Rundbrief 2021 - Fachschule Schwäbisch Hall

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Rundbrief 2021 - Fachschule Schwäbisch Hall
2021

Rundbrief
   Rundbrief
Rundbrief 2021 - Fachschule Schwäbisch Hall
Rundbrief 2021

Komberger Weg 53
74523 Schwäbisch Hall
Telefon (0791) 930600
Telefax (0791) 9306030
hall@ev-fs.de
www.fachschule-hall.de

                       An der Zusammenstellung dieses Rundbriefes haben mitgewirkt:
                   Dr. C. Becker (verantwortlich), K. Braun, E. Röhler, S. Reusch, M. Seitz
                                Auflage: 2.000, Gestaltung: Christian Werner

Inhalt                                   		                                                                          Seite

                                         Grußwort                                                                          3
                                         Jahreslosung                                                                      4
                         Fachschule      2020 - Rückblicke auf ein besonderes Jahr
                                         Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen (Aristoteles), aber was
                                         für eine Hälfte…                                                                  5
                                         Warten auf eine Art Alltag …                                                      7
                                         Gemeinschaftlich wachsen …                                                        9
                                         Mit dem Körper unterwegs in Zeiten von Corona                                    10
                                         Digitalisierungsprozess in der Fachschule                                        12
                                         Schulleben
                                         Black Lives Matter – zweisprachig gegen Rassismus                                14
                                         Blue Eyed                                                                        16
                                         Wie kann man da wegsehen? – Safer Internet Day                                   17
                                         Licht und Schatten gibt es überall                                               19
                                         Leben teilen und über den Glauben nachdenken                                     22
                                         Wie helfe ich den Wildbienen?                                                    23
                                         Ein ganz persönliches Bilderbuch                                                 24
                                         Aus dem Berufspraktikum
                                         Partizipation im Waldkindergarten                                                26
                                         Bewegung erklingt, Musik bewegt                                                  27

                            EFOF         Abschluss und Verabschiedung                                                     29
           Erzieherinnen Stiftung        		                                                                               29
 Evang. Kinder- und Familienhaus         „Das ist wegen dem Corona!“                                                      30
                   Freundeskreis         Bericht                                                                          32
                 Hausnachrichten         Ehrungen                                                                         33
                                         Neu an der Fachschule                                                            34
                                         Auf zu neuen Ufern ...                                                           35

                                         Vielen Dank für alle eingegangenen Spenden.
        Bankverbindung der Fachschule: IBAN DE41622500300005044449 BIC SOLADES1SHA; Sparkasse Schwäbisch Hall

            Wenn Sie keine Zusendung des Jahresbriefs mehr wünschen, können Sie jederzeit formlos widersprechen –
                                      per Telefon, Post oder E-Mail an die Fachschule.
Rundbrief 2021 - Fachschule Schwäbisch Hall
Rundbrief 2021                                                                                 Seite 3

Grußwort
von Dr. Cornelia Becker

                          Liebe Ehemalige,
                          liebe Freundinnen und Freunde
                          der Haller Fachschule,

                            was hat Corona mit uns und unserem        mussten abgesagt oder umorganisiert
                          Schulleben gemacht? Diese Frage stellen     werden. Aber sie haben auch erfahren,
                          wir uns in vielen Beiträgen in diesem       wie es sich anfühlt, mit mehr Zeit, im
                          Rundbrief. Natürlich gibt es viele un-      eigenen Tempo lernen zu können, sich
                          schöne Auswirkungen: verordnete Kon-        mit handlungsfeldübergreifenden Auf-
                          taktbeschränkungen, Abstandsgebote,         gaben über eine längere Zeit und nicht
                          Zugangsregelungen, Beeinträchtigung         in vorgegebenen Unterrichtsblöcken zu
                          der Schulgemeinschaft und des allge-        beschäftigen.
                          meinen Schullebens. Beziehungen leiden
                          unter diesen Bedingungen, keine Frage.        Während der Unterrichtsphase in
                          Manche Kontakte sind praktisch von          halbierten Klassen haben wir erfahren,
                          heute auf morgen weggebrochen. Kom-         dass wir die einzelnen Studierenden
                          munikation über die Entfernung ersetzt      besser wahrnehmen, auch die stilleren,
                          eben nicht die persönliche Begegnung.       dass die Konzentration und Selbstdis-
                                                                      ziplin gestiegen sind. Natürlich gibt es
                            Trotzdem gab es auch erstaunliche Ne-     auch Gruppenerfahrungen, die in Groß-
                          beneffekte dieser Einschränkungen. Man      gruppen schöner sind, aber die Qualität
                          hat sich wieder auf wenige Menschen         des Unterrichts profitiert von kleineren
                          konzentriert. Menschen haben ihre Zeit      Gruppen.
                          anders genutzt als sonst. Wir wurden
                          unfreiwillig etwas entschleunigt, könnte      Diese Formen von Entschleunigung
                          man sagen. Nicht nur wir Älteren, auch      haben so manches wettgemacht, was an
                          junge Menschen haben den Aufenthalt         Dynamik durch die Corona-Pandemie
                          im Freien, in der Natur, wieder zu schät-   in unser Leben gekommen ist. Vielleicht
                          zen gelernt, haben alte Hobbies wieder      können wir uns einiges davon bewahren.
                          aufleben lassen oder sich in der Kunst
                          erprobt.                                      Herzliche Grüße aus der Haller Fach-
                                                                      schule
                            Während der Schließungszeit haben
                          unsere Studierenden die Schule zwar
                          auch vermisst, vermutlich aber im Be-
                          sonderen die Begegnung mit den Mit-
                          studierenden. Tolle Veranstaltungen         Dr. Cornelia Becker
Rundbrief 2021 - Fachschule Schwäbisch Hall
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Jahreslosung 2021
„Seid barmherzig, wie auch
euer Vater barmherzig ist!“
Lukas 6,36
Text: Tobias Feldmeyer

M
           ach`s wie Gott – werde Mensch!
           Als Jugendlicher habe ich diesen
           Satz an einer Mauer gesehen. Ich
fand ihn cool, er hat mich beeindruckt – bis
heute!

   Werde Mensch!
Werde das, was Du eigentlich schon bist – ein
Mensch – ein Geschöpf, das Gott dazu be-
stimmt hat, die Erde liebevoll zu beherrschen.
   Werde Mensch – ein Mitmensch, dem der
Nächste nicht egal ist, der mitfühlt, sich mit-
freut und auch mitleidet.
   Werde Mensch – einer, der sich an seinem
Leben freuen kann.
   Werde Mensch – werde der Partner Gottes        100% an der Barmherzigkeit Gottes messen
in seiner Welt!                                   lassen. Wir werden immer wieder scheitern.          Seid
   Im Menschen Jesus ist Gott selber zu uns       Aber wir können uns die Liebe Jesu zu den          B rüder und Schwestern
gekommen und hat uns gezeigt, was es be-          Menschen zum Vorbild nehmen. Von ihm               A ngenommen von Gott
deutet, ein solcher Mensch zu sein. Gott sel-     können wir Barmherzigkeit lernen. Barm-            R ücksichtsvoll
ber ist Mensch geworden, damit wir barm-          herzigkeit beginnt, wenn wir uns für unsere        M itfühlend
herzige und liebevolle Menschen werden.           Mitmenschen interessieren, ihnen zuhören           H erzlich
   Mach`s wie Gott – werde Mensch!                und unser Herz für sie öffnen. Barmherzig-         E infühlsam
                                                  keit zeigt sich in der Hilfe, die nicht auf Lohn   R etter
  „Seid barmherzig, wie auch euer Vater           wartet.                                            Z eitschenker
barmherzig ist.“ (Lk 6,36)                                                                           I nteressiert
  Das Wie ist das Schwierige in diesen Sät-         „Sei barmherzig“ heißt: „Sei ein Mensch“!        GOTTES EBENBILD,
zen: Wir können nicht wie Gott werden.            Sei der Mensch, mit dem Gott seine Welt            wie auch Euer Vater barmherzig ist.
Unsere Barmherzigkeit kann sich nie zu            verändern will.
Rundbrief 2021 - Fachschule Schwäbisch Hall
Rundbrief 2021                                                                                                                   Seite 5

2020 – Rückblicke auf ein
besonderes Jahr …
Der Blick in gängige Online-Nachschlagewerke zum Begriff „2020“ verweist immer wieder auf ein besonders
beherrschendes Vorkommen. Wikipedia formuliert beispielsweise: „Bislang wurde das Jahr vor allem durch die
weltweite COVID-19-Pandemie geprägt, die zahlreiche Einschränkungen im gesellschaftlichen und wirtschaft-
lichen Bereich zur Folge hat.“ [30.10.2020] Diese haben auch den „Normalbetrieb“ der Haller Fachschule stark
eingeschränkt und Studierende, Lehrende sowie Leitende vor neue Herausforderungen gestellt. Der Umgang mit
der neuen Situation ist so unterschiedlich wie die Menschen selbst – daher soll im folgenden Rückblick zu diesem
besonderen Jahr exemplarisch den Erfahrungen, Gefühlen und Wünschen Raum gegeben werden.

