September - Dezember 2020 - Haus des Deutschen Ostens - Bayern.de
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Veranstaltungsübersicht September Seite 18. SEPTEMBER 2020, 16.00–23.00 UHR42 Traditionen Herbstfest in der Gaststätte 24. SEPTEMBER 2020, 19.00 UHR32 Programmreihe Nachhol- „Cine Bridges“/Filmsoirée Termin! „Russlands Millenniumskinder“ (2019) Oktober Termine Seite 9. OKTOBER 2020, 18.00 UHR37 Vortrag Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan 15. OKTOBER 2020, 18.00 UHR19 Programmreihe „50 Jahre HDO“/Ausstellungseröffnung Wer bin Ich? Wer sind Wir? 22. OKTOBER 2020, 19.00 UHR20 Begleitprogramm zur Ausstellung Nachhol- „Wer bin Ich“/Vortrag Termin! Jüdische Lebenswelten und Identitäten 27. OKTOBER 2020, 19.00 UHR22 Begleitprogramm zur Ausstellung „Wer bin Ich“/Vortrag Grete Csaki-Copony und Margarete Depner 30. OKTOBER 2020, 18.00 UHR38 Vortrag Nachhol- Die große Pommernkarte Eilhard Lubins Termin! November Seite 10. NOVEMBER 2020, 19.30 UHR12 Programmreihe „50 Jahre HDO“ Jubiläumskonzert „Crossing Life Lines“
12. NOVEMBER 2020, 15.00 UHR36 Begleitprogramm zur Ausstellung Nachhol- „Hertha“/Erzählcafé Termin! 26. NOVEMBER 2020, 19.00 UHR24 Begleitprogramm zur Ausstellung „Wer bin Ich“/Buchpräsentation „Nahe Fremde“ (2020) Dezember Seite 3. DEZEMBER 2020, 19.00 UHR26 Festveranstaltung Nachhol- „Mit der Prägnanz kleistischer Sprachkunst“. Termin! Ehrung des Schriftstellers Hans Bergel 4. DEZEMBER 2020, 17.00 UHR44 Traditionen Feier der Heiligen Barbara/Festgottesdienst 5. DEZEMBER 2020, 16.00 UHR44 Traditionen Feier der Heiligen Barbara/Festakt 6. DEZEMBER 2020, 14.30 UHR45 Traditionen Adventsgottesdienst mit Hl. Abendmahl nach der alten schlesischen Liturgie 8. DEZEMBER 2020, 18.30 UHR40 Filmsoirée Nachhol- „Spiel des Schicksals“ (2019) Termin! Externe Veranstaltungen Seite 20. OKTOBER 2020, 18.00 UHR47 HDO in Deutschland/Ausstellung „Kann Spuren von Heimat enthalten“ IN WIESBADEN
In eigener Sache: das HDO-Hygienekonzept → Das HDO ist derzeit aufgrund der Ansteckungs gefahr durch das Coronavirus SARS-CoV-2 nur eingeschränkt für Besucher geöffnet. → Bitte informieren Sie sich vorab über unsere derzeitigen Besuchsmodalitäten und unser Hygienekonzept. → Auf unserer Homepage finden Sie eine Übersicht über alle Regelungen. Bitte scannen Sie dazu den QR-Code. Schützen Sie sich und andere: → tragen Sie eine Mund-Nase-Maske → halten Sie ausreichend Abstand → waschen Sie Ihre Hände und nutzen Sie bereitgestellte Desinfektionsmittel
Editorial Am 2. April 1970 unterzeich nete der Bayerische Staats minister für Arbeit und soziale Fürsorge, Dr. Fritz Pirkl, die Verordnung über die Er- richtung eines „Hauses des Deutschen Ostens“. Am fol genden 15. April trat diese in Kraft, und das Haus konnte am 24. September 1970 von Ministerpräsident Dr. Alfons Editorial E d i t o r ial Goppel eröffnet werden. Das HDO kann also in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiern. Doch wie soll man dies in Zeiten der Corona-Pandemie machen? Eine große Jubiläumsfeier mit hunderten von Gästen und 5 Ehrengästen halten wir derzeit für nicht realistisch und haben uns daher schweren Herzens entschlossen, dies im folgenden Jahr nachzuholen, sobald die Verhältnisse es zulassen. Das HDO wird natürlich trotzdem 2020 und 2021 ein hochkarätiges Jubiläumsprogramm anbieten, dessen Kern eine neue Ausstellung sein wird. Wer bin Ich? Wer sind Wir? – Zu Identitäten der Deutschen aus dem öst- lichen Europa lautet der Titel und wir eröffnen sie am 15. Oktober 2020. Zu dieser Ausstellung bieten wir ein Rahmenprogramm, welches um Fragen der Identität der verschiedensten Gruppen unter den Deutschen in den ehemaligen deutschen Staatsgebieten und anderen Siedlungsgebieten im östlichen Europa kreisen wird. Den Anfang macht dabei am 22. Oktober 2020 der Vor trag Jüdische Lebenswelten und Identitäten in Polen 1918–1939, für den wir mit Frau Professor Dr. Gertrud Pickhan (Freie Universität Berlin), eine sehr renom mierte Historikerin gewinnen konnten. Am 27. Oktober 2020 referiert die Kulturreferentin für Siebenbürgen, Dr. Heinke Fabritius, über Grete Csaki-Copony und Margarete Depner – Künstlerische Selbstentwürfe in den politischen Wirren des 20. Jahrhunderts. Wenn wir schon im Jubiläumsjahr keine Jubilä umsfeier durchführen werden, so wollen wir Ihnen am
10. November 2020 dennoch ein besonderes Jubilä- umskonzert bieten: Der prominente Münchner Saxofo nist Mulo Francel geht in seiner neuen CD Crossing Life Lines zusammen mit anderen hochkarätigen Musikern aus Deutschland und seinen östlichen Nachbarländern auf eine musikalische und familiengeschichtliche Spu rensuche im Osten. Gleichzeitig feiern sie mit Eigen kompositionen, die von den Lebenslinien und Wurzeln der Künstler inspiriert sind, den nun schon 75 Jahre andauernden Frieden in Mitteleuropa. In unserem Jubi läumskonzert im Max-Joseph-Saal der Münchner Resi denz erklingt diese Musik erstmals live vor Publikum. Mitte März waren wir wegen der sich rasch ausbrei E d i t o r ial tenden Corona-Infektionswelle von einem Tag auf den anderen gezwungen, das HDO zu schließen. Manches haben wir auf spätere Termine verschoben, für anderes 6 sind wir den Weg in die digitale Vermittlung gegangen. Auf unserer Internetpräsenz www.hdo.bayern.de finden Sie diese und viele andere unserer digitalen Angebote. Wir werden diese Angebote ausweiten, um unseren stets wachsenden Interessentenkreis auch außerhalb Mün chens und Bayerns digital zu erreichen. Auch die für den 2. April 2020 vorgesehene Fest veranstaltung „Mit der Prägnanz kleistischer Sprach- kunst“, mit der wir einen der bedeutendsten Schrift steller Siebenbürgens, Hans Bergel, in seinem 95. Lebensjahr ehren und Anerkennung für sein umfang reiches literarisches Schaffen bezeugen wollten, musste verschoben werden. Nun freuen wir uns, dass wir dies am 3. Dezember 2020 nachholen können. Über weitere Programmpunkte informiert Sie dieses Heft. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie zu möglichst vielen unserer Veranstaltungen begrüßen könnte! Ihr Professor Dr. Andreas Otto Weber Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, München
