Schulblatt4/2021 Die Schule lockt - Warum der Lehrberuf so beliebt ist - Kanton Zürich
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Kanton Zürich Schulblatt Bildungsdirektion 4/2021 Die Schule lockt Warum der Lehrberuf so beliebt ist Spielend lernen Die Bedeutung von Spielphasen in der Schule Professionell schreiben Mittelschüler üben sich im Journalismus Zuerst die Schule Das Modell BM Fokus für KV-Lernende
6 24 Magazin Fokus: Volksschule Die Schule lockt 4 24 Kommentar 12 «Spielen plus» Bildungsdirektorin Silvia Im Gespräch Kinder lernen spielend – Steiner über die Bedeutung PH-Rektor Heinz Rhyn vom Kindergarten bis in die des Sprachaustausches über hohe Anmeldezahlen 2. Klasse und die Anforderungen an 5 den Lehrberuf 26 Im Lehrerzimmer Stafette Kantonsschule Zimmerberg 17 Die Kleingruppenschule Porträtreihe Winterthur pflegt eine Kultur 6 Motivation und erste des Miteinanders Persönlich Erfahrungen: Angehende Psychologin Claudia Hofmann, Lehrerinnen und Lehrer 29 Co-Leiterin der Fachstelle erzählen In Kürze Berufliche Inklusion 9 Meine Schulzeit Stéphanie Berger, Moderatorin, Comedienne, Speakerin Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Inhalt Wichtige Adressen Impressum Nr. 4/2021, 22.10.2021 Bildungsdirektion: www.zh.ch/bi Generalsekretariat: 043 259 23 09 Herausgeberin: Bildungsdirektion Kanton Zürich, Walcheplatz 2, 8090 Zürich Erscheinungs Bildungsplanung: 043 259 53 50 Volksschulamt: 043 259 22 51 weise: fünfmal jährlich, 136. Jahrgang, Auflage: 19 000 Ex. Redaktion: jacqueline.olivier@ M erufsbildungsamt: 043 259 78 51 Amt für Ju ittelschul- und B bi.zh.ch, 043 259 23 07; Sekretariat schulblatt@bi.zh.ch, 043 259 23 09 Abonnement: gend und Berufsberatung: 043 259 96 01 Lehrmittelverlag Zürich: Lehrpersonen einer öffentlichen Schule im Kanton Zürich können das «Schulblatt» in ihrem 044 465 85 85 Fachstelle für Schulbeurteilung: 043 259 79 00 Bil Schulhaus gratis beziehen (Bestellwunsch an Schulleitung). Bestellung des «Schulblatts» dungsratsbeschlüsse: www.zh.ch/bi > Bildungsrat Regierungsrats an Privatadresse s owie Abonnement weiterer Interessierter: abonnemente@staempfli.com, beschlüsse: www.zh.ch > Organisation > Regierungsrat > Aufgaben 031 300 62 52 (Fr. 40.– pro Jahr) Online: www.zh.ch/schulblatt G estaltung: www.bueroz.ch und Beschlüsse Druck: www.staempfli.com Inserate: mediavermarktung@staempfli.com, 031 300 63 87 Redaktions- und Inserateschluss nächste Ausgabe: 11.11.2021 Das nächste «Schul Titelbild: Stephan Rappo blatt» erscheint am: 10.12.2021 Weiterbildungsangebote Unter den nachfolgenden Links finden Sie zahlreiche Schulungs- und Weiterbildungsangebote für Lehrpersonen, Fachlehrpersonen, Schulbehörden und Schul leitende: Volksschulamt: www.zh.ch/bi > Volksschulamt > Aus- und Weiterbildungen Pädagogische Hochschule Zürich: www.phzh.ch > Weiterbildung Unter strass.edu: www.unterstrass.edu UZH/ETH Zürich: www.webpalette.ch > Sekundarstufe II > Gymnasium > UZH und ETH Zürich, Maturitätsschulen HfH – Inter kantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich: www.hfh.ch > Weiterbildung ZAL – Zürcher Arbeitsgemeinschaft für Weiterbildung der Lehrpersonen des Kantons Zürich: www.zal.ch > Kurse EB Zürich, Kantonale Berufsschule für W eiterbildung: www.eb-zuerich.ch ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Soziale Arbeit: www.zhaw.ch/sozialearbeit > Weiterbildung > Weiterbildung nach Thema > Kindheit, Jugend und Familie 2
32 38 Mittelschule Berufsbildung 43 Amtliches 30 36 «Jugend schreibt» Berufsmaturität Fokus 52 Jugendliche betätigen sich Ein neues Ausbildungsmodell schule & kultur als Journalisten für KV-Lernende 54 32 38 Agenda Digitale Berufslehre heute Unterrichtsprojekte Netzelektriker EFZ Bilder programmieren statt malen 41 In Kürze 35 In Kürze Editorial In der 3. Klasse hatten wir eine Lehrerin, die ihre Ermahnungen an uns Kinder Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Inhalt gern in einem Liedchen verpackte. Unser Mittelstufenlehrer konnte Geschich- te unglaublich spannend erzählen. Und mit unserem Naturkundelehrer in der Jacqueline Olivier Sek haben wir die aufregendsten Exkursionen unternommen. An unsere Lehrerinnen und Lehrer erinnern wir uns in der Regel gut. Sie haben uns geprägt, Freude für bestimmte Themen in uns geweckt, uns wichti- ge Grundregeln auf unseren Weg mitgegeben. Doch was braucht es, um Lehre- rin oder Lehrer zu werden? Wer ergreift diesen Beruf, mit welcher Motivation, mit welchen Erwartungen? Klar ist: Die Pädagogische Hochschule Zürich ver- zeichnet zurzeit hohe Anmeldezahlen. Warum dies so ist, erklärt der Rektor in unserem Fokus. Studierende wiederum erzählen, warum sie sich für den Lehr- beruf entschieden haben und wie es ihnen im Klassenzimmer bisher gefällt. Wir freuen uns, Ihnen nach einer Reihe von Corona-Sonderheften wieder ein ganz normales «Schulblatt» vorlegen zu dürfen. 3 Die Redaktion freut sich über Reaktionen auf das «Schulblatt»: jacqueline.olivier@bi.zh.ch
Kommentar ehrgeizig. Denn um es zu erreichen, müs Die kulturelle sen im Vergleich zu heute die Sprachaus tausch-Aktivitäten verdreifacht werden. Ich bin dennoch überzeugt, dass die Vielfalt pflegen Schule der ideale Ort ist für die Förderung von Austausch und Mobilität. An unseren Schulen begegnen sich Kinder und Ju gendliche mit den unterschiedlichsten von Silvia Steiner, Bildungsdirektorin sozialen und kulturellen Hintergründen. Hier pflegen wir also bereits einen offenen Umgang mit kultureller Vielfalt. Zudem können wir an den bereits bestehenden Fremdsprachenunterricht anknüpfen – In unserer vernetzten Welt spielen Fremd und die Austauschaktivitäten bereichern sprachen eine zentrale Rolle. Wer Eng umgekehrt den Unterricht. lisch, Französisch, Italienisch oder eine Unsere Bestrebungen beschränken andere Fremdsprache beherrscht, schlägt sich keinesfalls auf Schülerinnen und sich in den Ferien leichter durch und hat Schüler. Auch die Lehrpersonen sind an in der Berufswelt die besseren Karten. gesprochen, denn ohne sie wären schuli Aber viel mehr noch: Fremdsprachen sche Austausch- und Mobilitätsaktivitäten kenntnisse sind der Schlüssel zu anderen nur schwer umsetzbar. Deshalb bieten die Ländern, Regionen und Kulturen. Spra Waadt und Zürich