Schulabsentismus Ein Leitfaden für berufliche Schulen - FÜR LEHRKRÄFTE FÜR SCHULLEITUNGEN - Landesbildungsserver Baden-Württemberg

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Schulabsentismus Ein Leitfaden für berufliche Schulen - FÜR LEHRKRÄFTE FÜR SCHULLEITUNGEN - Landesbildungsserver Baden-Württemberg
FÜR LEHRKRÄFTE         FÜR SCHULLEITUNGEN

    Schulabsentismus
      Ein Leitfaden für berufliche Schulen

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Schulabsentismus Ein Leitfaden für berufliche Schulen - FÜR LEHRKRÄFTE FÜR SCHULLEITUNGEN - Landesbildungsserver Baden-Württemberg
I N HALTSVERZEI CHN I S

    1 Vorwort                                                             3

    2 Einleitung                                                          4

    3 Schulabsentismus – Erscheinungsformen, Ursachen und Folgen          6

    4 Schulische Handlungsschritte im Einzelfall                          8

    5 Schulabsentismus als Thema der Schulentwicklung                    11
      5.1 Fehlzeitenmanagement                                           11

      5.2 Inner- und außerschulisches Unterstützungssystem               14

      5.3 Wechselwirkungen mit weiteren Schulentwicklungsthemen          15

      5.4 Handlungsleitende Aspekte für Schul- und Abteilungsleitungen   17

      5.5 Handlungsleitende Impulsfragen                                 18

    6 Schulabsentismus als Thema der Unterrichtsentwicklung              20
      6.1 Die ersten Unterrichtswochen im Schuljahr gezielt gestalten    21

      6.2 Klassen effizient führen                                       21

      6.3 Die Lehrer-Schüler-Beziehung gestalten                         21

      6.4 Schulische Erfolge fördern                                     22

      6.5 Problematische Entwicklungen frühzeitig erkennen               22

      6.6 Kooperationsformen als Grundlage                               23

      6.7 Handlungsleitende Impulsfragen                                 23

    7 Fallbeispiele                                                      24

    8 Rechtliche Hinweise                                                26

    9 Literaturverzeichnis                                               27

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Schulabsentismus Ein Leitfaden für berufliche Schulen - FÜR LEHRKRÄFTE FÜR SCHULLEITUNGEN - Landesbildungsserver Baden-Württemberg
1 Vorwort
    Schulabsentismus stellt auch berufliche Schulen zu­       Für die beruflichen Schulen bieten sich verschiedene
    nehmend vor große Herausforderungen. So kommen            Handlungsoptionen an, um den damit zusammenhän­
    einige der von den allgemeinbildenden Schulen ab­         genden Herausforderungen zu begegnen – auch im
    gehenden berufsschulpflichtigen Schülerinnen und          Rahmen der systematisch angelegten Schulentwick­
    Schüler im beruflichen Schulwesen trotz der geregel­      lung. Die Handreichung möchte die Arbeit an den
    ten Übergabeverfahren nicht an, und die Zahl der          Schulen vor Ort unterstützen. Sie stellt in der schuli­
    Schülerinnen und Schüler nimmt zu, die einen Bil­         schen Praxis bewährte Herangehensweisen im Um­
    dungsgang an einer beruflichen Schule besuchen und        gang mit dem Thema Schulversäumnisse dar und soll
    durch häufige Fehlzeiten auffallen. In der Zeit des       dabei helfen, die Problemlagen und Herausforderun­
    Übergangs vom „Coronabetrieb“ in den künftigen            gen, die mit Schulabsentismus einhergehen, syste­
    Normalbetrieb wird ein besonderes Augenmerk darauf        matisch und qualitätsvoll im schulinternen Entwick­
    zu richten sein, alle Schülerinnen und Schüler schnell    lungsdialog aufzugreifen. Darüber hinaus schafft die
    wieder in die Alltagsregeln des Schulbesuchs zu           Hand­­­reichung eine Grundlage für die beruflichen
    integrieren.                                              Schulen sowie die Schulaufsicht im Prozess der Ziel­
                                                              Leistungsvereinbarung und bietet Orientierung für die
    Die mit dem Thema Schulabsentismus verbundenen            Akteure im Unterstützungssystem der beruflichen
    Probleme wurden in jüngerer Vergangenheit insbeson­       Schulen.
    dere von Schulleitungen nachdrücklich zum Ausdruck
    gebracht. Sie spannen sich von der zusätzlichen Belas­    Wir danken den Autorinnen und Autoren sehr herz­
    tung bei der Regelung der jeweiligen Einzelfallsitua­     lich für die fundierte und zugleich handlungsorientierte
    tion über die sich durch Absentismus verkomplizie­        Aufarbeitung des Themas und der damit zusammen­
    rende Klassensituation bis hin zu dem Gefühl, der         hängenden Fragen.
    Verantwortung nicht gerecht werden zu können. Die
    vorliegende Handreichung ist ein Ergebnis des Dia­        Stuttgart, Januar 2021
    logs, der in den vergangenen drei Jahren zwischen
    Schulleitungen und dem Kultusministerium stattge­
    funden hat. Sie beleuchtet die verschiedenen Facetten
    dieses komplexen Themas und die vielfältigen Gründe
    für Schulabsentismus.

                                                      Klaus Lorenz
                                                    Ministerialdirigent
                                         Ministerium für Kultus, Jugend und Sport

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Schulabsentismus Ein Leitfaden für berufliche Schulen - FÜR LEHRKRÄFTE FÜR SCHULLEITUNGEN - Landesbildungsserver Baden-Württemberg
2 Einleitung
    Berufliche Schulen in Baden-Württemberg erfüllen          Bei Schülerinnen und Schülern, die häufig in der
    mit vielfältigen Angeboten der beruflichen Orientie­      Schule fehlen, zeigen sich erhebliche Langzeitfolgen
    rung und Grundbildung, der beruflichen Erstausbil­        (Ricking & Albers, 2019), so haben sie beispielsweise
    dung und der Höher- und Weiterqualifizierung unter­       deutlich geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und
    schiedliche gesellschaftlich, kulturell, ökonomisch und   eine höhere Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden.
    politisch bedeutsame Funktionen. Die regelmäßige
    Teilnahme der Schülerinnen und Schüler am Unter­          Berufliche Schulen halten Bildungswege offen, ermög­
    richt entscheidet maßgeblich über den schulischen Er­     lichen einen Schulabschluss und den Aufbau einer
    folg. Wenn Schülerinnen und Schüler dem Unterricht        beruflichen Existenz. Hierbei ist es wichtig, die mit
    und der Schule fernbleiben, spricht man von Schulab­      Schulabsentismus verbundenen Probleme früh zu er­
    sentismus. Die individuellen, aber auch die sozialen      kennen, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen sowie für
    Auswirkungen bei Schulversäumnissen können unter­         gut vernetzte Unterstützungssysteme zu sorgen. Schul­
    schiedlich ausfallen. Sie können sich wie folgt äußern:   absentismus kann umso besser begegnet werden, je
    • Wissenslücken, Leistungsabfall, Klassenwieder­          schwächer seine Ausprägung sich zeigt und je kürzer
      holungen und/oder                                       er dauert (vgl. Lenzen, Brunner und Resch, 2016; Len­
    • fehlende soziale Einbindung und/oder                    zen et al., 2013). Umgekehrt bedeutet dies: Je länger
    • Schulabbruch und/oder                                   eine Schülerin oder ein Schüler an der Schule fehlt,
    • ggf. Delinquenz.                                        desto größer ist die Gefahr, dass die/der Jugendliche
                                                              bzw. junge Erwachsene ohne Abschluss oder Berufs­
    Zudem kann Schulabsentismus zur Entwicklung und
                                                              ausbildung bleibt und mit den oben genannten Kon­
    Verstärkung psychischer Probleme bei Schülerinnen
                                                              sequenzen aus dem Schulsystem ausscheidet.
    und Schülern beitragen (Knollmann, Knoll, Reissner,
    Metzelaars und Hebebrand, 2010, S.75), z. B. indem
                                                              Verschiedenen Studien zufolge bleiben in Deutsch­
    durch das Fernbleiben bestimmte Anforderungen ge­
                                                              land ca. 5 – 20 % der Schülerinnen und Schüler ihrer
    mieden werden können oder der Wegfall der schuli­
                                                              Schule fern (vgl. Knollmann, Knoll, Reissner, Metze­
    schen Tagesstruktur einen kompletten sozialen Rück­
                                                              laars und Hebebrand, 2010; Hennemann et al., 2010;
    zug ermöglicht.
                                                              Lenzen et al., 2013). Vom Kindes- zum Jugendalter
                                                              nimmt die Zahl der Fälle zu. Für die beruflichen
                                                              Schulen liegen kaum konkrete Zahlen vor. In Baden-
                                                              Württemberg ist Schulabsentismus kein Thema der
                                                              offiziellen Schulstatistik. Man kann allerdings davon
                                                              ausgehen, dass Schulabsentismus hier ebenfalls stark
                                                              verbreitet ist.

