SCHULE! Schule Opfikon: Menschen, Fakten, Geschichten - Stadt Opfikon
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Vorschule; Schuleintritt; Obligatorische Schulzeit; Kinder; Kin- SCHULE! dergarten; TITEL Spielen; Zeichnen; Kindergärtnerin; Kindergärtner; Mutter; Vater; Heilpädagogische Früherziehung; Erziehung; Regelschule; Betreuung in Tagesstrukturen; Sonderpädagogik; Schule Opfikon: Menschen, Fakten, Geschichten Gesamtbeurteilung; Schulferien; Primarschule; Unterricht; Sprache; Rechnen; Turnen; Schulsport; Schwimmunterricht; Mettlen; Lättenwiesen; Regelklasse; Schülerin; Schüler; Lehrer; Lehrerin; Mittelstufe; Mädchen; Jungen; Deutsch; Englisch; Französisch; Mathematik; Geometrie; Geschichte; Geografie; Naturkunde; Religion; Realien; Mensch&Umwelt; Prüfung; Lo- gopädie; Schulpsychologie; Psychomotorik; Legastenie; Diskal- kulie; Schulbibliothek; Jugendlicher; Bildungssytem; Eltern; Elternrat; Partizipation; Schulbehörde; Schulpflege; Schulpfle- ger; Schulpflegerin; Lehrerkonferenz; Schulpsychologe; Kosten- beiträge der Erziehungsberechtigten; Jugendarbeiter; Jugend- arbeiterin; Schulbehörde; Schulleiter; Schulvorstand; Schulse- kretär; Schulpersonal; Vikariat; Quereinsteiger; Hauswart; Teen- ager; Pädagogik; verstärkte Massnahmen; Lehrmittel; Lehrplan 21; Sekundarschule; Sekundarstufe a, b und c; Elternorientie- rung; Elterngespräch; Besuchstag; Musik und Singen; Sport; Sportlehrerin; Rhythmik; Kochen; Handarbeit; Werken; Lebens- kunde; Informatik, EDV; Tanzen; Ethik; Italienisch; Biologie; Physik; Chemie; Atelier; Redekompetenz, Sozialkunde; Pisa- Studie; Integrierte Förderung; Musikschule; Lernhilfe; Aufgaben- hilfe; Nachhilfeunterricht; Niveauunterricht; Halden; Oberhausen; integrative Schulung; besonderer Bildungsbedarf; Abklärungs- stelle; Berufskunde; Stellwerktest; Berufsberatung; BIZ; Schnup- perlehre; Bewerbungen; Lehrstellensuche; Schulabschluss
VORWORT UNSERE SCHULE, WIE SIE LEBT UND LEHRT Geschätzte Leserin, geschätzter Leser als auch der Bund je ihre Zuständigkeiten und Mit den weltweit immer differenzierter wer- tragen damit die Verantwortung für diese Bil- denden Bevölkerungsstrukturen sowie der all- dungsstufen gemeinsam. Die Kantone und ih- gemein fortschreitenden Digitalisierung un- re Gemeinden finanzieren 90% der Bildungs- serer Lebensweise hat unsere Gesellschaft ausgaben der öffentlichen Hand. Die Gemein- in den zurückliegenden Jahren in ihrer sozia- den stellen sicher, dass jedes Kind die öffent- len und kulturellen Zusammensetzung viel Be- liche Schule seines Wohnorts besuchen kann. wegung erfahren. Veränderungen fanden bei- Die Schulbehörden der Gemeinden beantwor- spielsweise in der Entwicklung der sozialen ten Fragen rund um die Schule. Schichtung, der Familienstrukturen, aber auch Wie nun die Schule in unserer Gemeinde im Sprachgebrauch statt. Wichtige Pfeiler sind organisiert ist, welche wichtigen Neuerungen dabei Bildung und der rasante digitale Fort- eingeführt wurden und wie die Schule in der schritt in Wirtschaft und Gesellschaft. Im Zu- Vergangenheit aufgebaut war und in der Zu- ge dieses allgemeinen Zeitenwandels ist das kunft möglicherweise sein wird, hat der seit Schulwesen neu organisiert worden. Im Au- 1997 als freier Journalist tätige Autor Thomas gust 2018 wurde der Lehrplan 21 im Kanton Borowski im vorliegenden Werk festgehalten. Zürich eingeführt, der neue Unterrichtsformen Er ist darin auch auf Menschen eingegangen, und Schulfächer vorsieht. Die Schule muss welche die Schule mitprägen. den im Wirtschaftsbereich gesetzten Anfor- Dem Autor Thomas Borowski danken wir derungen nachkommen und mit der weltweit für die Erstellung dieses Neujahrsblatts, und angewandten Informationstechnologie Schritt allen Leserinnen und Lesern wünschen wir ein halten. Ein weiteres angestrebtes Ziel ist, die interessantes, erfreuliches und gesundes Jahr Kinder auf die Zukunft vorzubereiten. «Schule» 2019. ist denn auch das Thema, welches das Opfiker Neujahrsblatt 2019 aufgreift. Für die Arbeitsgruppe Neujahrsblätter In der Schweiz ist das Bildungswesen vom Yolanda Berner, Leitung Eintritt in die obligatorische Schule bis zur Ter- tiärstufe (Hochschulen und höhere Berufsbil- dung) eine Staatsaufgabe. Die Verantwortung für das Bildungswesen obliegt in erster Linie den 26 Kantonen. Im nachobligatorischen Be- reich (allgemeinbildende Schulen, Fachschu- len, Hochschulen) haben sowohl die Kantone 1
ENTWICKLUNG DER SCHULE SCHULE DAMALS UND HEUTE 1875 Ein Blick auf die Opfiker Klassenfotos aus den Die Schule folgt der Jahren 1875, 1972 und 2007 sprechen Bän- Gesellschaftsentwicklung de. Die Schule von damals ist mit der Schule Die Klassenfotos mögen im Vergleich und von heute kaum mehr zu vergleichen. Im Sonn- über die Jahrzehnte gesehen unterschiedlich tagsgewand posierte man im 19. Jahrhundert sein, eine Tatsache sei aber bei allen gleich, ordentlich, rund um die Respektsperson Lehrer ist Hansruedi Hottinger überzeugt: Die Tatsa- aufgereiht, ein Lächeln nicht erlaubt, schliess- che nämlich, dass die Lehrperson eine Res- lich war die Schule damals eine sehr ernste Sa- pektsperson ist, auch wenn der Eindruck heu- che. Ein Jahrhundert später schwebt der Geist te manchmal ein anderer sei. Seine wichtigs- der 68er-Bewegung sogar durchs Klassenzim- te Erkenntnis aus der langjährigen Lehrerzeit mer. Das Poster des Revoluzzers Che Guevara habe aber seiner Meinung nach für die Volks- an der Wand, die langen Haare bei Mädchen, schule allgemein Gültigkeit, wie er sagt: «Die Knaben und Lehrer sowie das verschmitz- Schule geht der Gesellschaft nie voraus – aber te Lächeln hier und da zeugen vom Gesell- sie muss ihrer Entwicklung folgen, um aktuell schaftswandel, der auch vor der Schule nicht zu bleiben.» Ein gutes Beispiel dazu liefert der Halt macht. Im 21. Jahrhundert lautet das Ge- Vergleich der beiden Klassenfotos von 1972 bot der Stunde dann «Coolness pur»: Schüle- und 2007. In seiner allerersten Klasse seien rinnen und Schüler und selbst der Lehrer ge- neben den Schweizer Jugendlichen noch zwei ben sich locker. Man sitzt oder liegt fürs Foto aus Fremdarbeiterfamilien von Italien gewe- auf dem Pausenplatz, eine Hierachie ist nicht sen. In der letzten Klasse bildeten die Schwei- mehr zu erkennen. Auf zwei der drei Klassenfo- zer Schülerinnen und Schüler eine deutliche tos ist der heute pensionierte Lehrer Hansrue- Minderheit. Auf dem Klassenfoto sind acht di Hottinger verewigt. Er stand rund 40 Jahre Nationen vertreten. Auch hier folgt die Schu- im Dienst der Schule Opfikon und hat die Schu- le der Gesellschaftsentwicklung, wie Hansrue- le rundum erlebt und immer mitgeprägt. Als Vi- di Hottinger sagt: «In der Schule von heute ist zepräsident des Dachverbandes der Deutsch- das Verständnis für die verschiedenen Ethni- schweizer Sekundarlehrpersonen arbeitete er en besonders wichtig, der respektvolle Um- an der Entwicklung der Sekundarstufe mit. Er gang miteinander ein zentraler Aspekt und die war zudem als Projektleiter für die Entwicklung Integration aller ist aus dem Unterricht nicht des ersten Wahlfachsystems im Kanton Zürich mehr wegzudenken.» Dass durch die soziale verantwortlich. Heute ist er Regionalleiter im und nationale Durchmischung die Schularbeit Jugend-Integrationsprojekt LIFT. nicht leichter wurde, versteht sich laut Hottin- 2
