Draussen Vor der Tür - Stadt Zug
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Seite 2 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Editorial «Draussen vor der Tür» Denken Sie – liebe Leserin, lieber Leser – beim Wort «draussen» auch sofort an das Theaterstück «Draussen vor der Tür», das Wolfgang Borchert 1947 geschrie- ben hat? Das Drama ist eine Schullektüre – und Borchert ist bis heute ein beliebter Autor im Deutsch- unterricht geblieben. Ein Mann kommt nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause. Doch das Zuhause, wie es war, gibt es nicht mehr. Der Buchtitel ist eine Analogie für verschlossene Türen und das gesellschaftliche Ausgeschlossen-Sein. Das Werk appelliert an eine mitfühlende Mensch- lichkeit. Oder denken Sie beim Wort «draussen» an einen Wald- spaziergang oder an einen Stadtbummel? Ich erlebe unsere Stadt am intensivsten, wenn ich «verusse bi». Zu Fuss oder auf dem Velo. Die Lebensqualität in einer Stadt hängt stark von den Aussenräumen ab. Die Unterschiede von Quartier zu Quartier sind da zum Teil recht gross. Schwierig sieht es in der Innenstadt aus. Aus dem fast autofreien Zentrum Plus wird wegen dem vor vier Jahren abgelehnten Stadttunnel wohl für lange Zeit nichts. Und doch bleibt die grösste Herausforderung für unsere Stadtplanung der Ver- kehr. Er belastet die Stadt mit Lärm und Abgasen und benötigt viel Raum und Energie. Zwei Entwicklung- en stimmen mich aber optimistisch: Um 2035 herum soll der Zimmerberg-Basistunnel II den Betrieb auf- nehmen. Zug erhält damit acht schnelle Verbindungen nach Zürich, im 8- bis 9-Minuten Takt. Und dank der digitalen Revolution besteht schon bald die logisti- sche Möglichkeit von bequemen, kostengünstigen und umweltschonenden Transportketten. Beides zu- sammen kombiniert hat das Potential, die in der Stadt zirkulierende Automenge um bis zu drei Viertel zu reduzieren. Diese Quantensprünge müssen wir heute schon auf- gleisen und dabei niemanden «draussen vor der Türe stehen lassen» – dann sind wir noch viel lieber und öfter «verusse» in der Stadt. Vroni Straub-Müller Stadträtin
Seite 3 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Die Stadt Zug im Fokus Lebensraum 7 Stadtraumkonzept weist den Weg Zug 2050 Wie wollen wir in Zug in Zukunft zusammen leben? Wie soll die Stadt im Jahr 2050 aussehen? Welche Stadt- und Quartierräume stellen wir für die Menschen in unserer Stadt bereit? Das Stadtraumkonzept ist eine neue Basis für den Dialog mit der Bevölkerung. Stadtpolitik 13 Die grüne Stadt Stadtklima Grün ist das neue Gold. Für die einen hat’s davon zu wenig, die anderen sorgen täglich für mehr. Von der städtischen Baum- offensive bis zu kreativen Begrünungsideen. Nur das schöngeschnittene Buchsbäumchen kommt schlecht weg. Wirtschaft 19 Zuger Märkte gestern und heute Marktbesuch Ein spezielles, etwas nostalgisches, aber reizvolles Konsumgefühl. Woran liegt das? Geht es in erster Linie um den Einkauf oder eher um das gesellschaftliche Erlebnis? Schule & Familie 29 Das Freiluft-Klassenzimmer SchiF-Tag Raus aus dem Schulzimmer. Auf Exkursionen, Ausflügen und im Klassenlager auf dem Gottschalkenberg erweitern Kinder und Pädagogen ihren Horizont. Kultur & Freizeit 33 Ein Freiraum wartet auf Rückeroberung Bühne frei! Pause auf dem Postplatz. Wir wollten wissen, was der neue Platz mit den Zugerinnen und Zugern so anstellt. Und umgekehrt. STADTMAGAZIN-APP Für zusätzliche Bildstrecken, direkte Web-Links, Filme und 4 Draussen: Was ist da? Feedback-Buttons: Laden Sie 36 Dialog mit der Stadt die Stadtmagazin-Zug-App via QR-Code oder Store auf Ihr 36 Kolumne Till Smartphone oder Tablet oder 37 Kinderseite nutzen Sie die Browser-Version. stadtzug.ch/stadtmagazin
Seite 4 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Infografik Draussen: Was ist da? Text Janina Römer Illustration Orphea Heutling 20,4 Hektar Grünflächen Zu den Flächen, die der Werk- hof der Stadt Zug pflegt, gehören unter anderem 1,9 ha Dach- begrünung, 8,5 ha Wildhecken oder Wald und 10 ha Blumen- wiesen. Quelle: Tiefbau Stadt Zug 26 Toiletten In der Stadt Zug gibt es 26 öffent- liche Toiletten. Für deren Rei- nigung ist der Werkhof zuständig. Quelle: Werkhof Stadt Zug
Seite 5 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Infografik 563 Hydranten Auf dem Gemeindegebiet der Stadt Zug stehen 563 Hydranten der WWZ AG. Die WWZ AG ist für den Unterhalt und 93 Fledermaus- die Wasserlieferung zuständig, die Erstellungskosten tragen die Stadt und quartiere die Gebäudeversicherung. Seit 1987 wurden dem Fledermaus- Quelle: Feuerwehramt Stadt Zug schutz 93 Fledermausquartiere in der Stadt Zug gemeldet. Es ist jedoch nicht bekannt, ob alle diese Quartiere heute noch genutzt werden. Vermut- lich gibt es noch viele unentdeckte Quartiere. Ausserdem hängen im Stadt- gebiet 84 Fledermauskästen, deren Nutzung zurzeit untersucht wird. Quelle: Fledermausschutz 758 Abfall- behälter Im öffentlichen Raum der Stadt Zug stehen 758 Abfall- behälter, die vom Werkhof geleert werden. Davon sind 57 Robidogs. Quelle: Tiefbau Stadt Zug 72 Brunnen Von den 87 Wasserzapfstellen werden 72 als «Brunnen» bezeichnet. Quelle: Tiefbau Stadt Zug 715 Tische und Bänke Auf dem Stadtgebiet können sage und schreibe 715 Sitzbänke und Tischgruppen frei benützt werden. Quelle: Tiefbau Stadt Zug
