GOTT, M AN LOBE T DICH IN DER STIL LE - Freitag, 29. Oktober 2021 Olma-Halle 2.0, St. Gallen - JS Bach-Stiftung

 
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GOTT, M
AN LOBE
T DICH IN                     3

DER STIL
LE
 Freitag, 29. Oktober 2021
 Olma-Halle 2.0, St. Gallen

 Kantate BWV 120
HINWEISE
 ZU DEN KA
NTATEN KON
ZERTEN

 Abfolge                        Preise                           Details

 17.30–18.15 Uhr,               Einzeleintritt                   Das Abendprogramm steht
 Olma-Halle 2.0, St. Gallen     Werkeinführung                   jeweils ab 2 Wochen vor dem
 Musikalisch-theologische       CHF 40.– (inkl. Imbiss)          entsprechenden Konzert-
 Werkeinführung                 Jugendliche ab 12 Jahren         termin online zur Verfügung.
 mit Rudolf Lutz &              und Studenten CHF 20.–           www.bachstiftung.ch
 Pfr. Niklaus Peter
                                Einzeleintritt Konzert           Sonstige Massnahmen
 im Anschluss                   Kat. A CHF 60.–                  Die Generalprobe ist bis auf
 kleiner Imbiss & Getränke      Kat. B CHF 50.–                  Weiteres nicht öffentlich.
                                Kat. B: Jugendliche ab 12 Jah-
 19 Uhr,                        ren / Studenten CHF 25.–         Für Ihren sicheren Konzert-
 Olma-Halle 2.0, St. Gallen                                      besuch haben wir ein Schutz-
 Erste Aufführung der Kantate   Gruppenrabatte                   konzept erarbeitet, welches
 im Anschluss                   auf Anfrage                      sich an den Beschlüssen
 Reflexion über Kantatentext:                                    des BAG und der kantonalen
 Hermann Hess                                                    Behörden orientiert. Das
 im Anschluss                                                    Schutzkonzept wird laufend
 zweite Aufführung der                                           geprüft und angepasst und
 Kantate                                                         steht Ihnen online zur Verfü-
                                                                 gung: www.bachstiftung.ch

                                                                 Programm-/Besetzungs-
                                                                 änderungen vorbehalten.
BWV 120
 GOTT, M                                                                                1
AN LOBE                                     «Gott, man lobet dich in der Stille»
T DICH IN                                   Kantate zur Ratswahl

DER STIL                                    für Sopran, Alt, Tenor und Bass
                                            Vokalensemble, Trompete I–III, Pauke,
LE                                          Oboe I + II, Streicher und Basso continuo

  Solisten                                  Orchester der J. S. Bach-Stiftung

  Sopran              Miriam Feuersinger    Violine               Renate Steinmann**
  Altus               Jan Börner                                  Olivia Schenkel
  Tenor               Sören Richter                               Patricia Do
  Bass                Daniel Pérez                                Elisabeth Kohler
                                                                  Marita Seeger
                                                                  Salome Zimmermann
                                            Viola                 Susanna Hefti
  Chor der J. S. Bach-Stiftung                                    Claire Foltzer
                                                                  Stella Mahrenholz
  Sopran              Alice Borciani        Violoncello           Martin Zeller
                      Susanne Seitter                             Hristo Kouzmanov
                      Noëmi Sohn Nad        Violone               Markus Bernhard
                      Noëmi Tran-Rediger    Trompete              Lukasz Gothszalk
                      Baiba Urka                                  Bruno Fernandes
                      Mirjam Wernli                               Alexander Samawicz
  Alt                 Antonia Frey          Pauke                 Laurent de Ceuninck
                      Katharina Guglhör     Oboe                  Linda Alijaj
                      Lea Pfister-Scherer                         Laura Alvarado
                      Simon Savoy           Fagott                Susann Landert
                      Lisa Weiss            Cembalo               Thomas Leininger
  Tenor               Clemens Flämig*       Orgel                 Nicola Cumer
                      Manuel Gerber
                      Christian Rathgeber
                      Sören Richter
  Bass                Fabrice Hayoz         Leitung
                      Serafin Heusser
                      Johannes Hill         Rudolf Lutz
                      Daniel Pérez
                      Tobias Wicky

  * Chorleitungsassistenz                   ** Konzertmeisterin
Hermann Hess
REFL
EXION

