Design - BAUEN MIT STAHL + STIL - Jansen AG

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Design - BAUEN MIT STAHL + STIL - Jansen AG
Das Magazin von Jansen Steel Systems | Ausgabe 3.2022

                                                                       BAUEN MIT STAHL + STIL

                                                                                Design
                                                                   München Gewerbebau mit „Wow“-Effekt
                                                                              Fachbeitrag Materialdiskurs
                                                                                Gent Zeitgemässer Zugang
                                                                     Fachbeitrag In BIM planen und bauen
                                                                  Amsterdam Ein Bauwerk für die Mobilität
                                                                         Rotterdam Kunst:voll verspiegelt
                                                                      Fachbeitrag Regeln für gutes Design?
                                                        Valle de Bravo Drinnen im Wald, draussen im Haus
                                                                  Methoni Raumkontinuum in Weiss
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Design - BAUEN MIT STAHL + STIL - Jansen AG
SCALE 3.2022 | Design | Editorial   01

Editorial

Design – Ästhetik
und Funktionalität
Gutes Design erfüllt auch sinnliche Ansprüche, wenn           spiegelt sich in der gesamten Jansen Produktpalette aus
Funktionalität und Ästhetik im Einklang stehen: Eine          Fenstern, Türen und Fassaden aus Stahl und umfasst auch
ausgereifte Funktionsfähigkeit und die praktische Hand-       Griffe, Öffnungsvielfalten, Sonderformen oder Details wie
habung gehen dann einher mit einer ansprechenden Er-          Ansichtsbreiten.
scheinung. Mit gestalterischer Qualität begeistert Jansen           Entdecken Sie in dieser Ausgabe realisierte Projekte
über die funktionale Perfektion hinaus. Schliesslich sollen   in unterschiedlichen Ländern, die eindrucksvoll illustrie-
Gebäude den Bewohnern oder auch Nutzern den grösst-           ren, welche Resultate mit Stahlsystemen von Jansen er-
möglichen Komfort und Schutz bieten, sich aber auch in        reicht werden können. Denken Sie mit uns darüber nach,
die Umgebung einfügen, ein Konzept sichtbar machen            welchen Stellenwert die Designthesen von Dieter Rams,
und formal überzeugen.                                        ehemals Architekt und Designchef von Braun, heute noch
      Für die Produktentwicklung bedeutet ein ganzheit-       haben und tauchen Sie tiefer ein in das Thema „Materiali-
licher Designanspruch, sich über die Abdeckung sämt-          tät in der Architektur“ mit dem Beitrag von Prof. Thomas
licher Prüfungen und Normen hinaus auch über die Äs-          Schröpfer von der Singapore University of Technology.
thetik Gedanken zu machen. Diese Herangehensweise

                                                              Inspirierende Lektüre wünscht Ihnen
                                                              Ihre SCALE-Redaktion
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02   SCALE 3.2022 | Design | Inhalt

INHALT
     01       Editorial
     02       Inhalt
     04       Aktuell

     06       Einführung und Statements
     08       Werk 12 München, D: Gewerbebau mit „Wow“-Effekt
     13       BAU 30, Raumfabrik Durlach, D: Rund um die Ecke
     16       Gründerzeithaus Zürich, CH: Ein Anbau als Stilbrücke
     19       Archäologisches Nationalmuseum Tarragona, E: Fenster in die Vergangenheit
     20       Fachbeitrag: Materialdiskurs
     23       Gut Wagram Kirchberg, AT: Vom maroden Meierhof zur modernen Weinmanufaktur
     27       St.-Bavo-Kathedrale Gent, B: Zeitgemässer Zugang
     33       Paragon 700 Boutique Hotel & Spa Ostuni, I: Jahrhundertealtes Juwel
     36       Fachbeitrag: In BIM planen und bauen
     38       KHI House Methoni, GR: Raumkontinuum in Weiss
     44       Olivia Star Business Center Danzig, PL: Schräge Hochhausfassade auf Meereslinie
     47       Fachbeitrag: Sondergeometrien
     48       MOVE Amsterdam, NL: Ein Bauwerk für die Mobilität
     52       Fachbeitrag: Regeln für gutes Design?
     56       Schaudepot Boijmans van Beuningen Rotterdam, NL: Kunst:voll verspiegelt
     62       Rancho 6 Valle de Bravo, MEX: Drinnen im Wald, draussen im Haus
     67       Nachwort: Design als Faktor

     68       Ausblick
     69       Impressum

              Lesen Sie SCALE online: scale.jansen.com

                                                         Titelbild: Das extravagante KHI House auf dem Peloponnes be-
                                                         eindruckt durch eine scheinbar endlos verlaufende Aussenwand
                                                         mit nur vereinzelten Öffnungen. Dank dem Stahlprofilsystem
                                                         Economy 60 und seinem filigranen Design bestechen die Flügel
                                                         durch enorme Glasflächen und minimale Ansichtsbreiten.
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SCALE 3.2022 | Design | Inhalt   03

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Design - BAUEN MIT STAHL + STIL - Jansen AG
04   SCALE 3.2022 | Design | Aktuell

AKTUELL

Viele Anforderungen,                                                            Jansen Bildband:
einheitliche Ansicht                   Buchtipp                                 „Architektur in Stahl“
„Design ist unsichtbar“ – diesen       Von A wie „Added Value“ bis Z wie        Der Bildband „Architektur in Stahl“
bekannten Leitgedanken für             „Zielgruppe“: 110 renommierte            präsentiert ausgewählte Objekt-
Gestaltung hat sich auch Jansen        Fachleute aus der ganzen Welt            Referenzen mit Jansen Stahlprofilen
zu eigen gemacht. Dank gleicher        haben Begriffsdefinitionen sowie         aus ganz Europa. Die zahlreichen
Ansichtsbreiten und kompatibler        Originalartikel für das „Wörterbuch      Beispiele inspirieren, vertiefen das
Beschläge lassen sich viele Systeme    Design“ verfasst. Die kulturellen        Interesse an Stahl und wecken die
„unsichtbar“ miteinander kombi-        Unterschiede bieten Perspektiven         Neugier auf mutige Lösungen. Die
nieren, ohne dass rein optisch ein     für ein vergleichendes Verständ-         Einteilung im Buch ist gemäss den
Unterschied wahrnehmbar wäre.          nis zentraler Designkategorien und       unterschiedlichen Themenberei-
Beispielsweise die Türsysteme          die Kommunikation über Design.           chen auf der Jansen-Website aufge-
Economy 50/60, Janisol und Janisol 2   Der über 470-seitige Band umfasst        baut und zeigt Einblicke in Objekte
EI30: Überall dort, wo mehrere Tü-     sowohl die Klassiker des Designdis-      ab Baujahr 2016. Gebäude mit den
ren unmittelbar aufeinander folgen,    kurses als auch in aktuellen Diskus-     unterschiedlichsten Funktionen
können die unterschiedlichen bau-      sionen verwendete, zum Teil noch         veranschaulichen die Maxime von
seitigen Anforderungen an Aussen-      relativ neue Begriffe. Das Buch bie-     Jansen „Form und Funktion perfekt
und Innentüren im einheitlichen        tet damit sowohl eine wissenschaft-      vereint“. In jedem Zusammenhang
Design formschön gelöst werden. In     liche Grundlage für einen ernst-         erfüllen die Jansen Stahlprofilsys-
sicherheitstechnisch beanspruchten     haften Designdiskurs als auch eine       teme höchste Leistungsansprüche
Konstruktionen wie Schleusen zur       kurzweilige Lektüre zum Blättern         bezüglich Beschaffenheit, Lebens-
Personenvereinzelung lassen sich       und Entdecken. Es ist ein Handbuch       dauer sowie Sicherheit und setzen
weitere Schutzziele wie Beschuss-      für alle, die sich mit Design in Beruf   gleichzeitig ästhetische Massstäbe.
hemmung ebenfalls optisch unsicht-     oder Ausbildung beschäftigen oder
bar integrieren. Aus der Kombina-      einfach Spass daran haben und sich       jansen.com/architektenbuch
tion von schlanken Profilgeometrien    stärker vertiefen wollen.
mit grossen Glasformaten resultiert
grösstmögliche Transparenz – das       Michael Erlhoff, Tim Marshall (Hg.):
ist es, was Architekten und Planer     Wörterbuch Design. Begriffliche
an den Stahlsystemen von Jansen        Perspektiven des Designs.
schätzen.                              Birkhäuser Verlag,
                                       Basel/Boston/Berlin 2008,
jansen.com/design                      ISBN 978-3-7643-7738-0.
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SCALE 3.2022 | Design | Aktuell   05

