SCHAU, LIEBER G OTT, WIE MEINE FE IND - J.S. Bach-Stiftung
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SCHAU, LIEBER G OTT, WIE 3 MEINE FE IND Freitag, 13. Januar 2023 Evang. Kirche Trogen (AR) Kantate BWV 153
HINWEISE ZU DEN KA NTATEN KON ZERTEN Abfolge Preise Details 17.30–18.15 Uhr, Einzeleintritt Das Abendprogramm steht Evang. Kirche Trogen (AR) Werkeinführung jeweils ab 2 Wochen vor dem musikalisch-theologische CHF 40.– (inkl. Imbiss) entsprechenden Konzert Werkeinführung Jugendliche ab 12 Jahren und termin online zur Verfügung. mit Rudolf Lutz & Studenten / KulturLegi CHF 20.– www.bachstiftung.ch Pfr. Niklaus Peter Einzeleintritt Konzert Generalprobe im Anschluss Kat. A CHF 60.– Aufgrund einer Betriebs- kleiner Imbiss & Getränke Kat. B CHF 50.– änderung entfallen die Jugendliche ab 12 Jahren und öffentlichen Generalproben. 19 Uhr, Studenten / KulturLegi CHF 20.– Evang. Kirche Trogen (AR) Kat. C CHF 10.– Programm-/Besetzungs erste Aufführung der Kantate änderungen vorbehalten. im Anschluss Kinder bis 12 Jahre Reflexion über Kantatentext: alle Veranstaltungen / Usama Al Shahmani Kategorien CHF 10.– im Anschluss zweite Aufführung der Gruppenrabatte Kantate auf Anfrage
SCHAU, BWV 153 1 LIEBER G «Schau, lieber Gott, wie meine Feind» OTT, WIE Kantate zum Sonntag nach Neujahr für Alt, Tenor und Bass MEINE FE Vokalensemble, Streicher und Basso continuo IND Solisten Orchester der J. S. Bach-Stiftung Altus Jan Börner Violine Eva Borhi** Tenor Daniel Johannsen Lenka Torgersen Bass Sebastian Noack Christine Baumann Petra Melicharek Ildikó Sajgó Cecilie Valter Chor der J. S. Bach-Stiftung Viola Martina Bischof Peter Barczi Sopran Cornelia Fahrion Matthias Jäggi Linda Loosli Violoncello Maya Amrein Susanne Seitter Daniel Rosin Noëmi Sohn Nad Violone Markus Bernhard Noëmi Tran-Rediger Fagott Susann Landert Alexa Vogel Cembalo Thomas Leininger Alt Laura Binggeli Orgel Nicola Cumer Stefan Kahle Francisca Näf Alexandra Rawohl Lea Scherer Leitung Tenor Marcel Fässler Achim Glatz Rudolf Lutz Tobias Mäthger Joël Morand Bass Serafin Heusser Valentin Parli Philippe Rayot* Oliver Rudin William Wood * Chorleitungsassistenz ** Konzertmeisterin
REFL Usama Al Shahmani EXION Foto zVg Usama Al Shahmani, geboren 1971 in Bagdad und auf- gewachsen in Qalat Sukar (Nasirija), hat arabische Sprache und moderne arabische Literatur studiert. Er publizierte drei Bücher über arabische Literatur, bevor er 2002 wegen eines Theaterstücks fliehen muss- te und in die Schweiz kam. Er übersetzte ins Arabische u.a. «Fräulein Stark» von Thomas Hürlimann, «Der Islam» von Peter Heine und «Über die Religion» von Friedrich Schleiermacher. Seit 2021 ist er Literatur- kritiker beim «Literaturclub» des Schweizer Fernse- hens SRF. Sein erster Roman «In der Fremde sprechen die Bäume arabisch» wurde mehrfach ausgezeich- net. Sein zweiter «Im Fallen lernt die Feder fliegen» ist in 5. Auflage lieferbar. Im August 2022 erschien sein dritter Roman «Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt» beim Limmat-Verlag.