Der Anfang ist die Hälfte des
Ganzen (Aristoteles), aber was
für eine Hälfte…
Text: Dr. Cornelia Becker, Schulleitung

W
              enn ich mich rückblickend fra-      Hall zu bekommen. Schließlich waren meine         „Notstand“ vorüber, ohne dass größere Pan-
              ge, wie ich mir mein erstes Jahr    Jahre als Lehrkraft an Fachschulen für So-        nen passiert wären. Soweit so gut. Ein ent-
              als Schulleiterin in Schwäbisch     zialpädagogik eine gute Weile her und auch        sprechend ausgedehnter Zeitaufwand war
Hall vorgestellt habe, ist die Antwort eindeu-    an ganz anderen Schulen, sogar in anderen         die Folge.
tig: Ganz gewiss nicht so, das steht mal fest     Bundesländern. Zusätzlich wollte ich alle            Aber man kann sich auch vorher gut vor-
– jedenfalls seit der zweiten Hälfte des ersten   Mitarbeitenden und Lehrkräfte kennenler-          stellen, dass die Leitung einer Schule mit
Jahres, seit Corona uns im Griff hat, um ge-      nen. An die Einladungen zu Hospitationen          knapp 250 Studierenden und knapp 30 Mit-
nau zu sein.                                      in vielen Unterrichten, die Teilnahme an          arbeitenden kein Spaziergang ist. Natürlich
   Dabei hat es so vielversprechend ange-         Veranstaltungen zum Beginn denke ich ger-         geht man davon aus, dass in der ersten Zeit
fangen. Der Einstieg kann als sanfter Über-       ne zurück. Alles und alle kennenzulernen er-      der Aufwand höher ist, da die Routine für
gang bezeichnet werden: Es gab regelmäßige        fordert Zeit, die ich mir aber sehr gerne neh-    viele Vorgänge noch fehlt. So ein Schulbe-
Übergabegespräche mit dem ehemaligen              men wollte. Oft habe ich mich als Lernende        trieb ist eine äußerst komplexe Aufgabe mit
Schulleiter. Dann folgte ein sehr ruhiger Be-     definiert.                                        einem engen zeitlichen Korsett und jeder
ginn in der Sommerferienzeit, in der ich in          Der erste schwierige Part kam dadurch,         Menge formal zu beachtenden Vorgaben.
aller Ruhe das zum Teil gänzlich verwaiste        dass eine Zeitlang das Sekretariat, die Schalt-   Vertagen auf später lässt sich da wenig. Zu or-
Schulhaus und das Büro erschließen konnte.        zentrale, das Herzstück einer Schule, krank-      ganisieren und im Blick zu behalten ist stän-
   Etwas hektischer wurde es dann zu Be-          heitsbedingt nicht besetzt war. Wochenlang        dig etwas. Die Erwartungen der Lehrenden
ginn des Schuljahres. Teilweise waren noch        ohne diese Schaltzentrale auszukommen ist         und Lernenden an reibungslose Abläufe sind
Planungen zu vervollständigen und das üb-         sicherlich schon für eine langjährige Schul-      hoch. Alles, was nicht glatt läuft, wird genau
liche Programm von Organisatorischem, das         leitung eine Herausforderung. Für eine            geprüft, weil es die nächsten Schritte wieder
am Anfang, glaube ich, immer zu einiger           frisch gebackene Schulleitung aber stellt das     behindern kann und das System beeinträch-
Ballung führt. Dank helfender Hände und           schlichtweg eine mittelschwere Katastro-          tigt. Dieses System alleine fordert schon sehr
Köpfe, vor allem einer gut sortierten Stell-      phe dar. Auf jeden Fall weiß ich nun noch         viel Kraft und Aufmerksamkeit, vor allem
vertretung, kein Problem.                         mehr als vorher zu schätzen, was dort alles       am Anfang. Ach ja, und ganz nebenbei darf
   Nun hatte ich die Vorstellung, erst einmal     so erledigt wird, ohne dass dies immer so         man auch den eigenen Unterricht nicht ver-
einen Überblick über so ein Schuljahr in          auffällt. Aber glücklicherweise ging dieser       nachlässigen. Ein schöner Exkurs und eine
Rundbrief 2021 - Fachschule Schwäbisch Hall
Seite 6 — Fachschule: Rückblick 2020                                                                             Rundbrief 2021

echte    Bereicherung
waren mir in dieser
Zeit die Besuche bei
den Lehrkräften und
Klassen im Unterricht.
Nur so habe ich einen
Blick in die qualitativ
hochwertige     Arbeit
des Lehrerkollegiums
erhascht, den ich sonst
nicht gehabt hätte.
   Das Prinzip der für
alle Anliegen offenen
Tür habe ich bis auf
wenige Zeiten auf-
rechterhalten,    auch
wenn dies bedeutet,
mit häufigen Unter-
brechungen      umzu-
gehen. Aber ich habe
gute      Erfahrungen
damit gemacht. Vie-
le kleine Dinge (und
auch größere) lassen
sich im persönlichen
Kontakt schnell und
ohne Missverständnisse klären. Alles, was       sortieren, ins Verhältnis zu dem sonst Übli-     Hausmeister), die zunächst allein in der
aufgeschoben wird, kann sonst vergessen         chen zu setzen, welches man noch gar nicht       Schule war, hervorragend ging. Wir sind
werden. Häufig wurde mir auch zurück-           gekannt hat und am besten den nächsten           in dieser engen Zusammenarbeit über die
gemeldet, dass es schön ist, eine offene Tür    Vorgaben schon vorzugreifen. Ein mehr-           Schließungszeit zusammengewachsen, da
vorzufinden, wenn man nur kurz eine Frage       facher Aufwand für die neue Schulleitung,        wir fortlaufend gemeinsam überlegen muss-
hat (noch schöner wäre es, wenn alle Vorbei-    die sich immer parallel mit mindestens zwei      ten, wie was umgesetzt werden könnte. Ein
gehenden auch einen Gruß hineinrufen wür-       Planungsversionen auseinandersetzen muss-        dickes Dankeschön muss ich an dieser Stelle
den, wenn sie keine Frage haben – denn das      te. Dazu kam, dass eine Bestimmung die           loswerden: Ich habe meine Zweifel, ob ich
machen wenige). Fest steht, dass eine Schule    nächste bereits überholt haben konnte, kurz      dieses furchtbar anstrengende zweite halbe
im Vollbetrieb ein ganz schönes Gewusel ist,    nachdem man die erste umgesetzt hatte. Er-       Jahr ohne deren unermüdliche Tatkraft so
da verliert man schnell den Überblick, wen      gänzt wurde dies durch die vielen kleinen        unbeschadet überstanden hätte.
man schon gesehen bzw. bewusst wahrge-          Unsicherheiten und Fragen, die sich aus un-         Es ist unglaublich, was so eine Pandemie
nommen hat.                                     gewohnten Vorschriften ergaben. Unter die-       an organisatorischem Aufwand bedeutet, für
                                                sem Druck ist Beteiligung schlicht ein Luxus,    Außenstehende kaum nachvollziehbar. Man
   So in dieser Art hätte ich wirklich gerne    für den keine Zeit bleibt. Das Schwierige dar-   muss tatsächlich alle Vorgänge aufgrund der
meine Erfahrungen mit dem Schulalltag           an war, dass in der Hauptsache Anweisungen       dynamischen Lage ständig neu überdenken,
weiter gesammelt. Glücklicherweise habe ich     umzusetzen waren, die im besten Fall einen       bewerten, das Risiko einschätzen und um-
wenigstens die erste Schuljahreshälfte so er-   formal-bürokratischen, wenn nicht gar auto-      organisieren. Das normale Leben muss un-
leben dürfen, bevor Corona in unser Leben       ritären Charakter hatten. Wie schnell wird       ter völlig anderen Vorzeichen durchgeführt
trat. Das war ein Bruch, der zunächst gar       man als Führungsperson darauf reduziert          werden. Zeugnisse und Prüfungen hat es
nicht so schlimm schien, dann aber doch         und alles andere vergessen. Dabei entsteht       ja trotzdem gegeben. Und ein Stundenplan
zunehmend alles, wirklich alles, beeinflusst    eine Gratwanderung: Für die einen regelt         musste auch gemacht werden – für mich
hat. Von einem Tag auf den anderen war die      man zu viel, für die anderen zu wenig….          zum ersten Mal und aufgrund der vielen ver-
Schule geschlossen. Plötzlich war die Haupt-       Im direkten Kontakt lässt sich auch daran     schiedenen Ungeklärtheiten und Szenarien,
aufgabe der Schulleitung, die ständigen In-     arbeiten, was beispielsweise mit der klei-       die das Infektionsgeschehen und damit ein-
formationen zu Corona zu verarbeiten, zu        nen Taskforce (Sekretariat, Stellvertretung,     hergehende politische Entscheidungen mit
Rundbrief 2021 - Fachschule Schwäbisch Hall
Rundbrief 2021                                                                       Fachschule: Rückblick 2020 — Seite 7

