Stadt Elsdorf Einzelhandels- und Zentrenkonzept
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Dipl.-Volksw. Angelina Sobotta Köln, November 2021 Geschäftsführende Stadt- und Regionalplanung Gesellschafter: Dr. Jansen GmbH Dipl.-Geogr. Ursula Mölders Neumarkt 49 Stadt- und Regionalplanerin SRL 50667 Köln Dipl.-Ing. Dominik Geyer Stadtplaner AK NW, Bauassessor Fon 0221 94072-0 Stadt- und Regionalplaner SRL Fax 0221 94072-18 Gesellschafter/Seniorpartner: info@stadtplanung-dr-jansen.de Dr. Paul G. Jansen www.stadtplanung-dr-jansen.de
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 5 1.1 Aufgabenstellung 5 1.2 Methodisches Vorgehen und Bearbeitungsablauf 6 2 Übergeordnete Rahmenbedingungen 9 2.1 Rechtliche Vorgaben 9 2.1.1 Bauplanungsrecht 9 2.1.2 Landesrecht Nordrhein-Westfalen 9 2.2 Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel und Onlinehandel 11 2.2.1 Entwicklungen auf der Nachfrageseite 11 2.2.2 Entwicklungen auf der Angebotsseite 12 2.2.3 Auswirkungen auf die Stadtentwicklung 18 2.3 Untersuchungsrelevante Rahmenbedingungen am Standort Elsdorf 18 2.3.1 Lage im Raum und regionalplanerische Einstufung 18 2.3.2 Regionaler Wettbewerb 20 2.3.3 Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung 22 2.3.4 Wirtschaftsstruktur und Arbeitsplätze 23 3 Einzelhandelsstandort Elsdorf 26 3.1 Einzelhandelsausstattung und Leistungsfähigkeit 26 3.2 Verteilung des Einzelhandels im Stadtgebiet 28 3.3 Struktur und Verteilung großflächiger Einzelhandelsbetriebe 29 3.4 Bereinigte Einzelhandelsausstattung der Stadt Elsdorf 29 3.5 Einzugsgebiet und Kaufkraft 30 3.6 Zentralität des Elsdorfer Einzelhandels 33 3.7 Umsatzentwicklung und Verkaufsflächenbedarf bis zum Jahre 2035 35 4 Zentrenkonzept für die Stadt Elsdorf 37 4.1 Grundsätzliche Anmerkungen 37 4.1.1 Zentrenkonzept als räumliches Steuerungsinstrument 37 4.1.2 Abgrenzungskriterien für zentrale Versorgungsbereiche 38 4.1.3 Bedeutung des Status „Zentraler Versorgungsbereich“ 39 4.2 Zentrenhierarchie in Elsdorf 40 4.2.1 Hauptzentrum Elsdorf Ortskern 41 4.2.2 Nahversorgungszentrum Ohndorfer Straße 50 4.3 Elsdorfer Sortimentsliste 56 5 Nahversorgungssituation 60 Stadt Elsdorf – Einzelhandels- und Zentrenkonzept
6 Sonstige Standorte 65 6.1 Standort Oststraße/K 42 65 6.2 Ortsteile im nördlichen/westlichen Bereich 65 6.3 Ortsteile im südlichen/östlichen Bereich 65 6.4 Übrige Lagen 66 7 Ziele der Einzelhandelsentwicklung und -steuerung 67 7.1 Übergeordnete Zielsetzungen 67 7.2 Empfehlungen zur Einzelhandelssteuerung 68 7.3 Ansiedlungsleitlinien 69 8 Zusammenfassung der Untersuchung 72 Wir verwenden in dem nachfolgenden Text eine gendersensible Sprache. Sollten keine genderneutralen For- mulierungen verwendet werden können, nutzen wir den Gender-Doppelpunkt. Falls aus Versehen eine ge- schlechtsspezifische Formulierung in diesem Dokument verwendet sein sollte, bitten wir um Nachsicht. Selbst- verständlich sind für uns alle Geschlechter, männlich, weiblich und divers gleichzeitig, gleichgestellt und chan- cengleich angesprochen. Dieses Gutachten unterliegt dem Urheberrecht. Vervielfältigungen, Weitergabe oder Veröffentlichung des Gutachtens in Teilen oder als Ganzes sind nur nach vorheriger Genehmigung und unter Angabe der Quelle erlaubt, soweit mit den Auftraggebenden nichts anderes vereinbart ist. Alle Fotografien, Pläne und Skizzen, die nicht gesondert gekennzeichnet sind: © Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
1 Einleitung zepts und zu einer „Entkopplung“ von den sonsti- gen oben genannten Ausarbeitungen geführt. Die Restriktionen für Handel, Dienstleistungen und 1.1 Aufgabenstellung sonstige Gewerbe- und Infrastruktureinrichtungen Die Stadt Elsdorf liegt im nördlichen Rhein-Erft- sowie Kontaktbeschränkungen führten zu zeitli- Kreis inmitten des Rheinischen Braunkohlereviers chen Unterbrechungen und erheblichen Einschrän- und weist derzeit ca. 21.800 Einwohner:innen auf. kungen bei der Datenerfassung und Standortbe- Ihr wird landesplanerisch die zentralörtliche Funk- wertung. Weniger tangiert hingegen waren die tion eines Grundzentrums zugeordnet. Aus der „rein planerischen“ Konzeptionen, z. B. städtebau- räumlichen Nähe zu einer Vielzahl leistungsstarker liche Maßnahmen im Rahmen des ISEK, sodass Einzelhandelsstandorte (z. B. Köln, Frechen, Ker- diese zügiger fortgesetzt werden konnten. pen, Bergheim, Düren) sowie der Lage am Braun- kohletagebau Hambach und der Beendigung der Das nun vorliegende Einzelhandels- und Zentren- dortigen Kohleförderung ergeben sich besondere konzept knüpft an Daten und Einschätzungen im Herausforderungen hinsichtlich der Einzelhandels- Einzelhandelskonzept Elsdorf der CIMA Köln aus und gesamten Stadtentwicklung. dem Januar 2018 (Datenstand: September 2016) an, das konzeptionell aufbereitet, jedoch nicht Die Ergebnisse des durch den Bund beschlossenen durch den Rat der Stadt Elsdorf beschlossen wur- sog. „Kohlekompromiss“ haben in der Stadt Elsdorf de. zur Aufnahme umfangreicher Aktivitäten und Maßnahmen für die zukünftige Stadt- und Flä- Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept zielt darauf chenentwicklung geführt. Diese werden maßgeb- ab, stadtweite Regeln und Ziele für die Einzelhan- lich durch gutachterliche Begleitung auf konzepti- delsentwicklung zu definieren. Insbesondere soll oneller Ebene bearbeitet: ein Standortsystem für einzelne Sortimente und besonders große Einzelhandelsbetriebe dazu bei- Ein durch unser Büro erstelltes Impulskonzept tragen, sowohl eine Ortskern- und Zentrenstärkung analysierte Rahmenbedingungen, bewertete als auch eine verbrauchernahe Versorgung der Standortfaktoren und zeigte Entwicklungsper- Bevölkerung zu erreichen. spektiven auf, die in acht „Leitplanken“ zu- sammengefasst werden. Mit der Konzeptaufstellung entspricht die Stadt Das Integrierte städtebauliche Entwicklungs- Elsdorf der im LEP NRW formulierten landesplane- konzept (ISEK) beschäftigt sich darauf auf- rischen Aufforderung an die Kommunen, unter bauend mit den künftig erforderlichen städ- Berücksichtigung des Siedlungsgefüges die geeig- tebaulichen Rahmenbedingungen und schlägt neten städtebaulich integrierten Lagen als zentrale detaillierte Maßnahmen zur Umsetzung vor. Versorgungsbereiche abzugrenzen sowie die in- Mit einem Mobilitätskonzept sowie einem nenstadtrelevanten Sortimente aus den örtlichen Freiraum- und Tourismuskonzept werden Gegebenheiten abzuleiten. Beide Themen bilden zeitgleich bedeutsame Handlungsfelder ver- zusammen mit der Nahversorgung die Kerninhalte tieft. eines Einzelhandels- und Zentrenkonzepts. Mit einem Beschluss durch die politischen Gremien Parallel dazu, mit einer bestmöglichen Verzahnung kann das Konzept als Entwicklungskonzept gemäß zu den vorgenannten Konzepten, wird hier das § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB auch als Grundlage für die Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Stadt Vorbereitung und Begründung von Flächennut- Elsdorf vorgelegt, das ein weiteres Handlungsfeld zungsplan und Bebauungsplänen herangezogen aufgreift. werden. Die Corona-Pandemie, die Anfang 2020 nahezu In Bezug auf die zukünftige Einzelhandelsentwick- gleichzeitig mit der Konzeptbearbeitung begann, lung soll eine Umsetzungsstrategie aufgezeigt wer- hat jedoch zu einer zeitlichen Verzögerung der den, die für alle perspektivisch erforderlichen han- Aufstellung des Einzelhandels- und Zentrenkon- delsbezogenen und bauleitplanerischen Entschei- Stadt Elsdorf – Einzelhandels- und Zentrenkonzept 5
