Zustimmung und Rückenwind - Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2017 - CLV

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Zustimmung und Rückenwind - Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2017 - CLV
JUNI 2018

Das Schulblatt
                                                                          Zeitschrift des
                                                             Christlichen Lehrervereins
                                                                      für Oberösterreich

                 Zustimmung und Rückenwind
                 Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2017
                 Pädagogik.2025 Sprachentwicklung Lehrermangel
                 Michael Weber und       Wenn die Sprache   Fakten, Prognosen
                 Fritz Pirkl im Dialog   hüpft und singt    und Berechnungen
Zustimmung und Rückenwind - Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2017 - CLV
2   Editorial                                                                                                                                                                                                                               DAS SCHULBLATT | JUNI 2018

                                               Feedback bewegt.
                                               Ende 2017 führte der CLV eine Mitgliederbefragung                                                                           Das positive Image, das dem CLV bestätigt wurde,
                                               durch. In diesem Schulblatt werden zentrale Ergeb-                                                                          bereitet den Boden für die weitere Arbeit. Diese sollte
                                               nisse daraus vorgestellt. Die Umfrage gibt Rücken-                                                                          sich aus Mitgliedersicht künftig aber stärker aus einer
                                               wind für den CLV im Gesamten und seine bildungs-                                                                            unabhängigen Position den politischen Entschei-
                                               politischen Kernforderungen.                                                                                                dungsträgern präsentieren. Wobei hier schon bewusst
                                               Sinnvoll war es, ein offenes Textfeld in die Befragung                                                                      eine Reaktion erfolgt ist, wird doch der neue Bil-
                                               zu integrieren, in dem Anregung und Kritik geäußert                                                                         dungsdirektor nicht gleichzeitig CLV Obmann sein.
                                               werden konnte. Es gab eine große Anzahl an konst-                                                                           Aus Sicht vieler Mitglieder und Funktionäre stellt dies
                                               ruktiven Antworten, was zeigt, dass die Befragung                                                                           eine Stärkung des Vereins dar, schätzen sie doch eine
    Maximilian Egger,                          sehr ernst genommen wurde. All Ihre Anmerkungen                                                                             aktive und emanzipatorische Mitgestaltung von
    Redaktionsleitung                          wurden gelesen, wissenschaftlich ausgewertet und                                                                            Pädagogik und Bildungspolitik (auch der LKUF) ohne
                                               fließen in die weitere Arbeit ein.                                                                                          Kompromisse durch den CLV als zukunftsfähiger ein.
                                               Die offenen Antworten unterstützen die quantitativen                                                                        Eine abschließende Bemerkung: Eine Vereinsaktivität,
                                               Befragungsergebnisse, wird doch die Wahrnehmung                                                                             wie die durchgeführte Befragung, ist nur dann erfolg-
                                               des Vereins in seiner Gesamtheit am häufigsten the-                                                                         reich, wenn das Engagement der Mitglieder stimmt
                                               matisiert und dabei überwiegend positiv (96%)                                                                               und ihr Interesse und ihre Bereitschaft zur Mitwir-
                                               bewertet. Am zweithäufigsten wurde das Thema (Bil-                                                                          kung hoch sind. Bei der aktuellen Befragung war dies
                                               dungs-)Politisches Handeln im Freitextfeld themati-                                                                         auf großartige Weise der Fall. In diesem Sinne darf
                                               siert, wobei sich viele Anmerkungen auf parteipoliti-                                                                       ich den Dank der CLV-Verantwortlichen für Ihr wichti-
                                               sche Abhängigkeiten beziehen, die mehrheitlich kri-                                                                         ges Feedback herzlich an alle Beteiligten weiterge-
                                               tisch (79%) bewertet wurden.                                                                                                ben. Es wird bewegen.

    Inhalt
    Mein Standpunkt ................................................................ 3       Interview ..................................................................................... 12   Mitgliederbefragung 2017 . ............................. 28
    Ohne Unterstützung geht es nicht!                                                        Michael Weber & Fritz Pirkl                                                                          Detailergebnisse im Überblick

    Sprachentwicklung mit Musik ........................ 4                                   Bildungsprogramm . .................................................... 16                           Standardüberprüfung 2017 ............................ 32
    Wenn die Sprache hüpft und singt                                                         Vorhaben im Schulblatt-Check                                                                         Mathematik, 8. Schulstufe

    Sprachsensibler Unterricht ................................. 6                           Daheim und doch dabei ....................................... 20                                     CLV Zukunftswerkstatt ........................................... 35
    Thema für alle Unterrichtsfächer                                                         Oö. Hilfsmittelpool                                                                                  Zukunft der Bildung digital?

    I-Klassen an Sonderschulen ............................. 8                               Stefan Pirc ................................................................................ 21      Lehrermangel ....................................................................... 33
    Plädoyer von Franz Spiesberger                                                           Schulblatt-Fragebogen                                                                                Fakten, Prognosen, Berechnungen

    Gedanken und Argumente .................................... 9                            Und sie bewegt sich doch! ............................... 22                                         CLV Zukunftswerkstatt ........................................... 35
    Doppelbesetzung Grundstufe I                                                             Schulqualität trotz Neuerungen
                                                                                                                                                                                                  CLV Sektionen berichten ..................................... 37
    Digitalisierung ................................................................... 10   Deutschförderklassen ............................................. 27
    Der Mensch zählt                                                                         Stellungnahme der Gewerkschaft                                                                       Rezensionen & Reviews ....................................... 45

    Impressum Medieninhaber und Herausgeber: Christlicher Lehrerverein für Ober­österreich (CLV), Stifterstraße 23, 4020; Linz E-Mail: office@clv.at; Schriftleiter und verantwortlicher
    Redakteur: Maximilian Egger, MA; Redaktion: Michael Andexlinger, Birgit Loidl, Helmuth Nitsch, Sabine Schmidt, Mag. Wolfgang Schwarz, Michael Weber; Redaktionssekretariat:
    Walter Utz (0732/77 68 67), Maria Pauleder; Anzeigenleitung: Walter Utz (0732/78 22 66); Erscheinungsort: Linz, Verlagspostamt 4020 Linz, P.b.b.; Offenlegung lt.§ 25 Medien-
    gesetz: Die grundlegende Richtung des „Schulblattes“ ergibt sich aus den Satzungen des Christ­lichen Lehrervereins.
Zustimmung und Rückenwind - Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2017 - CLV
JUNI 2018                                                                                                          Landesobmann                  3

                                                                                                   tarpädagogik und für unsere Bildungsein-
            Mein Standpunkt                                                                        richtungen mehr Autonomie und pädago-
            Paul Kimberger                                                                         gische Freiheit. Somit ist die Lösung klar,
                                                                                                   die sich auch durch zahlreiche internatio-
                                                                                                   nale Erfolgsbeispiele belegen lässt: Jede
                                                                                                   Schule sollte nach den Bedürfnissen ihrer

            Ohne Unterstützung                                                                     Schülerinnen und Schüler, also nach dem
                                                                                                   sozialen und kulturellen Umfeld und nach
                                                                                                   der Anzahl der Kinder mit besonderem

            geht es nicht!
                                                                                                   (sprachlichen) Förderbedarf, unterschied-
                                                                                                   lich arbeiten können. Nur so kann man
                                                                                                   auf die vielfältigen Anforderungen an die
                                                                                                   Lehrerinnen und Lehrer im Speziellen
                                                                                                   eingehen. Das starre Schulsystem müsste
                                                                                                   dafür aber aufgebrochen und Kompeten-

