Seniorenbüros - Impulsgeber für innovative Seniorenarbeit in Kommunen

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Seniorenbüros - Impulsgeber für innovative Seniorenarbeit in Kommunen
Diese Broschüre wurde finanziell gefördert vom
                                                Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e.V. (BaS)
Graurheindorfer Str. 79
                                                                                                                 Seniorenbüros – Impulsgeber für
53111 Bonn
Telefon: 0228 - 61 40 74
Telefax: 0228 - 61 40 60
                                                                                                                 innovative Seniorenarbeit in Kommunen
E-Mail: bas@seniorenbueros.org
Internet: www.seniorenbueros.org

Der demographische Wandel ist ein sehr aktuelles Thema unserer Zeit, das auch zukünftig die gesellschaftspo-
litische Diskussion bestimmen wird. Die Auswirkungen dieses Wandels werden besonders auf kommunaler
Ebene wahrgenommen, im unmittelbaren Lebensumfeld der Menschen. Seit mehr als 10 Jahren haben sich
ausgehend von einem Bundesmodellprogramm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend in zahlreichen Städten, Kommunen und Landkreisen Seniorenbüros etabliert, die ältere Menschen zu
freiwilligem Engagement anregen und beraten, aber auch ausbilden und begleiten.

Angepasst an die jeweilige Bedarfslage tragen ältere Bürgerinnen und Bürger aktiv zur Steigerung der Lebens-
qualität vor Ort bei, indem sie freiwillig Zeit und Erfahrungswissen für die Gemeinschaft einsetzen und damit
die Bürgergesellschaft stärken.

Anhand von 13 ausgewählten Seniorenbüros stellt diese Broschüre im Anschluss an einführende Fachbeiträge
ausführlich dar, wie zukunftsweisende, innovative Seniorenpolitik in der Kommune aussehen kann und welche
Aufgaben Seniorenbüros dabei übernehmen. Unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte finden genauso Be-
rücksichtigung, wie verschiedene Trägermodelle und Finanzierungsmöglichkeiten.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e.V. mit Sitz in Bonn vertritt die Interessen der Seniorenbüros,
berät sie fachlich und unterstützt deren Vernetzung und Fortbildung. Ihre Ziele sind die Förderung der gesell-
schaftlichen Teilhabe älterer Menschen und der Auf- und Ausbau von Infrastruktureinrichtungen.
Die BaS hat in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an innovativen Projekten auf Bundes- und europäischer
Ebene initiiert (Generationsübergreifende Freiwilligendienste u.a.) und setzt sich durch die Mitgliedschaft in
bundesweiten Netzwerken und Verbänden wie beispielsweise der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-
Organisationen e.V. (BAGSO) und dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) nachhaltig für
die Verbesserung von Rahmenbedingungen für ältere Freiwillige ein.

www.seniorenbueros.org
Seniorenbüros - Impulsgeber für innovative Seniorenarbeit in Kommunen
Seniorenbüros –
Impulsgeber für innovative
Seniorenarbeit in Kommunen

Ausgewählte Beispiele zur Förderung des freiwilligen
Engagements älterer Menschen
Seniorenbüros - Impulsgeber für innovative Seniorenarbeit in Kommunen
Inhalt

                                                                  Vorwort                                                                             4
                                                                  Giselher Achenbach, Gabriella Hinn

                                                                  Öffentliche Räume für mitverantwortliches Leben im Alter schaffen                   6
                                                                  Prof. Dr. Andreas Kruse

                                                                  Die Rolle der Seniorenbüros in der kommunalen Seniorenpolitik                       10
                                                                  Roland Schäfer

                                                                  Teilhabe von Seniorinnen und Senioren in der Stadtgesellschaft                      12
                                                                  Agnes Christner, Dr. Ralf Vandamme
                                                                                                                                                           3
                                                                  Ausgewählte Beispiele zur Förderung des freiwilligen Engagements älterer Menschen   15

                                                                        Dreieich                                                                      16

                                                                        Eisenberg                                                                     18

                                                                        Erlangen                                                                      20

                                                                        Ettlingen                                                                     22

                                                                        Frömmstedt                                                                    24

Herausgeber: Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e.V. (BaS)         Hamburg                                                                       26
              Graurheindorfer Str. 79
                                                                        Köln                                                                          28
              53111 Bonn
              Telefon: 0228 - 61 40 74                                  Lilienthal                                                                    30
              Telefax: 0228 - 61 40 60
                                                                        Neubrandenburg                                                                32
              E-Mail:   bas@seniorenbueros.org
               Internet: www.seniorenbueros.org                         Offenburg                                                                     34
Verantwortlich: Gabriella Hinn
Textgestaltung: Conny Frühauf                                           Saalfeld-Rudolstadt                                                           36
Grafische Gestaltung: Bettina Mehr-Kaus
                                                                        Speyer                                                                        38
Redaktion: Christine Massion
Druck: Druck Center Meckenheim                                          Taunusstein                                                                   40
Stand: 2006
                                                                  Adressenliste Seniorenbüros                                                         42
Diese Broschüre wurde finanziell gefördert vom
                                                                  Linkliste                                                                           45
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Seniorenbüros - Impulsgeber für innovative Seniorenarbeit in Kommunen
Vorwort