Veranstaltungen Programmreihe: 50 Jahre Haus des Deutschen Ostens München → In den 1960er Jahren wurde die Kulturarbeit der Vertriebenen in Bayern mehr und mehr institu tionalisiert und professionalisiert. Hierzu gehörte auch die Gründung des Hauses des Deutschen Ostens im Jahr 1970. Den Beschluss, ein solches Haus zu gründen, fasste der Bayerische Landtag V E R A N S TA LT U N G E N 1964. Die Grundlage bildete der Paragraf 96 des Bundesvertriebenengesetzes BVFG von 1953, in dem sich Bund und Länder zur Förderung der Kultur der Vertriebenen, auch durch die Unter stützung und Errichtung von Institutionen wie Archiven, Bibliotheken und Museen, verpflichte 7 ten. Seit dem Beginn der 1960er Jahre wurde im bayerischen Arbeits- und Sozialministerium über ein „Haus des Deutschen Ostens“ beraten, und es kam auch nach dem Gründungsbeschluss im Landtag zu langen politischen Diskussionen um Art und Aufgaben des Hauses, bis seine Errichtung 1969 in den Haushaltsplan des Staatsministe Ministerpräsident Dr. Alfons Goppel (CSU), Staatsminister für Arbeit und soziale Fürsorge, Dr. Fritz Pirkl (CSU), und Staatssekretär Karl Hillermeier (CSU) (von links nach rechts), Eröffnung des HDO, 24. September 1970 ↪
riums für Arbeit und Soziale Fürsorge aufgenom men und sein Standort im staatseigenen ehe maligen Landratsamt auf dem Münchner Lilien berg festgelegt wurde. Es sollte ein Ort der Begeg nung und Kulturvermittlung zur Pflege und Fortentwicklung des Kulturguts der Vertriebenen und Flüchtlinge sowie der Stärkung und Koor dinierung ihrer Kulturarbeit sein. Dazu wurden in den Räumen des ehemaligen Benediktinerinnen priorats und Landratsamtes eine Bibliothek, Büros, Veranstaltungs- und Ausstellungsräume V E R A N S TA LT U N G E N und eine Gastwirtschaft eingerichtet. Seit 50 Jahren kommt das Haus nun als dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales nachgeordnete Kulturbehörde seinen Aufgaben nach. Über all die Jahre entwickelte sich 8 das HDO zum überregionalen Kompetenz- und Vermittlungszentrum für die Kultur- und Bil- dungsarbeit unter den Deutschen aus dem öst lichen Europa sowie für die gesamte Gesellschaft in Bayern und in der Bundesrepublik. In einem vielfältigen Kulturprogramm mit Vortrags- und Filmabenden, thematischen Ausstellungen, Kunst ausstellungen, Studienreisen, Seminaren, Kon gressen und Tagungen im eigenen Haus und andernorts trägt es dazu bei, den Beitrag der früheren deutschen Staats- und Siedlungsgebiete Direktor des HDO, Professor Dr. Andreas Otto Weber (Mitte), wird in Anerkennung seines Beitrags zur Aufrechterhaltung der Freundschaft zwischen Deutschland und Ungarn mit dem Goldenen Verdienstkreuz von Ungarn ausgezeichnet, 25. Januar 2018
im Osten und Südosten Europas zur gemeinsamen deutschen Kultur zu pflegen und fortzuentwickeln. Veranstal- Dabei wird mit zahlreichen anderen kulturver- mittelnden Partnern kooperiert, z.B. mit den Generalkonsulaten der Staaten des östlichen Euro pa, dem Deutschen Kulturforum östliches Europa in Potsdam, dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximi lians-Universität München, dem Tschechischen Zentrum München, dem Adalbert Stifter Verein, dem Jüdischen Museum München, der Gesell V e r ans t al t ungen schaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradi tion, dem Internationalen Verband der deutschen Kultur in Moskau. Das Haus versteht sich als euro päisches Forum, auf dem die gesamte Geschichte und Kultur des vielsprachigen, multikulturellen tungen östlichen Europa seit dem Mittelalter bis in die jetzige Zeit in den Blickwinkel gerückt wird. Eine wichtige Aufgabe des Hauses ist auch seine Brückenfunktion für das Verhältnis des Freistaates Bayern zu Ostmitteleuropa und Ost europa und zu den dort lebenden deutschen Minderheiten. Diese Brückenfunktion wurde 9 durch die politische „Wende“ der späten 1980er Jahre und der nachfolgenden Osterweiterung der EU noch verstärkt. Besonders wichtig ist für das HDO, die Vermittlung der Kenntnisse über Ostmit tel- und Osteuropa und über die Rolle der deut schen Kultur in diesen Regionen im Bereich der Erwachsenen-, Hochschul- und Jugendbildung zu unterstützen und zu stärken. Hier bietet das Haus zahlreiche Veranstaltungen bei Bildungswerken an, führt Seminare an der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg durch und unter stützt Schulen bei der Realisierung von Seminaren und Projekten. Durch eine langjährige und enge Kooperation mit der Akademie für Lehrerfortbil dung und Personalführung in Dillingen haben zahlreiche Geschichtslehrer in Bayern an spezifi schen Fortbildungen und Studienreisen des HDO teilgenommen. ↪
Eine unentbehrliche Basis war und ist dafür die HDO-Bibliothek. Im nationalen und internatio nalen Bibliothekssystem hervorragend vernetzt und mit einem Bestand von ca. 80.000 Medien, darunter 381 laufende Periodika, ist sie die größte öffentliche Spezialbibliothek sowie größte Doku- mentations-, Informations- und Serviceeinrich- tung in Bayern zur Geschichte und Kultur der Deutschen aus dem östlichen Europa. Als Kulturförderer unterstützt das Haus Lands mannschaften und viele andere Institutionen im V e r ans t al t ungen In- und Ausland, die sich mit der Kultur und der Geschichte der Deutschen in dieser Region be schäftigen, in ihrer kulturvermittelnden Tätigkeit. So ist das HDO seit 1970 ein Ort, an dem Deut sche und ihre östlichen Nachbarn gemeinsam 10 über ihre Geschichte nachdenken und Gespräche über „Gräben der Geschichte“ hinweg führen können. Die Programmreihe 50 Jahre Haus des Deut- schen Ostens, die im Jubiläumsjahr startet, wird 2020/21 an die Geschichte des Hauses erinnern, aber auch neue Themen aufgreifen. Die Gründung des HDO vor 50 Jahren wird mit dem Jubiläumskonzert Crossing Life Lines des Starsaxofonisten Mulo Francel und seiner Jazz- und World-Music-Band gefeiert. Dass auch die „deutsche Identität“, unabhängig davon, ob es sich um einen Einzelnen oder „die“ Deutschen als Gemeinschaft handelt, vielschichtig und im Zeitkontinuum wandelbar ist, soll die HDO-Jubiläumsausstellung „Wer bin Ich? Wer sind Wir?“ zeigen. In ihrem Mittelpunkt stehen dabei die Identitäten von Deutschen aus dem östlichen Europa. Das Begleitprogramm der Aus stellung erschließt weitere Aspekte des Themas „Identität“ in Form von Vorträgen, Buchpräsen tationen und Gesprächen.
