Dorfgrün gestalten Mehr Grün. Mehr Leben - Ratgeber dorfgerechte Grüngestaltung für Oberfranken - Walkersbrunn
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Gemeinsam für Sie und mit Ihnen Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen Abteilung Gartenbau 2
Inhaltsverzeichnis Dorfgrün gestalten – mehr Qualität und Lebensraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Dorfgrün – Teil der Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Grüne Freiräume im Dorf – ihre Bedeutung und Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Der Ortsrand – Auftakt und Abschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Der Straßenraum – die grünen Linien im Dorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Blühflächen im und um das Dorf – bunte Lebensräume für alle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Himmelwärts in Grün – Fassadenbegrünung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Gärten, Vorgärten, Hofräume – die grünen Paradiese im Dorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Öffentliche Plätze und Erholungsräume – besondere Orte für alle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Der Friedhof – lebendiger Ort des Gedenkens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Gehölze im Dorf – wertvolles grünes Erbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Grün mobil – flexible Lebendigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Wege im und um das Dorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Wilde Ecken – unscheinbare Schatzkammern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Zäune, Mauern und Beläge – Material macht Qualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Gutes Grün braucht gute Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Anhang, Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 3
Dorfgrün gestalten – mehr qualität und Lebensraum Oberfranken ist vielfältig. Jeder Landstrich ist von unterschiedlichen topografischen, die sich mit der Gestaltung der Dörfer klimatischen und kulturhistorischen Besonderheiten geprägt, die nicht nur die Land- beschäftigen. Sie veranschaulicht, wie schaften, sondern auch das Grün in den Dörfern und Siedlungen beeinflussen. sich trotz des allzeit und allerorten verfügbaren Angebotes eine Kultur Das Dorfgrün spricht eine ganz indi- Bezüge und die lokalen Bedingungen der Grüngestaltung erhalten und ent- viduelle Sprache, die sich aus den lo- machen so manche Begrünungsformen wickeln kann, die sich aus den dörfli- kalen Gegebenheiten entwickelt hat. nur an bestimmten Orten möglich. chen Besonderheiten speist. Denn das Obstkulturen, Land- und Waldwirt- macht das Dorfgrün weniger beliebig Die Broschüre DorfGrün Gestalten schaft oder intensiver Gartenbau ha- und weniger unverbindlich, sondern soll daher gute Beispiele unterschied- ben die Landschaft und die Ortsbilder vielmehr zum lebendigen Schatz der licher Begrünungsmöglichkeiten zei- und damit auch das Grün im Dorf mit Dörfer, der eine unverwechselbare gen, soll Leitfaden und Inspiration für ganz unterschiedlichen Eigenheiten Sprache spricht. Kommunen, Berater, Vereine, Initiati- geprägt. Denn die engen regionalen ven, einzelne Bürger und alle die sein, Dorfgrün bringt Leben und Farbe ... ... es macht das Dorf unverwechselbar ... ... und steckt voller Traditionen. 5
Grün verwandelt Dorfbilder verändern sich. So sind gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen und vor allem der Strukturwandel in der Landwirtschaft am Gesicht der Dörfer ablesbar. Die Grüngestaltung übernimmt heute zu- nehmend eine tragende Rolle dabei, das Ortsbild zu gestalten. Straßen und Plätze haben nicht mehr nur rein funk- tionale Aufgaben zu erfüllen, sondern werden zu Freiräumen, die das Bild des Dorfes neu prägen. Im Vergleich mit früheren Ansichten wird deutlich, wie sich das Dorfgrün verändert hat und wie kleinere und größere Grünmaßnahmen dazu beitra- gen, dass ein Ort lebendiger und damit auch als Wohnort attraktiver wird. Grün statt Asphalt schafft ein belebtes und freundliches Umfeld und gibt den Gebäuden einen passenden Rahmen. Wenn der Müllsammelplatz zum grünen Schmuckstück wird, gewinnt das gesamte Ortsbild. 6
Zur Gebäudesanierung kommt die passende Dorfbegrünung. Das gibt dem Straßenzug sein ortstypisches Bild. Mit dem Aufbrechen der Asphaltflächen entstanden ganz neue Raumwirkungen. Es reichen schon kleine Begrünungs- maßnahmen, um solche Plätze zu beleben. Mit mehr Raum für Grün werden Straßen- räume gleich viel attraktiver. Die Ortsdurchfahrt ist schmäler und grüner geworden. Das gibt dem Straßenraum neue Proportionen, in denen das Grün besser wahrgenommen wird. 7
Dorfgrün – Teil der Geschichte In fast jedem Ort gibt es besondere grüne Eigenheiten, die sich im Laufe der Jahrhun- war meist im vorderen Bereich der derte entwickelt haben. Sie sind die Schätze, die Geschichten erzählen und Dorfgrün Dreiseithöfe angelegt. Nach hinten unverwechselbar machen. zum Ortsrand hin schloss der Hofraum mit der Scheune ab, damit ergab sich Tanzlinden, Kräuteranbau, Obst- und Das Grün der Dörfer hat sich in frü- ein sogenannter „Scheunengürtel“ als Gemüsekulturen – viele lokale grüne herer Zeit nicht an Trends orientiert, Abschluss der Dorfbebauung. Diese Besonderheiten sind eng mit der Ge- sondern aus der geografischen Lage, Scheunenränder waren traditionell schichte und der Landschaft der Dörfer der Siedlungsgeschichte und den Nut- von Gras- oder Baumgärten umgür- verwoben und haben dort ihre Spuren zungsformen der Umgebung entwi- tet. Ende des 18. Jahrhunderts wurden hinterlassen. So erzählen zum Beispiel ckelt. Deshalb hat es im Fichtelgebirge daraus Obstgärten, die das Dorf vie- die Kirschbäume rund um Forchheim oder im Frankenwald auch ein anderes lerorts bis heute umkränzen und den von der großen Tradition des Obstan- Gesicht als in den Dörfern der Fränki- Übergang zur Landschaft bilden. baus in der Fränkischen Schweiz und schen Schweiz. im Kräuterdorf Nagel sind Wildkräuter Im Dorf selbst war für das Grün oft Die Dörfer reihen ihre Häuser giebel- nur an der Fassade der Häuser oder im ein bewahrter und geschützter Schatz ständig zu geschlossenen Fronten an Vorgarten Platz. Deshalb zeigen his- der Landschaft, der sogar zum Marken- der Straße entlang. Der Bauerngarten torische Bilder kaum bunt und grün zeichen des Ortes wurde. 8
