Gesundheitspress - Selbsthilfe und Krankenhaus - Magazin für und über Selbsthilfe in Mannheim, Heidelberg und der Region Ausgabe 48 ...
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gesundheitspress Magazin für und über Selbsthilfe in Mannheim, Heidelberg und der Region Ausgabe 48 – Herbst/Winter 2014 Medizinstudierende studieren Selbsthilfe Spastikerverein wird 50 Wegweiser zu onkologischen Gruppen Selbsthilfe und Krankenhaus 1
Inhalt 31 22 19 30 Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Höhere Lebensqualität, verständigere Patienten___________ 4 Gesundheitstreffpunkt Mannheim aktuell Was nicht im Blickfeld der Ärzte ist____________________ 5 Dialog Selbsthilfe und Pflege_______________________24 Bauchspeicheldrüsen-Erkrankten Mut machen____________ 6 Warum nicht gleich eine Vorsorgevollmacht?___________24 Zeigen, dass Stillstand Erfolg ist______________________ 7 Austauschtreffen________________________________24 Wo es schwierig werden kann________________________ 8 Es gibt vieles, das wichtiger ist als Goldmedaillen_______25 Es lässt sich auch ohne Kehlkopf gut leben______________ 8 Dankeschön fürs Engagement______________________25 Lebertransplantiert – was nun?_______________________ 9 Selbsthilfesprechstunde im Klinikum: Prostatakrebs________ 10 Heidelberger Selbsthilfebüro aktuell Immer wieder montags: Selbsthilfe-Sprechzeiten der Rheuma-Liga im UMM-Büro______________________ 11 Selbsthilfe macht selbstbewusst____________________26 Im Tandem mit der Ärzteschaft_______________________ 11 Seminare für Selbsthilfegruppen und Vernetzungstreffen __27 Wenn die Patienten wieder lächeln_____________________ 12 Filmveranstaltung _______________________________27 Wo im Krankenhaus finden Sie Infos der Selbsthilfegruppen__ 13 Neu erschienen: Jahresbericht _____________________27 Selbsthilfe beteiligt sich an Aus- und Weiterbildung________ 14 Nachrichten Medizinerausbildung in Heidelberg – selbsthilfeorientiert!____ 14 Infos aus erster Hand______________________________ 14 Ein Vorbild für soziales Engagement_________________28 Gemeinsames Ziel: Selbstständigkeit von Krebskranken?____ 15 Zeichen für Patientenorientierung: ___________________28 Alltagsbewältigung für Betroffene_____________________ 16 Wie den Tag ohne Suchtmittel durchstehen?___________29 Medizinstudenten lernen durch Patienten________________ 16 Selbsthilfetag am ZI – Gruppen stellen sich vor_________29 Borderliner im ZI: Bedenken längst zerstreut______________ 17 Mood-Tour____________________________________30 Depression: Nähe zur Klinik bringt Vorteile_______________ 17 Land stimmt Engagement-Strategie zu________________30 Ausgezeichnet als Selbsthilfefreundliches Krankenhaus ____ 18 Offene Türen für die Selbsthilfe am NCT_________________ 19 Selbsthilfe aktuell Wie Selbsthilfegruppen mit der UMM zusammenarbeiten_________ 20 Von Vorfällen und Rückfällen_______________________31 Selbsthilfe am ZI__________________________________ 21 Frauen mit Borderline gesucht______________________31 Infostand der Selbsthilfegruppen am ZI_________________ 21 Leben ohne Kinder______________________________32 Kreuzbundgruppen in Suchtkliniken____________________ 22 Umzug schafft Raum für Neues_____________________32 Suchtselbsthilfe auch im Akutkrankenhaus______________ 22 20 Jahre mutige „Endomäuse Heidelberg“_____________33 Selbsthilfegruppe Lungenkrebs und Projekt „ohnekippe“____ 23 Empfehlung für Darmkrebs-Vorsorge ________________33 Faltblatt der onkologischen Selbsthilfegruppe erschienen ___ 23 50 Jahre und kein bisschen müde___________________34 Kooperation führt zu neuer Selbsthilfegruppe __________34 Infos Selbsthilfebörse________________________________35 A-Z der Selbsthilfeguppen in der Region ______________36 15 28 Termine ______________________________________38 IMPRESSUM Herausgeber: Gesundheitstreffpunkt Mannheim, Alphornstr. 2a, 68169 Mannheim, Danke für die Unterstützung! Der Gesundheitstreffpunkt und Tel. 0621 - 3 39 18 18, gesundheitstreffpunkt-mannheim@t-online.de,www.gesund- das Selbsthilfebüro werden gefördert durch: Stadt Mannheim, heitstreffpunkt-mannheim.de, und Heidelberger Selbsthilfebüro, Alte Eppelheimer Str. Stadt Heidelberg, Sozialministerium Baden-Württemberg, 38, 69115 Heidelberg, Tel. 06221 - 18 42 90, info@selbsthilfe-heidelberg.de, www. gesetzliche Krankenkassen. Wir danken Dr. Gerhard Bender selbsthilfe-heidelberg.de Redaktion: L. Bielfeld, D. Darius, B. Dold, M. Duscha, B. Groß, von der Ritter-Apotheke und der Kassenärztlichen Vereinigung B. Handlos, R. Fojkar Versand: S. Alimohammadi, D. Darius Layout: Gisela Koch Druck: für den Versand der gesundheitspress an Arztpraxen und Apo- BB Druck LU Auflage: 8.500 V.i.S.d.P.: Raymond Fojkar und Bärbel Handlos theken Mannheims, Heidelbergs und im Rhein-Neckar-Kreis. 2
Vorwort Jette E. Keltsch Liebe Leserin, lieber Leser, manche Selbsthilfegruppen sind schon seit Jahrzehnten in Krankenhäusern aktiv. Sie besuchen dort Patienten, informieren über die Erkrankung und wie man damit leben kann. Sie machen Mut, zeigen, dass dennoch Lebensqualität möglich ist und konnten durch ihre Arbeit das eine oder andere Mitglied für ihre Grup- pe gewinnen. Beispiele dafür sind die Kehlkopflosen oder die Frauenselbsthilfe nach Krebs. Diese Kooperationen entstanden zufällig und waren immer geprägt von einzel- Aber auch daneben gibt es eine Vielzahl Jette E. Keltsch, Foto: privat nen Akteuren und deren gutem Willen. von Kooperationen und Projekten. Jette E. Keltsch lernten wir im Frühjahr Manchmal hielten sie auch nur solange, Wichtig dabei ist den Akteuren der in der Universitätsmedizin Mannheim wie ein sehr engagierter Klinikchef das Selbsthilfe, dass der Mensch in den kennen. Eine Ausstellung versammelte unterstützte, verliefen aber im Sande, Mittelpunkt kommt. Und dazu bedarf es dort Werke von Menschen mit sogenann- wenn der Nachfolger das Ganze kriti- mehr als guten Willen auf Seiten aller ten „seltenen Erkrankungen“, darunter scher sah. Kooperationspartner. Wenn die Pflege- Keltschs „Collage 2“, unser Titelbild. Die kräfte immer weniger Zeit für Patienten Lübeckerin, Jahrgang 1952 und Mutter Damit diese Kooperationen verbindlicher haben, dann haben sie auch wenig zweier Söhne, arbeitete vor Ausbruch werden, haben die Kontaktstellen in Ressourcen für die Zusammenarbeit mit ihrer Erkrankung als Sozialarbeiterin. der Region gemeinsam mit dem Netz- den Selbsthilfegruppen. Umgekehrt gilt: Als körperliche Einschränkungen und werk Selbsthilfefreundlichkeit und den wenn in den Selbsthilfegruppen immer Schmerzen das Malen verhinder ten, Krankenhäusern Universitätsmedizin, weniger Menschen bereit sind, sich über setzte sie sich