interessierten Lehrper chen lehren uns etwas über andere Men sonen gerne Hand, zum Beispiel bei der schen und erweitern unseren Horizont. Gerade in der Schweiz, wo auf kleinem «Fremdsprachen Planung eines Unterrichtstags an einer Schule im anderen Sprachraum. Raum eine grosse kulturelle Vielfalt zu finden ist, können wir Sprachkenntnisse erweitern unseren Zürich und Waadt investieren also in den Sprachaustausch von Kindern, Ju nicht genug wertschätzen. Indem wir un Horizont.» gendlichen und Lehrpersonen. Mit der un sere Landessprachen pflegen, anerkennen terzeichneten Absichtserklärung setzen wir auch die kulturellen Reichtümer der die beiden Kantone auch die «Schweizeri vier Schweizer Sprachregionen. sche Strategie Austausch und Mobilität» Die Förderung der Mehrsprachigkeit für eine Zeit lang in das jeweilige Sprach um, welche die Schweizerische Konferenz und insbesondere unserer Landessprachen gebiet reisen. Beim Englischen ist das der kantonalen Erziehungs direktoren ist sowohl in der nationalen wie auch in heute selbstverständlich. Nicht so beim (EDK) 2017 erarbeitet hat. Doch noch we der kantonalen Bildungspolitik verankert. Französischen. sentlicher scheint mir: Indem wir Aus Das Erlernen von Fremdsprachen ist aus In einer Absichtserklärung haben es tauschaktivitäten fördern, leisten wir nicht dem Stundenplan von Schülerinnen und sich die K antone Zürich und Waadt des nur einen Beitrag zum persönlichen und Schülern nicht wegzudenken. Jedoch halb zum Ziel gemacht, dass jeder junge beruflichen Erfolg unserer Kinder und Ju können wir während der obligatorischen Mensch mindestens einmal während sei gendlichen. Wir leisten auch einen wert Schulzeit nur eine Basis legen. Wer eine ner Schullaufbahn an einem Sprachaus vollen Beitrag für eine gelebte kulturelle Fremdsprache richtig lernen will, muss tausch teilnehmen soll. Dieses Ziel ist Vielfalt in der Schweiz. Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Magazin Mein Traumschulhaus Sergio (12), 6. Klasse, Primarschule Mönchaltorf 4
Im Lehrerzimmer Kantonsschule Zimmerberg, Au Zimmer mit Aussicht Fotos: Marion Nitsch Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Magazin Der erste Blick schweift sofort aus dem Fenster, vor dem einem der Zürichsee quasi zu Füssen liegt. Alles andere als gerade ist die lange Fensterfront, sie verläuft aufgrund der U-Form des Gebäudes in einem sanften Bogen. Drei grosse runde Tische in Weiss heben sich vom grauen Teppichboden ab. Die karge Bestuhlung – drei Stühle pro Tisch – sind Corona geschuldet. Man steht deshalb lieber. Spürbar aufgeräumt ist die Stimmung im Team, man unterhält sich angeregt und es wird viel gelacht. Zugenommen auf nun mehr 35 hat die Zahl der Lehrpersonen mit Beginn des zweiten Betriebsjahrs der jüngsten Zürcher Kantonsschule. Eine gute Ein- heit bilde man nach so kurzer Zeit bereits, stellt Rektor Urs Bamert zufrieden fest. Für mehr Leben im Haus sorgen die mittlerweile 230 Schülerinnen und Schüler, rund 100 sind neu hinzugekommen. Das Highlight zum Schulstart nach den Sommerferien war die in kürzester Zeit erstellte provisorische Turnhalle, die man sich mit der nahen Volksschule teilt. Sport in der Tiefgarage gehört damit der Vergangenheit an, die Ausflüge mit den Mountainbikes in den angrenzenden Wald hingegen nicht. Zu tun und zu justieren gebe es in den nächsten Jahren sicher noch einiges, meint der Rektor, er sei aber sehr angetan, wie gut das meiste schon funktioniere. [jo] 5
Persönlich eine ganze Reihe, beispielsweise die Be «Vieles wird sehr rufsinformationszentren oder die IV-Stel len. «Wir sehen uns als Ergänzung, etwa, wenn es um eine Zweitmeinung oder ei gut gemacht» nen Aussenblick geht.» Den Menschen etwas mitgeben Ihre Arbeit macht Claudia Hofmann gros Den Übergang Schule–Beruf findet se Freude – weil sie sehr vielfältig sei. In den Forschungsprojekten könne sie vieles Claudia Hofmann spannend. An der HfH analysieren und hinterfragen. Die Fach ist sie unter anderem als Co-Leiterin der stelle wiederum lasse sie noch tiefer in die Praxis eintauchen. «Es ist schön, zu mer Fachstelle Berufliche Inklusion tätig. ken, dass das eigene Wissen gefragt ist und man den Menschen etwas mitgeben Text: Jacqueline Olivier Foto: Stephan Rappo kann», betont sie. Besonders am Herzen liegt ihr, für jene jungen Leute tätig sein zu können, die es in der Gesellschaft nicht einfach hätten. «Wenn es um sie geht, muss man genau hinschauen.» Die beruf Ihr Dialekt verrät sie schon bei der Be arbeitet und Einblick erhalten in ihre liche Weichenstellung sei für Jugendliche grüssung: Claudia Hofmann ist Bernerin, Lebensgeschichten, erzählt sie. mit einer Beeinträchtigung eine grosse lebt in der Bundesstadt und pendelt für Diesen jungen Menschen gilt mittler He rausforderung. «Und genauso wichtig ihre Arbeit regelmässig nach Zürich, wo weile ihre ganze Aufmerksamkeit – seit wie die Berufswahl ist die Betriebswahl.» sie an der interkantonalen Hochschule sie 2007 an die HfH kam. Weil ihre beiden Dass in der Coronakrise das Schnuppern für Heilpädagogik (HfH) am Institut «Ler Kinder damals noch klein waren, hatte sie oft nicht möglich war, habe für diese Ju nen unter erschwerten Bedingungen» nach einer Tätigkeit gesucht, die ihr eine gendlichen eine besonders hohe Hürde forscht und lehrt. Ihre Themen sind Be freiere Zeiteinteilung erlaubte. Es waren bedeutet. Denn beim Schnuppern könn rufsorientierung, Ausbildungs- und Un die Jahre, in denen die ersten EBA-Leh ten sie teilweise ihre schwächeren schuli terstützungsangebote sowie berufliche In ren starteten – die zweijährige berufliche schen Leistungen kompensieren. tegration. Und im vergangenen Jahr hat Grundbildung mit eidgenössischem Be Grundsätzlich schätzt Claudia Hof sie als Co-Leiterin der neuen Fachstelle rufsattest, welche die Anlehre ablöste. Um mann die heutige Situation aber positiv Berufliche Inklusion (Fabi) eine zusätz diese neue Ausbildung drehte sich das ein. «Vieles wird sehr gut gemacht.» Und liche Aufgabe übernommen. erste Forschungsprojekt, an dem Claudia die Angebote entwickelten sich auch wei Der Wechsel von der Volksschule in Hofmann an der HfH mitwirkte. Im Laufe ter. So ermögliche zum Beispiel das Mo die Berufswelt ist ein grosser und oft auch der