Schülervertretung Praxishefte Demokratische Schulkultur - OPUS
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
mateneen IMPRESSUM Herausgeber Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse, Universität Trier, Professur Didaktik der Gesellschaftswissenschaften, Zentrum fir politesch Bildung Luxemburg, Trier | September 2020 ISSN (dt. Fassung, print): 2658-9613 (dt. Fassung, online): 2658-9621 (édition française, en ligne): 2658-9656 Die Praxishefte Demokratische Schul- kultur erscheinen halbjährlich und bieten Schulleitungen und Schulpersonal theo- retische Grundlagen und praxisorientierte Anleitungen zur demokratiepädagogischen Schulentwicklung. Jedes Themenheft ist jeweils einer demokratiepädagogischen Bauform oder strategischen Frage der Schul- entwicklung gewidmet. Die Praxishefte werden allen Luxemburger Schulen als Printausgabe zur Verfügung gestellt und online mit zusätzlichen Materialien und in französischer Fassung vorgehalten. mateneen.eu Layout | 20, rue des Sangliers L-7344 Steinsel | www.moskito.lu Druck WePrint 7A, rue de Bitbourg L-1273 Luxembourg 2 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen Inhalt VORWORT 4 THEORIETEIL Schülervertretung: Gelingensbedingungen einer verfassten demokratischen Beteiligung 5 Charlotte Keuler „Die Demokratisierung von Schulen ist uns ein großes Anliegen“ 13 Interview mit Schülersprecher*innen aus der Großregion Mitbestimmung von Anfang an. Zu Besuch beim Schulparlament in Fentingen 16 Tom Ketter PRAXISTEIL Klassensprecher*innen auf ihre Aufgaben vorbereiten 19 Fatima Amkouy Schülercomité-Wahlen leicht gemacht 23 Vanessa Reinsch Was heißt eigentlich „repräsentieren“? Jugendliche auf ihre Aufgaben in der Schülervertretung vorbereiten. 28 Vanessa Reinsch Es geht auch ohne Vertreter*innen! Just Community und Aushandlungsprozesse 31 Svenja Hackethal und Christian Welniak Empfehlungen 35 Vanessa Prinz und Vanessa Reinsch © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 3
Vorwort Die fünfte Ausgabe der mateneen- Rheinland-Pfalz und dem Saarland über stelligt werden kann. Das Konzept der Praxishefte Demokratische Schulkultur Erfahrungen in der Schülervertretung Just Community ist in der Großregion befasst sich mit verschiedenen Formen berichten und dabei Chancen und eher unbekannt, der Beitrag soll Sie von Schülervertretungen. Schülerver- Grenzen ihrer Arbeit schildern. Dass ermuntern, neue Wege zu beschreiten. tretung ist überall in der Großregion auch Grundschulkinder Projekte dis- gesetzlich verankert und somit die kutieren, planen und umsetzen können, Das Heft will dazu beitragen, das oftmals institutionelle Form der Beteiligung. Das zeigt das Schülerparlament in Fentin- unterschätzte Potenzial von Schülerver- Instrument bietet wie kein anderes die gen. Tom Ketter konnte sich vor Ort tretungen zu erkennen, und konkrete Hilfe- Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, ein Bild davon machen. stellung bieten, eben dieses Potenzial demokratische Beteiligung zu lernen auszuschöpfen: Schulen gehören allen und zu erleben. Trotzdem wird die Schü- Im Praxisteil werden viele Materialien Akteuren, allen voran den Kindern und lervertretung oft nicht wahrgenommen vorgestellt, die die Arbeit mit Schüler- Jugendlichen, die, wenn sie die Institu- und gilt als Alibi-Partizipation. Dabei vertreter*innen erleichtern. Der Artikel tion als gestaltbar empfinden, sich eher sind die Herausforderungen und An- von Fatima Amkouy nimmt dabei die mit ihr identifizieren und letztendlich sprüche einer funktionierenden Schü- Klassensprecher*innen in den Blick, auch die Erfolgschancen ihrer Lern- lervertretung altbekannt. Wie Schü- Vanessa Reinsch beschreibt in einem prozesse steigern. lervertretung gelingen kann und was ersten Artikel, wie man Wahlen vorbe- die Voraussetzungen sind, beschreibt reiten und durchführen kann. Ihr zweiter Auf der Internetseite „mateneen.eu“ Charlotte Keuler im ersten Artikel der Beitrag stellt zwei Methoden vor, wie finden Sie zusätzlich zu den deutschen vorliegenden Ausgabe. Sie geht dabei man neue Schülervertreter*innen durch und französischen Versionen aller sowohl auf das Ziel – die Repräsentation den Reflexionsprozess rund um Re- bereits erschienenen Hefte wie immer von Schüler*innen – als auch auf den präsentation und Rollenklärung führen die frei verfügbaren Arbeitsblätter und Prozess – was bedeutet Gremiumsar- kann, damit sie auf Augenhöhe mit Er- Kopiervorlagen zu allen Praxisbeiträgen beit und wie geht das – ein. Dabei fasst wachsenen diskutieren und gemeinsam für den flexiblen Einsatz im Unterricht. sie besonders die Rolle und Haltung der mit ihnen Schule gestalten können. Erwachsenen ins Auge: Konfrontationen Wir wünschen Ihnen viel Freude beim müssen ausgehalten und lernproduktiv Der letzte Artikel von Christian Welniak Lesen und freuen uns auf Feedback, gestaltet werden. und Svenja Hackethal zeigt schließlich, Reaktionen und Anregungen. dass demokratische Teilhabe nicht nur Der zweite Beitrag lässt junge Menschen indirekt, sondern auch ohne Repräsen- zu Wort kommen, die in Luxemburg, tation, also basisdemokratisch bewerk- Das Herausgeberteam 4 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
THEORIETEIL mateneen | Theorieteil | Schülervertretung: Gelingensbedingungen einer verfassten demokratischen Beteiligung Schülervertretung: Gelingensbedingungen einer verfassten demokratischen Beteiligung Charlotte Keuler In vielen Schulen der Großregion werden demokratiepädagogische Projekte und Bestrebungen durchgeführt, um Schüler*innen an der Gestaltung der eigenen Schule zu beteiligen. Daneben gibt es ein oft unterschätztes Instrument, das eine institutionelle Mitsprache auf Augenhöhe mit anderen schulischen Akteuren ermöglicht: die Schülervertretung. Die Schülervertretung (SV) nimmt einen Repräsentation der Schülerschaft durch Akteur neben Schulleitung, Schulperso- Sonderstatus unter allen demokratiepäda- Schüler*innen Gelingensbedingungen und nal- und Elternvertretung. Dabei hat die gogischen Bauformen ein. Schüler*innen ist auf ein wohlüberlegtes Agieren aller Schülervertretung eine doppelte, in sich werden hier in einem politischen Gremi- schulischen Akteure angewiesen. spannungsreiche Funktion: Im Sinne des um repräsentiert, dessen unterschiedliche Subsidiaritätsprinzips sollten Schulge- Ausgestaltung und Kompetenzen in ver- meinschaften als staatliche Institutionen schiedenen Gesetzen und Verordnungen Subsidiaritätsprinzip ihre Angelegenheiten