      S
           eit Jahrzehnten wird versucht,            realisieren täglich, dass die Grundlagen      zen abgegeben werden. Das wollen aber
           über das Schulsystem mehr Chan-           für Ungleichheit und Ungerechtigkeit          bisher weder Bund noch Länder.
           cengleichheit zu schaffen. Dass sich      schon in den Elternhäusern gelegt wer-
      diese aber gar nicht wesentlich verändert      den. Die Benachteiligung von Kindern          Es besteht aber berechtigter Grund zur
      hat, belegen aktuelle Zahlen. Nach wie         beginnt sehr früh und selbst die besten       Hoffnung. Immer mehr Schulen ver-
      vor wird Bildung ebenso wie das Desin-         didaktischen Konzepte können oft nur          suchen schon jetzt, sich entsprechend
      teresse daran großteils vererbt.               mehr wenig ausrichten. Zusätzlich gibt        ihrer Herausforderungen zu organisieren.
                                                     es dann auch noch außerschulische Fak-        Glücklicherweise haben wir viele charis-
      Nur rund sieben Prozent der Kinder,            toren, die bedeutend sind: Der Arbeits-       matische Schulleiterinnen und Schulleiter
      deren Eltern maximal einen Pflichtschul-       markt, die sozialen Bestimmungen,             und noch mehr mutige Lehrerinnen und
      abschluss haben, schaffen es laut Statistik    Zuwanderung und Integration, der Wert         Lehrer, dies sich souverän über alle mög-
      Austria an die Universität, aber fast jedes    der Familie, die Wohnungs- und sogar          lichen Gegebenheiten und Hindernisse
      zweite Kind aus einem Akademikerhaus-          die Sicherheitspolitik. Statt das Bildungs-   hinwegsetzen. Doch das wird langfristig
      halt. „Zu glauben, dass Schule das Pro-        wesen in diesem komplexen Spannungs-          nicht genügen, um immer mehr und
      blem der Ungleichheit lösen kann, ist eine     feld zu sehen, wird heute oft suggeriert,     immer größere Herausforderungen, die
      Überforderung des Systems“, meint dazu         die Schule sei ein Lehrerproblem.             politisch und gesellschaftlich an Bildung
      Bildungswissenschafter Stefan Hopmann.                                                       und Schule gestellt werden, alleine bewäl-
      „Das kann Schule nicht leisten – und das       Um bei der Chancengleichheit wirklich         tigen zu können. Keine Frage, es besteht
      hat sie historisch auch nie geleistet.“        anzusetzen, müssen viele Hebel zugleich       bildungspolitischer Handlungsbedarf!
                                                     in Bewegung gebracht werden. Keine
      Ob wir es wollen oder nicht, wir finden        Lösung sind hier oberflächliche System-       Mein Fazit: Schule ist ein Spiegel der
      Ungleichheit vor, die mit pädagogischen        und Organisationsdiskussionen. Wirklich       Gesellschaft. Wir produzieren keine Pro-
      Mitteln allein nicht aus der Welt geschafft    entscheidend für die Erfolgschancen           bleme, wir bekommen sie importiert.
      werden kann. Daher ist die Aufforderung        unserer Kinder ist einerseits, dass man die   Die Erwartungen sind in den letzten
      an die Schule, sie solle Chancengleichheit     sechs Jahre vor der Einschulung pädago-       Jahren gestiegen, doch der Raum für
      herstellen, ähnlich illusorisch wie die Auf-   gisch nicht mehr länger ausblenden darf       Kompensation ist in diesem komplexen
      forderung an den Arzt eines Armenvier-         und Eltern, die erzieherische Hilfe benö-     und widersprüchlichen Umfeld sehr eng.
      tels, er möge seinen Patienten die gleiche     tigen, mehr unterstützen muss. Anderer-       Daher brauchen wir dringend mehr
      Lebenserwartung schaffen wie der besse-        seits ist es wesentlich, was dann an den      Unterstützung, weil Pädagogik allein
      ren Gesellschaft in Luxuswohngegenden.         einzelnen Schulen passiert. Laut einer        nicht alle Probleme lösen und gleichzei-
                                                     Studie der Statistik Austria spielt näm-      tig eine gerechte Welt schaffen kann.
      Was in all den Debatten massiv unter-          lich weniger der Schultyp als vielmehr
      schätzt wird, sind Lebensumstände              der Standort und damit die Bedingun-             Ihr
      und die Erziehung unserer Kinder, also         gen an einer Schule eine wichtige Rolle.
      der Einfluss von zu Hause oder durch
      das Umfeld. Besonders unsere Grund-            Was wir dringend brauchen, sind massive
      schulpädagoginnen und -pädagogen               Investitionen in die Frühkind- und Elemen-
Zustimmung und Rückenwind - Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2017 - CLV
4   SPRACHENTWICKLUNG                                                                                                  DAS SCHULBLATT | JUNI 2018
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                    Wenn die Sprache hüpft und singt
                    Kommunikationsförderung mit Musik in der Volksschule

                    K
                          ommunikation ist der Schlüssel zur
                          Integration in die Gemeinschaft. Für        Sprachentwicklung durch Musik
                          uns Menschen ist eine der Voraus-           Auf der Homepage der PH OÖ finden Sie der-
                    setzungen dazu die Sprache. Miteinander           zeit 26 Unterrichtsbeispiele samt Arbeitsblät-
                    zu kommunizieren bedeutet allerdings              tern und Spielmaterial zu Themen, die für den
                    viel mehr als Reden und Hören. Spra-              sofortigen Einsatz im Unterricht in der Volks-
                    che umfasst auch Empathie, also verste-           schule sowohl im Regelunterricht als auch in
                    hen, begreifen und Gefühle des Anderen            Deutsch-Förderklassen geeignet sind, die Sie
                    nachempfinden zu können. Dazu spielen             aber auch einfach als Muster verwenden kön-
                    Umgangsformen eine ganz wesentliche               nen. Sie dürfen und sollen kreativ sein, unsere
                    Rolle. Sprache ist demnach nicht allein auf       Anregungen als solche sehen und sie auf Ihre
                    sich beschränkt. Sie ist untrennbar verbun-       Klasse zuschneiden und verändern, wie Sie das
                    den mit Körpersprache und Musik. Erst in          möchten und brauchen … Das Angebot wird
                    der Gesamtheit schaffen Sprachkenntnisse          demnächst erweitert.
                    Verbindungspotentiale und öffnen Zugän-           Link: https://ph-ooe.at/ph-ooe/forschung/musik-und-sprache.html
                    ge zu Bildung und Kultur. Kinder mit nicht
                    ausreichenden Kommunikationskenntnis-
                    sen sind in ihrer kleinen individuellen Welt    Die Unterrichtsbeispiele sind seit einigen     Gesamtunterricht. Das Erlernen der Spra-
                    gefangen, sie befinden sich innerhalb sehr      Jahren Grundlage für das Forschungspro-        che beschränkt sich nicht auf sich selbst,
                    enger Grenzen. Sprachgrenzen bedeuten           jekt „Sprachentwicklung durch Musik“           es findet sich sinnvoll angewendet in allen
                    Lerngrenzen, die Kinder sind sowohl kog-        an der PH OÖ. Erste Tests zeigen durch-        Unterrichtsgegenständen. Lernen einer
                    nitiv als auch emotional in der Bewegung        aus positive Ergebnisse gegenüber Ver-         Sprache braucht regelmäßige Wiederho-
                    ihrer Entwicklung eingeschränkt.                gleichsklassen.                                lungen zur Festigung und Vertiefung des
                                                                    Unser Rahmenlehrplan ermöglicht eine           Erfahrungs- und Interessenbereichs der
                    Bewegung, Sprache und guter Ton                 Vielzahl an kreativen Sprachanlässen, wir      Kinder ebenso wie den Gebrauch des Wort-
                    Ein altes Sprichwort sagt: „Der Ton macht       Pädagoginnen und Pädagogen schaffen            schatzes in unterschiedlichen sprachlichen
                    die Musik“. Rhythmus, Melodie, Betonung,        das dazu notwendige lernförderliche Klima.     Kontexten und Situationen.
                    Tempo, Pausierung und Klangfarbe sind           Im (Sprach-) Unterricht ist ein hoher Anteil
                    allerdings auch in der Sprache wichtig, diese   an echter Lernzeit und Aufmerksamkeit          Sprachfluss, flüssig sprechen
                    wiederum ist Grundstein für Denken, Lernen,     genauso wichtig wie Methodenwechsel,           und schreiben bzw. eine Sprache
                    Kultur und Sozialkompetenzen. Ohne Töne         Spannung und Entspannung mit unter-            fließend sprechen
                    gibt es weder Musik noch Sprache. Sowohl        schiedlichen Aktivitäten: Sprechen, Zuhö-      Diese Begriffe waren Inspiration für die
                    in der Musik als auch in der Sprache gilt es,   ren, Untersuchen, Spielen, Singen und          Unterrichtsvorschläge für sprachlich ori-
                    den richtigen Ton zu treffen. Der sogenann-     Bewegen. Musik bildet das Flussbett für        entierten Gesamtunterricht. Musik ist Aus-
                    te „gute Ton“ bezeichnet metaphorisch                                                          gangspunkt für Sprech- und Lernanlässe
                    Auftreten, Haltung und Benehmen eines                                                          und Verbindung aller Unterrichtsgegen-
                    Menschen, heute wohl am ehesten mit dem                                                        stände. Zunächst werden durch (klassi-
                    modernen Begriff „soft skills“ zu erklären.                                                    sche) Musikhörbeispiele oder aktiv durch
                    Das kindgerechte, spielerische und ganz-                                                       Kinderlieder, Reime, Rhythmen bzw. durch
                    heitliche Lernen und der aktive Einsatz der                                                    einzelne Signalwörter, die zu den darauf-
                    deutschen Sprache werden im Lehrplan für                                                       folgenden Inhalten passen, Sprachfenster
                    Volksschulen ebenso wie Gesamtunterricht                                                       geöffnet und eine Themenbereitschaft
                    gefordert. Damit ist die Schulung sprachli-                                                    geweckt. Die Kinder werden dabei unter-
                    cher Kompetenzen eine sehr komplexe Her-                                                       stützt, Ablenkungen auszublenden.
                    ausforderung für Lehrerinnen und Lehrer.                                                       Eingebettet in eine sehr klar erkennbare
Zustimmung und Rückenwind - Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2017 - CLV
JUNI 2018 | DAS SCHULBLATT                                                                                             SPRACHENTWICKLUNG                             5

