Leben & Arbeit LIETZ LEBT - Das Magazin der Altbürger und Freunde der Hermann-Lietz-Schulen e.V.

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LIETZ LEBT

Leben & Arbeit
Das Magazin der Altbürger und Freunde der Hermann-Lietz-Schulen e.V.

                                                                       AUSGABE 2 | 2020
Leben & Arbeit LIETZ LEBT - Das Magazin der Altbürger und Freunde der Hermann-Lietz-Schulen e.V.
INHALTS
                        VERZEICHNIS
                          EDITORIAL
                          Georg Schweizer und Wilhelm Schaffitzel        4
                          Zuwendungen für die Lietz-Internate            4

                          LEITERBERICHTE
                          Neues aus den Schulen                          6

                          AKTUELLES
                          Verabschiedung in Hohenwehrda                  8
                          Klein aber fein: Abi in Bieberstein            9
                          Unterstützung aus der Industrie                9
                          Mit Freude lernen und Potentiale entdecken     10
                          Jugend trainiert für Olympia                   12
                          60-jähriges Schuljubiläum auf Spiekeroog       14

                          UNTERRICHTSPROJEKTE
                          Gesundes aus dem eigenen Garten                16
                          Ein Hauch da Vinci in Haubinda                 17
                          Mehr als „nur“ Schule: buntes Ferienprogramm   18
                          Projektwoche mit engagierter Filmproduzentin   20

                          REISEN
                          Mit der E-International auf Reisen             22

                          FEUILLETON
                          Musical-Aufführung im Internatsdorf Haubinda   24
                          Online-Galerie mit Biebersteiner Kunstwerken   26

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INHALTSVER ZEICHNIS
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VERSCHIEDENES
Jagdschein, Wald und viel Natur                 27
Ein Kessel Buntes im Internatsdorf              28
Der Anker und das Meer                          29
„Mut zum Wagnis“ auf Spiekeroog                 30
Wie in alten Zeiten: Biebersteiner Apfelernte   32
Manchmal stinkt‘s: Hohenwehrdaner Tiergilde     33

JUBILARE & ABSCHIEDE
Zwischen Lietz, Neuseeland und Paderborn        34
Verabschiedung von Hilde Denkel                 36   41
Die multiple Persönlichkeit: Dieter Penack      36
Ein viertel Jahrhundert in Haubinda             37
                                                          IMPRESSUM
Verabschiedung in den Ruhestand                 38
                                                          Dezember 2020
Dienstjubiläen 2020                             39        Herausgeber:

50 Jahre Spiekerooger Abiturjubiläum            40        Stiftung Deutsche Landerziehungsheime
                                                          Hermann-Lietz-Schule,
                                                          Hermann Lietz-Schule Spiekeroog gGmbH,
                                                          Altbürger und Freunde der Hermann-Lietz-Schulen e.V.

ALTBÜRGER                                                 Redaktionsteam:
                                                          Georg Schweizer, Katharina Schlegel,
                                                          Mathilde Luxenburger, Stephanie Berg,
So war das: Spiekeroog                          41        Patrick Kösters, Martin Batzel, Christoph Winter

Erinnerungen an Buchenau                        45        Redaktionsadresse/Bezugsnachweis:
                                                          Altbürger und Freunde
Mitglied der Pflegerschaft werden               48        der Hermann-Lietz-Schulen e.V.
                                                          – Geschäftsstelle –
                                                          Im Grund 2, D -36145 Hofbieber
Verstorbene Altbürger                           48        Telefon: +49 (0) 6657 79 -38
                                                          Telefax: +49 (0) 6657 79 -39
                                                          altbuerger-hl@t-online.de
                                                          www.lietz-schulen.de/altbuerger

SONSTIGES                                                 Einzelpreis 9,– €, Abo 15,– €/Jahr
                                                          Im Mitgliedsbeitrag des Vereins Altbürger und

HL Clubanschriften                              49        Freunde der Hermann-Lietz-Schulen e.V. ist der Bezug
                                                          von Leben & Arbeit – Lietz lebt enthalten.
                                                          Außerhalb Europas erfolgt der
Adressen                                        50        Versand auf Wunsch per Luftpost
                                                          (plus 20,– € pro Jahr).

Oh du Fröhliche – Besinnliche Weihnachten       54        Verantwortlich für Anzeigen:
                                                          Christoph Winter
news Blog                                       56        Titel: Volker Kilgus

                                                                                                             3
                                                                   INHALTSVER ZEICHNIS
Leben & Arbeit LIETZ LEBT - Das Magazin der Altbürger und Freunde der Hermann-Lietz-Schulen e.V.
Liebe Altbürger
                                und Freunde!

                         Corona oder Co-           möchte. Besonders schade war          unterstützen konnten, mit welcher
                         vid -19 – wie immer       dann auch noch, dass die ge-          Summe, und wenn die Projekte
                         man es nennen will        plante und angekündigte Abfahrt       blau hinterlegt sind, könnt Ihr noch
                         – hat das Leben von       der 'Johann Smidt' im Rahmen          einen Artikel aus den Heimen
                         jedem von uns verän-      des High Seas High School Pro-        dazu lesen. Ich möchte mich bei
                         dert. Aber auch am        gramms an der Kehrwiederspitze        allen Mitgliedern und Spendern
                         Altbürgerverein hat       aus Covid -19-Gründen abgesagt        ganz herzlich bedanken. Ich hof-
            der Virus seine Spuren hinterlassen.   werden musste, die ganze Crew         fe, dass wir mit Eurer Unterstüt-
                                                   war im Hafen Harburg auf dem          zung auch in den kommenden
            Keine Feste, keine Treffen, der        Schiff unter einer 5-tägigen Qua-     Jahren ein guter Partner für die
            Vorstand, der Arbeitsausschuss,        rantäne.                              Schulen sein können.
            die Heimpaten, die Clubleiter,
            allen sind zurzeit etwas die Hän-      Ich freue mich aber, dass der         Hoffen wir gemeinsam, dass die
            de gebunden. Es gibt eigentlich        Verein im Jahr 2019 seinen sat-       Schulen gut durch diese schwere
            nur Mails und Soziale Medien.          zungsgemäßen Verpflichtungen          Zeit kommen und wir uns bald
            Kaum Kontakt zu Schulsprechern,        nachgekommen ist und an die           wieder alle in den Heimen tref-
            Schülern, Eltern, Lehrern oder         Heime Zuwendungen in Höhe             fen können. Ich wünsche Euch
            Heimleitern. Vieles von dem, was       von 28.823,62 Euro leisten konnte.    eine schöne Vorweihnachts- und
            für uns „normal“ war, ist zurzeit                                            Weihnachtszeit, kommt gut in
            nicht möglich.                         Auch im Jahr 2020 sind wir trotz      das neue Jahr und bleibt bitte alle
                                                   Corona sehr gut unterwegs bei         bis dahin gesund!
            Die Mitgliederversammlung, wel-        der Unterstützung der Heime.
            che wir ja dieses Jahr in Hamburg                                            Mit besten Grüßen
            hatten, da wir die Schulen nicht       Welche Anträge dort vom Arbeits-
            zusätzlich mit unserem Besuch          ausschuss genehmigt wurden und
            belasten wollten, war hoffentlich      wie sie in den Schulen ankom-
            „einmalig“, mit Masken und Ab-         men, könnt Ihr jetzt sehr schön und   Georg Schweizer
            standsregeln ist es doch eine Ver-     transparent auf unserer Internet-
            anstaltung, an die ich mich in die-    seite sehen. Hier habt Ihr eine
            ser Form lieber nicht gewöhnen         Übersicht, welche Projekte wir

     Willkommene und notwendige Unterstützung für förderungswerte Projekte

     Zuwendungen –
     Wir sagen Danke!

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EDITORIAL
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Liebe Altbürger
                     und Freunde!