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Schulabsentismus Ein Leitfaden für berufliche Schulen - FÜR LEHRKRÄFTE FÜR SCHULLEITUNGEN - Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Die vorliegende Handreichung bietet den Akteuren         • Schulabsentismus als Schulentwicklungsthema so­
an den beruflichen Schulen Orientierung, indem sie         wie mögliche organisatorische Maßnahmen darstellt
• zu wesentlichen Aspekten des Schulabsentismus in­        (Kapitel 5);
  formiert. Die Informationen betreffen Schulleiterin­   • mögliche Schnittstellen zu anderen Organisationen
  nen/Schulleiter und deren Stellvertreterinnen/Stell­     und außerschulischen Partnern als Unterstützungs­
  vertreter, Abteilungsleiterinnen/Abteilungsleiter,       system benennt (Kapitel 5);
  Klassenlehrkräfte, Fachlehrkräfte sowie die Akteure    • pädagogische Überlegungen zu Schulabsentismus in
  des Unterstützungssystems (Sozialpädagoginnen/           die verschiedenen Konzepte zur Weiterentwicklung
  Sozialpädagogen, Lehrkräfte der Sonderpädagogik,         des Unterrichts einbettet (Kapitel 6);
  Beratungslehrkräfte, Fachberaterinnen/Fachberater,     • Hinweise zur rechtlichen Einordnung des Themas
  Schulpsychologinnen/Schulpsychologen);                   Schulabsentismus liefert (Kapitel 8).
• Hintergrundwissen liefert zu Ursachen und Erschei­
                                                         Wichtige rechtliche Grundlagen, Briefvorlagen, Ge­
  nungsformen von Schulabsentismus (Kapitel 3);
                                                         sprächsleitfäden sowie Protokollvorlagen stehen unter
• Handlungsoptionen, Maßnahmen und Handlungs­
                                                         https://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/oes/
  abläufe im Umgang mit Schulabsentismus vorstellt
                                                         schulentwicklung.html zur Verfügung.
  (Kapitel 4 und 7);
• Hinweise auf Formen der Reflexion und Koope­
  ration in der Auseinandersetzung mit dem Thema
  Schulabsentismus an beruflichen Schulen gibt
  (Kapitel 5 und 6);

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Schulabsentismus Ein Leitfaden für berufliche Schulen - FÜR LEHRKRÄFTE FÜR SCHULLEITUNGEN - Landesbildungsserver Baden-Württemberg
3 Schulabsentismus –
          ERS C H EINUNGS FOR M E N , U RS AC HE N U N D F O L G E N

    Der Begriff „Schulabsentismus“ dient heute als neutra­     Eltern oder Ärzte einher. Daneben gibt es die Kate­
    ler Überbegriff für verschiedene Phänomene rund um         gorie des Zurückhaltens von der Schule. Diese be­
    das Thema „Fernbleiben von der Schule“ und schließt        schreibt, dass Eltern aus verschiedenen Gründen ihre
    somit jede Form von physischer Abwesenheit unab­           Kinder von der Schule fernhalten, beispielsweise, weil
    hängig von den Motiven des Schülers bzw. der Schüle­       diese auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen sollen.
    rin oder der Informiertheit der Eltern ein (vgl. Lenzen    Denkbar ist es, dass Ausbildungsbetriebe Berufsschü­
    et al., 2013, S. 571). „Schulabsentismus“ umfasst ver­     lerinnen oder Berufsschüler vom Unterrichtsbesuch
    schiedene Ursachenbereiche und Erscheinungsformen          zurückhalten, um die Arbeitskraft der/des Auszubil­
    (vgl. Abb. 1).                                             denden in Anspruch zunehmen. Nachvollziehbare In­
                                                               formationen oder Daten liegen hierzu nicht vor. Die
    Mögliche Ursachen können bei der Schülerin oder            verschiedenen oben beschriebenen Erscheinungsfor­
    dem Schüler, im häuslichen Umfeld, in der Schule/          men kommen häufig als Mischformen vor.
    dem Betrieb oder bei den Peers bzw. im sozialen Um­
    feld liegen (siehe Abb. 1). Diese Ursachen können          An beruflichen Schulen tritt Schulabsentismus häufig
    auch miteinander in Beziehung stehen und sich wech­        in folgenden Zusammenhängen auf:
    selseitig verstärken (vgl. Sälzer, 2010, S. 9; Lenzen et   • Unübersichtlichkeit großer Schulzentren (verschie­
    al., 2016, S. 103). In der psychologischen und psychia­      dene Bildungsgänge, Fachbereiche; sehr große An­
    trischen Literatur werden die folgenden Erscheinungs­        zahl an Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern);
    formen von Schulabsentismus unterschieden:                 • Bedürfnisse der Betriebe stehen im Widerspruch zu
    • Schulschwänzen (Schulunlust oder Schulverweige­            den Anforderungen der Schule;
      rung aufgrund mangelnder Motivation),                    • Schüler/Schülerinnen haben ggf. schlechte Erfahrun­
    • angstbedingte Schulverweigerung mit den Unter­             gen mit dem Schulsystem und den eigenen Leistun­
      formen                                                     gen und sehen ihren Schulaufenthalt als „Absitzen“
      - Schulangst (Ängste, die die Schule betreffen:            der Regelschulpflicht (z. B. weil sie bisher keinen
        Leistungsangst, soziale Angst) und                       Abschluss erreicht oder keinen Platz in der Wunsch­
      - Schulphobie (Angst, sich von der Familie/der             ausbildung erhalten haben);
        gewohnten Umgebung zu trennen)                         • Volljährigkeit der Schülerinnen und Schüler als be­
    • sowie Zurückhalten von der Schule (z. B. durch             sondere rechtliche Situation;
      Eltern).                                                 • Schülerinnen und Schüler, die die Schule vom
                                                                 ersten Tag an überhaupt nicht besuchen, z. B. weil
    Beim klassischen Schulschwänzen erfolgt das unent­           sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen müssen
    schuldigte Fernbleiben von der Schule zugunsten von          oder bereits eigene Kinder haben, deren Betreuung
    Aktivitäten, die Schülerinnen und Schüler im Vergleich       nicht gewährleistet ist;
    zum Unterricht als angenehmer empfinden. Hingegen          • Hilfebedürftigkeit von Familienmitgliedern oder
    gründet angstbedingte Schulverweigerung in eher psy­         Notwendigkeit, im familiären Betrieb auszuhelfen;
    chologischen, ggf. auch psychiatrisch auffälligen Berei­   • Familien, die den Bezug von Kindergeld als zentra­
    chen und geht häufig mit Entschuldigungen durch              les Motiv für den Schulbesuch sehen.
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Häusliches Umfeld, z. B.:                                                      Peers / Soziales Umfeld, z. B.:
      • niedriger sozioökonomischer Status, Armut, Arbeitslosigkeit                  • Freunde mit problematischem
      • besondere Belastungen (Trennung, körperliche/psychische                        Sozialverhalten, Delinquenz
        Krankheit der Eltern, Todesfall) familiäre Konflikte                         • attraktivere Freizeitgestaltung
      • Vernachlässigung, Gewalt, Kindeswohlgefährdung
      • Erziehungsverhalten

                                                     Schüler/in z. B.:
                                                     • Über-/Unterforderung
                                                     • Teilleistungsstörung
                                                     • psychische oder
                                                       körperliche Erkrankung
                                                     • geringe Motivation

      Schule, z. B.:                                                                 Betrieb, z. B.:
      • Leistungsanforderung                                                         • Verhältnis zur Ausbildungsleitung,
      • Schulklima, Klassenklima                                                       zu Kolleginnen und Kollegen
      • Konflikte, Mobbing                                                           • Anforderungen
      • Verhältnis zu Lehrpersonen
      • Umgang mit Fehlzeiten

