SBTTIQ*? Editorial - LSVD Sachsen-Anhalt
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DIE ZEITSCHRIFT DES LSVD SACHSEN-ANHALT DEZEMBER 2018 QUEERZEIT SPEZIAL Editorial LEsbische [ ]SBTTIQ*? SICHTBARKEIT ÜBER DIE ROLLE VON LESBEN IN DER COMMUNITY AUF DEN SEITEN 02 BIS 17
Inhaltsverzeichnis Editorial: [ ]SBTTIQ*?Stonewall – Aufstand 03 Forderungen Über die Rolleder vonCSD´s in in Lesben Sachsen-Anhalt der Community 06 03 CSD 2018 in Lesbische Halle & Magdeburg Transfrauen 08 08 GOQUEER gewinnt Lesben heute und damals 13 10 Es war Einmal... Buchtipp: Gestern die Sehnsucht, heute der Himmel 12 Vereinte Schwulenbewegung brachte Queere Charakter - Cheryl Blossom aus Riverdale 14 Unrechts-Paragraph 175 zu Fall 14 Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen 16 COME IN Weekly (April - Juli) 18 Neues Vorstandsmitglied 18 Lambdas "Erstes Mal" 25 Vorurteilskriminalität 20 Andere Länder, Andere Queere Verbände: Weekly The Rückblick Proud Trust - Manchester, UK 25 26 Unser Druck hat gewirkt2018 LSVD Veranstaltungen 30 27 Queeres Weihnachtstreffen Endlich den Mut… 32 28 Andere Länder, Banana Andere Queere Verbände: Serienabend 29 MAG Jeunes LGBT - Paris, Frankreich 34 Homosexualität und Islam 30 Terminübersicht 38 Fachtag zur Vorurteilskriminalität 31 Umgang mit sexueller Vielfalt in der sozialen Arbeit 32 Weihnachtscafé 33 Landesverfassung: LSVD legt Gesetzentwurf vor 34 GOQUEEER auf dem CSD Köln 37 Terminübersicht 39
[ ]SBTTIQ*? Über die Rolle von Lesben in der Community Sitzen zwei Homosexuelle im Flugzeug. „Bestimmt haben sich jetzt alle zwei Män- ner vorgestellt“, sagt die eine. „Und dass wir zwei Passagiere sind auch“; ergänzt die Co-Pilotin. Als ich vor 10 Jahren begann, mich aktiv für LSBTTIQ*-Rechte zu engagieren, habe ich mir keine Gedanken über Feminismus und seine grundlegende Rolle für die Ermögli- chung spezifischer Emanzipationsbewe- gungen gemacht. Für mich war der les- bisch-schwule Ansatz ein sehr schlüssiger, den ich nicht weiter hinterfragt habe. Irgendwann hatte ich ein Gespräch mit einer feministisch-lesbischen Aktivistin, die mich mit ihrer Aussage sehr irritierte, als sie sinn- gemäß meinte, sie verstehe nicht, warum ich mit den Schwulen arbeite. Diese wären schlussendlich eben doch nur Männer, die die Bedarfe von Frauen nicht berücksichti- gen würden, indem sie unter dem Deckman- tel, LSBTTIQ*-Belange zu vertreten, doch nur schwule Interessen verfolgen würden. Letzteres lag – zugegeben: naiv – außer- halb meiner Vorstellungskraft. Vielleicht war ich aber vor Entrüstung über pauschale Kritik an Männern einfach nicht in der Lage, ihr Anliegen zu verstehen. Die Zusammen- Queerzeit | 03
© Daily Xtra / CC BY-NC 2.0 / flickr.com arbeit war fortan schwierig. Auch, weil ich häufig nicht mitgedacht werden, wenn von mich nicht gleichwertig und von ihr ernst- Homosexuellen die Rede ist. Womit wir genommen gefühlt habe. Heute, viele Erfah- wieder am Anfang wären. Seit besagtem rungen später, sehe ich einiges anders. Die Gespräch ist viel passiert, vor allem kön- Aussage von damals – wahrscheinlich war nen einige wegweisende Erfolge der LSBT- sie in der Kürze des Gesprächs einfach auf TIQ*-Community verbucht werden. Diese ein unzulässiges Minimum reduziert wor- wären niemals umgesetzt worden, wenn den – betrachte ich heute zwar noch immer nicht alle gemeinsam gekämpft hätten. Als als pauschal - ebenso pauschal wie meine herausragend ist sicherlich die Öffnung der damalige rigorose Ablehnung. Nichts desto Ehe zu betrachten. Lesben und Schwule trotz wird zunehmend offensichtlich, dass haben gemeinsam für die Öffnung der Ehe es Probleme gibt. Frauenfeindlichkeit in gestritten, der LSVD hat über lange Jahre der Schwulen Community ist ein kritisch intensive Kampagnen geführt. Nun können zu betrachtendes Thema, und in vielen alle heiraten, vor allem aber Lesben mit Kind Geschehnissen wird deutlich, dass Lesben sehen sich nach wie vor mit einem nicht 04 | Queerzeit
mitgeregelten Abstammungsrecht konfron- maßgebliche Miterstreiterin des Frauenwahl- tiert. Während die Stiefkindadoption im Fall rechts in Deutschland? Wenige, möchte ich zweier lesbischer Mütter im Salzlandkreis behaupten, während Karl-Heinrich-Ulrichs drei Jahre dauern soll, und beide nicht von und Magnus Hirschfeld durchaus bekannt geteilter Elternzeit profitieren können, gehen sind. Lesben verlieren mit ihrer Geschichte viele derweil feiern. Niemand scheint sich ihre Identität. Die Geschichte(n) sind Teil mehr dafür zu interessieren. Weil es haupt- unserer Zukunft! sächlich Lesben betrifft? Wo bleibt da die Solidarität? Die Liste lässt sich weiter fortführen, z. B. damit, dass es an der hiesigen Aidshilfe Kri- Lesben haben gemeinsam mit Schwulen für tik gab, weil Lesben von Aidshilfe-Angeboten die Rehabilitierung der 175er gestritten, mit wie Syphilistests exkludiert worden waren, dem Ergebnis, dass sie tatsächlich erfolgte als könnten nur schwule Männer diese (abgesehen vom nicht zufriedenstellenden Krankheit bekommen, oder dass "Mann" sich Regelungsumfang) - aber nicht für Lesben. beim Bund-Länder-Treffen des LSVD 2018 Es gäbe kein Zahlenmaterial zur Verfolgung bei den Vertreter*innen eines Landesverban- lesbischer Frauen und Mädchen, argumen- des erkundigte, wie es denn so laufe, weil tieren die mit dem Thema befassten, vielfach der Vorstand fast nur aus Frauen bestünde. schwulen Historiker, die bislang die Exper- Niemand würde auf die Idee kommen, das tise dominieren. Die wenigen Historikerin- Funktionieren eines Vorstands zu hinterfra- nen, deren Forschung teilweise negiert wird, gen, weil nur Männer vertreten sind. Jeden- wiesen aber sehr wohl Verfolgung nach, im falls fast niemand. konkreten Beispiel Dr. Kirsten Plötz in der NRW-Studie. Auch Teile des LSVD argu- In der Tat sitzen die Gremien im LSBTTI- mentieren mit mangelndem Zahlenmaterial, Q*-politischen Raum voller schwuler Männer, und verkennen, dass die Verfolgung Schwu- einige Vorstände sind mittlerweile exklusiv ler sich sehr wohl auf die gesellschaftliche männlich und selbst die sich einbringenden Diskriminierung von Lesben auswirkte. Sie Lesben kann man an einer Hand abzählen. verloren ebenfalls ihre Jobs, wurden stigma- Bundesweit haben sich nahezu ausschließ- tisiert, ausgegrenzt, und ihnen wurden die lich schwule Netzwerke aufgemacht, CSDs Kinder weggenommen. Wo fängt Verfolgung möglichst wenig politisch, dafür aber neoli- an? Ausschließlich bei juristischer Strafbar- beral-partyorientiert durchzustylen. Und wo keit oder nicht auch bei gesellschaftlicher bleiben die Lesben? Welche Lesbe ist denn Ächtung? Wo bleibt der lesbische Aufschrei? im genannten Umfeld sichtbar? Gerade die Warum fordern nur wenige Lesben Finanz- CSDs sollten eine Plattform für die gesamte mittel für die Erforschung ihrer Geschichte? LSBTTIQ*-Community sein, aber auch in Warum lassen wir zu, dass Lesben aus der anderen LSBTTIQ*-Organisationen sind sie Geschichtsschreibung ausradiert werden? gering vertreten. Im LSVD Sachsen-Anhalt Wer erinnert sich an Anita Augspurg, lesbi- war ich lange das Pseudo-L im „Schwulen- sche Frauenrechtlerin, erste promovierte verband“. In der Mitgliedschaft liegt der Juristin des deutschen Kaiserreichs und Frauenanteil bei ca. 25 Prozent. Die Unter- Queerzeit | 05
