Schulblatt4/2020 Kompetenz zentren - Die Umsetzung hat begonnen - Kanton Zürich

Die Seite wird erstellt Kuno Radtke
 
WEITER LESEN
Schulblatt4/2020 Kompetenz zentren - Die Umsetzung hat begonnen - Kanton Zürich
Kanton Zürich

             Schulblatt
             Bildungsdirektion

                                                                      4/2020

                                                          Kompetenz­
                                                             zentren
                                                               Die Umsetzung
                                                                hat begonnen

Engagiert                        Spielzeugfrei            Eröffnet
Myriam Ziegler,                  Kinder spielen nur mit   Die Kanti Zimmerberg
neue Chefin des VSA              Alltagsgegenständen      ist im Alltag angekommen
Schulblatt4/2020 Kompetenz zentren - Die Umsetzung hat begonnen - Kanton Zürich
6                                                                       22
                                             Magazin                                            Fokus:                                                  Volksschule
                                                                                                Kompetenzzentren
                                             4                                                                                                          22
                                             Kommentar                                          12                                                      Spielzeugfreier
                                             Bildungsdirektorin                                  Umsetzung                                              Kindergarten
                                             Silvia Steiner über Rücksicht                       ­Kompetenzzentren                                      Spielen mit Möbeln und
                                             in Schul- und Teamzimmern                           Wie das Grossprojekt                                   Alltagsgegenständen regt
                                                                                                 realisiert wird                                        die Fantasie an
                                             5
                                             Im Lehrerzimmer                                    16                                                      24
                                             Tagesschule Aegerten, Zürich                        Konzept Berufs­zuteilung                               Stafette
                                                                                                 Grafische Darstellung                                  Heilpädagogische Sonder-
                                             6                                                   der Veränderungen                                      schule der Stiftung Vivendra
                                             Persönlich                                                                                                 in Dielsdorf
                                             Myriam Ziegler leitet neu                          18
                                             das Zürcher Volksschulamt                           Im Gespräch                                            27
                                                                                                 Amtschef Niklaus Schatzmann In Kürze
                                             9                                                   über genommene Hürden und
                                             Meine Schulzeit                                     noch offene Fragen
                                             Franziska Tschudi Sauber,
                                             CEO der Weidmann Group
Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Inhalt

                                             Wichtige Adressen                                                   Impressum Nr. 4/2020, 16.10.2020
                                             Bildungsdirektion: www.zh.ch/bi Generalsekretariat: 043 259 23 09     Herausgeberin: Bildungsdirektion Kanton Zürich, Walcheplatz 2, 8090 Zürich Erscheinungs­
                                             Bildungsplanung: 043 259 53 50 Volksschulamt: 043 259 22 51           weise: fünfmal jährlich, 135. Jahrgang, Auflage: 19 000 Ex. Redaktion: jacqueline.olivier@
                                             M                 ­ erufsbildungsamt: 043 259 78 51 Amt für Ju­
                                             ­ ittelschul- und B                                                   bi.zh.ch, 043 259 23 07; marianne.koller@bi.zh.ch, 043 259 23 94; Sekretariat schulblatt@
                                             gend und Berufsberatung: 043 259 96 01 Lehrmittel­verlag Zürich:      bi.zh.ch, 043 259 23 09 Journalistische Mitarbeit an dieser Ausgabe: Walter Aeschi­
                                             044 465 85 85 Fachstelle für Schulbeurteilung: 043 259 79 00 Bil­     mann, Andreas Minder, Andrea Söldi Abonnement: Lehr­personen einer öffentlichen Schule
                                             dungsratsbeschlüsse: www.zh.ch/bi > Bildungsrat Regierungsrats­      im Kanton Zürich können das ­«Schulblatt» in ihrem ­Schulhaus ­gratis beziehen (Bestell­
                                             beschlüsse: www.zh.ch > Organisation > Regierungsrat > Aufgaben     wunsch an Schul­leitung). Bestellung des «Schulblatts» an Privat­adresse ­sowie Abonne­
                                             und Beschlüsse                                                      ment weiterer Interessierter: ­abonnemente@staempfli.com, 031 300 62 52 (Fr. 40.– pro Jahr)
                                                                                                                 ­Online: www.zh.ch/schulblatt ­    Gestaltung: www.bueroz.ch Druck: www.staempfli.com
                                             Titelbild: Hannes Heinzer                                            ­Inserate: ­inserate@staempfli.com, 031 300 63 80 Re­daktions- und Inserateschluss nächs­
                                                                                                                   te Aus­gabe: 12.11.2020 Das n  ­ ächste «Schulblatt» erscheint am: 11.12.2020

                                             Weiterbildungsangebote
                                             Unter den nachfolgenden Links finden Sie zahlreiche Schulungs- und Weiterbildungsangebote für Lehrpersonen, Fachlehrpersonen, Schulbehörden und Schul­
                                             leitende: Volksschulamt: www.zh.ch/bi > Volksschulamt > Aus- und Weiterbildungen Pädagogische Hochschule Zürich: www.phzh.ch > Weiterbildung Unter­
                                             strass.edu: www.unterstrass.edu UZH/ETH Zürich: www.webpalette.ch > Sekundarstufe II > Gymnasium > UZH und ETH Zürich, Maturitätsschulen HfH – Inter­
                                             kantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich: www.hfh.ch > Weiterbildung ZAL – Zürcher Arbeits­gemeinschaft für Weiterbildung der Lehrpersonen
                                             des ­Kantons Zürich: www.zal.ch > Kurse EB Zürich, Kantonale Berufsschule für W     ­ eiterbildung: www.eb-zuerich.ch ZHAW Zürcher Hochschule für
                                             ­Angewandte Wissenschaften, Soziale Arbeit: www.zhaw.ch/sozialearbeit > Weiterbildung > Weiterbildung nach Thema > Kindheit, Jugend und Familie
2
Schulblatt4/2020 Kompetenz zentren - Die Umsetzung hat begonnen - Kanton Zürich
30                                                                                                     36
Mittelschule                                           Berufs­bildung                                         41
                                                                                                              Amtliches
28                                                     34
Kantonsschule                                          Integrationsvorlehre                                   48
­Zimmerberg                                            Ermutigende Resultate                                  schule & kultur
Der Start ist geglückt,                                des Pilotprojekts
der Aufbau geht weiter                                                                                        50
                                                       36                                                     Agenda
30                                                     Berufslehre heute
Digitale Unterrichts­                                  Pharma-Assistentin EFZ
projekte
Vernetztes Wörterlernen                                39
­mithilfe eines Sternen­                               In Kürze
 himmels

33
In Kürze

    Editorial
                                                              Es ist so weit: Endlich liegt wieder ein reguläres «Schulblatt» vor Ihnen. Wir
                                                                                                                                                    Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Inhalt

                                                              ­freuen uns, dass wir wieder aus den Schulen berichten können, wo der Alltag
                                                               nach den Sommerferien Fahrt aufgenommen hat. Hinter den Kulissen stand
     Jacqueline Olivier                                        das Rad sowieso nie still, auch nicht während des Lockdowns. Vorangetrieben
                                                               wurde zum Beispiel das Projekt Kompetenzzentren – die neue Berufszuteilung
                                                               an die Berufsfachschulen –, das nun pünktlich zur Umsetzung gelangt. In un-
                                                               serem Fokus zeigen wir auf, wie die Realisierung vonstattengehen wird und
                                                               was sie für die Berufsfachschulen bedeutet. Ausserdem blickt Niklaus Schatz-
                                                               mann, Chef des Mittelschul- und Berufsbildungsamts, zurück auf die grössten
                                                               Knacknüsse und erklärt, warum dieses Projekt so wichtig ist.
                                                               Plangemäss konnte nach den Sommerferien auch die neue Kantons­schule Zim-
                                                               merberg eröffnet werden. Wir haben sie besucht. Mitten in der Krise nahm
                                                               zudem die neue Chefin des Volksschulamts, Myriam Ziegler, ihre Arbeit auf.
                                                               Sie erzählt im Porträt, wohin die Reise für die Schulen mit ihr gehen wird. 
                                                                                                                                                    3

Die Redaktion freut sich über Reaktionen auf das «Schulblatt»: jacqueline.olivier@bi.zh.ch, marianne.koller@bi.zh.ch
Schulblatt4/2020 Kompetenz zentren - Die Umsetzung hat begonnen - Kanton Zürich
Coronavirus                                                                                                                   an ihren definitiven Standort im geplan­