Zeit kamen weitere Projekte hinzu, dell der «Supported Education» gewissen schwieriger Schritt. Dies gilt umso mehr parallel dazu setzte sie ihre lang gehegte Jugendlichen eine Ausbildung im ersten für Jugendliche mit besonderem Förder Idee, zu promovieren, in die Tat um. Arbeitsmarkt, unterstützt durch einen Job- bedarf. In den vergangenen Jahren sei je Coach der IV. Sie selbst leitet das vor Kur doch auf verschiedenen Ebenen einiges Niederschwellige Anlaufstelle zem gestartete Pilotprojekt «Flügge» der unternommen worden, um diese jungen Die Gründung einer Fachstelle für beruf HfH. Im Rahmen von jeweils vier Fami- Leute besser zu unterstützen, sagt Claudia liche Inklusion kam 2019 aufs Tapet. Zur lientreffen finden moderierte Gespräche Hofmann. An den Schulen sei das Be zeit befindet sich die Fabi noch in der zwischen Jugendlichen in der Berufs wusstsein für die Thematik gewachsen, Aufbauphase. Sie dient als niederschwel wahlphase und ihren Eltern statt. So soll die Grenzen zwischen geschützten Werk lige Anlaufstelle für Fragen rund um die ein vertiefter Dialog zu wichtigen Fragen stätten und erstem Arbeitsmarkt seien berufliche Inklusion von Jugendlichen mit angeregt werden. durchlässiger geworden. Und vor allem einer Beeinträchtigung auf den Sekundar Claudia Hofmann interessiert sich habe sich der Blickwinkel verändert: stufen I und II, also von der Berufsorien nicht nur für Menschen, sie malt und «Man achtet heute vermehrt auf die Stär tierung bis zum Ausbildungsabschluss. zeichnet auch gern. Ist sie unterwegs, hat ken des Einzelnen, klärt genau ab, was in Lehrpersonen und Ausbildnern steht sie sie stets ihr Skizzenbuch dabei. Im Rah welchem Rahmen für den Jugendlichen ebenso offen wie den Jugendlichen selbst men der globalen Bewegung «Urban machbar ist.» sowie deren Eltern. Das vierköpfige, inter Sketching» trifft sie sich zum gemeinsa Vieles von dieser Entwicklung hat die disziplinär zusammengesetzte Team un men Malen und zum Austausch mit Gleich Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Magazin Psychologin an vorderster Front miterlebt. terstützt ausserdem die Schulen in Form gesinnten. Ein gestalterischer Beruf wäre Nach ihrem Studium arbeitete sie zu von Weiterbildungen oder beim Entwi für sie durchaus auch eine Option ge nächst in der Forschung, bevor sie ein ckeln von Konzepten – beispielsweise für wesen, meint sie. Stattdessen liess sie sich Nachdiplomstudium für Berufs- und Lauf Themen wie Berufswahl oder Nachteils nun zur Mal therapeutin ausbilden und bahnberatung in Angriff nahm. «Die The ausgleich. überlegt sich, wie man das Gestalterische men Beruf und Arbeit haben mich immer Mittlerweile seien etliche Anfragen in die Berufsberatung von Jugendlichen interessiert», erklärt sie. Und sie wollte eingegangen, sagt Claudia Hofmann, die mit Beeinträchtigung einbauen könnte. näher an der Praxis tätig sein. Diese Mög sich die Stellenleitung mit ihrer Kollegin Selbstporträts malen wäre zum Beispiel lichkeit bot sich ihr im Berufsinforma Claudia Schellenberg teilt. Ein erstes Ge eine Idee. «Im Berufswahlprozess findet tionszentrum (biz) in Lyss. Später wech spräch ist kostenlos, besteht weiterer Be eine Auseinandersetzung mit sich selbst selte sie zur IV-Stelle des Kantons Bern, ratungsbedarf, wird nach entsprechenden statt. Ebenso geht es darum, sich darzu wo sie Jugendliche bei der erstmaligen Möglichkeiten gesucht. «Langfristige Be stellen und zu präsentieren. Gerade für Ausbildung und Erwachsene bei der Wie gleitungen durch uns sind aber nicht das Jugendliche, die sich sprachlich nicht so dereingliederung beriet. Dort habe sie Ziel, wir klären vor allem ab, welche Stelle gut ausdrücken können, wäre der visuelle immer wieder mit Jugendlichen mit Be den Ratsuchenden weiterhelfen kann.» Weg eine mögliche Alternative.» einträchtigung sowie deren Eltern ge Denn Angebote in diesem Bereich gibt es 6 www.hfh.ch/fabi
Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Magazin Als Co-Leiterin der neuen Fachstelle Berufliche Inklusion ist Claudia Hofmann noch näher an der Praxis als mit ihren Forschungsprojekten. 7
MEDIENPROFIS-WORKSHOP Pro Juventute bietet Medienprofis-Workshops für die 3. bis 8. Klasse an. Lehrpersonen können aus drei Vertiefungsthemen auswählen: • Cybermobbing • Selbstdarstellung & Influencing • Eigene Mediennutzung Mehr Informationen und Buchung unter www.projuventute.ch/medienprofis PROJUVENTUTE.CH GEFLÜCHTETE FAMILIEN, JUNGE FLÜCHTLINGE UND JUGENDLICHE IM DIALOG AUSSTELLUNG VON 12. NOVEMBER BIS 17. DEZEMBER 2021 Paulus Akademie Pfingstweidstrasse 28 8005 Zürich Montag bis Freitag, 09.00 bis 18.00 Uhr, Eintritt frei Die Ausstellung zeigt die Auswirkungen von Krieg, Verfolgung und Flucht auf die erste und zweite Gene- ration von Flüchtlingen in der Schweiz. Die Gesamt- schau des generationenübergreifenden Langzeitprojekts «Kein Kinderspiel» nimmt Erfahrungen von Eltern, Ju- gendlichen und Kindern auf, die bereits vor vielen Jahren Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 in die Schweiz geflüchtet sind. Die Ausstellung bietet Oberstufen-, Gymnasial- und Be- rufsschulklassen einen unmittelbaren Zugang zum The- ma Flucht und Migration. Weitere Infos und Anmeldung von Schulklassen unter: www.keinkinderspiel.ch 8
Welche Schulreise ist Ihnen speziell Meine Schulzeit «Ich habe jeden in Erinnerung und warum? An Schulreisen kann ich mich nicht mehr erinnern, aber an Skilager. Ich habe es ge Sporttag liebt. Wir waren die Pistenrowdys und ha ben den ganzen Tag nur Gas gegeben. Das war so intensiv, dass ich am Abend, wenn gewonnen» ich im Bett lag, immer noch auf der Piste war. Heute fahre ich nicht mehr Ski. Ich glaube, es hat gereicht. Welche Lehrperson werden Sie nie vergessen? Fünf Fragen an Stéphanie Berger, Hans Holzer in der Oberstufe Männedorf. Er ist mein Held! Kein anderer Lehrer hat Moderatorin, Comedienne und Speakerin mich so gut verstanden und mich als die gesehen, die ich war. Er hat mich dadurch positiv geprägt und mir geholfen, mein Selbstwertgefühl aufzubauen. Ausserdem hat er mich ermutigt, den kreativen und künstlerischen Weg zu gehen. Welches war Ihr liebstes Fach und weshalb? Sport! Ich war superehrgeizig und habe Was hat Ihnen in der Schule jeden Sporttag