dungen herangezogen werden kann. Dabei sind renzierung in der Bestandserfassung erforderlich. Aussagen über das künftig zu erwartende Kauf- Bspw. kann auf diese Weise sichergestellt werden, kraftpotenzial, die anzustrebende Ausstattung mit dass alle relevanten Nebensortimente eines Be- Einzelhandelsflächen und sinnvolle Veränderungen triebs berücksichtigt werden, die ergänzend zu den bzw. Ergänzungen der Sortimente sowie der Kernsortimenten zentrenprägende Funktionen Standorte zu treffen. Das Konzept gibt damit so- übernehmen. Auch wenn diese Nebensortimente wohl der Stadt Elsdorf als auch Investor:innen und i. d. R. Produkte enthalten, die das Kernsortiment Betreiber:innen Handlungsempfehlungen für eine ergänzen und somit in einer engen Nutzungsbezie- städtebaulich ausgerichtete Standortpolitik. hung zum Kernsortiment stehen, können diese Randsortimente an nicht geeigneten Standorten 1.2 Methodisches Vorgehen und schädliche Auswirkungen auf die Funktionsfähig- Bearbeitungsablauf keit von zentralen Versorgungsbereichen haben. Anfang 2020 hat die Stadt Elsdorf unser Büro mit Als Verkaufsfläche wird die für Kund:innen und der Aufstellung eines Einzelhandels- und Zentren- Besucher:innen zugängliche Fläche definiert (ge- konzepts (folgend: Einzelhandelskonzept/EHZK) mäß Urteilen vom BVerwG vom 24.11.2005, 4 C beauftragt. Dies beinhaltete eine vollständige Er- 10.04 und OVG NRW AZ 7 B 1767/08 vom 06. Feb- fassung des Einzelhandelsbesatzes im Stadtgebiet, ruar 2009), die der verkaufsorientierten Warenprä- die im Sommer/Herbst 2020 durch Mitarbei- sentation oder dem Kundenlauf dient, einschließ- ter:innen von Stadt- und Regionalplanung Dr. Jan- lich der einsehbaren Fläche von Bedienungsabtei- sen GmbH durchgeführt wurde. lungen, jedoch ohne die für Kund:innen nicht be- gehbaren Nebenflächen (z. B. Lagerräume, Vorbe- Als Einzelhandelsbetriebe begriffen werden i. d. R. reitungs- und Zubereitungsräume, Büroflächen, solche Betriebe, die ihren Warenverkauf in erster Produktionsflächen). Flächen vor den Pfandrück- Linie an den privaten Endverbraucher richten. nahmeautomaten sind ebenso wie Schaufenster- Hierzu zählen u. a. Kauf- und Warenhäuser, Ver- flächen, Umkleiden, Kassenzonen, Vorkassenzonen brauchermärkte, Fachmärkte, Fachgeschäfte und sowie Eingangsbereichen gemäß Rechtsprechung Factory-Outlets. In Abgrenzung dazu werden bspw. ebenfalls der Verkaufsfläche eines Einzelhandels- Schuh- und Schlüsseldienste, Frisöre und Kosme- betriebs zuzurechnen. Treppen, Rolltreppen und tikstudios mit Verkaufsregalen oder Tintenshops Aufzüge, die verschiedene Ebenen miteinander (Auffüllstationen für Druckerpatronen) nicht als verbinden, werden je zur Hälfte der Etagenver- Einzelhandelsbetriebe erfasst, da ihre Umsatz- kaufsfläche zugerechnet, unabhängig davon, ob schwerpunkte im Service liegen und i. d. R. nur sich die Flächen innerhalb oder außerhalb des sehr geringe Einzelhandelsanteile aufweisen. Eben- Betriebsgebäudes befinden. Flächen, die nur tem- falls unberücksichtigt bleiben Wochenmärkte und porär zur Warenpräsentation genutzt und bei Ge- Betriebe, die nur über sehr unregelmäßige bzw. schäftsschluss eingeräumt werden, bspw. in Form geringe Öffnungszeiten an Werktagen verfügen von Außenaufstellern, zählen nicht zur Verkaufsflä- sowie Autohäuser, deren Standortstruktur sich che. maßgeblich von den hier im Fokus stehenden Ein- zelhandelsnutzungen unterscheidet. Bei den meisten textlichen, tabellarischen und kartografischen Darstellungen des Einzelhandels- Von allen Einzelhandelsbetrieben wurden vor Ort bestands im Rahmen der Berichtslegung werden Name, Adresse, Branche und Verkaufsfläche erho- diese Sortimente in den nachfolgend genannten ben. Die Verkaufsfläche wurde mittels Messgerä- neun Warengruppen zusammengefasst: ten aufgezeichnet und teilweise durch Heranzie- hung der Baugenehmigungen überprüft. Es erfolg- Nahrungs- und Genussmittel te eine detaillierte Aufgliederung nach neun Bran- Gesundheit, Körperpflege chen und rund 50 Sortimentsgruppen (vgl. Tabel- Blumen, Zoobedarf le 1). Im Hinblick auf die Rechtsprechung (vgl. Ur- Bücher, Schreibwaren, Büro teil vom 29.01.2009 – BVerwG 4 C 16.07 – BVerwG Bekleidung, Schuhe, Schmuck 133, 98 Rn. 13 m. w. N.) ist eine solche Feindiffe- 6 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Sport, Freizeit, Spiel Einsehbare oder über Beschilderung erkennbare Elektrowaren Komplementärnutzungen in den Obergeschossen Möbel, Einrichtung wurden erfasst. Neben Komplementärnutzungen, Bau-, Gartenbedarf, Autozubehör die sich meist förderlich auf die Attraktivität und Frequentierung von Einzelhandelslagen auswirken, In der Beschreibung kleinerer Einzelhandelslagen wurden im Rahmen der Vor-Ort-Recherchen in den werden die Warengruppen Bedarfssparten zuge- ausgewählten Einzelhandelslagen auch Vergnü- ordnet. Tabelle 1 listet Sortimente und ihre Zuord- gungsstätten und Leerstände aufgenommen. Diese nung zu übergeordneten Warengruppen und Be- beeinträchtigen oft die Standortqualität und sind darfssparten auf. als Indikatoren rückläufiger Versorgungsbedeutung zu werten. In Ergänzung der Betriebe des Einzelhandels und Ladenhandwerks nehmen publikumsorientierte Vergnügungsstätten sind dabei in der BauNVO Dienstleistungen, kulturelle Einrichtungen und eine nicht vom Verordnungsgeber definiert, können Reihe weiterer Nutzungen Einfluss auf die Attrakti- jedoch als gewerbliche Nutzungsarten verstanden vität eines Standorts und seine Zentralität. Sie sind werden, „die sich in unterschiedlicher Ausprägung daher auch bei der Abgrenzung der zentralen Ver- (wie