September - Dezember 2020 - Haus des Deutschen Ostens - Bayern.de

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September - Dezember 2020 - Haus des Deutschen Ostens - Bayern.de
Haus des Deutschen Ostens
Veranstaltungen

                  September –
                  Dezember
                  2020
September - Dezember 2020 - Haus des Deutschen Ostens - Bayern.de
Veranstaltungsübersicht

             September                                   Seite

       18.   SEPTEMBER 2020, 16.00–23.00 UHR42
             Traditionen
             Herbstfest in der Gaststätte

       24.   SEPTEMBER 2020, 19.00 UHR32
             Programmreihe
 Nachhol-    „Cine Bridges“/Filmsoirée
  Termin!    „Russlands Millenniumskinder“ (2019)

             Oktober
Termine
                                                          Seite

       9.    OKTOBER 2020, 18.00 UHR37
             Vortrag
             Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan

       15.   OKTOBER 2020, 18.00 UHR19
             Programmreihe
             „50 Jahre HDO“/Ausstellungseröffnung
             Wer bin Ich? Wer sind Wir?

       22.   OKTOBER 2020, 19.00 UHR20
             Begleitprogramm zur Ausstellung
 Nachhol-    „Wer bin Ich“/Vortrag
  Termin!    Jüdische Lebenswelten und Identitäten

       27.   OKTOBER 2020, 19.00 UHR22
             Begleitprogramm zur Ausstellung
             „Wer bin Ich“/Vortrag
             Grete Csaki-Copony und Margarete Depner

       30.   OKTOBER 2020, 18.00 UHR38
             Vortrag
 Nachhol-    Die große Pommernkarte Eilhard Lubins
  Termin!

             November                                    Seite

       10.   NOVEMBER 2020, 19.30 UHR12
             Programmreihe
             „50 Jahre HDO“
             Jubiläumskonzert „Crossing Life Lines“
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12.   NOVEMBER 2020, 15.00 UHR36
            Begleitprogramm zur Ausstellung
Nachhol-    „Hertha“/Erzählcafé
 Termin!
      26.   NOVEMBER 2020, 19.00 UHR24
            Begleitprogramm zur Ausstellung
            „Wer bin Ich“/Buchpräsentation
            „Nahe Fremde“ (2020)

            Dezember                                      Seite

      3.    DEZEMBER 2020, 19.00 UHR26
            Festveranstaltung
Nachhol-    „Mit der Prägnanz kleistischer Sprachkunst“.
 Termin!    Ehrung des Schriftstellers Hans Bergel

      4.    DEZEMBER 2020, 17.00 UHR44
            Traditionen
            Feier der Heiligen Barbara/Festgottesdienst

      5.    DEZEMBER 2020, 16.00 UHR44
            Traditionen
            Feier der Heiligen Barbara/Festakt

      6.    DEZEMBER 2020, 14.30 UHR45
            Traditionen
            Adventsgottesdienst mit Hl. Abendmahl
            nach der alten schlesischen Liturgie

      8.    DEZEMBER 2020, 18.30 UHR40
            Filmsoirée
Nachhol-    „Spiel des Schicksals“ (2019)
 Termin!

            Externe Veranstaltungen                       Seite

      20.   OKTOBER 2020, 18.00 UHR47
            HDO in Deutschland/Ausstellung
            „Kann Spuren von Heimat enthalten“
            IN WIESBADEN
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In eigener Sache: 
    das HDO-Hygienekonzept

→   Das HDO ist derzeit aufgrund der Ansteckungs­
    gefahr durch das Coronavirus SARS-CoV-2 nur
    eingeschränkt für Besucher geöffnet.

→   Bitte informieren Sie sich vorab über unsere
    derzeitigen Besuchsmodalitäten und unser
    Hygienekonzept.

→   Auf unserer Homepage finden Sie
    eine Übersicht über alle Regelungen.
    Bitte scannen Sie dazu den QR-Code.

    Schützen Sie sich und andere:
→   tragen Sie eine Mund-Nase-Maske

→   halten Sie ausreichend Abstand

→   waschen Sie Ihre Hände und nutzen Sie
    bereitgestellte Desinfektionsmittel
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Editorial

                          Am 2. April 1970 unterzeich­
                          nete der Bayerische Staats­
                          minister für Arbeit und soziale
                          Fürsorge, Dr. Fritz Pirkl, die
                          Verordnung über die Er-
                          richtung eines „Hauses des
                          Deutschen Ostens“. Am fol­
                          genden 15. April trat diese in
                          Kraft, und das Haus konnte
                          am 24. September 1970 von
                          Ministerpräsident Dr. Alfons

                        Editorial                           E d i t o r ial
Goppel eröffnet werden. Das HDO kann also in diesem
Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiern. Doch wie soll
man dies in Zeiten der Corona-Pandemie machen? Eine
große Jubiläumsfeier mit hunderten von Gästen und               5
Ehrengästen halten wir derzeit für nicht realistisch und
haben uns daher schweren Herzens entschlossen, dies
im folgenden Jahr nachzuholen, sobald die Verhältnisse
es zulassen.
    Das HDO wird natürlich trotzdem 2020 und 2021 ein
hochkarätiges Jubiläumsprogramm anbieten, dessen
Kern eine neue Ausstellung sein wird. Wer bin Ich? Wer
sind Wir? – Zu Identitäten der Deutschen aus dem öst-
lichen Europa lautet der Titel und wir eröffnen sie am
15. Oktober 2020. Zu dieser Ausstellung bieten wir ein
Rahmenprogramm, welches um Fragen der Identität
der verschiedensten Gruppen unter den Deutschen in
den ehemaligen deutschen Staatsgebieten und anderen
Siedlungsgebieten im östlichen Europa kreisen wird.
Den Anfang macht dabei am 22. Oktober 2020 der Vor­
trag Jüdische Lebenswelten und Identitäten in Polen
1918–1939, für den wir mit Frau Professor Dr. Gertrud
Pickhan (Freie Universität Berlin), eine sehr renom­
mierte Historikerin gewinnen konnten. Am 27. Oktober
2020 referiert die Kulturreferentin für Siebenbürgen,
Dr. Heinke Fabritius, über Grete Csaki-Copony und
Margarete Depner – Künstlerische Selbstentwürfe in
den politischen Wirren des 20. Jahrhunderts.
    Wenn wir schon im Jubiläumsjahr keine Jubilä­
umsfeier durchführen werden, so wollen wir Ihnen am
September - Dezember 2020 - Haus des Deutschen Ostens - Bayern.de
10. November 2020 dennoch ein besonderes Jubilä-
                  umskonzert bieten: Der prominente Münchner Saxofo­
                  nist Mulo Francel geht in seiner neuen CD Crossing Life
                  Lines zusammen mit anderen hochkarätigen Musikern
                  aus Deutschland und seinen östlichen Nachbarländern
                  auf eine musikalische und familiengeschichtliche Spu­
                  rensuche im Osten. Gleichzeitig feiern sie mit Eigen­
                  kompositionen, die von den Lebenslinien und Wurzeln
                  der Künstler inspiriert sind, den nun schon 75 Jahre
                  andauernden Frieden in Mitteleuropa. In unserem Jubi­
                  läumskonzert im Max-Joseph-Saal der Münchner Resi­
                  denz erklingt diese Musik erstmals live vor Publikum.
                      Mitte März waren wir wegen der sich rasch ausbrei­
E d i t o r ial

                  tenden Corona-Infektionswelle von einem Tag auf den
                  anderen gezwungen, das HDO zu schließen. Manches
                  haben wir auf spätere Termine verschoben, für anderes
    6             sind wir den Weg in die digitale Vermittlung gegangen.
                  Auf unserer Internetpräsenz www.hdo.bayern.de finden
                  Sie diese und viele andere unserer digitalen Angebote.
                  Wir werden diese Angebote ausweiten, um unseren stets
                  wachsenden Interessentenkreis auch außerhalb Mün­
                  chens und Bayerns digital zu erreichen.
                      Auch die für den 2. April 2020 vorgesehene Fest­
                  veranstaltung „Mit der Prägnanz kleistischer Sprach-
                  kunst“, mit der wir einen der bedeutendsten Schrift­
                  steller Siebenbürgens, Hans Bergel, in seinem 95.
                  Lebensjahr ehren und Anerkennung für sein umfang­
                  reiches literarisches Schaffen bezeugen wollten, musste
                  verschoben werden. Nun freuen wir uns, dass wir dies
                  am 3. Dezember 2020 nachholen können.
                      Über weitere Programmpunkte informiert Sie dieses
                  Heft.
                      Ich würde mich freuen, wenn ich Sie zu möglichst
                  vielen unserer Veranstaltungen begrüßen könnte!

