Berufliche Orientierung (BO) an der Haupt- und Werkrealschule

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Berufliche Orientierung (BO) an der Haupt- und Werkrealschule
LEITFADEN

Berufliche Orientierung (BO)
        an der Haupt-
    und Werkrealschule

                        MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT
Berufliche Orientierung (BO) an der Haupt- und Werkrealschule
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Berufliche Orientierung (BO) an der Haupt- und Werkrealschule
VO R W O R T

Vorwort

Schülerinnen und Schüler der Haupt- und Werk-
realschule müssen – mit Blick auf ihr Lebensalter
– bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine weit-
reichende Berufswahlentscheidung treffen. Das ist
für sie und alle Beteiligten eine enorme Herausfor-
derung.
In welcher Branche möchte ich arbeiten? Welche
Berufe gibt es denn überhaupt? Welchen konkre-
ten Beruf möchte ich erlernen? Verfüge ich über
die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse, um
meinen Wunschberuf erlernen zu können? Fragen
über Fragen!

Nur wer Vorstellungen von der Berufswelt und           Weiterhin kooperieren an mehreren Standorten
seinen eigenen Fähigkeiten hat, kann die richtige      Baden-Württembergs Haupt- und Werkrealschulen
Berufswahl treffen. Hierzu müssen wir Schülerin-       mit gewerblichen Berufsschulen, um den Schüle-
nen und Schüler früh und kontinuierlich bei ihrem      rinnen und Schülern in den dortigen Werkstätten
Berufswahlprozess begleiten und sie dabei unter-       realistische Einblicke in verschiedene Berufsbilder
stützen, ihre Kompetenzen und Interessen zu re-        zu ermöglichen und um sie so bei ihrer anstehenden
flektieren, um sich selbstverantwortlich für einen     Berufswahl zu unterstützen.
Berufsweg entscheiden zu können. Dann gelingt
der Schritt von der Schule in eine Ausbildung bzw.     Selbstverständlich zielt auch das neue Fach „Wirt-
in einen Beruf.                                        schaft/Berufs- und Studienorientierung“ darauf ab,
Für die Lehrkräfte der Haupt- und Werkrealschulen      dass sich Schülerinnen und Schüler noch intensiver
ist die Berufliche Orientierung seit Jahrzehnten Be-   mit ihren eigenen Vorstellungen sowie den vielfälti-
standteil ihrer unterrichtlichen und erzieherischen    gen Ausbildungswegen beschäftigen, um die richtige
Arbeit. Sie begleiten zusammen mit den Eltern, den     Entscheidung zu treffen.
außerschulischen Partnerinnen und Partnern und
den Beratungsfachkräften der Agentur für Arbeit        Ziel der Beruflichen Orientierung ist es, einen un-
die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg in den      mittelbaren und reibungslosen Übergang in eine du-
Beruf. Nun sollen bezüglich dieser Begleitung und      ale Ausbildung zu gestalten.
Unterstützung noch mehr Verbindlichkeit gewähr-        Eine aktuelle Studie, die an 213 Haupt- und Werk-
leistet und Synergien nutzbar gemacht werden.          realschulen in 12 Modellregionen durchgeführt
Seit dem Schuljahr 2017/18 gibt es an allen weiter-    wurde, zeigte auf, dass nur 17,1 Prozent der Schul-
führenden allgemein bildenden Schulen in Baden-        abgängerinnen und -abgänger der direkte Übergang
Württemberg neben vielen weiteren Maßnahmen            in eine Berufsausbildung gelang. 44 Prozent dage-
einen Tag der Beruflichen Orientierung. Damit wird     gen wechselten in Berufsfachschulen bzw. in Be-
die Berufliche Orientierung noch stärker im Schul-     rufskollegs über. Wir wollen dazu unseren Beitrag
leben verankert.                                       leisten und diesen zu geringen Anteil steigern, um
                                                       den dringend benötigten Fachkräftenachwuchs von
                                                       morgen zu sichern.

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Berufliche Orientierung (BO) an der Haupt- und Werkrealschule
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Die verschiedenen Maßnahmen der Beruflichen            Mein besonderer Dank gilt den Vertreterinnen und
Orientierung, die bereits in Klasse 5 der Haupt-       Vertretern der Karl-Friedrich-Schule Eutingen, der
und Werkrealschule beginnen und sich konsequent        Georg-Wagner-Schule Künzelsau, der August-Gan-
durch die folgenden Schuljahre ziehen, sind sehr gut   ther-Schule Oberkirch, der Seckenheim Werkreal-
geeignet, das genannte Ziel zu erreichen.              und Realschule, der Grund- und Werkrealschule
                                                       Villingendorf und der Werkrealschule Bad Wurzach.
Neben den Voraussetzungen und Entwicklungsmög-         Diese Schulen stellen uns für den Leitfaden viele
lichkeiten der Jugendlichen müssen wir zugleich die    bewährte Praxisbeispiele, die einen hohen Standard
Anforderungen der Berufswelt an Auszubildende          aufweisen, zur Verfügung.
im Blick haben:
Unser aller Anspruch ist, dass Schülerinnen und        Ich wünsche den Schulleitungen und Lehrkräften
Schüler, die die Haupt- und Werkrealschule verlas-     gutes Gelingen bei der Beruflichen Orientierung
sen, zumindest die Grundfertigkeiten des Lesens,       mit Hilfe des Leitfadens und den Schülerinnen und
Schreibens und Rechnens beherrschen. Ebenso müs-       Schülern viel Freude und Erfolg beim Erkunden
sen sie über Sekundärtugenden wie z. B. Pflicht-       von interessanten Berufen und letztlich bei der Ent-
bewusstsein, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ver-    scheidung für den richtigen Ausbildungsberuf.
fügen. Konkret: Unsere Schülerinnen und Schüler
müssen über entsprechende Personal-, Sach-, Me-
thoden- und Sozialkompetenzen verfügen, um er-
folgreich eine Ausbildung zu durchlaufen.

Damit wird deutlich, dass die Berufliche Orientie-
rung im Unterricht aller Fächer und Fächerverbün-      Dr. Susanne Eisenmann
de der Haupt- und Werkrealschule mitgedacht und        Ministerin für Kultus, Jugend und Sport
präsent sein muss.                                     Baden-Württemberg
Ebenso wichtig sind die Eltern und alle außerschu-
lischen Partner im Rahmen der Beruflichen Orien-
tierung. Ich bitte daher die Eltern der Schülerinnen
und Schüler ebenso wie die Partnerinnen und Part-
ner aus der Arbeitswelt, ihr Know-how auch künftig
aktiv einzubringen.

Ich danke den Vertreterinnen und Vertretern aus
den Schulen, der Schulverwaltung sowie aus den
unterschiedlichsten Institutionen und Bereichen
der Arbeitswelt für die engagierte Mitarbeit an dem
vorliegenden Leitfaden.

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Berufliche Orientierung (BO) an der Haupt- und Werkrealschule
VO R W O R T

Kernfragen der Berufsorien­tierung heute
zum wissenschaftlich-pädagogischen Geleit

Mit dem Eintritt ins 21. Jahrhundert haben sich im
beruflichen Bereich wichtige Parameter verändert,
die sich auf die berufsorientierende Arbeit an den
Schulen auswirken. Drei sind hervorzuheben:

• Demographischer Wandel und allgemeiner­
   Fachkräftemangel: In zahlreichen Branchen b ­ lei-
  ben Ausbildungs- und Arbeitsplätze unbesetzt,
  weil Nachwuchs fehlt. Besonders deutlich wird
  das in den nicht-akademischen und am häufigs-
  ten in ­vielen Handwerksberufen festgestellt. Ein
  Lösungsansatz ist Zuwanderung, die aber nur
  ­
  ­bedingt die benötigten Fachleute ermöglicht.