möglichst selbst- festgeschrieben sind1 – die Lernenden Nach dem Subsidiaritätsprinzip regeln bestimmt und eigenverantwortlich regeln können ihre Rechte also nachlesen und staatliche Institutionen wie Schulen – eine Aufgabe, die unter anderem durch einfordern. Die Verbindlichkeit der Betei- ihre Angelegenheiten – soweit möglich das Schülergremium erfüllt wird. Zugleich ligungsform ermöglicht zugleich nachhal- und sinnvoll – eigenverantwortlich. soll die Schülervertretung – dem Ziel tige und dauerhafte Partizipationserfah- Dies rechtfertigt, dass Aufgaben zu- schulischer Bildung entsprechend – Lern- nächst auf Ebenen wie dem Klassen- rungen und -traditionen. Sie prägt in ihrer gelegenheiten bieten, als pädagogisches rat oder der Schülerversammlung je schulspezifischen Ausgestaltung und Instrument Mündigkeit und Partizipati- selbstbestimmt bearbeitet werden, gelebten Praxis das (schul-)demokrati- ehe Gremien wie die Schulkonferenz, onsfähigkeit der Schüler*innen zu stärken. sche Selbstverständnis der Schülerschaft Schulverwaltung oder Parlamente Die Schülervertretung hat damit als in besonderer Weise. Die Schülerver- regulierend eingreifen. demokratischer Lernort und realer poli- tretung ist damit bedeutsamer Schauplatz tischer Handlungsraum eine in doppelter demokratischen Lernens und kann ein Hinsicht elementare Bedeutung. Gradmesser für die jeweilige demokra- Schülervertretung zwischen tische Schulkultur sein. Demgegenüber pädagogischem Lernort Zur Schülervertretung lässt sich jede stehen allerdings verbreitete Einschätzungen, und politischem Handlungsraum Person zählen, die für den Zweck der die Schülervertretung verfüge über zu Die Lernenden bilden die größte in der Repräsentation einer Schülergruppe wenig Befugnisse, stoße auf Desinter- Schule präsente Statusgruppe; sie zu demokratisch gewählt wurde – also esse bei den Schüler*innen oder werde repräsentieren und dafür zu sorgen, Klassensprecher*innen, Mitglieder vom von ihnen nicht funktional genutzt. Diese dass sie ausreichend an der Gestaltung Schülerparlament, vom Schülercomité Ambivalenz zeigt bereits auf, dass eine des Schullebens teilnehmen können, ist usw. An die Amtsinhaber*innen werden Schülervertretung nicht per se als selbst- Aufgabe der Schülervertretung. Allein dabei Forderungen gestellt, die sich an läufiges Gremium angesehen werden diese Tatsache macht die Vertretung zu jedes politische Gremium richten. Dazu sollte. Vielmehr unterliegt die erfolgreiche einem überaus bedeutsamen schulischen gehören politische Handlungsfähigkeit © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 5
Schülervertretung: Gelingensbedingungen einer verfassten demokratischen Beteiligung | Theorieteil | mateneen Foto: Yves Becker Neben Rechten und Pflichten bringt Schülervertretung auch jede Menge Spaß! und dementsprechende Ergebnisse, das bleibt. Das verstärkt im Einzelfall die all- Für diese Fälle bieten Zusammenschlüsse Kennen von Interessen und Bedürfnissen gemeine Gefahr, dass die zugestandenen der Schülervertretungen auf Regional- der Wähler*innen wie auch der konti- Kompetenzen durch die Schüler*innen und Landesebene Unterstützung nuierliche Austausch und die im Zweifel nicht ausreichend wahrgenommen wer- für Schüler*innen und Erwachsene: konfliktbehaftete Auseinandersetzung den (können). Sie können über die Möglichkeiten mit relevanten Akteuren. der Lernenden aufklären und Impulse Dabei ist es gerade aufgrund der Relevanz für eine konkrete Umsetzung geben. Partizipation einfordern und ermöglichen des Gremiums und der mit ihm verbun- Die Schülervertretung hat viele Rech- denen Lernerfahrungen umso bedeut- Das Gremium verfehlt hingegen seine te und diese sind weitreichender als oft samer, dass die erwachsenen Akteure Relevanz, wenn sich der Umgang mit gedacht. So wirken luxemburgische, ausreichend über die Gestaltungsmög- anderen Akteuren auf das Abnicken vom Schülercomité entsandte Lernende lichkeiten der Schülervertretung Bescheid unterbreiteter Vorschläge beschränkt und der Sekundarschulen im schuleigenen wissen: Damit Schülervertreter*innen dabei vor einer politischen Positionierung Bildungsrat an Entscheidungen über die ihre Kompetenzen ausschöpfen können, zurückgeschreckt wird. Hier bewegt sich Schulcharta und das Schulbudget mit2 müssen diese von der Schulleitung, von die Schülervertretung in einem Span- – und sind damit in ihren Kompetenzen Personal, Eltern und Lehrkräften bewusst nungsverhältnis zwischen dem Erhalt des weit entfernt von dem Klischee einer eingefordert und entsprechende Hand- Schulfriedens durch Kooperation und unfruchtbaren Diskussion über die An- lungssituationen ermöglicht werden. Kompromisse und dem – notwendiger- schaffung eines Kickertischs. Den Lehr- Hier ist es die Aufgabe der erwachsenen, weise auch konfliktbehafteten – Eintreten personen, dem Personal, Eltern und auch speziell geschulten Begleiter*innen, die für die Interessen der Schüler*innen. Schüler*innen scheinen solche Rechte Schüler*innen über die Wahrnehmung Eine gelingende Schülervertretungsarbeit aber oftmals nicht hinreichend bekannt. ihrer Rechte hinaus auch in der Aus- und kanalisiert die dauerhaft notwendige und Verschärft wird dieser Umstand dadurch, Weiterbildung von Handlungsstrategien fruchtbare Konfliktaustragung zwischen den dass den Schulen bei der konkreten Um- zu unterstützen. Andererseits ist darauf Akteuren und wirkt so befriedend, anstatt setzung der Schülervertretung immer zu achten, dass den Schüler*innen gewisse für das Bild einer durchweg harmonischen auch ein gewisser Grad an Spielraum Kompetenzen nicht vorenthalten werden. Schulgemeinschaft herhalten zu können. 