repräsentanz der Frauen bildet die Vertei- genutzt.“ Mit zunehmender Sensibilisierung lung der Geschlechter in der Realität nicht fällt mir auf, dass auch bei schwulen Män- ab. Und so bringen sich weniger Frauen ein, nern, die ich über die Jahre kennen und werden Frauen weniger gehört, Frauen erhal- schätzen gelernt habe, oft das Verständnis ten weniger Aufmerksamkeit und Förder- für explizit lesbische Belange weniger vor- mittel für ihre expliziten Belange und fallen handen aber ausbaufähig ist. Es liegt wohl nicht auf, werden bestenfalls mitgedacht. an ihrem Standpunkt, aber sie hören zu und Im Glücksfall. Wenn man an schwule Män- sind interessiert. Es gibt aber auch jene, die ner gerät, die feministische und lesbische sich zwar gern den Anstrich der Vielfalt geben Themen mitdenken. Diese Männer gibt es und mit Gendersternchen um sich werfen, aber durchaus, aber leider nicht flächendeckend. deutlich zeigen, wenn die Akzeptanzgrenze Warum fordern Lesben nicht die paritäti- erreicht ist – und zwar, wenn Frauen Kritik sche Besetzung der Gremien und Podien üben und ihre Rechte einfordern. Sollten diese ein? Warum ergreifen Lesben dort nicht das Schwulen in exklusiv männlichen Vorständen, Wort und kämpfen für sich und ihre Belange, Gremien und Diskussionsrunden aufhören, wenn doch das gemeinsame Kämpfen an Lesbenthemen mitzudenken, und statt des- bestimmten Stellen nicht mehr so gut funk- sen beginnen, nur noch schwule Interessen zu tioniert? vertreten, haben wir ein Worst-Case-Szenario erreicht. Dies wäre die Sprengung der vielfach Das Thema „Lesbische Sichtbarkeit“ hat rezipierten LSBTTIQ*-Community. nicht zuletzt durch die Veröffentlichung des Buches „Lesben raus!“ von Stephanie Es geht hier nicht um Separatismus. Es geht Kuhnen, die zur Literaturnacht anlässlich um Gleichberechtigung – in der Wahrneh- des diesjährigen CSD in Magdeburg weilte, mung, der Mitbestimmung und Ressourcen- an Präsenz erfahren und wird – zumindest verteilung. Das L ist Bestandteil der LSBT- im Großstadtumfeld – stark diskutiert. Es TIQ*-Community. Wir brauchen echte und handelt sich um eine Sammlung von Texten ernstgemeinte Solidarität von Schwulen. zur Thematik, die gesellschaftliche Bereiche unter dem Aspekt lesbischer Sichtbarkeit Mittlerweile gibt es bereits Überlegungen und facettenreich beleuchten und zum Engage- Vorbereitungen zur Initiierung einer neuen ment aufrufen. In seinem Beitrag für das lesbischen Bewegung. Ein Teil davon sind die Buch schreibt Christoph R. Alms, der sich jährlich im Vorfeld der CSD-Paraden stattfin- selbst als cis*-geschlechtlicher, schwu- denden Dyke*-Marches, die lesbische Sicht- ler Mann, und des Weiteren als weiß und barkeit demonstrieren – eine klassische Lauf- able-bodied, und somit privilegiert bezeich- demo ohne Kommerz, aber politisch und mit net:„ Zu oft haben Männer geschwiegen, zu inhaltlichen Transparenten. Schwule Männer, oft haben Schwule vorrangig eigene Inter- zeigt euch solidarisch! Vielleicht beim Magde- essen vertreten, zu oft wurde eine Gelegen- burger Dyke*-March 2019! heit zur Unterstützung von Lesben […] nicht Grit Merker 06 | Queerzeit
DYKE MARCh WELTWEIT 01 New York Dyke March 2013 © Ella / CC BY-NC 2.0 02 Berlin Dyke March 2018 01 03 West Hollywood Dyke March 2017 04 © C.Suthorn / cc-by-sa-4.0 San Francisco Dyke March 2018 Quelle: flickr.com 02 Quelle: commons.wikimedia.org (Bild 02) © WehoCity / CC BY-NC-ND 2.0 2.0 © Liz Henry / CC BY-ND 03 Queerzeit | 07 04
Mitglieder der LGBT*Community haben seit habe sie nie Glück gehabt, im Gegenteil. Sie je mit Ausgrenzung, Ablehnung und Diskri- sei hauptsächlich auf negative Reaktionen minierungzu kämpfen – und augenschein- gestoßen, Aussagen wie „Ihhh, du bist ja lich auch zunehmend auch untereinander. Fake.“ oder „Mit Penis bist du ja gar kein Girl!!! Ich stehe nur auf Frauen, sorry.“ Anchließend Und tatsächlich: durchstreift man die Untie- wurde sie häufig blockiert. Leonore geht fen der sozialen Medien, trifft man immer davon aus, das auch die Gesellschaft einen öfter auf bi, - poly/pan, - oder trans*phobe Teil zu diesen Ansichten beiträgt, Menschen, Kommentare von anderen LGBTQlern. Auch die Ansichten wie diese verbreiten und immer die lesbische Szene scheint betroffen; vor populärer machen. Sie stellt auch klar, dass allem im Bezug auf lesbische Transfrauen. sowohl das Geschlecht als auch die Sexual- So sei es laut verschiedenen Kommenta- tät nicht von dem abhängt, was ein Mensch ren lesbophob zu behaupten (präoperative) zwischen seinen oder ihren Beinen hat, son- Transfrauen als lesbisch zu bezeichnen. dern der Identifikation einer Person. Doch was in Deutschland noch milde aus- fällt, findet in den USA ihr Extrem: Die „Pussy Leonore`s Erfahrungen sind kein Einzelfall, church of modern witchcraft“ fällt regelmä- aber auch keinesfalls zu generalisieren. Aber ßig mit transphoben Aktionen und Kommen- sie zeigt eine Entwicklung, der wir kritisch taren auf – seitens einer lesbischen Kirchen- entgegentreten sollten; der Spaltung einer gemeinschaft. Doch wie sieht die aktuelle Masse der Vielfalt. Situation in Deutschland tatsächlich aus? Machen Transfrauen auch bei uns derartige Was bleibt zu sagen? Erfahrungen? Wie sieht der Alltag lesbischer Wir Leben in einer Welt der Spaltung, in der Ein- Transfrauen hierzulande wirklich aus? heit und Zusammenhalt wichtiger wird denn je, für uns alle, aber besonders für Mitglieder Leonore* ist 24 Jahre alt und trans*. Sie hat der LGBT*Community, die, die in unserer Zeit sich dazu bereit erklärt, mit ihr über ihre Erfah- auch ohne interne Uneinigkeit unter stetiger rungen in der lesbischen Szene zu reden und Diskriminierung zu leiden haben, diejenigen, zieht schnell ein Fazit: Die Akzeptanz von diejenigen, die in ihrem Alltag oft genug zu lei- Transfrauen in lesbischen Beziehungsmodel- den haben. Wir sollten alle zusammen, Hand len ist in ihren Augen sehr gering – ihrer Mei- in Hand, um zu erhalten was uns bleibt. Die nung nach auch aufgrund der Ansicht vieler Kraft einer Gemeinschaft. Frauen, das lesbisch sein das Vorhandensein einer Vagina und Brüste vorraussetzt, und Niemand hat das Recht, die Identität, das das am besten von Geburt an. Fühlen und Sein einer Personen zu bewerten oder sogar anzuzweifeln; und daran sollten Persönliches Dating konnte sie bisher nicht wir festhalten- An den Werten die uns einen, erleben – zu einem Treffen sei es nie gekom- nicht die, die uns trennen. men. Auch in verschiedenen Datingportalen Caya Queerzeit | 09