                                                                              AGENDA

                                                                              Telescope Design
JANSEN virtueller Showroom                                                    Event 2022
Als weiterer Baustein der Digitali-    ■ Der Designkonfigurator geht          Als Fortsetzung der Eventreihe des
sierungsstrategie ergänzt ab sofort    einen Schritt weiter und bietet den    Vorjahres zum Thema „Sicherheit“
der virtuelle Showroom das Service-    Nutzern auch die Auswahl der ver-      greift Jansen 2022 das Thema „De-
                                                                              sign“ auf. Mit diversen Massnah-
angebot von Jansen. Die virtuelle      schiedenen Griffe, Bänder, Oberflä-
                                                                              men und Aktivitäten – zu denen
Darstellung veranschaulicht weitaus    chen oder auch Materialien. Diese
                                                                              eine mehrsprachige Broschüre,
mehr Optionen als das physische        Änderungen werden direkt in die        Videos und PR-Beiträge zählen
Produkt allein. Dies lässt sich in     Darstellung des Elements über-         – verleihen wir diesem Thema
verschiedenen Bereichen des Show-      nommen. Somit haben Architekten,       die ihm gebührende Präsenz. In
rooms entdecken:                       Investoren oder auch Endnutzer die     diesem Zusammenhang möchten
                                       Möglichkeit, sich „ihre“ Türe oder     wir als Hersteller von Stahlprofil-
■ Die Produktübersicht beinhaltet      „ihr“ Fenster anzeigen zu lassen       systemen weltweit den Dialog mit
den Grossteil der von Jansen an-       – und es sogar in vordefinierte Um-    Architekten, Metallbauern und
gebotenen Serien und Produkte. Sie     gebungen „einzubauen“.                 Vertriebspartnern anregen. Beglei-
sind aufzufinden über Rubriken, wie    ■ Im Bereich Anwendungen Sicher-       tet wird der virtuelle Event über
Fenster, Türen, Fassaden sowie Falt-   heit wird auf kurze, einfache und      das Jahr hinweg von einer exklusi-
                                                                              ven Roadshow, in der die Produkte
und Schiebetüren, oder auch über       auch unterhaltsame Weise erklärt,
                                                                              zum Anfassen erlebbar sind.
die „Jansen-Welt“. In der „Jansen-     wie zum Beispiel Brandschutz oder      Das virtuelle Telescope Design
Welt“ können die Produkte mittels      Einbruchschutz geprüft und klassi-     Event findet am 14. Juni 2022 statt.
mehrerer Vorauswahlmöglichkeiten       fiziert werden, und welche Produkte    Detaillierte Informationen unter
selektioniert werden.                  den Sicherheitsbereichen zugeord-
• Unter Produktinformationen           net werden können.                     jansen.com/2022
werden die für die verschiedenen       Mit dem virtuellen Showroom lassen
Zielgruppen wichtigsten Punkte zu-     sich sehr einfach und übersichtlich
sammengefasst. Gleichzeitig bietet     vielschichtige Informationen zu den
die Übersicht auch die Möglichkeit     ausgestellten Produkten einholen.
zum tieferen Einstieg, etwa mittels    Der virtuelle Showroom ergänzt
Schnitten, Broschüren oder Weiter-     die bereits vorhandenen digitalen
leitung zu den Produktseiten.          Angebote BIM, JANIsoft und Jansen
• Mit der Explosionsdarstellung        Docu Center.
können die Einzelteile bis ins
kleinste Detail betrachtet werden.     jansen.com/virtualshowroom
Design - BAUEN MIT STAHL + STIL - Jansen AG
06    SCALE 3.2022 | Design | Einführung und Statements

Form und Funktion
Stahlsysteme von Jansen sind integrati-      Design unserer Produkte zählt nicht zu-     Ästhetik und oftmals eine bessere
ver Bestandteil von Gebäuden. Zeitlich       letzt, dass die erforderliche Dokumenta-       Materialperformance mit
betrachtet ist der Entstehungszeitraum       tion für alle Beteiligten umfassend auf-    sich. Gutes und fortschrittliches
eines Gebäudes vergleichsweise kurz ge-      bereitet und digital verfügbar ist.            Design zeichnet sich unter
genüber dem Zeitraum, in dem es später              Was ist Design und wie erkennt            anderem dadurch aus,
sein Umfeld prägt. Unsere Gesellschaft       man gutes Design? SCALE hat Fachleu-           dass es die Möglich­keiten,
verlangt zu Recht, dass Architektur nach-    ten folgende Frage gestellt:                welche uns diese Entwick­lungen
haltig sein soll und bewertet dies meist     „In Bezug auf Architektur, Fassaden und        für nachhaltigeres Bauen
unter dem Aspekt des CO2-Fussabdrucks.       Fenster: Was ist für Sie gutes Design?“             bieten, erkundet
Doch es gibt durchaus weitere Kriterien                                                           und erweitert.“
für Nachhaltigkeit: beispielsweise gutes
Design.                                                                                     Prof. Dr. Thomas Schröpfer
       Der Frage, was „gutes“ Design aus-                                                    Professor für Architektur und
macht, geht unter anderem auch die ver-                                                          Nachhaltiges Design,
gleichsweise junge Wissenschaft „Envi-                                                    Direktor des Advanced Architecture
ronmental Design“ nach. Sie untersucht,                                                   Laboratory, Singapore University of
was wir beim Anblick eines Gebäudes                                                          Technology and Design (SGP)
oder beim Betreten eines Raums empfin-
den. Eine ihrer Erkenntnisse ist, dass wir
ein Gebäude oder einen Raum dann als          „Gutes Design … geht immer über
„schön“ empfinden, wenn der erste Ein-         die reine Erfüllung der Funktion
druck unser Wohlbefinden fördert, uns           hinaus. Optik und Haptik des
also in unserem Innersten angenehm              Materials sollten der Aufgabe
berührt. Nachweislich tragen dazu auch            angemessen und möglichst
helle, lichtdurchflutete Räume bei, eben-      nachhaltig sein. Wenn ein Detail
so wie eine angenehme Raumtempera-             besonders ins Auge fällt und bei
tur und das Gefühl, an einem sicheren        Nutzer oder Betrachter eine positive
Ort zu sein.                                    Reaktion auslöst, wurde alles             „Gutes Design zeigt sich besonders
       Doch es wäre zu kurz gegriffen,                 richtig gemacht.“                 in unaufdringlicher Präsenz. Wenn
wenn wir unseren Anspruch an gutes                                                        das Auge stets die Verbindung mit
Design auf den rein funktionalen Aspekt                   Katja Reich                   dem Gebäude sucht und eine subtile
beschränken würden. Eine mindestens          Chefredakteurin DBZ, Bauverlag BV GmbH,         Symbiose zwischen Hülle und
ebenso grosse Bedeutung messen wir                         Gütersloh (D)                   innerem Kern entsteht, zeigt sich
dem formalen Aspekt bei: Idealerweise                                                       die Besonderheit des baulichen
sind Form und Funktion untrennbar mit-                                                       Erzeugnisses. Ergründen wir
einander verbunden. Nur dann entste-                                                       die Ästhetik eines Gebäudes, sind
hen Produkte, die sowohl durch ein op-                                                  daher alle Bestandteile wie Fassaden
tisch ansprechendes Äusseres wie auch                                                         und Fensterelemente, deren
durch eine intuitive, angenehme Hand-                                                         Ausgestaltung hinsichtlich
habung überzeugen.                                                                          Materialität sowie Farbgebung,
       Das harmonische Zusammenspiel                                                       und die Positionierung in diesen
verschiedener Bauteile und -elemente                                                            Prozess eingebunden.“
lässt sich mithilfe digitaler Gebäude-
modelle visualisieren, lange bevor das          „Seit geraumer Zeit erleben                       Morris Breunig
Bauwerk selbst errichtet wird. Jansen        Materialien und Materialität in der          Chefredaktor Architektur & Technik,
fördert diesen ganzheitlichen Planungs-       Architektur einen bedeutenden                    BL Verlag AG Zürich (CH)
ansatz durch digitale Zwillinge aller Pro-    Paradigmenwechsel. Innovative
file, Bänder und Beschläge. Zum guten         Technologien bringen eine neue
Design - BAUEN MIT STAHL + STIL - Jansen AG
07