    Giselher Achenbach, Vorsitzender BaS
    Gabriella Hinn, Geschäftsführerin BaS

                          Freiwilliges und bürgerschaftliches Engage-      Engagement und verlässliche Partner, auch        BaS setzt ein qualitätsorientiertes Profil des    An den Beispielen wird deutlich, dass Senio-
                          ment sind besonders durch den demogra-           für die kommunalen Entscheidungsträger.          Seniorenbüros voraus.                             renbüros wichtige Partner für Kommunen zur
                          phischen Wandel immer wichtiger werdende                                                                                                            Bewältigung der gesellschaftlichen Aufgaben
                          Themen, die einen Teil der Diskussion um         Seniorenbüros führen ältere Menschen in          Seit mehr als 10 Jahren entwickeln sie eine       und Gestaltung einer aktiven Politik nicht für,
                          eine neue Bürgergesellschaft und die Frage,      hohem Maße zu bürgerschaftlichem Enga-           Vielzahl beispielhafter, an der gesellschaft-     sondern mit älteren Menschen sind. Dies
                          in welcher Gesellschaft wir leben wollen, be-    gement hin. Zudem fühlen sich auch ver-          lichen Bedarfslage orientierter Projekte wie      verdeutlichen auch die einleitenden Fachbei-
                          stimmen. Es ist eindrucksvoll, dass 23 Millio-   stärkt jüngere Menschen von den Büros            familien- und pflegeunterstützende Dienste,       träge der Broschüre aus unterschiedlichen
                          nen Bürgerinnen und Bürger für andere Gutes      angesprochen. Seniorenbüros sind Katalysa-       auch für ältere Migrantinnen und Migranten.       Blickwinkeln.
                          tun und an diesem freiwilligen Engagement        toren eines Paradigmenwechsels in der of-        Darüber hinaus beteiligen sich Seniorenbüros
                          auch selber Freude haben. Ein großer und         fenen Altenarbeit. Sie stärken die Selbstor-     mit Unterstützung der BaS-Geschäftsstelle         Der demographische Wandel erfordert in
                          nach neuesten Erkenntnissen ständig wach-        ganisation und Selbsthilfe älterer Menschen      an vielfältigen Bundesmodellprojekten. Stell-     den kommenden Jahren einen ständigen
                          sender Teil dieser Menschen ist bereits über     und eröffnen ihnen Möglichkeiten zur gesell-     vertretend seien hier die Programme „Er-          Anpassungsprozess. Insbesondere durch
4                         60 Jahre alt, hat die persönliche Erwerbs- und   schaftlichen Teilhabe. Sie sind, wie auch die    fahrungswissen für Initiativen (EFI)“ mit der     die immer knapper werdenden Kassen in             5
                          Familienphase abgeschlossen und setzt jetzt      Ergebnisse des 5. Altenberichts, des 2. Frei-    Ausbildung von seniorTrainerinnen und der         den Kommunen sind innovative Lösungen
                          Erfahrungswissen und Zeit außerhalb der ei-      willigensurveys und die Empfehlungen der         nachfolgenden Bildung von seniorKompe-            gefragt. Solidarität unter den Generationen,
                          genen vier Wände sinnvoll ein.                   Enquete-Kommission „Zukunft des bürger-          tenzteams sowie generationsübergreifende          gegenseitiges Verständnis und Toleranz
                                                                           schaftlichen Engagements“ zeigen, als An-        Freiwilligendienste (z.B. „Ge-Mit“) genannt.      werden zunehmend als wichtige Ziele in
                          Seniorenbüros schaffen in erster Linie Rah-      lauf-, Beratungs- und engagementfördernde        Infolge der teilweise extrem prekären Finan-      den Blick der Gesellschaft rücken und ein
                          menbedingungen und Möglichkeiten für             Infrastruktureinrichtungen aus den Kommu-        zierungssituation insbesondere in den neuen       Umdenken in Politik, Wirtschaft und Gesell-
                          Menschen, die ihr Wissen und ihre Erfah-         nen und Landkreisen nicht mehr wegzuden-         Bundesländern ist ein hohes Maß an Kreativi-      schaft erfordern. Die BaS wird sich den dar-
                          rungen weitergeben und sich aktiv im Ge-         ken. Vielfach nehmen sie eine Vorreiterrolle     tät und Einsatzbereitschaft notwendig.            aus ergebenden Herausforderungen weiter-
                          meinwesen einbringen möchten. Darüber            im Hinblick auf Vernetzung und Entwicklung                                                         hin stellen.
                          hinaus sind sie auch Orte der Begegnung für      innovativer Projekte ein. Von Vorteil hat sich   Die Arbeit der Seniorenbüros wird Ihnen in
                          ältere Menschen, d.h. Treffpunkte für gesel-     erwiesen, frühzeitig eine Kooperation mit        der vorliegenden Broschüre anhand von 13          Wir danken allen Autorinnen und Autoren,
                          lige und freizeitbezogene Aktivitäten.           der Kommune einzugehen, denn die kom-            Beispielen vorgestellt. Die Seniorenbüros,        den Leitungen der Seniorenbüros und allen
                                                                           munale Anbindung ist ein wichtiger Garant        die für diese Broschüre ausgewählt wurden,        an der Entstehung der Broschüre beteiligten
                          Ausgehend von einem Modellprojekt des            für den Fortbestand von Seniorenbüros.           zeigen einen Querschnitt an Tätigkeitsberei-      Personen für ihre Beiträge und die verdienst-
                          Bundesministeriums für Familie, Senioren                                                          chen, Trägerschaften und Finanzierungsmög-        volle Arbeit, die sie in diese Publikation ge-
                          Frauen und Jugend haben sich über die letz-      Die Seniorenbüros werden durch die               lichkeiten und sind geografisch so gewählt,       steckt haben.
                          ten 15 Jahre in 170 Städten, Kommunen und        Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros          dass Groß- und Kleinstadt bzw. Landkreis
                          Landkreisen Seniorenbüros etabliert. Mit Hil-    (BaS) mit Sitz in Bonn intensiv begleitet,       gleichermaßen repräsentiert werden. Sie           An dieser Stelle ergreifen wir sehr gerne
                          fe von hauptamtlichen und ehrenamtlichen         die sie regelmäßig über aktuelle Entwick-        zeigen die Vielfalt an Möglichkeiten, die es      die Gelegenheit, einen ausdrücklichen Dank
                          Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den      lungen (Newsletter, Rundschreiben etc.) in-      gibt, sich freiwillig zu engagieren und zwar      an alle ehrenamtlich und hauptamtlich en-
                          entsprechenden Trägern ist es vielfach gelun-    formiert, neue Projekte konzipiert, für den      dort, wo das Engagement auch unmittelbar          gagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
                          gen, Seniorenbüros als Zentren der Projekt-      Fortbestand von Seniorenbüros auf allen po-      ankommt: in der eigenen Kommune. Jeder            und die Träger von Seniorenbüros für ihren
                          entwicklung für freiwilliges Engagement zu       litischen Ebenen – beispielsweise durch die      Einzelne hat die Möglichkeit, nach persön-        beispielgebenden Einsatz zu richten.
                          einem festen Bestandteil der kommunalen          Mitarbeit in vielen Netzwerken auf Bundes-       lichen Wünschen, Neigungen oder individu-
                          Altenhilfe zu entwickeln. Seniorenbüros set-     ebene und in Europa – wirbt und ihre Mit-        ellem Erfahrungswissen ein Betätigungsfeld        Dem Bundesministerium für Familie, Seni-
                          zen unmittelbar an den konkreten kommu-          glieder durch Beratung und Fortbildungen         zu finden oder selbst die Initiative zu ergrei-   oren, Frauen und Jugend danken wir für die
                          nalen Bedarfslagen an, sind Impulsgeber für      laufend unterstützt. Die Mitgliedschaft in der   fen und ein Projekt auf den Weg zu bringen.       finanzielle Unterstützung dieser Broschüre.
Seniorenbüros - Impulsgeber für innovative Seniorenarbeit in Kommunen
Öffentliche Räume für
    mitverantwortliches Leben im Alter
    schaffen
    Prof. Dr. Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
    und Vorsitzender der Altenberichtskommission der Bundesregierung