Lesben heute und damals In Geschichtsbüchern wird häufig vom „Rosa beispielsweise wurden zwei Frauen ausge- Winkel“ erzählt, wenn über die Verfolgung peitscht, weil sie einvernehmlich miteinander Homosexueller in der NS-Zeit berichtet wird. schlafen wollten. Lesbische Frauen werden Doch meist – fast eigentlich immer – wird der auf offener Straße attackiert, beleidigt. Stereo- „Rosa Winkel“ mit schwulen oder bisexuellen type wie die „maskuline Lesbe, die lieber ein Männern in Verbindung gebracht.Bedeutet Mann wäre“ existieren auch heute noch. Femi- das, dass lesbische oder bisexuelle Frauen zur nine Lesben und bisexuelle Frauen werden als NS-Zeit nicht verfolgt, gar verhaftet wurden? hetero gelesen und ernten erstaunte Blicke bis hin zum typischen „Du hast nur noch nicht den Das ist ein Thema, mit dem sich seit Monaten Richtigen gefunden“ - was nicht selten in sexu- schon die Stiftung Brandenburgische Gedenk- eller Belästigung endet. stätten auseinandersetzt. Erst im Oktober wurde ein rein lesbisches Mahnmal im KZ Und lesbische und bisexuelle Frauen, die sich Ravensbrück abgelehnt – mit der Begrün- politisch engagieren und sich für die Erinne- dung, es hätte im Nationalsozialismus keine rungen an ihre verfolgten Schwestern stark Verfolgung lesbischer oder bisexueller Frauen machen, werden von Mitstreitern aus der gegeben. Gestützt wird diese Begründung mit LGBTI Community als „Krawalllesben“ betitelt. der Aussage, es gäbe keinerlei historischer Beweise für eine Verfolgung, Verhaftung und Wer also der Meinung ist, mit der Eheöffnung Bestrafung von lesbischen und bisexuellen sei es für LGBTI Rechte getan, hat sich deutlich Frauen. geschnitten. Wenn ein Teil der LGBTI Commu- nity immer noch mundtot gemacht wird, in die Das Problem an der ganzen Sache? Das wis- Unsichtbarkeit getrieben wird, sodass Akti- senschaftliche Erforschen einer möglichen vistinnen zum „Lesben raus!“ aufrufen, dann Verfolgung wird einfach nicht finanziert. Weil wird deutlich, dass sich für viele lesbische und „kein Interesse“ daran bestünde, weil bei inhaf- bisexuelle Frauen absolut gar nichts geändert tierten Frauen im KZ ein lesbischer oder bise- hat. In Zukunft sollten wir also alle anpacken, xueller Hintergrund unsichtbar blieb, weil es damit jede LGBTI Person dieselben Rechte kaum offizielle Dokumente zur Existenz von zusteht, damit jede LGBTI Person . lesbischen und bisexuellen Frauen in KZs gab. Unsichtbar, teils verschwiegen und in man- chen Ländern der Welt immer noch tabuisiert ist das lesbische und bisexuelle Leben von Lea Schubert Frauen heutzutage immer noch. In Malaysia 10 | Queerzeit
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Buchtipp Gestern die Sehnsucht, heute der Himmel Die Autorin Verena Martin schreibt in ihren Roman „Gestern die Sehnsucht – heute der Himmel“ über eine Liebesgeschichte mit vielen Hürden, mit der sie aber auch gesell- schaftliche Rollenbilder aufbricht, durch die Wahl von zwei weiblichen Protagonistinnen namens Chris und Sandra. © Ylva Verlag Das Buchcover gibt schon einen guten ersten Eindruck, in welche Richtung die Geschichte gehen wird – zwei Frauen ste- hen sich mit ernsten Gesichtsausdrücken Autorin: Verena Martin gegenüber, halten dabei aber keinen gro- Seiten: 308 ßen Abstand zueinander. Die Sonne scheint Verlag: Ylva Verlag zwar die beiden Frauen an, gibt ihnen aber gleichzeitig Schatten. Die Beiden scheint Taschenbuch etwas zu verbinden, was nicht alleinig posi- tive Gefühle in ihnen hervorruft. Der Roman, ISBN: 978-3-96324042-3 welcher auch erst in diesem Jahr im Juni Preis: 17,90 € erschienen ist, beschreibt als Roman mit dem Schwerpunkt auf Romantik, eine relativ E-Book moderne Geschichtsführung. ISBN: 978-3-96324044-7 Preis: 8,99 €
Die Schwierigkeit die Lebensumstände zu dass sie nicht nur das Gefühl verspürt Wie- ändern, ist durchaus eine komplizierte Auf- dergutmachung zu leisten. Die drohende gabe. Aber ein Gefühlschaos dazu erleben, Gefängnisstrafe gibt ihr genügend Aufga- mit einer Person, mit der man eine Vorge- ben, die sie sich stellen muss. schichte hat, macht die Verwirrung kom- plett. Der Roman die Versuche einen Weg Auch Sandra hat mit eigenen Problemen zu zurück in ein geordnetes Leben zu finden – kämpfen –als verwitwete alleinerziehende mit oder ohne Partnerin an der Seite - sehr Mutter eines kleinen Kindes. Ohne die Unter- anschaulich. Ob es ein Happy End geben stützung ihres verstorbenen Partners muss wird oder nicht, wird oft durch Wendungen sie nun für zwei Menschen ihr Leben wie- infrage gestellt. Der Leser wird es erst erfah- der auf geordnete Bahnen bekommen. Als ren, wenn er bis zum Ende des Buches liest. plötzlich Chris ihr gegenüberstand, erfuhr Höhen und Tiefen gehören zum Leben dazu sie ihren nächsten Einschnitt. Längst ver- sowie Liebesbeziehungen. Auch wenn man drängten Erinnerungen und Emotionen kom- sich gerade in einer Hochphase im Leben men ebenfalls bei ihr hoch, als sie sich tra- befindet, kann diese schneller ein Ende fin- fen. Dabei geht es nicht nur darum, ob sie den, als gedacht. Durch eigenes leichtsinni- Chris ihre Taten in der Schulzeit verzeihen ges Handeln kann der tiefe Absturz folgen. kann. Auch bei ihr gehen die Gefühle tiefer, Dies kann jeden von uns treffen. In der fikti- als sie es sich zuerst eingestehen möchte. ven Erzählung erlebt das Model Chris genau Das Ignorieren ihrer Gefühle gelingt Sandra das. Am Anfang wird sich noch als vermö- allerdings ebenso wenig wie Chris. Bei ihr gendes Model auf den Laufstegen der Welt kommen noch die Verantwortung für ihr gefeiert. Jedoch kann Erfolg den Menschen Kind und die Trauer um ihren verstorbenen zum schlechten hin verändern und ihnen Partner hinzu, welches sie als Last auf ihren den Übermut sowie den Glauben geben, Schultern trägt und verabreiten muss. dass es immer so für sie laufen wird. Auch bei Chris ist das passiert und sie dachte, ihr Der Schreibstil findet eine angenehme Leben gehe nur noch erfolgreich weiter. Dies Balance zwischen Beschreibungen und ändert sich und ihr droht nun das Gefäng- Gesprächsführungen. Durch die Nutzung nis. Dazu kommt auch noch das Wiederse- von wörtlicher Rede, bekommt der Leser hen mit ihrer ehemaligen Schulkameradin ein Gefühl, selbst anwesend zu sein, wenn Sandra. Die Beiden verbindet eine bewe- die Protagonistinnen lernen mit der Situa- gende Geschichte, indem Chris Sandra als tion und mit sich selbst und ihren Gefühlen Mobberin gegenüberstand. Der Besuch bei klarzukommen. Für jeden, der gerne Liebes- ihren damaligen Mobbingopfers ließ Chris romane schmökert, aber nicht immer wie- nicht kalt. Denn neben der Reue für ihre der die gängigen Geschichtsverläufe lesen Taten kommen andere Gedanken ebenfalls möchte, ist das Buch ein guter Tipp für die hoch, welche sich nicht mehr leicht abschüt- kalten Wintertage. teln lassen. Bald muss sie sich eingestehen, Queerzeit | 13
