IHK-JOURNAL - IHK Koblenz
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SEPTEMBER/OKTOBER 2018 | www.ihk-koblenz.de | Postfach 20 08 62, 56008 Koblenz NACHRICHTEN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER KOBLENZ IHK-JOURNAL DAS REGIONALE WIRTSCHAFTSMAGAZIN No 09/10 Unternehmensnachfolge: Imagepflege: Kompetenzzentren USA, Zahlen zum Notfallhandbuch Woche der Industrie Russland und Australien BLEIBT IM WANDEL – HANDEL IM LÄNDLICHEN RAUM
2 INHALT Impressum IHK-JOURNAL 08 DAS REGIONALE WIRTSCHAFTSMAGAZIN Herausgeber Industrie- und Handelskammer Koblenz Schlossstraße 2, 56068 Koblenz Internet: www.ihk-koblenz.de redaktion@koblenz.ihk.de Redaktion Kristina Danneberg (v.i.S.d.P.) Telefon: 0261 106-150 Leon Mohr FOTO: FOTOLIA Telefon: 0261 106-133 Satz | Layout Daniel Klages-Saxler Telefon: 0261 106-158 klages-saxler@koblenz.ihk.de HANDEL IM LÄNDLICHEN RAUM Druck und Verlag 17 33 Kröger Buch- und Verlagsdruckerei GmbH Industriestraße 21 22880 Wedel Telefon: 04103 808 107 Fax: 04103 808-149 ISSN 0936-4579 Auflage: 54.130 | (Q3/2014) FOTO: FOTOLIA FOTO: PRIVAT Adress- und Versand-Service IHK Koblenz, Telefon: 0261 106-0 Das IHK-Journal ist das offizielle Organ der Industrie- und Handelskammer WOCHE DER INDUSTRIE NACHGEFRAGT BEI ... Koblenz und wird den beitragspflichti- gen IHK-zugehörigen Unternehmen im Rahmen ihrer Mitgliedschaft ohne besonderes Entgelt geliefert. IHK INFORMIERT POLITIK AKTUELL Nachdruck des Inhalts nur mit aus- Interne Umstrukturierung: Hingehört: Welche Erwartungen drücklicher Genehmigung, Quellen IHK Koblenz 2021 04 haben Sie an das Freihandelsabkommen angabe und unter Einsendung eines durchstarter.de – Kampagne für die zwischen der EU und Japan? 18 Belegexemplares an die Redaktion. Zur Sache: Bildungsbericht 2018 19 Die mit Namen oder Initialen ge Ausbildung wird neu ausgeschrieben 05 zeichneten Beiträge geben die Mei- nung des Autors, aber nicht unbe- WIRTSCHAFT IN ZAHLEN RECHT UND STEUERN dingt die Ansicht der Industrie- und Was passiert im Betrieb, wenn Grenzen der Werbung: digitaler Handelskammer wieder. Dies gilt der Chef plötzlich ausfällt? Leitfaden zum Werbekodex 20 ebenso für den Inhalt und die Gestal- tung gewerblicher Anzeigen und Bei- Wir haben Zahlen zum lagen. Für unverlangt eingesandte Notfallkonzept 06 WIRTSCHAFT IN Manuskripte keine Gewähr. Dieses DER REGION 21 bis 32 Journal wird auf umweltfreund- lichem, chlorfreiem Papier gedruckt. TITELTHEMA Der Point of Sale verändert sich stetig. NACHGEFRAGT BEI ... Einst war das vor allem das Ladenlokal, Gianina Weiler 33 Der Bezug der IHK-Zeitschriften erfolgt im Rahmen der grundsätzlichen Bei- heute ist es immer stärker ein Online- tragspflicht als Mitglied der IHK. shop oder eine Onlineplattform. GENUSS UND REGION Der Handel steckt mitten im Wandel Food Pairing: „Isst du noch Titelfoto: fotolia – und das Kundenverhalten ebenso. oder kombinierst du schon?“ 34 Doch trifft das auch im ländlichen Raum zu? 08 RUBRIKEN Impressum 2 WIRTSCHAFTSTRENDS Veranstaltungsvorschau 35 Unterstützung im Auslandsgeschäft: Koblenzer Kompetenzzentren betreuen die Länderschwerpunkte Australien, www.facebook.com/IHK.Koblenz Russland und die USA 14 Imagepflege: Woche der Industrie 17 www.twitter.com/ihk_koblenz
STANDPUNKT 3 MUT ZUM HANDEL(N) WER SICH HEUTZUTAGE MIT DEM STATIONÄREN HANDEL BESCHÄFTIGT ODER DARIN TÄTIG IST, WIRD SOFORT BESTÄTIGEN, DASS DIE ZEITEN SCHWIERIGER GEWORDEN SIND UND DER WIND RAUER WEHT ALS NOCH VOR EINIGEN JAHREN. Der Online-Handel droht dabei als übergroßes Schreckgespenst an jeder Ecke und genauso oft erscheinen schlaue Experten, die einem mal mehr, mal weniger fun- dierte Ratschläge zur künftigen Ausrichtung des Geschäftes ans Herz legen. Alles erscheint unübersichtlich, kompliziert und immer weniger vorhersehbar. Kun- den und Hersteller-Loyalität gehören vermeintlich genauso der Vergangenheit an, wie klare Trends. Das Kaufverhalten der Kunden hat sich nicht zuletzt durch die Digitalisierung nach- haltig verändert. Alles muss einfach, bequem, schnell, kostengünstig und rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Sortimente, die noch vor Jahren Umsatz- und Ertrags- bringer waren, liegen heute wie das berühmte „Blei“ in den Regalen. Der stationäre Handel ist heute kein Selbstläufer mehr. Dies wird mir auch von Kolleginnen und Kollegen in vielen Gesprächen widergespiegelt und dokumentiert sich in Leerständen entlang vieler Einkaufsstraßen. Doch ist das Glas nun halb leer Hildegard Kaefer ist oder halb voll? Vizepräsidentin der Industrie- und Mit der Digitalisierung und den Möglichkeiten des Internets ist es heutzutage dem Handelskammer Koblenz. kleinsten Händler, Produzenten oder Dienstleister möglich, mit der gesamten Welt Geschäfte zu machen. Amazon, Facebook, Google und Co. haben uns vorgemacht, wie man sich eine neue Technik zu eigen machen und wohin Unternehmergeist führen kann, wenn man eine Vision mit einer klaren Strategie verfolgt und zielge- richtet in neue Techniken investiert. Auch ich glaube an den Handel und insbesondere an die Zukunft des stationären Einzelhandels. Dafür ist es aber wichtig, dass wir als Händler lernen, noch kreativer mit unseren Freiheiten umzugehen. Wir benötigen motivierte und qualifizierte Mit- arbeiter, die unseren Kunden mit Freude, Respekt und auf Augenhöhe begegnen. Dazu eine Aufenthaltsqualität mit attraktiven Räumen, Events und Erlebnissen, die unsere Kunden emotional begeistern. Sehen wir unsere Kunden als Gäste unserer eigenen Party. Dass dies nicht ohne Investitionen gelingen kann, ist selbstverständlich, aber wenn wir Vertrauen in uns tragen, haben wir auch den Mut, zu handeln. Ihre Hildegard Kaefer
