Design - BAUEN MIT STAHL + STIL - Jansen AG
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Das Magazin von Jansen Steel Systems | Ausgabe 3.2022 BAUEN MIT STAHL + STIL Design München Gewerbebau mit „Wow“-Effekt Fachbeitrag Materialdiskurs Gent Zeitgemässer Zugang Fachbeitrag In BIM planen und bauen Amsterdam Ein Bauwerk für die Mobilität Rotterdam Kunst:voll verspiegelt Fachbeitrag Regeln für gutes Design? Valle de Bravo Drinnen im Wald, draussen im Haus Methoni Raumkontinuum in Weiss
SCALE 3.2022 | Design | Editorial 01 Editorial Design – Ästhetik und Funktionalität Gutes Design erfüllt auch sinnliche Ansprüche, wenn spiegelt sich in der gesamten Jansen Produktpalette aus Funktionalität und Ästhetik im Einklang stehen: Eine Fenstern, Türen und Fassaden aus Stahl und umfasst auch ausgereifte Funktionsfähigkeit und die praktische Hand- Griffe, Öffnungsvielfalten, Sonderformen oder Details wie habung gehen dann einher mit einer ansprechenden Er- Ansichtsbreiten. scheinung. Mit gestalterischer Qualität begeistert Jansen Entdecken Sie in dieser Ausgabe realisierte Projekte über die funktionale Perfektion hinaus. Schliesslich sollen in unterschiedlichen Ländern, die eindrucksvoll illustrie- Gebäude den Bewohnern oder auch Nutzern den grösst- ren, welche Resultate mit Stahlsystemen von Jansen er- möglichen Komfort und Schutz bieten, sich aber auch in reicht werden können. Denken Sie mit uns darüber nach, die Umgebung einfügen, ein Konzept sichtbar machen welchen Stellenwert die Designthesen von Dieter Rams, und formal überzeugen. ehemals Architekt und Designchef von Braun, heute noch Für die Produktentwicklung bedeutet ein ganzheit- haben und tauchen Sie tiefer ein in das Thema „Materiali- licher Designanspruch, sich über die Abdeckung sämt- tät in der Architektur“ mit dem Beitrag von Prof. Thomas licher Prüfungen und Normen hinaus auch über die Äs- Schröpfer von der Singapore University of Technology. thetik Gedanken zu machen. Diese Herangehensweise Inspirierende Lektüre wünscht Ihnen Ihre SCALE-Redaktion
02 SCALE 3.2022 | Design | Inhalt INHALT 01 Editorial 02 Inhalt 04 Aktuell 06 Einführung und Statements 08 Werk 12 München, D: Gewerbebau mit „Wow“-Effekt 13 BAU 30, Raumfabrik Durlach, D: Rund um die Ecke 16 Gründerzeithaus Zürich, CH: Ein Anbau als Stilbrücke 19 Archäologisches Nationalmuseum Tarragona, E: Fenster in die Vergangenheit 20 Fachbeitrag: Materialdiskurs 23 Gut Wagram Kirchberg, AT: Vom maroden Meierhof zur modernen Weinmanufaktur 27 St.-Bavo-Kathedrale Gent, B: Zeitgemässer Zugang 33 Paragon 700 Boutique Hotel & Spa Ostuni, I: Jahrhundertealtes Juwel 36 Fachbeitrag: In BIM planen und bauen 38 KHI House Methoni, GR: Raumkontinuum in Weiss 44 Olivia Star Business Center Danzig, PL: Schräge Hochhausfassade auf Meereslinie 47 Fachbeitrag: Sondergeometrien 48 MOVE Amsterdam, NL: Ein Bauwerk für die Mobilität 52 Fachbeitrag: Regeln für gutes Design? 56 Schaudepot Boijmans van Beuningen Rotterdam, NL: Kunst:voll verspiegelt 62 Rancho 6 Valle de Bravo, MEX: Drinnen im Wald, draussen im Haus 67 Nachwort: Design als Faktor 68 Ausblick 69 Impressum Lesen Sie SCALE online: scale.jansen.com Titelbild: Das extravagante KHI House auf dem Peloponnes be- eindruckt durch eine scheinbar endlos verlaufende Aussenwand mit nur vereinzelten Öffnungen. Dank dem Stahlprofilsystem Economy 60 und seinem filigranen Design bestechen die Flügel durch enorme Glasflächen und minimale Ansichtsbreiten.
04 SCALE 3.2022 | Design | Aktuell AKTUELL Viele Anforderungen, Jansen Bildband: einheitliche Ansicht Buchtipp „Architektur in Stahl“ „Design ist unsichtbar“ – diesen Von A wie „Added Value“ bis Z wie Der Bildband „Architektur in Stahl“ bekannten Leitgedanken für „Zielgruppe“: 110 renommierte präsentiert ausgewählte Objekt- Gestaltung hat sich auch Jansen Fachleute aus der ganzen Welt Referenzen mit Jansen Stahlprofilen zu eigen gemacht. Dank gleicher haben Begriffsdefinitionen sowie aus ganz Europa. Die zahlreichen Ansichtsbreiten und kompatibler Originalartikel für das „Wörterbuch Beispiele inspirieren, vertiefen das Beschläge lassen sich viele Systeme Design“ verfasst. Die kulturellen Interesse an Stahl und wecken die „unsichtbar“ miteinander kombi- Unterschiede bieten Perspektiven Neugier auf mutige Lösungen. Die nieren, ohne dass rein optisch ein für ein vergleichendes Verständ- Einteilung im Buch ist gemäss den Unterschied wahrnehmbar wäre. nis zentraler Designkategorien und unterschiedlichen Themenberei- Beispielsweise die Türsysteme die Kommunikation über Design. chen auf der Jansen-Website aufge- Economy 50/60, Janisol und Janisol 2 Der über 470-seitige Band umfasst baut und zeigt Einblicke in Objekte EI30: Überall dort, wo mehrere Tü- sowohl die Klassiker des Designdis- ab Baujahr 2016. Gebäude mit den ren unmittelbar aufeinander folgen, kurses als auch in aktuellen Diskus- unterschiedlichsten Funktionen können die unterschiedlichen bau- sionen verwendete, zum Teil noch veranschaulichen die Maxime von seitigen Anforderungen an Aussen- relativ neue Begriffe. Das Buch bie- Jansen „Form und Funktion perfekt und Innentüren im einheitlichen tet damit sowohl eine wissenschaft- vereint“. In jedem Zusammenhang Design formschön gelöst werden. In liche Grundlage für einen ernst- erfüllen die Jansen Stahlprofilsys- sicherheitstechnisch beanspruchten haften Designdiskurs als auch eine teme höchste Leistungsansprüche Konstruktionen wie Schleusen zur kurzweilige Lektüre zum Blättern bezüglich Beschaffenheit, Lebens- Personenvereinzelung lassen sich und Entdecken. Es ist ein Handbuch dauer sowie Sicherheit und setzen weitere Schutzziele wie Beschuss- für alle, die sich mit Design in Beruf gleichzeitig ästhetische Massstäbe. hemmung ebenfalls optisch unsicht- oder Ausbildung beschäftigen oder bar integrieren. Aus der Kombina- einfach Spass daran haben und sich jansen.com/architektenbuch tion von schlanken Profilgeometrien stärker vertiefen wollen. mit grossen Glasformaten resultiert grösstmögliche Transparenz – das Michael Erlhoff, Tim Marshall (Hg.): ist es, was Architekten und Planer Wörterbuch Design. Begriffliche an den Stahlsystemen von Jansen Perspektiven des Designs. schätzen. Birkhäuser Verlag, Basel/Boston/Berlin 2008, jansen.com/design ISBN 978-3-7643-7738-0.