ENTWICKLUNG DER SCHULE 1972 2007 ger von selbst. Besonders die Elterngespräche sagt Hansruedi Hottinger, weshalb er den ihm – die er als Lehrer mit jedem seiner Schütz- anvertrauten Schülerinnen und Schülern im- linge und deren Eltern mindestens einmal ge- mer mit Respekt begegnete und diesen auch meinsam führte – gestalteten sich auch we- zurückverlangte. Dass die strenge Lehrperson gen Sprach- und Verständigungsschwierigkei- dabei nicht immer auf Gegenliebe stiess, be- ten sowie kulturellen Differenzen manchmal stätigte er mit einem Schmunzeln: «Wenn nicht herausfordernd, aber immer konstruktiv. zwischendurch ein Schüler oder eine Schülerin fand, dass ich als Lehrer ein ‹Dubbel› sei, dann Die Schule bereitet auf das hatte ich etwas falsch gemacht.» Erwachsenenleben vor Eine weitere, wichtige Veränderung ist im Die Vermutung, dass die Schule damals zu- Unterrichtsbetrieb auszumachen. Früher sei mindest für die Lehrpersonen einfacher war der Frontalunterricht üblich gewesen, heu- als heute, bestätigt Hansruedi Hottinger gerne. te gilt dieser aber als bieder und angestaubt. Früher sei man als Lehrer viel freier gewesen Neue Lernformen wie das altersdurchmischte in seinen Entscheidungen, wie man den Schul- Lernen seien im Trend und haben durchaus ih- unterricht gestaltet und führt, erinnert er sich: re Berechtigung, aber teilweise auch ihre Tü- «So schlimm es heute klingen mag, aber als ich cken. Trotzdem ist Hottinger heute noch davon meine Lehrertätigkeit frisch ab dem Lehrerse- überzeugt, dass Frontalunterricht nicht grund- minar begann, konnte es vorkommen, dass un- sätzlich schlecht sei, wenn man ihn situativ gehorsame Schülerinnen oder Schüler hand- mit Gruppenarbeiten und Diskussionen als lo- greiflich gemassregelt wurden. Etwas, was se Unterrichtsformen auflockere. «Ein Metho- heute undenkbar ist!» Unglaublich tönt auch denmix gilt heute immer noch als erfolgreiche die Erzählung, dass in der Halden anfänglich Schulmethode, weil man damit jeder Schülerin die Lehrerzimmer von Sek und Real getrennt und jedem Schüler gerecht werden kann.» Oft waren. Hottinger hat sich für eine Zusammen- herrsche seiner Meinung nach in Klassenzim- legung engagiert, was beim Umbau auch ge- mern heute zu viel Unruhe, was der Konzent- schah. Ein Auftrag der Oberstufenschule sei es ration abträglich sei. In solchen Fällen sei die schliesslich, die Jugendlichen auf das Erwach- Autorität der Lehrperson – heute wie damals – senenleben vorzubereiten, da müssen die Er- gefordert. wachsenen mit gutem Vorbild vorangehen. «Das Leben verlangt oft auch Durchhaltewil- len und die Übernahme von Verantwortung», 3
ENTWICKLUNG DER SCHULE WEISCH NO? Wir alle gingen irgendwann zur Schule. So 1967: Von Gleichstellung keine Spur hat jeder von uns in seinem Erinnerungs- Das Thema Gleichstellung von Mann und Frau thek die eine oder andere Anekdote ge- war 1967 gerade erst am Aufflammen. Davon speichert, manche mehr, manche weniger wollten die Verfasser eines Klassenlagerpro- positiv. Erinnerungen fördert auch ein Be- gramms zum Thema Alpwirtschaft und Berg- such ins Schularchiv zutage. Hier liegen bauernhof aber noch nichts wissen: Der da- Dokumente aus einer Zeit, in der die Schu- mals gängigen Rollenverteilung entsprechend, le eine sehr ernste Angelegenheit war. Heu- wurden Mädchen und Knaben gesondert von- te verleiten Auszüge daraus viel eher zum einander beschäftigt. Heute undenkbar. Schmunzeln. 1931: Ärger mit dem Schulsilvester «Donnerstagnachmittag: Wer heute noch glaubt, dass damals alles bes- Mädchen: Besichtigung eines Bauernhauses. Eine ser war, den belehrt das Schreiben von 1931 der Kirchenpflege Kloten an die Gemeinderäte Bäuerin beim Brotbacken. von Kloten und Opfikon eines Besseren. Knaben: Exkursion und Interview mit dem Förster.» 1970: Erfahrung macht klug «Wir möchten an die Gemeinderäte gelangen, mit Erfahrene Lehrpersonen wussten, was sie von ihren Schülerinnen und Schülern in einem Klas- der Bitte, durch eine Bekanntgabe den Beginn des senlager zu erwarten hatten und kommunizier- Schulsylvester festzusetzen, sodass es nicht mehr ten davor entsprechend. 1970 listeten sie im vorkommt, dass die jungen Leute die ganze Nacht Programm des Klassenlagers unter dem Punkt hindurch herumschwärmen und Unfug treiben. Ausrüstung detailliert auf, was einzupacken Wir wollen den Sylvester nicht verbieten, weil dieser sei und was nicht. ein Recht der Jugend ist, aber wir wollen Auswüchse vermeiden und bitten Sie höflichst, die ihnen «Rucksack, strapazierfähige Hose, Hemd (Bluse), gutscheinenden Massnahmen treffen zu wollen, Pullover, Windjacke, Regenschutz, hohe Schuhe, die eine Ausartung der Sylvesterfeier in unserer Waschzeug, Hausschuhe, Feldflasche, Ersatzschuh- Kirchgemeinde verhüten.» nestel, Schnur, Sackmesser, Plastiksäcke für Ersatz- 4
ENTWICKLUNG DER SCHULE wäsche und schmutzige Wäsche, Notizheft, Schreib- material, Karton als Unterlage, Ersatzwäsche. … Keine Fastnachtskostüme! Keine Transistorradios! Keine Reklameleibchen!» 2007: Das Ende des Examenweggens Er war der Höhepunkt eines jeden Schuljah- res: Der verlockend duftende Examenweggen, den man jeweils zusammen mit dem Zeugnis am Ende des Schuljahres erhielt. 2007 wur- de diese Tradition endgültig abgeschafft. Be- gründung: Rationalisierungs- und Sparmass- nahmen. «Die Examen werden per Schuljahr 2007/08 in Opfikon abgeschafft. Dies beinhaltet auch die Tradition der Abgabe eines Weggen.» 5