                                                            Foto zVg
        Hermann Hess (geb. 1951), Unternehmer, Amriswil.
        Fünfte Generation einer musikalischen und kultur-
        interessierten Unternehmerfamilie (Bekleidungsbran-
        che) aus Amriswil. Musikstudium und Klavierdiplom
        bei Christoph Lieske (Konservatorium Winterthur).
        Danach Ökonomiestudium. Ab 1979 Leitung der
        Familienfirma ESCO (Fabrikation und Läden ganze
        Schweiz) mit bis zu 700 Mitarbeitenden. 1991–1993
        geordneter Rückzug aus dem Bekleidungsgeschäft und
        Umstieg auf das Geschäftsfeld Immobilieninvest-
        ment. Heute Alleinaktionär der Amriswiler Hess-
        Investment-Gruppe mit Objekten und Projektent-
        wicklungen in der ganzen Schweiz sowie in Stuttgart
        und Berlin. Weiterbildung zum Immobilienökonom
        in Deutschland. Seit 2007 VR-Präsident und Haupt-
        aktionär der heute erfolgreichen Schweizerischen
        Bodensee-Schifffahrtsgesellschaft AG (Tourismus).
        2012–2015 Kantonsrat Thurgau, 2015–2017 National-
        rat. Zwei Kinder (15/13), welche in Basel wohnen. Seit
        Ende des Musikstudiums (1976) immer wieder Kon-
        zertauftritte mit Kammermusik (Duos, Trios, Quar-
        tette, Chöre, Sänger). Breitgefächertes Interesse an
        Literatur, Poesie und Geschichte sowie an der bil-
        denden Kunst.
Miriam Feuersinger, Sopran
SOLI                                                               3
STEN

                                   Foto zVg
       Die österreichische Sopranistin Miriam Feuersinger ist
       eine der führenden Sängerinnen auf dem Gebiet der
       deutschen geistlichen Barockmusik. Nach Abschluss
       ihres Studiums bei Prof. Kurt Widmer an der HSM
       Basel spezialisierte sie sich auf die Musik Johann Se-
       bastian Bachs, dessen Zeitgenossen und seiner Vor-
       gänger. So ist sie regelmässig bei Konzertreihen wie
       der J. S. Bach-Stiftung St.Gallen, «All of Bach» der
       Niederländischen Bachvereinigung (Jos van Veldho-
       ven, Václav Luks, Sigiswald Kujken, Peter Dijkstra,
       Shunske Sato, NL), dem «Köthener Bachfest» (Daniel
       Reuss, D), den «Abendmusiken in der Predigerkirche»
       Basel (Jörg-Andreas Bötticher, CH) u.a. zu Gast und
       initiiert selbst seit 2005 in ihrer Heimatregion Vorarl-
       berg eine Bachkantaten+-Reihe (bachkantaten.at). Die
       Zusammenarbeit mit der Bachakademie Stuttgart
       und Hans-Christoph Rademann führte sie 2018 in
       sieben Länder Südamerikas.
       Ihr Engagement für den Komponisten Christoph Graup-
       ner mit einer Einspielung von Sopran-Solokantaten –
       zusammen mit dem Capricornus Consort Basel – wurde
       neben anderen Preisen mit einem ECHO Klassik aus-
       gezeichnet.                   www.miriam-feuersinger.info
Jan Börner, Altus
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                                                      Foto zVg
    Jan Börner studierte zunächst als Privatschüler bei
    Richard Levitt, bevor er sein Gesangsstudium bei
    Prof. Ulrich Messthaler an der Schola Cantorum
    Basiliensis absolvierte und 2010 mit dem Diplom
    für Alte Musik abschloss. Daneben erhielt er auch
    Unterricht bei Andreas Scholl und Margreet Honig.
    Jan Börner konzertiert als Solist mit Musik der Re-
    naissance und des Barocks. Zu den Vokalensembles,
    in denen er bereits mitwirkte, gehören u.a. der
    Bathasar-Neumann-Chor, Vox Luminis, Le Concert
    Etranger und das Vokalensemble der J. S. Bach-Stif-
    tung St. Gallen.
       Eine erste Solo-CD mit deutschen Frühkantaten
    und geistlichen Konzerten des 17. Jahrhunderts unter
    dem Titel «absorta est…» erschien beim Label reso-
    nando und wurde für den Preis der deutschen Schall-
    plattenkritik 2015 nominiert. Börners zweites Album,
    «Freundliches Glücke, süsseste Liebe» (zusammen
    mit Nuria Rial), erscheint im nächsten Frühling.
       Auch auf der Opernbühne ist Börner aktiv. Nach
    Engagements am Stadttheater Biel Solothurn und auf
    Schloss Waldegg (SO) stehen 2021 Auftritte mit Hän-
    dels «Alcina» (Nikolaus Habjan, Regie) u.a. in Wien,
    Villach, Bern und Zürich an. Im Sommer 2022 wird
    er ausserdem als Ottone in «L‘Incoronazione di Pop-
    pea» auf Schloss Waldegg zu erleben sein.
       www.janboerner.ch
Sören Richter, Tenor
                                                                          5