SCALE 3.2022 | Design | Aktuell 05 AGENDA Telescope Design JANSEN virtueller Showroom Event 2022 Als weiterer Baustein der Digitali- ■ Der Designkonfigurator geht Als Fortsetzung der Eventreihe des sierungsstrategie ergänzt ab sofort einen Schritt weiter und bietet den Vorjahres zum Thema „Sicherheit“ der virtuelle Showroom das Service- Nutzern auch die Auswahl der ver- greift Jansen 2022 das Thema „De- sign“ auf. Mit diversen Massnah- angebot von Jansen. Die virtuelle schiedenen Griffe, Bänder, Oberflä- men und Aktivitäten – zu denen Darstellung veranschaulicht weitaus chen oder auch Materialien. Diese eine mehrsprachige Broschüre, mehr Optionen als das physische Änderungen werden direkt in die Videos und PR-Beiträge zählen Produkt allein. Dies lässt sich in Darstellung des Elements über- – verleihen wir diesem Thema verschiedenen Bereichen des Show- nommen. Somit haben Architekten, die ihm gebührende Präsenz. In rooms entdecken: Investoren oder auch Endnutzer die diesem Zusammenhang möchten Möglichkeit, sich „ihre“ Türe oder wir als Hersteller von Stahlprofil- ■ Die Produktübersicht beinhaltet „ihr“ Fenster anzeigen zu lassen systemen weltweit den Dialog mit den Grossteil der von Jansen an- – und es sogar in vordefinierte Um- Architekten, Metallbauern und gebotenen Serien und Produkte. Sie gebungen „einzubauen“. Vertriebspartnern anregen. Beglei- sind aufzufinden über Rubriken, wie ■ Im Bereich Anwendungen Sicher- tet wird der virtuelle Event über Fenster, Türen, Fassaden sowie Falt- heit wird auf kurze, einfache und das Jahr hinweg von einer exklusi- ven Roadshow, in der die Produkte und Schiebetüren, oder auch über auch unterhaltsame Weise erklärt, zum Anfassen erlebbar sind. die „Jansen-Welt“. In der „Jansen- wie zum Beispiel Brandschutz oder Das virtuelle Telescope Design Welt“ können die Produkte mittels Einbruchschutz geprüft und klassi- Event findet am 14. Juni 2022 statt. mehrerer Vorauswahlmöglichkeiten fiziert werden, und welche Produkte Detaillierte Informationen unter selektioniert werden. den Sicherheitsbereichen zugeord- • Unter Produktinformationen net werden können. jansen.com/2022 werden die für die verschiedenen Mit dem virtuellen Showroom lassen Zielgruppen wichtigsten Punkte zu- sich sehr einfach und übersichtlich sammengefasst. Gleichzeitig bietet vielschichtige Informationen zu den die Übersicht auch die Möglichkeit ausgestellten Produkten einholen. zum tieferen Einstieg, etwa mittels Der virtuelle Showroom ergänzt Schnitten, Broschüren oder Weiter- die bereits vorhandenen digitalen leitung zu den Produktseiten. Angebote BIM, JANIsoft und Jansen • Mit der Explosionsdarstellung Docu Center. können die Einzelteile bis ins kleinste Detail betrachtet werden. jansen.com/virtualshowroom
06 SCALE 3.2022 | Design | Einführung und Statements Form und Funktion Stahlsysteme von Jansen sind integrati- Design unserer Produkte zählt nicht zu- Ästhetik und oftmals eine bessere ver Bestandteil von Gebäuden. Zeitlich letzt, dass die erforderliche Dokumenta- Materialperformance mit betrachtet ist der Entstehungszeitraum tion für alle Beteiligten umfassend auf- sich. Gutes und fortschrittliches eines Gebäudes vergleichsweise kurz ge- bereitet und digital verfügbar ist. Design zeichnet sich unter genüber dem Zeitraum, in dem es später Was ist Design und wie erkennt anderem dadurch aus, sein Umfeld prägt. Unsere Gesellschaft man gutes Design? SCALE hat Fachleu- dass es die Möglichkeiten, verlangt zu Recht, dass Architektur nach- ten folgende Frage gestellt: welche uns diese Entwicklungen haltig sein soll und bewertet dies meist „In Bezug auf Architektur, Fassaden und für nachhaltigeres Bauen unter dem Aspekt des CO2-Fussabdrucks. Fenster: Was ist für Sie gutes Design?“ bieten, erkundet Doch es gibt durchaus weitere Kriterien und erweitert.“ für Nachhaltigkeit: beispielsweise gutes Design. Prof. Dr. Thomas Schröpfer Der Frage, was „gutes“ Design aus- Professor für Architektur und macht, geht unter anderem auch die ver- Nachhaltiges Design, gleichsweise junge Wissenschaft „Envi- Direktor des Advanced Architecture ronmental Design“ nach. Sie untersucht, Laboratory, Singapore University of was wir beim Anblick eines Gebäudes Technology and Design (SGP) oder beim Betreten eines Raums empfin- den. Eine ihrer Erkenntnisse ist, dass wir ein Gebäude oder einen Raum dann als „Gutes Design … geht immer über „schön“ empfinden, wenn der erste Ein- die reine Erfüllung der Funktion druck unser Wohlbefinden fördert, uns hinaus. Optik und Haptik des also in unserem Innersten angenehm Materials sollten der Aufgabe berührt. Nachweislich tragen dazu auch angemessen und möglichst helle, lichtdurchflutete Räume bei, eben- nachhaltig sein. Wenn ein Detail so wie eine angenehme Raumtempera- besonders ins Auge fällt und bei tur und das Gefühl, an einem sicheren Nutzer oder Betrachter eine positive Ort zu sein. Reaktion auslöst, wurde alles „Gutes Design zeigt sich besonders Doch es wäre zu kurz gegriffen, richtig gemacht.“ in unaufdringlicher Präsenz. Wenn wenn wir unseren Anspruch an gutes das Auge stets die Verbindung mit Design auf den rein funktionalen Aspekt Katja Reich dem Gebäude sucht und eine subtile beschränken würden. Eine mindestens Chefredakteurin DBZ, Bauverlag BV GmbH, Symbiose zwischen Hülle und ebenso grosse Bedeutung messen wir Gütersloh (D) innerem Kern entsteht, zeigt sich dem formalen Aspekt bei: Idealerweise die Besonderheit des baulichen sind Form und Funktion untrennbar mit- Erzeugnisses. Ergründen wir einander verbunden. Nur dann entste- die Ästhetik eines Gebäudes, sind hen Produkte, die sowohl durch ein op- daher alle Bestandteile wie Fassaden tisch ansprechendes Äusseres wie auch und Fensterelemente, deren durch eine intuitive, angenehme Hand- Ausgestaltung hinsichtlich habung überzeugen. Materialität sowie Farbgebung, Das harmonische Zusammenspiel und die Positionierung in diesen verschiedener Bauteile und -elemente Prozess eingebunden.“ lässt sich mithilfe digitaler Gebäude- modelle visualisieren, lange bevor das „Seit geraumer Zeit erleben Morris Breunig Bauwerk selbst errichtet wird. Jansen Materialien und Materialität in der Chefredaktor Architektur & Technik, fördert diesen ganzheitlichen Planungs- Architektur einen bedeutenden BL Verlag AG Zürich (CH) ansatz durch digitale Zwillinge aller Pro- Paradigmenwechsel. Innovative file, Bänder und Beschläge. Zum guten Technologien bringen eine neue