Q U E E R E C HARAKTE R Mit dieser Queerzeit möchte wir eine neue Rubrik starten: Queere Charaktere in der Popkultur. Der erste Charakter, der auf diesen Seiten vorgestellt wird, ist Cheryl Blossom aus der Netflix-Serie „Riverdale“. In der Serie, die auf den Archie-Comics basieren, geht es um eine Gruppe Jugendli- cher, die in der ersten Staffel den Mord eines Mitschülers – nämlich Cheryls Zwillingsbru- der Jason – aufklären und sich in der zwei- ten Staffel mit Veronicas Vater und seinen kriminellen Machenschaften rumschlagen. Cheryl Blossom gehörte ursprünglich gar nicht zur Gruppe um Archie Andrews. Als „Faschistenbarbie“ verschrien war sie die erste Antagonistin Riverdales, bevor Hiram Lodge ins Bild trat. Als exzentrisch, hyste- © NETFLIX risch und definitiv narzisstisch würden man Cheryl bezeichnen. Ihr ist jedes Mittel recht, um ihr Ziel zu kommen – ganz gleich, ob dabei jemand verletzt wird oder nicht. Dabei darf nicht vergessen werden, dass Cheryl Cheryl Blossom ist eine nicht nur aus reichem Haushalt kommt, der Hauptfiguren der Serie sondern ihre Eltern höchst manipulativ – Riverdale. Sie wird durch ja, gar schon misshandelnd - agieren und die 24-Jährige Madelaine sie das Mädchen, wenn sie Cheryl in ihrer Petsch dargestellt. Persönlichkeit und ihren Emotionen nicht
© NETFLIX Bei Netflix stehen zurzeit die Staffeln 1- 2 zum Binge Watching bereit. Aktuell kann man jede Woche, einen Tag nach US-Erstausstrahlung, eine neue Folge der Staffel 3 auf Netflix anschauen. völlig abwerten, größtenteils vernachlässi- Storyline war – neben der Tatsache, dass sie gen. Zu Beginn der ersten Staffel sieht man ihrer Mutter langsam auf die Schliche kam – die Rothaarige zuhauf noch mit Jungs rum- Toni Topaz, Cheryl zukünftige Partnerin. Toni machen. Das ändert sich jedoch langsam, ist zudem der zweite geoutete Charakter, der als zu Beginn der zweiten Staffel heraus- im Riverdale-Universum existiert. kommt, dass Cheryls erste Liebe eine Freun- din namens Heather war und diese Liebe Rein offiziell wird Cheryl in der Serie als bise- von ihrer Mutter abgelehnt wurde. Diese has- xuell gehandelt. Aufgrund der vergangenen serfüllte Ablehnung endete in den folgenden Erfahrungen mit ihrer Mutter kann es jedoch Episoden damit, dass Cheryl in ein Heim für durchaus sein, dass sie sich der zwanghaf- „Schwererziehbare Kinder“ verschleppt wird ten Heteronormativität hingegeben hatte und sie dort einer Konversionstherapie aus- und sich in Wirklichkeit eigentlich als les- gesetzt wird, um ihre „abartigen Gedanken bisch bezeichnet würde. auszutreiben“. Der Hauptauslöser für diese Lea Schubert Queerzeit | 15
© Daxiao Productions - Stock.Adobe.com Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen Lesben- und transfeindliche Gewalt ist geschlechtsspezifische Gewalt
Geschlechtsspezifische Gewalt richtet sich den Zahlen zu gegen die sexuelle Orientie- gegen Frauen, die gegen Geschlechters- rung gerichteter Hasskriminalität noch in der tereotype aufbegehren. Mit ihrem Auftre- Auswertung von Gewalt gegen Frauen expli- ten, Erscheinen oder ihren Partnerschaften zit berücksichtigt. Der LSVD fordert daher verstoßen lesbische, bisexuelle, trans- und eine Reform der polizeilichen Erfassungs- intergeschlechtliche Frauen oftmals gegen systeme, damit Hasskriminalität detailliert vorherrschende Normen, Konventionen und aufgeschlüsselt und in ihren realen Aus- Zwänge, wie Frauen auszusehen, zu sein maßen gesellschaftlich sichtbar wird. oder zu begehren und lieben zu haben. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) for- In seiner Stellungnahme zum Staatenbericht dert daher die explizite Adressierung les- der Bundesregierung zur Verwirklichung ben- und transfeindlicher Gewalt bei der des UN-Übereinkommens zur Beseitigung Umsetzung der Istanbul-Konvention, dem jeder Form der Diskriminierung der Frau Übereinkommen des Europarats zur Verhü- (CEDAW) hat der LSVD notwendige Maß- tung und Bekämpfung von Gewalt gegen nahmen zur Prävention und Bekämpfung Frauen und häuslicher Gewalt. von geschlechtsspezifischer Gewalt gegen lesbische, bisexuelle, trans- und interge- Die Istanbul-Konvention fordert ausdrück- schlechtliche Frauen aufgeführt. Alle Frauen lich positive Aktionen, um dafür Sorge zu haben ein Recht darauf, gewalt-, angst- und tragen, dass Präventionsmaßnahmen spezi- diskriminierungsfrei über sich, ihr Leben, ell den Bedürfnissen schutzbedürftiger Per- ihren Körper und ihre Partnerschaften und sonen entsprechen und meint dabei explizit Familien bestimmen zu können. auch lesbische, bisexuelle, trans- und inter- geschlechtliche Frauen. Diese Gruppe muss Henny Engels daher auch in dem von der Bundesregie- LSVD Bundesverband rung versprochenen Aktionsprogramm zur Prävention und Unterstützung von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern, der bundes- weiten Öffentlichkeitskampagne zur Äch- tung von Gewalt gegen Frauen sowie dem von Bundesfamilienministerin Giffey einge- richtete Runde Tisch von Bund, Ländern und Kommunen adressiert und berücksichtigt werden. Prävention und Bekämpfung lesben- und transfeindlicher Gewalt beginnt mit der Sichtbarmachung. Bislang wird diese Form geschlechtsspezifischer Gewalt weder in Queerzeit | 17
verschiedenen Bereichen konnte ich bereits Erfahrungen sammeln, welche ich gerne dazu nutzen möchte, dieses Ziel zu verfolgen. Um dafür auch einstehen zu können, ist der LSVD ein geeigneter Verein. Meine erste Veranstaltung mit dem LSVD war der 1. Rainbowflash zum IDAHOT in Stendal. Die Besucher*innen gaben uns ein positives Feedback. Sie haben sich sehr gefreut, dass Veranstaltungen dieser Art nicht ausschließ- lich in den Großstädten stattfinden. Dies war gleich zu Beginn ein großer Motivations- schub für mich gewesen. Es verdeutlichte mir ebenso, dass es neben der inhaltlichen Arbeit Neues es weiterhin wichtig ist „Gesicht zu zeigen“. Vorstandsmitglied Ebenfalls wurde auf dieser Veranstaltung ein Medien-Koffer als Beispielexemplar vorge- stellt. Diese Koffer sollen den pädagogischen Kräften helfen, den Kindern die Normalität der Hallo zusammen, verschiedenen Geschlechtern und sexuellen ich bin die Mary-Jo und 25 Jahre alt. Ich lebe Ausrichtungen darzustellen. und wohne in der Landeshauptstadt Mag- deburg, welche ich seit drei Jahren mein Natürlich ist mir auch bewusst, dass nicht