            Einige von Ihnen wer-        hat. Und in meiner Biografie fin-     Wir beschäftigen uns intensiv mit
            den überrascht sein.         det sich keine eigene Internatser-    der Frage, wie die Heime in der
            Es grüßt Sie an dieser       fahrung, wohl aber 40 Jahre Er-       Akquise von Schülerinnen und
            Stelle ein neues Ge-         fahrung in Führungspositionen mit     Schülern zusätzliche Impulse setzen
            sicht. Nach über fünf        unternehmerischer Verantwortung,      können. Ich freue mich darauf, in
            Jahren an der Spitze         im Umgang mit Krisen wie in Fra-      meiner neuen Rolle die gemeinsa-
            hat Ernst-Friedrich Kell-    gen der strategischen Ausrichtung.    me Suche nach neuen Wegen und
ner am 20.09.2020 aus persönli-          Dazu gehören zehn Jahre an der        nach der Wiederentdeckung von
chen Gründen sein Amt als Vorsit-        Spitze eines führenden Schulein-      Schätzen der Tradition der Heime
zender der Stiftung abgegeben und        richters mit sehr engem Bezug zur     zu begleiten. Dabei wird es sicher
der Vorstand hat mich einstimmig         Welt der Pädagogik.                   auch – aber nicht allein – um die
zum neuen Vorsitzenden gewählt.                                                Weiterentwicklung des Einsatzes
                                         Die drei Heime stehen vor großen      von digitalen Lernformen gehen.
An erster Stelle gilt der Dank des       Herausforderungen. Die Pande-         Hier gab es bereits Fortschritte –
Vorstandes und auch mein ganz            mie beschäftigt uns bereits seit      nicht zuletzt im Kontext des „Fernun-
persönlicher Dank Ernst-Friedrich        März und sie tut es weiter. Allen     terrichts“, den die Heime coronabe-
Kellner für seine mehr als fünf Jahre    Beteiligten gebührt Anerkennung       dingt erfolgreich praktiziert haben.
im Amt des Vorsitzenden unserer Stif-    und Dank für das hohe Enga-           Krisen sind auch Chancen. Man-
tung. Sein Engagement und seine          gement in den zurückliegenden         che Veränderung wird beschleu-
innere Verbindung mit der Idee der       Monaten. Die Heime haben die          nigt durch unerwartete Situationen.
Stiftung spürte man zu jeder Zeit.       Herausforderungen gut bewältigt.
Möge Ernst-Friedrich Kellner auch        Wir haben die Hoffnung, den           Ich wünsche ihnen eine gute Vor-
weiterhin im Herzen und mit Taten        krisenbedingten Rückgang der          weihnachts- und Weihnachtszeit.
der Stiftung verbunden bleiben.          Schülerzahlen (nachvollziehbarer      Kommen Sie gut und gesund ins
                                         Weise vor allem bei Kindern aus       neue Jahr.
Dass mit dem Wechsel die Wahl            dem Ausland) bald wieder aus-
auf mich gefallen ist, ist nicht nur     gleichen zu können. Bei der wirt-     Es grüßt Sie herzlich Ihr
für die Stiftung etwas Neues, son-       schaftlichen Planung des Jahres
dern auch für mich. Denn erstmals        2021 bleibt es aber weiterhin ein
ist es kein Lietzer, der den Vorsitz     „Fahren auf Sicht“.
                                                                               Wilhelm Schaffitzel

HAU – 5 x LPE mBoT Ranger                                         1.241,39 €
HOH – Dokumentenkamera                                              448,95 €
BIE – Licht - und Soundtechnik Kapelle                            3.593,20 €
BIE – Stoffrollen für Abifeier                                    1.993,23 €
SPIE – Trockensauger, Exzenterschleifer, Doppelschleifmaschine      652,86 €
SPIE – 32 Handschuhe + 1 Strahler + 2 Baustrahler                   485,75 €
SPIE – Komposthäcksler                                            1.738,80 €

                                                       Z  u w endungen
                                            Infos und         Jahre
                                                  der letzten
                                                                                                                       5
                                                                                                                EDITORIAL
Leben & Arbeit LIETZ LEBT - Das Magazin der Altbürger und Freunde der Hermann-Lietz-Schulen e.V.
Leistungsfähigkeit                                           [„Aber bitte
                              bewiesen                                                     mit Sahne“]

                                 Der November 2020 ist angebro-                             Es gilt zur Zeit pandemiebedingt
                                 chen und es lohnt sich, einen Blick                        für traditionelle „Sahnehäubchen“
                                 zurück, aber was viel wichtiger ist,                       des Schuljahres Alternativen zu
                                 auch nach vorne zu werfen. Unsere                          schaffen: Rhodofest, Tanzball, Prä-
                                 Schule hat sich auch in diesen Zei-                        sentationen und gesellige Runden
                                 ten sehr bewährt. Durch das Enga-                          am Elternwochenende, musikali-
                                 gement aller Mitarbeiterinnen und                          scher Morgengruß u.v.m. Jenseits
                                 Mitarbeiter, durch das Finden von                          vom Alltag, von Erfolg und Misser-
           unkomplizierten Lösungen bei sehr komplexen Fragestel-       folg, on top allen Unterrichts und aller Aktivitäten zeigt
           lungen ist es uns gelungen, nicht nur einen abwechslungs-    Hohenwehrda mit den „Sahnehäubchen“ im Schuljah-
           reichen Schulalltag zu erhalten, sondern auch überaus        resablauf sein Gesicht.
           erfolgreich das Schuljahr 2019/2020 abzuschließen.
           Nicht nur die sehr erfolgreichen Prüfungen der 9., 10.       An all den „Sahnehäubchen“ ewig lange mitgewirkt hat
           und 12. Klassen sowie des Abiturjahrgangs, sondern           unser Küchenchef Isi (Wilbert Isslei). 34 Jahre lang: weit
           auch viele Leistungen in der Mittelstufe haben die Leis-     über 3000 erstklassige Buffets, über 30 Weihnachts-
           tungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Es hat sich einmal     essen, Verwöhnprogramme für die Leiterkonferenz, Vor-
           mehr gezeigt, dass das Kümmern um jeden einzelnen            stand und Pflegerschaft, kulinarische Ausgestaltung von
           Schüler bzw. Schülerin der Schlüssel zum Erfolg ist.         Festen, Jubiläen, Verabschiedungen. Und mitten wäh-
                                                                        rend aufwendiger Buffets: noch ein flottes Tänzchen im
           Die Phasen des Online-Unterrichts, kombiniert später         Koch-Look. Hervorragender Koch und galanter Tänzer:
           mit dem Präsenzunterricht bis hin zu einem komplett          „Unser“ Isi – nicht wegzudenken aus „seiner“ Küche.
           veränderten Alltag für Reinigung, Küche und Hand-            Aber nun hat er mitten in kuriosen Pandemiezeiten be-
           werker, stellten uns vor große Herausforderungen.            schlossen, Hohenwehrda zu verlassen und in Rente zu
           Aber das Mitdenken aller und die häufig stattfinden-         gehen. Urgestein, schon immer da, nicht wegzuden-
           de Tätigkeit im Verborgenen haben es uns ermöglicht,         ken. Isi hat das, was Hohenwehrda ist, mitgeprägt
           diesen erfolgreichen Jahrgang in die Sommerferien zu         und tagein, tagaus für das leibliche Wohl aller ge-
           entlassen. Das Vertrauen in unsere Schule zeigt sich         sorgt. Hohenwehrda bedankt sich herzlichst für all sein
           unter anderem darin, dass die Plätze für die Tages-          Wirken und für die Spuren, die er hinterlassen hat.
           schule mehr als überzeichnet sind, und wir auch im
           Internat eine stabile Belegung haben. Nichtsdestotrotz       Er geht noch lange nicht in Rente, aber ist nach 25 Jah-
           dürfen wir uns von den momentanen Problemen nicht            ren auch unmöglich wegzudenken aus Hohenwehrda:
           den Blick verschleiern lassen, für die Zukunft notwen-       Burkhard Göbel. Von den 25 Jahren, die Burkhard Gö-
           dige Veränderungen vorzunehmen. Die Digitalisierung          bel in Hohenwehrda engagierter Technischer Leiter ist,
           ist nicht mehr aufzuhalten, und sie bietet für uns Mög-      durfte ich 16 Jahre miterleben. Er ist sofort da, steht im-
           lichkeiten, die wir momentan noch gar nicht abschät-         mer mit Rat und Tat zur Seite, hat immer Ideen, auf ihn
           zen können. Unser plus-MINT-Programm ist mit drei            ist immer Verlass und er macht ganz im Lietz‘schen Sin-
           Schülern gut angelaufen und wird sicherlich in den           ne immer wieder das scheinbar Unmögliche möglich.
           nächsten Jahren noch weiter ausgebaut. Momentan              Im Alltag wie bei unseren „Sahnehäubchen“ managt er
           ist die verlässliche Ganztags- bzw. Internatsbetreuung       federführend – oft gegen alle Hindernisse, die dabei
           ein ganz wesentlicher Faktor für unsere Eltern.              auftreten können – den sicheren Ablauf der Veranstaltun-
                                                                        gen. Was auch immer im Alltag plötzlich nicht funktio-
           Trotz aller Einschränkungen dürfen die Freude und die        niert (Heizung, Rohrbruch, Sturm, Feueralarm u.s.w.), er
           Vielfalt an unserer Schule nicht zu kurz kommen. Um          kommt zu Unzeiten – Tag und Nacht, Wochenenden,
           über diese Themen auch wieder von Angesicht zu An-           Ferien. Hohenwehrda dankt Burkhard Göbel für 25
           gesicht reden zu können, freuen wir uns, Sie hoffent-        Jahre intensiver Arbeit und Gestaltung als Technischer
           lich in 20/21 in Haubinda bei einer Stippvisite oder         Bereichsleiter und wünscht sich noch viele Jahre mit ihm.
           einem Fest begrüßen zu dürfen.
                                                                        Mit herzlichen Wünschen aus Hohenwehrda
           Mit freundlichen Grüßen                                      Sabine Hasenjaeger
           Burkhard Werner