07 „Fassaden, Fenster und „Gutes Fassadendesign ist heute „Gutes Design bezieht sich auf ein Verglasungen aller Art sind vielschichtig – mal schreiend leise, gutes Verständnis und Wissen über integraler Bestandteil der Gebäude- mal flüsternd laut. Bedeutung die Regeln der Natur und deren hülle. Design widerspiegelt sich entsteht dabei durch eine überzeu- Auswirkungen, das bei der darin als Symbiose aus maximaler gende Haltung zur Eigenständigkeit, Gestaltung eines Raums berück Funktionalität und optimaler die von den Adressaten verstanden sichtigt wird, der den Bedürfnissen Ästhetik, um höchste Funktions- und im Idealfall geliebt wird.“ der Nutzer entspricht. Es hängt tüchtigkeit und Praktikabilität, auch mit der angemessenen optimierte Herstellungsprozesse Michael Purzer Verwendung von Materialien und und die Erfüllung strenger Director Business Development Systemen zusammen, aus denen Normen und gesetzlicher Frener & Reifer GmbH, Brixen (I) ein spezifisches Gebäude besteht.“ Vorgaben zu vereinen.“ Prof. Dr. Ana-Maria Dabija Fabio Rea Universität für Architektur und Geschäftsleiter Schweizerische Zentrale Stadtplanung Ion Mincu, Bukarest (ROU) Fenster und Fassaden (SZFF/CSFF), Olten (CH) „Fenster und Fassaden sind der äussere Abschluss, sozusagen die Haut einer Architektur. Die Haut, die Oberfläche verstehen wir als „Inneres nach aussen getragen“. Die Fassade „Fenster sind ein wesentliches ist ja das erste Signal für den Be- Gestaltungsmittel. Sie spenden „Gutes Design ist für mich trachter. Die Türen und Fenster ent- Licht und bestimmen damit die nachhaltig, zeitlos, zurückhaltend scheiden über den Gestus der Einla- Atmosphäre sowohl innen als auch und bezieht sich auf das Wesentliche. dung, der Transparenz nach aussen aussen. Ein Fenster kann Es ist in Balance mit der Natur und vor allem auch in der Material- überraschen und verführen, indem und respektiert sie. Gutes Design ist wahl und gegebenenfalls Handwerk- es den Blick auf eine bestimmte nicht flashy, die Schönheit und lichkeit der Ausführung über die Ansicht lenkt. Fenster sollten Qualität liegt im Detail. haptische Qualität und, so meine ich, hinsichtlich Proportion und Profil Keep it true, simple and clean auch über die Menschlichkeit.“ sorgfältig auf die Fassade and the beauty will last forever.“ abgestimmt sein.“ Michael Stratmann Roger Kurath Geschäftsführer der Metallgestaltung Joep van As Architekt, Design 21, Los Angeles (USA) Stratmann GmbH, Essen (D) Architekt bei BiermanHenket, Esch (NL)
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht 09 Werk 12 München, D Gewerbebau mit „Wow“-Effekt Mit Werk 12 bereichern MVRDV das Münch- ner Werksviertel um ein Gebäude, das den sprichwörtlichen „Wow“-Effekt auf seiner Seite hat. Seine einfache Form, die Verwen- dung „ehrlicher“ Materialien (so die Jury) und die transparenten Fassaden haben dem Neubau unter anderem den renommierten DAM-Preis beschert.
10 Die Janisol 2 F30-Brandschutzverglasung im (kalten) Treppenhaus wurde mit ZiE realisiert, da der Einbau vor Inkrafttreten der DIN EN 16034 zum 1.11.2019 erfolgte. Im Poolbereich wurden die Stahlprofile vorbehandelt, um sie bestmöglich vor Korrosion zu schützen (Korrosivitätskate- gorie C4; in allen anderen Bereichen C3). In Bereichen, vor denen die Kaskadentreppe verläuft, werden die Lasten der Verglasung über den Querriegel seitlich in die Betonkonstruktion abgetragen.
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht 11 Dafür, dass der fünfstöckige Neubau bei Dunkelheit noch etwas spektakulärer wirkt, sorgt das Kunstwerk aus fetten Lettern, die lautmalerisch vor der VISS Fassade prangen.
12 SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht Knödelgasse, Kartoffelgleis oder Zündappbogen: Die Fassade integriert und im Erdgeschoss zudem in der Wi- Strassennamen im Münchner Werksviertel zeugen von derstandsklasse RC2 ausgeführt werden. der Zeit, als Traditionsunternehmen wie Pfanni, Zündapp und Optimol das Gelände hinter dem Ostbahnhof präg- Inspirierende Perspektiven inklusive ten. Seit Anfang der 2000er-Jahre entsteht hier ein ge- Hauptmieter des Werk 12 ist das Fitnessstudio body + mischt genutztes Stadtquartier: Ortsbildprägende Werks- soul. In loftartiger Atmosphäre bietet das Premium- gebäude wurden beziehungsweise werden saniert und zu Center in München auf drei Etagen Workout und Well- zeitgemässen Lebens- und Arbeitsräumen umgenutzt, ness einschliesslich Höhentrainingskammern, High neue Gebäude in moderner Architektursprache hinzu- Tech Intervalltraining in der sogenannten Beatbox und gefügt. Mit einer Mischnutzung von 7000 Arbeitsplätzen, ein 25 Meter langes Sportschwimmbecken. Im Pool- 1100 Wohnungen und Raum für ein breit gefächertes Kul- bereich wurden die Stahlprofile vorbehandelt, um sie tur- und Freizeitangebot soll hier Münchens Zukunfts- bestmöglich vor Korrosion zu schützen (Korrosivitäts- viertel entstehen. kategorie C4; in allen anderen Bereichen C3). Im Erd- Inmitten dieses heterogenen baulichen Umfelds ha- geschoss befinden sich gastronomische Betriebe; in die ben die Amsterdamer Architekten MVRDV das Werk 12 oberste Etage sind Audi-Experten für Design, E-Com- errichtet. Mit seiner einfachen Form, sparsamen Mate- merce und Mobilitätsdienste eingezogen. Übergrosse rialsprache und den transparenten Fassaden würde das Janisol Hebeschiebetüren sowie ein Faltwand-Element fünfstöckige Gebäude an der Plaza kaum weiter auffallen ermöglichen hier den nahtlosen Übergang von innen – wären da nicht die breiten Terrassen, die jedes Stock- nach aussen, sodass bei jedem Wetter inspirierende Per- werk umgeben, und die Kaskadentreppen, die diese Ter- spektiven über München und auf die nahen Alpen gege- rassen miteinander verbinden. Auffälligstes Merkmal des ben sind. (AMR) Neubaus aber ist das lautmalerische Kunstwerk aus fet- ten Lettern, die vor der Fassade prangen: AAHHH, OH und PUH steht da zu lesen, oder aber schlicht und einfach WOW. Äusserst filigrane Pfosten-Riegelfassade Den „Wow“-Effekt hat das Gebäude zweifelsfrei auf seiner Seite. Anspruch der Architekten war es, die Stahl-Glas- Konstruktion so reduziert wie möglich zu gestalten. Rea- lisiert wurde sie als VISS Fassade in einer Ansichtsbreite von nur 50 Millimetern und zwei unterschiedlichen Bau- tiefen: In einem umlaufenden Rahmen von 120 Milli- BAUTAFEL metern Tiefe sitzen zwei Pfosten und, auf der Höhe von drei Metern, ein Riegel, die jeweils nur 95 Millimeter tief Bauherr: sind. Als wäre es nicht schon schwierig genug, die unter- OTEC GmbH, München schiedlichen Bautiefen zu einem Fassadenelement zu Architekten: verbinden, musste in bestimmten Bereichen die zusätz- MVRDV, Amsterdam, mit N-V-O Nuyken von Oefele Architekten liche Belastung der Betonkonstruktion durch die Kaska- BDA, München dentreppe berücksichtigt werden. In diesen Bereichen Fassadenbau: werden die auf die Stahl-Glasfassade auftreffenden Las- Pazdera AG, Coburg ten über den Querriegel seitlich in die Betonkonstruktion Brand- und Rauchschutzelemente: abgetragen – ein statischer Ansatz, wie er nur mit Stahl- Werthie Michael Werner GmbH, Lutherstadt Eisleben profilen möglich ist: Die derart belasteten Riegel wur- Stahlprofilsysteme: den mit einem innenliegenden Flachstahl ertüchtigt, VISS Fassade, Janisol, Janisol 2, Economy 60, ohne dass man aussen etwas davon sieht. Die auf allen überhohe Janisol Hebeschiebetüren und Janisol Faltwände Ebenen erforderlichen Fluchttüren auf die umlaufenden Terrassen, die den Fluchtweg über die Kaskadentreppen sichern, sind gemäss dem Fassadenraster knapp drei Me- ter hoch – also weitaus höher, als die DIN formuliert. Sie konnten mit dem Stahlprofilsystem Janisol, das für diese Höhe geprüft und zugelassen ist, unauffällig in die VISS QR-Code: weitere Bilder
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht 13 Bau 30, Raumfabrik Durlach, D Rund um die Ecke Dieses Bürogebäude verspricht ein ganz besonderes Raumerlebnis. Die aufgestän- derten Obergeschosse, die raumhohen Glasfassaden mit gerundeten Ecken und zwei Lichthöfe verleihen dem Bauwerk genau die Transparenz und Offenheit, die ein zeit- gemässes Office ausmachen.