alle Zuhause nennen darf. Gebürtig komme ich Aktionen stets auf einen (großen) Zuspruch zwar aus Mönchengladbach, bin aber in treffen werden. Aber auch diese Reaktio- Wolfsburg „groß geworden“. Durch meinen nen zeigen auf, wie wichtig das politische Studiumsplatz im Bachelor der Sozialwissen- Engagement bei queeren Themen immer schaften an der Otto-von-Guericke Universität noch ist und weiterhin sein wird. Die Unter- zog es mich schließlich nach Magdeburg. stützung von verschiedenen Projekten, wie beispielsweise die Vorstellung Medien-Koffer Seit meinem 16. Lebensjahr bin ich politisch bei öffentlichen Veranstaltungen, ist für mich engagiert. Das breite Themenfeld der Gleich- gleichermaßen ein wichtiges Anliegen. stellung steht bei mir ganz oben auf meiner Interessensliste. Meinen Fokus lege ich dabei Ansonsten kann ich noch sagen, dass ich auf das Vorantreiben eines Verständnisses mich auf die kommende Zusammenarbeit von Gleichstellung, welches Menschen nicht mit Euch freue! nach Geschlecht und sexueller Orientierung sortiert bzw. abstuft. Durch meine ehrenamt- Viele Grüße lichen wie auch beruflichen Tätigkeiten in Eure Mary 18 | Queerzeit
Medrot Du b zic 1-7 Jah l? Du h Spaß an keve Vidar? Wen a, d we in Tel Tem! w.co.ld.e/goer goer. @goer_t goer
© Polizei Sachsen-Anhalt Vorurteilskriminalität LSVD mit einem Fachthema an der Fachhochschule der Polizei Sachsen-Anhalt Im Oktober war der LSVD auf Initiative der Interessant war das Ergebnis einer an die polizeilichen Ansprechpartner*innen koope- Zuhörer*innen gerichteten Umfrage, wie rierender Mitveranstalter des Fachtages viele homo-/trans*feindliche Straftaten es „Schwule Sau! – Eine demokratiegefähr- in den letzten 10 Jahren in Sachsen-Anhalt dende Aussage“ im Herz der Polizeiausbil- gegeben hätte. Mit Schätzungen von 300 bis dung: der Hörsaal der Fachhochschule der hin zu 1.500 Fällen in diesem Zeitraum lagen Polizei in Aschersleben. die Schätzenden gefühlsmäßig weit über dem, was polizeilich registriert worden war. Nachdem Katrin Cruz einen Überblick über Die Auflösung (weiter unten im Text) verur- den Ist-Stand bei den Ansprechpartnern sachte breites Staunen und Kopfschütteln. gegeben hatte, kam Mathias Fangohr, Lan- Im Anschluss referierte die Rechtsanwältin desvorstandsmitglied des LSVD zu Wort. Dr. Kati Lang, die zum Thema Vorurteilskri- Er stellte die Bürgerrechtsarbeit des LSVD minalität promoviert hatte, und die Defizite vor und vermittelte eindrücklich das Akzep- in den polizeilich-juristischen Abläufen bei tanzempfinden in der LSBTI*-Gemeinschaft. der Strafverfolgung und Rechtsprechung, 20 | Queerzeit
tet, ist diese Art der Kriminalität eine demo- als auch jene im Aufbau der Statistik ver- kratiegefährdende, denn die Demokratie ist deutlichte. Der Berliner Staatsanwalt Markus es, die solchen Gruppen Sicherheit garan- Oswald, der im eigens für diese Deliktsform tiert. Dieser besondere Schutz ist Teil der eingerichteten Dezernat diese besonderen freiheitlich demokratischen Grundordnung Fälle bearbeitet und auf internationalen und somit elementarer Baustein unseres Tagungen für das in Berlin etablierte Bear- Zusammenlebens als Gesellschaft. beitungsmodel wirbt, zeigte eindrücklich anhand von Praxisbeispielen, wie gute Zusammenarbeit – auch mit zivilen Trägern Um nun zur Bekämpfung von Homo-/Trans*- – funktionieren kann und entsprechende feindlichkeit in der Gesellschaft staatliche Ergebnisse erzielt werden. Maßnahmen einfordern zu können, bspw. flä- chendeckende Aufklärungskampagnen oder Zum Hintergrund der Notwendig- gesellschaftspolitische Lernprojekte, muss keit eines solchen Fachtages: über Zahlen nachgewiesen werden, dass es In Deutschland werden homo-/trans*feindli- ein solches gesellschaftliches Problem gibt. che Delikte in einer speziellen polizeilichen Diese Zahlen finden sich in der PMK-Statistik. Statistik geführt – der für sogenannte PMK (Politisch Motiviert Kriminalität). Diese Sta- Bei genauerer Betrachtung zum Aufkom- tistik beinhaltet hauptsächlich extremisti- men solcher Delikte kann man nun schnell sche staatsgefährdende Sachverhalte, zu zu dem Ergebnis gelangen, dass es kaum denen auch die Sonderform der Hasskrimi- Homo-/Transphobie in unserer Gesellschaft nalität zählt. Hass- oder Vorurteilskriminali- gibt – denn die dokumentierte Fallzahl ist tät ist solche, die aus einem Vorurteil gegen- äußerst gering. Von 2006- 2016 wurden in über Angehörigen einer gesellschaftlichen Sachsen-Anhalt lediglich 22 derartige Delikte Gruppe begangen wird, deren Mitglieder sich polizeilich registriert. durch ein verfassungsmäßig geschütztes Merkmal auszeichnen. Im Fall der Homo-/ Dass nichts passiert sei, wollen uns zumin- Trans*feindlichkeit führt das Vorurteil zu der dest konservative politische Kräfte glauben Annahme, dass Lesben, Schwule und Trans* machen. Sie negieren homo-/trans*phobe nicht gleichwertige Mitglieder unserer Tendenzen in der Gesellschaft, obwohl Gesellschaft seien könnten. Das Perfide an doch die meisten schon eigene Erfahrungen diesen Delikten ist, dass sie sich nicht gegen mit Ablehnung gemacht haben. Zahlreiche explizit ein Individuum richten, sondern der Studien belegen zudem die zunehmende ganzen Gruppe signalisieren sollen, dass sie Abneigung gegenüber Lesben, Schwulen Angst haben muss, sich nicht sicher fühlen und Trans* und gehen von einem etwa 90 kann und nicht erwünscht sei. Gleichwohl prozentigen Dunkelfeld aus. 90 Prozent der bleibt auch die direkt konfrontierte Person abwertenden Straftaten werden also nicht vielfach persönlich betroffen. Weil sie sich angezeigt oder als derartige Taten erkannt gegen gesellschaftliche Minderheiten rich- und landen somit nicht in der Statistik. Queerzeit | 21
© Polizei Sachsen-Anhalt ja nichts dabei heraus, unterlassen werden. Staatsanwaltschaft Markus Oswald, Wer sich nicht zur Polizeidienststelle traut, Mathias Fangohr vom LSVD und kann die Ansprechpartner für gleichge- Kathrin Cruz, AgL in PD Süd schlechtliche Lebensweisen kontaktieren. Sie sind besonders sensibilisiert und bie- ten Hilfestellung. Die Kontaktdaten finden sich im Heft sowie auf der Homepage des Wo liegen die Ursachen? LSVD Sachsen-Anhalt. Die Delikte, die dann doch zur Anzeige gebracht werden, haben Die Ursachen sind sowohl auf der Seite der es noch immer schwer, in der PMK-Statistik Geschädigten, als auch im Erkennen und in zu landen, weil viele Polizeibeamt*innen die der Sachbearbeitung solcher Delikte durch Besonderheit der Tatmotivation nicht erken- Polizei und Staatsanwaltschaft, sowie im nen und demzufolge nicht der gesonderten Würdigungsprozess bei Gericht zu finden. Sachbearbeitung zuführen. Dass die The- Das Problem ist also mindestens zweiseitig. matik Vorurteilskriminalität bislang in der Wenn Lesben, Schwule oder Trans* beleidigt, Aus- und Fortbildung der Polizei nicht nur bedroht oder in ihrer körperlichen Unver- in Sachsen-Anhalt zu kurz kam, bemängeln sehrtheit verletzt werden, dann sollten sie die polizeilichen Ansprechpartner*innen in jedem Fall Anzeige bei der Polizei erstat- und Verbände wie VelsPol schon seit vielen ten und unbedingt angeben, dass sie den Jahren. Einzig in Berlin ist die Problematik Verdacht haben, der/die Täter*in habe aus angekommen und über eine zielführende homo-/trans*feindlichen Motiven gehan- Bearbeitungssystematik in die Abläufe delt. Diese Sachverhalte anzuzeigen ist integriert worden, wobei die Zusammenar- wichtig und sollte nicht aus falschverstan- beit zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft dener Scham oder der Annahme, es käme und zivilem Träger optimiert wurde. Dieses 22 | Queerzeit