Das schmeckt ja wie zu Hause andreas otto weber / brigitte steinert / patricia erkenberg (hrsg.) Kann Spuren von Heimat enthalten Typische Rezepte der Deutschen aus dem östlichen Europa Hardcover mit Leseband, 156 Seiten, mit zahlreichen Farbabbildungen 19,90 Euro ISBN 978-3-86222-217-9 www.volkverlag.de
D I E N S TA G , 1 0 . N O V E M B E R , 1 9 . 3 0 U H R Programmreihe Jubiläumskonzert „Crossing Life Lines“ Künstler: Mulo Francel (Saxofon & Klarinette), Izabella Effenberg (Vibraphon), Philipp Schiepek (Gitarre), David Gazarov (Piano), Bernd Lhotzky (Piano), Robert Kainar (Drums), D.D. Lowka (Bass & Percussion), Sven Faller (Bass), Diknu Schneeberger (Gitarre) Ort: Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz, Residenzstraße 1, 80333 München V e r ans t al t ungen Schirmherrschaft: Carolina Trautner, Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales → Saxofonist und Weltenbummler Mulo Francel versammelt kreative Musiker mit biografischen Wurzeln in Mittel- und Ost-Europa. Mit beflügeln 12 dem Jazz und World Music feiern sie 75 Jahre Frieden zwischen den Ländern. Einen historisch beispiellosen Frieden, der alles andere als selbst verständlich ist. Einen Frieden, den es zu erhalten gilt. Die Idee zu diesem Musik-Album entstand während einer ausgedehnten Konzerttour von Mulo Francels Ensemble „Quadro Nuevo“ durch Tschechien und Polen. In der Begegnung mit unzähligen Menschen ließen ihm die Emotionen dieser Reise keine Ruhe. Essenzielle Fragen dräng ten sich auf: Wie gehe ich mit dem Leid um, das die Generation unserer Großväter verursacht hat? Spricht man es an? Entschuldigt man sich? „Das Ende des Zweiten Weltkrieges ist über 75 Jahre her. Vorbei die Besatzung, das Internieren, das massen- hafte Vergewaltigen und Töten, die Vertreibung aus der Heimat. Zumindest in Mitteleuropa und den angrenzen- den Ländern im östlichen Europa. Ich suchte Kollegen, die mein Anliegen verstehen. Die aufgrund ihrer Biogra- fie einen Sinn für das Überwinden von Grenzen und das Bauen von versöhnenden Brücken zwischen den Völkern haben.“ (Mulo Francel) Wie die in Nürnberg lebende polnische Vibra phonistin Izabella Effenberg oder der Wiener Gitarrist Diknu Schneeberger, der jenische und
Sinti-Wurzeln hat. Menschen, deren Familienge schichte mehrschichtig ist. Stellvertreter für viele, die durch das Raster national geprägter Denkmus ter fallen. In einem friedlichen Projekt vereinen sich hier „slawische“ und „germanische“, tschechisch-böh mische und sudetendeutsche, schlesische und ungarisch-österreichische, polnische und kauka sische, jüdische und christliche Elemente. V e r ans t al t ungen 1133
Ungeachtet ihrer Herkunft spielen sich die Künstler die klanglichen Bälle auf dem für den zeitgenössischen Jazz typischen Spielfeld der Ideen gegenseitig zu. Hier kreuzen sich ihre Le benslinien. Indem sie sich in ihrer Musizierkunst, in ihren Liedern treffen. Lieder, die von den Bio grafien und Wurzeln der Beteiligten inspiriert sind. So etwa eine groovige Neufassung von Smetanas „Moldau“ oder der Song „Frieda“, den der junge Gitarrist Philipp Schiepek in Erinnerung an seine Urgroßmutter komponierte. V e r ans t al t ungen „Mir war es wichtig, dass jeder dieser fantastischen Musiker seine schöpferische Kraft auf dem Album frei entfalten kann. Unsere Musik ist eine Botschaft: Lasst uns die Erkenntnis um den unschätzbaren Wert des Friedens wie eine leuchtende Fackel weitertragen, 14 indem wir uns freundlich mit Respekt und Wertschät- zung begegnen.“ (Mulo Francel) Im Laufe der Aufnahmen entstand ein sehenswerter Film: Making of Crossing Life Lines – Mulo Francel Weitere Informationen: www.mulofrancel.de → Eintritt frei. Eintrittskarten können ab dem 5. Ok- tober telefonisch unter 089/44 99 93-0 oder per E-Mail: poststelle@hdo.bayern.de bestellt wer- den. Bitte beachten Sie, dass die Eintrittskarten nicht übertragbar sind.
Interview Brücke zu den Kulturen: Mulo Francel über Heimat, Identität und Musik „Keiner kann sagen, ich bin ein reiner Berliner seit vielen Generationen. Oder ich bin ein Bayer seit Menschengedenken. Schaut man genau hin, so stellt man fest: Immer kommt ein Anderer in die Familie rein. Ich finde es gut so.“ (Mulo Francel) → Wie würden Sie den Satz spontan beenden V e r ans t al t ungen „Ich bin ein …“? Europäer. → Wo liegen Ihre Wurzeln? Ich bin in München geboren. Hier lebte die Familie meiner Mutter. Die Familiengeschichte väterli cherseits ist komplexer. Mein Vater kam 1945 als 15 Flüchtling aus Teplitz-Schönau im Sudetenland, heute Teplice in Tschechien, nach Bayern. Sein Vater stammte aus einer deutsch-böhmischen Familie, seine Mutter aus einer tschechisch-böh mischen. Dieser Teil meiner Familie, insbesonde re meine Oma Ada Hrubesch, prägte mich persön lich – und meine Musik. → Was bedeutet Heimat für Sie als Europäer und Münchner? Ich habe drei verschiedene Arten von Heimat. Mei ne Heimat in der Jetzt-Zeit ist der Ort, wo ich gerne bin, wo es mir gut geht und wo meine Liebsten sind – meine Freunde, die Frau meines Herzens, meine Kinder. Für mich ist das München. Dann habe ich eine Heimat, die in meinen Gedanken, in meinen Träumen wohnt. Das ist New York – für Musiker ein emotionales Epizentrum, ein Energie pol. An New York erinnere ich mich gern – und diese Gedanken-Heimat gibt mir nach wie vor Inspiration. Schließlich habe ich noch eine Ur- Heimat im Sinne von Herkunft. Es ist der Ort, wo meine Wurzeln liegen – Teplitz, das einstige Sude tenland. Meine Ur-Heimat macht einen Teil mei nes Selbst aus. Daraus beziehe ich weiterhin unbe wusst Impulse. ↪
