SPITALBAUTEN UND IHRE ZUKUNFT - BEI PWC SCHWEIZ
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www.pwc.ch/gesundheitswesen Spitalbauten und ihre Zukunft Gesundheitsinstitutionen der Zukunft sind attraktiv, effizient und individuell. Dafür setzen sie den Menschen in den Mittelpunkt. Kantonsspital Olten, Eingangshalle, Itten+Brechbühl AG ©Hanspeter Bärtschi, Spiegel bei Bern
2 Spitalbauten und ihre Zukunft Einleitung Liebe Leserin, lieber Leser 1. Geschichte der Spitalbauten4 Spitäler sind das Herzstück unseres Gesundheits- wesens. Sie stehen am Anfang und häufig auch am 2. Geschichte der Typologien 5 Ende des Lebens. Und sie stellen die Patientenbe- 3. Das aktuelle Verständnis der Spitalimmobilie6 handlung ins Zentrum ihrer Bemühungen. Dabei bilden die Spitalimmobilien die Hülle ums Kernge- 4. Angebot und Infrastruktur8 schäft. Dieses entwickelt sich im Einklang mit dem 5. Arealentwicklung9 technologischen Fortschritt rasant weiter. Und die Spitalimmobilie? Welche Hülle braucht das Spital 6. Bedarfsplanung für 2020 – mit Bauten für 205010 der Zukunft? Wie viel Spitalbau braucht es über- haupt? Wie wird das Spital im digitalen Zeitalter 7. Paradigmen und Schwerpunkte der Planung11 aussehen? Und welches Spital will der Patient? 8. Standardisierung vs. Personalisierung11 Mit dem vorliegenden Thesenpapier gehen wir diesen und ähnlichen Fragen auf den Grund. Dazu 9. Von den Besten lernen11 werfen wir einen Blick zurück in die Geschichte 10. Patient ist König12 der Spitalbauten – und in die Zukunft. Aus diesen beiden Perspektiven fassen wir zusammen, was 11. Digital denken, eine neue Mentalität13 das Spital der Zukunft ausmacht und wie es seine 12. Das digitale Spital14 Investitionen darauf ausrichtet. 13. BIM (Building Information Modeling)15 Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. 14. Das Spital als Shop-in-Shop-Konzept16 Christian Elsener 15. Beschaffungsformen16 elsener+partner ag 16. Patientenzimmertypologien17 Beat Gafner IttenBrechbühl, Mitglied der Geschäftsleitung 17. Wettbewerbsvorteile18 Kurt Ritz 18. Projektplan als Basis für die Gesamtsicht18 Partner, PwC Schweiz, Leiter Deals 19. Wie sieht das Spital im Jahr 2050 aus?21 Jost Kutter IttenBrechbühl, Mitglied Standortleitung Bern 20. Die Autoren22 21. Kontakte bei PwC22
«Core-Hospital» Krankenhauskonzept für die Zukunft Ideen-Wettbewerb 1. Preis 2004 Architekten Generalplaner: Itten+Brechbühl AG; Venhoeven CS; BM Baumanagers
4 Spitalbauten und ihre Zukunft 1. Geschichte der Spitalbauten «Im 18. Jahrhundert vollzog sich endgültig entwickelt. Dessen Anlagesystem aus Gedanken der Effizienz und orientierten der Bruch zwischen dem noch aus dem mehreren isolierten Baukörpern ermöglichte sich an der Industrie. In diesen Komplexen Mittelalter stammenden Verständnis von eine Differenzierung der verschiedenen wurden Krankheiten mit neuesten Fürsorge als Barmherzigkeit und der Funktionen sowie die hygienische Verbesse- Technologien behandelt. So entstand die modernen Idee von Fürsorge und Wohlfahrt. rung durch erhöhte Belüftung.» Krankenhaustypologie im Zeitgeist der Dies geschah durch die Einführung des Moderne. Roberto Masiero, Professor für Fürsorgeanspruchs: Die Wohlfahrt verlor Architekturgeschichte Heute nimmt sich der Staat zurück und ihren religiösen Wert und wurde zu einer gibt nur noch die Rahmenbedingungen sozialen Staatspflicht. In den folgenden Jahrzehnten erstellte der vor. Krankenkassen sind zu Gesundheits- Staat bezahlte, effiziente, sozialistische Gerade in dieser Zeit wurde das Krankenhaus kassen geworden. Spitäler werden in Gesundheitskomplexe auf abgeschlossenen institutionalisiert und die spezifische meist alten, über Generationen gewachsenen Arealen. Sie waren geprägt vom Bauwerktypologie des Pavillonsystems Bauten betrieben. Privatklinik Linde, Biel Nordanbau, Itten+Brechbühl AG