6 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | Schülervertretung: Gelingensbedingungen einer verfassten demokratischen Beteiligung Denn Partizipation bedeutet keinesfalls, Klar ist: Die Schülervertretung hat dann, wenn sich diese als konträr zu dass die Schüler*innen bequeme Ent- insgesamt ein begrenztes Mandat. Positionen anderer Akteure herausstellen. scheidungen treffen oder die „von oben“ Schüler*innen können zwar zu allen Andererseits bewegen sich Schüler*innen erwarteten Forderungen formulieren. schulinternen und auch schulpolitischen in einem Raum, in dem sie politisches Das sollten sich Schulleitung, Schulper- Themen Position beziehen und so ihre In- Handeln noch zunehmend lernen und er- sonal- und Elternvertretung immer wieder teressen verbalisieren – ihr tatsächliches proben müssen – und in dem ein schritt- bewusstmachen und im Bedarfsfall Hand- Mitwirkungsrecht ist aber beschränkt. weises, begleitetes „Herantasten“ risikolos lungsoptionen prüfen, die nicht zu einem Auch hier kommt das Spannungsfeld für die Schüler*innen ermöglicht werden Kompetenzversagen der Schüler*innen zwischen realem politischem Handeln und muss. Diese nicht auflösbare Diskrepanz führen. Das Gespräch auf Augenhöhe ist pädagogischem Schon- und Lernraum sollte als dauerhafte Herausforderung zentral; Konfrontationen sind lernproduk- zum Tragen – eine Ambiguität, die in der von allen erwachsenen Akteuren wahr- tiv, notwendig und müssen ausgehalten Schule grundsätzlich jede Form demokra- genommen, das eigene Handeln daraufhin werden. Für alle Akteure gilt dabei: Schei- tischer Beteiligung betrifft. Bezogen auf reflektiert und für die Schüler*innen tern ist ein wichtiges und mögliches Element die Schülervertretung heißt das konkret, auch transparent gemacht werden. jedes politischen Aushandlungsprozesses, dass es einerseits die Pflicht von Amtsin- Das verhindert zum einen, dass die den das es als solches auch einzuordnen gilt, haber*innen ist, politische Entscheidungen Schüler*innen zustehenden Rechte nicht statt es als Misserfolg oder als Angriff auf zu treffen und Interessen der Schüler*innen unter den Tisch fallen. Zum anderen zeigt die eigene schulische Stellung zu deuten. wirksam zu vertreten, besonders es bereits im Vorfeld und transparent für Foto: Lukas Sommer Der SV-Raum ist zugleich Rückzugsort, Büro, Treffpunkt und ein „sicherer“ Ort für die Anliegen der Schülerschaft. © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 7
Schülervertretung: Gelingensbedingungen einer verfassten demokratischen Beteiligung | Theorieteil | mateneen alle Beteiligten mögliche Grenzen auf, auf der Schülervertretung durch alle Akteure die Schüler*innen bei der Interessenver- Beutelsbacher Konsens sichtbar Zeit und Raum gewidmet wird. tretung stoßen können. Der Beutelsbacher Konsens fasst drei Das geschieht durch einen regelmäßigen grundlegende Ansprüche an politische Arbeitsbericht in den Klassen, Präsenz auf Dass Demokratiebildung bzw. politisches Bildung zusammen. Lernende dürfen der Schulhomepage und am Schwarzen Lernen immer auch eine Anleitung und in ihrer politischen Urteilsbildung nicht Brett wie auch durch einen eigenen Raum Unterstützung zu realem politischen Han- überwältigt, sondern sollen befähigt für die Vertreter*innen, den alle Schü- deln intendiert, betont nicht zuletzt auch werden, ihre Interessen zu erkennen ler*innen für festgelegte Sprechzeiten der sog. Beutelsbacher Konsens, der in und in den politischen Diskurs einzu- aufsuchen können. Sinnvoll ist auch ein vielen Ländern die Grundlage politischer bringen. Dafür gilt: „Was in Wissen- eigener, selbstverwalteter Etat, um Bildungsarbeit bildet. In seinem dritten schaft und Politik kontrovers ist, dessen konkrete Verwendung ernsthaft muss auch im Unterricht kontrovers Satz wird explizit gefordert, den Schüler debattiert und gestritten werden kann. erscheinen.“3 zu befähigen, „eine politische Situation (Vgl. Abb. Seite 10) und seine eigene Interessenlage zu analy- sieren, sowie nach Mitteln und Wegen zu Es gilt zudem, schulübergreifende Ver- suchen, die vorgefundene politische Lage Der Grundstein für die Wahrnehmung netzungen und Kooperationen wie bspw. im Sinne seiner Interessen zu beeinflus- der Schülervertretung liegt dabei bereits Regional- und Landesschülervertretungen sen.“3 Auf diese Weise kann der Konsens im Wahlkampf. Die Wahl ist kein Wett- zu fördern: Sie erreichen über die Schüler- auch Richtschnur für Lehrpersonen sein, bewerb um Beliebtheit, es ist vielmehr vertretungen der Einzelschulen alle Schüler*innen in der Gremienarbeit dabei darauf zu achten, dass inhaltliche Argu- Lernenden und können ihrerseits Interes- zu unterstützen, vorliegende schulische mente herausgestellt werden: Welche*r sen und Forderungen der Schüler*innen Interessenkonflikte zu analysieren, eigene Kandidat*in steht für welche Interessen landesweit erheben und zusammenführen. Rechte und Einflussfaktoren wahrzuneh- ein? Auch das gemeinsame und stringente Die Regional- und Landesdelegierten men und ihre Interessen im vorhandenen Auftreten nach abgeschlossenen Aus- verfügen damit über erhebliches Gewicht politischen Handlungs- und Entschei- handlungsprozessen im Team ist wichtig. und Einfluss in schulpolitischen Fragen dungsspielraum zielgerichtet einzubringen. Wertvoll ist hierfür eine bewusst gestal- und sind gleichermaßen für Schüler*innen, tete Zeit zu Beginn jeder neuen Amtszeit, Schulverwaltung und Bildungspolitik Erfolgreiche Schülervertretung braucht in der die Lernenden schrittweise in ihre potente Ansprechpartner*innen, sofern Sichtbarkeit, Unterstützung & Vernetzung neuen Rollen schlüpfen und als Team durch einen intakten Informationsfluss Eine oft von Schülervertreter*innen zusammenwachsen können. Sobald das einerseits ihr Einfluss in den Schulen und geäußerte Kritik ist, dass sie sich von Mit- Gremium seine Arbeit dann aufnimmt, andererseits über ihre Vertretung die Ein- schüler*innen und Lehrpersonen in ihrer gilt es für die Amtsinhaber*innen, die bringung von Wünschen und Interessen Rolle nicht ernst genommen fühlen. Auch Schülerschaft nicht aus den Augen zu aus der Schülerschaft in die schulüber- eine Studie zeigt, dass nur etwa ein Drittel verlieren. Eine intensive, durch Lehrkräfte greifende Gremienarbeit gesichert sind. der befragten Schüler*innen ihrer eigenen systematisch unterstützte und regelmä- Vertretung eine hohe Relevanz beschei- ßige Rückkopplung an die Klassen ist hier Wichtig ist insgesamt, dass die Schü- nigen. Geschildert wird hier, dass eine dringend notwendig. Ihre Interessen sind ler*innen ihre Schule als gestaltbar emp- höhere Relevanzzuschreibung mit einer zentral für das Gremium; die Vertretung finden. Trifft das zu, besteht laut Studie größeren Bereitschaft einhergeht, sich ist im Sinne ihrer Repräsentation für die eine höhere Beteiligungsbereitschaft in mit Problemen schulischer Art in Dis- Schüler*innen verantwortlich. Eine solche, der eigenen Vertretung – die den Partizi- kussionen auseinanderzusetzen und selbst beidseitig entgegengebrachte Ernsthaf- pationskanälen zugesprochene Wertigkeit in dem Gremium mitzuwirken – sie kann tigkeit bleibt jedoch möglicherweise aus, und Zugänglichkeit sind für die Mitwirkung also erklärterweise zu mehr schulischer wenn