4 IHK INFORMIERT Interne Umstrukturierung: Weiterbildung (Leitung: Betram Wei- rich), dem Geschäftsbereich II Interes- IHK Koblenz 2021 sensvertretung (Leitung: Fabian Gött- lich) und dem Geschäftsbereich III Unternehmensservice (Leitung: Kari- Ein erfolgreiches und modernes • Wir möchten Initiator und Gestalter na Szwede). Ergänzt werden die drei Unternehmen muss sich ständig von Netzwerken in der Region wer- Geschäftsbereiche um die Stabsstel- neuen Gegebenheiten anpassen, Her- den, denn wir sind überzeugt, dass es len Netzwerke und Partnerschaften, ausforderungen im Blick behalten und uns nur gemeinsam gelingen kann, IHK-Digital sowie Presse- und Öffent- entsprechend reagieren. Was für den IHK-Bezirk Koblenz mit all seinen lichkeitsarbeit. Wir hoffen, Ihnen mit unsere Mitgliedsunternehmen gilt, Vorzügen im Wettbewerb der Regio- dieser Aufstellung ein noch schlag- das gilt auch für uns: Jüngst haben wir nen wahrnehmbarer zu machen. kräftigerer Partner zu sein. als IHK Koblenz einen internen Für die Struktur der IHK Koblenz Umstrukturierungsprozess angesto- bedeutet das: Statt wie bisher in sie- Ihre Ansprechpartner zu unseren ßen, mit dem wir unser Engagement ben, bündeln wir unsere Kompetenzen Themen von A wie Abfallwirtschaft für unsere Mitglieder noch weiter ver- ab sofort in drei Bereichen – dem bis Z wie Zoll finden Sie unter www. bessern möchten. Wir haben uns Geschäftsbereich I Aus- und ihk-koblenz.de/themen. dabei drei Ziele gesetzt: • Wir möchten unsere Politikbera- tungskompetenz weiter verstärken und mit der IHK-Stimme noch wahr- nehmbarer werden, denn die Inter- essen unserer mehr als 96.000 Mitgliedsbetriebe sollen bei politi- schen Entscheidungsträgern noch stärker Gehör finden. • Wir möchten unseren Unterneh- mensservice noch weiter ausbauen und unsere Mitglieder bei allen unternehmerischen Herausforde- rungen bedarfsorientiert und unkompliziert unterstützen. In drei Tagen zum Start-up Ein fester zeitlicher Rahmen, jede Menge Know-how auf einem Fleck und ein paar spannende Gründungsideen: Beim Startup Weekend vom 19. bis 21. Oktober 2018 in Koblenz haben die Teilnehmer 54 Stunden Zeit, gemeinsam mit Mentoren ein erstes Businesskonzept zu erarbeiten. Es braucht nur eine erste Idee – welche, ist ganz egal. Neben Ideengebern sind auch alle willkommen, die zwar keine eigene Geschäftsidee mitbringen, aber Lust haben, an der Erarbeitung eines Konzeptes mitzuwirken. Alles beginnt mit einer kurzen Vorstellung der Geschäftsideen am Freitagabend. Nach Formierung in themenbezogenen Kleingruppen schließen sich Teams zusammen und begin- nen mit der Arbeit. Wer als Coach die Teams mit seinem Know-how unterstützen möchte, ist ebenfalls herzlich willkommen. Bis Sonntagnachmittag wird in den Teams an der Umsetzung der Geschäftsidee gearbeitet – unterstützt von erfahrenen Mentoren aus ver- schiedenen Bereichen, die Praxiswissen, gute Tipps und Informationen mitbringen. Am Ende des Startup Weekend Events werden die ausgearbeiteten Konzepte einer Jury, potenziellen Investoren und lokalen Unternehmern vorgestellt. IHK-Journal 09/10 2018 Die Jury kürt und prämiert Sieger in verschiedenen Kategorien. Anmeldung und weitere Infos unter: www.startup-league.org Kontakt: Daniela Breuer, 0261 106-261, breuer@koblenz.ihk.de
IHK INFORMIERT 5 Nachruf Die IHK trauert um Martin Fuchs Der frühere Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz und Unternehmer aus dem Landkreis Mayen-Koblenz, Martin Fuchs, ist am 14. August 2018 im Alter von 76 Jahren verstorben. Die IHK Koblenz ist tief betroffen und drückt der Familie und den Ange- hörigen ihr aufrichtiges Mitgefühl aus. Martin Fuchs war von 2006 bis 2011 IHK-Vizepräsident und Beiratsvor- sitzender des Regionalbeirats Mayen-Koblenz, insgesamt rund 20 Jahre Mitglied der IHK-Vollversammlung, Mitglied im IHK-Handelsaus- schuss sowie im Regionalbeirat Mayen-Koblenz. Sein Tod bedeutet den Verlust eines nicht nur kompetenten Begleiters, Beraters und engagierten Unterstützers unserer IHK, sondern auch einer sehr ange- sehenen und verdienten Unternehmerpersönlichkeit. Auch nach sei- nem Ausscheiden aus der Vollversammlung hat Martin Fuchs sich ehrenamtlich als IHK-Lotse und Vorsitzender des IHK-Wahlausschus- ses bis zu seinem Tod leidenschaftlich für das gesamtwirtschaftliche Wohl der Region eingesetzt. Die IHK Koblenz wird Martin Fuchs ein ehrendes Andenken bewahren. durchstarter.de – Kampagne für die Ausbildung wird neu ausgeschrieben Die IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland Pfalz und die IHK Mittleres Ruhrgebiet schreiben die Begleitung der Imagekam- pagne für die duale Ausbildung durch- starter.de durch eine Werbeagentur zum 1. Januar 2019 neu aus. Während Unternehmen zunehmend auf beruflich qualifizierte Fachkräfte ange- wiesen sind, steigen Abiturientenquote und Studierneigung junger Menschen. Gleichzeitig sinkt durch die demogra- fische Entwicklung die Anzahl der Schulabgänger in den nächsten Jahren stetig. In der Folge nimmt die Zahl der Auszubildenden kontinuierlich ab, obwohl diese von der Wirtschaft drin- Die Ausbildungskampagne www.durchstarter.de wird neu ausgeschrieben gend benötigt werden und höchst attraktive Arbeitsbedingungen und Entwicklungsperspektiven vorfinden. Die Frist zur Angebotsabgabe endet am Auskünfte zur Beschaffung und den Mit der bewährten Imagekampagne 12. Oktober 2018, 17:00 Uhr. hierbei geforderten Informationen durchstarter.de reagieren die beteilig- Alle Ausschreibungsunterlagen werden erteilt Sabine Mesletzky unter Telefon ten IHKs auf die veränderte Situation unter www.ihk-koblenz.de, Nummer 0261 106-166 und per E-Mail: mesletz- am Ausbildungsmarkt. 4150274, zur Verfügung gestellt. ky@koblenz.ihk.de.