                  Ihr

                  Professor Dr. Andreas Otto Weber
                  Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, München
September - Dezember 2020 - Haus des Deutschen Ostens - Bayern.de
Veranstaltungen
Programmreihe:
50 Jahre Haus des Deutschen Ostens
München
→ In den 1960er Jahren wurde die Kulturarbeit der
  Vertriebenen in Bayern mehr und mehr institu­
  tionalisiert und professionalisiert. Hierzu gehörte
  auch die Gründung des Hauses des Deutschen
  Ostens im Jahr 1970. Den Beschluss, ein solches
  Haus zu gründen, fasste der Bayerische Landtag

                                                                               V E R A N S TA LT U N G E N
  1964. Die Grundlage bildete der Paragraf 96 des
  Bundesvertriebenengesetzes BVFG von 1953, in
  dem sich Bund und Länder zur Förderung der
  Kultur der Vertriebenen, auch durch die Unter­
  stützung und Errichtung von Institutionen wie
  Archiven, Bibliotheken und Museen, verpflichte­                                      7
  ten.
		 Seit dem Beginn der 1960er Jahre wurde im
  bayerischen Arbeits- und Sozialministerium über
  ein „Haus des Deutschen Ostens“ beraten, und es
  kam auch nach dem Gründungsbeschluss im
  Landtag zu langen politischen Diskussionen um
  Art und Aufgaben des Hauses, bis seine Errichtung
  1969 in den Haushaltsplan des Staatsministe­

Ministerpräsident Dr. Alfons Goppel (CSU), Staatsminister für Arbeit und
soziale Fürsorge, Dr. Fritz Pirkl (CSU), und Staatssekretär Karl Hillermeier
(CSU) (von links nach rechts), Eröffnung des HDO, 24. September 1970

                                                                           ↪
September - Dezember 2020 - Haus des Deutschen Ostens - Bayern.de
riums für Arbeit und Soziale Fürsorge aufgenom­
                                men und sein Standort im staatseigenen ehe­
                                maligen Landratsamt auf dem Münchner Lilien­
                                berg festgelegt wurde. Es sollte ein Ort der Begeg­
                                nung und Kulturvermittlung zur Pflege und
                                Fortentwicklung des Kulturguts der Vertriebenen
                                und Flüchtlinge sowie der Stärkung und Koor­
                                dinierung ihrer Kulturarbeit sein. Dazu wurden in
                                den Räumen des ehemaligen Benediktinerinnen­
                                priorats und Landratsamtes eine Bibliothek,
                                ­Büros, Veranstaltungs- und Ausstellungsräume
V E R A N S TA LT U N G E N

                                 und eine Gastwirtschaft eingerichtet.
                              		 Seit 50 Jahren kommt das Haus nun als dem
                                 Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit
                                 und Soziales nachgeordnete Kulturbehörde seinen
                                 Aufgaben nach. Über all die Jahre entwickelte sich
        8                        das HDO zum überregionalen Kompetenz- und
                                 Vermittlungszentrum für die Kultur- und Bil-
                                 dungsarbeit unter den Deutschen aus dem öst­
                                 lichen Europa sowie für die gesamte Gesellschaft
                                 in Bayern und in der Bundesrepublik. In einem
                                 vielfältigen Kulturprogramm mit Vortrags- und
                                 Filmabenden, thematischen Ausstellungen, Kunst­
                                 ausstellungen, Studienreisen, Seminaren, Kon­
                                 gressen und Tagungen im eigenen Haus und
                                 andernorts trägt es dazu bei, den Beitrag der
                                 früheren deutschen Staats- und Siedlungsgebiete

                              Direktor des HDO, Professor Dr. Andreas Otto Weber (Mitte), wird in
                              Anerkennung seines Beitrags zur Aufrechterhaltung der Freundschaft
                              zwischen Deutschland und Ungarn mit dem Goldenen Verdienstkreuz von
                              Ungarn ausgezeichnet, 25. Januar 2018
September - Dezember 2020 - Haus des Deutschen Ostens - Bayern.de
im Osten und Südosten Europas zur gemeinsamen
  deutschen Kultur zu pflegen und fortzuentwickeln.

Veranstal-
  Dabei wird mit zahlreichen anderen kulturver-
  mittelnden Partnern kooperiert, z.B. mit den
  Generalkonsulaten der Staaten des östlichen Euro­
  pa, dem Deutschen Kulturforum östliches Europa
  in Potsdam, dem Institut für deutsche Kultur und
  Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximi­
  lians-Universität München, dem Tschechischen
  Zentrum München, dem Adalbert Stifter Verein,
  dem Jüdischen Museum München, der Gesell­

                                                       V e r ans t al t ungen
  schaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradi­
  tion, dem Internationalen Verband der deutschen
  Kultur in Moskau. Das Haus versteht sich als euro­
  päisches Forum, auf dem die gesamte Geschichte
  und Kultur des vielsprachigen, multikulturellen

tungen
  östlichen Europa seit dem Mittelalter bis in die
  jetzige Zeit in den Blickwinkel gerückt wird.
		 Eine wichtige Aufgabe des Hauses ist auch
  seine Brückenfunktion für das Verhältnis des
  Freistaates Bayern zu Ostmitteleuropa und Ost­
  europa und zu den dort lebenden deutschen
  Minderheiten. Diese Brückenfunktion wurde
                                                              9

  durch die politische „Wende“ der späten 1980er
  Jahre und der nachfolgenden Osterweiterung der
  EU noch verstärkt. Besonders wichtig ist für das
  HDO, die Vermittlung der Kenntnisse über Ostmit­
  tel- und Osteuropa und über die Rolle der deut­
  schen Kultur in diesen Regionen im Bereich der
  Erwachsenen-, Hochschul- und Jugendbildung zu
  unterstützen und zu stärken. Hier bietet das Haus
  zahlreiche Veranstaltungen bei Bildungswerken
  an, führt Seminare an der Friedrich-Alexander-
  Universität Erlangen-Nürnberg durch und unter­
  stützt Schulen bei der Realisierung von Seminaren
  und Projekten. Durch eine langjährige und enge
  Kooperation mit der Akademie für Lehrerfortbil­
  dung und Personalführung in Dillingen haben
  zahlreiche Geschichtslehrer in Bayern an spezifi­
  schen Fortbildungen und Studienreisen des HDO
  teil­genommen.

                                                 ↪
September - Dezember 2020 - Haus des Deutschen Ostens - Bayern.de
Eine unentbehrliche Basis war und ist dafür
                           die HDO-Bibliothek. Im nationalen und internatio­
                           nalen Bibliothekssystem hervorragend vernetzt
                           und mit einem Bestand von ca. 80.000 Medien,
                           darunter 381 laufende Periodika, ist sie die größte
                           öffentliche Spezialbibliothek sowie größte Doku-
                           mentations-, Informations- und Serviceeinrich-
                           tung in Bayern zur Geschichte und Kultur der
                           Deutschen aus dem östlichen Europa.
                         		 Als Kulturförderer unterstützt das Haus Lands­
                           mannschaften und viele andere Institutionen im
V e r ans t al t ungen