gestaltete Straßenzüge, im Gegensatz -bach, wie zum Beispiel in Heidelheim zum Beispiel Eggolsheim im Landkreis zu heute, wo sie für mehr gestalteri- im Landkreis Wunsiedel. Diese inner- Forchheim. sche Qualität im Dorf sorgen sollen. dörflichen Freiräume sind heute der Auch Schlösser und Adelssitze haben Gärten entstanden dort, wo Platz dafür wertvolle grüne Dorfmittelpunkt mit ihre Spuren in der grünen Geschich- war, Bäume markierten und beschatte- hoher Aufenthaltsqualität, wo sich die te der Dörfer hinterlassen. Barock- ten wichtige Plätze, und die Dorfflora Dorfgemeinschaft unter großen Bäu- gärten, Landschaftsgärten, Kloster- am Wegrand wurde teilweise in der men trifft. gärten und Bürgerparks zeugen von Küche verarbeitet und spielte in der Die Obstgärten waren dagegen die historischer Gartenkunst und man- Volksmedizin eine Rolle. Abrundung des Dorfes mit maxima- cherorts ziehen sich Bau- und Grün- Besondere Raumverhältnisse haben ler Nutzungsmöglichkeit. Die Bäume strukturen mit Platzgestaltungen, aber auch besondere Grünstrukturen lieferten das Obst, die Wiese war Wei- Zufahrten, Alleen oder mächtigen Alt- geschaffen. Die Dörfer, die auf den de oder Grünland. Hier entstand ein bäumen bis ins Ortsbild hinein. Hochflächen des Frankenwaldes und Genpool an Obstsorten, die perfekt Wo die Schlossparks und -gärten des Fichtelgebirges als Rodungsinseln an die lokalen Standortverhältnisse öffentlich zugänglich sind, bieten sie entstanden sind, sind bis heute als angepasst waren und sind, und die wertvollen Erholungsraum für den Ort Rundanger-, Quellhufen- oder Waldhu- zu den wertvollsten Schätzen frän- und nicht selten sind sie ein überregi- fendörfer erkennbar. Dort gruppieren kischer Kulturlandschaften gehören. onal bedeutsamer touristischer Anzie- sich die Häuser um den baumgesäum- Manche Dörfer sind noch heute von hungspunkt. ten Dorfanger, oft mit Dorfteich oder einem Obstbaumgürtel umgeben, wie Tanzlinden haben eine einzigartige Tradition, Typisch oberfränkisch: Der Ortsrand geht mit Auch Schlösser und Schlossparks haben die in Oberfranken lebendig gehalten wird. Gärten und Obstwiesen in die Landschaft Einfluss auf die Grünstrukturen in den über. Dörfern genommen. 9
Historische Fotos und Luftbilder zei- Nutzbarkeit. Um dabei der Beliebigkeit gen, wie sich die Grünstrukturen im des überall verfügbaren Angebotes zu und um das Dorf herum entwickelt entgehen, hilft es, die pflanzlichen Be- haben. Dies offenbart oft so manchen sonderheiten im Dorf zu erkunden, die Verlust, aber vielmehr noch öffnet es sich aus der Nutzung, der Geschichte, einen anderen Blick auf die Räume und aus Traditionen, Bräuchen und den Be- auf die Funktionen im Dorf. Mit dem dingungen der Landschaft entwickelt Strukturwandel und gesellschaftlichen haben. Sie können Leitgedanken oder und wirtschaftlichen Veränderungen Inspirationen sein, nicht selten liefern in den Dörfern hat sich auch die Rolle solche historische Vorbilder gute Ide- des Grüns verändert und es erfüllt heu- en und Begründungen für neue Grün- te nicht nur funktionale, sondern wich- maßnahmen im Ort. In jedem Fall gilt tige gestalterische Aufgaben. Damit es, sie individuell ins Heute zu überset- rücken bei der Auswahl der Pflanzen zen und so den Charakter der Grünge- andere Kriterien in den Vordergrund staltung dorfgerecht und zeitgemäß als die bestmögliche Eignung oder zu entwickeln.
Die freigelegten Reste der ehemaligen Burg- anlage bewahren die Spuren der Geschichte in Tüschnitz, Landkreis Kronach. Wo einst ein Wasserschloss stand, ist heute eine wichtige Grünfläche für den Ort entstanden. Der Dorfanger in Steinbach an der Haide im Wie ein Gürtel liegen Streuobstwiesen rund Altes Kräuterwissen bleibt in Oberfranken Landkreis Kronach ist schon seit über 200 um oberfränkische Dörfer. Doch wo neue lebendig und wird in mehreren Kräuter- Jahren ein Gemeinschaftsgarten, an dem Siedlungsflächen entstehen, verschwinden gärten und Schulungszentren gezeigt und jede Familie im Dorf einen Anteil hat. diese traditionellen Strukturen oft gänzlich. weitergegeben. 11
Grüne Freiräume im Dorf – ihre Bedeutung und Funktionen Das Bild der Dörfer und ihrer Freiräume war lange Zeit von landwirtschaftlichen Funk- Doch die größte Herausforderung tionen geprägt. Doch heute sind Dörfer viel mehr. Sie sind Wohnorte, Erholungsorte, dürfte wohl darin liegen, daraus eine oft auch Standorte für Unternehmen. Die dörflichen Freiräume müssen also andere dorfgerechte Grüngestaltung abzu- Aufgaben erfüllen. leiten, die sich an den Anforderungen einer modernen Dorfgesellschaft ori- Freiräume erzählen viel von der Ge- schen Funktionen, Erholungsräume, entiert. schichte und den Traditionen eines Orte der Kommunikation und Begeg- Dorfes. Aber die Bleiche ist längst kein nung, sie tragen zur Ästhetik des Dor- Spiel- und Sportplätze, zugängliche Ort mehr für die große Wäsche und fes bei und sie bieten die Chance, das Bach- und Flussufer, Verzahnung mit auch der Dorfanger hat als Viehweide Bild des Dorfes zeitgemäß zu gestalten. der umgebenden Landschaft, zentrale ausgedient. Vielmehr übernehmen die Treffpunkte, landwirtschaftlicher Ver- Bei der Entwicklung der grünen Frei- kehr im Ort und – nicht zu vergessen – Freiräume im und um das Dorf herum flächen ist der Blick auf die historische Parkplätze, die sich in das Ortsbild ein- Aufgaben, die maßgeblich zur Wohn- Nutzung hilfreich, um ihre Bedeutung fügen, das sind die Forderungen, die qualität im Ort beitragen. Sie sind für das städtebauliche Raumkonzept Freiflächen in einem Dorf mit Wohn- Lebensräume mit wichtigen ökologi- zu bewahren. und Freizeitwert erfüllen müssen. 12