Spitalbauten und ihre Zukunft 5 2. Geschichte der Typologien Die ersten Spitäler standen in mittel- Bauboom der 70er- und zu Beginn der geführt werden. Diese Zusammenlegung alterlichen Städten, häufig an Klöster 80er-Jahre breiteten sich die meisten entspricht dem Anspruch des Patienten, angeschlossen. Mit der Schleifung der Spitäler an ihren Standorten aus, sodass die schnell, effizient und so nah wie möglich Befestigungsanlagen und der Entwicklung Flächenreserven massiv schrumpften. von einem Spezialisten behandelt zu des Pavillontypus wurden sie ausserhalb der werden. Anlaufstellen für Notfälle werden An dieser Stelle ein kurzer Exkurs in weitere Kernstadt errichtet. Ab der Belle Époque heute tendenziell an Verkehrsknoten Teile der Gesundheitsinfrastruktur: Bis ins (1884 bis zum Ausbruch des Ersten Welt- verlegt. Damit findet eine Zentralisierung 19. Jahrhundert kam der Hausarzt mit der krieges) wurden die Pavillons oft durch bei gleichzeitiger Dezentralisierung statt. Kutsche ins Haus. Mit der wachsenden prunkvolle klassizistische Anlagen am Mobilität der Bevölkerung und der Speziali- In der Schweiz realisieren die Spitäler ihre selben Standort oder am Stadtrand ersetzt. sierung der Ärzte änderte sich das. Die geplanten Investitionen auf ihrem ange- Noch heute stehen Spitäler auf solchen Patienten gingen immer öfter zum Arzt mit stammten Spitalareal. Standortkonzentra- Arealen. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts Praxis, der einen Teil der Untersuchungen tionen von mehreren Spitälern an einem wurden Neuanlagen auf Basis von Master- in seinen eigenen Räumlichkeiten vornahm. neuen Standort oder der Umzug eines plänen an den Stadträndern entwickelt. Auf Spitals an einen anderen Ort sind hier den oft grosszügigen Territorien erschienen In jüngster Zeit sind zahlreiche Praxisge- –Riviera Chablais ausgenommen – für die effiziente Breitfusstypen mit markanten meinschaften, Gesundheitshäuser und nächsten Jahre nicht vorgesehen: Die alten Hochpunkten als Symbol für den Wandel Kompetenzzentren entstanden, die oft von Standorte bleiben die neuen. von Technik und Medizin. Seit dem grossen Ärzten oder spitalnahen Organisationen
6 Spitalbauten und ihre Zukunft 3. Das aktuelle Verständnis der Spitalimmobilie In einem Spital wird gewohnt, gearbeitet, Eine Gesundheitsinstitution integriert selbstbestimmter Konsument und darf gelitten, bewirtet, empfangen, geliebt, also verschiedene Strukturen und bedient seine Dienstleistungen frei aussuchen. geboren, operiert, relaxt, gestorben, sich dazu architektonischer Mittel. Zum Entsprechend sollten Planer darüber gebetet und eingekauft. Beispiel wird die Eingangshalle zur Lobby, nachdenken, wie sie Umfelder schaffen, der Wartebereich zur Lounge, das Betten- die solchen persönlichen Ansprüchen Ein Spital setzt sich heute aus verschiede- zimmer zum Hotelzimmer, der Gebärsaal gerecht werden. Die Gesellschaft weiss nen Gebäudetypologien zusammen – ist zum Wohnzimmer oder der Behandlungs- Dienstleistungen zu differenzieren; sie ist also ein Hybrid. Damit lässt es sich mit raum zum Sitzungszimmer. Und die Büros es gewohnt, dass unterschiedliche einem Stadtteil vergleichen, der aus sind als Kommunikationsplattformen Dienstleistungen unterschiedlich viel Marktplatz, Kirche, Arbeitsstätten, Hotels gestaltet. Auf diese Weise erhalten sowohl kosten. Mit ihren detaillierten Angebots- und Wohnorten besteht. Wenn wir eine Patienten als auch Mitarbeiter eine neue katalogen fördern die Krankenkassen Gesundheitsinstitution zu einem alltäglichen Form der Wertschätzung. dieses Denken. Das Spital wiederum muss und vertrauten Ort machen wollen, angemessen darauf reagieren – auch müssen wir auch die Haupt- und Neben- Durch die Integration alltäglicher Umge- infrastrukturell. bedeutungen dieser Orte übernehmen. bungen in die Spitallandschaft entstehen Vertrauen und Wohlbehagen fördern die poetische, individuell gestaltbare Orte. Genesung und Rehabilitation des Die Identifikation der Nutzer fördert Menschen. deren Vertrauen. Der Patient gilt als Ortho Clinic Hirslanden
Spitalbauten und ihre Zukunft 7 Klinik Linde Biel, Neues Bettenzimmer, Empfang Radiologie, Itten+Brechbühl AG © Alexander Jaquemet, Erlach BE
8 Spitalbauten und ihre Zukunft 4. Angebot und Infrastruktur Da der Wandel unaufhaltsam voranschreitet, (Stichwort Verdichtung), den zahllosen Raumdisposition mehr Potenzial. klaffen die Ansprüche an das Angebot partizipativen Prozessen und den Rechten Vor diesem Hintergrund und im Hinblick und die Möglichkeiten der Infrastruktur der Nachbarn. auf die moderne Technik müssen Planer oft auseinander. Wo sich neue Angebots- Planen und bauen dauert immer länger. und Architekten neue, atmosphärisch felder eröffnen, werden diese meist in Denn es braucht Fingerspitzengefühl und wertige Raumstrukturen schaffen, die bestehende Infrastrukturen eingepasst, Ausdauer, diese Kräfte zu steuern. Daher sich flexibel ausfüllen lassen. Die Erkenntnis überlagern bestehende Prozesse und empfehlen sich flexible, langfristig der «Trennung der Systeme» setzt sich nun entwickeln sich damit von Anfang an um ausgelegte Strukturen