                           In- und Ausland, die sich mit der Kultur und der
                           Geschichte der Deutschen in dieser Region be­
                           schäftigen, in ihrer kulturvermittelnden Tätigkeit.
                         		 So ist das HDO seit 1970 ein Ort, an dem Deut­
                           sche und ihre östlichen Nachbarn gemeinsam
 10                        über ihre Geschichte nachdenken und Gespräche
                           über „Gräben der Geschichte“ hinweg führen
                           können.
                         		 Die Programmreihe 50 Jahre Haus des Deut-
                           schen Ostens, die im Jubiläumsjahr startet, wird
                           2020/21 an die Geschichte des Hauses erinnern,
                           aber auch neue Themen aufgreifen.
                         		 Die Gründung des HDO vor 50 Jahren wird mit
                           dem Jubiläumskonzert Crossing Life Lines des
                           Starsaxofonisten Mulo Francel und seiner Jazz-
                           und World-Music-Band gefeiert.
                               Dass auch die „deutsche Identität“, unabhängig
                           davon, ob es sich um einen Einzelnen oder „die“
                           Deutschen als Gemeinschaft handelt, vielschichtig
                           und im Zeitkontinuum wandelbar ist, soll die
                           HDO-Jubiläumsausstellung „Wer bin Ich? Wer
                           sind Wir?“ zeigen. In ihrem Mittelpunkt stehen
                           dabei die Identitäten von Deutschen aus dem
                           östlichen Europa. Das Begleitprogramm der Aus­
                           stellung erschließt weitere Aspekte des Themas
                           „Identität“ in Form von Vorträgen, Buchpräsen­
                           tationen und Gesprächen.
Das schmeckt
ja wie zu Hause

andreas otto weber / brigitte
steinert / patricia erkenberg (hrsg.)
Kann Spuren von Heimat enthalten
Typische Rezepte der Deutschen aus dem
östlichen Europa
Hardcover mit Leseband, 156 Seiten,
mit zahlreichen Farbabbildungen
19,90 Euro
ISBN 978-3-86222-217-9

www.volkverlag.de
D I E N S TA G , 1 0 . N O V E M B E R , 1 9 . 3 0 U H R

                         Programmreihe
                         Jubiläumskonzert „Crossing Life Lines“
                         Künstler: Mulo Francel (Saxofon & Klarinette), Izabella Effenberg
                         (Vibraphon), Philipp Schiepek (Gitarre), David Gazarov (Piano),
                         Bernd Lhotzky (Piano), Robert Kainar (Drums), D.D. Lowka (Bass &
                         Percussion), Sven Faller (Bass), Diknu Schneeberger (Gitarre)
                         Ort: Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz, Residenzstraße 1,
                         80333 München
V e r ans t al t ungen

                         Schirmherrschaft: Carolina Trautner, Bayerische Staatsministerin
                         für Familie, Arbeit und Soziales

                         → Saxofonist und Weltenbummler Mulo Francel
                           versammelt kreative Musiker mit biografischen
                           Wurzeln in Mittel- und Ost-Europa. Mit beflügeln­
 12                        dem Jazz und World Music feiern sie 75 Jahre
                           Frieden zwischen den Ländern. Einen historisch
                           beispiellosen Frieden, der alles andere als selbst­
                           verständlich ist. Einen Frieden, den es zu erhalten
                           gilt.
                         		 Die Idee zu diesem Musik-Album entstand
                           während einer ausgedehnten Konzerttour von
                           Mulo Francels Ensemble „Quadro Nuevo“ durch
                           Tschechien und Polen. In der Begegnung mit
                           unzähligen Menschen ließen ihm die Emotionen
                           dieser Reise keine Ruhe. Essenzielle Fragen dräng­
                           ten sich auf: Wie gehe ich mit dem Leid um, das
                           die Generation unserer Großväter verursacht hat?
                           Spricht man es an? Entschuldigt man sich?
                         		„Das Ende des Zweiten Weltkrieges ist über 75 Jahre
                           her. Vorbei die Besatzung, das Internieren, das massen-
                           hafte Vergewaltigen und Töten, die Vertreibung aus der
                           Heimat. Zumindest in Mitteleuropa und den angrenzen-
                           den Ländern im östlichen Europa. Ich suchte Kollegen,
                           die mein Anliegen verstehen. Die aufgrund ihrer Biogra-
                           fie einen Sinn für das Überwinden von Grenzen und das
                           Bauen von versöhnenden Brücken zwischen den Völkern
                           haben.“ (Mulo Francel)
                         		 Wie die in Nürnberg lebende polnische Vibra­
                           phonistin Izabella Effenberg oder der Wiener
                           Gitarrist Diknu Schneeberger, der jenische und
Sinti-Wurzeln hat. Menschen, deren Familienge­
  schichte mehrschichtig ist. Stellvertreter für viele,
  die durch das Raster national geprägter Denkmus­
  ter fallen.
		 In einem friedlichen Projekt vereinen sich hier
  „slawische“ und „germanische“, tschechisch-böh­
  mische und sudetendeutsche, schlesische und
  ungarisch-österreichische, polnische und kauka­
  sische, jüdische und christliche Elemente.

                                                          V e r ans t al t ungen
                                                           1133
Ungeachtet ihrer Herkunft spielen sich die
                           Künstler die klanglichen Bälle auf dem für den
                           zeitgenössischen Jazz typischen Spielfeld der
                           Ideen gegenseitig zu. Hier kreuzen sich ihre Le­
                           benslinien. Indem sie sich in ihrer Musizierkunst,
                           in ihren Liedern treffen. Lieder, die von den Bio­
                           grafien und Wurzeln der Beteiligten inspiriert
                           sind. So etwa eine groovige Neufassung von
                           ­Smetanas „Moldau“ oder der Song „Frieda“, den
                            der junge Gitarrist Philipp Schiepek in Erinnerung
                            an seine Urgroßmutter komponierte.
V e r ans t al t ungen

                         		„Mir war es wichtig, dass jeder dieser fantastischen
                            Musiker seine schöpferische Kraft auf dem Album frei
                            entfalten kann. Unsere Musik ist eine Botschaft: Lasst
                            uns die Erkenntnis um den unschätzbaren Wert des
                            Friedens wie eine leuchtende Fackel weitertragen,
 14                         indem wir uns freundlich mit Respekt und Wertschät-
                            zung begegnen.“ (Mulo Francel)

                              Im Laufe der Aufnahmen
                              entstand ein sehenswerter Film:
                              Making of Crossing Life Lines –
                              Mulo Francel

                              Weitere Informationen:
                              www.mulofrancel.de

                         →    Eintritt frei. Eintrittskarten können ab dem 5. Ok-
                              tober telefonisch unter 089/44 99 93-0 oder per
                              E-Mail: poststelle@hdo.bayern.de bestellt wer-
                              den. Bitte beachten Sie, dass die Eintritts­karten
                              nicht übertragbar sind.
Interview
Brücke zu den Kulturen:
Mulo Francel über Heimat, Identität und Musik
„Keiner kann sagen, ich bin ein reiner Berliner seit vielen
Generationen. Oder ich bin ein Bayer seit Menschengedenken.
Schaut man genau hin, so stellt man fest: Immer kommt ein
Anderer in die Familie rein. Ich finde es gut so.“
(Mulo Francel)

→     Wie würden Sie den Satz spontan beenden

                                                              V e r ans t al t ungen
      „Ich bin ein …“?
      Europäer.

→     Wo liegen Ihre Wurzeln?
      Ich bin in München geboren. Hier lebte die Familie
      meiner Mutter. Die Familiengeschichte väterli­
      cherseits ist komplexer. Mein Vater kam 1945 als         15
      Flüchtling aus Teplitz-Schönau im Sudetenland,
      heute Teplice in Tschechien, nach Bayern. Sein
      Vater stammte aus einer deutsch-böhmischen
      Familie, seine Mutter aus einer tschechisch-böh­
      mischen. Dieser Teil meiner Familie, insbesonde­
      re meine Oma Ada Hrubesch, prägte mich persön­
      lich – und meine Musik.

→     Was bedeutet Heimat für Sie als
      Europäer und Münchner?
      Ich habe drei verschiedene Arten von Heimat. Mei­
      ne Heimat in der Jetzt-Zeit ist der Ort, wo ich gerne
      bin, wo es mir gut geht und wo meine Liebsten
      sind – meine Freunde, die Frau meines Herzens,
      meine Kinder. Für mich ist das München. Dann
      habe ich eine Heimat, die in meinen Gedanken, in
      meinen Träumen wohnt. Das ist New York – für
      Musiker ein emotionales Epizentrum, ein Energie­
      pol. An New York erinnere ich mich gern – und
      diese Gedanken-Heimat gibt mir nach wie vor
      Inspiration. Schließlich habe ich noch eine Ur-
      Heimat im Sinne von Herkunft. Es ist der Ort, wo
      meine Wurzeln liegen – Teplitz, das einstige Sude­
      tenland. Meine Ur-Heimat macht einen Teil mei­
      nes Selbst aus. Daraus beziehe ich weiterhin unbe­
      wusst Impulse.