Struktur, die ihnen Sicherheit                                 Schneider-Verlag. Hohen-                    ne Tätigkeit. Das Zeitgefühl verändert sich.
gibt, erleben die Schülerinnen                                 gerlen, 2001, S. 204-223).                  Im Flow gibt es keine Zeit. Für Lehrende
und Schüler das Zuhören und                                    „Flow of spirits“ bezeich-                  ergibt sich die Möglichkeit, Kinder ent-
das gedankliche Umsetzen von                                   net den Zustand der Aus-                    wicklungsorientiert statt defizitorientiert zu
Gehörtem, Erlebtem und Gese-                                   geglichenheit, des inneren                  begleiten. Unterricht geschieht konstrukti-
henem. Sie drücken sich mit                                    Gleichgewichts, der tiefen                  vistisch: Die Kinder konstruieren, dekonst-
dem eigenen Körper und verbal                                  Freude und des Glücks.                      ruieren und rekonstruieren. Dem Schaffen
aus, stellen Inhalte dar, inter-                               „Urbild des Menschen im                     einer förderlichen Lernumgebung wird
pretieren, tanzen, formulieren,                                Flow ist das spielende Kind,                eine neue Bedeutung zugemessen.
lautieren, schreiben, rechnen,                                 das sich im glückseligen                    Die Unterrichtsvorschläge können als
musizieren. Je nach Inhalten                                   Zustand des totalen Bei-                    Grundlage dienen für die Vorbereitung
kann fächerübergreifend und                                    sich-Seins befindet“. Fol-                  eines Tages oder, besser noch, für einen
individuell (Inklusion) aktiv am                               gende 6 Punkte nennt War-                   längeren Zeitraum. Ziel ist, Sprach- und
Thema gearbeitet werden. Dies                                  witz als ausschlaggebend:                   Kulturgrenzen zu erweitern und alle Kin-
ermöglicht große Freiheit in einer doch         • Der Handelnde fühlt sich den Anforde-                    der in die Gesellschaft einzubinden. Erfah-
sehr gut geplanten und durchorganisier-           rungen voll gewachsen.                                   ren, wie Mimik und Gestik wirken, Laute
ten Lernumgebung.                               • Die Aufmerksamkeit konzentriert sich auf                 bilden, Wörter aneignen und verwenden,
                                                  ein begrenztes, überschaubares Hand-                     Sätze bauen und diese mit Sinn hinterle-
Sprache, Musik und Gesamt-                        lungsfeld.                                                             gen, durch Sprachmelodie
unterricht                                      • Eindeutigen Handlungsan-                                               und Sprachrhythmus Gram-
Jeder schulische Unterricht soll gleichzeitig     forderungen folgen klare                                               matik verinnerlichen, Dialoge
Förderung der sozialen Kompetenzen und            Rückmeldungen.                                                         führen, durch Vorlesen und
der allgemeinen Bildung nach sich ziehen,       • Handeln und Bewusstsein                                                Lesen unterschiedliche Texts-
daher ganzheitlich geschehen. Aus diesem          verschmelzen miteinander.                                              orten kennenlernen, all das
Grund sollte laut Lehrplan eine strenge         • Der Handelnde geht ganz                                                geschieht zuerst in Interaktion
Scheidung des Lehrstoffs nach Unterrichts-        in seiner Sache auf.                                                   mit den engsten Bezugsperso-
gegenständen vermieden werden.                  • Die Aktivitäten belohnen                                               nen, später in den Bildungs-
Musik ist kein Allheilmittel, dennoch             sich selbst.                                                           institutionen. In der Schule
kann sie Lernprozesse verbessern, weil          Flow-Erleben muss erarbeitet                                             müssen wir erfahrungsgemäß
die Aufnahme und Verarbeitung von Sin-          werden und wächst aus Akti-                                              Manches aufholen bzw. erst-
neseindrücken anders ablaufen. Musik            vierung und echten Leistungen. Schwierig-                  mals anbieten.
„erhöht die Aufmerksamkeit, ordnet,             keit und Können müssen ins Gleichgewicht                   Zur praktischen Umsetzung bietet die PH
strukturiert, kanalisiert Emotionen, regt       gebracht werden. Über- und Unterforde-                     OÖ im Jänner und April 2019 zwei Fortbil-
die Sprachentwicklung an, fordert zum           rung lassen Flow gar nicht erst entstehen.                 dungen an.                                  ■
Ausdruck heraus und gleichzeitig zur intel-     Der Flow-Erlebende ist in einer Art gedan-
lektuellen Auseinandersetzung, vermittelt       kenfreier Konzentration voll bei einer                             Die grafische Gestaltung stammt von
Kultur über Liedgut, Tänze, Geisteshaltun-      Sache. Er integriert sich in seine momenta-                               Renate Perner-Schwarzmann.
gen, Inhalte. Das Wesentliche aber ist: Die
Kinder lernen mit Freude, Schwung und
unter Einsatz ihres ganzen Körpers, ihrer
ganzen Person, mit Leib und Seele“ (Pal-
misano, Agnes: Gesangsunterricht mit geis-
tig schwerstbehinderten Kindern; in: vox
humana, Hrsg: Bundesverband Deutscher
Gesangspädagogen und evta-austria bund
österreichischer Gesangspädagogen, Jahr-
gang 3, 2008, S.52).                                 Prof. Dr.in Helga SCHACHINGER,        Prof. SR Susanne FREYNSCHLAG,        Renate PERNER-SCHWARZMANN,
                                                     BEd, Dipl.-Päd. für Volks- und        MA, Studium der Elementar- und       BA BEd, Studium LA für NMS in
Für die Unterrichtsbeispiele ist die                 Sonderschulen, Studium der            Bewegungspädagogik am Orff-Ins-      den Fächern Deutsch, Bildnerische
„Flow-Theorie“ von Csikszentmihalyi                  Grundschuldidaktik, der Allge-        titut/Mozarteum Salzburg, Studi-     Erziehung, Technisches und Texti-
                                                     meinen und der Schulpädagogik         um der Musikvermittlung an der       les Werken an der PH OÖ, Studium
Grundlage. (In: Warwitz, Siegbert: Sinn-             an der Universität Passau, Zertifi-   Anton Bruckner Privatuniversität     der Kunstgeschichte an der Uni-
suche im Wagnis: Leben in wachsenden                 kat Systemisches Coaching im          Linz, Volksschullehrerin mit lang-   versität Wien, Ausbildung zur
                                                     pädagogischen Kontext, Mobbing-       jähriger Erfahrung im Primar­        Kreativpädagogin an der Kunstuni-
Ringen; Erklärungsmodelle für grenzüber-             präventionsbeauftragte des            stufenbereich, Professorin an der    versität Linz, Lehrerin in der NMS
schreitendes Verhalten; Bartmannsweiler:             BMBWF, Professorin an der PH OÖ.      PH OÖ.                               Eferding Nord.
Zustimmung und Rückenwind - Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2017 - CLV
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    Sprachliche Bildung – ein Thema
    für alle Unterrichtsfächer?