6 WIRTSCHAFT IN ZAHLEN Was tun, wenn der Chef ausfällt? Der Notfall schickt niemals eine Save the Date-Karte voraus – deshalb sollte man für den Fall der Fälle gewappnet sein. Wenn der Chef plötzlich ausfällt, kann das die Existenz eines Unternehmens bedrohen, weil beispielsweise keine Entschei- dungen getroffen werden können oder der Zugang zu Finanzmitteln nicht gewährleistet ist. Laut Zahlen des IfM tritt jede zehnte Nachfolge ungeplant ein. Ein Notfallhandbuch sollte daher griffbereit in der Schublade liegen. Die IHK Koblenz unterstützt Unternehmen gerne bei der Vorbereitung und berät, damit der Ernstfall kein Notfall für den Betrieb wird. Informationen, interaktive Checklisten und Formulare helfen bei der Strukturierung und griffbereiten Ablage der Unterlagen. Die IHK Koblenz bietet ein Notfall-Handbuch zum Download an, auf www.ihk-koblenz.de, Nummer 3657386.
WIRTSCHAFT IN ZAHLEN 7 Ist ein Notfallkonzept vorhanden? < 50 % 45,3 39,9 Nein, kein Notfallkonzept vorhanden 14,8 Nein, Notfallkonzept in Planung Ja Weniger als die Hälfte der Unternehmer ab 55+ hält ein Notfallkonzept vor. Wenngleich man ein Notfallmanagement möglichst schon ab Gründung aufbauen sollte, um Unternehmen und Arbeits- plätze nicht zu gefährden, ist dies mit zunehmendem Alter und dem damit verbundenen höheren Ausfallrisiko dringend Zudem geben lediglich 55 % der geboten. Die Daten zeigen jedoch, dass hier der Anteil der Unternehmer mit Notfallkonzept an, Unternehmer, die vorgesorgt haben, keineswegs steigt. dies regelmäßig anzupassen – im Ernstfall ist es dann ggf. unbrauchbar. 55 % Brisanz bekommen diese Statistiken, wenn man die Zahlen des IfM heranzieht, wonach jede zehnte Nachfolge ungeplant eintritt. Auch größere Betriebe sind betroffen 100 75 Hier besteht Handlungsbedarf, zumal ein gut strukturiertes Notfallkonzept 50 (Wo finde ich wichtige Unterlagen, Verträ- ge, Passwörter etc.? Was sind wichtige 25 Geschäftsbeziehungen: Bank, Kunden, Lieferanten) auch ein erster Schritt zu 0 einer erfolgreichen „geplanten Über- Gesamt
8 TITELTHEMA „DIE SONNIGE ZUKUNFT DES HANDELS“ Autor: Lothar Schmitz Es hat sich viel verändert am Point of Sale, also dort, wo Lebensmittel und Schuhe, Elektronik und Bücher und all die anderen Dinge unserer modernen Warenwelt vom Händler an den Kunden übergehen. Einst war das vor allem das Ladenlokal, heute ist es immer stärker der Onlineshop eines Anbieters oder eine große Onlineplattform. Der Handel steckt im Wandel – und das Kundenverhalten ebenso. Doch trifft das auch im ländlichen Raum zu? Das IHK-Journal sprach mit Einzelhändlern in Sohren und Briedel, Külz und Montabaur. FOTO: FOTOLIA IHK-Journal 09/10 2018
TITELTHEMA 9 Bei Briedel weiß die Mosel nicht, wohin sie will. Hier legt sie eine ihrer zahl- Die IHK und der Handel reichen bemerkenswerten Schleifen „Die IHK Koblenz hat ein offenes Ohr für hin; fließt erst nach Norden, dann nach den Handel“, verspricht Hildegard Kaefer, Süden, dann doch wieder nach Norden. IHK-Vizepräsidentin und als geschäftsfüh- Rennrad- und Mountainbike-Fahrer rende Gesellschafterin der Kaefer GmbH schätzen die Gegend. Sie bietet ihnen & Co. KG in Sohren selbst Einzelhändle- Abwechslung und ein anspruchsvolles rin. „Wir suchen den Austausch mit dem Profil mit vielen kurzen und längeren Handel und freuen uns, wenn Händle- rinnen und Händler ihre Wünsche an die Anstiegen. Doch sie kommen noch aus IHK herantragen!“ einem anderen Grund nach Briedel: Seit 26 Jahren verkauft hier Jörg Pauli hoch- Die IHK vertritt das Gesamtinteresse der wertige Räder des US-amerikanischen Das Jeans-Dorf im Hunsrück gewerblichen Wirtschaft und übernimmt – Herstellers Cannondale. Auch Peter Wust hat viel Geld in sein auch für den Handel – die Rolle des Ver- Man kann durchaus sagen, dass sich Geschäft gesteckt. Vor zehn Jahren ver- mittlers gegenüber Politik und Verwal- Briedel zum deutschen Mekka des Rad- doppelte er die Verkaufsfläche von 250 tung. Das gilt für alle Themen, die den sports gemausert hat – zumindest aus auf 500 Quadratmeter, um seinen Kun- Handel betreffen: von Breitband über Öff- nungszeiten bis hin zu regionalen und ver- Sicht derjenigen, für die nichts über ein den noch mehr Auswahl bieten zu kön- kehrspolitischen Herausforderungen. Cannondale-Rad geht. Und das sind nen. Auf jeden Einwohner am Standort Zudem bietet sie viele kostenfreie Semi- genug, um die Umsätze von Pauli ganz kommt nun ein Quadratmeter Verkaufs- nare an, will den Handel mit Initiativen anders dastehen zu lassen als die Land- fläche. wie „Heimat shoppen“ beleben und seine schaft: Es geht nicht auf und ab, sondern Was Briedel für Cannondale-Enthusia- Bedeutung ins öffentliche Bewusstsein kontinuierlich leicht nach oben. sten, ist das 500-Einwohner-Dorf Külz rücken. Nach eigenen Angaben ist Pauli der ein- im Hunsrück für Jeans-Fans: ein echter zige Händler in Deutschland, der aus- „Hotspot“. 80 Prozent Stammkunden, schließlich diese eine Marke anbietet. ein Einzugsgebiet von 50 Kilometern Kontakt: Entsprechend groß ist seine Auswahl – und mehr – und 100 Prozent Umsatz im Tanja Gille und entsprechend groß ist der Umkreis, Geschäft, null Prozent online. 