Amüsierbetriebe, Diskotheken, Spielhallen) sorgungsbereiche von Bedeutung und wurden im unter Ansprache (oder Ausnutzung) des Sexual-, Rahmen der Bestandsaufnahme innerhalb der Spiel- und/oder Geselligkeitstriebs einer bestimm- wesentlichen siedlungsstrukturell integrierten ten gewinnbringenden Freizeit-Unterhaltung wid- Einzelhandelslagen aufgenommen, jedoch nicht men“ (Quelle: Fickert/Fieseler, Baunutzungsverordnung- weitergehend analysiert und damit ausschließlich Kommentar, 13. Auflage 2018). Da die Einzelhandels- im Hinblick auf die Erfüllung ihrer Komplementär- thematik im Vordergrund der Bearbeitung stand, funktionen zum Einzelhandel bewertet. wurde auf die Ermittlung der Nutzflächen und weitergehende Wertung von Komplementärnut- Für diese Komplementärnutzungen erfolgte eine zungen, Vergnügungsstätten und Leerständen Zuordnung zu folgenden sieben Gruppierungen: verzichtet. Publikumswirksame Dienstleistungen Dienstleistungen mit i. d. R geringerer Kun- denfrequenz Öffentliche Einrichtungen/Dienstleistungen Gesundheit Kultur/Freizeit Bildung Gastronomie/Hotellerie Stadt Elsdorf – Einzelhandels- und Zentrenkonzept 7
Tabelle 1: Sortimente, Warengruppen und Bedarfe Fristigkeit Warengruppe Sortimente Fristigkeit Warengruppe Sortimente Lebensmittel Elektrogroßgeräte Getränke, Spirituosen, Tabak Elektrokleingeräte Nahrungs- und Backwaren Leuchten Genussmittel Fleisch, Fleischwaren Unterhaltungselektronik Elektrowaren Lebensmittelspezialanbieter Reformwaren Bild- und Tonträger Überwiegend Körperpflege, Wasch-, Putz-, Reinigungsmittel Computer und Zubehör kurzfristiger Bedarf Parfümerie/Kosmetik Telefone Gesundheit, pharmazeutische Artikel Foto Körperpflege Sanitätswaren/Orthopädie Hausrat, Glas, Porzellan, Keramik Optik, Hörgeräte Wohnaccessoires Blumen, Blumen Haus- und Heimtextilien, Gardinen und Zubehör Überwiegend Zoobedarf Zoobedarf, Tiernahrung Bettwaren, Matratzen langfristiger Zeitschriften, Zeitungen Bedarf Möbel, Einrichtung Matratzen und Lattenroste Bücher, Schreib- Papier-, Büro-, Schreibwaren, Büroartikel Abgepasste Teppiche waren, Büro Bücher Möbel (ohne Küchen) Bekleidung, Wäsche Küchen Schuhe Kunst/Antiquitäten, Bilder(-rahmen) Bekleidung, Lederwaren/Taschen/Koffer Baumarktsortiment Schuhe, Schmuck Sportbekleidung, Sportschuhe Maschinen, Werkzeuge Überwiegend mittelfristiger Uhren, Schmuck Baustoffe, Bauelemente Bedarf Bau-, Gartenbedarf Großteilige Camping- und Sportgeräte Sicht- und Sonnenschutz und Autozubehör Kleinteilige Camping- und Sportartikel Gartenartikel und -geräte, Pflanzgefäße Fahrräder und Zubehör Pflanzen, Samen Outdoor Sport, Freizeit, Freizeit, Spielwaren Kfz-Zubehör Spiel E-Bikes, Pedelecs Musikalien Waffen, Jagd Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2021 8 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
2 Übergeordnete Rahmenbedingungen Am 25.01.2017 wurde schließlich der vollständige Landesentwicklungsplan NRW im Gesetz- und Ver- ordnungsblatt des Landes NRW veröffentlicht und 2.1 Rechtliche Vorgaben ist gemäß Art. 71 Abs. 3 der Landesverfassung am 2.1.1 Bauplanungsrecht 08.02.2017 in Kraft getreten. Auf bundesrechtlicher Ebene übernimmt das BauGB in Verbindung mit der BauNVO eine Steuerungs- Die im Sachlichen Teilplan Großflächiger Einzelhan- funktion bei der kommunalen Standortfindung für del unter den Ziffern 1 bis 10 formulierten Ziele und Einzelhandelsbetriebe. Grundsätze finden sich nun in Abschnitt 6.5 „Groß- flächiger Einzelhandel“ des Landesentwicklungs- Die §§ 2 bis 9 BauNVO regeln bei einer entspre- plans und werden nachfolgend zusammengefasst chenden Gebietsausweisung per Bebauungsplan die dargestellt. regelmäßige und ausnahmsweise Zulässigkeit von Einzelhandelsbetrieben. Gemäß Ziel 1 dürfen Kerngebiete und Sondergebie- te für Vorhaben im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO Für Einkaufszentren und großflächige Einzelhan- nur in regionalplanerisch festgelegten Allgemeinen delsbetriebe (Grenze zzt. bei 800 m² Verkaufsfläche Siedlungsbereichen dargestellt und festgesetzt und 1.200 m² Geschossfläche) wird durch den § 11 werden. BauNVO eine spezielle Regelung formuliert. Diese sind nur in Kerngebieten (§ 7 BauNVO) oder in spe- Ziel 2 legt fest, dass großflächige Einzelhandelsbe- zifisch ausgewiesenen Sondergebieten gem. § 11 triebe mit zentrenrelevanten Kernsortimenten nur Abs. 3 BauNVO zulässig. an Standorten in bestehenden und neu geplanten zentralen Versorgungsbereichen ausgewiesen wer- Die Notwendigkeit eines Einzelhandelskonzepts im den dürfen. Die zentrenrelevanten Sortimente sind Sinne der späteren bauleitplanerischen Umsetzung der Anlage 1 des Sachlichen Teilplans zu entneh- (= städtebauliches Konzept i. S. v. § 1 Abs. 6 Nr. 11 men: BauGB) ist in verschiedenen Urteilen des OVG Münster nochmals hervorgehoben worden: Denn Papier/Bürobedarf/Schreibwaren „erst solche konzeptionellen Festlegungen, die dann Bücher gem. § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB n. F. (früher: § 1 Bekleidung, Wäsche Abs. 5 Satz 2 Nr. 10 BauGB) auch bei der weiteren Schuhe, Lederwaren Aufstellung der Bauleitpläne zu berücksichtigen Medizinische, orthopädische, pharmazeutische sind, lassen in aller Regel die Feststellung zu, ob das Artikel Angebot bestimmter Warensortimente an be- Haushaltswaren, Glas/Porzellan/Keramik stimmten Standorten in das städtebauliche Ord- Spielwaren nungssystem der jeweiligen Gemeinde funktionsge- Sportkleidung, Sportschuhe, Sportartikel (ohne recht eingebunden ist.“ Teilsortimente Angelartikel, Campingartikel, Fahrräder und Zubehör, Jagdartikel, Reitartikel Die Aufstellung des Einzelhandelskonzepts für die und Sportgroßgeräte) Stadt Elsdorf empfiehlt sich somit bereits aus den Elektrogeräte, Medien (Unterhaltungs- und Vorgaben auf Bundesebene. Kommunikationselektronik, Computer, Foto – ohne Elektrogroßgeräte, Leuchten) Uhren, Schmuck 2.1.2 Landesrecht Nordrhein-Westfalen Nahrungs- und Genussmittel (gleichzeitig nah- Am 13.07.2013 trat nach Beschluss der Landesre- versorgungsrelevant) gierung und Zustimmung des Landtags der Sachli- Gesundheits- und Körperpflegeartikel (gleich- che Teilplan Großflächiger Einzelhandel für den zeitig nahversorgungsrelevant) Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen in Kraft. Stadt Elsdorf – Einzelhandels- und Zentrenkonzept 9