schreibend mit der akuten Nationales Centrum für Tumorerkran- die Gruppe hinaus zu engagieren, dann Krankheitszeit auseinander – aus ihrem kungen und Zentralinsititut für Seelische werden einzelne überfordert vom stark Buch „Unbeweglicher Halt. Stationen Gesundheit einen strukturierten Prozess gewachsenen Aufgabenpaket. Auf beides eines kleinen Wunders“ las sie bei der eingeleitet, der zu einer Vielzahl an stan- gilt es, verstärkt das Augenmerk bei den Vernissage in Mannheim vor. Mittler- dardisierten Maßnahmen geführt hat. In Kooperationen zu richten. weile sind Collagen ihr bevorzugtes dieser `gesundheitspress´ wird davon Ausdrucksmittel. Keltsch leidet an die Rede sein. Ihre Bärbel Handlos, Geschäftsführerin Neurosarkoidose und, infolge der hohen Kortisongaben, an Osteoporose. Zu ihrer Kunst schreibt sie: Heute bin ich blond „Seit 1998 beschäftige ich mich mit der Filmabend zum Schwerpunkt Leben mit Krebs Malerei, so sind groß- und kleinformatige Am 14. Oktober 19 Uhr Bilder in Tempera- und Acrylfarben unter im Capitol Verwendung von Sand, Stoff, Papieren, Moderation: Raymond Fojkar Strukturpaste u.ä. mit Pinsel, Spachtel, mit Podiumsdiskussion unter Beteiligung Rolle und den Händen entstanden. Freude zahlreicher Selbsthilfegruppen macht mir nicht nur das Ergebnis, son- dern besonders der Malprozess ist mir Mit freundlicher Unterstützung der DAK wichtig. Obwohl ich in jedem Bild einen Gesundheit ist der Eintritt kostenfrei. Teil meines Inneren zeige, soll für den Betrachter Raum bleiben, eigene Gefühle, Eine Szene aus dem Film: Heute bin ich blond, Reservierungen unter 0621- 33 9 18 18. Träume und Gedanken zu entwickeln. Darstellerin Lisa Tomaschewsky Daher haben meine Bilder keine Titel.“ Bild: Filmverleih Nächster Redaktionsschluss: 30.11.2014 Schwerpunkt: Seltene Erkrankungen 3
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Selbsthilfefreundlichkeit Treffen der Zusammenarbeit Selbsthilfegruppen mit Ärzten Sprechstunden Kooperation mit Beratungsdiensten Patientenbegleitung Gremien, Qualitätszirkel, Beiräte Patientenschulungen Vorstellen der Selbst- Krankenbesuche hilfe bei Mitarbeitern Aus- und Weiterbildung von Studierenden und Pflegekräften Öffentlichkeitsarbeit Patiententage, Tag der Offenen Tür Foto: sparkie.pixelio.de Höhere Lebensqualität, verständigere Patienten Selbsthilfe und Krankenhaus: Die facettenreiche Zusammenarbeit zeigt Wirkung Keine Frage, die Rollen im Krankenhaus Personal kommunikativ stärker als bisher, Facettenreich? Selbsthilfe-Aktive arbeiten haben sich gewandelt. Der Arzt ist vom ermöglicht gleichzeitig einen Dialog auf mit Ärzten vielfältig zusammen, sind „Halbgott in Weiß“ zum, sagen wir, Augenhöhe. Die Klinik hat etwas davon: Partner bei Veranstaltungen, mit Infostän- Viertelgott geworden. Und als Patienten Durch die Rückmeldung aus den Grup- den an Patiententagen präsent. Sie wirken wollen wir unser Schicksal verstehen pen lernt sie dazu, verändert Prozesse, mit in Aus- und Weiterbildung, beraten, und mitbestimmen – und als ganzer Infrastruktur und Verhalten. Die Patien- schulen und bieten Sprechstunden an. Mensch gesehen und behandelt werden. tenzufriedenheit steigt, und mit ihr die Als ver tragliche Kooperationspar tner Dem tragen Krankenhäuser vielfältig eigene Reputation. von Stationen begleiten sie Erkrankte und Rechnung. Sie öffnen ihre Türen für präsentieren Infomaterial. Sie bilden Gre- die Aktivitäten von Selbsthilfegruppen. Selbsthilfe ist heute Teil des Kranken- mien und treiben Veränderungen voran. Durch die eigene Betroffenheit und das hausbetriebs und „Selbsthilfefreundlich- Auch Gruppentreffen finden zunehmend konzentrierte Erfahrungswissen bringen keit“ ist zu einem Qualitätsmerkmal ge- im Krankenhaus statt. diese Ergänzendes zu den Erkrankten, worden, das auch als Zertifikat erworben mitunter auch zu Ärzten und Pflegern: werden kann. Drei Kliniken der Region Bei diesem Engagement geht es immer Wie geht es einem in einer bestimmten haben dieses Siegel mit Unterstützung um den einzelnen Menschen in seiner Situation? Mit welchen Problemen sind des Gesundheitstreffpunkts Mannheim schwierigen Situation. Denn die ha- Patienten bei einer bestimmten Erkran- und des Heidelberger Selbsthilfebüros ben Selbsthilfe-Vertreter selbst schon kung konfrontiert, die nicht in Studium erworben: Das Nationale Centrum für schmerzlich und – buchstäblich – am und Ausbildung, nicht im Operationssaal Tumorerkrankungen (NCT) in Heidel- eigenen Leibe erfahren. Auch nach einer und nicht bei der Visite zur Sprache kom- berg, die Universitätsmedizin Mannheim schweren Diagnose oder in prekärer men? Wie lässt es sich weiterleben mit (UMM) und das Zentralinstitut für Seeli- Situation, etwa vor einer Transplantation, dieser oder jener Einschränkung? Welche sche Gesundheit (ZI) in Mannheim. Kein leistet die Selbsthilfe unbezahlbare psy- Alltagshilfen gibt es? Wunder also, dass sich die Beispiele chosoziale Arbeit. Apropos bezahlbar: Sie der facettenreichen Zusammenarbeit macht das alles ehrenamtlich. Dieser Austausch macht die Patientinnen von Selbsthilfe und Krankenhaus dieser Bernadett Groß und Patienten verständiger und aufge- `gesundheitspress´ vornehmlich auf klärter. Das fordert das Krankenhaus- diese Häuser beziehen. 4
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Was nicht im Blickfeld der Ärzte ist Interview mit Alfred Dänzer über die Früchte der Selbsthilfe-Arbeit im Krankenhaus Die Mannheimer Uniklinik war Vorreiter in Baden-Württemberg, was die Zusam- menarbeit mit Selbsthilfegruppen betrifft – lange bevor der Begriff „Selbsthilfe- freundliches Krankenhaus“ in Mode kam. Wie hat Selbsthilfe das Krankenhaus ver- ändert? Darüber sprachen wir mit dem Geschäftsführer der Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Alfred Dänzer. Hat das Krankenhaus etwas durch die Selbsthilfe gelernt? Vorreiter in Sachen Selbsthilfefreundlichkeit: die Universitätsmedizin Mannheim. Das Bild zeigt Haus Die Klinik hat heute ein viel besseres Ver- 16. Foto: UMM ständnis für das, was über die originäre Medizin hinausgeht. Bei Prostata- oder Und wenn ich ernst genommen werde, Brustkrebs beispielsweise machen wir ist es leichter, unter einer bestimmten heute aus Rücksicht auf emotionale Erkrankung weiterzuleben und im thera- Befindlichkeiten manches anders als peutischen Dialog zu bleiben. früher. Bei Morbus-Crohn-Erkrankungen mit ihren Durchfallerscheinungen über- Wie unterstützen Sie die Ehrenamtli- nahmen wir Anregungen, die aus der chen aus den Selbsthilfegruppen? Selbsthilfe kamen und nicht im Blickfeld Wir stellen Räume zur Verfügung und der Ärzte sind: den erhöhten Anspruch geben die Möglichkeit, Ansprechpart- an