• Akademisierungstendenzen: Nicht nur im Gym-              diese Basisstandards tendenziell immer ­weniger
  nasium, sondern auch in den anderen Schul-               nachhaltig aneignen können.
  arten mit Sekundarstufe I streben immer mehr
  Schulabgänger nicht eine Berufsausbildung, son-        Schulabgänger und ihre Eltern, gerade auch in den
  dern über Aufbaubildungsgänge im beruflichen           Haupt- und Werkrealschulen, tun sich in d­ ieser
  Schul­wesen einen Studiengang an. Die späteren         veränderten Gemengelage schwer, die richtigen
                                                         ­
  berufsbiographischen Karrierechancen der Fach-         Bildungs- und Berufsentscheidungen zu treffen.
                                                         ­
  arbeiter werden dabei unter-, die der Akademi-         Hierbei sind es nach wie vor fünf zentrale Fragen,
  ker überschätzt. Während andere Länder unser           die sie zu beantworten haben (siehe Tabelle 1, S. 6).
  duales Ausbildungssystem übernehmen, folgen            Diese verbinden sich u. U. mit spezifischen biogra-
  hierzulande viele den Empfehlungen etwa der            phischen Risiken und ­dementsprechenden schuli-
  OECD, die dessen Schlüsselbedeutung für eine           schen Präventivmaßnahmen.
  hohe Qualität der Arbeit auf allen Ebenen un-
  serer Wertschöpfung noch immer tendenziell             Im Feld der Beruflichen Orientierung kann über
  verkennt.                                              die benannten wichtigsten Maßnahmen hinaus eine
                                                         Vielfalt an Aktivitäten und Akteuren in die Schu-
• Steigende berufliche ­Kompetenzanforderungen:          le eingebracht werden. Dazu gibt ­diese Arbeitshilfe
  Durch Dokumentations-, Entwicklungs- und               nach meinem Eindruck zeitgemäße Anregungen. Sie
  ständige Fortbildungsanforderungen in allen Be-        zeigt auf, w ­ elche ­
                                                                              Unterstützungsstrukturen anzu-
  rufsfeldern erweist sich – mehr noch als eine eben-    streben ­wären.
  falls wichtige digitale Basiskompetenz – die sichere   ­Zugleich wissen erfahrene Lehrkräfte, dass es gilt,
  Beherrschung der sprachlichen und mathema-              im Gespräch mit einzelnen Jugendlichen und
  tischen Kulturtechniken als unabdingbare und            ihren ­
                                                          ­       Eltern die fünf Kernfragen immer wieder
  ­tendenziell immer relevantere Grundvorausset-          ins ­Zentrum zu stellen. Wenn alle mit „Ja“ beant-
   zung. Internationale und nationale Forschungs-         wortet werden können und zugleich grundlegende
  ergebnisse aber zeigen, dass besonders in der           ­personale und soziale Kompetenzen gegeben sind,
  Mathematik die Schülerinnen und ­Schüler sich            steht einem erfolgreichen Zugang in die gewählte

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Berufliche Orientierung (BO) an der Haupt- und Werkrealschule
VO R W O R T

      INDIVIDUELL ZU                        ZU VERMEIDENDES BERUFS-                  P R ÄV E N T I V E S C H U L I S C H E
      BEANTWORTENDE KERNFRAGEN              B I O G R A P H I S C H E S R I S I KO   MAßNAHMEN

 1    Sehe ich einen beruflichen (Ausbil-   Fehlausrichtung                          Beratungen von Eltern,
      dungs-)Weg, der meinen Interessen                                              Jugendlichen und Lehr-
      und Potenzialen entspricht?                                                    kräften
 2    Stimmt die Realität in der Arbeits-   Desillusionierung und Abbruch            Praktika in den interessieren-
      welt mit meinem Bild von diesem                                                den Berufsfeldern; Azubis
      Beruf überein?                                                                 als Ausbildungsbotschafter
 3    Kann ich in meiner Schule die         Fachliche                                Sicherstellung der nötigen
      (Basis-)Kompetenzen erlangen,         Überforderung                            sprachlichen, mathemati-
      die mir in diesem Berufsfeld Zugang                                            schen und digitalen Kultur-
      und nachhaltigen Erfolg ermög-                                                 techniken
      lichen?
 4    Lässt dieser Weg eine Karriere mit    Berufsbiografische                       Information vor allem auch
      einem guten Einkommen oder/und        Sackgassen                               direkt aus der Arbeitswelt zu
      den Zugang zu aufbauenden                                                      Aufstiegs- und Entwick-
      Bildungs- oder Studiengängen zu?                                               lungsmöglichkeiten
 5    Lässt sich das Arbeiten in diesem     Inkonsistenz:                            Information durch erfahrene
      Berufsfeld mit meinen sonstigen       innere Brüche                            Berufsvertreterinnen und
      Lebenszielen wie etwa Familie/        des Lebensentwurfs                       -vertreter der Elterngenera-
      Kinderphase mit Erziehungsjahren/                                              tion; eine individuelle
      Teilzeitarbeit, Auslandstätigkeit                                              Lebensperspektiven- und
      oder zivilgesellschaftlichem                                                   nicht nur Berufsplanung
      Engagement gut verbinden?                                                      unterstützen

Tabelle 1

berufliche Richtung heute meist nichts mehr im               vielschichtigen Prozessen kompetenz- und quali-
Wege.                                                        tätsbildend wirken. Wo sie wie etwa in u­ nserem
Es zeigt sich, dass im systematischen Zusammen-              wissenschaftlich begleiteten Konzept der „­Offe-
spiel von Schulleitung, Lehrkräften, Jugendlichen,           nen Bürgerschulen“ systematisch ­umgesetzt wer-
ihren Eltern, Unternehmen und anderen außerschu-             den, erschließen sie zugleich zusätzliche zivilge-
lischen Partnern einige konzeptionelle Elemente              sellschaftliche Personalressourcen, die angesichts
stets wiederkehren:                                          des erkennbaren Fachkräftemangels im Lehrerbe-
                                                             reich künftig besonders im Sekundarbereich wich-
• viele individuelle Einzelberatungen, für die allen         tiger denn je sein werden.
  Beteiligten passende Zeitfenster zu bieten sind;
                                                          Haupt- und Werkrealschulen sind heute aufgerufen,
• konkrete Lernmodule zum Einsatz bei individuel-         sich in dieser Weise auf den Weg zu machen, um ge-
  lem Förderbedarf etwa bei den Kulturtechniken           meinsam mit den ihnen anvertrauten Kindern und
  wie sie z. B. im Projekt Schule und Beruf (SchuB)       Jugendlichen wertschätzend, realistisch und gezielt
  von Kultusministerium, den Arbeitgeberverbän-           an deren Zukunft in ­unserer ­Gesellschaft und ihrer
  den und der Wissenschaft entwickelt wurden;             Arbeitswelt zu arbeiten. ­Damit verschaffen sie Schü-
                                                          lerinnen und Schülern bessere Aussichten in Beruf
• die Einbeziehung nicht nur von Institutionenver-        und Leben; und deshalb zunehmend mehr Sinn
  tretern, sondern auch einzelnen bürgerschaft­           und Motivation bereits auch im schulischen Lernen.
  lichen Akteuren, die als individuelle Berufspaten       Wenn es gelingt, diese Zukunftsperspektive auch
  oder Jugend- bzw. Lernbegleiterinnen gerade             den Eltern zu vermitteln und ihre Unterstützung zu
  für Jugendliche mit schulischen oder familiären         gewinnen, wird der Bildungsweg gerade auch in der
  ­Problemlagen sehr wichtig werden können;               Haupt- oder Werkrealschule zum Erfolg führen.