Schulleitung, Lehrkräfte und Amts- und Repräsentation der Schüler*innen Beteiligung führen und im Sinne einer inhaber*innen hier nicht für eine aus- von Bedeutung.5 Partizipationssteigerung bewusst reflek- reichende Wahrnehmung sorgen. Dafür tiert und gefördert werden.4 ist es unumgänglich, dass dem Gremium 8 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | Schülervertretung: Gelingensbedingungen einer verfassten demokratischen Beteiligung Die Ebenen der Schülervertretung Regionale/Nationale Ebene Hier sind alle Schulen der Region oder des Landes durch Abgeordnete vertreten. Die regionale/nationale Vertretung kann Anliegen der Schülerschaft öffentlich machen und ggf. gegenüber der Politik vertreten. Zugleich können von hieraus Anfragen, Initiativen und Ideen an alle Schulen verteilt werden. Schulebene Die Mitglieder der Schülervertretung oder des Schülercomités greifen die Themen auf, die über die Klassen- sprecher*innen an sie herangetragen werden und diskutieren Impulse der regionalen und nationalen Vertretungen. Klassenebene In der Klasse werden Fragen oder Anliegen, z.B. im Klassenrat, diskutiert. Klassensprecher*innen Fr a g e n u n d A n l ie g e n nehmen diese mit in die Klassen- sprecherversammlungen. Zugleich wird über die Arbeit auf regionaler, nationaler und Schulebene informiert und diskutiert. Eine gute Vernetzung der verschiedenen Ebenen macht es möglich, die Anliegen aller Jugendlichen von der Klassenratsebene bis hin in nationale Entscheidungsprozesse einzubringen. Umgekehrt kann die nationale Vertretung über die Delegierten bis hin zur einzelnen Klasse alle Schüler*innen thematisch einbinden und mobilisieren. © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 9
Schülervertretung: Gelingensbedingungen einer verfassten demokratischen Beteiligung | Theorieteil | mateneen Regelmäßiger Kontakt zwischen Schüler*innen und Schülervertretung Schülervertretung vielfältig ist die Basis für erfolgreiche Beteiligung. und partizipativ gestalten Was ist hinsichtlich der Beteiligung einer Schülervertretung noch bedeutsam? Da- mit die konkrete Arbeit der Schülerver- tretung im Schulalltag sichtbar und leben- dig bleibt, sollte sich die Arbeit nicht auf die verfasste Gremienarbeit beschrän- ken, sondern methodisch vielfältig und partizipativ gestaltet werden. Dies kann Briefkasten der SV beispielsweise durch die Einberufung pro- Direkte Kontaktmöglichkeit im Schulgebäude jektbezogener Arbeitsgruppen geschehen, die allen interessierten Schüler*innen offenstehen und die sich beispielsweise der Ausarbeitung eines Nachhaltigkeits- konzepts für die Schulmensa, der Umge- staltung des Pausenhofs im Rahmen eines Digitale Erreichbarkeit in Deliberationsforums oder der Planung des einem geschützten Rahmen Sommerfests widmen. Für viele Kinder und Jugendliche ist ein themenspezi- fisches, zeitlich begrenztes und abwechs- lungsreiches Engagement attraktiver als die in ihren Verfahren restriktive, wenig jugendgemäße Gremienarbeit. Durch Regelmäßige SV-Berichte die niedrigschwellige Einbindung weiterer Büro und in den Klassen Schüler*innen und die Initiierung unter- Sprechstundenliste zur Information über die SV-Arbeit schiedlicher Projekte können die Arbeiten Persönliche Präsenz zu und Sammlung von Anliegen an die ausgewiesenen Zeiten SV, z.B. im Klassenrat der Schülervertretung im Schulalltag transparenter gestaltet und inhaltlich ausgeweitet und zugleich die gewählten Delegierten entlastet werden. ? Me ineS Orientierung für die Vielfalt möglicher chü ler ver tret ung Beteiligungsmodi bietet die sog. Leiter der Partizipation. Tatsächliche Beteili- Ko nt akt gung beginnt hier mit einem Projekt, das von Erwachsenen begründet und geleitet wird. Transparent für die Kinder ist der Zweck der Aktion wie auch die Gründe Leiter der Partizipation Präsenz auf der Schulhomepage Informationstafel Die sog. Leiter der Partizipation zur Vorstellung der SV-Mitglieder mit Informationen über die SV im graduiert acht Beteiligungsformen, die und Information über die SV-Arbeit Schulgebäude (Schwarzes Brett) von lediglich vorgetäuschten Mitspra- chemöglichkeiten bis hin zu möglichst autonomen und selbstgeführten For- Schülervertretungen brauchen eine „kurze Leitung“ zwischen sich und ihrer Schülerschaft – maten reichen (vgl. Abb. Seite 12).6 mit vielen niedrigschwelligen Kontakt- und Informationsmöglichkeiten. 10 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | Schülervertretung: Gelingensbedingungen einer verfassten demokratischen Beteiligung für ihre Beteiligung; der von ihnen über- nicht basisdemokratisch organisiert sein; von Schüler*innen und Erwachsenen als nommene Part hat Relevanz und verliert ihre demokratische Legitimation und Ver- vollwertiger Akteur im Schulgeschehen sich nicht in Bedeutungslosigkeit. Zudem fasstheit liegen außerhalb des Zuständig- wahrgenommen wird, der gegenwärtige, ist ihre Teilnahme an dem Projekt, in dem keitsbereichs der Schulgemeinschaft. auch eingefahrene Strukturen immer wie- sie von Erwachsenen angeleitet werden, Zwar lassen sich die rechtlich definierten der auf ihre Sinnhaftigkeit und Rechtmä- freiwillig. Auf der höchsten Partizipations- und nicht bis aufs Letzte klar umgrenzten ßigkeit überprüft. Die Schülervertretung ist stufe wird das Projekt hingegen von den Spielräume im Sinne einer möglichst aus- nicht nur ein wichtiger Baustein des schuli- Schüler*innen ins Leben gerufen; hier giebigen Beteiligung nutzen. Nichtsdesto- schen Demokratielernens – vielmehr ließe unterstützen Erwachsene die die Aktion trotz sollten bestehende Grenzen nicht sich die Frage stellen, wie das Vertiefen leitenden Schüler*innen.6 Eine Schüler- überspielt werden. Schüler*innen und ihre demokratischer Kompetenzen überhaupt vertretung sollte sich in diesem Spektrum Vertreter*innen brauchen diese Transparenz, gelingen kann, wenn das für die Mitgestal- bewegen, eine zu starke Konzentration in um nicht Gefahr zu laufen, ihre Aktivitäten tungswünsche, Ideen und Bedürfnisse der eine Richtung hin könnte das Gremium in fälschlicherweise als Misserfolge oder ihnen Schüler*innen zentrale Gremium nicht als seinen Kompetenzen unter- oder sogar versagte Mitbestimmung einzuordnen. solches agiert oder agieren kann. Gerade überfordern. aufgrund ihrer institutionell verankerten Viele der genannten Herausforderungen, Form bietet die Schülervertretung wert- Sowohl in diesem Zusammenhang als Probleme und Ansprüche, die mit dem volle Gelegenheiten, sich als