SOLI Jan Börner, Altus 3 STEN Foto zVg Jan Börner begann seine sängerische Ausbildung be- reits mit neun Jahren als Mitglied der Singknaben der St.-Ursen-Kathedrale Solothurn. Zunächst studierte er als Privatschüler bei Richard Levitt, bevor er sein Gesangsstudium bei Prof. Ulrich Messthaler an der Schola Cantorum Basiliensis absolvierte. Nebst Meis- terkursen bei Margreet Honig erhielt er auch Unter- richt bei Andreas Scholl. Jan Börner konzertiert als Solist mit Musik der Re- naissance und des Barocks. Er wirkte u.a. in den Vo- kalensembles Balthasar-Neumann-Chor, Vox Lumi-nis mit und tritt regelmässig als Solist bei der J. S. Bach- Stiftung sowie in den Abendmusiken in der Predi- gerkirche Basel auf. In Zusammenarbeit mit dem Ensemble Il Profondo erschienen bereits zwei CDs mit zuerst deutschen Frühkantaten und geistlichen Konzerten («absorta est…») und als Zweites mit Liebesduetten und Liedern zusammen mit Nuria Rial («Freundliches Glück, süsseste Liebe»). Beide Alben erhielten viele positive Rezensionen und wurden für den Preis der deut- schen Schallplattenkritik nominiert. Zu den besonderen Höhepunkten gehören die Ein- spielung von Bachs Johannespassion mit dem Ricercar Consort. Auch auf der Opernbühne ist Börner aktiv und performte am Berner Stadttheater und im Kon- zerthaus Wien. Jan Börner ist Preisträger des Migros-Kulturprozent und erhielt einen Förderpreis des Kantons Solothurn. www.janboerner.ch
4 Daniel Johannsen, Tenor Foto zVg Daniel Johannsen, geboren 1978 in Wien, studierte Kir- chenmusik in Graz und Wien sowie Gesang bei Margit Klaushofer und Lied bei Robert Holl. Er war Meister- schüler von Nicolai Gedda sowie Dietrich Fischer- Dieskau und ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe. Der gefragte Evangelist und Bachinterpret ist re- gelmässiger Gast der J. S. Bach-Stiftung St. Gallen sowie der Nederlandse Bachvereniging. Er nimmt vielfältige Konzertverpflichtungen in ganz Europa, Nordame- rika und Japan mit Musik aus allen Gattungen und Epochen wahr; Auftritte u.a. beim Beethovenfest Bonn, Bachfest Leipzig George Enescu Festival in Bukarest. Zusammenarbeit mit renommierten Orchestern (etwa Staatskapelle Dresden und Freiburger Barockor- chester) und Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt und René Jacobs. Zahlreiche Rundfunk- und Fern- sehübertragungen sowie CD-Aufnahmen (zuletzt «360° Hugo Wolf» mit dem Pianisten Andreas Fröschl). Daniel Johannsen wirkte bei diversen Produktionen u.a. an der Oper Leipzig, am Münchner Gärtner- platztheater und an der Volksoper Wien. 2022/23 gastiert Daniel Johannsen mit Philippe Herreweghe bei der Jerusalem Camerata; er gibt einen Liederabend in der Münchner Residenz und debü- tiert bei den Musikfestspielen Potsdam. www.danieljohannsen.com
Sebastian Noack, Bass 5 Foto Astrid Ackermann Sebastian Noack musiziert international als Opern- und Konzertsänger mit renommierten Dirigenten (Marc Albrecht, Marin Alsop, Frieder Bernius, Symeon Bych- kov, Michel Corboz, Christoph Eschenbach, Philippe Herreweghe, Kirill Petrenko, Helmuth Rilling, Rudolf Lutz u.v.a.) und bedeutenden Klangkörpern und war Gast zahlreicher Festivals (Rheingau, Schleswig-Holstein, Bodensee, Oregon-Bach-Festival, Israel Chamber Music, Schubertiade Schwarzenberg, Ruhrtriennale u.a.). Sein Repertoire umfasst neben unzähligen Liedern alle bedeutenden Werke des Konzertfachs und etliche Opernpartien seines Fachs von der