0261 106-291 aus dem die Fans nach Briedel kommen, Frage an Peter Wust und seinen Nachfol- gille@koblenz.ihk.de um hier für durchschnittlich 3.000 Euro ger Benedikt Schmidt, der das ein Rennrad oder Mountainbike zu kau- fen – intensive Beratung und hohe War- tungskompetenz inklusive. „Wir haben Kunden aus der Region, aber auch aus Köln, Koblenz, Frankfurt und Saar- Aus der ganzen Region, aber auch aus Städten wie Köln oder Frankfurt kommen Kunden nach Briedel und kaufen bei Jörg Pauli ein Cannondale-Fahrrad. brücken“, erzählt Pauli. Hinter dem Erfolg steckt keine ausge- feilte Marketingkampagne. Dahinter steckt ganz viel Mundpropaganda – etwa bei Radrennen – und ein Onlineshop, den Paulis Frau betreibt. „Der ist unser Schaufenster und verlängerte Laden- theke“, sagt Pauli. Ungefähr die Hälfte seines Umsatzes erzielt er online, insbe- sondere mit Ersatzteilen und Zubehör. „Ohne den Onlineshop könnten wir auf dem jetzigen Niveau nicht bestehen“, gibt Pauli zu. Den Standort fernab der großen Zentren möchte er dennoch nicht missen. „Das Haus gehört uns, wir müssen also keine Miete zahlen, außer- dem bräuchten wir in Trier oder Koblenz eine Person mehr, nur um die Laufkund- schaft zu bedienen“, rechnet Pauli vor, „während die Kunden nach Briedel mit FOTO: JÖRG PAULI einem gezielten Kaufwunsch kommen.“ Paulis Bekenntnis zum Standort: „Wir haben über eine halbe Million Euro in unser Geschäft investiert.“
10 TITELTHEMA „Handel ist – auch weiterhin – Wandel“ Der Großvater führte in Olsbrücken bei Kaiserslautern ein Kolonialwarengeschäft – mit angeschlossenem Friseursalon. Sein Vater machte eine Drogerie daraus. „Handel ist Wandel“ ist für Dr. Thomas Scherer keine abgedroschene Phrase, sondern erlebte Wirklichkeit – in seiner Kindheit, aber auch heute. Scherer ist Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Rhein- land-Pfalz. Der repräsentiert rund 12.000 Unternehmen mit insgesamt 167.000 Beschäftigten und jährlich 29 Milliarden Euro Umsatz. Der Handel gilt als größter Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz. Der Handelsverband Rheinland-Pfalz hat Mitglieds- unternehmen aller Branchen, Standorte und Größenklassen – vom Kiosk an der Ecke bis zum Global Player. Herr Dr. Scherer, wie geht es eigentlich Wir stellen fest, dass dort in den vergange- Handels am Ortsrand. Händler mussten dem Einzelhandel in den Toplagen der nen Jahren viele inhabergeführte Geschäfte sich schon immer anpassen. großen Städte? aufgegeben haben. Unternehmer finden Derzeit sehen sich viele Geschäfte mit Fre- Rheinland-Pfalz ist ein Flächenland mit keine Nachfolger. Der Marktdruck der Groß- quenzproblemen in den Innenstädten kon- wenigen Ober-, dafür vielen Mittel- und en ist stark. Die Kunden sind äußerst mobil frontiert. Das hängt auch mit dem Online- Unterzentren. In Sachen Handel stehen und wollen – oft auf der „Grünen Wiese“ – handel, mit sich änderndem Kundenverhal- Mainz und Koblenz mit großen Innenstädten vieles auf einmal erledigen. Im kleinen ten, aber auch mit der bisweilen schlechten und vielen inhabergeführten Geschäften Lebensmittelgeschäft ihres Wohnortes wird Erreichbarkeit der Innenstädte zusammen. ganz gut da. Kaiserslautern weist einen viel nur noch das gekauft, was sie im Super- Zunehmende Parkraumprobleme spielen höheren Filialisierungsgrad auf. markt vergessen haben. Davon kann kein ebenfalls eine Rolle. Problematisch ist auch, In den Toplagen der Städte nimmt generell Händler überleben. wenn die Politik den Individualverkehr aus die Filialisierung immer weiter zu, was auch den Städten verbannen will – etwa wegen mit den hohen Mieten zu tun hat. Die einzel- Welches sind die wichtigsten aktu- der Feinstaubbelastung –, aber nicht für nen Stadtbilder werden sich immer ähn- ellen Herausforderungen für den Han- ausreichende ÖPNV-Angebote sorgt. Waren licher. Den Charakter einer Stadt machen del? Auch jenseits des Onlinehandels? und Kunden müssen in die Städte gelangen, aber Vielfalt und Unterschiede aus. Diese Zunächst einmal gilt: „Handel ist Wandel“. und in ländlichen Räumen sind Menschen finden Sie in Rheinland-Pfalz eher in den Der Spruch mag abgedroschen klingen, viel stärker auf ihren Pkw angewiesen als Randbereichen, nicht so sehr in den doch trifft er nach wie vor zu. Handel war anderswo. 1A-Lagen. schon immer Wandel – denken Sie etwa an die Veränderungen durch das Aufkommen Die Umsätze im Onlinehandel nehmen Und wie sieht es in kleinen Städten und der Fußgängerzonen oder der sogenannten Jahr für Jahr zu. Was bedeutet das für Gemeinden im ländlichen Raum aus? „Grünen Wiese“, also des großflächigen den stationären Einzelhandel? Erstens ist auch Onlinehandel Handel. Zwei- tens ist er kein neues Phänomen, sondern eigentlich nur die Fortsetzung des Katalog- handels mit modernen Mitteln. Kaum jemand will heute auf Onlinehandel verzich- ten, allerdings führt er zweifellos zu Verän- derungen in den Innenstädten. Auch heute muss nicht jeder Händler einen Onlineshop betreiben. Aber eine Mindest- präsenz im Internet, sozusagen als digitale Visitenkarte, ist absolut unerlässlich. Wer jedoch auf den zusätzlichen Vertriebskanal Onlineshop nicht verzichten kann oder will, muss sich klarmachen: Das geht nicht nebenher. Die Einrichtung eines Online- shops ist wie die Eröffnung einer zusätz- lichen Filiale: Sie brauchen Personal, tech- nische Ausstattung und die entsprechende Logistik. Und Sie müssen in Werbung oder Suchmaschinenmarketing investieren, um IHK-Journal 09/10 2018 überhaupt gefunden zu werden. Was können Einzelhändler in Städten wie Koblenz, in Kleinstädten und auf dem Land tun, um Frequenz- und Der Handel auf dem Land habe den Vorteil, einen Ort der Begegnung zu bieten, sagt Umsatzrückgänge zu kompensieren – Dr. Thomas Scherer, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Rheinland-Pfalz. und was verspricht Erfolg?