                           1. Zur Notwendigkeit der                       gieren wollen, mit Menschen zusammen-         Annahme gerechtfertigt, dass es nicht im-     ne Expertise aufbauen konnten. Zum an-
                                                                          zubringen, die auf dieses Engagement          mer gelingt, sich in der Ansprache älterer,   deren zielt der Fünfte Altenbericht auf den
                           Schaffung engagement-                          angewiesen sind. Zu diesen Akteuren           am freiwilligen Engagement interessierter     verstärkten Ausbau engagementfreund-
                           freundlicher Strukturen                        können zum Beispiel die Administration,       Menschen tatsächlich an deren kognitiven,     licher Strukturen, zu denen vor allem kom-
                                                                          Verbände, Kirchen und Vereine gerechnet       seelisch-geistigen und sozialkommunika-       munale Aktivitäten zu zählen sind, die dazu
                           Im Vergleich zu früheren Geburtsjahrgän-       werden. Durch deren Kooperation könnten       tiven Stärken zu orientieren. Dies ist mit    dienen, Engagementbereitschaft bekannt
                           gen verfügen die heute älteren Menschen        zusätzliche Möglichkeiten geschaffen wer-     dafür verantwortlich zu machen, dass sich     zu machen und Engagement zu vermitteln.
                           vermehrt über Potenziale und Ressour-          den, individuelle Stärken älterer Menschen    ein nicht geringer Anteil älterer Menschen    Dieses Ziel liegt nicht nur im Interesse der
                           cen, die im Interesse der Gemeinschaft         zu nutzen.                                    in seinem potenziellen Interesse an die-      Gesellschaft, sondern auch im Interesse
                           eingesetzt werden können. Die heute                                                          sem Engagement nicht wirklich angespro-       der älteren Menschen, da die mitverant-
                           70-Jährigen sind nicht nur in ihrem allge-     Dabei ist zu bedenken, dass in den beiden     chen fühlt.                                   wortliche Lebensführung sowohl mit ver-
                           meinen Funktionsstatus den vor 30 Jahren       letzten Jahrzehnten bedeutende Beiträge                                                     mehrten Möglichkeiten der sozialen Teilha-
6                          lebenden 65-Jährigen vergleichbar, haben       zur gesellschaftlichen Nutzung der Poten-     Der Fünfte Altenbericht der Bundesregie-      be und Selbstverwirklichung einhergeht als     7
                           also damit etwa fünf gesunde Altersjahre       ziale älterer Menschen sowie zur Stärkung     rung (2006) trägt diesem Umstand mit          auch eine Ressource bei der Verarbeitung
                           gewonnen, sie verfügen im Durchschnitt         des bürgerschaftlichen Engagements ge-        dem Leitbild der mitverantwortlichen Le-      von Belastungen darstellen kann.
                           auch über einen höheren Bildungsstand,         leistet wurden. An diesen Beiträgen kann      bensführung Rechnung, wenn er hervor-
                           über höhere finanzielle Ressourcen und         angesetzt werden; eine Aufgabe liegt dar-     hebt, dass dieses Leitbild erst dann ver-     Ältere Menschen verfügen in vielen Fäl-
                           über mehr Zeit, die für persönliche Anlie-     in, die bestehenden Engagementfelder          wirklicht werden könne, wenn sich ältere      len über differenzierte Wissenssysteme,
                           gen und Interessen genutzt werden kann.        systematisch auszubauen, da auf diesem        Menschen als mitverantwortlich handelnde      die sie in der Auseinandersetzung mit
                                                                          Wege dazu beigetragen werden kann, die        Menschen angesprochen fühlen, auf deren       spezifischen Anforderungen wie auch mit
                           Doch gleichzeitig ist das bürgerschaftliche    spezifischen Potenziale aufeinander fol-      ideellen und (gegebenenfalls) materiellen     grundlegenden Fragen des Lebens ausge-
                           Engagement in den hohen Altersgruppen          gender älterer Generationen in stärkerem      Beitrag die Gesellschaft nicht verzichten     bildet haben. Auch werden Menschen mit
                           in der Bundesrepublik Deutschland ver-         Maße auszuschöpfen. Denn es ist zu be-        kann. Ältere Menschen werden sich aber        fortschreitendem Alternsprozess zuneh-
                           gleichsweise gering: Die Daten des Alters-     denken, dass aufeinander folgende ältere      nur in jenem Maße als mitverantwortlich       mend wahrscheinlicher mit spezifischen
                           surveys 2002 weisen für die 55-69-Jährigen     Generationen aufgrund unterschiedlicher       Handelnde angesprochen fühlen, in dem         Grenzsituationen konfrontiert, die nicht nur
                           einen Anteil von 21 Prozent und für die        Bildungsbedingungen sowie unterschied-        Engagementbereiche eröffnet werden, die       Lebensperspektiven und Lebensgewohn-
                           70-85-Jährigen einen Anteil von 9 Prozent      licher Erfahrungen im Bereich der Arbeit,     sie als Chance zur Produktivität (in einem    heiten grundlegend in Frage stellen, son-
                           aus, die freiwillig in Vereinen oder Verbän-   der Familie, der Freizeit Unterschiede in     umfassenderen Sinne) wie auch zur Selbst-     dern unter Umständen auch seelisch-geis-
                           den tätig sind. Folgt man den Daten des        ihren Wissens- und Handlungssystemen          verwirklichung (im Sinne des Aufgehens in     tiges Wachstum zur Folge haben können.
                           Freiwilligensurveys 2004, dann sind von den    aufweisen, die sie auch in unterschied-       einer Tätigkeit) erleben. Dabei betont der    Entsprechend hat sich in der Alternsfor-
                           65-74-Jährigen 32 Prozent und von den 75-      licher Weise für die verschiedenen Enga-      Fünfte Altenbericht die Aufgabe sowohl        schung ein umfassender Produktivitäts-
                           Jährigen und Älteren 19 Prozent freiwillig     gementbereiche qualifizieren.                 des Staates als auch der Kommunen, Rah-       begriff etabliert, der neben manuellen und
                           engagiert. Aus mehreren Untersuchungen                                                       menbedingungen zu schaffen, durch die         geistigen auch emotionale und motivatio-
                           ist bekannt, dass die Engagementquoten         Diese Verschiedenartigkeit der Potenzi-       Menschen in die Lage versetzt werden,         nale Ausdrucksformen von Produktivität
                           deutlich höher liegen könnten, wenn es         ale wie auch der Kompetenzprofile älterer     Potenziale auszubilden und zu verwirkli-      und damit die Tatsache berücksichtigt,
                           gelänge, engagementfreundliche Struktu-        Menschen muss ihren Niederschlag in je-       chen: Damit sind zum einen angemessene        dass ältere Menschen schon allein durch
                           ren auszubauen. Engagementfreundliche          nen Bereichen finden, in denen für freiwil-   Qualifizierungsbedingungen für Menschen       ihre Haltung und ihre Art der Auseinander-
                           Strukturen lassen sich dabei wie folgt defi-   liges Engagement geworben wird. Folgt         angesprochen, durch die diese in die Lage     setzung mit Aufgaben und Anforderungen
                           nieren: Akteure in einer Kommune wirken        man dem Alterssurvey 2002 wie auch dem        versetzt werden, auch solche Tätigkeiten      einen produktiven Kontext für Angehörige
                           zusammen, um Menschen, die sich enga-          Freiwilligensurvey 2004, so erscheint die     auszuüben, in denen sie bislang noch kei-     jüngerer Generationen bilden können.
Seniorenbüros - Impulsgeber für innovative Seniorenarbeit in Kommunen
2. Zur Notwendigkeit                              dien zu denken, die durch ihre Berichterstat-     Die gesellschaftliche Sicht:                     ches sich wie folgt charakterisieren lässt:
                                                      tung dazu beitragen (oder eben verhindern),       Die Stärkung von Selbstorganisation              Was der Einzelne, was das engere soziale
    veränderter gesellschaftlicher                    dass das Alter in den öffentlichen Raum ge-                                                        Gebilde aus eigener Kraft leisten kann, soll
    Altersbilder                                      rückt wird. Entscheidend für die veränderte       Mit gesellschaftlicher Sicht ist vor allem die   ihm die Gemeinschaft nicht entziehen. Was
                                                      kulturelle Sicht ist die öffentliche Ansprache    Schaffung von Infrastrukturen gemeint, die       der Einzelne, was das engere soziale Gebil-
    Unsere Gesellschaft steht zugleich vor der        älterer Menschen als aktive, mitverantwort-       älteren Menschen die Möglichkeit eröffnen,       de nicht aus eigener Kraft leisten kann, muss
    Aufgabe, zu einem veränderten und dies            lich handelnde Bürgerinnen und Bürger, auf        sich selbstverantwortlich und mitverantwort-     übergeordneten sozialen Gebilden aufgege-
    heißt: zu einem differenzierten Altersbild zu     deren Engagement, Erfahrungen und Wis-            lich für das Gemeinwohl einzusetzen; ein         ben werden. Durch ihr freiwilliges Engage-
    gelangen und öffentlich wirksam aufzuzei-         sen unsere Gesellschaft keinesfalls verzich-      Beispiel für diese Infrastruktur bilden Seni-    ment tragen ältere Menschen dazu bei, dass
    gen, was ältere Menschen für die Gesell-          ten kann. Inwieweit können sie sowohl ihre        orenbüros, durch die Menschen zusammen-          die Gemeinschaft ihre knapper werdenden
    schaft und damit auch für die Erhaltung ihrer     finanziellen Ressourcen als auch ihr Wissen       gebracht werden, die Hilfe geben und die         Ressourcen in Teilen für andere gesellschaft-
    Lebensqualität leisten können. Die verän-         in mitverantwortlicher Weise einsetzen, das       auf diese Hilfe angewiesen sind.                 lich bedeutsame Aufgaben einsetzen kann.
8   derte Ansprache älterer Menschen ist eine         heißt mit dem Ziel, andere Menschen – die                                                          Damit leisten ältere Menschen auch einen        9
    bedeutende Grundlage dafür, dass diese            auf solche Ressourcen angewiesen sind – zu        Bei der Schaffung einer engagementfreund-        wichtigen Beitrag zur Solidarität zwischen
    bereit für die Übernahme bürgerschaftlichen       unterstützen? Ein Beispiel für diese Mitver-      lichen Infrastruktur ist vermehrt Gewicht        den Generationen. Die Kommunen soll-
    Engagements sind. Alter geschieht in un-          antwortung könnten Stiftungen für junge           auf das Prinzip der Selbstorganisation zu        ten diesen Beitrag würdigen und ihn durch
    serer Gesellschaft noch viel zu stark im pri-     Menschen sein, die nicht in der Lage sind,        legen. Damit ist gemeint, dass Kommunen          Schaffung engagementfreundlicher Struk-
    vaten Raum; die Aufgabe, dieses vermehrt          ihre Ausbildung selbst zu finanzieren, oder       eine Grundfinanzierung übernehmen – zum          turen aktiv unterstützen, ohne aber älteren
    in den öffentlichen, in den politischen Raum      Kooperationen mit jungen Menschen, in             Beispiel kostenfrei Räume zur Verfügung          Menschen die Aufgabe der Selbstorganisa-
    zu stellen, muss gesellschaftlich und kultu-      denen diese Wissen und Fertigkeiten ausbil-       stellen und sich an der Finanzierung einer       tion zu nehmen.
    rell erst noch gelöst werden.                     den können, die für den Einstieg in den Be-       hauptamtlichen Stelle beteiligen –, dass
                                                      ruf wichtig sind. Heutzutage kommuniziert         aber alle freiwilligen Tätigkeiten von den äl-
    Die kulturelle Sicht:                             die Gesellschaft kein wirkliches Interesse an     teren Menschen selbst erbracht werden.
    Die Einbeziehung älterer Menschen in              der Nutzung geistiger, seelischer und sozial-     Das Prinzip der Selbstorganisation ist auch
    den öffentlichen Raum                             kommunikativer Stärken des Alters. Dabei          angesichts der Tatsache, dass die heutige äl-
                                                      könnten diese im Kontakt zu den nachfol-          tere Generation im Durchschnitt über hohe
    Mit kultureller Sicht ist dabei der veränderte    genden Generationen in produktiver Weise          physische, kognitive, seelisch-geistige und
    öffentliche Diskurs über das Alter gemeint –      eingesetzt werden. Mit dieser veränderten         sozialkommunikative Ressourcen wie auch
    ein Diskurs, der auch die Stärken dieses Le-      Ansprache alter Menschen – dies heißt auch:       über zufrieden stellende finanzielle Ressour-
    bensabschnittes betont und positiv bewertet,      der Nutzung der Kräfte des Alters – würde         cen verfügt, sinnvoll. In vielen Kommunen
    ein Diskurs, der die möglichen Gewinne, die       zum einen das gesellschaftliche Altersbild        arbeiten Seniorenbüros nach dem Prinzip
    aus der stärkeren Einbeziehung älterer Men-       verändert. Zum anderen böte sich für alte         der Selbstorganisation, und die dort tätigen
    schen in den öffentlichen Raum erwachsen,         Menschen die Gelegenheit, aktiv an der Lö-        älteren Frauen und Männer sehen in der
    akzentuiert. Ein solcher Diskurs ist allerdings   sung sozialer, kultureller und politischer Fra-   Umsetzung dieses Prinzips ein bedeutendes
    nicht nur auf internationaler und nationaler      gen zu partizipieren. Damit ergäbe sich eine      Merkmal ihrer Selbstverantwortung.
    Ebene zu führen, sondern auch auf kommu-          Möglichkeit zur Erwiderung der von nachfol-
    naler Ebene; denn die Kommune als Ort der         genden Generationen erfahrenen Unterstüt-         Mit dem freiwilligen Engagement älterer
    Daseinsvorsorge ist der öffentliche Raum, in      zung – ein zentrales Element der Solidarität      Menschen wird ein bemerkenswerter Bei-
    dem Menschen leben, handeln, sich zeigen.         zwischen den Generationen.                        trag zur Erhaltung der Subsidiarität in der
    Die kommunale Ebene ist nicht ohne die Me-                                                          Bundesrepublik Deutschland geleistet, wel-
Seniorenbüros - Impulsgeber für innovative Seniorenarbeit in Kommunen
Die Rolle der Seniorenbüros in der
     kommunalen Seniorenpolitik