                                                     Erscheinungsformen

      Schulschwänzen                       Schulverweigerung (angstbedingt)                            Zurückhalten
      mangelnde Motivation,                Schulangst:               Schulphobie:                      durch die Familie
      Störung Sozialverhalten              Angst vor konkreten       Angst vor Trennung
                                           Belastungen in der        vom vertrauten
                                           Schule / im Betrieb       Milieu

Abbildung 1: Ursachenbereiche und Erscheinungsformen von Schulabsentismus

          Anhand der bisherigen Ausführungen wird deutlich,       für das Fernbleiben vom Unterricht spielen können,
          wie vielfältig Ursachen und Wechselwirkungen beim       werden Schulen Verhaltensänderungen bei schulab­
          Thema Schulabsentismus sein können, und dass an         senten Schülerinnen und Schülern nicht alleine bewir­
          beruflichen Schulen einige der Faktoren auf besondere   ken. Eine gute Vernetzung verschiedener Akteure ist
          Weise zusammentreffen. Die Handreichung zielt im        somit von großer Bedeutung.
          Folgenden auf den von der beruflichen Schule beein­
          flussbaren Bereich von Schulabsentismus. Da auch
          nichtschulische Einflussfaktoren eine zentrale Rolle
                                                                                                                            7
4 Schulische Handlungsschritte
              im Einzelfall
    Trotz der unterschiedlichen Ursachen und Formen           Kommunikation und Absprachen
    von Schulabsentismus können übergreifende Heran­          • Mit wem können/müssen Gespräche geführt wer­
    gehensweisen für den Umgang mit dem Problem                 den? Wer trägt welche Verantwortung? Wer kann
    Schulabsentismus benannt werden. Diese sind:                in welcher Art und Weise zur Lösung des Problems
    • frühzeitige Intervention, um Gewöhnungsprozessen          beitragen?
      entgegenzuwirken;                                       • Welche Personen oder Stellen können/müssen über
    • möglichst individuelle Betrachtung des spezifischen       die Fehlzeiten informiert werden? Wer informiert
      Falls;                                                    diese Personen/Stellen?
    • enge Kooperation von Schule und je nach Aus­            • Wurden bereits Gespräche mit dem Schüler/der
      gangslage Betrieb oder Elternhaus, ggf. unter Einbe­      Schülerin ggf. den Eltern geführt? Mit welchem
      ziehung der Unterstützungssysteme;                        Ergebnis?
    • regelmäßiger Austausch relevanter Informationen         • Wurde bereits eine Klassenkonferenz durchgeführt?
      unter allen Beteiligten;                                  Mit welchem Ergebnis?
    • Zuständigkeit einer Person zur Steuerung des Vor­
      gehens im Sinne eines Einzelfall-Managements            Maßnahmen
      (z. B. Klassenlehrkraft). Deren Funktion: Relevante     • Welche inner- und außerschulischen Maßnahmen
      Informationen zusammentragen, andere involvierte          wurden bereits ergriffen? Wie hilfreich waren diese?
      Personen und Systeme auf dem aktuellen Stand hal­       • Welche inner- und außerschulischen Maßnahmen
      ten und mit diesen die weiteren Schritte festlegen.       können noch ergriffen werden?
                                                              • Welche Kooperationspartner/Unterstützungssyste­
    Daraus lassen sich handlungsleitende Fragen für das         me wurden miteinbezogen bzw. können noch mit
    Vorgehen im Einzelfall ableiten:                            einbezogen werden?
                                                              • Wie findet der Informationsaustausch zwischen den
    Grundsätzliche Fragen:                                      Kooperationspartnern/ Unterstützungssystemen
    • Wer trägt die Verantwortung für den Umgang mit            statt?
      dem konkreten Fall?                                     • Wie kann die Schülerin/der Schüler nach einer län­
    • Welche Fehlzeiten und/oder Auffälligkeiten werden         geren Abwesenheitsphase wieder in den Unterricht/
      beobachtet?                                               die Schule eingebunden werden?
    • Ist die Schülerin/der Schüler minder- oder volljäh­
      rig?                                                    Nachfolgend werden schulische Handlungsschritte so­
    • Wird die Schülerin/der Schüler in Voll- oder Teilzeit   wie die hierfür verantwortlichen Personen für den
      beschult?                                               Teilzeit- bzw. Vollzeitbereich beruflicher Schulen dar­
    • Welche Ursachen werden für die Schulabsenz ver­         gestellt. Fallbeispiele hierzu sind in Kapitel 7 darge­
      mutet? Welche Hinweise stützen die Vermutungen?         stellt.

8
Handlungsschritte für den Vollzeitbereich

                Handlungsschritte                                    Verantwortung           Mögliche Kooperation

                Handlungsgrundlage schaffen                          Schulleitung
                • über Schulpflicht und Entschuldigungspraxis        Abteilungsleitung
 (Basisstufe)

                  informieren                                        Klassenlehrkraft
   Stufe 0

                • alle Fehlzeiten dokumentieren und                  alle Lehrkräfte
                • auswerten (Häufigkeit, Muster,
                • Regelmäßigkeiten)
                • schulinterne Absprachen beachten

                   Erste Auffälligkeiten (1 unentschuldigter Fehltag bzw. 2 entschuldigte Fehltage/Monat)

                Informationen austauschen/ins Gespräch gehen         Abteilungsleitung       Innerschulisches
                • mit Kolleginnen und Kollegen                       Klassenlehrkraft        Unterstützungssystem
    Stufe 1

                • mit der Abteilungsleitung                          oder Lehrkraft mit      Im Bereich AVdual:
                • mit der Schülerin/dem Schüler                      Bezug zum Schüler/      AVdual-Begleiter
                • bei Minderjährigen: Eltern                         zur Schülerin           Lernberater
                Erste Konsequenzen ziehen

                                                Anhaltende Auffälligkeiten

                Schülergespräch/bei Minderjährigen: Eltern­          ggf. Schulleitung       Innerschulisches
                gespräch                                             Abteilungsleitung       Unterstützungssystem
                • Unterstützungsangebote aufzeigen und empfeh-       Klassenlehrkraft        Arzt
                  len                                                Klassenkonferenz        Beratungsstellen
                • verbindliche Absprachen
    Stufe 2

                • ggf. ärztliches Zeugnis einfordern
                • ggf. Kontaktaufnahme mit behandelndem Arzt
                • Aufzeigen rechtlicher Konsequenzen
                Ggf. Klassenkonferenz
                • Informationen austauschen
                • pädagogische Strategie abstimmen

                        Weitere Auffälligkeiten (weitere Fehlzeiten, Nicht-Einhalten von Absprachen)

                Formalisiertes Schülergespräch/bei Minder­           Schulleitung            Schulaufsicht
                jährigen: Elterngespräch                             Abteilungsleitung       Kliniken
                • außerschulische Unterstützungssysteme nach-        Klassenlehrkraft        Psychiater/Psycho­
    Stufe 3

                  drücklich empfehlen                                                        therapeuten
                • Einfordern eines amtsärztlichen Zeugnisses und                             Gesundheitsamt
                  Information ans Gesundheitsamt                                             ggf. Jugendamt
                (Rechtliche) Konsequenzen umsetzen                                           Polizei/Ordnungsamt

                             Situation unverändert bzw. Schulbesuch findet nicht mehr statt

                Informationen bündeln/Runder Tisch                   Schulleitung            ggf. Jugendamt
    Stufe 4

                • Maßnahmen abstimmen                                ggf. Jugendamt          alle involvierten
                • ggf. weitere Schritte laut Schulbesuchsverord-                             Kooperationspartner
                  nung und Schulgesetz aufzeigen und einleiten

                                      Ggf. Schweigepflichtentbindungen einholen.
                                    Dokumentation aller Gespräche und Maßnahmen.