       Wir wachsen
                                                                                                                                     ten «AuPark» umziehen. Dort wird die
                                                                                                                                     Zahl der Schülerinnen und Schüler von
                                                                                                                                     heute 130 auf rund 1000 anwachsen. Da

       g
       ­ emeinsam
                                                                                                                                     ist es nur folgerichtig, dass sich die Schule
                                                                                                                                     folgendes Motto gegeben hat: «Wir wach­
                                                                                                                                     sen mit dir.»
                                                                                                                                          Dieser Satz passt gut in die gegen­

       von Silvia Steiner, Bildungsdirektorin                                                                                        wärtige Zeit. Wir alle hoffen, dass wir an
                                                                                                                                     den Schwierigkeiten wachsen werden.
                                                                                                                                     Unsere neue Schule in Wädenswil und
                                                                                                                                     das Lehrerteam, das ich dort angetroffen
                                                                                                                                     habe, stehen für mich sinnbildlich für
                                                                                                                                     ­viele Schulen und Lehrerinnen und Leh­
                                          Die Herbstferien sind vorbei und ich                                                        rer im Kanton. Die Schulleitung und das
                                          ­hoffe, dass Sie sich alle gut erholen konn­                                                Team haben keine Mühen gescheut, trotz
                                           ten. Vielleicht geht es Ihnen ja wie mir:                                                  Schutzkonzepten und Sicherheitsabstand,
                                           Eigentlich freue ich mich auf die kühlere                                                  den Schülerinnen und Schülern einen
                                           Jahreszeit. Gleichzeitig habe ich Respekt                                                  herzlichen Empfang zu bereiten. In vielen
                                           vor den kommenden Monaten. Das Co­                                                         anderen Schulen erlebe ich das Gleiche:
                                           ronavirus bestimmt immer noch unser                                                        Engagiert und couragiert passt man sich
                                           Leben und stellt gerade auch die Schulen                                                   den neuen Gegebenheiten an und vergisst
                                           vor grosse Herausforderungen. Aber ich                                                     dabei nicht, die Kinder und Jugendlichen
                                           kann Ihnen versichern: Wir werden auch                                                     ins Zentrum zu stellen.
                                           in den kommenden Wochen und Monaten
                                           alles unternehmen, um Sie so gut wie nur
                                                                                          «Die Schule muss                                Jetzt, da die Temperaturen gesunken
                                                                                                                                      und die Tage merklich kürzer ­geworden
                                           möglich zu unterstützen. Wir lernen jeden        so sicher wie                             sind, halten wir uns wieder ­vermehrt in
                                           Tag dazu. Und wir versuchen laufend, die
                                           gewonnenen Erkenntnisse für den Schul­
                                                                                           ­möglich sein.»                            Innenräumen auf. Das bedeutet, dass die
                                                                                                                                      Aufgaben für Sie als Lehrpersonen und
                                           alltag nutzbar zu machen. Dabei verfolgen                                                  Schulleitende noch anspruchsvoller wer­
                                           wir ein klares Ziel: Die Schule muss so si­                                                den, denn Sie tragen eine doppelte Verant­
                                           cher wie möglich sein – für die Schülerin­    wissen, ob der Schul­betrieb wie ­geplant    wortung: Sie müssen nicht nur die Schü­
                                           nen und Schüler, aber auch für Sie alle,      starten könne und wie dieser Schulbeginn     lerinnen und Schüler, sondern auch sich
                                           die in den Schulen arbeiten.                  wohl aussehen würde?                         selbst und Ihre Kolleginnen und Kollegen
                                               Zuversichtlich stimmt mich, dass wir          Dass wir mit Vollunterricht ins neue     schützen. Das heisst: Hygieneregeln be­
                                           die vergangenen Monate gemeinsam gut          Schuljahr starten konnten, hat mich des­     achten und Abstand hal­ten, nicht nur im
                                           gemeistert haben. Hinter uns liegt ein        halb riesig gefreut. Am ersten Schultag      Klassenzimmer, sondern auch beim Pau­
                                           ganz und gar ungewöhnliches Halbjahr.         durfte ich unter anderem die Kantons­        senschwatz im Teamzimmer. Ein besseres
                                           Nicht nur die Arbeitslast war gross für Sie   schule Zimmerberg in Wädenswil eröffnen.     Rezept gibt es derzeit nicht. Für Ihr Enga­
                                           alle, sondern auch die Ungewissheit. Wer      Gegenwärtig ist sie in einem Provisorium     gement und Ihr rücksichtsvolles Handeln
                                           konnte während der Sommerferien schon         untergebracht. In einigen Jahren wird sie    danke ich Ihnen von Herzen! 
Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Magazin

                                                                                                                                                      Mein
                                                                                                                                                      Traumschulhaus
                                                                                                                                                      Carla (8),
                                                                                                                                                      Schulhaus
                                                                                                                                                      Turner, Zürich
4
Schulblatt4/2020 Kompetenz zentren - Die Umsetzung hat begonnen - Kanton Zürich
Im Lehrerzimmer

                        Tagesschule Aegerten,
                                       Zürich
                                                    Kleiner Raum – grosse Herausforderung
                                                                                                                        Fotos: Marion Nitsch

                                                                                                                                          Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Magazin

27 Quadratmeter stehen dem Aegerten-Team als Pausenraum zur Verfügung. Ein langer Tisch in der Mitte dominiert das lange,
schmale Zimmer mit Einbauküche. Fotos aller 205 Kinder zieren die Pinnwand neben der Küchenfront. Ausgeglichen ist das Ver­
hältnis von Lehrpersonen und Betreuungspersonen – es sind je 23. Seit dem ersten Pilotjahr ist die Schule Aegerten eine Tages­
schule, nämlich seit 2016/17. Abgeschaltet wurde in der Folge auch die Pausenglocke; so sei es einfach ruhiger und friedlicher, sagt
Schulleiterin Romy Müller. Lernzeiten und durchlässige Niveaugruppen bestimmen den Schulalltag. Im Lehrplan eingebaut ist die
Skaterbahn auf dem Pausenplatz, auf der die Kinder im Sportunterricht Balancieren und vieles mehr lernen. Bewegung wird grund­
sätzlich grossgeschrieben. Dagegen sind die engen Platzverhältnisse im Teamzimmer wegen der Abstandsregeln in der Corona-
Krise noch herausfordernder. Ausweichen kann man mit der Kaffeetasse in den Korridor oder ins angrenzende Klassenzimmer. Am
Mittagstisch der Schülerinnen und Schüler dürfen die Lehrpersonen zurzeit nicht Platz nehmen, was die Schulleiterin bedauert,
denn man lerne die Kinder dort von einer anderen Seite kennen. Wie eine Familie sei man halt im Aegerten, sagt sie. [jo]
                                                                                                                                         5
Schulblatt4/2020 Kompetenz zentren - Die Umsetzung hat begonnen - Kanton Zürich
Persönlich                                                                                                                      amt des Kantons Zürich, wo sie sich mit

       «Vielfalt finde
                                                                                                                                       dem Aufbau der Zürcher Fachhochschule
                                                                                                                                       befasste und von 2000 bis 2007 als Stellver­
                                                                                                                                       tretende Chefin tätig war. Danach war sie

       ich spannend»
                                                                                                                                       als Abteilungsleiterin im Bereich Finan­
                                                                                                                                       zen und Controlling der Bildungsdirekti­
                                                                                                                                       on tätig. 2016 wechselte sie in den Kanton
                                                                                                                                       Zug und leitete während vier Jahren das

       Myriam Ziegler leitet neu das Volks­                                                                                            Amt für gemeindliche Schulen. Dies ist
                                                                                                                                       das Pendant zum Zürcher Volksschulamt.
       schulamt. Der VSA-Chefin sind Offenheit,                                                                                             Geprägt war ihre Amtszeit durch die

       Neugierde und Flexibilität wichtig.                                                                                             Einführung des Lehrplans 21. Der Zuger
                                                                                                                                       Bildungsrat hatte im April 2015 beschlos­
                                                                                                                                       sen, diesen auf das Schuljahr 2019/20
       Text: Marianne Koller Foto: Stephan Rappo
                                                                                                                                       ­einzuführen. «Dadurch lernte ich all die
                                                                                                                                        vielen Facetten der Volksschule vertieft
                                                                                                                                        ­
                                                                                                                                        kennen», sagt Ziegler. Darauf kann sie
                                                                                                                                        nun in Zürich aufbauen.
                                                                                                                                            Obwohl Corona seit Monaten das al­
                                                                                                                                        les bestimmende Thema ist, beschäftigen
                                          Fenster und Türen stehen offen im Büro          Tempo, in dem gesellschaftliche und tech­     sich Ziegler und ihr Team auch mit den
                                          von Myriam Ziegler an der Walchestrasse.        nische Veränderungen vor sich gehen,          aktuellen und wichtigen Themen der
                                          Offenheit ist ihr grundsätzlich wichtig, zu     werde immer rasanter. «Folglich müssen        Volksschule. Dazu gehören unter anderem
                                          den offenen Fenstern und Türen tragen           wir in der Volksschule den Schülerinnen       der bald zu erwartende Schlussbericht zur
                                          auch das schwülheisse Wetter beim Ge­           und Schülern über alle Stufen hinweg ein      Evaluation des neuen Berufsauftrages für
                                          sprächstermin Mitte August und Corona           Offensein für Veränderungen mitgeben»,        Lehrpersonen. Es befinden sich aber auch
                                          bei. Corona begleitet Ziegler seit ihrem        ist die VSA-Chefin überzeugt.                 verschiedene Projekte in der Abschluss­
                                          Amtsantritt Anfang Mai. «Das war schon               Grundsätzlich sollte die Volksschule     phase wie etwa das Projekt ALLE («Aktive
                                          eine spezielle Situation», erinnert sie sich.   «Schülerinnen und Schüler begeistern          Lernzeit und Lernerfolg») oder die Ein­
                                          In ihrer Agenda gab es plötzlich mehr Luft,     und Neugierde, Kreativität und Lust auf       führung des Lehrplans 21. «Bei diesen gilt
                                          weil Aussentermine abgesagt wurden.             neue Erfahrungswelten wecken, aber            es, weitere Schritte um Fragen zur Um­
                                              Mittlerweile gibt es zwar immer noch        auch die Eigenständigkeit, den sozialen       setzung zu klären.»
                                          nicht sehr viele externe Termine, aber am       Austausch und das Miteinander lehren              Einen Schwerpunkt setzt das VSA in
                                          ersten Schultag nach den Sommerferien           und fördern».                                 dieser Legislatur bei den Übergängen,
                                          hat Ziegler zusammen mit Bildungsdirek­                                                       also den Schnittstellen zwischen Früh­
                                          torin und Regierungspräsidentin Silvia          Wissbegierige Schülerin                       bereich und Volksschule oder dritter Se­
                                          Steiner am Schulbesuch in der Schule            Ihre Schulkarriere startete Ziegler im        kundarklasse in die Berufsbildung. Auch
                                          Momo in Uster teilgenommen. Auch ihren          Kindergarten im bündnerischen Scuol.          bewegt die Frage, wie Lernfördersysteme
                                          ersten Medienauftritt als VSA-Chefin hat        Der Ort im Unterengadin war die erste         im Schulfeld richtig eingesetzt werden,
                                          sie erfolgreich absolviert anlässlich der       Station in der Schweiz, an der ihre Eltern    und natürlich macht man sich auch Ge­
                                          Pressekonferenz der Bildungsdirektion           haltmachten. Davor hatten sie in Libyen,      danken dazu, wie Erkenntnisse aus dem
                                          zum Schuljahresbeginn.                          Äthiopien und im Irak gelebt. Zieglers
                                                                                          ­                                             «Notfall-Fernunterricht» während des
                                                                                          Vater war dort für ein internationales
                                                                                          ­                                             Lockdowns für eine Weiterentwicklung
                                          Breite Themenpalette                            Unternehmen tätig. Wurzeln schlug die
                                                                                          ­                                             des Unterrichts genutzt werden können.
                                          Ihr persönlich ist Medienpräsenz nicht so       Familie jedoch nicht im Engadin, sondern
                                          wichtig. «Aber der Umgang mit den Me­           im Kanton Zug, wo Ziegler auch heute         Experimentierfreudige Köchin
                                          dien gehört selbstverständlich zu meiner        noch lebt.                                   Ihre eher spärliche Freizeit verbringt
                                          neuen Arbeit.» An dieser gefallen ihr vor           An ihre Schulzeit in Zug hat sie gute    Ziegler am liebsten mit Familie und
                                          allem die enorme Vielseitigkeit und die         Erinnerungen. In der Schule gab es stets     Freunden. Für diese kocht sie auch gerne.
                                          breite Themenpalette. «Das Volksschul­          Neues zu entdecken. Einen prägenden          Hier ist sie ebenfalls offen und probiert
                                          amt umfasst ja sämtliche Schulstufen vom        Eindruck hinterliess die Lehrerin in der     gern mal etwas Neues aus. Nicht auf
                                          Kindergarten bis zur Sekundarstufe I.»          2. Primarklasse. «Wir hatten sie so gerne,   den Tisch kommen allerdings Innereien
                                              Eine wichtige Rolle im Schulfeld spie­      dass wir sie sogar zu Hause abholten.»       oder Exotisches wie Froschschenkel oder
Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Magazin