14 Der Name ist Programm: Im Gewerbepark „An der Raum- Im Grundriss gerundete Stahlfassaden fabrik“ bietet die Raumfabrik Vermietungsgesellschaft Die Hellmann Metallbau GmbH, Eggenstein, fertigte die Unternehmen aller Grössenordnungen flexibel einteil- raumhoch verglaste Pfosten-Riegelfassade aus zwei Pro- bare Büroflächen in insgesamt 21 Gebäuden; teils in histo- filen der VISS-Systemfamilie: Für die geradlinigen Be- risch erhaltenem Bestand, teils in modernen Neubauten. reiche kam VISS Fassade in einer Ansichtsbreite von 50 Der sogenannte „Bau 30“ nach dem Entwurf des Karlsru- Millimetern zum Einsatz; die im Grundriss gebogenen her Architekturbüros Ruser und Partner mbB bildet den Bereiche wurden mit VISS Basic realisiert. Die Stahlpro- nördlichen Schlusspunkt einer Reihe von Solitärbauten file fassen die riesigen Glasscheiben – sie sind durchwegs auf dem Gelände. Seine amorphe Form – ein unregel- 3,20 Meter hoch und die grösste ist 3,50 Meter breit – in mässiges Fünfeck – reagiert auf diesen baulichen Kon- vergleichsweise schmalen Rahmen. Die Schwierigkeit für text, innerhalb dessen der Bau 30 das Entrée markiert. den Metallbauer bestand weniger in der Fassadenkonst- Abweisend wirkende, spitz zulaufende Ecken wollten die ruktion selbst als vielmehr in der Tatsache, dass mit der Architekten in dieser exponierten Lage unbedingt ver- Herstellung der Elemente begonnen werden musste, als meiden. Glücklicherweise hatten sie mit der Raumfabrik der Rohbau noch nicht fertiggestellt war. Ein Aufmass am Vermietungsgesellschaft einen verständnisvollen Bau- Bau war also nicht möglich. Um eventuelle Toleranzen herrn, der sich für ihren aussergewöhnlichen Entwurf des Rohbaus aufzufangen, sah man auf jeder Etage ein begeisterte. Entstanden ist ein unverwechselbares Ge- Ausgleichsfeld vor, welches erst ganz zum Schluss mit ei- bäude, das sich auch durch seine nahezu vollständig ver- nem passgenau gefertigten Element geschlossen wurde. glasten Fassaden auszeichnet. Lediglich die Öffnungsflü- Passgenauigkeit ist immer auch eine Herausfor- gel für eine natürliche Belüftung wurden nicht verglast, derung bei der Fertigung von im Grundriss gerundeten sondern mit anthrazitfarbenen Paneelen geschlossen. Fassaden. Trotz aller Präzision kann es zu geringfügigen Dahinter verbergen sich, für den Betrachter von aussen Abweichungen im parallelen Verlauf von Stahlprofil und unsichtbar, die Heizkörper. Scheibe kommen. Um solche Toleranzen auszugleichen, empfiehlt Jansen die Nassverglasung, wie sie auch hier
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht 15 bei allen gebogenen Profilen zur Ausführung kam. Das Glas ist ein Zweischeiben-Isolierglas mit einer hauchdün- nen Sonnenschutzbeschichtung. Trotz der runden Ver- glasungen wurde an der gesamten Fassade ein aussen liegender Sonnenschutz realisiert; an den Rundungen als gebogen gelaserte Sonderanfertigung. Einzigartiges Design lohnt sich Das Erdgeschoss von Bau 30 beherbergt den Eingangsbe- reich und eine kleine Ausstellungsfläche für die Präsen- tation von Produkten und Dienstleistungen der Nutzer. Durch die Aufständerung der darüber liegenden Ebenen entstanden überdachte Parkplätze unmittelbar am Ge- bäude. Die beiden Obergeschosse bieten jeweils 900 Qua- dratmeter Bürofläche. Ein massiver Treppenhauskern aus Stahlbeton verbindet die drei Ebenen miteinander. Die scheinbar schwebenden Obergeschosse, die verglaste Pfosten-Riegelfassade mit den abgerundeten Ecken und zwei ebenfalls raumhoch verglaste, begrünte Lichthöfe ver- leihen dem Gebäude genau die Transparenz und Offen- heit, die ein zeitgemässes Office ausmachen – und da- mit zu seiner Marktgängigkeit beitragen: Der Bau 30 war schon lange vor der Fertigstellung vermietet. (AMR) Die hellen Innenräume des Bau 30 tragen massgeblich zur angenehmen Arbeitsatmosphäre bei. Die „schwebenden“ Obergeschosse mit den an den Ecken gerundeten Pfosten- Riegelfassaden verleihen dem Gebäude Leichtigkeit und Transparenz. BAUTAFEL Bauherr: Raumfabrik Vermietungsgesellschaft GmbH & Co. KG, Karlsruhe Architekten: Ruser und Partner mbB, Karlsruhe Metallbau: Hellmann Metallbau GmbH, Eggenstein Stahlprofilsysteme: VISS 50, VISS Basic und Janisol 2 Brandschutztüren QR-Code: weitere Bilder
16 SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht Gründerzeithaus Zürich, CH Bei der Renovierung und dem Umbau ei- nes historischen Wohnhauses in Zürich Wipkingen prallten Welten aufeinander. Aufgrund der stimmigen Bearbeitung durch AMJGS Architektur klärten sich diese zu einem harmonischen Ganzen. Einen grossen Anteil daran hat ein mehr- stöckiger Anbau aus Glas, der durch die Baur Metallbau AG mit Janisol Arte 2.0 Stahlprofilen in einem individuellen Stil umgesetzt wurde. Ein Anbau als Stilbrücke Das Ziel des Bauherrn Niklaus Leuthold und der Architekten von AMJGS Architektur war es, mit einem Umbau dem Ursprungszustand des als schützenswert eingestuf- ten Gebäudes in Klinkeroptik wieder möglichst nahe zu kommen und dennoch dessen Wohnwert zu steigern. Denn das 1891 im Stil der Gründerzeit erbaute Haus war über die Jahre mehrfach umgebaut und erweitert worden. In den 1930er- und 1940er-Jahren erhielt es diverse Anbau- ten. Während die Aussenseite dabei noch weitgehend die ursprüngliche Optik beibehielt, wurde das Innere in den 1970er-Jahre entkernt und dem Stil der Zeit angepasst.