Freiräume im Dorf können prägend für das Grüne Räume und Flächen gliedern ganze Leben sein. das Dorf, sie betonen Besonderes, be- gleiten Wertvolles, verdecken manch- mal auch Unschönes und sie bieten Aufenthaltsqualität – kurz: Sie machen ein Dorf lebendig. Damit nicht genug. In der Grüngestaltung offenbart sich die Wertschätzung der ästhetischen und ökologischen Funktionen des Dorfgrüns. Sie zeigt die Bereitschaft der Dorfgemeinschaft, sich eine gute Gärten und Grünräume bergen den Arten- Gestaltung wertvoller Flächen zu leis- reichtum und die lokalen Besonderheiten der ten und sie zu pflegen. Dies erzählt Region. gleichzeitig viel davon, wie sich das Leben im Dorf anfühlt, wie die Ge- meinschaft funktioniert und welchen Stellenwert sie dem gemeinsamen Bemühen um das Ortsbild beimisst. Dorfgrün ist Aus- Die grünen Erholungsräume sind maßgeblich druck individueller für die Lebensqualität der gesamten Dorf- Kulturgeschichte gemeinschaft. Dorfgrün ist also mehr als die Gär- ten am Ortsrand oder die Linde in der Dorfmitte. Es ist Ausdruck der individuellen Kulturgeschichte und es macht ein Dorf in seiner Vielfalt nicht nur bunter, sondern als Wohnort noch attraktiver. Die Gestaltungswerkzeu- ge dafür sind zahlreich. Doch ob mit Dorfgrün ist auch Kulturgeschichte mit Gehölzen und Pflanzbeeten im öffent- enormer kommunikativer Kraft. lichen Raum, ob mit der Gestaltung von privaten Hofräumen, Gärten und Vorgärten oder in der Überleitung des Ortsrandes zur Landschaft – ein Strick- muster dafür gibt es nicht. Welches Instrument in welcher lokalen Aus- formung das passende ist, das ist die spannende Aufgabe. 13
Der OrtsRand – Auftakt und Abschluss Der Ortsrand ist der räumliche Abschluss des Dorfes, gleichzeitig auch Eingang und landschaftsgeschichte und sie tragen Willkommenstor. Er verzahnt das Dorf mit der umgebenden Landschaft und er ist der zur Verbreitung regionaler Produkte Punkt, an dem das erste Bild der Ortschaft bewusst wahrgenommen wird. bei. Unschlagbar sind sie als ökologisch wertvolle Naturräume, denn sie bieten Damit dieses Bild ein freundliches ist, thematische Verbindung zwischen über 5000 Tier- und Pflanzenarten verdienen die Ortsränder eine sorg- Dorf und Landschaft eingehen. Lebensraum. fältige Gestaltung mit grünen Be- gleitern. So entstehen weiche und Blühwiesen am Ortsrand sind wichti- Die Verbindung zur Landschaft ge Bausteine für die Artenvielfalt, die fließende Verzahnungen zwischen Bebauung und Landschaft. Ideal ist Wo Obstwiesen oder sogar Obstgürtel Dorf und Landschaft verbinden und eine Überleitung von den Ortsrän- rund um das Dorf zum Bild der ober- bestehende Biotopstrukturen in der dern in die Umgebung, die sich an den fränkischen Kulturlandschaft gehören, Umgebung vernetzen. Denn sie sind landschaftstypischen Strukturen wie sind sie wertvolle Strukturen am Orts- Nahrung, Nistplatz und Unterschlupf Obstbaumfeldern, Wiesen und Hecken rand mit gleich mehrfachem Nutzen. für unzählige heimische Tierarten. orientiert. Dafür gibt es verschiedene Sie runden den Siedlungsbereich har- Wichtig ist dabei, auf neu angesäten Gestaltungsmöglichkeiten, die je nach monisch ab, fördern mit lokalen Obst- Flächen gebietsheimisches Saatgut zu den lokalen Bedingungen eine enge sorten die Vielfalt fränkischer Kultur- verwenden. 14
Baumtore Der Ortseingang Baumtore bestehen aus großen Gehölzen, Ein grüner und blühender Ortseingang die links und rechts der Fahrbahn stehen und sorgt für ein freundliches und bewuss- den Straßenraum verengen. Sie markieren tes Ankommen im Dorf. Und nicht den Dorfeingang und sind die optische nur dafür. Gerade an vielbefahrenen Aufforderung an den Verkehr, die Geschwin- Ortsdurchfahrten soll ja auch deutlich digkeit zu drosseln. werden, dass ab hier andere Geschwin- digkeiten für den Verkehr gelten. Mar- kante Grünstrukturen wie Baumtore und -reihen unterstützen diese Wahr- nehmung. Auch sind Bäume gerade Baumreihen dort, wo bauliche Strukturen am Orts- Baumreihen lassen die Landschaft förmlich rand den Dorfeingang aufweichen, in das Dorf hineinfließen und verbinden den eine gute Maßnahme, den Auftakt Ortseingang mit der Umgebung als grünes deutlich zu markieren. Band. Baumreihen entlang der Ortsstraße schaffen einen harmonischen Über- gang zur Landschaft, beleben das Ge- samtbild und bieten eine großartige Gelegenheit, charakteristische oder lokal wichtige Baumarten im Dorf- und Blühflächen Landschaftsbild zu verankern. Dies nicht nur an der Hauptstraße, sondern Ein Anblick, der Mensch und Biene froh macht. Blühstreifen am Dorfeingang sind auch an Nebenstraßen, Rad- oder Wan- das Gegenprogramm zu unbelebten derwegen. Blühend, fruchtend und Straßenrändern und ein großer Gewinn herbstfärbend sind sie unverwechsel- für die Insektenvielfalt. Nicht nur die Imker bare Begleiter, die den Dorfeingang werden es danken. beleben. Die Begrünung am Ortseingang kann aber noch viel mehr. Denn sie ist tat- sächlich der erste Eindruck, die be- rühmte „Visitenkarte“, die das Dorf Streuobstwiesen nach außen zur Schau stellt. Wenn Viele oberfränkische Dörfer waren und sind Baumreihen, Blühstreifen und Pflanz- von Streuobstgürteln umgeben. Sie gliedern beete von außen bis in das Ortsinne- die Ortsränder und verzahnen sie sanft mit re hineinleiten, signalisieren sie ein der Landschaft. Als Hort der Vielfalt sind sie lebendiges, sympathisches Dorf, das unverzichtbar. Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen gleichermaßen wertschätzt. 15
Typisch Oberfranken: Obstwiesen gürtel, der Übergang in die Landschaft war fließend. Heute lösen sich diese Der Obstbau hat seit Jahrhunderten Strukturen mehr und mehr auf, den- Tradition in Oberfranken, besonders noch sind diese Verzahnungen von in- in den Landkreisen Bamberg und nen nach außen wichtige ökologische Forchheim spielt er bis heute eine wirt- Elemente für das Zusammenspiel von schaftliche Rolle. Lange Zeit sicherte Dorf und Landschaft. Denn Streuobst- der Obstbau die Versorgung der Men- wiesen sind Horte der Artenvielfalt, schen, im 18. Jahrhundert schrieb so- von und mit ihr leben Insekten, Vögel gar eine Verordnung vor, dass jeder und Säugetiere und sie bergen einen Haushalt mindestens zwei Obstbäume enormen Pflanzenreichtum. Nicht zu- zu pflanzen und zu bewirtschaften letzt erhalten sie den Genpool regio- habe. Ungenutzte Gemeindeflächen naler Obstsorten. Deshalb ist es umso mussten mit Obstgehölzen bestückt wichtiger, die Streuobstwiesen als Ab- werden. So schlossen sich rund um die rundung des Ortes und als fließenden Dörfer Oberfrankens einst Obstwiesen, Übergang zur Landschaft zu erhalten. Obstäcker und -haine zu einem Grün-
Ortsränder sind wichtige Puffer zwischen der Bebauung und der Landschaft und sie vernetzen das Innen und Außen des Dorfes. Typisch oberfränkische Ortsränder sind von einem Riegel aus Scheunen umschlossen. Baumwiesen leiten in die Landschaft über. Artenreiche Blühstreifen sind für Insekten Die Obstbaumblüte ist für Insekten eine der Streuobstwiesen haben Mehrfachnutzen: überlebensnotwendig. Außerdem sind sie ersten und wichtigen Nahrungsquellen im Sie liefern Obst und Heu, sind von höchstem Bindeglieder zur Vernetzung von Biotopen. Frühjahr. ökologischen Nutzen und einfach wunder- schön. 17