                                          len auch die Verbände. Mit ihnen möchte             Mag sein, dass wegen ihr in Ziegler      Schnecken. Schnecken beobachtet sie hin
                                          Ziegler «den Dialog partnerschaftlich füh-      die Idee aufkam, Lehrerin zu werden. Als     und wieder im Garten. «Ich staune immer
                                          ren und auf beiden Seiten das Verständnis       es jedoch darum ging, sich zwischen          noch, in welch rasantem Tempo die doch
                                          füreinander und für die unterschiedlichen       dem ­ damaligen von Ordensschwestern         eher als langsam bekannten Tiere einst
                                          Funktionen und Positionen wecken». Vor          geführten Lehrerinnenseminar und dem         meine Lupinen weggefressen haben», er­
                                          allem Corona-bedingt konnte dieser Dia­         Gymnasium zu entscheiden, wählte sie         zählt sie lachend.
                                          log «jedoch noch nicht so richtig gepflegt      die Kantonsschule. Sie besuchte in Zug           Mittlerweile gibt es keine Lupinen
                                          werden», bedauert sie.                          das Wirtschaftsgymnasium und studierte       mehr im Garten, dafür Mohn, Lavendel,
                                              Ihr Hauptziel ist es, die Volksschule zu    anschliessend Wirtschaftswissenschaften.     Rosmarin, Gebüsch und Rasen. Diesen
                                          stärken und fortwährend zu verbessern,          Ihr gefielen die vielen Fächer und die       mäht Ziegler ab und zu. Das sei erholsam.
                                          «sodass wir sagen können, dass die Schü­        breiten Fragestellungen. «Da hat man es      Entspannen kann sie auch beim Krimi­
                                          lerinnen und Schüler, die ja auch volks­        mit wirtschaftlichen, gesellschaftlichen     lesen. Korrekt wie es sich für die Vorste­
                                          wirtschaftlich unsere Zukunft sind, gut         und juristischen Fragen zu tun. Diese        herin des Volksschulamtes gehört, liest sie
                                          auf ihr künftiges Leben vorbereitet sind».      Vielfalt finde ich einfach spannend.»        nicht vorzeitig die Lösung. «Aber wenn es
                                              Dieses Leben werde von allen immer              Nach dem Studium arbeitete sie in der    zwischendurch etwas gar langatmig ist,
                                          mehr Flexibilität abverlangen. Denn das         Privatwirtschaft, ab 1998 im Hochschul­      überhüpfe ich einige Seiten.» 
6
Schulblatt4/2020 Kompetenz zentren - Die Umsetzung hat begonnen - Kanton Zürich
Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Magazin

Nach Ansicht von Volks-
schulamt-Chefin Myriam
Ziegler soll die Volksschule
Lust auf neue Erfahrungs-
welten wecken, aber auch
die Eigenständigkeit und
das Miteinander ­lehren
und fördern.
                               7
Schulblatt4/2020 Kompetenz zentren - Die Umsetzung hat begonnen - Kanton Zürich
Die Projektwoche
                                                   erb
                                  und den Wettbew
                                    finden Sie unter
                                                    h/
                                   www.swissmilk.c
                                          schule

                                                               PROJEKTWOCHE
                                                           «FRISCH AUF DEN TISCH»
                                                              Wochenplan für den Unterricht
                                                               Ihre Schülerinnen und Schüler erfahren Spannen-
                                                               des rund um die Produktion, die Verarbeitung und
                                                               den Konsum landwirtschaftlicher Erzeugnisse aller
                                                               Art, mit einem besonderen Fokus auf Milch und
                                                               Milchprodukte.

                 Unterrichtsmaterial und                                                              Flexibel und modular
                 Vorbereitungshilfen                                                                  Die Materialien und Hilfen
                 Die Inhalte sind auf die Lehrplanziele                                               der Projektwoche «Frisch
                 der Zyklen 1 bis 3 abgestimmt. Pro                                                   auf den Tisch» sind modu-
                 Zyklus und Wochentag steht online                                                    lar einsetzbar, sei es für
                 unter www.swissmilk.ch/schule eine                                                   Einzellektionen, Werkstatt-
                 Auswahl an Unterrichtsmaterialien                                                    unterricht oder Exkursionstage.
                 und Vorbereitungshilfen zur                                                          Die Organisation und Durchführung
                 Verfügung.                                                                           der Projektwoche obliegt den Lehr-
                                                                                                      personen selbst.

                                                         Mit allen Sinnen lernen                                             Wettbewerb «Weniger ist mehr!»
                                                         Die Schülerinnen und Schüler                                        Reichen Sie mit Ihrer Klasse bis
Schulblatt Kanton Zürich 4/2020

                                                         erhalten Einblicke in das Leben und                                 März 2021 eine Idee gegen Food
                                                         Arbeiten von Bauernfamilien. Sie erfahren,                          Waste ein und gewinnen Sie mit
                                                         wie landwirtschaftliche Produkte erzeugt                            etwas Glück einen Gutschein für
                                                         und verarbeitet werden, welche Nährstoffe                           einen Besuch auf einem Bauernhof
                                                         sie enthalten und wie man sie haltbar                               im Wert von 500 Franken.
                                                         macht. Die Schülerinnen und Schüler ver-
                                                         kosten die Produkte, experimentieren und
                                                         kochen oder backen damit.
8
Schulblatt4/2020 Kompetenz zentren - Die Umsetzung hat begonnen - Kanton Zürich
Welche Schulreise ist Ihnen speziell                                                                                  Meine Schulzeit

                                                                      «Ich lernte,
in Erinnerung und warum?
Die allererste Schulreise an den Walensee
bleibt unvergessen. Ich hatte die Tage zu­

                                                                  mich situativ zu
vor mit Asthma zu kämpfen, und auch
mein Magen hatte rebelliert. Trotzdem
wollte ich unbedingt mit auf die Wande­