Sanitärfragen. ner für Patienten zu sein. Außerdem bekommen die Selbsthilfegruppen bei Welche Rolle haben die Selbsthilfe- uns eine Plattform. Es gibt keine Infor- mationsveranstaltung, in die nicht eine Foto: UMM gruppen im Krankenhaus? Selbsthilfe gehört heute zur Organisa- Selbsthilfegruppe einbezogen wäre. tionsstruktur der UMM. Die Mehrheit Auch finanziell engagieren wir uns und der Selbsthilfegruppen versteht sich arbeiten mit dem Gesundheitstreffpunkt einerseits als zusätzlicher Service für Mannheim als zentrale Kontaktstelle für Zur Person: die Betroffenen außerhalb der ärztlichen Selbsthilfe zusammen. Alfred Dänzer, Diplom-Verwal- Behandlungen und erklärt ihnen, warum tungswirt (FH), führt seit 2005 sie bei ihrer Erkrankung mit bestimmten Ist die Selbsthilfe mittlerweile in Klini- die Geschäfte der Klinikum Mann- Behinderungen leben müssen und wie ken willkommen? heim GmbH, Universitätsmedizin man damit leben kann. Andererseits Ja, zumindest hier in der UMM. Man Mannheim. Er ist Präsident der geben die Gruppen uns als Institution muss nicht alles, was jede einzelne Deutschen Krankenhausgesell- Feedback und signalisieren, was wir Gruppe macht, für gut heißen, aber in der schaft, Mitglied im Gesund- besser organisieren könnten. Summe halte ich Selbsthilfegruppen für heitsausschuss im Deutschen zielführender als so manches, was auf Städtetag und Vorsitzender des Ist die größere Patientenzufriedenheit der politischen Bühne zu Patientenver- Gesundheitsausschusses im der Vorteil der Klinik bei der Zusam- tretung formuliert wird. Um es auf den Städtetag Baden-Württemberg. menarbeit mit Selbsthilfe-Vertreterin- Punkt zu bringen: Die Selbsthilfe weiß, Zu seinen weiteren Ehrenämtern nen und -Vertretern? wovon sie redet, die Selbsthilfegruppen gehört auch die Mitgliedschaft im Die Patienten erfahren in jedem Fall eine kennen die Situation wirklich, und man- Beirat des Gesundheitstreffpunkts andere Wertschätzung unter ihrer Erkran- che von ihnen artikulieren Probleme auf Mannheim. kung und fühlen sich ernster genommen. überzeugende Weise. 5
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Ich weiß Bauchspeicheldrüsen-Erkrankten Mut machen genau, Heidelberg/Mannheim. Der Arbeitskreis wie es dir der Pankreatektomierten AdP e.V. steht zur Verfügung als Ansprechpartner für an der geht! Bauchspeicheldrüse erkrankte Menschen, die vor einer Operation stehen, die sich nach einer Operation befinden, die nicht operiert sind (Pankreatitis) die nicht operierbar sind (z.B. Pankre- Selbsthilfegruppen sind oft askarzinom). geschätzte Partner auf den Viele Erstkontakte kommen telefonisch Stationen der Kliniken, über Angehörige zustande, da Patienten insbesondere dort, wo es um selbst oft zu krank sind, um zu den schwerwiegende Erkrankungen Gruppentreffen zu kommen oder selbst und Operationen geht. anzurufen. Es sind Menschen, die sich Hans Berg, der Leiter der Selbsthilfegruppe Bei Organentnahmen und mit der Frage beschäftigen, ob man ohne Pankreatektomierte. Foto: privat Transplantationen etwa ist der Bauchspeicheldrüse leben kann. In Kliniken selbst ist der AdP e.V. vertreten bevorstehende Eingriff für die Aber auch Patientinnen und Patienten mel- durch regelmäßige Patientensprechstun- Erkrankten gravierend. Die den sich, meistens, wenn sie kurz zuvor den, bei Patiententagen und durch Regi- Patientenbetreuenden aus der onalgruppentreffen. Dies erfolgt in enger in der Klinik die Diagnose „Erkrankung Selbsthilfe, die als Betroffene das der Bauchspeicheldrüse“, sehr oft Krebs, Vernetzung mit spezialisierten Medizinern, alles schon am eigenen Leibe übermittelt bekamen. Diese Patienten sind Pflegekräften, Sozialarbeitern, Ernäh- erfahren und durchgemacht zutiefst erschüttert, verängstigt, hilflos rungsberatern und auch Pharmaunterneh- haben, schultern dabei einen Teil und ohne Hoffnung. Leider oft schon in men. So versucht die Gruppe, Patienten der psychosozialen Arbeit. Oft jungen Jahren, in denen das eigentliche mit Patienten in Kontakt zu bringen und begleiten sie die Betroffenen auch Leben mit Familie, Beruf, Haus etc. erst auf diese Weise Erfahrungsaustausch zu schon lange vor bis lange nach beginnt. Die Selbsthilfegruppe versucht, gewährleisten. dem lebensverändernden Eingriff. die Menschen etwas aufzufangen, durch eigene Erfahrungen (Betroffenenkompe- Durch speziell angepasste Kooperations- Auf dieser und den kommenden tenz) wieder Mut zu machen und sie bei vereinbarungen zwischen dem AdP e.V. Seiten stellen einige von ihnen ihr der Koordination mit Ärzten, Untersuchun- und den jeweiligen Kliniken sind Voraus- gen, Krankenkassen, Versicherungen etc. setzungen für eine optimale Zusammenar- ehrenamtliches Engagement vor. zu unterstützen. beit geschaffen. Ziel ist es, Patienten und Angehörigen eine Kontaktaufnahme zur Selbsthilfegruppe zu ermöglichen. Fazit: Durch „Hilfe durch Selbsthilfe“ kann man nicht nur überleben, sondern auch die eigene Lebensqualität verbessern. Trotz all dieser Möglichkeiten müssen Selbsthilfe und Behandlung für Pank- reaspatienten von allen Akteuren weiter ausgebaut werden. Hans Berg KONTAKT AdP e.V., Regionalgruppen Heidelberg- Mannheim / Bergstrasse-Odenwald / Frankfurt Kontakt: Tel. 06252-79 68 90 Am Infostand zur Vorstellung der Selbsthilfe am NCT. Foto: Duscha adp.berg@web.de 6
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Zeigen, dass Stillstand Erfolg ist Jan Fischer von der Nierenkrebs-Patientengruppe Rhein-Neckar plädiert für eine Kontaktaufnahme bereits vor der Operation und kritisiert Prognosen zur Lebenserwartung. Die Therapie des Nierenzellkarzinoms ist nicht sehr kliniklastig. Es erfolgt nach der Diagnose durch eine Bildgebung (CT, MRT) eine operative Entfernung des Tumors. Die Verweildauer der Patientin- nen und Patienten im Krankenhaus ist kurz. Da beim Nierenkrebs Chemo- und Bestrahlungstherapien unwirksam sind, oben: Am Infostand für die Gruppe unterwegs. war es das auch schon mit dem Kran- Foto: Selbsthilfegruppe kenhausaufenthalt. Patienten werden an rechts: Jan Fischer, der Leiter der Patientengruppe niedergelassene Urologen verwiesen. Nierenkrebs. Foto: privat Sinnvoll wäre ein Gespräch mit einem Betroffenen vor der OP, um aus Patien- tensicht zu erklären und Erfahrungen weiterzugeben. Meist finden die Patien- ten in der kurzen und belastenden Zeit KONTAKT zwischen Diagnose und OP nicht zur Tel. 06068-45 98 Selbsthilfegruppe. www.lh-nierenkrebs.org Ist die Krankheit weiter fortgeschritten, diese Therapien schon seit einigen Jah- kommen seit 2006 zielgerichtete Me- ren durchführen, und denen es sichtbar dikamente (Targeted Therapies) zum gut geht. Und die, trotz des bösen Wortes Einsatz. Eine Heilung kann damit in