→ Haben Sie Teplitz-Schönau, die Geburtsstadt Ihres Vaters besucht? Im Rahmen der Arbeit an meinem letzten Album „Crossing Life Lines“ war ich in Teplice. Ich habe mich meiner Ur-Heimat atmosphärisch angenä hert. Ich bin durch ihre Gassen gegangen. Wir suchten einen böhmischen Brauereigasthof auf. Dort war sogar noch die deutsche Inschrift „Gast hof zum Schwan“ zu sehen – ein Zeichen für die wechselhafte Geschichte dieses Ortes. Vor dem Geburtshaus meines Vaters war ich allerdings V e r ans t al t ungen nicht. Jene, die mir seine Adresse hätten verraten können, sind inzwischen leider alle verstorben. → Welche Rolle spielte Ihre Familie bei der Ent- scheidung, ein Musiker zu werden? Dass ich ein Musiker geworden bin, hat mit mei 16 nem Vater zu tun. Er ist sehr früh gestorben – ich war gerade sechs Jahre alt. Als Jugendlicher be gann ich dann, mich für seine Musik zu interessie ren. Das war das einzige Medium zwischen mir und ihm. Mein Vater hat sich bereits in jungen Jahren mit Jazz beschäftigt. Er hatte die Biografie eines Entwurzelten, eines Geflohenen, eines Ver triebenen. Er wurde aus einer Welt in eine andere hineingeworfen. Was ihn bewegte, drückte er in seiner Sehnsucht nach dem Jazz aus. Denn in dieser Musik hörte er sich selbst. Jazz entstand aus der Musik der Schwarzen, die vertrieben, ausgesie delt, geholt wurden. Aus Afrika – in eine neue Welt, die Amerika hieß. Die Musik ihrer Heimat fusionierte mit der vorgefundenen. Das ergab den Jazz. Die Jazzplatten meines Vaters – er sammelte vor allem amerikanische Künstler wie Wes Montgo mery, Nat Adderley und Art Farmer – haben mich
in der Pubertät fasziniert. Irgendwann fing ich an, zu diesen Aufnahmen zu spielen – zunächst auf der Gitarre, dann mit dem Saxofon. → Welche Bedeutung hat das Musikerbe Ihrer Ur-Heimat, der Deutschen und ihrer Nachbarn aus dem östlichen Europa für Ihre Musik heute? Zusammen mit meiner Band „Quadro Nuevo“ und dem Münchner Rundfunkorchester habe ich 2019 eine Platte gemacht – „Volkslied reloaded“. In der Biografie des deutschen Volksliedes gab es einen V e r ans t al t ungen ganz starken Bruch. Denn die Nationalsozialisten haben dieses in ihrer Volkstümelei vor den Karren ihrer nationalistischen Bewegung gespannt. Den Melodien wurde etwas angetan, wofür sie nichts konnten. Auf unserer Platte hören Sie alte Volks weisen, wie „Maikäfer flieg“ in einer Neuinterpre 17 tation. Wir haben diese Lieder, die einfache, für jedermann wichtige Dinge thematisieren – Liebe, Natur, Arbeit oder auch den Rausch, auf eine symphonische Ebene gehoben. Unser letztes Projekt „Crossing Life Lines“ nimmt im Unter schied dazu die ethnisch und regional vielfältigen musikalischen Traditionen des östlichen Europa auf. → Hat Ihre Herkunft Ihr Selbstverständnis als Musiker geprägt? Ich mache sehr viel Musik mit Künstlern aus unterschiedlichsten Ländern und Regionen – von Israel bis Australien. Auch mit meinen Kollegen aus den slawischen Ländern. Musik ist ein wun derbares Medium, um Brücken zu bauen, denn ihre Sprache ist universell. Es gibt für diese Musik der Begegnung einen Überbegriff: „World music“ (Weltmusik). Die Musik als Brücke zu den Kulturen – das beschäftigt mich schon seit 30 bis 35 Jahren. → (Kurzfassung des Interviews für das HDO-Aus- stellungsprojekt „Wer bin Ich? Wer sind Wir?“) Ada Hrubesch, die Großmutter des Künstlers Mulo Francel / © Mulo Francel
16. OKTOBER 2020 BIS 9. APRIL 2021 Ausstellung Wer bin Ich? Wer sind Wir? – Zu Identitäten der Deutschen aus dem östlichen Europa Ausstellung des Hauses des Deutschen Ostens Ausstellungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10.00 bis 20.00 Uhr (werktags), in den Weihnachtsferien geschlossen V e r ans t al t ungen → „Wer bin ich?“ – die Frage nach der eigenen Iden tität stellt sich für jeden Menschen im Laufe seines Lebens immer wieder. Viele Faktoren können dabei eine Rolle spielen – die Herkunft, die Spra che, die Religion und das, was man als „Heimat“ 18 ansieht. Aber auch Dinge wie der Beruf, bestimm
te Essensvorlieben oder Hobbys. Identitäten kön nen sich außerdem auf Gruppen wie die Nation beziehen. Insbesondere die regionale Identität hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewon nen. Dabei ist die Identität eines Menschen nie starr und einmal für immer festgelegt, nie einfach und eindeutig, sondern vielschichtig – sie wandelt sich mit neuen Erfahrungen. Man kann gleichzei tig Schlesier, Lehrer, Familienvater, Vegetarier und passionierter Schafkopfspieler sein. „Wer sind wir?“ – auch so gut wie jede Gruppe, V e r ans t al t ungen Gemeinschaft oder Gesellschaft vergewissert sich im Laufe der Zeit ihrer Identität stets aufs Neue. Die HDO-Ausstellung „Wer bin Ich? Wer sind Wir?“ fragt nach Identitäten von Deutschen aus dem östlichen Europa. Es geht ihr dabei um Dialek te wie das Siebenbürgisch-Sächsische; um Bräuche 19 und Traditionen wie die oberschlesische Barbara feier; um Kleidung wie die Waitzacker Bauerntracht aus Pommmern; um heimatliche Gerichte; um Heimat und prägende Geschichtsereignisse. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Inter views mit Personen, die über diese und andere Aspekte ihrer Identität berichten und sich mit der Bedeutung der Sprachen, der Musik, der Familien geschichte, der Traditionen und der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe für ihr Leben und ihr Selbstverständnis auseinandersetzen. D O N N E R S TA G , 1 5 . O K T O B E R 2 0 2 0 , 1 8 . 0 0 U H R Eröffnungsveranstaltung Ort: Adalbert-Stifter-Saal im Sudetendeutschen Haus, Hochstraße 8, 81669 München Grußwort: Sylvia Stierstorfer, MdL, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Vertriebene und Aussiedler → Zur Ausstellungseröffnung spricht Professor Dr. Andreas Otto Weber, Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, München. Anschließend Besuch der Ausstellung im HDO → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
D O N N E R S TA G , 2 2 . O K T O B E R 2 0 2 0 , 1 9 . 0 0 U H R Begleitprogramm zur Ausstellung Jüdische Lebenswelten und Identitäten in Polen 1918–1939, Vortrag Referentin: Professor Dr. Gertrud Pickhan (Berlin) Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München → Die ost- und ostmitteleuropäischen Juden stellten in den multiethnischen Imperien bis 1914 eine V e r ans t al t ungen Minderheit unter vielen dar. Der Untergang der Habsburger Monarchie und des Russischen Rei ches führte zur Konstituierung neuer Staaten, die nunmehr auf ethnische Homogenität setzten. Zugleich zeigten sich dort die Folgen des moder 20 nen Antisemitismus. Welche Auswirkungen dies auf die Lebensbedingungen und Identitätskonzep te der jüdischen Bevölkerung hatte, soll in diesem Vortrag am Beispiel Polens beleuchtet werden. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf den „Wir“-Iden titäten der Juden und Jüdinnen und den wichtigs ten kulturellen Komponenten ihrer lebenswelt lichen Verortung in der Zeit zwischen den Welt kriegen. Franciszkańska Straße, Warschau