      „Fassaden, Fenster und                 „Gutes Fassadendesign ist heute          „Gutes Design bezieht sich auf ein
    Verglasungen aller Art sind             vielschichtig – mal schreiend leise,     gutes Verständnis und Wissen über
integraler Bestandteil der Gebäude-           mal flüsternd laut. Bedeutung            die Regeln der Natur und deren
  hülle. Design widerspiegelt sich          entsteht dabei durch eine überzeu-            Auswirkungen, das bei der
 darin als Symbiose aus maximaler          gende Haltung zur Eigenständigkeit,         Gestaltung eines Raums berück­
   Funktionalität und optimaler             die von den Adressaten verstanden        sichtigt wird, der den Bedürfnissen
  Ästhetik, um höchste Funktions-              und im Idealfall geliebt wird.“         der Nutzer entspricht. Es hängt
  tüchtigkeit und Praktikabilität,                                                       auch mit der angemessenen
  optimierte Herstellungsprozesse                     Michael Purzer                  Verwendung von Materialien und
     und die Erfüllung strenger                Director Business Development           Systemen zusammen, aus denen
      Normen und gesetzlicher                  Frener & Reifer GmbH, Brixen (I)       ein spezifisches Gebäude besteht.“
       Vorgaben zu vereinen.“
                                                                                         Prof. Dr. Ana-Maria Dabija
              Fabio Rea                                                                   Universität für Architektur und
 Geschäftsleiter Schweizerische Zentrale                                             Stadtplanung Ion Mincu, Bukarest (ROU)
   Fenster und Fassaden (SZFF/CSFF),
                Olten (CH)

                                               „Fenster und Fassaden sind der
                                              äussere Abschluss, sozusagen die
                                           Haut einer Architektur. Die Haut, die
                                           Oberfläche verstehen wir als „Inneres
                                            nach aussen getragen“. Die Fassade         „Fenster sind ein wesentliches
                                              ist ja das erste Signal für den Be-      Gestaltungsmittel. Sie spenden
     „Gutes Design ist für mich             trachter. Die Türen und Fenster ent-      Licht und bestimmen damit die
 nachhaltig, zeitlos, zurückhaltend         scheiden über den Gestus der Einla-      Atmos­phäre sowohl innen als auch
und bezieht sich auf das Wesentliche.       dung, der Transparenz nach aussen            aussen. Ein Fenster kann
   Es ist in Balance mit der Natur         und vor allem auch in der Material-       überraschen und verführen, indem
 und respektiert sie. Gutes Design ist     wahl und gegebenenfalls Handwerk-          es den Blick auf eine bestimmte
   nicht flashy, die Schönheit und            lichkeit der Ausführung über die          Ansicht lenkt. Fenster sollten
       Qualität liegt im Detail.           haptische Qualität und, so meine ich,     hinsichtlich Proportion und Profil
   Keep it true, simple and clean              auch über die Menschlichkeit.“            sorgfältig auf die Fassade
  and the beauty will last forever.“                                                         abgestimmt sein.“
                                                    Michael Stratmann
            Roger Kurath                     Geschäfts­führer der Metallgestaltung               Joep van As
 Architekt, Design 21, Los Angeles (USA)         Stratmann GmbH, Essen (D)           Architekt bei BiermanHenket, Esch (NL)
Design - BAUEN MIT STAHL + STIL - Jansen AG
08
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht   09

                            Werk 12 München, D

 Gewerbebau
      mit
„Wow“-Effekt
   Mit Werk 12 bereichern MVRDV das Münch-
   ner Werksviertel um ein Gebäude, das den
   sprichwörtlichen „Wow“-Effekt auf seiner
   Seite hat. Seine einfache Form, die Verwen-
   dung „ehrlicher“ Materialien (so die Jury)
   und die transparenten Fassaden haben dem
   Neubau unter anderem den renommierten
   DAM-Preis beschert.
10

Die Janisol 2 F30-Brandschutzverglasung
im (kalten) Treppenhaus wurde mit ZiE
realisiert, da der Einbau vor Inkrafttreten
der DIN EN 16034 zum 1.11.2019 erfolgte.

                                    Im Poolbereich wurden die Stahlprofile
                                     vorbehandelt, um sie bestmöglich vor
                                  Korrosion zu schützen (Korrosivitätskate-
                                   gorie C4; in allen anderen Bereichen C3).

In Bereichen, vor denen die Kaskadentreppe verläuft, werden die Lasten der
Verglasung über den Querriegel seitlich in die Betonkonstruktion abgetragen.
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht      11

        Dafür, dass der fünfstöckige Neubau bei
    Dunkelheit noch etwas spektakulärer wirkt,
     sorgt das Kunstwerk aus fetten Lettern, die
   lautmalerisch vor der VISS Fassade prangen.
12   SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht

Knödelgasse, Kartoffelgleis oder Zündappbogen: Die            Fassade integriert und im Erdgeschoss zudem in der Wi-
Strassennamen im Münchner Werksviertel zeugen von             derstandsklasse RC2 ausgeführt werden.
der Zeit, als Traditionsunternehmen wie Pfanni, Zündapp
und Optimol das Gelände hinter dem Ostbahnhof präg-           Inspirierende Perspektiven inklusive
ten. Seit Anfang der 2000er-Jahre entsteht hier ein ge-       Hauptmieter des Werk 12 ist das Fitnessstudio body +
mischt genutztes Stadtquartier: Ortsbildprägende Werks-       soul. In loftartiger Atmosphäre bietet das Premium-
gebäude wurden beziehungsweise werden saniert und zu          Center in München auf drei Etagen Workout und Well-
zeitgemässen Lebens- und Arbeitsräumen umgenutzt,             ness einschliesslich Höhentrainingskammern, High
neue Gebäude in moderner Architektursprache hinzu-            Tech Intervalltraining in der sogenannten Beatbox und
gefügt. Mit einer Mischnutzung von 7000 Arbeitsplätzen,       ein 25 Meter langes Sportschwimmbecken. Im Pool-
1100 Wohnungen und Raum für ein breit gefächertes Kul-        bereich wurden die Stahlprofile vorbehandelt, um sie
tur- und Freizeitangebot soll hier Münchens Zukunfts-         bestmöglich vor Korrosion zu schützen (Korrosivitäts-
viertel entstehen.                                            kategorie C4; in allen anderen Bereichen C3). Im Erd-
      Inmitten dieses heterogenen baulichen Umfelds ha-       geschoss befinden sich gastronomische Betriebe; in die
ben die Amsterdamer Architekten MVRDV das Werk 12             oberste Etage sind Audi-Experten für Design, E-Com-
errichtet. Mit seiner einfachen Form, sparsamen Mate-         merce und Mobilitätsdienste eingezogen. Übergrosse
rialsprache und den transparenten Fassaden würde das          Janisol Hebeschiebetüren sowie ein Faltwand-Element
fünfstöckige Gebäude an der Plaza kaum weiter auffallen       ermöglichen hier den nahtlosen Übergang von innen
– wären da nicht die breiten Terrassen, die jedes Stock-      nach aussen, sodass bei jedem Wetter inspirierende Per-
werk umgeben, und die Kaskadentreppen, die diese Ter-         spektiven über München und auf die nahen Alpen gege-
rassen miteinander verbinden. Auffälligstes Merkmal des       ben sind. (AMR)
Neubaus aber ist das lautmalerische Kunstwerk aus fet-
ten Lettern, die vor der Fassade prangen: AAHHH, OH
und PUH steht da zu lesen, oder aber schlicht und einfach
WOW.