gewonnen. Für mich gab gar nicht gefallen? es nur alles oder nichts. Auch heute noch Das war ganz klar die Mathematik. Da liebe ich die Bewegung. Ich betreibe den mals gab es die Diagnose Dyskalkulie noch Sport zwar nicht mehr so kompetitiv, aber nicht. Ich musste immer in die Nachhilfe. dennoch intensiv. Zum Glück hatte ich eine tolle Lehrerin. Was haben Sie in der Schule fürs Aber bis heute sind Zahlen für mich Leben gelernt? schwierig. Ich bin so froh, gibt es den Die Frage müsste lauten: Was hätte ich Taschenrechner. Problem gelöst! gerne in der Schule fürs Leben gelernt? Mir fehlten Fächer wie: Wie geht Bezie hung? Welche Werte sind für Jungs und Stéphanie Berger (43) ist Komikerin, Moderatorin, Mädchen wichtig? Wie geht man mit Kon Sängerin und Speakerin. Einer breiteren Öffentlichkeit flikten um? Wie kommuniziere ich rich wurde sie bekannt, als sie 1995 den Miss-Schweiz-Titel gewann. Anschliessend moderierte sie Fernsehsendungen und tig? Klar würde man sich wünschen, dass Veranstaltungen aller Art, sang in Musicals und der eigenen Band einem all das in der Erziehung vermittelt X-Age, wirkte in Kino- und Fernsehfilmen mit und zeigte ihr komisches Talent in Fern sehsketches. 2010 tourte sie als Komikerin mit dem ersten abendfüllenden Programm wird. Ich bekam es leider nicht mit auf durch die Schweiz. Drei weitere Comedy-Programme folgten. Stéphanie Berger lebt im den Weg. Mein Sohn aber schon. Zürcher Oberland und hat einen elfjährigen Sohn. Bildungs-Slang Ruedi Widmer, Cartoonist, interpretiert Begriffe aus Bildung und Schule – diesmal: Grundkompetenzen Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Magazin 9
Fokus Die Schule lockt Fotos: Stephan Rappo hat Eindrücke an der PHZH festgehalten und Studierende porträtiert. Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Fokus 11
Im Gespräch inhaltlich auseinanderzusetzen – mit Geo «Der Lehrberuf grafie, mit Mathematik, mit Sprachen. Das heisst, es braucht ein gewisses intellek tuelles Interesse, um den Beruf gut und wird als sinn erfolgreich ausüben zu können. Mit welchen Erwartungen nehmen die Studierenden ihre Ausbildung stiftend wahr in Angriff – sind das realistische Er wartungen oder auch idealistische? genommen» Die Studierenden kommen mit ganz un- terschiedlichen Erwartungen und Motiva- tionen zu uns. Die meisten sehen diese bestätigt. Es kommt aber auch vor, dass einzelne bereits im ersten Semester, wenn Lehrerin oder Lehrer zu werden, ist beliebt. sie das erste Praktikum durchlaufen, mer- Warum ist das so, was braucht es, um im ken: Das ist nicht so, wie ich es mir vor gestellt habe. Teilweise sind romantische Lehrberuf erfolgreich zu sein, und sind es Vorstellungen von der Arbeit mit Kindern vorhanden, während die schulische Reali- die Richtigen, die das Studium in Angriff tät eine andere ist. Zudem haben einige nehmen? Antworten auf diese und andere die Erwartung, dass sie an der PH das Rezept dafür erhalten, wie man unterrich- Fragen von Heinz Rhyn, Rektor der tet, und dieses bloss noch umzuset- zen brauchen. Im Laufe des Studiums Pädagogischen Hochschule Zürich. merken sie dann, dass die Sache doch komplexer ist. Interview: Jacqueline Olivier Foto: Stephan Rappo In welchem Sinn komplexer? Wie jemand mit Kindern oder mit schwie- rigen Situationen umgeht, Begeisterung wecken und Kinder motivieren kann – dies hängt stark mit der eigenen Person zusammen. Es gibt keine Technik, die man einfach lernen kann und dann funktio- niert es. Vielmehr geht es um zwischen- menschliche Aspekte. Während des Stu diums lernen die Studierenden auch sich selbst neu kennen und entwickeln eigene Herangehensweisen. Und nicht zuletzt spielt die fachliche und inhaltliche Aus Sie haben selbst ursprünglich eine anerkannt. Er wird auch als sinnstiftend einandersetzung eine zentrale Rolle, denn Lehrerausbildung gemacht. Warum wahrgenommen – mit ihm ist ein gesell- selbst rechnen, lesen, schreiben zu kön- haben Sie sich damals für diesen schaftliches Engagement verbunden. Das nen, ist keine ausreichende Grundlage, Beruf entschieden? hat die Coronakrise exemplarisch gezeigt: um diese Fähigkeiten didaktisch zu ver- Das ist eine längere Geschichte: Ich kom- Insbesondere im Frühling 2020, als die mitteln. Was ein Kind in welchem Alter me aus einem sehr einfachen Elternhaus. Schulen geschlossen waren, hat man ge- verstehen und intellektuell nachvollzie- Weil ich ein guter Schüler war, empfahlen merkt, was die Lehrerinnen und Lehrer hen, was in welchen Worten verständlich meine Lehrer, ich sollte das Gymnasium leisten, wie gross ihr Einsatz und wie vermittelt werden kann – dieses Wissen absolvieren. Meine Eltern wollten aber, wichtig ihre Arbeit ist. Dadurch ist die muss man sich im Studium aneignen. dass ich einen Beruf lerne. Schreiner war Wertschätzung für den Beruf wohl noch Wie gross ist denn der Anteil jener, eine Option. In der Berufsberatung habe grösser geworden. Daneben gibt es andere die infolge falscher Erwartungen das ich dann erfahren, dass eine Lehreraus- Gründe für die Attraktivität des Lehr Studium abbrechen? bildung – das war in den 1970er-Jahren – berufs: Man hat eine sichere Anstellung, Sehr klein. Meistens merken die Betrof vier Jahre dauern würde, genauso lang eine gute Entlöhnung. Gerade in wirt- fenen zudem schon sehr bald, dass die- wie eine Schreinerlehre. Mit diesem Ar schaftlichen Krisenzeiten tragen solche ser Beruf nicht dem entspricht, was sie Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Fokus gument konnte ich meine Eltern über Überlegungen dazu bei, sich für diesen sich vorgestellt haben, oder dass ihre Er- zeugen und durfte das Lehrerseminar Beruf zu entscheiden. wartungen an das Studium nicht adäquat besuchen. Ich wollte einfach weiter in die Was müssen angehende Lehrper waren. Schule und habe diese Ausbildung auch sonen mitbringen, um ihrer Aufgabe Wie wird die Eignung der Kandida mit grosser Begeisterung absolviert und gewachsen zu sein? tinnen und Kandidaten geprüft? später auf allen Stufen unterrichtet. Wer Lehrer oder Lehrerin werden möchte, Die Berufseignung wird im ersten Stu Wer heute Lehrerin oder Lehrer muss Freude haben am Umgang mit Men- dienjahr, beginnend mit dem Praktikum werden möchte, studiert an einer schen. Lehrpersonen arbeiten nicht nur im ersten Semester, abgeklärt. Dort sieht pädagogischen Hochschule. Die PHZH mit Kindern, sondern ebenso mit Eltern, man, ob jemand ganz falsche Vorstel verzeichnet zurzeit hohe Anmelde Behörden, Kolleginnen und Kollegen und lungen hat oder ein Verhalten zeigt, das zahlen – wie erklären Sie sich das weiteren Fachleuten zusammen. Deshalb darauf schliessen lässt, dass es zu Prob grosse Interesse? müssen sie auch kommunikativ interes- lemen kommen könnte. Der betroffenen Das gesellschaftliche Ansehen des Lehr- siert sein. Ausserdem ist es wichtig, sich Person wird im Zweiergespräch oft selbst berufs ist in den vergangenen 20 Jahren für schulische Themen begeistern zu kön- klar, dass der Lehrberuf für sie nicht der 12 gestiegen, er ist als anspruchsvoller Beruf nen, sich gern mit den einzelnen Fächern richtige ist. Dies so früh zu erkennen, ist
