Gesundheitsprävention liegt in Ihrer Hand - Ernährung, Bewegung, Vorsorge

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Gesundheitsprävention liegt in Ihrer Hand - Ernährung, Bewegung, Vorsorge
Österreichische Post AG
                                                                                Info.Mail Entgelt bezahlt

                                                                          Ausgabe 35    |   November 12

                                     Gesundheitsmagazin der gespag-Unternehmensgruppe

Gesundheitsprävention liegt in Ihrer Hand
Ernährung, Bewegung, Vorsorge

                                                               gespag
gespag – Für ein gesundes Oberösterreich!                      OÖ. GESUNDHEITS- UND SPITALS-AG
Gesundheitsprävention liegt in Ihrer Hand - Ernährung, Bewegung, Vorsorge
02
 Editorial                                              Mag.a Jutta Oberweger,
                                                              Redaktionsleiterin                                                                                   Inhalt

 Liebe Leserinnen                                                                                                                                                  03 Vorwort gespag-Vorstand
                                                                                                                                                                   04 Kommentar Dr. Josef Pühringer
 und Leser!                                                                                                                                                        05 Die zehn neuen Gesundheitsziele
                                                                                                                                                                      für Oberösterreich
                                                                                                                                                                   06 Gesundheitskompetenz optimieren
    Das Thema „gesund sein und gesund bleiben“ scheint häufig erst
 in einem Alter Relevanz zu bekommen, in dem die ersten kleineren „Zipperlein“                                                                                     07 Ein langes, gesundes Leben durch Vorsorge
 auftreten. Spätestens dann lernen wir, den Wert unserer eigenen Gesundheit zu                                                                                     08 Stressbewältigung durch Achtsamkeit
 schätzen und unternehmen Vieles, um diese zu erhalten.
                                                                                                                                                                   10 Gesundheit am Arbeitsplatz
    Doch der Grundstein für Gesundheit und Wohlbefinden wird schon viel
                                                                                                                                                                   12 So kommen Sie gesund durchs Arbeitsleben
 früher – nämlich in der Kindheit und Jugend – gelegt. Raubbau am eigenen
 Körper in dieser Lebensphase, sei es durch mangelnde Bewegung, fehlerhafte                                                                                        14 Adipositas in jungen Jahren
 Ernährung, Suchtverhalten, etc., macht sich oft erst viel später bemerkbar.
                                                                                                                                                                   15 Gesund durch Kindheit und Jugend
                                           Daher ist es besonders                                                                                                  16 Schulangst
Nutzen Sie das                           wichtig, den Präventionsgedanken
engmaschige                              bereits möglichst bald in den Köpfen                                                                                      17 Tabuthema Kindesmissbrauch
Präventionsangebot.                      junger Menschen zu verankern. Um
                                                                                                                                                                   18 Teufelskreis „Sucht“
                                         das zu erreichen, fokussieren die
                                         neuen Gesundheitsziele des Landes                                                                                         20 Aktiv und gesund im Alter
 Oberösterreich auf die Zielgruppe Kinder und Jugendliche. Auch die angebo­
 tene Vorsorgeuntersuchung der Gebietskrankenkasse für Jugendliche schlägt in
                                                                                                                                                                   21 Klettern als idealer Sport für die
 die gleiche Kerbe.                                                                                                                                                   Generation 60+
                                                                                                                                                                   22 Wichtige Leistungen der Labormedizin
    Doch auch jenseits der 20 gilt – wer rechtzeitig Vorsorge trifft, kann
 viele gesundheitliche Probleme vermeiden oder bereits im Frühstadium erkennen.                                                                                    23 gespag-Labors liefern täglich
                                                                                                                                                                      hochwertige Befunde
    Nutzen Sie daher die Chance des engmaschigen Präventionsangebots
                                                                                                                                                                   24 Service
 in Oberösterreich und lassen Sie es erst gar nicht so weit kommen, dass ein
 „Zipperlein“ Ihre Lebensfreude trübt.                                                                                                                             25 Literatur- und DVD-Tipps

    Ihre                                                                                                                                                           26 Allianzpartner Elisabethinen
                                                                                                                                                                   28 gespag aktuell
                                                                                                                                                                   30 Personality Stories

                                                                                                                                                                   Extra: Fahrplan „Prävention“
                                                                                                                                                                   zum Herausnehmen in der Heftmitte

 Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Oö. Gesundheits- und Spitals-AG, Goethestraße 89, 4020 Linz, Tel.: 05 055460-0, Fax.: 05 055460-40099, E-Mail: contact@gespag.at, DVR 2107870; Unternehmensgegenstand: Trägerin der oö. Landes-
 Krankenhäuser; Eigentumsverhältnisse: 100-%-Tochterunternehmen der Oö. Landesholding GmbH; Beteiligungen: FH Gesundheitsberufe OÖ GmbH (52,5, %); Organe der Gesellschaft: Vorstand: Mag. Karl Lehner, MBA, Dr. Harald Geck, Linz; Prokuristen: Dr. Heinrich
 Birner, Dr. Tilman Königswieser, Mag.a Maria Lesterl, Mag. Rainer Moshammer, Dr. Martin Rupprecht; Mitglieder des Aufsichtsrates: Rechtsanwalt Mag. Dr. Franz Mittendorfer, LL.M. (Emory), W. HR Dr. Karl Frais, Präs. LAbg. Prim. Dr. Walter Aichinger, Klubobmann
 LAbg. Mag. Günther Steinkellner, Mag.a Dr.in Elgin Drda, Finanzstadtrat Dr. Johann Mayr, Prof. Dr. Herbert Weissenböck, Univ.-Prof. Dr. Johannes Fischer, LAbg. Ulrike Schwarz, LAbg. a. D. Harald Schwarzbauer, Monika Schaschinger, OÄ Dr.in Petra Emrich, Erich
 Linner, Roman Mayr; Redaktionsleitung: Mag.a Jutta Oberweger, Leiterin PR & Kommunikation, Redaktionsteam: Mag.a Brigitte Buberl, Christine Dörfel, MSc, Sabrina Holly, Ulrike Jachs, Bakk. Komm., Wolfgang Baihuber, Doris Piringer, Bakk., Karin Piererfellner, Elke
 Reich-Weinzinger, Renate Wagner, Alexandra Zach-Sterer, M.A., MMag.a Viktoria Fiereder, Mag.a Sabine Janka, Ing. Mag. Günther Kolb (Elisabethinen), Isabel-Maria Kurth; Layout: COMO GmbH; Druck: h&s Druck; Bildnachweis: gespag, Fotolia, DAK; Offen­
 legung nach § 25 Medien­gesetz: Information über das betriebliche Geschehen der gespag-Unternehmensgruppe; P.b.b. Erscheinungsort Linz, Verlagspostamt 4020 Linz.

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Gesundheitsprävention liegt in Ihrer Hand - Ernährung, Bewegung, Vorsorge
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                                                                                                                gespag-Vorstand

                                                                                    Mag. Karl Lehner, MBA (l.), Vorstand Finanzen, Personal
                                                                                    Dr. Harald Geck (r.), Vorstand Bau/Beschaffung/Technik, Qualitätsmanagement

Sehr geehrte Damen und Herren!
„Gesundheit ist ein Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens
und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Sich des bestmöglichen Gesund-
heitszustandes zu erfreuen, ist ein Grundrecht jedes Menschen, ohne Unterschied der Rasse,
der Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.“ Diese
WHO-Definition sieht Gesundheit nicht nur aus biologischer Sicht, sondern orientiert sich
an einer lebenslang und tagtäglich immer wieder neu und aktiv herzustellenden „Balance“.