Äusserst filigrane Pfosten-Riegelfassade
Den „Wow“-Effekt hat das Gebäude zweifelsfrei auf seiner
Seite. Anspruch der Architekten war es, die Stahl-Glas-
Konstruktion so reduziert wie möglich zu gestalten. Rea-
lisiert wurde sie als VISS Fassade in einer Ansichtsbreite
von nur 50 Millimetern und zwei unterschiedlichen Bau-
tiefen: In einem umlaufenden Rahmen von 120 Milli-
                                                              BAUTAFEL
metern Tiefe sitzen zwei Pfosten und, auf der Höhe von
drei Metern, ein Riegel, die jeweils nur 95 Millimeter tief   Bauherr:
sind. Als wäre es nicht schon schwierig genug, die unter-     OTEC GmbH, München
schiedlichen Bautiefen zu einem Fassadenelement zu            Architekten:
verbinden, musste in bestimmten Bereichen die zusätz-         MVRDV, Amsterdam, mit N-V-O Nuyken von Oefele Architekten
liche Belastung der Betonkonstruktion durch die Kaska-        BDA, München
dentreppe berücksichtigt werden. In diesen Bereichen          Fassadenbau:
werden die auf die Stahl-Glasfassade auftreffenden Las-       Pazdera AG, Coburg
ten über den Querriegel seitlich in die Betonkonstruktion     Brand- und Rauchschutzelemente:
abgetragen – ein statischer Ansatz, wie er nur mit Stahl-     Werthie Michael Werner GmbH, Lutherstadt Eisleben
profilen möglich ist: Die derart belasteten Riegel wur-       Stahlprofilsysteme:
den mit einem innenliegenden Flachstahl ertüchtigt,           VISS Fassade, Janisol, Janisol 2, Economy 60,
ohne dass man aussen etwas davon sieht. Die auf allen         überhohe Janisol Hebeschiebetüren und Janisol Faltwände
Ebenen erforderlichen Fluchttüren auf die umlaufenden
Terrassen, die den Fluchtweg über die Kaskadentreppen
sichern, sind gemäss dem Fassadenraster knapp drei Me-
ter hoch – also weitaus höher, als die DIN formuliert. Sie
konnten mit dem Stahlprofilsystem Janisol, das für diese
Höhe geprüft und zugelassen ist, unauffällig in die VISS                 QR-Code: weitere Bilder
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht   13

Bau 30, Raumfabrik Durlach, D

Rund
um
die
Ecke

Dieses Bürogebäude verspricht ein ganz besonderes Raumerlebnis. Die aufgestän-
derten Obergeschosse, die raumhohen Glasfassaden mit gerundeten Ecken und zwei
Lichthöfe verleihen dem Bauwerk genau die Transparenz und Offenheit, die ein zeit-
gemässes Office ausmachen.
14

Der Name ist Programm: Im Gewerbepark „An der Raum-          Im Grundriss gerundete Stahlfassaden
fabrik“ bietet die Raumfabrik Vermietungsgesellschaft        Die Hellmann Metallbau GmbH, Eggenstein, fertigte die
Unternehmen aller Grössenordnungen flexibel einteil-         raumhoch verglaste Pfosten-Riegelfassade aus zwei Pro-
bare Büroflächen in insgesamt 21 Gebäuden; teils in histo-   filen der VISS-Systemfamilie: Für die geradlinigen Be-
risch erhaltenem Bestand, teils in modernen Neubauten.       reiche kam VISS Fassade in einer Ansichtsbreite von 50
Der sogenannte „Bau 30“ nach dem Entwurf des Karlsru-        Millimetern zum Einsatz; die im Grundriss gebogenen
her Architekturbüros Ruser und Partner mbB bildet den        Bereiche wurden mit VISS Basic realisiert. Die Stahlpro-
nördlichen Schlusspunkt einer Reihe von Solitärbauten        file fassen die riesigen Glasscheiben – sie sind durchwegs
auf dem Gelände. Seine amorphe Form – ein unregel-           3,20 Meter hoch und die grösste ist 3,50 Meter breit – in
mässiges Fünfeck – reagiert auf diesen baulichen Kon-        vergleichsweise schmalen Rahmen. Die Schwierigkeit für
text, innerhalb dessen der Bau 30 das Entrée markiert.       den Metallbauer bestand weniger in der Fassadenkonst-
Abweisend wirkende, spitz zulaufende Ecken wollten die       ruktion selbst als vielmehr in der Tatsache, dass mit der
Architekten in dieser exponierten Lage unbedingt ver-        Herstellung der Elemente begonnen werden musste, als
meiden. Glücklicherweise hatten sie mit der Raumfabrik       der Rohbau noch nicht fertiggestellt war. Ein Aufmass am
Vermietungsgesellschaft einen verständnisvollen Bau-         Bau war also nicht möglich. Um eventuelle Toleranzen
herrn, der sich für ihren aussergewöhnlichen Entwurf         des Rohbaus aufzufangen, sah man auf jeder Etage ein
begeisterte. Entstanden ist ein unverwechselbares Ge-        Ausgleichsfeld vor, welches erst ganz zum Schluss mit ei-
bäude, das sich auch durch seine nahezu vollständig ver-     nem passgenau gefertigten Element geschlossen wurde.
glasten Fassaden auszeichnet. Lediglich die Öffnungsflü-            Passgenauigkeit ist immer auch eine Herausfor-
gel für eine natürliche Belüftung wurden nicht verglast,     derung bei der Fertigung von im Grundriss gerundeten
sondern mit anthrazitfarbenen Paneelen geschlossen.          Fassaden. Trotz aller Präzision kann es zu geringfügigen
Dahinter verbergen sich, für den Betrachter von aussen       Abweichungen im parallelen Verlauf von Stahlprofil und
unsichtbar, die Heizkörper.                                  Scheibe kommen. Um solche Toleranzen auszugleichen,
                                                             empfiehlt Jansen die Nassverglasung, wie sie auch hier
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht     15

bei allen gebogenen Profilen zur Ausführung kam. Das
Glas ist ein Zweischeiben-Isolierglas mit einer hauchdün-
nen Sonnenschutzbeschichtung. Trotz der runden Ver-
glasungen wurde an der gesamten Fassade ein aussen
liegender Sonnenschutz realisiert; an den Rundungen als
gebogen gelaserte Sonderanfertigung.

Einzigartiges Design lohnt sich
Das Erdgeschoss von Bau 30 beherbergt den Eingangsbe-
reich und eine kleine Ausstellungsfläche für die Präsen-
tation von Produkten und Dienstleistungen der Nutzer.
Durch die Aufständerung der darüber liegenden Ebenen
entstanden überdachte Parkplätze unmittelbar am Ge-
bäude. Die beiden Obergeschosse bieten jeweils 900 Qua-
dratmeter Bürofläche. Ein massiver Treppenhauskern
aus Stahlbeton verbindet die drei Ebenen miteinander.
Die scheinbar schwebenden Obergeschosse, die verglaste
Pfosten-Riegelfassade mit den abgerundeten Ecken und
zwei ebenfalls raumhoch verglaste, begrünte Lichthöfe ver-
leihen dem Gebäude genau die Transparenz und Offen-
heit, die ein zeitgemässes Office ausmachen – und da-
mit zu seiner Marktgängigkeit beitragen: Der Bau 30 war
schon lange vor der Fertigstellung vermietet. (AMR)

                                                                                          Die hellen Innenräume des Bau 30
                                                                                       tragen massgeblich zur angenehmen
                                                                                                     Arbeitsatmosphäre bei.

                                                             Die „schwebenden“ Obergeschosse mit
                                                             den an den Ecken gerundeten Pfosten-
                                                             Riegelfassaden verleihen dem Gebäude
                                                             Leichtigkeit und Transparenz.

                                                             BAUTAFEL
                                                             Bauherr:
                                                             Raumfabrik Vermietungsgesellschaft GmbH & Co. KG, Karlsruhe
                                                             Architekten:
                                                             Ruser und Partner mbB, Karlsruhe
                                                             Metallbau:
                                                             Hellmann Metallbau GmbH, Eggenstein
                                                             Stahlprofilsysteme:
                                                             VISS 50, VISS Basic und Janisol 2 Brandschutztüren

                                                                          QR-Code: weitere Bilder
16   SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht

Gründerzeithaus Zürich, CH

Bei der Renovierung und dem Umbau ei-
nes historischen Wohnhauses in Zürich
Wipkingen prallten Welten aufeinander.
Aufgrund der stimmigen Bearbeitung
durch AMJGS Architektur klärten sich
diese zu einem harmonischen Ganzen.
Einen grossen Anteil daran hat ein mehr-
stöckiger Anbau aus Glas, der durch die
Baur Metallbau AG mit Janisol Arte 2.0
Stahlprofilen in einem individuellen Stil
umgesetzt wurde.