                                                                       verhalten»
rung und die Schifffahrt. Dank einer ver­
ständnisvollen Kinderärztin durfte ich wie
alle anderen Kinder mit einer Wurst und
den damals beliebten Picknick-­    Sachen,
plus einem Notfall-Asthmamittel, teilneh­            Fünf Fragen an Franziska Tschudi Sauber,
men und kam zwar etwas ausser Atem,
aber überglücklich und ohne Komplika­                              CEO der Weidmann Group
tionen nach Hause.
    Welche Lehrperson werden Sie
nie vergessen?
Meine Turnlehrerin in der 2. Sekundar­           Lehrpersonen habe ich mir wohl einige
klasse. Als asthmabedingt relativ unsport­       wichtige Führungs- und Zusammenar­
liche und etwas pummelige Jugendliche,           beitsstile ganz automatisch angeeignet.
von der früheren Lehrerin mit einer «4»          Obwohl ich in der Schule aus meiner
im Turnen benotet – welche Schande! –,           Sicht immer die Gleiche war und ähnlich
lehrte mich Fräulein Bösch Selbstver­            reagierte, wurde mein Verhalten, meine
trauen und Freude am Sport. Zu Beginn            Vorgehensweise bei gewissen Personen
des Schuljahrs liess sie mich gleich einen       geschätzt, bei anderen hingegen nicht.
Kunstturntest machen – den ich auch              Während beispielsweise mein Mittelstu­
bestand. Weiter gings mit Lebensretter-
­                                                fenlehrer Freude zeigte, wenn ich bei ihm
Schwimmtest und so weiter. Nach einem            einen Rechtschreibfehler oder Ähnliches
Jahr hatte ich eine 5,5 im Zeugnis. Und          entdeckte, fiel ich bei einem anderen Leh­
heute laufe ich Bergmarathons, «Bösch sei        rer in der Sek deswegen in Ungnade. Ich
Dank!».                                          lernte also, mich «situativ» zu ver­halten.
    Welches war Ihr liebstes Fach                Dass ich heute «situativ» führe, e­ rstaunt
und weshalb?                                     wohl nicht.
Ich machte eigentlich alles gern, ausser             Was hat Ihnen in der Schule
Physik – aus Sicht der Kantischülerin na­        gar nicht gefallen?                                 Franziska Tschudi Sauber wurde 1959 in
türlich lehrerbedingt.                           In der Primarschule, dass es nicht schnel­          Rapperswil-Jona geboren. Sie studierte
                                                                                                     Rechtswissenschaften, war ursprünglich als
    Was haben Sie in der Schule fürs             ler voranging. In der Kanti das frühe Auf­          Anwältin tätig und hat einen MBA-Abschluss
Leben gelernt?                                   stehen: Um 6.30 Uhr musste ich den Zug              (EMBA HSG). Seit 2001 leitet sie als CEO das
                                                                                                     Familienunternehmen Weidmann (früher
Durch den Umgang mit ganz verschie­              erwischen, was eine tägliche Herausfor­             WICOR-Gruppe). ­Daneben hat sie diverse
denen Kindern und Jugendlichen sowie             derung war.                                         Verwaltungsrats- und Stiftungsratsmandate.

Bildungs-Slang
Ruedi Widmer, Cartoonist, interpretiert Begriffe aus Bildung und Schule – diesmal: Fernunterricht.
                                                                                                                                                    Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Magazin
                                                                                                                                                    9
Schulblatt4/2020 Kompetenz zentren - Die Umsetzung hat begonnen - Kanton Zürich
10   Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Fokus
Fokus

Kompetenz­
   zentren
     Fotos: Hannes Heinzer hat in der Berufsschule Rüti fotografiert.

                                                                  Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Fokus
                                                                  11
Umsetzung Kompetenzzentren

                                        Ein Gross­projekt in
                                        der heissen Phase
                                        Mit dem Projekt Kompetenzzentren, das die Berufs­
                                        zuteilungen neu regelt, ­kommen auf die Berufs­
                                        fachschulen ­teilweise grosse Veränderungen zu.
Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Fokus

                                        Was passiert da genau und wie bereiten sich die
                                        Schulen zurzeit vor?
                                        Text: Jacqueline Olivier
12
An der Berufsschule Rüti üben Detail­
                                                                                           handelslernende das Verkaufsgespräch (links).
                                                                                           Lernende im vierten Lehrjahr Maschinenbau
                                                                                           arbeiten derweil an einem Projekt im Bereich
                                                                                           computerunterstützte Fertigung (rechts).
                                                                                           In Zukunft werden in Rüti w ­ eniger Lernende
                                                                                           im Detailhandel und mehr Lernende in
                                                                                           den Berufen der Maschinen-, Elektro- und
                                                                                           ­Metallindustrie ausgebildet. (Die Aufnahmen
                                                                                            entstanden Ende J ­ anuar 2020.)

Mit Beginn des neuen Schuljahrs ist das      für eine neue Berufszuteilung erarbeitet      Berufsschule Rüti. Sie ist involviert in die
Zentrum für Ausbildung im Gesundheits­       (siehe Kasten Seite 14). Im Frühjahr 2020     drei Teilprojekte «Konzentration Detail­
wesen (ZAG) in Winterthur um einen Be­       ist die Umsetzungsphase angelaufen.           handel», in dem es um die Reduktion von
ruf reicher: 147 Dentalassistentinnen und                                                  vier auf drei Standorte geht, «Konzentra­
-assistenten haben hier ihr erstes Lehr­     Berufe stärker konzentrieren                  tion MEM-Berufe», in dem von vier auf
jahr in Angriff genommen. Es ist der erste   Der Wechsel der Dentalassistentinnen          zwei Standorte reduziert wird, und «Kon­
Schritt der Verschiebung dieses Berufs von   ans ZAG bildet den Auftakt zu einer gan­      zentration der Coiffeur-Berufe», die künf­
der Berufsfachschule Winterthur (BFS)        zen Kaskade von Rochaden, die mehrheit­       tig statt an drei nur noch an einer Schule
ans ZAG. In den kommenden zwei Jahren        lich mit dem Schuljahr 2021/22 starten        unterrichtet werden. Konkret bedeutet
                                                                                           ­
werden am ZAG weitere Lernende star­         werden (siehe Grafik Seiten 16/17). Dass      dies für die BS Rüti, dass sie ihre ler­
ten, während im Sommer 2023 der letzte       gerade diese Berufsgruppe den Anfang          nenden Coiffeusen und Coiffeure an die
                                                                                                                                            Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Fokus

Jahrgang an der BFS abschliessen wird.       machte, hat seinen Grund: Ihr Schul­          Berufsschule Mode und Gestaltung Zü­
    Dentalassistent ist ein Medizinalberuf   gebäude liegt in unmittelbarer Nähe des       rich abgibt. Ein Teil ihrer Detailhandels­
und passt somit besser ins Portfolio des     ZAG. Lernende und Lehrpersonen muss­          fachleute wechselt an die Berufsschule
ZAG. Dass er bislang an der Berufsfach­      ten nicht umziehen, sie erhielten lediglich   für Detailhandel Zürich oder an die Be­
schule Winterthur unterrichtet wurde, ist    eine neue Schulleitung. Letztlich ging es     rufsfachschule Winterthur. Gleichzeitig
historisch gewachsen. Wie so manches in      darum, sämtliche Daten von Lernenden          werden neu rund 150 Lernende in vier
der Berufsbildung. Doch die Zeiten haben     und Lehrpersonen verwaltungstechnisch         Berufen der Maschinen-, Elektro- und
sich geändert und mit ihnen die Berufs­      vom einen ins andere Schulsystem zu           Metallindustrie die Berufsschule in Rüti
welt und die Berufsbildungslandschaft.       überführen. Und dies sollte auf Wunsch        besuchen statt wie bis anhin in Bülach
Gewisse Konstellationen sind heute für       der betroffenen Schulen möglichst rasch       oder Dietikon: Produktionsmechaniker,
Schulen und Wirtschaft nicht mehr ideal.     über die Bühne gehen.                         Polymechaniker, Konstrukteure und Me­
Im Rahmen des Projekts Kompetenz­                Damit handelt es sich bei diesem Teil­    chanikpraktiker. Wobei in Rüti lediglich
zentren wurde deshalb unter Leitung des      projekt um einen Spezialfall. Alle anderen    Letztere neu hinzukommen, die drei an­
Mittelschul- und Berufsbildungsamts in       Verschiebungen gehen immer auch mit           deren Berufe werden hier heute schon
                                                                                                                                            13