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LEITERBERICHTE
Leben & Arbeit LIETZ LEBT - Das Magazin der Altbürger und Freunde der Hermann-Lietz-Schulen e.V.
Wanderer, kommst                                             Willen, Kraft und
                  Du nach BIE …,                                               Kreativität zeigen

                     verkündige dorten die neue Nor-                             Wir alle blicken auf ein sehr er-
                     malität. Wie überall, ist es in die-                        eignisreiches Jahr zurück, die Co-
                     sen Tagen auch hier nicht ganz                              vid -19-Pandemie ist in fast alle Be-
                     einfach. Am Schlosseingang hängt                            reiche unseres Lebens und Wirkens
                     ein Schild, das Wanderern das                               eingedrungen und hat viele Selbst-
                     Betreten unseres schönen Gelän-                             verständlichkeiten in Luft aufgelöst.
                     des untersagt. Schüler dürfen nur                           Wird es jemals wieder Unterricht
                     ein Mal wöchentlich, gefahren von                           im Klassenverband geben oder
Erwachsenen, im Dorf ihre wichtigsten Einkäufe erledi-      bestimmt „Homeschooling“ nun den neuen Lernalltag?
gen. Kein Pizza-, kein Dönerbringdienst, Ausnahmen          Gehören soziale Kontakte und Gemeinschaftserleben
bestätigen die Regel. Die externen Mitarbeiter sind         der Vergangenheit an? Fragen, auf die es in diesem
während der Mahlzeiten in den Frühstücksraum der            Frühjahr keine eindeutigen Antworten gab. Nun wis-
Reinigungskräfte verbannt. Konferenzen finden in der        sen wir es: In uns steckt genug Willen, Kraft und Krea-
Kapelle statt, wo man gut Abstand halten kann. Alle         tivität, um mit Corona umzugehen und einigen von uns
ziehen gut mit, die Mitarbeiterschaft lässt sich regel-     gelingt es, der Pandemie sogar etwas Gutes abzuge-
mäßig testen. Die Schüler werden derzeit (24.10.20)         winnen, sie als Katalysator zu nutzen.
nicht getestet, wir müssten das alle zwei Wochen und
jedes Mal nach den Ferien einfordern – unzumutbar.          Internate gewinnen in diesen dynamischen Zeiten an
                                                            Akzeptanz, so steuern wir sicher durch so manche Kri-
Heimfahrwochenenden und Ferien kassieren? In                sensituation und sind oftmals wendiger und schneller, als
dieser Jahreszeit, zumutbar für Eltern, Verwandten,         viele deutsche Regelschulen. Digitale Konzepte, Lern-
Freunden und Kindern, die Seh(n)sucht nacheinander          methoden und Ausstattungen sind bei uns nicht Fiktion,
haben? Nahezu täglich Anfragen und Anträge auf              sondern schon längst im Schulalltag erprobt. Wir liegen
Ausnahmen, jede für sich verständlich, die meisten be-      „im Grünen“, abseits der großen Städte, oder wie Spie-
rechtigt. Maskenpflicht? Ja, seit dem 29.10. Aber wo        keroog sogar auf einer kleinen Insel. Menschenmassen
und wie lange? Abstandsgebot? Wo, wo nicht und              kennen wir nicht, wir verfügen zumeist über kleine Klas-
wie nicht: Im Doppelzimmer, beim Fußball, im Chor           sengemeinschaften und eine tolle Ausstattung.
und im Speisesaal? Wenn wir alle amtlichen Regeln
strikt einhalten, wird es bei allem Abstand eng – ein       So haben wir schnell wieder zum gewohnten Inter-
Internat ohne Gilden, Instrumentalunterricht, Sport, Tee-   nats- und Schulalltag zurückgefunden und auch für
stube und Schopp wird freudlos. Was wir problem-            unsere außerschulischen Angebote wie Gilden, AGs,
los und konsequent tun, ist Masken aufzusetzen und          Familienabende, OT, Beathaus und Sport wurden
Räume zu lüften. Toll! Ich habe in den Sommerferien         „coronakonforme“ Konzepte entwickelt. Das gemein-
einen Hygieneplan geschrieben – genehmigt –, Herr           schaftliche Erleben hat, vielleicht noch etwas mehr als
Stäblein und Frau Möllers haben ihn Ende Oktober            früher, wieder einen festen Platz in unserem lebendi-
überarbeitet, damit das Gesundheitsamt weiß, was            gen Internatsalltag bekommen.
wir machen und was wir nicht machen können – wir
warten auf Antwort. Sicher ist auch, dass wir uns nicht     Viele kleine und große Vorkehrungen und Regelungen
verlässlich gegen Infektionen schützen können.              sind getroffen, um einen stabilen Schul- und Internatsbe-
                                                            trieb gewährleisten zu können. Eine 100%ige „Coro-
So versuchen wir nun, möglichst wenig falsch zu ma-         na-Sicherheit“ gibt es natürlich nicht – unser „digitales
chen und uns mit Vernunft, mit guten Kompromissen und       Klassenzimmer“ ist jedoch erprobt und einsatzbereit:
dem Anschein von Gelassenheit durchzuschlagen und           Somit werden wir unserer Schülerschaft jederzeit einen
zu reagieren, wenn unser wackeliges Gleichgewicht           stabilen und verlässlichen Schulbetrieb ermöglichen!
zu kippen droht. Angekommen bin ich in der neuen
Normalität nicht. Aber wenn ich mich umsehe, stelle ich     Sprechen Sie für uns und die anderen Internate und
fest, dass es fast überall schlimmer ist als bei uns.       empfehlen Sie uns gern aktiv weiter! Ich wünsche
                                                            Ihnen und Ihren Familien eine frohe Weihnachtszeit.
Michael Meister                                             Bleiben Sie gesund!

                                                            Ihr Florian Fock
                                                                                                                         7
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Leben & Arbeit LIETZ LEBT - Das Magazin der Altbürger und Freunde der Hermann-Lietz-Schulen e.V.
Hohenwehrda verabschiedet die Klassen 10  R und FOS 12 – Neues Jahresmotto: „Anker lichten“

    „Möge der Wind für euch sein“
    HOH     „Wenn um uns herum die Welt tobt, ist Hohenwehrda ein sicherer Ort. Hohenwehrda
            war euer Hafen, in dem ihr Anker setzen und zur Ruhe kommen konntet.“

                                                  zu gehen, neue Wege und Wel-             das erste Auto: Mit netten Ge-
                                                  ten zu entdecken. Mit den in Ho-         schenken, humorvollen Worten
                                                  henwehrda erlernten Erfahrungen          und Anekdoten garniert mit Witz
                                                  seien die Schülerinnen und Schü-         und feiner Ironie verabschiedeten
                                                  ler der 10 R sowie der FOS 12            die Internatsfamilieneltern beim
                                                  bestens vorbereitet, im Team und         Rhododendronfest in Hohenwehr-
                                                  gemeinsam mit anderen im Boot            da ihre Schülerinnen und Schüler.
                                                  auch schwierige Anforderungen            Wegen der durch die Pandemie
            Mit einer Rede, orientiert am neu-    zu bestehen.                             bedingten Abstandsregelung wur-
            en Schuljahresmotto „Anker lich-                                               de die Jahresabschlusskapelle in
            ten“, verabschiedete Internats- und   Die Internats- und Schulleiterin griff   die Sporthalle verlegt. Schulband
            Schulleiterin Sabine Hasenjaeger      in ihrer Abschiedsrede den Anker         und Solisten an Klavier, Geige
            gemeinsam mit den Internatsfamili-    als Symbol für Treue und Hoff-           und Ukulele sorgten für einen an-
            eneltern, Lehrern und Pädagogen       nung auf und äußerte den an die          sprechenden Rahmen.
            die Schülerinnen und Schüler der      Abgänger gerichteten Wunsch:               Text: Martin Batzel
            Jahrgangsstufen 10 R und 12           „Seid voller Hoffnung und macht            Fotos: Jens Terlinden, Martin Batzel

            der Fachoberschule. Die Leiterin      das Unmögliche möglich. Bleibt
            des Lietz Internats Hohenwehr-        Hohenwehrda treu und seht Ho-
            da dankte den „Schülern für die       henwehrda weiter als euren Ha-
            Leistung und den Lehrern für die      fen, in dem man sich vorüberge-
            Sorge um Erfolg“.                     hend verankern kann. Möge der
                                                  Wind für euch sein.“
            „Ebbe und Flut, starken Wellen-
            gang, wechselnde Winde ruhige         Kuscheldecken und Kopfkissen für
            See, sichere Fahrt“ – all dies hät-   Langschläfer, die es nicht immer
            ten die Schüler in ihren Jahren in    pünktlich zum Frühstück schaffen;
            Hohenwehrda erlebt. Nachdem           ein Hula-Hoop-Reifen, damit der
            die Prüfungen zur Mittleren Reife     Beschenkte in Schwung und Be-
            und zum Fachabitur bestanden          wegung kommt; ein Startpaket
            sind, sei es an der Zeit, die Anker   mit Duftbäumchen, pinkfarbener
            zu lichten, wieder auf große Fahrt    Warnweste und Parkscheibe für