                     Ein
                  Anbau
                     als
                   Stilbrücke                                                     Das Ziel des Bauherrn
                                                                                  Niklaus Leuthold und
                                                                                  der Architekten von
                                                                                  AMJGS Architektur war
                                                                                  es, mit einem Umbau
                                               dem Ursprungszustand des als schützenswert eingestuf-
                                               ten Gebäudes in Klinkeroptik wieder möglichst nahe zu
                                               kommen und dennoch dessen Wohnwert zu steigern.
                                               Denn das 1891 im Stil der Gründerzeit erbaute Haus war
                                               über die Jahre mehrfach umgebaut und erweitert worden.
                                               In den 1930er- und 1940er-Jahren erhielt es diverse Anbau-
                                               ten. Während die Aussenseite dabei noch weitgehend die
                                               ursprüngliche Optik beibehielt, wurde das Innere in den
                                               1970er-Jahre entkernt und dem Stil der Zeit angepasst.
Das 1891 im Stil der Gründerzeit erbaute
                                                                           Wohnhaus erhielt einen industriell wirkenden,
                                                                            gläsernen Anbau aus rohen Stahlträgern und
                                                                                          Janisol Arte 2.0 Stahlprofilen.

Klärung und Modernisierung                                  die Suche nach einer Möglichkeit, wie alle drei überein-
Bei der Sanierung wurde darauf geachtet, möglichst au-      anderliegenden Wohnparteien direkt in den Garten und
thentisches historisches Material, Bauweisen und Details    zueinander gelangen könnten. Dank der engen Zusam-
zu verwenden. Dabei liess man sich von historischen Vor-    menarbeit mit der Denkmalpflege wurde es möglich,
bildern aus der gleichen Bauzeit und Umgebung inspi-        etwas zu schaffen, das der historischen Bauepoche ent-
rieren. Elemente, die für Komfort und Energieeffizienz      spricht und doch etwas Eigenständiges darstellt. Nach
sorgen, wie Fenster und Türen, entstanden neu nach his-     der Intention der Architekten orientiert sich der Anbau
torischem Vorbild. Sie erhielten jedoch Originaldetails     aus Stahl und Glas an historischen Vorbildern, um sie
wie Kastenschlösser oder Stangenverschlüsse.                gleichzeitig auf eine eigene Art zu interpretieren. „Seine
      Bei der Erweiterung des Gebäudes sollte eine Alter-   Fassade sollte kleinteilige Fensterflächen bekommen,
native zum Vorgänger in massiver Klinkerbauweise ent-       was mit dem Janisol Arte Profil von Jansen sehr gut um-
stehen, möglichst aus Glas. Der Ausgangspunkt des Bau-      zusetzen ist. Es ist ein tolles Produkt, aber man braucht
körpers war der Wunsch des Bauherrn, das Haus als ge-       auch einen Metallbauer, der genau weiss, wie damit um-
meinschaftliches Wohnprojekt anzulegen. Daraus folgte       zugehen ist“, erklären Sandra König und Anja Meyer
18   SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht

von AMJGS Architektur zum Anbau und der Zusammen-
arbeit mit Baur Metallbau.
      Die Ausformulierung des Anbaus resultierte
schliesslich aus Anleihen bei historischen Industriebau-
ten. Eine Werkstatt war die Idee, bei der speziell die Bau-
ten von Jean Prouvé, aber auch Zürcher Subkulturen der
letzten drei Jahrzehnte als Vorbilder dienten.
                                                              Janisol Arte 2.0 erfüllt in diesem Kontext optimal den
Historisierende Materialisierung                              Anspruch, einen denkmalgeschützten Bau sanft und
                                                              optisch authentisch in einen zeitgemässen Wohnkom-
Der Altbau erstrahlt heute wieder in der einladenden          fort zu überführen.
Wohnlichkeit heller Holzböden, weisser Wände und Tü-
ren, gemusterter Platten und warmer Klinkertöne. Der in-
dustriell angelegte Anbau bildet hier
einen gelungenen Kontrast. Er besteht
aus rohen Stahlträgern, lasierten Be-
tondecken und riesigen Glasschei-
ben. Janisol Arte 2.0 Stahlprofile er-
füllen in diesem Kontext optimal den
Anspruch, einen denkmalgeschütz-
ten Bau sanft und optisch authentisch
in einen zeitgemässen Wohnkomfort
zu überführen. Das filigrane Fenster­
system bietet sich speziell für die
individuelle Rekonstruktion histori-
scher Fenster an. Mit den schmalen
Profilansichtsbreiten von lediglich 25
bzw. 40 Millimetern bei Festverglas­
ungen und einer Bautiefe von 60 Milli­­-
                                                              Der industriell wirkende Anbau bildet einen gelunge-
metern entstehen feine und dennoch stabile Konstruk-          nen Kontrast. Er beherbergt eine Küche, die aus Stahl
tionen mit einem hohen Glasanteil und exzellenter Wär-        und Holz gearbeitet ist und optisch den Werkstattcha-
medämmung. Das System ermöglicht die Konstruktion             rakter unterstreicht.
von nach innen und nach aussen öffnenden Fenstern als
Dreh-, Stulp-, Kipp- oder Klappfenster und Festvergla-
sungen in Elementgrössen von bis zu 1000 Millimetern
Breite x 2400 Millimetern Höhe (max. 150 kg/Flügel). Spe-
                                                              BAUTAFEL
zielle Öffnungsarten wie Senkklapp-, Schwing- und Schie-
befenster sind ebenfalls möglich. Diese Möglichkeiten         Bauherr:
überzeugten auch die Architekten und die Bauherrschaft.       Niklaus Leuthold, Zürich
      Die integrierte Küche dient als Aufenthalts- und        Architekten:
Wohnraum sowie als optisches Bindeglied zwischen Alt          AMJGS Architektur, Zürich
und Neu. Sie ist aus Stahl und Holz gearbeitet und unter-     Metallbau:
streicht den Werkstattcharakter. Das in der Gründerzeit       Baur Metallbau AG, Mettmenstetten
erbaute Wohnhaus veranschaulicht nach seiner Sanie­           Stahlprofilsystem:
rung wieder seinen Ursprungszustand vom Ende des              Janisol Arte 2.0
19. Jahrhunderts, entspricht jedoch auch den Komfort-
ansprüchen von heute. Mit dem mehrstöckigen Anbau
aus Glas gelingt es, alle Ansprüche auf eine gestalterisch
hochstehende Art und Weise zu verknüpfen. (NS)
                                                                          QR-Code: weitere Bilder
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht       19

Archäologisches Nationalmuseum Tarragona, E

          Fenster in die
     Vergangenheit

Zuverlässiger Brandschutz und stabile Klimatisierung standen im Pflichtenheft
der Architekten – für sie bestand die Herausforderung darin, zeitgemässe Anfor-
derungen in ein über 70 Jahre altes Museumsgebäude zu implementieren, ohne
dessen äusseres Erscheinungsbild zu beeinträchtigen.
Angesichts des reichen kulturellen Erbes der katalani-
schen Hafenstadt Tarragona kommt dem Archäologi-
schen Nationalmuseum eine ganz besondere Bedeutung
zu. Das Gebäude, das die aussergewöhnlich vielfältige
Sammlung seit 1960 beherbergt, war bereits 1942 als rei-
                                                            BAUTAFEL
ner Museumsbau errichtet worden, ohne Archiv- oder
Arbeitsräume. Die vertikale Erschliessung der Ausstel-      Bauherr:
lungsflächen erfolgt über einen im Grundriss rechtecki-     Ministerium für Kultur und Sport der Regierung von Spanien
gen Treppenlauf um ein längliches, durch eine Dachver-      Architekten:
glasung belichtetes Treppenauge herum. Nun galt es,         Rubén Heras Tuset und Miquel Orellana Gavaldà, Tarragona
Flucht- und Rettungswege neu zu ordnen und zu sichern       Metallbau:
sowie eine Klimaanlage zu installieren. Doch eine stabile   Metalisteria Almansena, Almansa
Klimatisierung setzt dicht schliessende Fenster und Fest-   Stahlprofilsysteme:
verglasungen voraus. Für die Erneuerung der bauzeit-        Janisol Arte 2.0, VISS Dachverglasung, Janisol C4
lichen Konstruktionen aus T-Profilen und Einfachglas
wählten die Architekten das feingliedrige Sprossensys-
tem Janisol Arte 2.0. (…)

Lesen Sie weiter online: scale.jansen.com                              QR-Code: kompletter Beitrag
20   SCALE 3.2022 | Design | Fachbeitrag

Materialdiskurs

     Material – Design:
           Der alternative
       Ansatz                              Materialverständnis ist Teil des Designs.
                                           Die Wahl des Materials hat einen immen-
                                           sen Einfluss auf die Umsetzbarkeit und
                                           Funktionalität eines Entwurfs. Es sind die
                                           Eigenschaften eines Materials, die ent-
                                           scheiden, für welchen Einsatzbereich es
                                           sich letztlich eignet. Baustoffe werden
                                           nicht umsonst aus den unterschiedlichs-
                                           ten Materialien hergestellt.