Seite 6 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Lebensraum Lebensraum 50 JAHRE LORETO QUARTIERBÜRO HERTI BRUTVÖGEL Mit Freude lernen Noch bis Ende Jahr geöffnet Zweithöchster Indexwert Die Quartierarbeit ist ein Bindeglied Alle Vögel sind schon da … Das Kin- zwischen der Stadtverwaltung derlied lehrt uns, dass Amsel, und der Bevölkerung des Stadtteils Drossel, Fink und Star bedeutende Zug-West, umfassend die Quartiere Vogelarten sind. Doch brüten sie Herti und Riedmatt. Esther Camara auch in der Stadt Zug? Darüber gibt betreut das Quartierbüro im Ein- der Brutvogel-Index Auskunft. Im kaufszentrum Herti schon fast fünf Abstand von einigen Jahren wird er- Jahre. Bewohnerinnen und Bewoh- hoben, welche und wie viele Vögel ner des Stadtteils gelangen mit in den 16 teilnehmenden Schweizer vielfältigen Anliegen und Fragen an Städten brüten. Dies ermöglicht die soziokulturelle Animatorin. einerseits einen Vergleich zwischen So betreffen Fragen etwa Angebote den Städten und andererseits Im Herbst 1969 eröffnete die Gemeinnützige für Kinder oder Projekte der Stadt wird deutlich, wie sich die Vogelpo- im Bereich Verkehr und Strassenbau. pulationen über die Jahre hinweg Gesellschaft Zug (GGZ) die Freizeitan- Ein Thema, das aktuell viele Men- entwickeln. lage Loreto / Volkshochschule Zug. Attraktive, schen beschäftigt, ist das Eidgenös- sische Schwing- und Älplerfest Zusammen mit Lausanne erzielte aktive Freizeitgestaltung stand im Mittel- ESAF Zug, das im August quasi vor Zug den zweithöchsten Indexwert. den Toren des Hertiquartiers Dies bedeutet, dass die Stadt punkt – und das ist auch heute noch so. Hand- stattfinden wird. Dazu kann Esther Zug im Vergleich eine relativ hohe werk, Sprachen und Vorträge bilden das Camara jedoch lediglich infor- mieren und nicht aktiv auf die Pläne Dichte an Brutvögeln aufweist. Bei der Anzahl Arten platzierte sich Hauptangebot, ergänzt von Holz-, Metall- und der Organisatoren Einfluss nehmen. Zug im Mittelfeld. Tatsächlich Eine weitere Aufgabe der Quartier- wurden neben Amseln auch Stare Keramikwerkstätten. Besucherinnen und arbeit ist die Mithilfe bei der Um- sowie drei verschiedene Finken- Besucher setzen ihre Kreativprojekte um und setzung von Projekten, die das Ge- meinwohl im Quartier fördern. arten gezählt. werden dabei von engagierten Werkstatt- Gebäudebrüter wie Alpen- oder Das Quartierbüro ist noch bis Ende Mauersegler werden im bekannten leiterinnen und -leitern betreut. Die Angebote Jahr jeden Freitag von 8.30 bis Kinderlied nicht namentlich er- sind möglichst günstig kalkuliert. Gemein- 11.30 Uhr geöffnet. Danach wird das wähnt. Sie sind wohl bei der «gan- Einkaufszentrum umgebaut. Die zen Vogelschar» mit eingeschlossen. nützigkeit ist das Fundament der Tätigkeiten. Stadt ist derzeit auf der Suche nach Ende Mai sind auch sie aus dem Fakten und Zahlen 2018: über 35 000 Ein- einer gleichwertigen Alternative. Zurzeit ist es noch nicht klar, ob das Süden zurückgekehrt und werden in- nerhalb von knapp drei Monaten tritte (Kurse und Werkstätten), 400 Kurse im Quartierbüro nach dem Umbau ihre Brut aufziehen. Die Tiere sind wieder einen Platz im Hertizentrum bedroht und auf Schutzmassnahmen Angebot, 2592 Sprachkurs-Lektionen, 35 Pro- erhält. angewiesen. Beobachtungen von zent der Kursteilnehmenden kommen aus Mauer- und Alpenseglern können deshalb mit einem Formular online der Stadt, 80 Prozent wohnen im Kanton Zug, bei der Stadt Zug gemeldet werden. 610 Kilogramm Ton wurde in den Keramik- Infos: www.stadtzug.ch/de/um- lehrgängen verarbeitet. welt-energie/umwelt/tiere/ Infos: loreto.ggz.ch
Seite 7 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Lebensraum Stadtraumkonzept weist den Weg Zug 2050 Wie wollen wir in Zug in Zukunft zusammen leben? Wie soll die Stadt in 30 Jahren aussehen? Welche Stadt- und Quartierräume stellen wir für die Menschen in unserer Stadt bereit? Diesen Fragen hat sich der Stadt- rat gestellt und ein Stadtraumkonzept entwickelt. Text Christian Schnieper und Anne Pfeil, Abbildungen Han Van de Wetering
Seite 8 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Lebensraum «Wenn Zug im Jahr 2050 noch dieselbe hohe Lebensqualität aufweisen soll, müssen wir heute beginnen, gemeinsam aktiv Stadtverschönerung zu betreiben.» 2013 hat die Schweizer Bevölkerung das Zug 2050 schaftsbild werden als besondere stadträum- Raumplanungsgesetz über die Siedlungsbe- Zug stärkt seine Identität als global vernetzte, liche Qualitäten von Zug bewahrt und ge- grenzung mit 63 Prozent klar angenommen, lokal verwurzelte Kleinstadt an See und Berg stärkt. im Kanton Zug sogar mit 71 Prozent und mit und gewinnt so an Einzigartigkeit. Ausgehend knapp 75 Prozent in der Stadt Zug. Dies ist von diesem übergeordneten Ziel beschreibt F) Urbane Grünräume ein deutliches Zeichen, dass die Zuger Stadt- das Stadtraumkonzept die Ziele für die räum- Multifunktionale urbane Grünräume und gut bevölkerung die Freiräume erhalten möchte lich-bauliche Gestaltung der Stadt in sechs erreichbare, untereinander vernetzte Land- und gewillt ist, unsere Stadt gegen innen zu Schwerpunkten. Für jeden Schwerpunkt wird schaftsräume leisten einen wesentlichen Bei- verdichten. Mit dem Ja zum Hochhausregle- ein «Zukunftsbild» skizziert und es werden trag zur hohen Lebensqualität in den Stadt- ment Ende 2017 wurde diesem Willen erneut Gestaltungsziele formuliert: teilen und Quartieren. Ausdruck gegeben. A) Kleinstadt mit grosser Stadtbaukultur Eine Stadt ist ein Gemeinschaftswerk, das Die Stadt Zug wird sich in den nächsten Jahr- Die zukunftsorientierte Stadtbaukultur nutzt umso besser gelingt, wenn ein gemeinsames zehnten nicht nur in den Verdichtungsgebie- das «Wachstum nach Innen» konsequent zur Verständnis für eine ganzheitliche Stadtbau- ten, sondern auch im Zentrum und in den Stadtraumgestaltung und Stadtverschöne- kultur besteht. Eine solche Ausrichtung der Quartieren verändern. Darin liegt eine grosse rung ohne die Vorteile der Kleinstadt aufzu- stadträumlichen Planung kann nur im engen Chance: Unsere Stadt so weiterzuentwickeln, geben. Dialog mit der Bevölkerung und den übrigen dass attraktive Stadträume entstehen, in de- Akteuren erfolgen. Das Stadtraumkonzept nen sich Menschen gerne aufhalten, sich B) Das Stadtzentrum als Herzstück Zug 2050 will diesen Dialog anstossen und leicht orientieren und zuhause fühlen. Stadt- Das vielfältige Zuger Stadtzentrum besitzt allen, die in der einen oder anderen Form an räume, die Angebote für die Alltagsgestal- eine hohe Attraktivität, Aufenthalts- und der Zukunft der Stadt Zug mitbauen, als Leit- tung und Versorgung, zum Arbeiten und zur Wohnqualität und ist Herzstück des öffentli- schnur dienen. Es ist zudem stadträumliche Freizeitgestaltung bieten – mit einer guten chen Lebens sowie der wirtschaftlichen Ent- Grundlage für die anstehende