Schülerinnen- und Schüler-beteiligung

Die Seite wird erstellt Lui-Horst Frank
 
WEITER LESEN
Schülerinnen- und Schüler-beteiligung
Rahmenkonzept Inklusive Bildung
der Stadt Kassel

           Schülerinnen-
                                                                 Öffentlich-
            und Schüler-             Evaluation
                                                                 keitsarbeit
             beteiligung

                       Kooperation
    Schul-
                          und                     Elternarbeit
 orgDnisation
                       Vernetzung

               Schul-             Aus-, Fort,-                Inklusive
            entwicklung           und Weiter-               Schule bauen
                                    bildung

                                                  Übergänge
Schülerinnen- und Schüler-beteiligung
Wir danken allen Förderern und Beteiligten
               • Beratungs- und Förderzentren (BFZ)           Schulleitung und/oder Lehrkräfte von:
               • Bildungs- und Forschungsinstitut zum         • Alexander-Schmorell-Schule
                 selbstbestimmten Leben Behinderter (bifos)   • Albert-Schweizer-Schule
               • Dezentrale Erziehungshilfe                   • Astrid-Lindgren-Schule
               • ERIK – Schule für alle Kinder                • August-Fricke-Schule
               • fab e.V. - Verein zur Förderung der          • Carl-Schomburg-Schule
                 Autonomie Behinderter                        • Carl Anton Henschel Schule
               • Gemeinsam leben Hessen e.V.                  • Ernst-Leinius-Schule
               • Gesamtpersonalrat der Lehrerinnen und 		     • Friedrich Wöhler Schule
                 Lehrer des Staatlichen Schulamtes für den    • Friedrichsgymnasium
                 Landkreis und die Stadt Kassel               • Georg-August-Zinn-Schule
               • Hessische Lehrkräfteakademie                 • Goethegymnasium
                 (Studienseminare für Grund-, Haupt-, Real-   • Grundschule Bossental
                 und Förderschulen, Berufliche Schulen und    • Grundschule Waldau
                 Gymnasien)                                   • Heinrich-Schütz-Schule
               • Landeswohlfahrtsverband                      • Johann-Amos-Comeniusschule
               • Landkreis Kassel                             • Max-Eyth-Schule
               • Lichtenau e.V.                               • Mönchebergschule
               • Schulelternbeiräte                           • Offene Schule Waldau
               • StadtBild gGmbH                              • Oskar-von-Miller-Schule
               • Stadtelternbeirat                            • Osterholzschule
               • Staatliches Schulamt für den Landkreis und   • Pestalozzischule
                 die Stadt Kassel                             • Reformschule
               • Universität Kassel                           • Schule Am Lindenberg
                                                              • Schule Am Wall
               Stadt Kassel mit:                              • Schule Hegelsberg
               • Behindertenbeirat Stadt Kassel               • Valentin-Traudt-Schule
               • Dezernat V - Jugend, Schule, Frauen,         • Wilhelm-Lückert-Schule
                 Gesundheit                                   • Wilhelmsgymnasium
               • Frauenbüro
               • Geschäftsstelle der Beiräte
               • Gesundheitsamt
               • Hauptamt
               • Hochbau- und Gebäudebewirtschaftung
               • Jugendamt
               • Schulverwaltungsamt
               • Sozialamt
               • Zukunftsbüro

               3
Inhalt
         1.			Einleitung 11

         2.			Gesetzliche Rahmenbedingungen 12
         3.			 Umsetzung der inklusiven Bildung in der Stadt Kassel – der Prozess	 13
         3.1.		 Einbettung in den städtischen Gesamtprozess	                       13
         3.2.		 Herausforderungen und Ziele	                                       14
         3.3.		 Die Entstehung des Rahmenkonzeptes	                                15

         4.			    Besonderheiten in der Stadt Kassel15
         4.1.		   Qualitätssicherung Integrationsplatz in Kasseler Kindertagesstätten (QUIKK)	  15
         4.2.		   Regionales Beratungs- und Förderzentrum (rBFZ) an der Astrid-Lindgren-Schule	 16
         4.3.		   Modellregion Inklusive Bildung	                                               17
         4.4.		   Kommunale Koordinierung der inklusiven Bildung in Kassel	                     17

         5.			 Steuerung und Gremienstruktur 18

         6.			 Strategische Ziele und Qualitätskriterien	                                      19
         6.1.		 Schulentwicklung und Schulorganisation im Kontext der Inklusion                20
         6.2.		 Unterrichtsentwicklung im Kontext der Inklusion	                               22
         6.3.		 Inklusive Schule bauen	                                                        25
         6.4.		 Elternarbeit im Kontext der Inklusion	                                         26
         6.5.		 Schülerinnen- und Schülerbeteiligung im Kontext der Inklusion	                 27
         6.6.		 Aus-, Fort- und Weiterbildung im Kontext der inklusiven Bildung	               28
         6.7.		 Übergänge gestalten im Kontext der Inklusion	                                  29
         6.8.		 Kooperation und Vernetzung                                                     31
         6.9.		 Evaluation	                                                                    32
         6.10. Öffentlichkeitsarbeit                                                           33

         7.			Ausblick 34

                                                                           5
6
Grußwort
           „Inklusion ist, wenn keine und keiner                Angeboten der verschiedenen Bildungsgänge
           draußen bleiben muss und alle mitmachen              und des Schullebens. Die Kommune als Schul-,
           können“.                                             Jugendhilfe- und Sozialhilfeträger hat hier
                                                                viele Aufgaben, die zum Gelingen inklusiver
           Als Kommune ist die Stadt Kassel auf dem Weg         Bildung beitragen.
           in die inklusive Gesellschaft oder das inklusive     Ein wichtiger Erfolgsfaktor - wenn nicht sogar
           Gemeinwesen in vielen Bereichen gefordert.           der Wichtigste - ist ein Umsetzungskonzept,
           Die Verabschiedung und Ratifizierung der             das von möglichst vielen Beteiligten mitgetra-
           UN – Behindertenrechtskonvention verbietet           gen wird und dann standortbezogen an den
           die Diskriminierung von Menschen mit                 Schulen gelebt werden kann.
           Behinderungen in allen Lebensbereichen und           Deshalb haben wir entschieden, das vom Land
           orientiert sich am Prinzip der Teilhabe. Die         Hessen geforderte kommunale Rahmenkon-
           UN – Behindertenrechtskonvention hat unter           zept zur inklusiven Bildung nicht am „grünen
           anderem erhebliche Auswirkungen auf den              Tisch“ zwischen der Stadt und dem Staatli-
           Bereich der schulischen Bildung, denn die Ver-       chem Schulamt zu erarbeiten, sondern einen
           tragsstaaten haben sich mit Unterzeichnung           breiten Beteiligungsprozess zu initiieren, in
           der Konvention verpflichtet, ein inklusives          den auch Schulen, Eltern- und Schülerver-
           Bildungssystem auf allen Ebenen zu gewähr-           tretung und die Behindertenverbände einge-
           leisten und Menschen nicht aufgrund einer            bunden sind. Transparenz, Beteiligung und das
           Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem           Fachwissen unterschiedlicher Professionen
           auszugrenzen. Im Umkehrschluss heißt dies,           und Bereiche sind der beste Weg, um zu guten
           dass das allgemeine Bildungssystem so auszu-         und tragfähigen Lösungen und zu einem brei-
           richten ist, dass Teilhabe diskriminierungsfrei      ten Konsens zu gelangen. Ich danke allen, die
           möglich ist.                                         sich in den Arbeitsgruppen mit ihrer Expertise
           Bezüglich der Frage, wie das Konzept inklu-          für das Gelingen des Prozesses engagiert
           sive Schule umzusetzen ist, mittels welcher          haben.
           pädagogischer Konzepte und ob der Zugang             Das hier vorgelegte Rahmenkonzept zur
           voraussetzungslos gilt, dazu trifft die Be-          Umsetzung der inklusiven Bildung in Kassel
           hindertenrechtskonvention keine Aussage.             ist das Ergebnis dieses Beteiligungs- und
           Insofern gibt es Gestaltungsspielräume der           Verständigungsprozesses. Es ist nicht in Stein
           Unterzeichnerländer, aufgrund der Gesetz-            gemeißelt, sondern soll als Wegweiser und
           gebungskompetenz in Deutschland bei den              Prozesspapier verstanden werden. Für die
           Bundesländern. In Hessen gilt seit der Novel-        inklusive Bildung gilt wie für viele andere
           lierung des Schulgesetzes in 2011, dass die          Bereiche, in denen gemeinsam Neuland
           Beschulung von Kindern mit Behinderungen             betreten wird, dass man an vielen Stellen
           und Beeinträchtigungen in der allgemeinen            erst im Tun klug wird.
           Schule der Regelfall ist. Damit ist klar gestellt:   Deshalb sind die Erfahrungen, die wir mit der
           Es geht nicht um das OB, sondern um das WIE          Umsetzung des Konzepts in den Schulen
           der inklusiven Bildung und Land und Kommu-           machen auch der Prüfstand für die zukünftige
           ne sind hier gemeinsam in der Verantwortung!         Weiterentwicklung.
           Aus kommunaler Sicht sehe ich die Heraus-
           forderungen, die sich durch die Inklusion
           für die Kasseler Bildungslandschaft stellen,         Anne Janz
           eingebettet in die kommunale Gesamtstrate-           Stadträtin
           gie, gute Bildungsmöglichkeiten und gleiche          Dezernat V für Jugend, Schule,
           Teilhabechancen für alle Kinder und Jugend-          Frauen und Gesundheit
           lichen in Kassel zu gewährleisten. Inklusive
           Bildungsangebote ermöglichen Kindern und
           Jugendlichen den gleichberechtigten Zugang
           zu allen Angeboten des Unterrichts, zu den