Um        diese Balance zu erreichen, bedarf es     Arbeitsgestaltung (LOA), das Gesundheitsförde­
zu einem eines ganzheitlich orientierten Gesund­    rungsprogramm „geh mit°!“ sowie Burn-out-Prä­
heitssystems, zum anderen der Eigenverantwor­       ventionsstellen in all unseren Spitälern forciert.
tung jeder/jedes Einzelnen. Ein funktionierendes
Gesundheitssystem beginnt bei entsprechenden           Zum anderen ergänzen unsere 10 Spitä­
Rahmenbedingungen durch Politik, Wirtschaft         ler das Präventionsangebot der niedergelassenen
und Gesellschaft. Es umfasst weiters eine quali­    Haus- und Fachärztinnen und -ärzte. Diese sollten
tativ hochwertige medizinische Versorgung in        stets erste AnsprechpartnerInnen für alle Fragen
Spitälern, durch niedergelassene Ärztinnen und      rund um das Thema „Prävention“ sein. Sie sind
Ärzte und Reha-Einrichtungen. Eine nicht zu un­     mit Ihrem Gesundheitszustand bestens vertraut,
terschätzende Bedeutung kommt aber auch der         kennen Ihre Lebensumstände und können Sie da­
Prävention zu. Prävention bedeutet zum einen, die   her kompetent beraten und betreuen. Für weiter­
Lebenssituation zu verbessern, zum anderen aber     führende Vorsorgemaßnahmen stehen Ihnen na­
auch, Erkrankungen und gesundheitsschädliches       türlich auch die Angebote der gespag offen – sei
Verhalten zu vermeiden und bestehende Krank­        es in Form von speziellen Untersuchungen, die
heiten und Risiken frühestmöglich zu erkennen.      im niedergelassenen Bereich nicht durchgeführt
                                                    werden können, oder durch gezielte Aufklärungs­
   Als größter Gesundheitsanbieter in               arbeit in Form von Gesprächen, Beratungen,
Oberösterreich trägt die gespag diesbezüglich       Schulungen oder unserem PatientInnenmagazin
eine besondere Verantwortung. Zum einen haben       „visite“, das Sie in Händen halten.
wir als Dienstgeber von knapp 10.000 Mitarbei­
terinnen und Mitarbeitern für ein der Gesundheit
förderliches Arbeitsumfeld zu sorgen. Im Rahmen
der betrieblichen Gesundheitsförderung werden
daher Projekte wie die lebensphasenorientierte      Mag. Karl Lehner, MBA            Dr. Harald Geck

                                                                                                                                           35 | November 12
Gesundheitsprävention liegt in Ihrer Hand - Ernährung, Bewegung, Vorsorge
04Kommentar

                                 Dr. Josef Pühringer, Landeshauptmann

 Liebe Oberösterreicherinnen, liebe Oberösterreicher!
                                                                        „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles

Info                10 neue Gesundheitsziele
                                                                        nichts“ – die Erhaltung der eigenen Gesundheit sollte
                                                                        daher höchstes Gut für uns alle sein.
                          für Oberösterreich
  1. Wohlbefinden in der Schule erhöhen
                                                                        Um         Sie bestmöglich dabei zu          „Gemeinsam wollen
                                                                        unterstützen, ein langes und gesun­
  2. Arbeitsplätze gesünder gestalten                                                                                 wir die gesundheit­
                                                                        des Leben führen zu können, hat das
  3. Gesundheit in der Gemeinde fördern                                                                                 liche Vorsorgebe­
                                                                        Land Oberösterreich – angelehnt an
  4. Ernährung für Säuglinge und Kleinkinder verbessern
                                                                        die österreichweiten Gesundheitsziele
                                                                                                                     reitschaft der Ober­
  5. Zahngesundheit der Kinder verbessern                                                                               österreicherinnen
                                                                        2020 – zu Jahresbeginn gemeinsam
  6. Bewegung im Jugendalter erhöhen                                                                                       und Oberöster­-
                                                                        mit der OÖGKK und mit Unterstützung
  7. Suchtprävention verstärken
                                                                        der Städte Linz und Wels sowie der             reicher steigern.“
  8. Psychosoziale Gesundheit junger Menschen stärken
                                                                        Ärztekammer OÖ zehn neue Gesund­                 Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer
  9. Ältere Menschen aktiv einbeziehen
                                                                        heitsziele für Oberösterreich definiert.
  10. Verantwortung für Gesundheit gemeinsam wahrnehmen
                                                                        Diese werden in den kommenden acht
  (Ausführliches hierzu lesen Sie auf Seite 6.)
                                                                        Jahren nach und nach umgesetzt. Die        Auch das Netzwerk „Gesunde Ge­
                                                                        Schwerpunkte liegen auf Prävention         meinde“ soll weiter wachsen. Sicher ist
                                                                        und Gesundheitsförderung. Oberstes         jedoch eines: Das oberösterreichische
                                                                        Ziel ist es, die Gesundheit der Ober­      Gesundheitssystem kann einen wich­
                                                                        österreicherinnen und Oberösterreicher     tigen, aber nicht den alleinigen Beitrag
                                                                        messbar zu verbessern. Im Mittelpunkt      zur Gesundheitserhaltung erbringen.
                                                                        stehen vor allem die Kinder und Jugend­    Ohne gemeinsame Anstrengung wird
                                                                        lichen, denn sie sind unsere Zukunft.      es nicht gehen. Und ich bin überzeugt,
                                                                                                                   dass Sie, die Oberösterreicherinnen
                                                                           So soll zum Beispiel mittelfris­        und Oberösterreicher, uns dabei tatkräf­
                                                                        tig das Ernährungsverhalten unserer        tig unterstützen!
                                                                        Jüngsten massiv verbessert werden, um
                                                                        dem aktuellen Trend von Übergewicht        Ihr
                                                                        bei Kindern entgegenzuwirken. Es gilt
                                                                        vor allem, Eltern von Säuglingen und
                                                                        Kleinkindern besser zu informieren,
                                                                        aber auch in den Kindergärten soll
                                                                        flächendeckend das Netzwerk „Gesun­
                                                                        der Kindergarten“ und „Gesunde Schu­
                                                                        le“ als Vorbild herangezogen werden.       Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer

          35 | November 12
Gesundheitsprävention liegt in Ihrer Hand - Ernährung, Bewegung, Vorsorge
Das Land Oberösterreich setzt bis 2020
                                                                                     zehn neue Gesundheitsziele um, die Ihnen
                                                                                     ein langes und gesundes Leben ermöglichen.
                                                                                                                                  05
Die zehn neuen Gesundheitsziele für OÖ
Gesundheit messbar verbessern

Im Mai beschloss der Oberösterreichische Landtag die zehn neuen Gesundheitsziele, die bis 2020 umgesetzt
werden. Ziel ist es, die Gesundheit aller OberösterreicherInnen messbar zu verbessern – von klein auf! Daher liegt
der Fokus bei sechs der zehn Gesundheitsziele auf Kindern und Jugendlichen. Denn je früher mit Prävention und
Gesundheitsförderung begonnen wird, desto höher ist die Chance, ein langes, gesundes Leben führen zu können.

Zeitfahrplan                              alter wirkt sich auf die spätere Gesund­     mit suchtpräventiven Maßnahmen er­
der Gesundheitsziele für OÖ               heit aus.                                    reicht, alkoholspezifische Vorbeugemaß­
                                          Ziel: Bis 2020 verfügen alle (wer­           nahmen erreichen jährlich ca. 5.000
1. Wohlbefinden in der Schule             denden) Eltern über Informationen und        (derzeit 3.000) 13- bis 18-Jährige. Die
erhöhen. Gesunde SchülerInnen ler­        bedarfsgerechte Ernährungsangebote           Zahl der jugendlichen RaucherInnen wird
nen besser, gesunde LehrerInnen unter­    für ihre Kinder. Integration von „Ernäh­     von derzeit 35 % auf max. 20 % gesenkt.
richten besser.                           rung“ in den Kindergartenalltag: Be­
Ziel: Bis 2020 tragen 200 oö. Schulen     treuungseinrichtungen bieten ausgewo­        8. Psychosoziale Gesundheit
(ca. 20 %) das Gütesiegel „Gesunde        gene Ernährung.                              junger Menschen stärken. Ziel:
Schule“. 200 weitere Schulen haben                                                     Bis 2015 gibt es Konzepte für bedarfs­
bis dahin nachhaltige Maßnahmen ge­       5. Zahngesundheit der Kinder                 gerechte Maßnahmen, die Jugendliche
setzt, um das Gütesiegel zu erreichen.    verbessern. Zahngesundheit im                beim Aufbau von persönlichen Res­
                                          Kindesalter sichert lebenslang gesunde       sourcen unterstützen. Vermittelt werden
2. Arbeitsplätze gesünder ge-             Zähne.                                       Kompetenzen, die psychosoziale Er­
stalten. Betriebe steigern Prävention     Ziel: Bis 2020 sind 80 % der 6-Jäh­          krankungen verhindern. Bis 2020 sind
und betriebliche Gesundheitsförderung.    rigen kariesfrei und 12-Jährige weisen       Modellprojekte umgesetzt und evaluiert.
Ziel: Bis 2020 setzen ca. 10 % aller      im Durchschnitt höchstens 1,5 kariöse,
Betriebe mit 5 bis 50 MA und ca. 30 %     extrahierte oder gefüllte Zähne auf.         9. Ältere Menschen aktiv ein-
aller Betriebe mit > 50 MA nachhaltig                                                  beziehen. Zum Schutz der Älteren vor
wirksame Präventionsmaßnahmen um.         6. Bewegung im Jugendalter er-               Vereinsamung, zur Verbesserung der Le­
Rund 30 % aller Betriebe tragen das Gü­   höhen. Körperliche Aktivität verbessert      bensqualität und der Gesundheit.
tesiegel des Österreichischen Netzwerks   physische und psychische Gesundheit.         Ziel: Bis 2015 sind entsprechende Kon­
für Betriebliche Gesundheitsförderung.    Ziel: Bis 2020 sind 25 % der 11- bis         zepte für bedarfsgerechte Maßnahmen
                                          19-Jährigen mind. 1 Stunde täglich kör­      entwickelt. Bis 2020 sind Modellpro­
3. Gesundheit in den Gemein-              perlich aktiv                                jekte umgesetzt und evaluiert.
den fördern. Das Netzwerk „Gesun­
de Gemeinde“ wird weiter ausgebaut.       7. Suchtprävention verstärken.               10. Verantwortung für Gesund-
Ziel: Bis 2020 besitzen 50 % der Ge­      Die Stärkung der täglichen Lebenskom­        heit gemeinsam wahrnehmen.
sunden Gemeinden das gleichnamige         petenzen bewirkt einen verminderten          Die Zusammenarbeit aller relevanten
Gesundheitszertifikat.                    Konsum legaler (Tabak, Alkohol) und          Institutionen wird im Sinne der Gesund­
                                          illegaler Drogen und verringert Verhal­      heit verbessert.
4. Ernährung für Säuglinge                tenssüchte (Internet, Shopping etc.).        Ziel: Bis 2015 ist systematische Zusam­
und Kleinkinder verbessern.               Ziel: Bis 2020 werden jährlich 150.000       menarbeit aufbereitet. Bis 2020 liegen
Die Ernährungssituation im Säuglings­     (derzeit 80.000) OberösterreicherInnen       Praxiserfahrungen aus Pilotprojekten vor. 