Ortsplanungs- Lebensqualität für die Bevölkerung und einer wicklung der gesamten Zuger Region. revision. So kann es gelingen, die Innenent- hohen Standortattraktivität für Unternehmen. wicklung zur Stadtverschönerung zu nutzen C) Lesbare Strassen- und Platzräume und Schritt für Schritt die aufgezeigten Ziele Diese Vision verfolgt der Stadtrat mit dem Strassen- und Platzräume werden unter Be- für die Stadt von 2050 umzusetzen. Stadtraumkonzept Zug 2050. Als stadträum- rücksichtigung ihrer Doppelfunktion als Mo- liche Grundlage, die aus vielen Workshops bilitätsräume und Begegnungsorte sorgfältig entstanden ist, zeigt es Wege und Möglich- gestaltet und bieten Raumgeborgenheit für keiten auf, wie die langfristige räumliche eine vitale und auf Nachhaltigkeit bedachte Entwicklung sowie die stadträumliche und Stadtgesellschaft. bauliche Gestaltung der Stadt verlaufen soll. Der Schwerpunkt liegt in der Gestaltung des D) Stadtteile und Quartiere mit Charakter öffentlichen Raums und dem ortsbaulichen Jeder Stadtteil mit seinen unterschiedlichen STADTRAUM KONZEPT ZUG 2050. Charakter, der sich von Quartier zu Quartier Quartieren besitzt einen eigenen Charakter, Für eine neue Ära der räumlichen und unterschiedlich ausprägt. So soll gewährleis- der durch vielfältige Gestaltungsverwandt- baulichen Gestaltung der Stadt Zug. tet werden, dass hochwertige Stadträume mit schaften der Häuser im Zusammenspiel mit eigenständigen Identitäten, vielfältigen Nut- dem öffentlichen Raum entsteht. Herausgeber: Stadtrat von Zug zungsmöglichkeiten und nachhaltigen Raum- Umfang: 96 Seiten qualitäten zur Verfügung stehen, die den Be- E) Erlebbare Panoramen Bezugsquelle: Baudepartement Stadt Zug, dürfnissen der sich wandelnden und voraus- Die erlebbare Nähe zur umgebenden Land- (baudepartement@ sichtlich weiterwachsenden Stadtgesellschaft schaft inmitten der Stadt und die sorgfältige stadtzug.ch), Download: entsprechen. Einbettung der Stadtsilhouette in das Land- www.stadtzug.ch/zug2050
Seite 9 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Lebensraum Beispiele zu Gestaltungszielen, welche die Ansatzpunkte verdeutlichen : ist anzustreben gilt es zu vermeiden Ein kompakter Stadtkörper ermöglicht kurze Wege, auch für Fussgänger. Die positiven Wechselwirkungen zwischen den Nutzungen fördern ein breites Versorgungsangebot. Urbane Lebensstile, die mit einem geringen Primärenergieverbrauch und CO²-Ausstoss verbunden sind, werden so gefördert und es wird ein Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet. Eine neue Stadtbaukultur führt zu einem Zu- sammenspiel der Stadträume mit der Be- bauung. Das städtebauliche Konzept reagiert auf die Funktion und Nutzung sowohl des Stadtraums als auch der Gebäude. Beispiels- weise eignet sich die Lage an einer breiten Hauptstrasse für höhere Bauten mit Mischnut- zungen und publikumsorientierten Erdge- schossen. Schmale Quartierstrassen eignen sich hingegen für niedrigere Wohnhäuser. Stadträume mit menschlichem Massstab haben direkten Einfluss auf den Lebensalltag der Menschen und auf die Lebensqualität. Im Vordergrund steht die Wahrnehmung des Stadtraums aufgrund von Geh-, Seh- und Hördistanzen sowie die Reflexion von Sicher- heitsempfinden und Orientierungsmöglich- keiten. Die stadträumliche Geborgenheit für die Menschen wird zu einem Schlüsselkriterium in der Stadtraumgestaltung. Die differenzierte Gestaltung von Plätzen und Quartierorten berücksichtigt die Bedürf- nisse der Menschen. Zu grosse oder un- übersichtliche Plätze wirken ohne eine aus- reichende Frequentierung oft verlassen und werden häufig gemieden. Viele kleinere öffentliche Plätze erhöhen die Chance für Begegnungen und stärken die soziale Kontrolle und die Sicherheit im Quartier. Zu Orten der Begegnung lassen sich auch kleinere Flä- chen an Strassenecken oder auf Parkplätzen umgestalten.
Seite 10 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Lebensraum Quartiere statt Wohnsiedlungen zeichnen sich durch eine raumbildende Bebauung aus. Sie wird über Baufluchten und Raumkanten mit lesbaren öffentlichen und privaten Aussen- räumen geformt. Eine raumbildende Bebau- ung kann dabei in geschlossener, halboffener oder offener Bauweise erfolgen. Die einzel- nen Stadthäuser sind dabei parallel zur Strasse ausgerichtet und bilden eine durchgehende, lesbare Gebäudeflucht. Jedes Gebäude soll einen Beitrag zur Identität und Erkennbarkeit des Quartiers leisten. Die historisch gewachsene Kleinteiligkeit ist dort, wo sie wesentlich für das Quartierbild ist, beizubehalten. Die gestalterische Einord- nung einzelner Gebäude oder grösserer baulicher Verdichtungsmassnahmen ist über Bezüge zu bedeutenden baugeschichtlichen Ortsbildern und/oder über Gestaltungsver- wandtschaften von Nachbargebäuden sicher- zustellen. Anstelle von monoton wirkenden Wiederholungen (nahezu) identischer Sied- lungsbauten im internationalen Stil, geht es in Zukunft darum, dass jedes einzelne Haus über einen eigenständigen architektonischen Ausdruck verfügt und zugleich einen klaren Bezug zum städtebaulichen Kontext am konkre- ten Standort herstellt. Die Anordnung von hohen Häusern und Hochhäusern im Stadtgefüge ist so zu konzi- pieren, dass sich eine erkennbare, lesbare Ordnung ergibt. Zugleich müssen hohe Häuser ihrer Funktion als «Merkzeichen» gerecht werden und einen ortsspezifischen Beitrag zur Orientierung in der Stadt leisten. Hoch- häuser tragen so zur Raumbildung wie zur bau- lichen Verdichtung bei. Die Einordnung in den städtebaulichen Kontext erfolgt über die präzise Standortwahl und einen gestalteri- schen Bezug der unteren Geschosse («Stadt- sockel»). Im Hinblick auf eine nachhaltige Nutzung und den verantwortungsvollen Umgang mit den innerstädtischen Freiräumen sind urbane Grünräume so zu gestalten, dass sie sich für verschiedene Nutzungen und Personengruppen eignen. Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass die Grünräume in der Stadt nicht als landschaftliche Naturräume verstanden werden, sondern als «urbane Grünoasen», die mit ganz eigenen Qualitäten zu gestalten sind.