                                                         ↪
→   Haben Sie Teplitz-Schönau, die Geburtsstadt
                             Ihres Vaters besucht?
                             Im Rahmen der Arbeit an meinem letzten Album
                             „Crossing Life Lines“ war ich in Teplice. Ich habe
                             mich meiner Ur-Heimat atmosphärisch angenä­
                             hert. Ich bin durch ihre Gassen gegangen. Wir
                             suchten einen böhmischen Brauereigasthof auf.
                             Dort war sogar noch die deutsche Inschrift „Gast­
                             hof zum Schwan“ zu sehen – ein Zeichen für die
                             wechselhafte Geschichte dieses Ortes. Vor dem
                             Geburtshaus meines Vaters war ich allerdings
V e r ans t al t ungen

                             nicht. Jene, die mir seine Adresse hätten verraten
                             können, sind inzwischen leider alle verstorben.

                         →   Welche Rolle spielte Ihre Familie bei der Ent-
                             scheidung, ein Musiker zu werden?
                             Dass ich ein Musiker geworden bin, hat mit mei­
 16
                             nem Vater zu tun. Er ist sehr früh gestorben – ich
                             war gerade sechs Jahre alt. Als Jugendlicher be­
                             gann ich dann, mich für seine Musik zu interessie­
                             ren. Das war das einzige Medium zwischen mir
                             und ihm. Mein Vater hat sich bereits in jungen
                             Jahren mit Jazz beschäftigt. Er hatte die Biografie
                             eines Entwurzelten, eines Geflohenen, eines Ver­
                             triebenen. Er wurde aus einer Welt in eine andere
                             hineingeworfen. Was ihn bewegte, drückte er in
                             seiner Sehnsucht nach dem Jazz aus. Denn in
                             dieser Musik hörte er sich selbst. Jazz entstand
                             aus der Musik der Schwarzen, die
                             vertrieben, ausgesie­
                             delt, geholt wurden.
                             Aus Afrika – in eine
                             neue Welt, die Amerika
                             hieß. Die Musik ihrer
                             Heimat fusionierte mit
                             der vorgefundenen. Das
                             ergab den Jazz. Die
                             Jazzplatten meines
                             Vaters – er sammelte vor
                             allem amerikanische
                             Künstler wie Wes Montgo­
                             mery, Nat Adderley und
                             Art Farmer – haben mich
in der Pubertät fasziniert. Irgendwann fing ich an,
    zu diesen Aufnahmen zu spielen – zunächst auf
    der Gitarre, dann mit dem Saxofon.

→   Welche Bedeutung hat das Musikerbe Ihrer
    Ur-Heimat, der Deutschen und ihrer Nachbarn
    aus dem östlichen Europa für Ihre Musik heute?
    Zusammen mit meiner Band „Quadro Nuevo“ und
    dem Münchner Rundfunkorchester habe ich 2019
    eine Platte gemacht – „Volkslied reloaded“. In der
    Biografie des deutschen Volksliedes gab es einen

                                                                V e r ans t al t ungen
    ganz starken Bruch. Denn die Nationalsozialisten
    haben dieses in ihrer Volkstümelei vor den Karren
    ihrer nationalistischen Bewegung gespannt. Den
    Melodien wurde etwas angetan, wofür sie nichts
    konnten. Auf unserer Platte hören Sie alte Volks­
    weisen, wie „Maikäfer flieg“ in einer Neuinterpre­
                                                                 17
    tation. Wir haben diese Lieder, die einfache, für
    jedermann wichtige Dinge thematisieren – Liebe,
    Natur, Arbeit oder auch den Rausch, auf eine
    symphonische Ebene gehoben. Unser letztes
    Projekt „Crossing Life Lines“ nimmt im Unter­
    schied dazu die ethnisch und regional vielfältigen
    musikalischen Traditionen des östlichen Europa
    auf.

→   Hat Ihre Herkunft Ihr Selbstverständnis als
    Musiker geprägt?
    Ich mache sehr viel Musik mit Künstlern aus
    unterschiedlichsten Ländern und Regionen – von
    Israel bis Australien. Auch mit meinen Kollegen
    aus den slawischen Ländern. Musik ist ein wun­
    derbares Medium, um Brücken zu bauen, denn
    ihre Sprache ist universell. Es gibt für diese Musik
    der Begegnung einen Überbegriff: „World music“
    (Weltmusik). Die Musik als Brücke zu den Kulturen
    – das beschäftigt mich schon seit 30 bis 35 Jahren.

→   (Kurzfassung des Interviews für das HDO-Aus-
    stellungsprojekt „Wer bin Ich? Wer sind Wir?“)

    Ada Hrubesch, die Großmutter des Künstlers Mulo Francel /
    © Mulo Francel
16. OKTOBER 2020 BIS 9. APRIL 2021

                         Ausstellung
                         Wer bin Ich? Wer sind Wir? – Zu Identitäten
                         der Deutschen aus dem östlichen Europa
                         Ausstellung des Hauses des Deutschen Ostens
                         Ausstellungsort: Haus des Deutschen Ostens,
                         Am Lilienberg 5, 81669 München
                         Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10.00 bis 20.00 Uhr
                         (werktags), in den Weihnachtsferien geschlossen
V e r ans t al t ungen

                         →     „Wer bin ich?“ – die Frage nach der eigenen Iden­
                               tität stellt sich für jeden Menschen im Laufe seines
                               Lebens immer wieder. Viele Faktoren können
                               dabei eine Rolle spielen – die Herkunft, die Spra­
                               che, die Religion und das, was man als „Heimat“
 18                            ansieht. Aber auch Dinge wie der Beruf, bestimm­
te Essensvorlieben oder Hobbys. Identitäten kön­
  nen sich außerdem auf Gruppen wie die Nation
  beziehen. Insbesondere die regionale Identität hat
  in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewon­
  nen. Dabei ist die Identität eines Menschen nie
  starr und einmal für immer festgelegt, nie einfach
  und eindeutig, sondern vielschichtig – sie wandelt
  sich mit neuen Erfahrungen. Man kann gleichzei­
  tig Schlesier, Lehrer, Familienvater, Vegetarier und
  passionierter Schafkopfspieler sein.
		 „Wer sind wir?“ – auch so gut wie jede Gruppe,

                                                                           V e r ans t al t ungen
  Gemeinschaft oder Gesellschaft vergewissert sich
  im Laufe der Zeit ihrer Identität stets aufs Neue.
		 Die HDO-Ausstellung „Wer bin Ich? Wer sind
  Wir?“ fragt nach Identitäten von Deutschen aus
  dem östlichen Europa. Es geht ihr dabei um Dialek­
  te wie das Siebenbürgisch-Sächsische; um Bräuche                          19
  und Traditionen wie die oberschlesische Barbara­
  feier; um Kleidung wie die Waitzacker Bauerntracht
  aus Pommmern; um heimatliche Gerichte; um
  Heimat und prägende Geschichtsereignisse.
		 Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Inter­
  views mit Personen, die über diese und andere
  Aspekte ihrer Identität berichten und sich mit der
  Bedeutung der Sprachen, der Musik, der Familien­
  geschichte, der Traditionen und der Zugehörigkeit
  zu einer bestimmten Gruppe für ihr Leben und ihr
  Selbstverständnis auseinandersetzen.

      D O N N E R S TA G , 1 5 . O K T O B E R 2 0 2 0 , 1 8 . 0 0 U H R

Eröffnungsveranstaltung
Ort: Adalbert-Stifter-Saal im Sudetendeutschen Haus,
Hochstraße 8, 81669 München
Grußwort: Sylvia Stierstorfer, MdL, Beauftragte der Bayerischen
Staatsregierung für Vertriebene und Aussiedler

→     Zur Ausstellungseröffnung spricht Professor
      Dr. Andreas Otto Weber, Direktor des Hauses
      des Deutschen Ostens, München.
      Anschließend Besuch der Ausstellung im HDO
→     Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele­
      fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
D O N N E R S TA G , 2 2 . O K T O B E R 2 0 2 0 , 1 9 . 0 0 U H R

                         Begleitprogramm zur Ausstellung
                         Jüdische Lebenswelten und Identitäten in
                         Polen 1918–1939, Vortrag
                         Referentin: Professor Dr. Gertrud Pickhan (Berlin)
                         Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5,
                         81669 München

                         →     Die ost- und ostmitteleuropäischen Juden stellten
                               in den multiethnischen Imperien bis 1914 eine
V e r ans t al t ungen

                               Minderheit unter vielen dar. Der Untergang der
                               Habsburger Monarchie und des Russischen Rei­
                               ches führte zur Konstituierung neuer Staaten, die
                               nunmehr auf ethnische Homogenität setzten.
                               Zugleich zeigten sich dort die Folgen des moder­
 20                            nen Antisemitismus. Welche Auswirkungen dies
                               auf die Lebensbedingungen und Identitätskonzep­
                               te der jüdischen Bevölkerung hatte, soll in diesem
                               Vortrag am Beispiel Polens beleuchtet werden.
                               Sein Schwerpunkt liegt dabei auf den „Wir“-Ide­n­
                               titäten der Juden und Jüdinnen und den wichtigs­
                               ten kulturellen Komponenten ihrer lebenswelt­
                               lichen Verortung in der Zeit zwischen den Welt­
                               kriegen.