Weitere von der jeweiligen Gemeinde als zen- Zusätzlich hat Grundsatz 6 zum Inhalt, dass der trenrelevant festgelegte Sortimente (ortstypi- Umfang der zentrenrelevanten Randsortimente sche Sortimentsliste) eines Sondergebiets für Vorhaben im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO mit nicht zentrenrelevanten Kern- Gemäß Ausnahmeregelung zu Ziel 2 dürfen Sonder- sortimenten außerhalb von zentralen Versorgungs- gebiete für Vorhaben im Sinne des § 11 Abs. 3 bereichen 2.500 m² Verkaufsfläche nicht über- BauNVO mit nahversorgungsrelevanten Kernsorti- schreiten darf. menten auch außerhalb zentraler Versorgungsbe- reiche dargestellt und festgesetzt werden, wenn Abweichend von den Festlegungen 1 bis 6 dürfen nachweislich gemäß Ziel 7 vorhandene Standorte von Vorhaben im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO außerhalb von eine Lage in den zentralen Versorgungsberei- zentralen Versorgungsbereichen als Sondergebiete chen aus städtebaulichen oder siedlungsstruk- gemäß § 11 Abs. 3 BauNVO dargestellt und festge- turellen Gründen, insbesondere der Erhaltung setzt werden. Dabei sind die Sortimente und deren gewachsener baulicher Strukturen oder der Verkaufsflächen in der Regel auf die Verkaufsflä- Rücksichtnahme auf ein historisch wertvolles chen, die baurechtlichen Bestandsschutz genießen, Ortsbild, nicht möglich ist, zu begrenzen. Wird durch diese Begrenzung die die Bauleitplanung der Gewährleistung einer zulässige Nutzung innerhalb einer Frist von sieben wohnortnahen Versorgung mit nahversor- Jahren ab Zulässigkeit aufgehoben oder geändert, gungsrelevanten Sortimenten dient und sind die Sortimente und deren Verkaufsflächen auf zentrale Versorgungsbereiche von Gemeinden die zulässigen Verkaufsflächenobergrenzen zu be- nicht wesentlich beeinträchtigt werden. grenzen. Ein Ersatz zentrenrelevanter durch nicht zentrenrelevante Sortimente ist möglich. Aus- Nach Ziel 3 dürfen durch die Darstellung und Fest- nahmsweise kommen dabei auch geringfügige Er- setzung von Kerngebieten und Sondergebieten für weiterungen in Betracht, wenn dadurch keine we- Vorhaben im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO mit sentliche Beeinträchtigung zentraler Versorgungs- zentrenrelevanten Sortimenten zentrale Versor- bereiche von Gemeinden erfolgt. gungsbereiche von Gemeinden nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Nach Ziel 8 haben die Gemeinden dem Entstehen neuer sowie der Verfestigung und Erweiterung Gemäß Grundsatz 4 soll bei der Darstellung und bestehender Einzelhandelsagglomerationen außer- Festsetzung von Sondergebieten für Vorhaben im halb AIIgemeiner Siedlungsbereiche entgegenzu- Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO mit nicht zentrenre- wirken. Darüber hinaus haben sie dem Entstehen levanten Kernsortimenten der zu erwartende Ge- neuer sowie der Verfestigung und Erweiterung samtumsatz der durch die jeweilige Festsetzung bestehender Einzelhandelsagglomerationen mit ermöglichten Einzelhandelsnutzungen die Kaufkraft zentrenrelevanten Sortimenten außerhalb zentraler der Einwohner:innen der jeweiligen Gemeinde für Versorgungsbereiche entgegenzuwirken. Sie haben die geplanten Sortimentsgruppen nicht überschrei- sicherzustellen, dass eine wesentliche Beeinträchti- ten. gung zentraler Versorgungsbereiche von Gemein- den durch Einzelhandelsagglomerationen vermie- Ziel 5 legt fest, dass Sondergebiete für Vorhaben im den wird. Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO mit nicht zentrenre- levanten Kernsortimenten nur dann auch außerhalb Regionale Einzelhandelskonzepte sind gemäß von zentralen Versorgungsbereichen dargestellt Grundsatz 9 bei der Aufstellung und Änderung von und festgesetzt werden dürfen, wenn der Umfang Regionalplänen in die Abwägung einzustellen. der zentrenrelevanten Sortimente maximal 10 % der Verkaufsfläche beträgt und es sich bei diesen Schließlich sind gemäß Ziel 10 Vorhabenbezogene Sortimenten um Randsortimente handelt. Bebauungspläne für Vorhaben im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO, soweit von § 12 Abs. 3a Satz 1 10 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
BauGB kein Gebrauch gemacht wird, nur zulässig, 2.2.1 Entwicklungen auf der Nachfrageseite wenn sie den Anforderungen der Festlegungen 1, 7 Maßgeblich verantwortlich für diese Entwicklung und 8 entsprechen; im Falle von zentrenrelevanten sind die Nachfrager:innen. Weniger als die demo- Kernsortimenten haben sie zudem den Festlegun- grafischen Prozesse und Strukturen ist es die Ver- gen 2 und 3, im Falle von nicht zentrenrelevanten änderung des Nachfrageverhaltens mit einer Nut- Kernsortimenten den Festlegungen 4, 5 und 6 zu zung von Kommunikations- und Informationsme- entsprechen. dien auch zum Einkauf, die dem stationären Handel den Umsatz entzieht. 2.2 Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel und Onlinehandel In der Vergangenheit wurden zudem erfolgte und Die Entwicklung des Einzelhandels und der Stadt- perspektivische Bevölkerungsrückgänge als eher strukturen beeinflussen einander. Einzelhandel negative Einflussgrößen auf die Einzelhandelstätig- bewirkt in integrierten Lagen oftmals Baudichte, keit angenommen. Für die mittelfristige Bevölke- Passantenfrequenz sowie Nutzungsmischung und rungsentwicklung erscheinen Prognosen zu einer ist eine wichtige Voraussetzung für Urbanität und Fortsetzung der Schrumpfungstendenzen jedoch eine „vitale Stadt“. Umgekehrt verbessern attrakti- derzeit überholt. Das Statistische Bundesamt erwar- ve städtebauliche Rahmenbedingungen die Anzie- tet auf Basis ihrer „14. koordinierten Bevölkerungs- hungskraft von Einzelhandelslagen. vorausberechnung“ voraussichtlich mindestens bis 2024/2025 ein Bevölkerungswachstum, vermutet Beeinflusst durch Einzelhandelsansiedlungen an anschließend jedoch eine Trendumkehr. verkehrsgünstigen Standorten sowie dynamisch wachsende Marktanteile des Onlinehandels hat sich In der Entwicklung der Konsumausgaben spiegelten die stadtbildende Funktion des Einzelhandels in der sich die demografischen Schrumpfungsprozesse der Vergangenheit vielerorts deutlich reduziert. Dabei deutschen Bevölkerung der jüngeren Vergangenheit zeichnet sich der zunehmende Wettbewerbsdruck nicht wider. So steigen die vom Bundesamt für durch den Onlinehandel durch eine fehlende Mög- Statistik erhobenen Ausgaben jedes Jahr; seit 1995 lichkeit der städtebaulichen Regulierung aus, sodass ist insgesamt ein Zuwachs von rund 615 Mrd. EUR eine gezielte Steuerung des stationären Einzelhan- bzw. rund 60 % (zu jeweiligen Preisen) zu konstatie- dels im Rahmen einer nachhaltigen Stadtentwick- ren. Auch preisbereinigt ist ein Ausgabenzuwachs lungspolitik weiterhin eine hohe Bedeutung behält. um rund 35 % zu erkennen. Bemerkenswert aller- dings ist, dass die einzelhandelsrelevanten Ausga- beanteile an den Konsumausgaben in den letzten zehn Jahren stagnieren. Dagegen zeigt sich insbe- sondere der Bereich „Übrige Ausgaben“ als Wachs- tumsträger. Hierzu zählen u. a. Gesundheitspflege, Bildungswesen, Körperpflege, persönliche Ge- brauchsgegenstände, Dienstleistungen sozialer Einrichtungen sowie Versicherungs- und Finanz- dienstleistungen. Tendenziell zunehmend ist zudem die Bedeutung des Bereichs Beherbergung und Gaststätten, jedoch auf einem gegenüber dem Ein- zelhandel vergleichsweise niedrigen Niveau. Stadt Elsdorf – Einzelhandels- und Zentrenkonzept 11