• vielfältige Vernetzungen und Dialogstrukturen           Prof. Dr. Martin Weingardt,
  nach innen und vor allem nach außen, die in den         Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

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Berufliche Orientierung (BO) an der Haupt- und Werkrealschule
I N H A LT

Inhaltsverzeichnis

1. Einführung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  9

     1.1 Berufliche Orientierung an der Hauptschule/Werkrealschule  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  9
     1.2 Der Leitfaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  9

2. Handlungsfelder der Beruflichen Orientierung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
   2.1 Team für die Berufliche Orientierung (BO-Team)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
		     2.1.1 Teammitglieder  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
		     2.1.2 Aufgaben  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
		     2.1.3 Beispiele aus der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  12
   2.2 Konzept zur Beruflichen Orientierung (BO-Konzept)  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
		     2.2.1 Inhalte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
		     2.2.2 Beispiele aus der Praxis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
   2.3 Einbindung der Eltern  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
		     2.3.1 Inhalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
		     2.3.2 Beispiele aus der Praxis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
   2.4 Regionales BO-Netzwerk  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
		     2.4.1 Inhalte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  20
		     2.4.2 Partnerinnen und Partner für das regionale Netzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  20
		     2.4.3 Angebote der Kooperationspartnerinnen und -partner (Beispiele) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  20
		     2.4.4 Beispiele aus der Praxis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  20
   2.5 Öffentlichkeitsarbeit  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  22
		     2.5.1 Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
		     2.5.2 Mögliche Aktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
		     2.5.3 Beispiele aus der Praxis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
   2.6 Qualitätsmanagement  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  24
		     2.6.1 Aufgaben  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  24
		     2.6.2 Evaluation  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  25
		     2.6.3 Beispiele aus der Praxis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  25
   2.7 Schulaufsicht  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  26
		     2.7.1 Inhalte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
		     2.7.2 Beispiele aus der Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  26
   2.8 Nachhaltigkeit in der Beruflichen Orientierung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  28
		     2.8.1 Inhalte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  28
		     2.8.2 Beispiele aus der Praxis  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  28

                                                                                                                                                         7
Berufliche Orientierung (BO) an der Haupt- und Werkrealschule
I N H A LT

3. Inklusion in der Beruflichen Orientierung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  29

4. Berufliche Orientierung für Kinder und Jugendliche, die erst seit kurzer Zeit in Deutschland sind  . . 31
   4.1 2P – Potenzial & Perspektive: Ein Analyseverfahren für neu Zugewanderte . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
   4.2 Kooperative Berufsorientierung mit neu Zugewanderten (KooBO-Z) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

5. Struktureller und rechtlicher Rahmen der Beruflichen Orientierung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                            33
   5.1 Verwaltungsvorschrift Berufliche Orientierung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                33
   5.2 Leitperspektive „Berufliche Orientierung“ und das Fach
		      „Wirtschaft/Berufs- und S­ tudienorientierung (WBS)“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                   33
   5.3 Landeskonzept zur Beruflichen Orientierung an den allgemein bildenden Schulen  . . . . . . . . .                                                              34
   5.4 „Rahmenvereinbarung zur Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung“
		      zwischen dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport und der
		      Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                    34
   5.5 Kompetenzanalyse Profil AC  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                     35
   5.6 Bildungswege in Baden-Württemberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                               36

Impressum  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

           8
Berufliche Orientierung (BO) an der Haupt- und Werkrealschule
EINFÜHRUNG

1 Einführung
1.1 BERUFLI CHE O RI EN TI ERU N G AN D E R            ven und ­zielführenden Abstimmung der ­einzelnen
HAUPTSC HU LE / W ERKREALSCHU LE                       Maßnahmen unterstützt und begleitet.
Der Leitfaden richtet sich an alle Lehrkräfte der
Haupt- und Werkrealschulen, die die Schülerinnen       1. 2 D E R L E I T FA D E N
und Schüler in der Beruflichen Orientierung (BO)       Der Leitfaden berücksichtigt die strukturellen
unterrichten und begleiten. Zusammen mit den           ­Veränderungen an Haupt- und Werkrealschulen
a­ußerschulischen Partnerinnen und Partnern berei-      und die inhaltlichen Neuerungen durch
ten die Schulen ihre Schülerinnen und Schüler im
Rahmen der BO auf den Übergang von der Schule          • die Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums
in den Beruf vor.                                        über die „Berufliche Orientierung an weiterfüh-
                                                         renden allgemein bildenden und Beruflichen
Um den schulartspezifischen Rahmenbedingun-              Schulen“ vom 3. August 2017, den Bildungsplan
gen der Haupt- und Werkrealschulen gerecht zu            2016 mit dem neuen Fach Wirtschaft/Berufs- und
werden, hat das Kultusministerium gemeinsam              Studienorientierung sowie mit der L­ eitperspektive
mit Schulpraktikerinnen und Schulpraktikern, mit         Berufliche Orientierung,
Vertreterinnen und Vertretern aller Ebenen der         • die „Rahmenvereinbarung zur Zusammenarbeit
Schulaufsicht, den schulischen Beratungsgremien          von Schule und Berufsberatung“ zwischen dem
des Kultusministeriums sowie Vertreterinnen und          Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-
Vertretern der Kammern, der Verbände, der Wirt-          Württemberg und der Regionaldirektion Baden-
schaft und der Regionaldirektion der Agentur für         Württemberg der Bundesagentur für Arbeit vom
Arbeit den Leitfaden Berufliche Orientierung an der      3. Mai 2018,
Haupt- und Werkrealschule entwickelt.                  • und durch das Landeskonzept zur Beruflichen
                                                         Orientierung an den allgemein bildenden Schulen
Der Leitfaden berücksichtigt dabei die b­ esonderen      vom 14. Mai 2018.
Begabungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der
­Jugendlichen der Haupt- und Werkrealschule so-        Der Leitfaden ist ein Rahmenkonzept im Sinne
 wie die Ressourcen der Eltern und die Unterstüt-      eines Unterstützungsinstruments für Lehrkräfte.
                                                       ­
 zungsmöglichkeiten der Schulaufsicht und der          Um eine gute Begleitung der Jugendlichen in ihrem
 außerschulischen Partnerinnen und Partner. Die        jeweiligen Berufswahlprozess zu gewährleisten, sind
 Schulleitungen und Lehr­kräfte an den Haupt- und      in diesem Leitfaden die jeweiligen Handlungsfelder
 Werkrealschulen haben in den vergangenen Jah-         in Kapitel 2 als landeseinheitliche Mindeststandards
 ren hervorragende Arbeit im ­Bereich der konzep-      zu verstehen.
 tionellen Entwicklung und der Durchführung der        Von zentraler Bedeutung in diesem Prozess sind
 einzelnen Maßnahmen der B    ­ eruflichen Orientie-   die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Eltern
 rung geleistet, die sich in jüngster Vergangenheit    und die Praxiserfahrungen. Die Schülerinnen
 aufgrund von Standort­schließungen im Rahmen der      und Schüler e­rhalten durch konkrete Einblicke
 Regionalen Schulentwicklung und von Versetzun-        in ­Berufsfelder und deren Anforderungen­indi­
 gen einzelner Lehrkräfte unterschiedlich entwickelt   viduelle Entscheidungshilfen bezüglich ihrer
 haben. Durch das Ineinandergreifen der einzelnen,     Berufs­wahl. Die Umsetzung eines guten schulspezi-
 im Leitfaden erläuterten Handlungsfelder werden       fischen und standortbezogenen BO-Konzepts ist
 die Haupt- und Werkrealschulen bei ­einer effekti-    eine ­präventive Maßnahme, um die Absolventin-

                                                                                                   9
Berufliche Orientierung (BO) an der Haupt- und Werkrealschule
EINFÜHRUNG

nen und ­Absolventen der Haupt- und Werkreal-           In den einzelnen in Kapitel 2 dargelegten Hand-
schule ­reibungslos und ­unmittelbar in eine ­duale     lungsfeldern wird auf weitere, für das jeweilige
Ausbildung zu begleiten und um die Zahl der
­                                                       Handlungsfeld relevante, Informationen in anderen
Ausbildungsabbrüche zu verringern. Ein weiteres
­                                                       Kapiteln verwiesen.
Ziel ist die Senkung des Eintrittsalters der Schüle-    Um die Schülerinnen und Schüler mit einem An-
rinnen und Schüler in eine duale Ausbildung.            spruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsange-
                                                        bot gut in i­hrem Berufswahlprozess zu begleiten,
 Der Leitfaden fasst bewährte Ansätze ­zusammen,        gilt es, bei den Maßnahmen der Beruflichen Ori-
entwickelt diese weiter und belegt sie durch            entierung wichtige besondere Punkte im Blick zu
Beispiele aus der Praxis, um die Lehrkräfte an
­                                                       haben.
Haupt- und Werkrealschulen in ihrer Arbeit zu un-       Für Kinder und Jugendliche, die erst kurz in
terstützen bzw. zu bestätigen und um dieses zentrale    Deutschland sind, müssen die Maßnahmen der
Feld der Haupt- und Werkrealschulen auch in Zu-         ­Beruflichen Orientierung ggf. angepasst werden.
kunft positiv hervorzuheben.                             Kapitel 4 widmet sich diesem Thema in aller Kürze.
Aus den verschiedenen im Leitfaden enthaltenen           Kapitel 5 zeigt den rechtlichen und strukturellen
Praxisbeispielen wird deutlich, wie unterschiedlich      Rahmen der Beruflichen Orientierung auf. Die aus-
erfolgreiche BO-Konzepte von einzelnen Schulen           führlichen Verordnungen und Vereinbarungen fin-
sein können. Die folgenden acht Handlungsfelder          den sich ebenfalls dort.
der BO ergeben sich aus der Schnittmenge der
erfolgreichen Beispiele aus der Praxis von sechs
­
­ausgewählten Haupt- und Werkrealschulen (siehe
 Grafik).