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AKTUELLES
Leben & Arbeit LIETZ LEBT - Das Magazin der Altbürger und Freunde der Hermann-Lietz-Schulen e.V.
Der Abiturjahrgang
Schloss Bieberstein 2020

Klein aber fein
BIE   Reihe 1: Luisa A., Henriette H., Jiajie Z. (bestes Abitur 1,3), Jule S., Mara H., Victoria S., Saskia P., Lynn B.
      Reihe 2: Tom T., Anton B., Danial N., Kevin K., Felix T., Ziheng Z.
      Reihe 3: Paul H., Bingchen D., Nicolas N., Moritz G., Jonas J.
      Reihe 4: Philipp N., Gregor D., Maximilian H., Leopold B., Phillipp S.
      (nicht abgebildet: Yasemin H., David U., Julian W.)

Zuschuss für Biebersteiner Chemieunterricht

Unterstützung aus der Industrie
BIE   Bereits zum zweiten Mal werden wir vom Fonds der Chemischen Industrie unterstützt.
      Unserem Zweitantrag wurde stattgegeben.

      Dafür musste im Vorfeld ein Kon-         für unseren digitalen Unterricht.
      zept eingereicht werden, das             Von dem Geld wurden u. a. neue
      Voraussetzung der Förderung              Brenner, Sicherheitsschläuche und
      ist. Da wir Chemiker genau               ein Experimentierkasten zur Elektro-
      wussten, was wir erreichen               chemie angeschafft. Weiterhin
      wollten, nämlich Schüler durch           sollen für unsere Räumlichkeiten
      Theorie und Praxis für die Che-          experimentelle Geräte dazukom-
      mie zu begeistern, wurde das             men. Einen großen Dank aller an
      schnell zusammengetragen.                der Chemie Interessierten für diese
      Wir erhalten nun 1.390,00 €              Unterstützung an den Fonds der
      Unterrichtsförderung und eine            Chemischen Industrie.
      Sammlung von wertvollen Apps                Text: Sandra Möllers
                                                  Foto: Reiner Lange

                                                                                                                                 9
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Leben & Arbeit LIETZ LEBT - Das Magazin der Altbürger und Freunde der Hermann-Lietz-Schulen e.V.
Neue LernZeit fördert selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Lernen auf Lietz

     Mit Freude lernen und
     Potentiale entdecken
     SPI    Im neuen Schuljahr haben wir erst einmal den gesamten Stundenplan auf den
            Kopf gestellt. Denn da wurde, nach intensiver, konzeptioneller Vorbereitung, die
            neue LernZeit eingeführt. Ganz im reformpädagogischen Sinne wird nun das
            selbstbestimmte und eigenverantwortliche Lernen der SchülerInnen gefördert und
            das Lernen dabei deutlich an individuellen Stärken und Schwächen ausgerichtet.

            Für die Jugendlichen war zunächst      entsprechend ihrer Fähigkeiten            im Stundenplan. Weitere Lernzei-
            die Freude groß, dass es keine         und Fertigkeiten gefördert und            ten – mindestens zwei á 60 Minu-
            verpflichtende Studienzeit mehr        gefordert werden, um das Beste            ten – sind für die Schülerinnen und
            gibt und schnell sprach sich in der    in sich zum Vorschein zu bringen.         Schüler frei planbar. Auch Lernorte
            Schülerschaft das Gerücht herum,       Selbstständigkeit, Eigenverantwor-        und Themen sind frei wählbar. Die
            dass es gar keine Hausaufgaben         tung und das Erleben von Selbst-          Schüler entscheiden selbst, was
            mehr geben würde. Das zeigt na-        wirksamkeit sind dabei die Grund-         und wo sie arbeiten möchten.
            türlich deutlich, dass die LernZeit    lagen des Lernprozesses.
            sicherlich – wie alles Neue – zu-                                                Dabei erhalten sie – bei Bedarf –
            nächst etwas Zeit benötigen wird,      Die neue LernZeit ist fest in den         Unterstützung von Fachlehrern.
            sich zu etablieren.                    Stundenplan der Schüler sowie in          Während der Lernzeit ist es den
                                                   den Tagesablauf des Lietz-Internats       Schülern möglich, die Klassenzim-
            Ziel ist es, alle Schülerinnen und     integriert. Sie bietet Zeitfenster, die   mer, die zu speziell eingerichteten
            Schüler optimal zu fördern, damit      dem individuellen Lernen vorbe-           Fachräumen ausgebaut werden,
            sie ihr individuelles Potential aus-   halten sind. Jeder Schüler hat min-       als passende Lernumgebung zu
            schöpfen können. Denn unsere           destens fünf Lernzeiten pro Woche         nutzen. In den Klassenzimmern
            Schülerinnen und Schüler sollen        – drei davon á 90 Minuten stehen          begleiten und unterstützen anwe-

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AKTUELLES
sende Fachlehrer. Pro Lernzeit ist
eine Lehrerin oder ein Lehrer aus
dem sprachlichen, mathematisch-
naturwissenschaftlichen und gesell-
schaftswissenschaftlichen Bereich
im jeweiligen Fachraum anwesend
und ansprechbar. Je nach Bedarf        Lernen wöchentlich zu planen und
können die Schülerinnen und Schü-      zu strukturieren. Dabei werden die
ler alleine oder unterstützt durch     Jugendlichen von ihren Familienel-
den Fachlehrer arbeiten.               tern unterstützt.                     Mit der LernZeit wird die Art und
                                                                             Weise zu Arbeiten und zu Lernen
Im Unterricht erhalten die Schüle-     Zweiwöchentlich findet ein Refle-     neu gedacht – für unsere Schüler-
rinnen und Schüler einen Pool aus      xionsgespräch statt. Dabei wird       innen und Schüler bietet das sehr
individuellen Arbeitsaufträgen, die    mit Hilfe des LernZeit-Planers auf    viel Potential, sich positiv weiterzu-
vom Fachlehrer entsprechend Leis-      das Gelernte zurückgeblickt und       entwickeln. Herzlichen Dank an
tungsniveau, Wissensstand und          die Schüler – unterstützt durch die   die Angela Kleimenhagen Stiftung
persönlichem Interesse empfohlen       Familieneltern – formulieren ihre     für die Unterstützung dieses neuen
werden.                                Lernziele für die kommenden zwei      Konzeptes!
                                       Wochen. So erhalten auch die            Text: Sylvie Heiser / Patrick Kösters
                                                                               Fotos: Bildarchiv Hermann Lietz-Schule
Zu Beginn dieses Schuljahres fand      Familieneltern eine umfangreiche        Spiekeroog
eine ausführliche Auftaktveranstal-    Rückmeldung über schulische Bau-
tung statt, ein vorbereiteter „Lern-   stellen, aber auch Fortschritte und
Zeit-Planer“ hilft, das individuelle   positive Eindrücke.

                                                                                                                             11
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Mehr Bewegung in die Schulen bringen

     Jugend trainiert für Olympia
     HAU    Während des Corona-Lockdown ist Bewegung zu kurz gekommen. Gut ist es, dass die
            Deutsche Schulsportstiftung die Kampagne „Jugend trainiert für Olympia & Paralympics“
            ins Leben gerufen hat. Diese Kampagne ist eine deutschlandweite Aktion, die unter
            dem Motto #gemeinsambewegen steht und am 30. September 2020 stattfindet.