der der palliativen Therapie, sich nicht die Regel nicht erreicht werden, aber man Lebensfreude vermiesen lassen! kann die Krankheit in ein chronisches Stadium überführen, d.h. es kommt zu Unsere Gruppe macht außerdem viel einem Stillstand des Wachstums der Öffentlichkeitsarbeit. Unsere Flyer liegen anderen Patientin gab man noch ungefähr Tumoren und Metastasen. in den Kliniken aus, das Fachpersonal ein Jahr. Das Ergebnis ist dann: diese kennt uns, wir sind bei Veranstaltungen Menschen sitzen zu Hause und zählen die Und hier beginnt der Hauptteil derArbeit präsent. Tage, die ihnen noch bleiben. Hier wird in unserer Gruppe. Als erstes muss dem Lebensqualität mit Worten vernichtet. Patienten bewusst gemacht werden, Was wir immer wieder beim Erstkontakt Die Patientin, welcher man noch ein Jahr dass ein Stillstand der Erkrankung in mit Patienten feststellen, ist, dass es sich prophezeit hat, ist heute, acht Jahre nach dieser Situation ein Erfolg ist. Patienten manche Ärzte nicht verkneifen können, dieser Aussage, immer noch sehr aktiv. erwar ten ja meist Heilung und sind eine Prognose auf die Lebenserwartung Wenn es der Gruppe möglich ist, solch oft enttäuscht, wenn dies nicht mehr des Patienten abzugeben. Da sagt z.B. ein deprimierte Menschen wieder ins Leben möglich ist. Da hilft eine Begegnung mit Professor zum Patienten, er solle noch zurückzuholen, dann ist dies Dank genug. Menschen aus der Selbsthilfegruppe, die mal schön Weihnachten feiern, einer Jan Fischer 7
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Wo es schwierig werden kann Es lässt sich auch ohne Kehlkopf Die Zusammenarbeit wird geschätzt, gut leben doch Berührungspunkte zwischen Klinik und Selbsthilfegruppen sind auch poten- Mannheim/Heidelberg. Seit fast 50 tielle Reibungsflächen. Hier vier kritische Jahren betreut der heutige Bezirksverein Fragestellungen: der Kehlkopflosen und Kehlkopfoperier- ten Heidelberg-Mannheim e.V. die am Abgrenzung: Kehlkopf operierten Menschen. Heute Medizinische Aufklärung ist Sache der werden Patienten der Kopfklinik des Ärzteschaft, Erfahrungsaustausch die Universitätsklinikums Heidelberg sowie der Selbsthilfe. Grenzen sind jedoch flie- der Universitätsmedizin Mannheim auf ßend, etwa zu den Fragen, ob Auswirkun- eigenen Wunsch durch unsere Patien- gen einer Therapie auf den Lebensalltag tenbetreuer in der Klinik besucht und nicht eigentlich ins ärztliche Gespräch über die veränderte Lebenssituation vor und die psychische Situation nach einer der Chemo-Bestrahlungs-Therapie sowie Diagnose nicht in die Verantwortlichkeit Teilresektion oder totalen Kehlkopfent- der Klinik gehören. – Lässt sich die fernung über die Einschränkungen Selbsthilfe instrumentalisieren und über- informiert. Karl-Heinz Strauß Foto: privat nimmt gratis Aufgaben der Klinik? Unterschiedliche Interessen: Ein Krankenhaus muss auch wirtschaft- lich funktionieren, Selbsthilfe hat allein den Einzelnen im Blick. Was, wenn ein Erkrankter sich nach dem Selbsthilfege- spräch für eine andere Klinik, eine andere Therapieform, eine andere Vorgehens- weise entscheidet? – Stößt die Offenheit der Klinik gegenüber der Selbsthilfe an ihre Grenzen, wenn wirtschaftliche Nachteile drohen? Zeit und Kraft I: Pflegekräfte wie Ärzteschaft haben viel zu tun, sind aber das Bindeglied zwischen Patienten und Selbsthilfegruppe. Gerade Neben Patientenbesuchen gehört auch Sport ihr Hinweis auf eine Gruppe und mögli- KONTAKT zum Programm der Selbsthilfegruppe der Kehl- kopflosen. che Krankenbesuche sind wichtig. Und strauss2702@web.de Foto: privat bei Bedarf muss die Selbsthilfegruppe informiert werden und auf der Station willkommen sein. – Lässt der Alltag Wir besuchen die Patienten im wöchent- anerkannt wird, ist schon in den Köpfen dies zu? lichen Rhythmus auf den Stationen und von Ärzteschaft und Pflegepersonal, die beantworten Fragen zur Lebenssituation für die Selbsthilfe-Vertreter die Kontakt- Zeit und Kraft II: nach der Entlassung aus der Klinik. Seit personen zur Klinik und zu den Patienten Selbsthilfe-Aktive haben schnell einen 2012 ist speziell für teiloperierte Patien- darstellen, fest verankert. So gibt es unbezahlten Full-Time-Job mit vielerlei ten eine selbst teiloperierte Patienten- Hürden bei der Umsetzung. Besonders Aufgaben. Meist sind sie jedoch selbst betreuerin im Einsatz. Die Bemühungen wichtig ist dabei, den Wert der ehren- krank und müssen ihre Kräfte gut eintei- der Kliniken um Selbsthilfefreundlichkeit amtlich geleisteten Selbsthilfe-Arbeit len. – Wird ihnen der Weg geebnet und haben in der Zusammenarbeit vieles zum Vorteil des Patienten zu erkennen ihren Bedürfnissen Rechnung getragen? verbessert. Der Weg zum wirklich selbst- und zu schätzen. Bernadett Groß hilfefreundlichen Krankenhaus ist jedoch Karl-Heinz Strauß weit. Nicht alles, was grundsätzlich 8
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Lebertransplantiert – was nun? KONTAKT gaby.winter@lebertransplantation.de Tel. 0621-97 66 56 61 unsere Arbeit. Manchmal entstehen beim persönlichen Gespräch auch neue Ideen: Kürzlich veranstaltete Prof. Dr. Matthias Ebert mit unserer Selbsthilfegruppe einen Kochkurs für Lebererkrankte. Neben den regulären Gruppentreffen in den Räumen der Uniklinik Mannheim gibt es zweimal jährlich in Heidelberg ein War- tepatiententreffen, das wir und die dortige Die Selbsthilfegruppe beim Kochkurs mit Prof. Matthias Ebert. Foto: UMM Uniklinik gemeinsam veranstalten. Die Ärzte beteiligen sich dabei gerne mit Gaby Winter von der Selbsthilfe aufzeigen, Tipps für den Alltag vermitteln, Vorträgen etc. Das Gleiche gilt für unsere Lebertransplantierter Deutschland z.B. für Ernährung und Hygiene. Meine Regionaltreffen, die einmal jährlich in der e.V., Kontaktgruppe Rhein-Neckar, Erfahrung hierbei: die Patientinnen und Heidelberger Uniklinik stattfinden. erzählt: Patienten sind dankbar, sie fühlen sich besser verstanden dadurch, dass ich Aus unserer Sicht funktioniert die Zu- selbst Betroffene bin und weiß, wovon sammenarbeit von Selbsthilfe und Vor 2 Jahren bekam ich selbst eine neue sie sprechen. Krankenhaus gut: Ich werde von beiden Leber, was mein Leben stark veränderte. Universitätskliniken sehr gut unterstützt. Obwohl es mir gut geht, bin ich immer Die Information, wo ich gebraucht werde, Die Kliniken profitieren durch Patientenzu- noch oft in Krankenhäusern unterwegs. erhalte ich von den Ärzten, zu denen ich friedenheit: Da die Patienten die Möglich- Jedoch nicht als Patientin, sondern als engen Kontakt halte, und von den Pfle- keit haben, auch mit selbst Betroffenen zu „gute Seele“ und als Ver treterin der gekräften auf den Stationen. sprechen, die ihnen mit Rat und Tat zur Selbsthilfe. Seite stehen, sind sie besser informiert Da ich Flyer in den Kliniken ausliegen über die Höhen und Tiefen der Krankheit, Regelmäßige Krankenbesuche mache habe, rufen auch Betroffene selbst bei was auch die Ärzte entlastet. ich im Uniklinikum Mannheim und in der Uniklinik Heidelberg bei Lebererkrank- unserem Selbsthilfeverein an. Die Ärzte Gaby Winter ten, Wartepatienten – Menschen, die und das Pflegepersonal heißen unsere links: Öffentlichkeitsarbeit für Organspende bei auf eine Lebertransplantation warten Arbeit willkommen und unterstützen uns. der Dualen Hochschule, – und bei Transplantierten. Mein Ziel: Da ich regelmäßig einmal pro Woche auf rechts: Gaby Winter mit einem Infostand der den Stationen bin, kennt und schätzt man Gruppe. Mut machen, Kraft geben, Perspektiven Fotos: Selbsthilfegruppe 9