     Roland Schäfer, Bürgermeister der Stadt Bergkamen,
     Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes

                          Die kommunale Seniorenpolitik steht in         rationen, gegenseitiges Verständnis und        schiedene Maßnahmen zielgerichtet geför-        Seniorenbüros, verstanden als Serviceein-
                          den nächsten Jahren vor besonderen Her-        Toleranz werden zunehmend als wichtige         dert und vorbereitet werden. Insbesondere       richtung bzw. Koordinationsstelle, können
                          ausforderungen. Nicht zuletzt aufgrund         Ziele in den Blick kommunaler Senioren-        über Seniorenbüros können soziale Initiati-     dazu beitragen, solche Potenziale zu we-
                          der demographischen Entwicklung wird           politik rücken und ein Umdenken in Poli-       ven und Unterstützungsnetze geschaffen          cken und engagierte ältere Menschen an
                          sie einen bedeutenden Schwerpunkt der          tik, Wirtschaft und Gesellschaft erfordern.    werden, ohne die das System der sozialen        freiwillige Tätigkeiten heranzuführen, die
                          Kommunalpolitik darstellen. Innerhalb der      Die Städte und Gemeinden können hierzu         Sicherung langfristig nicht mehr funktionie-    dann wiederum ihre Lebenserfahrungen
                          Seniorenpolitik der Städte und Gemeinden       ihren Beitrag leisten, indem sie insbeson-     ren kann. Dabei können bewährte Ansätze         und Kenntnisse für andere gewinnbringend
                          der Bundesrepublik Deutschland kommt           dere durch eine verstärkte Vernetzung von      aus der offenen Altenhilfe in die Arbeit der    einzusetzen vermögen. Mit der Förderung
                          der Einrichtung eines Seniorenbüros eine       Angeboten der Altenhilfe und eine engere       Seniorenbüros integriert werden. In An-         freiwilligen bürgerschaftlichen Engage-
                          besondere Bedeutung zu.                        Kooperation und Koordination aller mit den     betracht des demographischen Trends der         ments reagieren Seniorenbüros auf eine
                                                                         Anliegen und Interessen älterer Menschen       „Verjüngung des Alters“ ist mit den Senio-      veränderte Werteorientierung und helfen
                          Als Bürgermeister der Stadt Bergkamen          befassten Organisationen die bestehenden       renbüros das Ziel verbunden, im Gegensatz       nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbs-
10                        kann ich dies persönlich bestätigen. In        Infrastrukturen und Dienstleistungen aus-      zur klassischen Altenhilfe das bürgerschaft-    leben bzw. nach Beendigung der Fami-          11
                          unserer Stadt ist vor fünf Jahren ein kom-     bauen.                                         liche Engagement aller im lokalen Umfeld        lienphase den „jungen Alten“, ihre dritte
                          munales Seniorenbüro eingerichtet wor-                                                        tätigen Einrichtungen und Träger der Arbeit     Lebensphase selbstbestimmt und aktiv zu
                          den, das seitdem erfolgreich als zentrale      Grundlage einer „aktivierenden“ kommu-         von und mit älteren Menschen zu fördern         gestalten. Perspektivisch können Senioren-
                          Anlauf-, Informations- und Koordinierungs-     nalen Seniorenpolitik ist die Einbindung       und in ein Netzwerk einzubeziehen.              büros bei einem flächendeckenden Ausbau
                          stelle sowie als Initiator und Ideengeber      älterer Menschen in die örtlichen und regi-                                                    damit einen wesentlichen Beitrag in den
                          arbeitet.                                      onalen Entwicklungs- und Entscheidungs-        Kernpunkt der mit Seniorenbüros verbun-         Städten und Gemeinden zum Erhalt bzw.
                                                                         prozesse. Die Vernetzung von Dienstleis-       denen Zielsetzung ist die Entwicklung           Zuwachs von Lebensqualität leisten.
                          Durch die Existenz und die Aktivitäten des     tungsangeboten unter Ausschöpfung von          ideenreicher Projekte bürgerschaftlichen
                          Seniorenbüros hat in der Bergkamener           Synergieeffekten stellt einen Lösungsan-       Engagements, d.h. die systematische Er-         Der Deutsche Städte- und Gemeindebund
                          Öffentlichkeit und in der lokalen Politik      satz dar, mit dem die Angebote und Hilfen      schließung vorhandener Betätigungsmög-          als bundesweiter kommunaler Spitzenver-
                          ein Bewusstseinswandel statt gefunden.         für ältere Menschen wirkungsvoller wer-        lichkeiten und eine effektive Verknüpfung       band wird auch in Zukunft die Kommunen
                          Seniorenfragen sind heute in Bergkamen         den können.                                    von einfühlender Beratung mit moderner          der Bundesrepublik bei der Fortentwick-
                          bei den politischen Parteien und in den                                                       Informationstechnologie. Die Option, sich       lung ihrer kommunalen Seniorenpolitik ein-
                          Ratsfraktionen der Stadt als zentrales         Seniorenpolitik muss mit Seniorinnen und       in den Städten und Gemeinden zu engagie-        schließlich der Einrichtung von Seniorenbü-
                          Politikfeld anerkannt. Damit wurde die Ba-     Senioren entwickelt und durchgeführt           ren und für andere Verantwortung zu über-       ros beraten und unterstützen.
                          sis geschaffen für eine strukturierte und      werden. Hierbei können insbesondere            nehmen, eröffnet auch für die „aktiven“
                          nachhaltige kommunale Seniorenpolitik.         Seniorenbüros, die innovative Ansätze im       Senioren neue Perspektiven.
                          Als Präsident des Deutschen Städte- und        Zusammenwirken mit Kommunen und pro-
                          Gemeindebundes weiß ich, dass dies kei-        fessionellen sozialen Diensten entwickeln,     Dies setzt allerdings voraus, dass den Se-
                          neswegs eine Bergkamener Besonderheit          eine maßgebliche Funktion erfüllen.            nioren entsprechende Information zugäng-
                          ist.                                                                                          lich gemacht und Beratungsmöglichkeiten
                                                                         Gerade in Regionen mit einer nur schwach       angeboten werden. Viele ältere Menschen
                          Durch das veränderte Verhältnis von Jung       ausgeprägten Infrastruktur kommt es dar-       verwirklichen durchaus vorhandene Po-
                          und Alt und die höhere Lebenserwartung         auf an, die soziale Integration älterer Men-   tenziale nicht, weil ihnen die vielfältigen
                          ist unsere Gesellschaft in Zukunft verstärkt   schen auf lokaler Ebene zu erhalten. Der       Möglichkeiten der Mitarbeit z.B. bei Ein-
                          auf das Miteinander der Generationen           Aufbau informeller sozialer Netzwerke kann     richtungen im Sozial-, Gesundheits- und
                          angewiesen. Solidarität unter den Gene-        auf kommunalpolitischer Ebene durch ver-       Kulturbereich schlichtweg nicht bekannt sind.
Seniorenbüros - Impulsgeber für innovative Seniorenarbeit in Kommunen
Teilhabe von Seniorinnen und Senioren
     in der Stadtgesellschaft

     Agnes Christner, Sozialdezernentin, Städtetag Baden-Württemberg
     Dr. Ralf Vandamme, Fachberater Bürgerschaftliches Engagement, Städtetag Baden-Württemberg