           7
Grußwort
           Der Behindertenbeirat begrüßt es ausdrück-        Bei aller berechtigten Freude über das bisher
           lich, dass die Stadt Kassel die Umsetzung der     Erreichte müssen alle Beteiligten wissen, dass
           inklusiven Bildung vorantreibt und Modell-        die Stadt mit dem Prozess der Umsetzung der
           region Inklusive Bildung des Landes Hessen        inklusiven Bildung in Kassel erst am Anfang
           geworden ist.                                     eines sicherlich mühsamen Weges steht. Wer
                                                             den ersten Schritt wagt, hat sich letztlich auch
           Einige der Mitglieder des Behindertenbeirates     für die Realisierung der nächsten Schritte
           kennen es aus eigener Betroffenheit, wie man      verpflichtet.
           sich absolut ausgegrenzt fühlt, weil z. B. eine
           Schulausbildung aufgrund unüberwindlicher         Der Behindertenbeirat hat gerne in den vor-
           baulicher Barrieren in der Schule am Heimat-      bereitenden Arbeitsgruppen zur Erstellung des
           ort nicht möglich war und somit mehrere           vorgelegten Rahmenkonzeptes mitgearbeitet
           100 km entfernte Internatsschulen besucht         und wird sich auch zukünftig entsprechend
           werden mussten.                                   einbringen. Er wird den Prozess der Umset-
                                                             zung der inklusiven Bildung in Kassel auf-
           Die ersten Schritte sind nun erfolgreich          merksam beobachten und bei Bedarf seine
           gesetzt worden. So wurde z. B. mit dem            Anregungen oder Kritik den zuständigen
           Beratungs- und Förderzentrum - angesiedelt        Gremien vortragen.
           an der Astrid-Lindgren-Schule - eine wichtige
           Voraussetzung für eine erfolgversprechende
           schulische Inklusion geschaffen.                  Helmut Ernst
                                                             Vorsitzender des Behindertenbeirats
                                                             der Stadt Kassel

           8
Grußwort
           Am 26.03.2009 trat in Deutschland die              schen System und in kommunalen
           UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft.           Zuständigkeiten der Stadt Kassel als Schul-,
           Sie hat zum Ziel, die Diskriminierung von          Jugendhilfe- und Sozialhilfeträger aufeinander
           Menschen mit Behinderungen in der Gesell-          abzustimmen, eine Gesamtstrategie zu entwi-
           schaft zu unterbinden und deren Chancen-           ckeln und somit effektiv und erfolgreich gute
           gleichheit zu fördern.                             Bildungsmöglichkeiten und gleiche Teilhabe-
           Die UN-Konvention und das Hessische Schul-         chancen für alle Kinder und Jugendlichen in
           gesetz geben uns in der Bildungsverwaltung         Kassel zu gewährleisten.
           und in der Schule den Auftrag, ein inklusives      Die Umsetzung der Inklusion ist als fortlau-
           Schulwesen zu entwickeln: Kinder und               fender Prozess zu verstehen: Das vorliegende
           Jugendliche mit und ohne Behinderung sollen        Rahmenkonzept zur inklusiven Bildung in
           in unseren Schulen selbstverständlich zusam-       Kassel, das durch einen breiten Beteiligungs-
           men lernen, leben und arbeiten.                    prozess entstanden ist, ist ein erster bedeut-
           Unser Anliegen ist, allen Schülerinnen und         samer Schritt.
           Schülern in Kassel zu ermöglichen, ihre Talente
           zu entfalten – und zwar am besten gemein-
           sam. Um dieses bildungspolitische Ziel erfolg-     Helga Dietrich
           reich umzusetzen, bedarf es bei allen Betei-       Amtsleiterin des Staatlichen Schulamtes
           ligten eines beherzten Maßes an Innovation,        für den Landkreis und die Stadt Kassel
           Tatkraft, Flexibilität und Anstrengung.
           Dieses Engagement und die notwendige
           pädagogische Empathie haben zahlreiche
           Lehrerinnen und Lehrer in Kassel bereits seit
           vielen Jahren erfolgreich unter Beweis gestellt:
           Der gemeinsame Besuch von Schülerinnen und
           Schülern mit und ohne Beeinträchtigung bzw.
           Behinderung hat in Kassel eine lange und
           erfolgreiche Tradition. Der Gemeinsame
           Unterricht und verschiedene Konzepte
           individueller Förderung und Kooperations-
           formen haben sich bewährt und werden nun
           in Schulen mit inklusivem Angebot ausgebaut.
           In schulische Praxis umgesetzt bedeutet In-
           klusion: Kein Kind muss besondere Leistungen
           erbringen oder besondere Eigenschaften
           nachweisen, damit es eine bestimmte Schule
           besuchen darf, das gemeinsame Leben und
           Lernen aller Kinder in einer Schule wird
           zukünftig der Regelfall sein.
           Eine Schule zu einer inklusive Schule weiter zu
           entwickeln geht nicht in Einzelarbeit, sondern
           bedarf klarer Entscheidungen, umfassender
           Diskussionen, Kooperationen und langwieriger
           Entwicklungen sowie den Glauben an den Sinn
           einer guten Sache.
           Im Sinne dieses Entwicklungsprozesses
           nehmen das Staatliche Schulamt für den
           Landkreis und die Stadt Kassel und die Stadt
           Kassel gemeinsam diese Verantwortung wahr,
           um die inklusiven Entwicklungen im schuli-

           9
Grußwort
           „Bei Inklusion muss es darum gehen, alle Akteure, zum Beispiel die Schulgemeinden
           vor Ort in der Region, in diesen Entwicklungsprozess mit einzubeziehen.“
           Dr. Daniel Mays

           „Lehrkräfte der allgemeinen Schule und Lehrkräfte für sonderpädagogische Förderung
           müssen in der inklusiven Schule nicht nur zusammen arbeiten, sondern zusammenarbeiten.“
           Christiane Wember