Handlungsfelder (Mindeststandards)

                                                 BO-Team

               Sicherung der
                                                                               BO-Konzept
               Nachhaltigkeit

                                                                                       Einbindung
       Schulaufsicht
                                                                                        der Eltern

                Qualitäts­                                                      Regionale
               management                                                       Netzwerke

                                              Öffentlichkeits-
                                                  arbeit

      10
HANDLUNGSFELDER DER BERUFLICHEN ORIENTIERUNG

2          Handlungsfelder der
           Beruflichen Orientierung

2 .1 TEAM FÜ R DI E BERU FLI CHE                       • Ein Organigramm mit verbindlichen Zuständig-
­O RIENTIE RU N G ( BO - TEAM )                          keiten innerhalb des BO-Teams dient der internen
Erfolgreiche BO bedarf eines guten Teams: Ein            und externen Kommunikation.
multiprofessionelles BO-Team gewährleistet die
­
Qualität der Beruflichen Orientierung an der           2 . 1. 2 AU F G A B E N
­Schule. Dazu koordiniert es alle berufsorientieren-   • Das BO-Team erstellt mit Unterstützung der
 den Angebote und Maßnahmen, die in der Schule           ­Beratungsfachkraft der Agentur für Arbeit und
 und in Zusammenarbeit mit den Kooperations­              mit den Kooperations- und Bildungspartnerinnen
 partnerinnen und -partnern durchgeführt werden.          und -partnern (s. 2.4) ein schulspezifisch standort-
                                                          bezogenes BO-Konzept (s. 2.2), eine darauf abge-
2 .1.1 TEA M M I TG LI EDER                               stimmte Jahresplanung und informiert alle betei-
• Dem BO-Team gehören neben dem Tandem aus                ligten Personen sowie die schulischen Gremien.
  Lehrkraft und Beratungsfachkraft der Agentur         • Das Tandem aus Schule und Berufsberatung ko-
  für Arbeit mindestens die Schulleitung, der/die         ordiniert die Angebote der Ausbildungsorientie-
  BO-Beauftragte sowie eine Lehrkraft für das Fach        rung (s. 5.3).
  Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung an.       • Das BO-Team unterstützt die Lehrkräfte bei der
  Weitere Fachlehrkräfte, Elternvertreterinnen und        Umsetzung der berufsorientierenden Inhalte.
  -vertreter, die Schulsozialarbeit, Kooperations-     • Das BO-Team entwickelt Maßnahmen für die Ein-
  partnerinnen und -partner und ggf. Vertreterin-         bindung der Eltern in den BO-Prozess (s. 2.3).
  nen und Vertreter der Schülermitverantwortung        • Im Rahmen der Gesamtlehrerkonferenzen wird
  (SMV) sollen im multiprofessionellen BO-Team            über aktuelle Aktivitäten, Änderungen und Erwei-
  vertreten sein.                                         terungen des BO-Angebots berichtet. Gleichzeitig
• Der/die BO-Beauftragte ist die Lehrkraft des            nimmt das BO-Team Anregungen der Gesamtleh-
  ­Tandems Schule – Berufsberatung der Agentur            rerkonferenz auf und unterstützt die Lehrkräfte
   für Arbeit (s. 5.3).                                   bei der Durchführung von Maßnahmen.

                                                                                                     11
HANDLUNGSFELDER DER BERUFLICHEN ORIENTIERUNG

• Das BO-Team stimmt sich mit Teams aus ande-            Die BO-Steuergruppe umfasst neben den ­          Mit-
  ren schulischen Bereichen wie z. B. dem Team           gliedern des Kernteams mehrere Lehrkräfte,
  Öffentlichkeitsarbeit, der Steuergruppe Schul-         die Berufsberatung der Agentur für Arbeit, die
  entwicklung, dem Inklusionsteam und dem Ko-            ­Bildungspartnerinnen und -partner sowie die Aus-
  ordinations­team der Ganztagsangebote ab.               bildungslotsen. Die teilnehmenden Lehrkräfte
• Das BO-Team pflegt das schuleigene BO-Netz-             sind z. B. in ihrer ­Funktion als ­Ansprechpartnerin
  werk (s. 2.4).                                          und -partner für eine Bildungspartner­schaft oder
• Das BO-Team informiert sich fortlaufend über            als Fachvorsitzende ihres jeweiligen Faches in der
  neue und passende Angebote, erprobt diese und            Steuergruppe.
  nimmt sie gegebenenfalls in das schuleigene BO-          Die BO-Steuergruppe trifft sich regelmäßig (drei
  Konzept auf.                                             bis vier Mal im Schuljahr) und berichtet in jeder
                                                           ­Gesamtlehrerkonferenz (GLK) von den geplanten
2.1.3 BEISPI ELE AU S DER PRAXI S                           und durchgeführten BO-Maßnahmen.
Seckenheim Werkreal- und Realschule Mannheim                Die einzelnen Ansprechpersonen der ­Kooperations-
Die Organisation der Beruflichen Orientierung             und Bildungspartnerschaften besprechen und
übernimmt das BO-Team. Das Kernteam, dessen               ­erarbeiten die Maßnahmen für die Jahresplanung.
überwiegende Aufgabe die Gesamtkoordination                Die Treffen finden je nach Bedarf statt.
­aller BO-Maßnahmen ist, besteht aus den beiden
 BO-Koordinatorinnen und BO-Koordinatoren so-
 wie der Schulleitung.

                          O RG AN I SATI ON D E R B E R U F S W E G E P L A N U N G

                                           Gesamtkoordination
                                   Schulleitung, Lehrkraft 1, Lehrkraft 2

                                               Steuergruppe
                                           Gesamtkoordination
   weitere Lehrkräfte, Berufsberatung, Bildungspartnerinnen und Bildungspartner, Ausbildungslotsen,
                              Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter

               KO O RDI N ATI O N DER EIN Z E L N E N B I L D U N G S PA RT N E RS C H A F T E N

                       Bildungspartnerschaft 1            Bildungspartnerschaft 2
                      Verantwortliche Lehrkraft 1        Verantwortliche Lehrkraft 2

                       Bildungspartnerschaft 3            Bildungspartnerschaft 4
                      Verantwortliche Lehrkraft 3        Verantwortliche Lehrkraft 4

          Kooperationen mit beruflichen Schulen                        KooBO-Projekt
              verantwortliche Lehrkräfte 5                       Verantwortliche Lehrkraft 6

                 AK SCHULEWIRTSCHAFT                               Besondere BO-Projekte
                Verantwortliche Lehrkraft 7                          Weitere Lehrkräfte

     12
HANDLUNGSFELDER DER BERUFLICHEN ORIENTIERUNG

August-Ganther-Schule Oberkirch                         2 . 2 KO N Z E P T Z U R B E R U F L I C H E N O R I E N T I E -
Das BO-Team besteht aus ca. sechs Lehrkräften, die      R U N G ( B O - KO N Z E P T )
sich jeweils zu Beginn des Jahres neu für das Team      Das BO-Konzept ermöglicht den Schülerinnen
entscheiden. Die meisten sind über mehrere Jahre        und Schülern der Haupt- und Werkrealschule eine
im Team, was die Kontinuität fördert. Die Schul-        individuelle Berufswegeplanung, deren Schwer-
leitung ist fester Bestandteil des Teams, koordiniert   punkt die vielfältigen Praxiserfahrungen darstellt.
die Termine (je nach Bedarf drei bis sechs Termine      Die Vor- und Nachbereitung sowie die ­Begleitung
pro Jahr), ist verantwortlich für das Erstellen und     der BO-Maßnahmen bzw. Praxiserfahrungen t­ragen
Ablegen der Protokolle und für die Verteilung der       ­­wesentlich zum Erfolg der Maßnahmen zur Beruf­
Aufgaben.                                               lichen Orientierung bei.