                         Franciszkańska Straße, Warschau
V e r ans t al t ungen
 ↪     Professor Dr. Gertrud Pickhan
       (geb. 1956 in Dortmund) ist Professorin an der Abteilung
                                                                       21
       Geschichte des Osteuropa-Instituts der Freien Universität
       Berlin. Von ihr liegen u.a. folgende Publikationen vor:
       ­Gospodin Pskov. Entstehung und Entwicklung eines städ­
        tischen Herrschaftszentrums in Altrußland (1992); zus. mit
        Frank Golczewski, Russischer Nationalismus. Die russische
        Idee im 19. und 20. Jahrhundert (1998); „Gegen den
        Strom“. Der Allgemeine Jüdische Arbeiterbund („Bund“) in
        Polen 1918 – 1939 (2001); zus. mit Ulrich Bauche (Hgg.),
        Joseph Berkowitz Kohn. Erinnerungen. Ein Leben als polni-
        scher Freiheitskämpfer und Hamburgischer Sozialdemokrat
        1841­ – 1905 (2006); zus. mit Maximilian Preisler (Hgg.),
        Von Hitler vertrieben, von Stalin verfolgt. Der Jazzmusiker
        Eddie Rosner (2010).

In Kooperation mit:

 →     Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele­
       fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
D I E N S TA G , 2 7 . O K T O B E R , 1 9 . 0 0 U H R

                         Begleitprogramm zur Ausstellung
                         Grete Csaki-Copony und Margarete Depner –
                         Künstlerische Selbstentwürfe in den politi-
                         schen Wirren des 20. Jahrhunderts, Vortrag
                         Referentin: Dr. Heinke Fabritius, Kulturreferentin für Siebenbürgen
                         (Gundelsheim a.N.)
                         Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5,
                         81669 München
V e r ans t al t ungen

                         →      Künstlerische Selbstentwürfe sind immer auch
                                Ausdruck von (Suche nach) Identität – weiblicher,
                                nationaler/ethnischer, politischer – und zwangs­
                                läufig werden sie von den Verwerfungen der Zeit
                                mitgeprägt. Margarete Depner (1885–1970) und
 22                             Grete Csaki-Copony (1893–1990), zwei Künstle­
                                rinnen aus Siebenbürgen, haben beide entschei­
                                dende Stationen ihrer Karriere im Berlin der
                                Zwischenkriegszeit erlebt. Mit ihrem Werk sind sie
                                auch nach dem Zweiten Weltkrieg öffentlich prä­
                                sent gewesen. Anhand ausgewählter Arbeiten

                         Margarete Depner, Die Sinkende, 1933 / © Josef Balazs, 2020
beleuchtet der Vortrag das Selbstverständnis der
      beiden Frauen als bildende Künstlerinnen, Mütter,
      Ehefrauen, Zeitgenossinnen im Netzwerk europäi­
      scher Kunstszenen.

↪     Dr. Heinke Fabritius
      ist seit 2017 Kulturreferentin für die Regionen Siebenbür-
      gen/ Bessarabien/ Bukowina/ Dobrudscha/ Maramuresch/
      Moldau und Walachei. Studium der Kunstgeschichte und
      Philosophie an der TU Berlin; 2006 Promotion zur Zeich-

                                                                    V e r ans t al t ungen
      nung der Goethezeit; langjährige wissenschaftliche Tätig-
      keit in Forschung und Lehre, insbesondere auch zu Ge-
      schichte und Kultur der Regionen Ost- und Mitteleuropas.
      Zu ihren Veröffentlichungen gehören: (als Mithg.): Frühling
      in Prag oder Wege des Kubismus (2005); Die italienischen
      Landschaftszeichnungen Franz Hornys (2012).                    23

In Kooperation mit:

→     Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele­
      fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
D O N N E R S TA G , 2 6 . N O V E M B E R 2 0 2 0 , 1 9 . 0 0 U H R

                         Begleitprogramm zur Ausstellung
                         „Nahe Fremde. Paul Celan und die Deutschen“
                         (2020), Buchpräsentation
                         Referent: Prof. Dr. Wolfgang Emmerich (Bremen)
                         Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5,
                         81669 München

                         → „Der Widerspruch zwischen Muttersprache und Mörder-
                           sprache, die zugleich seine Dichtersprache war, zwischen
V e r ans t al t ungen

                           Deutschland als einem Ort der Angst und als einem
                           Sehnsuchtsort, sollte sich nie auflösen.“
                         		 Paul Celan (1920–1970 ), der als deutschspra­
                           chiger Jude in Czernowitz geboren wurde, wollte
                           schon früh Dichter werden, doch die Ermordung
 24                        seiner Eltern im Holocaust führte zu einem zwie­
                           spältigen Verhältnis zur deutschen Sprache. Trotz­
                           dem wurde er zu einem der erfolgreichsten
                           deutschsprachigen Lyriker der Nachkriegszeit.
                           Von seinem Wohnort Paris aus reiste er zu Lesun­
                           gen oder auch privat immer wieder in die Bundes­
                           republik. Dieses Deutschland, in dem der Natio­
                           nalsozialismus noch lange virulent war, blieb ihm
                           jedoch fremd und verstörte ihn stets aufs Neue.
                           Freundschaften mit deutschen Autoren – bei den
                           meisten von ihnen handelte es sich um ehemalige
                           Soldaten der Wehrmacht – scheiterten. Sein Ver­
                           hältnis zu Deutschland und seiner Muttersprache,
                           die auch die Sprache der Mörder war, erwies sich
                           als nicht heilbar.
                         		 Der Autor Wolfgang Emmerich geht dem
                           schwierigen Verhältnis Paul Celans zur „nahen
                           Fremde Deutschland“ auf der Grundlage seines
                           dichterischen Werks sowie seines umfangreichen
                           veröffentlichten Briefwechsels nach.

                         →      Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele­
                                fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail

                         Rechte Seite: Buchcover / © Wallstein Verlag
↪     Professor Dr. Wolfgang Emmerich
     (geb. 1941 in Chemnitz) ist ­Literatur- und Kulturwissen-
     schaftler. Er ist Gründer des I­ nstituts für kulturwissenschaft­­
     liche Deutschlandstudien der Universität Bremen, das er
     bis 2005 leitete. Das Leben und Werk Paul Celans gehört zu
     seinen Forschungsschwerpunkten. Von Prof. Dr. Emmerich
     liegen u.a. vor: Paul Celan (1999); Gottfried Benn (2006).

                                                                          V e r ans t al t ungen
                                                                                  25

In Kooperation mit:
D O N N E R S TA G , 3 . D E Z E M B E R 2 0 2 0 , 1 9 . 0 0 U H R

                         Festveranstaltung
                         „Mit der Prägnanz kleistischer Sprachkunst“.
                         Ehrung des Schriftstellers Hans Bergel in
                         seinem 95. Lebensjahr
                         Grußworte: Professor Dr. Andreas Otto Weber (Direktor des HDO),
                         Dr. Florian Kührer-Wielach (Direktor des IKGS), Prof. Dr. Bernd
                         Fabritius (Präsident des Bundes der Vertriebenen, BdV),
                         Iulia Ramona Chiriac (Generalkonsulin Rumäniens in München)
V e r ans t al t ungen

                         Szenische Lesung: Josef Balazs (Nürnberg),
                         Hannes Höchsmann (Bruchsal)
                         Musikalische Darbietung: Peter Clemente (Violine) und sein
                         String Quintet (München)
                         Moderation: Josef Balazs (Nürnberg)
 26                      Ort: Adalbert-Stifter-Saal im Kulturforum des
                         Sudetendeutschen Hauses, Hochstraße 8, 81669 München