           Inklusion ist eine schulische Aufgabe, aber     Studienseminare in Kassel mit den Lehräm-
           eine gesamtgesellschaftliche Herausforde-       tern für berufliche Schulen, für Gymnasien
           rung. In den Schulen der Region ist das The-    und für Grund-, Haupt-, Real- und Förder-
           ma angekommen, nun heißt es, gemeinsam          schulen eine vernetzte Lehrerausbildung und
           einen inklusiven Unterricht zu entwerfen und    Lehrerfortbildung unterstützen und
           zu leben.                                       Angebote zur Weiterbildung für inklusive
           Die Vorbereitung auf ein inklusives Schulsys-   Bildungsprozesse an Schulen nach Möglich-
           tem wird als Querschnittaufgabe in der Aus-,    keit begleiten.
           Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen         In der Ausbildung der Lehrkräfte im Vor-
           und Lehrern verstanden. Entscheidend ist        bereitungsdienst aller Lehrämter sind die
           der Aufbau inklusiver Werte und Haltungen       Themen „Individuelle Förderung im inklusi-
           bei Lehrerinnen und Lehrern. Die Umsetzung      ven Unterricht“, „Sprachsensibler Unterricht
           inklusiven Unterrichts führt zu einem team-     in einem inklusiven Kontext“, „Arbeiten in
           orientierten Schulalltag und somit zu verän-    multiprofessionellen Teams“, „Umgang mit
           derten Aufgaben und Rollen von Lehrkräften.     Schülerinnen und Schülern mit Beeinträchti-
           Für die Studienseminare des Landes              gungen oder Behinderungen“, „Differenzierte
           Hessens ist Inklusion ein zentrales Thema       Unterrichtsgestaltung und Leistungsbewer-
           der Lehrkräfteausbildung der zweiten Phase      tung“ sowie „Pädagogische und rechtliche
           der Ausbildung. Dabei gehen wir von dem         Grundlagen einer inklusiven Bildung“ integ-
           Bildungsauftrag aus, Lehrkräfte im Vorbe-       raler Bestandteil der Ausbildungsarbeit.
           reitungsdienst auf die Herausforderung hin
           auszubilden, eine Bildung aller Schülerinnen
           und Schüler mit ihren individuellen Voraus-     Hessische Lehrkräfteakademie
           setzungen und Bedarfen zu leisten. „Lehrer-     Studienseminare für Grund-, Haupt-, Real-
           bildung bereitet auf die Verantwortlichkeit     und Förderschulen, Berufliche Schulen und
           für alle Schülerinnen und Schüler vor“          Gymnasien
           (Handreichung 2016).
           Damit Inklusion in der Praxis in der Modell-
           region Kassel gelingen kann, wollen die

           10
Einleitung

1. Einleitung
                Alle Menschen - unabhängig von Geschlecht,         Zur Verwirklichung dieser Ziele stellen das
                Alter oder Herkunft, Religionszugehörigkeit,       Land Hessen und der Schulträger Schritt für
                Behinderung oder sonstigen individuellen           Schritt sicher, dass alle Kinder und Jugend-
                Merkmalen - haben ein Recht auf Bildung.           lichen einen Zugang zum inklusiven Unter-
                                                                   richt an Grundschulen und weiterführenden
                Inklusion stellt in diesem Zusammenhang            Schulen haben. Sie sollen gleichberechtigt mit
                eine umfassende gesellschaftliche Verpflich-       anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben,
                tung und einen langfristigen gesellschaftli-       lernen und die notwendige Unterstützung
                chen Veränderungsprozess dar, der helfen           innerhalb des allgemeinen Bildungssystems
                soll, Diskriminierungen in jeder Form als          erhalten, um ihnen eine wirksame Bildung zu
                Störung eines friedlichen Zusammenlebens           ermöglichen.
                zu überwinden.
                                                                   Die städtischen Ämter, das Staatliche Schul-
                Traditionell gibt es in Kassel eine sehr           amt für den Landkreis und die Stadt Kassel
                heterogene Stadtgesellschaft. Daher ist das        und die Kasseler Schulen bieten die Möglich-
                Kernelement der inklusiven Bildung in Kassel       keit der individuellen Betreuung, Beratung
                die Orientierung an der Individualität bzw.        und Förderung von Beginn an. Auf diesem
                Unterschiedlichkeit der Menschen und ihrer         begleiteten Weg, auf dem keiner alleine
                Bedürfnisse.                                       gelassen wird, bieten die Schulen und die
                                                                   Bildungseinrichtungen der Stadt Bildungs-
                Dieses schließt ein Bild vom Menschen ein,         angebote vor Ort, welche bereichert werden
                welches wertschätzend die Unterschiedlich-         durch die Kooperationen mit städtischen
                keit der Menschen mit ihren kulturellen und        Behörden und außerschulischen Partnern.
                sozialen Hintergründen, ihren weltanschauli-       Die Stärken des Einzelnen werden ausgebaut
                chen und religiösen Zugängen und ihren un-         und Defizite gemeinsam behoben.
                terschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten
                als Ressource und Potential anerkennt. Als         Damit dies gelingen kann, muss jedes Kind
                grundlegend dafür ist die positive Haltung         und jeder Jugendliche unabhängig vom
                und Einstellung zur Inklusion hervorzuheben.       sozialen Hintergrund und von den Lernvor-
                                                                   aussetzungen wahrgenommen, begleitet und
                Inklusive Bildung im gesellschaftlichen            gehört werden. So wird der Begriff „Bildung“
                Kontext umzusetzen bedeutet in Kassel:             allumfassend interpretiert: Sowohl die fach-
                                                                   liche als auch die soziale und interkulturelle
                •    alle an Bildung Beteiligte einzubeziehen,     Bildung wird in den Schulen Kassels und den
                •    die Bildungseinrichtungen in die Stadtteile   Bildungseinrichtungen der Stadt in den Blick
                     hinein zu öffnen und                          genommen.
                •    eine Bildungskultur im Sinne eines
                     lebenslangen Lernens zu entwickeln,           Der inklusive Unterricht wird in der Stadt
                     die niemanden ausschließt.                    Kassel kontinuierlich weiter ausgebaut, so
                                                                   dass eine flächendeckende inklusive Beschu-
                Dies gilt auch und besonders bei der               lung gewährleistet werden kann. Dabei ist
                Umsetzung der inklusiven Bildung im                Inklusion als Prozess zu verstehen, an dessen
                schulischen Kontext.                               erfolgreicher Umsetzung in den kommenden
                                                                   Jahren gemeinsam gearbeitet wird.

                11
Gesetzliche Rahmenbedingungen

2. Gesetzliche Rahmenbedingungen
                     Das Übereinkommen der Vereinten Nationen           In § 50 des Hessischen Schulgesetzes finden
                     über die Rechte von Menschen mit Behinde-          sich die verschiedenen Förderschwerpunkte,
                     rungen (UN-BRK), die vom Bund ratifiziert          nach denen die sonderpädagogische Förde-
                     und im Hessischen Schulgesetz (HSchG)              rung gegliedert ist. Dabei wird unterschieden
                     umgesetzt wurde, fordert in Artikel 24 eine        nach Förderschwerpunkten mit einer der all-
                     gleichberechtigte Teilhabe an Bildung aller        gemeinen Schule entsprechenden Zielsetzung
                     Menschen.                                          („zielgleiche“ Beschulung: Schülerinnen und
                                                                        Schüler streben den gleichen Schulabschluss
                     Inklusive Beschulung umfasst die Beschulung        an) und Förderschwerpunkten mit einer von
                     aller Kinder und Jugendlichen (mit und ohne        der allgemeinen Schule abweichenden Ziel-
                     Beeinträchtigungen) im Regelschulsystem:           setzung („zieldifferente“ Beschulung:
                     Nach Artikel 24 VN-BRK – Bildung - haben           Schülerinnen und Schüler streben nicht den
                     die  Vertragsstaaten sich verpflichtet, Maß-       gleichen Schulabschluss an).
                     nahmen umzusetzen, damit Schülerinnen
                     und Schüler mit Behinderungen gleichbe-            Förderschwerpunkte mit
                     rechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in       zielgleicher Beschulung sind:
                     der sie leben, einen Zugang zu einem inklusi-      • Sprachheilförderung
                     ven sowie hochwertigen Unterricht an               • emotionale und soziale Entwicklung
                     Grundschulen und weiterführenden Schulen           • körperliche und motorische Entwicklung
                     haben.                                             • Sehen
                                                                        • Hören
                     Im Hessischen Schulgesetz, das in 2011
                     geändert wurde, sind in den §§ 49 – 55 neue        Förderschwerpunkte mit
                     Regelungen zur inklusiven Bildung niederge-        zieldifferenter Beschulung sind:
                     schrieben:                                         • Lernen
                                                                        • geistige Entwicklung
                     •    Alle schulpflichtigen Kinder werden in der
                          allgemeinen Schule angemeldet. Inklusion
                          wird zur Regelform. Die Eltern haben
                          jedoch das Wahlrecht für Ihre Kinder und
                          können zwischen einer inklusiven Beschu-
                          lung an der allgemeinen Schule oder einer
                          Beschulung an einer Förderschule wählen.
                     •    Für die inklusive Beschulung sind die
                          räumlichen, sächlichen und personellen
                          Voraussetzungen (im Rahmen der zur
                          Verfügung stehenden Mittel) vom Land
                          und vom Schulträger zu schaffen.
                     •    Beratungs- und Förderzentren stellen
                          der allgemeinen Schule Förderschullehr-
                          kräfte für den inklusiven Unterricht zur
                          Verfügung.
                     •    Die Entscheidung über den Förderbedarf
                          und die daraus folgenden Maßnahmen
                          trifft ein eigens an der allgemeinen Schule
                          eingerichteter Förderausschuss.