V e r ans t al t ungen ↪ Professor Dr. Gertrud Pickhan (geb. 1956 in Dortmund) ist Professorin an der Abteilung 21 Geschichte des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin. Von ihr liegen u.a. folgende Publikationen vor: Gospodin Pskov. Entstehung und Entwicklung eines städ tischen Herrschaftszentrums in Altrußland (1992); zus. mit Frank Golczewski, Russischer Nationalismus. Die russische Idee im 19. und 20. Jahrhundert (1998); „Gegen den Strom“. Der Allgemeine Jüdische Arbeiterbund („Bund“) in Polen 1918 – 1939 (2001); zus. mit Ulrich Bauche (Hgg.), Joseph Berkowitz Kohn. Erinnerungen. Ein Leben als polni- scher Freiheitskämpfer und Hamburgischer Sozialdemokrat 1841 – 1905 (2006); zus. mit Maximilian Preisler (Hgg.), Von Hitler vertrieben, von Stalin verfolgt. Der Jazzmusiker Eddie Rosner (2010). In Kooperation mit: → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
D I E N S TA G , 2 7 . O K T O B E R , 1 9 . 0 0 U H R Begleitprogramm zur Ausstellung Grete Csaki-Copony und Margarete Depner – Künstlerische Selbstentwürfe in den politi- schen Wirren des 20. Jahrhunderts, Vortrag Referentin: Dr. Heinke Fabritius, Kulturreferentin für Siebenbürgen (Gundelsheim a.N.) Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München V e r ans t al t ungen → Künstlerische Selbstentwürfe sind immer auch Ausdruck von (Suche nach) Identität – weiblicher, nationaler/ethnischer, politischer – und zwangs läufig werden sie von den Verwerfungen der Zeit mitgeprägt. Margarete Depner (1885–1970) und 22 Grete Csaki-Copony (1893–1990), zwei Künstle rinnen aus Siebenbürgen, haben beide entschei dende Stationen ihrer Karriere im Berlin der Zwischenkriegszeit erlebt. Mit ihrem Werk sind sie auch nach dem Zweiten Weltkrieg öffentlich prä sent gewesen. Anhand ausgewählter Arbeiten Margarete Depner, Die Sinkende, 1933 / © Josef Balazs, 2020
beleuchtet der Vortrag das Selbstverständnis der beiden Frauen als bildende Künstlerinnen, Mütter, Ehefrauen, Zeitgenossinnen im Netzwerk europäi scher Kunstszenen. ↪ Dr. Heinke Fabritius ist seit 2017 Kulturreferentin für die Regionen Siebenbür- gen/ Bessarabien/ Bukowina/ Dobrudscha/ Maramuresch/ Moldau und Walachei. Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der TU Berlin; 2006 Promotion zur Zeich- V e r ans t al t ungen nung der Goethezeit; langjährige wissenschaftliche Tätig- keit in Forschung und Lehre, insbesondere auch zu Ge- schichte und Kultur der Regionen Ost- und Mitteleuropas. Zu ihren Veröffentlichungen gehören: (als Mithg.): Frühling in Prag oder Wege des Kubismus (2005); Die italienischen Landschaftszeichnungen Franz Hornys (2012). 23 In Kooperation mit: → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
D O N N E R S TA G , 2 6 . N O V E M B E R 2 0 2 0 , 1 9 . 0 0 U H R Begleitprogramm zur Ausstellung „Nahe Fremde. Paul Celan und die Deutschen“ (2020), Buchpräsentation Referent: Prof. Dr. Wolfgang Emmerich (Bremen) Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München → „Der Widerspruch zwischen Muttersprache und Mörder- sprache, die zugleich seine Dichtersprache war, zwischen V e r ans t al t ungen Deutschland als einem Ort der Angst und als einem Sehnsuchtsort, sollte sich nie auflösen.“ Paul Celan (1920–1970 ), der als deutschspra chiger Jude in Czernowitz geboren wurde, wollte schon früh Dichter werden, doch die Ermordung 24 seiner Eltern im Holocaust führte zu einem zwie spältigen Verhältnis zur deutschen Sprache. Trotz dem wurde er zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Lyriker der Nachkriegszeit. Von seinem Wohnort Paris aus reiste er zu Lesun gen oder auch privat immer wieder in die Bundes republik. Dieses Deutschland, in dem der Natio nalsozialismus noch lange virulent war, blieb ihm jedoch fremd und verstörte ihn stets aufs Neue. Freundschaften mit deutschen Autoren – bei den meisten von ihnen handelte es sich um ehemalige Soldaten der Wehrmacht – scheiterten. Sein Ver hältnis zu Deutschland und seiner Muttersprache, die auch die Sprache der Mörder war, erwies sich als nicht heilbar. Der Autor Wolfgang Emmerich geht dem schwierigen Verhältnis Paul Celans zur „nahen Fremde Deutschland“ auf der Grundlage seines dichterischen Werks sowie seines umfangreichen veröffentlichten Briefwechsels nach. → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail Rechte Seite: Buchcover / © Wallstein Verlag
↪ Professor Dr. Wolfgang Emmerich (geb. 1941 in Chemnitz) ist Literatur- und Kulturwissen- schaftler. Er ist Gründer des I nstituts für kulturwissenschaft liche Deutschlandstudien der Universität Bremen, das er bis 2005 leitete. Das Leben und Werk Paul Celans gehört zu seinen Forschungsschwerpunkten. Von Prof. Dr. Emmerich liegen u.a. vor: Paul Celan (1999); Gottfried Benn (2006). V e r ans t al t ungen 25 In Kooperation mit:
D O N N E R S TA G , 3 . D E Z E M B E R 2 0 2 0 , 1 9 . 0 0 U H R Festveranstaltung „Mit der Prägnanz kleistischer Sprachkunst“. Ehrung des Schriftstellers Hans Bergel in seinem 95. Lebensjahr Grußworte: Professor Dr. Andreas Otto Weber (Direktor des HDO), Dr. Florian Kührer-Wielach (Direktor des IKGS), Prof. Dr. Bernd Fabritius (Präsident des Bundes der Vertriebenen, BdV), Iulia Ramona Chiriac (Generalkonsulin Rumäniens in München) V e r ans t al t ungen Szenische Lesung: Josef Balazs (Nürnberg), Hannes Höchsmann (Bruchsal) Musikalische Darbietung: Peter Clemente (Violine) und sein String Quintet (München) Moderation: Josef Balazs (Nürnberg) 26 Ort: Adalbert-Stifter-Saal im Kulturforum des Sudetendeutschen Hauses, Hochstraße 8, 81669 München → Dr. h. c. Hans Bergel (geb. 1925 in Rosenau bei Kronstadt/Brașov, Siebenbürgen), eine der bedeu tendsten Persönlichkeiten der Siebenbürger Sach sen, wird mit dieser Festveranstaltung in Anerken nung seines umfangreichen literarischen Schaf fens geehrt. Seine erste Erzählung „Fürst und Lautenschläger – Eine Erzählung aus dem Sieben bürgen des 17. Jahrhunderts“, die 1957 in Bukarest publiziert wurde, markierte eine Zäsur im Leben des damals jungen Autors. Die kommunistischen Machthaber Rumäniens unterstellten Bergels Werk eine politische Doppeldeutigkeit. Während des Kronstädter Schriftstellerprozesses 1959 war dies einer der Vorwände zu seiner Verurteilung zu 15 Jahren Zwangsarbeit. Fünf Jahre später aus der Haft entlassen, konnte Bergel 1968 dank dem Engagement von Günter Grass Rumänien verlas sen und nach Deutschland ausreisen. 1971–1989 war Hans Bergel Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung. Mehrere Amtsperioden fungierte er als Stellvertretender Bundesvorsitzen der des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. Von 1990 bis 2009 gab er für das