Kengo Kuma & Associates,
GC Prostho Museum Research Center,
Kasugai-Shi (J), 2010
SCALE 3.2022 | Design | Fachbeitrag   21

Architekten haben nur selten die Möglichkeit, unmittel-
bar mit den physischen Objekten ihrer Entwürfe umzu-
gehen. Während andere – Gestalter, Künstler und Desig-
ner – direkt mit Materialien arbeiten, tun Architekten
das abstrakt. Sie stellen sie dar und entscheiden über
die Art und Weise ihrer Verwendung, aber sie verarbei-
ten und verbauen sie nicht selbst. Doch alle wahrnehm-
baren Qualitäten, welche Architekten in ihren Entwür-
fen zu vermitteln versuchen, hängen letztlich von deren
Manifestation in gebauter Form ab. Der Entwurf kann           materiO‘, Paris (F), Materialsammlung
diese Materialeigenschaften unterstreichen, er setzt ih-
nen aber auch Grenzen. Wie sehr Architekten auch ver-         legen, argumentiert dieser Beitrag für einen alternativen
suchen, in ihren Entwürfen zu abstrahieren und sich von       Ansatz des Verhältnisses von Architektur und Material.
konkreten Fragen nach Materialien zu distanzieren, sind       Durch die unmittelbare Erfahrung und den direkten Blick
es letztlich doch diese, durch die sich die architektoni-     auf Materialien und ihre Eigenschaften können Entwer-
sche Idee darstellt. Ein sensibles Materialverständnis ver-   fer neue Einsichten in Bezug auf deren formalen, funk-
mittelt deshalb immer mehr als nur die Umsetzung von          tionalen, konzeptionellen und expressiven Potenziale ge-
Entwurfsideen durch die Mittel des Bauenden. Es ermög-        winnen. Die direkte Auseinandersetzung mit Materialien
licht sowohl neue Interpretationen der Verhältnisse der       weist den Weg zu ihrer gezielten Verwendung, im besten
Teile zum Ganzen als auch das Herstellen neuer Gesamt-        Fall auch zu neuartigen Funktionen und Gestaltungsmög-
beziehungen, organisatorischer Zusammenhänge und              lichkeiten. Der Leitgedanke ist die jeweils einzigartige
phänomenologischer Effekte. Ein sensibler Umgang mit          Kombination aus dem Potenzial des Materials und der In-
Materialien in verschiedenen Massstäben, vom Architek-        tention des Entwurfs. Damit kann der architektonische
turdetail bis zum Städtebau, vermag deshalb auch immer        Diskurs über die veraltete Opposition zwischen Form und
ein zeitgemässes Verständnis unserer gebauten Umwelt          tektonischem Aufbau ebenso hinausgeführt werden wie
in Bezug auf ihre Komponenten und deren Verbindung            über modische Trends, welche auf der jeweils letzten Ma-
zu vermitteln.                                                terialentwicklung basieren. Beobachtung, Spekulation
                                                              und Experiment als Vorgehensweise können Entwerfern,
                                                              Planern oder Architekten ihre Intentionen im Umgang
                                                              mit Materialien bewusst machen und auf diese Weise das
                                                              Design ihrer Entwürfe befördern. Eine solche Herange-
                                                              hensweise vermag die Grenzen zu erweitern, wie eine
                                                              Idee gebaut werden kann, und sie kann der Auseinan-
                                                              dersetzung mit Materialfragen eine ganz neue Wendung
                                                              geben. Eine Unterscheidung in Theorie und Praxis der
                                                              Materialien ist damit nicht mehr sinnvoll, wenn sie es
                                                              denn je war.
                                                                    Die Untersuchung der Eigenschaften eines Mate-
Material ConneXion, New York City (USA), Materialsammlung     rials führt zu Fragen nach der operativen Logik des Um-
                                                              gangs mit ihm. Walzen, ziehen oder pressen beispielswei-
Design versus Materialwahl?                                   se, angewandt auf ein Material wie Stahl, betonen seine
Im Diskurs der Architektur waren Fragen nach der Rol-         Formbarkeit und stellen gleichzeitig einen fundamenta-
le von Materialien oftmals mit solchen nach dem Verhält-      len Materialprozess dar. Sowohl Material als auch Prozess
nis der Gesamtform zur Tektonik verbunden. Soll die Ma-       sind in diesem Falle massstabslos und können daher vom
terialverwendung einer übergeordneten formalen Idee           Detail über umfassende Profilsysteme bis zum ganzen
unterworfen werden oder einer den Materialien inne-           Gebäude und darüber hinaus angewandt und in individu-
wohnenden „Natur“ folgen? Besonders in Zeiten grosser         alisiertes Design umgesetzt werden.
technologischer Fortschritte und rasanter Materialent-
wicklungen wird diese Rolle hinterfragt. In einer solchen     Materialexperimente
Zeit befinden wir uns heute.                                  Damit Materialstudien über das individuelle Experimen-
      Doch anstatt sich auf unfruchtbare Auseinanderset-      tieren hinaus eine grössere Bedeutung in der Architektur
zungen einzulassen und sich auf eines der Lager festzu-       gewinnen können, ist ein kollektiver Ansatz notwendig.
22   SCALE 3.2022 | Design | Fachbeitrag

Hochschulen sollten dabei ihre Rolle als Vorreiter und      Materialpalette, welche Entwerfern heute zur Verfügung
Verbreiter von Materialstudien ernst nehmen und For-        steht, ist auch aufgrund überholter Klassifizierungs-
schungsvorhaben ausreichend fördern. Materialstudi-         systeme und des Fehlens einer integrierten Forschung
en waren seit den Tagen der frühen Moderne immer ein        sehr limitiert. Die hier kurz umrissene direkte Ausein-
fester Bestandteil der Architektenausbildung. Johannes
Itten beispielsweise etablierte als Pädagoge am Bauhaus
einen verpflichtenden Grundkurs, in dem alle Studenten
mit Material experimentieren mussten und dessen Eigen-
schaften zu demonstrieren hatten. Dieser Ansatz prägte
damals den Umgang einer ganzen Generation von Archi-
tekten mit Material.
      Es gibt zurzeit viele Anstrengungen, Materialstudi-
en wieder in die Architekturausbildung zu integrieren.
So besitzt beispielsweise die Graduate School of Design
der Harvard University eine einzigartige Materialsamm-
lung. Die sogenannte „Materials Collection“ ist nicht nur
                                                            materiO‘, Onlinedatenbank (materio.com)
ein Katalog von Produkten, sondern eine aktive und kon-
tinuierlich aktualisierte Sammlung von Material und Ma-
terialanwendungen. Sie dokumentiert darüber hinaus
Materialexperimente und Forschungsprojekte von Stu-
denten und Lehrenden der Hochschule. Auf diese Weise
können zukünftige Studentengenerationen auf die voran-
gegangenen Experimente zurückgreifen. Die Datenbank
der Sammlung ist so organisiert, dass sie ein Verständnis
von Material fördert, welches weit über die konventio-
nelle Einteilung in Materialfamilien hinausgeht. So wird
Material beispielsweise im Kontext seiner Eigenschaften,
nicht nur in Bezug auf vorgegebene Anwendungen kata-
logisiert. Das ermöglicht Benutzern der Datenbank zum       Material-Archiv, Onlinedatenbank (materialarchiv.ch)
Beispiel, ein Material für eine Gebäudefassade zu entde-
cken, welches normalerweise dazu dient, die Reflexion       andersetzung von Architekten mit Material durch Be-
von Computerbildschirmen zu verringern. Auch andere         obachtung, Spekulation und Experiment mithilfe neuer
Institutionen ausserhalb der Universitäten haben den Be-    Materialsammlungen und -datenbanken bietet eine viel-
darf nach umfassenden Materialkatalogen für Entwerfer       versprechende Alternative, um das Design von morgen
erkannt. Zu diesen gehören die in New York gegründete       zu ermöglichen und zu bestimmen.
Material ConneXion (eine Quelle neuer und innovativer
Materialien für Architekten, Künstler und Designer), die
in Paris ansässige materiO‘ und die schweizerische Daten-
bank „Material-Archiv“, um nur einige wenige zu nennen.     Dr. Thomas Schröpfer ist Professor für Architektur und Nach-
                                                            haltiges Design an der Singapore University of Technology and
Neue Materialsammlungen für neues Design                    Design. Seine Buchpublikationen wurden in mehrere Sprachen
Die gestalterischen Ambitionen von heute basieren auf       übersetzt und umfassen: Dense + Green Cities: Architecture as
dem Wunsch nach mehr räumlicher Komplexität, ei-            Urban Ecosystem (2020); Dense + Green: Innovative Building
nem subtileren Erfahren von Architektur und zuneh-          Types for Sustainable Urban Architecture (2016); Ecological
mend massgeschneiderten Designlösungen. Die Suche           Urban Architecture (2012) und Material Design: Informing
nach Materialinnovationen ist dabei nicht nur die nach      Architecture by Materiality (2011). Er erhielt zahlreiche renom-
der nächsten modischen Fassade, sondern die nach            mierte nationale und internationale Preise und Auszeichnun-
dringend benötigten Materialien, welche die gestalteri-     gen, wie The European Centre for Architecture Art Design and
schen Ambitionen des 21. Jahrhunderts zum Ausdruck          Urban Studies Award, The German Design Award und The Pre-
bringen können. Dabei überrascht es wenig, dass die         sident’s Design Award, Singapurs höchste Ehrung für Designer
Lösungen, die beispielsweise vor 50 Jahren entwickelt       und Design aller Disziplinen.
wurden, unserer heutigen Zeit nicht mehr genügen. Die
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht   23