Erfolgsprojekt spiegelt sich auch in der Sta- tistik wieder: Mit an die 400 registrierten Fällen von homo-/trans*feindlicher Krimina- lität pro Jahr – Tendenz steigend – ist Berlin quasi das einzige Bundesland, welches die beim BKA geführte PMK-Bundesstatistik befüllt. Vereinzelt ziehen die Bundesländer nun nach. Aber auch in Sachsen-Anhalt tut sich etwas. In diesem Jahr fanden erstmals seit 2010 wieder spezielle Fortbildungslehrgänge unter dem Titel „Sexuelle Identität im poli- © Polizei Sachsen-Anhalt zeilichen Kontext“ statt, worin die Thematik Vorurteilskriminalität einen breiten Raum einnimmt. Bereits im Koalitionsvertrag beschlossen, bekommt die Polizei in Sach- sen-Anhalt mit der Umsetzung der Polizei- strukturreform ab dem 01.01.2019 eine hauptamtliche LSBTI*-Ansprechperson, die noch vorhandene interne Probleme anspre- Rechtsanwältin Dr. Kati Lang chen und Lösungsansätze erarbeiten kann. Mit welchen Aufgaben und Kompetenzen diese Stelle in die Organisationsstruktur eingebaut und mit welchen Kompetenzen sie ausgestattet sein wird, entscheidet sich wohl demnächst. Des Weiteren sind wohl auch im Bereich Justiz Staatsanwälte benannt worden, die als Ansprechpersonen eine Sonderbehandlung von bestimmten für Hassdelikte fungieren sollen. Wir sind Gruppen geht, sondern um die Strafverschär- gespannt, wie es weitergeht. fung von Verhalten, welches das Grundwer- tesystem unseres Staates in Frage stellt. Die Beim Fachtag wurde deutlich, dass noch Klarstellung erfolgte übrigens durch eine viel zu tun ist. Obwohl viele der Polizeischü- Mitstudierende – Chapeau! Am Ende ist das ler*innen mit einer gewissen Aufgeklärtheit Thema komplex. Wir bleiben dran. das Geschehen verfolgten, gab es vereinzelt auch Stimmen, die gegenteiliges vermuten ließen. So musste einigen in der Diskussion klar gemacht werden, dass es hier nicht um Grit Merker Queerzeit | 23
Ständige Veranstaltungen Schäfferstraße 16 | 39112 Magdeburg www.sachsen-anhalt.lsvd.de LSVDSachsenAnhalt 17:00 - 21:00 Uhr MO Jugendtreff COME IN (U28) 20:00 - 22:00 Uhr DI Beratung & Überfalltelefon 19:00 - 22:00 Uhr MI Offener Treff im Regenbogencafé & Bibliothek 19:00 - 22:00 Uhr FR Rainbow Connection (LSBTI*-Geflüchtetenhilfe)
Das Titelbild zeigt das Gebäude des Obersten Gericht von Indien in New Delhi © Pinakpani / CC BY-SA 4.0 / wikimedia.org Hallo und herzlich Willkommen zum Lesben gegen das Verbot gewehrt hatten. dreimonatigen Rückblick der WEEKLY! Freuen konnte sich auch Südafrikaner_ innen, denn zur selben Zeit rum strahlte „7de In dieser Ausgabe schauen wir uns an, was Laan“ - eine südafrikanische Telenovela – sich in den Spätsommermonaten in der den ersten lesbischen Kuss aus. Bereits im queeren Welt abgespielt hat. Fangen wir vergangenen Jahr hatte die Serie mit dem also gleich an! ersten schwulen Kuss und dem ersten trans Charakter Genevieve du Pre für Schlagzeilen und LGBT-Sichtbarkeit gesorgt. Septeber Anfang September hatte Indien das Verbot Doch nicht nur in Südafrika wird für gleichgeschlechtlichen Handlungen aufge- LGBT-Sichtbarkeit gekämpft: Das Jugend- hoben! netzwerk Lambda Berlin-Brandenburg e.V. hatte ebenfalls im September das erste lan- Der Oberste Gerichtshof des Landes hatte desweite queere Jugendzentrum in Berlin einstimmig mit den Stimmen aller fünf Rich- eröffnet. Die Einrichtung in der Sonnenburger ter den indischen Paragrafen 377 aus dem Straße 69 in Prenzlauer Berg steht allen jun- Strafgesetzbuch für ungültig erklärt, nach- gen Menschen offen, die sich dem queeren dem sich mehr als ein Dutzend Schwule und Spektrum zuordnen und zwischen zwölf und Queerzeit | 25
27 Jahren sind. Zum Angebot gehören unter Nicht nur in Rumänien, sondern auch in anderem Beratung bei Coming-out-Prozes- Österreich wird die Ehe in Zukunft für alle sen sowie Informationen für trans- und inter- geöffnet werden. Nach langen Streitigkei- geschlechtliche Jugendliche und ihre Fami- ten mit der regierenden konservative Volks- lien. Zugleich gestalten Jugendliche nach partei ÖVP und der rechtspopulistische dem "Peer-to-Peer-Ansatz" das Angebot mit. Koalitionspartner FPÖ stimmten diese nun Und auch in Chile wurden LGBT-Rechte dem Gerichtsurteil der Eheöffnung zu, was gestärkt, denn vor knapp drei Monaten wur- bedeutet, dass unser Nachbarstaat die Ehe den die Recht von trans Menschen gestärkt. bis zum 1. Januar 2019 für alle Heiratswüti- Das erlassene Gesetz soll für Erwachsene gen öffnen muss. und Jugendliche ab 14 gelten. Dies bedeu- tet, dass trans Personen auch ohne chirur- Ebenfalls sehr positive Nachrichten gab es gische Operationen ihr Geschlecht und ihren Ende Oktober aus Hessen: Hier wurde der Namen nun ändern können. 23-jährige Azubi Felix Martin in den Landtag von Wiesbaden gewählt. Was neben seinem so jungen Alter so ungewöhnlich ist? Felix ist Oktober HIV-positiv. Auch im Oktober konnten Erfolge für die LGBT Szene verzeichnet werden: Die füh- Die Wahl ist – laut der AIDS-Hilfe Hessen – rende Regierungspartei in Rumänien, die ein “starkes Signal für die Teilhabe von Men- sozialdemokratische PSD, hatte nach dem schen mit HIV”. Der schwule Grünenpolitiker fehlgeschlagenen Volksentscheid zum aus dem Werra-Meißner-Kreis im Nordosten Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe die Hessens ist seit der Landtagswahl der erste Einführung von eingetragenen Lebenspart- offen HIV-Positive im Wiesbadener Parla- nerschaften angekündigt. Nachdem am ment. Deutschlandweit ist bislang nur ein vergangenen Wochenende eine Volksent- einziger anderer offen HIV-Positiver in ein scheid zum Thema Verbot einer Eheöffnung Landesparlament eingezogen: Der Linkspo- stattfand und diese an der Mindestbeteili- litiker Carsten Schatz ist seit 2013 Mitglied gung von 30 Prozent scheiterte, möchte die des Berliner Abgeordnetenhauses. rumänische Regierung nun eingetragene Lebenspartnerschaften für hetero- und homosexuelle Paare öffnen. Dies würde November vor allem viele Gleichstellungen etwa im Nun kommen wir zum aktuellen Monat, in Erbschaftsrecht oder im Rentenrecht bein- dem sich auch schon einiges – vor allem in halten. Manche Rechte, insbesondere das Amerika – getan hat. Adoptionsrecht, sollen jedoch verheirateten Mit den Midterms, bei denen Abgeordnete heterosexuellen Paaren vorenthalten blei- des Repräsentantenhauses gewählt wurde, ben. krachte die „Rainbow Wave“ (dt.: Regenbo- genwelle) auf Amerika ein. Mehrere LGBT 26 | Queerzeit