Das 1891 im Stil der Gründerzeit erbaute Wohnhaus erhielt einen industriell wirkenden, gläsernen Anbau aus rohen Stahlträgern und Janisol Arte 2.0 Stahlprofilen. Klärung und Modernisierung die Suche nach einer Möglichkeit, wie alle drei überein- Bei der Sanierung wurde darauf geachtet, möglichst au- anderliegenden Wohnparteien direkt in den Garten und thentisches historisches Material, Bauweisen und Details zueinander gelangen könnten. Dank der engen Zusam- zu verwenden. Dabei liess man sich von historischen Vor- menarbeit mit der Denkmalpflege wurde es möglich, bildern aus der gleichen Bauzeit und Umgebung inspi- etwas zu schaffen, das der historischen Bauepoche ent- rieren. Elemente, die für Komfort und Energieeffizienz spricht und doch etwas Eigenständiges darstellt. Nach sorgen, wie Fenster und Türen, entstanden neu nach his- der Intention der Architekten orientiert sich der Anbau torischem Vorbild. Sie erhielten jedoch Originaldetails aus Stahl und Glas an historischen Vorbildern, um sie wie Kastenschlösser oder Stangenverschlüsse. gleichzeitig auf eine eigene Art zu interpretieren. „Seine Bei der Erweiterung des Gebäudes sollte eine Alter- Fassade sollte kleinteilige Fensterflächen bekommen, native zum Vorgänger in massiver Klinkerbauweise ent- was mit dem Janisol Arte Profil von Jansen sehr gut um- stehen, möglichst aus Glas. Der Ausgangspunkt des Bau- zusetzen ist. Es ist ein tolles Produkt, aber man braucht körpers war der Wunsch des Bauherrn, das Haus als ge- auch einen Metallbauer, der genau weiss, wie damit um- meinschaftliches Wohnprojekt anzulegen. Daraus folgte zugehen ist“, erklären Sandra König und Anja Meyer
18 SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht von AMJGS Architektur zum Anbau und der Zusammen- arbeit mit Baur Metallbau. Die Ausformulierung des Anbaus resultierte schliesslich aus Anleihen bei historischen Industriebau- ten. Eine Werkstatt war die Idee, bei der speziell die Bau- ten von Jean Prouvé, aber auch Zürcher Subkulturen der letzten drei Jahrzehnte als Vorbilder dienten. Janisol Arte 2.0 erfüllt in diesem Kontext optimal den Historisierende Materialisierung Anspruch, einen denkmalgeschützten Bau sanft und optisch authentisch in einen zeitgemässen Wohnkom- Der Altbau erstrahlt heute wieder in der einladenden fort zu überführen. Wohnlichkeit heller Holzböden, weisser Wände und Tü- ren, gemusterter Platten und warmer Klinkertöne. Der in- dustriell angelegte Anbau bildet hier einen gelungenen Kontrast. Er besteht aus rohen Stahlträgern, lasierten Be- tondecken und riesigen Glasschei- ben. Janisol Arte 2.0 Stahlprofile er- füllen in diesem Kontext optimal den Anspruch, einen denkmalgeschütz- ten Bau sanft und optisch authentisch in einen zeitgemässen Wohnkomfort zu überführen. Das filigrane Fenster system bietet sich speziell für die individuelle Rekonstruktion histori- scher Fenster an. Mit den schmalen Profilansichtsbreiten von lediglich 25 bzw. 40 Millimetern bei Festverglas ungen und einer Bautiefe von 60 Milli- Der industriell wirkende Anbau bildet einen gelunge- metern entstehen feine und dennoch stabile Konstruk- nen Kontrast. Er beherbergt eine Küche, die aus Stahl tionen mit einem hohen Glasanteil und exzellenter Wär- und Holz gearbeitet ist und optisch den Werkstattcha- medämmung. Das System ermöglicht die Konstruktion rakter unterstreicht. von nach innen und nach aussen öffnenden Fenstern als Dreh-, Stulp-, Kipp- oder Klappfenster und Festvergla- sungen in Elementgrössen von bis zu 1000 Millimetern Breite x 2400 Millimetern Höhe (max. 150 kg/Flügel). Spe- BAUTAFEL zielle Öffnungsarten wie Senkklapp-, Schwing- und Schie- befenster sind ebenfalls möglich. Diese Möglichkeiten Bauherr: überzeugten auch die Architekten und die Bauherrschaft. Niklaus Leuthold, Zürich Die integrierte Küche dient als Aufenthalts- und Architekten: Wohnraum sowie als optisches Bindeglied zwischen Alt AMJGS Architektur, Zürich und Neu. Sie ist aus Stahl und Holz gearbeitet und unter- Metallbau: streicht den Werkstattcharakter. Das in der Gründerzeit Baur Metallbau AG, Mettmenstetten erbaute Wohnhaus veranschaulicht nach seiner Sanie Stahlprofilsystem: rung wieder seinen Ursprungszustand vom Ende des Janisol Arte 2.0 19. Jahrhunderts, entspricht jedoch auch den Komfort- ansprüchen von heute. Mit dem mehrstöckigen Anbau aus Glas gelingt es, alle Ansprüche auf eine gestalterisch hochstehende Art und Weise zu verknüpfen. (NS) QR-Code: weitere Bilder
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht 19 Archäologisches Nationalmuseum Tarragona, E Fenster in die Vergangenheit Zuverlässiger Brandschutz und stabile Klimatisierung standen im Pflichtenheft der Architekten – für sie bestand die Herausforderung darin, zeitgemässe Anfor- derungen in ein über 70 Jahre altes Museumsgebäude zu implementieren, ohne dessen äusseres Erscheinungsbild zu beeinträchtigen. Angesichts des reichen kulturellen Erbes der katalani- schen Hafenstadt Tarragona kommt dem Archäologi- schen Nationalmuseum eine ganz besondere Bedeutung zu. Das Gebäude, das die aussergewöhnlich vielfältige Sammlung seit 1960 beherbergt, war bereits 1942 als rei- BAUTAFEL ner Museumsbau errichtet worden, ohne Archiv- oder Arbeitsräume. Die vertikale Erschliessung der Ausstel- Bauherr: lungsflächen erfolgt über einen im Grundriss rechtecki- Ministerium für Kultur und Sport der Regierung von Spanien gen Treppenlauf um ein längliches, durch eine Dachver- Architekten: glasung belichtetes Treppenauge herum. Nun galt es, Rubén Heras Tuset und Miquel Orellana Gavaldà, Tarragona Flucht- und Rettungswege neu zu ordnen und zu sichern Metallbau: sowie eine Klimaanlage zu installieren. Doch eine stabile Metalisteria Almansena, Almansa Klimatisierung setzt dicht schliessende Fenster und Fest- Stahlprofilsysteme: verglasungen voraus. Für die Erneuerung der bauzeit- Janisol Arte 2.0, VISS Dachverglasung, Janisol C4 lichen Konstruktionen aus T-Profilen und Einfachglas wählten die Architekten das feingliedrige Sprossensys- tem Janisol Arte 2.0. (…) Lesen Sie weiter online: scale.jansen.com QR-Code: kompletter Beitrag
20 SCALE 3.2022 | Design | Fachbeitrag Materialdiskurs Material – Design: Der alternative Ansatz Materialverständnis ist Teil des Designs. Die Wahl des Materials hat einen immen- sen Einfluss auf die Umsetzbarkeit und Funktionalität eines Entwurfs. Es sind die Eigenschaften eines Materials, die ent- scheiden, für welchen Einsatzbereich es sich letztlich eignet. Baustoffe werden nicht umsonst aus den unterschiedlichs- ten Materialien hergestellt. Kengo Kuma & Associates, GC Prostho Museum Research Center, Kasugai-Shi (J), 2010
SCALE 3.2022 | Design | Fachbeitrag 21 Architekten haben nur selten die Möglichkeit, unmittel- bar mit den physischen Objekten ihrer Entwürfe umzu- gehen. Während andere – Gestalter, Künstler und Desig- ner – direkt mit Materialien arbeiten, tun Architekten das abstrakt. Sie stellen sie dar und entscheiden über die Art und Weise ihrer Verwendung, aber sie verarbei- ten und verbauen sie nicht selbst. Doch alle wahrnehm- baren Qualitäten, welche Architekten in ihren Entwür- fen zu vermitteln versuchen, hängen letztlich von deren Manifestation in gebauter Form ab. Der Entwurf kann materiO‘, Paris (F), Materialsammlung diese Materialeigenschaften unterstreichen, er setzt ih- nen aber auch Grenzen. Wie sehr Architekten auch ver- legen, argumentiert dieser Beitrag für einen alternativen suchen, in ihren Entwürfen zu abstrahieren und sich von Ansatz des Verhältnisses von Architektur und Material. konkreten Fragen nach Materialien zu distanzieren, sind Durch die unmittelbare Erfahrung und den direkten Blick es letztlich doch diese, durch die sich die architektoni- auf Materialien und ihre Eigenschaften können Entwer- sche Idee darstellt. Ein sensibles Materialverständnis ver- fer neue Einsichten