                          Ältere Menschen rücken aus vielen Grün-       Nachbarschaft, Verein, Marktplatz) sind           Dabei werden insbesondere neue              StädteNetzWerk ist die BaS ein wichtiger
                          den in den Aufmerksamkeitsfokus der           nicht mehr selbstverständlich gegeben             Wohnformen an Bedeutung gewinnen.           Partner in diesem fachlichen Austausch,
                          Gesellschaft. Nie waren sie so zahlreich,     und müssen neu konstruiert werden. An-            Diese sind nicht nur von Fachleuten zu      für die Weiterentwicklung von engage-
                          so gut ausgebildet, so fit und so enga-       haltende Erwerbslosigkeit und materielle          konzipieren, sondern in einem breiten       mentfördernden Rahmenbedingungen in
                          gementbereit wie heute. Städte, die die       Bedürftigkeit werden in naher Zukunft die         öffentlichen Dialog zu ermöglichen. Hier-   den Städten ebenso wie für die notwen-
                          Herausforderungen der demographischen         individuellen Lagen von Seniorinnen und           für ist ein erheblicher Bewusstseins-       dige, breite gesellschaftliche Debatte.
                          Entwicklung aktiv gestalten wollen, müs-      Senioren verschärfen.                             wandel sowohl bei den älteren als auch
                          sen ihre kommunalen Strukturen anpas-                                                           bei den jüngeren Menschen notwendig,
                          sen und die Kompetenzen der Älteren           Anlaufstellen für Seniorinnen und Seni-           den alle Anlaufstellen für Seniorinnen
                          fördern, nutzen und würdigen. Elemen-         oren spüren gesellschaftliche Verände-            und Senioren fördern sollten.
                          tare Aufgabe einer zukunftsgerichteten        rungen frühzeitig, da sie sich öffentlich
                          Engagementförderung ist es, Seniorinnen       anbieten für Menschen, die nicht mehr         -   Neben der wichtigen und legitimen Ver-
12                        und Senioren zielgruppengerecht und           im Erwerbsleben stehen. Dies sind in zu-          tretung der eigenen Interessen ist auch                                                13
                          kompetent anzusprechen. Die hierfür not-      nehmendem Maße auch Menschen, die                 eine Öffnung gegenüber anderen Ziel-
                          wendige Fachlichkeit sollte systematisch      längst nicht die vorgesehene Altersgren-          gruppen zu betreiben: im Engagement
                          hergestellt, weiterentwickelt und mit an-     ze erreicht haben. Darüber hinaus werden          mit anderen und für andere. Denn oft-
                          deren Förderbestrebungen im Gemeinwe-         an Anlaufstellen für Seniorinnen und Se-          mals haben Seniorinnen und Senioren
                          sen vernetzt werden.                          nioren Ansprüche aus den Kernbereichen            große Schnittmengen mit weiteren Ziel-
                                                                        sozialstaatlichen Handelns gestellt, wie          gruppen, die nicht gleichermaßen arti-
                          Für die Förderung des bürgerschaftlichen      zum Beispiel die Vermittlung von Pflege-          kulationsstark sind – etwa mit Kindern
                          Engagements in Baden-Württemberg war          diensten oder die Einrichtung einer „Tafel“       (und deren Eltern), wenn es um die
                          das Engagement von Seniorinnen und Se-        für Bedürftige. Angesichts dieser Fülle           Herstellung von Mobilität geht etc.
                          nioren von Anfang an ein zentraler Faktor.    von neuen Anforderungen ist eine Refle-
                          Zahlreiche städtische Anlaufstellen – wie     xion notwendig, welche Aufgaben Anlauf-       -   Anlaufstellen wie Seniorenbüros soll-
                          z. B. Kirchheim/Teck als eine der ältesten    stellen wie Seniorenbüros selbst erfüllen         ten die Veränderungen in der Gesell-
                          im Land – begannen mit Seniorenarbeit.        können und wollen bzw. in welchen Be-             schaft sensibel registrieren und ihre
                          Eine Besonderheit in Baden-Württemberg        reichen möglicherweise Grenzziehungen             Fachlichkeit entsprechend weiterentwi-
                          ist dabei die mehrheitlich kommunale Trä-     notwendig sind oder neue Kooperations-            ckeln. Entwicklungbedarf besteht zum Bei-
                          gerschaft der Anlaufstellen. Auf diese Wei-   partner gesucht werden müssen.                    spiel in der interkulturellen Kompetenz
                          se wird erreicht, dass einmal eingerichte-                                                      und Zusammenarbeit, da zunehmend äl-
                          te Angebote dauerhaft erhalten bleiben.       Für eine gelingende Teilhabe älterer Men-         tere Migrantinnen und Migranten ihren
                          Am Beispiel Offenburgs zeigt sich, dass       schen in der Stadtgesellschaft ergeben            Lebensabend hierzulande verbringen.
                          auch Seniorenbüros gut in die Kommunal-       sich derzeit vor allem folgende Anforde-
                          verwaltung integriert werden können.          rungen:                                       Innovative Seniorenarbeit setzt ein tiefes
                                                                                                                      Verständnis für die Kompetenzen und Be-
                          Seit der Einrichtung der ersten Senioren-     -   Die spezifischen Anliegen älterer Men-    dürfnisse älterer Menschen voraus. Hier-
                          büros hat sich die gesellschaftliche Rea-         schen sind gemeinsam mit diesen zu        für ist der Erfahrungsaustausch zwischen
                          lität, zum Teil durchaus absehbar, verän-         artikulieren. Neue Wege sind zu entwi-    den Aktiven, aber auch zwischen den Infra-
                          dert. Traditionelle Bindungen und Orte            ckeln, um ein humanes Gemeinwesen         struktureinrichtungen notwendig. Für den
                          der Begegnung (Familie, Freundeskreise,           mit älteren Menschen zu realisieren.      Städtetag Baden-Württemberg und das
Seniorenbüros - Impulsgeber für innovative Seniorenarbeit in Kommunen
14                                    15

         Ausgewählte Beispiele zur
         Förderung des freiwilligen
     Engagements älterer Menschen
Seniorenbüros - Impulsgeber für innovative Seniorenarbeit in Kommunen
Dreieich
                                                                             Einwohnerzahl: 335 000
                                                 Bevölkerungsanteil über 60 Jahre: ca. 27 Prozent
                                                                                 Kategorie: Landkreis
                                                                                 Bundesland: Hessen
                                                                                 Gründungsjahr: 1995
                                           Träger: Diakonisches Werk Offenbach-Dreieich-Rodgau