TITELTHEMA 11 Erfolg haben die Händler, die immer wieder neu denken, neue Ideen haben! Eine unserer Mitgliedsunternehmerin- nen verkauft in Bad Kreuznach Schuhe – kombiniert mit Buchhandel. Das kommt an. Auch Kooperationen sind vielversprechend. Viele Händler ken- nen sich als Nachbarn oder weil sie sich in einer Werbegemeinschaft engagie- ren. Weshalb sollte man nicht mal darü- ber nachdenken, einen Porzellanhan- del mit einem Café zu verknüpfen oder das Bekleidungshaus auch zum Veran- staltungsort zu machen. Solche Bei- spiele gibt es inzwischen viele. Zum Abschluss ein kleiner Blick in die Kristallkugel: Wie wird sich die hiesige Handelslandschaft in den kommenden fünf oder zehn Jahren verändert haben? Unternehmen im Januar 2018 über- wir können den Umsatz immerhin hal- Fest steht: Sie wird sich weiter verän- nahm: Wie macht man das? „Wir kennen ten“, erklärt der 31-jährige Unterneh- dern. Wie – das hängt stark von der Poli- uns aus mit Jeans“, sagt Wust und mer. Um die jüngere Generation über tik ab. Machen die Politiker weiter wie berichtet, wie er 1989 das Unternehmen aktuelle Trends zu informieren, investiert bisher, wird sich der Fachhandel weiter seines Vaters, der mit Molkerei-Be- er – anders als sein Vorgänger, der noch zurückziehen und die Filialisierung darfsartikeln handelte, in ein reines weitgehend ohne Reklame auskam – in zunehmen. Außerdem schrumpfen Jeans-Geschäft umwandelte. „Wir Werbung auf Facebook und Instagram. dann die städtischen Einkaufszonen ins- führten auch Berufsbekleidung und Pauli und Schmidt führen ihre Unterneh- gesamt. Es droht sogar eine weitere bezogen über den Lieferanten immer men mit Erfolg. Zugleich gilt: Im länd- Ausweitung der „Grünen Wiese“. Viele mal wieder Jeans-Hosen“, erinnert sich lichen Raum haben laut Dr. Thomas Städte und Gemeinden haben immer Wust. „Bei Abnahme von 100 Stück sank Scherer, Hauptgeschäftsführer des noch nicht aus den Fehlern der Ver- der Einkaufspreis, also begannen wir, Handelsverbandes Rheinland-Pfalz, in gangenheit gelernt. Auch heute kippen Jeans im Bekanntenkreis zu verkaufen.“ den vergangenen Jahren viele inhaber- Politiker um, wenn ein großer Investor 1984 entstand neben dem Elternhaus geführte Geschäfte aufgegeben. „Unter- mit dem Geldbeutel winkt, um es einmal ein eigener Laden, ab 1989 gab es dort nehmer finden keine Nachfolger. Der salopp zu sagen. nur noch Jeans. Die Geschäfte liefen Marktdruck der Großen ist stark. Die Je mehr Menschen aber ihre Bedürf- sehr schnell sehr gut. Kunden sind äußerst mobil und wollen nisse am Stadtrand erfüllen können, „Unsere Kunden kommen, weil sie bera- – oft auf der ‚Grünen Wiese‘ – vieles auf desto weniger Anlässe verbleiben, ten werden wollen“, erzählt Schmidt. einmal erledigen. Im kleinen Lebensmit- noch in die Städte zu fahren. Will die „Vor allem Männer wollen nicht zehn telgeschäft ihres Wohnortes wird nur Politik das jahrhundertealte Konzept Hosen anprobieren, sondern maximal noch das gekauft, was sie im Super- Stadt aufrechterhalten, muss sie kon- drei oder vier.“ Das Personal, die mei- markt vergessen haben“, sagt Scherer sequent auf Neuansiedlungen auf der sten seit vielen Jahren dabei, sei so gut im Interview mit dem IHK-Journal „Grünen Wiese“ verzichten und klein- geschult, dass sie schon, wenn ein (gegenüberliegende Seite). teiliger denken. Würde dies geschehen, Kunde den Laden beträte sähen, welche dann hätten wir auch in Zukunft leben- Weite und Länge die richtigen seien und „Spuren im Gedächtnis der Kunden dige Städte mit einem vitalen Handel. welche Passform der Kunde bevorzugen hinterlassen“ Auf dem Land, das zeigen Untersu- könnte. Die Warenkenntnis, der Blick, Auch Hildegard Kaefer, Unternehmerin chungen immer wieder, hat der statio- die Beratungsintensität – das macht und Vorsitzende des IHK-Handelsaus- näre Handel einen weiteren Vorteil: Er offenbar auch und gerade in Zeiten von schusses, ist überzeugt: „Der Handel schafft Orte der Begegnung und Ver- Zalando & Co. die Kraft des stationären hat Zukunft – muss aber an sich arbei- netzung und deckt den Bedarf nach Handels aus. ten.“ Quer durch alle Branchen habe der sozialem Kontakt. Händler, die das „Die Kunden sind sehr dankbar“, sagt Handel ein Frequenzproblem: „Es kom- verstanden haben, innovativ sind und Schmidt. Allerdings ist es so, dass sich men nicht mehr so viele Kunden – aus- mit Service und Beratung punkten, das hohe Umsatzwachstum früherer genommen an verkaufsoffenen Sonnta- haben selbst auf dem Land eine Jahre heute nicht mehr realisieren lässt. gen und zu sonstigen Events. Onlineprä- Zukunft! „Die Steigerungsraten sind gering, aber senz ist ein Muss, denn stationärer
12 TITELTHEMA Bei Jeans Wust in Külz ist man stolz darauf, dem Kunden oft schon ansehen zu können, welche Hose die richtige für ihn ist. Handel allein reicht schon lange nicht großen internationalen Messen und und Koffern bis hin zur Weihnachtsdeko- mehr. Der Stammkunde erwartet auch nehmen sich viel Zeit, um ihr Sortiment ration. Durch den in mehr als 90 Jahren am Sonntagabend Erreichbarkeit. Wir zu gestalten. Die eigene Lust an Neuem, gezeigten und gelebten Mut zur konse- müssen den Kunden auf unterschied- das kritische Gespür für die passen- quenten und nachhaltigen Veränderung lichen Plattformen bedienen und ihm den Produkte zu einem guten habe es das Unternehmen geschafft, mehr Flexibilität beim Einkaufen Preis-Leistungsverhältnis, verbunden sich sehr erfolgreich deutschland- und bieten.“ mit dem Feedback der Mitarbeiter und weltweit am Markt zu etablieren. Was tun gegen den stillen Schwund der Kunden, seien Leistungsgarant für ein Kaefer betont: „Wir Händler müssen Kunden? Dagegenhalten, rät Kaefer, die umfangreiches Sortiment. Das hat sich selbst zur Marke werden, Spuren im mit ihrer Schwester in Sohren ein Fach- über Jahre weiterentwickelt und umfasst Gedächtnis unseres Kunden hinterlas- geschäft auf über 1.200 Quadratmetern heute neben Porzellan und Besteck, sen, Teil seines Lebens werden. Er muss führt. Die Inhaberinnen besuchen die Koch- und Backutensilien auch Taschen darauf vertrauen können, dass wir Heimat shoppen Der Einzelhandel ist ein wesentlicher Lebensqualität in unseren Ort und den Besuch in der Standortfaktor für den gesamten IHK-Be- Städten, Gemeinden Stadt gestalten Kunden zirk Koblenz und hat derzeit schwierige und Regionen mehr ins ihr eigenes Lebensum- Herausforderungen zu bewältigen. Eine Bewusstsein zu feld positiv mit.“ Inzwi- sind Frequenzverluste in den Einkaufs- rücken“, heißt es auf schen haben 22 IHKs straßen, bedingt auch durch den rasant der Homepage www. die Aktion aufgegriffen, wachsenden Onlinehandel. Um den heimat-shoppen.de. darunter die IHK Besuch der Innenstädte wieder zum „Durch einen Einkauf vor Koblenz. Sie stellt lokalen Erlebnis zu machen, entwickelte die Händlern auch Werbemate- Industrie- und Handelskammer Mittlerer rialien zur Verfügung und konn- IHK-Journal 09/10 2018 Niederrhein mit Hauptsitz in Krefeld 2014 te die „Rhein-Zeitung“ als Medien- gemeinsam mit der Hochschule Niederr- partner gewinnen. Im IHK-Bezirk Koblenz hein die Aktion „Heimat shoppen“. Ziel Kontakt: haben sich in diesem Jahr 22 Gewer- der regelmäßigen Aktionstage: „die Josephine Döhr bevereine und 1.800 Händler an der Akti- Bedeutung lokaler Einzelhändler, Dienst- 0261 106-226 on beteiligt. 2019 finden die Aktionstage leister und Gastronomen für die doehr@koblenz.ihk.de am 13. und 14. September statt.