                                                      Foto Jana Richter
Sören Richter begann seine sängerische Laufbahn als
Chorknabe im Dresdner Kreuzchor. Mit elf Jahren
sang er als erster Knabe in Mozarts «Zauberflöte» an
der Semperoper Dresden und der Komischen Oper
Berlin. Weitere Opernproduktionen führten ihn
bereits während seines Studiums u.a. ans National-
theater Mannheim, die Opernhäuser Frankfurt, Köln,
Nancy und Monte Carlo sowie zu den Händel-Fest-
spielen Karlsruhe und zum Rheingau-Musik-Festival.
Als Konzertsänger widmet sich Sören Richter schwer-
punktmässig der Musik des ausgehenden 16. bis Ende
des 18. Jahrhunderts sowohl solistisch als auch in
renommierten Ensembles wie der J. S. Bach-Stiftung
St. Gallen, dem Collegium Vocale Gent, La Petite Ban-
de und dem Ensemble Polyharmonique.
   Mit besonderer Vorliebe pflegt der junge Tenor jedoch
das Vokalwerk Johann Sebastian Bachs, in dessen
Kantaten, Oratorien und Passionen er regelmässig zu
hören ist. Für seine künstlerische Arbeit erhielt Sören
Richter 2014 das Rudolf-Mauersberger-Stipendium
des Dresdner Kreuzchores.
   www.tenoreconcuore.de
Daniel Pérez, Bass
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                                                        Foto zVg
    Gesangsstudium in Luzern (Prof. Peter Brechbühler),
    Zürich und Berlin (Prof. Scot Weir). 2013 Master of
    Arts in Vokalpädagogik (mit Auszeichnung). Meis-
    terkurse bei Sylvia Greenberg, Meinard Kraak und
    Thomas Quasthoff. Liedklasse bei Wolfram Rieger.
       Daniel Pérez tritt regelmässig in der Schweiz und
    im Ausland auf. Seine solistische Tätigkeit umfasst
    kirchenmusikalische Konzerte sowie kammermusi-
    kalische Aufführungen. Neben seiner Konzerttätigkeit
    erteilt er privat Gesangsunterricht an der Musikwerk-
    statt Brugg und gibt regelmässig Stimmbildung bei
    auswärtigen Chören.
       Als Chorleiter ist Daniel Pérez seit 2016 musikali-
    scher Leiter des «WeltCHOR Baden» und im Dezem-
    ber 2020 übernahm er die Leitung des Laudate-Chors
    Zürich. Nach seinem Kantorenstudium an der ZHdK
    bei Prof. Markus Utz, Prof. Anders Eby, Prof. Beat
    Schäfer und Kantor Daniel Schmid im Sommer 2021
    ist er seit September desselben Jahres als Kantor an
    der reformierten Kirchgemeinde Horgen tätig.
       www.danielperez.ch
Chor & Orchester der J. S. Bach-Stiftung
CHOR, OR                                                                                         7
CHESTER
& MUSIKA
LISCHER
LEITER