Politiker_innen – alle samt Demokrat_innen im übrigen – schafften den (Wieder-)Ein- zug ins Parlament. Dies bedeutet nicht nur eine größere Vielfalt, sondern auch, dass die Demokrat_innen wieder die Mehrheit im Kongress haben und damit Trump das Leben Du h Lus f Meh? schwer(er) machen können. Unter den Kan- didat_innen, die den Einzug geschafft haben, Di Kol fis u n war beispielsweise auch Sharice Davids, die de Sompu ed lesbische ehemalige Kampfsportlerin, die nun als eine der ersten Native Americans im je Woc u n Kongress den Staat Kansas vertritt. Zudem w.co-m.e gab es staatenbezogene Wahlen. In einer Abstimmung über LGBT Rechte in Massa- chusetts (“Question 3”) stimmten 67 Prozent für die Beibehaltung des Diskriminierungs- schutzes für trans Personen. Trans-Geg- ner hatten versucht, ein vom Parlament beschlossenes entsprechendes Gesetz mit direkter Demokratie auszuhebeln. Außer- dem sitzt jetzt in Florida ein nur aus LGBT Menschen bestehende Stadtrat: In Wilton Manors wurde für drei schwule Kandidaten gestimmt – darunter der Bürgermeister und zwei weitere Personen für den Stadtrat. Das heißt nun, dass Wilton Manors die zweite Stadt – nach Palm Springs – ist, in der nur homosexuelle Mitglieder im Stadtrat sitzen. Auch in Uruguay gibt es Fortschritte für die LGBT Gemeinde, denn hier wurden vor zwei Wochen trans Personen-stärkende Gesetze erlassen! Trans Menschen konnten schon seit 2009 ihren Personenstand ändern las- sen, jetzt aber auch können sie ihren Per- sonenstand ändern lassen, ohne dafür die Zustimmung eines_einer Richter_in zu benö- tigen. Zudem können Hormonbehandlungen und geschlechtsangleichende Operationen nun auch vom Staat übernommen werden. Queerzeit | 27
Quelle: Instagram / jake.borelli Des Weiteren sollen innerhalb der nächs- turmprojekt des queeren Berlins einziehen ten 15 Jahren mindestens 1% der Jobs im und es mitgestalten zu wollen. Das Haus soll, Öffentlichen Dienst an trans Personen ver- so heißt es in einer Selbsterklärung des Ver- geben werden. eins, „ein lebendiger Ort der Wissenschaft, Bil- dung und Begegnung, der Archive, Bibliothe- Doch positive Neuigkeiten gibt es nicht nur ken und Sammlungen“ werden. Geplant sind aus Uruguay: Nachdem im Spätsommer das Ausstellungs- und Seminarräume, Ateliers, erste queere Jugendzentrum in Berlin eröff- Kulturräume und ein offenes Café. Kurz: ein net wurde, wird nun ein Zentrum für queeres offenes, vielfältiges und sichtbares Zentrum Leben in den alten Räumen der “taz” errichtet. für queeres Leben. Für das sogenannte “Elberskirchen-Hirsch- feld-Haus” haben sich bislang acht Insti- tutionen aus dem schwul-lesbischen und Coming Outs in den feministischen Spektrum zum Verein der vergangenen Monaten Freund*innen des Elberskirchen-Hirsch- Sängerin Daya hatte sich als bisexuell geou- feld-Hauses zusammengeschlossen und die tet und auf Instagram der Welt ihre Freundin Bereitschaft signalisiert, in das neue Leucht- vorgestellt. YouTuberin Anna Akana hatte sich bei den Streamy Awards ebenfalls als 28 | Queerzeit
© NETFLIX bisexuell und „queer woman of color“ geou- tet.Schauspieler Jake Borelli, der Dr. Levi Schmitt in der Serie Grey's Anatomy spielt, hatte sich auf Instagram als schwul geoutet, nachdem seine Serienfigur begann, seine Serip sexuell-romantische Identität auf der Matt- The Chilling Adventures of Sabrina – scheibe zu erforschen. ein Reboot der Serie Sabrina! - Total Ver- hext – hat zwei LGBT Charakter: Sab- Schauspielerin Brigette Lundy-Paine, die rinas pansexueller Cousin Ambrose Sam in der Netflix-Serie Atypical spielt, hatte und Sabrinas Freund_in Susie, di_er sich Ende September als queer geoutet. sich womöglich in der zweiten Staffel als nicht-binär outen wird. Model Yasmin Benoit hat sich bei PinkNews als asexuell und aromantisch geoutet. The Bi Life ist eine Datingshow für bise- xuelle Kandidat_innen, die von Drag Queen Courtney Act moderiert wird. Min. Queerzeit | 29
Unser Druck © doganmesut - Stock.Adobe.com hat gewirkt Die Koalition hat nachgegeben
Die rückwirkende Gleichstellung von gleich- unterzubringen, über den der Bundestag geschlechtlichen Ehegatten im Einkommen- gerade berät. Auch die gegenteilige Ent- steuerrecht ist beschlossene Sache! scheidung des Finanzgerichts Hamburg vom 31.07.2018 (1 K 92/18) hat das Bundes- Der Bundestag hat am 08.11.2018 beschlos- finanzministerium nicht beeindruckt. Das sen, dass gleichgeschlechtliche Ehegat- Finanzamt musste gegen das Urteil Revision ten rückwirkend im Einkommensteuer- zum Bundesfinanzhof einlegen. recht gleichgestellt werden, wenn sie ihre Lebenspartnerschaft bis zum 31.12.2019 in Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) eine Ehe umwandeln und bis zum 31.12.2020 hat mit Briefen und Gesprächen immer wieder die Aufhebung der Steuerbescheide bean- versucht, das Bundesfinanz- und das Bundes- tragen, die nach der Gleichstellung im Jahre justizministerium umzustimmen, und darauf 2013 nicht mehr geändert werden konnten, hingewiesen, dass die Betroffenen empört weil sie bereits bestandskräftig waren oder seien, dass ausgerechnet zwei SPD-geführte weil die Festsetzungsfrist abgelaufen war. Ministerien die Gleichstellung wieder so tor- Dazu erklärt Manfred Bruns, Justiziar des pedierten wie früher die CDU/CSU. Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD): Der LSVD ist daher froh, dass der Streit Die Steuerverwaltung ist 2017 vom Eheöff- jetzt beendet ist. Das vom Bundestag am nungsgesetz (BGBl. I S. 2787) überrascht 08.11.2018 beschlossene Jahressteuerge- worden. Dort steht in Art. 3 Abs. 2, dass setz (vgl. BR-Drs. 559/18) enthält in Art. 13 für die Ehegatten nach der Umwandlung eine klare Regelung. ihrer Lebenspartnerschaft in eine Ehe der Tag der Begründung ihrer Lebenspartner- Sie ist zugleich eine gesetzliche Interpre- schaft weiterhin maßgebend bleibe. Dazu tation des Art. 3 Abs. 2 EheöffnungsG, die wird in der Begründung gesagt, man habe auch für die rückwirkende Gleichstellung bei mit dieser Regelung die noch immer beste- der Grunderwerbsteuer und beim Familien- hende Ungleichbehandlung eingetragener zuschlag Klarheit bringt. Lebenspartner mit Ehegatten rückwirkend beseitigen wollen. Auf das neue Gesetz können sich die Betrof- fenen allerdings erst berufen, wenn es im Das war der Steuerverwaltung zu viel. Bundesgesetzblatt verkündet worden ist. Sie befürchtete hohe Rückforderung und Vorher muss der Bundesrat noch zustim- behauptete deshalb, eine rückwirkende Auf- men. Das ist aber hinsichtlich des Art. 13 nur hebung schon bestandskräftiger Bescheide eine Formalie. sei vom Gesetzgeber nicht gewollt. Das Bun- desfinanzministerium hat versucht, diese Auffassung in dem Entwurf des Gesetzes LSVD Bundesverband zur Umsetzung des Eheöffnungsgesetzes Queerzeit | 31