mit einem hohen auch im Spitalbau durch. Neue Gebäude das Bestehende herum. Allzu oft fehlt der Gebrauchswert. Auch hier lohnt sich ein sollen die hoch komplexen Raumsequenzen Mut für einen Befreiungsschlag. Alles Blick zurück. Optimierte Bauten im eines Spitals abbilden. Das eröffnet die wächst – und die Infrastruktur sperrt. Denken der 70er-Jahre mit Schottenstruk- Möglichkeit, ältere Häuser funktional In einem urbanen Umfeld kann das Spital turen, geringen Raumhöhen und grauem «abzuwerten» und dadurch länger zu nur noch gegen innen verdichten oder Inneren sind heute Sanierungs- oder nutzen. So lässt sich zum Beispiel ein sich durch Ersatzneubauten Raum Abbruchobjekte. Die Anfang des 20. Operationssaal zu einem ambulanten verschaffen. So wird die Entwicklung der Jahrhunderts bis in die 50er-Jahre Zentrum oder eine Bettenstation zu Infrastruktur zu einem zähen, langatmigen entstandenen Bauten aus dem sogenannten einem Arztdienstzimmer umfunktionieren. Prozess, zusätzlich gebremst von den Historismus hingegen bieten dank ihrer Ansprüchen des Raumkonzepts Schweiz breiten Akzeptanz und der grosszügigen Intensiv-, Notfall- und Operationszentrum (INO) Inselspital, Bern, Doppelkorridor, Itten+Brechbühl AG © Sandra Stampfli, Bern
Spitalbauten und ihre Zukunft 9 5. Arealentwicklung Traditionelle Spitalareale leben oft mit Kantone war, müssen nun die Spitäler Dienstleistungen den notwendigen Hypotheken aus den 70er-Jahren und mit übernehmen. Doch Immobilien sind nicht Spielraum verschaffen. In den letzten unflexiblen Strukturen. Durch das neue deren Kerngeschäft und binden viel Jahren haben diverse Spitäler separate Spitalgesetz und den nachfolgenden Kapital. Zudem erfordert die Bewirtschaf- Standorte eröffnet und betreiben diese als Eigentümerwechsel wird auch bei den tung eigenes Wissen. Hier treten mehr Anlaufstelle für Notfälle. Der City-Notfall Spitalinfrastrukturen ein Wandel deutlich. Anbieter auf, die das Feld der Errichtung in Bern hat diese Entwicklung schon früh Viele Objekte weisen einen tiefen Restwert und Bewirtschaftung besetzen. angestossen. und einen entsprechend hohen Investitions- Spitalareale sind gewachsene Konglomerate, bedarf auf, den die neuen Eigentümer in denen neben Kernprozessen auch viele abbauen müssen. In der Schweiz steht im Zusatzdienstleistungen angeboten Bereich der Gesundheitsbauten ein werden. Ein Spital kann sich oft nur durch Investitionsvolumen von über 20 Mrd. die Loslösung von diesen nicht zwingend Franken an. Was früher Aufgabe der auf dem Areal zu verordnenden Intensiv-, Notfall- und Operationszentrum (INO) Inselspital, Bern, Itten+Brechbühl AG © Sandra Stampfli, Bern
10 Spitalbauten und ihre Zukunft 6. Bedarfsplanung für 2020 – mit Bauten für 2050 Die nachfragegesteuerten Anpassungen lichkeit wird zum Schlüsselparameter. bereits umgesetzt. Die Konzentration auf der Spitalinfrastrukturen wurden in den das Kerngeschäft und die Optimierung Trotz der vielen Unmutsbekundungen zur letzten 40 Jahren weitgehend durch betrieblicher Abläufe standen ganz oben Ökonomisierung des Gesundheitswesens räumliche Rahmenbedingungen ist diese Entwicklung nicht neu. Sie trifft auf der Massnahmenliste von Unterneh- beschränkt. Spitäler haben Rochadeflächen die Branche aufgrund des stark regulierten mensstrategien. Bei den gewachsenen auf ihrem Areal verbaut oder die dritte Umfelds lediglich mit einer gewissen Strukturen der meisten Spitalareale sind Dimension ausgereizt. Durch das neue Verzögerung. Als sich die Gesundheits- solche Ansätze objektiv betrachtet nur Krankenversicherungsgesetz (KVG), branche zu Beginn des letzten Jahrzehnts durch strukturelle Anpassungen möglich, wachsende Defizite, die nachfolgenden noch gegen die anstehenden Reformen zu sprich durch Neubauten. Budgetrestriktionen und Ausgabenbremsen wehren versuchte oder diese schlichtweg werden finanzielle Rahmenbedingungen ignorierte, haben unzählige Konzerne in bei der Planung grösserer Investitions- der Privatwirtschaft bereits strukturelle projekte immer wichtiger: Die Wirtschaft- Veränderungen angepackt oder diese Bis Anfang 20. Jahrhundert ist Im 20. Jahrhundert wird das Im 20. Jahrhundert wird das das Spital Teil der Kernstadt. neue Spital auf das Areal einer Core Hospital/Health Campus an Stadtweiterung verlegt, und den Stadtrand oder an einen gut das bestehende Areal anders erschlossenen Ort verlagert, und genutzt. gleichzeitig entstehen Portale an Verkehrsknotenpunkten und in dicht besiedelten Agglomerationen.