                     12
Umsetzung der inklusiven Bildung in der Stadt Kassel – der Prozess

3. Umsetzung der inklusiven Bildung in der Stadt Kassel – der Prozess
               In der Stadt Kassel haben die Stadtverordne-     Land und der Stadt vereinbart wurden. Diese
               ten den Magistrat mit Beschluss vom 19. Mai      ersten Schritte beziehen sich ausschließlich
               2014 beauftragt, mit dem Land Hessen in          auf den schulischen Kontext.
               Verhandlungen zu treten, um eine Bewer-          Inklusive Bildung umfasst jedoch mehr als
               bung für eine „Modellregion Inklusive Bil-       den Bereich Schule, zudem sind in einer
               dung in der Stadt Kassel“ vorzubereiten. Die     Stadtgesellschaft viele Institutionen und Per-
               Bewerbung wurde gemeinsam mit dem                sonen an einer gelingenden Bildungsbiografie
               Staatlichen Schulamt für den Landkreis und       von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
               die Stadt Kassel erarbeitet. Die Modellregion    beteiligt. Daher wurde parallel zu den Ver-
               ist zum Schuljahr 2015/16 gestartet und hat      handlungen zur Modellregion ein breit ange-
               eine Laufzeit von fünf Jahren.                   legter Beteiligungsprozess zur Vorbereitung
                                                                eines Rahmenkonzeptes zur Umsetzung der
               Die Umsetzung der inklusiven Bildung in der      Inklusiven Bildung in Kassel (IBKS) gestartet,
               Stadt Kassel wird nach fünf Jahren nicht ab-     dessen erste Fassung mit diesem Papier vor-
               geschlossen sein. Vielmehr hat ein langfristi-   liegt.
               ger Prozess begonnen, zu dem in der Modell-
               region erste konkrete Schritte zwischen dem

               3.1. Einbettung in den städtischen Gesamtprozess
               Die Umsetzung der inklusiven Bildung in der      •   Inklusive Gestaltung des schulischen
               Stadt Kassel ist in den gesamtstädtischen            Ganztags in Kooperation von Schule und
               Prozess der Umsetzung der UN-Behinder-               Jugendhilfe
               tenrechtskonvention eingebunden. Eine in-        •   Berücksichtigung einer inklusiv ausgerich-
               terdisziplinäre Projektgruppe hat die bisheri-       teten Bildung bei allen Aspekten des
               gen Aktivitäten der Stadt Kassel analysiert          lebenslangen Lernens
               und Handlungsempfehlungen zu den folgen-         •   Wahlfreiheit für Menschen mit Behinde-
               den Handlungsfeldern erarbeitet:                     rungen zwischen Regel- und Sonderein-
                                                                    richtungen
               •    Bildung und Erziehung                       •   Einbindung spezialisierter Fachkräfte in
               •    Zugang und Teilhabe am Arbeitsmarkt             Regeleinrichtungen und Beteiligung von
               •    Barrierefreie Infrastruktur                     Betroffenen an den Strukturentwick-
                    -		 Kommunikation                               lungen
                    -		 Gebäude                                 •   Abstimmung der Übergänge zwischen
                    - Öffentlicher Raum und Mobilität               schulischer Grundbildung und Ausbildung,
                                                                    Fachschulen, Fachhochschule und Uni-
               Alle Dezernate mit allen städtischen Ämtern          versität, unter Berücksichtigung inklusiver
               sind aufgefordert, Maßnahmen- und Zeit-              Aspekte
               pläne zu entwickeln, die zu einem Gesamt-
               Aktionsplan der Stadt Kassel zur Umsetzung       Die Umsetzung der inklusiven Bildung in der
               der UN-Behindertenrechtskonvention zu-           Stadt Kassel ist also ein Teil des städtischen
               sammengeführt werden sollen.                     Gesamtprozesses. Über die enge Verknüp-
                                                                fung mit den innerstädtischen Aktivitäten
               Für den Bereich Bildung und Erziehung wur-       sollen Transparenz geschaffen und Parallel-
               den die folgenden Empfehlungen aufgezeigt:       strukturen vermieden werden.

               •    Inklusive Ausrichtung der schulischen
                    und außerschulischen Bildungsarbeit

               13
Umsetzung der inklusiven Bildung in der Stadt Kassel – der Prozess

                        3.2. Herausforderungen und Ziele
                        Schon heute bietet die Bildungslandschaft       sich in Schulentwicklungsprozessen nieder-
                        in der Stadt Kassel ein vielfältiges Angebot    schlagen.
                        für alle Lebensphasen und Lebenslagen           Grundlage beruflicher Kompetenz im Bereich
                        ihrer Einwohnerinnen und Einwohner.             der inklusiven Bildung ist neben einer fun-
                        Die Angebote reichen von frühkindlichen         dierten fachlichen Ausbildung insbesondere
                        Bildungs- und Betreuungsangeboten über          eine Aufgeschlossenheit der Idee der ge-
                        schulische und außerschulische Bildungsan-      meinsamen Beschulung gegenüber. Es liegt in
                        gebote bis zu Angeboten der Fachschulen,        der gemeinsamen Verantwortung von Stadt
                        der Universität und der Weiterbildungsträger    und Land, die Haltung zur Inklusion zu stär-
                        im Rahmen des lebenslangen Lernens.             ken und die notwendigen Kompetenzen in die
                                                                        Aus- und Weiterbildung zu integrieren.
                        In den Kindertagesstätten, Bildungsorte         In Kassel werden Erzieherinnen und Erzieher,
                        der frühen Bildung, werden Kinder mit           Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen
                        und ohne Behinderungen gemeinsam in             und Lehrerinnen und Lehrer in Fachschulen,
                        Regeleinrichtungen betreut. Die Fach-           an der Universität und in den Studiensemina-
                        kräfte arbeiten an den Bedürfnissen der         ren ausgebildet. Die notwendigen Angebote
                        Kinder und ihrer Familien orientiert und        in der Fort- und Weiterbildung als systema-
                        nutzen die multiprofessionelle Kompetenz        tische Qualifizierung werden z. B. durch das
                        von internen und externen Fachkräften. Die      Projektbüro für individuelle Förderung, die
                        Akzeptanz der Vielfalt und die Anerkennung      Lehrkräfteakademie des hessischen Kultus-
                        der Heterogenität bilden das Fundament          ministeriums, die Beratungs- und Förder-
                        eines wertschätzenden Umgangs und fördern       zentrum, die Förderschulen sowie die Stadt
                        das professionelle Handeln aller Beteiligten    Kassel vorhalten.
                        im Bildungsbereich. Das soll in Zukunft auch    Die Schulen in Kassel entwickeln sich zu-
                        für den Bereich der schulischen Bildung         nehmend zu Einrichtungen mit ganztägigem
                        gelten.                                         Angebot. Inklusive Beschulung im Rahmen
                        Langfristiges Ziel ist es, allen Kindern und    von ganztägiger Bildung und Betreuung er-
                        Jugendlichen, deren Eltern es wünschen,         fordert eine aufeinander abgestimmte Arbeit
                        die inklusive Beschulung in einer Grund-        der multiprofessionellen Teams und eine
                        und weiterführenden Schule in Kassel zu         etablierte Netzwerkkultur. Die Bildungsorte
                        ermöglichen.                                    müssen den Bedürfnissen der Kinder und Ju-
                        Für Eltern, die sich für ihr Kind die Beschu-   gendlichen entsprechend angepasst werden.
                        lung an einer Förderschule wünschen, wird       Schulentwicklung und Unterrichtsentwick-
                        ein Angebot in der Stadt Kassel vorgehalten.    lung müssen in allen Schulen zukunftsorien-
                                                                        tiert gestaltet werden.
                        Inklusive Bildung in Kassel lebt von einer
                        gemeinsam getragenen Verantwortung der          Die Weiterentwicklung der inklusiven Bildung
                        Kinder und Jugendlichen und ihren Familien      in Kassel wird Schritt für Schritt umgesetzt.
                        mit den beteiligten Fachkräften in Schulen,     Mit der Auftaktveranstaltung in 2014 ist ein
                        Institutionen und Ämtern.                       langfristiger Prozess gestartet worden, der
                                                                        nicht bis zum Ende der begrenzten Projekt-
                        Die große Vielfalt der Bildungseinrichtungen    laufzeit der Modellregion Inklusive Bildung
                        und die lange Tradition der ämter- und ins-     in fünf Jahren abgeschlossen sein wird. Die
                        titutionenübergreifenden Zusammenarbeit         Geschwindigkeit der Umsetzung ist abhängig
                        bilden auch eine gute Voraussetzung für das     vom Gelingen der Qualitätsentwicklung an
                        Gelingen der inklusiven Beschulung. Sie wird    den Schulen und den zukünftig zur Verfü-
                        dann realisierbar, wenn sich die Bildungs-      gung stehenden räumlichen, sächlichen
                        systeme an die Bedürfnisse der Kinder und       und personellen Ressourcen zur inklusiven
                        Jugendlichen anpassen. Dies wird zu Verän-      Beschulung.
                        derungen der Schulorganisation führen und