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Selbsthilfesprechstunde im Klinikum: Prostatakrebs Mannheim. Die Selbsthilfegruppe Prosta- takrebs Rhein-Neckar engagiert sich seit Jahren in der Selbsthilfesprechstunde im Klinikum Mannheim unter der Regie des Gesundheitstreffpunktes Mannheim. Die Sprechstunde findet guten Anklang. Aller- dings kommen, wohl wegen der kurzen Liegezeiten, weniger Patienten aus dem links: Klinikum und mehr aus unserer Gruppe Hansjörg Burger. und durch Pressehinweise. rechts: Reinhard Strozyk. Fotos: privat Meist kommen die „schwierigeren“ Fälle zu uns, also Patienten, bei denen die der Selbsthilfegruppe speziell über die in Mannheim wie die Urologenkongresse Ersttherapie, sei es Operation oder Be- Nebenwirkungen der einzelnen Therapien der DGU. strahlung, keinen Heilerfolg brachte. Das berichtet wird. Wir – Reinhard Strozyk stellt uns vor besondere Anforderungen. und Hansjörg Burger – beraten meist Zum Abschluss ein paar Originalzitate Doch seit 2009 existiert die „S3-Leitlinie“ gemeinsam: vier Ohren hören mehr, vier aus der Beratung: zur Behandlung des Prostatakrebses der Augen sehen mehr, und der eine kann „Gott sei Dank, ich hatte schon geglaubt, Deutschen Gesellschaft für Urologie, die den anderen auf besondere Punkte hin- ich wäre austherapiert, weil die Hormon- uns in der Beratung eine sichere Basis weisen. Unverzichtbar ist die ständige therapie nicht mehr wirkt!“ gibt. Zweifelhafte Therapien finden bei medizinische Fortbildung. So besuchen „Jetzt bin ich gut vorbereitet für das uns keinen Platz. wir den uro-onkologischen Qualitätszirkel Arztgespräch!“ „Da fällt mir ein Stein vom Herzen, Obwohl die eigene Therapie keinen Ein- SPRECHSTUNDE ich hatte geglaubt, nach der Ope- fluss auf die Beratung haben darf, ist es 15.9., 27.10., 17.11., 15-17 Uhr ration ist die Hose tot und Schluss für die Betroffenen bedeutsam, wenn aus UMM, Haupteingang, Haus 6, mit der Sexualität!“ eigenem Erleben und aus der Erfahrung Ebene II,Raum 29 Reinhard Strozyk und Hansjörg Burger Immer wieder montags: Selbsthilfe-Sprechstunde in der UMM Mannheim. Seit einigen Jahren bieten Aktive aus verschiedenen Selbsthil- Bis zum Jahresende stehen Ansprechpersonen für folgende Themen bereit: fegruppen unter der Koordination des Angst: 10.11. Gesundheitstreffpunkts in der Uniklinik Bauchspeicheldrüsenerkrankungen: 6.10. und 8.12. die Selbsthilfe-Sprechstunde an: immer Blindheit und Sehbehinderung: 15.12. (in der Augenklinik, Haus 1) montags von 15 bis 17 Uhr steht in einem Darmkrebs und/oder Stoma: 3.11. kleinen Raum hinter der Information beim Dialyse: 24.11. Haupteingang am Theodor-Kutzer-Ufer Lebererkrankung und -transplantation: 22.9. und 1.12. eine Person aus jeweils einer Selbst- Lungenkrebs: 13.10. hilfegruppe zum Austausch und zur Prostatakrebs: 15.9., 27.10. und 17.11. Beratung bereit. Nicht nur Patientinnen Schilddrüsenerkrankungen: 20.10. und Patienten des Klinikums, sondern alle Tinnitus: 29.9. Interessierten sind herzlich willkommen, sich unverbindlich mit dem/der ebenfalls Auch eine Beraterin des Gesundheits- SELBSTHILFE-SPRECHSTUNDE Betroffenen zur jeweiligen Erkrankung treffpunkts ist vor Ort und berät gerne Montags 15-17 Uhr, UMM, Haupteingang, oder Problematik auszutauschen. Spe- allgemein über Selbsthilfe und vermittelt Haus 6, Ebene II, Raum 29 zielle Flyer und die Tagespresse weisen zu allen Gruppen, die es in der Region Telefon (zur Sprechstundenzeit) auf die Termine hin. gibt. 0621-3 83 11 50 10
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Sprechzeiten der Rheuma-Liga im UMM-Büro Mannheim. Bereits seit Oktober 2010 ist die Rheuma-Liga im Orthopädisch- Unfallchirurgischen Zentrum in der Universitätsmedizin Mannheim mit einem Büro beheimatet. Zweimal pro Woche stehen wir dort zu unseren Sprechzeiten Hilfesuchenden gerne zur Verfügung. Neben ausführlicher Beratung bieten wir dort auch Materialien über die Erkrankun- gen des rheumatischen Kreises an sowie über das Leben mit Rheuma, etwa zu den Themen Medikamente, Arbeit, Rechte, Soziales … Die meisten Menschen glauben, Rheu- Die Sprechstunde der Rheumaliga in der UMM findet regen Anklang. Foto: Selbsthilfegruppe ma sei eine Erkrankung der Gelenke und betreffe nur ältere Generationen. und Erkrankungen umfasst mehr als 400 treffen wir uns auch in Gesprächskreisen Tatsächlich können bereits Kinder daran Diagnosen. So können nicht nur Gelenke und organisieren Funktionstraining, das erkranken. Das Spektrum der Symptome betroffen sein, sondern auch Wirbelkör- heißt, Wasser- und Trockengymnastik per, Knochen, Muskeln, Sehnen, Nerven, auf ärztliche Verordnung, Ausflüge und SPRECHSTUNDE Blutgefäße und manchmal auch ganze Info-Veranstaltungen, die im Theresi- Dienstags 10-12 Uhr und Organe. enkrankenhaus oder in der UMM statt- donnerstags 16-18 Uhr finden. Auch unsere Sitzungen dürfen UMM, Eingang West, Haus 34, Wir sind eine der größten Selbsthilfe- wir im Klinikum abhalten, wofür wir sehr Ebene 1, Zimmer 5 gemeinschaften, und unter dem Motto dankbar sind. Telefon 0621-3 83 23 49 „Beratung – Begegnung – Bewegung“ Ulrike Goerke Im Tandem mit der Ärzteschaft Vereinigung Morbus Bechterew praktiziert erfolgreiche Zusammenarbeit Heidelberg. Seit 10 Jahren arbeitet fortbildungen, die vom Rheumazentrum die Selbsthilfegruppe mit dem Rheu- Heidelberg e.V. veranstaltet werden. matologen Prof. Hanns-Martin Lorenz Hier hat die Gruppe Gelegenheit, sich erfolgreich zusammen.Schon vor dieser mit Infoständen den niedergelassenen Zeit hatte die Gruppe mit den Ärzten Ärzten sowie den Ärzten des Klinikums der Sektion Rheumatologie der Medizi- zu präsentieren, Infomaterial zu verteilen nischen Klinik Abt. V., wie z.B. PD Dr. und über ihre Arbeit zu berichten. „Unter Christian Fiehn und PD Dr. Wolfgang Eich, dem Leitsatz `Selbsthilfegruppen brau- beide heute Professoren der Universität chen Ärzte, und Ärzte können gut mit Heidelberg, eine fruchtbare Kooperation. Selbsthilfegruppen zusammenarbeiten´, haben wir uns in der Vergangenheit gut Richard Milch, Sprecher der Heidelberger ergänzt und werden dies hoffentlich auch DVMB Gruppe, meint: „Ich kann mit allen Beim 25-jährigen Jubiläum der Selbsthilfegruppe: in Zukunft tun“, so Richard Milch. Fragen, die Selbsthilfe und Erkrankung links: Prof. Hanns-Martin Lorenz, rechts: Richard betreffen, zu Prof. Lorenz kommen. Im- Milch. KONTAKT mer hat er ein offenes Ohr.“ So hielt er Foto: Rosita Milch DVMB Gruppe Heidelberg beim 25-jährigen Jubiläum der Gruppe Sehr hilfreich sind für Selbsthilfegrup- Tel. 06221-80 28 20 einen packenden Vortrag über die Erkran- pen des rheumatischen Spektrums die www.bechterew.de kung Morbus Bechterew. regelmäßigen Einladungen zu den Ärzte- 11