in Bezug auf deren formalen, funk- mittelt deshalb immer mehr als nur die Umsetzung von tionalen, konzeptionellen und expressiven Potenziale ge- Entwurfsideen durch die Mittel des Bauenden. Es ermög- winnen. Die direkte Auseinandersetzung mit Materialien licht sowohl neue Interpretationen der Verhältnisse der weist den Weg zu ihrer gezielten Verwendung, im besten Teile zum Ganzen als auch das Herstellen neuer Gesamt- Fall auch zu neuartigen Funktionen und Gestaltungsmög- beziehungen, organisatorischer Zusammenhänge und lichkeiten. Der Leitgedanke ist die jeweils einzigartige phänomenologischer Effekte. Ein sensibler Umgang mit Kombination aus dem Potenzial des Materials und der In- Materialien in verschiedenen Massstäben, vom Architek- tention des Entwurfs. Damit kann der architektonische turdetail bis zum Städtebau, vermag deshalb auch immer Diskurs über die veraltete Opposition zwischen Form und ein zeitgemässes Verständnis unserer gebauten Umwelt tektonischem Aufbau ebenso hinausgeführt werden wie in Bezug auf ihre Komponenten und deren Verbindung über modische Trends, welche auf der jeweils letzten Ma- zu vermitteln. terialentwicklung basieren. Beobachtung, Spekulation und Experiment als Vorgehensweise können Entwerfern, Planern oder Architekten ihre Intentionen im Umgang mit Materialien bewusst machen und auf diese Weise das Design ihrer Entwürfe befördern. Eine solche Herange- hensweise vermag die Grenzen zu erweitern, wie eine Idee gebaut werden kann, und sie kann der Auseinan- dersetzung mit Materialfragen eine ganz neue Wendung geben. Eine Unterscheidung in Theorie und Praxis der Materialien ist damit nicht mehr sinnvoll, wenn sie es denn je war. Die Untersuchung der Eigenschaften eines Mate- Material ConneXion, New York City (USA), Materialsammlung rials führt zu Fragen nach der operativen Logik des Um- gangs mit ihm. Walzen, ziehen oder pressen beispielswei- Design versus Materialwahl? se, angewandt auf ein Material wie Stahl, betonen seine Im Diskurs der Architektur waren Fragen nach der Rol- Formbarkeit und stellen gleichzeitig einen fundamenta- le von Materialien oftmals mit solchen nach dem Verhält- len Materialprozess dar. Sowohl Material als auch Prozess nis der Gesamtform zur Tektonik verbunden. Soll die Ma- sind in diesem Falle massstabslos und können daher vom terialverwendung einer übergeordneten formalen Idee Detail über umfassende Profilsysteme bis zum ganzen unterworfen werden oder einer den Materialien inne- Gebäude und darüber hinaus angewandt und in individu- wohnenden „Natur“ folgen? Besonders in Zeiten grosser alisiertes Design umgesetzt werden. technologischer Fortschritte und rasanter Materialent- wicklungen wird diese Rolle hinterfragt. In einer solchen Materialexperimente Zeit befinden wir uns heute. Damit Materialstudien über das individuelle Experimen- Doch anstatt sich auf unfruchtbare Auseinanderset- tieren hinaus eine grössere Bedeutung in der Architektur zungen einzulassen und sich auf eines der Lager festzu- gewinnen können, ist ein kollektiver Ansatz notwendig.
22 SCALE 3.2022 | Design | Fachbeitrag Hochschulen sollten dabei ihre Rolle als Vorreiter und Materialpalette, welche Entwerfern heute zur Verfügung Verbreiter von Materialstudien ernst nehmen und For- steht, ist auch aufgrund überholter Klassifizierungs- schungsvorhaben ausreichend fördern. Materialstudi- systeme und des Fehlens einer integrierten Forschung en waren seit den Tagen der frühen Moderne immer ein sehr limitiert. Die hier kurz umrissene direkte Ausein- fester Bestandteil der Architektenausbildung. Johannes Itten beispielsweise etablierte als Pädagoge am Bauhaus einen verpflichtenden Grundkurs, in dem alle Studenten mit Material experimentieren mussten und dessen Eigen- schaften zu demonstrieren hatten. Dieser Ansatz prägte damals den Umgang einer ganzen Generation von Archi- tekten mit Material. Es gibt zurzeit viele Anstrengungen, Materialstudi- en wieder in die Architekturausbildung zu integrieren. So besitzt beispielsweise die Graduate School of Design der Harvard University eine einzigartige Materialsamm- lung. Die sogenannte „Materials Collection“ ist nicht nur materiO‘, Onlinedatenbank (materio.com) ein Katalog von Produkten, sondern eine aktive und kon- tinuierlich aktualisierte Sammlung von Material und Ma- terialanwendungen. Sie dokumentiert darüber hinaus Materialexperimente und Forschungsprojekte von Stu- denten und Lehrenden der Hochschule. Auf diese Weise können zukünftige Studentengenerationen auf die voran- gegangenen Experimente zurückgreifen. Die Datenbank der Sammlung ist so organisiert, dass sie ein Verständnis von Material fördert, welches weit über die konventio- nelle Einteilung in Materialfamilien hinausgeht. So wird Material beispielsweise im Kontext seiner Eigenschaften, nicht nur in Bezug auf vorgegebene Anwendungen kata- logisiert. Das ermöglicht Benutzern der Datenbank zum Material-Archiv, Onlinedatenbank (materialarchiv.ch) Beispiel, ein Material für eine Gebäudefassade zu entde- cken, welches normalerweise dazu dient, die Reflexion andersetzung von Architekten mit Material durch Be- von Computerbildschirmen zu verringern. Auch andere obachtung, Spekulation und Experiment mithilfe neuer Institutionen ausserhalb der Universitäten haben den Be- Materialsammlungen und -datenbanken bietet eine viel- darf nach umfassenden Materialkatalogen für Entwerfer versprechende Alternative, um das Design von morgen erkannt. Zu diesen gehören die in New York gegründete zu ermöglichen und zu bestimmen. Material ConneXion (eine Quelle neuer und innovativer Materialien für Architekten, Künstler und Designer), die in Paris ansässige materiO‘ und die schweizerische Daten- bank „Material-Archiv“, um nur einige wenige zu nennen. Dr. Thomas Schröpfer ist Professor für Architektur und Nach- haltiges Design an der Singapore University of Technology and Neue Materialsammlungen für neues Design Design. Seine Buchpublikationen wurden in mehrere Sprachen Die gestalterischen Ambitionen von heute basieren auf übersetzt und umfassen: Dense + Green Cities: Architecture as dem Wunsch nach mehr räumlicher Komplexität, ei- Urban Ecosystem (2020); Dense + Green: Innovative Building nem subtileren Erfahren von Architektur und zuneh- Types for Sustainable Urban Architecture (2016); Ecological mend massgeschneiderten Designlösungen. Die Suche Urban Architecture (2012) und Material Design: Informing nach Materialinnovationen ist dabei nicht nur die nach Architecture by Materiality (2011). Er erhielt zahlreiche renom- der nächsten modischen Fassade, sondern die nach mierte nationale und internationale Preise und Auszeichnun- dringend benötigten Materialien, welche die gestalteri- gen, wie The European Centre for Architecture Art Design and schen Ambitionen des 21. Jahrhunderts zum Ausdruck Urban Studies Award, The German Design Award und The Pre- bringen können. Dabei überrascht es wenig, dass die sident’s Design Award, Singapurs höchste Ehrung für Designer Lösungen, die beispielsweise vor 50 Jahren entwickelt und Design aller Disziplinen. wurden, unserer heutigen Zeit nicht mehr genügen. Die
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht 23 Gut Wagram Kirchberg, AT Vom maroden Meierhof Im Zusammenspiel von Wein und Archi- tektur geht es nicht allein darum, ein Produkt in einem attraktiven Rahmen zu präsentieren – idealerweise sollte auch der Herstellungsprozess erlebbar sein. Im Weingut Wagram ist dies mit verglas- ten Innenwänden schlicht und einfach gut gelungen. zur modernen Weinmanufaktur
24 Eine komplett verglaste Konstruktion aus Jansen VISS Fassade verbindet das alte mit dem neuen Betriebsgebäude. Mit Janisol Arte 2.0 verglaste Innenwände gestatten vielfältige Einblicke in die Produktion der Weinmanufaktur Clemens Strobl. Das ist Transparenz, die Vertrauen schafft.