Südostdeutsche Kulturwerk (seit 2001 IKGS) die „Südostdeutschen Vierteljahresblätter“ (seit 2006 als „Spiegelungen“) heraus. Seine Romane, Erzählungen, Novellen, Gedich te, Essays, Tagebuchnotizen, Übersetzungen und Briefe, die vom Gedanken der Interkulturalität geprägt sind, erschienen in mehreren europäi schen Ländern. Während seines langen Lebens wurden Hans Bergel viele Ehrungen und Preise verliehen. 1986 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande, V e r ans t al t ungen 2001 die Ehrendoktorwürde der Universität Buka rest. 1996 ernannte man ihn zum Ehrenbürger von Kronstadt. 2012 wurde Hans Bergel erster Träger des Preises „Der Schriftsteller Kronstadts“. Hans Bergel, 2017 / © Josef Balazs, 2017 27
Der literarische Teil der Ehrung wird von Josef Balazs und Hannes Höchsmann in Form einer szenischen Lesung aus Hans Bergels Texten be stritten. Dabei soll das belletristische Werk des Geehrten zum Publikum sprechen. Im musikali schen Teil findet die Uraufführung des Streich quintetts „Siebenbürgen“ des walisischen Kompo nisten Dafydd Bullock durch Peter Clemente und sein String Quintet statt. → Anmeldung vom 2. bis zum 25. November 2020 V e r ans t al t ungen per E-Mail unter poststelle@hdo.bayern.de oder telefonisch unter 089-449993-0 erforderlich ↪ Josef Balazs studierte Germanistik und Romanistik an der Universität 28 Hermannstadt und ist freischaffender Autor und Moderator. Er ist u.a. Mitherausgeber des Fotobandes „Der befestigte Glaube. Kirchenburgen in Siebenbürgen“ (2018). Seine Bei- träge erschienen in der MATRIX, in der Siebenbürgischen Zeitung sowie in der AdZ für Rumänien. Zu einer festen In- stitution im Nürnberger Kulturleben wurden seine Litera- tur-, Konzert- und Theaterprojekte. ↪ Hannes Höchsmann studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Her- mannstadt und wirkte seit 1979 als Schauspieler bei der Deutschen Abteilung des dortigen Staatstheaters. Hier trat er neben den großen Namen der Hermannstädter Bühne wie Luise und Hans Pomarius, Christian Maurer und Hanns Schuschnig auf. 1986 debütierte Hannes Höchsmann auf der Badischen Landesbühne in Bruchsal, zu deren Ensemble er, als Hauptdarsteller in den Rollen des klassischen und modernen Repertoires, bis zu seinem Ruhestand 2017 gehörte.
↪ Peter Clemente studierte an den Musikhochschulen in München und Saar- brücken. Als Solist gewann er zahlreiche Preise, unter ande- ren beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ und beim Internationalen Violin-Wettbewerb „Michelangelo Abbado“ 1992 in Sondrio (Italien). Seit 1996 ist Peter Clemente Kon- zertmeister und Solist der „Münchner Kammersolisten“. 1986 gründete er das „Clemente Trio“, mit dem er unter anderem in der Alten Oper Frankfurt, im Concertgebouw Amsterdam, im Musikverein Wien und in der Carnegie Hall V e r ans t al t ungen in New York auftrat. In Kooperation mit: 29
Programmreihe Cine Bridges: Russlanddeutsche Regisseure im Film der Bundesrepublik → Der Aufstieg der russlanddeutschen Regisseure im bundesdeutschen Film begann in den 1990er Jahren. Heute drehen sie für die großen TV-Sen der wie ZDF, WDR und ARTE. Ihre Filme wurden auf renommierten deutschen und internationalen Filmfestivals wie der Berlinale, dem Internationa len Festival Dok Leipzig, dem goEast Festival des V e r ans t al t ungen Mittel- und Osteuropäischen Films oder dem One World Festival in Prag gezeigt und mehrfach aus gezeichnet. Bei den Filmen russlanddeutscher Regisseure handelt es sich um ein engagiertes Kino, das zu 30 Schlüsselfragen der aktuellen Politik, Gesellschaft und Kultur Position bezieht, gleich ob sie sich in Europa, Deutschland oder Russland stellen. Ihre Filme behandeln eine breite Palette von Themen. Dazu gehören aktuelle Europa-Konzepte, deren
Chancen und Möglichkeiten in Anbetracht von neuen politischen, ethnischen und religiösen Konflikten und neu entfachtem Nationalismus; kulturelles und ästhetisches Grenzgängertum; die durch die Auswanderung nach Deutschland sich neu stellende Frage russlanddeutscher Identität, in der Umbruchszeit zwischen dem Abschied von der Herkunftsgesellschaft und der Ankunft in der Aufnahmegesellschaft; aber auch die individuelle Selbstvergewisserung durch die Aufarbeitung der V e r ans t al t ungen jahrzehntelang verdrängten tragischen Familien geschichte. Filme russlanddeutscher Regisseure nähern sich den historischen, politischen, sozialen und kulturellen Zusammenhängen aus der Perspektive eines Einzelnen, eines Subjekts, gleich ob es sich 31 dabei um einen Ich-Erzähler oder eine Figur han delt. Es kann ein Aktionskünstler sein, ein Enfant terrible, wie Petr Pawlenski, der das Putin-Regime durch seine radikalen öffentlichen Performances herausfordert, indem er sich den Mund zunäht, sich das Ohrläppchen abschneidet oder die Tür des FSB-Gebäude in Moskau anzündet; oder auch der deutsche Musiker Bernhard König, der sein Musikprojekt mit alten Menschen in Betreuungs einrichtungen durchführt und dabei auf die sozia le Vermittlungsfunktion von Musik im menschli chen Miteinander setzt. Und immer wieder sind es Idealisten und Utopisten, deren Kunst- und Le benskunstprojekte aus dem Alltagsrahmen her ausfallen und eben an das Utopische grenzen. Das Haus des Deutschen Ostens, München, stellt im Rahmen seiner Reihe Cine Bridges: Russ- landdeutsche Regisseure im Film der Bundes republik eine Auswahl ihrer Filme erstmals einem breiten Münchner Publikum vor. Im September wird Irene Langemann im Rah men einer Filmsoirée ihre Doku Russlands Millen- niumskinder (2019) präsentieren.