TITELTHEMA 13 Blum-Geschäftsführer Alexander Manns lässt sich Zeit, um den Forum Landhandel Markt zu beobachten. in Kirchberg „Der Handel hat Zukunft“ – so lautet das Motto des Impulsforums Land & Handel am 25. Oktober von 17 bis 20 Uhr in der Stadthalle Kirchberg. Neben dem rhein- land-pfälzischen Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing wird auch Digitalisierungs- experte Dr. Hubertus Porschen als Redner zu Gast sein. Im Zentrum der Veranstal- tung stehen Praxistipps, Denkanstöße und Ideen rund um die Frage, wie der Handel im ländlichen Raum fit für die Zukunft gemacht werden kann. Dazu sind Impuls- vorträge und Podiumsdiskussionen gep- lant. Im Anschluss an die Veranstaltung bietet ein Imbiss Gelegenheit zu weiterem Austausch und zum Netzwerken. Weitere Informationen zur Veranstaltung hält die IHK-Regionalgeschäftsstelle in Simmern unter Telefon 06761 9330-0 oder sim@koblenz.ihk.de bereit. wissen, was das Beste für ihn ist. Kun- Manns e. K.“, wie die vollständige Firmie- tion und Wandel“, unterstreicht Manns. den kaufen dann mehr, wenn sie sich rung lautet, zählt es zu den obersten Deshalb gehört es auch zur Unterneh- wohlfühlen und einen guten Service Prinzipien, dass aus Kunden Stammkun- mensphilosophie, sich Zeit zu lassen. bekommen.“ den werden. „Das dauert manchmal Vor einem Jahr eröffnete das Traditions- Jahre“, weiß Manns, „ist aber unternehmen in Bonn eine Filiale, mitten Ein hohes Maß an nachhaltig.“ in der Innenstadt. Bonn habe ein gutes Kundenorientierung Bei Blum, 1846, ist manches ein biss- Potenzial für hochwertige Mode, ist Alexander Manns beherzigt so ziemlich chen anders. Natürlich wird man auch Manns überzeugt. Dennoch gesteht er alle diese Punkte. Dreh- und Angelpunkt: zuvorkommend behandelt, wenn man der Niederlassung zu, sich langsam zu die Kunden. Richtiger: die Stammkun- einfach so eine der vier Filialen in Mon- entwickeln. „Wir lernen die Kunden und den. Denn bei „Blum Feiner Damen- und tabaur, Neuwied, Koblenz und Bonn ihre Wünsche kennen, beobachten den Herrenausstatter Inhaber Alexander betritt. Doch auf Laufkundschaft ist Markt, das braucht Zeit“, erklärt er. man bei Blum gar nicht so sehr ange- Außerdem müssten Organisation und wiesen, denn wer sich von den erfah- Abläufe erst reibungslos funktionieren renen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- und sich das Team erst einspielen. tern ein komplettes Outfit zusammen- „Dann starten wir eine Marketingkam- stellen lässt oder einen neuen Maßan- pagne und machen stärker auf uns auf- zug benötigt, der vereinbart in der merksam“, sagt Manns. „Wir wollen Regel einen festen Termin. „Auf Wunsch schließlich nicht nach drei Jahren wieder gehen wir auch zu unseren Kunden vom Markt sein, sondern 50 Jahre oder nach Hause, um Maß zu nehmen“, länger bleiben“, stellt er die Prioritäten betont Manns. klar, „deshalb bauen wir das behutsam „Natürlich spüren auch wir, dass sich die auf.“ Ansprüche und Gewohnheiten der Kun- Hildegard Kaefer schätzt eine solche den ändern“, erzählt der Unternehmer, Herangehensweise und ist überzeugt, „doch viele halten uns die Treue, weil sie dass der Einzelhandel, wenn sich die großen Wert auf fundierte Beratung und Unternehmerinnen und Unternehmer unseren Service legen, der vom eigenen anstrengen, auch weiterhin Erfolg haben Atelier bis zum Reinigungsservice wird. „Ich glaube“, sagt die IHK-Vizeprä- reicht.“ Die Kunst sei es, sich anzupas- sidentin, „an eine sonnige Zukunft des sen, ohne jeden Trend mitzumachen. Handels!“ „Es geht um die Balance zwischen Tradi-
14 WIRTSCHAFTSTRENDS Unterstützung im Auslandsgeschäft Rheinland-pfälzische Unternehmen sind auf zahlreichen internationalen Märkten aktiv – ob „in der Nähe“, also beispielsweise in Frankreich und den Niederlanden, oder auf anderen Kontinenten, etwa in den USA und China. Die IHK Koblenz steht ihren Mitgliedsbetrieben bei ihren Auslandsaktivitäten zur Seite. In einem bundesweiten Zusammenschluss der IHKs hat sie drei Länderschwerpunkte übernommen: Australien, Russland und die USA. Wir stellen die drei Koblenzer Kompetenzzentren vor und lassen Betriebe zu Wort kommen, die auf diesen Märkten unterwegs sind. THORSTEN LEWANDOWSKI, GLOBAL COMMUNICATIONS Markt Australien: MANAGER BEI CANYON BICYCLES, KOBLENZ Aktuelle Veranstaltungen Warum haben Sie sich für den Markt Australien entschieden? • 17. September: Schönheits- und Haus- Da das Internet als unser Vertriebskanal weltweit zur Verfügung haltspflege in Australien (Bad Homburg) steht, wollen wir unsere Botschaft natürlich auch in die ganze Welt Weitere Infos und Anmeldung auf aussenden. Australien ist ein sehr fahrradbegeistertes Land, und so www.ihk-koblenz.de unter Eingabe war es 2015 an der Zeit, unsere Räder auch „Down Under“ anzubie- der Nummer 4132158 ten. Die zu beobachtende Entwicklung in Australien und Neusee- land war vom ersten Tag an ausgesprochen positiv – wir verzeichnen • 24. September: Individuelle Beratungs- gespräche mit Anna Brandt, Vertreterin bis zu dreistellige Wachstumsraten. Wofür Canyon steht, war auch der AHK Australien (Koblenz) „Down Under“ schon lange vor Markteintritt ein Begriff, sodass die Weitere Infos und Anmeldung auf gefühlt lange Wartezeit bis zur Verfügbarkeit unseres Portfolios zu www.ihk-koblenz.de unter Eingabe einer sehr hohen Nachfrage und einem äußerst guten Image von der Nummer 4002772 Canyon geführt hat. Was macht den Markt Australien besonders? IHK- Kompetenz zentrum Australien Australien kennzeichnet ein Hang zu einem lässigen Lebensstil, gepaart mit dem ausgeprägten Wunsch, die Natur zu erleben – gerne Geschäfte in Down Under aktiv und gerne mit ernsthaftem Leistungsgedanken. Das passt per- fekt zu uns. Für Canyon spricht in Australien und Neuseeland zudem Im Jahr 2017 tauschten die EU und Australien Waren im Wert die Struktur und die Größe dieser Nationen: Der nächste Bikeshop von 47,7 Millarden Euro aus, damit ist die EU für Australien der ist nicht immer direkt um die Ecke, doch Canyon ist dank zweitgrößte Handelspartner. Nach Angaben der Europäischen 24/7-Online-Verfügbarkeit jederzeit eine Option. Kommission