wichtig, denn es bringt niemandem etwas, wenn es nach drei bis fünf Jahren Stu dium nicht zu einem Abschluss kommt. Wie gross ist das jeweilige Interesse für die unterschiedlichen Schulstufen? Es gibt zwar von Jahr zu Jahr leichte Schwankungen, aber erstaunlicherweise verteilt sich das Interesse sehr gut auf die einzelnen Stufen. Eine Zeit lang hatten wir etwas weniger Anmeldungen für die Sekundarstufe I, inzwischen sind diese aber wieder angestiegen. Sehr gross ist im Moment das Interesse für die Primarstufe sowie für den Studiengang Kindergarten- und Unterstufe. Aussergewöhnlich hohen Zuwachs verzeichnen wir dieses Jahr bei den Quereinsteigenden, hier sind die An- meldungen um 25 Prozent gestiegen. Wie erklären Sie sich diese Zunahme? Bei den Quereinsteigerinnen und -ein- steigern, den sogenannten Quest-Ausbil- dungen, war der Zulauf immer stattlich, aber dieser sprunghafte Anstieg dürfte mit den Unsicherheiten und den wirt- schaftlichen Folgen aufgrund der Pande- mie zu tun haben. Und ebenso mit der bereits angesprochenen Sinnhaftigkeit des Lehrberufs. In der Coronakrise sind viele Menschen etwas reflexiver gewor- den, haben ihr eigenes Leben überdacht. Den Wunsch, beruflich etwas gesellschaft- lich Relevantes, Sinnstiftendes und in- haltlich Interessantes zu machen, spüren wir bei etlichen der neuen Quereinsteige- rinnen und -einsteigern. Heinz Rhyn (61) hat ursprünglich das Lehrerseminar in Nach welchen Kriterien wählen Münchenbuchsee (BE) absolviert und mehrere Jahre lang Sie die Studierenden für den Quest- unterrichtet. Berufsbegleitend studierte er Psychologie, Pädagogik und Psychopathologie und promovierte zu Lehrgang aus? einem bildungshistorischen Thema an der Universität Für sie führen wir aufwendige Assess- Bern. Danach gründete er ein Bildungsforschungsinstitut an der Universität Zürich. Zurück in Bern leitete er unter ments durch. Es geht um Selbsteinschät- anderem den Koordinationsbereich Qualitätsentwicklung zung, Motivation, Hintergründe, Vergangen bei der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erzie- hungsdirektoren (EDK) und baute schliesslich das Institut heit oder Perspektiven. Quereinsteigende für Forschung, Entwicklung und Evaluation an der PH Bern müssen mindestens 30 Jahre alt sein, ei- auf. Zwischenzeitlich war er Dozent an der PH Zug und nen Hochschulabschluss oder eine gleich- Lehrbeauftragter der Universität Freiburg. Seit 2016 leitet er als Rektor die Pädagogische Hochschule Zürich. wertige Ausbildung und im Minimum drei Jahre Berufserfahrung nachweisen. Im Rahmen des Auswahlverfahrens machen sie unter anderem einen zweitägigen, selbst organisierten Schulbesuch auf der gewünschten Stufe, wo sie auch die dor tige Lehrperson zu ihrem Beruf befragen. Es wird also ganz genau abgeklärt, ob sie Soweit wir das wissen und erfahren, blei- Dieses Gerücht ist leider vor einigen Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Fokus für den Beruf geeignet sind, und es wer- ben sie dem Beruf sehr oft treu, was für Jahren vom Bundesamt für Statistik be- den bei Weitem nicht alle aufgenommen. unser Auswahlverfahren spricht. Auch fördert worden, weil man dort Schul Gibt es bestimmte Bereiche, absolvieren diese Personen das Studium hauswechsel als Berufsausstiege gewertet aus denen die Kandidatinnen und oft unter schwierigen Bedingungen. Viele hat. In der Folge hiess es, dass nach fünf Kandidaten vor allem kommen? haben bereits Familie, finanzielle Ver- Jahren die Hälfte der Lehrpersonen nicht Viele kommen aus dem sozialen sowie aus pflichtungen und müssen gleichzeitig auf mehr im Beruf arbeiten würden, was nicht dem Gesundheitsbereich – Psychologie, Einkommen verzichten. Sie müssen also stimmt. Neuere Untersuchungen haben Soziologie, Anthropologie –, ebenso aus privat einiges in das Studium investieren, ergeben, dass nach zehn Jahren 85 Pro- der Kommunikation, aus dem Journalis- tun dies mit der entsprechenden Über- zent der Lehrerinnen und Lehrer immer mus oder der Publizistik. Etliche wechseln zeugung und sind anschliessend begeis- noch ihren Beruf ausüben. Von den ande- aus dem Management sowie aus künst terte Lehrerinnen und Lehrer. ren 15 Prozent ist die grosse Mehrheit lerischen Sparten wie Musik, Kunst oder Oft ist die Rede von einer hohen nach wie vor im Bildungsbereich tätig. Design in den Lehrberuf. Zahl an Berufsaussteigern unter Die Lehrerausbildung gilt als Wie bewähren sich diese Leute den Lehrpersonen. Ist das Problem solide Grundbildung, die viele Türen 13 in der Praxis? wirklich so gross? öffnet. So viele Leute sind es aber