                                                                                                                                     35 | November 12
Gesundheitsprävention liegt in Ihrer Hand - Ernährung, Bewegung, Vorsorge
06
Für ein gesundes Österreich
Gesundheitskompetenz optimieren

                                                             Die Gesundheitskompetenz von Herrn und Frau Österreicher ist stark
                                                             verbesserungswürdig. Das ist das Ergebnis einer kürzlich veröffentlich-
10 Gesundheitsziele für Österreich 2020                      ten EU-Studie, an der acht europäische Länder beteiligt waren.
Quelle: www.gesundheitsziele-oesterreich.at

1. Schaffung gesundheitsförderlicher Lebens- und Arbeits­-   Wichtig ist Gesundheitskom­                richtig verstehen. Je besser jedoch
   bedingungen für alle Bevölkerungsgruppen durch            petenz, um täglich Entscheidungen (Le­     die Gesundheitskompetenz ausge­
   Kooperation aller Politik- und Gesellschaftsbereiche.     bensmitteleinkauf, Freizeitaktivitäten,    bildet ist, desto besser ist auch die
                                                             Behandlung von Erkrankungen etc.)          Beurteilung der eigenen Gesundheit.
2. Gesundheitliche Chancengerechtigkeit zwischen den         treffen zu können, die sich positiv auf    Infolgedessen treiben Menschen mit
   Geschlechtern und sozioökonomischen Gruppen,              die Gesundheit auswirken. Mangeln­         einer höheren Gesundheitskompetenz
   unabhängig von Herkunft und Alter.                        de Gesundheitskompetenz betrifft be­       mehr Sport, haben weniger Überge­
                                                             sonders häufig ältere Menschen (> 76       wicht und kümmern sich mehr um das
3. Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken.
                                                             Jahre), Jugendliche, chronisch Kranke      eigene Wohlbefinden. Sie sind we­
4. Umwelt und Gesundheit. Natürliche Lebensgrundlagen        und sozial Schwächere.                     niger im Spital, gehen seltener zum
   wie Luft, Wasser und Boden sowie alle unsere Lebens-                                                 Arzt und beanspruchen seltener Not­
   räume auch für künftige Generationen nachhaltig              Im EU-Vergleich rangiert Ös­            falldienste.
   gestalten und sichern.                                    terreich bei der Studie (Selbsteinschät­
                                                             zung bei Krankheitsbewältigung, Prä­          Die Konsequenz aus der EU-Stu­
5. Durch sozialen Zusammenhalt die Gesundheit stärken.       vention und Gesundheitsförderung)          die: Das Wissen um Gesundheit muss
                                                             vor Bulgarien und Spanien auf dem          möglichst früh gefördert werden. Die
6. Gesundes Aufwachsen für Kinder und Jugendliche            alarmierenden drittletzten Platz. Die      Gesundheitskompetenz sollte bereits
   bestmöglich gestalten und unterstützen.                   unzureichend ausgebildete Gesund­          im Kindes- und Jugendalter beginnen,
                                                               heitskompetenz äußert sich u. a.         da frühe Lernerfahrungen meist lebens­
7. Gesunde Ernährung mit qualitativ hochwertigen
                                                                darin, dass sich fast 25 Prozent        lang prägen. Zur Unterstützung werden
   Lebensmitteln für alle zugänglich machen.
                                                                aller ÖsterreicherInnen schwertun,      von den Verantwortlichen in der Politik
8. Gesunde und sichere Bewegung im                             einem Arztgespräch zu folgen oder        Rahmengesundheitsziele geschaffen
   Alltag durch entsprechende Ge-                                    eigenständig in den Medien         (siehe Kasten), die es leichter machen
   staltung der Lebenswelten fördern.                                    Informationen über emp­        sollen, die eigene Gesundheit realis­
                                                                          fohlene Impfungen und         tisch einzuschätzen und zu verbessern.
9. Psychosoziale Gesundheit in allen                                     Vorsorgeuntersuchungen zu      Ziel ist es, die Eigenverantwortung
   Bevölkerungsgruppen fördern.                                       finden. So hat mehr als die       zu stärken und die Prävention zu för­
                                                                   Hälfte Schwierigkeiten, Vor- und     dern, um gesundheitliche Risiken zu
10. Qualitativ hochstehende und                                        Nachteile verschiedener me­      minimieren. Jede/r Einzelne muss ler­
    effiziente Gesundheitsversorgung                                      dizinischer Behandlungs­      nen, durch einen gesunden Lebensstil
    für alle nachhaltig sicherstellen.                                      methoden zu beurteilen.     gesund zu bleiben bzw. zu werden.
                                                                              Rund 51 Prozent kön­      Denn letztendlich ist jeder Mensch
                                                                                nen Angaben auf         selbst hauptverantwortlich für seine
Für ein langes und gesundes Leben
bedarf es, die eigene Gesundheits­                                                Lebensmittelverpa­    Gesundheit, um ein langes, gesundes
kompetenz zu stärken.                                                                 ckungen nicht     Leben führen zu können.

           35 | November 12
Gesundheitsprävention liegt in Ihrer Hand - Ernährung, Bewegung, Vorsorge
07
Seien Sie es sich wert!
Ein langes, gesundes Leben durch Vorsorge