Der Straßenraum ist die Visitenkarte des Ortes. Das fordert Schmuckstücke statt Begleitgrün. 18
Der StraSSenraum – die grünen Linien im Dorf Grün macht das Straßenbild lebendiger. Die Dorfstraße ist heute weniger Kommunikationsraum als vielmehr Verkehrsfläche. Ihre gestalterische Funktion für das Dorf ist daher umso größer. Dabei offenbaren Straßenräume, Dorfplätze und Dorfanger den Stellenwert des Grüns im Ort und be- stimmen die Aufenthaltsqualität der dörflichen Freiräume. Dorfstraßen sind die Leitlinien im Ort, Was das Gesamtbild schließlich rund die die Struktur des Dorfes nachzeich- macht, ist das Zusammenspiel, der nen. In ihrem Verlauf und ihrer Di- „grüne Faden“, der sich durch die mension prägen sie das Ortsbild und Dorfstraßen zieht. Denn zum Stra- eröffnen mit all ihren Aufweitungen, ßenraum gehören Haupt- und Ne- Verengungen und Kurven laufend benstraßen, kleine Gassen, Plätze, neue Perspektiven. Fassaden und Vorgärten gleicherma- ßen. Dieser Faden ist das Konzept, Gestalterisch muss der Straßenraum das den Bezug zur Landschaft oder zu Zeitzeugen in Grün erzählen Dorfgeschichte. die große Aufgabe erfüllen, dem Ort lokalen pflanzlichen Besonderheiten ein ihm passendes Gesicht zu geben. aufnimmt. In Oberfranken sind das Doch auch Dorfstraßen sind heute zu- neben Streuobstwiesen oft auch be- nächst Verkehrsraum und Parkfläche, sondere Gehölze wie Walnussbäume, sie müssen den Ort also in vielerlei Hin- Linden, Spalierbirnen oder auch be- sicht erschließen. Sie bieten damit aber stimmte Kräuter, Wein oder Rosen. Sie auch die Chance, prägende Grünstruk- erzählen Kulturlandschaftsgeschichte turen zu etablieren, die ihre Funktion und mit der entsprechenden Sorten- begleiten und gleichzeitig ein echter wahl, die mit den Verhältnissen im Gewinn für das Ortsbild sind. Denn Straßenraum zurechtkommt, wird das eine von Grün belebte Ortsdurchfahrt Ortsbild unverwechselbar. spiegelt eine ganz andere Stimmung im Dorf wider als eine Straße, deren Bepflanzungen eher Verlegenheitslö- sungen sind. Großzügige Pflanzflächen zaubern attraktive und lebendige Bilder ins Dorf. 19
Viele Gestaltungsmöglichkeiten Pflanzbeete Für die Gestaltung der dörflichen Stra- Pflanzbeete sind die gestalterische ßenräume steht eine reiche Auswahl an Kür, sie sind die Schmuckstücke, die Möglichkeiten zur Verfügung: den Straßenraum erst so richtig freundlich machen. Deshalb brauchen Bäume und Baumreihen sie handfeste und fachlich qualifizierte Konzepte, die Attraktivität, Langlebig- Große Gehölze gliedern den Straßen- keit und ein handhabbares Maß an raum und die Parkflächen, sie sorgen Pflege sichern. für vertikale Strukturen und setzen Blick- und Orientierungspunkte. Als Je mehr Platz die Beete bekommen, Zugabe schaffen sie jahreszeitlich desto besser, das steigert die gesamte wechselnde Bilder, wenn sie blühen, Wirkung der Pflanzung auf das Dorf- fruchten oder die Laubfarbe wechseln. bild. Noch besser wird es, wenn sich eine Handschrift im Pflanzkonzept Einzelbäume oder Baumgruppen set- durchzieht. Das kann ein Farbthema zen grüne Ausrufezeichen in den Stra- sein, vielleicht taucht auch eine cha- Ein stattlicher Baum ist prägend für den ßenraum. Baumreihen zeichnen den rakteristische Pflanze des Ortes immer gesamten Straßenraum und macht ihn Verlauf der Dorfstraße nach und bre- wieder auf oder die Pflanzung wird mit unverwechselbar. chen den unbelebten Charakter der Wildstauden zum Insektenmagneten. Bebauung auf. Unterpflanzungen Vorgärten Eine Unterpflanzung der Gehölze, z.B. Vorgärten bieten als halböffentliche mit Stauden, setzt zusätzliche Akzente Bereiche großes Potential. Sie sind das und hält parkende Autos zumindest Gesicht zur Straße, die grünen Extras einigermaßen auf Abstand. Nebenbei im Straßenraum, die mit einer dorf- entstehen noch schöne Blütenaspekte, typischen Gestaltung viel zum Wesen die den Straßenraum auf der unteren des Ortsbildes beitragen. Blickebene beleben. Die Wirkung der Vorgärten ist deshalb Unser Tipp: nicht zu unterschätzen, denn das Engagement der Anlieger bei der Bei der Auswahl der passenden Ge- Gestaltung kann für das Straßenbild hölzart sind zunächst die Standort- entscheidend sein. verhältnisse als auch die Proportion im Eine gute, dorfgerechte Gartenkultur Straßenraum ausschlaggebend. Eine kann daher gut gelingen, wenn Ge- vielbefahrene Ortsdurchfahrt muss meinden oder Vereine bestimmte Baumreihen zeichnen grüne Strukturen zuverlässig das Lichtraumprofil für Pflanzen oder Kulturformen fördern, in den Ort und schaffen Plätze mit hoher große Fahrzeuge freihalten, deshalb sind Beratungen anbieten und Anreize Aufenthaltsqualität. hier meist Gehölze mit kompakten Kro- schaffen, den Vorgarten nicht zur nen die Favoriten. Kieswüste zu machen. 20
Manchmal sind es die einfachen Dinge, die Staudenpflanzungen sind langlebig und Pflanzstreifen schaffen einen weichen besondere Plätze schaffen. Der Sitzplatz relativ pflegeleicht. Zudem bieten sie für Übergang zwischen Privatflächen und vor dem bunten Zaun macht das Ortsbild jeden Standort die passenden Gestaltungs- Straßenraum. sympathisch. möglichkeiten. Zwischen privat und öffentlich wird der Grenzenlose Vorgärten mit Außenwirkung Pflanzbeete müssen nicht immer sein: Auch Übergang mit Pflanzflächen fließend. beleben das Straßenbild. wilde Kräuter bereichern die dörfliche Flora. 21