   Chor & Orchester der J. S. Bach-Stiftung wurden 2006 von Rudolf Lutz gegründet, um
   das gesamteVokalwerk von J. S. Bach gemäss Auftrag der J. S. Bach-Stiftung aufzufüh-
   ren und zu dokumentieren. Das Ensemble besteht aus Berufsmusikerinnen und
   -musikern, die in der historischen Aufführungspraxis zu Hause sind und diese un-
   dogmatisch in den Dienst einer modernen, vitalen Interpretation stellen. Das Or-
   chester verfügt über zwei verschiedene Stammbesetzungen, die je nach Erfordernis
   der Werke ergänzt werden. Dessen Konzertmeisterinnen sind Renate Steinmann
   und Eva Borhi. Der Chor wird von einer flexiblen Besetzung bis zu vierzig Personen
   gebildet, wobei einzelne Sängerinnen und Sänger auch immer wieder die Chance
   bekommen, solistische Aufgaben zu übernehmen. Seit seiner Gründung erarbeitet das
   Ensemble im Monatsrhythmus das gesamte Vokalwerk von Bach. Diese kontinuier-
   liche Arbeit unter der Leitung von Rudolf Lutz hat das Ensemble zusammenwachsen
   und reifen lassen. Heute verfügt es über einen homogenen, aber facettenreichen
   Klang und eine grosse Erfahrung in der Interpretation von Bach. Über Bach hinaus
   gehören Werke anderer Stilrichtungen (u. a. religiöse und symphonische Werke von
   Händel, Haydn und Beethoven) zum Repertoire des Ensembles. Chor & Orchester
   der J. S. Bach-Stiftung sind mittlerweile ein national und international gefragtes
   Ensemble und treten in wichtigen Bach-Stätten und Konzerthäusern Europas auf.
      Rudolf Lutz (St. Gallen, *1951) ist ein Musiker singulärer Befähigungen als Pianist,
   Organist, Cembalist, Komponist, Dirigent und Improvisator. Nach langjähriger Tätig-
   keit als Improvisationsdozent an der Schola Cantorum Basiliensis und als Organist in
   der Stadtkirche St.Laurenzen in St.Gallen widmet sich Rudolf Lutz heute internationalen
   Konzertengagements und Meisterkursen in Europa, Amerika und Asien. Seine interdis-
   ziplinäre Erfahrung machte ihn zum prädestinierten musikalischen Leiter der Gesamt-
   aufführung von Bachs Vokalwerk, des gigantischen Projekts der J. S. Bach-Stiftung
   St.Gallen. Für sein Lebenswerk wurde Rudolf Lutz u.a. mit dem Kulturpreis des Kantons
   St.Gallen (2006) und mit dem STAB-Preis der Stiftung für Abendländische Ethik und Kul-
   tur (2015) sowie dem Schweizer Musikpreis (2019) geehrt. Seit 2016 ist Rudolf Lutz Mitglied
   des Direktoriums der Neuen Bach-Gesellschaft e.V. Leipzig. Im April 2021 wurde Lutz
   die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Zürich verliehen.
BWV 120
KANT
ATENT                                          «Gott, man lobet dich in der Stille»
EXT                                            Kantate zur Ratswahl
                                               Erste Aufführung
                                               Erstfassung wohl 1729, spätere Fassung 1742
                                               oder später – Leipzig
                                               Textdichter
                                               Psalm 65.2 (Satz 1); Unbekannt (Sätze 2–5),
                                               Martin Luther (Satz 6)