                         →     Dr. h. c. Hans Bergel (geb. 1925 in Rosenau bei
                               Kronstadt/Brașov, Siebenbürgen), eine der bedeu­
                               tendsten Persönlichkeiten der Siebenbürger Sach­
                               sen, wird mit dieser Festveranstaltung in Anerken­
                               nung seines umfangreichen literarischen Schaf­
                               fens geehrt. Seine erste Erzählung „Fürst und
                               Lautenschläger – Eine Erzählung aus dem Sieben­
                               bürgen des 17. Jahrhunderts“, die 1957 in Bukarest
                               publiziert wurde, markierte eine Zäsur im Leben
                               des damals jungen Autors. Die kommunistischen
                               Machthaber Rumäniens unterstellten Bergels Werk
                               eine politische Doppeldeutigkeit. Während des
                               Kronstädter Schriftstellerprozesses 1959 war dies
                               einer der Vorwände zu seiner Verurteilung zu 15
                               Jahren Zwangsarbeit. Fünf Jahre später aus der
                               Haft entlassen, konnte Bergel 1968 dank dem
                               Engagement von Günter Grass Rumänien verlas­
                               sen und nach Deutschland ausreisen.
                                   1971–1989 war Hans Bergel Chefredakteur der
                               Siebenbürgischen Zeitung. Mehrere Amtsperioden
                               fungierte er als Stellvertretender Bundesvorsitzen­
                               der des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in
                               Deutschland e.V. Von 1990 bis 2009 gab er für das
Südostdeutsche Kulturwerk (seit 2001 IKGS) die
       „Südostdeutschen Vierteljahresblätter“ (seit 2006
       als „Spiegelungen“) heraus.
           Seine Romane, Erzählungen, Novellen, Gedich­
       te, Essays, Tagebuchnotizen, Übersetzungen und
       Briefe, die vom Gedanken der Interkulturalität
       geprägt sind, erschienen in mehreren europäi­
       schen Ländern.
           Während seines langen Lebens wurden Hans
       Bergel viele Ehrungen und Preise verliehen. 1986
       erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande,

                                                             V e r ans t al t ungen
       2001 die Ehrendoktorwürde der Universität Buka­
       rest. 1996 ernannte man ihn zum Ehrenbürger
       von Kronstadt. 2012 wurde Hans Bergel erster
       Träger des Preises „Der Schriftsteller Kronstadts“.

Hans Bergel, 2017 /
© Josef Balazs, 2017                                          27
Der literarische Teil der Ehrung wird von Josef
                             Balazs und Hannes Höchsmann in Form einer
                             szenischen Lesung aus Hans Bergels Texten be­
                             stritten. Dabei soll das belletristische Werk des
                             Geehrten zum Publikum sprechen. Im musikali­
                             schen Teil findet die Uraufführung des Streich­
                             quintetts „Siebenbürgen“ des walisischen Kompo­
                             nisten Dafydd Bullock durch Peter Clemente und
                             sein String Quintet statt.

                         →   Anmeldung vom 2. bis zum 25. November 2020
V e r ans t al t ungen

                             per E-Mail unter poststelle@hdo.bayern.de oder
                             telefonisch unter 089-449993-0 erforderlich

                         ↪   Josef Balazs
                             studierte Germanistik und Romanistik an der Universität
 28
                             Hermannstadt und ist freischaffender Autor und Moderator.
                             Er ist u.a. Mitherausgeber des Fotobandes „Der befestigte
                             Glaube. Kirchenburgen in Siebenbürgen“ (2018). Seine Bei-
                             träge erschienen in der MATRIX, in der Siebenbürgischen
                             Zeitung sowie in der AdZ für Rumänien. Zu einer festen In-
                             stitution im Nürnberger Kulturleben wurden seine Litera-
                             tur-, Konzert- und Theaterprojekte.

                         ↪   Hannes Höchsmann
                             studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Her-
                             mannstadt und wirkte seit 1979 als Schauspieler bei der
                             Deutschen Abteilung des dortigen Staatstheaters. Hier trat
                             er neben den großen Namen der Hermannstädter Bühne wie
                             Luise und Hans Pomarius, Christian Maurer und Hanns
                             Schuschnig auf. 1986 debütierte Hannes Höchsmann auf
                             der Badischen Landesbühne in Bruchsal, zu deren Ensemble
                             er, als Hauptdarsteller in den Rollen des klassischen und
                             modernen Repertoires, bis zu seinem Ruhestand 2017
                             ­gehörte.
↪     Peter Clemente
      studierte an den Musikhochschulen in München und Saar-
      brücken. Als Solist gewann er zahlreiche Preise, unter ande-
      ren beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ und beim
      Internationalen Violin-Wettbewerb „Michelangelo Abbado“
      1992 in Sondrio (Italien). Seit 1996 ist Peter Clemente Kon-
      zertmeister und Solist der „Münchner Kammersolisten“.
      1986 gründete er das „Clemente Trio“, mit dem er unter
      ­anderem in der Alten Oper Frankfurt, im Concertgebouw
       Amsterdam, im Musikverein Wien und in der Carnegie Hall

                                                                     V e r ans t al t ungen
       in New York auftrat.

In Kooperation mit:

                                                                      29
Programmreihe
                         Cine Bridges: Russlanddeutsche Regisseure im
                         Film der Bundesrepublik
                         → Der Aufstieg der russlanddeutschen Regisseure im
                           bundesdeutschen Film begann in den 1990er
                           Jahren. Heute drehen sie für die großen TV-Sen­
                           der wie ZDF, WDR und ARTE. Ihre Filme wurden
                           auf renommierten deutschen und internationalen
                           Filmfestivals wie der Berlinale, dem Internationa­
                           len Festival Dok Leipzig, dem goEast Festival des
V e r ans t al t ungen

                           Mittel- und Osteuropäischen Films oder dem One
                           World Festival in Prag gezeigt und mehrfach aus­
                           gezeichnet.
                         		 Bei den Filmen russlanddeutscher Regisseure
                           handelt es sich um ein engagiertes Kino, das zu
 30                        Schlüsselfragen der aktuellen Politik, Gesellschaft
                           und Kultur Position bezieht, gleich ob sie sich in
                           Europa, Deutschland oder Russland stellen. Ihre
                           Filme behandeln eine breite Palette von Themen.
                           Dazu gehören aktuelle Europa-Konzepte, deren
Chancen und Möglichkeiten in Anbetracht von
  neuen politischen, ethnischen und religiösen
  Konflikten und neu entfachtem Nationalismus;
  kulturelles und ästhetisches Grenzgängertum; die
  durch die Auswanderung nach Deutschland sich
  neu stellende Frage russlanddeutscher Identität,
  in der Umbruchszeit zwischen dem Abschied von
  der Herkunftsgesellschaft und der Ankunft in der
  Aufnahmegesellschaft; aber auch die individuelle
  Selbstvergewisserung durch die Aufarbeitung der

                                                       V e r ans t al t ungen
  jahrzehntelang verdrängten tragischen Familien­
  geschichte.
		 Filme russlanddeutscher Regisseure nähern
  sich den historischen, politischen, sozialen und
  kulturellen Zusammenhängen aus der Perspektive
  eines Einzelnen, eines Subjekts, gleich ob es sich
                                                        31
  dabei um einen Ich-Erzähler oder eine Figur han­
  delt. Es kann ein Aktionskünstler sein, ein Enfant
  terrible, wie Petr Pawlenski, der das Putin-Regime
  durch seine radikalen öffentlichen Performances
  herausfordert, indem er sich den Mund zunäht,
  sich das Ohrläppchen abschneidet oder die Tür
  des FSB-Gebäude in Moskau anzündet; oder auch
  der deutsche Musiker Bernhard König, der sein
  Musikprojekt mit alten Menschen in Betreuungs­
  einrichtungen durchführt und dabei auf die sozia­
  le Vermittlungsfunktion von Musik im menschli­
  chen Miteinander setzt. Und immer wieder sind es
  Idealisten und Utopisten, deren Kunst- und Le­
  benskunstprojekte aus dem Alltagsrahmen her­
  ausfallen und eben an das Utopische grenzen.
		 Das Haus des Deutschen Ostens, München,
  stellt im Rahmen seiner Reihe Cine Bridges: Russ-
  landdeutsche Regisseure im Film der Bundes­
  republik eine Auswahl ihrer Filme erstmals einem
  breiten Münchner Publikum vor.
		 Im September wird Irene Langemann im Rah­
  men einer Filmsoirée ihre Doku Russlands Millen-
  niumskinder (2019) präsentieren.
D O N N E R S TA G , 2 4 . S E P T E M B E R 2 0 2 0 , 1 9 . 0 0 U H R