PORTRAIT TITEL «ICH LEBE IM JETZT!» Caroline Müller, Schülerin, Sekundarschulhaus Halden Caroline Müller hat den Grossteil ihrer Schulzeit in Opfikon verbracht. Dabei hat sie viele Erinnerungen fürs bevorstehende Erwachsenenleben gesammelt. Kurz vor Abschluss ihrer Volksschulzeit ist die 15-Jährige trotz meist positiven Erfahrungen an der Schule Opfikon froh, endlich einen neuen Lebensabschnitt beginnen zu können. Typisch Teenager, hält sie auf die Frage nach ihrer Meinung zum Thema Schule eine unverblümte Antwort bereit: «Anfangs war die Schule noch neu und mehr oder weniger toll. Je länger sie aber andauerte, desto mehr wurde sie zur Last.... mit der Zeit nervt es einfach immer mehr, in die Schule gehen zu müssen.» Aus einer Akademikerfamilie stammend, wechselten Caroline Müller und ihre Zwillingsschwester am Ende der Primarschule ins Gymnasium in Oerlikon. Nach gut zwei Jahren kam Caroline dann in die 3. Sekundarschule in Opfikon zurück, wo sie sich jetzt auf eine neue Herausforderung freut: «Ich habe die Aufnahmeprüfung für die Fachmittelschule bestanden und werde im ersten Jahr die Fachrichtung Pädagogik einschlagen.» Weil sie in ihrer Freizeit gerne mit anderen jungen Menschen zusammen ist und ihre sozialen Kontakte in guten Gesprächen und mit Aktivitäten pflegt, lag ihr diese Wahl nahe. Als Hilfsleiterin in der «Jubla» – Jungwacht- Blauring, ein mit der katholischen Kirche verbundener Kinder- und Jugendverband –, ist Caroline Müller ausserdem jeden zweiten Samstag mit Opfiker Mädchen und Knaben in Gruppenstunden sozial engagiert. Caroline Müller ist nicht nur sozial, sondern auch sportlich unterwegs. Über die freiwilligen Schulsportkurse in Opfikon hat sie zu ihrer liebsten Sportaktivität gefunden: Seit dem ersten Schnuppertraining in der vierten Primarschulklasse trainiert sie ein Mal pro Woche im Unihockey-Club Glattbrugg. Ihre musischen Aktivitäten wie Klavier- und Keyboardstunden an der Musikschule Opfikon hat sie dagegen auf Eis gelegt. Dafür lässt sie kein Blatt zwischen sich und den Charakter der Fernsehserie «Shadowhunters» kommen. Die mit Drama und Liebesgeschichten angereicherte Fantasy-Welt gefällt ihr, ebenso wie ihr derzeitiges Daheim in Opfikon. Ob sie auch zukünftig hier leben will, kann und will Caroline Müller heute nicht beantworten, weil ihr Lebensmotto das verunmöglicht: «Ich lebe im Jetzt!» 6
ORGANISATION DIE SCHULE Primarschule Lättenwiese Primarschule Mettlen Primarschule Oberhausen Sekundarschule Halden OPFIKON SSA SPD SETZT TH MU PRIORITÄTEN Operative Führung SZK GSL SV Ressort Ressort Qualitäts- und Schülerbelange Schulpflege Schulentwicklung Strategische Führung Die Schule Opfikon verfügt über ein Jahresbudget von beinahe 37 Millionen Franken, beschäftigt rund 340 Personen und betreut in über 75 Klassen und mehr als 25 Kindergartenabteilungen rund 1900 Schülerinnen und Schüler (Stand 2018). Entsprechend verantwortungsvoll sind die Führungsaufgaben. Mitte 2018 hat man sich an der Schule Opfikon mit der Etablierung einer neuen Geschäftsordnung den wachsenden Heraus forderungen gestellt und die Führungsaufgaben frisch verteilt. Ein Blick ins neue Organi- gramm zeigt auf: Die Schule Opfikon setzt klare Prioritäten. Operative Führung Strategische Führung Höchste Aufmerksamkeit geniesst das Durch die Trennung von der strategischen «Kerngeschäft»; die Schülerinnen und Schü- und die Einführung der operativen Führung ler. Entsprechend stehen die vier Schulein- bleibt der Schulpflege unter der Leitung von heiten Lättenwiesen, Mettlen, Oberhausen Schul(pflege)präsident Norbert Zeller mehr und Halden am Kopf der Organisation. Zwei- Zeit, sich um strategische Belange zu küm- tes wichtiges Merkmal der neuen Schulorga- mern. «Der politische Auftrag der Schulbe- nisation ist die Trennung zwischen operati- hörde – und des Präsidenten – bleibt mit der ver und strategischer Führung. Vereinfacht neuen Organisation derselbe. Aber wir ha- gesagt sorgen Caspar SalgÒ als Gesamt- ben mehr Zeit, uns auf die Zukunft der Schu- schulleiter (GSL) sowie die Schulleitungen le Opfikon zu konzentrieren», erklärt Norbert in den einzelnen Schulhäusern mit je ei- Zeller die Vorzüge der neuen Ordnung. Ob nem Zweierteam operativ für einen päda- dannzumal immer noch neun Schulpflege- gogischen und organisatorisch reibungs- rinnen und Schulpfleger die Geschicke len- losen Ablauf des Schulalltags. Unterstützt ken, wird sich in den nächsten Jahren wei- werden sie dabei von diversen Diensten sen. In der vom Volk zu verabschiedenden, wie: Schulverwaltung (SV), Schulpsycholo- neuen Gemeindeordnung könnte die Grös gischer Dienst Kloten-Opfikon (SPD), The- se der Schulpflege auf sieben Personen re- rapie (TH), Schulsozialarbeit (SSA), Musik- duziert werden, die über das Gedeihen der schule (MU) und Schulzahnklinik (SZK). Schule Opfikon wachen. 7
LEBENSRAUM SCHULE DIE GESCHICHTE DER OPFIKER SCHULHÄUSER Altes Schulhaus Opfikon Schule Opfikon gestern, heute und morgen Schulhaus als neue Heimat Es gab eine Zeit, da musste die Dorfjugend Im Laufe der Zeit wuchs Opfikon in seinen von Opfikon in Kloten oder Bassersdorf zur Ortsteilen Glattbrugg und Oberhausen konti- Schule. Denn dort sorgten die von der Kir- nuierlich, weshalb auch der Schulraumbedarf che gegründeten Landschulen für das bis weiter anstieg. Die ersten Trakte der neuen dahin einzige Unterrichtsangebot. Die ers- Schulanlage Halden übergab man 1954 ihrer te schriftliche Erwähnung einer ersten Op- Bestimmung. Die von Architekt Oskar Bitterli fiker Schule datiert aus dem Jahre 1634. In geplante Anlage umfasste sechs pavillonar- jenen Jahren verfügte Opfikon aber noch tige Gebäude, die ihr Erbauer selbst wie folgt lange nicht über ein eigenes Schulhaus. Da- beschrieb: «Im Schulhaus Halden, der auf- mals wurden die Kinder von den Schulmeis- strebenden Vorstadtgemeinde Opfikon-Glatt- tern in deren Wohnstuben unterrichtet, mit brugg, wird durch traditionsgebundene Form- entsprechenden Begleiterscheinungen: Um gebung der Baukörper die Vorstellung einer den strengen Gerüchen in der meist engen neuen Heimat erweckt.» Die Satteldächer und und trotzdem voll besetzten Schulstube Herr die gehöftartige Streuung der Trakte in der zu werden, verbrannte der Lehrer zur Luft- Parklandschaft sollten für die dort zur Schule verbesserung vor Ort dürre Wacholderstau- gehenden Kinder einen vertrauten und gleich- den. Bessere Verhältnisse gab es für die Op- zeitig schönen Lebensraum bieten. fiker Schülerinnen und Schüler erst im Jah- Im Juli 1966 erhielt Opfikon dann mit der re 1779. Dazumal eröffnete Opfikon im alten neuen Schulanlage Mettlen, gleich gegenüber Dorfkern das erste gemeindeeigene Schul- vom alten «Dorfschulhaus», die zweite mo- haus. 66 Jahre diente es dort seinem Zweck, dern eingerichtete Schulanlage in der Gemein- bis es 1845 von dem für 13'000 Franken er- de. Bereits zum damaligen Zeitpunkt wusste stellten Neubau an der Dorfstrasse – heu- die Schulpflege, dass aufgrund der grossen te als «Altes Schulhaus Opfikon» bezeich- Anzahl vorschulpflichtiger Kinder schon bald net und als Kindergarten verwendet –, abge- die nächste Schulanlage fällig würde. Entspre- löst wurde. Eine halbe Dekade später weihte chend früh begann man mit der Planung einer Opfikon 1897 ein weiteres neues Schulhaus weiteren Anlage. Im Juni 1974 war es dann so- ein, heute bekannt unter dem Namen «Dorf- weit, und die Schulanlage Lättenwiesen wurde schulhaus». mit einem grossen Volksfest eingeweiht. Fortsetzung Seite 11 8