Die         Vorsorgeuntersuchung („Ge­         nen Patienten/Patientin. Gemeinsam         tersuchungen im Sinne der eigenen Ge­      Die jährliche kostenlose
sundenuntersuchung“) zeigt, wie es             erörtert der Arzt/die Ärztin mit den       sundheit regelmäßig wahrzunehmen.          Gesundenuntersuchung
um die eigene Gesundheit steht und             Betroffenen ihre persönliche Lebenssi­     Zielgruppe sind insbesondere mögliche      der Versicherungsträger
was selbst für Körper und Psyche ge­           tuation hinsichtlich zielführender Maß­    Risikogruppen wie chronisch Kranke,        für alle erwachsenen
tan werden kann, um die Gesundheit             nahmen, um etwa das Rauchen aufzu­         Ältere oder junge Erwachsene.              ÖsterreicherInnen ab
zu optimieren. Sie bietet nicht nur wich­      geben, Gewicht zu verlieren oder ein                                                  18 Jahren und für
tige Parameter zur Früherkennung re­           individuelles Bewegungsprogramm auf           Jugendlichenuntersuchung.               berufstätige Jugendli-
levanter Zivilisationserkrankungen wie         die Beine zu stellen.                      Auch Jugendliche sollten sich bereits      che zwischen 15 und
Bluthochdruck, Diabetes oder Krebs,                                                       regelmäßig mit ihrer Gesundheit aus­       18 Jahren („Jugend-
sondern fördert auch einen modernen,              Neuerung         „Einladungssys­        einandersetzen. So bietet der größte       lichenuntersuchung“)
gesunden Lebensstil. So klärt der Arzt/        tem“. Bislang gehen jährlich rund          oberösterreichische Krankenversiche­       sollte unbedingt rot im
die Ärztin ebenso über gesundheits­            12,4 Prozent aller erwachsenen Öster­      rungsträger für berufstätige 15- bis       Kalender angestrichen
fördernde Maßnahmen bezüglich Be­              reicherInnen zur Vorsorgeuntersuchung.     18-Jährige die jährliche Jugendlichen­     sein und wahrgenom-
wegung, Ernährung und Rauchen auf              Da sich die meisten Menschen im            untersuchung an. Hierdurch erhalten        men werden. Informa-
und unterstützt dabei, diese umzuset­          Durchschnitt jedoch nur alle drei Jah­     bereits junge Menschen Informationen       tion und Beratung sind
zen. Aufschluss über einen gesunden            re durchchecken lassen, sind nur rund      zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand.     neben den gängigen
Lebensstil geben Werte wie der Body-           40 Prozent der Bevölkerung tatsächlich     Mögliche Erkrankungen können früh­         Untersuchungen wich-
Mass-Index (Verhältnis Körpergewicht           über ihren aktuellen Gesundheitszu­        zeitig erkannt und Gesundheitsrisiken      tige Eckpfeiler.
zur Körpergröße), das Gesamtcholeste­          stand informiert. Ein Einladungs- und      und berufliche Belastungen bewusst ge­
rin (Blutfett) sowie das HDL-Cholesterin       Erinnerungssystem der Krankenversiche­     macht werden. Auch Problemen in der
(„gutes“ Cholesterin). Wichtiger Aspekt        rungsträger und Arztpraxen macht es        Familie, am Arbeitsplatz, mit Alkohol
bei der Vorsorgeuntersuchung ist das           künftig daher allen ÖsterreicherInnen      oder Drogen kann durch die Jugend­
persönliche Risikoprofil des/der einzel­       leichter, die erforderlichen Vorsorgeun­   lichenuntersuchung     entgegengewirkt
                                                                                          werden. Die erstmalige Basisuntersu­
                                                                                          chung ist Grundlage für die folgenden
Versäumen Sie nicht Ihre regelmäßige Vorsorge – Ihrer Gesundheit zuliebe!
                                                                                          jährlichen Untersuchungen und besteht
                                                                                          aus einer umfassenden körperlichen
                                                                                          sowie einer Harnuntersuchung. Da­
                                                                                          rauf aufbauend werden die Parameter
                                                                                                                                     „Jeder, der zu
                                                                                          in den Folgejahren kontrolliert und im
                                                                                                                                     beschäftigt ist,
                                                                                          zweiten Jahr durch Schwerpunktuntersu­
                                                                                                                                     sich um seine
                                                                                          chungen (z. B. Augen, Ohren) ergänzt.
                                                                                                                                     Gesundheit zu
                                                                                          Zusätzlich spielt die Beratung hinsicht­
                                                                                                                                     kümmern, ist
                                                                                          lich Rauchen, Alkohol, Sex, Aids etc.
                                                                                                                                     wie ein Hand­
                                                                                          eine wichtige Rolle. Selbstverständlich
                                                                                                                                     werker, der
                                                                                          unterliegt auch die Jugendlichenuntersu­
                                                                                                                                     keine Zeit hat,
                                                                                          chung der ärztlichen Schweigepflicht.
                                                                                                                                     seine Werkzeuge
                                                                                          (Eine Zusammenfassung der Vorsorge­
                                                                                                                                     zu pflegen.“
                                                                                          leistungen finden Sie im herausnehm­
                                                                                          baren Info-Folder in der Heftmitte.)      (spanisches Sprichwort)

                                                                                                                                          35 | November 12
Gesundheitsprävention liegt in Ihrer Hand - Ernährung, Bewegung, Vorsorge
08
Gut für Immunsystem und Gehirn
Stressbewältigung durch Achtsamkeit

In den vergangenen Jahren ist das gesellschaftliche Bewusstsein für Stress, depressive Störungen und „Burn-out-Phänomene“
erheblich gestiegen. Wer täglich „Achtsamkeitstraining“ durchführt, kann Stresssymptomen entgegenwirken und selbst eine
Menge zur eigenen Gesundheit beitragen. Meditation ist dabei ein Schlüsselbegriff. Zahlreiche wissenschaftliche Studien
belegen dies bereits seit den frühen 1980er-Jahren. Im klinischen Alltag hält zunehmend das Programm MBSR (Mindfulness
based stress reduction) Einzug, was so viel bedeutet wie „Stressbewältigung durch Achtsamkeit“.

                                      Das        MBSR-Programm verbindet die positiven Wir­         schäftigkeit innehalten und aus dem Aktions-Modus in
                                      kungen von Achtsamkeit und Meditation mit den Er­             einen Seins-Modus wechseln. Es geht darum, da zu
                                      kenntnissen der Schulmedizin, der Stressforschung und         sein, wo man ist, und nicht darum, irgendwo anders
                                      der Gehirnforschung. Positive Effekte auf Erkrankungs­        hinzukommen. Dadurch kann ein Klima geschaffen
                                      bilder wie Angststörungen, Erschöpfungssyndrome,              werden, in dem wir mit unseren eigenen Bedürfnissen
                                      Essstörungen, Depression und Suchterkrankungen oder           besser in Kontakt sind, die Anforderungen der jewei­
                                      auch chronischer Schmerz konnten beschrieben wer­             ligen Situation besser erkennen können und aus einem
                                      den. „Das menschliche Gehirn ist fähig, lebenslang zu         wachen und zugleich entspannten Bewusstsein heraus
                                      lernen und immer wieder neue neuronale Schaltungen            handeln können“, erläutert die Expertin.
                                      zu bilden, die sich auf den gesamten Organismus aus­
                                      wirken. Das bedeutet, man kann nicht nur die Aktivität,          Das MBSR-Programm. „Stressbewältigung
                                      sondern auch die Struktur des Gehirns durch Lernpro­          durch Achtsamkeit“ (MBSR) zählt zu den derzeit wich­
                                      zesse bewusst verändern, und hier setzt das Achtsam­          tigsten achtsamkeitsbasierten Ansätzen und kommt in
                                      keitstraining an“, sagt A. o. Univ.-Prof.in DDr.in Gabriele
                                      Sachs, Ärztliche Direktorin der Landes-Nervenklinik
                                      Wagner-Jauregg. Sie erklärt: „Die Hirnregionen für            Die Sitzmeditation als Teil des MBSR-Trainings lenkt nach
                                                                                                    und nach die Aufmerksamkeit auf den eigenen Atem.
                                      Aufmerksamkeit und Sinneswahrnehmungen, also für
                                      das Sehen, Riechen, Hören, Tasten und Schmecken,
                                      weisen bei Menschen, die regelmäßig Achtsamkeits­
                                      übungen machen, wesentlich mehr Vernetzungen der
                                      Nervenzellen im Gehirn auf, was sich positiv auf Kon­
                                      zentration, Gedächtnis oder Stressresistenz auswirkt.
                                      Zudem stärkt Achtsamkeitstraining nicht nur die kogni­
„Achtsamkeit                          tiven Fähigkeiten, sondern auch das Immunsystem der
bedeutet, die                         Praktizierenden.“
gesamte Aufmerk­
samkeit auf den                         Was ist Achtsamkeit? Achtsamkeit bedeutet,
Augenblick, auf                       die gesamte Aufmerksamkeit auf den Augenblick, auf
das Hier und Jetzt                    das Hier und Jetzt zu lenken. Fokussiert wird nur die
zu lenken.“                           momentane Situation. Achtsamkeit hat Wahrnehmung
                                      zum Ziel, ohne zu werten oder zu denken. „Beim Acht­
A. o. Univ.-Prof.in DDr.in Gabriele
Sachs, Ärztliche Direktorin der LNK   samkeitstraining versucht man, jeden Moment bewusst
Wagner-Jauregg, Linz                  zu erfassen. Das bedeutet, dass wir in unserer Ge­

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Gesundheitsprävention liegt in Ihrer Hand - Ernährung, Bewegung, Vorsorge
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Beim Body-Scan „wandern“ die PatientInnen mit ihrer Aufmerksamkeit durch den gesamten Körper und lernen,
die aufkommenden Empfindungen wertfrei wahr- und anzunehmen.