Rennaissance bis zur Gegenwart; Telemanns «Pimpinone», Händels «Siroe», Mozarts Graf Almaviva («Figaro»), Beethovens Don Pizzaro («Fidelio»), Donizettis «Viva la Mama» (Staats- oper Berlin) ebenso wie Wagners Wolfram («Tannhäu- ser») und Kurwenal («Tristan»), Miller in Verdis «Luisa Miller», Ping in Puccinis «Turandot» oder zeitgenössi- sche Partien wie Jason in Reimanns «Medea» oder Ennis del Mar in Charles Wuorinens «Brokeback Mountain». Noack wirkte bei zahlreichen CD- und Rundfunk- produktionen mit (Harmonia Mundi, Carus, Chan- nelClassics, SWR, NDR, Deutschlandradio u.a.). Seine Einspielung der «Dichterliebe» und anderer Heine- Vertonungen Robert Schumanns erschien bei Oehms- Classics, Romanzen und Balladen des Spätromanti- kers Hans Sommer bei AVI/Deutschlandfunk. Sebastian Noack studierte in Berlin bei Ingrid Fi- gur und Dietrich Fischer-Dieskau. www.sebastiannoack.com
CHOR, OR Chor & Orchester der J. S. Bach-Stiftung CHESTER & MUSIKA LISCHER LEITER Chor & Orchester der J. S. Bach-Stiftung wurden 2006 von Rudolf Lutz gegründet, um das gesamteVokalwerk von J. S. Bach gemäss Auftrag der J. S. Bach-Stiftung aufzufüh ren und zu dokumentieren. Das Ensemble besteht aus Berufsmusikerinnen und -musikern, die in der historischen Aufführungspraxis zu Hause sind und diese un- dogmatisch in den Dienst einer modernen, vitalen Interpretation stellen. Das Or- chester verfügt über zwei verschiedene Stammbesetzungen, die je nach Erfordernis der Werke ergänzt werden. Dessen Konzertmeisterinnen sind Renate Steinmann und Eva Borhi. Der Chor wird von einer flexiblen Besetzung von bis zu vierzig Personen gebildet, wobei einzelne Sängerinnen und Sänger auch immer wieder die Chance bekommen, solistische Aufgaben zu übernehmen. Seit seiner Gründung erarbeitet das Ensemble im Monatsrhythmus das gesamte Vokalwerk von Bach. Diese kontinuier liche Arbeit unter der Leitung von Rudolf Lutz hat das Ensemble zusammenwachsen und reifen lassen. Heute verfügt es über einen homogenen, aber facettenreichen Klang und eine grosse Erfahrung in der Interpretation von Bach. Über Bach hinaus gehören Werke anderer Stilrichtungen (u. a. religiöse und symphonische Werke von Händel, Haydn und Beethoven) zum Repertoire des Ensembles. Chor & Orchester der J. S. Bach-Stiftung sind mittlerweile ein national und international gefragtes Ensemble und treten in wichtigen Bach-Stätten und Konzerthäusern Europas auf. Rudolf Lutz (St. Gallen, *1951) ist ein Musiker singulärer Befähigungen als Pianist, Organist, Cembalist, Komponist, Dirigent und Improvisator. Nach langjähriger Tätig- keit als Improvisationsdozent an der Schola Cantorum Basiliensis und als Organist in der Stadtkirche St.Laurenzen in St.Gallen widmet sich Rudolf Lutz heute internationalen Konzertengagements und Meisterkursen in Europa, Amerika und Asien. Seine interdis ziplinäre Erfahrung machte ihn zum prädestinierten musikalischen Leiter der Gesamt aufführung von Bachs Vokalwerk, des gigantischen Projekts der J. S. Bach-Stiftung St.Gallen. Für sein Lebenswerk wurde Rudolf Lutz u.a. mit dem Kulturpreis des Kantons St.Gallen (2006) und mit dem STAB-Preis der Stiftung für Abendländische Ethik und Kul- tur (2015) sowie dem Schweizer Musikpreis (2019) geehrt. Seit 2016 ist Rudolf Lutz Mitglied des Direktoriums der Neuen Bach-Gesellschaft e.V. Leipzig. Im April 2021 wurde Lutz die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Zürich verliehen.