D O N N E R S TA G , 2 4 . S E P T E M B E R 2 0 2 0 , 1 9 . 0 0 U H R Programmreihe „Russlands Millenniumskinder“ (2019), Filmsoirée Referentin: Irene Langemann (Köln) Moderation: Dr. Lilia Antipow, Haus des Deutschen Ostens, München Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München V e r ans t al t ungen → Die Kinder, die an dem Tag der Machtübernahme von Vladimir Putin, am 31. Dezember 1999, und in der Zeit um die Jahrtausendwende geboren wur den, kennen nur den Ex-KGB Mann im Himmel der Macht. Doch ähnlich wie ihre Gleichaltrigen im Westen gehören sie zur Internetgeneration, haben 32 Zugang zu Informationen, die in den staatlich gelenkten Medien Russlands keinen Platz haben. Wie denkt und fühlt die Generation-Putin? Wie möchte sie in dem scheinbar erstarkten, aber trotzdem instabilen Land leben? Von Sankt Petersburg bis Ostsibirien begleitet der Film unterschiedliche Vertreter dieser Genera tion: Vom glühenden Verehrer Putins, der es für richtig hält, dass die staatlich gesteuerte Propa ganda einen Mythos um den ewigen Herrscher erschaffen hat, bis zu einer leidenschaftlichen Aktivistin der Opposition, die Putin und seine Kamilla mit Textplakat, Screenshot aus: „Russlands Millenniumskinder“
↪ Irene Langemann (geb. 1959 in Issilkul/Russland) ist Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin. Seit 1990 lebt sie in Deutschland. Ihre Ausbil- dung absolvierte Irene Lange mann an der Schtschepkin-Thea- terhochschule (Moskau). 1997 startete Langemann ihre Karriere als Filmemacherin. Seitdem sind mehr als zwei Dutzend Filme ent- V e r ans t al t ungen standen, darunter „Lale Andersen – Die Stimme der Lili Mar- leen“ (2001), „Eis und Orangen – Unterwegs im neuen alten Europa“ (2004), „Liebesgrüße aus Ramstein“ (2009), „Paw- lenski – Der Mensch und die Macht“ (2016). Irene Lang- emanns Filme wurden mehrfach ausgezeichnet: 2001 mit dem „Certificate of Merit“ (für die Dokumentation „Russ- 33 lands Wunderkinder“, 1999) beim San Francisco Internatio- nal Film Festival und 2007 mit dem „Standard-Publikums jurypreis“ (für den Kinodokumentarfilm „Rubljovka. Straße zur Glückseligkeit“, 2008) auf der Viennale. Unterstützer für eine ‚kriminelle Bande‘ hält, die mit verbrecherischen Methoden Reichtum ange häuft hat und das Volk verarmen lässt. Der Film taucht in die Lebenswelten der Ju gendlichen ein, zeigt Impressionen aus einer mit Stacheldraht umzäunten geschlossenen Stadt in Sibirien, aus dem impulsiven Moskau und einem muslimischen Dorf in Tatarstan. Das russische Bildungswesen wird in einem Polizeigymnasium oder bei der Ausbildung zum Koch sichtbar, die Methoden der Propaganda werden in einem Semi nar für Journalistik-Studenten augenfällig. Aus der Perspektive von Millenniumskindern, im Spannungsfeld von Privatem und Politischem, ist ein dichtes differenziertes Porträt der ‚Genera tion-Putin‘ entstanden (Text: Lichtfilm GmbH). → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
29. MAI BIS 12. NOVEMBER 2020 Ausstellung „Hertha“ von Filip Raif und Dr. Serafine Lindemann Ausstellungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag (werktags) 10.00 bis 20.00 Uhr V e r ans t al t ungen → 2020 feiert Hertha Lindemann ihren 100. Geburts tag. Sie ist 1920 auf dem Gut Kunzendorf in der Altvaterregion in Mährisch-Schlesien, das heute zu Tschechien gehört, auf die Welt gekommen. Die Familie war mehrsprachig: In Herthas Elternhaus war Deutsch ebenso zu hören wie Französisch; 34 später lernte sie auf der Schule als weitere Motiv „Winterliches Vergnügen“, aus: Hertha, Hamburg – Jeseník 2018, S. 21
prache Tschechisch. Nach dem Abitur ging Her S tha nach Prag und nahm dort ein Studium an der Karls-Universität auf. Nach der Vertreibung 1945 verschlug es sie zunächst nach Schweden, später nach Deutschland, wo sie sich in Hamburg nieder ließ. Die Heimat gehörte jedoch für Hertha nie zur Vergangenheit: trotz ihres hohen Alters hat sie die Region Altvaterland wiederholt besucht und Kontakte zu ihren neuen tschechischen Bewoh nern aufgenommen. Filip Raif ließ sich von ihrer Geschichte zur V e r ans t al t ungen grafischen Novelle „Hertha“ inspirieren, die die Grundlage für die gleichnamige Grafikausstellung bildet. Herthas Tochter, die Projekt- und Ausstel lungskuratorin Dr. Serafine Lindemann, wirkte bei dem Projekt mit. Die Zusammenarbeit zwischen Hertha und Serafine Lindemann und Filip Raif 35 entwickelte sich im Rahmen des deutsch-tsche chischen Kunst-, Literatur- und Musikfestivals „Im Zentrum“/„V centru“ in der Region Altvaterland. 2019 gestaltete Filip Raif zu Ehren von Hertha Lindemann einen Raum im Festival-Haus. ↪ Filip Raif ist ein tschechischer Grafiker und Plakatkünstler mit Sitz in Freiwaldau/Jeseník, in der Altvaterregion. Er absolvierte die Akademie für Kunst, Architektur und Design Prag. Filip Raif entwirft Buchillustrationen, Produkt- und Firmendesigns. In seinen individuellen Projekten setzte er sich wiederholt mit Sujets und Motiven aus der Geschichte der Altvaterregion auseinander. Raif ist Teilnehmer zahlreicher Ausstellungen in und außerhalb Tschechiens.