immer mehr Spitälern und Gesundheitszentren zur               und ermöglicht viele Formen der Veränderung, die sehr          Achtsamkeitstrai­
Anwendung. Basis ist ein achtwöchiges Trainings­              oft sehr überraschend sind, betont die Fachärztin für          ning stärkt nicht
programm nach Dr. Jon Kabat-Zinn zur Schulung von             Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin. Stress­          nur die kognitiven
Achtsamkeit, um Stress und Belastung zu reduzieren            bewältigung durch Achtsamkeit (MBSR) ist ein sehr              Fähigkeiten,
und wieder Zugang zu den eigenen Wünschen,                    kraftvolles Werkzeug, das sowohl präventiv als auch            sondern auch das
Motiven, Bedürfnissen und zu den eigenen Körper­              beim Bewältigen einer Erkrankung einen positiven Ef­           Immunsystem der
funktionen und -reaktionen zu erhalten. Die inneren           fekt hat. Selbst im Arbeitsleben zeigen sich Erfolge,          Praktizierenden.
Ressourcen werden mobilisiert, die Entspannungsfä­            da sich das Einfühlungsvermögen einer/eines jeden
higkeit wird gesteigert, Stresssituationen können bes­        Einzelnen und auch die Möglichkeit, gegenseitige
ser bewältigt werden, psychische Beschwerden wie              Wertschätzung und Respekt zu entwickeln, durch die
Angst oder depressive Symptome und auch Schmerz­              Schulung in Achtsamkeit erhöhen, was letztendlich ein
symptomatiken lassen sich reduzieren. Durch das               gesünderes Arbeitsklima zur Folge hat.
Training verringert sich auch die emotionale Reaktion
bei negativen Gedanken.

   Zur Praxis der Achtsamkeit zählen formelle
angeleitete Grundübungen wie der „Body-Scan“ (Kör­
                                                                 Info                            Beispielhafte MBSR-Übungen
perwahrnehmungsübung), verschiedene Formen der
Achtsamkeitsmeditation (Sitz- und Gehmeditation) und
eine Übungsreihe in achtsamer Körperarbeit. Weiterer                    Body-Scan. Körperwahrnehmungsübung (ca. 35–40 Minuten). Mit Aufmerksamkeit
zentraler Bestandteil des Kurses ist die Schulung der in­             wandert der/die PatientIn durch den Körper und nimmt – in einer wachen und interessier­
neren Haltung, in der Achtsamkeit praktiziert wird. Das               ten Haltung – alle aufkommenden Empfindungen wahr. Die Übung kann verschiedene
Programm wird ergänzt durch Achtsamkeits­übungen                      Aspekte schulen: Vordergründig geht es um die Achtsamkeit des Körpers, weitere Facet­
für den Alltag (z. B. Geschirr spülen, duschen, Zäh­                  ten sind die Schulung und Erweiterung der Aufmerksamkeitslenkung und der Umgang
ne putzen, essen). Wichtig ist die Bereitschaft, auch                 mit Ablenkungen und „Hindernissen“ (z. B. Müdigkeit, Unruhe, Gedankenkreisen,
zu Hause täglich rund 45 Minuten zu üben. Zur                         Schmerzen).
Unterstützung erhalten die PatientInnen Übungs-CDs
und Kurshefte. „Das MBSR-Programm ist aus meiner                         Sitzmeditation. Die Sitzperioden beginnen mit ca. 10–15 Minuten und werden
Erfahrung eine sehr vielschichtige und wertvolle Mög­                 nach und nach auf bis zu 45 Minuten gesteigert. Die Aufmerksamkeit wird zu Beginn
lichkeit, Menschen sowohl eine bestimmte Übung als                    auf die Körperhaltung (entspannt und zugleich wach) gelenkt und dann auf das zentrale
auch Haltung näherzubringen, die sich durch einen                     Meditationsobjekt, den Atem. Hinzu kommen Körperempfindungen, Gedanken, Gefühle,
selbstfürsorglichen und anerkennenden Umgang mit er­                  Geräusche bis hin zu „offenem Gewahrsein“ – wenn die Aufmerksamkeit sich dem
lebten Belastungen und Beschwerdebildern auszeich­                    öffnet, was gegenwärtig von Moment zu Moment in den Vordergrund tritt. Mit der Zeit
net“, sagt Prof.in Sachs. Die Erkenntnis, „einfach mal                werden die Phasen des Sitzens in Stille ausgedehnt.
mit dem zu SEIN, was gerade ist“, und nicht immer
etwas „TUN zu müssen“, ist von unschätzbarem Wert

                                                                                                                                            35 | November 12
Gesundheitsprävention liegt in Ihrer Hand - Ernährung, Bewegung, Vorsorge
10                                                                                       Dr. Martin Rupprecht,
                                                                                   Personaldirektor der gespag

Gesundheit am Arbeitsplatz
Betriebliche Gesundheitsförderung geht alle an!

                                                             Gesundheitsförderung ist für jede/n Einzelne/n wichtig und liegt in
                                                             vielen Bereichen in der eigenen Hand. Aber auch ArbeitgeberInnen
                                                             haben gegenüber ihren ArbeitnehmerInnen eine Verpflichtung.
                                                             Denn nur wenn optimale Arbeitsbedingungen geschaffen werden,
                                                             ist es möglich, gute Leistungen zu erbringen – mit gesunden Mitar-
                                                             beiterInnen, die das Unternehmen tragen. Meilenstein dabei ist die
                                                             betriebliche Gesundheitsförderung (BGF).

                                                             Betriebliche                   Gesund­       MitarbeiterInnen als ExpertInnen in Sa­
                                                             heitsförderung (BGF) ist eine moderne        chen Arbeitsplatz mit einzubeziehen.
                                                             Unternehmensstrategie mit dem Ziel,          So konnten in OÖ bereits in vielen Be­
                                                             durch gemeinsam erarbeitete Maß­             trieben erfolgreich Projekte initiiert und
                                                             nahmen Erkrankungen am Arbeitsplatz          begleitet werden, um die Gesundheit
                                                             vorzubeugen, die Gesundheit zu stär­         am Arbeitsplatz zu erhalten.
                                                             ken, das Wohlbefinden der Mitarbei­
                                                             terInnen zu verbessern und damit auch           Die gespag – ein Beispiel für
  Harald und Claudia Schmid (LKH Schärding):                 die Loyalität zu erhöhen. Seit dem           betriebliche Gesundheitsförde­
„Der Sommerkindergarten erleichtert unsere Arbeitssituati­   Jahr 2000 gibt es daher das „Öster­          rung. Die Oö. Gesundheits- und
on erheblich, da im Sommer durch die Ferienzeit erhöhter     reichische Netzwerk Betriebliche Ge­         Spitals-AG (gespag) – mit 10 Spitälern
Betreuungsbedarf besteht und andere Einrichtungen wie        sundheitsförderung“, das es sich in Ko­      einer der größten Arbeitgeber Ober­
Tagesmütter nicht durchgängig zur Verfügung stehen.“         operation mit den SozialpartnerInnen         österreichs – schreibt sich betriebliche
                                                             mit Regionalstellen und Servicestellen       Gesundheitsförderung (BGF) seit Jah­
   Dr.in Sok-Chu Ung (LKH Steyr): „Die Krabbel­              in allen Bundesländern zur Aufgabe           ren auf ihre Fahnen. Den strategischen
stube im Spital kommt meinem Zeitmanagement sehr             gemacht hat, gemeinsame Angebote             Schwerpunkt setzt das Unternehmen
                      entgegen, da sich die Öff­             zu entwickeln und Betrieben konkrete         seit 2010 auf die „Lebensphasenorien­
                      nungszeiten an meinen Arbeits­         Unterstützung anzubieten. „Kleine wie        tierung“ (LOA), die den knapp 10.000
                      bedingungen orientieren. So            große Unternehmen werden mittelfristig       MitarbeiterInnen einen Arbeitsplatz
                      kann ich als Ärztin meine Pro­         auf den demografischen Wandel und            bietet, der so weit wie möglich an die
                      fession ausüben und weiß mei­          die damit verbundenen Veränderungen          jeweiligen altersbedingten Lebensum­
                      nen kleinen einjährigen Sohn           auf dem Arbeitsmarkt reagieren müs­          stände angepasst ist. So haben z. B.
                      individuell und professionell          sen. Die betriebliche Gesundheitsför­        junge Mütter die Möglichkeit, weniger
                      betreut. Als dreifache Mutter          derung spielt dabei eine große Rolle“,       Stunden zu arbeiten, um Familie und
                      habe ich bereits die Vorzüge           sagt Bettina Stadlmayr, MSc. von der         Beruf zu vereinbaren, oder es wurden
                      des Betriebskindergartens ken­         OÖGKK, die als oö. Regionalstelle            und werden Strukturen geschaffen,
                      nengelernt und freue mich, Be­         im Österreichischen Netzwerk BGF             die auf die besonderen Bedürfnisse
                      ruf und Familie so unter einen         fungiert. Betriebliche Gesundheitsför­       von (älteren) ArbeitnehmerInnen Rück­
                      Hut bringen zu können.“                derung untersucht Arbeitsbelastungen,        sicht nehmen. „Wir haben uns LOA
                                                             um schädigende Einflüsse zu erkennen         zur Maxime gemacht, da die Lebens­
                                                             und abzubauen. Wichtig ist v. a., die        phasenorientierung für alle Menschen

         35 | November 12
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein
                                                                                       Aspekt betrieblicher Gesundheitsförderung.
                                                                                                                                          11
                                                                                                                    Die betriebliche Gesund­
                                                                                                                   heitsförderung der gespag
                                                                                                                        ist Österreich-Leader.