Gut Wagram Kirchberg, AT

Vom maroden
Meierhof
                           Im Zusammenspiel von Wein und Archi-
                           tektur geht es nicht allein darum, ein
                           Produkt in einem attraktiven Rahmen zu
                           präsentieren – idealerweise sollte auch
                           der Herstellungsprozess erlebbar sein.
                           Im Weingut Wagram ist dies mit verglas-
                           ten Innenwänden schlicht und einfach
                           gut gelungen.

zur modernen
Weinmanufaktur
24

Eine komplett verglaste Konstruktion aus Jansen VISS Fassade
verbindet das alte mit dem neuen Betriebsgebäude. Mit Janisol
Arte 2.0 verglaste Innenwände gestatten vielfältige Einblicke in
die Produktion der Weinmanufaktur Clemens Strobl.
Das ist Transparenz, die Vertrauen schafft.
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht       25

         Verkaufsraum und Verarbeitungsbereich
     sind durch einen verglasten Innengiebel aus
 Janisol Arte 2.0 optisch miteinander verbunden.

        Der Verkostungsbereich ist als zweiseitig
          mit Janisol Arte 2.0 verglaster Quader
             in den Gewölbekeller eingeschoben.
26   SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht

Weinkultur und Baukultur sind seit Jahrhunderten aufs       stilat. Zusammen mit dem projektleitenden Architekten
Schönste miteinander verbunden. Davon zeugen herr-          DI Claus Ullrich, Krems, hatte man zuvor mehrere Syste-
schaftliche Residenzen ebenso wie zeitgenössische           me im Hinblick auf die Konstruktion der Trennwand ge-
Neubauten, mit denen immer mehr Winzer ihren Kun-           prüft. „Aufgrund der Profilstärke und der Flexibilität des
den neben dem Geschmackserlebnis auch ein besonde-          Systems waren wir davon überzeugt, dass es das richtige
res Raumerlebnis bieten wollen. Eine einzigartige Mi-       Produkt für diesen Bereich ist“, so die Innenarchitektin.
schung aus alter und neuer Bausubstanz charakterisiert
das Weingut Wagram in Mitterstockstall, in der Marktge-     Ausgezeichnete Innenarchitektur
meinde Kirchberg am Wagram gelegen. Clemens Strobl,         Schon kurz nach der Fertigstellung erhielt die Weinmanu-
Inhaber der gleichnamigen Weinmanufaktur, liess den         faktur Clemens Strobl im Gut Wagram den dezeen Preis in
maroden Meierhof des längst verfallenen Schlosses           der Kategorie Interior Design. Nun wird auch das Archi-
Winklberg zu einer zeitgemässen Wohn- und Betriebs-         tektenteam Destilat Interior Design mit dem German De-
stätte umbauen. Während der historische Gutshof aus         sign Award 2021 ausgezeichnet. Aus der Begründung der
dem 19. Jahrhundert künftig als Wohnhaus genutzt wird,      Jury: „Durch die klare Formensprache der Architektur
setzt sich die Betriebsstätte aus zwei langgestreckten      und die konsequente Verwendung von Beton, Glas und
Giebelhäusern zusammen, die in einem stumpfen Winkel        Stahl wirkt das Ambiente der Weinmanufaktur nicht nur
aufeinandertreffen – das eine mitsamt Gewölbekeller ori-    ausgesprochen modern und hochwertig, sondern lenkt
ginal und aufwendig restauriert, das andere als Nachfol-    die Aufmerksamkeit des Besuchers auch konsequent auf
gebau eines nicht mehr zu rettenden Stadels.                das, worum es geht: auf das Herstellen von gutem Wein.“
                                                            (AMR)
„Möglichst wenig Design“
So lautete der Wunsch des Bauherrn für Umbau und Sa-
nierung des maroden Meierhofs. Das Architektenteam
von Destilat Interior Design entsprach dem mit einer
äusserst reduzierten Farb- und Formensprache und ei-
ner ebenso puristischen Materialwelt im Industriestil.
Verbindendes Element der beiden Betriebsgebäude –
einerseits der Verkaufsraum und andererseits der Ver-
arbeitungsbereich mit Anlieferung – ist eine sich zum
gegenüberliegenden Wohnhaus hin verjüngende Kon-
struktion aus dem Stahlsystem Jansen VISS Fassade, die
mit ihren schmalen Sprossen auf die Industriearchitektur
vergangener Tage verweist. In diesem Bereich ist zudem
ein Verkostungsraum eingeschoben, der Betriebsraum
und Verkaufsraum miteinander verbindet. Die notwen-
dige räumliche Trennung übernimmt eine verglaste In-
nenwand, die bis unters Dach reicht. Der durchsichtige      BAUTAFEL
Giebel ermöglicht spannende Blickachsen und macht die
Produktionsstätte für den Kunden erlebbar. Gleichzeitig     Bauherr:
schützt er den Verkaufsbereich vor unerwünschten Gerü-      Weinmanufaktur Clemens Strobl, Kirchberg
chen und Geräuschen aus dem Verarbeitungsbereich, wie       Architekten:
sie insbesondere im Herbst, wenn die Reben eingebracht      DI Claus Ullrich, Krems; Destilat Interior Design, Wien
werden, und im Frühjahr, wenn der Wein abgefüllt wird,      Metallbau:
unvermeidbar sind. Zudem haben die beiden Bereiche          Schinnerl Metallbau GmbH, Tulln
auch eine unterschiedliche Temperatur.                      Stahlprofilsysteme:
      Zur Realisation der verglasten Innenwand wählten      VISS Fassade, Janisol Arte 2.0; Janisol Türe, Janisol 2 EI30 Brand-
die Innenarchitekten das feingliedrige Sprossensystem       schutztüre, Janisol Hebeschiebetüre und Janisol Faltwand
Janisol Arte 2.0. „Neben den thermischen Anforderun-
gen an diese Wand wollten wir mit einem Profil arbeiten,
welches optisch ursprünglichen Industrieverglasungen
am ehesten entsprach, ohne dabei auf technische Anfor-
derungen zu verzichten“, erläutert Sophie Pfeffer von De-                QR-Code: weitere Bilder
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht   27

St.-Bavo-Kathedrale Gent, B

Zeitgemässer
        Zugang
28

Die neuen Metallbogentüren im Apsidenbereich des Doms wurden
aus hochwärmegedämmten Jansen VISS Stahlprofilen mit einer
Abdeckkappe, die normalerweise in Aluminium erhältlich ist, aus
Messing und Bronze gestaltet.
SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht    29

Für Gläubige wie kulturhistorisch In-
teressierte ist die St.-Bavo-Kathedrale
im belgischen Gent ein Pilgerort. Die
Abtei beherbergt unter anderem eines
der bedeutendsten Werke der europäi-
schen Kunstgeschichte – die „Anbetung
des Lamm Gottes“, das den Gebrüdern
van Eyck zugeschrieben wird. Um den
kulturhistorischen Schätzen und den
Gläubigen gleichermassen gerecht zu
werden, erhielt die Kathedrale jetzt ein
neues Besucherzentrum, das dank VISS
Stahlprofilen gestalterisch eine Einheit
mit dem wertvollen Erbe bildet.