Spitalbauten und ihre Zukunft 11 7. Paradigmen und Schwerpunkte der Planung Analog zu den (privat-)wirtschaftlichen Entflechtung und Bereinigung der Dabei reicht das Spektrum von einer Entwicklungen gibt es in der strategischen Funktionalitäten ist meist unumgänglich. Externalisierung des Unterhalts über die Spitalplanung zwei Grundparadigmen: Zusammenarbeit mit anderen Anbietern Diese Tatsache gibt einen idealen Anstoss, Betrieb und Infrastruktur auf das Kernge- sich mit der Konzentration auf das bis hin zu einem Rückbau der Funktions- schäft reduzieren und die nötigen Flächen Kerngeschäft auseinanderzusetzen. flächen. Allen Strategien gemeinsam sind effizient und wirtschaftlich nutzen. Das Letzteres resultiert aus der strategischen die Entflechtung der Funktionsflächen historisch gewachsene Konglomerat (Neu-)Ausrichtung des Leistungsangebots. und die Effizienzgewinne durch eine unterschiedlicher Funktionen und Alle für das Kerngeschäft nicht notwendigen Konzentration auf die für die Kernprozesse Flächen beeinflusst die wirtschaftliche und kritischen Angebote eignen sich für notwendigen betriebskritischen Flächen Führung des Betriebs stark. Eine örtliche und funktionale Auslagerungen. und Nutzungsarten. 8. Standardisierung vs. Personalisierung Eine Standardisierung kann die Effizienz heissen, dass keine ansprechende Architektur Gesundheitsexperten Verbesserungen für steigern. Sie betrifft alle Phasen des mehr möglich ist; sie ist nicht mit Platten- die Patienten. Standardisierung geschieht Lebenszyklus von Spitalimmobilien: von bauten gleichzusetzen. Im medizinischen also bei unterstützenden Leistungen, den Betriebsprozessen über die Beschaffung Kerngeschäft hingegen zeigt sich ein Personalisierung in der Medizin. bis zur Realisierung und zum Betrieb. starker Trend zur Personalisierung. Von Standardisierung muss dabei nicht der personalisierten Medizin erwarten 9. Von den Besten lernen Die Funktionsflächen eines Spitals haben, Energieversorgung, Wäscherei, Logistik und Konzepte mit vielseitigen Angeboten, bis auf den engeren Kreis der betriebsnot- und andere Dienstleistungen finden sich die auf dem Markt etabliert sind und wendigen Flächen, viele Ähnlichkeiten zahlreiche Akteure, die diese Funktionen folglich auch für die Gesundheitsbranche mit bewährten Nutzungstypen von laufend optimieren und gegenüber reinen passen. Diese Anbieter warten nur darauf, Solitärbauten. Als Beispiel lässt sich hier Supportfunktionen entsprechende ihr Wissen in die Investitionsvorhaben das Patientenhotel aufführen, das sich am Effizienzvorteile vorweisen. von Spitälern einzubringen. Dabei kann Sternesystem anlehnt und so die Abgren- es sich lohnen, herkömmliche Beschaf- Für diverse Leistungsangebote bestehen zung von (Halb-)Privat- und Allgemein- fungsmodelle zu überdenken. bereits heute hoch spezialisierte Anbieter versicherten vollzieht. Auch für Catering,
12 Spitalbauten und ihre Zukunft 10. Patient ist König Natürlich bauen Planer und Architekten Werte. Zukünftige Patienten erwarten, medizinischen Leistungen im Wettbe- Spitäler für die Patienten. Diese sollen so dass sich auch der Spitalbau daran werb, sondern auch bei der Attraktivität rasch wie möglich behandelt werden und orientiert. Darum soll die Hülle des der Infrastrukturanlagen, die den Aufent- genesen. Die Frage bleibt, was der Patient Spitals dessen Kerngeschäft bestmöglich halt des Patienten so angenehm wie vom Spital erwartet – heute und übermor- unterstützen. möglich gestalten sollen. gen. Die Gesellschaft individualisiert sich Patienten erwarten kurze Wege, unkom- Neue Spitalanlagen sollten konsequent zunehmend in allen Lebenslagen. Das gilt plizierte Prozesse, die Wahrung ihrer aus der Sicht des (liegenden, sitzenden, auch für den Spitalaufenthalt. Der Patient Intimsphäre, mehr Mitbestimmung bei stehenden, wachen und schlafenden) der Zukunft erwartet, dass sein Spitalauf- der Entscheidungsfindung, Transparenz Patienten geplant und realisiert werden. enthalt so weit als möglich dem Umfeld und vorbehaltlosen Zugang zu den Aus der liegenden Perspektive rücken seines Alltags entspricht. Er will auch im eigenen Daten. Der Patient im Spital der andere Elemente in den Fokus als aus Spital selbstbestimmt bleiben. Zukunft ist besser informiert und will Sicht des stehenden Besuchers. Ein So liegt also sicherlich nicht falsch, wer mitentscheiden. Schon heute suchen 41 % weitsichtiger Planer nimmt mit seinem bereits in der Planung eines Spitals die der Patienten im Internet nach Informa- Beitrag vorweg, was der Patient im Spital Haupteinflussfaktoren identifiziert und in tionen als Grundlage für ihre Meinungs- der Zukunft sieht und erlebt. Mit dem seine Überlegungen einbezieht. Viele bildung bei der Spital- und Ärztewahl . Investitionsentscheid legen die Spitalver- Faktoren sind vom Patienten geprägt. Dieser Trend wird sich verstärken und ist antwortlichen auch die zukünftigen Dazu gehört die demografisch bedingte gerade für die jüngere Generation selbst- Erfolgsrechnungen im Bereich Infrastruk- Entwicklung der Spitalkunden (Sprache, verständlich. Demnach müssen auch die tur und Betrieb weitgehend fest. Kultur, Religion, Alter) genauso wie die Spitäler Rankings stellen («Tripadvisor» für Veränderung der gesellschaftlichen Spitäler). So stehen sie nicht nur bei den 9 «Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2013.», PwC, 2014
Spitalbauten und ihre Zukunft 13 11. Digital denken, eine neue Mentalität Die Digitalisierung macht auch vor den Ebenso steuert die digitale Welt die bedeutet nicht nur iPad statt PC, und nicht Spitaltüren nicht halt, sie betrifft jeden Flächennachfrage oder die Raumanforde- die modernen medizinischen Instrumente denkbaren Aspekt. Die digitale Transfor- rungen in Menge und Ausprägung. treiben sie voran. Und vor allem beschränkt mation beschreibt die Veränderungen auf Getrieben wird der digitale Wandel von sie sich nicht auf die IT-Abteilung. Sie dem Weg zum digitalen Spital. Die der Unternehmensentwicklung. Noch ist betrifft die Denkweise und ist damit eine digitale Welt wirkt sich auf sämtliche sein Einfluss auf den Alltag weit geringer, strategische Aufgabe der Spitalleitung. Bereiche des Spitals aus, sei es in der als er in Zukunft sein wird. Spitäler Leider kennt die heutige Spitalwelt den Bereitstellung und im Betrieb der Infra- beschäftigen heute kaum Fachleute, die Chief Digital Officer (CDO) noch kaum struktur mit Hilfe von Building Information sich mit der strategischen Vorbereitung als Funktion. Modeling (BIM) oder in der Abwicklung auf das digitale Spital auf Unternehmen- des Kerngeschäfts. sebene befassen. Die Digitalisierung 1 H+ Spital- und Klinik-Barometer, Juli 2015