sich bringen, nicht so leicht zu bewältigen.      habe nicht nur ich das so empfunden, son-        nochmal durchstarten. Aber nach dem be-
   Im Verwaltungsbereich waren wir dau-           dern auch die Lehrenden und Lernenden.           sonderen ersten Jahr sind wir fast nahtlos in
erbelastet, aber auch gemeinsam tätig. Die        Die Bedeutung dieses Bruchs ist meiner Mei-      das zweite schwierige Jahr übergegangen. Zu-
Zusammenarbeit mit den Lehrkräften hin-           nung nach noch immer deutlich zu spüren.         mindest sind wir jetzt etwas besser gerüstet
gegen wurde ebenso wie das Schulleben ab-         Ich jedenfalls habe das Gefühl, dass davon       und haben für manche Szenarien bessere Stra-
rupt beendet. Da wir zu diesem Zeitpunkt          etwas hängen geblieben ist. Leider ist die       tegien. Aber Vieles von dem, was die Ausbil-
digital noch nicht gut ausgerüstet waren, wie     Pandemie auch noch nicht vorbei und ich          dung bereichert und zu schönen Erinnerun-
wir dank unseres sehr engagierten Adminis-        muss noch immer neue Vorgaben umsetzen           gen führt, bleibt momentan auf der Strecke.
trators heute sind, war der Kontakt sehr ein-     und anweisen. Wie dankbar bin ich für jede       Glücklicherweise gibt es immer wieder krea-
geschränkt. Eine schwierige Situation, wenn       Äußerung von Verständnis, denn meine Ver-        tive Ideen aus dem Kollegium, wie trotzdem
man eigentlich noch mitten im Kennenler-          antwortung kann mir niemand abnehmen.            einiges von dem bewahrt werden kann, was
nen steckt und noch nicht auf lang gewachse-      Konrad Adenauer hat mal gesagt: „Wenn            früher nicht in Frage gestellt werden musste.
ne Beziehungen setzen kann. Neue Kontakte         die anderen glauben, man ist am Ende, so
in die Region konnte ich gar nicht knüpfen.       muss man erst richtig anfangen.“ Das trifft es     Was bleibt, ist die Ungewissheit, wie lan-
                                                  irgendwie.                                       ge uns diese Pandemie noch zusetzen wird.
   Meine Schlussfolgerung aus dieser Zeit            Ich habe so machen Tag das Gefühl, dass       Hoffen wir, dass alle weiter geduldig damit
ist, dass die Corona-Pandemie für einen ex-       ich gerne noch einmal neu beginnen würde –       umgehen, denn Meckern hilft gegen einen
tremen Kontaktabbruch gesorgt hat. Sicher         ohne diesen Ballast der großen Anspannung        Virus nicht.

Warten auf eine Art Alltag …
Text: Sukanya Weiß, Studierende

E
        s fühlt sich so an, als wäre es gestern      Ich habe das Gefühl, dass die Welt ent-       heit geworden, aber irgendwie immer noch
        gewesen, als ich mich mit der Musik-      schleunigt, aber die Menschen eher hektisch      absurd.
        zusammenstellung für unsere Zir-          werden und nicht wissen, was sie glauben            Ich habe mich in den vergangenen acht
kusvorführung in der Fachschule beschäftigt       oder tun sollen. Seit dem ersten Erlebnis        Wochen nie direkt gefährdet gefühlt, doch
habe. Und jetzt - acht Wochen später - sitze      auf dem Basketballplatz fühle ich mich ko-       habe ich immer an andere gedacht. Ich habe
ich hier zu Hause und versuche die Gedan-         misch, wenn ich in der Öffentlichkeit bin.       an die gedacht, die eine schwere Krankheit
ken und Gefühle in Worte zu fassen. Ich füh-      Bin ich zu Recht gerade draußen? Sollte ich      haben oder eine schwere Krankheit erst
le mich so gefangen und doch so frei.             nicht eigentlich nur zu Hause sein, wie viele    durchgemacht haben. Ich habe auch an alle
   Ich bin so ängstlich in Bezug auf das, was     Menschen in anderen Ländern? Man geht            älteren Menschen gedacht, für die selbst eine
da noch kommt, und doch so gelassen im            allen anderen Menschen aus dem Weg, man          Erkältung schlimme Folgen haben kann. Ich
Hier und Jetzt.                                   kann seine Freunde nicht mehr besuchen           habe aber auch gedacht, dass es neben Coro-
   Ich vermisse die Umarmung, doch genie-         und traut sich nicht mehr, in der Öffentlich-    na noch andere Krankheiten gibt und es dort
ße ich auch den Abstand.                          keit zu niesen oder gar zu husten. Ich fühle     auch zu vielen Toten kommt. Die Medien be-
   Das sind nur einige Eindrücke meines           mich in Dingen eingeschränkt, in denen ich       leuchten gerade nur die Krise und alles ande-
derzeitigen Gefühlschaos. Ich fühle mich          nie eine Einschränkung erwartet hätte. Ich       re erscheint außen vor. Dadurch bekomme
wie im ewigen Stop- and-Go-Verkehr - nur          hätte nie gedacht, dass ich einmal erschro-      ich das Gefühl, dass alle anderen Probleme
eben ohne Go. Zu Beginn der Krise war alles       cken zurückweiche, weil ich die Markierung       der Welt in den Stand-by-Modus geschaltet
so neu. Was so fern erschien, war plötzlich       auf dem Boden vor der Fleischtheke nicht         wurden, obwohl das meiner Meinung nach
ganz nah.                                         direkt gesehen habe. Ich hätte nie gedacht,      nicht vermittelt werden sollte.
   Am ersten Tag der schulfreien Zeit war ich     dass ich vom einen Tag auf den anderen              Genau wie die Erde gerade auf Stand-by
mit zwei anderen Personen meiner Familie          mein liebstes Hobby, das Handballspielen,        steht, muss ich in dieser Zeit auf einiges
auf dem Basketballplatz. Auf einmal zeigte ein    für wer weiß wie lange aufgeben muss. Ich        verzichten. Durch die aktuelle Situation
Mann mit dem Finger auf uns und sagte em-         hätte nie gedacht, dass ich bei strahlendem      konnte ich meine dritte Praxisphase im Be-
pört: „Genau das! Ihr wisst, was ihr da macht?    Sonnenschein nur mit einer Person in der         rufskolleg nicht besuchen, in der ich viele
Jetzt gibt es nur schwarz und weiß!“. Es sollte   Natur sein darf – und das auch nur mit Ab-       Erfahrungen gesammelt hätte und viel Ge-
nicht bei dieser einen Konfrontation bleiben.     stand. All das ist für mich jetzt zur Gewohn-    lerntes hätte umsetzen können. Auch kann
Rundbrief 2021 - Fachschule Schwäbisch Hall
Seite 8 — Fachschule: Rückblick 2020                                                                           Rundbrief 2021