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht 25 Verkaufsraum und Verarbeitungsbereich sind durch einen verglasten Innengiebel aus Janisol Arte 2.0 optisch miteinander verbunden. Der Verkostungsbereich ist als zweiseitig mit Janisol Arte 2.0 verglaster Quader in den Gewölbekeller eingeschoben.
26 SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht Weinkultur und Baukultur sind seit Jahrhunderten aufs stilat. Zusammen mit dem projektleitenden Architekten Schönste miteinander verbunden. Davon zeugen herr- DI Claus Ullrich, Krems, hatte man zuvor mehrere Syste- schaftliche Residenzen ebenso wie zeitgenössische me im Hinblick auf die Konstruktion der Trennwand ge- Neubauten, mit denen immer mehr Winzer ihren Kun- prüft. „Aufgrund der Profilstärke und der Flexibilität des den neben dem Geschmackserlebnis auch ein besonde- Systems waren wir davon überzeugt, dass es das richtige res Raumerlebnis bieten wollen. Eine einzigartige Mi- Produkt für diesen Bereich ist“, so die Innenarchitektin. schung aus alter und neuer Bausubstanz charakterisiert das Weingut Wagram in Mitterstockstall, in der Marktge- Ausgezeichnete Innenarchitektur meinde Kirchberg am Wagram gelegen. Clemens Strobl, Schon kurz nach der Fertigstellung erhielt die Weinmanu- Inhaber der gleichnamigen Weinmanufaktur, liess den faktur Clemens Strobl im Gut Wagram den dezeen Preis in maroden Meierhof des längst verfallenen Schlosses der Kategorie Interior Design. Nun wird auch das Archi- Winklberg zu einer zeitgemässen Wohn- und Betriebs- tektenteam Destilat Interior Design mit dem German De- stätte umbauen. Während der historische Gutshof aus sign Award 2021 ausgezeichnet. Aus der Begründung der dem 19. Jahrhundert künftig als Wohnhaus genutzt wird, Jury: „Durch die klare Formensprache der Architektur setzt sich die Betriebsstätte aus zwei langgestreckten und die konsequente Verwendung von Beton, Glas und Giebelhäusern zusammen, die in einem stumpfen Winkel Stahl wirkt das Ambiente der Weinmanufaktur nicht nur aufeinandertreffen – das eine mitsamt Gewölbekeller ori- ausgesprochen modern und hochwertig, sondern lenkt ginal und aufwendig restauriert, das andere als Nachfol- die Aufmerksamkeit des Besuchers auch konsequent auf gebau eines nicht mehr zu rettenden Stadels. das, worum es geht: auf das Herstellen von gutem Wein.“ (AMR) „Möglichst wenig Design“ So lautete der Wunsch des Bauherrn für Umbau und Sa- nierung des maroden Meierhofs. Das Architektenteam von Destilat Interior Design entsprach dem mit einer äusserst reduzierten Farb- und Formensprache und ei- ner ebenso puristischen Materialwelt im Industriestil. Verbindendes Element der beiden Betriebsgebäude – einerseits der Verkaufsraum und andererseits der Ver- arbeitungsbereich mit Anlieferung – ist eine sich zum gegenüberliegenden Wohnhaus hin verjüngende Kon- struktion aus dem Stahlsystem Jansen VISS Fassade, die mit ihren schmalen Sprossen auf die Industriearchitektur vergangener Tage verweist. In diesem Bereich ist zudem ein Verkostungsraum eingeschoben, der Betriebsraum und Verkaufsraum miteinander verbindet. Die notwen- dige räumliche Trennung übernimmt eine verglaste In- nenwand, die bis unters Dach reicht. Der durchsichtige BAUTAFEL Giebel ermöglicht spannende Blickachsen und macht die Produktionsstätte für den Kunden erlebbar. Gleichzeitig Bauherr: schützt er den Verkaufsbereich vor unerwünschten Gerü- Weinmanufaktur Clemens Strobl, Kirchberg chen und Geräuschen aus dem Verarbeitungsbereich, wie Architekten: sie insbesondere im Herbst, wenn die Reben eingebracht DI Claus Ullrich, Krems; Destilat Interior Design, Wien werden, und im Frühjahr, wenn der Wein abgefüllt wird, Metallbau: unvermeidbar sind. Zudem haben die beiden Bereiche Schinnerl Metallbau GmbH, Tulln auch eine unterschiedliche Temperatur. Stahlprofilsysteme: Zur Realisation der verglasten Innenwand wählten VISS Fassade, Janisol Arte 2.0; Janisol Türe, Janisol 2 EI30 Brand- die Innenarchitekten das feingliedrige Sprossensystem schutztüre, Janisol Hebeschiebetüre und Janisol Faltwand Janisol Arte 2.0. „Neben den thermischen Anforderun- gen an diese Wand wollten wir mit einem Profil arbeiten, welches optisch ursprünglichen Industrieverglasungen am ehesten entsprach, ohne dabei auf technische Anfor- derungen zu verzichten“, erläutert Sophie Pfeffer von De- QR-Code: weitere Bilder
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht 27 St.-Bavo-Kathedrale Gent, B Zeitgemässer Zugang
28 Die neuen Metallbogentüren im Apsidenbereich des Doms wurden aus hochwärmegedämmten Jansen VISS Stahlprofilen mit einer Abdeckkappe, die normalerweise in Aluminium erhältlich ist, aus Messing und Bronze gestaltet.