Seite 11 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Lebensraum Nachgefragt bei Stadtarchitekt Christian Schnieper Warum braucht es überhaupt ein tigen Entwicklungspotenziale anhand von Plänen, Stadtraumkonzept? Welche Funk- Stadtraumbildern und sprachlichen Erläuterungen auf. Der tionen hat es? Welche Wirkung soll Entwurf war die Grundlage für die Diskussion mit dem es entfalten? Stadtrat und für vier Workshops mit Fachleuten der Stadt- Für die Antwort muss ich kurz verwaltung. Anschliessend nahmen wir eine vertiefte etwas zurückblenden. In den Betrachtung einzelner Stadtquartiere vor. Ein wichtiger 1980er Jahren wurde in Baustein war dazu die Befragung der Bevölkerung zur vielen Gebieten der Stadt Zug Wohnqualität in den einzelnen Stadtquartieren. Die Ent- verdichtet gebaut und es wurden wicklungspotenziale einzelner Stadtgebiete wurden im frühere Bebauungen ersetzt, dies Rahmen von drei Planer-Workshops mit externen Teams aufgrund des Bevölkerungs- näher untersucht. Die im Prozess erhaltenen Hinweise und wachstums und der Bedürfnisse Anregungen sowie die Erkenntnisse aus der vertieften der Wirtschaft. Was die städte- Betrachtung von Teilgebieten flossen 2018 in die erste bauliche Qualität betrifft, ist Fassung des Stadtraumkonzeptes ein. Die Ziele wurden in diese Entwicklung aus heutiger Aussprachen und in einem Workshop mit dem Stadtrat Sicht nicht nur zufriedenstellend verlaufen. Das Stadt- abgestimmt. Auch die Stadtbildkommission wurde bera- bild musste mit dem Ersatz ortsbildprägender historischer tend beigezogen. Es fanden weitere Workshops sowie Gebäude vielfach Identitätseinbussen hinnehmen und Fachdialoge mit Spezialisten aus der Stadtverwaltung statt. hat an Attraktivität und Aufenthaltsqualität verloren. Am 9. April hat der Stadtrat das Stadtraumkonzept Zug 2050 Heute ergeben sich mit der Innenverdichtung der Stadt verabschiedet. und dem zu erwartenden weiteren Umbau Chancen, diese Entwicklungen zu korrigieren. Hier setzt das Stadtraum- Schon im Vorwort des Stadtraumkonzepts ist von Dialog mit der Be- konzept Zug 2050 an: Es berücksichtigt konsequent die völkerung und den übrigen Akteuren die Rede. Wie soll das konkret räumlichen Zusammenhänge. Die angestrebten baulichen geschehen? Und wer sind die übrigen Akteure? Entwicklungen, die Ressourcenschonung und eine sorgfäl- Das Verständnis einer neuen Stadtbaukultur muss die Mit- tige Stadtbaugestaltung werden zu einer ganzheitlichen, wirkung der Bevölkerung und aller massgebenden Akteure neuen Stadtbaukultur zusammengeführt. Das Stadtraum- einschliessen. Es ist davon auszugehen, dass Verfahren konzept wird damit zu einem Leitfaden für die Umset zur Mitwirkung der Bevölkerung und der Interessenvertre- zung einer neuen Stadtbaukultur. Diese erfolgt in den ter zukünftig an Bedeutung gewinnen, wenn Planungen nächsten Jahren im Dialog mit der Bevölkerung und allen die bauliche Verdichtung von bestehenden Stadtteilen und Akteuren, welche die bauliche Zukunft unserer Stadt Quartieren betreffen und die Anzahl der unmittelbar mitgestalten wollen. Betroffenen steigt. Umso mehr müssen wir die Chancen nutzen, diese Planungen im Dialog mit der Bevölkerung zu Wie ist das Stadtraumkonzept entstanden? In welchem Zeitraum? Nach verbessern und ihre Akzeptanz zu steigern. Die Präzi- welcher Systematik? sierung der im Stadtraumkonzept beschriebenen räumlich- Die Ausarbeitung erfolgte im Auftrag des Stadtrates durch baulichen Ziele erfolgt über das Erarbeiten weiterer das Baudepartement. Die Gesamtleitung hatte die Ab- Planungsinstrumente und -grundlagen. Dazu zählen Ge- teilung Städtebau, in enger Zusammenarbeit mit der Abtei- staltungskonzepte für den öffentlichen Raum und lung Stadtplanung und mit dem externen Berater Han öffentliche Planungen für Strassen, Plätze und Gebäude. Van de Wetering, Atelier für Städtebau, Zürich. Zudem be- Prioritär sind eine Reihe von Planungsinstrumenten teiligten sich weitere Fachleute aus den Abteilungen des und -grundlagen sowie Gestaltungskonzepte zu erarbeiten, Baudepartements wie auch aus den übrigen Departementen unter anderem: ein Handbuch für eine urbane Architek- der Stadtverwaltung. Das Vorgehen bei der Erarbeitung tur mit Ortsbezug, ein Gestaltungshandbuch für Strassen umfasste mehrere Phasen. Mit der ersten Phase sind wir und Plätze sowie ein Verzeichnis schützenswerter Land- 2016 gestartet. Damals haben wir bestehende Strategien, schaftspanoramen und Sichtbezüge im Stadtraum. Für alle Konzepte und Ziele ausgewertet und hinsichtlich ihrer Be- diese Planungen ist es essenziell, die Bevölkerung sowie deutung für die zukünftige räumlich-bauliche Entwick- wichtige Akteure wie Planer, Bauherren und Investoren lung der Stadt überprüft. Gleichzeitig wurde der Status Quo und die Politik aktiv in den Entwicklungsprozess zu invol- der gebauten Stadt untersucht. Aufbauend auf den Er- vieren. Wie das im Einzelfall im Detail geschehen wird, kenntnissen der ersten Phase wurden 2017 langfristige Ziel- ist noch offen. Aber es wird sicher eine Kombination sein vorstellungen erarbeitet und ein Zukunftsbild für das von Veranstaltungen und Workshops sowie Werkzeugen, Jahr 2050 entworfen. Das Zukunftsbild zeigt die langfris- die über das Internet zugänglich sein werden.
Seite 12 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Stadtpolitik Stadtpolitik GUBELSTRASSE 22 GUT PARLIERT VORFLUTLEITUNG Umzug steht bevor In dieser Rubrik servieren wir knacki- ge Zitate aus den vergangenen Kurz vor Abschluss Sitzungen des Stadtparlaments, des Grossen Gemeinderats. «Mit Bedauern musste ich feststellen, dass ich mich laut Definition in meinem letzten Jahr als Jugendlicher befinde. Ich muss mich wohl der Ein Meilenstein der Stadtentwässe- rung steht vor der Vollendung: Realität stellen, dass ich die Vorflutleitung Zugersee. Bis Ende endgültig erwachsen Juni dieses Jahres sind alle Quar- tieranschlüsse für unverschmutztes werde.» Abwasser (also Regenwasser) Jérôme Peter (SP) zum Traktandum umgesetzt. Die abschliessenden «Offene Jugendarbeit: Verein Zuger Bauarbeiten erfolgen auf der Kreu- Aufbruchstimmung im Stadthaus am Kolin- Jugendtreffpunkte; Wiederkehrender Beitrag für die Jahre 2020 bis 2023» zung Göbli-Industriestrasse mit den Kanalisationsanschlüssen der platz, im Haus Zentrum an der Zeughaus Metall- und der Bleichistrasse. Damit der Verkehr nicht zu stark be- gasse und in den anderen Gebäuden, in denen «Warum schadet Tempo hindert wird, erfolgen diese Ar- die Stadtverwaltung bisher verteilt war: 30 dem lokalen Ge- beiten zeitlich gestaffelt. Ab dem 2. Juli ist die ganze Stadtverwaltung werbe? Weil man nicht Seit 1995 arbeitet die Stadt Zug da- unter dem Dach des ehemaligen Landis & Gyr- mehr schnell genug an ran, Schmutz- und Regenwasser konsequent zu trennen. Durch die Vor- Verwaltungsgebäudes an der Gubelstrasse 22 den Schaufenstern vor- flutleitung wird das unverschmutzte beifahren kann? Das Regenwasser in den Zugersee ge- vereint. Für den Umzug bleiben die Büros am leitet und die Kanalisation entlastet. Argument hier an dieser Freitag, 28. Juni, und am Montag, 1. Juli, Stelle würde mich wirk- Das Abwasser aus den Haushalten gelangt nach wie vor zur Kläran- geschlossen. lich sehr interessieren.» lage Schönau in Lindencham, jedoch ohne sich mit sauberem Regenwas- Stefan W. Hubers (glp) Frage an die ser zu vermischen. Stadtzugerinnen und Stadtzuger sind dann Gegner des Versuchs «Tempo 30 auf der Achse Casino-Gubelstrasse» Die neue Hauptleitung aus dem etwas später herzlich eingeladen, die neuen dicht bebauten Gebiet Zug Nord wurde in den Jahren 2017 bis 2018 Räumlichkeiten zu besichtigen. Am Samstag, «Für 50 Personen nur ein im Microtunnelingverfahren er- 26. Oktober, findet ein Open House statt. einziges WC, bei wel- stellt. Diese Leitung verläuft in einer Tiefe von fünf bis zwölf Metern Vom Trauzimmer bis zum Büro des Stadtprä- chem die Schiebetüre unter der Industriestrasse, von der sidenten stehen an diesem Tag in der Gubel- gleich in die Küche führt. Göblistrasse bis zur Einmündung der Gubelstrasse sowie vom südli- Darum ging das WC strasse 22 alle Türen offen. Der Umzug be- chen Ende an der Gotthardstrasse bei der Auflistung im ebenfalls zur Einmündung Gubel- schäftigt auch die Redaktion des Stadtmaga- Baubeschrieb gleich strasse. Von dort geht sie unter dem Gubelloch hindurch bis zum Ver- zins. Deshalb wird die nächste Nummer ganz vergessen.» kehrskreisel an der Aabachstrasse, im Zeichen der Zügelkiste stehen. Benny Elsener (CVP) zum geplanten wo die Leitung Richtung Schützen- matt abbiegt und bis in den Zuger- Ausbau des öffentlichen Gesell- see verläuft. schaftsraums im 24. Stock des Park- towers
Seite 13 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Stadtpolitik Die grüne Stadt Stadtklima Grün ist das neue Gold. Für die einen hat’s davon zu wenig, die anderen sorgen täglich für mehr. Von der städtischen Baumoffensive bis zu kre- ativen Begrünungsideen. Nur das schöngeschnittene Buchsbäumchen kommt schlecht weg. Text und Fotos Michaela Eicher Sie sorgen für blumige und bäumige Akzente: Die Werkhofmitarbeiter Ernst Michel, Sepp Nussbaumer, Flavio Etter, Daniel Betschard und Res Christen.