Abbildung 2: Handlungsschritte Vollzeit (in Anlehnung an: Ministerium für Kultus; Jugend und Sport
Baden-Württemberg (Hrsg.), Schulabsentismus – eine Handlungshilfe für Schulen, 2015)

                                                                                                                    9
Handlungsschritte für den Teilzeitzeitbereich

                     Handlungsschritte                                     Verantwortung         Mögliche Kooperation

                     Handlungsgrundlage schaffen                           Schulleitung           Betrieb
      (Basisstufe)

                     • über Schulpflicht und Entschuldigungspraxis         Abteilungsleitung
        Stufe 0

                       informieren                                         Klassenlehrkraft
                     • Fehlzeiten dokumentieren und                        alle Lehrkräfte
                     • auswerten (Häufigkeit, Muster,
                     • Regelmäßigkeiten)

                             Erste Auffälligkeiten (1 unentschuldigter Fehltag bzw. 10 % Fehlzeitenquote)

                     Informationen austauschen/ins Gespräch gehen          Abteilungsleitung      Betrieb
                     • mit Kolleginnen und Kollegen                        Klassenlehrkraft       Innerschulisches
                     • mit der Abteilungsleitung                           oder Lehrkraft mit     Unterstützungssystem
         Stufe 1

                     • mit der Schülerin/dem Schüler (Kontrolle Bericht-   Bezug zum Schüler/
                       heft)                                               zur Schülerin
                     • bei Minderjährigen: mit den Eltern
                     • mit dem Betrieb
                     Erste Konsequenzen ziehen

                                                     Anhaltende Auffälligkeiten

                     Schülergespräch/bei Minderjährigen: Eltern­           ggf. Schulleitung      Betrieb
                     gespräch                                              Abteilungsleitung      Innerschulisches
                     • Unterstützungsangebote aufzeigen und empfehlen      Klassenlehrkraft       Unterstützungssystem
                     • verbindliche Absprachen treffen                     Klassenkonferenz       Arzt
                     • ggf. ärztliches Zeugnis einfordern                                         Beratungsstellen Aus-
                     • ggf. Kontaktaufnahme mit behandelndem Arzt                                 bildungsberater der
         Stufe 2

                     • Aufzeigen rechtlicher Konsequenzen                                         zuständigen Kammer
                     Ggf. Klassenkonferenz
                     • Informationen austauschen
                     • pädagogische Strategie abstimmen
                     Betrieb
                     • fortlaufend informieren
                     • Maßnahmen abstimmen

                             Weitere Auffälligkeiten (weitere Fehlzeiten, Nicht-Einhalten von Absprachen)

                     Formalisiertes Schülergespräch/bei Minder­            Schulleitung           Schulaufsicht
                     jährigen: Elterngespräch                              Abteilungsleitung      Kliniken
                     • Fortlaufende Information des Betriebs               Klassenlehrkraft       Psychiater/Psycho­
         Stufe 3

                     • Außerschulische Unterstützungssysteme nach-                                therapeuten
                       drücklich empfehlen                                                        Gesundheitsamt
                     • Einfordern eines amtsärztlichen Zeugnisses und                             ggf. Jugendamt
                       Information ans Gesundheitsamt                                             Polizei/Ordnungsamt
                     (Rechtliche) Konsequenzen umsetzen

                                  Situation unverändert bzw. Schulbesuch findet nicht mehr statt

                     Informationen bündeln/Runder Tisch                    Schulleitung           Ausbildungsberater
                     • Fortlaufende Information des Betriebs               ggf. Jugendamt         der zuständigen
                     • Maßnahmen abstimmen                                                        Kammer
         Stufe 4

                     • ggf. weitere Schritte laut Schulbesuchsverord-                             ggf. Jugendamt
                       nung und Schulgesetz aufzeigen und einleiten                               alle involvierten
                                                                                                  Kooperationspartner

                                           Ggf. Schweigepflichtentbindungen einholen.
                                         Dokumentation aller Gespräche und Maßnahmen.

     Abbildung 3: Handlungsschritte Teilzeit (in Anlehnung an: Ministerium für Kultus; Jugend und Sport
10   Baden-Württemberg (Hrsg.), Schulabsentismus – eine Handlungshilfe für Schulen, 2015)
5 Schulabsentismus als
    Thema der Schulentwicklung
Nicht besuchter Unterricht ist verlorene Lernzeit und   Folgende Punkte sind dabei in der Praxis wichtig, die
mindert den Erfolg der beruflichen und schulischen      anschließend genauer erläutert werden:
(Aus)Bildung. Ziel ist eine Anwesenheitsquote von       • Das systematische Erfassen von Fehlzeiten
96 %, da 4 % für autorisierte Versäumnisse (v. a. das   • Eine klare Strategie bei der Verfolgung von Regel­
Fehlen wegen Krankheit) veranschlagt werden können        verletzungen
(vgl. Ricking, 2018, Folie 18).                         • Einer entsprechenden Haltung der Schulleitung und
                                                          der Lehrkräfte zum Thema Schulabsentismus
                                                        • Die Einbeziehung der Schülerschaft, der Eltern und
5.1 FEHLZ EI TEN M AN AG EM EN T
                                                          der Ausbildungsbetriebe.
Der systematische Umgang mit Fehlzeiten ist eine zen­
trale Voraussetzung, um Schulabsentismus zu begeg­      Systematische Erfassung von Fehlzeiten
nen. Zu klären oder zu überprüfen sind z. B.:           Damit eine Schule weiß, ob oder inwieweit Fehlzeiten
• eine schuleinheitliche Entschuldigungs-/Fehlzeiten­   das Lernklima, den Lernerfolg und die Unterrichts­
  regelung für alle Bildungsgänge als Anhang der        kultur prägen, benötigt sie konkrete Zahlen. Grund­
  Schulordnung (ggf. differenziert nach Teilzeit- und   lage jeder weiteren Maßnahme ist deshalb die Erfas­
  Vollzeit-Bildungsgängen);                             sung der Fehlzeiten in den einzelnen Klassen. Jede
• ein einheitlicher Weg zur Erfassung von Fehlzeiten    Fachlehrkraft dokumentiert zu Beginn jeder Stunde
  und Auffälligkeiten;                                  im Tagebuch, welche Schülerinnen und Schüler feh­
• ein rasches und einheitliches Vorgehen bei Fehlzei­   len. Kommt es zu Auffälligkeiten, spricht die Fach­
  ten/Regelverstößen/Auffälligkeiten;                   lehrkraft die Schülerinnen und Schüler an und tritt
• Transparenz dieser Regelung und Vorgehensweise        mit der Klassenlehrkraft in Kontakt.
  gegenüber Schülerinnen und Schülern sowie Eltern;
                                                        In der Literatur (z. B. Ricking & Hagen 2016) wird ein
• Verantwortlichkeiten der Fach- und Klassenlehrkräf­
                                                        rasches Handeln bei Regelverstößen empfohlen, was
  te sowie der Abteilungs- und Schulleitungen;
                                                        in der Praxis folgendermaßen aussehen könnte: Die
• Strukturen zum regelmäßigen Austausch im Kolle­
                                                        Klassenlehrkraft verschafft sich regelmäßig (am letzten
  gium.
                                                        Tag jeder Schulwoche) einen Überblick über die Fehl­
Daraus ergeben sich für den Einzelfall typische Hand­   zeiten. Bei Auffälligkeiten spricht sie die jeweiligen
lungsverläufe. Wie diese aussehen und wie Verstößen     Schülerinnen und Schüler an. Falls diese minderjährig
gegen die Fehlzeitenregelung der Schule begegnet        sind, informiert sie die Eltern. Gleichzeitig geht sie auf
werden kann, beschreiben die Übersichten in Kapitel     die Abteilungsleiterin/den Abteilungsleiter zu. Diese
4, S. 9f.                                               orientieren sich beim weiteren Vorgehen am Maßnah­
                                                        menkatalog der Schule zu den Fehlzeiten.