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht 29 Für Gläubige wie kulturhistorisch In- teressierte ist die St.-Bavo-Kathedrale im belgischen Gent ein Pilgerort. Die Abtei beherbergt unter anderem eines der bedeutendsten Werke der europäi- schen Kunstgeschichte – die „Anbetung des Lamm Gottes“, das den Gebrüdern van Eyck zugeschrieben wird. Um den kulturhistorischen Schätzen und den Gläubigen gleichermassen gerecht zu werden, erhielt die Kathedrale jetzt ein neues Besucherzentrum, das dank VISS Stahlprofilen gestalterisch eine Einheit mit dem wertvollen Erbe bildet. Der „Genter Altar“ hat eine turbulente Geschichte hin- ter sich. Das vermutlich von Jan und Hubert van Eyck ge- schaffene Werk mit der „Anbetung des Lamm Gottes“ im Zentrum wurde bereits im 15. Jahrhundert in der Kathe- drale von Gent aufgestellt – damals noch die Pfarrkirche Sint Jans (St. Johannes). Doch diesen Ort hat es in den da- rauffolgenden Jahrhunderten immer wieder verlassen: Man versteckte es vor dem Bildersturm, rettete es vor Bränden, musste es als Raubkunst zuerst mit Napoleon und später den Nazis ziehen lassen, in deren Händen es aber dank der legendären „Monuments Men“ des US-Mi- litärs im letzten Moment im Salzbergwerk von Altaussee wieder aufgespürt wurde, bevor es die Nazis wie geplant zerstören konnten. Tatsächlich wurden im Laufe der Jah- re sogar gut 90 Prozent des Originals übermalt. Schliesslich aber fand der Altar nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Weg zurück in die Kathedrale von Gent. Hier war der Flügelaltar ab den 1980er-Jahren in einer Seitenkapelle untergebracht, bis der Entschluss fiel, das Werk gesamthaft zu restaurieren. Die noch anhaltende Arbeit begann 2012. Im Frühjahr 2020 konnte es im We- sentlichen wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden. Meisterwerk als Zugpferd Die Wiederherstellung des bedeutenden Kunstwerks war denn auch das Zugpferd für das Projekt des ehrgeizi- gen neuen Besucherzentrums. Zumal klar wurde, dass – auch im Rahmen des regionalen Tourismusprojekts „Flä- mische Meister“ – eine neue Präsentation und bessere Zugangsmöglichkeiten geboten werden mussten. Dafür erhielt der berühmte Altaraufsatz zunächst wieder einen
30 SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht Die hoch aufragende Glasfront des neuen Eingangs ist mitsamt dem neuen Eingang ebenfalls eine Konstruktion aus VISS, hier als Pfosten-Riegel Variante. Die transparenten Bereiche wurden ergänzt mit Holz, Beton und schlichten Keramikplatten. Den Bezug zum Bestand wiederum bildet Metall.
31 Der gläserne Treppenturm mit integriertem Lift an der Aussenwand gewährt einen barrie- refreien Zugang. Die Intervention wahrt dank viel Glas den Blick auf den Bestand.
32 SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht prominenten Platz im sakralen Kontext – in der Sakra- mit Holz, Beton und schlichten Keramikplatten. Die Ver- mentskapelle der Kirche. Diese Integration in den ur- bindung zum Bestand wiederum bildet Metall, genauer sprünglichen liturgischen Rahmen präsentiert das Werk Messing, das überall seine Präsenz deutlich behauptet. optimal, ist aber gleichzeitig auch eine grosse Herausfor- Es wird aufgegriffen durch neue Metallbogentüren und derung. Geschützt wird das kostbare Werk heute durch -fenster im Apsidenbereich des Doms. Diese wurden eine klimatisierte Vitrine. Eine andere Problematik er- aus hochwärmegedämmten Jansen VISS Stahlprofilen gab sich daraus, dass das aktiv genutzte Gotteshaus in mit einer Abdeckkappe, die normalerweise in Alumini- erster Linie für liturgische Zwecke und Gläubige offen- um erhältlich ist, aus Messing und Bronze gestaltet. Die stehen soll. Parallel dazu mussten Wege für die vorwie- hoch aufragende Glasfront des neuen Eingangs im Win- gend kulturinteressierten Besucher geschaffen, also die kel zwischen Chor und Seitenkapelle ist mitsamt dem verschiedenen Besucherströme möglichst harmonisch neuen Eingang ebenfalls eine Konstruktion aus Jansen organisiert und verteilt werden. Und das, ohne das ge- VISS, hier als Pfosten-Riegel Variante. Die Vorhangfassa- schichtsträchtige Bauwerk zu beeinträchtigen. de im Dom wurde per Schraubkupplung verbunden und mit der Aussenwand verschweisst. Die Stahlprofile wur- Leichtfüssige Lösung den objektspezifisch ausgewählt und von den Metallbau- Als Herzstück des neuen Besucherzentrums wurden die ern von Lootens in mühevoller Detailarbeit eingebracht. bestehende Krypta und ein Teil des Chors gewählt. Hier Alle Jansen-Profile – VISS und Janisol – erhielten eine sind Informationen zum Werk der Brüder van Eyck und spezielle Beschichtung, um Elektrolyse und Korrosion vieler weiterer Kunstschätze aufbereitet. Dafür kom- zwischen Stahl und Messing zu verhindern. men aktuellste virtuelle Präsentationstechniken wie Die Planer führten eigens für die Kathedrale mit Augmented Reality zum Einsatz. Sie vermitteln auch die dem BLAD (Bressers Laboratory Architecture Design) Geschichte der erstmals 942 geweihten Kathedrale, die einen investigativen Designprozess in enger Zusammen- einst im Zentrum einer der mächtigsten Städte des Mit- arbeit mit dem Bauherrn durch. Die Sanierung und Er- telalters stand. Vom romanischen Ursprungsbau zeu- gänzung des Kirchenbaus mit modernen und gleich- gen noch heute Spuren in der mit Wandmalereien ge- zeitig gestalterisch anknüpfenden Stahl-Glas-Elementen schmückten Krypta. Die Kirche darüber aber wurde mit machen das Gebäude funktional und optisch zu einem der Zeit immer noch grösser und prunkvoller. Etwa Mit- architektonischen Meisterwerk für das 21. Jahrhundert. te des 16. Jahrhunderts bekam sie dann im Wesentlichen (NS) ihr heutiges Aussehen. Von der Krypta aus führt der Weg zum Höhepunkt des Rundgangs: In die Sakramentskapelle zum „Heiligen Lamm“ der van Eycks. Um den direkten und barriere- freien Zugang zu diesen Bereichen und den unterschied- lichen Stockwerken zu gewährleisten, entwarfen Bres- sers Architecten aus Gent einen gläsernen Treppenturm mit integriertem Lift für die Aussenwand. Ihre Inter vention folgte gestalterisch zwei wichtigen Prinzipien: Kontinuität und Konfrontation. Alle neuen Eingriffe BAUTAFEL zielen auf eine maximale Integration in die bestehende Architektur. Dafür wurde einerseits die Architektur- Bauherr: sprache des Doms konsequent wiederholt und ein „les- St.-Bavo-Kathedrale barer Weg“ durch die aufeinanderfolgenden Verkehrs- Architekten: zonen gestaltet. Bressers Architecten, Gent Metallbau: Objektspezifische Profile Lootens, Deinze Eine wichtige Rolle für die Kontinuität spielte anderer- Stahlprofilsysteme: seits die Materialwahl. Die neuen Elemente bestehen im VISS, Janisol Wesentlichen aus Glas und wahren damit den Blick auf Bestehendes. Zwangsläufig findet dabei eine Konfronta- tion zwischen neuen und alten Elementen statt. Um den Hauptdarstellern im Gebäude eine zurückhaltende Büh- ne zu bieten, wurden die transparenten Bereiche ergänzt QR-Code: weitere Bilder
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