                                                                                         Kinderbetreuungsplätzen, um den El­
                                                                                         tern den beruflichen Wiedereinstieg zu
                                                                                         ermöglichen. Am LKH Schärding wur­
                                                                                         de hierfür etwa ein Sommerkindergar­
                                                                                         ten eingerichtet und am LKH Freistadt
                                                                                         läuft ein Pilotprojekt, bei dem Tages­
                                                                                         mütter in den Räumen des Spitals Mit­
                                                                                         arbeiterInnenkinder betreuen. An der
                                                                                         Landes-Nervenklinik Linz und am LKH
einen zentralen Stellenwert einnimmt.        Arbeits- und Beschäftigungsmodellen         Steyr wurden die Krabbelstuben ausge­
Als größter Anbieter von Gesundheits­        für ÄrztInnen, Pflege oder den kauf­        baut. Um Familie und Beruf besser ver­
leistungen in Oberösterreich wollen          männischen Bereich, bei der Personal­       einbaren zu können, gibt es zudem im
und müssen wir vorbildlich sein und          entwicklung (lebenslanges Lernen, Be­       Intranet (unternehmensweites, internes
können zu Recht stolz darauf sein,           gleitung in der Lebensmitte/Coaching        Computer-Netzwerk) eine Kinderbetreu­           Bettina Stadlmayr, MSc.,
damit in Österreich führend zu sein.         40+, Erfahrungstransfer etc.) oder bei      ungsbörse, in der ehemalige und aktive          OÖGKK und Europäisches
Vielleicht können wir auch einen An­         der allgemeinen Gesundheitsförderung        MitarbeiterInnen Betreuungsangebote             Netzwerk BGF
reiz für andere Arbeitgeber setzen“,         (Work-Life-Balance). „Als Arbeitgeber       veröffentlichen können. „Hiermit gehen
sagt Dr. Martin Rupprecht, Personaldi­       hat man eine Verantwortung, der man         wir auf das Anliegen ein, den Nach­
rektor der gespag. Die Lebensphasen­         sich nicht entziehen sollte, auch und       wuchs arbeitsortsnah oder auch in den
orientierung spiegelt sich in diversen       vor allem als Antwort auf den demo­         Ferien gut betreut zu wissen“, sagt Dr.
Aspekten wider: So besteht etwa die          grafischen Wandel. Bereits jetzt gibt       Rupprecht. 
Möglichkeit flexibler Arbeitszeiten, der     es einen sehr hohen Anteil an älteren
Altersteilzeit, einer erweiterten Karenz­    Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
regelung oder eines Sabbaticals (ein         in allen Bereichen. Gleichzeitig ste­
Jahr Auszeit oder Teilzeitarbeit). Kinder­
betreuungseinrichtungen sowie famili­
                                             hen immer weniger junge Menschen
                                             für Ausbildungen und für den Einstieg
                                                                                            Info                    Gesundheitsförderungs-
enfreundliche Teilzeitmodelle werden
nach und nach ausgebaut, um den
                                             ins Berufsleben zur Verfügung“, erklärt
                                             Dr. Rupprecht. Durch eine lebenspha­
                                                                                                                     programm „geh mit!°“
MitarbeiterInnen eine ausgeglichene          senorientierte Arbeitsgestaltung ist es
Work-Life-Balance zu ermöglichen. Ziel       möglich, den qualitativen wie auch                    Ein weiteres Beispiel ist das Gesundheitsförderungs­
ist es, ein Arbeitsumfeld zu schaffen,       quantitativen Personalbedarf der Zu­                programm „geh mit!°“ für gespag-MitarbeiterInnen und ihre
das den Bedürfnissen und Möglich­            kunft zu decken. Zugleich werden die                Angehörigen. Das Programm bietet jährlich ein umfangreiches
keiten in den einzelnen Lebensphasen         Leistungsfähigkeit und Gesundheit der               Angebot an Sport und Entspannung mit dem Ziel, die Ge­
gerecht wird. Einzelne Projekte und Ar­      MitarbeiterInnen mit zunehmendem Al­                sundheit und die Balance zwischen den Lebensbereichen zu
beitsgruppen umfassen beispielsweise         ter erhalten.                                       erhalten. „Es sollte für jeden Arbeitgeber erstrebenswert sein,
die Orientierung an den Lebensphasen                                                             entsprechende Weiterbildungsangebote und gesundheitsför­
bei der Arbeitsplatzgestaltung (Sozial-        Vereinbarkeit Familie und                         dernde Maßnahmen zu bieten bzw. zu fördern. Denn Gesund­
und Ruheräume, Ergonomie etc.), beim         Beruf optimieren. Im Zuge der                       heit geht uns alle an!“, betont Personaldirektor Rupprecht.
Führen (Führungskräfteentwicklung, An­       LOA setzt die gespag beispielsweise
passung von Arbeitsabläufen etc.), bei       auf ein bedarfsgerechtes Angebot an

                                                                                                                                              35 | November 12
12                                                                 OÄ Dr.in Brigitte Berger,
                                                    Arbeitsmedizinerin am LKH Vöcklabruck

Arbeitsmedizin
So kommen Sie gesund durchs Arbeitsleben

                                                                                         Arbeit ist für die meisten Menschen
                                                                                         eine tragende Säule des Lebens:
Ausgleichsübungen bei sitzenden Tätigkeiten                                              Fast 97.500 Stunden beträgt die
                                                                                         Lebensarbeitszeit, wenn ein Mensch
                                                                                         zwischen dem 18. und 65. Lebens-
                         Augen: Da die Arbeit am Bildschirm die                          jahr an fünf Tagen in der Woche
                         Augen auf eine bestimmte Entfernung fixiert,                    acht Stunden arbeitet.
                         lassen Sie Ihren Blick zwischendurch schwei­

                                                                                         Durch
                         fen und betrachten Sie abwechselnd Ge­
                         genstände in unterschiedlicher Entfernung.                                       den demografischen
                         Decken Sie Ihre Augen hin und wieder leicht                     Wandel wird diese Zeit weiter anstei­
                         und ohne Druck mit beiden Händen ab und                         gen. Entsprechend sorgfältig sollte man
                         lassen Sie sie im Dunkeln einige Zeit ruhen.                    daher mit seinen gesundheitlichen Res­
                                                                                         sourcen umgehen, um die Leistungsfä­
                                                                                         higkeit und die Lebensfreude auch im
                                                                                         Arbeitsleben langfristig zu erhalten.
                                                                                         Die Qualität des Arbeitsplatzes steht in
                                                                                         engem Zusammenhang mit der Lebens­
                         Rücken: Sitzen Sie aufrecht, als ob ein
                                                                                         qualität. Wichtiger Grundsatz sollte
                         Faden Sie nach oben ziehe. Legen Sie die
                                                                                         dabei sein, den Arbeitsplatz dem Men­
                         Hände auf die Oberschenkel und drehen
                                                                                         schen anzupassen und nicht umgekehrt.
                         Sie den Oberkörper fünf Mal abwechselnd
                                                                                         Neben dem Arbeitnehmerschutzgesetz,
                         nach links und rechts. Die Hüften machen
                                                                                         das die Grundlagen regelt, können
                         diese Drehbewegung nicht mit. Achtung:
                                                                                         auch Sie selbst präventive Maßnahmen
                         Nicht mit angespannter Haltung sitzen!
                                                                                         für ein gesundes Arbeitsleben setzen
                                                                                         und einfordern. Schutzausrüstungen,
                                                                                         ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze,
                                                                                         Hygiene- und Sicherheitsschulungen
                                                                                         sind dabei genauso wichtig wie die
                         Schultern, Nacken: Sitzen Sie auf­                              Eigenverantwortung, sich auch in der
                         recht mit locker herunterhängenden Armen.                       Arbeit gesund zu ernähren oder auf
                         Ziehen Sie nun mehrmals die Schultern zu                        angemessene Pausen zu achten und so
                         den Ohren hoch und lassen Sie sie wieder                        die eigene Leistungskurve zu steuern.
                         fallen. Haben Sie öfter Schulter- und Na­
                         ckenbeschwerden, überprüfen Sie, ob Ihre                          Nicht zuletzt spielt auch die Psy­
                         Sitzhaltung korrekt und Ihr Arbeitsplatz rich­                  chohygiene eine Rolle: Vermeiden Sie
                         tig eingestellt ist (Sitzhöhe, Tischhöhe, Bild­                 z. B. Arbeiten unter Zeitdruck, suchen
                         schirmposition, Armhaltung).                                    Sie das Gespräch bei Unstimmigkeiten,
                                                                                         achten Sie auf ein soziales Miteinan­
                                                                                         der. Gesundes Arbeiten reduziert Belas­