Unschlagbar im Straßenraum: Stauden Pflanzflächen im Straßenraum müssen einiges aushalten. Hitze, Trockenheit und Schatten genauso wie Streusalz, Hunde und Fahrspuren. Zum Glück erlaubt die große Welt der Stauden für fast jeden Standort eine Auswahl an mehrjährigen Pflanzen, die davon un- beeindruckt zauberhafte Blütenbilder in das Dorf malen. Mit einem eigenen dorftypischen Thema bekommen die Pflanzflächen einen engen Bezug zum Ort. Wo zum Beispiel der Kräuteranbau eine Rolle spielt, können Duft-, Heil- und Würzkräuter ein Leitgedanke für die Pflanzkonzeption sein, mit der die Besonderheit der Kulturlandschaft im Dorf sichtbar ist. In jedem Fall ist eine sorgfältige Zu- sammenstellung der Stauden erfor- derlich, die auf die Standortverhältnis- se und die Umgebung abgestimmt ist, und die vom Frühjahr bis zum Herbst immer wieder neue Blütenhöhepunkte setzt. Das sichert auch einen planbaren Pflegeaufwand, denn weder Bauhof noch Anlieger dürfen damit überfor- dert werden. Bewährte Kombinationen bieten Stauden- mischungen, wie sie von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim (LWG) entwickelt wurden. Zum bekannten „Silbersommer“ haben sich noch weitere Mischungen für sonnige, halb- Stauden liefern zu jeder Jahreszeit attraktive Hier wächst nichts, gibt‘s nicht. Mit der rich- schattige und schattige Standorte aus Stau- Bilder. Außerdem sind sie wertvolle Lebens- tigen Staude am passenden Standort lassen den, Gräsern und Zwiebelblumen gesellt, mit räume für Insekten und Kleintiere. sich qualitätvolle Lebensräume gestalten. unterschiedlichen Schwerpunkten in Farb- konzept, Struktur oder Höhe. Im Anhang sind Links zu den Listen der LWG aufgeführt. 22
Stauden für sonnige Standorte Eine Pflanzung lebt von der Dynamik. Und die entsteht durch schöne Farb- kombinationen und verschiedene Höhen der Stauden. Neben Rosen und Lavendel fügen sich viele altbekannte Stauden in das dörfliche Umfeld ein. Von links nach rechts: Perlkörbchen (Anaphalis triplinervis), Aster (Aster novae- angliae), Sonnenhut (Rudbeckia fulgida), Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea), Knautie (Knautia macedonica), Lein (Linum perenne). Stauden für halbschattige Standorte Vor Mauern, Hauswänden, Hecken oder Gehölzen herrschen andere Licht- verhältnisse als im vollsonnigen Be- reich. Trotzdem ist das Blütenangebot vom Frühjahr bis zum Herbst attraktiv. Von links nach rechts: Herbstanemone (Anemone japonica), Christrose / Lenzrose (Helleborus x orientalis), Purpurglöckchen (Heuchera micrantha), Pfingstrose (Paeonia x lactiflora ‚White Wings‘), Kerzenknöterich (Bistorta amplexicaulis), Kaukasus-Storch- schnabel (Geranium renardii). Stauden für schattige Standorte Schattige Beete sind etwas für Spezi- alisten unter den Stauden. Das Farb- angebot der Blüten ist zwar begrenzt, es dominieren aber helle, strahlende Töne mit starker Leuchtkraft und es punkten vor allem die Blattstrukturen. Von links nach rechts: Funkie (Hosta-Hybriden), Frühlings-Anemone (Anemone blanda), Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macro- phylla), Akelei (Aquilegia vulgaris), Elfenblume (Epimedium ‚Frohnleiten‘), Waldglockenblume (Campanula latifolia var. macrantha). 23
Blühflächen im und um das Dorf – bunte Lebensräume für alle Sie bringen sirrende, summende und fröhlich bunte Lebensräume in das Dorf, sind ein Damit sind sie eine echte Alternative Gewinn für die Artenvielfalt und das Gegenmittel zum Einheitsgrün. Denn Blühflä- zu Rasenflächen, noch dazu fordern chen wechseln laufend ihr Kleid, es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Außerdem sie im Vergleich nur einen Bruchteil an schaffen sie einen charmant fließenden Übergang zwischen Ort und Landschaft. Aufwand. Für Bienen, Schmetterlinge und viele extensive Maßnahmen. Was noch dazu Die Saatgutmischungen dafür sind ar- andere Insekten und Tierarten sind ar- kommt: Sie signalisieren gleichzeitig tenreich und können je nach Standort- tenreiche Blühflächen oder auch Blüh- schon im Umfeld des Dorfes, dass die voraussetzungen im Dorf angepasst streifen eine wahre Festwiese. Weil sie Vielfalt von Flora und Fauna einen werden. Damit die heimische Insek- vom Frühjahr bis zum Herbst außer- hohen Stellenwert im Ort genießt. tenwelt bestmöglich davon profitiert, dem laufend neue Blütenbilder zeigen, ist regionales Saatgut die beste Wahl. Eine charmante Lösung sind Blüh- Denn dieses enthält Pflanzenarten aus sind sie auch optisch eine willkomme- streifen mit insektenfreundlichen der jeweiligen Gegend, mit denen die ne Bereicherung des Ortsbildes. Mischungen. Sie bringen eine bunte Insekten auch etwas anfangen kön- Für die Förderung der Insektenwelt sind Leichtigkeit, ökologische Vielfalt und nen, und die mit den Standortverhält- solche Blütenstreifen einfache, pflege- dorfgerechte Pflanzen in das Ortsbild. nissen gut zurechtkommen. 24
Regionale Saatgutmischungen sind auf die Standortverhältnisse der Gegend abge- stimmt. In der mehrjährigen Blühfläche am Ortsrand werden jährlich andere Pflanzen die Oberhand gewinnen. Gerade mehrjährige Mischungen ma- chen es spannend, denn laufend be- stimmen andere Blüten das Bild. Die mehrjährigen Saatgutmischungen verändern aber nicht nur von Monat zu Monat, sondern auch jährlich ihr Gesicht. Manche Blüten, die das Bild im ersten Jahr bestimmt haben, ver- schwinden ganz, dafür übernehmen andere das Regiment. Diese Dynamik gehört zum natürlichen Prozess und fördert die Vielfalt. Doch ganz gleich, ob größere Wiesenflächen angesät, schmale Streifen zum „impfen“ be- nachbarter Flächen eingebracht wer- den, oder Blühinseln im Dorf entste- Die Verbindung zwischen öffentlichem und Blüten statt Rasen: Die Blühmischungen hen – jede Fläche zählt und verbindet privatem Raum wird mit Blühstreifen zum geben dem Straßenraum ein überaus Lebensraum für Insekten. freundliches Ansehen. sich zu einem Netz an wertvollen Le- bensräumen. 25
Fassadengrün wirkt temperatur- ausgleichend, bindet CO 2 und erhöht die Luftfeuchtigkeit. 26
Himmelwärts in Grün – Fassadenbegrünung Kletterrosen sind eine charmante Begrüßung. Wo in den Dörfern wenig Freiraum für Begrünungen bleibt, erobern pflanzliche Klet- terkünstler luftige Höhen. Das bringt Farbe und Lebendigkeit in Straßen und Gassen. Schmale Gassen, Häuserfronten, die Fachwerk- oder Schieferfassaden mit direkt an den Straßenraum anschließen kleinteiligen Details ist aber weniger und nur wenige Freiflächen vor dem oft mehr. Sie vertragen, wenn über- Haus machen es in vielen fränkischen haupt, eine deutlich zurückhaltendere Dörfern nicht gerade einfach, beleben- Begrünung, die ihren Besonderheiten des Grün in den Ort zu bringen. Des- keine Konkurrenz macht. halb sind Fassadenbegrünungen eine Klassiker wie Rosen und Clematis sind gute Lösung. Sie beanspruchen nur die häufigen und auch in raueren wenig Pflanzfläche, zaubern aber ma- Lagen passenden Begleiter. Sie entfal- ximale Schmuckwirkung in den Raum. ten eine enorme Wirkung auf den ge- Selbst größte Kletterkünstler kommen Weinreben unterstreichen den Charakter samten Straßenraum, besonders dann, mit kleinsten Öffnungen im Belag aus. der Fassade. wenn sie gleich mehrere Fassaden in Dafür brauchen sie lediglich genügend der Straße zieren. Substrat in der Tiefe und ein Rankge- rüst, das ihren Klettereigenschaften Spalierobst hat Tradition in vielen entspricht. oberfränkischen Dörfern, dafür gibt es unterschiedliche Erziehungsformen, Fassadenbegrünungen setzen Akzente die grafische Muster an die Fassade im Straßenraum, sie betonen die Glie- zeichnen. derung der Hausfront oder beleben weniger attraktive Wände. Schlichte Noch dazu belebt eine grüne Fassade Fronten oder funktionale Nebenge- sogar mehr als nur das Ortsbild. Vögel bäude werden durch ein grünes oder nisten gerne im dichten Grün und fin- buntes Kleid oft zu richtigen Schmuck- den dort viele Insekten, die auf ihrem stücken. Für aufwändig gestaltete Speisezettel stehen. Auch Klettergerüste sind Teil der Fassaden- gestaltung. 27