Wähler*in, auch bezüglich der alltäglichen Interaktion Gremium einhergehen, sind altbekannt. Amtsinhaber*in und Politiker*in ausgiebig mit anderen Akteuren gilt: Es ist wichtig, Die Relevanz einer Vertretung, in der die auszuprobieren und so politisch zu lernen – die Grenzen der Schülervertretung bzw. Schüler*innen sich selbst repräsentieren sie bietet damit wertvolle Möglichkeiten für die Logik des Subsidiaritätsprinzips immer können und nicht andere Akteure für sich ein Demokratielernen, in die es im Sinne wieder transparent zu machen. Schule sprechen lassen müssen, ist ungebrochen. einer gemeinsam zu gestaltenden Schule kann in ihrer gesellschaftlichen Funktion Es ist wichtig, dass die Schülervertretung unbedingt zu investieren gilt. IM ÜBERBLICK: GELINGENDE SCHÜLERVERTRETUNG – DIE ROLLE DER ERWACHSENEN • B egleiter*innen: Sie sind direkte Ansprechpartner*innen logisches Personal. Die Zusammenarbeit mit dem Personal der Schülervertretung und sollten als solche präsent für sollte sich dabei nicht nur auf Zufriedenheiten oder Unzu- die Amtsinhaber*innen sein. Sie begleiten und beraten das friedenheiten bzgl. des Klassen- und Unterrichtsgeschehens Gremium und unterstützen mithilfe ihrer oft jahrelangen konzentrieren. Vielmehr haben die Schüler*innen hier eine Erfahrung auch im Aufbau neuer, für das aktuelle Team Vielzahl an Ansprechpartner*innen, die ganz unterschied- passgenauer Strukturen. liche Handlungskompetenzen und -schwerpunkte haben und dementsprechend bei unterschiedlichen Projekten • S chulleitung: Für die Schulleitung erfüllt die Schülerver- gezielt unterstützen können. tretung eine sehr wichtige Aufgabe; sie kann als „heißer Draht“ zwischen der Schülerschaft und der Direktion agie- • Eltern: Eltern werden als Akteure im Schulgeschehen ren. Umso bedeutsamer ist es, dass die Schulleitung die schnell außer Acht gelassen, wenn es um die Schülerver- Infrastruktur für das Gremium bereitstellt. Die Gewährung tretung geht. Dabei handelt es sich bei der Eltern- und eines Budgets ist zudem nicht nur für die Sichtbarkeit not- Schülervertretung um zwei Gremien, die inhaltlich in wendig, sie gibt den Schüler*innen auch mehr Handlungs- hohem Maße verbunden sind. Gerade die Auseinanderset- spielraum und ermöglicht eine Fokussierung auf ihre Ziele, zung miteinander bietet einen wertvollen Diskussionsraum, weil hierfür notwendiges Geld nicht erst über aufwendige Projekte können dann auch gemeinsam gestaltet und Aktionen verdient werden muss. ausgeführt werden. Zudem sind sie Partner*innen, die sich im Sinne eines möglichst repräsentativen und kontroversen • S chulpersonal: Unter das Schulpersonal fallen Lehrperso- Austauschs immer um eine Stellungnahme oder Beratung nen, aber je nach Schule auch pädagogisches und psycho- bitten können. © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 11
Schülervertretung: Gelingensbedingungen einer verfassten demokratischen Beteiligung | Theorieteil | mateneen 1 V gl. Service de la Jeunesse du Ministère de l’Éducation The Ladder of Participation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse (MENJE) (2019): Rechtliche Möglichkeiten der Schülerpartizipation im Schulunterricht – Ein Blick in die Großregion. In: mateneen, Heft 3, Jahrgang 2, S. 13-15. 2 Vgl. Loi modifiée du 25 juin 2004 portant organisation des lycées et lycées techniques, chapitre 9, art. 36: http://data.legilux.public.lu/eli/etat/leg/loi/2004/06/25/n9/jo 3 Hans-Georg Wehling (2016): Konsens à la Beutelsbach? Nachlese zu einem Expertengespräch. Textdokument aus dem Jahr 1977. In: Benedikt Widmaier/Peter Zorn (Hg.): Brauchen wir den Beutelsbacher Konsens? Eine Debatte der politischen Bildung. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, S. 19-27, hier S. 23f. 4 Vgl. Sibylle Reinhardt, Frank Tillmann (2002): Politische 8. Child-initiated, Orientierungen, Beteiligungsformen und Werteorientierun- shared decisions with adults gen. In: Heinz-Hermann Krüger, Sibylle Reinhardt, Catrin Kötters-König et. al. (Hg.): Jugend und Demokratie – Politische Bildung auf dem Prüfstand. Eine quantitative und qualitative Studie aus Sachsen-Anhalt. Wiesbaden: Springer, S. 43-74, hier S. 70f. 5 Vgl. a.a.O. 7. Child-initiated 6 Vgl. Roger Hart (1992): Children’s participation. From to- and directed kenism to citizenship. Florenz: UNICEF International Child Degrees of participation Development Centre, S. 8ff. 6. Adult-initiated, shared decisions with children 5. Consulted and informed Charlotte Keuler Charlotte Keuler ist wissenschaftliche 4. Assigned Mitarbeiterin am Arbeitsbereich der but informed Didaktik der Gesellschaftswissenschaften. An der Universität Trier lehrt und forscht sie zu demokratischer Schulentwicklung wie auch zu politischer Bildung in der 3. Tokenism Non-participation Großregion. 2. Decoration 1. Manipulation Illustration nach Roger Hart (1992): Children’s participation. From tokenism to citizenship. Florenz: UNICEF International Child Development Centre, S. 8. 12 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | „Die Demokratisierung von Schulen ist uns ein großes Anliegen“ „Die Demokratisierung von Schulen ist uns ein großes Anliegen“ ndige Das vollstä rv ie w st eht Ihnen Inte n.eu auf m at en ee gu ng zur Verfü Interview mit Schülersprecher*innen aus der Großregion „Die Demokratisierung von Schulen ist uns ein großes Anliegen“, beschreibt Lucia Wagner eines ihrer Hauptmotive für das Engagement in der rheinland-pfälzischen Schülervertretung. Für mateneen sprach Maike Koböck mit ihr und weiteren Schülervertreter*innen aus Luxemburg und dem Saarland über ihre Erfahrungen. echer am Hugo Da Costa (15), Schülerspr emburg-Stadt Lycée Aline Mayrisch in Lux Laura Bombardella (16), Schülersprecherin Praxis an den Schulen? am Lycée Nic Biever in Dudelange mateneen: Wie bewertet ihr die wierigkeiten gibt es? Was gelingt gut und welche Sch mateneen: Wie bewertet ihr die Praxis an den Schulen? n sich nicht genug da- Was gelingt gut und welche Schwierigkeiten gibt es? H.: Die Schüler*innen interessiere sie überzeugen, dass wir für, was wir machen. Wir müssen L.: Im Alltag wird oft viel gemeckert, aber durch Meckern für sie einsetzen. Aber etwas für sie tun und dass wir uns alleine ändert sich nichts. Wir sprechen die Sachen in der *innen zu vermitteln. es ist schwierig, dies allen Schüler Schülervertretung durch und versuchen dann Sachen zu nheiten, um mit den Wir bräuchten dafür mehr Gelege verbessern. Wenn einzelne Vorschläge