KANT BWV 153 7 ATENT EXT «Schau, lieber Gott, wie meine Feind» Kantate zum Sonntag nach Neujahr Erste Aufführung 2. Januar 1724 – Leipzig Textdichter David Denicke (Satz 1) Unbekannt (Sätze 2, 4, 6–8) Jesaja 41, 10 (Satz 3) Paul Gerhardt (Satz 5) Martin Moller (Satz 9) 1. Choral Schau, lieber Gott, wie meine Feind, damit ich stets muß kämpfen, so listig und so mächtig seind, daß sie mich leichtlich dämpfen! Herr, wo mich deine Gnad nicht hält, so kann der Teufel, Fleisch und Welt mich leicht in Unglück stürzen. 2. Rezitativ — Alt Mein liebster Gott, ach laß dichs doch erbarmen, ach hilf doch, hilf mir Armen! Ich wohne hier bei lauter Löwen und bei Drachen, und diese wollen mir durch Wut und Grimmigkeit in kurzer Zeit den Garaus völlig machen. 3. Arioso — Bass «Fürchte dich nicht, ich bin mit dir. Weiche nicht, ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.»
8 4. Rezitativ — Tenor Du sprichst zwar, lieber Gott, zu meiner Seelen Ruh mir einen Trost in meinem Leiden zu. Ach, aber meine Plage vergrößert sich von Tag zu Tage, denn meiner Feinde sind so viel, mein Leben ist ihr Ziel, ihr Bogen wird auf mich gespannt, sie richten ihre Pfeile zum Verderben, ich soll von ihren Händen sterben; Gott! meine Not ist dir bekannt, die ganze Welt wird mir zur Marterhöhle; hilf, Helfer, hilf! errette meine Seele! 5. Choral Und ob gleich alle Teufel dir wollten widerstehn, so wird doch ohne Zweifel Gott nicht zurücke gehn; was er ihm fürgenommen und was er haben will, das muß doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel. 6. Arie — Tenor Stürmt nur, stürmt, ihr Trübsalswetter, wallt, ihr Fluten, auf mich los! Schlagt, ihr Unglücksflammen, über mich zusammen, stört, ihr Feinde, meine Ruh, spricht mir doch Gott tröstlich zu: Ich bin dein Hort und Erretter. 7. Rezitativ — Bass Getrost! mein Herz, erdulde deinen Schmerz, laß dich dein Kreuz nicht unterdrücken! Gott wird dich schon zu rechter Zeit erquicken; muß doch sein lieber Sohn, dein Jesus, in noch zarten Jahren viel größre Not erfahren,
9 da ihm der Wüterich Herodes die äußerste Gefahr des Todes mit mörderischen Fäusten droht! Kaum kömmt er auf die Erden, so muß er schon ein Flüchtling werden! Wohlan, mit Jesu tröste dich, und glaube festiglich: Denjenigen, die hier mit Christo leiden, will er das Himmelreich bescheiden. 8. Arie — Alt Soll ich meinen Lebenslauf unter Kreuz und Trübsal führen, hört es doch im Himmel auf. Da ist lauter Jubilieren, daselbsten verwechselt mein Jesus das Leiden mit seliger Wonne, mit ewigen Freuden. 9. Choral 1. Drum will ich, weil ich lebe noch, das Kreuz dir fröhlich tragen nach; mein Gott, mach mich darzu bereit, es dient zum Besten allezeit! 2 Hilf mir mein Sach recht greifen an, daß ich mein Lauf vollenden kann, hilf mir auch zwingen Fleisch und Blut, für Sünd und Schanden mich behüt! 3. Erhalt mein Herz im Glauben rein, so leb und sterb ich dir allein; Jesu, mein Trost, hör mein Begier, o mein Heiland, wär ich bei dir!