    N
            icht nur in fachwissenschaftlich-     Alltags- und Bildungssprache                   ler, eine Schülerin sagen: „Wenn ich das
            fachdidaktischen Kreisen, auch        Jedes Lernen erfordert immer wieder die        ausleere, dann bleibt da etwas Braunes
            in Bildungspolitik und Schule         Aufnahme von neuen Wissensinhalten und         drinnen.“ In einem Lehrwerk oder einem
    hört man seit einiger Zeit häufig vom         verändert unsere Wahrnehmungsschemata          Protokoll könnte der Sachverhalt jedoch
    „sprachsensiblen“ oder „sprachbewussten       und -strategien. Die Sprache spielt dabei      bildungssprachlich folgendermaßen for-
    Unterricht“. Dass Sprache und Unterricht      eine wesentliche Rolle, denn einerseits fin-   muliert werden: „Nach Abgießen der Flüs-
    zusammengehören, erscheint auf den ers-       det Unterricht stets im Medium der Spra-       sigkeit ist ein brauner Bodensatz sichtbar“
    ten Blick als selbstverständliche Beobach-    che statt, andererseits dient Sprache aber     (nach einem Beispiel von der Hahn 1983
    tung und gelebte Praxis – wie sollte dies     auch als Werkzeug, mit dem die fachlichen      zit. n. Gogolin 2011, 201). Die Bildungs-
    auch nicht der Fall sein, ist doch Sprache    Inhalte er- und bearbeitet sowie gestaltet     sprache ermöglicht das kontextunabhängi-
    unser ständiges Mittel und Werkzeug der       werden. Während Kommunikation im               ge, verdichtete und präzise Sprechen über
    Kommunikation? Und das Wort „sensibel“                                                       schulisch-fachliche Inhalte, und zwar u.a.
    scheint auf die empathische Lehrerpersön-                                                    durch sprachliche Mittel wie Präfix- und
    lichkeit hinzuweisen, die zum Selbstver-                                                     Partikelverben (erhitzen, ausgießen) und
    ständnis vieler Lehrer gehören dürfte. Was                                                   ausgebaute Nominalphrasen (die erhitzte
    auf den ersten Blick als logisch-einfach
    erscheint, wirft bei näherer Betrachtung            Sprache ist                              Flüssigkeit, die vom Schmutz befreite Ober-
                                                                                                 fläche) und stellt in der gesamten Schulzeit
    jedoch Fragen auf: Was steckt wirklich
    hinter sprachbewusstem Unterricht? Sol-              Werkzeug                                eine wesentliche Erwerbsaufgabe dar (vgl.
                                                                                                 Ortner 2009).
    len alle Fachlehrer nun zu Sprachlehrern
    werden? Neben einigem Bekanntem gibt                                                         Sprachliche Herausforderungen
    es hier viel Neues zu entdecken und – hof-                                                   des Fachunterrichts
    fentlich – auszuprobieren. Der Schirm des                                                    Im Fachunterricht wird die bildungssprach-
    sprachbewussten Unterrichts spannt sich                                                      liche Kompetenz von Schülerinnen und
    von den in jedem Unterricht enthaltenen       Alltag meist kontextgebunden ist und als       Schülern um fachspezifisches Vokabular
    sprachlichen Anforderungen und Erwar-         Sprache der Nähe („konzeptionell münd-         (z.B. rechter Winkel, Brutpflege), beson-
    tungen über die sprachlichen Vorausset-       lich“) bestimmt werden kann, wird im           dere Darstellungsmöglichkeiten (z.B. For-
    zungen der Schülerinnen und Schüler (=        Fachunterricht eine kontextunabhängige,        meln, Diagramme, Bilder, Texte) und um
    SuS) bis hin zu didaktischen Prinzipien und   konzeptionell schriftliche Sprache verwen-     spezielle Textsorten (z.B. Textaufgaben,
    Unterrichtsmethoden. Im Folgenden wer-        det. Konzeptuell mündliche Äußerungen          Wahlplakat) ausgebaut. Im Unterricht
    den einige Eckpunkte des sprachbewussten      sind kontextgebundene, alltagssprachli-        spielen ferner sogenannte Operatoren (wie
    Unterrichts vorgestellt – ein möglicher Weg   che Äußerungen, die auch im Medium             BESCHREIBEN und VERGLEICHEN) eine
    in die Praxis kann über gute Literatur, die   der Schrift kommuniziert werden können,        große Rolle. Um am Unterricht teilnehmen
    zu diesem Thema erhältlich ist, aber auch     beispielsweise als SMS („Gemma heit wos        zu können, müssen sich Schülerinnen und
    über Fortbildungen (z.B. SCHILFs) führen.     essn?“) Alltagssprachlich könnte ein Schü-     Schüler daher ein großes Repertoire an
Zustimmung und Rückenwind - Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2017 - CLV
JUNI 2018 | DAS SCHULBLATT                                                                           SPRACHBEWUSSTER UNTERRICHT                                          7

                sprachlichen Mitteln aneignen und ihre          Die wesentliche Rolle des
                fachspezifische Diskurs- und Textkompe-         Fachunterrichts in der sprachlichen                                                     Prof. Dr.in Gudrun
                                                                                                                                                        Kasberger PHDL
                tenz ausbauen, die es ihnen ermöglicht,         Bildung                                                                                 Fachbereich Deutsch
                Arbeitsaufträge und Fachinhalte zu verste-      Weshalb wird angenommen, dass der                                                       Sekundar- und Primar-
                hen, Informationen zu suchen, zu erschlie-      Fachunterricht im Hinblick auf die sprach-                                              stufe
                ßen und zu verarbeiten sowie Lernergeb-         liche Bildung eine so wesentliche Rolle
                nisse zu kommunizieren und zu reflektieren      spielt? Wenn ein kleines Kind zu seiner
                (nach dem Modell von Thürmann/Vollmer           Mutter läuft und „Da Ball!“ sagt, so wird
                2013: 46f.). Wesentlich ist hier die Fest-      die Mutter die Aufmerksamkeit auf den
                stellung, dass diese Erwerbsaufgabe nicht       vom Kind bezeichneten Sachverhalt/den                        Gerüsten in Angriff genommen und mög-
                nur Deutsch-als-Zweitsprache-Lernende,          Gegenstand richten und etwas äußern                          lich gemacht. Im weiteren Sinn stellen
                sondern alle Kinder betrifft – und zwar         wie „Ja, Susi, da ist ein Ball!“ Der elterliche              Scaffolds alle Arten von Visualisierungen,
                unabhängig von ihrer alltagssprachlichen        Input expandiert dabei die Äußerung des                      Vokabel-Bild-Karten… dar, im engeren Sinn
                Kompetenz.                                      Kindes, ohne explizit zu korrigieren („Susi,                 geht es um das Scaffolding in der Interak-
                                                                du sollst bitte in ganzen Sätzen sprechen.“),                tion, das durch Modellieren, Expandieren,
                Multikompetenz – in verschiede-                                                                              Feedback, diagnostisches Fragen, das Erhö-
                nen Sprachen und Registern                                                                                   hen der Redezeit usw. erzielt wird.
                Das Ziel des sprachbewussten Unterrichts
                ist es, Schülerinnen und Schülern situati-                                                                   Am besten im Team…
                onsangemessenes sprachliches Agieren zu
                                                                       Lerngerüste                                           Das hier skizzierte Konzept des sprach-
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                vermitteln und sie dabei zu unterstützen,                                                                    bewussten Unterrichts vereint (in seinen
                in vielfältigen Situationen sprachlich kom-                                                                  verschiedenen Ausprägungen) in vielerlei
                petente Experten („multi-contextual com-
                municative experts“; Hall/Cheng/Carlson
                                                                        aufbauen                                             Hinsicht aktuelle Erkenntnisse der Spracher-
                                                                                                                             werbsforschung und benachbarter Diszipli-
                2006: 233) zu werden, indem Sprachen                                                                         nen. Der Anspruch, vom Bedarf in einem
                und Register funktionell eingesetzt werden                                                                   konkreten Fach und dem Lernstand der
                (z.B. wann gebrauche ich welche Form der                                                                     SuS ausgehend den Unterricht zu planen
                Anrede, wie äußere ich mich per WhatsApp                                                                     und sprachliche Bildung bewusst zu för-
                oder beim Referat im Biologieunterricht                                                                      dern, ist kein geringer. Die Arbeit im Team
                usw.). In diesem Sinn bedeutet sprachbe-        sondern stellt dem Kind im Zuge dieses rei-                  am Schulstandort stellt in diesem Zusam-
                wusster Unterricht, Teilhabe zu ermöglichen     chen elterlichen Inputs ein Gerüst (engl.                    menhang neben dem eigenen Bewus-
                und ressourcenorientiert zu arbeiten. Dem       scaffold) zur Verfügung, mit Hilfe dessen                    stsein für die Bedeutung der Sprache im
                Fachunterricht kommt hier eine zentrale         das Kind selbst durch die Interaktion sowie                  jeweiligen Fach/Unterricht einen entschei-
                Bedeutung zu: Anhand von fachlichen Inhal-      durch Zeit und Gelegenheit für – vielleicht                  denden Erfolgsfaktor dar. So könnten im
                ten können Lernende mit Unterstützung           „holprigen“ – Output lernt, diese Form zu                    Sprachunterricht z.B. für die Fächer wich-
                der Lehrpersonen ihre Sprachkompetenz           gebrauchen. Dabei bleibt der gemeinsame                      tige Sachtexte oder spezieller Wortschatz
                ausbauen. Fachlehrer müssen dabei keines-       Fokus auf der Bedeutung – das Gespräch                       erarbeitet werden oder explizites Sprach-
                wegs Sprachunterricht halten – ein wesentli-    dreht sich um den Ball, d.h. Motivation                      training (auch im Sprachförderunterricht)
                cher Ausgangspunkt ist es, Bewusstsein und      und Aufmerksamkeit des Lernenden blei-                       an die Arbeit im Fach anschließen. Wenn
                Einsicht in die sprachlichen Besonderheiten     ben dabei erhalten. Dieses Instruktionsprin-                 man mit Wittgenstein (PU 43) annimmt,
                und Herausforderungen meines Faches             zip kann als Muster für den Fachunterricht                   dass die Bedeutung eines Wortes in seinem
                (z.B. Mathematik, Sachunterricht, Geo-          genutzt werden – die gemeinsame Arbeit                       Gebrauch liegt, so können Wörter nur so
                graphie) zu gewinnen. Im zweiten Schritt        an einer Sache (z.B. Kreislauf des Wassers)                  – nämlich in ihrem jeweiligen Kontext und
                kann auf die besonderen Form-Funktions-         wird mit Unterstützung von sprachlichen                      in der Interaktion – erworben werden. ■
                zusammenhänge didaktisch-methodisch
                Bezug genommen werden (z.B. welche
                sprachlichen Mittel brauche ich, um z.B.
                eine Beschreibung eines Tieres zu verfassen).   Literatur
                                                                Caspari, D. (2017). Instrument zur sprachbildenden Analyse von Aufgaben im Fach. https://www.sprachen-bil-
                Für viele Fächer liegen inzwischen Beschrei-    den-chancen.de/images/Files/Caspari-et-al.-2017---isaf_Instrument-zur-sprachbildenden-Analyse-von-Aufgaben-im-
                bungen der sprachlichen Anforderungen           Fach.pdf (24.4.2018).
                                                                Feilke, H. (2012). Bildungssprachliche Kompetenzen – fördern und entwickeln. Praxis Deutsch 233, 4-13.
                vor (z.B. Sachunterricht, Mathematik), die      Gogolin, I. et al. (2011). Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Bilanz eines Modellpro-
                als Ausgangspunkte der eigenen Analyse          gramms (= Förmig Edition Bd. 7). Münster: Waxmann.
                                                                Hall, J.K./Cheng, A./Carlson, M. (2006). Reconceptualizing Multicompetence as a Theory of Language Knowledge.
                dienen können. Weiters stehen mit sehr          Applied Linguistics 27/2: 220–240. doi:10.1093/applin/aml013.
                praxisnahen und anwendungsbezogenen             Österreichisches Sprachen Kompetenzzentrum/Plattform sprachsensibler Unterricht: http://www.oesz.at/OESZNEU/
                                                                main_01.php?page=014&open=12 (24.4.2018).
                Planungsformularen Instrumente zur Ver-         Ortner, H. (2009). Rhetorisch-stilistische Eigenschaften der Bildungssprache. In: Fix, U.: Rhetorik und Stilistik: ein
                fügung, die eingesetzt werden können,           internationales Handbuch historischer und systematischer Forschung: Bd. 2 (S. 2227-2240). Berlin: De Gruyter.
                                                                Tajmel, T., & Hägi-Mead, S. (2017). Sprachbewusste Unterrichtsplanung: Prinzipien, Methoden und Beispiele für die
                um den sprachlichen Bedarf von z.B. Auf-        Umsetzung. Münster et al.: Waxmann.
                gabenstellungen zu ermitteln (vgl. Caspari      Vollmer, H. J., & Thürmann, E. (2013). Sprachbildung und Bildungssprache als Aufgabe aller Fächer der Regelschule. In
                                                                M. Becker-Mrotzek, K. Schramm, E. Thürmann & H. J. Vollmer (Hrsg.), Sprache im Fach: Sprachlichkeit und fachliches
                et al. 2017; vgl. auch Planungsrahmen von       Lernen (S. 41–58). Münster et al.: Waxmann.
                Tajmel/Mead 2017 und ÖSZ).                      Wittgenstein, L. (1953). Philosophische Untersuchungen. Oxford: Basil Blackwell. Reprinted 1963.
Zustimmung und Rückenwind - Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2017 - CLV
8   REINTEGRATION                                                                                                           DAS SCHULBLATT | JUNI 2018