                         Programmreihe
                         „Russlands Millenniumskinder“ (2019),
                         Filmsoirée
                         Referentin: Irene Langemann (Köln)
                         Moderation: Dr. Lilia Antipow, Haus des Deutschen Ostens,
                         München
                         Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5,
                         81669 München
V e r ans t al t ungen

                         → Die Kinder, die an dem Tag der Machtübernahme
                           von Vladimir Putin, am 31. Dezember 1999, und in
                           der Zeit um die Jahrtausendwende geboren wur­
                           den, kennen nur den Ex-KGB Mann im Himmel
                           der Macht. Doch ähnlich wie ihre Gleichaltrigen im
                           Westen gehören sie zur Internetgeneration, haben
 32
                           Zugang zu Informationen, die in den staatlich
                           gelenkten Medien Russlands keinen Platz haben.
                           Wie denkt und fühlt die Generation-Putin? Wie
                           möchte sie in dem scheinbar erstarkten, aber
                           trotzdem instabilen Land leben?
                         		 Von Sankt Petersburg bis Ostsibirien begleitet
                           der Film unterschiedliche Vertreter dieser Genera­
                           tion: Vom glühenden Verehrer Putins, der es für
                           richtig hält, dass die staatlich gesteuerte Propa­
                           ganda einen Mythos um den ewigen Herrscher
                           erschaffen hat, bis zu einer leidenschaftlichen
                           Aktivistin der Opposition, die Putin und seine
                         Kamilla mit Textplakat, Screenshot aus: „Russlands Millenniumskinder“
↪    Irene Langemann
                                (geb. 1959 in Issilkul/Russland)
                                ist Regisseurin, Drehbuchautorin
                                und Schauspielerin. Seit 1990 lebt
                                sie in Deutschland. Ihre Ausbil-
                                dung absolvierte Irene Lange­
                                mann an der Schtschepkin-Thea-
                                terhochschule (Moskau). 1997
                                startete Langemann ihre Karriere
                                als Filmemacherin. Seitdem sind
                                mehr als zwei Dutzend Filme ent-

                                                                     V e r ans t al t ungen
     standen, darunter „Lale Andersen – Die Stimme der Lili Mar-
     leen“ (2001), „Eis und Orangen – Unterwegs im neuen alten
     Europa“ (2004), „Liebesgrüße aus Ramstein“ (2009), „Paw-
     lenski – Der Mensch und die Macht“ (2016). Irene Lang-
     emanns Filme wurden mehrfach ausgezeichnet: 2001 mit
     dem „Certificate of Merit“ (für die Dokumentation „Russ-         33
     lands Wunderkinder“, 1999) beim San Francisco Internatio-
     nal Film Festival und 2007 mit dem „Standard-Publikums­
     jurypreis“ (für den Kinodokumentarfilm „Rubljovka. Straße
     zur Glückseligkeit“, 2008) auf der Viennale.

  Unterstützer für eine ‚kriminelle Bande‘ hält, die
  mit verbrecherischen Methoden Reichtum ange­
  häuft hat und das Volk verarmen lässt.
		 Der Film taucht in die Lebenswelten der Ju­
  gendlichen ein, zeigt Impressionen aus einer mit
  Stacheldraht umzäunten geschlossenen Stadt in
  Sibirien, aus dem impulsiven Moskau und einem
  muslimischen Dorf in Tatarstan. Das russische
  Bildungswesen wird in einem Polizeigymnasium
  oder bei der Ausbildung zum Koch sichtbar, die
  Methoden der Propaganda werden in einem Semi­
  nar für Journalistik-Studenten augenfällig.
		 Aus der Perspektive von Millenniumskindern,
  im Spannungsfeld von Privatem und Politischem,
  ist ein dichtes differenziertes Porträt der ‚Genera­
  tion-Putin‘ entstanden (Text: Lichtfilm GmbH).

→    Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele­
     fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
29. MAI BIS 12. NOVEMBER 2020

                         Ausstellung
                         „Hertha“ von Filip Raif und
                         Dr. Serafine Lindemann
                         Ausstellungsort: Haus des Deutschen Ostens,
                         Am Lilienberg 5, 81669 München.

                         Öffnungszeiten: Montag bis Freitag (werktags)
                         10.00 bis 20.00 Uhr
V e r ans t al t ungen

                         →      2020 feiert Hertha Lindemann ihren 100. Geburts­
                                tag. Sie ist 1920 auf dem Gut Kunzendorf in der
                                Altvaterregion in Mährisch-Schlesien, das heute
                                zu Tschechien gehört, auf die Welt gekommen. Die
                                Familie war mehrsprachig: In Herthas Elternhaus
                                war Deutsch ebenso zu hören wie Französisch;
 34
                                später lernte sie auf der Schule als weitere

                         Motiv „Winterliches Vergnügen“, aus: Hertha, Hamburg – Jeseník 2018, S. 21
­ prache Tschechisch. Nach dem Abitur ging Her­
  S
  tha nach Prag und nahm dort ein Studium an der
  Karls-Universität auf. Nach der Vertreibung 1945
  verschlug es sie zunächst nach Schweden, später
  nach Deutschland, wo sie sich in Hamburg nieder­
  ließ. Die Heimat gehörte jedoch für Hertha nie zur
  Vergangenheit: trotz ihres hohen Alters hat sie die
  Region Altvaterland wiederholt besucht und
  ­Kontakte zu ihren neuen tschechischen Bewoh­
   nern aufgenommen.
		 Filip Raif ließ sich von ihrer Geschichte zur

                                                                     V e r ans t al t ungen
   grafischen Novelle „Hertha“ inspirieren, die die
   Grundlage für die gleichnamige Grafikausstellung
   bildet. Herthas Tochter, die Projekt- und Ausstel­
   lungskuratorin Dr. Serafine Lindemann, wirkte bei
   dem Projekt mit. Die Zusammenarbeit zwischen
   Hertha und Serafine Lindemann und Filip Raif                       35
   entwickelte sich im Rahmen des deutsch-tsche­
   chischen Kunst-, Literatur- und Musikfestivals „Im
  Zentrum“/„V centru“ in der Region Altvaterland.
  2019 gestaltete Filip Raif zu Ehren von Hertha
  Lindemann einen Raum im Festival-Haus.

↪    Filip Raif
     ist ein tschechischer Grafiker und Plakatkünstler mit Sitz in
     Freiwaldau/Jeseník, in der Altvaterregion. Er absolvierte die
     Akademie für Kunst, Architektur und Design Prag. Filip Raif
     entwirft Buchillustrationen, Produkt- und Firmendesigns. In
     seinen individuellen Projekten setzte er sich wiederholt mit
     Sujets und Motiven aus der Geschichte der Altvaterregion
     auseinander. Raif ist Teilnehmer zahlreicher Ausstellungen in
     und außerhalb Tschechiens.
Begleitprogramm
                               D O N N E R S TA G , 1 2 . N O V E M B E R 2 0 2 0 , 1 5 . 0 0 U H R

                         Erzählcafé
                         Dr. Renate von Walter im Gespräch mit …
                         Dr. Serafine Lindemann
                         Eintritt: 5 Euro (inkl. Kaffee und 1 Stück Kuchen)
                         Ort: Gaststätte „Zum Alten Bezirksamt“ im HDO
V e r ans t al t ungen

                         ↪     Dr. Serafine Lindemann
                                                          ist selbstständige Kuratorin, Auto-
                                                          rin und Initiatorin diverser inter-
                                                          disziplinärer Projektreihen, der
                                                          Kunstplattform artcircolo und des
                                                          Vereins Pilotraum01. Seit 1989
 36
                                                          engagiert sie sich für ein interna­
                                                          tionales und experimentelles
                                                          Kunst-, Dialog- und Ausstellungs-
                                                          programm, vorwiegend mit den
                                                          Themenkomplexen Wasser, kultu-
                               relle Identitäten und gesellschaftliche Wandlungsprozesse.
                               2016 gründete sie zusammen mit Zdeňka Morávková das
                               deutsch-tschechische Kunst-, Literatur- und Musikfestival
                               „Im Zentrum“/„V centru“, das alljährlich in der Altvater­
                               region/Tschechien stattfindet.