Abbildung 1: Entwicklung der privaten Konsumausgaben in Deutschland (in Mrd. EUR und %) Quelle: Statistisches Bundesamt 2019, Darstellung: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2020/2021 Neben den demografischen Veränderungen sowie keitsaspekte unterstützen allerdings auch die wach- den stagnierenden Ausgabenanteilen des privaten sende Online-Orientierung im Einkaufsverhalten, Konsums für den Einzelhandel sind es auch sonstige das sich durch neue technologische Möglichkeiten gesellschaftliche Prozesse, die zu einem veränder- immer weiter verändert. Dank digitaler Endgeräte ten Einkaufsverhalten führen. Einerseits ist das können Konsument:innen jederzeit und überall Verbraucherverhalten durch eine „Discountorien- kaufvorbereitende Informationen einholen, aber tierung“ geprägt, andererseits werden aber auch auch Käufe abschließen – und damit Entscheidun- Erwartungen an eine Inszenierung der Waren, Emo- gen gegen den stationären Einzelhandel fällen. tionalität, Service und Individualität gestellt, die „hybride Kund:innen“ kennzeichnen. Zudem setzt Noch offen ist, wie sich die seit längerer Zeit zu sich konträr zur Discountorientierung auch ver- beobachtenden Entwicklungsprozesse einer Reur- mehrt der Trend fort, höhere Preise für qualitativ banisierung, Klimawandel sowie die damit verbun- hochwertige Produkte zu akzeptieren. Dies ist ins- dene Nachhaltigkeitsdiskussion mittel- und langfris- besondere im Lebensmittelbereich erkennbar. tig auf die quantitative und qualitative Einzelhan- delsentwicklung auswirken. Gleichermaßen wird Nicht nur in klassischen „Shopping“-Sortimenten sich zeigen, ob die mit der Corona-Pandemie ver- wie Bekleidung oder Schuhe, sondern auch im Le- bundenen Restriktionen für Handel und Gewerbe bensmittel-Einzelhandel reagieren die Betreiber sowie das private Einkaufsverhalten nur kurzfristige sowohl von Supermärkten als auch von Discountern Veränderungen im Nachfrageverhalten auslösen mit neuen Betriebs- und Flächenkonzepten, für die oder sich mittel- bis langfristig niederschlagen. eine aufwändige Architektur sowie helle und ge- räumige Verkaufsflächen charakteristisch sind. 2.2.2 Entwicklungen auf der Angebotsseite Trotz dieser zunehmenden Bedeutung des Online- Neben der Preis-Orientierung ist es darüber hinaus handels hielt das Verkaufsflächenwachstum des auch die Pkw-Affinität der Kund:innen, die die Flä- stationären Einzelhandels in Deutschland lange Zeit chen- und Standortansprüche des Einzelhandels an. Die durch das Statistische Bundesamt und den lange Zeit mitbestimmt haben. Diese Bequemlich- Handelsverband Deutschland für das Jahr 2018 12 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
ermittelte Gesamtverkaufsfläche von rund 125,1 stationären Einzelhandel eher Rückgang oder Stag- Mio. m² beschreibt zwar gegenüber dem Jahr 2007 nation angenommen werden kann, versuchen die ein Wachstum von rund 5 %, allerdings stagniert die jeweiligen Marktführer in den meisten Branchen Entwicklung in den letzten vier Jahren, während die weiterhin, ihre Flächenleistungen zu steigern und Steigerungsraten etwa bis zum Jahr 2011 bei rund große zusammenhängende Verkaufsflächen zu 1 % p. a. lagen. belegen, um durch eine aufwändigere oder ausge- dehntere Warenpräsentation ihre Leistungsfähig- Abbildung 2: Verkaufsflächenentwicklung im Einzel- keit gegenüber der digitalen Konkurrenz zu de- handel 2000 bis2018* (in Mio. m²) monstrieren. Beispielsweise bei Elektrowaren zei- gen sich in Folge der dynamischen Marktprozesse jedoch auch bereits veränderte Flächennachfragen der Betreiber. Gerade für die im Branchenvergleich größten Anbieter ist eine Reduzierung der Filialgrö- ßen hinsichtlich der Verkaufsfläche erkennbar. Viele ehemals ausschließlich stationär agierende Händler:innen erweitern ihre Vertriebskanäle, wäh- rend der umgekehrte Weg der Onlinehändler:innen in eigene stationäre Shops derzeit noch auf wenige Standorte, meist in Großstädten, begrenzt bleibt. Diese zunehmenden Verflechtungen zwischen stati- onärem und digitalem Umsatz beeinträchtigen auch die Belastbarkeit von Aussagen zu den aktuellen Anm.: *Prognose Marktpositionen und zur Entwicklung der jeweiligen Quelle: Datengrundlage handelsdaten.de 2019, Darstel- Sparte – insbesondere dann, wenn diese Daten für lung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2019/2020 Branchen und gegliedert nach Teilräumen ge- wünscht werden. Gleichzeitig ist für den Einzelhandel im engeren Sinne (ohne Kfz-Handel, Tankstellen, Brennstoffe Gleichwohl ist davon auszugehen, dass – aufbauend und Apotheken) ein wachsender Umsatz zu konsta- auf Berechnungen des Handelsverbands Deutsch- tieren. Ein Einzelhandelsumsatz im Jahr 2019 von land – der Onlinehandel im Jahr 2018 einen Markt- rund 543,6 Mrd. EUR beschreibt gegenüber einer anteil von knapp über 10 % am gesamtdeutschen Umsatzleistung im Jahr 2017 von etwa 513,3 Mrd. Einzelhandel hält und für das Jahr 2019 ein weiterer EUR ein Wachstum um rund 6 % (nominal). Zuwachs erwartet wurde. Wie in der nachfolgenden Abbildung dargestellt, hat sich die Wachstumsdy- Da in diesen Gesamtumsätzen des deutschen Ein- namik des Onlinehandels in den vergangenen Jah- zelhandels auch der Onlinehandel enthalten ist, ren bereits deutlich reduziert. Vor dem Hintergrund kann der Einfluss der Verkaufsflächenstagnation auf der weiterhin ansteigenden Marktanteile ist jedoch die Verkaufsflächenproduktivität nur unzureichend nicht von einer Entzerrung des Wettbewerbs für eingeschätzt werden. Auch wenn für den gesamten den stationären Einzelhandel auszugehen. Stadt Elsdorf – Einzelhandels- und Zentrenkonzept 13