offenbar nicht, die sie tatsächlich als Unsicherheiten nicht allein sind. Und ment beobachten wir im ganzen Bildungs- Sprungbrett nutzen? für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger system, dass die Frauen erfolgreicher sind Das kommt sicher weiterhin vor, aber ist es nicht möglich, mit dem Studienab- als die Männer, auch an den Gymnasien weniger oft als früher. Dies, weil sich die schluss schon alles zu können und zu und Hochschulen. Frauen sind mittler- Berufsstrukturen verändert haben. Früher wissen. Zudem lassen sich viele schwie weile auch an Karriere interessiert, wäh- konnte man mit einer Lehrerausbildung rige Situationen des Berufsalltags im Stu- rend viele Männer nicht mehr so sehr tatsächlich in vielen anderen Bereichen dium gar nicht simulieren. Dies bedeutet, darauf setzen. Das hat sich stark ver tätig werden, etwa im Journalismus. Heute dass man gewisse Dinge erst im Berufs ändert. Was aus meiner Sicht eine nicht ist eine Journalismus-Ausbildung hoch leben, wenn man die Verantwortung trägt, unwesentliche Rolle spielt für die grosse spezialisiert, es reicht für diesen Beruf erfahren kann. Sich über Weiterbildun- Überzahl der Frauen in den Klassen nicht mehr, einfach Lehrer oder Lehrerin gen und im Kollegium Unterstützung zu zimmern: Der Lehrberuf ist einer der zu sein. Diese Spezialisierung hat in allen holen, ist für Berufseinsteigende ganz wenigen Berufe, in denen jemand Teilzeit Berufsfeldern stark zugenommen, sodass zentral. arbeiten kann und trotzdem vollwertig es nicht mehr so einfach ist, in einen an- Der Lehrberuf gilt als anfällig für ist. Wer 60 Prozent als Lehrerin arbeitet, deren Beruf zu wechseln. Nach wie vor Burnouts – warum ist das so? ist keine Hilfslehrerin, sondern eine voll- gilt aber: Lehrpersonen sind Generalisten, Eine Ursache hierfür sehe ich in den wertige Lehrerin. Dies ist für Frauen, die die vieles können und wissen, für vieles Selbstansprüchen. An Lehrpersonen wer- sich Familie und Beruf widmen möchten, motiviert sind und zahlreiche Kenntnisse den viele Ansprüche gestellt – nicht nur sehr attraktiv. mitbringen, die sie in verschiedenen Be- von den Kindern, sondern ebenso von Ob Frauen oder Männer – es reichen einsetzen können – sofern die Eltern, Behörden oder der Öffentlichkeit. braucht auf jeden Fall genügend Lehr wirtschaftliche Lage dies zulässt. Wenn man dazu selbst noch hohe An personen. Der Lehrermangel ist ein Die PHZH hat ein grosses Weiter forderungen an sich stellt, kann dies zu ständiges Damoklesschwert, wie kann bildungs- und Coachingangebot. einer permanenten Überforderung füh- man es abwenden? Wie weit trägt es dazu bei, dass die ren. Und Lehrpersonen verbinden ihren Die Leute, die wir ausbilden, werden aus- Lehrpersonen im Beruf bleiben? Beruf sehr oft mit grossen persönlichen gebildet, um zu unterrichten, das heisst, Wir bieten in der Weiterbildung vieles Ansprüchen. sie wären zu 100 Prozent einsetzbar. Wenn an, was Lehrpersonen interessiert, und In der Volksschule arbeiten heute es gelingen würde, die Pensen der Lehr- gleichzeitig Dinge, von denen wir als deutlich mehr Frauen als Männer. Wie personen, die heute im Schuldienst sind, Hochschule der Meinung sind, dass Lehr- kann man den Lehrberuf für Männer um ein paar Prozent zu erhöhen, hätten personen sie können oder wissen müssen. wieder attraktiver machen? wir weniger Probleme. Der steigende Be- Das heisst, wir versuchen, die Interessen Das ist eine schwierige Frage, weil es um darf an Lehrerinnen und Lehrern wird der Lehrpersonen mit unseren Ansprü- gesellschaftliche Realitäten geht, die zu sich jedenfalls nicht lösen lassen, indem chen als Hochschule zu verbinden, damit verändern nicht ganz einfach ist. Eine wir lediglich mehr ausbilden. Ein ande- für die Lehrerinnen und Lehrer eine gute starke Überzahl von Frauen haben wir vor rer Punkt ist, dass wir als PH Zürich den Entwicklung möglich ist und gleichzeitig allem auf der Kindergarten- und der Pri- Bedarf für unseren Kanton nicht allein abdecken können. Die Abschlüsse der pädagogischen Hochschulen sind inter- kantonal anerkannt, in den Zürcher Ar- beitsmarkt kommen viele Lehrpersonen, «Viele schwierige Situationen die in Zug, Luzern, St. Gallen oder an des Berufsalltags lassen sich im der Fachhochschule Nordwestschweiz studiert haben. Das ist auch eine Frage Studium gar nicht simulieren.» der Arbeitsbedingungen, der Arbeitgeber ist also ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, den Bedarf an Lehrpersonen abzudecken – vermutlich der wichtigere als die Ausbildung. ihre Motivation, am Beruf dranzubleiben, marstufe, auf der Sekundarstufe I sieht Würden höhere Arbeitspensen gestärkt wird. Als eine von wenigen PHs es schon anders aus. Dass auf gewissen nicht die angesprochene Attraktivität bieten wir eine Berufseinführung an, um Stufen deutlich mehr Frauen als Männer der Teilzeitarbeit schmälern und Berufseinsteigende in den ersten zwei tätig sind, erachte ich jedoch nicht un dadurch kontraproduktiv wirken? Jahren zu begleiten. Sehr stark nachge- bedingt als Problem. Es wäre natürlich Dieses Risiko besteht natürlich. Es gibt fragt werden zudem unsere Coaching- wünschenswert, dass auch auf den unte- grundsätzlich keine einfache Lösung, denn Angebote. Inzwischen haben wir sehr nie- ren Stufen mehr Männer unterrichten jeder Weg generiert neue Schwierigkeiten. Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Fokus derschwellige Angebote für Ratsuchende, würden, aber eine Ausgewogenheit von 50 Deshalb kann das Problem «Lehrerman- damit diese rasch und unbürokratisch zu 50 werden wir sicher nicht erreichen gel» auch nicht einseitig gelöst werden. Hilfe erhalten. können. Vor drei Jahren haben wir ge- Im Kanton Zürich sind wir alle miteinan- Helfen Weiterbildungsangebote meinsam mit anderen pädagogischen der im Gespräch: Schulleitungen, Schul- auch gegen das Risiko des «Aus Hochschulen eine Kampagne lanciert, behörden, Schulpräsidien, Bildungsdirek- brennens»? um mehr Männer für die Primarlehrer- tion, Lehrerinnen- und Lehrerverband, Auf jeden Fall, Weiterbildung hat durch- ausbildung zu gewinnen. Aber solche Pädagogische Hochschule. Es sind die Ge- aus etwas mit Burnout-Prävention zu tun. Kampagnen und Bemühungen schlagen meinden, welche die Lehrpersonen aus- Allerdings ist zu sagen, dass, wer stark sich in den Anmeldungen nicht nieder. wählen und anstellen, es ist der Kanton, gefährdet ist, oft auch keine Weiterbil Hat das Fernbleiben der Männer der die Rahmenbedingungen setzt – es dungen mehr besucht, das ist eine prob mit den fehlenden Karrieremöglich muss auf verschiedenen Ebenen und an lematische Konstellation. Denn oft hilft keiten zu tun? verschiedenen Punkten angesetzt werden, eine Weiterbildung, Sicherheit zu gewin- Das hört man zumindest oft, und es mag um etwas zu erreichen. Es geht um ein nen, und macht den Betroffenen zugleich ein Stück weit sogar stimmen. Die ganze gemeinsames Problem, das wir nur ge- 14 deutlich, dass sie mit ihren Fragen und Wahrheit ist es aber sicher nicht. Im Mo- meinsam lösen können.