            Mit der Aktion soll ein öffentliches   Beweis stellen. Dafür wurden die     binda gab es die Disziplinen: Sla-
            Zeichen für den Schulsport gesetzt     69 Schüler innerhalb der Klassen     lom mit Hockeyschläger und Ball,
            werden.                                in vier zufällig gebildeten Grup-    Pedalos fahren, Reifen springen
                                                   pen eingeteilt. Jeder Grundschü-     und Rundenlauf. Insgesamt hatte
            Auch die Hermann-Lietz-Schule          ler erhielt eine Startnummer mit     jede Klasse 30 Minuten Zeit, um
            wurde von der Deutschen Schul-         seinem Namen und später eine         möglichst viele Punkte an den ein-
            sportstiftung per E-Mail kontak-       Urkunde für die Teilnahme. Auch      zelnen Stationen zu sammeln. Die-
            tiert und dazu aufgerufen, an          das Wetter spielte mit, denn es      se Punkte zählten zwar nur schulin-
            dieser Aktion teilzunehmen. Die        waren gute Bedingungen für die       tern, förderten aber dennoch den
            Anfrage wurde schnell mit einem        sportlichen Wettkämpfe. Die Kin-     Ehrgeiz der Schüler. So entbrann-
            klaren „Ja! Wir sind dabei!“ be-       der zeigten großen Ehrgeiz und       te ein kleiner Wettbewerb.
            antwortet. Die Entscheidung, wel-      hatten riesigen Spaß an den ver-
            che Klassenstufe teilnehmen soll,      schiedenen Stationen. Die vier       An den einzelnen Stationen zeigte
            war ebenso schnell getroffen –         Stationen wurden nicht fest von      sich deutlich, wer auch in seiner
            die Wahl fiel auf die Grundschu-       der Schulsportstiftung vorgege-      Freizeit sportlich aktiv ist. So trai-
            le. Die Kleinen konnten hierbei ihr    ben, so dass jede Schule hier        nieren einige Schüler Leichtathletik
            Können auf dem Sportplatz unter        selbst entscheiden konnte. In Hau-   und Fußball in den umliegenden

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AKTUELLES
Sportvereinen. Aber auch ein Ret-     dem die Schüler in der Thüringer     allen Betreuern und Helfern, die
tungsschwimmer ist dabei, der bei     Landesmeisterschaft den 4. Platz     bei der Vorbereitung und Durch-
der DRK-Wasserwacht in Hild-          erreichten.                          führung mithalfen.
burghausen aktiv ist. Der Sport-
lehrer, Herr Schwesinger, sieht bei   Bei all dem Spaß und der Freude      Vielleicht haben wir auch einen
mehreren Schülern sportliches Po-     am Sport mussten aber auch die       Spitzensportler von Übermorgen
tenzial, was man in den nächsten      Hygienemaßnahmen eingehalten         gesehen. Die Grundschule Hau-
Jahren entwickeln kann.               werden. So gab es einen straffen     binda hofft natürlich, einen der
                                      Zeitplan, damit sich die Klassen     von der Sportstiftung oder der
Im Großen und Ganzen ist die          untereinander möglichst nicht be-    Deutschen Bahn ausgelobten Prei-
Hermann-Lietz-Schule Haubinda         gegnen.                              se zu gewinnen. Wir drücken da-
im sportlichen Bereich sehr en-                                            für die Daumen.
gagiert. Beispiele hierfür sind der   Am Ende der Wettkämpfe konnte          Text: Tina Hirn, Emely Jünger, R. Fischer
Schwimmwettbewerb, bei dem            Herr Schwesinger feststellen, dass     Fotos: R. Fischer

man in Hildburghausen Kreismeis-      die Kleinen viel Spaß an der Ver-
ter geworden ist, sowie ein Ski-      anstaltung hatten. Insgesamt war
Alpin Wettkampf in Heubach bei        es ein toller Erfolg. Vielen Dank
                                                                            Noch
                                                                           mehr Fotos

                                                                                                                          13
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Herzlichen Glückwunsch – die dienstälteste „Mitarbeiterin“ der Hermann Lietz-Schule

     60-jähriges Schuljubiläum
     SPI    Wir sind eine Schule im und auf dem Meer, so wundert es nicht, dass Segeln „auf Lietz“
            eine sehr lange Tradition hat. Viele SchülerInnen haben hier ihre Liebe zum Meer entdeckt
            oder ihr seglerisches Können perfektioniert. Doch nicht nur das Segeln im anspruchsvollen
            Wattenmeer, wo die Gezeiten den Takt vorgeben, auch Bootsbau und Bootsreparaturen
            sind fest im Schulalltag verankert. Unzählige Mitglieder der Bootsbaugilde haben schon
            an unseren Booten gearbeitet und sich im Bootsschuppen verewigt.

            In diesem Jahr haben wir einen         Die Fährzeit (Fähre nur einmal am      ten wir bis jetzt nicht. Wir waren
            besonderen Geburtstag gefeiert.        Tag) war für den 6.12. sehr güns-      sprachlos und davon überzeugt,
            Der Jollenkreuzer „Albatros“ ist nun   tig, so konnten wir bereits um 9.00    den schönsten 30iger in Besitz zu
            seit 60 Jahren im Schuldienst. Un-     Uhr die Taxe nach Bensersiel neh-      nehmen. Schnell enterten wir nun
            zählige Seemeilen hat er bereits       men. Hochgespannt und erwar-           das Boot und betraten das sand-
            zurückgelegt, wir möchten das Ju-      tungsvoll erreichten wir den Hafen     farben gestrichene Deck jedoch
            biläum für einen kleinen Rückblick     und da stand ES, das neue Schiff       trat eine gewisse Ernüchterung
            nutzen. Unser Altbürger Wolfgang       auf einem Rungenwagen der DB.          ein, als wir das schön lackierte
            Steude erinnert sich:                  Wundervoll anzusehen. Weiß ge-         Schott und Schiebeluk öffneten.
                                                   spritzt das Überwasserschiff und       Denn im Schiff war nichts, keine
            „In einem Herbststurm 1958 sank        der Kajütaufbau seitlich in Teakimi-   Einbauten, kein Fußboden, außer
            die Segeljolle Seestern der Her-       tation gestrichen! Wasserpass und      zwei Segelsäcke konnten wir nur
            mann Lietz-Schule im Watt, dort        Reling in mittelblau abgesetzt. Auf    den nackten Schiffsrumpf mit den
            lagen die Boote in Ermangelung         Deck lag ein fein lackierter Holz-     Spannten erkennen.
            eines Hafens stets auf Reede.          mast mit Stagen und Wanten aus
            Im nächsten Jahr – also 1959 –         Niro. Ja und tatsächlich ist es ein    Ein vorbestellter Autokran setzte
            hielt sich das Gerücht, dass der       30iger Jollenkreutzer, dieses wuss-    zügig das Boot in den Hafen, wir
            Altbürgerverein der Hermann                                                   klarierten Wanten und Stage und
            Lietz-Schule ein neues Boot stif-                                             mit Hilfe des Krans war schnell
            ten würde. Tatsächlich erreichte                                              der Mast gestellt. Alles klappte
            uns am 5. Dezember 1959 die                                                   vorzüglich, Baum und Segel wur-
            Nachricht, dass ein Boot in Bens-                                             den angeschlagen und das Schiff
            ersiel angekommen sei. Für den                                                war segelfertig.
            nächsten Tag wurde die Über-
            führungscrew zusammengestellt.                                                Der Entschluss kam schnell noch
            Oberyachtführer Mike Iwand,                                                   einen kleinen Probeschlag zu
            die Yachtführer Helmut Siepmann,                                              wagen. Der Wind war mäßig,
            Wolfgang Steude und Horst Zim-                                                aber es war sehr diesig und ne-
            mermann sollten unter Begleitung                                              belig. Wir rauschten mit raumem
            des Lehrers Jürgen Lübke das Boot                                             Wind an dem ausgeprickten
            nach Spiekeroog bringen.                                                      Fahrwasser entlang. Das Boot lief
                                                                                          einfach fantastisch, kaum merk-
                                                                                          ten wir, dass der Prickenweg zu

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AKTUELLES
Ende war und während wir noch
diskutierten, wo wir nun eigent-
lich waren, tauchte vor uns eine
Betonwand aus dem Nebel auf.
Erschreckt stellten wir fest, dass es
sich um die Hafenmole von Lan-
geoog handelte. Kurswechsel und
zurück. Wir mussten nun hoch an
den Wind und die Tide lief gegen
an, also ablaufendes Wasser.
Auch Kreuzschläge waren un-
vermeidbar und es kam, wie es           ten wir dann doch segeln. Der
kommen musste, wir liefen auf der       letzte Akt, das Boot im Watt auf
Steuerbord Fahrwasserseite fest         die Lore bei ablaufendem Wasser
und kamen nicht mehr frei. Das          zu setzen und dies Mitte Dezem-
Boot lag genau auf der Kante zum        ber, war schon eine Herausforde-
Fahrwasser und drohte dorthin           rung. Fünf Schüler mussten bis zum
umzufallen. So bewegten wir uns         Bauch im Wasser mindestens eine
vorsichtig und nur auf der Steuer-      Stunde bei ablaufendem Wasser
bord Seite. Es dunkelte bereits, als    das Boot über der Lore halten.
ein einlaufender Fischer uns ins        Dann kam ein anderer Trupp und
Fahrwasser und dann gleich bis in       hat das Schiff in den Bootschup-
den Hafen schleppte.                    pen gezogen. Anmerken möchte
                                        ich noch, dass im Herbst 1960
Den Nikolausabend verbrachten           die allererste Seesternregatta statt-
wir feucht, fröhlich im Hotel (durf-    fand, die nicht vom Albatros, wie
ten sogar Bier trinken) und erfuh-      erwartet, sondern vom Segelkutter
ren, dass für den nächsten Mor-         Neptun gewonnen wurde.
gen der Fischkutter Gode Wind             Text: Wolfgang Steude / Patrick Kösters
                                          Fotos: Privat u. Archiv Hermann Lietz-Schule
aus Neuharlingersiel uns auf die
Reede vor Spiekeroog schleppen
werden wird. Unsere Proteste
nützten nichts, am nächsten Mor-
gen war der Fischkutter Gode
                                                                      Video auf
Wind da und schleppte uns bis                                          Youtube!
zum Anleger Spiekeroog. Den
Rest der Strecke bis zur Reede vor
unserer Schule durften und muss-