Seite 14 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Stadtpolitik «Man muss nicht gleich den ganzen englischen Rasen umpflügen, es reichen schon ein paar kleine Nischen» André Guntern, Pro Natura Zug Noch liegen sie entwurzelt am Boden des Werkhofs: Zwei Föhren, eine Hasel, eine Linde und ein Chriesibaum. Etwas deplatziert und hilflos sehen sie aus. Doch schon bald blüht ihnen ein neues Leben. Am Morgen von der Baumschule angeliefert, werden sie heute Abend bereits an ihrem neuen Zuhause ste- hen. Gepflanzt und schön ausgerichtet von der Gärtnertruppe des städtischen Werkhofs. «Im Frühling und Herbst ist Baumpflanzzeit», André Guntern im Naturgarten Letziwiese. sagt Ernst Michel, Gruppenführer Grünan- lagen. «Dieses Jahr haben wir schon über 60 Bäume gesetzt.» Der Auftrag, wo welcher Baum hinkommt, erhalten die Werkhofmit- arbeiter von Claudius Berchtold, er ist Pro- jektleiter Öffentliche Anlagen (siehe «Nachge- fragt», Seite 16). Nicht jeder Standort ist für jeden Baum geeignet. «Der Baum muss zum Umfeld und zur Architektur passen», sagt Berchtold. «Hat’s wenig Platz, braucht’s einen schmalen Baum. Bei grossen Häusern passt ein mächtiger Baum besser, während wir bei niedrigen Häusern auch kleinwüchsigere Bäume wählen.» Doch auch Bäume haben Be- dürfnisse. «Ein Baum braucht Raum zum Wachsen, guten Boden und ein artgerechtes Klima.» In der Stadt Zug werden möglichst einheimische Bäume gepflanzt. Diese wach- sen jedoch naturgemäss eher in offener Land- schaft. «Nicht alle kommen mit dem be- schränkten Platz und dem heiss-trockenen Stadtklima klar», sagt Werkhofmitarbeiter Michel. «Nach dem Pflanzen müssen wir die Bäume während der ersten Jahre regelmässig wässern.» Bäume fürs Klima Doch ohne Bäume kein ausgewogenes Stadt- klima. «Bäume sind richtige Alleskönner», sagt Claudius Berchtold. «Sie sehen nicht nur schön aus, sie werfen auch Schatten und küh- len unmittelbar den Ort um sich herum.» Das liegt an ihrer Eigenschaft, dass sie Wasser verdampfen und dafür Wärme brauchen, welche wiederum nicht die Luft aufheizt. Rasenteppich-Krause als Statement: «Jeder Baum ist wichtig. Keine Abgase. Doch auch andere Pflanzen mit grossen Blät- Kein Zement. Ich will atmen»: Die Mitinitiantin des Ur-garten-ing. projekts tern sowie bewachsene Dächer, Wände und Maria Bettina Cogliatti.
Seite 15 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Stadtpolitik «Es darf ruhig etwas Aufwertung und Artenvielfalt zurück. Ich fin- de, die Stadt und der Kanton Zug gehen hier NÄCHSTE BAUMPFLANZUNGEN dreckig sein.» mit einem guten Beispiel voran.» (KURZ- BIS -MITTELFRISTIG) General-Guisan-Strasse: 17 Bäume Bettina Cogliatti, Ur-garden-ing.projekt Begrünung und Interaktion Gubelstrasse: 28 Bäume Für die Zugerin Maria Bettina Cogliatti hat es Industriestrasse: 14 Bäume hingegen «viel zu wenig Grünflächen, viel zu Lauriedhofweg: 15 Bäume viele gefällte Bäume und viel zu wenig Le- Steinhauser Fussweg: 45 Bäume nicht zu kurz gestutzte Rasenflächen beein- bensraum für Natur und Mensch». Die Male- flussen das Klima in der Stadt positiv. Darum rin und Bildhauerin ist besorgt: «Es geht uns legt die Stadt Zug besonderes Augenmerk auf langsam ans Läbige. Wir werden es erst spü- TIPPS FÜR DEN EIGENEN NATURGARTEN ihre Grünflächen. Mit konkreten Massnah- ren, dass die Natur uns fehlt, wenn sie nicht Je nach Fläche, Standort, Know-how sowie men wie mit dem Pflanzen von 800 Bäumen mehr da ist.» Um dem entgegenzuwirken, hat Geld und Arbeit, kann sich ein Naturgarten in den kommenden Jahren sowie der Neu- sie zusammen mit Gartenbauer Aurelio Wei- anders zusammensetzen. gestaltung von Stadtzuger Plätzen will der bel einen Verein ins Leben gerufen: das Ur-gar- Stadtrat nicht nur ein gutes Stadtklima för- ten-ing.projekt. Es soll die Begrünung in der ‒ Schmetterlinge und Bienen: Sie lieben nektar- dern, sondern auch zu einem grüneren Stadt- Stadt Zug gemeinsam mit der Bevölkerung, reiche Blumen. Die heimische Brennnessel bild beitragen. Quartiervereinen, Umweltorganisationen und ist Futterplatz für rund 25 Arten, darunter der Stadt fördern, Interaktion ermöglichen viele Schmetterlingsraupen. Jede Nische – ein Unterschlupf sowie Wissen rund um Bepflanzung von – Lebensraum für Schmetterlinge und Insekten. Für ein grünes Stadtbild setzt sich auch Gärten und anderen Grünflächen vermitteln. Einen Teil des Rasens spät und nur 2– 3 Mal André Guntern, Präsident von Pro Natura Zug Cogliatti würde am liebsten sämtliche Büro- mähen. Auf Dünger verzichten. Mit den Jah- ein. Zusammen mit anderen Freiwilligen be- menschen raus auf den Acker schicken: «Es ren entwickelt sich eine blumenreiche Wiese. treut und pflegt er einen ganz speziellen Na- darf ruhig etwas dreckig sein. Wir müssen turgarten: die Letziwiese. Das Landstück der wieder lernen anzupacken, die Natur mit den ‒ Als Grenzbüsche statt Thuja und Lorbeer Korporation Zug an der Kreuzung Letzistras- Händen zu erfahren.» besser verschiedene einheimische Sträucher se und Am Letzibach hat sich in den letzten pflanzen. Von den Blüten ernähren sich zwölf Jahren zu einem «Biodiversitätshot- Erholungsraum statt Buchsbäumchen Insekten und von den Beeren die Vögel im spot» mitten in der Stadt entwickelt. «Wir Der Projektname spielt bewusst mit dem Winter. schaffen so die Möglichkeit, ein Stück Natur Anglizismus von Urban-Gardening und gibt ‒ S chnittgut von Bäumen und Sträuchern in in das Wohnquartier zurückzubringen. Zum ihm im Deutschen einen vertieften Sinn. einer Gartenecke zu einem Haufen schichten. Beobachten, Beschnuppern und Anfassen.» «Unsere Sprache ist sehr präzis», so Cogliatti. Gefällt Insekten, Asseln, Würmern und Zurzeit ist der