ich mit meiner Handballmannschaft nicht         Verbindung mit der Natur. Ich sehe, wie die   ein wenig zum Ursprünglichen zurückfin-
den Klassenerhalt feiern und auch ein Jung-     Bäume zu blühen beginnen, merke, wie die      den. Einmal habe ich am Sonntagvormittag
gesellenabschied kann nicht stattfinden.        Bienen im Garten einziehen und der Flieder    in meiner Nachbarschaft einem kleinen Gar-
Ich könnte noch einiges aufzählen, aber ich     wunderbar duftet. Ich lebe viel bewusster,    tenkonzert mit Blasinstrumenten zuhören
möchte es nicht, weil es mir trotz der Verän-   weil ich schnell gemerkt habe, wie dankbar    können. Ich freue mich darüber, dass Men-
derung und des Stillstandes eigentlich sehr     ich dafür sein sollte, einen gesunden Kör-    schen sich gegenseitig eine Freude machen,
gut geht. Ich fühle mich so frei. Ich kann      per zu haben und gute Freunde, auf die ich    obwohl viele gerade eine schwere Zeit haben.
selbst entscheiden, wann ich meine Aufga-       in diesen Zeiten über Skype trotzdem noch     Wir verbringen mehr Zeit mit der Familie,
ben im Homeoffice erledigen will und finde      zählen kann.                                  bleiben im kleinsten Kreis und finden den
mich selbst in dieser Zeit wieder - mich in       Ich habe das Gefühl, dass wir Menschen      Spaß an Brettspielen und Kartenspielen wie-
                                                                                                                    der. Wir treffen uns
                                                                                                                    in Skype-Konferen-
                                                                                                                    zen, um zusammen
                                                                                                                    Yoga zu machen oder
                                                                                                                    zusammen         „anzu-
                                                                                                                    stoßen“, um ein biss-
                                                                                                                    chen     Gemeinschaft
                                                                                                                    genießen zu können.
                                                                                                                    Wir bieten anderen
                                                                                                                    Menschen an, für sie
                                                                                                                    einzukaufen oder mit
                                                                                                                    dem Hund Gassi zu
                                                                                                                    gehen. Wir werden
                                                                                                                    erfinderisch und hel-
                                                                                                                    fen uns und anderen,
                                                                                                                    ohne einander kör-
                                                                                                                    perlich zu nahe zu
                                                                                                                    kommen. Durch diese
                                                                                                                    besondere Zeit finde
                                                                                                                    ich Zeit für mich: Zeit
                                                                                                                    zum Backen, Spazie-
                                                                                                                    ren,      Nachdenken,
                                                                                                                    Aufräumen, Umräu-
                                                                                                                    men, sich selbst sortie-
                                                                                                                    ren. Ich finde Abstand
                                                                                                                    zur Schule, zur Arbeit,
                                                                                                                    von den Aktivitäten
                                                                                                                    am Wochenende und
                                                                                                                    finde mich in der Na-
                                                                                                                    tur wieder. Und genau
                                                                                                                    weil es mir gerade
                                                                                                                    eigentlich so gut geht
                                                                                                                    und ich neue Energie
                                                                                                                    tanken konnte, bin ich
                                                                                                                    bereit für all die Din-
                                                                                                                    ge, die ich eigentlich
                                                                                                                    so gern habe und ver-
                                                                                                                    misse. Denn auch ich
                                                                                                                    warte, wie viele ande-
                                                                                                                    re, darauf, wieder eine
                                                                                                                    Art Alltag zurückzu-
                                                                                                                    erlangen.
Rundbrief 2021 - Fachschule Schwäbisch Hall
Rundbrief 2021                                                                       Fachschule: Rückblick 2020 — Seite 9

Gemeinschaftlich wachsen ...
Text: Marinela Seitz, Dozentin

„E
            s ist alles anders“, das war mein    gruppen sind nur wenige Beispiele aus dem          Lernende gleichzeitig zu begreifen und, wie
            erster Gedanke, als ich im April     Alltag, die dies belegen. Auch an unserer          gesagt, über uns hinauszuwachsen.
            2020 nach der Elternzeit wieder      Schule entstanden neue Formen des Unter-              Eines empfinde ich darüber hinaus noch
zum ersten „Unterrichtstag“ an der Fach-         richts und des Zusammenseins, außeror-             wichtig: Eine gelungene Umsetzung des
schule war. Nur dass ich eben gar nicht an       dentliche Ideen und Konzepte, differenzier-        „Schullebens unter Pandemiebedingungen“
die Fachschule durfte, sondern der Unter-        tere Herangehensweisen, spezielle Projekte         kann nur gemeinsam geleistet werden. Stu-
richt online stattfinden musste. Die neuen,      und vieles mehr. Aus der Not geboren und           dierende, Lehrende und Leitende arbeiten
durch Corona bedingten Bestimmungen ha-          unter dem Druck der besonderen Situation           am selben „Projekt“ – nur eben an verschie-
ben dazu geführt, dass gut Eingespieltes nicht   entstanden, erfordert einiges im Rückblick         denen Stellen in der Arbeitskette. Wenn es
mehr möglich war, einiges Gewohnte ver-          noch Nachbearbeitung. Doch die umgesetz-           hakt, wirkt es sich im Ergebnis aus – und da
boten, Bewährtes eingeschränkt und Alltäg-       ten Projekte, Auseinandersetzungen und Er-         ist es unwesentlich, an welchem Punkt die
liches wie der „Schulbesuch“ gar nicht mehr      gebnisse sind beeindruckend vielfältig, inte-      Schwachstelle ist. Daher gilt es, gemeinsam
selbstverständlich. Studierende, Lehrende        ressant und anregend (Beweise liefern auch         anzupacken. Dafür wünsche ich uns allen
und Leitende mussten mit der neuen Situa-        folgende Beiträge). Und das ist doch etwas         regen Austausch, Offenheit, Hilfsbereitschaft
tion und den neuen Gegebenheiten zurecht-        Wunderbares!                                       und nicht zuletzt Verständnis. Verständnis
kommen, sich anpassen, handeln. Doch wie,                                                           dafür, dass für mich leicht erscheinende Din-
wenn man es mit einem unsichtbaren Gegner          All das war mit Mehrarbeit verbunden –           ge dem anderen schwerfallen; Verständnis
zu tun hat, von dem man zudem kaum etwas         und dass diese geleistet wird, ist nicht selbst-   dafür, dass mein Gegenüber vor anderen He-
weiß? Es ist ein Umstand, der viele Unsicher-    verständlich! Daher sollte das auch wertge-        rausforderungen steht und andere Hürden
heiten birgt, der Gefühle des Ausgeliefert-      schätzt werden (nur vergessen wir leider oft,      überwinden muss; Verständnis dafür, dass
seins hervorruft, der überfordert.               das bei anderen umzusetzen, was wir von            Verantwortung und Aufwand unterschied-
   Und doch habe ich gleichzeitig wahr-          ihnen für uns selbst einfordern). Aber ich         lich verteilt sind. Aus der Haut des anderen
genommen, dass gerade unter diesen be-           persönlich habe auch das Gefühl, dass uns          sehen die Schwierigkeiten vielleicht völlig
sonderen Bedingungen viele über sich             diese Mehrarbeit weiterbringt. Wir sind ge-        anders aus und da hilft es eben, die Dinge,
hinausgewachsen sind. Fensterkonzerte,           zwungen, uns mit Neuem auseinanderzuset-           die wir von anderen für uns einfordern, auch
Nachbarschaftshilfen oder Online-Sport-          zen, flexibler zu sein, sich als Lehrende und      dem Gegenüber angedeihen zu lassen.
Rundbrief 2021 - Fachschule Schwäbisch Hall
Seite 10 — Fachschule: Rückblick 2020                                                                           Rundbrief 2021

Mit dem Körper unterwegs in
Zeiten von Corona – ein Plädoyer
für das „Summen und Tönen“
Text: Cornelia Schäfter, Stephanie Geymann und Silvia Butz-Horlacher