14 Spitalbauten und ihre Zukunft 12. Das digitale Spital Das digitale Spital kann ein deutlich -steuerung ausgehen. Für die Planung zusammengefasst oder – im Extremfall kleineres Patienten- und Besucherauf- wird es entscheidend sein, das digitale – ins Ausland verlagert werden. kommen auf dem Areal aufweisen. Denn Spital akribisch durchzudenken und Die Digitalisierung kann in den nächsten gewisse Patienten müssen nicht mehr ins genügend Flexibilität dafür in der Gebäu- Jahren durchaus dazu beitragen, dass die Spital kommen, zum Beispiel für Überwa- destruktur vorzusehen. Denn das digitale Spitäler unterschiedlich schnell unter- chungsaufgaben (remote monitoring). Spital wird andere Raumbedürfnisse wegs sind. Entscheidend wird sein, wer Man spricht von Off-site-Patienten. Die haben als das analoge. Ein Teil des wie schnell reagiert, wer am schnellsten Digitalisierung kann so das Geschäftsmodell medizinischen Personals wird mit agiert, wer sich auf die digitale Welt eines Spitals komplett umkrempeln, wie Patienten keinen physischen Kontakt einlässt und sich auf dem digitalen das unzählige Beispiele aus anderen mehr haben. Die Arbeitsplätze dafür Spitalmarkt behauptet. Verantwortungs- Branchen zeigen. müssen also nicht zwingend auf dem und Entscheidungsträger von Spitälern Die digitale Mentalität muss von der Spitalareal bereitstehen, sondern können sollten sich fragen, ob ihr Geschäftsmodell Unternehmensentwicklung und in Shared Services Centers diese Fragen beantwortet. 10 Quelle: BFS: Kennzahlen der Schweizer Spitäler
Spitalbauten und ihre Zukunft 15 13. BIM (Building Information Modeling) Wenn Architekten und Fachplaner ihre Im Weiteren steigt mit BIM der mögliche Dritten. Damit lässt sich garantieren, dass digitalen Möglichkeiten im Planungspro- Vorfertigungsgrad – die Typisierung und die Daten auch mit der tatsächlichen zess konsequent nutzen, können sie dem Standardisierung von Bauteilen – für die Situation übereinstimmen und keine Spital dessen Bedürfnisse von Anfang an bauliche Realisierung. BIM ist die Voraus- Folgefehler entstehen. verständlich und umfassend aufzeigen. setzung für eine verstärkte Automatisierung Die Digitalisierung hat mit BIM einen auf der Baustelle und für den Einsatz von BIM (Building Information Modeling) grossen Einfluss auf die Art und Weise, Robotiksystemen. Gebaut wird erst, wenn basiert auf einer dreidimensionalen wie das Spital der Zukunft geplant wird. das Gebäude vollständig durchgeplant ist. Planung, die den gezeichneten Bauele- Neue Prozesse legen das Tempo vor und Dadurch reduziert sich der Bedarf an menten alle notwendigen Informationen erfordern eine Gebäudeentwicklung von Anpassungen erneut. Die genaue Ausmes- stufengerecht mitgibt. Daneben sind auch innen nach aussen. Umfangreiche Infor- sung aller Bauten in der digitalen Planung sämtlichen Flächen und Volumen entspre- mationen werden rasch für nächste erhöht die Scherheit in der Kostenschätzung. chende Informationen zugeordnet. Diese Entscheidungsschritte zur Verfügung Der Eigentümer weiss, welche Materialien Daten werden in einem zentralen, gestellt. Der Bauherr sieht, wie sein Spital in seinem Bauwerk verbaut wurden, was digitalen Modell zusammengetragen. von den involvierten Fachleuten entwickelt ihm den Unterhalt deutlich erleichtert. Daraus lassen sich je nach Bedürfnis wird. Ansichten und Auswertungen Denn für die Planung der Betriebsphase sämtliche Informationen darstellen oder stehen auf Knopfdruck zur Verfügung. stehen transparente und exakte Daten aus herausziehen. BIM erfordert eine konse- Die Spitalvertreter werden viel enger in der Ausführung zur Verfügung. Sogar die quente 3-D-Planung. Diese ermöglicht es, den Planungsprozess einbezogen. Auch Vermarktung der Flächen profitiert von aus klassischen 2-D-Plänen dreidimensionale der Fertigungsprozess wird immer stärker BIM, weil auch da keine Missverständ- Darstellungen zu generieren, die für den digitalisiert. Aus einer entsprechenden nisse über Flächen und Volumina Laien gut verständlich sind. Datenbank geht hervor, welche Bauteile entstehen. wann, von wem und wo eingebaut Das Neue beim BIM besteht darin, dass Wichtig ist eine regelmässige Prüfung wurden. Diese Informationen sind für es die einzelnen Planungsbeteiligten aller BIM-Daten durch einen neutralen die Betriebsphase äusserst nützlich. integriert und betriebliche Abläufe gut verständlich im selben Modell abbildet. So gewinnen auch die Besteller jederzeit einen umfassenden Einblick in den Planungsprozess, und Missverständnisse lassen sich zeitnah erkennen oder vermeiden. Zudem können BIM-Planer weitere Dimensionen wie Zeit, Kosten, Betrieb und Unterhalt frühzeitig in ihre Planungs- arbeit einbeziehen. BIM ist die Grundlage für betriebliche Simulationen und ein gezieltes Unterhaltsmanagement. Aus dieser Planungsmodellierung entsteht mehr Planungssicherheit, und Planungs- schlaufen lassen sich verringern. Dank BIM kann sich der Gebäudenutzer besser in die geplante Infrastruktur hineindenken und zielgerichteter einbringen. Er kann die Entwicklung seines Bauwerks Schritt für Schritt miterleben und beeinflussen, was das Ausmass an Bestellungsänderungen «Core-Hospital» Krankenhauskonzept für die Zukunft Ideen-Wettbewerb 1. Preis 2004 reduziert. Mit Simulationen kann der Architekten Generalplaner: Itten+Brechbühl AG; Venhoeven CS; BM Baumanagers Gebäudenutzer zudem seine Prozesse optimieren und Varianten im Gebäude durchspielen. Missverständnisse zwischen den Beteiligten oder falsche Vermassungen entfallen, weil alle stets auf der aktuellen Datenbasis arbeiten (integrated project delivery).