Die Schulleitung führt als Teil des BO-Teams,
zum Teil auch mit der Beteiligung von weiteren
Lehrkräften, mit den Bildungspartnerinnen und
­
-partnern sowie anderen ­    externen Partnerinnen
und Partnern am Ende eines Schuljahres Auswer-
tungs- und Planungsgespräche durch. Diese sind die
Grundlage für die Jahresplanung des kommenden
Schuljahres.
Das BO-Team erarbeitet jeweils zu Beginn des
Schuljahres eine verbindliche Jahresplanung mit
­bewährten Modulen aus; Termine und Zuständig­
 keiten werden festgelegt. Dabei spielt die Aus-
 wertung der durchgeführten Maßnahmen in der
 Schule eine große Rolle. Einzelne Module können
 verändert, ergänzt bzw. neu eingefügt werden. Diese
 ­Planung ist die Grundlage für die Umsetzung der
  unterschiedlichen Maßnahmen in den einzelnen
  Klassen.

Weitere Praxistipps der August-­Ganther-Schule
• Berufliche Orientierung als fester Tagesordnungs-
  punkt in der Gesamtlehrerkonferenz
• BO-Jahreskalender für das Kollegium und für die
  Schülerinnen und Schüler (Schwarzes Brett)

                                                                                                              13
HANDLUNGSFELDER DER BERUFLICHEN ORIENTIERUNG

2 .2.1 INHALTE                                              • Teilnahme am Girls’ Day und Boys’ Day;
 Das BO-Konzept basiert auf der Verwaltungs­vor­            • Schnuppertage in Unternehmen und Institutio-
 schrift des Kultusministeriums über die B­ erufliche         nen;
 Orientierung an weiterführenden a­ llgemein bilden­        • Besuch von Messen zur Beruflichen Orientierung;

 den und beruflichen Schulen (VwV B       ­erufliche        • Bewerberplanspiel / Bewerbungstraining;

 Orientierung vom 3. August 2017), auf der Leit-            • Tage der offenen Tür;

 perspektive Berufliche Orientierung und dem                • Schülerfirmen;

 Fach Wirtschaft/Berufs- und ­Studienorientierung           • Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter

­(Bildungsplan 2016).                                       • Treffen mit ehemaligen Schülerinnen und ­

                                                          		 Schülern zu BO-Themen (vgl. 2.6.3);
• Es wird mit Unterstützung der Beratungsfach-              • Senior-Ausbildungsbotschafterinnen und

  kraft der Agentur für Arbeit ein schulspezifisches          Ausbildungsbotschafter;
  und standortbezogenes BO-Konzept, beginnend               • Kompetenz- und Alltagstraining;

  ab Klassenstufe 5, entwickelt. Dieses beinhaltet          • Betriebserkundungen;

  die Unterrichtsthemen und Maßnahmen, die alle             • Projekte mit den Beruflichen Schulen.

  Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung
  ihres individuellen Berufswegeplans unterstützen.       Die Inhalte werden mit den Kooperationspartnerin-
  Die Module der einzelnen Klassenstufen sind             nen und -partnern abgestimmt. Den Schülerinnen
  sinnvoll aufeinander abgestimmt.                        und Schülern wird die Gelegenheit gegeben, sich
                                                          im handwerklichen, im gewerblich-technischen, im
• Ein für alle beteiligten Kolleginnen und Kollegen       kaufmännischen, im hauswirtschaftlichen, im sozial-
  verbindlicher Jahresplan für alle Klassenstufen         pflegerischen Bereich sowie im Rahmen der freien
  stellt sicher, dass die Inhalte des BO-Konzepts um-     Berufe zu orientieren. Das BO-Konzept berücksich-
  gesetzt werden und mit den Inhalten des ­Faches         tigt die Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf
  Wirtschaft /Berufs- und Studien­orientierung so-        ein sonderpädagogisches Bildungsangebot (vgl. 3.).
  wie der Leitperspektive Berufliche O    ­ rientierung
  verknüpft sind.                                         2 . 2 . 2 B E I S P I E L E AU S D E R P R A X I S
                                                          Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule
• Die Ergebnisse der Kompetenzanalyse Profil              Villingendorf
  AC finden im Berufswahlprozess des einzelnen            Von Schülerinnen und Schülern für Schülerin-
  ­Jugend­lichen Berücksichtigung (vgl. 5.5).             nen und Schüler – die Berufsmesse „9 für 4“ in
                                                          der Schule
• Neben den in der VwV Berufliche Orientierung            Im Laufe der Klassenstufe 9 sollen die Schülerinnen
  verpflichtenden (vgl. 5.1), können folgende Pra-        und Schüler unter Berücksichtigung der bisherigen
  xiserfahrungen Teil des BO-Konzepts sein:               Erkenntnisse aus den einzelnen Maßnahmen zur
  • zusätzliche Praktika (Wochen- und Tagesprak-          Beruflichen Orientierung gezielt und bewusst ihr
    tika);                                                letztes Betriebspraktikum auswählen.
  • praktische Ausrichtung des Tags der Berufli-          Eine besondere Aufgabe steht an: Alle S­ chülerinnen
    chen Orientierung;                                    und Schüler müssen gegen Ende des ­         neunten
  • Projekte der Kooperativen Berufsorientierung          Schuljahres im Rahmen der Berufsmesse „9
    (KooBO) (vgl. 2.2.2, 4.2);                            für 4“ ­ jeweils einen Messestand konzipieren,

      14
HANDLUNGSFELDER DER BERUFLICHEN ORIENTIERUNG

r­ealisieren und b­ etreuen. Dabei präsentieren sie           wickelt worden, die im Lehrerzimmer bereitstehen.
 das ­Unternehmen und das Berufsbild aus ihrer                Eine Themenwoche findet in der Woche vor dem
 letzten ­   Praktikumswoche. Zielgruppe sind die             Tag der offenen Tür statt. In dieser Woche kön-
 ­Mitschülerinnen und Mitschüler aus Klassenstufe 4.          nen die Klassen beispielsweise Präsentationen
  Bereits während des Praktikums planen die Schüle­           ­vorbereiten, die dann am Tag der offenen Tür
  r­innen und Schüler zusammen mit den Betreue-              ­vorgestellt werden.
  rinnen und Betreuern sowie mit Auszubildenden
  den Messestand. Gemeinsam soll eine Vorstellung          • Praktikum Klasse 10:
  entwickelt werden, wie dieser Präsentationsbereich         In der Woche vor den Herbstferien wird in Klasse
  aussehen könnte (praktische Angebote, Werkzeuge,           10 eine weitere Praktikumswoche durchgeführt.
  Materialien, Modelle, Arbeitskleidung, Bilder, kurze       Im Rahmen des Faches „Berufsorientierende
  und einfache Texte, Einbeziehung möglicher Leih-           Bildung“ (Bildungsplan 2012) und zukünftig an-
  gaben des Praktikumsbetriebs …).                           gedockt an die Leitperspektive Berufliche Orien-
  Stets muss dabei beachtet werden, dass 10-jährige          tierung und das Fach Wirtschaft/Berufs- und Stu-
  Kinder verstehen müssen, um was es bei dem vor-            dienorientierung, soll dieses Praktikum weiterhin
  gestellten Berufsbild geht. Anschaulichkeit, Hand-         angeboten werden. Die Erfahrungen zeigen, dass
  lungsorientierung und gute Begleitung ­        (verbal     gerade durch dieses Praktikum in Klasse 10 einige
  und mit Hilfestellungen) sind unverzichtbar. Die           Schülerinnen und Schüler ihren Ausbildungsbe-
  Schüler­ innen und Schüler müssen sich einem               trieb finden.
  ­Perspektivwechsel öffnen und sich in ihre jungen
   Mitschülerinnen und -schüler hineinversetzen.           • Kooperative Berufsorientierung (KooBO) –
   ­Damit dient die Berufsmesse „9 für 4“ als besondere      Projekt Mannheim: Werkstattschule Heidelberg:
    Reflexionshilfe.                                         Im Rahmen des KooBO-Projektes arbeiten wir in
                                                             Kooperation mit der WERKstattSCHULE Hei-
Seckenheim Werkreal- und Realschule Mannheim                 delberg zusammen. Im ersten Schuljahr wurden
• Stufenplan BO:                                             für alle Klassenräume Handtuchspender aus Holz
  Für jede Klassenstufe hat die Schule verbindliche          her­gestellt und individuell lackiert. Im zweiten
  Inhalte und Maßnahmen im Bereich der Berufli-              Jahr werden Sitzmöbel für den Schulgarten ge-
  chen Orientierung festgehalten.                            baut.