queeres Weihnachts- treffen meets ersten queeren Jugend- Die insgesamt 23 Teilnehner_innen hatten gruppengeburtstag natürlich viel zu bequatschen, das Jahr bot ja vieles an Highlights. Später gab es noch eine Runde Regenbogenkuchen und Eierku- chentorte in den Farben der unterschiedlichen Am 01.12.2018 fand das queere Weih- LSBT*I*Q-Flaggen. Natürlich alles durch einen nachtstreffen erstmals in der Lutherstadt Teilnehmer selbst gebacken, denn der Geburts- Wittenberg statt. Traditionell wechselte die tag seiner queeren Jugendgruppe musste Veranstaltung jährlich zwischen Halle und gebührend gefeiert werden. Als draußen die Magdeburg, da sich im Jahr 2017 die queere Dämmerung einbrach und die vielen Lichter Jugendgruppe "Queerbeet" in Wittenberg funkelten, brachen die Teilnehner_innen auf gründete, wurde eine Ort des Landes Sach- und gingen der Tradition des gemeinschaft- sen-Anhalt hinzugenommen. 2018 passte lichen Weihnachtsmarktbesuches nach. Ins- also der Ort des gemütlichen Feierns dop- gesamt war es ein wundervoller Tag in der pelt gut, da die Jugendgruppe in Witten- Lutherstadt Wittenberg und wir danken für das berg auch ihr einjähriges Bestehen feierte. zahlreiche Erscheinen aller Menschen. Also ganz klar zwei Gründe für Wittenberg. Der queere Jugendtreff COME IN des LSVD Wir, das Jugendnetzwerk Lambda Mittel- Sachsen-Anhalt, die Queerulanten des BBZ deutschland e.V., mit unserer queeren Jugend- "lebensart", das Hochschulreferat "Dykeand- gruppe, waren sehr erfreut darüber, das dies- Gay" und "Queerbeet" vom Jugendnetzwerk jährige queere Weihnachtstreffen ausrichten Lambda Mitteldeutschland trafen sich in den gedurft zu haben und freuen uns auch in den Räumlichkeiten des Nachbarschaftstreffs nächste Jahren, wieder dabei sein zu können, Wittenberg West und stimmten den Tag mit da dann aber in Magdeburg und Halle. einer gemütlichen Runde bei Kakao und jeder Menge Gebäck an. Martin Taube 32 | Queerzeit
ANDERE LÄNDER ANDERE QUEERE VERBÄNDE In dieser neuen Reihe möchten wir euch andere Vereine vorstellen die aus der ganzen Welt kommen. Alle Vereine verbindet, dass sie sich für die LGBT* Community einsetzen. © MAG Jeunes LGBT - facebook In unserem zweiten Teil dieser Reihe wollen wir euch eine Organisation vorstellen, die ich schon selber besucht habe. Ich war im August dieses Jahres durch eine Sendung, die das Jugendzentrum anyway aus Köln in Paris produziert hat im MAG. Ausgeschrie- ben nennt sich die LGBT*-Jugendorganisa- Steckbrief: tion „MAG Jeunes LGBT“. Ich war ziemlich überrascht als ich die Räumlichkeiten des Name: MAG Jeunes LGBT MAGs in Paris sah, da diese im Vergleich zu anderen Vereinen, die ich bisher in Ort: Paris, Frankreich Deutschland besucht habe ziemlich klein Zielgruppe: sind. Im Vergleich die ganzen Raume des MAG sind etwa so groß wie ¾ so groß wie LGBT* Jugendliche von unser Regenbogencafé. Ich habe mit Omar 15-26 Jahren vom MAG das folgende Interview geführt selbstbeschreibende Hashtags: um Sie euch vorzustellen. #LGBT+ #Youth #Affirmation
Wo seid ihr Tätig? Was möchtet ihr mit diesen Angeboten Wir sind eine LGBT-Organisation für und von erreichen? Was sind eure Ziele? Jugendlichen mit Sitz in Paris, Frankreich, Wir haben zwei Aufgaben: Die erste besteht aber wir haben auch Niederlassungen in darin, LGBT+ Jugendlichen alle Möglichkei- anderen Städten in Frankreich, zum Beispiel ten des Dialogs zu bieten, um ihre sexuelle in Caen. Orientierung oder Geschlechtsidentität bes- Wann wurdet ihr gegründet? ser leben und verwirklichen zu können. Der Wir wurden 1985 am 2. Mai gegründet, um zweite ist der Kampf gegen die Manifesta- genau zu sein. tionen von Ablehnung, Hass, Gewalt und Diskriminierung, denen sie ausgesetzt sein Was sind eure Angebote für Jugendlichen? könnten, einschließlich der Bekämpfung von Wir haben ein sehr allgemeines Angebot für Homophobie, Biphobie, Transphobie und junge Leute für LGBT+ Jugendliche haben Sexismus sowie allen anderen Formen von wir drei wöchentliche Treffs, dort können sie Diskriminierung. Wir stellen uns eine bes- ihre Fragen stellen, andere LGBT + -Jugendli- sere Zukunft vor, in der alle LGBTI+ Jugend- che treffen und gesellig Zeit verbringen. Wir lichen Zugang zu Chancengleichheit und haben auch ein monatliches Treffen für eher gleichen Rechten haben können. Eine Welt, zurückhaltende Jugendlichen. Wir haben in der LGBTI+ Jugendliche ihre Träume ohne beispielsweise auch ein monatliches Treffen Angst vor Ausgrenzung oder Marginalisie- für trans- und nicht-binäre Jugendliche oder rung erreichen können. eines für farbige LGBT+ Personen und ein zweimonatliches Treffen für Migranten und Wie groß ist eure Organisation oder Asylbewerber. Wir organisieren das ganze wie viele Leute kommen zu euren Events? Jahr über Kultur- und Freizeitaktivitäten. Es Wir begrüßen mehr als 450 LGBT+ Jugendli- reicht vom Picknicken bis zum Museumsbe- che pro Jahr in Paris während der drei Tref- such oder ins Kino gehen. Wir organisieren fen in der Woche. Wir sensibilisieren mehr auch Aktivitäten zur persönlichen Entwick- als 3.500 Schüler der Sekundarstufe für lung von Jugendlichen und zur Vorbeugung LGBT+-Phobie und Sexismus in der Region gegen HIV/AIDS. LGBT+ Jugendlichen. Man Île-de-France. Mit unseren aktuellen Studien kann sich an uns wenden um ein vertrauli- haben wir über 21.000 LGBT+ Jugendliche ches Treffen mit professionellen "Zuhörern" auf der ganzen Welt erreicht. Bei den Veran- zu führen. Wir organisieren oder beteiligen staltungen kommen von 10 bis 500 Perso- uns an Märschen und Manifestationen. nen. Das variiert je nach Veranstaltung. Bei Außerdem sensibilisieren wir Jugendliche den Wöchentlichen Treffen kommen um 10 und Berufstätige in Bezug auf LGBTphobie bis 50 junge Leute, bei einer Demo können und Sexismus. Wir veröffentlichen Studien es 500 oder mehr sein. Gerade organisieren und machen Lobbyarbeit um LGBT+ Jugend wir einen LGBT+ Ball, der eine Woche vor in die öffentliche Politik zu bringen. Abschlie- dem Pariser Pride Demo über 1.200 Men- ßend organisieren wir auch internationale schen zusammenbringen soll! Veranstaltungen für Jugendliche. Queerzeit | 35
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