LEBENSRAUM SCHULE Schulanlage Mettlen Schulanlage Lättenwiesen Schulanlage Halden 9
PORTRAIT «ICH BIN DIE SPEZIALISTIN FÜRS LERNEN» Corinne Gutknecht, Schulische Heilpädagogin, Primarschulhaus Lättenwiesen Corinne Gutknecht ist eine offene und mit einem gewinnenden Lächeln auf Fremde zugehende Person. Mit ihrem einnehmenden Wesen begegnet die 53-Jährige seit nunmehr 20 Jahren ihren Schülerinnen und Schülern. Stillstand kennt die Schulische Heilpädagogin in der Primarschule Lättenwiesen nur vom Hörensagen. «Ich gehe in meinem Leben gerne immer einen Schritt weiter und lerne Neues.» Mit 21 Jahren stieg sie in der Stadt Zürich ins Bildungswesen ein und wechselte 1998 nach Opfikon. Über Weiterbildungen liess sie sich bis zur QUIMS-Beauftragten (Qualität in multikulturellen Schulen) ausbilden und kümmert sich in dieser Leitungsfunktion mittlerweile seit über zehn Jahren um Sprachkompetenzförderung. Das Masterstudium an der Hochschule für Heilpädagogik führte sie zu ihrem Traumberuf der Schulischen Heilpädagogin, in dem sie viele Kinder und deren Familien während der Primarschulzeit begleitet. Ihrem Interesse für Fremdländisches hat sie es zu verdanken, dass ihr die Elterngespräche an der Schule Opfikon mit Personen aus anderen Kulturen keine Probleme bereiten. Gespür, Verständnis, Geduld und Flexibilität zählt sie zu ihren persönlichen Stärken, die ihr auch in schwierigen Situationen mit Eltern bisher geholfen haben. Im Umgang mit den ihr anvertrauten Kindern mit Lernschwierigkeiten begegnet sie mit gleicher Sorgfalt. Ihre hauptsächliche Tätigkeit umschreibt sie so: «Ich bin die Spezialistin fürs Lernen.» Auch wenn es manchmal seltsam erscheine, was andere sagen oder denken, geht Corinne Gutknecht davon aus, dass jeder seine guten Gründe dafür hat. Mit dieser Haltung versucht sie ihren Schülerinnen und Schülern, den Eltern und dem Lehrerteam zu begegnen. Neben ihren schulischen Aufgaben findet die zweifache Mutter erwachsener Töchter Entspannung im Familien- und Freundeskreis. Sie lebt mit ihrem Mann – einem Theaterdozenten –, ihrer Katze und ihrem Hund in einem Haus mit Blumengarten. In der Nähe befindet sich auch der Stall mit ihren beiden Pferden, wo sie fast täglich anzutreffen ist. Langeweile kommt der passionierten Reiterin aber auch sonst nicht unter. Sie pflege den sozialen Austausch in einem grossen Freundeskreis, mit dem sie gerne zusammensitze und ein gutes Essen geniesse. Und wenn die Ferienzeit angebrochen ist, zieht es Corinne Gutknecht gerne in fremde Länder, vorzugsweise in den Fernen Osten: «Die Neugier auf fremde Kulturen begleitet mich überall – in der Schule und auf Reisen gleichermassen.» 10
LEBENSRAUM SCHULE Wachstum verlangt nach Schulraum Das ständige Wachstum des mittlerweile zur Stadt gewordenen Opfikons zwang und zwingt die Schulpflege über die Jahre zur stetigen Erweiterung der Schulräumlichkei- ten. Konnten die zunehmenden Schülerzah- len anfänglich durch bis dahin leerstehende Räumlichkeiten und danach durch das Auf- stellen von provisorischen Schulräumen in Containerbauten aufgefangen werden, kam man nicht darum herum, 2015 mit der Eröff- Schulanlage Oberhausen nung der Schulanlage Oberhausen ein wei- teres Schulhaus in Betrieb zu nehmen. Die aus 120 vorfabrizierten Holzbauelementen als Provisorium erstellte Schulanlage kos- tete insgesamt 12,7 Millionen Franken. Die jüngste Erweiterung erhielt die Schule Opfi- kon im Sommer 2018. Pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres konnte der fünfecki- ge Neubau im Park der Schulanlage Halden seinem Betrieb übergeben werden. Der neue Trakt E bietet rund 20 Klassen- und Fachun- terrichtsräumen Platz und wird bis auf weite- res den Oberstufenschülern von Opfikon gu- te Dienste leisten. Das vorläufig letzte Kapi- tel in der Geschichte des Lebensraums Schu- le Opfikon wird ein Schulhausneubau für das Quartier Glattpark bilden. Wo und wann die- ser zu stehen kommt, steht zum heutigen Zeitpunkt aber noch in den Sternen. 11
ZAHLEN UND FAKTEN ENTWICKLUNG SCHÜLERBESTAND Schuljahr 86/87 = 25 SchülerInnen 87/88 = SchweizerInnen 88/89 = AusländerInnen 89/90 90/91 = Personal 91/92 92/93 93/94 94/95 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13 13/14 14/15 15/16 16/17 0 250 500 750 1000 1250 1500 1750 2000 Quelle: Schule Opfikon Anzahl Pesonen KOSTEN IM VERGLEICH 1862 - 2017 Rechne aus, um welchen Faktor sich im Jahr 1862: Schulgutsrechnung, Opfikon 2017 die Kosten seit 1862 erhöht haben: Lehrerbesoldung Fr. 668.47 Lehrerbesoldung: x Lehrmittel: x Lehrmittel Fr. 60.85 Schulmaterialien: x Schreibmaterial / Betrieb und Unterhalt: x Lehrmittel für Schulkinder Fr. 59.60 Total Ausgaben: x Reinigung Fr. 0.45 Beheizung Schulzimmer pro 1 K g Bau- und Unterhaltskosten Fr. 119.23 Total Ausgaben: Fr. 1145.39
ZAHLEN UND FAKTEN HERKUNFT DER SCHÜLER 2018 Europa Restliche Welt Albanien; Belgien; Bulgarien; Bosnien-Herzegowina; Deutschland; Ägypten; Algerien; Angola; Argentinien; Äthiopien; Brasilien; Frankreich; Griechenland; Grossbritannien; Italien; Kosovo; Chile; China; Dominikanische Republik; Eritrea; Ghana; Indien; Kroatien; Lettland; Liechtenstein; Litauen; Mazedonien; Irak; Iran; Japan; Kenya; Kolumbien; Libanon; Marokko; Montenegro; Niederlande; Österreich; Polen; Portugal; Rumänien; Mauritius; Nigeria; Palästina; Peru; Philippinen; Somalia; Russland; Schweiz; Serbien; Slowakische Republik; Slowenien; Sri Lanka, Syrien; Thailand; Tunesien; Vereinigte Staaten; Spanien; Türkei; Tschechische Republik; Ungarn; Ukraine Vietnam Quelle: Schule Opfikon 2017: Jahresrechnung Stadt Opfikon Was meinst du? Die jeweiligen Schulausgaben in Opfikon sind Lehrerbesoldung Fr. 19'165'732.– in der Schulgutsrechnung von 1862 und der Jahresrechnung der Stadt Opfikon von 2017 Lehrmittel und Fr. 705'774.– detailliert aufgeführt. Kann man diese mitein- Schulmaterial ander vergleichen? Was lässt sich aus den (ohne Anschaffungen) unterschiedlichen Zahlen mit Sicherheit fest- stellen? Als Hilfe hast du die Brot-Kilopreise der jeweiligen Jahre aufgeführt. Betriebs- und Verbrauchsmaterialien Fr. 3.60 Strom / Wasser Fr. 158'539.– pro 1 Kg Total Ausgaben: Fr. 20'030'045.– Quelle: Schule Opfikon