Begleitprogramm D O N N E R S TA G , 1 2 . N O V E M B E R 2 0 2 0 , 1 5 . 0 0 U H R Erzählcafé Dr. Renate von Walter im Gespräch mit … Dr. Serafine Lindemann Eintritt: 5 Euro (inkl. Kaffee und 1 Stück Kuchen) Ort: Gaststätte „Zum Alten Bezirksamt“ im HDO V e r ans t al t ungen ↪ Dr. Serafine Lindemann ist selbstständige Kuratorin, Auto- rin und Initiatorin diverser inter- disziplinärer Projektreihen, der Kunstplattform artcircolo und des Vereins Pilotraum01. Seit 1989 36 engagiert sie sich für ein interna tionales und experimentelles Kunst-, Dialog- und Ausstellungs- programm, vorwiegend mit den Themenkomplexen Wasser, kultu- relle Identitäten und gesellschaftliche Wandlungsprozesse. 2016 gründete sie zusammen mit Zdeňka Morávková das deutsch-tschechische Kunst-, Literatur- und Musikfestival „Im Zentrum“/„V centru“, das alljährlich in der Altvater region/Tschechien stattfindet. → Finissage der Ausstellung „Hertha“ von Filip Raif und Dr. Serafine Lindemann → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
F R E I TA G , 9 . O K T O B E R 2 0 2 0 , 1 8 . 0 0 U H R Vortrag Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan Referent: Bernd Jordan (Lassan) Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München → Die pommersche Stadt Lassan gehört zu den kleinsten Städten Deutschlands – trotzdem hat der Ort eine reichhaltige Geschichte. Besonders die V e r ans t al t ungen Güter in den heutigen Stadtteilen Vorwerk und Papendorf hatten in ihrer Vergangenheit klangvol le Namen, die auf wichtige pommersche Familien hinwiesen. Dazu gehören zum Beispiel die von Quistorp und von Buggenhagen sowie die von Ramel und von Zitzewitz. 37 In seinem Vortrag stellt Bernd Jordan diese Familien und ihre Güter und Herrenhäuser in und um Lassan vor. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf den Beziehungen pommerscher Adeliger zu pom merschen und zur deutschen Geschichte. ↪ Bernd Jordan (geb. 1954 in Altentreptow) ist Vorsitzender der 1982 gegründe- ten Interessengemeinschaft Hei- matgeschichte Lassan e.V. und stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für pommersche Ge- schichte, Altertumskunde und Kunst e.V. An der Ernst-Moritz- Arndt-Universität Greifswald ab- solvierte er ein Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch und Geschichte. Bernd Jordan lebt seit 1959 in Lassan und beschäftigt sich besonders mit der Lokal- und Regional geschichte. Gesellschaft für pommersche Geschichte, In Kooperation mit: Altertumskunde und Kunst e. V. → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
F R E I TA G , 3 0 . O K T O B E R 2 0 2 0 , 1 8 . 0 0 U H R Vortrag Die große Pommernkarte Eilhard Lubins von 1618 – ein kartographisches Meisterwerk aus der Ära der Bayerischen Landtafeln Philipp Apians Referent: Dr. Jürgen Hamel (Barth) Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München V e r ans t al t ungen → Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts gab es ver stärkt Bemühungen zur kartographischen Darstel lung kleinerer und größerer Herrschaftsgebiete. Sie stehen im Zusammenhang mit dem Aufbau fürstlicher Wunderkammern. Himmels- und 38 Erdgloben brachten Himmel und Erde in die fürstliche Studierstube, Landkarten fügten das eigene Herrschaftsgebiet hinzu. Bei den bayerischen Landtafeln Philipp Apians (um 1568) sowie bei der etwa fünfzig Jahre später erstellten großen Pommernkarte Eilhard Lubins (1565–1621) handelt es sich um herausragende Resultate dieser Bestrebungen. Die Pommern-Karte des Rostocker Professors Eilhard Lubin wurde 1618 im Auftrag des Pom merschen Herzogs Philipp II. erstellt. Noch heute erstaunt die Präzision der Wiedergabe der Städte, Dörfer, Flüsse und Seen auf der 2,20 x 1,25 m gro ßen Karte. Doch die Karte ist auch ein Kunstwerk mit Porträts der Fürsten von Rügen und der Herzöge von Pommern, erzählt zudem die Ge schichte Pommerns, zeigt kleine Städtebilder und Wappen der adligen Familien und nennt sogar die in Pommerschen Gewässern lebenden Fische. Sie ist ein oft kopiertes, doch lange unerreichtes Meisterwerk der Kartographie.
↪ Dr. Jürgen Hamel (geb. 1951 in Stralsund) arbeitete nach dem Studium der Philoso- phie und Geschichte in Leipzig an der Archenhold-Sternwarte in Berlin und promovierte mit einem Thema zur Frühgeschichte der Astrophysik. Des Weiteren wirkte er unter anderem an der Heraus- gabe der Gesammelten Werke von Kopernikus und Kepler mit. Jürgen Hamel ist Mitheraus- V e r ans t al t ungen geber der wissenschaftlichen Schriftenreihe „Acta Historica Astronomiae“, Chefredakteur der Zeitschrift „Astrono- mie+Raumfahrt im Unterricht“ und seit 2019 des Jahrbuchs „Baltische Studien“ der Gesellschaft für Pommersche Ge- schichte, Altertumskunde und Kunst. 39 In Kooperation mit: Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst e. V. → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail Große Lubinsche Karte, Eilhard Lubinus, 1618
D I E N S TA G , 8 . D E Z E M B E R 2 0 2 0 , 1 8 . 3 0 U H R Filmsoirée „Spiel des Schicksals“ (2019) Referenten: Éva Hübsch (Novi Sad/Serbien) und Ria Schneider (München) Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München → Eine Wohnung in der Innenstadt von Novi Sad/ Neusatz (Serbien), wird zum Ort, wo sich die Le V e r ans t al t ungen benslinien zweier Familien der ehemaligen und heutigen Bewohner dieser Stadt kreuzen. Trotz ihres geografischen und zeitlichen Abstands ha ben sie sich ihre kostbaren Kindheitserinnerun gen bewahrt, auch wenn die einen Ende des Zwei 40 ten Weltkriegs geflüchtet sind, während die ande ren, die daheim geblieben sind, als Donauschwa ben gebrandmarkt, viel Schlimmes erdulden mussten. Von einst einer halben Million Donau schwaben in Jugoslawien sind nur einige Tausend in ihrer Heimat geblieben. Viele von ihnen meinen immer noch, dass sie es im deutschen Mutterland leichter gehabt hätten. Wäre es tatsächlich so gewesen? Der Film zeigt die nach wie vor bestehende Verbundenheit der Donauschwaben mit ihrer Ria Schneider und Éva Hübsch / © Éva Hübsch, Media News
↪ Éva Hübsch entstammt der donauschwäbischen Minderheit im Banat und ist TV-Journalistin und Filmregisseurin. 1986–1992 war Hübsch als Journalistin des Fernsehens der Vojvodina tätig. Seit 1992 drehte sie im Auftrag von TV-Sendern aus Finn- land, den Niederlanden, der Schweiz und Ungarn. 2008 folg- te die Gründung einer eigenen Produktionsfirma „Media News“ (Novi Sad), die unter anderem 2010 den Film „Lost in History“ über das Schicksal zweier donauschwäbischen Frauen während des Zweiten Weltkrieges herausbrachte. Darüber hinaus ist Éva Hübsch mit zwei Sendungen im RTV- V e r ans t al t ungen TV Vojvodina vertreten. Heimatstadt Novi Sad, und wie es ihnen gelungen war, jahrhundertelang mit Nachbarn, die einer anderen Sprache, Religion und Kultur angehören, friedlich und respektvoll zusammen zu leben. 41 Aber auch die andere Seite der Geschichte wird sichtbar, nämlich das Schicksal derjenigen, die in alle Welt geflüchtet sind. Der Film regt zum Nachdenken darüber an, ob die Donauschwaben, deren Vorfahren vor 300 Jahren nach Südosteuropa gezogen sind im Be streben, ein besseres Leben und eine neue Heimat in der Fremde zu finden, trotz der historischen Katastrophe des 20. Jahrhunderts noch eine Zukunft haben. → In Anwesenheit von Éva Hübsch und Ria Schneider, Zeitzeugin und Filmprotagonistin. In Kooperation mit: → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
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