                                                                                                                     11
Hilfreich kann es sein, die Fehlzeiten mittels eines      Fehlzeitenanalyse auf der Basis vorliegender
     elektronischen Tagebuchs zu erfassen, um Hinweise         Daten – eine Form der datengestützten Schul­
                                                               entwicklung
     auf eine Häufung von Fehlzeiten zu bekommen               Im Kontext der OES-Studienreihe „Schulorganisa-
     (Signalfunktion) oder die Fehlzeiten automatisiert aus­   tion und Schulmanagement“ entwickelte Schul-
                                                               leiter Axel Rombach von den Beruflichen Schulen
     werten zu können.                                         Schramberg „Instrumente zur Messung und
                                                               Reduktion von Schüler/innen-Absentismus in der
                                                               einjährigen Berufsfachschule Metall“.
     Nach Lenzen et al. (2013) empfiehlt es sich, bei jedem
                                                               Ziele des Projekts waren:
     unentschuldigten Fehltag bzw. ab zwei entschuldigten      • Muster hinsichtlich der Fehlzeiten von Schülerin-
                                                                  nen und Schülern zu finden;
     Fehltagen/Monat ein Gespräch mit dem Schüler/der
                                                               • Unterschiede zwischen den Schularten zu er-
     Schülerin und ggf. den Eltern zu führen. Auch bei den        mitteln;
     entschuldigten Fehlzeiten kann es zu auffälligen Häu­     • zu überprüfen, ob Fehlzeiten mit den Leistungen
                                                                  korrelieren;
     fungen kommen, die klärungsbedürftig sind und ein         • Hypothesen hinsichtlich der Ursachen für das
     Gespräch der Klassenlehrkraft mit der Schülerin/dem          Fehlen aufzustellen;
                                                               • aus den interpretierten Daten Handlungsstrate-
     Schüler erfordern.                                           gien abzuleiten.
                                                               Verspätungen, Fehlstunden und Fehltage wurden
                                                               per elektronischem Klassenbuch sowohl pro Schü-
     Das vorliegende Beispiel zeigt ein mögliches Vor­         lerin/Schüler als auch klassenspezifisch erfasst und
     gehen:                                                    ausgewertet. Differenziert wurde im Rahmen der
                                                               täglichen Anwesenheitsüberprüfung zwischen ent-
                                                               schuldigten und unentschuldigten Fehlzeiten. Die
                                                               Daten zu den Schülerleistungen wurden in Form
                                                               von Zeugnisnoten aus dem Schulverwaltungspro-
                                                               gramm generiert.

12
Klare Strategie bei der Verfolgung von Regel­              • im Teilzeitbereich die Betriebe (Ausbildungslei­
verletzungen                                                 tungen etc.) über das Vorgehen der Schule beim
Einheitliche und transparente Regelungen, die von            Auftreten von Fehlzeiten informiert und mit den
allen Akteuren eingehalten werden, erleichtern die           Betrieben ein gemeinsames Vorgehen vereinbart.
Umsetzung der Maßnahmen. Die Konsequenzen ihres            • über das innerschulische Unterstützungssystem in­
Verhaltens sind für die Schüler und Schülerinnen             formiert;
unmittelbar absehbar.                                      • Schüler/Schülerinnen auf ihre Eigenverantwortung
                                                             und Eltern ggf. auf ihre Mitverantwortung hinweist;
Die organisatorischen Fragen und die Regelungen sind       • die schulischen Ziele transparent macht (Erhöhung
immer wieder hinsichtlich der konsequenten Einhal­           der Schulbesuchsrate/Senkung der Fehlzeitenrate);
tung und der Wirksamkeit zu überprüfen. (Hinweise          • den schulischen Umgang mit Mobbing, Gewalt
dazu siehe OES-Broschüre „Datengestützte Schulent­           und Konflikten dargestellt und die schulischen An­
wicklung an beruflichen Schulen“, 2020).                     sprechpartner für diese und andere Problemlagen
                                                             vorstellt.
Haltung der Schulleitung und der Lehrkräfte
                                                            Praxisbeispiel: Vereinbarung mit Schülerinnen
gegenüber dem Thema Schulabsentismus                        und Schülern der Berufsschule
                                                            Beim Aufnahmegespräch der volljährigen Schülerin-
Ein Schlüssel für die erfolgreiche Reduzierung von
                                                            nen und Schüler in der Berufsschule wird folgende
Fehlzeiten ist die Haltung, die die erweiterte Schullei­    Vereinbarung besprochen und von den Schülerin-
tung und die Lehrkräfte dem Thema gegenüber ein­            nen und Schülern unterschrieben. Nicht volljährige
                                                            Schülerinnen und Schüler setzen ebenfalls ihren
nehmen. Der offene Umgang mit dem Thema Schul­              Namen unter die Vereinbarung und lassen zusätz-
absentismus liefert die Grundlage, das Thema anzuge­        lich die Vereinbarung von einem Erziehungsberech-
                                                            tigten unterschreiben.
hen und die Schulbesuchsrate zu erhöhen.
Schulleitungen stehen hier in der besonderen Verant­        Vereinbarung:
                                                            1. Das Ziel an unserer Berufsschule ist es, Ihnen
wortung, das Thema Schulabsentismus im Kollegium               eine gute Vorbereitung auf die Abschlussprüfung
zu etablieren. Ein nachlässiger Umgang wirkt sich              und den Beruf zu gewährleisten.
                                                            2. Wir erwarten von Ihnen eine regelmäßige Teil-
nachteilig auf die gesamte Lernkultur an der Schule
                                                               nahme am Unterricht.
aus. Umgekehrt gilt: Wenn eine Schule das Thema an­         3. Sollte Ihnen die Teilnahme am Unterricht nicht
                                                               möglich sein, geben Sie eine schriftliche Erklä-
geht, sinken die Fehlzeiten.
                                                               rung ab (siehe Entschuldigungsformular).
                                                            4. Die Klassenlehrkraft prüft den Versäumnisgrund.
Einbeziehung der Schülerschaft, Eltern und                     Die Fehlzeiten (entschuldigt/unentschuldigt)
                                                               werden im Klassenbuch erfasst und später in die
Ausbildungsbetriebe                                            Fehlzeitenliste aufgenommen.
Auch die Schülerschaft, die Eltern (bei Minderjähri­        5. Alle Fehlzeiten werden monatlich dem Ausbil-
                                                               dungsbetrieb gemeldet.
gen) und die Ausbildungsbetriebe (in der dualen Be­         6. Hinweis: Unter Umständen sehen sich die Aus-
rufsausbildung) sollten miteinbezogen werden, um               bilder veranlasst, die Fehlzeiten in der Berufs-
                                                               schule als nicht geleistete Arbeitsstunden vom
Fehlzeiten zu reduzieren. Dies kann zu Beginn eines            Ausbildungsgehalt abzuziehen.
Schuljahres erfolgen, indem die Schule:                     7. An unserer Schule gibt es ein Beratungsteam,
                                                               das Sie jederzeit bei Problemen und Fragen auf-
• über die Entschuldigungspraxis und das Vorgehen
                                                               suchen können. Die Kontaktdaten finden Sie auf
  bei Fehlzeiten/Auffälligkeiten informiert und dieses         der Homepage unserer Schule.
                                                            8. Neben diesem Unterstützersystem können Sie
  transparent macht;
                                                               sich in schwierigen Situationen auch vertrauens-
                                                               voll an eine Lehrerin oder einen Lehrer Ihrer
                                                               Wahl wenden.

                                                           Abbildung 4: Praxisbeispiel – Vereinbarung mit Schüle-
                                                           rinnen und Schülern der Berufsschule

                                                                                                                    13
5.2 INNER - U N D AU SSERSCHU LI SCHE S U N T E RST Ü T Z U N G S SYST E M

     Wenn es um Lern-/Leistungsprobleme oder soziale Probleme geht, ist das innerschulische Unterstützungssystem
     für Schülerinnen/Schüler sowie Lehrkräfte der erste Ansprechpartner. Zum innerschulischen Unterstützungs­
     system zählen: Beratungslehrkraft, Schulsozialarbeiterin/Schulsozialarbeiter, Sonderpädagogischer Dienst, Schul­
     seelsorge und Präventionslehrkraft. Einen Überblick vermittelt die folgende Abbildung:

          Beratungs-            Präventions-        Schulsozialarbeit       Sonderpädagogi­          Schulseelsorge
           lehrkraft              lehrkraft                                   scher Dienst

      • Prüfungsangst       • Sucht                • finanzielle Proble-   • Behinderungen         • religiös-ethische
      • Lern- und           • Gewalt                 me, Schulden          • Beeinträchtigun-        Begleitung in ak-
        Leistungsschwie-    • Gesundheit           • Konflikte mit           gen                     tuell belastenden
        rigkeiten                                    - Eltern              • chronische Er-          Situationen
      • Mobbing                                      - Betrieb               krankungen (kör-
      • Schullaufbahn­                               - Partner               perlich, psychisch)
        beratung                                     - Lehrkräften         • Autismus
                                                     - Mitschülern/        • Teilleistungs­
                                                        innen                störungen
                                                   • Umgang mit
                                                     Straffälligkeit
                                                   • Probleme mit
                                                     Kindern
                                                   • keine Wohnung
                                                   • Trennung
             An allen Schulen vorhanden                             Nicht an allen Schulen vorhanden
         Die Zuordnung soll eine Orientierung geben. Je nach Personal und Ressourcen an der jeweiligen Schule
             können Ansprechpartner hinzukommen oder wegfallen oder es kann sich die Zuordnung ändern.