• Prozessbeschreibungen (s. 2.6.3)                         • Praktikumsberichtsheft:
                                                             An der Seckenheim Werkreal- und Realschule
• Themenwochen:                                              nutzen wir ein Praktikumsberichtsheft, das die
  An der Seckenheim Werkreal- und Realschule gibt            Schüle­­rinnen und Schüler im Vorfeld der Praktika
  es für alle Klassenstufen zwei bis drei Themen­wo-         erhalten.
  chen mit unterschiedlichen thematischen S­ chwer-
  punkten, wie z. B. Lernen lernen, Guter Start, Prä-
  ventionsinhalte und das Praktikum.
  In jeder Themenwoche wird in den einzelnen
  Klassen­stufen ein Tag zum Thema BO veranstaltet.
  Hierfür sind Materialordner vom Kollegium ent­

                                                                                                      15
HANDLUNGSFELDER DER BERUFLICHEN ORIENTIERUNG

August-Ganther-Schule Oberkirch                          Jahr gegebenenfalls angepasst. Dies erfolgt mit der
Das BO-Konzept ist an vielen verschiedenen ­Stellen      KVP-Methode (Kontinuierlicher Verbesserungspro-
in der Schule für die Schülerinnen und Schüler,          zess), die in den meisten Industriebetrieben etab-
Lehrkräfte und Eltern sowie für weitere interessierte    liert ist.
Personen präsent:                                        Die Ergebnisse der Kompetenzanalyse Profil
• auf der Homepage der Schule,                           AC (vgl. 2.6.3) und die Rückmeldungen aus den
• in den Klassenzimmern,                                 ­Praktika ergänzen sich. Die einmalig in Klasse 7
• im PC-Raum als Wanddarstellung „Der rote                verpflichtend durchzuführende Kompetenzanalyse
  ­Faden“,                                                beinhaltet einen vorgegebenen Fremd- und Selbst-
• im Flyer „Der rote Faden“ (z. B. bei Info-Veran-        einschätzungsbogen sowie ein daran anschließendes
   staltungen),                                           Feedback-Gespräch. Der Rückmeldebogen zu den
• beim ersten Elternabend als verbindliches               Praktika wird an die Profil AC-Vorlage angelehnt
   Thema,                                                 und im Schülerportfolio dokumentiert. Gleichzeitig
• als Info durch die Schulleitung,                        dient dieser Rückmeldebogen als Gesprächsanlass
• am Schwarzen Brett im Lehrerzimmer.                     bei weiteren Feedback-Gesprächen mit den Schüle­
                                                          rinnen und Schülern sowie mit deren Eltern.
 Prozessbeschreibungen, die im Kontext der BO-
 RIS-Zertifizierung (Berufswahl-Siegel Baden-Würt-        Der Praxis-Tag wird in Klasse 7 für alle Schülerin-
 temberg für berufsorientierende Schulen) erstellt        nen und Schüler verbindlich bei einer Bildungspart-
 wurden, beschreiben jeden einzelnen Baustein aus         nerin oder einem Bildungspartner durchgeführt.
 dem Jahresplan bzw. aus dem BO-Konzept und sind          Dabei stellen die Schülerinnen und Schüler einen
 damit eine Hilfe für die Fach- und Klassenlehrkräfte     Gegenstand nach Zeichnungsvorlage mit Unterstüt-
 bei der Umsetzung der Maßnahmen.                         zung der Auszubildenden her. Eine kurze Betriebs-
 Der Tag der Beruflichen Orientierung ­findet ­jeweils    besichtigung und eine Rück­meldung der Beteiligten
im Dezember in Klassenstufe 8 mit B       ­ eteiligung    zum Praxis-Tag runden ­diese ­Maßnahme ab. Dieser
aller Bildungspartnerinnen und -partner statt.           Praxis-Tag ist zum einen für die Schülerinnen bzw.
Ausbilder­innen und Ausbilder sowie Azubis sind          Schüler ein niederschwelliges Projekt, bei dem sie
anwesend (i. d. R. auch ehemalige Schülerinnen           Berufe in der metallverarbeitenden Industrie ken-
und ­Schüler), die in einem Informationsblock über       nenlernen. Zum anderen dient es den Auszubilden-
das Bewerbungsverfahren und über die Inhalte der         den als ein Projekt, bei dem sie ihr neu erlerntes
Ausbildungs­berufe informieren. In Workshops tref-       Fachwissen weitergeben können.
fen die Vertreterinnen und Vertreter der Betriebe        Die örtliche Berufsinformationsmesse wird von
mit kleinen Schülergruppen zusammen. Ziel ist es,        den Schülerinnen und Schülern der achten K      ­ lassen
­individuelle Kontakte über Gespräche und Infor­         in Begleitung der Klassenlehrkraft besucht. Die
 mationen zu knüpfen. Der Tag der Beruflichen Ori-       ­Schülerinnen und Schüler sammeln Informationen
 entierung wird mit Hilfe einer Punkteliste evaluiert.    über die Bildungspartnerinnen und Bildungspart-
 Die Ergebnisse werden im Jahresgespräch mit den          ner, die alle bei der Messe v­ ertreten sind (Methode:
 Bildungspartnerinnen und -partnern besprochen            Laufzettel).
 und der Ablauf der Veranstaltung für das folgende

      16
HANDLUNGSFELDER DER BERUFLICHEN ORIENTIERUNG

2 .3 EINBI N DU N G DER ELTERN                         • Die Eltern nehmen im Anschluss an die in Klasse
Die Eltern sind im Prozess der Beruflichen               7 stattfindende Kompetenzanalyse Profil-AC an
Orientierung von entscheidender Bedeutung, da
­                                                        einem Beratungsgespräch mit der durchführen-
sie ­einen wesentlichen Einfluss auf die Berufswahl      den Lehrkraft teil. Dabei werden die ermittelten
ihrer ­Kinder haben. Sie sind von Beginn an aktive       Kompetenzen mit der Beratung im Hinblick auf
­Partnerinnen und Partner sowie Mitentscheiderin-        sinnvolle Praktika verknüpft.
 nen und Miteintscheider im Prozess der ­Beruflichen   • Die Beratungsfachkräfte der Agentur für Arbeit
                                                                                                    ­­
 ­Orientierung. Eltern sind auch mit ihrer eigenen       stellen sich im Rahmen von Informations­veran-
  Berufserfahrung eine wichtige Ressource für die
  ­                                                      staltungen den Schülerinnen und Schülern sowie
  ­Arbeit des BO-Teams.                                  deren Eltern vor.
                                                       • Die Elterngespräche werden mit den Beratungs-
2 .3.1 INHALTE                                           terminen der Beratungsfachkräfte der Agentur für
• Die Eltern werden umfassend über ein großes            Arbeit verbunden.
   Spektrum an Berufsfeldern informiert.               • In Zusammenarbeit mit der Berufsberatung der
• Die Einbindung der Eltern erfolgt zunächst über        Agentur für Arbeit finden ab Klasse 8 schulinter-
   eine Information zum BO-Konzept in den zwei-          ne Beratungsgespräche mit den Schülerinnen und
   mal jährlich verbindlich stattfindenden Klassen-      Schülern statt, zu denen auch deren Eltern einge-
   pflegschaftsabenden. Die Schule bietet diese          laden werden.
   Informationen zum Beispiel über einen eigens        • Sinnvoll ist es, Elternvertreterinnen und -ver-
   gedruckten Flyer oder über die Homepage der           treter eigens für die B  ­ erufliche Orientierung
   Schule an.                                            zu wählen, die aktiv an Sitzungen des BO-Teams
• Berichte von Praxiserfahrungen können den              teilnehmen. Diese ­    informieren die anderen
  ­Eltern vorgestellt werden.                            Eltern.