I
    n Zeiten von Corona wird unsere Kör-        in unserem Körper passiert, auch Auswir-       den Körper.“ (Hammer 2019: 67) Die Au-
    perlichkeit plötzlich zum Problem. Wir      kungen auf unser Gehirn hat und damit auf      torin lädt dazu ein, zunächst den richtigen
    dürfen mit anderen in Kontakt treten,       Gefühle, Einstellungen und Bewertungen.        Summton im Körper zu finden, indem der/
aber auf Abstand. Jeder Körper ist potenziell   Die Medizin verwendet das bio-psycho-so-       die Übende eine Hand auf den oberen Brust-
eine Gefahr, weil er dieses Virus als Wirt an   ziale Modell von Krankheit und Gesund-         korb legt und nach einem Summton sucht,
einen anderen Körper weitertragen könnte.       heit, das auf der allgemeinen Systemtheo-      der in den Körper zu fallen scheint, um an-
Unsere Körperlichkeit erhält somit eine Be-     rie aufbaut. Die Systemtheorie geht davon      schließend die Vibration mit der Hand zu
deutung – wenn auch eine „negative“.            aus, dass alles mit allem zusammenhängt,       spüren. Die Vibration ist im ganzen Körper
                                                dass physiologische und psychologische         wahrzunehmen, beispielsweise auch am
  Auf der emotionalen Ebene können die          Prozesse gleichzeitig und wechselseitig auf-   Hals oder in den Rippenzwischenräumen.
durch den Virus erzwungene körperliche          einander einwirken. Bekannt ist, dass wie      Sie schreibt, dass dies anstrengungslos ge-
Distanz und punktuellen Bewegungsein-           an der Körperhaltung eines Menschen des-       schehen soll. Auf diese Weise kann das
schränkungen von vielen Menschen als            sen Befinden ablesen können (aufgerichtet      Wohlgefühl im Körper unterstützt werden.
gravierender Einschnitt in die eigene Frei-     und froh oder hängende Schultern und           Diese Summreise kann durch den ganzen
heit empfunden werden. Dies löst bei nicht      niedergeschlagen). Umgekehrt wurde aber        Körper fortgesetzt werden (vgl. ebd.).
wenigen belastende Gefühle wie Traurig-         gezeigt, dass eine bestimmte, verordnete
keit, Hilflosigkeit, Wut und auch Angst aus.    Körperhaltung Einfluss auf unsere Bioche-         Angst gehört zu einer der im Gehirn ein-
Die potenzielle Gefahr, selbst zu erkranken     mie und damit auf unser Befinden hat (vgl.     programmierten Emotionen und dient vor
bzw. andere Menschen anzustecken, kann          Tschacher, Storch 2017)                        allem dem Selbsterhaltungssystem. In einer
mit dem Gefühl von andauernder Besorg-                                                         als bedrohlich bewerteten Situation wird
nis, bis hin zu Angst, einhergehen.                Und genau dies nutzen wir in der Pä-        vom limbischen System des Gehirns, ge-
                                                dagogik, wenn wir Körperlichkeit anre-         nauer gesagt vom Mandelkern, ein Alarm-
   Diese „Aufwertung des Körpers“ ist in        gen, Übungen mit Gruppen machen oder           signal ausgesandt: Achtung, Gefahr! Darauf
unserer Kultur unüblich. „Cogito ergo sum“,     Kinder, Jugendliche und Erwachsene mo-         kann der Körper mit drei Möglichkeiten re-
so die Aussage von René Descartes, einem        tivieren, ihre Körper bewusst zu spüren.       agieren: erstens – Flucht, zweitens – Erstar-
Vater unserer abendländischen Denkkultur        Das „Summen und Tönen“ ist hierfür ein         ren und drittens – Angriff. Keines der drei
– „Ich denke, also bin ich“. Daraus wurde       Beispiel. Das Summen oder Tönen von            Möglichkeiten ist in Bildungs- und Lernsi-
abgeleitet, dass allein unser Denken unser      Vokalen ist bekannt als Stimm- oder Ein-       tuationen eine angemessene Reaktionswei-
Menschsein ausmacht. Aber der Mensch            singübung. Es kann aber auch dazu genutzt      se, denn sie bewirken, dass die Denkfähig-
ist eben viel mehr. „Wenn im Gehirn etwas       werden, eine unerwünschte psychische Ver-      keit stark eingeschränkt wird, ebenso wie
passiert, hat dies Auswirkungen auf den ge-     fassung loszuwerden, als Hinwendung zum        der Zugriff zu den Kompetenzen und zum
samten Körper.“ (Hüther 2017: 75) So kann       „Wohlgefühl“ und zur Aktivierung unserer       Wissen. Angst erhöht darüber hinaus die
beispielsweise ein Alptraum dazu führen,        Selbstheilungskräfte (vgl. Schubert 2019).     Ausschüttung von Stresshormonen, die den
dass man schwitzt, dass das Herz bis zum        Das Summen führt Hammer wie folgt ein:         Blutdruck ansteigen lassen, den Herzschlag
Hals schlägt, der Puls rast. Umgekehrt ha-      „Die Selbstregulation, die Pulsation und       beschleunigen sowie die Immunabwehr he-
ben aber auch Psychologinnen und Psycho-        den Lauf der Flüssigkeiten im Körper und       runterfahren (vgl. Schubert, 2018; Komarek,
logen in den letzten Jahren Experimente         damit unser Wohlgefühl können wir auch         2013). Doch nur in einem entspannten Zu-
durchgeführt, die nachweisen, dass das, was     maßgeblich beeinflussen durch Summen in        stand können sich Menschen auf neue Lern-
Rundbrief 2021                                                                             Fachschule: Rückblick 2020 — Seite 11

inhalte konzentrieren, bereits gelerntes Wis-
sen abrufen und sich auf andere einlassen.
                                                            Ich summe einfach.
   Das bewusste Einnehmen einer ressour-
                                                            Da ist ein Lied in mir, wenn ich Gänge entlang gehe, wenn ich im Aufzug
cenvollen Körperhaltung, wie es beim freien
Summen oder bewusstem Tönen von Voka-                       stehe, wenn ich im Auto sitze.
len geschieht, kann das individuelle Sicher-
                                                            Und dieses Lied summt aus mir heraus. Das ist viel weniger eine bewusste
heitsgefühl wirksam unterstützen. Das Ste-
hen mit beiden Beinen fest auf dem Boden                    Entscheidung als viel mehr ein Nach-außen-lassen, was einfach da ist und
ermöglicht das Gefühl, tief und stabil in der
                                                            nach außen will.
Erde verwurzelt zu sein. Das Zurückneh-
men der Schultern, das Herausstrecken der                   Manchmal frage ich mich, was die Menschen um mich herum denken, wenn
Brust, das Nach-oben-nehmen des Kopfes
                                                            sie dieses leise Summen, diese Melodie, hören. Aber wer weiß das schon.
kommt einer Sieger- oder Kompetenzhal-
tung gleich, die auf das Stresssystem beru-                 Was für mich zählt, ist, ich finde es gut zu summen, weil es sich richtig anfühlt.
higend wirkt und positive Gefühle auslöst.
                                                            Nicht weil ich darüber nachdenke, sondern weil es in mir ist und meinen Tag
Das beim Summen oder Tönen notwendi-
ge tiefe Atmen in den Bauch beruhigt die                    neben vielem anderen schöner macht.
Herzfrequenz und Atemfolge, Verspannun-
                                                            Und was gibt es Besseres, als beispielsweise „Don’t stop me now“ von Queen im
gen lösen sich und die Sauerstoffsättigung
nimmt zu. Wer seine Stimmbänder aktiv in                    Ohr zu haben? Mmm … „I’m gonna have myself a real good time“ … mmm …
Schwingung versetzt, wird davon insgesamt
                                                            „so don’t stop me now … ‚cause I’m having a good time“ … mmm
in seinem körperlich-seelischen Sein wieder
„beschwingt“, da sich alle Resonanzräume                    Und so summe ich einfach und freue mich, dass das Summen nun auch das
des Körpers mit Klang füllen und sich –
                                                            wissenschaftliche Nachdenken bereichert...
trotz körperlichem Abstand – mit den Kör-
pern der Menschen im Raum verbinden.
Körper, Geist und Seele finden wieder in                    Viel Spaß beim Ausprobieren!
Balance. (vgl. Croos-Müller, 2017/Willms-
Beyard/Bitz-Volkmer, 2018)

Literatur
– Croos-Müller, Claudia (2017): Alles gut. Das kleine Überlebensbuch: Soforthilfe bei Belastung, Trauma & Co. München: Kösel-Verlag.
– Hammer, Cornelia (2019): Im Körper zu Hause sein. Mit Zapchen Somatics zu Leichtigkeit und Wohlbefinden. Heidelberg: Carl-Auer-Verlag.
– Komarek, Iris (2013): Ich lern einfach! Das NLP-Programm für effektive Lerntechniken. München: Südwest-Verlag.
– Schubert, Christian (2018): Psychoneuroimmunologie und Psychotherapie. Stuttgart: Schattauer-Verlag.
– Schubert, Christian (2019): Was uns krank macht, was uns heilt. Aufbruch in eine neue Medizin. Das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele besser verstehen.
  Mattighofen: Korrektur-Verlag.
– Storch, Maja u.a. (2017): Embodiment. Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen. 3., unveränderte Auflage. Bern: Hogrefe-Verlag
– Willms-Beyard, Hildegard/Bitz-Volkmer, Doro (2018): „Die Magie der Musik“. In: Natur & Heilen. 12/2018, 23ff.
Seite 12 — Fachschule: Rückblick 2020                                                                           Rundbrief 2021