16 Spitalbauten und ihre Zukunft 14. Das Spital als Shop-in-Shop-Konzept Die Klinik im Alleingang (stand-alone sollen in der Planung mitberücksichtigt Normalfall und stellt automatisch neue clinic) wird zum Auslaufmodell. Vertikale und eine Aufteilung auf verschiedene Herausforderungen an die Spitalplanung. und horizontale Integration gehören Gebäudenutzer vorgesehen werden. Diese vereint die Planung von Spitalpla- schon heute zum Spitalalltag. Mit dem Damit rückt die Frage der Immobilien- nung. Spitäler, Hotels, Einkaufszentren Shop-in-Shop-Konzept wenden sich die gesellschaft in den Vordergrund, die das und Logistikanlagen werden in der Spitäler definitiv ab vom Single-Tenant- Areal als Ganzes bewirtschaftet und den Planung vereint und entflochtene Patien- Prinzip: Auf einem Spitalareal oder in Nutzern die nötigen Flächen zuteilt. So ten-, Besucher- und Mitarbeiterströme einem Gebäude arbeiten in Zukunft wird eine Trennung vom Kerngeschäft darin eingebettet. mehrere Unternehmen. Ihre Bedürfnisse auch für Spitalimmobilien zum 15. Beschaffungsformen Beim Entscheid, in die Immobilie zu • Konventionelle Beschaffung mit der Beschaffungsprozess meist über den investieren, geht es um das Wie – also den Einzelleistungsträger Preis, ergänzt durch Erfahrung und Prozess – und das Was – also das Produkt. Referenzen. Für diese Realisierungsmodelle • Generalunternehmermodell Dazu stellt sich die Frage nach dem Wann bildet der Architekturwettbewerb die Basis. und dem Wieviel. Die Prozessgestaltung für • Gesamtleistungs-/ Die Beschaffung durch den Gesamtleister/ die Planung und Realisierung eines Bauvor- Totalunternehmermodell Totalunternehmer erfolgt über einen habens ist vielfältig – obwohl sich die • Gesamtleistungsmodell inklusive Gesamtleistungswettbewerb. Dieser Prozess Prozesse gleichen. Wie für jedes Bauvor- Finanzierung (allenfalls inklusive läuft aufgrund von sich ergänzenden, haben braucht es auch für einen Spitalbau Betrieb) verbindlichen Angeboten zu Qualität und eine geeignete Projektorganisation, eine Preis ab. Die Rolle der Architektur ist bei zielgerichtete Planung sowie eine effiziente Die einzelnen Modelle unterscheiden sich in der Gestaltung der Ausschreibung und und unfallfreie Realisierung. Letztere muss der Zahl der Verträge, den notwendigen Bewertung festzulegen. die gewünschte Qualität, die Ecktermine Ressourcen und den Kompetenzen der und die Kostenvorgaben einhalten. Bauherrschaft. Ebenfalls variieren sie in Investitionen im Gesundheitswesen fallen einer individuellen Chancen- und Risikotei- häufig in den Bereich der öffentlichen Eine bedarfsorientierte Investition geht aus lung und in der Transparenz für den Beschaffung. Dabei ist das Beschaffungs- dem Businessplan des Spitals hervor. Bauherrn. Diese Eckpfeiler muss die recht einzuhalten. Diese auf den ersten Daraus wird die mittel- bis langfristige Bauherrschaft bei Projektstart strukturiert Blick strengen regulatorischen Vorschriften Immobilienstrategie abgeleitet. Diese durchspielen und bewerten. sind je nach Objekt zu bewerten. So können wiederum wird in einem baulichen und die Beschaffungsmodelle und der Beschaf- betrieblichen Masterplan festgehalten. Der Entscheid für einen Beschaffungspro- fungsprozess problemlos unter der Ägide Damit sich die betrieblichen Bedürfnisse mit zess geht meistens aus der Modellwahl des öffentlichen Beschaffungswesens der vorhandenen und möglichen Infrastruk- hervor. Der konventionelle Architekturwett- durchgeführt werden. Bund, Kantone und tur in Einklang bringen lassen, braucht es bewerb ist weiterhin der häufigste Prozess. der SIA bieten dazu frei zugängliche Zeit und das Wissen von Spezialisten aus Hier steht die Qualität des Werks im Hilfsmittel an und stehen als Beratungs- den Bereichen Architektur und Betriebspla- Mittelpunkt. Dieses zeichnet sich durch stellen zur Verfügung. nung. Ein besonderes Augenmerk gilt den seinen kulturellen Wert und einen hohen rechtlichen Rahmenbedingungen der Nutzen für Gesellschaft wie Benutzer aus Kantone und Gemeinden. Der Masterplan und berücksichtigt die technischen, bildet den Dreh- und Angelpunkt für ökologischen und ökonomischen weitere Überlegungen und Entscheide. Für Anforderungen. die Planung und Realisierung von Einzel- Beim Modell der Einzelleistungsträger und projekten gibt es vier Beschaffungsformen: beim Generalunternehmermodell erfolgt