1. Arie — Alt                                  so heute Sitz und Wahl verneut,
«Gott, man lobet dich in der Stille zu Zion,   mit vielem Segen wolle schmücken.
und dir bezahlet man Gelübde».
                                               4. Arie — Sopran
2. Chor                                        Heil und Segen
Jauchzet, ihr erfreuten Stimmen,               soll und muß zu aller Zeit
steiget bis zum Himmel ‘nauf!                  sich auf unsre Obrigkeit
    Lobet Gott im Heiligtum                    in erwünschter Fülle legen,
    und erhebet seinen Ruhm;                   daß sich Recht und Treue müssen
    seine Güte,                                miteinander freundlich küssen.
    sein erbarmendes Gemüte
    hört zu keinen Zeiten auf.                 5. Rezitativ — Tenor
                                               Nun, Herr, so weihe selbst das Regiment mit
3. Rezitativ — Bass                            deinem Segen ein,
Auf! du geliebte Lindenstadt,                  daß alle Bosheit von uns fliehe
komm, falle vor dem Höchsten nieder;           und die Gerechtigkeit in unsern Hütten blühe,
erkenne, wie er dich                           daß deines Vaters reiner Same
in deinem Schmuck und Pracht                   und dein gebenedeiter Name
so väterlich                                   bei uns verherrlicht möge sein.
erhält, beschützt, bewacht
und seine Liebeshand                           6. Choral
noch über dir beständig hat.                   Nun hilf uns, Herr, den Dienern dein,
Wohlan,                                        die mit dein’m Blut erlöset sein;
bezahle die Gelübde, die du dem Höchsten       laß uns im Himmel haben Teil
hast getan,                                    mit den Heilgen im ewgen Heil.
und singe Dank- und Demutslieder;              Hilf deinem Volk, Herr Jesu Christ,
komm, bitte, daß er Stadt und Land             und segne, was dein Erbteil ist;
unendlich wolle mehr erquicken                 wart und pfleg ihr’ zu aller Zeit
und diese werte Obrigkeit,                     und heb sie hoch in Ewigkeit.
Kantatentext und Vertonung
 EINF
ÜHR     Der alljährlich am Bartholomäustag (24. August) in der
UNG     Leipziger Nikolaikirche zelebrierte Antritt des aus drei
        abwechselnd «sitzenden» bzw. «ruhenden» Kollegien
        bestehenden Rates bildete den Höhepunkt der kom-
        munalen Herrschaftsrepräsentation und bedeutete für
        Bach als städtischen Director musices eine ehrenvolle
        Zusatzaufgabe. Daher zeichnen sich seine Ratswechsel-
        musiken durch hohe Qualität und grosse Besetzung
        aus. Die aus einer langwierigen Entstehungsgeschichte
        hervorgegangene und mindestens mit der Trauungs-
        kantate «Herr Gott, Beherrscher aller Dinge» (BWV 120a),
        der Festmusik zur Zweihundertjahrfeier der Augsbur-
        gischen Konfession (BWV 120b) sowie einer Frühfas-
        sung der Violinsonate BWV 1019 verknüpfte Kantate
        BWV 120 wurde wahrscheinlich 1729 in einer verschol-
        lenen Frühfassung erstaufgeführt und zum Ratswechsel
        1742 oder in einem der Folgejahre in der heute überlie-
        ferten Version erneut dargeboten. Der Librettist ist nicht
        bekannt, die vom Psalmenzitat (Ps. 65, 2) bestimmte
        Inhaltlichkeit kreist um die Themen Gotteslob, Dank-
        barkeit und eine Verpflichtung des neugewählten Rates
        auf Gerechtigkeit und Treue. Bach hat den schwung-
        vollen Chorsatz Nummer 2 später noch für das «Et
        expecto» der h-Moll-Messe umfassend neu bearbeitet.

        Weitere Hinweise finden sich auf der Innenseite –
        aufgeklappt können sie gleichzeitig mit dem Kantaten-
        text gelesen werden.
Musikalisch-theologische Anmerkungen
ANMER
KUNGEN                                      von Dr. Anselm Hartinger und Pfr. Dr. Niklaus Peter