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tungen, Krankheiten und Krankenstän­          schäden (v. a. am Rücken) vor“, erklärt
de, ermöglicht schmerzfreies Arbeiten,        die Arbeitsmedizinerin. Bei Bildschirmar­
beinhaltet altersgerechtes Arbeiten und       beiten von durchschnittlich mehr als drei
erhöht letztendlich Zufriedenheit, Leis­      Stunden täglich empfiehlt die Expertin
tungsbereitschaft und Wohlbefinden.           alle drei Jahre zudem eine routinemä­
„Gesundes Arbeiten sollte das gemein­         ßige augenärztliche Untersuchung, bei
same Ziel von Führungskräften und Mit­        Sehbeschwerden früher.
arbeiterinnen und Mitarbeitern sein –
es sollte immer ein Miteinander sein!“,          Sonstige         Arbeitsbereiche.
betont OÄ Dr.in Brigitte Berger, Arbeits­     Auch bei Tätigkeiten, die nicht an einen
medizinerin am LKH Vöcklabruck.               Schreibtisch gebunden sind, können
                                              Sie einiges für Ihr Wohlbefinden und
   PC-Arbeitsplätze.            Bildschirme   Ihre Gesundheit tun: Achten Sie an
sollten flimmer- und störungsfrei, nicht      Maschinen immer auf intakte Schutz­
zu klein und spiegelfrei aufgestellt sein.    vorrichtungen. Wenden Sie rücken­
Die Blickrichtung annähernd parallel zur      schonende Hebe- und Tragetechniken
Fensterfläche vermeidet Reflexionen und       an und benutzen Sie, wenn möglich,
Blendungen. Die Tastatur sollte eine vom      Hilfsmittel, um akuten Verletzungen
Monitor getrennte Einheit sein. „Laptops      (z. B. Quetschungen, Knochenbrüchen,                                                   Achten Sie auch bei
sind für den Dauereinsatz am Schreib­         Bandscheibenvorfall, Sehnen- und                                                       der Arbeit auf Ihre
tisch wenig geeignet. Sie ermöglichen         Bänderriss) und degenerativen Muskel-          Pausen. Körper und Gehirn sind          Gesundheit!
keine ergonomische Sitzposition, da           und Skeletterkrankungen vorzubeugen.         natürlichen Rhythmen von Arbeit und Er­
der Abstand zwischen Bildschirm und           Beachten Sie die Hygienevorschriften         holung unterworfen. Achten Sie auf die
Tastatur bei diesen Geräten zu klein ist“,    (inkl. Hautdesinfektion und Hautpflege).     Signale des Körpers und halten Sie Ihre
erklärt Arbeitsmedizinerin Berger. Gene­      In manchen Berufen ist auch eine per­        Pausen ein: Wer mehr als sechs Stun­
rell sollten die Arbeitsplatzgestaltung und   sönliche Schutzausrüstung (PSA) erfor­       den/Tag arbeitet, hat Anspruch (ge­
die Arbeitsweise immer rückenschonend         derlich: Sicherheitsschuhe, Schutzhelm,      setzlich) auf eine halbe Stunde Pause.
sein. Hierzu gehört auch die angepasste       Schutzkleidung gegen Feuchtigkeit und        Verbringen Sie die Pause(n) ungestört
Arbeitshöhe von Sessel und (Schreib-)         Witterung, Warnweste, Schutzbril­            bzw. gehen Sie, um sich zu erholen,
Tisch. Letzterer sollte ausreichend groß      le, Kapselgehörschutz („Kopfhörer“),         vom Arbeitsplatz weg. Eigens für Mit­
sein und genug Fußfreiheit bieten. „Ist Ihr   Schutzmasken oder Schutzhandschuhe.          arbeiterInnen eingerichtete Ruheräume
Tisch z. B. zu hoch, nehmen Sie sich eine     „Seien Sie konsequent mit Ihrer PSA,         ermöglichen auch einen sogenannten
Fußstütze, um den Unterschied auszuglei­      viele Unfälle oder gesundheitliche Schä­     Powernap (kurzer Erholungsschlaf) in
chen, sodass Sie bequem sitzen können,        den passieren durch Nachlässigkeit,          der Pause. Einige Firmen in Österreich
Ober- und Unterschenkel im rechten            weil man nicht an seinen persönlichen        praktizieren dies bereits, mit dem Ef­
Winkel“, sagt die Expertin. Der optimale      Schutz gedacht hat“, sagt Dr.in Berger.      fekt, dass die MitarbeiterInnen danach
Sessel unterstützt Körperhaltungen ergo­                                                   am Nachmittag tatsächlich leistungsfä­
nomisch günstig, ist kippsicher, drehbar        Allgemeine Tipps                           higer sind!
und höhenverstellbar und hat eine gut
abstützende und dennoch bewegliche               Gesunder Arbeitstag. Organi­                 Ernährung am Arbeitsplatz.
Rückenlehne. „Wenn Sie täglich mehr           sieren Sie die Arbeitsabläufe gut. Neh­      Achten Sie auf Vollkornprodukte/Voll­
als zwei Stunden ununterbrochen am PC         men Sie den Druck heraus und versu­          kornbrot, Obst und Gemüse. Vermei­
arbeiten, machen Sie nach 50 Minuten          chen Sie, so weit wie möglich stressarm      den Sie süße Snacks und schwere Kost.
eine zehnminütige Pause. Das bedeutet,        zu arbeiten. Zudem sollten Sie sich am       Trinken Sie viel Wasser oder Kräuter­
Sie machen einen Tätigkeitswechsel,           Arbeitsplatz wohlfühlen: Der Informati­      tees. Im Nachtdienst empfiehlt es sich,
z. B. gehen Sie zum Kopierer oder Scan­       onsfluss sollte passen, man sollte kreativ   warme Speisen und Getränke zu sich
ner. Das entlastet die Augen und beugt        sein dürfen und es sollte ein Handlungs­     zu nehmen, da sich der Körper damit
Verspannungen und körperlichen Folge­         freiraum zugestanden werden.                 besser fühlt.

                                                                                                                                          35 | November 12
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                                                                 für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Kirchdorf

Adipositas in jungen Jahren
Dicke Kinder werden oft dicke Erwachsene

                                                                Fast jedes fünfte Kind ist übergewichtig. Die Zahl der übergewich-
                 Veränderte Essgewohnheiten und mangelnde       tigen Kinder hat in den vergangenen 15 Jahren um 50 Prozent
            Bewegung (lesen Sie mehr auf der folgenden Seite)
                     begünstigen Übergewicht im Kindesalter.    zugenommen. Die Fälle krankhafter Fettsucht (Adipositas) haben
                                                                sich sogar verdoppelt. Im klassischen Sinn tun Übergewicht und
                                                                Fettleibigkeit nicht weh, auf Dauer sind sie jedoch lebensgefährlich.