     Abbildung 5: Innerschulisches Unterstützungssystem an der Schule

     Alle Beteiligten des innerschulischen Unterstützungs­     werden und z. B. durch Aushänge und auf der Web­
     systems sollten gut miteinander vernetzt sein, um im      seite der Schule dokumentiert werden. Der regelmäßi­
     Bedarfsfall gemeinsam unterstützen bzw. den passen­       ge Austausch der Unterstützenden        mit der Schul­
     den Ansprechpartner finden zu können. Der Zugang          leitung kann weiteren Bedarf der Schule aufzeigen
     zum innerschulischen Unterstützungssystem sowie die       und eine passgenaue Weiterentwicklung initiieren.
     thematischen Zuständigkeiten sollten der Schüler­         Das im folgenden blauen Kasten vorgeschlagene Vor­
     schaft und dem Kollegium regelmäßig kommuniziert          gehen kann dabei in der Praxis hilfreich sein:

      1. Monatliche Treffen des innerschulischen Beratungsteams zum Austausch.

      2. Halbjährlich institutionalisierte Austauschgespräche zwischen Schulleitung und Beratungsteam.
         Thematisierung von Aspekten der monatlichen Treffen, z. B.:
         • aktuelle schulische Entwicklungen, die Handlungsbedarf erfordern
         • Umsetzung von Anliegen aus dem Kollegium
         • praktische Anregungen, die sich aus konkreten Situationen ergeben haben
         • Klassenkonferenzen mit Unterstützung durch das Beratungsteam
         • Vorstellung des Nachteilsausgleichs in der GLK

      3. In der Schulleitungsrunde werden ggf. Maßnahmen beschlossen.

     Abbildung 6: Praxisbeispiel Austausch zwischen Beratungsteam und Schulleitung an einer Schule

14
In Fällen von Schulabsentismus ist es häufig notwendig, Betroffene an außerschulische Beratungsstellen und
Dienste zu verweisen und mit diesen zu kooperieren (Telefonate, Runden Tische etc.). Die Ansprechpartner des
innerschulischen Unterstützungssystems können hierbei den Kontakt herstellen oder passende Ansprechpartner
nennen.

 Gesundheit                                              Erziehung – Verwaltung – Ordnungsmaßnahmen

 Kinder-/Hausärzte                                       Ansprechpartner am SSA:

 Psychologische Beratungsstellen für Familien,           ASKO (Arbeitsstelle Kooperation) und Autismus­
 Jugend und Kinder; Erziehungsberatungsstellen           beauftragte

                                                         Jugendamt, Jugendhilfe:
 Sucht- und Drogenberatungsstellen
                                                         Hilfen zur Erziehung oder Eingliederungshilfe,
 Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie im          Kinderschutz, Kindeswohlgefährdung
 Kindes-/Jugend-/Erwachsenenalter: ambulant, teil-/      Innung/Kammer
 vollstationär;
                                                         alternative Schulprojekte
 Praxen niedergelassener Psychiater und Psycho­
                                                         Polizei:
 therapeuten: ambulant
                                                         Jugendsachbearbeiter, ggf. polizeiliche Vorführung

                                                         Ordnungsamt:
                                                         Bußgeldstelle Ordnungswidrigkeit, Bußgeld für
                                                         Eltern oder Jugendliche ü14

                                                         Jugendgerichtshilfe:
                                                         Jugendhilfe im Strafverfahren

 Schulpsychologische Beratungsstellen:
 zuständig für alle Schularten des jeweiligen Stadt-/Landkreises

Abbildung 7: Außerschulische Unterstützungssysteme

5 .3 WECH SELW I RKU N G EN M I T W EI TER E N           • Fragen der Inklusion und des Umgangs mit chro­
SCHUL ENTW I CKLU N G STHEM EN                             nisch kranken Schülerinnen/Schülern;
                                                         • die Gestaltung von Übergängen, von den hinführen­
Schulen, die das Thema Schulabsentismus als Schul­
                                                           den allgemeinbildenden zu den beruflichen Schu­
entwicklungsthema aufgreifen, bemerken auch in an­
                                                           len, aber auch z. B. des Wechsels von einer Schulart
deren Entwicklungsfeldern positive Effekte, weil die
                                                           in eine andere innerhalb einer beruflichen Schule.
Perspektive auf das Thema Schulabsentismus und Um­
gang mit Fehlzeiten auch andere hochrelevante Schul­     Zudem berühren Themen wie „Schulabsentismus“
entwicklungsthemen und Themen der Unterrichtsent­        und „Fehlzeiten“ wesentliche Qualitätsbereiche der
wicklung (siehe Kapitel 6) berührt, z. B.:               Schule. Daher kann die Qualitätsarbeit in anderen
• das Fortbildungsmanagement zu Schulabsentismus         schulischen Bereichen auch positive Effekte auf diese
  und zu Themen, die mit Schulabsentismus in Ver­        Themen haben. Im Folgenden sind einige Bereiche
  bindung stehen;                                        der Organisation und der Schulentwicklung, die mit
• die Kooperation mit Eltern und Ausbildungsbetrie­      dem Thema Schulabsentismus zusammenhängen kön­
  ben;                                                   nen, exemplarisch aufgeführt. Zum einen sind dies
• die konzeptionelle und zielorientierte Planung von     Maßnahmen, die in der Literatur (z. B. Ricking &
  Unterrichts- und Schulentwicklungsprozessen;           Hagen 2016, S. 162) als gezielte Schritte zur Prävention
• Fragen der Prävention und des Themas „Gesunde          von Schulabsentismus genannt werden. Zum anderen
  Schule“;                                               stellt auch die gezielte Förderung bei schulischen
                                                                                                                    15
Lern- und Leistungsschwächen eine Maßnahme dar.
     Zu beiden Aspekten werden im Folgenden Herange­
     hensweisen an Schulen in Baden-Württemberg skiz­
     ziert.

     Positives Klima und soziales Lernen fördern
     Eine positive Beziehungskultur zwischen allen Schul­
     mitgliedern etabliert eine Haltung der lernförderli­
     chen Unterstützung an der beruflichen Schule, die
     dazu führt, dass sich alle in der Schule wohl- und will­
     kommen fühlen. Das Gefühl der Sicherheit und des
     Willkommenseins bildet eine wichtige Grundlage
     lernförderlicher Prozesse. Dies ist auch ein Teil der
     Unterrichtsentwicklung und wird im Kapitel 6 noch
     weiter ausgeführt.