Birnenspaliere gehören zu den traditionellen Fassadenbegrünungen in Oberfranken. Wilder Wein malt idyllische Bilder – ganz Federleicht wirkt die Rose an der Fassade, Das leuchtende Grün nimmt der dunklen ohne Aufstiegshilfe. Doch er braucht immer ganz besonders, weil die Farbe auf die Schieferfassade die Schwere und verbindet wieder Zähmung, sonst erobert er Ritzen und Eingangstür abgestimmt ist. sie mit der Umgebung. Regenrinnen. Ein regelmäßiger Rückschnitt ist unerlässlich. 28
Clematis, wie die Waldreben genannt werden, gibt es in einer riesigen Sorten- vielfalt. Einfache Blütenformen fügen sich besonders gut in die dörflichen Szenerien und gelten auch in Gegenden mit rauerem Klima als relativ robust. Von Efeu begrüßt: Solange der immergrüne Der Wilde Wein bricht die scharfe Kante des Wo es schattig bleibt, übernehmen Kletter- Selbstkletterer im Zaum gehalten wird, Gebäudes und verbindet die Materialien der hortensien die blumige Flankierung der eignet er sich auch als Eingangsrahmen. Fassade. Allerdings darf er sich nicht unter Fassade. die Schiefervertäfelung ausbreiten. 29
Hopfen ist eine mehrjährige Staude, die sich im Winter zurückzieht und im Frühjahr wieder austreibt. Dann erobern die Triebe schnell wieder luftige Höhen. Dafür brauchen sie meist nur eine einfache Drahtkonstruktion als Rankhilfe. Unser Tipp: Kletterpflanzen, die an Gerüsten oder Drahtseilen emporwachsen, kommen mit der Fassade nicht in Berührung und hinterlassen deshalb auch keinerlei Rückstände an der Wand. Sie klettern ausschließlich am Gerüst entlang und können bei Bedarf mitsamt der Kon- struktion einfach wieder entfernt werden. Klettergerüste sind ein zusätzliches Fassaden- Mit dem entsprechenden Klettergerüst lassen Pfeifenwinden wachsen säulenartig nach element. Umso wichtiger ist es, sie sorgfältig sich Rosen und andere Kletterer so formen, oben und eignen sich bestens zum Betonen in der Materialwahl und der Proportion wie es dem Anlass entspricht. einzelner Elemente. Schattenverträglich sind darauf abzustimmen. sie auch noch. 30
Ideal für die Fassadenbegrünung: Echter Wein Sonne Ranker, je nach Erzie- Schlinger oder Ranker Vitis vinifera hungsform bis 10 m hoch Die meisten Kletterpflanzen brauchen ein Gerüst, das sie in luftige Höhen begleitet. Deshalb muss es dem Klet- terverhalten der Pflanze entsprechen. Schlinger wie Hopfen oder Geißblatt Hopfen Sonne bis Einjähriger Schlinger, winden sich mit ihren Trieben um das Humulus lupulus Halbschatten extrem schnellwüchsig, bis zu 12 m hoch Klettergerüst herum. Das gelingt ih- nen am besten an Konstruktionen, die senkrecht an der Fassade verlaufen. Ranker wie Weinreben oder Clema- tis bilden dagegen extra Ranktriebe Spalierbirne Sonne Braucht Rankhilfe und aus, die sie korkenzieherartig um das sorgfältige Erziehungs- form, geeignete Sorten Gerüst wickeln. Deshalb brauchen sie wählen zusätzliche Querverbindungen in der Kletterhilfe. Die schätzen übrigens auch Kletterrosen, die als Spreizklimmer ihre Triebe gerne im Gerüst einhaken. Clematis, Italie- Halbschatten Ranker, bis 5 m hoch, nische Waldrebe weniger krankheits- Clematis viticella anfällig als großblumige Clematis Wichtig: Die Klettergerüste brauchen 10 bis 15 cm Abstand von der Fassade und müssen so stabil dimensioniert Geißblatt, Sonne bis Schlinger, je nach Art sein, dass sie das Gewicht der Pflan- Jelängerjelieber Halbschatten und Sorte 3 bis 6 m ze tragen können. Insgesamt prägen Lonicera hoch, attraktive, duften- Holzkonstruktionen und aufwändige de Blüten Metallgerüste das Fassadenbild stär- ker, Konstruktionen aus Stahlseil blei- ben dagegen etwas unauffälliger. Kletterrose Sonne Spreizklimmer, braucht Selbstklimmer wie Efeu oder Wilder Rosa spec., stabiles Gerüst, große Wein kommen dagegen ganz ohne z.B. ‚Sympathie‘, Vielfalt an Farben und Hilfe nach oben, denn sie halten sich ‚Santana‘ und viele Blütenformen, bis 3 m mit Haftwurzeln oder -scheiben fest. andere Sorten hoch, Rambler-Rosen bis 10 m Doch Vorsicht: Sie überziehen zwar in kürzester Zeit große Flächen, machen Wilder Wein Sonne bis Selbstklimmer, 10 bis aber auch vor Regenrinnen, Dachfirs- Parthenocissus Halbschatten/ 15 m hoch, orange- bis ten und Fensteröffnungen nicht Halt. quinquefolia oder Schatten scharlachrote Herbst- Deshalb eignen sie sich nur für wirklich P. tricuspidata färbung intakte Mauern oder Wände, wo sie sich auch gut zügeln lassen. 31
Gärten machen glücklich. Und das Dorf schön. 32
Gärten, Vorgärten, Hofräume – die grünen Paradiese im Dorf Gärten geben dem Dorf ein Gesicht, ganz gleich ob im Ortskern, am Rand oder in den Wenn sie dabei die Materialien und Siedlungsräumen. Sie sind bunte Hotspots, sowohl für das gesamte Dorfbild als auch gartenkulturellen Schätze ihrer Region für die ökologische Vielfalt im Ort. bergen, dann sichern sie das grüne Erbe des Dorfes, das den Bedürfnissen Doch Gärten im Dorf sind heute zuneh- Doch bleiben damit dorftypische Ma- heutiger Gartenbesitzer gerecht wird. mend Erholungsraum. Nicht überall terialien, pflanzliche Besonderheiten behalten die Nutzgartenstrukturen am und nicht zuletzt kostbares Gärtner- Schließlich ist das Leben im Dorf meist Ortsrand ihre Selbstverständlichkeit, wissen auf der Strecke. Die Gärten im mit dem Wunsch nach Individualität, denn auch im ländlichen Raum orien- Dorf aber sind die Schatzkammern, gesunder Ernährung und einem grü- tieren sich die Gärten ganz stark am mehr noch, sie sind die grünen Salons, nen Umfeld verbunden. Wo, wenn Zauberwort „pflegeleicht“. Das macht in denen regionale Gartenkultur aus- nicht im eigenen Garten könnte das es zwar einfach, die Gestaltung der getauscht und weitergetragen wird. Angebot dafür besser sein? Mit Blick Hausgärten dem landauf landab verfüg- Deshalb dürfen und sollen sie auch auf die Besonderheiten der Umge- baren und – ja – auch austauschbaren den Stempel ihrer Zeit und ihrer Gärt- bung wird daraus ein Gewinn für das Angebot von der Stange anzupassen. ner tragen. gesamte Dorfbild. Gärten verbinden Menschen. Vorgärten sind das Bindeglied ins Dorfgrün. Die Artenvielfalt gewinnt durch die Gärten. 33