kommen, die dann Wir haben das Recht, Klassenvertreter*innen zu reden. nicht angenommen werden, sind die jeweiligen Schü- ulstunden eine Versamm- einmal im Jahr während der Sch ler*innen enttäuscht. Aber wir sind bemüht, die Meinun- nen einzuberufen. Das lung mit den Klassenvertreter*in gen und Interessen aller im Blick zu halten. reicht nicht wirklich. besserungsbedarf? m.: Was sind zentrale Themen und Forderungen, m.: Wo seht ihr konkreten Ver die ihr verfolgt? um unsere Meinung H.: Wir werden nicht oft genug L.: In der Nähe unserer Schule ist eine Straße, auf der en, werden oft nicht gefragt bei Fragen, die uns betreff man 50 km/h fahren darf. Dort wurden schon mehrere ist die Zusammenarbeit einmal informiert. Des Weiteren Schüler angefahren. Wir wollen die Geschwindigkeit auf n verschiedener Schulen zwischen den Schülervertretunge 30 km/h begrenzen. Dafür müssen wir allerdings mit der ionale Schülervertretung, nicht so gut. Es gibt zwar die nat Schule und der Gemeinde reden. r, was die tun. Die müss- aber es ist nicht wirklich sichtba dien präsent sein und ten viel stärker in den sozialen Me eren. mit den Schüler*innen kommunizi © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 13
„Die Demokratisierung von Schulen ist uns ein großes Anliegen“ | Theorieteil | mateneen Kimon Leners (19), Schülersprecher am Lycée des Arts et Métiers und Landesschülersprecher in Luxemburg echerin am Lucia Wagner (18), Schülerspr in Mainz, Mitglied mateneen: Wo seht ihr konkreten Verbesserungsbedarf? Rabanus-Maurus-Gymnasium schülervertretung der rheinland-pfälzischen Landes und Bundesdelegierte K.: Es ist nicht gut, dass die Schüler*innen im Comité d’Education in der Minderheit sind. Wir können keinen Praxis an den Schulen? Einfluss auf die Schulentwicklung nehmen, weil wir mateneen: Wie bewertet ihr die wierigkeiten gibt es? ohnehin immer überstimmt werden. Mit der Landes- Was gelingt gut und welche Sch schülervertretung würden wir gerne sehr viel direkter sehr unterschiedlich: bei der Änderung des Règlement grand-ducals über L.: Das ist von Schule zu Schule r gut mit der SV läuft, die Schülervertretung eingebunden werden. Es gibt Schulen, an denen es seh in der Schulgemein- die haben ein richtiges Standing itung ernst genommen schaft, werden von der Schulle gibt es auch Schulen, da und richtig unterstützt. Dann e SV ist oder die wird weiß man nicht einmal, was ein rt es schon an den nicht richtig gewählt. Da scheite nichts von der Landes- Wahlen, die wissen überhaupt zung auf der Stadt- ebene oder dass es eine Vernet und Kreisebene gibt. und Forderung en, m.: Was sind zentrale Themen die ihr verfolgt? r aktuell sind, sind die L.: Themen, die momentan seh gebundenen Religions- Abschaffung des konfessionell rung von Schule ist uns Lennart-Elias Seimetz (16), Schüler unterrichts. Die Demokratisie beispielsweise das Kon- ein großes Anliegen, also dass an der Willi-Graf-Schule in Saarbrücken ntwickelt wird oder zept der Schulparlamente weitere und Landesschülersprecher des Saarlandes z durch ein paritätisch dass man die Gesamtkonferen dem Eltern, Lehrkräfte n, besetztes Gremium ersetzt, in mateneen: Was sind zentrale Themen und Forderunge Anzahl an Stimmen und Schüler*innen die gleiche die ihr verfolgt? ein aktuelles Thema: haben. Auch Nachhaltigkeit ist mit dem Bildungsminis- Dazu hat die LSV gemeinsam L.: Unsere Forderungen sind: ‚Mehr Lehrerinnen und ert*innen eine Umwelt- an terium und verschiedenen Exp Lehrer und kleinere Klassen‘, den ‚Ethikunterricht e Auszeichnung für jede ung‘, plakette entwickelt. Das ist ein allen saarländischen Grundschulen‘, ‚Digit alisier gibt es noch Überthe- nachhaltige Schule. Ansonsten ‚vertiefte Berufsorientierung‘ oder die ‚gut finanzierte ramm, wie Anti-Rassis- men in unserem Grundsatzprog und solide Schulsozialarbeit‘. Regelmäßig halten wir igkeit. wir mus oder Geschlechtergerecht auch Seminare für Schülervertretungen, in denen und sie in der Umse t- ihnen ihre Rechte näherbringen zung unterstützen. 14 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | „Die Demokratisierung von Schulen ist uns ein großes Anliegen“ Justin Gesellchen (18), Schülersprecher am Illtal-Gymnasium in Illingen und Mitglied der saarländischen Landesschülervertretung er am Luca Wolter (17), Schülersprech mateneen: Wie bewertet ihr die Praxis an den Schulen? in Luxemburg Was gelingt gut und welche Schwierigkeiten gibt es? Lycée Technique Mathias Adam Praxis an den Schulen? J.: Da herrscht ein riesiges Gefälle im Saarland. Die meis- mateneen: Wie bewertet ihr die wierigkeiten gibt es? ten Schulen bewegen sich in einem schlechten Mittelfeld. Was gelingt gut und welche Sch An vielen Schulen fehlt tatsächlich die Bewegung, dass . Die Schule hat einen das Engagement der Schüler*innen gewürdigt wird und L.: Unsere Erfahrungen sind gut tung ernannt; der sich daraus auch was entwickeln kann. Begleiter für die Schülervertre er Versammlung dabei. unterstützt uns und ist bei jed Anfragen auch an die m.: Was sind zentrale Themen und Forderungen, Er gibt unsere Vorschläge und st zum Beispiel haben die ihr verfolgt? Direktion weiter. Für das Schulfe die Schulleitung hat wir ein Konzept entwickelt und n auch ein Budget zur J.: ‚Mitbestimmung‘ ist unser zentrales Thema. das angenommen und uns dan frei verfügen können. Wir haben diesbezüglich bereits Strategiepapiere Verfügung gestellt, über das wir Jahren, in denen ich veröffentlicht. Wir arbeiten aktuell dran, dass es eine Aber ich kann mich in den vier einziges Mal Novellierung vom Schulmitbestimmungsgesetz gibt, jetzt an dieser Schule bin, an kein r Meinung gefragt hätte. damit endlich genau die Probleme, die wir eben schon erinnern, wo man nach unsere beschrieben haben, in Angriff genommen werden können. Wir befassen uns auch mit ‚Umwelt‘ und ‚Naturschutz‘ an Schulen und wie Schulen ihren Beitrag dazu leisten können, dass wir die Klimaziele einhalten und CO2-Emissionen reduzieren können. m.: Wo seht ihr konkreten Verbesserungsbedarf? J.: Wir haben aktuell Mitbestimmung in der Form, dass es auf dem Papier Mitbestimmungs- und Anhörungsrechte Das Interview führte Maike Koböck. gibt. Aber das sind meistens auch ausschließlich Rech- Sie studiert Deutsch und Sozialkunde te auf dem Papier. Weiter fordern wir, das Konzept des für das Lehramt an Gymnasien an der ‚Klassenrats‘ umzusetzen. Das wäre eine Möglichkeit, um Universität Trier und arbeitet dort als auf Klassenebene demokratische Mitbestimmung zu reali- wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt sieren, und auch da ist für uns wichtig, dass diese Mitbe- „Demokratische Schulentwicklung“. stimmung über die gesamte Schulzeit hinweg erfolgt. Man kann nicht erwarten, wenn man an den weiterführenden Schulen anfängt, Mitbestimmungsgremien einzuführen, dass die dann reibungslos funktionieren, wenn man vorher nie Mitbestimmung praktiziert hat. © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 15