                         →     Finissage der Ausstellung „Hertha“ von
                               Filip Raif und Dr. Serafine Lindemann

                         →     Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele­
                               fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
F R E I TA G , 9 . O K T O B E R 2 0 2 0 , 1 8 . 0 0 U H R

Vortrag
Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan
Referent: Bernd Jordan (Lassan)
Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5,
81669 München

→ Die pommersche Stadt Lassan gehört zu den
  kleinsten Städten Deutschlands – trotzdem hat der
  Ort eine reichhaltige Geschichte. Besonders die

                                                                                  V e r ans t al t ungen
  Güter in den heutigen Stadtteilen Vorwerk und
  Papendorf hatten in ihrer Vergangenheit klangvol­
  le Namen, die auf wichtige pommersche Familien
  hinwiesen. Dazu gehören zum Beispiel die von
  Quistorp und von Buggenhagen sowie die von
  Ramel und von Zitzewitz.                                                         37
		 In seinem Vortrag stellt Bernd Jordan diese
  Familien und ihre Güter und Herrenhäuser in und
  um Lassan vor. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf
  den Beziehungen pommerscher Adeliger zu pom­
  merschen und zur deutschen Geschichte.

↪     Bernd Jordan
                                 (geb. 1954 in Altentreptow) ist
                                 Vorsitzender der 1982 gegründe-
                                 ten Interessengemeinschaft Hei-
                                 matgeschichte Lassan e.V. und
                                 stellvertretender Vorsitzender der
                                 Gesellschaft für pommersche Ge-
                                 schichte, Altertumskunde und
                                 Kunst e.V. An der Ernst-Moritz-
                                 Arndt-Universität Greifswald ab-
      solvierte er ein Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch
      und Geschichte. Bernd Jordan lebt seit 1959 in Lassan und
      beschäftigt sich besonders mit der Lokal- und Regional­
      geschichte.

                                        Gesellschaft für pommersche Geschichte,
In Kooperation mit:                     Altertumskunde und Kunst e. V.

→     Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele­
      fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
F R E I TA G , 3 0 . O K T O B E R 2 0 2 0 , 1 8 . 0 0 U H R

                         Vortrag
                         Die große Pommernkarte Eilhard Lubins von
                         1618 – ein kartographisches Meisterwerk aus
                         der Ära der Bayerischen Landtafeln Philipp
                         Apians
                         Referent: Dr. Jürgen Hamel (Barth)
                         Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5,
                         81669 München
V e r ans t al t ungen

                         → Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts gab es ver­
                           stärkt Bemühungen zur kartographischen Darstel­
                           lung kleinerer und größerer Herrschaftsgebiete.
                           Sie stehen im Zusammenhang mit dem Aufbau
                           fürstlicher Wunderkammern. Himmels- und
 38                        Erdgloben brachten Himmel und Erde in die
                           fürstliche Studierstube, Landkarten fügten das
                           eigene Herrschaftsgebiet hinzu.
                         		 Bei den bayerischen Landtafeln Philipp Apians
                           (um 1568) sowie bei der etwa fünfzig Jahre später
                           erstellten großen Pommernkarte Eilhard Lubins
                           (1565–1621) handelt es sich um herausragende
                           Resultate dieser Bestrebungen.
                         		 Die Pommern-Karte des Rostocker Professors
                           Eilhard Lubin wurde 1618 im Auftrag des Pom­
                           merschen Herzogs Philipp II. erstellt.
                           Noch heute erstaunt die Präzision der
                           Wiedergabe der Städte, Dörfer, Flüsse
                           und Seen auf der 2,20 x 1,25 m gro­
                           ßen Karte. Doch die Karte ist auch ein
                           Kunstwerk mit Porträts der Fürsten
                           von Rügen und der Herzöge von
                           Pommern, erzählt zudem die Ge­
                           schichte Pommerns, zeigt kleine
                           Städtebilder und Wappen der adligen
                           Familien und nennt sogar die in
                           Pommerschen Gewässern lebenden
                           Fische. Sie ist ein oft kopiertes, doch
                           lange unerreichtes Meisterwerk der
                           Kartographie.
↪       Dr. Jürgen Hamel
                                  (geb. 1951 in Stralsund) arbeitete
                                  nach dem Studium der Philoso-
                                  phie und Geschichte in Leipzig an
                                  der Archenhold-Sternwarte in
                                  Berlin und promovierte mit einem
                                  Thema zur Frühgeschichte der
                                  Astrophysik. Des Weiteren wirkte
                                  er unter anderem an der Heraus-
                                  gabe der Gesammelten Werke
        von Kopernikus und Kepler mit. Jürgen Hamel ist Mitheraus-

                                                                       V e r ans t al t ungen
        geber der wissenschaftlichen Schriftenreihe „Acta Historica
        Astronomiae“, Chefredakteur der Zeitschrift „Astrono-
        mie+Raumfahrt im Unterricht“ und seit 2019 des Jahrbuchs
        „Baltische Studien“ der Gesellschaft für Pommersche Ge-
        schichte, Altertumskunde und Kunst.
                                                                        39

In Kooperation mit:

             Gesellschaft für pommersche Geschichte,
             Altertumskunde und Kunst e. V.

→    Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele­
     fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail

Große Lubinsche Karte, Eilhard Lubinus, 1618
D I E N S TA G , 8 . D E Z E M B E R 2 0 2 0 , 1 8 . 3 0 U H R

                         Filmsoirée
                         „Spiel des Schicksals“ (2019)
                         Referenten: Éva Hübsch (Novi Sad/Serbien) und
                         Ria Schneider (München)
                         Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5,
                         81669 München

                         → Eine Wohnung in der Innenstadt von Novi Sad/
                           Neusatz (Serbien), wird zum Ort, wo sich die Le­
V e r ans t al t ungen

                           benslinien zweier Familien der ehemaligen und
                           heutigen Bewohner dieser Stadt kreuzen. Trotz
                           ihres geografischen und zeitlichen Abstands ha­
                           ben sie sich ihre kostbaren Kindheitserinnerun­
                           gen bewahrt, auch wenn die einen Ende des Zwei­
 40                        ten Weltkriegs geflüchtet sind, während die ande­
                           ren, die daheim geblieben sind, als Donauschwa­
                           ben gebrandmarkt, viel Schlimmes erdulden
                           mussten. Von einst einer halben Million Donau­
                           schwaben in Jugoslawien sind nur einige Tausend
                           in ihrer Heimat geblieben. Viele von ihnen meinen
                           immer noch, dass sie es im deutschen Mutterland
                           leichter gehabt hätten. Wäre es tatsächlich so
                           gewesen?
                         		 Der Film zeigt die nach wie vor bestehende
                           Verbundenheit der Donauschwaben mit ihrer

                               Ria Schneider und Éva Hübsch / © Éva Hübsch, Media News
↪    Éva Hübsch
     entstammt der donauschwäbischen Minderheit im Banat
     und ist TV-Journalistin und Filmregisseurin. 1986–1992 war
     Hübsch als Journalistin des Fernsehens der Vojvodina tätig.
     Seit 1992 drehte sie im Auftrag von TV-Sendern aus Finn-
     land, den Niederlanden, der Schweiz und Ungarn. 2008 folg-
     te die Gründung einer eigenen Produktionsfirma „Media
     News“ (Novi Sad), die unter anderem 2010 den Film „Lost in
     History“ über das Schicksal zweier donauschwäbischen
     Frauen während des Zweiten Weltkrieges herausbrachte.
     Darüber hinaus ist Éva Hübsch mit zwei Sendungen im RTV-

                                                                   V e r ans t al t ungen
     TV Vojvodina vertreten.

  Heimatstadt Novi Sad, und wie es ihnen gelungen
  war, jahrhundertelang mit Nachbarn, die einer
  anderen Sprache, Religion und Kultur angehören,
  friedlich und respektvoll zusammen zu leben.                      41
  Aber auch die andere Seite der Geschichte wird
  sichtbar, nämlich das Schicksal derjenigen, die in
  alle Welt geflüchtet sind.
		 Der Film regt zum Nachdenken darüber an,
  ob die Donauschwaben, deren Vorfahren vor 300
  Jahren nach Südosteuropa gezogen sind im Be­
  streben, ein besseres Leben und eine neue Heimat
  in der Fremde zu finden, trotz der historischen
  Katastrophe des 20. Jahrhunderts noch eine
  ­Zukunft haben.

→    In Anwesenheit von Éva Hübsch und
     Ria Schneider, Zeitzeugin und Filmprotagonistin.

     In Kooperation mit:

→    Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 tele­
     fonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail
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