                        14
Besonderheiten in der Stadt Kassel

                              3.3. Die Entstehung des Rahmenkonzeptes
                              Am 6. Mai 2014 wurden über 200 Personen         Schulverwaltung und Stadtverwaltung, aus
                              aus Schulen, Verwaltung, Politik und Interes-   den Studienseminaren, der Universität Kassel
                              sensverbänden zu einer großen Auftaktver-       und aus Interessensverbänden. Aus der AG
                              anstaltung eingeladen, um sich am Prozess       Inklusive Bildung in Kassel heraus wurde das
                              der Umsetzung der inklusiven Bildung in Kas-    vorliegende Rahmenkonzept erarbeitet, das
                              sel zu beteiligen. Am Ende der Veranstaltung    die Grundlage für eine erfolgreiche Umset-
                              gab es Ideen und Anregungen, Hinweise auf       zung der inklusiven Bildung in Kassel in den
                              Chancen, Aufgaben, Ängste und Stolpersteine     kommenden Jahren sein darstellt.
                              und konkrete Angebote zur aktiven Mitarbeit,
                              die in den Entstehungsprozess des vorliegen-    In insgesamt zehn Unterarbeitsgruppen zur
                              den Rahmenkonzeptes eingeflossen sind.          AG IBKS haben rund 120 Personen strate-
                                                                              gische Ziele und Qualitätskriterien für deren
                              Für die Steuerung und Planung des Prozes-       Erreichung erarbeitet, die den Kern dieses
                              ses wurde eine gemeinsame Steuergruppe          Rahmenkonzeptes bilden.
                              von Stadt und Staatlichem Schulamt für den
                              Landkreis und die Stadt Kassel gegründet,       Die Arbeit der zehn Unterarbeitsgruppen
                              die sowohl die ersten Schritte im Prozess der   wurde im Herbst 2015 abgeschlossen und
                              Umsetzung der inklusiven Bildung in Kassel      am 6. Oktober 2015 den Mitgliedern der AG
                              als auch die ersten Schritte zur Planung und    Inklusive Bildung in Kassel mit der Möglich-
                              Umsetzung der Modellregion Inklusive Bil-       keit zu Kommentierung vorgestellt. Eine Re-
                              dung in Kassel begleitet hat.                   daktionsgruppe mit Vertreterinnen und Ver-
                                                                              tretern der Stadt Kassel und des Staatlichen
                              Am 22. Juli 2014 fand die konstituierende       Schulamtes für den Landkreis und die Stadt
                              Sitzung der AG Inklusive Bildung in Kas-        Kassel hat das vorliegende Rahmenkonzept
                              sel (AG IBKS) statt. Eingeladen wurden 60       zusammengestellt.
                              Fachleute aus Schule und Jugendhilfe, aus

4. Besonderheiten in der Stadt Kassel
                              4.1. Qualitätssicherung Integrationsplatz
                              in Kasseler Kindertagesstätten (QUIKK)
                              95% aller Kasseler Kinder besuchen vor der      enthält einen Aufnahme-, Verlaufs- und
                              Einschulung eine Kindertagesstätte. Die Be-     Abschlussbogen, auf dem in 14 unterschied-
                              treuung von Kindern mit Behinderung wird        lichen Entwicklungsbereichen die individuelle
                              in den Kasseler Kindertagesstätten nach den     Entwicklung des Kindes dokumentiert wird.
                              Qualitätskriterien von QUIKK durchgeführt.      Im Hilfeplangespräch wird die Entwicklung
                              Durch QUIKK wird eine individuelle Ent-         des Kindes von den Eltern, der Kinderta-
                              wicklungsdokumentation und Hilfeplanung         gesstätte sowie ggf. von Frühförderung und
                              ermöglicht und die Zusammenarbeit von           Therapeuten beschrieben und gemeinsame
                              Eltern, Kindertagesstätte und weiteren an der   Ziele vereinbart. Hierfür steht ein Hilfeplan-
                              Förderung des Kindes beteiligten Fachkräften    leitfaden zur Verfügung.
                              gefördert.                                      Der Übergang in die Schule wird durch einen
                              Der entwickelte QUIKK Ordner erläutert die      Fahrplan, welcher die Zusammenarbeit von
                              Verfahrensabläufe der Antragstellung und        Kindertagesstätte und Schule regelt, gestal-
                              Durchführung der Integration, stellt not-       tet. Ein Gesprächsleitfaden unterstützt den
                              wendige Formulare zur Verfügung und sorgt       Austausch über die individuelle Entwicklung
1 Eine Liste aller Förderer
                              somit für eine hohe Transparenz der Maß-        und den Bedarf des Kindes, um einen mög-
und Beteiligter finden Sie
auf der ersten Seite.         nahme. Die Entwicklungsdokumentation            lichst reibungslosen Übergang in das folgen-

                              15
Besonderheiten in der Stadt Kassel

                        de Bildungssystem zu gewährleisten.             Tageseinrichtungen für Kinder (01.08.2014)
                        Weiterhin finden sich im QUIKK Ordner not-      und stellt somit eine Eingliederungshilfe dar.
                        wendige Formulare zur Medikamentengabe,         Formal kann demzufolge noch nicht von einer
                        Sondenernährung sowie Vordrucke zur             inklusiven Kindertagesbetreuung gesprochen
                        Schweigepflichtsentbindung und ein Pass zur     werden, obwohl die inklusive Haltung der
                        Unterstützten Kommunikation.                    Fachkräfte eine Wertschätzung von Vielfalt
                        Die Betreuung von Kindern mit Behinderung       beinhaltet und das gemeinsame Aufwachsen
                        basiert auf der Vereinbarung zur Integration    aller Kinder in Regeleinrichtungen als Stan-
                        von Kindern mit Behinderung vom voll-           dard ermöglicht.
                        endeten 1. Lebensjahr bis Schuleintritt in