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Wenn die Patienten Petra Martijn, ILCO (Selbsthilfe- wieder lächeln gruppe für Stomaträ- ger und Darmkrebs- betroffene) Die Mitglieder aus Selbsthilfegruppen, die Wenn ein Patient mit Menschen im Krankenhaus besuchen und einem Betroffenen begleiten, sind häufig mit Leid konfrontiert. spricht, ist dies gleich Die Zuversicht, die sie mit ihrer Arbeit etwas ganz anderes verbreiten, ist deshalb besonders wichtig. als das Gespräch mit Von bemerkenswerten Erlebnissen berichten im einer Pflegekraft. Weil folgenden Aktive aus vier Selbsthilfegruppen. ich mich als Selbst- Betroffene in seine Situation hineinver- Foto: Gesundheitstreffpunkt setzen kann, vertraut er mir oft sofort. Wenn ich aus dem Zimmer gehe, haben die Patienten wieder ein Lächeln auf dem Gesicht. Sie wissen, dass sie nicht allein gelassen sind, und dass sie auch nach dem Klinikaufenthalt bei uns in der Selbsthilfegruppe einfach mal etwas nachfragen können. Die Patienten sind unglaublich dankbar für die Gespräche. Wir vermitteln, dass man auch mit einer Stoma-Anlage ein gutes Leben führen kann, und sie sehen es an uns. AKTIVITÄTEN UND KONTAKT Foto: wöchentliche Patientenbesuche, UMM und Diakoniekranken- Gesundheitstreffpunkt haus und Teilnahme an der Selbsthilfesprechstunde UMM Christoph Graf www.ilco.de Badischer Blinden- und Sehbehindertenverein (BBSV) Ein gutes Beispiel für unsere ehrenamtliche Arbeit im Klinikum: Seit über einem Jahr begleiten wir einen 63-jährigen Mann, der durch einen Unfall sein Augenlicht verloren hat. Die Hals-Nasen- Ohren-Klinik, wo er zuerst untergebracht war, nahm sofort mit der Augenklinik Kontakt auf, die dann gleich uns informierte. So konnten wir von Anfang an mit Rat und Tat zur Seite stehen: Wir berieten über die Hilfsmittel, die es gibt – etwa Farberkennungs- geräte, Telefone mit Sprachausgabe, Vorlesegeräte … – und wie man sie beantragt. Den Angehörigen gaben wir Tipps zum Umgang mit einem blinden Menschen und unterstützten sie bei all dem, was an Formalitäten zu erledigen war – sowohl in der Klinik wie auch in unseren eigenen Beratungsräumen. Im Mobilitätstraining, das von unserem Selbsthilfeverein gemein- sam mit einem Reha-Team angeboten wird, lernte der Mann, Sarah und Adelheid haben sich im Krankenhaus kennen gelernt. sich gefahrlos drinnen wie draußen zu bewegen. Heute kann Foto: Selbsthilfegruppe Hirntumor er wieder selbstständig einkaufen gehen. Die Ehefrau war froh, mit all den Fragen nicht alleine gewesen zu sein und lud uns Martin Freudenstein als Dank zum Essen ein. Wir freuen uns, so helfen zu können. Selbsthilfegruppe Hirntumor Rhein-Neckar Die gute Zusammenarbeit innerhalb der UMM und mit uns als Die Gruppe präsentierte sich in der Kopfklinik Heidelberg und Selbsthilfegruppe macht’s möglich. mehrfach am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT). Ein schönes Erlebnis im Krankenhaus hatte eine Frau AKTIVITÄTEN UND KONTAKT aus der Gruppe aber auf einem anderen Weg: Zweiwöchentliche Patientenbesuche und Teilnahme an der Sarah, mittlerweile Mutter eines 16 Monate alten Sohnes, hatte Selbsthilfesprechstunde UMM Adelheid, damals schon Gruppenmitglied, im Krankenhaus www.bbsvvmk.de kennengelernt. Beide lagen im gleichen Zimmer, wurden zum 12
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus zweiten Mal operiert und lernten sich im Gespräch kennen. Die Selbsthilfegruppe kam dabei zur Sprache, und nachdem Wo im Krankenhaus beide das Krankenhaus „heil“ verlassen finden Sie Infos der konnten, sehen sie sich regelmäßig bei den monatlich stattfindenden Treffs der Selbsthilfegruppen Selbsthilfegruppe. KONTAKT in Mannheim und Heidelberg? Foto: Heidelberger Selbsthilfebüro www.selbsthilfegruppe-hirntumor.de Bei folgender Auflistung sind Auslagemög- lichkeiten auf den Stationen, mit denen einzelne Selbsthilfegruppen zusammenar- beiten, nicht berücksichtigt. Universitätsmedizin Mannheim (UMM) Theodor-Kutzer-Ufer 1-3: Haus 1 (Aufnahme) im offenen Wartebereich: Aushänge und Aushangkästen mit Flyer-Fächern an zwei gegenüberliegenden Wänden Haus 12, Flur (nahe Eingang Ost): Aushangkästen mit Flyer-Fächern Haus 36/37 (nahe Eingang West), Übergang zu Haus 36, Ebene 1: Aushänge Foto: Selbsthilfebüro Haupteingang, Haus 6, Ebene 2: Flyerständer neben der Information Erwin Priebe Haus 3, Ebene 3 (Brückenpflege, Sozialdienst): Flyerhalter an der Wand Bezirksverein der Kehlkopflosen und Haus 3, Ebene 2 (Erdgeschoss)(Interdisziplinäres Tumorzentrum Mannheim Kehlkopfoperierten Heidelberg-Mann- ITM), Wartebereich: Flyerhalter an der Wand (onkologische Gruppen) heim e. V. Haus 4, Ebene 1 (UG), dann abwärts (Strahlentherapie-Leitstelle): „Unsere Selbsthilfegruppe macht Pati- Flyer onkologische Gruppen entenbegleitung und Krankenbesuche Haus 9, Ebene 1 (UG) (Tagestherapiezentrum TTZ): Flyerständer an der Wand im Klinikum. Ein schönes Erlebnis im Krankenhaus hatte ich, als ich im Warte- Diakoniekrankenhaus Mannheim bereich der Radioonkologie der Kopfklinik Speyerer Straße 91-93 Heidelberg einen Patienten sah, der wie 6. OG (Neurologie): Flyerständer im Foyer ich ein Tuch um den Hals trug. Ich sprach ihn an, ob er kehlkopfoperiert sei. Er Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) bejahte. Seine Frau, die neben ihm saß, Mannheim, J 5: und er hatten Angst, dass er seinen Beruf Im Foyer des ZI-Therapiegebäudes (Hauptgebäude) nicht mehr würde ausüben können. Er sei Wartebereich der Abteilung Gemeindepsychiatrie (beides im Erdgeschoss) Ingenieur und müsse Meetings abhalten und Vorträge halten. Was denn jetzt mit Universitätsklinik Heidelberg / Kopfklinik seiner Stimme würde…Ich erklärte ihm, Im Neuenheimer Feld 400 welche Hilfsmittel es gibt für Menschen Im Eingangsbereich / Foyer ohne Kehlkopf, z.B. einen speziellen Ver- In der Radioonkologie, Ebene 99 stärker, wenn man vor vielen Menschen sprechen muss. Ich bot ihm an, das Medizinische Universitätsklinik Heidelberg / Krehlklinik alles mitzubringen und ihm zu zeigen Im Neuenheimer Feld 410 bei einem nochmaligen Treffen. Er und im Eingangsbereich / Foyer, an der Treppe seine Frau waren sehr erleichtert. Ich traf ihn wieder und konnte ihm einige Ängste Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) nehmen. Er war total dankbar!“ Im Neuenheimer Feld 460 Tagesklinik I (im Erdgeschoss) AKTIVITÄTEN UND KONTAKT Tagesklinik II Patientenbegleitung vor und nach der Weitere Auslagen an den Leitstellen im Haus OP, Kopfklinik Heidelberg und UMM www.kehlkopfoperierte-bw.de 13