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«Ich bin glücklich dort, wo ich bin» Anja Renk, 22, Studentin Kindergarten und Unterstufe «Ich wollte schon immer Lehrerin werden», Sie hat sich für den Studiengang Kinder- war sie auch schon in Gesprächen mit erzählt Anja Renk. Trotzdem absolvierte garten und Unterstufe entschieden, zwei einer Heilpädagogin oder einem Schul sie nach der Sekundarschule zunächst dreiwöchige Praktika hat sie bereits hin- sozialarbeiter dabei und hat gesehen, «wie eine kaufmännische Lehre – weil sie ein- ter sich. Das eine in einem Kindergarten, breit das Thema Schule und wie wichtig mal etwas anderes sehen wollte als die das andere in einer 2. Primarklasse. Dort die Teamleistung ist». Schule. Ihre Ausbildung machte sie in der fühlte sie sich wohler. Weil es schulischer Was ist für sie das Schönste am Lehr- kantonalen Verwaltung, wo sie unter an- sei, obschon die Kinder dieser Altersgruppe beruf? «Die Entwicklung eines Kindes derem auch im Volksschulamt (VSA) tätig immer noch recht spielerisch lernten. mitzuerleben», kommt die Antwort ohne war. Anschliessend erwarb sie die Berufs- Die 22-Jährige schätzt es sehr, dass Zögern. Bereits in ihrem Praktikum im matur und besuchte an der Kantonalen schon nach den ersten zwei Studienwo- Kindergarten habe sie es geschafft, in Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Fokus Maturitätsschule für Erwachsene (KME) chen ihr erstes Praktikum anstand und sie drei Wochen eine vertrauensvolle Bezie- den Vorkurs, um sich für die Aufnahme- in den ersten beiden Semestern durch hung zu einem schwierigen Kind auf prüfung an der PHZH vorzubereiten. gehend alle zwei Wochen einen Tag in zubauen, sodass dieses ihren Unterricht Der Wunsch, Lehrerin zu werden, wur einer Schule unterrichten konnte. «Mög- nicht mehr gestört habe. «Als Lehrerin de durch ihre eigenen Schulerfahrungen lichst viel Praxis während der Ausbildung gibt man viel, aber es kommt auch viel in ihr geweckt. «Meine Lehrerin auf der ist entscheidend», betont sie. Wer den zurück.» Sie glaubt deshalb, dass sie den Unterstufe war einfach super.» Dass sie Lehrberuf ergreife, müsse ausserdem Beruf lange mit Begeisterung ausüben nicht den direktesten Weg zum Studium offen und tolerant sein und auch ein ge- wird, und selbst wenn diese mal nach gewählt hat, bereut sie keine Minute. «Es wisses Selbstbewusstsein haben, um dem lassen würde, sieht sie Optionen, in einer war gut, eine andere Welt kennenzuler- Unterricht eine persönliche Note verlei- anderen Rolle dem Klassenzimmer treu nen. Und im VSA habe ich einiges über hen zu können. «Es ist sicher ein Beruf, zu bleiben, etwa als Heilpädagogin. Etwas unser Bildungssystem erfahren.» Mittler- der einen nicht loslässt, wenn man nach anderes als Schule kann sie sich jeden- weile studiert sie bereits im dritten Se- Hause geht. Man muss aber auch lernen, falls nicht mehr vorstellen. «Ich bin glück- mester und fühlt sich in ihrem Element. sich abzugrenzen.» Während der Praktika lich dort, wo ich bin.» [jo] 17
«Es ist toll, die Erfolgsmomente der Kinder mitzuerleben» Oliver Weber, 27, Student Sekundarstufe I Oliver Weber machte einen Umweg, bevor Dass er sich für die Sekundarstufe ent- Auftrags ist, dass aber auch viel anderes er 2018 das Studium an der PH Zürich schied, hatte wiederum mit seinen Erleb- zum Lehrberuf gehört – von der Zusam- aufnahm. Nach der Zeit bei Militär und nissen als Segellehrer zu tun. «Ich habe menarbeit mit den Eltern über den Aus- Zivildienst studierte er zwei Jahre Rechts- gemerkt, dass ich von den Teenies mehr tausch im Team bis hin zur persönlichen wissenschaften. Das Studium stimmte aber fordern und fachlich tiefer gehen konnte professionellen Weiterentwicklung. nicht mit seinen Vorstellungen überein. als bei den Kleineren.» Das reizte ihn In der Ausbildung werde viel Wert auf «Ich habe gemerkt, dass es anderes gibt, mehr. Inhaltlich entschied er sich für die perfekten 45 Minuten gelegt, erzählt was mich mehr interessiert.» Hinweise sprachlich-historische Fächer: Deutsch, er. Er fühle sich denn auch fachlich gut Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Fokus darauf, dass es die Welt der Bildung sein Englisch, Geschichte/Geografie/Politische vorbereitet. Gewisse, ganz praktische könnte, hatte es schon früher gegeben. So Bildung und Religionen/Kulturen/Ethik. Aspekte des Berufslebens kämen jedoch hatte Oliver Weber Kindern und Jugend Er folgt damit dem früheren Phil-I-Profil etwas zu kurz. Ein banales Beispiel: die lichen Segeltraining erteilt. «Das habe ich der Sek-I-Studiengänge. Bedienung eines Druckers. Solche Inhalte sehr geschätzt.» Zum Auslöser für seine Nach dem abgeschlossenen Bachelor könnten seiner Meinung nach etwas Neuorientierung seien aber die Erfahrun- fehlen ihm bis zum Lehrdiplom noch die mehr Gewicht bekommen, zum Beispiel gen als Nachhilfelehrer geworden: «Es drei Semester des Master-Studiums. Dann auf Kosten sehr akademischer Inhalte, war für mich toll, die Erfolgsmomente der folgt der Schritt in den Berufsalltag. Am die im Schulalltag keine Rolle spielten. Kinder mitzuerleben.» Weitere spannen- meisten freut sich Oliver Weber darauf, Er weiss allerdings, dass sich nicht alle de Einblicke in die pädagogische Arbeit zu sehen, wie die Kinder Fortschritte Kompetenzen in einem Studium vermit- gewann er während eines halben Jahrs als machen, und auf die Freiheiten, die man teln lassen, sondern nur durch Erfahrung Klassenassistent in einer Sonder schule bei der Gestaltung des Unterrichts ge- zu erwerben sind. «Der Berufseinstieg in Stäfa. Unterrichten wird er künftig je- niesst. Dabei ist ihm klar, dass die Arbeit wird immer ein Sprung ins kalte Wasser doch Jugendliche der Regelschule. im Klassenzimmer wohl der Kern seines bleiben.» [ami] 18
«Ich schätze die thematische Breite des Berufs» Suana Ruch, 23, Studentin Primarstufe Suana Ruch hat im Sommer das Basis- sich einen dreimonatigen Aufenthalt in sie immer als Möglichkeit im Hinterkopf jahr der dreijährigen Ausbildung an der Brasilien zu finanzieren, unter anderem behalten.» Für die Schule sprach unter PH Zürich abgeschlossen und ist sich um Portugiesisch zu lernen. Nach der anderem, dass sie eine Grundbildung bie- sicherer denn je, dass ihre Studienwahl Rückkehr ging sie an die Uni, fand aber tet, mit der man viele Möglichkeiten hat. richtig war. Sie schätzt die thematische schnell heraus, dass das für sie nicht das Zum Beispiel nach dem Bachelor doch Breite, die von Sport über Naturwissen- Richtige war. Sie brach das Studium nach noch an eine Kunsthochschule zu wech- schaften bis zu Sprachen reicht. Spannend kurzer Zeit ab und arbeitete wieder in seln. Aus diesem Grund entschied sich findet sie zudem, dass sie auch in der der Gastronomie. Daneben versuchte sie Suana Ruch schliesslich gegen die Sekun- Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Fokus Praxis die ganze Zeit selbst lernt: in der in der Theaterszene Fuss zu fassen. Nach darstufe, die selbst schon eine Masteraus- Unterrichtsvorbereitung, aber auch im einem kurzen Praktikum am Schauspiel- bildung ist. Die Primarstufe, die mit dem Klassenzimmer, wo die Kinder viele neue haus Zürich war sie Co-Regisseurin am «Bachelor of Arts in Primary Education» Inputs bringen. «Ich