                                                                                              15
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Ertragreiche Ernte im Lietz Internat Hohenwehrda

     Gesundes aus dem
     eigenen Garten
     HOH   Das Ergebnis kann man zeigen: 500 Kilo Äpfel und einige Kilo Birnen pflückten
           Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen fünf bis acht des Lietz Internats Hohenwehrda
           vor den Herbstferien. „In 2019 war die Ernte sehr schlecht“, erinnert sich Christian
           Stöger. „Dafür war sie dieses Jahr umso besser“, sagt der Sozialpädagoge, der
           gemeinsam mit den Kindern die Ernte einfuhr.

           Bis zu 50 Jahre sind die Bäume       „Das ist schon etwas Besonde-          wenige Wochen später frisch ge-
           alt, die im Garten auf dem weit-     res“, freut sich Steffen Preuß, Koch   erntet auf die Hohenwehrdaner
           läufigen Internatsgelände verteilt   im Lietz Internat Hohenwehrda,         Tische. Kartoffeln gab es in die-
           sind. „Wir haben vorwiegend          über das zusätzliche, gesunde          sem Jahr nicht aus dem eigenen
           alte Apfelsorten von sehr guter      Angebot.                               Garten. Christian Stöger lieferte
           Qualität; bei uns findet man keine                                          den Grund: Der Kartoffelkäfer.
           Sorten aus dem Supermarkt-Seg-       Die Arbeit in der Natur mit den        „Wir haben eine Plage. Würden
           ment“, sagt Christian Stöger, der    vor Ort vorhandenen Ressourcen         wir Kartoffeln setzen, müssten wir
           die Aktion als wichtigen Bestand-    sind wesentlicher Bestandteil des      ihn vielleicht mit Gift bekämpfen.
           teil der pädagogischen Arbeit der    Lietz-Konzepts, welches in Hohen-      Aber wir wollen kein Gift einset-
           Internatsgemeinschaft im Sinne       wehrda gelebt wird. So gruben          zen. Daher gibt es nur ungespritz-
           des Gründers Hermann Lietz sieht:    Schülerinnen und Schüler der Klas-     tes Gemüse – das aber aus dem
           „Hier wird die Verbundenheit zur     senstufe 8 im ersten Halbjahr mehr     eigenen Garten.“
           Natur sichtbar.“                     als 400 Quadratmeter Garten              Text: Martin Batzel
                                                um, pflanzten 2000 Stück Selle-          Fotos: Jens Terlinden, Christian Stöger,
                                                                                         Martin Batzel
           Aus den 500 Kilo Äpfeln wurden       rie, Weißkohl, Karotten, Zwiebeln
           300 Liter Apfelsaft gepresst – na-   und Rotkohl. Das Gemüse kam
           turtrüb und ohne Zuckerzusatz.

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UNTERRICHTSPROJEKTE
Brückenbau im Internatsdorf

Ein Hauch da Vinci in Haubinda
HAU   Im Fach „Wissenschaftliche Arbeitsmethoden“ wurden der Klasse 12 der
      Fachoberschule bedeutende Wissenschaftler aus vergangenen Zeiten näher gebracht.
      So kam man unweigerlich auch auf den Universalgelehrten Leonardo da Vinci und
      seine vielfältigen Verdienste für die Menschheit zu sprechen.

      Auch die sehr bekannte „Leonar-       Nachdem die Schüler unserer           Gruppen ein kleiner Wettbewerb
      do-Brücke“ wurde, wie es der          Klasse vermehrt Interesse an die-     entwickelte. Am Ende unseres klei-
      Name schon vermuten lässt, von        ser Konstruktion zeigten, entschied   nen Projekts standen tatsächlich
      Leonardo da Vinci erdacht. Sie        sich unser Fachlehrer Herr Fischer,   zwei Leonardo-Brücken auf dem
      war ursprünglich als transportable    die Leonardo-Brücke mit uns zu        Pausenhof. Während die Brücke
      Brücke für eine Verwendung beim       bauen. Hierbei sollte es sich je-     der Gruppe Wirtschaft dem Origi-
      Militär vorgesehen, um schnell        doch nicht nur um ein kleines Mo-     nal verblüffend ähnlich sah, wich
      Flüsse überwinden zu können. Ihr      dell handeln. Wir hatten das Ziel,    die Ausführung der Gruppe Tech-
      Aufbau ist ohne jegliche Fixier-      eine Brücke zu bauen, über die        nik doch etwas vom Entwurf des
      mittel wie Schrauben, Nägel           auch ein Mensch laufen kann.          Universalgelehrten ab. Ehrlicher-
      oder Seile möglich – es werden                                              weise muss man jedoch zugeben,
      ausschließlich Balken, Bretter oder   Am Donnerstag, 10.09.2020 war         dass die Brücke der Technik-Grup-
      Holzstämme verwendet, welche          es dann soweit. Aufgeteilt in zwei    pe etwas stabiler war, als die der
      sich durch Verschränkungen ge-        Gruppen, Wirtschaft und Technik       Wirtschaftler.
      genseitig stützen.                    konnte der Bau der Brücke begin-
                                            nen. Auch wenn beide Gruppen          Aber beide Gruppen erfüllten den
                                            etwas Anlaufschwierigkeiten beim      Zweck, dass ein Mensch erfolg-
                                            Bau der Brücke hatten, lief es mit    reich passieren konnte – während
                                            der Zeit immer besser. Man merk-      das beim Modell der Wirtschafts-
                                            te schnell, dass der Aufbau der       Gruppe nicht ganz so reibungslos
                                            Brücke nur gelingen kann, wenn        möglich war. Wer den Wettbe-
                                            man gut im Team zusammenarbei-        werb letztendlich gewonnen hat,
                                            tet. Alle halfen sich gegenseitig,    lässt sich also nicht beantworten.
                                            wobei sich zwischen den beiden          Text: Erik Beiersdorfer, Riccardo Fischer
                                                                                    Fotos: Riccardo Fischer

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Buntes Pfingstferienprogramm am Internatsgymnasium auf Spiekeroog

     Wir sind weit mehr
     als „nur“ Schule!
     SPI   Auf Lietz vermitteln wir weit mehr als nur Schulstoff: Die Förderung und Freisetzung
           von sozialen, kreativen und emotionalen Kompetenzen sind uns genauso wichtig wie
           praktisches Lernen, Handwerk, Organisation und Verantwortungsbewusstsein. Aber auch
           die Gemeinschaft, das Miteinander sind wesentliche Aspekte in unserem Inselinternat.

           Die Covid-19-Pandemie brems-           Angebot. Auch in unseren AGs         Bei uns haben die SchülerInnen
           te im Frühjahr dieses Jahres so        und Freizeitangeboten findet sich    die Möglichkeit, ihre Begabun-
           ziemlich alles aus, doch schnell       einiges Neues, z. B. die Koch-AG,    gen zu entdecken, ihre Kenntnisse
           zeigte sich auf Spiekeroog, dass       die Theater-AG, die Forschungs-      und Fantasie einzusetzen, Verant-
           der Wunsch und die Bereitschaft        AG, Wollverarbeitung, Karten-        wortung zu übernehmen und prak-
           nach außerschulischen Angeboten        spiel und Dungeons & Dragons.        tisches Arbeiten zu lernen. Unse-
           stärker ist, als die vielen kleinen                                         re Altbürger haben dabei einen
           Beschränkungen. Sicherheit geht        Natürlich gibt es auch weiter-       wichtigen Stellenwert, denn viele
           natürlich immer vor, aber nach         hin die Gilden-Klassiker, wie die    Aktivitäten sind nur mit Eurer Hilfe
           dem Motto „Geht nicht, gibt’s          Deich- oder Bootsbaugilde und        und Zustiftungen möglich. Ob der
           nicht“ haben SchülerInnen und          auch die Tierhaltungs- oder die      Komposthäcksler, den die Garten-
           Lietz-Team in einem kreativen und      Garten-Gilde haben ihren festen      Gilde nun für die Herstellung von
           ergebnisoffenen Prozess tolle Lö-      Platz und wichtigen Stellenwert      nährstoffreicher Komposterde für
           sungen gefunden, um die Corona         im Internatsalltag auf Spiekeroog.   unser Gewächshaus verwendet
           bedingten Herausforderungen zu         Über mangelnde Beteiligung muss      oder die Unterhaltung unser Boots-
           meistern. So erleben unsere Lietz-     sich unsere Schlagball-AG nicht      flotte, hier gilt ein herzliches Dan-
           Familien und die Familienabende        sorgen, mehr als 20 Schülerinnen     keschön dem Altbürgerverein!
           immensen Zuspruch und über den         und Schüler treffen sich zweimal
           Sommer wurden diverse neue Gil-        pro Woche, um den besonde-           Besondere Höhepunkte waren
           den- und AG-Formate entwickelt.        ren Inselsport, eine Mischung aus    sicherlich die Pfingst-Workshops,
           So ergänzen seit diesem Schul-         Brennball und Baseball zu trainie-   die wir in diesem Jahr anstelle der
           jahr die Repair-Gilde, die Tischler-   ren und fiebern schon dem Him-       Pfingstferien durchgeführt haben.
           Gilde sowie die Labor-Gilde unser      melfahrtsturnier 2021 entgegen.