den vergangenen zwei Jahren ein Konzept      örtlichen Wechseln einher. Etwa an der        unterrichtet.                                
Selbst wenn auf dem Papier alles akri­         Lernenden wird auf ein bestimmtes Schul­     schläge werden mit den Organisationen
                                        bisch geplant wurde, sind die Schulen nun      jahr hin vorgenommen. Und drittens eine      der Arbeitswelt und den Berufsinspekto­
                                        bei der Umsetzung gefordert. Nicht nur         Kombination von beiden. So werden im         ren des Mittelschul- und Berufsbildungs­
                                        organisatorisch gibt es viel zu tun, es geht   Schuljahr 2021/22 mehr Polymechaniker        amts, welche die Betriebe am besten ken­
                                        ebenso um Fragen des Zusammenwach­             und Konstrukteure ihr erstes Ausbil­         nen, überprüft. Und da in der Regel im
                                        sens in neuen Teams oder der Entwick­          dungsjahr an der BS Rüti oder an der Be­     Herbst die ersten Lehrverträge für das
                                        lung einer neuen Schulkultur infolge der       rufsbildungsschule Winterthur (BBW) be­      kommende Schuljahr unterzeichnet wer­
                                        Integration neuer Berufe. Trotzdem ist         ginnen, ein Jahr später werden an diesen     den und dort die jeweilige Berufsschule
                                        Rektor Kurt Eisenbart optimistisch. «Ver­      beiden Schulen nicht nur erneut mehr         vermerkt sein muss, sollen die Schulzu­
                                        änderungen sind für uns nichts Neues»,         1. Klassen gebildet, sondern sämtliche       teilungen bis dorthin für möglichst viele
                                        meint er, «Berufe wachsen oder schrump­        Lernenden im 3. Lehrjahr, die bis dort­      Berufe abgeschlossen sein. «Als Schule
                                        fen, es entstehen neue Berufe oder Bran­       hin die Berufsschule Bülach oder das Bil­    wiederum haben wir die Aufgabe, die Ko­
                                        chen, andere verschwinden. Und immer           dungszentrum Limmattal besucht haben,        operation der Lernorte zu fördern», sagt
                                        sind davon auch einzelne Berufsfach­           nach Rüti oder Winterthur wechseln.          der Rektor der BS Rüti, «wir werden des­
                                        schulen betroffen.» Neu sei hingegen der                                                    halb die Betriebe, die neu ihre Lernenden
                                        Umfang der Veränderungen, die das Pro­         Neuzuteilung der Schulgebiete                zu uns schicken, willkommen heissen.»
                                        jekt Kompetenzzentren auslösten.               Damit ist es allerdings nicht getan, es      Denn er weiss: «Für die Firmen ist es oft
                                            Noch ist an der Berufsschule Rüti al­      müssen auch Einzugsgebiete neu defi­         nicht so wichtig, welche Schule ihre Ler­
                                        les beim Alten. Nach den Sommerferien          niert werden: Welcher Lernende geht zu­      nenden besuchen, wichtig ist für sie hin­
                                        wurden noch einmal neue Coiffeusen und         künftig wo in die Berufsfachschule? Dies     gegen eine gute Kommunikation mit ihr.»
                                        Coiffeure eingeschult – zum letzten Mal.       hängt von seinem Lehrbetrieb ab, darum
                                        Sogar einige mehr als im vergangenen           muss man dies, sofern es nicht nur noch      Keine spürbaren Ängste
                                        Schuljahr, wie Kurt Eisenbart feststellt.      eine für den Beruf zuständige Schule gibt,   Das Hauptaugenmerk von Kurt Eisenbart,
                                        Nächstes Jahr werden dann anstelle neuer       neu aushandeln. Bietet ein Betrieb meh­      der in seiner Funktion als Präsident der
                                        Coiffeurklassen zusätzliche 1. Klassen in      rere Lehrberufe der gleichen Branche an,     Konferenz der Rektorinnen und Rektoren
                                        den MEM-Berufen gebildet. Die Verschie­        sollen ihre Lernenden auch alle die glei­    der Berufsfachschulen im Kanton Zürich
                                        bungen zwischen den Schulen erfolgen           che Schule besuchen, wie Kurt Eisenbart      (KRB) in der Reflexionsgruppe und im
                                        grundsätzlich nach drei Modellen. Erstens:     erklärt. «In der MEM-Industrie etwa ist es   Teilprojekt Personal von Anfang an im
                                        Ein- respektive auslaufend, das heisst,        oft der Fall, dass ein Unternehmen junge     Projekt Kompetenzzentren mitgearbeitet
                                        während an der aufnehmenden Schule in          Leute in allen Berufen ausbildet. Für die­   hat, liegt momentan aber klar auf seinem
                                        den kommenden Jahren die neuen Ler­            se Betriebe ist es wichtig, lediglich eine   Team. Für jede Lehrperson, die von den
                                        nenden eingeschult werden, entstehen           Schule als Ansprechpartnerin zu haben.»      Verschiebungen betroffen ist, eine mög­
                                        an der abgebenden Schule jeweils keine             Momentan werden in den verschiede­       lichst passgenaue Lösung zu finden, liegt
                                        1. Klassen mehr. So läuft es bei den Coif­     nen Teilprojekten, sofern nötig, die neu­    ihm am Herzen. Für die beiden Fach­
                                        feuren. Zweitens: Die Verschiebung aller       en Schulzuteilungen diskutiert. Die Vor­     lehrpersonen der Coiffeure ist eine solche
                                                                                                                                    bereits auf gutem Weg. Im Bereich der
                                                                                                                                    Detailhandelsberufe werden ausserdem
                                                                                                                                    ­
                                                                                                                                    mehrere Fachlehrpersonen demnächst
                                                                                                                                    pensioniert, womit man allfällige Schwan­
                                          Das Projekt und seine Umsetzung                                                           kungen bei den Pensen wohl weitgehend
                                          Im Mai 2018 wurde vom Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA) das Projekt                abfedern können wird, wie Kurt Eisenbart
                                          Kompetenzzentren gestartet mit dem Ziel, die Zuteilung der Berufe an die                  meint. Schwieriger könnte es für Lehr­
                                          ­Berufsfachschulen zu optimieren. Unter Projektleiter Andres Meerstetter wurde            personen des Allgemeinbildenden Unter­
                                           in enger Zusammenarbeit mit den Schulen, den betroffenen Organisationen                  richts oder im Sport werden: Angesichts
                                           der Arbeitswelt sowie Vertretern der Lehrpersonen- und Personalverbände ein              von Berufsgruppen, die vorübergehend
                                           Konzept entwickelt, das eine Konzentration diverser Berufe auf weniger Stand­            weniger Lernende verzeichnen, könnten
                                           orte vorsieht. So sollen die Schulen fachlich und wirtschaftlich gestärkt werden,        für sie Lücken entstehen. Dort will er be­
                                           indem sie beispielsweise grössere Fachschaften für mehr Klassen bilden oder              sonders genau hinschauen.
                                           mehr Ressourcen in wichtige Entwicklungen wie etwa die Digitalisierung stecken               Grundsätzlich spüre er im Team aber
                                           können. Von insgesamt 29 kantonalen und privaten Berufsfachschulen sind 17               keine Ängste, versichert der Rektor. «Bei
                                           von den geplanten Verschiebungen betroffen, darunter die meisten kantonalen.             uns ist das Risiko für die Lehrpersonen
                                           Anfang Februar 2020 hat der Bildungsrat das Konzept genehmigt. Seither ist die           klein, viele oder gar alle Lektionen zu ver­
                                           Umsetzungsphase im Gang.                                                                 lieren.» Ausserdem setzt die Schulleitung
                                           Gearbeitet wird in zahlreichen Teilprojekten, von denen die meisten die Neu­             auf regelmässige und transparente Infor­
Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Fokus

                                           zuteilungen zwischen den Schulen betreffen. Bei diesen Teilprojekten liegt die           mation. «Wir arbeiten eng mit dem Kon­
                                           Hauptverantwortung in der Regel bei der aufnehmenden Schule, die die neu                 vent zusammen.» Dass sich die Haupt­
                                           hinzukommenden Lernenden und Lehrpersonen integrieren muss. Der Grossteil                lehrer zwischen den Schulen kennten,
                                           der Verschiebungen startet mit dem Schuljahr 2021/22, bis zum Sommer 2024                werde überdies den Wechsel in ein ande­
                                           soll das Projekt Kompetenzzentren abgeschlossen sein.                                    res Team vereinfachen. «Ohnehin gibt es
                                           Weitere Teilprojekte widmen sich den Themen Schulgebiete, Personal, Finanzen,            zurzeit andere Themen, die die Lehre­
                                           Daten und Berufsmaturität. Bei diesen geht es etwa um die Neueinteilung der              rinnen und Lehrer mehr beschäftigen»,
                                           Einzugsgebiete für Berufe, die von den Rochaden betroffen sind, um Übergangs­            meint der Rektor abschliessend, «etwa die
                                           budgets für die Schulen, um die Migration elektronischer Daten von einer                 aktuellen Lehrplanreformen.» Trotzdem
                                           ­Schule zur anderen oder um die Klärung von Umsetzungsfragen in Bezug auf                hat er sich zum Ziel gesetzt, die Situation
                                            die Berufsmaturitätsschulen. Im Teilprojekt Personal werden neue Stellenpläne           der von den Verschiebungen betroffenen
                                            erstellt, spezielle personelle Fälle abgeklärt oder Unterstützungs- und Ent­            Lehrpersonen bis Ende dieses Semesters
                                            lastungsmassnahmen koordiniert. Ebenso wurde eine zentrale Anlaufstelle für             zu klären. Damit die Stolpersteine aus
                                            Lehrpersonen und Schulleitungen eingerichtet. [jo]                                      dem Weg geräumt sind, wenn es nächstes
14

                                                                                                                                    Jahr so richtig losgeht. 
15   Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Fokus
Konzept Berufs­zuteilung

       Die Verschiebungen
       im Überblick                                                                                                                                                                          TBZ
                                                                                                                                                                Technische Berufsschule Zürich
       Grafik: MBA
                                                                                                                                                                                                       +97

                                                                                                                                                                     97 Physiklaboranten
                                           Bau Detailhandel Gastronomie/Ernährung
                                           Gestalten Technik Kaufmännisch
                                           Gesundheit/Soziales Landwirtschaft/Natur

                                        Alle Berufsbezeichnungen in dieser Grafik sind aus Platzgründen lediglich in der männlichen Form

                                                           62 Fleischfachleute & -assistenten

                                                     ABZ                                                                                                                               BBW
                                            Allgemeine Berufsschule Zürich                           99 Strassentransportfachleute/-praktiker                   Berufsbildungsschule Winterthur

                                                        –69                                                                                                                                       –375

                                                                                                                                                                                                                                              158 Schreiner/-praktiker
                                                                                                                                                                    46 Maurer

                                                                                                                                                                                                                   128 Zeichner Architektur
                                                                                                                                                      schmied

                                                                                                                                                                                                                                                                          98 Produktionsmechaniker
                                                                                                        BZLT                                                                               131 Gärtner EFZ & EBA

                                                                                                                                                                                                                                                                          21 Mechanikpraktiker
                                                                                                                                              1 Messer-

                                                                                                                                                                                                                                                                         140 Polymechaniker
                                                                                                  Bildungszentrum Limmattal

                                                                                                                                                                                                                                                                          33 Konstrukteure
                                                                                                                                           103 Recyclisten
                                                                                                            –34
                                                                                                            64 Produktionsmechaniker

                                                                                                            42 Mechanikpraktiker

                                                      STF                                                                                                                             GBW
                                                                                                           103 Polymechaniker
                                                                                                            26 Konstrukteure

                                         Schweizerische Textilfachschule Zürich                                                                           Gewerbliche Berufsschule Wetzikon
                                                       +34                                                                                                                                            +55
Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Fokus

                                                                                                                                       80 Coiffeure

                                                    SfGZ                                               BSFH                                                                   BSMG
                                              Schule für Gestaltung Zürich                  Berufsfachschule für Lernende mit Hör-                      Berufsschule Mode+Gestaltung Zürich
                                                                                              und Kommunikationsbehinderung
                                                          0                                                                                                                                     +146
                                                                                                                0