Spitalbauten und ihre Zukunft 17 16. Patientenzimmertypologien Das Bettenzimmer ist der wohnlichste strukturieren den Aufenthalt und fördern Zweibettzimmer und intimste Bereich eines Spitals. Es ist das Vertrauen in die Pflege. Der Patient Standard nicht nur ein Zimmer, sondern eine kleine fühlt sich als Gast. Wohnung. Auf wenigen Quadratmetern Welche Struktur ist besser, Ein- oder sind Ess-, Wohn-, Schlaf- und Hygienebe- Zweibettzimmer? Diese Frage ist äusserst reiche so organisiert, dass der Patient vielschichtig und darum auch differenziert seinen Gewohnheiten entsprechend leben zu beantworten. kann. Ausserdem ist das Bettenzimmer das temporäre Zuhause des Patienten. • Das Einbettzimmer wahrt die Intim- 28m2 28m2 Daher sollen gerade in Mehrbettzimmern sphäre des Patienten am besten und Bereiche gegeben sein, die sich klar bietet bessere Voraussetzungen für zuteilen, persönlich gestalten und seine Erholung. Ein Grossteil der Pflege respektieren lassen. kann im Zimmer stattfinden, der Reinigungsaufwand wird kleiner und Im Bettenzimmer lebt der Patient seinen die Kontaminationsgefahr geringer. Alltag, empfängt Angehörige und soll zu Zudem lässt sich die Auslastung spürbar einem geordneten Tag-Nacht-Rhythmus Zwei Bettzimmer Ein Bettzimmer erhöhen, da keine Abhängigkeiten zurückfinden. Dafür braucht es intelligente Standart Einbettzimmer Plus bestehen. technische Lösungen, die den Patienten Plus nicht überfordern. Die vielschichtigen • Zweibettzimmer bieten zwei Vorteile: 6-8m2 Anforderungen an Licht, Akustik, Hygiene, Zum einen übernimmt der Mitpatient Reinigung, Haptik usw. erfordern ein einen Teil der Überwachung, zum dauerndes Forschen nach Lösungen mit anderen ist die Investition geringer. hohem Gebrauchswert. Leitgedanke dabei Aber gegenseitige Störungen, Ein- ist der Anspruch an Wohnlichkeit. In den schränkungen in der Belegung und die 70er- und 80er-Jahren hat Roger S. Ulrich Rücksichtnahme von Besuchern bergen 28m2 28m2 22m2 die Wirkung des Umfelds auf den Patienten in der zunehmend multikulturellen untersucht. In seinen Studien hat er Gesellschaft neue Herausforderungen. nachgewiesen, dass die Sicht in eine Der wirtschaftliche Vorteil gilt oft als Naturlandschaft positive Gefühle auslöst, Schlüsselargument für eine Mischform den Heilungsprozess unterstützt und den des Zimmertyps. Für Allgemeinversi- Stress des Patienten reduziert. cherte ist der Wunsch nach einem Einbett- Der intensivere Behandlungsprozess im zimmer häufig der Grund für ein Upgrade. Zwei Bettzimmer So entstand für die Spitäler eine zusätzliche Ein Bettzimmer Ein Bettzimmer Bettenzimmer und die kürzeren Aufenthalts- Standart Plus Einbettzimmer Standart dauern haben zu einer höheren Präsenz Einnahmequelle, die rege genutzt wird. Plus des Pflegepersonals am Patientenbett Das Zweibettzimmer bietet ein ähnliches 6-8m2 geführt. Damit das Personal mehr Zeit Potenzial. Das Spital kann es durch beim Patienten verbringen kann, sind geschickte Planung mit wenigen Hand- Material und Computer mobil oder direkt griffen zum Einbettzimmer mit erweiter- im Zimmer verfügbar. Die Erfassung der tem Sitz- und Essbereich umbauen oder Leistungen erfolgt am Patientenbett und für einen Angehörigen Platz schaffen. nicht mehr am Stützpunkt. Die Flächen Dieser übernimmt dann wie selbstver- 28m2 28m2 22m2 für Nebenräume auf den Stationen ständlich einen Teil der Pflege und zahlt nehmen zugunsten der Bettenzimmer ab, für die Übernachtungsmöglichkeit. Die was zu einer Dezentralisierung führt. Differenz von sechs bis acht Quadratmetern Eine klare Informationspolitik über den zwischen Ein- und Zweibettzimmer räumt geplanten Tagesablauf und die vorgesehenen der Bettendisposition einen interessanten Fortschritte im Genesungsprozess Spielraum ein. Zwei Bettzimmer Ein Bettzimmer Ein Bettzimmer Standart Plus Standart 2 SIA 142, Art.1.1 3 SIA 142, Art.4.3 View through a window may influence recovery from surgery; Roger S. Ulrich; 1984
18 Spitalbauten und ihre Zukunft 17. Wettbewerbsvorteile Durch die Ablösung der Kostenabgeltung Durch die zunehmende Digitalisierung durch eine Preisfestsetzung sind die wird der Patient als Kunde hinsichtlich Spitäler einem zunehmenden Kostendruck der Vergleichbarkeit der Leistungen ausgesetzt. Kantone können diesen Druck immer selbstständiger. Die freie Spitalwahl immer weniger abfedern, da ihnen die beschränkt sich nicht alleine auf die notwendigen finanziellen Mittel dazu Zuweiser, sondern öffnet sich auch für die fehlen. Patienten selbst – nicht nur bei Wahlbe- handlungen. Der Behandlungsprozess Neben Optimierungen auf der Kostenseite lässt sich nach den beiden grössten sind erhebliche ertragsseitige Anstren- Kostenblöcken einer Organisation gungen notwendig, damit sich ein Spital gliedern: nach personal-getriebenen und von seinen Mitbewerbern abheben kann. immobiliengetriebenen Selektionshoheiten. Genau darum geht es letztlich, wenn das Während für erstere die Qualität des Spital in einem stark regulierten, von Ärzte- und Pflegepersonals ausschlaggebend Überkapazitäten geplagten und von ist, entscheidet bei letzteren die Qualität betrieblich ineffizienten Gebäudeparks des Immobilienparks. geprägten Wettbewerb langfristig überleben will. 18. Projektplan als Basis