INTERVIEW «DIE JUGEND- LICHEN VON HEUTE SIND GUT ERZOGEN» Paul Landolt, 64, dienstältester Lehrer der Schule Opfikon Paul Landolt, Sie haben 39 Jahre Erfahrung der Lehrer der Erwachsene ist und den Schü- als Lehrer. Was ist eine gute Lehrperson? lern etwas mitgibt fürs Leben. Erziehung ist «Eine gute Lehrperson will mit Kindern und Ju- immer Arbeit an der Sache, die von gegensei- gendlichen zusammenarbeiten, nimmt diese tigem Verständnis geprägt sein muss, aber ernst und hat sie durchaus auch etwas gerne. nicht mit Druck ausgeübt werden darf.» Dann hat sie neben den fachlichen Fähigkei- ten die besten Voraussetzungen, die Balan- Wird von Lehrpersonen heute mehr Engage- ce zu finden, die Schüler sich selber verwirkli- ment verlangt, über das Schulgeben hinaus? chen zu lassen und gleichzeitig das fachliche «Der neue Berufsauftrag für die Lehrkräfte Wissen zu vermitteln. Zudem sollte man als mit geregelter Jahresarbeitszeit macht die Lehrer auch über sich selber lachen können.» Lehrerschaft zu ‹Stündelern›. Wenn ein Prob- lem auftauchte, habe ich mich allenfalls auch Haben sich die Schülerinnen und Schüler drei Mal zum Elterngespräch getroffen, bis über all die Jahre verändert? das Problem gelöst war. Heute überlegt man «Wenn ich die Jugendlichen von heute mit de- sich ein solches Engagement, weil man den nen von vor 30 Jahren vergleiche, stelle ich persönlichen Einsatz in Stunden abrechnen fest, dass die von heute besser erzogen sind. muss. Dies finde ich eine schlechte Entwick- Die heutigen Jugendlichen sind sehr offen und lung in unserem Beruf, der schon ohne die- können ihre Zuneigung gut ausdrücken. Es gibt sen persönlichen Einsatz viel Vorbereitungs- Schülerinnen und Schüler, die sagen mir, dass zeit braucht.» sie mich gerne haben. Das wäre zu meinen An- fangszeiten als Lehrer undenkbar gewesen.» Was werden Sie vermissen, wenn Sie pensio- niert und nicht mehr Lehrer sind? War es früher einfacher, sich als Lehrperson «Was mir sehr fehlen wird, das ist der direk- Respekt zu verschaffen? te Austausch mit den Kindern und Jugendli- «Nein, ich meine, diese Aufgabe ist über die chen. Aber vielleicht werde ich ja hie und da Jahre gleich geblieben. Die Lehrperson war einen Blick in die Schule Opfikon werfen kön- und ist eine Respektsperson. Früher wie heu- nen und als Aushilfe einspringen, wenn Not te haben die Schüler zu respektieren, dass am Mann ist.» 14
ZUKUNFT DER SCHULE PORTRAIT « BILDUNG IST NICHT NUR SCHULE» Nicole Sperisen, Vorsitzende Elternforum Oberhausen Nicole Sperisen ist als Vorsitzende des Elternforums Oberhausen eine von neun engagierten Müttern und Vätern, die zusammen mit je einer Vertretung der Schulleitung und aus dem Lehrerteam das Kernteam ihrer Elterngruppe bilden. «Eine solche Elterngruppe bildet heute das Bindeglied zwischen den Kindern und Eltern sowie der Schule», erklärt sie. Der Grossteil der Kinder an der Schule Opfikon habe Eltern, die sich daheim um sie kümmern. Einige dieser Eltern engagieren sich gerne über den Privatbereich hinaus auch im Schulbereich für ihren Nachwuchs. Dazu bilden sie mit anderen Eltern schulpflichtiger Kinder sogenannte Elternforen oder -vereine. «Wir setzen unsere Expertisen aus der Berufswelt, aber auch unsere Erfahrungen in praktischen Alltagsdingen dazu ein, die Lehrerschaft, Schulleitungen, Eltern und Schüler da zu unterstützen, wo Entscheidungshilfe notwendig ist.», umreisst sie die vielfältigen Leistungen des Elternforums. Das von der Schule geschätzte Engagement reiche von der Unterstützung der Lehrerschaft wie beispielsweise bei der Mithilfe am Schulsporttag über die Berufsvorstellung im Klassenzimmer bis hin zur Organisation des Schulsilvester- Abschlusses oder der Elternweiterbildung im Bereich Medienkompetenz. «In regelmässigen Treffen des Elternforums sprechen wir uns ab und planen die Aktivitäten», erklärt Nicole Sperisen. Als berufstätige Eventmanagerin in der Hotellerie wohnt Nicole Sperisen seit 10 Jahren mit ihrer Familie im Ortsteil Glattpark, wo ihr Sohn den Kindergarten Lilienthal besuchte. Heute geht er im Schulhaus Oberhausen in die zweite Klasse. Der lange Schulweg schade ihrem Sohn nicht, ist Nicole Sperisen überzeugt, auch wenn er diesen täglich zu Fuss zurücklegt. «Trotzdem bin ich der Meinung, dass es eine dringende Notwendigkeit ist, dass wir im Glattpark ein eigenes Schulhaus erhalten.» Sehr zufrieden ist sie dafür mit der Schule Opfikon und deren Schulleitungen, wie sie sagt: «Alle an der Schule Opfikon machen eine sehr wertvolle Arbeit und setzen viel daran, die Schule und ihre Schützlinge weiterzubringen. Ich kenne nur Kinder, die sehr gerne in Opfikon zur Schule gehen.» Damit das noch lange so bleibt, dafür setzen sich Nicole Sperisen und das Elternforum Oberhausen weiterhin in ihrer Freizeit ein. Denn sie alle seien einer festen Überzeugung, wie die Vorsitzende zum Abschluss des Gesprächs sagt: «Bildung ist nicht nur Schule, Bildung ist vor allem auch ganz viel Daheim.» 15
PÄDAGOGIK PÄDAGOGISCHE KONZEPTE IM VERGLEICH... Die Heterogenität der Schule Opfikon und und diese im Kontakt mit den Einheimischen Konsequenzen daraus rasch deren Sprache und soziales Verhal- Die Schule ist immer Bestandteil unserer Ge- ten übernahmen, sind lange vorbei. Die her- sellschaft und in diesem Sinne auch ein Spie- kunftsmässige Durchmischung der Klassen gelbild davon. Mit Blick in die heutigen Opfiker verlangt nach indiviualisierten Unterrichtsfor- Klassenzimmer wird diese Tatsache verdeut- men. Der klassische Frontalunterricht als ein- licht. Tatsache ist: Der Bevölkerungsanteil von zig gültige Lehrform wurde in Opfikon längst Ausländern beträgt in Opfikon knapp 45 Pro- abgelöst. Heute wird auf allen Ebenen und mit zent (Stand Ende 2017). Entsprechend gross grossem Aufwand alles daran gesetzt, jedes ist die Durchmischung von Nationalitäten an Kind auf seinem Niveau abzuholen und darauf der Schule. Klassen mit Kindern aus mehr als aufbauend weiter zu schulen, was grössten- zehn verschiedenen Ländern sind keine Sel- teils gut gelingt. Der neue Lehrplan 21 sieht tenheit. Beim Schuleintritt ist Deutsch für vie- zudem vor, dass das oberste Ziel der Schu- le die zweite, dritte oder gar vierte Fremd- le nicht mehr die reine Wissensvermittlung, sprache, die sie in ihrem jungen Leben be- sondern die Steigerung von Kompetenzen ist. reits lernen. Dazu kommt, dass ihr kultureller Eine Herkulesaufgabe für jede Lehrperson in und sozialer Hintergrund teils nicht verschie- Klassen mit verschiedensten Nationalitäten dener sein könnte. Diese Verschiedenartig- und entsprechend unterschiedlichen Voraus- keit der Schülerinnen und Schüler steht in der setzungen. Gut, geniesst jede Lehrperson die Schule Opfikon als grösste Herausforderung Freiheit, das für ihre Klasse am besten pas- über allem. Wie begegnet man diesem bun- sende Pädagogikkonzept anzuwenden. ten Mischmasch im Unterricht? Mit welchen Ob das nun die altersdurchmischte Lern- Lehrmethoden und Schulungsmodellen kann form mit mehreren Jahrgängen pro Klasse ist, man allen Kindern – unter Berücksichtigung oder ob es Unterricht nach dem sogenannten ihrer Herkunft – gerecht werden und dabei je- Churer Modell ist, das den Unterricht dem Ent- des Individuum gleich stark fördern? wicklungs- und Lernstand der Schülerinnen und Schüler in einem bewegungsfreundlichen Individuelle Unterrichtsformen Lernumfeld individuell anpasst: Individua- Der wahre Spagat gelingt der Schule Opfikon lisierung und Differenzierung im Unterricht heute grundsätzlich, wenn auch mit einem ist in Opfikon heute gang und gäbe. Das hat grossen Aufwand. Die Zeiten, als man wenige grosse Auswirkungen auf die Aufbereitung ausländische Kinder in eine von Schweizern des Schulstoffes, bis hin zur Umstellung des dominierte Klasse nur einzugliedern brauchte Schulzimmers. Alle pädagogischen Konzep- 16