                        4.2. Regionales Beratungs- und Förderzentrum (rBFZ)
                        an der Astrid-Lindgren-Schule
                        Zum Schuljahr 2015/16 wurde in Kassel ein       Unterstützung in der inklusiven Beschulung.
                        regionales Beratungs- und Förderzentrum         Hierdurch erfahren alle Schulen in der Stadt
                        (rBFZ) eingerichtet, das alle Schulen in Kas-   Kassel eine systemische Unterstützung. Das
                        sel in ihrer Verantwortung für die inklusive    rBFZ der Astrid-Lindgren-Schule ist zudem
                        Beschulung fachlich unterstützt. Die bisher     am Entscheidungsverfahren zur Feststellung
                        bestehenden vier Beratungs- und Förderzen-      eines Anspruchs auf sonderpädagogische
                        tren und die Dezentrale Erziehungshilfe sind    Förderung grundlegend beteiligt. Die Zusam-
                        hier zusammengefasst. Die Entwicklung des       menarbeit zum Wohle der Schülerinnen und
                        zentralen rBFZ ist ein wesentlicher Schritt     Schüler wird zwischen dem rBFZ und jeder
                        hin zur geplanten Umsetzung der inklusiven      einzelnen Kasseler Schule über eine individu-
                        Bildung in Kassel und stellt einen wichtigen    elle Kooperationsvereinbarung geregelt.
                        Baustein in der qualitativen Weiterentwick-
                        lung des inklusiven Unterrichts dar.            Die Sonderpädagogischen Fachkräfte des
                                                                        rBFZ sind verlässlich für die allgemeinen
                        Im rBFZ der Astrid-Lindgren-Schule arbeiten     Schulen zuständig. Sie sind nicht mehr im
                        im Schuljahr 2015/16 rund 50 Mitarbeite-        Unterricht eines stationären Förderschulsys-
                        rinnen und Mitarbeiter. Sie unterstützen die    tems eingesetzt, sondern ausschließlich an
                        allgemeinen Schulen bei der Umsetzung und       allgemeinen Schulen mit maximal möglicher
                        Weiterentwicklung des inklusiven Unterrichts.   Stundenzahl im inklusiven Unterricht. Dies
                        Das rBFZ sichert in diesem Zusammenhang         sichert die eingeforderte Qualität und Unter-
                        den effektiven, qualifizierten und verlässli-   stützung für die Schulen.
                        chen Personaleinsatz in den Kasseler Schulen
                        und damit die Qualität der sonderpädagogi-      Die Sonderpädagogischen Fachkräfte des
                        schen Unterstützung durch ein klar struktu-     rBFZ sind für die Lehrkräfte der allgemeinen
                        riertes Qualitätsmanagement.                    Schulen und die Eltern präsent und zeitnah
                                                                        erreichbar. Sie arbeiten nach einem transpa-
                        Zu den Aufgaben des rBFZ der Astrid-            renten Ablaufplan. Über die Anbindung der
                        Lindgren-Schule gehören u. a. die Umset-        Lehrkräfte am rBFZ der Astrid-Lindgren-
                        zung von präventiven sonderpädagogischen        Schule werden kollegiale Beratung, Su-
                        Beratungs- und Fördermaßnahmen, die             pervision, zielgerichtete Fortbildungen, ein
                        engmaschige Abstimmung und Vernetzung           einheitliches Tätigkeitsprofil der Lehrkräfte
                        dieser Maßnahmen mit den präventiven            und regelmäßige Evaluationsmaßnahmen
                        Maßnahmen der allgemeinen Schule auf der        sichergestellt. Diese personelle Kontinuität
                        Grundlage des jeweiligen schulischen För-       der Unterstützung in den Regelschulen soll
                        derkonzeptes und die sonderpädagogische         zur besseren Verankerung der sonderpäda-

                        16
Besonderheiten in der Stadt Kassel

                           gogischen Unterstützung im schulischen            des Kasseler Modells dar. So arbeiten schu-
                           Förderkonzept führen.                             lische Sozialarbeit, der Schulärztliche Dienst,
                                                                             die Sozial- und Jugendhilfe auf der Basis
                           Die Vernetzung des rBFZ mit den außerschu-        von Vereinbarungen zum Wohle der Kinder
                           lischen Partnern ist verbindlich durch Kon-       und Jugendlichen zusammen. Das Kind mit
                           trakte geregelt und stellt eine Besonderheit      seinem Unterstützungs- und Bildungsbedarf
                                                                             steht im Mittelpunkt.

                           4.3. Modellregion Inklusive Bildung
                           Das Land Hessen hat die Hessischen Schul-         Die Modellregion inklusive Bildung gibt die
                           träger aufgerufen, gemeinsam in staatlich-        ersten, konkreten Schritte im langfristig
                           kommunaler Verantwortung im Rahmen von            angelegten Prozess der Umsetzung der
                           Modellregionen erste wichtige Schritte zur        inklusiven Bildung in Kassel vor.
                           Umsetzung der inklusiven Bildung in Hes-
                           sen zu gehen. Die Stadt Kassel ist eine von       Ziele, Aufgaben und Umsetzungsschritte im
                           neun Modellregionen, in denen Ressourcen          Rahmen der Modellregion Inklusive Bildung
                           von Land und Kommune gesichert und den            in Kassel sind in der Kooperationsverein-
                           inklusiv arbeitenden Schulen zur Verfügung        barung zwischen dem Land Hessen und der
                           gestellt werden. Neben den Städten                Stadt Kassel beschrieben, deren Laufzeit
                           Wiesbaden, Frankfurt, Hanau und Kassel sind       fünf Jahre beträgt (1. August 2015 – 31. Juli
                           auch der Hochtaunuskreis, der Wetteraukreis,      2020) 2 .
                           der Landkreis Offenbach, der Main-Kinzig-
                           Kreis und der Landkreis Groß-Gerau mit den
2 Kooperationsverein-      Städten Rüsselsheim und Kelsterbach an
barung zur Modellregion
Inklusive Bildung der
                           der Initiative des Landes beteiligt. Insgesamt
Stadt Kassel im Internet   werden in den neun Modellregionen mit elf
unter:
www.inklusive_bildung.
                           Schulträgern rund 44 % aller hessischen
kassel.de                  Schülerinnen und Schüler beschult.

                           4.4. Kommunale Koordinierung der inklusiven Bildung in Kassel
                           Zur Unterstützung des Prozesses der Umset-        Netzwerks mit allen relevanten Akteuren in-
                           zung der inklusiven Bildung in Kassel ist im      nerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung
                           Schulverwaltungsamt der Stadt eine Stelle         und die aktive Mitarbeit in bestehenden
                           für die „Kommunale Koordinierung der inklu-       Netzwerken regional und überregional. Zu-
                           siven Bildung“ – befristet für fünf Jahre - ge-   dem gehören die Planung und Durchführung
                           schaffen worden, die seit Anfang Januar           von Veranstaltungen und die Öffentlichkeits-
                           2016 besetzt ist. Aufgaben der Koordination       arbeit durch Aufbau und Pflege der Internet-
                           sind der Aufbau und die Betreuung eines           präsenz zu den Handlungsfeldern.

                           17
Steuerung und Gremienstruktur

5. Steuerung und Gremienstruktur
                           Die Steuerungs- und Gremienstruktur wurde       dendes Gremium ist die aus jeweils zwei
                           nach dem offiziellen Beginn der Modellregion    Vertreterinnen und Vertretern des Schulver-
                           weiterentwickelt und den veränderten Rah-       waltungsamtes der Stadt Kassel (Amtsleiterin,
                           menbedingungen angepasst. Für die Beglei-       Kommunale Koordinatorin Inklusive Bildung)
                           tung der Modellregion des Landes und die        und des Staatlichen Schulamtes für den
                           Umsetzung des Rahmenkonzeptes der Stadt         Landkreis und die Stadt Kassel (Schulfachli-
                           wurden zwei unterschiedliche sich ergänzen-     che Aufsichtsbeamten) zusammengesetzte
                           de Steuerungsebenen eingerichtet. Verbin-       Steuergruppe.

                           Inklusive Bildung in der Stadt Kassel
                           - Organigramm/Gremienstruktur –

                            Koordinierungsgruppe Inklusive Bildung           Koordinierungsgruppe Modellregion
                            der Stadt Kassel                                 Inklusive Bildung
                            Frauenbüro, Gesundheitsamt, Jugendamt,           des Staatlichen Schulamtes für den
                            Schulverwaltungsamt, Sozialamt                   Landkreis und die Stadt Kassel

                                                     Steuergruppe zur Umsetzung der
                            themenorientierte                                                       themenorientierte
                                                     Inklusiven in Bildung Kassel3
                            Arbeitsgruppe                                                           Arbeitsgruppe
                                                     Stadt Kassel und Staatliches Schulamtes
                                                     für den Landkreis und die Stadt Kassel
                            themenorientierte                                                       themenorientierte
                            Arbeitsgruppe                                                           Arbeitsgruppe
                                                      Netzwerk Inklusive Bildung
3 Dieses Gremium                                      offen für alle interessierten Akteure,
steuert auch den Prozess
der Modellregion                                      1x/Jahr
Inklusive Bildung Kassel