Abbildung 3: Nettoumsatz, Marktanteil und jährliche Entwicklung des Onlinehandels Anm.: *Prognose Quelle: Handelsverband Deutschland 2019, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2019/2020 Der Wettbewerbsdruck durch den Onlinehandel Nahrungs- und Genussmittel variiert dabei zwischen den Branchen (vgl. Abbil- Ein Großteil der Einzelhandelsumsätze ist der Wa- dung 4). rengruppe Nahrungs- und Genussmittel zuzuord- nen, die durch eine häufige Bedarfsdeckung geprägt Dabei ist darauf hinzuweisen, dass andere Institute wird. Marktbestimmend war in den letzten Jahr- (z. B. Handelsverband Deutschland, Gesellschaft für zehnten das expansive Verhalten der Lebensmittel- Konsumforschung) teilweise abweichende Daten discounter, deren Standortwahlverhalten oftmals veröffentlichen, als in Abbildung 4 vom Handelsver- einer städtebaulich integrierten und wohnungsna- band Deutschland zitiert. Unterschiedliche Zuord- hen Versorgung der Bevölkerung entgegenstand. nungen von Sortimenten zu Branchen, fehlende Aktuell stagnieren die Marktanteile der Lebensmit- Differenzierungen von Unternehmensangaben im teldiscounter jedoch. Moderne und attraktive Be- Hinblick auf die Umsatzbedeutung der genutzten triebskonzepte der Supermärkte sowie eine ver- Vertriebswege usw. lassen es daher sinnvoll er- mehrte Fokussierung der Gesellschaft auf Frische, scheinen, eher Tendenzen als verbindliche Aussa- Gesundheit, Nachhaltigkeit, Fair Trade etc. begrün- gen bei der sich nachfolgend anschließenden bran- den ihrerseits Bedeutungsgewinne. Für beide Be- chenbezogenen Betrachtung aufzuzeigen. Die Ein- triebstypen gilt: die Anpassung der Verkaufskonzep- teilung der Branchen folgt der in Kapitel 1.2 erläu- te führt zu einem steigenden Flächenanspruch. terten Methodik. Ansiedlungsplanungen unterhalb der städtebau- rechtlich fixierten Großflächigkeit von 1.200 m² Geschossfläche bzw. 800 m² Verkaufsfläche sind heute seltene Ausnahmen und erfolgen nahezu ausschließlich in dicht besiedelten Räumen. 14 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Abbildung 4: Marktanteile und Wachstumsrate des Onlinehandels nach Branchen * Anm.: = schnell drehende Produkte (Fast Moving Consumer Goods), hierzu gehören Lebensmittel, Getränke, Tabakwaren, Drogeriewaren; ** Anm.: CE = Unterhaltungselektronik (Consumer Electronics) Quelle: Handelsverband Deutschland 2019, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2019/2020 Aufgrund der Verderblichkeit der Produkte und der Insolvenz der Fa. Schlecker haben sich die bran- häufigen Bedarfsdeckung ist die Lebensmittel- chenbezogenen Umsatzanteile der Lebensmittel-SB- Branche bislang nur durch geringe Marktanteile des Betriebe erhöht, und der spezialisierte Markt wird Onlinehandels gekennzeichnet, nach Angaben des durch zwei Anbieter (dm, Rossmann) dominiert, Handelsverbands Deutschland rund 1 % im Jahr deren Flächenansprüche in den vergangenen Jahren 2018. Jedoch unterstützt durch Innovationen im stark gestiegen sind – im Einklang mit den Lebens- Bereich der Zustellung und der Warensystematik mittel-SB-Betrieben. Dieser Flächenanspruch sowie wird die Branche gleichzeitig durch das höchste die Zielsetzung einer Ansiedlung im Standortver- jährliche Wachstum des Onlinehandels zwischen bund mit Lebensmittel-SB-Betrieben setzen oftmals 2015 und 2018 geprägt (rund 20 %). nicht städtebaulich integrierte Standorte in das Zentrum der Expansionsplanungen. Sowohl aus Gesundheit und Körperpflege Verbrauchersicht als auch aus der Perspektive einer Die Warengruppe Gesundheit und Körperpflege zentrenorientierten kommunalen Einzelhandels- wird nach der Systematik von Stadt- und Regional- entwicklung wird in Anlehnung an die ehemaligen planung Dr. Jansen GmbH durch verschiedene An- Schlecker-Filialen derzeit der Betriebstyp eines gebotsformen bestimmt. Prägend im Hinblick auf kleineren Drogeriemarkts vermisst. Ein Alleinstel- Verkaufsfläche und Umsätze sind die Drogeriemärk- lungsmerkmal ist dagegen für den Betriebstyp des te, die von spezialisierten Anbietern wie Parfüme- Drogeriemarkts Müller festzustellen, der zwar rien, Apotheken, Sanitätshäusern und Optikern/ schwerpunktmäßig Drogeriewaren anbietet, dar- Akustikern ergänzt werden. Die letztgenannten über hinaus aber auch bedeutende Flächenanteile kleinteiligen Anbieter sind im Hinblick auf die raum- mit Lebensmitteln, Spielwaren, Schreibwaren etc. verträgliche Einzelhandelssteuerung im Regelfall bereithält. unproblematisch, da zumeist eine Orientierung auf Die Entwicklungstendenzen des Onlinehandels ver- kleine Einzelhandelsimmobilien in städtebaulich laufen ähnlich wie in der Branche Nahrungs- und integrierten Lagen erfolgt. Die Drogeriemärkte je- Genussmittel. Die Marktanteile sind derzeit insge- doch haben sich neben den Lebensmittel-SB-Be- samt noch gering, angeführt von Versandapotheken trieben als zweitwichtigste Kategorie der nahver- und Onlineplattformen für den Brillenkauf, jedoch sorgungsrelevanten Anbieter etabliert. Nach der durch starke Wachstumsraten gekennzeichnet. Stadt Elsdorf – Einzelhandels- und Zentrenkonzept 15
Blumen und Zoobedarf auch an Endverbraucher:innen; regionale Filialisten Deutlich geringere Marktanteile übernimmt die wie z. B. Askania ergänzen ihr Angebot an Büro- und Branche Blumen und Zoobedarf im gesamtdeut- Schreibwaren meist um die Bereiche Spiel, Sport, schen Einzelhandel. Das klassische Blumengeschäft Freizeit und Hobby. hat heute nur noch eine ergänzende Versorgungs- funktion; Zoobedarf wird primär in spezialisierten, Bekleidung, Schuhe, Schmuck teilweise großflächigen Fachmärkten von Betreibern Bekleidung und Schuhe (inkl. Sportbekleidung/ wie Fressnapf, Zoo & Co., Futterhaus sowie in Raiff- Sportschuhe) sowie Lederwaren und Schmuck sind eisenmärkten und als nahversorgungsrelevantes die klassischen Innenstadtleitsortimente. Insbeson- Randsortiment (Tiernahrung, Kleintierbedarf) in dere in größeren Städten wird ein Großteil der 1-A- Lebensmittel-SB-Betrieben und Drogeriemärkten Lagen in den Innenstädten durch diese Sortimente angeboten. Die großen Fachmarktbetreiber orien- belegt. Daneben ist jedoch zu berücksichtigen, dass tieren ihre Standortplanung oftmals an bestehen- der Wettbewerb auch durch Anbieter geprägt wird, den oder geplanten Agglomerationsstandorten, um die man zunächst nicht mit dem Facheinzelhandel in von Kopplungseffekten bzw. einer hohen Kunden- Verbindung bringt. So zählen Aldi, Lidl und Tchibo frequenz zu profitieren. Die branchenbezogene zu den umsatzstarken Anbietern. Bedeutung des Onlinehandels ist anhand der Situa- tion der FMCG-Produkte (vgl. Abbildung 4) nachzu- Die Tendenz, dass Shopping-Center vermehrt auf vollziehen, sodass von einer „nachholenden“ Ent- innerstädtische Standorte abzielen und die „grüne wicklung mit hohen Wachstumsraten auszugehen Wiese“ an Attraktivität verliert, hat direkten Einfluss ist. auf die Standortsituation der Anbieter in der Wa- rengruppe