habe oft das Gefühl, Studierenden Theater Zürich und assis- abschliesst, ist hingegen eine gute Basis dass ich mehr von den Kindern lerne als tierte bei drei Produk tionen des sogar- für verschiedene Masterstudien. Suana sie von mir.» Zu diesen neueren Erkennt- Theaters. In dieser Zeit überlegte sie sich, Ruch dachte vor allem an Theaterpädago- nissen kommt etwas, das sie schon lange an die Zürcher Hochschule der Künste gik. «Ich bin mir aber nicht mehr sicher, weiss: «Ich verbringe gerne Zeit mit Kin- (ZHdK) zu gehen. Die Hürde des Auf ob ich das tatsächlich machen werde», dern.» Auch wenn es etwas kitschig klin- nahmeverfahrens schien ihr aber zu sagt sie heute. Die bisherigen Erfahrun- ge: «Es erfüllt mich, wenn ich Kinder um hoch. Zudem sei sie mit der Schule nicht gen an der PH Zürich und in den Praktika mich habe.» richtig warm geworden. waren so gut, dass sie vor dem Weiterstu- Trotzdem war ihre Berufswahl eine Da rückte langsam die PH Zürich ins dieren sicher erst mal einen Klassenzug «etwas komplizierte Sache». Nach der Ma Zentrum ihrer Überlegungen. «Sie war lang Lehrerin sein will: «Um wirklich in tur arbeitete sie in der Gastronomie, um mir schon lange ein Begriff und ich habe den Beruf einzutauchen.» [ami] 19
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«Schule ist ganz ähnlich wie Radio» Joana Mauch, 30, Studentin Quereinstieg Kindergarten und Unterstufe Joana Mauch sprudelt vor Begeisterung, ihre Mutter Lehrerin ist, wusste Joana dritten Semester wird sie nur noch zu wenn sie über ihren zukünftigen Beruf Mauch zudem schon einiges über den rund 30 Prozent studieren und daneben in spricht: «Lehrerin ist ein wahnsinnig Beruf. Und als Blauringleiterin hatte sie Teilzeit – 35 bis 70 Prozent – als Klassen- schöner und vielseitiger Job.» Wir spre- jahrelang mit den Jüngsten zu tun. Kinder lehrerin arbeiten können. chen hier über ihren Zweitberuf, denn die in diesem Alter hätten noch viel Fantasie, Bereits einen Beruf zu haben, findet 30-jährige Ostschweizerin hat ursprüng- sagt sie, man könne sie für vieles begeis- Joana Mauch vorteilhaft. Man gehe das lich Journalismus studiert und arbeitet tern und der Schuldruck sei noch nicht Studium bewusster an. In ihrem Studien- seit 2016 bei Radio SRF. Unter anderem so gross. Auf welcher Stufe sie dereinst gang ist sie die Jüngste, ihre Kommili moderierte sie dort eine Zeit lang die unterrichten möchte, lässt sie aber offen. tonen seien alle ein gutes Stück älter, «Kinder-News». «Schule ist ganz ähnlich Weil sie selbst nicht so gerne zur Schule erzählt sie. «Viele sind berufstätige Müt- Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Fokus wie Radio», erklärt sie. Auch in der Schule gegangen ist, den Kindergarten jedoch ter – von der Seklehrerin über die Zahn- gehe es darum, Geschichten zu erzählen, als ihre schönste Zeit in Erinnerung hat, ärztin bis zur Grafikerin.» Sie arbeite zwar jemandem etwas zu vermitteln. Anders hat es sie zunächst ganz in diese Richtung fast am meisten von allen, habe aber k eine als im Radiostudio habe sie im Klassen- gezogen. «Aber mein nächstes Praktikum Familienpflichten. Umso mehr bewundert zimmer jedoch ein direktes Feedback, habe ich in einer 1. Klasse, vielleicht ist sie jene Studentinnen, die Studium, Beruf sehe an den Reaktionen der Kinder das ja auch ganz spannend.» und Familie unter einen Hut bringen unmittelbar, was ankomme. Während sie An der PHZH ist sie jeweils von Mon- müssen. Sie selbst möchte dereinst ihre beim Radio viel allein sei. «Die Emotionen tag bis Mittwoch, daneben arbeitet sie zu beiden Berufe miteinander kombinieren. der Interagitation fehlen.» 40 Prozent weiterhin als Radiojourna Den Journalismus wolle sie «niemals auf- Im ersten Semester machte sie ein listin. Das sei schon streng, meint sie, geben» und den Lehrberuf mit ebenso Praktikum in einem Kindergarten. Dieses Studium und Job befruchteten sich aber grossem Engagement ausüben. Angst vor hat ihr sehr gut gefallen. «Das ist auch gegenseitig. Und sie freue sich jeweils Überlastung hat sie nicht. «Ich hatte noch schön an diesem Studium: Man weiss von nach drei Tagen Studium aufs Radio und nie nur e inen Job – das kenne ich gar Anfang an, was man nachher macht.» Da nachher wieder aufs Studium. Nach dem nicht.» [jo] 21
«Mit Kindern wird es nie langweilig» Thierry Steiner, 25, Student Primarstufe Für Thierry Steiner war der Lehrberuf vieren. Diese favorisiert er im Moment Jungs und bringen da und dort einen nicht erste Wahl. «Ich habe mich eher auch, wenn es darum geht, wo er nach anderen Blickwinkel ein.» spät dazu entschlossen», erzählt er. Nach dem Studium, das er im nächsten Früh Geduld, Empathie und Selbstvertrauen der Volksschule durchlief er eine KV- sommer abschliesst, tätig werden möchte. hält er für Grundvoraussetzungen, um Lehre und arbeitete anschliessend drei «Ich habe etwas Respekt vor der 1. Klasse, diesen Beruf auszuüben. Dass er einen Jahre bei einer Baugenossenschaft. In weil man dort bei null anfängt und ich guten Draht hat zu den Kindern und sie seiner Freizeit engagierte er sich in der das bis jetzt nicht üben konnte.» Was auch zu nehmen weiss, wenn sie mal über Cevi. Schon dort merkte er, wie viel Spass nicht heisst, dass er die Unterstufe völlig die Schnur hauen, führt er auf seine ihm der Umgang mit Kindern bereitete. ausschliesst. Vielleicht werde er nach dem Erfahrungen aus Cevi und Hort zurück. Spätestens nach seinem Zivildienstein- Studium erst einmal in einer 1.Klasse «Auch bereits etwas reifer zu sein und Schulblatt Kanton Zürich 4/2021 Fokus satz in einem Hort wurde für ihn klar, vikarisieren. aus dem Berufsleben zu wissen, wie man dass er umsatteln wollte. Der Weg ins Lehrpersonen auf der Primarstufe Gespräche führt oder mit Konfliktsitua Klassenzimmer führte ihn über die Er- sind mehrheitlich weiblich. Dies stellt tionen umgeht, hilft auf jeden Fall.» Bei wachsenenmatur an die PHZH. Thierry Steiner auch im seinem Studien- der Planung und der Vorbereitung des «Mir gefällt die Abwechslung», sagt gang fest: Es herrsche eine klare Frauen- Unterrichts müsse er hingegen noch an er, «mit Kindern wird es nie langweilig. mehrheit. Er stört sich aber nicht daran. Routine gewinnen. Gerade am Anfang sei Und es macht Freude, zu sehen, wie sie «Sicher wäre es positiv, wenn sich mehr er oft bis spätabends drangesessen. In- sich entwickeln, und dazu selber beitra- Männer für den Beruf des Primarlehrers zwischen merkt er, dass es schon etwas gen zu können.» Heute studiert der ange- entscheiden würden», sagt er. Er selbst schneller geht. Sich abgrenzen zu können, hende Primarlehrer im fünften Semester. habe sich als Schulbub manchmal einen ist ihm wichtig. Er bleibt lieber bis 20 Uhr Drei Praktika verbrachte er jeweils in Lehrer gewünscht, dieser Wunsch sei aber in der Schule, bis er mit der Arbeit fertig einer 3. Klasse, einmal unterrichtete er in erst in der Sekundarschule in Erfüllung ist. Dafür ist er nachher frei und es bleibt einer 6. Klasse. Sein letztes Praktikum gegangen. «Lehrer sind bei gewissen Zeit für Hobbys und Kollegen – gerne auch wird er erneut auf der Mittelstufe absol- Themen näher an der Lebensrealität der solche, die nicht Lehrer sind. [jo] 22
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