     Wichtige Ursachen von Schulabsentismus wie z. B.
     Mobbing oder Konflikte mit Schülerinnen/Schülern
     und/oder Lehrkräften können durch ein schulisches
                                                                Abbildung 8: Das Konzept „stark.stärker.WIR.“,
     Präventionsprogramm reduziert werden. Wie die Prä­         MKJS 2013
     vention an Schulen etabliert werden kann, zeigt seit
     2012 das Konzept „stark.stärker.WIR.“ (MKJS, 2013).        Unterstützung können interessierte Schulen dabei von
                                                                den Präventionsbeauftragten des ZSL (Zentrum für
     Prävention an beruflichen Schulen stärkt Schülerinnen      Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg)
     und Schüler, sodass diese Belastungen, Frustrationen       erhalten. Die Beteiligten überlegen, wie sich die Schu­
     oder Krisen kompetent bewältigen können. Die Be­           le im Bereich Prävention auf den Weg machen kann,
     reiche Gewaltprävention, Gesundheitsförderung und          wie schon bestehende Aktivitäten intensiviert, mitein­
     Suchtprävention stehen dabei im Vordergrund. Eine          ander verknüpft und welche neuen Projekte an der
     Förderung dieser Bereiche kann möglichem Schulab­          Schule gestartet werden können. Sowohl in der Pla­
     sentismus entgegenwirken. Neben der Stärkung der           nungs- als auch in der Durchführungsphase stehen der
     Persönlichkeit können durch Training der Sozialkom­        Schule die Präventionsbeauftragten des ZSL unterstüt­
     petenz und Konzepte zur Konfliktregelung der Zu­           zend zur Seite.
     sammenhalt in der Gruppe, Klasse und Schule verbes­
     sert werden. Schule kann hier Halt und Unterstützung       Besonderen Förderbedarf von Schülerinnen
     in schwierigen Situationen bieten. Schulabsentes Ver­      und Schülern berücksichtigen
     halten lässt sich dadurch möglicherweise verhindern.
                                                                Rückt das Thema „Fehlzeiten“ systematisch in den Fo­
                                                                kus, geraten damit automatisch Nachbarthemen in
                                                                den Blick, die in einer inhaltlichen Beziehung zu dem
                                                                Thema stehen. Dazu gehört zum Beispiel der Umgang
                                                                mit chronisch kranken Schülerinnen und Schülern.
                                                                Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 15 – 20 % aller
                                                                Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 17 Jah­
                                                                ren an einer physischen oder psychischen chronischen
16
Krankheit leiden. 5 % dieser Schülerinnen und Schü­       die Übergabe zwischen allgemeinbildenden und be­
ler seien durch ihre Erkrankung eingeschränkt (vgl.       ruflichen Schulen“ 2 entnommen werden.
Neuhauser, H. und Poethko-Müller, C., 2014, S. 780–
781). Die schulische und soziale Integration kann bei     Andererseits kann es auch zu einem Wechsel der
chronisch Kranken aufgrund häufiger Fehlzeiten oder       Schulart innerhalb der beruflichen Schule bzw. des be­
Belastungen im Unterricht erschwert sein. Oft wissen      ruflichen Zentrums kommen. Hierbei kann die Bera­
die Lehrkräfte nicht, dass sich chronisch Kranke in ih­   tungslehrkraft unterstützen, falls der Bedarf besteht.
rer Klasse befinden. Hier kann ein sensibles Themati­
sieren und Nachfragen hilfreich sein, um eine genau­      Fortbildungsplanung der Schule
ere Übersicht über die Situation an der eigenen Schu­     Die Fortbildungsplanung stellt eine Möglichkeit dar,
le zu erhalten. Dann können sich auch                     das Thema Schulabsentismus als Schulentwicklungs­
Verbindungslinien mit dem Thema „Schulabsentis­           thema aufzunehmen. Die Kollegien sollten für das
mus“ ergeben.   1
                                                          Thema Schulabsentismus sensibilisiert sein und das
                                                          Thema sollte bei der gemeinsamen Fortbildungspla­
Übergänge gestalten                                       nung berücksichtigt werden. Dadurch erweitern Lehr­
Des Weiteren spielen Übergänge beim Thema Schul­          kräfte ihre Handlungskompetenz. Empfehlenswert ist,
absentismus und Umgang mit Fehlzeiten eine erheb­         einen oder mehrere Kollegen als Experten zu benen­
liche Rolle. Da Übergänge immer mit veränderten           nen, die sich schwerpunktmäßig mit dem Thema aus­
Umständen und neuen Herausforderungen einherge­           einandersetzen und beratend unterstützen können.
hen, kommt es besonders in diesen Phasen zu einem         Diese Experten können auch Teil des innerschuli­
vermehrten Auftreten von Schulabsentismus.                schen Unterstützungssystems sein.

Einerseits geht es um den Übergang von der allge­
                                                          5 . 4 H A N D L U N G S L E I T E N D E AS P E K T E F Ü R
meinbildenden auf die berufliche Schule. Dieser
                                                          S C H U L- U N D A B T E I L U N G S L E I T U N G E N
Übergang bedeutet für die Jugendlichen meist einen
deutlichen Einschnitt in ihrem (Schul-)Leben. Hilf­       Schulleitung und Schulleitungsteam stehen in beson­
reich ist es, bei der Aufnahme der Schülerinnen und       derer Verantwortung, was den regelmäßigen Schulbe­
Schüler an die berufliche Schule Motive und Ziele so­     such der Schülerinnen und Schüler ihrer Schule be­
wie Berufswünsche zu erfragen und Informationen           trifft. Im Folgenden werden stichpunktartig Aspekte
über bisherige Erfahrungen zu erheben, die für die be­    des Fehlzeitenmanagements aufgelistet, die besonders
rufliche Zukunft relevant sein können. Um Ressour­        das Aufgabengebiet der Schulleitung betreffen:
cen und einen möglichen Unterstützungsbedarf früh­
                                                          • Rahmensetzung zu Regelprozessen und Fehlzeiten­
zeitig erkennen zu können, ist es zudem sinnvoll, die
                                                            management in den ersten Schulwochen
bisherigen Schulerfahrungen, den familiären Hinter­
grund, soziale Kontakte sowie Freizeitinteressen zu       • Fehlzeitenmanagement
erfragen. Hinweise zur Gestaltung des Übergabepro­          - einheitliche schulweite bzw. abteilungsweite
zesses zwischen allgemeinbildenden und beruflichen            Strategie
Schulen können der Handreichung „Praxisleitfaden für

1 Verwiesen sei hier auch auf die Verwaltungsvorschrift „Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf
und Behinderungen“ in der Fassung vom 22. August 2008. Zum Zusammenhang mit Aspekten der Inklusion
siehe Landesinstitut für Schulentwicklung (Hrsg.): Inklusive Bildung und Ausbildung an beruflichen Schulen.
Stuttgart 2016 [H-16.07].
2 Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL): Praxisleitfaden für die Übergabe zwischen allgemeinbilden-
den und beruflichen Schulen. Veröffentlichung geplant 2021.

                                                                                                                       17
- konsequentes Handeln nach transparenten Regeln      • Unterstützung
       - Sichern der Umsetzung der vereinbarten Regelpro­      - im Bedarfsfall: Unterstützung durch innerschuli­
        zesse und deren Verbindlichkeit hinsichtlich der         sches Unterstützungssystem anbieten
        Einhaltung                                             - Räume und Zeitrahmen schaffen für Gespräche
       - kontinuierliche Überprüfung und Verbesserung            mit Schülerinnen und Schülern als auch Mitglie­
       - Hinterlegung der Prozesse im Qualitätshandbuch          dern des Schulleitungsteams bzw. Lehrkräften
       - regelmäßige und wiederholte Kommunikation             - Etablierung eines gut vernetzten und präsenten
        des Fehlzeitenmanagements in den schulischen             innerschulischen Unterstützungssystems und dar­
        Gremien                                                  auf abzielende Personalentwicklung
                                                               - Übergangsmanagement gestalten: z. B. Willkom­
     • Formblätter und Briefvorlagen zur Dokumentation
                                                                 menstage für Einstiegsklassen
       und Kommunikation bei Schulversäumnissen (vgl.
                                                               - Unterstützungsbereitschaft der Lehrkräfte im Kon­
       den Link zu den Briefvorlagen und Gesprächsleit­
                                                                 fliktfall signalisieren
       fäden, S. 5 in dieser Broschüre):
       - einheitliche Formblätter im Intranet                • Kooperation
       - Briefvorlagen und Formulare zu den wichtigsten        - regelmäßige Kommunikation mit den dualen Part­
        Schritten                                                nern, den sozialen Trägern und der Arbeitsagentur
       - regelmäßige Überprüfung der Formulare und Vor­
        lagen auf Aktualität
                                                             5 . 5 H A N D L U N G S L E I T E N D E I MP U L S F R AG E N
     • Konsequentes Verfolgen von Problemfällen
       - kontinuierliches Dokumentieren von Fehlzeiten       Schulen, die das Thema systematisch als Schulent­
       - mit Betroffenen das Gespräch suchen                 wicklungsthema angehen möchten, stellen sich zum
       - im Bedarfsfall: konsequente Umsetzung von Erzie­    Beispiel Fragen wie die in der folgenden Tabelle auf­
        hungs- und Ordnungsmaßnahmen                         geführten:

      Ebene                      Impulsfragen

      Schulinterne Organisa-     • Wie sind die verschiedenen Organisationseinheiten in Bezug auf das Thema
      tion und Ressourcen          Schulabsentismus miteinander verzahnt?
                                 • Wie können ausreichend materielle und personelle Ressourcen zur Umsetzung
                                   des pädagogischen Konzepts zur Verfügung gestellt werden?
                                 •        …