Digitalisierungsprozess in der
Fachschule
Text: Dr. Cornelia Becker

I
    n der staatlich anerkannten Ausbildung        Die Frage nach unserem Zukunftsbild          – Verwaltungsebene, Organisation und Da-
    zur Erzieherin und zum Erzieher geht       haben wir im Schuljahr 2020/21 neu in den         tensicherheit
    es um Bildung – um fachliche Bildung,      Blick genommen. Sowohl in der Kollegiums-       – Institutionalisierte Vernetzung, didak-
aber auch um Menschen- und Herzensbil-         konferenz am 13.01.2020 als auch an zwei          tische Planung, Austausch mit anderen
dung. Die Erstellung eines Medienentwick-      pädagogischen Tagen im April und Juli 2020        Schulen
lungsplans hat in der ErzieherInnenaus-        haben wir zu verschiedenen Aspekten erar-
bildung grundsätzlich zwei Sichtweisen im      beitet, wie der Traum von Schule in fünf Jah-     Am ersten pädagogischen Tag wurden
Blick: Wir nutzen Medien in der Ausbildung     ren aussieht, was dazu nötig ist und was alle   die Themen diskutiert. Im Ergebnis sollten
und wir thematisieren die Nutzung von Me-      dazu beitragen werden. Folgende Themen-         im Laufe des Prozesses beachtet werden:
dien, denn Medienpädagogik ist Teil des        bereiche zur Vorbereitung für die Arbeits-      Didaktik, Work-Life-Balance, Nachhaltig-
staatlichen Curriculums. Erzieherinnen und     gruppen wurden in der Digitalisierungs-AG       keit, Pädagogische Praxis, Handwerkszeug,
Erzieher sind für die Bildung und Erziehung    festgelegt:                                     Vernetzung, Digitalisierung, Qualität, Kom-
von Kindern und Jugendlichen spezialisiert,    – Blick auf das Kind, Anforderungen an pä-      munikation, Zeitressourcen, Chancenge-
dabei gehört auch die Begleitung in der Me-       dagogische Praxis in der Zukunft             rechtigkeit, Qualifikation, Methodik, Orga-
diennutzung mit Aufklärung und Präven-         – Blick auf Gesundheit, Balance, Erholung,      nisation.
tion dazu. Die direkte zwischenmenschliche        Vermeidung von Medienverwahrlosung
Kommunikation gilt dabei als Grundlage pä-     – Differenzierung, Lernpsychologie, Lern-          Die Zukunftsvision der Schule stellt indi-
dagogischen Handelns. Dies wird unter an-         unterstützung auf verschiedenen Kanälen      vidualisiertes Lernen als zukunftsorientier-
derem dadurch vermittelt, dass Studierende        (eventuell räumliche Gestaltung mitden-      tes Lernen, freiere Arbeitsbedingungen und
an unserer Schule dies auch konkret erfahren      ken)                                         vielfältigere Möglichkeiten in den Vorder-
und erleben und damit im Sinne des doppel-     – Zukunftsfähigkeit des Standorts Schule,       grund. Dazu muss die technische Ausstat-
ten Bezugs auch in ihre eigene pädagogische       Attraktivität des Unterrichts, Werbung,      tung der Lehrkräfte, der Schule und der Ler-
Handlungskompetenz aufnehmen können.              Ökobilanz                                    nenden stimmig sein. Allerdings bietet die
                                                                                               digitalisierte Schule auch die Kompensation
                                                                                               einer gewissen Einseitigkeit von medial ver-
                                                                                               mitteltem Lernen. Zudem ist im Rahmen der
                                                                                               Ausbildung der zukünftig in der Bildung von
                                                                                               Kindern Tätigen der Kompetenzerwerb für
                                                                                               die pädagogische Praxis unabdingbar.

                                                                                                  Wie in vielen anderen Dingen hat Corona
                                                                                               auch die Digitalisierung beeinflusst. Plötz-
                                                                                               lich mussten wir reagieren, die Planungszeit
                                                                                               war nicht mehr vorhanden und so ging es
                                                                                               schnell zur Sache –für Lehrerende ebenso
                                                                                               wie für Lernende.
                                                                                                  In einer Auswertung der Zwangsdigi-
                                                                                               talisierung während der coronabedingten
                                                                                               Schulschließung wurden über die Klassen-
                                                                                               leitungen mit der Schülerschaft die Vorzüge
Rundbrief 2021                                                                      Fachschule: Rückblick 2020 — Seite 13

der Digitalisierung erhoben und gesammelt.           ten und in der Gruppe zur Verfügung stel-
Problematische Stellen wurden thematisiert           len können.
und analysiert.                                  –   Wir sind auf dem Weg zur papierarmen
  Als positive Erfahrungen wurden folgende           Schule und träumen von einer attraktiven
Aspekte wahrgenommen:                                Lernumgebung, die individuelle Lernpfa-
– Lernfeldübergreifende Aufgaben können              de erlaubt, Inhalte über eine Wissensda-
  attraktiv gestaltet werden.                        tenbank verknüpft, spielerische Elemente
– Andere Zeitfenster erlauben mehr Diffe-            enthält, schnelle Feedbackmöglichkeiten
  renzierung.                                        bietet …
– Übungen mit viel Zeit, Erfahrungslernen        –   Unser WLAN ist für alle im Schulgebäude
  und das Lernen im eigenen Tempo sind               frei zugänglich und so ausgestattet, dass es
  möglich.                                           auch einem größeren Ansturm gewachsen
                                                     ist.
  Die Studierenden haben nachdrücklich           –   Dozentinnen und Dozenten begleiten den
betont, dass ihnen Struktur und Klarheit in          Lernprozess der Studierenden auch auf
der Zeiteinteilung sehr wichtig sind, sie aber       einer digitalen Lernplattform und geben
auch die freiere Zeiteinteilung schätzen. Da-        regelmäßig Feedback.
her wurden für die weitere Planung nachste-      –   Wir legen weiterhin Wert auf eine gute           fügen über geeignete Endgeräte mit einer
hende Ziele formuliert:                              Kommunikation miteinander: am liebs-             einheitlichen Lernplattform.
– Koordinierte Selbstlernphasen                      ten in Präsenzform, aber auch per Live-        – Wir haben Freude am Lernen und unter-
– Stärkung der Selbstverantwortung                   Übertragung. Kommunikation ist der               stützen uns gegenseitig – digital und im
                                                     Schlüssel für alle Bildungs- und Betreu-         Präsenzunterricht, bei Rechercheaufgaben
  Für das Lernen an unserer Fachschule hal-          ungsprozesse und wird während der Aus-           und Präsentationen, beim Austausch zu
ten wir die folgenden Ziele fest:                    bildung intensiv geübt, reflektiert und          klassischen Methoden und Online-Tools.
– Für Kollegium und Schülerschaft ist es             weiterentwickelt.
  selbstverständlich, neue Methoden und          –   Unsere Klassenzimmer sind mit gut funk-           Vieles davon wurde bereits umgesetzt, dies
  Online-Tools auszuprobieren. Alle werden           tionierenden und einfach zu bedienenden        verdanken wir tatsächlich der Corona-Pan-
  mitgenommen. Für anwendungsbezogene                Geräten ausgestattet, so dass Aufzeich-        demie. Wir danken unserem Träger, dem
  und technische Fragen gibt es feste An-            nungen, Übertragungen oder wechselnde          Verein evangelischer Ausbildungsstätten,
  sprechpartner.                                     Präsentationen jederzeit möglich und in        für die schnelle Ermöglichung. Mittlerweile
– Studierende erhalten kostenlos Zugriff auf         allen Schulräumen auf dieselbe Weise ab-       sind wir gut gerüstet und sehen den weiteren
  Office-Programme und Lernsoftware, so              rufbar sind.                                   Schritten der Digitalisierung mit mehr Ge-
  dass sie gemeinsam Präsentation erarbei-       –   Alle Lehrkräfte und alle Studierende ver-      lassenheit entgegen.
Seite 14 — Fachschule: Schulleben                                                                                          Rundbrief 2021

Black Lives Matter –
zweisprachig gegen Rassismus
Text: Katja Bauer, Joanne Boeck

May 25, 2020 – a devastating day of the year on which a black American, George Floyd, had to lose his life. It was
not only the death of a young man; it was the trigger of many protests in the USA and worldwide demonstrations
against racism.
This tragic incident, a result of the crucial issue of racism, initiated once again, student and staff recognition
of the importance of maintaining serious and necessary reflection and in-depth looks into the burning topic of
racism. Concerns about paying constant and conscious attention to this matter must not go astray or be lost from
sight, especially during the Child and Youth Care Training. Therefore, an anonymous questionnaire was con-
ducted with students from various classes in which information was gathered to provide the reader with some
insight into this topic.