                                                Modeco                                              WSKVW                                                                                   USS
                                               Schweizerische Fachschulee                       Wirtschaftsschule KV Winterthuur                                United School of Sports Zürich
                                            für Mode und Gestaltung, Zürich
                                                                                                                0                                                                                                    0
                                                          0
16
MSW                                               SMGV                                               Strickhof
    Mechatronik Schule Winterthur                      Ausbildungszentrum Schw. Maler- und                        Land- und Ernährungswirtschaft
                                                         Gipseruntern.-Verband
                                                                       V       Wallisellen
                  0                                                                                                                      0
                                                                                            0

               T
               TAZ                                                BFSU                                              Juventus
        Tanzakademie Zürich
        T                                                      Berufsfachschule Uster                                Juventus Schulen Zürich
                  0                                                         +98                                                          0

                                                                     98 Automatikmonteure       Prüfung Schule
                                                                                                unter 1 Leitung

               KVZ                                                                                                      WKVW
                                                                                                an 2 Standorten

               KV Zürich                                                                                          Wirtschaftsschule KV Wetzikon
               –50                                                                                                                       0

                            54 Montage-Elektriker
                                                                    BSB                                               Viventa
                                                                Berufsschule Bülach                                  Fachschule Viventa Zürich
                           143 Elektroinstallateure
                                                                     +107                                                                0

                                                                                                                           BFS
                                            51 Montage-Elektriker
               BZZ                              119 Elektroinstallateure
  Bildungszentrum Zürichsee Horgen                                                                                  Berufsfachschule Winterthur
                                              800 Fachleute Betreuung (Kinderbetreuung)
               +351                                                                                                         –693

                  83 Zeichner Ingenieurbau
                                                                    BBZ
                                                                                                                              390 Dentalassistenten

           94 Metallbauer/Metallbaupraktiker
               91 Produktionsmechaniker                 Baugewerbliche Berufsschule Zürich
                      85 Polymechaniker
           Verteil-     34 Konstrukteure                             +177
          plattform
            MEM
                                                                                                                                                      Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Fokus

                              57 Produktionsmechaniker
                              48 Polymechaniker

66 Coiffeure
                              27 Konstrukteure
                              21 Mechanikpraktiker                  BSR                                                    ZAG
                                                                  Berufsschule Rüti                                   Zentrum für Ausbildung
                   70 Detailhandelsfachleute                                                                      im Gesundheitswesen Winterthur
                                                                            +17
                                                                                                                           +390

               DHZ                                                                                                    Careum
                                              176 Detailhandelsfachleute/-assistenten
                                                            500 Detailhandelsfachleute/-assistenten
 Berufsschule für Detailhandel Zürich                                                                                 Bildungszentrum Zürich
               –254                                                                                                                      0
                                                                                                                                                      17
Im Gespräch

       «Eine stabile
       Grundlage für die
       nächsten Jahre»
       Warum hat dieses Mal geklappt, was in der
       Vergangenheit mehrmals gescheitert ist?
       Niklaus Schatzmann, Chef des Mittelschul-
       und Berufsbildungsamts, erklärt das
       ­Erfolgsrezept des Projekts Kompetenz­
        zentren und noch offene Punkte.
       Interview: Jacqueline Olivier Foto: Hannes Heinzer

                                        Das Projekt Kompetenzzentren war             tert, und auch in anderen Kantonen führ­         Wir sind bereits mit unserem Diskus­
                                        Anfang Jahr weitgehend aufgegleist,          ten vergleichbare Projekte nicht zum Er­         sionsvorschlag an die Öffentlichkeit ge­
                                        dann kam die Corona-Krise. Trotz-            folg. Darum dürfen wir sicher zu Recht           gangen, haben sie auch auf unserer Web­
                                        dem wird die Umsetzung nun rascher           sagen: Eine so gross angelegte Neuzutei­         site publiziert und die Leute aufgefordert,
                                        erfolgen als ursprünglich geplant –          lung derart einvernehmlich bewerkstel­           uns Rückmeldungen zu schicken. Auf
                                        wie ist das möglich?                         ligt zu haben, ist ein Meilenstein in der        diese Weise konnten wir Konfliktfelder
                                                                                                                                      ­
                                        Als Mitte März der Lockdown kam, haben       Geschichte der Zürcher Berufsbildung.            frühzeitig erkennen und Kompromisse
                                        wir zunächst tatsächlich etwas schwarz­          Wie lautet denn das Erfolgsrezept?           aushandeln. Der Lösungsvorschlag, der
                                        gesehen: Just von März bis Mai sollten       Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist sicher die       schliesslich in die Vernehmlassung ge­
                                        noch einmal mit jeder einzelnen Schule       «Zusatzschlaufe», die wir eingebaut ha­          langte, genoss dadurch schon eine hohe
                                        die Detailfragen der Umsetzung geklärt       ben. Üblicherweise wird zuerst mit den           Zustimmung und es waren nur noch ein­
                                        werden. Zum Glück konnten mit Unter­
                                        stützung des neuen Digital Learning Hub
                                        die Sitzungen sehr rasch virtuell wieder
                                        aufgenommen werden. Und nachdem sich
                                        die Projektverantwortlichen in den Schu­
                                        len in dieser Phase intensiv mit der Um­                 «Manche wurden sogar
                                        setzung auseinandergesetzt hatten, sind
                                        sie zur Überzeugung gelangt, dass es sinn­
                                                                                             von Kritikern zu Befürwortern.»
Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Fokus

                                        voller wäre, das Ganze rascher durch­
                                        zuziehen – nicht zuletzt, um möglichst
                                        bald Sicherheit zu schaffen für die Lehr­
                                        personen.
                                            Am Anfang des Projekts haben             verschiedenen Akteuren eine Vorlage er­          zelne kleinere Anpassungen nötig. Diese
                                        Sie gesagt, der durch das MBA aus­           arbeitet, diese danach in die Vernehm­           Erkenntnis möchten wir so weit möglich
                                        gearbeitete Diskussionsvorschlag             lassung geschickt und schliesslich da und        auch in künftige Grossprojekte mit Kon­
                                        sei mutig. Hat sich dieser Mut bezahlt       dort noch nachgebessert. Weil aber das           fliktpotenzial einfliessen lassen.
                                        gemacht?                                     Thema der Kompetenzzentren so schwie­                 Hilft diese hohe Akzeptanz nun
                                        Auf jeden Fall. Schätzungsweise drei Vier­   rig und emotional war, haben wir von An­         auch bei der Umsetzung?
                                        tel von dem, was wir uns vorgenommen         fang an auf zwei Vernehmlassungen ge­            Bestimmt. Alle Personen, die sich mit gu­
                                        haben, wird nun umgesetzt. Das ist doch      setzt – auf eine erste, inoffizielle, und erst   ten Ideen und Hinweisen einbringen und
                                        bemerkenswert. Im Kanton Zürich sind         danach auf die zweite, offizielle.               so zu einer tragfähigen Lösung beitragen
                                        frühere Anläufe für eine Neuzuteilung            Was meinen Sie mit «inoffizieller            konnten, haben das Projekt ein Stück weit
18

                                        der Berufe auf die Schulen stets geschei­    Vernehmlassung»?                                 zu ihrem eigenen gemacht. Manche wur­
den sogar von Kritikern zu Befürwortern.
Das war für den Prozess und ist nun für
die Umsetzung enorm wertvoll. Zur Ak­
zeptanz wesentlich beigetragen hat auch
die Art und Weise, mit der Projektleiter
Andres Meerstetter vorgegangen ist. Dass
er immer wieder die Schulen besucht und
den Leuten zugehört hat, jederzeit Rede
und Antwort gestanden ist bei Rückfragen
und stets bemüht war, Kompromisse zu
finden für Schulen mit schwierigen Aus­
gangslagen, war ein entscheidender Fak­
tor dafür, dass wir so weit gekommen sind
und die Schulen die Umsetzung nun be­
herzt anpacken.
     Und dies in relativ kurzer Zeit:
Seit Projektbeginn sind noch keine
zwei Jahre vergangen.
Richtig, und dies war nur möglich, weil
der Projektleiter genügend Ressourcen
zur Verfügung hatte – er wurde für diese
Aufgabe quasi freigestellt. Auch dies war
Gold wert. In der Regel werden solche
Projekte von Personen geleitet, die paral­
lel dazu noch ihr Tagesgeschäft zu bewäl­
tigen haben. Da fehlt es oft nicht nur an
der Zeit, sondern ebenso am geistigen
Freiraum, um sich in Ruhe und mit der
nötigen Tiefenschärfe mit gewissen As­
pekten auseinandersetzen und mehrheits­
fähige Lösungen finden zu können. Auch
dieses Erfolgsrezept wollen wir in Zu­
kunft vermehrt anwenden, indem wir der
Projektarbeit intern grössere Bedeutung
beimessen.
     Trotzdem werden nun kaum alle
restlos zufrieden sein. Wo gab es am
meisten zu diskutieren?
Natürlich wurden gewisse Punkte bis zum
Schluss kontrovers diskutiert. Vor allem
bei den Bauberufen. Noch in den letzten
Sitzungen des Bildungsrats vor der Ver­                                                               Niklaus Schatzmann, Chef des Mittelschul-
                                                                                                       und Berufsbildungsamts, sieht im Projekt
nehmlassung wurde diskutiert, ob es für                                                              Kompetenzzentren einen Meilenstein in der
                                                                                                          Geschichte der Zürcher Berufsbildung.
die Bauberufe nicht doch eine bessere
­Lösung gäbe als die im Lösungsvorschlag
 präsentierte. Zum Schluss musste der Bil­
 dungsrat einen Entscheid fällen. Mit die­
 sem waren zunächst nicht alle betroffe­
 nen Schulen glücklich, das ist uns bewusst.
 Aber sie haben den Entscheid inzwischen
 akzeptiert und arbeiten nun bei der Um­
 setzung konstruktiv mit uns zusammen.
     Welches war konkret der Knack-
 punkt bei den Bauberufen?
                                                                                                                                            Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Fokus