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Selbsthilfe beteiligt sich an Aus- und Weiterbildung Medizinerausbildung in Heidelberg – selbsthilfeorientiert! Heidelberg/Mannheim. Verschiedene Beispiele für die Implementierung der Selbsthilfe in die Ausbildung angehender Ärztinnen und Ärzte, in die Aus- und Weiterbildung von Pflegekräften und bei Patientenschulungen zeigen: in der Regi- on geschieht schon sehr viel. Grundlagen hierfür bilden vereinbarte Kooperationen, auch die zum Selbsthilfefreundlichen Krankenhaus: Die „Arzt-Patienten-Selbsthilfe-Gesprä- che“ bei HeiCuMed und das „Patient- Partners-Programm“ der Rheumaliga sind zwei unterschiedliche Modelle, die beide ein gemeinsames Ziel haben: die Verbesserung der Medizinerausbildung durch Einbeziehung von realen Patien- tinnen und Patienten – und dazu noch solchen, die Erfahrung in einer Selbst- hilfegruppe haben. Einführungsvorlesung Selbsthilfe in der Medizinischen Klinik Heidelberg. Foto: Selbsthilfebüro In der Universitätsmedizin Mannheim findet für jeden Ausbildungsjahrgang Heidelberg. Studierende der Medizin mit Studierenden eindeutig für ihre zukünftige der Gesundheits- und Krankenpflege- der Selbsthilfe vertraut zu machen – das Arbeit aus deren Betroffenenperspektive schule Kurpfalz eine Doppelstunde zum ist das erklärte Ziel von Prof. Jana Jünger, profitieren. Eine Vorlesung über Selbst- Thema Selbsthilfe statt. Der Gesund- Projektkoordinatorin bei der Heidelber- hilfe allgemein durch das Selbsthilfebüro heitstreffpunkt Mannheim gestaltet den ger Medizinerausbildung HeiCuMed rundet die Veranstaltung ab. Unterricht gemeinsam mit Aktiven aus und Initiatorin einer Zusammenarbeit unterschiedlichen Selbsthilfegruppen. zwischen dem Universitätsklinikum, Mittlerweile im 4. Semester, ist das Hier sollen Pflegekräfte sensibilisiert dem Heidelberger Selbsthilfebüro und Projekt inzwischen zum Pflichtfach werden für die Bedeutung von Selbst- Selbsthilfegruppen der Region. Für die avanciert. „Anfragen aus dem ganzen hilfe. Sie sind wichtige Multiplikatoren Umsetzung dieser Idee war die Aus- Bundesgebiet belegen die Nützlichkeit und weisen später im beruflichen Alltag zeichnung des Nationalen Centrums für der Koppelung von Medizinstudium und Patienten eher auf Selbsthilfegruppen Tumorerkrankungen zum Selbsthilfe- Selbsthilfe“, so Prof. Jünger. hin, wenn sie deren Arbeit besser ken- freundlichen Krankenhaus Türöffner und nengelernt haben. Einige Gruppen sind Segen zugleich. in den Fachunterricht einbezogen – bei- Infos aus erster Hand spielsweise die ILCO zum Umgang mit Die angehenden Ärztinnen und Ärzte Mannheim. In einer Unterrichtsein- Stoma oder der Badische Blinden- und lernen in den 15 „Arzt-Patienten-Selbst- heit an der Gesundheits- und Kran- Sehbehindertenverein zum Umgang mit hilfegesprächen“ pro Semester nicht kenpflegeschule sensibilisierten der Sehbehinderten und Blinden. nur die Selbsthilfe kennen, sondern sie Gesundheitstreffpunkt und Selbsthil- werden gleich auch noch auf etwaige feaktive zukünftige Pflegekräfte dafür, Auch die Akademie für Gesundheits- Fallstricke bei der Diagnosefindung welche besondere Vermittler-Rolle berufe am NCT Heidelberg hat in ihrer hingewiesen: die erfahrenen Vertreter ihnen zwischen Patientin / Patient Weiterbildung der Krankenpflegenden der 13 kontinuierlich mitarbeitenden und Selbsthilfegruppe zukommt. eine Unterrichtseinheit mit Selbsthilfebü- Gruppen hatten seinerzeit als Patientin Die Selbsthilfegruppen Parkinson, ro und Selbsthilfegruppen fest verankert. oder Patient zum Teil eine lange „Ärzte- Dialysepatienten und Kehlkopflose Auf den nachfolgenden Seiten werden Odyssee“ hinter sich, bevor die richtige berichteten von ihrer Arbeit. diese Beispiele näher erläutert. Diagnose gestellt wurde. Hier können die 14
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Gemeinsames Ziel: Selbstständigkeit von Krebskranken Die Selbstständigkeit Krebszentren und Organkrebszentren krebskranker Menschen gilt als detailliert geregelt. Gleiches gilt auch für zentraler Leitgedanke der Pflege die onkologische Fachpflege, doch wie in onkologischen Kliniken. In arbeiten diese Bereiche zusammen? diversen Pflegetheorien wird die Voraussetzungen für die Zusammenar- „Hilfe zur Selbsthilfe“ ausdrück- beit schaffen – ein Beispiel lich hervorgehoben, und sie wird Zunächst gilt es, Vorurteile der Fach- in der Praxis auch angestrebt. pflegenden gegenüber der Selbsthilfe Die Praxis zeigt jedoch auch, abzubauen. Ein gutes Beispiel, wie das dass Pflegende und die Selbsthil- funktionieren kann, bietet die Heidelber- febewegung in deutschen Klini- ger Weiterbildung „Pflege krebskranker ken noch viel zu selten mitein- chronisch-kranker Menschen“. Dor t ander kooperieren. Wie sich das machen sich die Teilnehmenden mit der ändern könnte, erläutert Charakteristik von Selbsthilfegruppen Burkhard Lebert von der vertraut und erfahren Selbsthilfeange- Akademie für Gesundheitsberufe bote vor Ort. Und zwar gezielt für die Heidelberg, Vorstandsmitglied Fachrichtungen der Patienten auf ihrer Station. Sie lernen Ansprechpartner einer des Krebsverbandes Burkhard Lebert, Leiter der Weiterbildung “Pflege Selbsthilfegruppe kennen und nehmen an Baden-Württemberg e.V. einem Selbsthilfegruppentreffen teil. An- krebskranker/chronisch-kranker Menschen” Foto: privat schließend tauschen sie ihre Erfahrungen Die Selbsthilfebewegung hat in der deut- im Kurs aus. Damit wird eine vertiefte All das hat dazu beigetragen, Vorurteile schen Onkologie in den vergangenen Auseinandersetzung mit der Selbsthilfe abzubauen und den direkten Kontakt Jahrzehnten stark an Bedeutung ge- bewirkt und der direkte Kontakt zur Kon- herzustellen. Die Begegnung zwischen wonnen. Dies zeigt sich im Besonderen taktperson der Gruppe hergestellt. Auch Pflegekräften und Selbsthilfegruppe läuft an der Einbindung der Selbsthilfe ins steigt die Berücksichtigung der Selbsthilfe unter anderem über das Heidelberger Qualitätsmanagement onkologischer Kli- in Beratungsgesprächen der onkologi- Selbsthilfebüro. niken. Die Berücksichtigung der Selbst- schen Fachpflege mit Patienten und die hilfe ist in den Anforderungskatalogen Einbindung von Selbsthilfegruppenlei- Fazit zur Zertifizierung von Onkologischen tungen bei Patientengruppenschulungen. Onkologische Fachpflege und Selbsthilfe haben die gleichen Ziele. Aus diesem Grund sollten sie enger miteinander kooperieren. Dazu ist es notwendig, dass Pflegende die Selbsthilfe näher kennen lernen, ihre Patienten über Selbsthilfemöglich- keiten beraten, mit der Gruppenleitung einer Selbsthil- fegruppe direkt zusammenarbeiten und jedem Patient Informationsmaterial der Selbsthilfegruppe überreichen. Burkhard Lebert KONTAKT Akademie für Gesundheitsberufe Heidelberg Kontakt: lebert@uni-hd.de Pflegerisches Aufnahmegespräch. Foto: Universitätsklinikum Heidelberg 15