PÄDAGOGIK ...UND WAS OPFIKON DARAUS LERNT te, die in Opfikon heute angewandt werden, denen Förderlehrern zusammen. Ein Team- versuchen, mit der Vielfalt im Klassenzimmer work, das erst erlernt werden musste. umzugehen und den zu vermittelnden Stoff- Sozialisation, Qualifikation und Selektion plan in irgendeiner Art und Weise zu meistern. lauten die Hauptaufgaben der Volksschule. Die wenigsten Lehrkräfte setzen dabei nur auf In Opfikon werden aufgrund der Heterogeni- ein Pädagogigkonzept, die meisten behelfen tät alle drei Kriterien abgedeckt, wenn auch sich mit Mischformen. nicht gleich stark. Offensichtlich ist aber die Tatsache, dass die Schule Opfikon in der So- Gelebte Integration an der Schule zialisation der jungen Generation extrem gute Eine weitere Herausforderung für alle Opfi- Arbeit leistet, wie die Schulabgänger Jahr für ker Lehrpersonen ist die Schere, die sich im Jahr beweisen. Kinder, die mit einem kaum täglichen Unterricht zwischen den Leistun- vorhandenen, sozialen Verständnis einge- gen der einzelnen Schülerinnen und Schülern schult wurden, verlassen die Sekundarschule auftut. Jeden Tag werden Lehrerinnen oder mit einer sehr grossen Sozialkompetenz. Die Lehrer im Unterricht mit dieser Aufgabe kon- Schule bietet damit bestes Beispiel für geleb- frontiert. Damit umzugehen ist ein Kraftakt, te Integration. 99 von 100 Schulabgängern der viel Persönlichkeit verlangt. Erschwerend sind in unserer Gesellschaft integriert, der kommt hinzu, dass es in heterogenen Ge- grösste Teil findet die passende Anschluss- meinden wie Opfikon heutzutage eine sehr lösung an die Volksschule. Früher wie heu- hohe Zu- und Wegzugsrate gibt. Die Wechsel- te steht im Mittelpunkt des Schulunterrichts rate an der Schule ist entsprechend hoch. In- aber die Beziehung Lehrer – Kind. Egal in wel- nerhalb von drei Jahren kann sich in einem chem Jahrzehnt wir uns befinden und wel- Klassenzug bis zu einem Drittel der Schüle- ches pädagogische Modell gerade geschult rinnen und Schüler austauschen. Selbsterklä- wird: Die Beziehung zwischen der Lehrperson rend, dass einige der Neuzuzüger mit wenig und dem Kind ist auch in Opfikon zentral und bis gar keinen Deutschkenntnissen in die Re- der Schlüssel zum Erfolg. gelklasse integriert werden sollten. Das ist mit ein Grund, weshalb die Lehrkräfte heute in der Schule Opfikon mehr zusammenarbeiten müssen als früher. Den traditionellen Klas- senlehrer, der durchwegs alleine unterrichtet, den gibt es heute kaum mehr. Die Lehrperso- nen arbeiten eng in Kooperation mit verschie- 17
PORTRAIT « ERST SCHAUEN WIR FÜR DIE KINDER – DANN FÜR DIE SCHULE» Rolf Baltensperger, Schulpfleger Rolf Baltensperger ist der dienstälteste Opfiker Schulpfleger. Vier Amtsperioden hat er schon absolviert. Im Sommer 2018 hat der heute 55-Jährige seine letzte Amtszeit angetreten, voller Tatendrang, wie er sagt: «Ich freue mich sehr auf die Herausforderungen, welche mir in den kommenden Jahren bevorstehen. Insbesondere meine Mitarbeit in der Objektbaukommission für den dringend notwendigen Opfiker Schulhausneubau für das Quartier Glattpark wird eine spannende Sache.» Amtsmüde ist Rolf Baltensperger keineswegs, im Gegenteil. Der gelernte Schlosser ist nach vielen Weiterbildungen heute in der Beratung und im Verkauf von Sanitäreinrichtungen berufstätig. Trotz dem Zusatz- pensum von rund 20 Stellenprozent bezeichnet er sein Schulpflegeamt als Hobby, das ihm viel Spass mache. Dabei könne er auch seine langjährige Erfahrung im Verkauf mit unzähligen Kundenkontakten in seine Schulpflegerarbeit einfliessen lassen, wie er bemerkt. Etwas traurig stimmt ihn die Tatsache, dass er als Schulpfleger früher vieles selber an die Hand nehmen konnte, beispielsweise die Abnahme von Sanierungsarbeiten an Schul- gebäuden. Mit der Übergabe solcher Aufgaben an die Liegenschaftenverwaltung der Stadt Opfikon seien diese Zeiten vorbei: «Heute dürfen wir nur noch wünschen.» Praktisch ist für Rolf Baltensperger nicht nur das Entgegenkommen seines Arbeitgebers, der ihm pro Woche bei Bedarf einen halben Tag für Einsätze im Schulpflegeamt zur Verfügung stellt. Komfortabel ist auch sein Wohnort in Opfikon, der gleich neben dem Schulzentrum Lättenwiesen liegt. Dort lebt der in Kloten aufgewachsene und seit 35 Jahren in Opfikon wohnhafte mit seiner Ehefrau in einer Patchworkfamilie. Mit einem Schmunzeln erzählt er, dass er seine heutige Beziehung eigentlich auch der Schulpflege zu verdanken habe: «Meine Partnerin lernte ich im Dienst als Schulpfleger kennen.» Seit vier Jahren sind die beiden glücklich verheiratet und widmen sich in der Freizeit ebenfalls erzieherischen Aufgaben: «Unser junger Langhaardackel Moon verlangt noch viel Aufmerksamkeit.» Die nächsten vier Jahre will Rolf Baltensperger in der Schulpflege noch einiges bewegen. Als Präsident des Ressorts Schülerbelange unterliegen ihm unter anderem die Bewilligungen von Therapieplätzen oder die Aufgabe der Schülerplatzierung. Und auch seine grösste Vision will Rolf Baltensperger die kommenden Jahre verfolgen: «Ich wünschte mir, dass wir in Opfikon in nicht mehr gebrauchten Schulhausprovisorien ein Kompetenzzentrum für erweiterte Schuldienste wie Therapienangebote einrichten könnten.» 18