         Engagierte Arbeit für den                        gramm »Erfahrungswissen für Initiativen«
                                                          (EFI) sind nur drei von vielen Qualifizierungs-
         Kreis                                            maßnahmen, die gestalterische Freiräume
                                                          und ein hohes Maß an Eigenverantwortung
         „Das Seniorenbüro Winkelsmühle, das auf-         freisetzen; für die diplomierte Sozialarbei-
         grund des Modellprogramms vom Bundes-            terin die Grundvoraussetzung für zukunfts-
         familienministerium entwickelt wurde, hat in     weisendes bürgerschaftliches Engagement:
         unserem Kreis eine hohe Bedeutung, die es        „Bei der Entwicklung unterschiedlicher Pro-
         vor dem Hintergrund des demographischen          jekte ist darauf zu achten, welche Bedürf-
         Wandels weiter ausbauen wird. Gründe hier-       nisse die Gesellschaft hat, wo der Einzelne
         für sind seine vielfältigen Tätigkeitsbereiche   sich beteiligen, mitbestimmen und mitge-
         im Altenhilfesystem des Kreises Offenbach.       stalten kann. Dabei geht es nicht darum Lö-
16       Der engagierten Arbeit des Seniorenbüros         cher zu stopfen, die ein sich zurückziehender     Innovative Projekte –                            Nehmen funktionieren kann und neben dem                                             17
         ist in hohem Maße die Lebenszufriedenheit        Sozialstaat reißt, sondern zu vermitteln, wie                                                      hohen gesamtgesellschaftlichen Nutzwert
         älterer Menschen zu verdanken. Diese wie-        und wo Erfahrungswissen und Kompetenzen           hoher Qualitätsanspruch                          auch für beide Seiten gewinnbringend ist:
         derum ist bekanntermaßen ein Indikator für       sinnvoll eingebracht werden können, um                                                             Die Jungen lernen aus den Erfahrungen
         gute Gesundheit und ein langes Leben“, lob-      hauptamtliche Anbieter in den unterschied-        Allen Projekten des Seniorenbüros Winkels-       der Älteren und diese erhalten Einblick in
         te Peter Walter, Landrat des Kreises Offen-      lichen Initiativen, Organisationen etc. zu er-    mühle gemeinsam ist, dass sie sowohl ge-         das Denken und die Probleme heutiger Teen-
         bach, die richtungsweisende Arbeit des Se-       gänzen und Angebote auszubauen.“                  nerationenübergreifende Aspekte beinhalten       ager.
         niorenbüros Winkelsmühle anlässlich seines                                                         als auch auf eine Verbesserung der beste-
         erfolgreichen zehnjährigen Bestehens.                                                              henden gesellschaftlichen Daseinsvorsorge        Der Leiter des Diakonischen Werks Offen-
                                                                                                            zielen und immer in Kooperation mit anderen      bach - Dreieich - Rodgau, Martin Glaub, sieht
                                                          Erfolgreiche Netzwerkarbeit                       Einrichtungen entstehen. Eines der jüngsten      dieses Projekt darüber hinaus auch im Hin-
         Neue Wege der                                                                                      Projekte im Zeichen zukunftsweisender En-        blick auf nötige Veränderungen innerhalb der
                                                          Dank der engagierten Unterstützung des            gagementkultur ist »JoSch – Jugend ohne          bestehenden institutionellen Strukturen als
         Engagementförderung                              Wohlfahrts-Trägers und der Förderung durch        Schulden«. Die zunehmende Verschuldung           zukunftsweisend an: „Der gesellschaftliche
                                                          den Kreis Offenbach konnten bis heute gute        junger Menschen gab den Anstoß für das           Wandel der nächsten Jahre wird eine Her-
         Von Beginn an verstand sich das Senioren-        Rahmenbedingungen für eine kontinuier-            Schuldenpräventions-Projekt, das 2006 an         ausforderung sowohl für unser Bildungssys-
         büro als Entwicklungszentrum für innovative,     liche Arbeit geschaffen werden, die sich an       verschiedenen Schulen im Landkreis Offen-        tem als auch für unsere Sozialsysteme sein.
         impulsgebende Seniorenarbeit. Kernstück          alle Generationen wendet. Dabei profitiert        bach angelaufen ist.                             Schon jetzt sind die Leistungsgrenzen erreicht
         seiner Arbeit ist die ständige Entwicklung       die gesamte Region von der intensiven, er-                                                         und die Ressourcen erschöpft. »JoSch« ist
         neuer Projekte. Für die hauptamtliche Lei-       folgreichen Netzwerkarbeit auf fachlicher         Ein Freiwilligenteam hat geeignete Unter-        ein erster Schritt zur notwendigen struktu-
         terin Ursula Brendel spielt dabei die nötige     und personeller Ebene zwischen Senioren-          richtsmodule entwickelt, die Jugendlichen        rellen Verknüpfung der Bildungs-, Sozial- und
         sachbezogene Qualifizierung der ehrenamt-        büro einerseits und Fachdienst Ehrenamt           der Klassen 8 und 9 im Wirtschafts- und Poli-    Freiwilligenarbeitsysteme, die traditionell bis                                Kontakt:
         lichen Helfer durch intensive Fortbildung und    des Kreises Offenbach sowie dem Fachrefe-         tikunterricht den richtigen Umgang mit Geld      dato voneinander isoliert existieren. Nur im               Seniorenbüro Winkelsmühle
         Begleitung eine ebenso wichtige Rolle wie        rat des Diakonischen Werks in Hessen und          vermitteln wollen. Das Feedback der Schu-        gemeinsamen Schulterschluss werden sich                              Diakonisches Werk
         deren Vermittlung. Die Mentorenschulung          Nassau und weiteren bestehenden Einrich-          len ist erfreulich positiv, und zwar nicht nur   die für die Zukunft so dringend benötigten                  Offenbach-Dreieich-Rodgau
         zum Aufbau generationenübergreifender            tungen im Kreisgebiet andererseits.               bei den Erwachsenen, sondern auch bei den        außerschulischen Ressourcen und Kompe-                                    Ursula Brendel
         Projekte, das landesweite Programm »Enga-                                                          Schülern. Das Mentorenprogramm zeigt bei-        tenzen systemübergreifend nutzen und ein-                       An der Winkelsmühle 5
         gement-Lotsen« und das Bundesmodellpro-                                                            spielhaft, wie der Kreislauf von Geben und       binden lassen.“                                                          63303 Dreieich
                                                                                                                                                                                                                                Tel: 06103 - 98 75 23
                                                                                                                                                                                                                               Fax: 06103 - 98 75 20
                                                                                                                                                                                                               E-Mail: seniorenbuero@diakonie-of.de
                                                                                                                                                                                                                                 www.diakonie-of.de
Eisenberg                         Saale-Holzland-Kreis

                                                                             Einwohnerzahl: 91 000
                                                    Bevölkerungsanteil über 60 Jahre: ca. 22 Prozent
                                                                               Kategorie: Landkreis
                                                                             Bundesland: Thüringen
                                                                               Gründungsjahr: 1999
                                                   Träger: Diakoniezentrum Bethesda e.V. Eisenberg

         Flächendeckender Struktur-                          angeregt. In der Folge konnten sich so in ver-
                                                             schiedenen Städten und auf Landkreisebene
         aufbau                                              Seniorenbeiräte etablieren, die auch weiterhin
         Der Saale-Holzland-Kreis ist ein ländlich ge-       vom Seniorenbüro begleitet werden. Damit ist
         prägtes Gebiet mit der Kreisstadt Eisenberg.        die Möglichkeit zum kontinuierlichen, regelmä-
         Neben den Städten Kahla, Hermsdorf, Stadt-          ßigen Austausch und zu einer Vernetzung der
         roda, Dornburg, Camburg, Klosterlausnitz, Bür-      Aktivitäten gegeben. Träger des Seniorenbüros
         gel, Crossen und Schkölen gibt es im Kreis viele    des Saale-Holzland-Kreises ist das Eisenberger
         kleine Dörfer, die von weiten, landwirtschaftlich   Diakoniezentrum Bethesda e.V. Es stellt die
         genutzten Feldern umgeben sind.                     benötigten Büro-, Seminar- und Veranstaltungs-
         Eine flächendeckende Vernetzung der unter-          räume zur Verfügung; die Personalkosten für
         schiedlichsten Unterstützungs- und Hilfesyste-      die 65-Prozent-Stelle der leitenden Diplom-So-
18       me, der Informations-, Beratungs- und Vermitt-      zialpädagogin werden durch die Zuschüsse des      -   Förderung des ehrenamtlichen Engage-          Jungen weiter, erteilten Back- und Nähkurse                              19
         lungsstellen ist allein schon wegen der Größe       Landkreises abgedeckt. Da sich das Senioren-          ments (Fachtag Ehrenamt, Fortbildungen,       und ließen Geschichte lebendig werden: In der
         des Einzugsgebietes erforderlich. Die Senio-        büro an allen trägerinternen Großveranstaltun-        Danketag, Kooperationen mit anderen           Erinnerungsrunde oder dem Erzählcafé berich-
         renarbeit wird von verschiedenen Wohlfahrts-        gen wie Sommerfesten oder Tag der offenen             Einrichtungen)                                teten sie von ihren Kindheits- und Jugenderleb-
         verbänden organisiert, zu einem großen Teil         Tür ebenso beteiligt wie an seniorenrelevanten                                                      nissen in Kriegs- und Nachkriegszeiten, die die
         mit AB-Maßnahmen. Zunehmende Bedeutung              Arbeitskreisen des Diakoniezentrums, ist ein      -   Entwicklung generationenübergreifender        Schüler/innen sonst nur aus ihren Lehrbüchern
         erhält deshalb der wachsende Einsatz ehren-         reger Informationsfluss und eine wirksame Öf-         Projekte (Musik am Nachmittag, Schule         kennen lernen. „Unser Anliegen war es, ein au-
         amtlich engagierter Bürgerinnen und Bürger in       fentlichkeitsarbeit auf breiter Basis gegeben.        der Generationen, Erzählcafé)                 ßerfamiliäres Begegnungsfeld für junge und alte
         den Städten und auf dem Land, aber auch die                                                                                                             Menschen und ein Experimentierfeld für neue
         Übernahme wichtiger Aufgaben zukünftiger Se-        Vorhandene Ressourcen                             -   Weiterbildung (Seminare, Vorträge, kultu-     Möglichkeiten der Kontaktnahme zu schaffen.
         niorenarbeit durch die Landkreiskommune.                                                                  relle Veranstaltungen)                        Damit wollen wir gegenseitiges Verständnis
                                                             erschließen                                                                                         und gemeinsames Erleben fördern. Das Ange-
         Das Seniorenbüro des Saale-Holzland-Kreises         Die Projektausrichtung des Seniorenbüros          Zur Nachahmung empfohlen:                         bot hat sehr viel Zuspruch erhalten, wir hatten
         leistet einen wichtigen, flächendeckenden           orientiert sich an den vorhandenen Strukturen                                                       sogar Anfragen aus Grundschulen, aber leider
         Strukturaufbau und -erhalt der Seniorenarbeit       und Ressourcen. Als Anlaufstelle für Fragen       Die »Schule der Generationen«                     waren die Projektmittel auf drei Jahre begrenzt“,
         im gesamten Landkreis. Es informiert und ko-        rund um Seniorenarbeit und Verbesserung der       Von 2002 bis 2005 lief das zu zwei Dritteln       resümiert Gabriele Pilling, hauptamtliche Lei-
         ordiniert sämtliche bestehenden Seniorenein-        Lebensqualität im Alter arbeitet es trägerüber-   durch die Stiftung Deutsches Hilfswerk geför-     terin des Seniorenbüros des Saale-Holzland-
         richtungen.                                         greifend und übernimmt zentrale Aufgaben          derte Projekt »Schule der Generationen – Jung     Kreises. Das Experiment einer ungewöhnlichen
                                                             kommunaler Altenarbeit mit den Schwerpunk-        und Alt lernen voneinander«. Begleitet vom        Wissensvermittlung ist im Übrigen auch auf
         Die Suche nach Menschen, die zu ehrenamt-           ten:                                              Seniorenbüro und dem Bildungswerk Blitz e.V.      großes Medieninteresse gestoßen, denn gleich
         lichem Engagement bereit sind, deren Ausbil-                                                          fand an insgesamt sechs Schulen im Landkreis      zwei Fernsehteams haben über das Projekt
         dung und Koordinierung zählt nach wie vor zu        -   Beratung und Vermittlung (Hilfsmöglich-       ein Unterrichtstausch der besonderen Art statt:   berichtet. Mit Engagement und Einsatzwillen                       Kontakt:
         den zentralen Aufgaben des Seniorenbüros. Vor           keiten, Wohnen und Pflege, senioren-          Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8      könnte die »Schule der Generationen« lokale               Seniorenbüro des
         allem in den Anfangsjahren hat es sich intensiv         spezifische Angebote)                         und 9 erteilten interessierten Seniorinnen und    Fortsetzungen finden, wie hier: Eine Initiative     Saale-Holzland-Kreises
         auf die Förderung der Eigenaktivität und Eigen-                                                       Senioren Nachhilfe in Englisch und führten ge-    der Stadt Bürgel sucht derzeit gemeinsam mit                 Gabriele Pilling
         verantwortlichkeit älterer Bürgerinnen und Bür-     -   Multiplikatorenfunktion (Arbeitskreise,       konnt inTechnik und Benutzung von Handys und      Seniorenbüro und Seniorenbeirat nach neuen             Johanniter-Straße 1
         ger konzentriert und diese zur Vertretung ihrer         Clubs, Verbände zur Seniorenarbeit etc.)      Computern ein. Im Gegenzug gaben die Älteren      Möglichkeiten, das Projekt eigenständig und                07607 Eisenberg
         eigenen Interessen auf lokalpolitischer Ebene                                                         ihr Können und ihre Lebenserfahrungen an die      städtisch begrenzt weiterzuführen.                    Tel: 036691 - 4 98 28
                                                                                                                                                                                                                      Fax: 036691 - 4 98 28
                                                                                                                                                                                                                     E-Mail: seniorenbuero-
                                                                                                                                                                                                                            SHK@t-online.de
Erlangen
                                                                                 Einwohnerzahl: 100 003
                                                   Bevölkerungsanteil über 60 Jahre: ca. 25 Prozent
                                                                                    Kategorie: Großstadt
                                                                                      Bundesland: Bayern
                                                                                    Gründungsjahr: 1994
                       Träger: Bayerisches Rotes Kreuz (BRK), Kreisverband Erlangen-Höchstadt