könnte sich das Handelsvolumen bei einem erfolg- Auf eine an sich auf der Hand liegende Besonderheit sind wir bei reichen Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen der der Markteinführung erst etwas verzögert gestoßen: Australien und EU und Australien um bis zu 37 Prozent erhöhen. Die Verhand- Neuseeland waren die ersten Canyon-Vertriebsmärkte auf der Süd- lungen für ein solches Abkommen sind im Juni 2018 gestartet. halbkugel, es herrscht also eine umgekehrte Saisonalität. Anfangs Neben dem Abbau von Zöllen wird dieses Freihandelsabkom- mussten sich unsere Kunden dort deshalb über Website-Bilder in men einen noch einfacheren Marktzugang für KMUs ermögli- tief verschneiten Gegenden wundern, obwohl draußen Hochsom- chen. Betriebe sollten daher schon vor Abschluss des Abkom- mer herrschte … Was wir zudem anfangs erst wirklich zu verstehen mens unternehmerische Chancen in Down Under im Blick lernen mussten, sind die extrem großen Distanzen, die ganz andere behalten. Das Kompetenzzentrum Australien der IHK Koblenz Anforderungen an die Logistik stellen, als wir das aus Europa steht Unternehmen dabei gerne mit fundiertem Rat und weiter- gewohnt waren. führenden Informationen zur Seite. Wie konnte das IHK-Kompetenzzentrum Sie bei Ihrem Australiengeschäft unterstützen? Die potenziellen Herausforderungen eines Launches auf der ande- ren Seite der Erdkugel konnten durch den Support der IHK Koblenz bestens getragen werden. So wurden etwa initiale Verbindungen zu Behörden vor Ort und weiteren Partnern hergestellt – das hat den IHK-Journal 09/10 2018 Markteintritt spürbar beschleunigt. FOTO: CANYON BICYCLES Kontakt: Frauke Gutmann 0261 106-263 gutmann@koblenz.ihk.de
WIRTSCHAFTSTRENDS 15 Markt Russland: Aktuelle Veranstaltungen • 21. September: Russlandtag Den 5. Geburtstag unseres Kompetenzzen- trums Russland nehmen wir zum Anlass, interessierte Unternehmer und Exportma- nager zu einem Russlandtag einzuladen. Auf dem Programm stehen neben einem Deutsch-Russischen Frühstück auch ein Fachvortrag von Alexej Knelz (Auslandshan- delskammer Russland) sowie eine Podi- FOTO: FOTOLIA umsdiskussion zum Thema „Das Come- back der russischen Wirtschaft – ein (Neu-) Start der rheinland-pfälzischen Unterneh- men im russischen Markt?“. Zudem wer- den vier Workshops angeboten: - Vertragsgestaltung & Vertrags- und For- CHRISTIAN GEORG, GESCHÄFTSFÜHRER BEI DER DUREL derungsmanagement in schwierigen Zeiten GMBH, NEITERSEN - Fremdvertrieb oder Eigenvertrieb - Recht- liche Aspekte beim Vertrieb in Russland - Eurasische Wirtschaftsunion: Zertifizie- Warum sind Sie auf dem russischen Markt aktiv? rung und Zollrechtliche Aspekte Für uns ist Russland ein spannender und wichtiger Markt: - Lokalisierung und Importsubstitution: Unsere Produkte, hauptsächlich Polymerfedern für Kupp- Reiner Export nach oder Produktion in lungssysteme, werden vornehmlich im Eisenbahnbau einge- Russland? setzt. Russland hat ein großes Schienennetz und große Bedarfe – aus unserer Sicht die mengenmäßig interessantes- Weitere Infos erhalten Sie bei unserem ten Bedarfe in ganz Europa. Im Güterverkehr ist die Bahn dort Ansprechpartner Philipp Nüßlein. das Verkehrsmittel Nummer Eins. Seit etwa 2005 sind wir auf dem russischen Markt aktiv. Seinen IHK- Kompetenz zentrum Russland Höhepunkt erreichte unser Russlandgeschäft in den Jahren 2011 und 2012, dann spürten wir einen starken Rückgang. Der Chancen trotz Krise Grund: Zum einen nahm der russische Staat durch die Sankti- onen weniger Geld ein und investierte deshalb auch weniger in Im September 2013 wurde das IHK-Kompetenzzentrum Russ- die Infrastruktur, zum anderen wurden für russische Produkte land eröffnet. Seitdem hat es mit Veranstaltungen und Bera- Zertifizierungen geschaffen, um sicherzustellen, dass insbe- tungstagen in Kooperation mit der deutsch-russischen Aus- sondere die Sparten Infrastruktur und Verteidigung durch rus- landshandelskammer (AHK) rund 700 Teilnehmer erreicht. sische Firmen beliefert würden. Aktuell ist unser Russlandge- Aufgrund der Wirtschaftskrise in Russland, die 2016 ihren schäft jedoch wieder auf einem ähnlichen Stand wie 2011. Wir Tiefpunkt erreichte, hat sich der Beratungsbedarf der Unter- profitieren davon, dass wir in den letzten Jahren an der Wettbe- nehmen in den vergangenen fünf Jahren stark gewandelt: In werbsfähigkeit unserer Produkte gearbeitet haben. Zugleich den Vorkrisenzeit stand die Frage „Wie komme ich auf den haben unsere russischen Kunden Lobbyarbeit für ihre Produkte, russischen Markt?“ im Vordergrund, ab 2014 hingegen Fragen in denen unsere Produkte verbaut sind, gemacht. Beides erklärt wie „Was geht jetzt noch?“. Inzwischen haben die Firmen, die den erneuten Aufschwung. den Absatzmarkt Russland nicht aufgegeben haben, gelernt, sich mit der Situation zu arrangieren. Welche Hürden erleben Sie bei Ihrem Russlandge- Unter den Zielländern für rheinland-pfälzische Exporteure schäft? belegte Russland im vergangenen Jahr Platz 17. Während sich Zu unseren Kunden hatten wir von Beginn an einen ange- die EU von Russland distanziert, neigt das Land seit 2015 den nehmen persönlichen Kontakt, aber inzwischen spüren wir Nachbarn zu. Mit Weißrussland, Kasachstan, Armenien und Befremden – nicht auf der zwischenmenschlichen Ebene, Kirgisien bildet es seitdem die Eurasische Wirtschaftsunion sondern der deutschen Politik gegenüber. Trotzdem sind die (EAWU). Was vielen Unternehmen nicht bekannt ist: Mit einer Geschäftsbeziehungen nach wie vor sehr gut. Zertifizierung ihrer Produkte für den russischen Markt eröff- net sich ihnen die Möglichkeit, auch die anderen Märkte der Wie konnte Sie das IHK-Kompetenzzentrum bei Ihrem EAWU zu betreten. Russlandgeschäft unterstützen? Hilfreich waren für uns vor allem Infoveranstaltungen, die uns ein paar neue Blickwinkel auf den russischen Markt ermögli- Kontakt: cht haben. Außerdem hatten wir hier die Chance, zu netzwerk- Philipp Nüßlein en und uns mit anderen Unternehmen auszutauschen, die in 0261 106-206 Russland aktiv sind. So konnten wir uns ein umfassenderes nuesslein@koblenz.ihk.de Bild vom russischen Markt machen.