                                                                                                 17
HANDLUNGSFELDER DER BERUFLICHEN ORIENTIERUNG

2 .3.2 BEIS PI ELE AU S DER PRAXI S                     Die Veranstaltung bereiten wir gemeinsam mit u­ n-
Georg-Wagner-Schule Künzelsau                           seren Bildungs- und Kooperationspartnerinnen und
BO-Elternabend                                          -partnern vor bzw. nach und verbessern sie stetig.
Ziel des Elternabends ist es, die Eltern über ver-
schiedene Berufsfelder und -bilder zu informieren,      Seckenheim Werkreal- und Realschule Mannheim
ihnen die duale Ausbildung vorzustellen und ihre        Zahlreiche Studien belegen, dass Eltern den ­größten
Fragen hierzu zu beantworten. Des Weiteren bietet       Einfluss auf die Berufswahlentscheidung ihrer
dieser Abend die Möglichkeit zum Austausch zwi-         Kinder haben. Daher ist es uns ein besonderes
                                                        ­
schen den Eltern, den Ausbildungsbetrieben und          ­Anliegen die Eltern von Anfang an aktiv einzubin-
der Agentur für Arbeit. Der BO-Elternabend findet        den. Nachfolgend sind unsere Besonderheiten im
ausdrücklich ohne Schülerinnen und Schüler statt,        Bereich Elternarbeit aufgeführt.
denn unserer Erfahrung nach können die Gespräche
in diesem Rahmen gezielter geführt werden. Auf          1. Berufselternabend
­einem „Marktplatz“ im Keller des Theaterhauses         Neben regelmäßig stattfindenden Elternabenden
 können sich die einzelnen Betriebe und die Agentur     und Elternsprechtagen werden auch Elternabende
 für Arbeit in Form von kleinen Ständen vorstellen      zu einzelnen Themen angeboten, z. B. zum Thema
 und die Eltern sich informieren.                       Cybermobbing oder zur Beruflichen Orientierung
 Auf der Bühne findet ein Programm zu folgenden         (Berufselternabend).
 Themen statt:                                          Zum Berufselternabend sind folgende Partnerinnen
 • Allgemeiner Überblick über die beruflichen           und Partner eingeladen, die hier unterstützen:
   ­Möglichkeiten vor Ort mit dem Hauptschul­           • Beratungsfachkräfte der Agentur für Arbeit,
    abschluss und dem Werkrealschulabschluss;           • Ausbildungslotsin unserer Schule,
• Ausbildung in einem gewerblichen Beruf;               • Vertreterinnen und Vertreter der weiterführen-
• Vorstellung einzelner Ausbildungsberufe durch           den Schulen ­gemeinsam mit ehemaligen Schüle-
    Betriebe:                                             rinnen und Schülern aus unserer Schule, die jetzt
    • Jeder Betrieb stellt einen Beruf vor;               auf weiterführenden Schulen sind
    • Jeder Betrieb/jede Referentin und jeder Refe-     • und die Ausbildungsleiterin oder der Ausbil-
       rent beschränkt sich auf etwa 10 Minuten;          dungsleiter eines Partnerunternehmens (Roche
    • Möglichst verschiedene Berufsfelder darstellen.     Diagnostics), die von ihrem Werdegang berich-
• Möglichkeiten des beruflichen Schulwesens;              ten.
• offene Podiumsdiskussion – mögliche
    Frage­stellungen:                                   Der Berufselternabend findet nicht in der Schule,
    • Welche Möglichkeiten der Weiterbildung,           sondern im Gemeindehaus statt.
		 der Weiterqualifizierung sind in dem Beruf XY
      ­gegeben?                                         2. Wöchentlicher Austausch mit dem Elternbeirat
    • Welche Zukunftsaussichten hat der Beruf XY?       Es findet ein wöchentlicher Jour Fixe der Schul­
    • Warum bleiben viele Ausbildungsplätze             leitung mit der oder dem Elternbeiratsvorsitzenden
		­    unbesetzt?                                       der Schule statt. Er dient dem Informationsaus-
                                                        tausch. Anfragen, Wünsche sowie weitere Anliegen
                                                        können direkt besprochen und ggf. beantwortet
                                                        werden.

      18
HANDLUNGSFELDER DER BERUFLICHEN ORIENTIERUNG

3. Dienstliche E-Mail-Adressen der Lehrkräfte           von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehr-
Alle Lehrkräfte haben eine dienstliche E-Mail-          kräften gleichermaßen intensiv genutzt.
Adresse: ­muster@seckenheimschule.de. Hierüber
wird mit den Eltern regelmäßig kommuniziert und         Der Leitfaden Elternarbeit „Eltern erwünscht!?
Anfragen können schnell beantwortet werden.             Wie Zusammenarbeit in der Berufs- und Studien­
                                                        orientierung gelingen kann“ wurde vom Arbeits-
4. Elternvertreterin Berufsorientierung                 kreis SCHULEWIRTSCHAFT in Kooperation mit
Seit drei Jahren haben wir eine Elternvertreterin für   der Bundesagentur für Arbeit erarbeitet. Er bietet
die Berufliche Orientierung. Sie wird zu allen BO-      Informationen, Tipps, Ideen, Literaturhinweise und
Maßnahmen eingeladen und gibt uns ein direktes          Arbeitsmittel zu folgenden Themen:
Feedback. Daher ist sie auch bei der Evaluation von     • Rolle der Eltern im Berufs- und S­ tudienwahl-
BO-Maßnahmen eine wichtige Partnerin, die einen           prozess;
„Blick von außen“ sicherstellt. Außerdem lädt sie       • Was Eltern bei der Berufs- und Studienwahl ihrer
über ihre Kanäle die Eltern zu Veranstaltungen, bei-      Kinder interessiert;
spielsweise zum BO-Elternabend, ein. Sie steht den      • Wie Eltern erreicht und motiviert werden
Eltern als Ansprechpartnerin regelmäßig zur Verfü-        können;
gung.                                                   • Qualität.

5. Digitaler Vertretungsplan und kostenlose App         2.4 REGIONALES BO-NETZWERK
Der Vertretungsplan wird nicht nur über digitale        Die Schule baut ein regionales Netzwerk auf, das
Boards im Schulhaus angezeigt, sondern die Eltern       den Schülerinnen und Schülern vielfältige Praxis­­
sowie die Schülerinnen und Schüler können auch          erfahrungen, insbesondere Praktika, ermöglicht.
eine kostenlose App nutzen und den Vertretungs-         Dabei ist standortspezifisch auf ein möglichst breit
plan von zu Hause einsehen. Außerdem werden             gefächertes Angebot aus den Bereichen der hand-
hierüber auch wichtige Nachrichten, z. B. der Ter-      werklichen, der gewerblich-technischen, der kauf-
minplan, die Prüfungsinformationen und weitere          männischen, der hauswirtschaftlichen, der sozial-
wichtige Inhalte übermittelt. Dieses Angebot wird       pflegerischen sowie der freien Berufe zu achten.