                           18
Strategische Ziele und Qualitätskriterien

6. Strategische Ziele und Qualitätskriterien
                Damit inklusive Bildung im allgemeinen und      e. Schülerinnen- und Schülerbeteiligung
                inklusive Beschulung im Besonderen gelin-          im Kontext von Inklusion
                gen können, braucht es ein starkes Miteinan-    f. Aus-, Fort- und Weiterbildung im
                der, den Willen und das Engagement aller an        Kontext der inklusiven Bildung
                Bildung und Erziehung Beteiligten, eine ziel-   g. Übergänge gestalten im Kontext von
                gerichtete Schulentwicklung und zugleich in-       Inklusion
                dividuelle Lösungen.                            h. Kooperation und Vernetzung
                                                                i. Evaluation
               Die im Folgenden dargestellten strategischen     j. Öffentlichkeitsarbeit
               Ziele und Qualitätskriterien benennen we-
               sentliche Aspekte zur Ausgestaltung der not-
               wendigen Leitungs-, Organisations-, Koope-       Dieser Katalog ist nicht als vollständig zu
               rations- sowie Lehr- und Lernprozesse in         betrachten, sondern stellt einen ersten Ent-
               den Kasseler Schulen.                            wurf dar, der veränderbar ist und fortge-
                                                                schrieben wird. Je nach Schulform, Schul-
                Relevante Qualitätsbereiche schulischer         größe und schulspezifischen
                Entwicklung sind dabei:                         Besonderheiten vor Ort kann er entspre-
                                                                chende Erweiterungen oder Ergänzungen
                a. Schulentwicklung und Schulorganisation       erfahren und damit passgenau als Orientie-
                   im Kontext der Inklusion                     rungshilfe bei der systematischen Schul-,
                b. Unterrichtsentwicklung im Kontext der        Unterrichts- und Qualitätsentwicklung die-
                   Inklusion                                    nen. Auf diese Weise bildet er den Aus-
                c. Inklusive Schule bauen                       gangspunkt und gibt Anregungen für einen
                d. Elternarbeit im Kontext von Inklusion        kontinuierlichen Schulentwicklungsprozess.

               19
Schulentwicklung und Schulorganisation im Kontext der Inklusion

                          6.1. Schulentwicklung und Schulorganisation
                          im Kontext der Inklusion
                          Vertreterinnen und Vertreter aus folgenden       Elternverein ERIK, Schulverwaltungsamt der
                          Institutionen haben mitgewirkt:                  Stadt Kassel, Jugendamt der Stadt Kassel,
                          Staatliches Schulamt für den Landkreis und       Schulverwaltungsamt Landkreis Kassel, Stu-
                          die Stadt Kassel, Servicestelle Ganztägig Ler-   dienseminar für berufliche Schulen, Landes-
                          nen, Fachberatungen Förderschulen und            wohlfahrtsverband Hessen
                          Ganztag, Grundschule, Gesamtschule, Gym-
                          nasium, Förderschule, Elternbeirat,

Strategisches Ziel 1     Die Schulleitungen sind sich ihrer Rolle als Führungskraft und Motivator für die
                         notwendige schulinterne Entwicklung auf dem Weg zur inklusiven Bildungslandschaft
                         bewusst. Sie finden dafür förderliche Rahmenbedingungen vor, die sie bei dem Aufbau
                         und der Steuerung inklusiver Lehr- und Lernprozesse unterstützen.
Qualitätskriterium 1.1   Die Schulleitung sorgt dafür, dass rechtliche Regelungen im Zusammenhang mit inklusiver
                         Beschulung wirksam realisiert werden und stellt die Entwicklung und Umsetzung eines
                         angemessenen Förderkonzepts sicher.
Qualitätskriterium 1.2   Die Schulleitung unterstützt die Umsetzung des inklusiven Unterrichts, indem sie die
                         Nutzung der zeitlichen, räumlichen und personellen Ressourcen ermöglicht und sich für
                         deren notwendige Erweiterung dieses Spielraums aktiv einsetzt.
Qualitätskriterium 1.3   Es werden Kooperationsstrukturen sowohl innerhalb der Schulgemeinde als auch
                         schulübergreifend geschaffen. Hierbei legt die Schulleitung die Grundlage für einen
                         wertschätzenden Erfahrungsaustausch.
Qualitätskriterium 1.4   Inklusive Bildung ist fester Bestandteil der Aus-, Fort- und Weiterbildung aller Lehrkräfte
                         und pädagogischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Schulleitung trägt Sorge für eine
                         umfassende und kontinuierliche Umsetzung. Sie nimmt selbst einschlägige Angebote in
                         Anspruch.
Qualitätskriterium 1.5   Die Schulleitung achtet auf einen kontinuierlichen Prozess, der die Akzeptanz aller verein-
                         barten Maßnahmen im Sinne der Entwicklung inklusiver Strukturen im Schulalltag anstrebt
                         und gewährleistet eine interne und/oder externe Begleitung.
Qualitätskriterium 1.6   Das Schulprogramm und andere schulinterne Vereinbarungen entsprechen den verbindli-
                         chen Vorgaben bezüglich einer umzusetzenden inklusiven Beschulung und werden in
                         Verantwortung der Schulleitung gesteuert und evaluiert.

                          20
Schulentwicklung und Schulorganisation im Kontext der Inklusion

Strategisches Ziel 2     Allen Schülerinnen und Schülern wird die Teilnahme am Schulleben über den ganzen Tag
                         ermöglicht.
Qualitätskriterium 2.1   Alle an Schule Beteiligten verpflichten sich, den inklusiven Gedanken über den ganzen Tag zu
                         ermöglichen und zu leben.
Qualitätskriterium 2.2   Der Prozess der Umsetzung des inklusiven Gedankens orientiert sich an den Qualitätsbe-
                         reichen des Qualitätsrahmens für ganztägig arbeitende Schulen (vgl. „Richtlinien für ganz-
                         tägig arbeitende Schulen in Hessen“; 2011) und dem Rahmenkonzept der Stadt Kassel für
                         den Ganztag an Grundschulstandorten.
Qualitätskriterium 2.3   Die räumliche, personelle und sächliche Ausstattung ermöglicht allen Kindern eine uneinge-
                         schränkte Teilhabe sowie besondere und notwendige Betreuungsformen (d.h. ausreichende
                         Räume für Kleingruppen und Ruhemöglichkeiten; Personal im Nachmittag, z.B. Assistenz-
                         kräfte oder medizinisch- therapeutisches Personal).
Qualitätskriterium 2.4   Zeitliche und rhythmisierende Elemente sowie Freizeitangebote berücksichtigen die Bedürf-
                         nisse aller Schülerinnen und Schüler.
Qualitätskriterium 2.5   Schule und Jugendhilfe (Horte, Schulsozialarbeit in Grundschulen und Schulen der Sekun-
                         darstufe 1, Übergangsmanagement Schule – Beruf) berücksichtigen die Dimensionen der
                         Inklusion bei der Organisation und Umsetzung des Ganztages an Kasseler Schulen.

Strategisches Ziel 3     Teamstrukturen und multiprofessionelle Teams sind implementiert und grundlegende
                         Bedingungen zum Gelingen eines inklusiven Schulalltags sind gewährleistet.
Qualitätskriterium 3.1   Im Rahmen des inklusiven Unterrichts und des Ganztages sind Teams eingesetzt: Klassen-/
                         Fachlehrkräfte / Förderschullehrkräfte / Sozialpädagogische Mitarbeiter / Erzieher/ Thera-
                         peuten sowie Assistenzkräfte ergänzen sich in ihren Aufgaben.
Qualitätskriterium 3.2   Feste Kooperations- und Konferenzstrukturen sind etabliert, so dass kontinuierliche
                         Kommunikation in den multiprofessionellen Teams möglich ist.
Qualitätskriterium 3.3   Supervision, Prozessbegleitung und -beratung sowie auf die Teams bezogene Fortbildungen
                         bei der Fortbildungs- bzw. Budgetplanung berücksichtigt.
Qualitätskriterium 3.4   Hospitationen zum Austausch und Sammeln von Erfahrungen einschließlich einer ange-
                         messenen Feedbackkultur finden regelmäßig statt. Ein regelmäßiger Austausch von Best-
                         Practice-Beispielen bietet Weiterentwicklungsmöglichkeiten.
Qualitätskriterium 3.5   Das Einbinden der Schülerinnen und Schüler sowie der Eltern im Sinne der Partizipation ist
                         etabliert.
Qualitätskriterium 3.6   Die Schule ist als Ort medizinisch-therapeutischer Leistungen anerkannt.