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UNTERRICHTSPROJEKTE
Statt die Schülerinnen und Schü-       wurde auf die Abreise in die Fe-      In den fünf Tagen entstehen inner-
ler der Hermann Lietz-Schule           rien verzichtet. So verbleiben alle   halb der Workshops unter ande-
wie ursprünglich geplant in die        auf der Insel und halten damit die    rem Palettenmöbel für den Offenen
Pfingstferien zu schicken, hat das     Ansteckungsgefahr gering.             Treff, menschliche Figuren aus Mo-
Inselinternat, mit Unterstützung der                                         delliermasse, eine Windmessstati-
Altbürger, ein außergewöhnliches       In verschiedenen Workshops            on am 3D-Drucker, eine Anlage für
Ferienprogramm organisiert, da-        modellieren, bauen, musizieren,       die Verwertung von Biomasse in der
mit die Schulgemeinschaft vor Ort      kochen und segeln die Spieker-        Gartenbau-Gilde, eine Feuershow
bleiben kann.                          ooger Lietzer nun in ihren Pfingst-   für das Abschlussfest und leckere
                                       ferien. Dazu haben die Lehrkräfte     Köstlichkeiten für eine Grillrallye.
So ein buntes Ferienprogramm           und pädagogischen Mitarbeiter
gab es schon lange nicht mehr          auch externe Unterstützung er-        Denn am Lietz Internat auf Spieker-
am Internatsgymnasium auf Spie-        halten. Der Bremer Musiker Peter      oog lernen die Schülerinnen und
keroog. Die Idee dazu war in           Dahm und der Kölner Bildhauer         Schüler auch in den Ferien fürs
den letzten Wochen im Zuge der         Hannes Helmke sind für das so-        Leben.
veränderten Schulsituation, auf-       genannte Pfingstfestival eigens         Text: Patrick Kösters
grund der Corona-Pandemie, ent-        angereist, um das Orchester und         Fotos: Hermann Lietz-Schule Spiekeroog

standen. Um die Infektionsgefahr       einen Kunst-Workshop mit ihrem
so gering wie möglich zu halten,       Fachwissen zu unterstützen.
                                                                             Film auf
                                                                              Youtube!

                                                                                                                        19
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Afrodeutsche Mo Asumang beeindruckt Haubindas Schülerschaft mit ihren Erlebnissen

     Projektwoche mit engagierter
     Filmproduzentin
     HAU   Reisen bildet – diese Weisheit erkannte schon früh der reiselustige Johann Wolfgang
           von Goethe. Aus dieser Erkenntnis heraus unternehmen die Schüler im Lietz
           Internatsdorf Haubinda jeweils zu Schuljahresbeginn eine Projektfahrt und
           erkunden markante Ziele in Deutschland.

           In Zeiten von Corona fiel dieses     Vorbereitet wurde die Projektwo-    den den Lehrkräften zur Auswahl
           Ritual aus – auf Bildung mussten     che von Doreen Bärwolf, Stefan      gestellt, daraus ergaben sich
           die Schüler der Hermann-Lietz-       Müller und Katja Merz. „Das         schließlich neun Workshops, die
           Schule dennoch nicht verzichten.     Thema lag mir persönlich sehr am    im Tandem von den Kollegen be-
           Im Gegenteil: In der Projektwoche    Herzen. Wenn man von Schülern       treut wurden. Die zehnten Klassen
           „Rassismus und Antisemitismus“       immer wieder Begriffe wie Lügen-    arbeiteten unter pädagogischer
           wurden aktuelle Probleme in zahl-    presse und vieles mehr hört und     Anleitung an ihren Jahresarbei-
           reichen Workshops bearbeitet.        Berichte über den aktuellen Be-     ten. Lob zollt dabei Projektleiterin
           Beeindruckt waren die Schüle-        wegungen wie Black lives matter     Bärwolf allen Kollegen für ihre
           rinnen und Schüler vor allem von     mitbekommt, finde ich es gerade     Kreativität und ihr Engagement.
           Gastreferentin Mo Asumang.           als Geschichtslehrerin wichtig,     Ein weiterer Dank gilt Stufenleiter
           Die afrodeutsche Filmregisseurin,    mit den Schülern ins Gespräch       Uwe Löffler für seine Flexibilität
           Fernsehmoderatorin, Bestseller-      zu kommen und aufzuklären“, so      und sein Organisationstalent beim
           Autorin, Schauspielerin, Sängerin,   Doreen Bärwolf, in deren Händen     Stundenplanmanagement sowie
           Synchronsprecherin, Künstlerin       die Organisation zusammenlief.      Tom Hofmann, der wie gewohnt
           und Filmproduzentin, erzählte von                                        lautlos für den guten Ton bei Vor-
           ihren persönlichen Erfahrungen       Anfang Juni begann die Vorberei-    trägen sorgte und nebenbei die
           mit Rassismus und stellte sich den   tung für die Klassenstufen sieben   digitale Technik im Netzwerk des
           Fragen der Zuhörer.                  bis neun. Vierzehn Themen wur-      Internatsdorfs unter Kontrolle hatte.

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UNTERRICHTSPROJEKTE
den sie gedreht hatte. Dabei wag-      Themen der Workshops:
                                       te die afrodeutsche Mo Asumang         •     Judentum und Antisemitismus
                                       ein spektakuläres journalistisches           (Wüscher/Reiber)
                                       Experiment. Mutig und entschlos-         • Warum wird ein
                                       sen suchte sie die offene Konfron-                             Mensch zum
                                                                                    Massenmörder (Schlegel/Müller)
                                       tation mit rechten Hasspredigern
                                                                               • Hass biologisch/
                                       – unter 3000 Neonazis auf dem                                  wissenschaft-
                                       Berliner Alexanderplatz, bei ei-            lich betrachtet
In Rollenspielen, Vorträgen, Dis-      nem rechten Star-Anwalt, unter              (Tanzberger/Weikard)
kussionsrunden, Recherchen im          braunen Esoterikern, auf einer         • USA Geschichte
                                                                                                     und
Internet, Gruppen- und Stillarbeit,    Neonazi-Dating-Plattform, ja so-           Black lives matter
Exkursionen und Filmbeiträgen          gar bei Anhängern des Ku-Klux-             (Strobel/Methews)
wurde in unterschiedlichster Form      Klans in den USA. Sie begegnete       • Rassismus in Deu
                                                                                                    tschland und
kreativ gearbeitet. Ergänzt wurde      Menschen, die sie hassen – und            was man dagegen tun kann
das Programm von zwei Gastred-         entlarvte sie dadurch.                    (Schmidt/Hofmann)
nern. Zunächst referierte Thomas                                             • Umfrage in der Sch
                                                                                                       ülerschaft
Helbing vom Thüringischen Innen-       „Manche würden das, was ich
                                                                                zum Gedankengut Rassismus
ministerium, zuständig für Präventi-   erfahren habe, Rassismus nennen.
                                                                                (Lautensack mit PPA Gruppe)
on und Extremismus. Dabei ging         Manche sagen Fremdenfeind-
                                                                            • Menschen gegen
er auch auf aktuelle Aktivitäten aus   lichkeit, und das wird es immer                               Rassismus
                                                                               (Bärwolf, D./Notzke, D.)
der rechtsradikalen Ecke ein, ver-     geben, viele erkennen es wieder
suchte im Dialog mit den Schülern      als eine Form des Mobbings.          • Asyl in Deutschland

das Thema anzugehen.                   Doch egal, wie man dazu sagt,           (Trautvetter/Cole)
                                                                            • Der Mohr in Cob
                                                                                                   urg –
                                                                              Wahrzeichen oder Rassismus
                                                                              (Löser/Rosenthal)