Doch was prägt die Gartenkultur einer offenbaren sogar noch die typischen Region, eines Dorfes? Auch hier ist der Materialien der Landschaft. Blick in die Kulturlandschaft, in die His- Gärten im Dorf bedeuten aber nicht torie oder auch in das örtliche Brauch- nur bauerngartenähnliche Strukturen. tum hilfreich. Nicht selten finden sich Moderne Gartengestaltungen mit einer hier Ankerpunkte, die es wert sind, dar- schlichten und klaren Formensprache aus dorftypische pflanzliche Besonder- fügen sich genauso und zeitgemäß in heiten abzuleiten. Besondere Gehölze das Dorfbild ein, wenn Material- und in der Flur? Traditioneller Heilkräuter- Pflanzenauswahl die Sprache der lo- anbau auf den Feldern? Ein Botaniker kalen Gartenkultur sprechen. Ganz all- in der Dorfgeschichte? Daran lässt sich gemein gewinnen die Gärten im Dorf anknüpfen, besonders, wenn Kommu- schon damit: Weniger (giftige) Thuja, nen oder Vereine sich des Themas an- dafür mehr (lecker essbare) Wildge- nehmen und gezielt fördern. hölze, weniger Bambus, dafür mehr Dazu kommt die Verbindung mit der Stauden und Sommerblumen und we- regionalen Baukultur. Ortstypische, niger der doch nicht so pflegeleichten Gute Pflanzkonzepte, schlichte, wertige wertige Gestaltungselemente in gu- Rasenflächen und dafür mehr blüten- Baumaterialien und Gartenräume, die zum ter handwerklicher Qualität machen reiche, insektenfreundliche Wiesen- Rückzug einladen – da bleibt jeder gerne im Hof und Garten unverwechselbar und mischungen. Grünen sitzen. Eine große Vielfalt an Stauden im Garten Von wegen Bauerngarten. Auch der ländliche Strikte Trennung von Nutz- und Ziergarten sorgt für dauerhafte Blütenbilder vom Garten hat einen Anspruch auf moderne war gestern. Heute ist das Gemüse Teil der Frühling bis in den Herbst. Gartenkultur, die sich mit einer qualitätvollen Gestaltung. Das garantiert außerdem einen Gestaltung in die Umgebung einfügt. kurzen Weg zum Grill. 34
Wasser ist auch im Garten ein großes Thema, Teiche und Wasserläufe sind beliebte Gestaltungselemente. Doch gerade im niederschlagsarmen Fran- ken ist die Regenwassernutzung von enormer Bedeutung, um den Garten umweltgerecht, ressourcenschonend und wirtschaftlich bestellen zu kön- nen. Brunnen, Zisternen oder Ver- sickerungsmulden sind da eine gute Lösung. Wo das nicht möglich ist, bleibt zumindest die gute alte Regen- tonne als Wasserspeicher, um Trocken- perioden überbrücken zu können. Gartenteiche sind Biotope, die Lebensraum Wasser im Garten ist nicht nur zum Gießen Wasser ist kostbar, erst recht in regenarmen für Tiere und Pflanzen bieten und damit wichtig. Sogar mit einem Mini-Teich entste- Gebieten. Wassersammler spielen deshalb den Speisezettel vieler Vögel und Insekten hen wertvolle Lebensräume für Pflanzen und wichtige Rollen – auch gestalterisch. bereichern. Tiere. 35
Nutzgärten Wo sich größere Nutzgartenstrukturen an den Ortsrändern auflösen, ver- schwindet auch Wissen und Erfahrung. Doch das zunehmende Interesse an gesunder Ernährung und lokalen Gemüsesorten macht den Hausgarten zu einem idealen Botschafter für die Selbstversorgung. Zwar stehen Gemü- se- und Obstgärten bei neuen Bauvor- haben im Siedlungsbereich nicht im- mer oben auf der Wunschliste für die Gartennutzung. Doch vielerorts tragen Gartenbauvereine und lokale Initiati- ven viel dazu bei, dem Nutzgarten wie- der zu einem guten Image zu verhelfen Die dörflichen Nutzgärten sind Schatzkam- Nutzbeete sind nicht nur funktional. Sie und ihn als wertvollen Pluspunkt für mern der Vielfalt. Hier haben sich Gemüse- können auch strukturgebende Aufgaben das Leben im Dorf zu begreifen. und Obstsorten erhalten, die perfekt an die erfüllen und die Gestaltung des Gartens auf lokalen Standortverhältnisse angepasst sind. besondere Weise prägen. Die traditionellen Pflanzen aus dem Bauern- Nutzgärten sind Grünstrukturen für den Ort. In vielen Dörfer schließen Nutzgärten den garten gehören zum Nutzgarten dazu. Denn Wo sie sich auflösen, können dennoch wert- Siedlungsbereich ab und leiten fließend in sie übernehmen auch ökologische Funktionen volle Blühflächen entstehen. die Landschaft über. als Pollen- und Nektarspender für Insekten. 36
Mehr Blüten, mehr Insekten. Je unterschied- Ein Gartenteich ist ein Biotop, das Lebens- Küchen- und Wildkräuter sind für Mensch licher die Lebensräume im Garten sind, desto raum für Tiere und Pflanzen bietet. Vögel und und Tier gleichermaßen wertvoll. Insekten besser für Biene, Hummel und Co. Insekten können sich hier nach Herzenslust wissen ein paar wilde Ecken im Garten sehr bedienen. zu schätzen. Insektenfreundliche Gärten Gärten sind Lebensräume und je viel- fältiger sie sind, desto größer ist die Artenvielfalt. Heimische Insekten und Kleintiere finden in einem reich struk- turierten Garten mit standorttypischen Pflanzen genau die Nahrung und Nist- plätze, die sie brauchen. Eine möglichst große Vielfalt an Stauden, Sommer- blumen, Zwiebelblumen, Obst- und Wildgehölzen mit unterschiedlichen Blütezeiten sichert nämlich das Ange- bot an Pollen und Nektar vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst. Ganz wich- tig: Nur ungefüllte Blütenformen sind für Insekten nutzbar. Gefüllte Blüten Besser ungefüllt, dann ist der kostbare Bunt und vielfältig und ein möglichst haben keine Staubblätter und damit Blüteninhalt auch für Insekten nutzbar. pausenloses Blütenangebot, solche Gärten auch keine Pollen im Angebot. Und in fördern die Artenvielfalt. den dichten Blütenblättern kommen Insekten kaum an den Nektar heran. 37