für die Gesamtsicht Für die Planung des Spitals der Zukunft und Planungen in Bezug auf das Investi- braucht es zwingend eine Gesamtsicht. tionsvorhaben. Er zeigt die Abhängigkeiten Diese soll möglichst alle Aspekte des und Meilensteine für Entscheidungen auf. künftigen Spitals umfassen. Ein Investitions- Die Planung ist richtungsweisend auf dem vorhaben ist nie nur eine technische Weg zum Spital der Zukunft. Aufgabe zur Bereitstellung der Infrastruktur. Die Anforderungen an die Infrastruktur Das Spital muss sämtliche Schlüsselaspekte gehen aus der Unternehmensentwicklung für seine weitere Entwicklung bis hin zum hervor. Der Projektplan ist das zentrale Betrieb im digitalen Umfeld von Anfang Instrument für alle Beschaffungen, sei es an miteinbeziehen. Nur so entfaltet die bauliche Infrastruktur, IT oder Medizin- Investition ihren grösstmöglichen Nutzen. technik. Die strategische Ausrichtung gibt Dafür sollten möglichst alle Disziplinen vor, welche Flächen wann und in welcher an Bord sein. Ausprägung erforderlich sind. Deshalb ist Für die Gesamtprojektplanung eignet sich ein Spital gut beraten, ein Investitions- ein Projektplan besonders gut. Er deckt vorhaben aus der Sicht der Unternehmens- Aspekte wie Digitalisierung, Individuali- entwicklung anzugehen und es aus dieser sierung, Patientenverhalten, demografische Perspektive immer wieder auf seine Entwicklung ebenso ab wie Abklärungen Wirksamkeit hin zu beurteilen. Intensiv-, Notfall- und Operationszentrum (INO) Inselspital, Bern, Lichtschacht, Itten+Brechbühl AG © Sandra Stampfli, Bern
Spitalbauten und ihre Zukunft 19
20 Spitalbauten und ihre Zukunft
Spitalbauten und ihre Zukunft 21 19. Wie sieht das Spital im Jahr 2050 aus? Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Wie • Auf dem Spitalareal sind verschiedene könnte das Spital im Jahr 2050 aussehen? Leistungserbringer in einem Gesund- heitszentrum tätig. Die Spitalgesellschaft • Die Spitalimmobilien werden von • Einige öffentliche Spitäler haben private verschiedenen Nutzern belegt. Der Minderheitsaktionäre, andere wurden Single-Tenant-Ansatz hat auf dem ganz an private Akteure verkauft. Spitalareal ausgedient. • Die Spitalimmobilien gehören national • Die Spitalareale werden in der Fläche und z.T. auch international tätigen grösser, werden aber multifunktional Spitalimmobiliengesellschaften. Einige genutzt. von ihnen sind börsenkotiert. Die Konsequenzen für den Patienten • Die Spitäler sind in nationalen Netzwerken zusammengeschlossen und bieten • Das typische Akutspital verfügt über integrierte Leistungen auf allen Ebenen 90% Einbettzimmer. des Gesundheitswesens an. • Der Patientenzustand wird fernüber- • Spitäler fokussieren auf ambulante wacht, unabhängig vom Aufenthaltsort. Behandlungen. Der ambulante • 30% der Patienten sind dank ausgereif- Leistungsanteil macht 3/4 des ter Kommunikationsinstrumente zur Umsatzes aus. Behandlung nicht in einem Spital- oder • Spitalgesellschaften mit nur einem Klinikgebäude, sondern zu Hause. Standort gibt es keine mehr. • Die Bettenzahl ist in der Folge stark Das Spitalareal geschrumpft. • Spitalareale sind wie Städte mit • Roboter haben die Lücken aufgrund des Einkaufsmöglichkeiten und chronischen Personalmangels gefüllt Freizeitanlagen. und sind allgegenwärtig. • Externe Dritte wie z.B. Logistikfirmen • Es gibt weniger Spitäler – aufgrund der bestreiten einen Grossteil der heute wohnortnahen Portalen leidet die noch von den Spitalgesellschaften Versorgungssicherheit jedoch nicht. erbrachten Supportleistungen. • Spitäler mit grossen Arealen konzent- rieren sich auf ihre Kernkompetenzen und betreiben wohnortnahe Portale. • Die Anzahl Patienten und Besucher auf dem Areal konnte durch Netzwerk- organisation gesenkt werden. Das Verkehrsaufkommen auf den Arealen konnte reduziert werden. Kantonsspital Olten, Eingangshalle, Itten+Brechbühl AG © Hanspeter Bärtschi, Spiegel b. Bern
22 Spitalbauten und ihre Zukunft 20. Die Autoren Christian Elsener Kurt Ritz elsener+partner ag PwC, Partner, Leiter Deals christian.elsener@elsenerpartner.ch kurt.ritz@ch.pwc.com +41 79 746 55 86 +41 58 792 14 49 Beat Gafner Jost Kutter IttenBrechbühl, Mitglied der Geschäftsleitung IttenBrechbühl, Mitglied der Standortleitung Bern b.gafner@ittenbrechbuehl.ch j.kutter@ittenbrechbuehl.ch +41 31 340 81 48 +41 31 340 81 36 21. Kontakte bei PwC Gerhard Siegrist Patrick Schwendener Partner, Leiter Public Finance Director, Head Deals Healthcare gerhard.siegrist@ch.pwc.com patrick.schwendener@ch.pwc.com +41 58 792 26 10 +41 58 792 15 08 Rodolfo Gerber Philip Sommer Partner, Leiter des Branchensektors Gesundheitswesen Director, Beratung Gesundheitswesen rodolfo.gerber@ch.pwc.com philip.sommer@ch.pwc.com +41 58 792 55 36 +41 58 792 75 28 Version 2016
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