SCHULPFLEGE DAS FÜHRUNGS- GREMIUM DER SCHULE OPFIKON Von links nach rechts: Caspar Salgò (Gesamtschulleiter), Shaban Haliti, Silvia Messerschmidt, Margarete Kersten (vorne), Josef Kaufmann, Sonia Maccarrone, Simone Bär, Norbert Zeller (Schulpräsident), Sandra Schwartz, Roger Würsch (Verwaltungsleiter), Rolf Baltensperger Was die Anzahl Mitarbeitende und das Bud- acht Mitglieder. Grundsätzlich ist die vom get anbelangt, ist die Schule Opfikon mit ei- Volk für die Amtsdauer von 2018 bis 2022 nem mittelgrossen Unternehmen vergleich- gewählte Schulpflege verantwortlich für die bar. Die Aufgaben, welche dessen Leitung in- Qualität der Schule und den Vollzug der kan- nehat, sind entsprechend verantwortungsvoll. tonalen Vorgaben. Ihre Hauptaufgabe ist die An der Schule Opfikon ist es das neunköpfi- Verantwortung für die pädagogische Füh- ge Gremium der Schulpflege, zusammen mit rung sowie die Qualitätsentwicklung und dem Gesamtschulleiter und den Co-Schullei- -sicherung an der Schule. Die Schulpflege ar- tungen der vier Schuleinheiten Halden, Lät- beitet eng mit den Leitungen der einzelnen tenwiesen, Mettlen und Oberhausen, welches Schuleinheiten zusammen und steht im Aus- sich um diese Aufgaben kümmert. tausch mit dem Gemeinderat sowie mit den Die Schulpflege Opfikon umfasst der- Eltern und externen Schuldiensten und Fach- zeit den Präsidenten Norbert Zeller sowie personen. Schulpräsidenten Opfikon Im Laufe der Jahrzehnte bildete die Schule Opfikon immer einen wichtigen Pfeiler unserer Ge- sellschaft. Auch wenn sich die Zeiten ändern – und damit die Ansprüche an eine Schule eben- falls –, eine Aufgabe blieb in all den Jahren die gleiche: Der Schulpräsident vertritt die Anliegen der Schule, gegen aussen, aber auch gegen innen. Über die Jahre nahmen sich die folgend auf- geführten, ausschliesslich Männer dem Amt des Schulpräsidenten Opfikon* an: 1894-1909: Pfarrer Nabholz; 1909-1918: Jakob Appenzeller und Hans Heinrich Morf; 1918-1921: Jakob Frei und Jakob Altorfer; 1921-1929: Alfred Dübendorfer und Jakob Altorfer; 1929-1938: Ernst Leu und Rudolf Benninger; 1938-1946: A. Huber-Denzler und Emil Girsberger; 1946-1950: Ernst Wettstein-Erni und Emil Girsberger; 1950-1955: Willi Hertig und Emil Girsberger; 1955-1966: Theodor Ulrich; 1966-1972: Balthasar Büsser; 1972-1978: Jürg Landolf; 1978-1986: Werner Abegg; 1986-1994: Paul Gehrig; 1994-2005: Markus Mendelin; 2005-2014: Hans Zolliker; seit 2014: Norbert Zeller. *1955/56 wurde die Sekundarschulgemeinde Opfikon-Kloten aufgelöst und die Sekundarschule Opfikon mit der Primarschulgemeinde Opfikon vereinigt. Bis 1955 gab es jeweils zwei Schulpräsidenten. 19
ZUKUNFT DER SCHULE SMARTPHONE, TABLET, DIGITALWAND TAFEL UND CO. «Schule ist mehr als Vorbereitung auf das Le- tisiert. Die Kompetenz im Umgang mit elektro- ben, sie ist ein Stück Leben, das es zu gestal- nischen Medien ist eine Anforderung, die von ten gilt.» Der Satz aus dem aktuellen Leitbild der Berufswelt an zukünftige Schulabgänger der Sekundarschule Halden bringt das The- aus Opfikon gestellt wird. Dem trägt der neue ma Digitalisierung im Klassenzimmer auf den kantonale «Lehrplan 21» – 21 steht hier für al- Punkt: Längst sind auch die Opfiker Schülerin- le Deutschschweizer Kantone – gebührend nen und Schüler sowie ihre Lehrpersonen als Rechnung. Er räumt der ICT-Schulung zukünf- Teil der modernen Gesellschaft damit konfron- tig viel Platz ein. Je zwei Unterrichtsstunden tiert, sich im Schulalltag mit den neusten Infor- pro Woche sind den Bereichen Natur & Tech- mations- und Kommunikationstechnologien nik und dem neuen Unterrichtsfach Medien & (ICT) auseinanderzusetzen. Die Zeiten, als im Informatik gewidmet. Schulzimmer Wandtafeln, Kreide, Papier und Stifte als alleinige Utensilien zur Wissensver- Tablets und digitale Wandtafeln mittlung angesehen wurden, sind vorbei. Com- Dass Informations- und Kommunikationstech- puter, Tastaturen und Digitalwandtafeln haben nologien im Unterricht ein Muss sind, um die im Schulzimmer Einzug gehalten. junge Opfiker Generation auf ihr zukünftiges Erwachsenenleben ausreichend vorzuberei- Neues Unterrichtsfach Medien & Informatik ten, versteht sich von selbst. So haben sich Die Gesellschaftsentwicklung hin zur Digi- die Schule und ihr Lehrpersonal dieser Aufga- talisierung macht vor den Schultüren nicht be mit der entsprechenden Schulung und der Halt. Zumindest auf Sekundarschulstufe be- technischen Ausrüstung der Klassenzimmer sitzen heute praktisch alle Jugendlichen ein angenommen und treiben diese voran. In ver- Smartphone. Das soziale Leben vieler findet schiedenen Klassen wird in Opfikon bereits mit zu grossen Teilen über digitale Chatgruppen zeitgemässen Technologien unterrichtet. An statt. Wer nicht dabei ist, wird ausgegrenzt. Tablets erhalten die Schülerinnen und Schüler Die Smartphones sind immer dabei, auch im digitale Kompetenzen vermittelt, indem sie im Klassenzimmer. Dem Umgang mit dieser Tat- speziellen ICT-Unterricht die dafür notwendi- sache begegnet man an der Schule Opfikon gen Fertigkeiten erlernen. Und im Klassenun- mit klaren Regeln. Wann die Smartphones ab- terricht kommen vereinzelt schon digitale, in- gegeben oder abgeschaltet sein müssen und teraktive Wandtafeln zum Einsatz. In Opfikon wann sie allenfalls für Unterrichtszwecke ein- stellt man sich der Herausforderung Digitali- gesetzt werden, ist festgelegt und wird thema- sierung mit allen verfügbaren Mitteln. 20
PORTRAIT «JEDER ARBEITSTAG IST ANDERS» Natan Grosz, Kindergärtner, Kindergarten Dammstrasse Natan Grosz ist Kindergärtner mit Herz und Seele. Der 34-Jährige ist im fünften Jahr im Kindergarten Dammstrasse an der Arbeit und freut sich jeden Tag aufs Neue, die Herausforderung mit den Kindern aus dem Multikulti-Quartier anzunehmen. Momentan unterrichtet er mit seinem Co-Kindergärtner Beat Unternährer eine Klasse mit Kindern aus acht verschiedenen Nationen. Um den sprachlichen Anforderungen gerecht zu werden, erhalten sie in ihrer täglichen Arbeit Unterstützung von spezialisierten Lehrkräften, die beispielsweise Deutsch als Zweitsprache unterrichten. «Nebst der sprachlichen Förderung achten wir besonders darauf, dass sich die Kinder in unserem Unterricht viel bewegen und in die Natur rauskommen.» Um seine Ideen umsetzen zu können, erhalte er von der Schule Opfikon viel Unterstützung und Freiheiten, was er sehr schätze. Auch seine Vision eines Waldkindergartens sei von der Schulleitung positiv aufgenommen worden. Die Chancen stünden gut, dass der Traum bald Realität wird. Wer den stattlich grossen Natan Grosz auf der Strasse antrifft, würde wohl kaum erraten, dass dieser als Kindergärtner arbeitet, was auch keine Selbstverständlichkeit ist. Denn Natan Grosz absolvierte nach der Schule eine Lehre als Hochbauzeichner und arbeitete dann viele Jahre in verschiedenen Architekturbüros, auch während er die Erwachsenenmatur nachholte und sich für ein Studium entscheiden musste, wie er sagt: «Ich schwankte zwischen Architektur, Geschichte und Kindergärtner, entschied mich dann aber für Letzteres, weil ich als sehr aktiver Mensch den Umgang mit Menschen liebe. Jeder Arbeitstag als Kindergärtner ist anders.» Dass er als Mann in dieser sonst von Frauen dominierten Berufsgattung arbeitet, daran gewöhnen sich die Eltern der Kinder rasch, wie Natan Grosz mit einem Schmunzeln erklärt: «Beim ersten Kennenlernen reagieren die Mütter meist cool auf mich, die Väter begegnen mir als Mann dagegen eher fragend. Die anfängliche Skepsis legt sich aber rasch.» Der in Israel, Holland und der Schweiz aufgewachsene Natan Grosz lebt heute in Beziehung mit einer Tierärztin. Gemeinsam haben die beiden einen kleinen Sohn. Nebst Familie und Arbeit bleibt dem engagierten Kindergärtner deshalb nicht mehr viel Zeit, seinen Hobbies Fotografie, Radsport und Lesen nachzugehen. Erholung findet er mit seiner Partnerin dennoch, gerne auf Reisen nach Skandinavien oder Israel, beim Besuch eines Fussballmatches oder Metalkonzertes. 21