    Integrationsklassen                                                                                                    PSI RR Franz
                                                                                                                           Spiesberger
                                                                                                                           Bildungsregion

    an Sonderschulen
                                                                                                                           Vöcklabruck

            Warum engagieren sich Eltern, Lehrerinnen und                                              ihre Schülerinnen und Schüler abgestimmt
                                                                                                       und gemeinsam weiterentwickelt.
            Lehrer, Schulleiterinnen und Schulleiter und auch die
            politischen Vertreter aller Parteien für den Erhalt der                                    Und mit Weitblick – auf dem Weg zu einer
                                                                                                       inklusiven Schule mit Jahrgangsmischung
            Integrationsklassen an Sonderschulen?                                                      und individualisiertem Unterricht.

                                                                                                       Diese Art von Schule ist der erste Schritt
                                                                                                       zu einer inklusiven Schule. Die Pestalozzi-
    Was heute von Schule verlangt                   tendlich Eltern, die auf diese Entwicklung         schule in Vöcklabruck erhielt von der
    wird, entwickelte sich vor mehr als             aufmerksam wurden und damals baten, ob             Lebenshilfe für ihre Art der Schulentwick-
    25 Jahren in vielen Sonderschulen               es nicht möglich wäre, ihre Kinder, in der         lung im heurigen Jahr den Inklusionspreis
    in OÖ                                           Sonderschule unterrichten zu lassen.               zugesprochen.
                                                       Im Wesentlichen sind es zwei Faktoren,
    Eigenständig – Schulentwicklungsteams           die die Entscheidung der Eltern dominieren:        Fazit
    wollten von sich aus gemeinsam die Situa-       zum einen ist es der Gedanke, dass ihr Kind        Im Schulversuch „Integrationsklassen an
    tion an der Schule verbessern – Wie SQA         neben der Entfaltung der kognitiven Fähig-         Sonderschulen“ wird eine Entwicklung
    heute, schon vor vielen Jahren angedacht –      keiten sich auch als soziales Wesen weiter­        vorweggenommen, von der viele Schul-
    erarbeiteten Lehrerinnen und Lehrer gemein-     entwickeln sollte und zum anderen sind es          reformer träumen: Eine Schule entwirft
    sam mit dem Schulleiter Konzepte, um den        die alternativen pädagogischen Ideen, die          ein pädagogisches Konzept, stellt es vor,
    Unterricht für die damaligen Sonderschüler      auf die Eltern sehr attraktiv wirken.              bewirbt es und die Eltern können sich frei
    zu verbessern, dass dies auch Eltern von                                                           entscheiden, ob sie dieses Angebot anneh-
    Volksschülern interessierte, war in der Zeit    Vielfältig – in großer Vielfalt in 10 oberöster-   men wollen oder nicht. Lassen sich die
    der Schulversuchsklassen an Volksschulen        reichischen Sonderschulen erfolgreich.             Eltern nicht überzeugen, gibt es die Klassen
    eine interessante Perspektive für die Sonder-                                                      nicht, denn ein automatische „Schülerzu-
    schulen.                                        Diese Idee wurde in Oberösterreich von             fuhr“ ist nicht möglich; geeignete Werbe-
                                                    vielen Sonderschulen aufgenommen. In               maßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit sind
    Innovativ und autonom – differenzierter         Gmunden, in Vöcklabruck, in Wels, in Gall-         daher unabdingbare Voraussetzung.
    Unterricht und jahrgangsgemischte Klassen       neukirchen, in Steyr, in Peuerbach, in Linz           Solange die Sonderschulen diese Klassen
    Schlagwörter unserer Zeit! – die Lehrerinnen    2 Schulen, in Ried und Wels entstanden             jedoch nur im Schulversuch führen dürfen,
    und Lehrer setzen auf innovativen Unterricht    Integrationsklassen an Sonderschulen.              haben sie mit ihren Bemühungen um das
    und entwickeln diesen ständig weiter.                                                              Interesse und die Unterstützung der Eltern
                                                                                                       nur einen ersten Schritt getan. Für den
    In Gmunden zum Beispiel holte sich                                                                 zweiten sind sie immer vom Wohlwollen
    die Schule Experten in der Sonder- und              » Im Schulversuch                              der Schulbehörde, die ihnen den Versuch
    Reformpädagogik, die sie auf ihrem Weg                „Integrationsklassen an                      erlauben muss abhängig.
    in die Zukunft begleiteten. In einer einjäh-                                                          Dass die beginnenden Klassen nun dis-
                                                          Sonderschulen“ wird
    rigen Ausbildung wurden alle Lehrerinnen                                                           loziert geführt und an eine Volksschule
    und Lehrer geschult, diese Unterrichtsme-             eine Entwicklung                             angeschlossen werden müssen, kann nur
    thoden anzuwenden. Es blieb nicht bei die-            vorweggenommen, von                          kurzfristig und eine Übergangslösung sein.
    ser Ausbildung. Am Puls der Zeit wurde in                                                          In meiner Bildungsregion haben sich diese
                                                          der viele Schulreformer
    einigen Sonderschulen jahrgangsübergrei-                                                           Klassen als ein nicht mehr wegzudenkender
    fender Unterricht eingeführt, schon lange             träumen. «                                   Teil in der sonderpädagogischen Landschaft
    bevor dieser offiziell angedacht wurde.                                                            entwickelt und dienen auch als Modellklas-
                                                                                                       sen, wie man Integration und jahrgangs-
    Partnerschaftlich – auf Augenhöhe mit den       In ihrer Idee gleich, nämlich eine Schule          übergreifenden Unterricht gut umsetzen
    Eltern und mit der Schulbehörde und mit         für alle Kinder zu sein, in der die Schüle-        kann. Von Inklusion möchte ich dann spre-
    deren Unterstützung.                            rinnen und Schüler ganz unabhängig von             chen, wenn die entsprechenden Ressourcen
                                                    ihrer Behinderung auf verschiedenste Art           zur Verfügung gestellt werden, und dies
    Der Schlüssel zur Entwicklung von Integra-      zusammen leben – lernen – spielen und              zum Wohle der Kinder mit Beeinträchtigung
    tionsklassen an Sonderschulen waren letz-       feiern können. In der Methode jeweils auf          auch umgesetzt werden kann.               ■
Zustimmung und Rückenwind - Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2017 - CLV
JUNI 2018 | DAS SCHULBLATT                                                                                             DOPPELBESETZUNG                   9