   Die Umfrage von sechsundsiebzig Stu-                 sind sowie Beleidigungen in sozialen Medien         konnten Äußerungen wie „Der ist schwarz,
dierenden beleuchtet, wie einige selbst Ras-            wurden genannt. Knapp ein Fünftel der Be-           mit dem will ich nicht spielen“ wahrgenom-
sismus erlebt haben, ob sie diskriminieren-             fragten beklagte einen abwertenden Tonfall          men werden. Auch von Fachkräften wurden
de Äußerungen von Kindern, Eltern oder                  oder Äußerungen aufgrund ihrer Sprache,             Aussagen bemerkt, z.B. „Das muss die Mut-
pädagogischen Fachkräften wahrnehmen                    z.B. „Du sprichst so komisch.“ oder „Sprichst       ter von … nicht wissen, das versteht sie ja eh
konnten und welche konkreten und konst-                 du überhaupt Deutsch?“ Ihr Aussehen wur-            nicht.“ oder „Die Ausländer!“ bzw. „Ist ja
ruktiven Maßnahmen in der pädagogischen                 de mit unschönen Betitelungen wie „Schlitz-         klar, dass die es nicht hinbekommen.“
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sie                 auge“, „Neger-Bimbo“, „Angebrannter“ oder
vorgeschlagen würden. Mehrfachnennun-                   „Mohrenkopf “ bezeichnet. Die Studieren-              Es ist erfreulich, dass die Zahl der konkre-
gen waren möglich. Die Säulendiagramme                  den berichten von Äußerungen, dass Men-             ten Maßnahmen in der pädagogischen Ar-
zeigen Rassismuserfahrungen der Befragten               schen einer anderen Hautfarbe zurück in ihr         beit mit Kindern und Jugendlichen von den
gegenüber ihrer Person (Diagramm 1) und                 Land gehen sollen oder davon, dass Kunden           Befragten sehr hoch ist. Die Präventions-
während des Praktikums (Diagramm 2).                    im Geschäft nicht von dunkelhäutigen An-            arbeit gegen Rassismus liegt den Befragten
   Über die Hälfte der Studierenden geben               gestellten bedient werden wollten. Deutsche         sehr am Herzen. Dazu schlagen sie vor:
an, dass sie selbst keinen Rassismus erlebt             Studierende wurden im Ausland mit einem             – mit Kindern über Rassismus sprechen
oder im Praktikum wahrgenommen haben.                   Hitlergruß begrüßt oder wurden in Süd-              – Kindern erklären, dass die Weltgemein-
Ausgrenzungen und Bemerkungen aufgrund                  amerika Gringo genannt. Das Diagramm                  schaft bunt ist
der Herkunft haben über ein Viertel der Be-             2 zeigt die Ergebnisse zu Erfahrungen mit           – Bücher unterschiedlicher Kulturen, Reli-
fragten erlebt. Aussagen wie „Klar, dass das            Rassismus im Praktikum in Kindertages-                gionen, Sprachen vorlesen
Flüchtlinge waren.“, „Er ist Türke, klar macht          und Jugendeinrichtungen, die sich auf die           – vermitteln, dass Vielfalt Normalität ist
er sowas.“ oder Kommentare, dass Aus-                   Personengruppen Kinder, Eltern, pädagogi-           – Respekt und Höflichkeit vorleben
länder nicht arbeiten wollen oder kriminell             sche Fachkräfte beziehen. Schon bei Kindern         – Team-Aktionen mit Kollegen durchführen

                                                         Diagramm 2: Rassismuserfahrungen im Praktikum
                                                                                                               Dafür ist das „interkulturelle Lernen“ ein
 Diagramm 1: Rassismuserfahrungen gegenüber
 ihrer Person (Mehrfachnennungen)                        (Mehrfachnennungen)                                wichtiger Bestandteil der Ausbildung zum/
                                                                                                            zur Erzieher*in. Um die Studierenden zu
60                                                      80
50                                                      70                                                  ermutigen, gegen Rassismus einzutreten,
                                                        60
40                                                      50
                                                                                                            gibt es durch die gesamte Ausbildung hin-
30                                                      40                                                  durch ein umfassendes Programm, in dem
20                                                      30
                                                        20                                                  sie Hintergründe und Auswirkungen von
10                                                      10
 0                                                       0
                                                                                                            Rassismus besser verstehen lernen und auch
     Aussehen   Herkunft   Sprache   Sonstiges   Nein         Kinder     Eltern   Päd. Fachkräfte   Keine
                                                                                                            motiviert werden, das Denken dahinter in
Rundbrief 2021                                                                                      Fachschule: Schulleben — Seite 15

Schulen und in Tageseinrichtungen für Kin-                Rollen nacherzählen.
der und Jugendliche nicht hinzunehmen.                    Der Auftrag, das Mär-
   Eine fachliche Grundlage formuliert das                chen danach selbst in
kompetenzorientierte Qualifikationsprofil                 kleinen Gruppen auf
für die Ausbildung von Erzieherinnen und                  Englisch zu erzählen,
Erziehern, indem als Kompetenz von einer                  ermöglicht die eige-
qualifizierten pädagogischen Fachkraft er-                ne Erfahrung, sich in
wartet wird, dass sie „Vielfalt, Individualität           einer Fremdsprache
und Verschiedenheit als Bereicherung und                  zu artikulieren. In der
Normalität“ versteht (Kultusministerkon-                  gemeinsamen Refle-
ferenz 2011). Sie hat die „Bereitschaft zur               xion geht es darum, die Situation von Men-              unserer Gäste, schwäbischem Blooz und Tee
Überprüfung eigener Werte, Normen und                     schen, die mehr oder weniger geübt in einer             aus dem Samowar der Fachschule.
Stereotype auf der Grundlage einer stetigen               Fremdsprache kommunizieren müssen,
Reflexion und Auseinandersetzung mit den                  nachzuempfinden.                                           Am Tag der Tag der offenen Tür ist es
eigenen kulturellen und religiösen Prägun-                                                                        mittlerweile schon fast Tradition, dass die
gen.“1                                                      Im Unterkurs findet an zwei Schwerpunkt-              Studierenden einen Raum mit einer gemüt-
   Auch der Orientierungsplan von Baden-                  tagen eine intensive Auseinandersetzung mit             lichen „interkultureller Sitzecke“ zur Begeg-
Württemberg formuliert den Auftrag, das                   Migration statt. Am ersten Tag besuchen                 nung, zum Austausch und mit kulturell viel-
Hineinwachsen von Kindern in heterogene                   die Studierenden das Haus der Geschichte                fältigen Leckereien gestalten. Die beteiligten
kulturelle Kontexte pädagogisch zu unter-                 in Stuttgart und nehmen an einer Führung                Studierenden bringen wechselnde Themen
stützen. „Vielfalt und Verschiedenheit von                zur Migrationsgeschichte in Baden-Würt-                 ein, z.B. wurde das Bilderbuch „Die kleine
Kindern werden als Herausforderung und                    temberg teil. Am Ende der Führung be-                   Raupe Nimmersatt“ auf Russisch vorgelesen,
Chance für gemeinsames Spielen und Ler-                   schäftigen sich die Studierenden mit indi-              mehrsprachige und vorurteilsbewusste Bil-
nen wahrgenommen. Ein entsprechendes                      viduellen Schicksalen von Personen, die aus             derbücher ausgestellt und eine Befragung
pädagogisches Handeln erfordert auch die                  Baden-Württemberg emigriert oder nach                   zu Migration durchgeführt. Ein wichtiger
Auseinandersetzung mit den eigenen Sicht-                 Baden-Württemberg immigriert sind. In be-               Bestandteil ist auch die Ausstellung „Weltre-
weisen, Einstellungen, Vorurteilen, Ängsten               gehbaren Reisekoffern können sie anhand                 ligionen-Weltfrieden-Weltethos“, die durch
und Rahmenbedingungen.“2                                  echter Exponate und persönlicher Berichte               die Darstellung der Weltreligionen trotz ih-
   Welche Erfahrungen und Methoden zur                    die Begleitumstände, die mit der jeweiligen             rer Verschiedenheit die gemeinsamen Werte
Reflexion und Begleitung von Vielfalt geben               Migration verbunden sind, nachvollziehen.               und ethischen Maßstäbe veranschaulicht.
wir den Studierenden im Laufe ihrer Ausbil-
dung an die Hand? Über den Lehrplan hin-                     Am zweiten Tag laden wir zum „Tag der                  Die mittlerweile oft heterogene Zusam-
aus ist das „interkulturelle Lernen“ schon seit           Begegnung“ Menschen mit Migrationshin-                  mensetzung der Schüler*innenschaft selbst
vielen Jahren ein Schwerpunkt an der Fach-                tergrund zu uns an die Fachschule ein, die              bietet in der Schul- und Klassengemein-
schule. In mehreren Stufen und mit beson-                 in kleinen Gruppen über ihre Migrations-                schaft die Möglichkeit von Erfahrungen ver-
deren Lernformen wird die Auseinander-                    geschichte erzählen und im Gespräch für                 schiedener Lebenssituationen und Werte.
setzung mit Themen heterogener kultureller                die Fragen der Studierenden offen sind. Da-             Hierzu bietet das Leitbild unserer Schule
Kontexte ermöglicht.                                      nach haben die Studierenden den Auftrag,                eine Grundlage. „Jeder Mensch hat als Ge-
   Wir starten im Berufskolleg lernfeld-                  in kreativen Formen darzustellen, was sie               schöpf Gottes einen unverwechselbaren
übergreifend mit einer Schulgemeinschaft                  von diesem Austausch aufgenommen haben.                 Wert. Für unser Schulleben ist uns lebendige
zu den Themen „Erlernen von Deutsch als                   Dies bewirkt oft ein intensives Hineinver-              Vielfalt und ein gutes Miteinander von Leh-
Fremdsprache und Kommunikation in einer                   setzen in die Lebensgeschichte der anderen              renden und Lernenden wichtig. Offenheit
Fremdsprache“. Die Studierenden sehen                     Menschen. Abschluss und Highlight dieser                und Vertrauen bestimmen das gemeinsame
einen Dokumentarfilm, in dem Teilnehmen-                  Begegnungen ist ein gemeinsames „inter-                 Leben und Lernen, das in einer persönlichen
de eines Sprachkurses das deutsche Mär-                   kulturelles Buffet“ mit vielen Köstlichkeiten           Atmosphäre von gegenseitiger Akzeptanz
chen „Der Hase und der Igel“ in verteilten                aus den unterschiedlichen Herkunftsländern              und Wertschätzung zum Ausdruck kommt.“