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Seit einigen Jahren ist die Rheuma-Liga Alltagsbewältigung für Betroffene Baden-Württemberg, Ambulante „Patientenschulung für rheumatoide Arthritis“: Arbeitsgemeinschaft Heidelberg/Wiesloch mit zwei erfolgreichen Programmen im Universitätsklinikum Heidelberg vor Ort vertreten. Heidelberg. Einmal jährlich findet in der Medizinischen Klinik, Abteilung V, eine ambulante Patientenschulung Julius Wiegand, ehrenamtlicher Betreuer der Patientenschulung, links, mit den Teilnehmenden 2014. für Betroffene mit rheumatoider Ar- Foto: Rheumaliga Baden-Württemberg, Heidelberg/Wiesloch thritis statt. An drei Tagen vermitteln hierbei umfassend behandelt. Ziel der waren alle Teilnehmerplätze ausgebucht. dor t niedergelassene, fachärztliche Schulung ist, Patientinnen und Patien- Die Anmeldung läuft bereits für 2015. Referenten und Fachkräfte wichtige ten mit Hilfe fachlicher Unterstützung Informationen zu Fragen rund um die KONTAKT einen selbstverantwortlichen Umgang Erkrankung. „Therapie/Behandlungsfor- mit ihrer Erkrankung zu ermöglichen. Rheuma-Liga Baden-Württemberg e. V., men“, „Ernährung“, „Psychologische Das Schulungskonzept wird sehr gut ARGE Heidelberg/Wiesloch Schmerzbewältigung“ sowie „Alltagsbe- angenommen. Bei der Schulung im März u.schilling@rheuma-liga-bw.de wältigung und Selbsthilfe“ etc. werden Medizinstudenten lernen durch Patienten „Patient-Partners Programm“ der Rheuma-Liga im Universitätsklinikum Heidelberg. Entsprechend der Grundidee „angehende Ärzte lernen von Rheumapa- tienten“ hat sich am Universitätsklinikum Heidelberg eine Kooperation mit der Rheuma-Liga fest etabliert: seit nunmehr 7 Jahren bringen sich motivierte Betroffe- ne mit rheumatoider Arthritis und Morbus Bechterew als „Patient Partners“ beim gleichnamigen Programm in den Vor- lesungen der Medizinstudierenden ein. Die Studenten lernen von den Patientin- nen und Patienten im direkten Kontakt Studentinnen mit Patient-Partner Dr. Josef Röper (Mitte) während des Unterrichts. Foto: Rheumaliga Baden-Württemberg, Heidelberg/Wiesloch und vertiefen Lerninhalte. Die Patienten amtliche im Programm, bundesweit sind berichten über ihre Krankheitsgeschichte, es ca. 100. Sie erhalten dafür ein spe- stehen für das Üben eines Anamnesege- zielles Training, einmal jährlich erfolgt sprächs im Rollenspiel zur Verfügung und eine Fortbildung. Langfristig soll mit dem lassen ihre an Rheuma erkrankten Hände „Patient-Partners Programm“ die Früher- abtasten, so dass die Studierenden ein kennung bei entzündlich-rheumatischen Gespür für diese wichtige Methode der Erkrankungen verbessert werden. Denn Erstdiagnostik entwickeln. je früher diese diagnostiziert werden, Rheumatische Hände – das Abtasten. Foto: Rheumaliga Baden-Württemberg, umso besser sind die Chancen, der Ver- Heidelberg/Wiesloch In Heidelberg engagieren sich 8 Ehren- steifung der Gelenke entgegenzuwirken. 16
Schwerpunkt: Selbsthilfe und Krankenhaus Borderliner im ZI: Bedenken längst zerstreut Mannheim. Am Anfang gab es eine gro- ße Skepsis, was die Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für Seelische Gesund- heit (ZI) betrifft: Werden wir überhaupt ernst genommen? Kann die Zusammen- arbeit auf Augenhöhe stattfinden? Diese und andere Bedenken wurden beim ersten Sondierungstreffen von Selbsthil- fegruppen und ZI diskutiert. Nachdem die Ideen und Wünsche der Selbsthilfegrup- pen zusammengetragen waren, wurde der Qualitätszirkel „Selbsthilfe im ZI“ mit je einem Vertreter von ZI und vom Ge- sundheitstreffpunkt und den verschiede- nen Selbsthilfegruppen (SHG) gegründet, um damit die Selbsthilfefreundlichkeit im ZI zu fördern. Auch eine Vertreterin der SHG „Borderline Mannheim für Männer und Frauen“ nahm daran teil. Luftaufnahme vom Zentralinstitut. Foto: ZI Seitdem hat sich viel getan: Es gibt beispielsweise Veranstaltungen zum Thema Selbsthilfe für Mitarbeiter, Pati- Betroffene, die noch keine Therapie ge- enten und Angehörige sowie monatlich macht haben, sich hier über die Therapie- KONTAKT einen Info-Stand zum Thema Selbsthilfe Erfahrungen der anderen informieren. im Eingangsbereich des ZI. Selbsthilfe ist eine wichtige Säule des SHG Borderline Mannheim Gesundheitswesens. Es gibt noch viel zu für Frauen und Männer Die Zusammenarbeit mit dem ZI ist sehr tun, um den Stellenwert der Selbsthilfe 0621 - 3 80 49 59 wichtig. Selbsthilfegruppen tragen viel zu festigen. Borderline_ma@yahoo.de zur Nachsorge bei, außerdem können Manfred Bensch Depression: Nähe zur Klinik bringt Vorteile Mannheim. Ehemalige Patienten des Gerade neue Mitglieder fühlen sich in der Zentralinstituts für Seelische Gesundheit Gruppe häufig zum ersten Mal verstanden (ZI) Mannheim gründeten die Selbsthil- und angenommen und sind durch die Nähe fegruppe „Anders“, als einige Mitglieder der Gruppe zur Klinik weniger ängstlich noch stationär im ZI waren. Das Institut einem stationären Aufenthalt gegenüber. stellt der Gruppe seit der Gründung kos- In Krisensituationen hilft der Bezug zum ZI, tenlos einen Gruppenraum für die regel- akut Betroffenen die Notwendigkeit einer mäßigen Treffen zur Verfügung. Durch die ärztlichen Intervention nahe zu bringen. Nähe zur Klinik können auch stationäre Die Notfallambulanz des ZI wird bekannt, Patienten bereits vor ihrer Entlassung an manche Betroffene haben keine andere den Gruppentreffen teilnehmen, so dass therapeutische oder ärztliche Anlaufstelle. sie beim Übergang vom Klinikalltag in einen „normalen“ Alltag von den Erfah- An der Gruppe können auch Angehörige rungen der anderen Gruppenmitglieder teilnehmen. Für viele Betroffene ist das profitieren und dieser oftmals stressfreier wichtig, da ihre Angehörigen dort oftmals abläuft. KONTAKT zum ersten Mal ein Verständnis für sie und Tel. 0621 - 80 11 68 ihre Schwierigkeiten entwickeln. 17
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