           Doppelbesetzung
                                                                                                         schiedlicher Aufgabenstellungen für jedes
                                                                                                         Kind muss gerade bei jenen Schülerinnen
                                                                                                         und Schülern erfolgen, die noch gewisse
                                                                                                         Entwicklungsrückstände aufweisen, um
            in der ersten und zweiten                                                                    keine Demotivierung oder Überforderung
                                                                                                         zu erzeugen. So steht im Lehrplan der Volks-
            Klasse Volksschule                                                                           schule: „… Die Leistungsbereitschaft von
                                                                                                         Kindern wird wesentlich von ihrem Selbst-
                                                                                                         wertgefühl, ihrem Selbstvertrauen und ihrer
                                                                                                         Erfolgszuversicht bestimmt.“ Es gilt im Sinne
                                                                                                         des methodengerechten Arbeitens alle Indi-

I
  n der Volksschule unterscheiden sich die                 Erziehungsarbeit von der Schule geleistet     vidualisierungsmaßnahmen auszuschöpfen,
  Schülerinnen und Schüler, insbesondere                   werden muss.                                  um auf die Förderbedürfnisse der einzelnen
  die Schulanfängerinnen und Schulanfän-                                                                 Kinder eingehen zu können.
ger hinsichtlich des Entwicklungsstandes,
des Sozialverhaltens, der Kommunikations-
fähigkeit, der Selbstständigkeit, der Inter-
                                                               Als eine wesentliche Voraussetzung der
                                                                Arbeit mit heterogenen Gruppen wird
                                                           die Teamarbeit angesehen. Guter Unter-        E  ine große Herausforderung ist für alle
                                                                                                            Volksschullehrkräfte im Schuleingangs-
essen, der Motivation, des Vorwissens, der                 richt erfordert pädagogisches Know-how,       bereich das Soziale Lernen. Gilt es doch aus
Lernfähigkeit, der Arbeitshaltung wie kaum                 zeitliches Engagement und optimale per-       einer Gruppe von „kleinen Individualisten“
in einer anderen Schulart. Diese Unter-                    sonelle Rahmenbedingungen im Sinne der        eine lernende Gemeinschaft zu formen.
schiede müssen erkannt, beachtet und                       Doppelbesetzung.                              Immer öfter weisen viele Schulanfänger
zum Ausgangspunkt für individualisieren-                                                                 vor allem im sozialen Bereich großes Ent-
de und differenzierende Lernangebote und
Lernanforderungen gemacht werden. Eine
verantwortungsvolle Berücksichtigung der
                                                       E      s gilt, die Kinder für zukünftige Anfor-
                                                              derungen zu bilden. Dies erfordert eine
                                                           starke Individualisierung und die notwen-
                                                                                                         wicklungspotential auf. Soziales Lernen
                                                                                                         als Grundbaustein für kognitives Lernen
                                                                                                         und der Erwerb sozialer Kompetenzen als
Unterschiede in allen Schulstufen der Volks-               digen Rahmenbedingungen in personeller        Bestandteil der Unterrichtsarbeit benötigen
schule, vor allem aber in der Grundstufe I,                Hinsicht. Gilt es doch das Kind – an seinen   eine Verbesserung der derzeitigen perso-
schafft die Voraussetzungen für erfolg-                    Lernmöglichkeiten und -grenzen im Span-       nellen Rahmenbedingungen im Schulein-
reiches Lernen und hilft mit, Über- bzw.                   nungsfeld von dem, was es braucht, und        gangsbereich.
Unterforderung zu vermeiden. Unterricht                    dem was es will – zu fordern, zu fördern
soll in einer pädagogischen Atmosphäre
von Ermutigung und Erfolgszuversicht,
Geduld, Vertrauen und Verständnis,
                                                           und zu unterrichten. Eine gezielte Indi-
                                                           vidualisierung benötigt mehr Personal,
                                                           um auch dem pädagogischen Anliegen
                                                                                                         D    er CLV ist der Meinung, dass Volksschul-
                                                                                                              lehrerinnen und -lehrer hervorragende
                                                                                                         pädagogische Arbeit in allen Bereichen
gegenseitiger Achtung und Rücksichtnah-                    der Begabungs- und Begabtenförderung          unter herausfordernden Bedingungen leis-
me erfolgen.                                               gerecht zu werden.                            ten und Unterstützung und Anerkennung
   Bei der bestmöglichen Förderung der                                                                   dieser Arbeit brauchen. Die Hinführung zu
einzelnen Kinder stoßen Lehrkräfte – spe-
ziell in größeren Klassen der Grundstufe I
– zunehmend an ihre Grenzen. Damit auf
                                                       D       ie Forderung nach Individualisierung,
                                                               Differenzierung und Förderung gilt es
                                                           gerade im Schuleingang besonders hervor-
                                                                                                         einer Doppelbesetzung mit zwei Lehrkräf-
                                                                                                         ten in der Grundstufe I erscheint uns abso-
                                                                                                         lut sinnvoll, zudem würde diese Maßnah-
die Bedürfnisse aller Schülerinnen und                     zuheben Die Dringlichkeit des individuellen   me auch Schülerinnen und Schülern mit
Schüler – der leistungsstärkeren als auch                  Schriftspracherwerbs, die Vergabe unter-      Sprachdefiziten zugute kommen.            ■
der schwächeren – möglichst optimal ein-
gegangen werden kann, erscheint deshalb
die Hinführung zu einer permanenten Dop-
pelbesetzung unbedingt erforderlich.

Gedanken und Argumente
für eine Doppelbesetzung in der
Grundstufe I
Schulfähigkeit ist ein Entwicklungsprozess,
der mit Faktoren zu tun hat, die einerseits
am Kind liegen und auch von der Schule
abhängig sind. Gerade das 6. Lebensjahr ist
von Entwicklungssprüngen geprägt, die oft
nur schwer einzuschätzen sind.

D   ie Grundschule hat die Aufgabe der Bil-
    dung und der Erziehung zu erfüllen.
                                               Foto: Fotolia

Derzeit ist tendenziell wahrzunehmen, dass
neben der Unterrichtsarbeit immer mehr
Zustimmung und Rückenwind - Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2017 - CLV
10   DIGITALISIERUNG