Mitbestimmung von Anfang an. Zu Besuch beim Schulparlament in Fentingen | Theorieteil | mateneen Mitbestimmung von Anfang an. Zu Besuch beim Schulparlament in Fentingen Tom Ketter Wie ist es möglich, den Willen und die Meinung von Grundschulkindern konstruktiv zu nutzen? Wie können Lehrer*innen, Erzieher*innen und Kinder verschiedener Altersstufen auf Augenhöhe miteinander diskutie- ren, planen und Projekte erfolgreich umsetzen? Das Schulparlament in Fentingen zeigt, wie es geht. Um einen Einblick in die Beteiligungspraxis und Problemen. Dadurch ist der/die Ver- um die Aufführung eines Musicals, die für der Fentinger Grundschule zu bekommen, treter*in gut auf die Sitzung vorbereitet. die Schulgemeinschaft geplant ist. stehe ich an einem Dienstagmorgen um 10 Uhr vor der Schule und beobachte ein Überhaupt ist die Integration der Vertre- Ich bin erstaunt, wie zielorientiert gearbei- buntes Treiben. Gerade hat die Pause be- ter*innen des Kindergartens kein Problem. tet wird: Die einzelnen Organisations- gonnen und der Pausenhof füllt sich nach Mit ein bisschen Unterstützung der ande- punkte werden den Vertreter*innen der und nach. Laurent Schoder, der amtieren- ren Mitglieder bei den Erklärungen können Schülerschaft erklärt und die spezifischen de Schulpräsident nimmt mich in Empfang die Kinder, die die Kleinsten der Schule Aufgaben für die einzelnen Klassen werden und führt mich durch das Schulgebäude in vertreten, gut mitmischen. „Obwohl es nach und nach verteilt. den Raum, in dem die Parlamentssitzung in aller Regel schon so ist, dass hier die Rede- nach der Pause stattfinden wird. Hier ist beiträge etwas kürzer sind, ist es wichtig, Obwohl das Comité die Sitzung leitet und ein großer Tisch aufgebaut, vor jedem der dass deren Vertreter*innen erste Erfahrun- die Aufgaben verteilt, diskutieren die Ver- zwölf Stühle liegt ein Ablaufplan bereit. gen in der Parlamentsarbeit sammeln.“ treter*innen der Schüler*innen munter mit: Sie machen Änderungsvorschläge, erklären Die Vorbereitung Die Sitzung beginnt ihre Standpunkte und stellen Fragen. „Der Sitzungsablauf wird vom Schulcomité1 Und dann ist die Pause auch schon vorbei zusammengestellt, wobei die Schüler*innen und die ersten Kinder betreten den Raum, Ich stelle zum einen fest, dass die Schü- eigene Punkte in die Sitzung mitbringen grüßen einander und setzen sich wie ler*innen fest im Projekt involviert sind oder die Punkte im Vorfeld den Vertre- selbstverständlich an den Tisch. Alle und es als ihr Projekt wahrnehmen. Zum ter*innen der Lehrerschaft mitteilen, die sind sehr konzentriert und organisiert. anderen fällt auf, dass die Schüler*innen sie dann auf die Liste setzen“, erklärt mir Man stellt fest, dass eine Sitzung des ohne Scheu und ganz selbstverständ- Schoder, als er mir einen Ablaufplan gibt. Parlaments nichts Außergewöhnliches lich mitarbeiten, Fragen stellen und Kritik darstellt, sondern etwas ganz Normales äußern. Hier findet eine Diskussion auf Zudem finde die weitere Vorbereitung im Schulalltag ist. Augenhöhe zwischen gleichberechtigten immer in der Klasse statt: Hier sammeln Partnern statt. die Vertreter*innen Themen, besprechen „Ich habe die Rolle, allen Schülern die Punkte der nächsten Sitzung und holen aus meiner Klasse gut zuzuhören Bevor der erste Punkt abgeschlossen wird, dazu die Meinungen der Mitschüler*innen und mir zu merken, was für Prob- werden die Vertreter*innen gefragt, ob sie ein. Das passiere, so Schoder, auch oft in leme sie haben, und das dann im alles verstanden haben und wissen, was sie den Pausen, aber die Klassen bekämen, ihren Klassen mitteilen sollen. Parlament zu sagen.“ wenn sie es wünschten, Vorbereitungszeit im Regelunterricht eingeräumt. (Vertreter des Cycle 4.1) Auf Augenhöhe Um 20 Minuten nach zehn Uhr eröffnet Der zweite Punkt der Sitzung ist das Die Vorbereitung sieht im Kindergarten Schoder die Sitzung, begrüßt die Teilneh- Winterfest, das in den nächsten Wo- (Alter 3-5 Jahre) etwas anders aus: Hier menden und fragt die Vertreter*innen, ob chen stattfindet. Nun zeigt sich, dass arbeitet die Lehrperson die einzelnen alle mit dem geplanten Ablauf einverstan- das Parlament auch offener arbeiten Punkte der nächsten Sitzung mit der Klasse den seien. Da alle einverstanden sind, geht kann: Es sind nicht die Erwachsenen, ab und fragt ganz gezielt nach Wünschen er gleich zum ersten Punkt über: Es geht die die Diskussion leiten, sondern 16 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
mateneen | Theorieteil | Mitbestimmung von Anfang an. Zu Besuch beim Schulparlament in Fentingen es sind die Schüler*innen, die im nach den ersten Sitzungen heraus, wo Mittelpunkt stehen. Es werden Ideen welche/r Schüler*in seine/ihre Talente Das Schulparlament gesammelt, Fragen gestellt, über in der parlamentarischen Arbeit habe, er- im Überblick den Sinn einzelner Ideen diskutiert. klärt mir Schoder nach der Sitzung. Das Schulparlament: Eine Ver- Während dieser Diskussionen fällt auf, wie „Ich finde am Parlament gut, sammlung, die aus gewählten diszipliniert und respektvoll das Parlament dass man dort jedem gut zuhört Schüler- und Lehrervertreter*in- arbeitet. Die Mitglieder lassen sich ausre- und dass man dort zusammen- nen besteht, die gemeinsam für den, fragen nach und warten mit Redebei- arbeitet.“ (Vertreterin des Cycle 4.1) die gesamte Schulgemeinschaft trägen ab, bis sie an der Reihe sind. Den arbeiten. Überblick behält eine Schülervertreterin, Ohnehin spielt das schriftliche Protokoll die von einem Lehrervertreter unterstützt eine untergeordnete Rolle, da am Ende Wie oft? Das Parlament tagt alle wird. Über einzelne Ideen wird per Hand- jeder Sitzung die wichtigen Informationen sechs Wochen, wobei die Legis- zeichen abgestimmt, das Ergebnis vom mündlich zusammengefasst werden. Die laturperiode aller Mitglieder ein Plenum sogleich akzeptiert, sodass wenig Vertreter*innen geben die Informationen Schuljahr beträgt. Zeit verloren geht. gleich nach der Sitzung direkt an ihre Klassen weiter. Mit dieser Methode wird si- Die Mitglieder: 9 Schüler*innen Ergebnisse, Fragen und Beschlüsse werden chergestellt, dass die Informationen überall vertreten die gesamte Schüler- von der Vertreterin des Cycle 4.2 (Elf- ankommen, und dass sie in jeder Klasse schaft, 3 Lehrer*innen vertreten jährige) schriftlich festgehalten. „Das hat in der entsprechenden verständlichen die Lehrerschaft. Jeder Jahr- rein praktische Gründe: Diese Schüler*in- Sprache erklärt werden. gang schickt ein Mitglied in das nen können am besten und schnellsten Parlament. Diese*r wurde von schreiben, zudem haben sie oft auch Lust, Rituale sind wichtig der Klasse gewählt und ist auch diese wichtige Aufgabe zu übernehmen.