1. Arie Die Eingangsarie des feierlichen Gottes-         Römerbrief 13 zur Grundlage hatte, so werden nun
dienstes zur Neukonstituierung und «Einweihung»          in der Sopranarie der Segen und die Verpflich-
des Rats bringt ein wörtliches Zitat aus Psalm 65, 2 –   tung für diese Obrigkeit näher bestimmt: «dass sich
in dem die Themen der ganzen Kantate, das Got-           Recht und Treue müssen miteinander freundlich
teslob, der Dank, die Bitte um Schutz sowie das          küssen» – eine Anspielung auf Psalm 85, 11:
Halten der Gelübde, angesprochen sind –, denn            «dass Güte und Treue einander begegnen, Ge-
das ist mit dem altertümlichen «Dir bezahlet man         rechtigkeit und Friede sich küssen». Der zugleich
Gelübde» gemeint. Das im Psalmvers enthaltene            verzückt schimmernden wie in ihren Solofigu-
Stichwort «Stille» leitete Bach zur ungewöhnlichen       rationen leichtfüssig beschwingten Arie merkt
Entscheidung, die Festkantate nicht mit einem            man ihre zwischenzeitliche Umwidmung zu einer
jubelnden Tuttisatz zu beginnen, sondern ihm eine        Hochzeitsmusik an. Zudem hat Bach, der ja auch
Soloarie mit sprechenden Pausen und Fermaten             ein herausragender Geiger war, sie auch als So-
vorzuschalten. Diese strahlt dank des schwin-            natensatz für Violine und Cembalo hinterlassen.
genden 6 ∕ 8-Taktes und der eleganten Instrumen-
tierung mit Streichern und Oboen d’amore den-            5. Rezitativ Das Tenorrezitativ ist eine direkte
noch Freude und Liebreiz aus.                            Bitte an Gott, «das Regiment» mit seinem Segen
                                                         zu weihen. So soll eine von Bosheit freie, in Ge-
2. Chor Der Chor antwortet mit der Aufforde-             rechtigkeit erblühende Stadt ein Ort werden, an
rung des unbekannten Textdichters, dieses Got-           dem auf diese Weise Gottes Name verherrlicht
teslob mit Gesang darzubringen, dankbar und in           wird. Der hinzugefügte Streichersatz verleiht der
der Gewissheit, dass Gottes Erbarmen nicht auf-          staatstheologischen Weihehandlung klingende
hören werde. In die Trompetentonart D-Dur ver-           Würde.
setzt, wirkt der Einsatz des vollen Orchesters als
fanfarenglänzender Weckruf, der das «Jauchzen»           6. Choral Der Schlusschoral bringt mit einer
wörtlich nachzeichnet und das gen Himmel ge-             Strophe aus dem von Luther übersetzten grego-
richtete Gotteslob als sukzessives Aufsteigen er-        rianischen Loblied «Te Deum laudamus» («Herr
lebbar macht.                                            Gott, dich loben wir») eine theologische Vertiefung
                                                         und christologische Konkretisierung. Da dem Cho-
3. Rezitativ Das Rezitativ vertieft und verdeut-         ral noch eine nicht erhaltene «Intrada con Trombe
licht mit dem Aufruf an die «Lindenstadt» (eine          e Tamburi» folgte, darf man Bachs Option für einen
alte Etymologie Leipzigs aus dem Wendischen),            schlicht instrumentierten vierstimmigen Liedsatz
im Gebet sich an die Erhaltung, den Schutz und           wohl als bewusst demütig gehaltene abschlies-
die väterliche Vorsorge Gottes für Leipzig zu er-        sende Gebetsgeste verstehen.
innern und darum zu bitten, dass der erneuerte
Rat als Obrigkeit auch künftig unter Gottes Se-          Den in Bachs Partitur befindlichen Hinweis «In Fine
gen stehe.                                               Intrada con Trombe e Tamburi» hat Thomas Leininger
                                                         kompositorisch aufgegriffen. Die zu Bachs Universitäts-
4. Arie Wenn Martin Petzoldts Vermutung zu-              kantate BWV 207 erhaltene «Marcia» kann als paralleles
trifft, dass die (nicht erhaltene) Predigt vor der       Zeugnis solcher meist verlorener Aufführungspraktiken
Kantatenaufführung das Obrigkeitskapitel von             gelten.
DUNKEL
Aus den
Bläsersätzen
für die
Appenzeller
Bachtage
Sonntag, 14. November 2021
18.00 Uhr, evang. Kirche Stein AR

Mit Präsentation des Making-of-Films        Ohne Voranmeldung
                                            3-G: Der Einlass ist für Personen
«Berg-Bach – wie Jugendliche
                                            ab 16 Jahren nur mit Vorzeigen
den Musikhimalaya ersteigen»                eines gültigen Covid-19-Zertifikats
Mitwirkende                                 in Papierform oder auf der COVID
                                            Cert App möglich. Zur Identifikation
Junge Musikerinnen und Musiker
                                            muss zudem ein amtlicher Ausweis
Michael Wachter, Leiter der Knabenmusik,    vorgezeigt werden.
Trompetenlehrer der Musikschule St.Gallen   Eintritt frei, Kollekte
Rudolf Lutz, Komponist und Orgel            info@bachstiftung.ch, +41 71 242 16 61

Youth for Bach – ein Projekt der
JAHR
ESPRO
GRAMM
 2021

       Die Konzerte und Veranstaltungen 2021 im Überblick
       14. November     evang. Kirche Stein           AR   Bläserkonzert «hell\dunkel»
       16. November     Peterskirche, Basel           BS   Bach-Solokantaten
       17. November     Kirche Trogen                 AR   Bach-Solokantaten
       18. November     Kirche St. Peter, Zürich      ZH   Bach-Solokantaten
       26. November     Olma-Halle 2.0, St. Gallen    SG   Kantatenkonzert BWV 45
       17. Dezember     Olma-Halle 2.0, St. Gallen    SG   Kantatenkonzert BWV 122
       30. Dezember     Kirche St. Laurenzen          SG   Konzert «Zwischen den Zeiten»
       Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. Weitere Informationen
       entnehmen Sie bitte unserer Webseite: bachstiftung.ch → Konzertkalender

      w w w. b a c h i p e d i a . o r g
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