ZUKUNFT DER SCHULE VISIONEN UND IDEEN Die heranwachsenden Kinder sind die Zukunft Opfikon gerne umsetzen würde. Sein Wunsch unserer Gesellschaft. Moderne Schulen wie die ist die Profilschärfung der Schulen. Wenn man von Opfikon sind darum bemüht, in jedem jun- den einzelnen Schulen im Kanton Zürich nach gen Menschen die Fähigkeiten zu stärken, die amerikanischem Vorbild ein formales Profil ge- in Zukunft vermehrt gebraucht werden. Denn ben könnte, würde er auf die Kultur- und Sport- in einer von Computern und Maschinen domi- förderung setzen: «Wir haben an unserer Schule nierten Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts sind viele sehr gute Sportlerinnen und Sportler und andere Fähigkeiten gefordert als in der Ver- auch ganz tolle Schauspielerinnen und Schau- gangenheit. Heute sind nicht Auswendiglerner spieler. Wenn wir im Unterricht weniger Zeit in und Pflichterfüller gefragt, sondern junge Men- die Hauptfächer und dafür mehr Zeit in die För- schen mit sozialer Kompetenz und einer guten derung von musischer oder sportlicher Bega- Portion Querdenkertum. Doch wie erreicht die bung investieren könnten, wäre das für viele ei- Schule Opfikon zukünftig, dass die Neugier ne grosse Chance.» Denn wenn ein Kind reali- und Offenheit sowie die Begeisterungsfähig- siert, dass es im Sport und im Schauspiel mit keit der Jugendlichen erhalten bleibt und ziel- Trainieren oder Üben besser wird, dann realisiert gerichtet gesteuert werden kann? es auch auf schulischer Ebene, dass der gleiche Lerneffekt vielleicht ebenfalls in der Mathema- Kultur- und Sportförderung als Optionen tik oder im Deutschunterricht zum Erfolg führt. «Wir haben Klasse!» lautet das Motto der Noch bleibt die Vision von eigentlichen Sport- Schule Opfikon, welche damit deutlich macht, und Kulturschulen in Opfikon reine Zukunftsmu- dass sie eine starke und gesunde Schule ist, sik. Nicht zuletzt aufgrund gesetzlicher Vorga- wie es Schulpräsident Norbert Zeller sagt: ben, welche solche Bemühungen erschweren. «Wir fördern unsere Schützlinge, damit sie Aber könnte man die Idee in ein Konzept umar- sich zu selbständigen und eigenverantwortli- beiten und als Versuchsprojekt starten, räumte chen Individuen entwickeln, die im Sinne der ihr Hannes Ziegler durchaus Chancen ein, min- Sozialisierung lernen, dass sie zwar einzigar- destens ein Umdenken anzuschieben. tig, aber nicht unabhängig sind.» Gerade bei der Individualitätsförderung solle die Schule Sprache als Schlüssel zum Erfolg Opfikon vermehrt auf sportliche, kreative und Ein anderes Thema, das die Schule Opfikon musische Fächer setzen, ist der Schulpräsi- schon länger beschäftigt und auch in Zukunft dent überzeugt. weiter beschäftigen wird, ist die Sprachkennt- In die gleiche Richtung steuert eine Zu- nis. Deutsch als Muttersprache kann heute in kunftsvision, die Schulleiter Hannes Ziegler in vielen Schulen nicht mehr als Grundvoraus- 22
ZUKUNFT DER SCHULE setzung angesehen werden. Diese Heraus- der Zukunft zu machen, dabei Grundsätzli- forderung ist gross, schliesslich ist die Spra- ches zu hinterfragen und die heutige Schul- che im Bildungswesen der Schlüssel zum Er- form kritisch zu betrachten. «Ist der heute folg. In Opfikon hat man die Tatsache längst auf Regelzeiten mit vorgeschriebenen Pau- erkannt und ist daran, die für alle besten Lö- sen und fixen Klassenzimmern basierende sungen zu finden. Besonderer Förderunter- Schulalltag in fünfzehn Jahren noch zeitge- richt unter dem Titel Deutsch als Zweitspra- mäss?», fragt Norbert Zeller. Diese Form des che (DaZ) gehört in Opfikon längst zum Schul- Planunterrichts erinnere ihn manchmal an die alltag. Zudem erhält Opfikon vom Kanton als Zeit der Industrialisierung, als Schulen wie Fa- anerkannte QUIMS-Schule (Qualität in multi- briken gebaut und geführt wurden. Sein weite- kulturellen Schulen) seit Jahren fachliche und rer Blick in die Zukunft: «Ich sehe vor mir eine finanzielle Unterstützung. Damit unterstützt offenere Form der Schulgebung, beispielswei- man Schülerinnen und Schüler mit Migrati- se auch im Bau der Schulgebäude oder in der onshintergrund nachhaltig. Unterrichtsform.» Seine Idee fusse auf einem Aber auch die von Haus aus deutschspra- Menschenbild, «dass jeder Mensch einzigar- chigen Kinder werden separat gefördert, wäh- tig ist und so seinen eigenverantwortlichen rend sie in ihren Klassen integriert und dort und individuellen Beitrag zu unserer Gesell- gut aufgehoben sind. Dabei lernen sie gleich- schaft erbringt». Auf den Schulbetrieb über- zeitig den Umgang mit anderen Kulturen. Wei- tragen, würde diese offenere Unterrichtsform tere Massnahmen wie die sprachliche Früh- bedingen, dass alle Erwachsenen den Schü- förderung bei Kleinkindern vor Schuleintritt lerinnen und Schülern von dannzumal mehr sowie der Deutschunterricht für Eltern sind zutrauen und von ihnen zugleich mehr einfor- an der Schule Opfikon bereits Realität oder dern. Auch die Eltern sollten vermehrt, insbe- in Planung, um der Sprachthematik auch zu- sondere auch in den Vorschuljahren, in die künftig aktiv zu begegnen. sprachliche Frühförderung integriert werden. Schule und Eltern müssen besser zusammen- In Zukunft mehr Coaching statt Lehren? arbeiten, dann sei die Schule wirklich erfolg- Schulische Inhalte und formale Ausrichtun- reich und könne das Beste bewirken, glaubt gen sind sicherlich zwei wichtige Punkte im Norbert Zeller. «Schule wäre somit weniger unmittelbaren Zukunftsszenario. Für Schul- starren Strukturen unterworfen und käme präsident Norbert Zeller geht der Blick aber mehr einem individuellen Coaching gleich», heute schon weit über den Tellerrand hinaus. schliesst der Schulpräsident seine Zukunfts- Er wagt es, sich Gedanken zum Schulalltag betrachtungen. 23
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