Der „Genter Altar“ hat eine turbulente Geschichte hin-
ter sich. Das vermutlich von Jan und Hubert van Eyck ge-
schaffene Werk mit der „Anbetung des Lamm Gottes“ im
Zentrum wurde bereits im 15. Jahrhundert in der Kathe-
drale von Gent aufgestellt – damals noch die Pfarrkirche
Sint Jans (St. Johannes). Doch diesen Ort hat es in den da-
rauffolgenden Jahrhunderten immer wieder verlassen:
Man versteckte es vor dem Bildersturm, rettete es vor
Bränden, musste es als Raubkunst zuerst mit Napoleon
und später den Nazis ziehen lassen, in deren Händen es
aber dank der legendären „Monuments Men“ des US-Mi-
litärs im letzten Moment im Salzbergwerk von Altaussee
wieder aufgespürt wurde, bevor es die Nazis wie geplant
zerstören konnten. Tatsächlich wurden im Laufe der Jah-
re sogar gut 90 Prozent des Originals übermalt.
      Schliesslich aber fand der Altar nach dem Zweiten
Weltkrieg seinen Weg zurück in die Kathedrale von Gent.
Hier war der Flügelaltar ab den 1980er-Jahren in einer
Seitenkapelle untergebracht, bis der Entschluss fiel, das
Werk gesamthaft zu restaurieren. Die noch anhaltende
Arbeit begann 2012. Im Frühjahr 2020 konnte es im We-
sentlichen wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Meisterwerk als Zugpferd
Die Wiederherstellung des bedeutenden Kunstwerks
war denn auch das Zugpferd für das Projekt des ehrgeizi-
gen neuen Besucherzentrums. Zumal klar wurde, dass –
auch im Rahmen des regionalen Tourismusprojekts „Flä-
mische Meister“ – eine neue Präsentation und bessere
Zugangsmöglichkeiten geboten werden mussten. Dafür
erhielt der berühmte Altaraufsatz zunächst wieder einen
30   SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht

                                                                   Die hoch aufragende Glasfront
                                                                 des neuen Eingangs ist mitsamt
                                                                    dem neuen Eingang ebenfalls
                                                                 eine Konstruktion aus VISS, hier
                                                                      als Pfosten-Riegel Variante.

                                               Die transparenten Bereiche wurden
                                               ergänzt mit Holz, Beton und schlichten
                                               Keramikplatten. Den Bezug zum Bestand
                                               wiederum bildet Metall.
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Der gläserne Treppenturm mit integriertem
Lift an der Aussenwand gewährt einen barrie-
refreien Zugang. Die Intervention wahrt dank
viel Glas den Blick auf den Bestand.
32   SCALE 3.2022 | Design | Referenzbericht

prominenten Platz im sakralen Kontext – in der Sakra-        mit Holz, Beton und schlichten Keramikplatten. Die Ver-
mentskapelle der Kirche. Diese Integration in den ur-        bindung zum Bestand wiederum bildet Metall, genauer
sprünglichen liturgischen Rahmen präsentiert das Werk        Messing, das überall seine Präsenz deutlich behauptet.
optimal, ist aber gleichzeitig auch eine grosse Herausfor-   Es wird aufgegriffen durch neue Metallbogentüren und
derung. Geschützt wird das kostbare Werk heute durch         -fenster im Apsidenbereich des Doms. Diese wurden
eine klimatisierte Vitrine. Eine andere Problematik er-      aus hochwärmegedämmten Jansen VISS Stahlprofilen
gab sich daraus, dass das aktiv genutzte Gotteshaus in       mit einer Abdeckkappe, die normalerweise in Alumini-
erster Linie für liturgische Zwecke und Gläubige offen-      um erhältlich ist, aus Messing und Bronze gestaltet. Die
stehen soll. Parallel dazu mussten Wege für die vorwie-      hoch aufragende Glasfront des neuen Eingangs im Win-
gend kulturinteressierten Besucher geschaffen, also die      kel zwischen Chor und Seitenkapelle ist mitsamt dem
verschiedenen Besucherströme möglichst harmonisch            neuen Eingang ebenfalls eine Konstruktion aus Jansen
organisiert und verteilt werden. Und das, ohne das ge-       VISS, hier als Pfosten-Riegel Variante. Die Vorhangfassa-
schichtsträchtige Bauwerk zu beeinträchtigen.                de im Dom wurde per Schraubkupplung verbunden und
                                                             mit der Aussenwand verschweisst. Die Stahlprofile wur-
Leichtfüssige Lösung                                         den objektspezifisch ausgewählt und von den Metallbau-
Als Herzstück des neuen Besucherzentrums wurden die          ern von Lootens in mühevoller Detailarbeit eingebracht.
bestehende Krypta und ein Teil des Chors gewählt. Hier       Alle Jansen-Profile – VISS und Janisol – erhielten eine
sind Informationen zum Werk der Brüder van Eyck und          spezielle Beschichtung, um Elektrolyse und Korrosion
vieler weiterer Kunstschätze aufbereitet. Dafür kom-         zwischen Stahl und Messing zu verhindern.
men aktuellste virtuelle Präsentationstechniken wie                Die Planer führten eigens für die Kathedrale mit
Augmented Reality zum Einsatz. Sie vermitteln auch die       dem BLAD (Bressers Laboratory Architecture Design)
Geschichte der erstmals 942 geweihten Kathedrale, die        einen investigativen Designprozess in enger Zusammen-
einst im Zentrum einer der mächtigsten Städte des Mit-       arbeit mit dem Bauherrn durch. Die Sanierung und Er-
telalters stand. Vom romanischen Ursprungsbau zeu-           gänzung des Kirchenbaus mit modernen und gleich-
gen noch heute Spuren in der mit Wandmalereien ge-           zeitig gestalterisch anknüpfenden Stahl-Glas-Elementen
schmückten Krypta. Die Kirche darüber aber wurde mit         machen das Gebäude funktional und optisch zu einem
der Zeit immer noch grösser und prunkvoller. Etwa Mit-       architektonischen Meisterwerk für das 21. Jahrhundert.
te des 16. Jahrhunderts bekam sie dann im Wesentlichen       (NS)
ihr heutiges Aussehen.
      Von der Krypta aus führt der Weg zum Höhepunkt
des Rundgangs: In die Sakramentskapelle zum „Heiligen
Lamm“ der van Eycks. Um den direkten und barriere-
freien Zugang zu diesen Bereichen und den unterschied-
lichen Stockwerken zu gewährleisten, entwarfen Bres-
sers Architecten aus Gent einen gläsernen Treppenturm
mit integriertem Lift für die Aussenwand. Ihre Inter­
vention folgte gestalterisch zwei wichtigen Prinzipien:
Kontinuität und Konfrontation. Alle neuen Eingriffe          BAUTAFEL
zielen auf eine maximale Integration in die bestehende
Architektur. Dafür wurde einerseits die Architektur-         Bauherr:
sprache des Doms konsequent wiederholt und ein „les-         St.-Bavo-Kathedrale
barer Weg“ durch die aufeinanderfolgenden Verkehrs-          Architekten:
zonen gestaltet.                                             Bressers Architecten, Gent
                                                             Metallbau:
Objektspezifische Profile                                    Lootens, Deinze
Eine wichtige Rolle für die Kontinuität spielte anderer-     Stahlprofilsysteme:
seits die Materialwahl. Die neuen Elemente bestehen im       VISS, Janisol
Wesentlichen aus Glas und wahren damit den Blick auf
Bestehendes. Zwangsläufig findet dabei eine Konfronta-
tion zwischen neuen und alten Elementen statt. Um den
Hauptdarstellern im Gebäude eine zurückhaltende Büh-
ne zu bieten, wurden die transparenten Bereiche ergänzt                   QR-Code: weitere Bilder
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