     D
             er digitale Wandel ist ein Teil unse-
             rer Lebenswirklichkeit geworden.
             In allen Lebensbereichen schreitet
     die Digitalisierung rasant voran. Wir befin-
     den uns in einem tiefgreifenden Transfor-
     mationsprozess, der unsere Art zu kom-
     munizieren, zu lehren und zu lernen, zu
     wirtschaften und zu arbeiten verändert.
     Unsere Kinder wachsen in einer Welt von
     Smartphones, Tablets & Co auf.
         Unsere Erfolge im digitalen Wandel hän-
     gen stark davon ab, wie wir die Potenziale
     und Talente unserer Kinder fördern und
     zur Entfaltung bringen. Ein entscheidender
     Schlüssel hierzu liegt in der Bildung. Digi-
     tale Bildung wird Lehrende und Lernende
     bereichern, wenn individuell auf die Gege-
     benheiten der schulischen Einrichtung ein-
     gegangen wird. Die Bereitstellung der ent-
     sprechenden technischen Voraussetzungen
     an den Schulen ist ein wesentlicher Aspekt.
     Eines ist jedoch sicher, nur die Hardware
     bereitzustellen führt nicht zum Erfolg.
         „Was die Schule braucht, ist eine profes-
                                                           Digitalisierung –
                                                           der Mensch zählt!
     sionelle umfassende Entwicklung, um die
     digitalen Kompetenzen auch vermitteln zu
     können. Die Schule muss die jungen Leute
     in ihren Lebensplänen auf eine digitalisier-
     te Gesellschaft vorbereiten“, so Peter Eisel-
     mair, Geschäftsführer der Education Group.      Wissen über digitale Technologien und         Lernen noch aktiver und individueller
                                                     Zusammenhänge zu vermitteln und ande-         gestaltet werden.
     Herausforderungen und Chancen                   rerseits bekannte bzw. bestehende Inhalte
     neuer pädagogischer Realitäten                  in einen neuen Kontext zu stellen.            Schule im Digitalen Wandel
     Bestmögliche Bildung ist eine zentrale             Das erhöht die Anforderungen an die        Bildungseinrichtungen können sich in der
     Voraussetzung, um unseren Kindern auf           Lehrenden. Gleichzeitig bietet sich aber      digitalen Welt besser organisieren, Lehrkräf-
     ihrem Lebensweg bestmögliche Chancen            auch die Chance, die Qualität von Lernen,     te ihren Unterricht besser planen und gestal-
     zu bieten.                                      Lehre und Ausbildung durch neue Lern-         ten. Sie haben einfachere Möglichkeiten des
        Wesentlich im digitalen Zeitalter, ist das   formen und Lehrmethoden zu verbessern.        Austausches, der Zusammenarbeit und der
     Wissen um die Fähigkeiten und Fertigkei-                                                      Koordination im Team, mit den Schüle­
     ten, die nun erforderlich sind, um in der       Digitale Schlüsselkompetenzen –               rinnen und Schülern sowie den Eltern und
     gegenwärtigen, aber insbesondere der            die vierte Kulturtechnik                      außerschulischen Partnern. Das Team der
     zukünftigen digitalen Welt bestehen zu kön-     Neben Lesen, Schreiben und Rechnen wer-       Education Group arbeitet in Abstimmung
     nen. Mit dem Einzug der Digitalisierung in      den diese digitalen Schlüsselkompetenzen      mit dem Land OÖ, dem Landeschulrat für
     unsere Lebens- und Arbeitswelt haben sich       zur neuen vierten Kulturtechnik avancieren.   OÖ und OÖ Lehrkräften intensiv an neuen
     die Anforderungen an Bildung geändert.          Dazu zählen Medienkompetenz, Anwen-           Kommunikationslösungen mittels Apps, die
        „Die wichtigste Aufgabe ist, das Thema       dungs-Know-How und informatische              die Kommunikation zwischen Schule und
     nicht auszublenden, sondern aktiv aufzu-        Grundkenntnisse ebenso wie Kreativität        Eltern vereinfachen sollen. Im Herbst wer-
     greifen und zugleich einen kritischen Blick     und gesellschaftliches Verantwortungsbe-      den die Apps den Schulen und Eltern in OÖ
     darauf zu werfen“, so Peter Eiselmair.          wusstsein.                                    kostenfrei zur Verfügung stehen.
        Das Lernen im Digitalen Wandel steht            Lehren und Lernen ist ein aktiver und          Gemeinsam können die Chancen der
     vor der Herausforderung einerseits neues        individueller Prozess. Mit der Digitalisie-   Digitalisierung besser genutzt werden. In
                                                     rung ist nicht nur der Zugang zu Wissen       der Dynamik des digitalen Wandels neh-
         Peter Eiselmair,                            und Informationen erleichtert worden,         men die Lehrerinnen und Lehrer durch Ihre
     Geschäftsführer der                             auch die Vielfalt an Lernmitteln hat sich     Tätigkeit eine Pionierrolle ein, die wesent-
        Education Group                              erheblich gesteigert. Digitale Lernmittel     lich zur innovativen Entwicklung beiträgt.
                                                     bieten zudem den Vorteil, auch auf die
                                                     zunehmend unterschiedlichen Vorausset-        Schlüsselrolle Pädagoginnen und
                                                     zungen, Bedürfnisse und Interessen der        Pädagogen
                                                     Schüler und Schülerinnen eingehen zu          Mit der zunehmenden Vielfalt an digita-
                                                     können. Mit digitalen Medien kann das         len Lernangeboten und -inhalten und der
DIGITALISIERUNG             11

                                               Ein Netz voller Lügen –
                                                    Fake News auf der Spur
                                                         „Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen,
                                                         bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.“
                                                                                                                      Mark Twain

                                               M      it reißerischen Schlagzeilen, gefälsch-
                                                      ten Bildern und Behauptungen kur-
                                               sieren sie durch das Netz – die sogenann-
                                                                                                Aber wie kann man Gerüchte von Fakten
                                                                                                unterscheiden und warum halten sich Fake-
                                                                                                News so hartnäckig im Internet? Wie geht
                                               ten Fake News. Man könnte meinen, das            man am besten mit Lügen oder Halbwahr-
                                               sei ein neues Phänomen. Doch bewusste            heiten in Sozialen Netzwerken um? Und
                                               Falschmeldungen gab es immer schon.              wie kann man sich vor diesen Manipulati-
damit verbundenen Komplexität nimmt                Neu sind jedoch die Distributionsmetho-      onen schützen?
der Beruf der Lehrerinnen und Lehrer für       den und die rasante Geschwindigkeit, mit
die Wissens- und Kompetenzvermittlung          der sie sich im digitalen Zeitalter verbrei-     Nachhilfe in Skepsis
eine noch essentiellere Schlüsselrolle ein.    ten. Online erreichen Inhalte blitzschnell       Liken, teilen und posten können sie schon.
Um das „Lernen im Digitalen Wandel“            und ohne journalistische Standards ein           Jetzt müssen Schüler und auch wir lernen,
erfolgreich gestalten zu können, sind die      breites Publikum. In sozialen Netzwerken         Fakten von Fakes zu unterscheiden.
Pädagoginnen und Pädagogen die unver-          machen Likes und Shares sie zu unkontrol-            Die Education Group hat sich diesem
zichtbare Basis. Die neuen Wege des digita-    lierten Selbstläufern.                           brisanten Phänomen gewidmet. So stand
len Lehrens verlangen eine Weiterentwick-          Unwahre Behauptungen und Nachrich-           das alljährlich stattfindende Vernetzungs-
lung des Berufsbildes.                         ten verbreiten sich z. B. auf Twitter deutlich   treffen für MultiplikatorInnen „Gewalt
   Als Ansprechpartner für Bildung und         schneller und erreichen mehr Menschen als        – Schule – Medien“ in diesem Jahr ganz
Medien ist es der Education Group ein großes   wahre Informationen. Zu diesem Ergebnis          im Zeichen der Fake News. Hochkarätige
Anliegen, ein breites Angebot für Pädagogin-   kam ein Forscherteam vom Massachusetts           Referentinnen und Referenten wie Mag.a
nen und Pädagogen zur Verfügung zu stellen     Institute auf Technology (MIT). Ohne Social      Ingrid Brodnig (Journalistin und Autorin),
und sie bestmöglich bei der Gestaltung des     Media wäre Donald Trump wohl nicht Prä-          DI Barbara Buchegger von saferinternet.
Unterrichtes sowie in der Entwicklung und      sident der USA geworden, davon ist Nina          at, Andre Wolf von mimikama.at und viele
Stärkung der Medienkompetenz zu unter-         Horaczek, Chefreporterin der Wochenzei-          weitere waren geladen, um das Thema zu
stützen. (www.edugroup.at)               ■    tung Falter überzeugt.                           beleuchteten und wertvolle Tipps und Hin-
                                                                                                weise zu geben.
                                                                                                    „Dem Team der Education Group ist
                                                                                                es sehr wichtig, den Lehrkräften auch bei
  Gewinnspiel                                                                                   solchen Themen Unterstützung zu bieten,
                                                                                                z. B. wie man im Unterricht den Schülerin-
  Für mehr Fakten in einer Welt der Fake News ver-                                              nen und Schülern Kompetenzen vermitteln
  lost die Education Group ein handsigniertes Buch                                              kann, um Irreführung im Netz zu erkennen,
  der Online-Expertin Mag.a Ingrid Brodnig mit dem                                              wie die Inhalte aus dem Internet zu bewer-
  Titel „Lügen im Netz – Wie Fake News, Populisten                                              ten sind und welchen Gefahren Kindern
  und unkontrollierte Technik uns manipulieren“.                                                durch soziale Medien ausgesetzt sind“, so
      Senden Sie bitte bis zum 31.8.2018 ein Mail                                               Elisabeth Herndl, Medienpädagogin der
  mit Ihrem vollständigen Namen samt Adresse                                                    Education Group und Organisatoren der
  unter dem Kennwort FAKE NEWS an gewinn-                                                       Veranstaltung.
  spiel@edugroup.at.                                                                                Alle Vorträge der Veranstaltung, zahl-
      Keine Barablöse möglich. Der Rechtsweg                                                    reiche Praxisbeispiele sowie 16 Videos mit
  ist ausgeschlossen. Der/die Gewinner/in wird                                                  Unterrichtsmaterialen erstellt von Mimi-
  schriftlich verständigt und erklärt sich zu einer                                             kama im Auftrag des BMBWF stehen auf
  Gewinnbekanntgabe in der nächsten Ausgabe                                                     den Portalen www.edugroup.at, www.
  des CLV Schulblatt bereit. Nach Gewinnermitt-                                                 schule.at und dem BildungsTV youtu-
  lung werden alle Daten der TeilnehmerInnen                                                    be Channel youtube.at/BildungsTV zum
  gelöscht.                                                                                     Download und zur Nutzung im Unter-
                                                                                                richt bereit.                          ■
12