Garten noch von einer Baustelle «Ur» steht für das Urtümliche, das Naheliegen- Spinnen. Diese sind wiederum Nahrung für beeinträchtigt, doch André Guntern ist de. Der Garten der Pflanzen, Tiere und Um- kleine Vögel. überzeugt, dass sich die Natur schnell wieder welt ist auch ein Lebensgarten. «ing.» ist die erholen wird. Das gilt auch für Grünflächen offizielle Berufsabkürzung der Ingenieure, Sta- ‒ Ein Steinhaufen oder eine locker geschich- in Gärten. «Unsere Idee ist, die Leute darauf tiker und Planer. «Ohne sie kann keine Archi- tete Steinmauer bietet Unterschlupf für Ei- aufmerksam zu machen, dass es für etwas tektur entstehen», so die gelernte Hochbau- dechsen und andere Kriechtiere. mehr Artenvielfalt oft nur wenig Effort zeichnerin. Das «projekt », schräg und klein- ‒ An einer Betonwand hochgezogene Kletter- braucht. Man muss nicht gleich den ganzen geschrieben, stehe als Metapher für das Le- pflanzen bieten einen Lebensraum für englischen Rasen umpflügen, es reichen schon ben im Fluss. «Alles bewegt sich, ist eine be- Vögel und Insekten und verbessern das Klima ein paar kleine Nischen», so der studierte wusst erlebte Metamorphose.» Verändert wer- im Sommer. Forstingenieur. «Eine Ecke, wo man Schnitt- den soll das Stadtbild. «Wir möchten aufzei- gut hinwirft oder am Parzellenrand ein Platz gen: Es braucht die grüne Lunge. Und zwar ‒ Wege und Plätze nicht fugenlos versiegeln, für eine Hecke oder für eine Magerwiese. nicht in architektonisch zugeschnittenen Buchs- sondern Natursteinplatten und Kies verlegen. Das gibt bereits Unterschlupf für diverse bäumchen, sondern als echter Erholungsraum ‒ Im Herbst mit dem Laub einen Haufen Tiere wie Käfer, Insekten, Eidechsen oder für Mensch und Natur.» Begrünte Stadtplätze, schichten. Darin können Igel, Blindschleichen, Wildbienen. Und schon hat man einen Hau- lauschige Lauben mit Sitzbänkli, bepflanzte Eidechsen, Erdkröten oder Insekten über- fen kleiner Lebensräume geschaffen.» Hochbeete und reaktivierte Fassadenbegrü- wintern. nungen: «Die sogenannten Seelenoasen sollen Kurzgemähter Rasen, Bodendecker oder Stadtplätze und Quartiere begrünen und situ- ‒ Chemische Pflanzenschutzmittel, Insektizide, Steinwüsten: Monokulturen sind das grösste ativ an den Ort und an die Ideen und Bedürf- mineralische Dünger und Schneckenkörner Hindernis für die Artenvielfalt. Das ist im Gar- nisse der jeweiligen Nutzerinnen und Nutzer sind im Naturgarten tabu. Für Gemüsebeete ten nicht anders als in der Landwirtschaft. angepasst sein», sagt Cogliatti. «Um mehr Am- organische Dünger wie Komposterde, Dung Guntern sieht darin auch eine Chance für die biente zu spüren, mehr Sinnlichkeit zu erfah- oder Hornspäne verwenden. öffentliche Hand: «Hier gibt’s genügend Flä- ren, um unsere ‹Unswelt› wieder wahrzuneh- chen, die keinen Ertrag abwerfen müssen. In- men.» Damit sich die Menschen inmitten dem man den Unterhalt an Grünflächen mi- eines grünen Freiraums begegnen können, LINK nimiert, gibt’s ein Maximum an ökologischer statt sich von der Natur zu entwurzeln. www.pronatura-zg.ch/naturgarten-letziwiese
Seite 16 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Stadtpolitik Nachgefragt bei Claudius Berchtold, Projektleiter Öffentliche Anlagen der Stadt Zug. Text und Fotos: Michaela Eicher Ein historischer Ort: Der 130-jährige Rigiplatz ist eine der ersten Grünanlagen der Stadt Zug. «Eine Meisterleistung für so ein kleines Städtli», sagt Claudius Berchtold. Was genau macht ein Projektleiter Öffentliche Anlagen? 16 hitzeresistente Bäume. Tendenziell nimmt also der Meine Aufgabe beinhaltet die Qualitäts-Steigerung und -kon- Baumbestand zu. trolle sämtlicher öffentlichen Anlagen. Von Schul- und Sportanlagen bis zu Gemeinschaftsgräbern, Strassenraum- Und was ist mit jenen Bäumen, die Sie fällen? gestaltungen oder Uferschutzmassnahmen: Ich betreue Wir ersetzen wo immer möglich alle gefällten Bäume. alle Flächen, die ausserhalb von Gebäuden liegen. So viel- Ausser wenn sie zu eng gesetzt waren oder die Fläche weg- fältig dieses Feld, so abwechslungsreich ist auch meine fällt. Dann versuchen wir, auf eine andere Anlage auszu- Arbeit. Ich helfe die Bepflanzungen zu organisieren, küm- weichen. Wir haben einen öffentlich einsehbaren Baum- mere mich um die Qualität der Anlagen und plane Opti- katasterplan, darin sind sämtliche Bäume auf städtischem mierungen, wenn zum Beispiel auf einem Spielplatz neue Boden erfasst. Mit der Baumart, seinem Zustand, allfälli- Geräte nötig sind. Da sind dann auch Sicherheitsnormen gen Defekten und getroffenen Massnahmen. Ziel ist, jeden relevant. Ziel ist eine möglichst grüne Stadt mit einem mög- Baum möglichst lange zu erhalten. lichst grossen Freiflächenanteil. Wie sind die Reaktionen beim Fällen von Bäumen? Wie fördern Sie denn die Begrünung bei zunehmender Verdichtung? Bäume sind etwas sehr Emotionales. Da gibt’s manchmal Wo gebaut wird, geht das klar zu Lasten von Grün- und Frei- schon heftige Reaktionen. Darum kommunizieren wir flächen. Jedes Gebäude und dessen Erschliessung brau- auch immer frühzeitig und begründen, warum wir fällen chen Land. Mit jedem Baugesuch muss man einen Plan ab- müssen. Wir haben im Schnitt etwa fünf natürliche Ab- geben, wo die Freiflächen angegeben sind. Es gibt jedoch gänge pro Jahr. In der Stadt werden Bäume nicht gleich alt keine Anforderung, wie viel davon grün sein muss. Dafür wie in der freien Natur. Sie sind öfter krank, die zuneh- habe wir immer mehr grüne Dächer. In unserer Bauordnung mende Hitze und Trockenheit machen ihnen zu schaffen. ist festgehalten, dass Flachdächer begrünt werden müssen. Sind diese bepflanzt, haben sie eine deutlich tiefere Tem- Gibt’s auch negative Rückmeldungen, wenn Sie neue Bäume setzen? peraturabstrahlung als Kiesdächer und tragen somit zur Ja, auch dann gibt es Leute, die sich beklagen wegen der Kühlung der Stadt bei. Grosses Potential besteht auch mit Aussicht, dass sie nun Laub wischen müssen oder sogar sorgfältig geplanten Fassadenbegrünungen. Da haben wir weil sie sich über das Vogelgezwitscher stören. Aber Letzte- definitiv Potential nach oben. Wir können das nur anre- res habe ich nur ein einziges Mal in meiner Karriere ge- gen, umsetzen müssen es die Architekten. Gerade haben wir hört. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Die meisten finden zusammen mit den Eigentümern in der St. Antonsgasse es jedoch wunderbar und mögen es, zu beobachten, wenn ein schönes Beispiel realisiert. Nach einer neuen Pflästerung der Baum blüht oder sich das Laub verfärbt. wachsen dort an der Hausmauer nun Schlingpflanzen. Welches ist Ihr Lieblingsbaum? Gibt es in der Stadt Zug genügend Bäume? Jeder Baum hat etwas Schönes, je nach Jahreszeit und Blick- Auf Stadtboden stehen um die 3500 Bäume. In den nächsten winkel. Auch ganz alte verknorzte mag ich gern. Jahren sollen ungefähr 800 weitere hinzukommen. Ge- rade haben wir an diversen Orten neue Bäume gepflanzt. Zum Beispiel am kürzlich renaturierten Bach der Göbli- strasse: 54 Baumhaseln, Erlen und Weiden. Später werden Baumkatasterplan: nochmals 23 Bäume folgen. Entlang der Gubelstrasse folgen https://zugmap.ch/zugmap/BM3.asp
Seite 17 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Stadtpolitik «Was spricht dagegen, Zug als Fussgängerstadt auszurufen?» GGR-Porträt Er ist Architekt für das Innere und politisiert für das Äussere: Ignaz Voser, auch Mitglied der Bau- und Planungskommission. Text und Foto: Thomas Gretener Bibliothek Zug, Eingangsbereich. Ignaz Voser lagen des Stadtrates. «Die Arbeit in dieser Stadt am Herzen liegt. Über die Wege, die dort sitzt in einem der Ledersessel vor der neu ge- Kommission ist komplex und anspruchsvoll», hinführen, gehen die Meinung auseinander.» stalteten Sitztreppe. Eine wohnliche Atmo- betont er, nicht zuletzt deshalb, weil die Kom- Häufig ist das Resultat ein Kompromiss – kein sphäre breitet sich aus. Besucherinnen und mission politisch sowie aus Fachpersonen und fauler, sondern ein hart umkämpfter und Besucher halten sich auf der massiven, aus Laien zusammengesetzt ist. Ganz im Unter- sinnvoller, wie er festhält. Eiche gefertigten Treppe auf, blättern in Bü- schied zur Stadtbildkommission, einer reinen chern, schwatzen miteinander. Ignaz Voser Fachkommission, die im Auftrag des Stadtrats Wie bereitet sich Iganz Voser auf die Sitzun- freut sich darüber. Schliesslich ist der Innen- Bauvorhaben beurteilt. gen in diesem Fachgremium vor, er, der als architekt auch der «Schöpfer» dieser neuen «Architekt für das Innere» ja auch kein Bau- Begegnungszone, die in enger Zusammen- Ignaz Voser lobt die Arbeitsweise der Kommis- und Planungsspezialist ist? «Ich lasse mich arbeit mit den Bibliotheksverantwortlichen sion. «Wir diskutieren auf einer anderen Ebene von vier Grundsätzen leiten», führt er aus. entstanden ist. Ein Projekt, das offensichtlich als im Parlament, wo häufig die parteipoli- «Tragen wir Sorge zur Stadt», was auch bedeu- Freude bereitet, weil es auf die Bedürfnisse tischen Interessen im Vordergrund stehen und tet: Zug soll eine Stadt für alle sein, eine aller Beteiligten eingeht. die Resultate deshalb enttäuschend ausfal- wohnliche Stadt – nicht nur eine der Grossin- len.» Ganz anders in der Kommission: Dort vestoren. Dann: «Muss sich ein Projekt in das Ganz ähnlich müsste es nach Ignaz Voser auch stehen Fachwissen und Argumente im Vorder- Bestehende einordnen, unterordnen oder in der Politik laufen. Seit 2009 vertritt er die grund, die Diskussionen, so erlebt Ignaz Voser überordnen?» Von der Antwort auf diese Fra- Christlich-Soziale Partei (CSP) im Grossen die Sitzungen, sind ernsthaft und tiefgründig. ge hängen die weiteren Schritte ab. Schliess- Gemeinderat (GGR) und ist seit 2010 Mitglied Selbstredend sind die BPK-Mitglieder kaum je lich: «Verdichtetes Wohnen ist wichtig, aber der Bau- und Planungskommission (BPK). einer Meinung, diskutieren die Probleme je- auch zu einem grossen Schlagwort geworden, Diese aus elf Ratsmitgliedern bestehende doch eingehend. «Ich spüre, dass den Kom- das für alles und nichts herhalten muss.» Kommission prüft alle Bau- und Planungsvor- missionsmitgliedern das Gesamtwohl der Wichtig ist Ignaz Voser, dass Projekte für ver- dichtetes Bauen intelligent und differenziert umgesetzt werden. «Verdichtet ist nicht gleichzusetzen mit hoher Rendite auf engem Raum.» Als ein gelungenes Beispiel bezeich- net er die «City Park-Überbauung» nahe dem Bundesplatz, wo Form und Funktion, Durch- lässigkeit und die Verbindung von alt und neu eine Symbiose gefunden haben. Und wichtig sind schliesslich gute Verkehrsanbindungen. Gerade Letzteres, dessen ist sich Ignaz Voser im Klaren, ist nach dem Nein zum Stadttun- nel zu einer schwierigen Aufgabe geworden – aber keineswegs eine unlösbare. Ein mehr- heitsfähiges Verkehrskonzept bedinge mehr denn je den gleichwertigen Einbezug aller Fortbewegungsmittel. Zu einseitig war der Fokus bisher auf den motorisierten Individu- alverkehr gerichtet. Dabei befänden sich die Bewohnerinnen und Bewohner von Zug in ei- ner sehr komfortablen Situation. Der öffentli- che Verkehr sei gut ausgebaut und die Gehdi- stanzen kurz. «Was spricht dagegen, Zug als ultimative Fussgängerstadt auszurufen?» Sagts und marschiert in Richtung Baarer- strasse, wo sich sein Büro befindet. Ignaz Voser im neu gestalteten Eingangsbereich der Bibliothek Zug.