                                                                                                   19
HANDLUNGSFELDER DER BERUFLICHEN ORIENTIERUNG

2 .4.1 INHALTE                                          2 . 4 . 3 A N G E B OT E D E R KO O P E R AT I O N S ­
• Die Angebote der Kooperationspartnerinnen             PA RT N E R I N N E N U N D - PA RT N E R ( B E I S P I E L E )
  und -partner zur ­Anbahnung von Bildungspart-         • Veranstaltungen des Arbeitskreises
  nerschaften w
              ­ erden genutzt. Im Rahmen von              SCHULEWIRTSCHAFT;
  Vereinbarungen ­werden die Inhalte der Ko-            • Mitwirkung bei schulinternen
  operation festgelegt. Die A
                            ­ ktivitäten werden           ­BO-Veranstaltungen (s. 2.1 und 2.2);
  regelmäßig evaluiert und angepasst.                   • Azubi-Speed-Dating (IHK, HWK);
• Bildungspartnerschaften werden eingegangen            • Lehrstellenradar (HK);
  und gepflegt.                                         • Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter;
• Für die Pflege des regionalen Netzwerkes ist das      • WorldSkills Germany „Entdecke deine Talente“:
  BO-Team verantwortlich.                                  Ziel der Maßnahme „Entdecke deine Talente“ ist
                                                           es, Schülerinnen und Schüler beim Prozess der
2 .4.2 PARTN ERI N N EN U N D PATN ER FÜR DAS              Berufsfindung und der Berufswahl frühzeitig und
REGIONALE N ETZW ERK                                       altersgemäß zu unterstützen. Diese Unterstützung
Aufgrund des gesetzlichen Auftrags nimmt die               basiert auf einer neutralen Form, die die Schüle-
Agentur für Arbeit eine hervorzuhebende Rolle im           rinnen und Schüler nicht frühzeitig tendenziell in
regionalen BO-Netzwerk ein (s. 5).                         eine bestimmte berufliche Richtung drängen soll.
Der Code of Conduct beschreibt den Rahmen für              Der Unterstützungsprozess wird stärkenorientiert
die Zusammenarbeit zwischen Schule, Wirtschaft,            und unter Einbeziehung regionaler Partnerinnen
Arbeitswelt und außerschulischen Kooperations-             und Partner aus dem Handwerk, der Industrie
und Bildungspartnern (s. 5.3).                             und aus dem Dienst­­leistungssektor in die schuli-
                                                           sche ­Berufsorientierung eingebunden.
•   Unternehmen / Betriebe der Region;                     Den Schülerinnen und Schülern wird ein breites
•   Agentur für Arbeit (vgl. 5.1, 5.3 und 5.4);            Berufsspektrum im Bereich der dualen Ausbil-
•   Berufliche Schulen;                                    dungsberufe vermittelt. Das übergeordnete Ziel
•   Handwerkskammer und Handwerksorganisatio-              der Maßnahme „Entdecke deine Talente“ ist die
    nen (Kreishandwerkerschaften, Innungen, …);            Reduktion von Ausbildungsabbrüchen.
•   Industrie- und Handelskammer;
•   Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT;                      2 . 4 . 4 B E I S P I E L E AU S D E R P R A X I S
*   Handels- und Gewerbevereine, Betriebe, Jugend-      Seckenheim Werkreal- und Realschule Mannheim
    migrationsdienst, kirchliche Träger (z. B. Diako-   Die Schule verfügt über eine ganze Reihe von Bil-
    nie, Caritas), weitere Bildungsträger, auch unter   dungspartnerschaften. Die meisten Bildungspart-
    dem Aspekt der Inklusion (s. 3);                    nerschaften sind in einer Vereinbarung verschrift-
•   Schulträger.                                        licht und dokumentiert. Bei der Erstellung dieser
                                                        Vereinbarungen unterstützen die Industrie- und
                                                        Handelskammern, die Vorlagen für Vereinbarungen
                                                        zwischen Schulen und Unternehmen zur Verfügung
                                                        stellen. Die Unterzeichnung einer Bildungspart-
                                                        nerschaft findet in einem feierlichen Rahmen statt.
                                                        Dazu wird selbstverständlich die Presse eingeladen.

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HANDLUNGSFELDER DER BERUFLICHEN ORIENTIERUNG

 Die Bildungspartnerschaft mit dem Unternehmen             An der Schule gibt es eine Lehrkraft aus dem BO-
 Bauhaus zeigt im Folgenden exemplarisch auf, wie          Team, die für das Onboarding und für die Beraterin
 die konkrete Umsetzung einer solchen Verein­barung        oder den Berater als direkte Ansprechperson zur
 aussieht. Folgende Angebote werden gemacht:               Verfügung steht und für die konkreten Terminab-
 • Bewerbertraining für die Klassen 10 der Werk­           sprachen zuständig ist.
    realschule;                                            Für die Zeit der Beratung hat die Berufsberaterin
 • Bewerbertraining für interessierte Schülerinnen         oder der Berufsberater einen eigenen Raum und
    und Schüler aus anderen Klassen;                       über den Schulrechner ­Zugang zum Internet.
 • Praktikumsmöglichkeiten und Voraussetzungen;            Einordnung in den Schulalltag: Die Maßnahme ist
 • Betriebserkundungen;                                    ein weiterer Baustein im BO-Konzept der ­Schule
 • Bewirtung des Weihnachtsverkaufsstandes bei             und setzt bei den Schülerinnen und ­Schülern ­indi-
   Bauhaus durch die Schülerinnen und Schüler              viduell an. Außerdem ist die Maßnahme ­geeignet,
   an den Adventssamstagen (Kosten übernimmt               die Eltern bei der Berufsorientierung ihrer Kinder
   ­Bauhaus, Gewinn geht an die Klassen).                  auf einfache Art und Weise zu beteiligen.
 Eine genaue Prozessbeschreibung zu den Angebo-
 ten, den Terminen und der Organisation ist hinter-        Projekte im Rahmen der Kooperativen
 legt, sodass die beteiligten Lehrkräfte sich ­jederzeit   Berufsorientierung (KooBO)
­informieren können.                                       Die Kooperative Berufsorientierung ist ein ­Projekt
                                                           zur Förderung der Beruflichen Orientierung. S­ chü-
August-Ganther-Schule Oberkirch                            lerinnen und Schüler arbeiten gemeinsam mit außer-
Berufsberaterinnen und Berufsberater vor Ort               schulischen Kooperationspartnerinnen und -part-
Zu einem festen Termin kommt die Berufsberaterin           nern ein ganzes Schuljahr lang an der Lösung eines
oder der Berufs­berater in die Schule und bietet für       realen ­beruflichen Problems.
Schülerinnen und Schüler sowie für deren Eltern
Beratungen an. Die Termine können und müssen               Ludwig-Uhland-Schule Heimsheim
rechtzeitig, mindestens einen Tag vorher, schriftlich      Außerschulischer Lernort im Porsche
beantragt werden. Die Eltern sind über die Home-           Ausbildungszentrum
page bzw. einen Elternbrief informiert, die Schüle-        Für die Schülerinnen und Schüler der Klassen­
rinnen und Schüler jeweils durch die Klassenleh-           stufen 5 bis 10 wird die Lehrwerkstatt des Porsche-
rerin oder den Klassenlehrer. Folgetermine werden          Ausbildungszentrums in Zuffenhausen an insgesamt
unter Umständen mit der Berufsberaterin oder dem           32 Vormittagen im Schuljahr zum Klassenzimmer.
Berufs­berater abgemacht und von ihr oder ihm auch         Die Schülerinnen und Schüler werden hier gemäß
­eingefordert, so ist eine kontinuierliche Begleitung      Bildungsplan von einer Techniklehrkraft der Lud-
 über die Schule hinaus möglich.                           wig-Uhland-Schule unterrichtet. Natürlich stehen
 Grundlage der Maßnahme ist die „Rahmen­verein-            vor allem die Themen auf der Agenda, die mit den
 barung zur Zusammenarbeit von Schule und B   ­ erufs-     Ausbildungsinhalten gut zu kombinieren sind, wie
beratung“ (s. 5.4). Diese spezielle Maßnahme wur-          beispielsweise Metallgrundlagen und Messtech-
de auf Initiative unserer Schule hin beim Jahresge-        niken Metall, Verbrennungsmotor, aber auch E-
spräch mit der Bundesagentur für Arbeit begonnen.          Mobilität und Zukunftstechnologien. Ausbildungs-
Regelmäßige Gespräche dienen der weiteren Pla-             meisterin oder -meister und Auszubildende geben
nung und Auswertung.                                       den Schülerinnen und Schülern inhaltlich passend

                                                                                                     21
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