                         21
Unterrichtsentwicklung im Kontext der Inklusion

Strategisches Ziel 4     Netzwerkstrukturen zwischen den Schulen sind implementiert. Eine kontinuierliche
                         Zusammenarbeit gewährleistet eine gemeinsame Umsetzung der inklusiven Beschulung
Qualitätskriterium 4.1   Im Rahmen des inklusiven Unterrichts sind Netzwerkstrukturen aller beteiligten Schulen
                         eingeführt. So werden Erfahrungen bei der Umsetzung der inklusiven Beschulung weiter-
                         gegeben.
Qualitätskriterium 4.2   Feste Konferenzstrukturen über die einzelnen Schulen hinaus sind etabliert, so dass die
                         kontinuierliche Kommunikation gewährleistet ist. Verantwortliche Ansprechpartnerinnen
                         und Ansprechpartner sind in jeder Schule benannt
Qualitätskriterium 4.3   Das Netzwerk arbeitet ziel-, stärken- und ressourcenorientiert und baut regelmäßig die
                         Zusammenarbeit und Kooperation mit verschiedenen Institutionen sowie Expertinnen und
                         Experten aus.
Qualitätskriterium 4.4   Es liegen übergreifende Konzepte vor, die es den Schulen ermöglichen, gemeinsame
                         Projekte im Rahmen der inklusiven Beschulung, z.B. in der Gestaltung von Übergängen
                         durchzuführen.

                          6.2. Unterrichtsentwicklung im Kontext der Inklusion
                          Vertreterinnen und Vertreter aus folgenden      Förderschule, Gymnasium, Berufsschule, Stu-
                          Institutionen haben mitgewirkt:                 dienseminar für Grund-/Haupt-/Real- und
                          Staatliches Schulamt für den Landkreis und      Förderschule, Studienseminar für Gymnasien,
                          die Stadt Kassel, Grundschule, Gesamtschule,    Universität Kassel, Dezentrale Erziehungshilfe

Strategisches Ziel 1     Alle Schulen richten sich inklusiv aus und haben dies in ihrem Leitbild verankert. Hier
                         knüpfen die Schulen an den positiven Erfahrungen und Erfolgen in der vielfältigen
                         bisherigen Förderpraxis an.
Qualitätskriterium 1.1   Jede Schulgemeinde begreift die Entwicklung zu einer inklusiven Schule als Prozess und
                         erarbeitet ein tragfähiges und realistisches Selbstverständnis, das die Grundlage für die
                         konkreten inklusiven Konzepte und für die Unterrichtsentwicklung darstellt.
Qualitätskriterium 1.2   Im Schulprogramm ist die inklusive Schule als Entwicklungsvorhaben formuliert, an dem
                         kontinuierlich und zielgerichtet gearbeitet wird.
Qualitätskriterium 1.3   Die Fortbildungsplanung berücksichtigt Entwicklungsvorhaben der Schule im Hinblick auf
                         die Unterrichtsentwicklung zur inklusiven Beschulung.
Qualitätskriterium 1.4   Schul- und institutionenübergreifende Arbeitsgruppen sind etabliert mit dem Ziel, in der
                         Region eine inklusive Kultur zu entwickeln.

Strategisches Ziel 2     Die Schulleiterin / der Schulleiter begreift inklusive Unterrichtsentwicklung als
                         Führungsaufgabe und unterstützt diese durch schulorganisatorische Maßnahmen.
Qualitätskriterium 2.1   Die Schulleitung fordert und fördert Initiativen zur inklusiven Unterrichtsentwicklung.
Qualitätskriterium 2.2   Die Schulleitung schafft den schulorganisatorischen Rahmen für Kooperation und
                         Kommunikation.
Qualitätskriterium 2.3   Auch für die Mitglieder der Schulleitung ist der schulische Arbeitsschwerpunkt
                         „inklusive Schule“ ein Schwerpunkt der eigenen Weiterqualifizierung.
Qualitätskriterium 2.4   Die Schulleitung stärkt das Kollegium in der Entwicklung einer inklusiven Schul- und
                         Unterrichtskultur und regt Konzepte der Umsetzung an, die Heterogenität als Bereicherung
                         und Chance verstehen.

                          22
Unterrichtsentwicklung im Kontext der Inklusion

Strategisches Ziel 3     Die Lehrkräfte nehmen Inklusion als Herausforderung und Auftrag an. Sie beteiligen
                         sich aktiv an einer Schul- und Unterrichtsentwicklung zur inklusiven Beschulung.
Qualitätskriterium 3.1   Die Lehrkräfte und das pädagogische Personal qualifizieren sich im Hinblick auf den
                         Umgang mit Heterogenität und Diversität kontinuierlich weiter. Inklusion ist integraler
                         Bestandteil der persönlichen und schulischen Fortbildungsvorhaben.
Qualitätskriterium 3.2   Innerhalb institutionalisierter Strukturen werden die Lern- und Persönlichkeitsentwicklung
                         jeder Schülerin / jedes Schülers betrachtet, in Förderplänen festgehalten und kontinuierlich
                         fortgeschrieben.
Qualitätskriterium 3.3   Lehrkräfte und pädagogisches Personal arbeiten in multiprofessionellen Teams zusammen
                         und treffen verbindliche Absprachen.

Strategisches Ziel 4     Alle Mitglieder der Schulgemeinde und die außerschulischen Handlungspartner fördern
                         die soziale Integration, das Zusammenleben der Kulturen sowie die Gleichberechtigung
                         der Geschlechter und der Menschen mit Behinderungen im Sinne einer Weiterentwick-
                         lung zur inklusiven Schule.
Qualitätskriterium 4.1   Die inklusive Beschulung ist integraler Bestandteil des Leitbildes und des Schulprogramms.
Qualitätskriterium 4.2   Durch eine intensive Auseinandersetzung mit Inklusion in allen schulischen Gremien und
                         Gruppen sowie durch positive Erfahrungen entwickelt sich eine Haltung, die Andersartigkeit
                         als Selbstverständlichkeit akzeptiert, sie als Wert und Chance begreift.
Qualitätskriterium 4.3   Unterricht und alle außerunterrichtlichen Veranstaltungen der Schule berücksichtigen die
                         Weiterentwicklung zu einer inklusiven Schulkultur.
Qualitätskriterium 4.4   Es bestehen umfassende und qualitätvolle Beratungsangebote für die persönliche und
                         schulische Entwicklung aller Schülerinnen und Schüler sowie Unterstützungsangebote für
                         Lehrkräfte und Eltern.
Qualitätskriterium 4.5   Inklusion wird durch die intensive Kooperation und dahingehende Vereinbarungen zwischen
                         Schulen sowie zwischen Schulen und außerschulischen Handlungspartnern weiterentwickelt
                         und verstetigt.

Strategisches Ziel 5     Der Unterricht berücksichtigt die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler sowie die
                         individuellen Förderbedürfnisse, baut Hindernisse ab und ermöglicht Teilhabe.
Qualitätskriterium 5.1   Die Lehrkräfte kennen die Schülerinnen und Schüler, ihre Förderbedürfnisse und Lernaus-
                         gangslagen und machen ihre Kenntnisse zur Grundlage ihres unterrichtlichen Handelns.
Qualitätskriterium 5.2   Die Unterrichtsgestaltung basiert auf der Ermittlung der individuellen Lernausgangslage.
                         Lernwege leiten sich aus dieser ab.
Qualitätskriterium 5.3   Die Lehrkräfte kooperieren miteinander, sie planen und reflektieren Unterricht gemeinsam
                         und treffen verbindliche Absprachen.
Qualitätskriterium 5.4   Es gibt in der Schule verbindliche Verabredungen zur Vermittlung überfachlicher
                         Kompetenzen.
Qualitätskriterium 5.5   Die Ziele, Inhalte, Anforderungen und der geplante Ablauf des Unterrichts sind für die
                         Lernenden transparent.
Qualitätskriterium 5.6   Lernen ist ein aktiver und kooperativer Prozess. Schülerinnen und Schüler sind Subjekte
                         ihres eigenen Lernens. Lehrkräfte unterstützen die Schülerinnen und Schüler bei der Gestal-
                         tung des eigenen Lernprozesses und schaffen differenzierte Zugänge zum Erwerb von
                         Kenntnissen und Kompetenzen.
Qualitätskriterium 5.7   Die Lehrkräfte begreifen Förderung als Prozess und begleiten diesen im Sinne des Förder-
                         kreislaufs kontinuierlich.

                         23
Sie können auch lesen