 Es ging vor allem um die Schreiner und
 um die Zeichner der Fachrichtung Archi­
 tektur, die heute ausser an der Bauge­
 werblichen Berufsschule Zürich sowohl
 an der Gewerblichen Berufsschule Wet­         setzen, um sie bei der Umsetzung des ge­   Im Moment liegt der Ball bei den beiden
 zikon als auch an der Berufsbildungs­         fällten Entscheids eng zu begleiten und    Schulen, sie diskutieren mögliche Lö­
 schule Winterthur unterrichtet werden.        zu unterstützen.                           sungsansätze. Bis spätestens Anfang 2021
 Zwei vierjährige, anspruchsvolle Berufe            In einem anderen Fall ist ein Ent-    soll dem Bildungsrat ein Lösungsvor­
 mit starken Lernenden, für die diese bei­     scheid noch ausstehend: Die kantonale      schlag vorliegen.
 den Schulen eine langjährige Tradition        Berufsfachschule Uster und das private         Vertagt wurde auch der Entscheid
 aufweisen. Mit den zwei Berufen ver­          KV Wetzikon sollen für den kaufmän-        über die Polymechaniker an
 bunden ist ausserdem an beiden Schulen        nischen Bereich eine neue Schule mit       der B
                                                                                              ­ erufsschule Bülach – auf 2022.
 ein umfangreiches Weiterbildungsange­         zwei Standorten gründen. Wie soll das      Aus welchem Grund?
 bot. Darum geben sie diese Berufe nicht       mit zwei unterschiedlichen Träger-         Damit kommen wir den lokalen Gegeben­
                                                                                                                                            19

 gerne her. Wir werden nun alles daran­        schaften funktionieren?                    heiten entgegen. Es war von Anfang an 
unser Credo, alle Schulen zu stärken, auch       die Maschinenbaustadt Winterthur einen          mand vorübergehend nicht so viel unter­
                                        die in der Peripherie. Bülach hat als Spe­       Prestigegewinn bedeutet. Und schliesslich       richten kann, wie er möchte. Oder wenn
                                        zialschule für die Ausbildung der Polyme­        werden in keiner anderen Stadt im Kan­          eine Lehrperson kurz vor der Pensionie­
                                        chaniker, die eine internationale Lizenz         ton so viele verschiedene Berufe ausge­         rung noch die Schule wechseln müsste.
                                        als Flugzeugmechaniker erwerben, eine            bildet. Das Wichtigste aber ist: Der Negativ-   Im Teilprojekt Personal versuchen wir,
                                        lange Tradition und einen sehr guten Na­         Saldo wird nicht von Dauer sein. An der         solche Situationen mithilfe verschiedener
                                        men. Diese Ausbildung stellt hohe An­            BFS schaffen wir Platz, um das Wachstum         Massnahmen aufzufangen. Unter ande­
                                                                                                                                         rem schaffen wir einen Stellenpool, über
                                                                                                                                         den Lehrpersonen, die nicht mit ihrem
                                                                                                                                         Beruf die Schule wechseln, vermittelt
                                                                                                                                         werden können. Zum anderen haben wir

                                           «Es war von Anfang an unser Credo,                                                            im MBA in Absprache mit den Personal­
                                                                                                                                         verbänden eine neutrale Stelle einge­
                                                 alle Schulen zu stärken,                                                                richtet, die Lehrpersonen berät oder in

                                               auch die in der Peripherie.»                                                              Konfliktsituationen vermittelt.
                                                                                                                                             Welche Fragen beschäftigen die
                                                                                                                                         Lehrpersonen denn vordringlich?
                                                                                                                                         Ich denke, ein gewisser Verlust an Selbst­
                                                                                                                                         bestimmung, den dieses Projekt kurz­
                                                                                                                                         fristig mit sich bringt, beschäftigt einige
                                        forderungen an die Schule, sie benötigt          im Beruf Fachfrau respektive Fachmann           Lehrpersonen. Etliche Lehrpersonen wer­
                                        unter anderem internationale Spezial­            Betreuung aufzufangen. Und an der BBW           den die Schule wechseln müssen, dies
                                        zertifikate für die Lehrpersonen. Der Flug­      ist der frei gewordene Platz reserviert, um     führt zu Verunsicherungen. Es gibt aber
                                        gesellschaft Swiss und weiteren Flug­            den Zuwachs von insgesamt 11 000 Ler­           auch Lehrpersonen, die sich darauf freu­
                                        zeugwartungsbetrieben ist es zudem ein           nenden im Kanton Zürich bis 2030 abzu­          en, eine andere Schule kennenzulernen,
                                        Anliegen, dass eine Anrainergemeinde             federn.                                         eine Horizonterweiterung zu erfahren.
                                        des Flughafens in die Ausbildung invol­               Warum soll dieser Zuwachs gerade               In der Berufswelt finden rasante
                                        viert ist. Die Berufsschule Bülach ist dafür     in Winterthur aufgefangen werden?               Entwicklungen und Veränderungen
                                        gut aufgestellt: Sie ist eher klein und flexi­   Winterthur ist aus unserer Sicht ideal,         statt. Wird man die Berufszuteilung
                                        bel, die Wege sind kurz und die Kontakte         um hier in den nächsten Jahren neu ent­         schon bald wieder neu regeln müssen?
                                        zwischen ihr und der Swiss eng.                  stehende, innovative Berufe anzusiedeln.        Mit diesem Projekt nehmen wir eine Art
                                            Warum wird denn trotzdem eine                Die Stadt ist mit dem öffentlichen Ver­         «Totalrevision» vor und schaffen damit
                                        allfällige Änderung ins Auge gefasst?            kehr gut erschlossen und die Schulen sind       eine stabile Grundlage für die nächsten
                                        Traditionellerweise hat SR Technics die          nah beim Bahnhof gelegen. Da neue Be­           Jahre. Selbstverständlich werden aufgrund
                                        Flugzeugmechaniker ausgebildet. Dieses           rufsausbildungen meistens mit wenigen           der raschen Veränderungen immer wie­
                                        Unternehmen ist jüngst ins Ausland ver­
                                        kauft worden. Mit Beginn dieses Schul­
                                        jahrs hat die Swiss die Verantwortung für
                                        die Ausbildung übernommen. Der Bil­
                                        dungsrat will vor seinem Entscheid den                «Winterthur ist aus unserer Sicht
                                        Beweis erbracht sehen, dass die verspro­
                                        chene Anzahl Lernende ausgebildet wird                 ideal, um hier in den nächsten
                                        und an der Berufsschule Bülach zwei Par­
                                        allelklassen geführt werden können.
                                                                                             Jahren neu entstehende, innovative
                                            Von Bülach nach Winterthur: Die                         Berufe anzusiedeln.»
                                        Berufsbildungsschule Winterthur –
                                        BBW – und die Berufsfachschule Win-
                                        terthur – BFS – verlieren durch die
Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Fokus

                                        Verschiebungen die meisten Lernen-
                                        den. Wird damit der Bildungsstandort             Lernenden, oft auch interkantonal mit           der kleine Teilrevisionen erforderlich sein,
                                        Winterthur nicht geschwächt?                     nur einem oder zwei Standorten in der           die werden sich aber bewerkstelligen las­
                                        Das mag auf den ersten Blick so scheinen,        Deutschschweiz, starten, ist dies ein wich­     sen, ohne dass es zu grösseren Verwer­
                                        tatsächlich bleibt Winterthur aber ein be­       tiger Aspekt.                                   fungen kommt. Mit der bevorstehenden
                                        deutender Bildungsstandort für die Be­               Die Verschiebungen zwischen den             KV-Reform «Kaufleute 2022» beispiels­
                                        rufsbildung. Das Zentrum für Ausbildung          Schulen betreffen nicht nur Lernende,           weise wird man die Zuteilung der Ler­
                                        im Gesundheitswesen – das ZAG –, die             sondern auch Lehrpersonen. Kommt                nenden sicher laufend anpassen müssen,
                                        BBW und die BFS sind nach wie vor                man wirklich, wie geplant, ohne Ent-            wenn sich die Mengenverhältnisse an den
                                        grosse k
                                        ­        ­ antonale Berufsfachschulen, die       lassungen durch?                                einzelnen KV-Schulen verändern. Auch
                                        durch die beiden privaten Schulen KV             Es ist uns ein grosses Anliegen, alle Lehr­     wenn neue Berufe hinzukommen und an­
                                        Winterthur und Mechatronik Schule Win­           personen weiterbeschäftigen zu können.          dere verschwinden, wird dies zu neuen
                                        terthur ergänzt werden. Die BBW wird             Trotzdem ist es nicht auszuschliessen,          Verschiebungen führen. Es wird sich da­
                                        überdies zu einem der zwei Hauptstand­           dass Lösungen in Einzelfällen schwierig         bei aber lediglich um Feinjustierungen
20

                                        orte für die Maschinenbauberufe, was für         zu finden sein werden. Etwa wenn je­            handeln. 
ZVV-Schulinfo

               Mit dem
               öV den
               Kanton Zürich
               entdecken

            ZVV-Trophy 2020 – Wettbewerb für die            Die ZVV-Entdeckungsreise –
            7. bis 9. Klasse                                Lehrmittel für die 4. bis 6. Klasse