1
    Kultusministerkonferenz (2011). Kompetenzorientiertes Qualifikationsprofil für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern an Fachschulen/Fachakademien. S. 13.
    Abgerufen am 28.10.2020 von https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2011/2011_12_01-ErzieherInnen-QualiProfil.pdf
2
    Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden Württemberg (Hg.) (2014). Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in baden-württembergischen Kindergärten
    und weiteren Kindertageseinrichtungen. Verlag Herder. Freiburg i.B., S. 52.
3
    Leitbild der Evangelischen Fachschule Schwäbisch Hall (2018)
Seite 16 — Fachschule: Schulleben              Rundbrief 2021

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Text: Jasmin Laritz

N
          ach der Tötung des Afroameri-
          kaners George Floyd durch einen
          Polizisten kam es ab dem 26. Mai
2020 vielerorts zu ausgedehnten Demon-stra-
tionen gegen Polizeigewalt und Rassismus.
Die „Black Lives Matter“-Bewegung stand
im Mittelpunkt der Berichterstattung und
hat auch Lehrkräfte sowie Studierende an der
Fachschule beschäftigt. Zur Auseinanderset-
zung mit dem Thema bot sich der Film „Blue
Eyed“ (= Blauäugig) an. Dieser wurde in den
Klassengruppen gezeigt und sollte zum Nach-
denken und zum Austausch anregen.

   Der mit 16 internationalen Preisen ausge-
zeichnete Dokumentarfilm greift das Thema
Rassismus hautnah auf. Er zeigt, wie Jane
Elliott die Menschen in ihren Workshops
nach willkürlichen körperlichen Merkmalen
einteilt: „in BLAUÄUGIGE und BRAUNÄU-
GIGE. Letztere erklärt sie für besser und in-
telligenter und stattet sie mit Privilegien aus,
die sie den Blauäugigen, die sie als schlecht,
minderwertig und dümmer abqualifiziert,
nicht gewährt.“

  Der Film berührt, denn er zeigt die Will-
kür solcher Stigmatisierungen. Zudem be-
leuchtet er, dass selbst diejenigen, die in
die Spielregeln eingeweiht sind, sich dem
Mechanismus nicht entziehen können. Die
Studierenden der Haller Fachschule waren
nach der Filmvorführung aufgefordert, ihre
Eindrücke in Form eines Briefes festzuhal-
ten. Eine Auswahl haben wir hier zusam-
mengestellt.
Rundbrief 2021                                                                          Fachschule: Schulleben — Seite 17

Wie kann man da wegschauen?
Safer Internet Day am 11. Februar 2020

Text: Heidi Silbermann, Emily Güntsch

I
    n der Evangelischen Fachschule für So-        mit dem Publikum
    zialpädagogik Schwäbisch Hall gab es          das Geschehen zu re-
    für die beiden Klassen des Berufskol-         flektieren.
legs am Safer Internet Day einen Thementag
rund um Mobbing und Gewaltprävention.             E. Güntsch: Ich habe
Den Schwerpunkt des Vormittags bildete das        selbst Mobbing mitbe-
Theaterstück „Am Limit!“, gespielt von der        kommen. Eine Frage
Theatergruppe Q-rage aus Ludwigsburg.             habe ich mir beim Zu-
   Bei diesem interaktiven Jugendtheater-         schauen immer wieder
stück geht es um Mobbing – Gewalterfah-           gestellt: „Wie kann
rung – Zivilcourage. Es ist in Kooperation        man da wegschauen
mit dem Verein „Ein Stern für Lena *Gegen         und nicht helfen?“ Ich
Gewalt! e.V.“ entstanden.                         hätte in dieser Situati-
                                                  on so wie Julia gehan-
E. Güntsch: Das Internet ist ein wichtiger Teil   delt. Ich kann da nicht
im Alltag von Jugendlichen. Ich fand das The-     einfach weiterlaufen.
ma persönlich sehr ansprechend und bin offen      Obwohl ich ein eher
in diese Veranstaltung gegangen. Das Thea-        schüchternes      Mäd-
terstück hat sich mit dem Thema Mobbing           chen bin, kann ich so
gut auseinandergesetzt. Es war ansprechend,       eine Ungerechtigkeit
weil die Schauspieler immer wieder ein kleines    nicht mit ansehen. Im
Brainstorming gemacht haben, sie haben uns        Theaterstück war Max
z.B. gefragt, ob jemand schon Gewalt erlebt       die andere Hauptrol-
oder Mobbing mitbekommen hat.                     le. Er hat mit seinem
                                                  Verhalten die Freund-
Kurze Stückbeschreibung:                          schaft mit Julia aufs
   Julia und Max gehen in die gleiche Klasse,     Spiel gesetzt.
sind beste Freunde. Als eine neue Mitschü-
lerin in der Klasse von Andi gemobbt wird,           Nach dem intensi-
kann Julia nicht mehr mitansehen, dass kei-       ven Theaterstück kam
ner etwas tut und wird aktiv. Ihr Freund Max      eine noch intensivere
nimmt die Beobachterrolle ein und will sich       Gesprächsrunde       in
nicht einmischen. Es kommt zur Eskalation.        Gruppen, bei der wir
Max muss sich entscheiden …                       noch mehr auf das Thema Mobbing einge-           digen. Diese Gruppenarbeit hat mir gezeigt,
   Das Interaktive: Die Bühnenhandlung            gangen sind. Wir haben Übungen gemacht,          wie andere reagieren und welche Ansichten sie
wird an zentralen Stellen unterbrochen, um        sollten uns gegenseitig anschreien oder belei-   haben.
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