Vorgärten Ob klein oder groß, ob handtuchschmal am Straßenrand oder großer Auftakt zum Haus – Vorgärten sind ein unver- zichtbarer Teil des Ortsbildes. Jeder einzelne trägt dazu bei, das Dorf ein bisschen grüner und blühender zu machen und jeder einzelne gibt ein wenig von seinen Besitzern preis. Denn eine sorgfältige Pflanzenauswahl und die Verwendung wertiger Materialien zeugt auch von hoher Wertschätzung und Verbundenheit für das eigene Dorf. Der Vorgarten wird damit zu einem grünen Geschenk an den Ort, das für Lebendigkeit sorgt. Kies und grober Schotter erreichen so eine an- sprechende Wirkung nie. Vorgärten sind mehr als nur Garnitur. Sie ver- Je offener der Vorgarten in den Straßenraum Ein fast fließender Übergang macht den binden privaten und öffentlichen Raum und ragt, desto größer ist die Wirkung auf das Vorgarten zum Teil des Dorfgrüns, besonders sind die grüne Klammer für das Straßenbild. gesamte Ortsbild. mit einem durchgehenden Farbkonzept. 38
Hofräume Neue Nutzungsformen von landwirt- schaftlichen Anwesen bieten die Chan- ce, auch den Hofraum zu überdenken. Traditionelle Bauweisen und Materi- alien sind meist gute Vorbilder dafür, die Gestaltung modern zu übersetzen und weiterzuführen. Eine Gliederung, die den Rhythmus und die Struktur der Gebäude aufnimmt, schafft har- monische und einladende Flächen. Wenn dann noch versiegelte Bereiche aufgebrochen werden, entstehen ganz neue Qualitäten der Hofräume, die den Wohnwert und das Dorfbild gleicher- maßen aufwerten. Pflanzbeete und ein Hofbaum – schon werden So wenig Versiegelung wie möglich, dann große, offene Flächen zu angenehmen gewinnen Hofräume auch schon mit wenig Räumen. Grünstruktur. Manchmal braucht es nicht viel, um die Qualitätvolle Materialien und unterschiedliche Die wenigen Pflanzflächen und die vertikalen Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Ein Sitzplatz Höhenstaffelungen bringen Dynamik in das Strukturen mit Kletterpflanzen genügen im Grünen ist fast schon ein Garant dafür. Gesamtbild. schon, um den Hofraum zu beleben. 39
Kräutergärten und Pfarrgärten anderen Dörfern betreiben Obst- und Gartenbauvereine öffentliche Kräuter- In Oberfranken wird die Tradition der und Lehrgärten. Diese Kräutervielfalt Kräutergärten sorgfältig gepflegt. Im ist vielerorts ein Ansatz für eine indivi- „Kräuterdorf“ Nagel hat sich ein gan- duelle Gartenkultur. zer Ort dem Thema verschrieben, dort gibt es sogar ein Schulungzentrum für Auch Pfarrgärten gelten als Schatz- Kräuterkundige. In Teuschnitz hat es kammern der Gartenkultur. Sie waren sich die Arnika-Akademie zur Aufga- zunächst die Lebensgrundlage für den be gemacht, jahrhundertealtes Wissen Pfarrhaushalt. Weil sich viele Pfarrer über Kräuter zu sammeln und weiter- und Pastoren einst intensiv mit Bota- zugeben. Mehr noch: Der wertvolle nik, Pflanzenzüchtung und Veredelung Wissensschatz verknüpft sich dort mit beschäftigt haben und sowohl Wissen aktuellen wissenschaftlichen Erkennt- als auch Pflanzenmaterial mit ihren nissen, um ihn auch für Naturmedizin, Kollegen tauschten, sind in so man- Kosmetik und Kulinarik zu nutzen. chem Pfarrgarten neue Apfel-, Birnen- oder Rosensorten entstanden, die von In Himmelkron, Langenstadt, Neudros- dort aus in die Gärten der Umgebung Pfarrgärten waren einst Experimentierraum senfeld, Mannsgereuth, Höchstädt, für Neuzüchtungen. In Trunstadt im Land- gelangten. kreis Bamberg ist der Pfarrgarten heute noch Weißenstadt, Schmölz und einigen erhalten. Der Kräutergarten in Teuschnitz, Landkreis In Neudrossenfeld im Landkreis Kulmbach Der Kräutergarten Langenstadt im Landkreis Kronach, verknüpft den Anbau und die orientiert sich die Gestaltung des Kräuter- Kulmbach präsentiert siebzig Pflanzen der Wissenvermittlung über Kräuter mit moder- gartens an der klassischen Beetaufteilung Klostergärten. ner Landschaftsarchitektur. der Klostergärten. 40
Bürgerengagement macht so manches Vereinsgärten oder Gemeinschaftsgärten Wo Ideenreichtum und die Kreativität Dorfgrün möglich, wenn alle mit anpacken. bieten auch Erfahrungsaustausch und sprießen, profitiert das gesamte Dorfgrün. Begegnungsräume. Gemeinschaftsgärten Ein Stück besonderer Gartenkultur hat sich Steinbach an der Haide im Land- kreis Kronach bewahrt. Dort hat fast jede Familie einen Anteil am großen Gemeinschaftsgarten mitten im Ort – und das schon seit Jahrhunderten. Das macht aus dem Dorf einen blühenden Bauerngarten, in dem alles wachsen darf, was den Steinbachern gefällt und schmeckt. Dieses großflächige Dorfgrün belebt das gesamte Ortsbild. Mehr noch: Das gemeinschaftliche Gärtnern ist fest im Dorfleben veran- kert und hat einen großen Anteil an der Lebensqualität für Jung und Alt in dem kleinen Dorf. Leerstehende Häu- ser kennt man in Steinbach nicht, das Dorfgrün scheint einen erheblichen Anteil daran zu haben. 41
Öffentliche Plätze und Erholungsräume – Besondere Orte für alle Dorfplätze sind wichtige Orte für die Dorfgemeinschaft. Einst waren sie das Kommu- Damit die öffentlichen Plätze auch tat- nikationszentrum mit vielen Funktionen. Heute spielt der Dorfplatz als Freiraum, als sächlich genutzte Räume sind, müs- Treffpunkt und als Ort für Veranstaltungen und Feste eine wichtige räumliche, gestal- sen sie einige Grundvoraussetzungen terische und nach wie vor soziale Rolle. erfüllen. Funktionale Festplätze, an denen die Kirchweih und all die wich- Nicht nur der zentrale Dorfplatz macht viel dazu beitragen, dass sich Jung und tigen Feierlichkeiten im Dorf stattfin- die Qualität der öffentlichen Räume Alt gerne dort aufhalten und Leben im den, brauchen Platz. Trotzdem verdie- aus, oft sind es die kleinen Plätze, die Dorf sichtbar machen. nen sie eine gute Gestaltung, die große sich aus der baulichen Struktur oder gliedernde Gehölze nicht als Hinder- Vielerorts sind mit Unterstützung aus Gewohnheiten heraus zum Treff- nis, sondern als Bereicherung für die der Dorferneuerung und der Städte- punkt für bestimmte Nutzergruppen Umgebung auch außerhalb der Feste bauförderung neue Dorfplätze und entwickelt haben. Senioren, Familien versteht. Der Charme des dörflichen Erholungsräume entstanden. Bei die- mit Kindern, Jugendliche – sie alle be- Lebens lässt sich aber oft am besten an sen Verfahren entwickeln die Bürger vorzugen unterschiedliche Orte. Ein den vielen kleineren öffentlichen Plät- gemeinsam Ideen und Konzepte und Dorf, das Freiräume in guter gestalte- zen genießen. Das können der Spiel- bringen sich in die Umsetzung ein. rischer Qualität anbietet, kann damit 42
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