            Bei der ZVV-Trophy treten Ihre Schülerinnen     Entdecken Sie mit Ihren Schülerinnen und
            und Schüler gegen über 400 andere Klassen an.   Schülern den Kanton Zürich! «Die ZVV-Entde-
            Sie reisen in Gruppen mit S-Bahn, Bus, Tram     ckungsreise» bringt Kindern bei, sich selbständig
            und Schiff durch den Kanton und beantworten     mit Bahn, Bus, Tram und Schiff zu bewegen. Mit
            unterwegs den Trophy-Fragebogen. Dabei          einem originell illustrierten Schülerheft erarbeiten
            lernen sie, sich selbständig im ZVV-Netz zu     sie einen Reiseplan. Danach geht es in Gruppen
            bewegen. Die Teilnahme an der ZVV-Trophy ist    oder als ganze Klasse auf Entdeckungsreise mit
            kostenlos. Die Siegerklasse gewinnt einen       interessanten Aufträgen rund ums Thema öffent-
            zweitägigen Ausflug in den Europapark inkl.     licher Verkehr.
            Übernachtung mit Frühstück und Hin- und
            Rückreise.                                      Die Tickets für die Reise stellt der ZVV
                                                            kostenlos zur Verfügung.
            Durchführung:
            1. September bis 20. November 2020              Bestellungen:
                                                            www.shop.zkm.ch, Tel. 043 818 63 52
            Infos und Anmeldung: www.zvv.ch/trophy          Preis: Fr. 49.–
                                                                                                                            Schulblatt Kanton Zürich 4/2020
                                                                                                                            21

2288_Inserat_Schulinfo_Trophy_20_high.indd 1                                                               11.09.20 08:47
Spielzeugfreier Kindergarten                                                                                                       aufgebaut werden, welche die Grundlage

        Wenn Puppen
                                                                                                                                           für einen späteren verantwortungsvollen
                                                                                                                                           Umgang mit Suchtmitteln bilden.
                                                                                                                                                Schulische Gesundheitsförderung und

        und Legos in die
                                                                                                                                           Suchtprävention setze nicht nur auf spe­
                                                                                                                                           zifische Wissensvermittlung, schreibt Ge­
                                                                                                                                           sundheitspsychologe Roger Keller in sei­

        Ferien gehen
                                                                                                                                           ner Studie zum Projekt Spielzeugfreier
                                                                                                                                           Kindergarten, welche die Gesundheits­
                                                                                                                                           direktion bei der Pädagogischen Hoch­
                                                                                                                                           schule (PHZH) in Auftrag gegeben hat.
        Immer mehr Kindergärten entfernen                                                                                                  Vielmehr habe sich das Training von Le­
                                                                                                                                           benskompetenzen in den letzten Jahren
        für einige Wochen die Spielsachen aus                                                                                              als besonders erfolgreich erwiesen. «Der

        ihren Räumen. Die Massnahme soll                                                                                                   Ansatz leistet einen Beitrag zur Reduktion
                                                                                                                                           von Substanzkonsum, Teenagerschwanger­
        später das Suchtverhalten reduzieren.                                                                                              schaften, Gewalt und Mobbing sowie zur
                                                                                                                                           Stärkung des Selbstvertrauens.»
        Ein Augenschein in Samstagern.
                                                                                                                                           Fantasie fördern
        Text: Andrea Söldi Fotos: zvg
                                                                                                                                           Insbesondere sollen die Kinder besser
                                                                                                                                           lernen, mit Langeweile umzugehen und
                                                                                                                                           ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühls­
                                                                                                                                           lagen wahrzunehmen. Obwohl die Spiel­
                                                                                                                                           sachen in Kindergärten in der Regel
                                              Im ersten Moment ist der Anblick etwas         Jahren von den regionalen Suchtpräventi­      höchste pädagogische Ansprüche erfül­
                                              ungewohnt: Statt eines liebevoll dekorier­     onsstellen angeboten. Die Idee entstand       len, tragen sie dazu bei, dass das Spiel­
                                              ten Kindergartenzimmers mit Familien­          Anfang der 1990er-Jahre in Deutschland        verhalten in mehr oder weniger stark vor­
                                              ecke, Legos und Bastelarbeiten trifft man      aus der Überlegung heraus, dass das Le­       gegebenen Bahnen verläuft. Durch den
                                              in Samstagern auf eine eher chaotische         ben der Kinder zunehmend geprägt ist          Entzug von konventionellen Gegenstän­
                                              Ansammlung von Möbeln, Kartonschach­           von Konsumverhalten und vorgegebener          den wie etwa Kochherd, Bauernhof oder
                                              teln und Tüchern. Dazwischen tummeln           Freizeitgestaltung und dass diese Ent­        Autogarage müssen die Kinder Fantasie
                                              sich überall Kinder. Es ist ziemlich laut.     wicklung das Suchtverhalten fördern           entwickeln. So kann ein Gestell plötzlich
                                              Vier Buben haben die kleinen Tische zu­        könnte.                                       zu einem Verkaufsladen werden oder an­
                                              sammengeschoben und Stühle draufge­                Indem die Kinder einige Wochen ohne       einandergereihte Stühle verwandeln sich
                                              stellt. «Das ist unser Schiff. Wir fahren      vorgefertigte Spielsachen auskommen           in einen Zug. Damit dies klappt, müssen
                                              nach Australien», erklärt Noel. Lynn zieht     müssen, sollen sie vermehrt eigene, krea­     die Kinder gut miteinander kommunizie­
                                              Amaya auf einem Sitzkissen an einem Seil       tive Ideen für ein freies Spiel entwickeln.   ren. Sie werden angeregt, sich verständ­
                                              durch den Raum. Andere Kinder haben            Sie finden sich keineswegs in einem lee­      lich zu machen und anderen zuzuhören,
                                              mit Fixleintüchern und Wäscheklammern          ren Raum, sondern haben nach dem Weg­         gemeinsam Lösungen zu finden, aber
                                              Höhlen gebaut.                                 räumen der Spielsachen diverse Mate­          auch Konflikte konstruktiv auszutragen.
                                                                                             rialien zur Verfügung. Zusätzlich zu den          Manuela Thöny hat die bisherigen
                                              Znünipause selbst bestimmen                    Möbeln erhalten sie Tücher, Wäscheklam­       Projektphasen mit zahlreichen Fotos do­
                                              Die Kinder haben ihre Spielsachen weg­         mern, Seile und Kartonschachteln – All­       kumentiert. Sie zeigen Spielsequenzen, in
                                              geräumt – sozusagen in die Ferien ge­          tagsgegenstände, die nicht in Spielzeug­      denen die ganze Klasse eine Geburtstags­
                                              schickt. «Es braucht jeweils etwas Zeit, bis   geschäften erhältlich sind. Zudem können      feier inszeniert, Coiffeursalon oder Spital
                                              sie sich an die neue Situation gewöhnen»,      sie sich draussen Naturmaterialien wie        spielt oder einen Hindernisparcours auf­
                                              sagt Kindergärtnerin Manuela Thöny, die        Steine, Sand oder Äste besorgen. Sucht­       gebaut hat. «Es bilden sich neue Grup­
                                              das Projekt Spielzeugfreier Kindergarten       experten gehen davon aus, dass damit in       penkonstellationen und die Gruppen ver­
                                              bereits zum dritten Mal durchführt. Sie        diesem frühen Stadium Kompetenzen             mischen sich stärker», hat die Kindergärt-
                                              selbst nimmt in diesen drei Monaten die
                                              Rolle der Beobachterin ein, während die
Schulblatt Kanton Zürich 4/2020 Volksschule

                                              Kinder den ganzen Morgen frei spielen.           Lehrperson wird eng begleitet
                                              Sogar wann der richtige Zeitpunkt für den        Das Projekt Spielzeugfreier Kindergarten wird von der Abteilung Prävention
                                              Znüni ist, bestimmt jedes Kind für sich.         und Gesundheitsförderung Kanton Zürich koordiniert. Für die Planung und
                                              Nur zu Beginn macht Thöny jeweils einen          Durchführung sind die Regionalen Suchtpräventionsstellen zuständig. Im Kan­
                                              kurzen gemeinsamen Anfang, an dem die            ton Zürich beteiligen sich die Suchtpräventionsstellen in allen Bezirken ausser
                                              Kinder ihre aktuelle Stimmung mit dem            in der Stadt Zürich. Interessierte Kindergärtnerinnen besuchen zur Vorberei­
                                              Bild eines Fisches angeben: müde, traurig        tung zwei Kursnachmittage an der Pädagogischen Hochschule Zürich, die für sie
                                              oder fröhlich. Ansonsten schreitet die           kostenlos sind. Die Anmeldung läuft über die jeweilige Suchtpräventionsstelle.
                                              Kindergärtnerin nur ein, wenn es gefähr­         Voraussetzung für eine Teilnahme am Projekt ist die Unterstützung der Schul­
                                              lich wird – etwa wenn eine Möbelkon­             leitung und Schulpflege. Entscheidet sich eine Kindergärtnerin für die Durch­
                                              struktion zu kippen droht. Etwas mehr            führung, erhält sie über den ganzen Zeitraum Begleitung und Coaching von der
                                              Beulen und blaue Flecken gebe es jeweils         zuständigen Suchtpräventionsstelle. Eine Fachperson nimmt bereits am Eltern­
                                              schon als im regulären Kindergarten,             abend teil, an dem die Eltern über Sinn und Art der Durchführung informiert
                                              räumt Thöny ein. «Doch etwas Schlimmes           werden. Sie hilft bei der Vorbereitung des Kindergartenzimmers und organisiert
                                              ist zum Glück noch nie passiert.»                im Verlauf der drei Monate regelmässig einen Austausch mit anderen teilneh­
                                                   Das Projekt Spielzeugfreier Kinder­         menden Kindergartenlehrpersonen. [as]
22

                                              garten wird im Kanton Zürich seit sechs
Sie können auch lesen