Höhepunkt der Projektwoche war         es wird verübt von Menschen, die
am Donnerstag der Besuch von           einen aus den unterschiedlichs-
Mo Asumang. In Kassel geboren,         ten Beweggründen heraus klein
mit einem Vater aus Ghana und          machen, die einem das Selbstbe-                          Noch mehr
einer deutschen Mutter, erlebte sie    wusstsein rauben wollen oder so-                          Bilder!
bereits mit zwei Jahren Rassismus      gar das Leben. Aber es gibt Ge-
– allein wegen ihrer Hautfarbe         genmittel“, gibt sich Mo Asumang
verlor die Familie ihre Wohnung.       kämpferisch. Und sie hat gelernt
Die engagierte und vielseitige         die Kampfstrategien der Rassisten
Künstlerin erzählte von ihren un-      umzudrehen, ohne jedoch selbst
terschiedlichen Erfahrungen, hatte     diesem Hass zu verfallen.
dazu auch einen Film mitgebracht,        Text und Fotos: Volker Kilgus

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Trotz Corona mit der E-International auf Reisen gehen

     Schluchten, Grate, Gipfel …
     BIE      Es ist gefühlt ein kleines Wunder, dass wir in diesem merkwürdigen Jahr trotz Corona
              und all den damit verbundenen Ungewissheiten dennoch mit der E-International auf
              Reisen gehen. Es waren die positiven Erwartungen der Schüler und die Zuversicht der
              Eltern, die uns in der Entscheidung bestärkt haben, dieses Jahr nicht auszusetzen.

              Da wir manche Länder nicht wie      nahmen, unter anderem auf den          im Wald und in der Nähe einer
              gewohnt besuchen können (z. B.      Hohen Dachstein (2.996 m). Als         Hütte, wo wir uns nach den Tou-
              Nepal und Südafrika), müssen        wir bereits am dritten Tag hoch        ren mit Kaiserschmarrn belohnen
              wir improvisieren, was aber auch    über dem Dachsteingletscher in         konnten. Das Wetter war gut und
              neue Möglichkeiten und neue         der Wand standen, hat sich schon       wir hatten zwischendurch Zeit zum
              Destinationen eröffnet. So wer-     der eine oder andere Schüler ge-       Grillen und Schwimmen. Alles in
              den wir Griechenland besuchen,      fragt, ob unser Sportlehrer Herr       allem eine aufregende, aber auch
              und wo wir danach sein werden,      Lange das eigentlich ernst meint.      sehr gemütliche, sonnige Zeit.
              lässt sich noch gar nicht mit Si-   Er schubst die Schüler schon
              cherheit sagen.                     gerne mal ins kalte Wasser. Die        Jetzt gerade auf dem Weingut in
                                                  folgenden Tage wurde es zwar           Rheinhessen ist eigentlich fast alles
              Für den Kurs im Sportklettern wa-   technisch schwieriger, aber die        wie immer, nur dass durch den tro-
              ren wir dieses Jahr zum ersten      Wände waren nicht mehr ganz            ckenen Sommer der Ertrag relativ
              Mal in Ramsau, Österreich, wo       so hoch und ausgesetzt. Die wei-       gering ist. Altbürger und Ober-
              wir auch Klettersteige in Angriff   teren Klettersteige lagen alle schön   winzer Martin Metzler kämpft nun

22
REISEN
Liebe Mitglieder des Altbürgervereins,
                                                                                       von den Zuschüssen haben wir dies
                                                                                                                            en Sommer
                                                                                       zusätzliches Equipment angeschafft,
                                                                                                                             um die Qua-
                                                                                      lität der Filme, die im Rahmen von E-Int
                                                                                                                               ernational
                                                                                      produziert werden, zu verbessern. Beso
                                                                                                                                nders
                                                                                      freuen sich die Schüler natürlich übe
                                                                                                                           r die neue
                                                                                     Drohne, die wir aufgrund des geringe
                                                                                                                              n Gewichts
                                                                                     und der Größe fast überall mit dabei
                                                                                                                             haben.
                                                                                     In der Vergangenheit waren auch Sou
                                                                                                                              nd- und
                                                                                    Lichtqualität immer ein Problem. Durc
                                                                                                                            h die neuen
                                                                                    Mikrophone und das Kamera-Licht könn
                                                                                                                               en wir
                                                                                    jetzt wesentlich professioneller arbeiten.

                                                                                    Die Klasse der E-International bedank
                                                                                                                         t sich
                                                                                    beim ABV herzlich für die gewährten
                                                                                                                          Zuschüsse.
                                                                                    Insbesondere mit der Drohne haben
                                                                                                                        wir jetzt
                                                                                    schon ziemlich viel Spaß!

                                                                                   Robert Miebach und die E-Internationa
                                                                                                                        l

Mehr zum
 Thema schon im dritten Jahr in Folge mit          Präventivmaßnahmen. Sehr unter-
            extrem niedrigen Niederschlags-        haltsam sind auch immer wieder
            mengen. Bei der Lese ist das ei-       Martins alte Geschichten vom
            gentlich eher angenehm, da die         Bieberstein.
            Trauben sehr gesund sind und es
            wenig Fäulnis gibt. Die Qualität       Zwischendurch sind wir öfter mal
            des Weines wird also wieder            in der Lagerhalle, wo Martin die
            sehr gut sein. Bisher haben wir Sil-   einzelnen Schritte der Weinpro-
            vaner, Riesling und Grauburgun-        duktion erklärt. Heute Abend
            der gelesen. Während der Arbeit        findet nach einer ausführlichen
            lernen wir von Martin und seinen       Betriebsführung dann auch end-
            Kollegen einiges über Rebsorten,       lich die von allen mit Spannung
            Anbaugebiete, potentielle Schäd-       erwartete Weinprobe statt.
            linge und ökologisch nachhaltige         Text: Robert Miebach
                                                     Fotos: Robert Miebach, Mathilde Luxenburger

                                                                                                                                            23
                                                                                                                                       REISEN
Musical-Aufführung im Internatsdorf Haubinda

     Es war die Nachtigall
     und nicht die Lerche
     HAU     Der chinesische Kaiser (dargestellt von Clara von Truchseß) schwärmt von
             seinem wunderbaren Garten, als er einen noch wunderbareren Gesang vernimmt.
             Eine kleine Nachtigall (Emily Jerow) singt und erreicht so das Herz des Kaisers.

             Doch der Besuch des japanischen        zeit nach zwei Jahren ihren Geist    nen unter der Leitung von Ulrike
             Kaisers (Sophia Zapf) verändert        aufgegeben. Als schon der Tod        Weikard legten sich die Schnitt-
             die Situation im chinesischen Pa-      (Lilli Katholing) zugreifen möch-    muster zurecht und bestellten die
             last. Als Gastgeschenk bekommen        te, singt noch ein letztes Mal die   erforderlichen Stoffe. Parallel zum
             die Chinesen eine kleine Nach-         Nachtigall und kann den Tod des      Textlernen entstand noch ein wei-
             tigallenmaschine (Anna Kahle).         Kaisers im Handel mit dem Tod        teres Programm. Die Kosten für
             Sie ist herrlich bunt und kann nicht   verhindern.                          die Materialien erforderten einen
             nur singen sondern auch tanzen.                                             weiteren Auftritt. So entschied sich
             Nach einem Gesangswettstreit           Im Februar 2020 entschied sich       die Klasse zu einer Informations-
             der beiden Nachtigallen wird die       die damalige Klasse 9c das Mu-       kapelle zum Thema „China“. Das
             kleine, graue Nachtigall aus dem       sical „Die chinesische Nachtigall“   alles beherrschende Thema „Co-
             Palast gejagt. Natürlich ist es viel   zu inszenieren. Basierend auf        rona“ war da schon längst nach
             schöner, wenn man eine Nach-           dem Märchen von Hanns Christi-       Deutschland übergeschwappt und
             tigall hat, die noch vieles mehr       an Andersen wird erzählt, welche     sorgte dann Mitte März dafür,
             kann; z. B. bellen und Kuckuck         Werte tatsächlich wichtig sind.      dass keine Proben und weiteren
             rufen. Nach zehn Jahren führt das      Andersen ging es um Reichtum         Vorbereitungen möglich waren.
             schwere Herz des chinesischen          und Schönheit, die im Leben nicht    Wie inszeniert man ein Theater-
             Kaisers zu seinem bevorstehenden       immer bestimmend sein sollten.       stück, wenn die Darsteller nicht auf
             Tod. Doch was könnte ihn retten?                                            die Bühne dürfen? Mit welchen
             Die Nachtigallenmaschine hat be-       Die ersten Ideen für das Bühnen-     Themen beschäftigt man sich im
             reits mit dem Ende der Garantie-       bild entstanden, die Schneiderin-    Online-Unterricht, wenn man sich

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FEUILLETON
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