Bekleidung/Schuhe/Schmuck. Diese bil- Bücher, Schreibwaren, Büro det üblicherweise auch den Angebotsschwerpunkt Auch in der Warengruppe Bücher, Schreibwaren, eines Shopping-Centers, sodass dezentrale Ansied- Büro ist eine Reduzierung der Fachgeschäfte bei lungen solcher Center direkt und primär in Wett- einer gleichzeitig zunehmenden Filialisierung deut- bewerb mit den Haupteinkaufslagen einer Stadt lich zu erkennen. In vielen Kommunen hat sich bei- getreten sind. Während dieser Wettbewerbsdruck spielsweise der Facheinzelhandel mit Büchern zu- vielerorts nachlässt, nimmt die Marktbedeutung des rückgezogen, während die marktprägenden filiali- Onlinehandels weiter zu. Marktanteile von rund sierten Anbieter wie Mayersche Buchhandlung oder 28 % bei Fashion und Accessoires sowie rund 18 % Weltbild Anforderungen an Standorte und Einzugs- bei Uhren und Schmuck, ergänzt durch Wachstums- gebiete formulieren, die insbesondere durch kleine- raten des Marktanteils von 8 % bzw. 12 % im Jahr re Kommunen nicht erfüllt werden können. Zudem 2018, unterstreichen eine gleichermaßen hohe wie zeigte sich im Buchhandel der E-Commerce von ansteigende städtebauliche Relevanz des Online- Beginn an wettbewerbsrelevant; derzeit liegt der handels. Marktanteil nach HDE bei rund 27,5 %. Mit einer Wachstumsrate von nur ca. 3,5 % des Marktanteils Sport, Spiel, Freizeit zwischen 2016 und 2018 ergibt sich jedoch eine Mit einem Marktanteil von fast 25 % ist der Online- deutliche Abnahme der Entwicklungsdynamik. handel auch bei Sport, Spiel, Freizeit von hoher Wettbewerbsrelevanz für den stationären Einzel- Gleichermaßen übt der Onlinehandel im Bereich handel und lässt bei einer Rate von ca. 7 % weiter- Büro-/Schreibwaren mit einem Marktanteil von hin wachsende Bedeutung erkennen. Allerdings rund 23 % im Jahr 2018 starken Wettbewerbsdruck konnten im Bereich der Sportartikel/Sportgeräte auf den stationären Einzelhandel aus, der in spezia- durch die Expansion der Fa. Decathlon in den ver- lisierter Form weiterhin primär kleinstrukturiert und gangenen Jahren in vielen Regionen Angebotslü- an städtebaulich integrierten Standorten vertreten cken geschlossen werden. Viele Sortimente des ist. Zudem bieten SB-Warenhäuser oder Sonderpos- Filialisten wurden zuvor nur ausschnittsweise in tenmärkte oftmals Büro-/Schreibwaren als Randsor- konventionellen Sportgeschäften angeboten, deren timente an. Als bundesweit vertretener Fachmarkt Angebotsschwerpunkt meist bei Sportbekleidung/ richtet sich Staples neben gewerblichen Kund:innen 16 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Sportschuhen liegt. Da Decathlon auch in diesen Möbel/Einrichtung Sortimenten große Flächenanteile in ihren Fach- Die Warengruppe Möbel/Einrichtung wird sowohl märkten belegt, korrespondieren unternehmeri- durch das klassische Möbel-/Küchensortiment als schen Standortprämissen oftmals nicht mit den auch durch ergänzende einrichtungsaffine Produkte planerischen Zielsetzungen des Zentrenschutzes. gebildet. Während letztere (u. a. Glas/Porzellan/ Keramik, Haushaltswaren, Heimtextilien) in der Das Einzelhandelsangebot mit Spielwaren/Freizeit- Regel primär auf städtebaulich integrierte Lagen sortimenten wird dagegen schon längerfristig einer- gelenkt werden, sind Möbelhäuser zumeist an Pkw- seits durch den kleinteiligen Facheinzelhandel, an- orientierten Standorten außerhalb zentraler Lagen dererseits durch große Fachmärkte mit einem um- zu finden. Für diese Möbelhäuser zeigen sich fort- fassenden Sortiment geprägt (z. B. Smyths Toys). setzende Konzentrationsprozesse, die durch Ver- Auch in diesem Segment ist der Onlinehandel ex- kaufsflächengrößen von mehr als 40.000 m², einer pansiv. Marktbeherrschung weniger großer Anbieter und die Aufgabe inhabergeführter (ehemals „großer“) Elektrowaren Möbelvollsortimenter auch mit 15.000 bis Eine umfassende Produktpalette von Elektrowaren 25.000 m² Verkaufsfläche gekennzeichnet sind. wird in der Regel durch die Elektrofachmärkte (Sa- Durch den Betriebstyp des „Möbelpalasts“ (Möbel- turn, Media Markt, Medimax etc.) vorgehalten. häuser mit einer Verkaufsfläche von mehr als Diese galten – und gelten grundsätzlich immer noch 25.000 m²) werden, ebenso wie durch den Betrei- – als Magnetbetriebe, sodass in der Einzelhandels- ber des Einrichtungshauses IKEA, jedoch nicht nur steuerung das Ziel verfolgt wurde, innerstädtische kleinere Möbeleinzelhändler unter Wettbewerbs- Standorte mit Elektrofachmärkten zu belegen. U. a. druck gesetzt. Vielmehr führen diese „Möbelpaläs- unter Einfluss der besonders starken Marktposition te“ auch Randsortimentsverkaufsflächen in der des Onlinehandels hat sich das Expansionsverhalten Größe mehrerer Fachmärkte, die zudem mit den der marktführenden Betreiber jedoch in den ver- Anbietern von Leuchten, Haushaltswaren, Glas/Por- gangenen Jahren verändert. Das Standortnetz wur- zellan/Keramik usw. in Wettbewerb treten. de in der Tendenz verkleinert, die Verkaufsfläche reduziert, sodass sich insgesamt eine Bedeutungs- Eine Bedeutungszunahme ist für den E-Commerce abnahme des stationären Einzelhandels mit Elek- für die Warengruppe Wohnen und Einrichten zu trowaren ergab. belegen. Aktuell liegt der Marktanteil bei rund 13 %; die Entwicklungsdynamik ist überdurchschnittlich. Weitere prägende Betriebstypen sind Fachanbieter für Elektrohaushaltswaren (Elektrogroß- und/oder Bau-, Gartenbedarf, Autozubehör -kleingeräte), Telefon- und Fotoshops oder Compu- Ähnlich wie das Möbelsortiment wird auch das terfachgeschäfte. Dabei zeigt der Markterfolg der Angebot mit Bau- und Gartenbedarf primär in groß- Fa. Apple die gelungene Kopplung von zunehmen- flächigen Fachmärkten außerhalb von städtebaulich der gesellschaftlicher Bedeutung moderner Infor- integrierten Lagen angeboten. Teilweise, durch die mations- und Kommunikationstechnologien und Ergänzung mit Baustoffen, wird die Einzelhandels- Produktinnovationen sowie geschickter Markenfüh- funktion mit einem primär gewerblich orientierten rung. Unterstützt wird die Demonstration dieser Angebot verknüpft. Auch in diesem Segment ist ein Marktbedeutung aktuell durch die Eröffnung von erhöhter Verkaufsflächenbedarf der Betreiber zu Flagship-Stores in 1-A-Lagen von Oberzentren, erkennen; die Marktführer belegen teilweise Flä- meist in prägnanten Schlüsselimmobilien. chen mit mehr als 20.000 m² Verkaufsfläche. Die Bedeutung des E-Commerce ist für Bau-/Garten- bedarf mit einem Marktanteil von fast 6 % bislang noch vergleichsweise gering. Eine Marktanteil- Wachstumsrate von ca. 8 % im vergangenen Jahr kennzeichnet jedoch auch hier eine nachholende Entwicklung. Stadt Elsdorf – Einzelhandels- und Zentrenkonzept 17