         Eine anhaltende                                    verlagerte sich der Schwerpunkt in Richtung
                                                            innovativer Projektarbeit. „Ein Schlüssel
         Erfolgsgeschichte                                  zum Erfolg liegt in der schnellstmöglichen
         Als das Erlanger Seniorenbüro auf Initiative       Zusammenführung der vielen guten Ideen
         eines ehemaligen Siemens-Standortleiters           mit Personen, die bereit sind Verantwortung
         gegründet wurde und über 4000 Siemens-             zu übernehmen“, meint Herbert Blank, Leiter
         Pensionäre zur ehrenamtlichen Mitarbeit            des Seniorenbüros und neben einer Verwal-
         aufrief, ahnte niemand, welche Erfolgsge-          tungsangestellten einziger hauptamtlicher
         schichte damit ihren Lauf nehmen würde.            Mitarbeiter. Rund 100 ehrenamtliche Kräfte
         Denn längst „hat sich das Seniorenbüro durch       sind bereits in unterschiedlichen Projekten
         seine vielseitige Vermittlungs-, Projekt- und      aktiv tätig. Dass sie überwiegend männlich
         Bildungsarbeit, durch lokale Kooperation und       sind, liegt an der örtlichen Nähe zum Sie-
20       überregionale Vernetzung eine geachtete            mens-Konzern. Zu den wichtigsten Projekten          Preisgekrönt: das Senioren-                      Angebot. Die neue Anlaufstelle im BRK-                                       21
         Position in der Erlanger Soziallandschaft ge-      gehören:                                                                                             Zentrum wird gut angenommen, oberstes
         schaffen“, betonte Brüne Soltau, Vorsitzender
                                                                                                                Netz Erlangen                                    Ziel bleibt, bürgerschaftliches Engagement
         des BRK-Vorstands anlässlich des zehnjähri-        -   SeniorenNetz Erlangen (Schulung/Hilfe           Das größte – und finanziell getrennt ange-       bei allen Bevölkerungs- und Altersgruppen
         gen Gründungsjubiläums 2004. Oberbürger-               am PC, Internet)                                setzte – Projekt ist nach wie vor das Seni-      nachhaltig zu fördern. Die wachsende Ver-
         meister Dr. Siegfried Balleis dankte in sei-                                                           orenNetz Erlangen, eines der bundesweit          netzung und effektive Zusammenarbeit mit
         ner Gratulationsrede nicht nur allen aktiven       -   Seniorenratgeber                                ersten Projekte für die Generation 50plus        zahlreichen Erlanger Einrichtungen wirkt sich
         Mitgliedern, sondern auch „ganz besonders              (lokales Nachschlagewerk)                       im Bereich der neuen Medien. 1997 erhielt        dabei sehr unterstützend aus.
         dem BRK Kreisverband Erlangen-Höchstadt,                                                               es vom Bundesforschungsministerium den
         der seit Anbeginn die Trägerschaft für das         -   Grüne Infoblätter als Einlage der städ-         mit 50 000 DM dotierten »Deutschen Se-           Das ebenfalls mit viel Lob bedachte Helfer-
         Seniorenbüro übernommen hat. Dieses                    tischen Seniorenzeitung Herbst-Zeitlose         niorenpreis Multimedia«. Mittlerweile haben      Projekt »Wir für Jung und Alt« hat seinen
         vorbildliche Engagement einer einzigen Ein-                                                            mehrere tausend Erlanger Seniorinnen und         Einsatzschwerpunkt im Kinder- und Jugend-
         richtung zum Nutzen der Allgemeinheit kann         -   FORUM DER ZEIT (offener Gesprächskreis
                                                                                                                Senioren das umfangreiche Kursangebot            bereich. Das reicht von handwerklichen Hil-
         nicht hoch genug angesehen werden. Mit                 zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen)   genutzt, was sich auch in der überdurch-         fen in pädagogischen Einrichtungen bis hin
         der Herausgabe eines Seniorenratgebers,                                                                schnittlichen Internetpräsenz der dem Seni-      zu ergänzenden Unterrichtsstunden an zwei
                                                            -   Vortragsreihen (Reisen, Philosophie,
         der Vermittlung von freiwilligen Helfern oder                                                          orenbüro zugehörigen Homepages (Foren,           Schulen. Gerade auch in der Unterstützung
                                                                Geschichte u.a.)
         der Einrichtung des SeniorenNetzes und                                                                 abrufbare Vortragsreihen etc.) niederschlägt.    von Familien sieht das Seniorenbüro eine
         vielem mehr konnten bereits große Erfolge          -   Alt hilft Jung und Alt (handwerkliche Hilfen    Vor allem das »Frauen-Netz-Café« hat sich        Aufgabe der Zukunft.
         zum Wohle der Erlanger Bürgerinnen und                 im Kinder- und Familienbereich)                 zu einem Renner entwickelt.
         Bürger erzielt werden.“                                                                                                                                 Mit dem jüngsten Projekt »Hilfe auf Gegen-
                                                            -   Hilfe auf Gegenseitigkeit (Tauschbörse mit      Infrastrukturen für die Heraus-                  seitigkeit« konnte ein eigener Baustein zum
         Breite Vielfalt innovativer                            Zeitguthaben)
                                                                                                                forderungen der Zukunft
                                                                                                                                                                 Aufbau nachbarschaftlicher und generations-                             Kontakt:
                                                                                                                                                                 offener Unterstützungsnetzwerke geschaf-
         Projekte                                           -   Lesepaten/innen (Angebot an Grund-              Seit seinem Umzug 2005 in den BRK-Neu-           fen werden. Es wurde nach dem Modell
                                                                                                                                                                                                                           Seniorenbüro Erlangen
                                                                                                                                                                                                                                    Herbert Blank
         Der Erfolg des Erlanger Seniorenbüros liegt            schulen)                                        bau in der Henri-Dunant-Straße ist alles unter   einer Tauschbörse von Dienstleistungen rea-               Henri-Dunant-Straße 4
         vor allem in der breiten Vielfalt von Projekten.                                                       einem Dach vereint: Seniorenbüro, Senioren-      lisiert, das sich inzwischen in vielen Städten                   91058 Erlangen
         Anfangs stand die Vermittlung ehrenamtlich         -   Musik-Gruppe (Veeh-Harfe u.a. Instru-           Netz und Freiwilligen-Agentur. Endlich gibt es   erfolgreich etablieren konnte.                            Tel: 09131 - 1 20 05 01
         tätiger Senioren im Mittelpunkt, dann aber             mente)                                          ausreichend Platz für das ständig wachsende                                                               Fax: 09131 - 1 20 01 51
                                                                                                                                                                                                                  E-Mail: seniorenbuero.erlangen
                                                                                                                                                                                                                                      @fen-net.de
                                                                                                                                                                                                                                 www.fen-net.de/
                                                                                                                                                                                                                          seniorenbuero.erlangen
Ettlingen
                                                                             Einwohnerzahl: 38 500
                                                   Bevölkerungsanteil über 60 Jahre: ca. 28 Prozent
                                                                      Kategorie: mittelgroße Stadt
                                                                Bundesland: Baden-Württemberg
                                                                               Gründungsjahr: 1995
                                                           Träger: Stadt Ettlingen - Seniorenbeirat