Seite 18 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Wirtschaft Wirtschaft BADEPLATZ SIEHBACH WAVE TROPHY 2019 ZUGDIGITAL BadiBar eröffnet 1500 Kilometer mit Zielort Stadt Zug Geschichte und Kultur online Wave steht für «World Advanced ZugDigital ist das neue Online-Portal Vehicle Expedition». Die Wave Tro- zu Geschichte und Kultur von Stadt phy ist die grösste rollende E-Mobil- und Kanton Zug. Die von der Biblio- Veranstaltung der Welt. Sie findet thek Zug und dem Stadtarchiv Zug schon zum neunten Mal statt. 2019 gemeinsam realisierte Plattform wird die Wave erneut zwei Mal sammelt und verlinkt bestehende di- durchgeführt – in Deutschland und gitale Angebote zu zugerischen vom 14. bis 22. Juni in der Schweiz. Themen. Wussten Sie, dass die ETH- Bibliothek Zürich eine vielfältige Die Wave Trophy führt durch alle 26 Online-Sammlung mit Fotos zum Kan- Kantone und wenn immer möglich ton Zug anbietet oder dass zahl- über spektakuläre Strecken – durch reiche digitalisierte zugerische Zei- atemberaubende Landschaften Der ehemalige Kiosk des Badeplatzes Siehbach und malerische Städte. Autobahnen tungen auf e-newspaperarchives.ch verfügbar sind? Diese und viele hat einen neuen Pächter. Der Zuger Gastro- werden so oft als möglich gemieden, weitere Internetangebote rund um und die Tagesstrecken betragen Zuger Geschichte und Kultur sind nom Ramon Nietlispach betreibt dort seit An- rund 100 bis 280 Kilometer. Fahr- über Google oftmals nicht einfach zu fang Mai seine BadiBar. Sein Konzept über- zeuge mit niedriger Reichweite so- wie E-Bikes fahren kürzere Strecken finden. Die Plattform ZugDigital macht diese Schätze jetzt leicht zu- zeugte den Stadtrat: Brunchen am See ist von nicht mehr als 180 Kilometern. gänglich. Die Wave führt über mehrere Alpen- ebenso möglich wie ein schnelles Mittagessen pässe, darunter Hauenstein, Klau- Die zunächst 40 verlinkten Websei- oder ein kleines Abendessen mit Fisch und sen, Lukmanier, Nufenen, Simplon, Col de la Forclaz sowie Weissen- ten werden jeweils mittels Text und Bild kurz vorgestellt und sind nach Fleisch vom Grill, Salaten, Tapas und Finger- stein. Kategorien gegliedert. ZugDigital dient somit als Ausgangspunkt für food. Eine Besonderheit der BadiBar ist, Die Teilnehmenden mit Autos legen gezielte Recherchen zu zugerischen dass Gäste Grilladen mitbringen können, die eine Strecke von rund 1500 Kilome- tern zurück, diejenigen mit E-Bikes Themen, lädt aber auch ein zu überraschenden Entdeckungsreisen durch das BadiBar-Team gegen ein kleines rund 1300 Kilometer. Pro Tag werden in die Geschichte des Kantons Zug drei bis fünf Städte besucht, wo und seiner Gemeinden. ZugDigital Entgelt auf dem Holzkohlengrill zubereitet die Infrastruktur zum Nachladen vor- richtet sich nicht nur an Historiker- werden. Der Kiosk und die ganze Anlage handen ist. E-Cars fahren die ge- samte Strecke und werden (wenn Innen, KantischülerInnen, Kultur- und Medienschaffende, sondern an bleiben bis Mitte September und bei guter von der Reichweite her möglich) alle, die sich für Zuger Geschichte alle Kantone besuchen. E-Bikes und und Kultur interessieren. Wieso Witterung während sieben Tagen pro Woche Fahrzeuge mit geringer Reichweite nicht ein zugerisches Fotosujet für ab 9 Uhr morgens bis maximal 24 Uhr ge- fahren zum Teil andere Routen mit weniger Kilometern und lassen die nächste Geburtstagskarte verwenden oder auf dem Tablet in öffnet. ein paar Kantone (z.B. TI, NE, JU Zeitungen aus dem 19. Jahrhundert und SH) sowie Pässe aus. stöbern? Die letzte Etappe der Schweizer Infos: zugdigital.ch Wave führt am 22. Juni von Ruswil zum Zielort Zug. Hier findet auch die Siegerehrung statt. Infos: wavetrophy.com
Seite 19 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Wirtschaft Zuger Märkte gestern und heute Marktbesuch Auf den Markt zu gehen bedeutet, draussen einzukaufen. Der Marktbesuch umgibt ein spezielles, etwas nostalgisches, aber reizvolles Konsumgefühl. Woran liegt das? Geht es in erster Linie um den Einkauf oder eher um das gesellschaftliche Erlebnis? Text Anina Schwerzmann, Fotos Andreas Busslinger Chriesimärt auf dem Landsgemeindeplatz
Seite 20 Stadtmagazin Nr. 23 Mai 2019 Wirtschaft Zug gegen Ende des 15. Jahrhunderts: Im blau- weissen Mantel schrei- tet der Vertreter der Stadt durch den Diens- tagsmarkt und treibt bei den Marktständen die Gebühren ein, für die Stadt eine bedeuten- de Einnahmequelle. Altstadtmarkt auf dem Landsgemeindeplatz Zug ist in dieser Zeit ein zentraler Umschlag- platz für Händler. Früher kaufte man Fisch neben dem Hecht- aus der Metzg (heute Polizeiposten), Getrei- markt findet seit 1991 aufgrund eines Stadt- brunnen auf dem «Fischmärt» und Butter de im «Chornhus» (heute Altstadthalle) und ratsbeschlusses nicht mehr in der Altstadt, und Milch bei der «Ankenwaag». Diese noch Brot in verschiedenen Bäckereien. Neben dem sondern auf dem Landsgemeindeplatz statt. immer gebräuchlichen Namen sind bezeich- städtischen Markt am Dienstag, der vorwie- Jeden Samstag versorgt er Kundinnen und nend für ihre ehemalige Funktion. Auch heu- gend einheimischen Marktfahrenden offen- Kunden mit frischen, regionalen Produkten. te verkauft Marcel Wismer seine Fische auf steht, gibt es auch diverse Jahrmärkte. Einer Die Zuger Messe ist und bleibt mit rund 450 dem Markt, wenn auch nicht mehr am Fisch- der wichtigsten ist die Herbstmesse. An über Anbietern der grösste Markt. Durch die gros- markt, sondern auf dem Landsgemeindeplatz. 100 Ständen bieten hier auch auswärtige An- sen Zelte hat sie zwar ein wenig den Markt- Wie haben sich die Stadtzuger Märkte im Lau- bieter ihre Waren feil. Seit den 1960er Jah- charakter eingebüsst, das Geschehen hinge- fe der Zeit gewandelt? ren ist diese Tradition unter dem Namen «Zu- gen erinnert stark an den Markttrubel im ger Messe» zurück. Mittelalter. Es wird alles Mögliche angebo- Zuger Märkte im Spätmittelalter ten: Wein, Vieh, Gewürze, Lederwaren, so- Zug gegen Ende des 15. Jahrhunderts: Im blau- Zuger Märkte heute gar Massagesessel und Whirlpools kann man weissen Mantel schreitet der Vertreter der In Zug gibt es aktuell über zehn verschiedene erstehen. An der Messe darf man vieles pro- Stadt durch den Dienstagsmarkt und treibt Märkte auf öffentlichem Grund, welche durch bieren. Märkte mit all ihren Facetten schei- bei den Marktständen die Gebühren ein, für die Stadt Zug geregelt werden. Dazu zählen nen im Trend zu sein, gleichzeitig stehen sie – die Stadt eine bedeutende Einnahmequelle. der Chriesimarkt auf dem Landsgemeinde- wie der gesamte Detailhandel – vor einem Zug ist in dieser Zeit ein zentraler Umschlag- platz, der Ostermarkt mit dem Lunapark, der grossen Wandel. Bedeutung und Funktionen platz für Händler. Der Markt und seine Funk- Pfingstmarkt, der Chilbimarkt und der Klaus- des Einkaufs haben sich verändert. tion als Versorgungsort ist für die Städter markt am Alpenquai und der Markt auf dem und für viele angrenzende Gebiete der Inner- Aussenareal des Stierenmarkts. Zu den privat Der Markt als Erlebnis schweiz von grosser Bedeutung. Dem Diens- organisierten, wiederkehrenden Märkten ge- 1931 eröffnet die erste Migros-Filiale in Zug. tagsmarkt kommt dabei eine wichtige Rolle hören der Altstadtflohmarkt, die Zuger Gluscht, An der Baarerstrasse 43 kann man Lebens- zu. Stoffe, Bettwaren, Metallgegenstände, Koch- der Weihnachtsmarkt, der Zentralschweizer mittel und Haushaltwaren kaufen – alles un- utensilien, Vieh und vieles mehr wechseln Biomarkt «O Sole Bio», die Zuger Messe, der ter einem Dach. Die Migros ist Grundversor- dort einmal wöchentlich den Besitzer. Täglich monatliche stattfindende Handwerkermarkt gerin. Der Schweinemarkt in der Neugasse zu kaufen gibt es Nahrungsmittel wie Fleisch sowie der Zuger Altstadtmarkt. Der Altstadt- und der Fischmärt in der Altstadt werden
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