      Aufgaben und Kompe-        • Welche Aufgaben und Rollen übernehmen Schulleitung, Abteilungsleitung,
      tenzen der Akteure           Klassenlehrkraft, Fachlehrkräfte sowie die Mitglieder des innerschulischen
                                   Unterstützungssystems (Beratungslehrkräfte, Lehrkräfte der Sonderpädagogik,
                                   Schulsozialarbeiterinnen/Schulsozialarbeiter)?
                                 • Welche Kompetenzen zur Beratung/Unterstützung von Schülerinnen/Schülern
                                   gibt es bei uns im Kollegium? Wer kann bei welchen Themen unterstützen?
                                 • Wer kann als Expertin/Experte für das Thema Schulabsentismus aufgebaut
                                   werden?
                                 • Welchen Unterstützungs-/Fortbildungsbedarf gibt es im Kollegium?
                                 • Wie werden neue Kolleginnen und Kollegen in das Schulkonzept eingeführt?
                                 •…

      Schulinterne Organisa-     • Wie sind die verschiedenen Organisationseinheiten in Bezug auf das Thema
      tion und Ressourcen          Schulabsentismus miteinander verzahnt?
                                 • Wie können ausreichend materielle und personelle Ressourcen zur Umsetzung
                                   des pädagogischen Konzepts zur Verfügung gestellt werden?
                                 •        …

18
Ebene                    Impulsfragen

 Aufgaben und Kompe-      • Welche Aufgaben und Rollen übernehmen Schulleitung, Abteilungsleitung,
 tenzen der Akteure         Klassenlehrkraft, Fachlehrkräfte sowie die Mitglieder des innerschulischen
                            Unterstützungssystems (Beratungslehrkräfte, Lehrkräfte der Sonderpädagogik,
                            Schulsozialarbeiterinnen/Schulsozialarbeiter)?
                          • Welche Kompetenzen zur Beratung/Unterstützung von Schülerinnen/Schülern
                            gibt es bei uns im Kollegium? Wer kann bei welchen Themen unterstützen?
                          • Wer kann als Expertin/Experte für das Thema Schulabsentismus aufgebaut
                            werden?
                          • Welchen Unterstützungs-/Fortbildungsbedarf gibt es im Kollegium?
                          • Wie werden neue Kolleginnen und Kollegen in das Schulkonzept eingeführt?
                          •…

 Konzeption, Evaluation   • Welches Konzept (Abläufe/Maßnahmen/Vereinbarungen/Materialien) ist zum
                            Umgang mit Schulabsentismus vorhanden?
                          • Wer soll an der Erstellung eines schulischen Gesamtkonzepts beteiligt werden?
                          • Wie werden die Daten zu den Fehlzeiten an unserer Schule erhoben?
                          • Wie können wir Schülerinnen/Schüler mit einem erhöhten Risiko für Schulab-
                            sentismus erkennen?
                          • Wie können wir bestehenden Schulabsentismus sichtbar machen?
                          • …

 Information und          • Welche Zeitfenster gibt es für Besprechungen und die kollegiale Zusammen-
 Kommunikation              arbeit?
                          • Wie wird die Zusammenarbeit der Kolleginnen/Kollegen unterstützt?
                          • Wie fließen die Informationen?
                          • Wie werden die Informationen verteilt?
                          • Welche Informationen müssen eingeholt werden (innerschulisch/außerschu-
                            lisch)?
                          • Wer holt die Informationen ein?
                          • Welche Informationen werden mit wem geteilt?
                          • Welche Besprechungen finden regelmäßig statt?
                          • Wie werden Eltern/Schüler/Ausbildungsbetriebe über den Umgang mit Fehl­
                            zeiten informiert?
                          • Welche Absprachen müssen mit wem getroffen werden?
                          • Wie wird der thematische Austausch gefördert?
                          • Wie und wann holen wir uns das Feedback des Kollegiums zu dem erstellten
                            Konzept/den Abläufen/den Materialien ein?
                          • …

 Evaluation               • Wie, wann und durch wen wird überprüft, ob die vereinbarten Maßnahmen
                            greifen? (Z. B. Fehlzeiten gesamtschulisch, Abbrecherquoten.)
                          • …

 Innerschulisches         • Wie können der innerschulische Austausch und das Wissen über außerschuli-
 Unterstützungsnetz-        sche Kooperationspartner und Schnittstellen gefördert werden?
 werk                     • Wie ist das innerschulische Unterstützungsnetzwerk aufgestellt?
                          • Wie werden die innerschulischen Unterstützungsmöglichkeiten den Schülerin-
                            nen/Schülern sowie den Lehrkräften transparent gemacht?
                          • …

 Außerschulisches         • Welche außerschulischen Schnittstellen gibt es?
 Unterstützungsnetz-      • Wie sind die Schnittstellen mit den Kooperationspartnern ausgestaltet?
 werk                     • Wie werden die Informationen aus Gesprächen mit Kooperationspartnern
                            genutzt, um Prozesse zu verbessern?
                          • …

Abbildung 9: Handlungsleitende Impulsfragen zu Ansätzen der Schulentwicklung

Solche Impulsfragen können als Anregung dienen, an der Schule den Prozess des systematischen Umgangs mit
dem Thema Fehlzeiten in Gang zu setzen oder qualitativ weiterzuentwickeln.

                                                                                                            19
6 Schulabsentismus als Thema
         der Unterrichtsentwicklung
     Die Qualität des Unterrichts kann maßgeblich dazu
                                                               Weitere Informationen unter
     beitragen, dass Schülerinnen und Schüler Schule und
     Unterricht als sinnhaft und für sie förderlich wahrneh­   R Basismodell Individuelle Förderung an
                                                               beruflichen Schulen, MJKS 2019
     men und somit eine höhere Motivation entwickeln,
                                                                              https://www.schule-bw.de/the-
     die Schule zu besuchen. Unterrichtsentwicklung trägt                     men-und-impulse/individuelles-ler-
     daher präventiv zur Reduzierung des Problems des                         nen-und-individuelle-foerderung/
                                                                              berufliche-schulen/km_oes_basis-
     Fernbleibens von der Schule bei. Aspekte der Unter­
                                                                              modell_if_191104.pdf
     richtsentwicklung, die hier relevant sein können, sind
     z. B.:                                                    R Klassenführung. Eine Handreichung für
                                                               Lehrerinnen und Lehrer in Baden-Württemberg,
     • eine Orientierung an den Tiefenstrukturen des           MKJS 2019
       Unterrichts, d. h. eine Fokussierung auf die Bereiche                  https://km-bw.de/site/pbs-bw-new/
       Klassenführung, lernförderliche Unterstützung und                      get/documents/KULTUS.Dach-
                                                                              mandant/KULTUS/KM-Homepage/
       kognitive Aktivierung;                                                 Publikationen%202018/2018%20
     • hilfreiches formatives Feedback, das den Schülerin­                    12%2005_Handreichung%20Klas-
                                                                              senfuehrung.pdf
       nen und Schülern die jeweils nächsten Lernschritte
       aufzeigt;                                               R Lernen mit Feedback an beruflichen Schulen,
                                                               MKJS 2017
     • bewusste Gestaltung der Beziehung zwischen Lehr­
                                                                              https://www.schule-bw.de/themen-
       person und Schülerinnen und Schülern;                                  und-impulse/oes/download/oes_
     • kooperative, gemeinsame Unterrichtsentwicklung                         lernen-mit-feedback_181021_
                                                                              online.pdf
       und Nutzung von Formen der Reflexion über
       Unterricht);
     • Nutzung von Spielräumen in den Lehr- und Bil­
                                                               R Unterrichtsentwicklung an beruflichen
                                                               Schulen in Baden-Württemberg“, 2015
       dungsplänen, um Schülerinnen und Schüler an der                         https://km-bw.de/site/pbs-bw-km-root/
       Planung und Umsetzung des Unterrichts zu betei­                         get/documents_E-932660227/KULTUS.
                                                                               Dachmandant/KULTUS/KM-Home-
       ligen;                                                                  page/Publikationen%202015,%20
     • Förderung des selbstständigen und eigenverantwort­                      2016%20und%202017/OES-Bro-
                                                                               schuere_Unterrichtsentwicklung.pdf
       lichen Lernens;
     • Etablierung von gezielten Fördermaßnahmen.              R Selbstorganisiertes und kooperatives Lernen
                                                               (SOL). Individuelle Förderung als Unterrichts-
     Allgemein lässt sich festhalten, dass alle genannten      prinzip, LS 2013

     Maßnahmen Synergien erzeugen und allen Schülerin­                        https://www.schule-bw.de/re-
                                                                              solveuid/0f6dc7a1664e4313bb-
     nen und Schülern zugutekommen – nicht nur denjeni­                       d459cec2053cdc
     gen, die Gefahr laufen, dem Unterricht fernzubleiben.

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