind, der keinen Identcode enthält. Soweit in Erfahrung zu bringen war, wurden die Briefmarken für das Päckchen-Porto von den Filialen und Partnerfilialen zurückgezogen. Auf der Homepage der Deutschen Post sind jedoch noch Rollen der Wertzeichen zu 3,79 € und 4,50 € erhältlich [Lit. 6]. Anzumerken wäre in diesem Zusammenhang, dass in den Internet-Plattformen ebenfalls Fälschungen der Online-Freimachung von DHL angeboten werden. Diese erkennt der Käufer ganz einfach daran, dass es sich um blanko-Freimachungen ohne eingedruckten Absender und Empfänger handelt – Das Erstellen einer originalen blanko-Online- Freimachung ist nicht möglich und sogar in den AGB ausgeschlossen. Gleiches gilt übrigens auch für ein nachträgliches Ändern der Empfängeranschrift. Die Fälschungen sind anhand der Nummernkreise der Identcodes, sowie an einem falschen Schriftbild (manchmal sogar handschriftlich) des Absenders und des Empfängers zu erkennen. Literatur [1] Olschimke, Jürgen: Betrug mit Briefmarkenfälschungen. philatelie Ausgabe 491, Mai 2018, Seiten 22-24. ISSN 1619-5892 [2] Olschimke, Jürgen: Frankaturware unter Postpreis. philatelie Ausgabe 493, Seiten 26-29, Juli 2018. ISSN 1619-5892 [3] Hanke, Bernd; Olschimke, Jürgen: Fälschung 60 Cent Kaiserkrone. philatelie Ausgabe 495, September 2018, Seiten 16-21. ISSN 1619-5892 [4] Hanke, Bernd: Fälschung MH 92 „Max Liebermann“. philatelie Ausgabe 500, Februar 2019, Seiten 24-28. ISSN 1619-5892 [5] Hanke, Bernd: Neue Fälschungen der Blumenserie. philatelie Ausgabe 502, April 2019, Seiten 28-33. ISSN 1619-5892 [6] https://shop.deutschepost.de/briefversand/briefmarken/briefmarken-zu-379-ct-450-ct- nassklebend-paeckchen-bis-2-kg (zuletzt besucht 03.05.2019) Anmerkung der Redaktion: Da sich einige der abgebildeten Fankierungen auf größeren Sendungen befanden, war das Abtasten mit einem Scanner nicht möglich. Diese Frankierungen mussten manuell mit einer Kamera aufgenommen werden. Obwohl dies mit größter Sorgfalt erfolgte, war eine gewisse Qualitätseinbuße bei diesen Bildern nicht zu vermeiden. Da es sich um wichtige Beispiele handelt, wollte die Redaktion auf diese Bilder nicht verzichten. RB 2019-3 150 Arge Briefpostautomation e. V.
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