             „So sehe ich es und so siehst es du“
             PÄDAGOGIK.2025 IM DIALOG

        In diesem Schulblatt-Interview    Lieber Fritz, du hast das innovative CLV      umzusetzen. Dieses – sehr erfolgreiche –
                                          Projekt „Pädagogik. 2025“ als Prozessbe-      Angebot konnte ich viele Jahre, auch noch
      wird der Pädagogik ein zentraler    treuer begleitet. Kannst du dich unseren      nach meiner Pensionierung, begleiten.
              Stellenwert beigemessen,    Leserinnen und Lesern kurz vorstellen.           Privat bewege ich mich gerne in der
                                          Fritz Pirkl: Geboren 1940 habe die ganze      Natur, besonders in den Bergen. Meine
     sprechen doch der neue General-      berufliche Laufbahn in unterschiedlichs-      Interessen gelten auch den Kulturen und
          sekretär des CLV OÖ, Michael    ten pädagogischen Bereichen durchlebt.        den Menschen anderer Länder.
                                          Vor meiner Pensionierung war ich Bezirks-
       Weber, und Fritz Pirkl, ehemali-   schulinspektor in Linz-Stadt. Lehrer zu       Michael, als neuer CLV Generalsekretär hast
         ger Bezirksschulinspektor von    sein war die eine Seite meines beruflichen    du am Projekt Pädagogik.2025 maßgeblich
                                          Lebens. Die andere Seite war, dass mich       mitgewirkt. Welche Aufgaben hast du sonst
       Linz Stadt, über ihre Arbeit und   auch Erwachsenenbildung und Elternarbeit      noch in deiner neuen Funktion inne?
           Erfahrungen im Rahmen des      immer sehr interessiert haben. In verschie-   Michael Weber: Als Generalsekretär ist
                                          densten Institutionen, wie z.B. an Pädago-    meine vordergründige Aufgabe, einen
               pädagogischen Parts des    gischen Instituten, Pädagogischen Akade-      konstruktiven und visionären Gesamtblick
        Projekts CLV.2025, mit dem im     mien, bei Ärztefortbildungen, im CLV usw.     auf den Lehrerverein zu haben. Die Ver-
                                          durfte ich Kurse, Referate und Lehrveran-     antwortung neben Obmann Paul Kimber-
           CLV der Frage nachgegangen     staltungen halten. Besonders gefreut hatte    ger und Obfrau Johanna Müller für über
      wird, wie Schule und Pädagogik      mich aber die Anerkennung durch den           13.700 CLV-Mitglieder zu tragen ist schön
                                          Staatspreis für Erwachsenenbildung, den       und Herausforderung zugleich. Zu mei-
          der Zukunft aussehen sollen?    ich zusammen mit einem Kollegen erhal-        nen Hauptaufgaben zählt die inhaltliche
                                          ten habe. Als einen besonderen Teil meiner    und strategische Weiterentwicklung des
                                          Begleitung von Eltern möchte ich die Lei-     Vereins. Dazu gehört die Mitgliederbe-
                                          tung einer Beratungsstelle für Frühdiagnos-   treuung, die Planung von Veranstaltungen,
                                          tik an der Landeslehranstalt für Hör- und     die Unterstützung unserer Funktionärin-
                                          Sehbildung sehen. Als Trainer für Pädago-     nen und Funktionären sowie der strenge
                                          gische Leitungsfunktionen wurde ich vom       Blick auf die Finanzen. Öffentlichkeitsar-
                                          Bildungsministerium beauftragt, ein Cur-      beit, Marketing und Personalentwicklung
                                          riculum für die Aus- und Fortbildung der      gehören ebenso zu den Dingen, die mich
                                          Schulaufsicht Österreichs zu erstellen und    tagtäglich begleiten. Besonders wichtig ist
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              „Lehrer zu sein war die eine Seite                                   „Der CLV ist und war immer Weg-
          meines beruflichen Lebens. Die ande-                                   begleiter und Vordenker im Bereich
          re Seite war, dass mich auch Erwach-                                 Bildung und Pädagogik in OÖ. Diesen
          senenbildung und Elternarbeit immer                                 sehr erfolgreichen Weg möchte ich als
                      sehr interessiert haben.“                                       Generalsekretär weitergehen.“

mir, dass wir als CLV den Lehrerinnen und       Pädagogik gelegt. Welche Gründe gibt es        Fritz Pirkl: Für den Prozessverlauf war ich
Lehrern Perspektiven bieten. Dazu gehört        dafür?                                         zuständig. Ein Glücksgriff war die Auswahl
für mich die inhaltliche Weiterentwicklung      Michael Weber: In den letzten Jahren           der Teilnehmer/-innen an diesem Projekt.
der oberösterreichischen Bildungspolitik im     sind sehr viele neue Vorgaben – auch aus       Es war wirklich ausgewogen ein weites
Sinne einer praxisorientieren Schule, die       dem Ministerium – an die Schulen hinzu-        pädagogisches Feld abgedeckt: Direkto-
die Bedürfnisse sowohl der Kinder als auch      gekommen. Vieles hatte leider sehr wenig       ren/-innen, Lehrer/-innen, Personen aus
der Lehrerinnen und Lehrer in den Mittel-       mit Pädagogik und der Praxis zu tun. Ver-      der Schulaufsicht und von der Pädagogi-
punkt stellt! Der CLV ist und war immer         mehrt ging es um Struktur und Verwal-          schen Hochschule aus der Aus- und Fortbil-
Wegbegleiter und Vordenker im Bereich           tung. Da war kein Mehrwert für die Kin-        dung waren vertreten, sowie Personen aus
Bildung und Pädagogik in OÖ. Diesen sehr        der zu erkennen. Hinzukommend gab es           der Sonder- und Inklusionspädagogik, aus
erfolgreichen Weg möchte ich als General-       immer mehr Wünsche und Anforderungen           der Personalvertretung und der Gewerk-
sekretär weitergehen.                           der Gesellschaft, die an die Schule heran-     schaft. Alle brachten ihre hohe Expertise in
                                                getragen worden sind. Die Schule soll nun      diese Aufgabe ein. Im Prozess selbst hatten
Fritz, wie kam es dazu, dass du beim Projekt    die Schüler/-innen nicht nur bilden und        wir zunächst versucht, Themen aufzulis-
CLV. 2025 mitgewirkt hast.                      auf das Leben vorbereiten, sondern auch        ten und in Clustern zusammen zu stellen.
Fritz Pirkl: Paul Kimberger hat mich gefragt,   das reparieren bzw. auffangen, was in der      Die jeweiligen Themen haben wir dann
ob ich bereit wäre, beim pädagogischen          Gesellschaft oder in der Familie zu kurz       in einem dialogischen Verfahren bearbei-
Part des Projekts CLV.2025 die Aufgabe als      kommt. Deswegen haben wir uns im CLV           tet. Dialog in Form von „So sehe ich es
Moderator bzw. Coach zu übernehmen. Da          dazu entschlossen dem entgegenzuwir-           und so siehst es du“. Dabei wurden keine
mir durch meine früheren Tätigkeiten sol-       ken und ein eigenes pädagogisches Leit-        Wertungen der einzelnen Aussagen vollzo-
che Herausforderungen nicht fremd sind,         bild entwickelt. Darin sollen sich möglichst   gen. Es ging nur darum, die Meinungen
habe ich gerne zugesagt. Zu dem bin ich         viele, wenn nicht alle Personen wiederfin-     der Teilnehmer kennen zu lernen und ihre
an Pädagogik und ihrer Weiterentwicklung        den. Wir haben uns dafür folgende Fragen       Standpunkte zu verstehen. Anschließend
noch immer sehr interessiert. Ich habe mit      gestellt: Wofür stehen wir als CLV? Und wie    diskutierten wir darüber. Hier ist mir wich-
großer Freude mitgearbeitet.                    sehen wir die Schule und die Pädagogik         tig zu sagen, dass ich ganz gezielt Dialog
                                                der Zukunft?                                   von Diskussion unterscheide: Im Dialog
Mit dem Projekt CLV. 2025 ist der CLV                                                          nehme ich die Aussagen meines Gegen-
bemüht ein neues Leitbild auf möglichst         Ihr beide habt den Prozess Pädagogik.2025      übers zur Kenntnis. Dann in der Diskussion
breiter Basis zu entwickeln. In diesem Pro-     entscheidend mitgestaltet. Könnt ihr uns       fasst man Meinungen zusammen, wiegt
zess wird der Fokus auch verstärkt auf die      den Prozessverlauf kurz erläutern.             sie ab und versucht gemeinsam Formulie-
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