                                                                In den USA wird damit gerechnet,                 lichen kaum auftraten“, sagt der Kinder­
                                                                dass die jetzige Jugendgeneration auf­           arzt. Sein Appell: „Wirken Sie als Eltern
                                                                grund ihrer Fettsucht erstmals eine kürze­       so früh wie möglich entgegen – durch
                                                                re Lebenserwartung hat als ihre Eltern.          ausgewogene Ernährung und gesundes
                                                                „Auch bei uns kommen schon jetzt 90              Essverhalten! Es gibt gesicherte Hinwei­
                                                                Prozent der ‚dicken’ jungen Menschen             se dafür, dass das spätere Essverhalten
                                                                zunächst wegen anderer Beschwerden               und der Geschmack schon von Geburt
                                                                in die Spitäler und Ordinationen, be­            an – sogar schon im Mutterleib – pro­
                                                                vor das Übergewicht festgestellt wird“,          grammiert sind und höchstwahrschein­
                                                                sagt Prim. Dr. Gerhard Pöppl, Leiter der         lich die Anlage für späteres Überge­
                                                                Abteilung für Kinder- und Jugendheilkun­         wicht geprägt wird. Denn 80 Prozent
                                                                de am LKH Kirchdorf.                             der übergewichtigen Kinder sind auch
                                                                                                                 als Erwachsene adipös.“
                                                                   Die Ursache liegt u. a. darin,
                                                                dass Kinder häufig zu fett, zu viel und             Um Kindern gesundes Essen
                                                                zu süß essen. Dieses Übermaß an Kalo­            schmackhaft zu machen, braucht es die
                                                                rien, schlechte und einseitige Nahrung           Eltern als Vorbild. Verbote sind meist kon­
Kinder für gesunde                                              kombiniert mit süßen Getränken und               traproduktiv und heizen das Verlangen
                                                                Zwischensnacks machen sich auf der               noch an. Besser ist es, dem Nachwuchs
Ernährung begeistern                                            Waage bemerkbar. Neben mangelnder                zu erklären, worum es bei gesunder Er­
                                                                Bewegung kommt schließlich noch der              nährung geht und dass Fast Food oder
 Vorbild sein (Kinder lernen durch Nachahmung)                  nicht beeinflussbare Faktor „Genetik“            Süßes natürlich auch mal sein dürfen,
 Zeit nehmen, Mahlzeiten genießen und wertschätzen              hinzu und schon wird im wahrsten Sinne           jedoch die Ausnahme bleiben sollten.
 Süßes nicht sichtbar herumstehen lassen, stattdessen           des Wortes ein schwerer Schuh daraus.            Von Süßem als Belohnung für das „nor­
 Obst und Gemüse appetitlich angerichtet hinstellen             Die gesundheitlichen Folgen reichen von          male“ Essen rät der Experte ebenso ab:
 Feste Essenszeiten für die ganze Familie                       Störungen des Stütz- und Halteapparats,          „Das wertet die ausgewogene Haupt­
 Keine Ablenkung (TV, PC, Buch etc.) beim Essen                 hohem Blutdruck und Fettstoffwechsel­            mahlzeit ab und hat am Ende einen
 Poster mit Ernährungspyramide aufhängen. Kinder se­            störungen bis hin zu Typ-2-Diabetes              gegenteiligen Effekt.“ Eines ist jedoch
 hen darauf, wovon man viel und wovon man weniger               und späteren Herzerkrankungen. „Wir              sicher: Eine wirkungsvolle Behandlung
 essen sollte                                                   sehen Stoffwechselstörungen und hohen            von Übergewicht/Adipositas ist bei Kin­
 Nicht das Kind ermahnen, „vernünftig“ zu essen und             Blutdruck heute bereits bei Zehn- bis            dern/Jugendlichen wie Erwachsenen
 zu trinken (Bloßstellung!), übergewichtige Kinder haben        Zwölfjährigen. Beschwerden, die vor              nur über die langfristige Umstellung der
 ohnehin meist schon ein gestörtes Selbstwertgefühl             einigen Jahren bei Kindern und Jugend­           Lebensgewohnheiten möglich.

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Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus Schmitt,
                                      Ärztlicher Direktor und Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, LFKK
                                                                                                                                             15
Gesund durch die Kindheit und Jugend
Kinder müssen spielen und sich bewegen!

Bewegung                   hat nicht nur     Nachricht: „Werden Kinder mit einem                      Die Basis für ein gesundes Leben wird großteils bereits in
positive Effekte auf Muskeln und das         sitzenden Lebensstil aktiver, verbessern                 der Kindheit geschaffen. Neben der „richtigen“ Ernäh-
Skelett, auf das Herz-Kreislauf-System,      sich auch automatisch ihre kognitiven                    rung, die Übergewicht sowie gesundheitlichen Folge-
die Blutfette und den Blutdruck, sondern     Fähigkeiten“, motiviert der Medizi­                      schäden im Erwachsenenalter vorbeugen kann (lesen Sie
auch auf die Entwicklung psychosozi­         ner Familien zu mehr Bewegung.                           mehr auf Seite 14), ist körperliche Aktivität die zweite
aler und kognitiver Fähigkeiten („Denk­      Das Vorbild der Eltern/Familie, der                      tragende Säule, die die Lebenserwartung positiv beein-
fähigkeiten“). „Die ständige Interaktion     KindergartenpädagogInnen und der                         flussen kann. Werden Sie mit Ihren Kindern aktiv und
mit der Außenwelt durch das Spielen          LehrerInnen ist bei der Freude an der                    genießen Sie so gemeinsam ein gesundes, langes Leben!
wird verarbeitet und regt die Hirnfunk­      Bewegung wesentlich, da es die Ent­
tionen an. Die Auseinandersetzung mit        wicklung kindlicher Verhaltensmuster
anderen Kindern führt dabei zu Lernpro­      maßgeblich prägt. Viel Bewegung,                     Kinder bis zum 5. Lebensjahr
zessen, wie miteinander umgegangen           weniger Zeit für Videospiele, PC, TV              sollten sich täglich rund zwei Stunden
wird, wie Konflikte ausgetragen wer­         etc. und gesunde Ernährung sollten                bewegen und aktiv spielen können –
den, und fördert auch das Selbstbe­          obligatorisch sein und von den Eltern/            davon eine Stunde strukturiert und eine
wusstsein“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr.    BetreuerInnen vorgelebt und gefördert             Stunde „freies Spielen“. Ältere Kinder/
Klaus Schmitt, Ärztlicher Direktor und       werden. Kleine Kinder, Krabbler und               Jugendliche sollten jeden Tag mind.
Leiter der Abteilung für Kinder- und Ju­     Vorschulkinder müssen täglich sowohl              eine Stunde körperlich im aeroben
gendheilkunde an der LFKK Linz.              drinnen als auch draußen aktiv sein               Bereich aktiv sein und z. B. bewusst
                                             können. Stehende oder sitzende Akti­              sporteln. Spielkonsolen, die in vielen
   Bewegung verbessert auch                  vitäten sollten auf maximal 30 Minuten            Familien vermehrt Einzug halten und
den IQ generell, denn Kinder, die            reduziert werden. „Ein Ansatz ist z. B.,          zum Aktivsein vor dem Fernseher moti­
sich viel bewegen, schneiden in ma­          den Weg zum Kindergarten oder in                  vieren, sind jedoch kritisch zu betrach­
thematischen und Sprachtests deutlich        die Schule gemeinsam mit einem El­                ten: „Es stellt sich die Frage, inwieweit
besser ab als „StubenhockerInnen“.           ternteil oder einer Begleitperson zu              Bewegung ohne entsprechende Sozi­
Das belegen Studien für Kinder zwi­          Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen“,              alkontakte genügt, sodass die moto­
schen vier und 18 Jahren. Die gute           schlägt Kinderarzt Schmitt vor.                   rische Entwicklung des Heranwach­
                                                                                               senden entsprechend verläuft. Essen
                                                                                               und Trinken allein ist genauso wenig
                                                                                               für die psychomotorische Entwicklung
                                                                                               ausreichend wie die Bewegung im
    Bewegung hält Ihr Kind gesund!                                                             Wohnzimmer vor dem PC“, warnt OA
                                                                                               Dr. Till Preißler, Kinder- und Jugendpsy­
       Kommen Sie selbst als Vorbild in Bewegung
                                                                                               chiatrie, LFKK.
       Reduzieren Sie die Kinderzeit vor PC, TV etc. auf max. 1–2 Stunden
       täglich!
       Bewegung mit den Kindern in den Alltag integrieren (Treppe statt Lift,
       öfter mal zu Fuß gehen und das Auto stehen lassen etc.)
                                                                                                 Um bei Kindern Bewegungsfreude zu wecken,
       Gehen Sie viel raus (Spielplätze, Natur, Parks, Garten)                                     muss auch in der Bevölkerung die Akzeptanz
       Machen Sie einen Plan für die ganze Familie: „körperliche Aktivitäten“                    von Kindern, ihrem Bewegungsdrang und ihrer
                                                                                                    Lautstärke erhöht werden, so der Appell der
                                                                                                               LFKK-MedizinerInnen an uns alle.

                                                                                                                                                  35 | November 12
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