Das Sortiment Autozubehör zeigt sich weniger flä- großen Mittelzentren mit weitreichenden Einzugs- chenintensiv. Es wird als Randsortiment in Bau- bereichen. Aber die Forderung von Handelsunter- märkten oder Sonderpostenhäusern angeboten; nehmen nach großen zusammenhängenden Laden- primär erfolgt der Verkauf jedoch über flächenmä- einheiten ist in vielen Zentren schwierig zu erfüllen. ßig kleinere Fachmärkte in Verbindung mit Werk- Vielfach fehlen notwendige Entwicklungsflächen für stätten, wie beim Marktführer A.T.U. oder den neue Handelsimmobilien oder Erweiterungen be- Facheinzelhandel für Autozubehör, der oftmals an stehender Betriebe; Zuschnitte bestehender Laden- Kfz-Häuser angeschlossen ist. Der Onlinehandel ist einheiten entsprechen vielerorts nicht mehr den mit ca. 6 % in seiner Marktbedeutung nachgeord- aktuellen Ansprüchen. Die eigentümerübergreifen- net. de Vergrößerung bestehender Ladeneinheiten stellt eine besondere Herausforderung dar. 2.2.3 Auswirkungen auf die Stadtentwicklung Zwar hat die Konzentration auf periphere, Pkw- 2.3 Untersuchungsrelevante orientierte Einkaufsorte in der jüngeren Vergangen- Rahmenbedingungen am Standort Elsdorf heit wieder abgenommen (insbesondere wegen res- 2.3.1 Lage im Raum und regionalplanerische triktiver Auslegung des Planungsrechts); der Wett- Einstufung bewerbsdruck für den stationären Innenstadt-Ein- Die Stadt Elsdorf liegt im Süden des Rhein-Erft- zelhandel befindet sich jedoch durch die anhalten- Kreises in Grenzlage zum Kreis Düren; sie ist dem den Marktanteilsgewinne des Onlinehandels wei- Regierungsbezirk Köln zugeordnet. Sie wird umge- terhin auf einem hohen Niveau. Vielfach sind es nur ben von der Stadt Bedburg im Norden, der Kreis- die bundesweit filialisierenden Anbieter, die ihre stadt Bergheim im Osten und der Stadt Kerpen im Angebote parallel über den Onlinehandel vertrei- Süden. Im Westen grenzt das Stadtgebiet an den ben. Für den inhabergeführten Einzelhandel hinge- Teil des Tagebaus Hambach an, der nicht zum gen steht der Aufwand zur Etablierung eines weite- Stadtgebiet gehört. In der landesplanerischen Ord- ren Vertriebskanals selten in angemessener Relati- nung wird Elsdorf als Grundzentrum eingestuft. on zu den hierdurch möglichen Einnahmen, sodass vielerorts eher standortbezogene Online-Aktivitäten Die Topografie der Stadt Elsdorf wird in besonderer unterstützt werden. Form durch den Tagebau Hambach geprägt. An- sonsten ist das Gelände des Stadtgebiets relativ Die erfolgte Ausweitung von zentren- und nahver- eben. Der Tagebau stellt jedoch eine mobilitätsein- sorgungsrelevanten Sortimenten an nicht-inte- schränkende Zäsur dar. grierten Standorten hat wichtige Magnetbetriebe aus den Zentren abgezogen und die dynamische Elsdorf verfügt über eine sehr gute verkehrliche Entwicklung des Onlinehandels zu weiteren Kauf- Anbindung. Hier ist insbesondere die nur wenige kraftverlagerungen geführt. Insbesondere in Innen- Kilometer vom Stadtzentrum entfernte A 4 zu nen- städten haben die Warenhäuser und der Fachhan- nen, die eine Verbindung nach Köln oder in Rich- del als Leitbetriebe an Bedeutung eingebüßt. Die tung Düren und Aachen schafft (Anschlussstelle lang anhaltende Tendenz zu einer weiteren Filiali- Nr. 7b). Nordöstlich tangiert die A 61 in ihrem Ver- sierung ist allerdings ungebrochen, insbesondere lauf das Stadtgebiet und ist über die Anschlussstelle internationale Ketten drängen in Groß- und Mittel- 18 (Bergheim) erreichbar. Zudem wird das Stadtge- städte. Allerdings reduziert sich die Präsenz in Form biet von zwei Bundesstraßen durchquert, beide der Zahl der Filialen in attraktiven Innenstadtlagen – jedoch außerhalb des Siedlungskerns. Die B 55 ver- aktuell auch beeinflusst durch die Folgen der läuft von Osten nach Westen bis zur Anschlussstelle Corona-Pandemie. der A 61. Von Norden nach Süden wird das östliche Die weitere Ansiedlung von Magnetbetrieben und Stadtgebiet von der B 477 durchzogen, mit Verbin- die Ergänzung des filialisierten Einzelhandels durch dung zur A 4. Über die A 4 werden in wenigen individuelle Betreiberkonzepte stellen weiterhin die Fahrminuten weitere überregionale Verkehrsver- wichtigsten Aufgaben für die kommunale Stadtent- bindungen am Kreuz Köln-West (A 1, folgend A 57 wicklung und die kommunale Wirtschaftsförderung und A 3) erreicht. Zudem gibt es auf dem Stadtge- dar, insbesondere außerhalb von Oberzentren oder biet einige Landesstraßen. 18 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH
Eine Anbindung an den Schienenpersonenverkehr Ein Anschluss an den Regionalverkehr zwi- gibt es im Stadtgebiet nicht. Die nächsten Anschlüs- schen Köln und Aachen wird über den Bahnhof se an das Schienennetz bestehen im Bergheimer Kerpen-Horrem ermöglicht (RE 1). Den Bahn- Stadtteil Quadrath-Ichendorf und in Kerpen Sindorf hof in Horrem erreicht man mit der S 19 über sowie Kerpen-Horrem. Von dort führen ÖPNV-Ver- den Haltepunkt Kerpen-Sindorf. In Aachen be- bindungen in unterschiedliche Großräume und steht zusätzlich ein Anschluss an das nieder- sichern den Anschluss an den bundes-/europawei- ländische, belgische und französische Bahn- ten Schienenverkehr. netz. In Bergheim verkehrt die RB 38 bis zur Halte- Die einzelnen Stadtteile Elsdorfs werden tagsüber stelle Köln Messe/Deutz im Stundentakt. Dort von sechs innerstädtischen Buslinien des Betreibers besteht Anschluss an den Fernverkehr. Rhein-Erft Verkehrsgesellschaft GmbH bedient. Generell ist bei der Betrachtung des ÖPNV- Diese verbinden jedoch auch mit einigen umliegen- Netzes zu berücksichtigen, dass sich Elsdorf im den Städten. Durch die regelmäßig betriebenen Grenzbereich der beiden Nahverkehrsverbün- Buslinien ist somit die Mobilität auch für den Teil de Rhein-Sieg (VRS) und dem Aachener Ver- der Bevölkerung gesichert, der über kein Auto ver- kehrsbund (AVV) befindet und somit für das fügt. Der nahe bzw. fußläufige Anschluss an das Bevölkerungsaufkommen beider Regionen ÖPNV-Netz ist insbesondere für immobile Bevölke- mittels der AVV- und VRS-Tickets erreichbar rungsgruppen von zentraler Bedeutung. Diese sind ist. im Rahmen ihrer täglichen Versorgung teilweise von verkehrsinfrastrukturellen Angeboten abhängig. Abbildung 5: Lage der Stadt Elsdorf und zentralörtliche Gliederung in der Region Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2020 Stadt Elsdorf – Einzelhandels- und Zentrenkonzept 19
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