“ Der dritte Punkt ist ein fester wiederkeh- Klassensprecher*in. Der Kinder- Ansonsten werde ohne feste Rollen ge- render Bestandteil der Parlamentssitzun- garten hat das Recht auf zwei arbeitet, aber es kristallisiere sich meist gen: Die Lehrervertretung stellt aktuelle Vertreter*innen. Die Themen: Organisatorisches Foto: Julie Heusbourg und Fragen, die das Zusammen- leben und Arbeiten in der Schul- gemeinschaft betreffen. Informationen vor. Dieser Punkt ist wichtig, damit jedes Schulmitglied weiß, was wann in der Schule geplant ist und was andere Klassen in nächster Zeit vorhaben. So ist die Schulgemeinschaft zu jeder Zeit über alles informiert, auch ohne dafür lesen können zu müssen, ein Fakt, der besonders für die Integration der unteren Klassen in die gesamte Schulgemeinschaft wichtig ist. Schließlich wird nach 35 Minuten der vierte und letzte Punkt dieser Sitzung in Angriff genommen. Man merkt, dass die Konzentration langsam schwindet, jedoch geht es immer noch geordnet dem Schluss Die parlamentarische Arbeit in einer Grundschule. der Sitzung entgegen. Es scheint sich für © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse 17
Mitbestimmung von Anfang an. Zu Besuch beim Schulparlament in Fentingen | Theorieteil | mateneen jedes Mitglied durch Erfahrung gezeigt Sitzung mündlich vor. Hierzu bekommt die Zum anderen ist das Parlament in ein zu haben, dass zielorientiertes Arbeiten Klasse von der Lehrperson im Unterricht Konzept des permanenten Austauschs die schnellste und produktivste Methode die notwendige Zeit eingeräumt. eingebettet. In regelmäßigen Abschnitten ist, eine Sitzung erfolgreich zu Ende werden Austauschmomente zwischen zu bringen. Auf meine Frage, ob das nicht als Zeitver- den einzelnen Klassenstufen organisiert. lust wahrgenommen werde, meint Scho- So lernen sich Kinder des Cycle 4.2 und Anliegen ernst nehmen der: „Nein, denn so gelangen die wichtigen Kindergartenkinder kennen und arbeiten „Das wichtigste Element des Parlaments ist Informationen direkt an die ganze Klasse, gemeinsam an Projekten. Dies sei nicht die Wertschätzung der Schüler*innen. Alle so dass die Informationen ausreichend nur ein Gewinn für den Schulalltag, son- Vertreter*innen fühlen sich ernstgenom- erklärt werden können. Eigentlich gewinnt dern stelle auch die Basis einer funktionie- men, da wir auf Augenhöhe miteinander man dadurch Zeit.“ renden Parlamentsarbeit dar: Denn nur arbeiten. Überhaupt ist die gemeinsame wer die Gemeinschaft kennt, die Bedürf- Entscheidung der beste Moment des Nach rund 50 Minuten kann Laurent nisse versteht und die einzelnen Mitglieder Parlaments“. Mit dem letzten Ordnungs- Schoder die Sitzung beenden und die respektiert, kann eine gute parlamentari- punkt der Sitzung werden diese Aussagen Mitglieder verlassen den Raum zügig sche Arbeit verrichten. Schoders hervorgehoben. Bei den vorge- in Richtung Regelunterricht. brachten Themen der Schülerseite wird ge- Nicht zuletzt sei es auch wichtig, dass meinsam diskutiert, argumentiert, kritisiert, Ein erfolgreiches Schulparlament neben den alltäglichen Dingen wiederkeh- aber auch um Lösungen gerungen. Das Fentinger Schulparlament hat einen rende Ereignisse mithilfe des Parlaments sehr positiven Eindruck hinterlassen. geplant und umgesetzt werden. „Dadurch Hier wird über die gesamte Bandbreite des Der Erfolg des Parlaments lässt sich unter steht das Parlament immer im Mittelpunkt Schulalltags diskutiert: Von zu kleinen Fuß- anderem durch ein paar wichtige Faktoren der schulischen Aktivitäten, was ihm auch balltoren bis hin zur Regel, in den Pausen erklären: Zum einen steht das Kollegium dauerhaft Legitimation und Anerkennung das Schulgebäude verlassen zu müssen, geschlossen hinter der Idee des Schulparla- verleiht. Dadurch wird das Parlament nicht ist alles dabei. Die Vertreterin des Kinder- ments, sodass auch die Kolleg*innen, die von den verschiedenen Akteuren – Eltern, gartens bemängelt, dass die Regel, laut nicht direkt involviert sind, das Parlament Lehrerschaft und Schüler*innen – in Frage welcher in einem bestimmten Bereich und dessen Vertreter*innen unterstützen. gestellt, sondern es ist eine fest verankerte des Hofes nicht gerannt werden dürfe, Die Überzeugung, dass das Parlament allen und anerkannte Institution der Grundschule.“ von den älteren Schüler*innen nicht Beteiligten viel nützt und den Schulalltag 1 In Luxemburg hat jede Grundschule ein Schulcomité, das aus eingehalten werde. erleichtert und interessanter macht, gewählten Vertreter*innen der Lehrerschaft besteht. Es ist für den geregelten Ablauf des Schulalltags und die Kommunika- sei, laut Schoder, ein wichtiger Baustein tion zwischen Schule, Gemeinde und Eltern verantwortlich. Jede Eingabe wird mit dem gleichen Ernst des Parlaments. behandelt und es wird einander aufmerk- sam zugehört. Auffallend ist, dass die älteren Schüler*innen von Zeit zu Zeit bei den jüngeren nachfragen, ob sie alles verständen und ob sie noch etwas äußern Kontakt wollten. Abschluss und Nachbereitung Am Ende der Sitzung werden die wichtigs- SCHOUL Tom Ketter ten Informationen noch einmal wiederholt, FENTENG dann wird die Sitzung aufgehoben und die Tom Ketter studierte Philosophie Vertreter*innen gehen in ihre Klasse, um und Geschichte an der Universität dort von der Sitzung zu berichten. Heidelberg. Aktuell arbeitet er an École Fentange 75, rue de Bettembourg einer Sekundarschule und für die Die Mitglieder des Parlaments verteilen L-5811 Fentange Stiftung Zentrum fir politesch keinen schriftlichen Bericht in ihren Klas- Email : fenteng_comite@hesperschoulen.lu Bildung in Luxemburg. sen, sondern stellen die Ergebnisse einer 18 © Universität Trier | Zentrum fir politesch Bildung | Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse
Sie können auch lesen