EINF Kantatentext und Vertonung ÜHR UNG Auf den ersten Blick ist verwunderlich, dass in dieser Kantate BWV 153 – aufgeführt am 2. Januar 1724 noch mitten in der Weihnachtsfestzeit – nicht von Friedens- jubel, sondern von Feinden und Teufel, von Kampf und Furcht die Rede ist. Nicht aber auf den zweiten Blick, denn das Sonntagsevangelium von der Flucht nach Ägypten (Mt. 2, 13–23) wegen des drohenden Kinder- mords zu Bethlehem macht deutlich: Das Friedenskind kommt in eine unfriedliche Welt. Dies gilt auch für Christen, und das wiederum bestimmt die Kantatenthe- matik. Nicht weniger als drei unterschiedliche Choral- sätze und davon das Schlusslied mit sogar drei gesunge- nen Strophen erinnern an Bachs im Frühsommer 1724 begonnenen Choraljahrgang, für den die Kantate «Schau, lieber Gott, wie meine Feind» strukturell gewissermas- sen eine Vorstufe darstellt. Während Bach dabei jedoch seinen zwischen Weihnachten und Epiphanias immens geforderten Thomanern eine vergleichsweise lösbare Aufgabe übertrug und seinen Bläsern gleich ganz eine verdiente Pause gönnte, hat er die Rezitative und Arien dieser Kantate mit kraftvollen Affektkontrasten ausge- stattet. Sie haben tatsächlich mit dem nachweihnacht- lichen Grundton dieses von der Flucht nach Ägypten und dem Kindesmord des Herodes inspirierten Librettos zu tun. Dass «Trübsalswetter» und «Unglücksflammen» am Ende in «Himmelsseligkeit» münden werden, lässt die an zentraler Stelle platzierte Zusage «Fürchte dich nicht» dabei immerhin erahnen. Weitere Hinweise finden sich auf der Innenseite – aufgeklappt können sie gleichzeitig mit dem Kantaten- text gelesen werden.
ANMER Musikalisch-theologische Anmerkungen KUNGEN von Dr. Anselm Hartinger und Pfr. Dr. Niklaus Peter 1. Choral Das Libretto überträgt das Evangelium 6. Arie Nun ist der Beter überzeugt, in der Tenor- aus Matthäus 2, 13–23 von der Gefährdung des arie lässt er sich vom «Trübsalswetter», von Flu- Jesuskindes und der Flucht nach Ägypten auf ten wie im Buch Jona, «Unglücksflammen» und das Glaubensleben der Christen und wählt dafür Feinden unbeeindruckt von Gott Schutz und die Anfangsstrophe des Liedes von David Denicke Rettung zusprechen. Dabei kostet Bach die Sze- in einem schlichten Choralsatz. Dieser Klagecho- nerie einer stürmischen Anfechtung mit zacki- ral aus dem Jahr 1646 handelt vom gnadenlosen gen Orchesterblitzen und scharfen Punktierun- Unglück, das Feind, Teufel, Fleisch und Welt gen ausserordentlich plastisch aus. bringen können. 7. Rezitativ Das Bassrezitativ bekräftigt diesen 2. Rezitativ Das gestisch deklamierende Altrezi- Trost, der bedrängte Gläubige erinnert und ver- tativ überführt die Klage in ein persönliches Bitt- gegenwärtigt sich die Errettung des Christus- gebet zu Gott, in das auch biblische Bezüge aus kindes vom «Wüterich Herodes» und den «mör- Psalm 57 und aus Daniel Kap. 6 eingewoben sind. derischen Fäusten» seiner Knechte: «Wohlan, mit Jesu tröste dich, und glaube festiglich.» Jenen, 3. Arioso Die göttliche Antwort im Bassarioso die mit Christus leiden und diese (anrührend ge- auf das Stossgebet des Rezitativs ist ein wörtli- zeichnete) Fluchtsituation überstehen, wird das ches und tröstliches Zitat aus Jesaja Kap. 41, 10. Himmelreich versprochen. Dieses von ihm mehrfach vertonte Dictum hat Bach dem Bass als sprechende «Vox Christi» anvertraut, 8. Arie Die tröstliche Perspektive des Rezitativs dessen gesammelte Kantilene und fliessende