         Seniorenbeirat leitet das                          renspezifischen Fragen, leiten bei Bedarf an
                                                            die jeweils zuständigen Seniorenbeiräte wei-
         Seniorenbüro                                       ter und vermitteln gegebenenfalls an weitere
                                                            örtliche Seniorenorganisationen oder soziale
         Das Ettlinger Seniorenbüro wurde vom ein           Einrichtungen der Altenhilfe, mit denen gute
         Jahr zuvor berufenen Seniorenbeirat der Stadt      Kooperationen bestehen. Etwa 20 Ehrenamt-
         gegründet. Er organisiert und leitet das Be-       liche sorgen für den reibungslosen Ablauf in
         gegnungszentrum Am Klösterle mit dem in-           der hauseigenen und täglich geöffneten Cafe-
         tegrierten Seniorenbüro in Selbstverwaltung.       teria. Insgesamt sind über 100 Ehrenamtliche
         Träger ist die Stadt Ettlingen, die auch Haus-     aktiv im Einsatz, um das breitgefächerte und
         haltsmittel für die Seniorenarbeit zur Verfügung   gefragte Angebot auszurichten. Unter dem
         stellt; allerdings sind diese knapp bemessen,      Motto „Senioren für Senioren“ decken derzeit
22       hauptamtliche Mitarbeiter/innen können daher       46 Aktivgruppen von Fitness und Sport, Kultur,       schen Träger des Bundesverdienstkreuzes,         Bundesmodellprogramm                                                               23
         nicht beschäftigt werden. Über die Cafeteria       Bildung, Hobby, Sprache und Spielen alles ab,        fügt hinzu: „Das Brückenbauen ist entschei-
         und die vielbesuchten Veranstaltungen trägt        was ältere Menschen in ihrer Freizeit zusam-         dend im Hinblick auf den demographischen
                                                                                                                                                                  »Generationsübergreifende
         das Begegnungszentrum zur Eigenfinanzie-           menführt: Da gibt es das Seniorenkabarett            Wandel, um ein positives Klima zwischen den      Freiwilligendienste«
         rung bei.                                          »Graue Zellen«, Tanzkreis, Yogagruppe, Com-          Generationen zu schaffen.“ Es gebe „keinen
                                                            putertreff, den Arbeitskreis Geschichte, die         besseren Ort und kein besseres Beispiel für      Seit Anfang 2006 haben Seniorenbeirat
                                                            Interessengruppe Aktien, die Canasta-Runde           das Ehrenamt als das Begegnungszentrum           und Seniorenbüro im Rahmen des Bundes-
         Rundum ehrenamtlich                                und vieles mehr. Aber auch zukunftsweisende,         Am Klösterle“, unterstrich Oberbürgermeiste-     modellprogramms zum Aufbau generati-
         geleitet und betreut                               soziale Themenkomplexe wie »Wohnen im                rin Gabriela Büssemaker. Es sei „ein Ort ge-     onsübergreifender Freiwilligendienste ein
                                                            Alter« werden ausreichend berücksichtigt.            lebter Mitmenschlichkeit, wo die Menschen        seniorKompetenzteam eingerichtet. „Zurzeit
         „Das Seniorenbüro ist Anlaufstelle für alle Ett-                                                        Dinge selbst in die Hand nehmen“. Die Ober-      laufen bei uns sechs Projekte“, erläutert
         linger Bürgerinnen und Bürger, die ihre nachbe-                                                         bürgermeisterin macht aber auch deutlich,        Seniorenbeirätin und Kompetenzteam-Spre-
         rufliche Lebensphase aktiv und abwechslungs-       »Junior trifft Senior«                               dass es ohne Förderung des ehrenamtlichen        cherin Otti Vielsäcker, „die seniorTrainerinnen
         reich gestalten wollen. Es hält eine Vielzahl an                                                        Engagements, von der Infrastruktur bis hin zur   sind in Zusammenarbeit mit der Volkshoch-
         Möglichkeiten bereit, Lebenserfahrung und          Tag der offenen Tür im Sommer 2004 im                Anerkennung, nicht gehe.                         schule Ettlingen fortgebildet worden und wir-
         berufliche Kompetenz ehrenamtlich einzubrin-       Begegnungszentrum Am Klösterle: Fast die                                                              ken nun ehrenamtlich als Projektleiter/innen
         gen, neue Projekte, Arbeitskreise und Interes-     Hälfte der Gäste sind Schüler/innen des Alber-       Beispielhaftes generationsübergreifende Pro-     in stationären Einrichtungen mit, vermitteln
         sengemeinschaften anzuregen und zu leiten,         tus-Magnus-Gymnasiums und des Jugendge-              jekt ist die »Taschengeldbörse«, eine Koopera-   lebenspraktische Fertigkeiten für Blinde und
         in denen Gleichgesinnte gemeinsam ihre             meinderates. Die generationsübergreifende            tion zwischen Seniorenbüro und Jugendzen-        Sehbehinderte, bieten computergestütztes
         Freizeit gestalten können oder sich für das Ge-    Veranstaltung möchte den lebendigen Dialog           trum. Das Seniorenbüro sammelt Anfragen          Gedächtnistraining an, sind als Vorlesepaten/
         meinwesen engagieren können“, umschreibt           zwischen Alt und Jung fördern: „Viele, auch          von Hilfe suchenden älteren Bürgerinnen und      innen aktiv, unterstützen die Verwaltung der
         der Vorsitzende des Seniorenbeirats und Leiter     kontroverse Diskussionen mit den Jugend-             Bürgern und leitet diese an das Jugendzent-      Seniorenarbeit und bauen Seniortreffs in ein-                                 Kontakt:
         des Seniorenbüros Hans-Günter Fichtner, die        lichen, deren Probleme wir zum Teil gar nicht        rum weiter. Das schickt dann Jugendliche los,    zelnen Ettlinger Ortsteilen auf.“ Für die nahe     Begegnungszentrum am Klösterle
         Kernaufgaben. Die Verwaltungs- und Sekreta-        kennen“, wünscht sich die 80-jährige Gertrud         die für ein kleines Taschengeld mit anpacken:    Zukunft ist unter anderem ein Integrations-                          mit Seniorenbüro
         riatsaufgaben sind in einem Projekt erfasst, an    Gantner, die aktiv beim Projekt »Junior trifft Se-   beim Rasenmähen, Einkaufen und anderen           projekt »Freunde für Fremde« geplant, das                         Hans-Günter Fichtner
         dem sich sechs ehrenamtlich Tätige in Eigen-       nior« mitwirkt. Und der ehemalige Vorsitzende        kleinen Serviceleistungen.                       sich an ältere und jüngere Migrantinnen und                             Klostergasse 1
         initiative beteiligen. Weitere zehn Ehrenamt-      des Ettlinger Seniorenbeirats und frühere Lei-                                                        Migranten wendet.                                                      76275 Ettlingen
         liche informieren und beraten zu allen senio-      ter des Seniorenbüros Heinz Becker, inzwi-                                                                                                                          Tel: 07243 - 10 15 24/-38
                                                                                                                                                                                                                                   Fax: 07243 - 71 80 79
                                                                                                                                                                                                                    E-Mail: seniorenbuero@bz-ettlingen.de
                                                                                                                                                                                                                                    www.bz-ettlingen.de
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