Con- wird in der Altarie auf innige Weise weiterge- tinuostütze trotz der abgedunkelten Molltonali- führt: Im Himmel höre alles Leiden auf, da sei tät sanftmütige Sorge ausstrahlen. «lauter Jubilieren», eine Transformation hin zu «seliger Wonne» und «ewigen Freuden». Wie so 4. Rezitativ Das scheint den bedrängten Beter oft wählt Bach für Konstellationen des bewältigten noch nicht überzeugt zu haben, im Tenorrezitativ Leidens eine entspannt federnde Tanzform in weist er Gott auf die immer noch wachsende Be- pastoral schimmerndem G-Dur. Die neugewon- drängnis hin, die wiederum mit drastischen Wort- nene Sicherheit gibt dabei am Ende sogar ausge- bildern aus den Klageliedern 3, 12, aus Jeremia sprochen «freudigen» Soprankoloraturen Raum. 11, 21 und 1. Johannesbrief 5, 19 verdeutlicht wer- den: Auf engem Raum versammelt Bach zahlrei- 9. Choral Unsere Klage- und Trostkantate schliesst che ausdrückende Mittel – vom gespannten Bo- mit den drei letzten Strophen von Martin Mol- gen todbringender Pfeile über den kreuzmässig lers Lied «Ach Gott, wie manches Herzeleid» ausgehauchten Abstieg des Sterbens bis zum (1587). Die versammelte Gemeinde stimmt in die anrührend flehenden Schlussandante. hier verkündete Lehre und Ethik von Bedräng- nissen und Leiden ein, die mit Blick und im Ver- 5. Choral Die Antwort findet sich in der kraftvoll- trauen auf Christus im Diesseits oder Jenseits tröstlichen 5. Strophe von Paul Gerhardts Lied überwunden werden. «Befiehl du deine Wege» mit der Zusicherung, dass Gott nicht zurücknehme, was er zusage. So komme alles «zu seinem Zweck und Ziel».
J. S. Die nächsten Konzerte und Veranstaltungen im Überblick BACH STIFT UNG 14. Januar Stadthaus Ortsbürgergem. SG «Zu Gast bei Rudolf Lutz» Ein Artisttalk mit Musik und mehr. Altus Jan Börner im Gespräch mit Rudolf Lutz. 16. Februar Wiener Konzerthaus* AT Solokantaten mit Nuria Rial 17. Februar Tonhalle St. Gallen SG 18. Februar Peterskirche Basel BS 19. Februar Kirche St. Peter Zürich ZH 24. Februar Evang. Kirche Trogen AR Kantatenkonzert BWV 154 17. März Evang. Kirche Trogen AR Kantatenkonzert BWV 196 18. März Stadthaus Ortsbürgergem. SG «Zu Gast bei Rudolf Lutz» 5. April TAK, Vaduzer Saal* FL Tournée Johannespassion 6. April Tonhalle St. Gallen SG 8. April Tonhalle Zürich* ZH 21. April Evang. Kirche Trogen AR Kantatenkonzert BWV 134 26. Mai Evang. Kirche Trogen AR Kantatenkonzert BWV 74 8. Juni Bachfest Leipzig* DE Kantaten BWV 136, 105, 46, 179 23. Juni Würth-Haus Rorschach SG Kantatenkonzert BWV 210 18. August Evang. Kirche Trogen AR Kantatenkonzert BWV 178 19. August N.N. «Zu Gast bei Rudolf Lutz» 14. September Kathedrale St. Gallen SG Messe BWV 233 15. September Kathedrale St. Gallen SG Messe BWV 234 27. Oktober Evang. Kirche Trogen AR Kantatenkonzert BWV 130 23. November Evang. Kirche Speicher AR Kantatenkonzert BWV 199 24. November Evang. Kirche Speicher AR Kantatenkonzert BWV 106 15. Dezember Evang. Kirche Teufen AR Kantatenkonzert BWV 62 16. Dezember Stadthaus Ortsbürgergem. SG «Zu Gast bei Rudolf Lutz» Weitere Konzerte und Informationen entnehmen Sie bitte unserer Webseite: www.bachstiftung.ch → Konzertkalender Programm-/Besetzungsänderungen vorbehalten. * Gastspiel (Tickets erhältlich über Veranstalter) J. S. Bach St. Gallen AG | Postfach 328 | 9004 St.Gallen (Schweiz) | Telefon +41 (0)71 242 16 61 info@bachstiftung.ch | www.bachstiftung.ch
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