16 WIRTSCHAFTSTRENDS JENS LEHMANN, STELLVERTRETENDER VERTRIEBSLEITER Markt USA: RATHSCHECK SCHIEFER UND MEMBER OF THE BOARD BEI NORTH AMERICAN SLATE Aktuelle Veranstaltungen • 22. November: Welche Motive haben Sie bewogen, den US-Markt zu Recht und Steuern in den USA bearbeiten? Weitere Infos und Anmeldung auf Rathscheck hat seit Jahrzehnten Geschäftskontakte nach Nord- www.ihk-koblenz.de unter Eingabe amerika. Wir haben unsere Beziehungen in den letzten Jahren der Nummer 3903896 stetig intensiviert. Das Umweltbewusstsein in den USA steigt, die Amerikaner haben einen höheren Bedarf an natürlichen, qualitativ hochwertigen Baumaterialien. Infolgedessen ver- zeichneten wir in unseren Geschäften auf dem amerikanischen Markt ein spürbares Wachstum. Nach einiger Zeit setzte aller- dings eine gewisse Stagnation ein – insbesondere dadurch begründet, dass unsere Partner nicht in dem Maße, wie wir es uns gewünscht hätten, in Vertrieb und Marketing investierten. Bei uns reifte deshalb die Entscheidung, selbst eine Gründung zu wagen. Im Februar 2018 war es dann so weit: Wir haben unsere Tochtergesellschaft North American Slate gegründet, die ersten zwei Mitarbeiter eingestellt und ein Lager eingerichtet. Was waren die größten Hürden in Ihrem US-Engage- ment? Hürden beim Engagement auf dem amerikanischen Markt sind das Rechtssystem und Rechtsverständnis, die sich von dem in Deutschland wesentlich unterscheiden. Wer so wie wir in ver- schiedenen Bundesstaaten aktiv ist, muss zudem mit einem erhöhten administrativen Aufwand rechnen. Und auch wenn uns auf den ersten Blick die Verhaltensweisen der Menschen FOTO: RATHSCHECK SCHIEFER in Amerika und Deutschland ähnlich vorkommen, sollte man nicht unterschätzen, welche kulturellen Unterschiede zwischen Deutschen und Amerikanern bestehen. Zum Beispiel in den Bereichen Entscheidungsfindung und Kommunikation: Wir Deutschen haben eine vorsichtige Entscheidungsfindung – Amerikaner sind dagegen viel risikofreudiger. Während Deut- sche tendenziell einen direkten, analytischen Kommunikations- IHK- Kompetenz zentrum U SA stil pflegen, kommunizieren Amerikaner eher indirekt. Im Scherz: Deutsche präsentieren mit Excel, Amerikaner mit Handelspartner USA PowerPoint. Erfolgreich in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) Wie konnte Sie das IHK-Kompetenzteam bei Ihren Akti- geschäftstätig zu sein, ist für rheinland-pfälzische Unterneh- vitäten auf dem US-Markt unterstützen? men nichts Neues - schließlich geht heute schon ein Zehntel Wir haben sehr positive Erfahrungen sowohl mit der IHK Koblenz ihrer Exporte in die USA. Und die Tendenz steigt weiterhin: als auch der AHK USA New York gemacht. Andrea Wedig und Laut Prognosen entwickelt sich der US-Markt zum wichtigsten Frauke Gutmann von der IHK und Susanne Gellert von der AHK Absatzmarkt für deutsche Produkte. Auch, was die Importe haben uns mit einer Art „Roadmap“ unterstützt, die uns ein betrifft, sind die USA der wichtigste außereuropäische mögliches Vorgehen skizzierte. Ganz wichtig war, dass sie uns Beschaffungsmarkt. Noch nie zuvor war es für rheinland-pfäl- auf Stolpersteine hingewiesen haben. Und auch während des zische Unternehmen daher so wichtig, das enorme Marktpo- Prozesses standen sie uns zur Seite – viele Fragen kommen ja tenzial voll auszuschöpfen. erst auf, wenn man „mittendrin“ ist, aber die IHK und die AHK In einem bundesweiten Zusammenschluss von IHKs hat die haben uns zu jeder Zeit kompetent begleitet. IHK-Journal 09/10 2018 IHK Koblenz vor vier Jahren die USA als Schwerpunktland übernommen. Das Kompetenzzentrum berät Unternehmen zu arbeits-, betriebs- und steuerrechtlichen Besonderheiten des US-Marktes, informiert allgemein sowie branchenbezogen Kontakt: über die US-Wirtschaft und versorgt die Betriebe mit rele- Andrea Wedig vanten Neuigkeiten für ihre geplanten oder laufenden 0261 106-180 Geschäftstätigkeiten in den USA. wedig@koblenz.ihk.de
WIRTSCHAFTSTRENDS 17 Woche der Industrie soll Image aufpolieren In kaum einem anderen Bundesland Dr. Kai Rinklake, Geschäftsführender genießt die Industrie solch einen hohen Gesellschafter der SKYLOTEC GmbH Neu- Projektpartner beim Stellenwert wie in Rheinland-Pfalz. 35 wied, und Beiratsvorsitzender des IHK-Re- IndustrieDialog Rhein- Prozent beträgt ihr Anteil an der Brutto- gionalbeirats Neuwied, unterstreicht auf Mosel wertschöpfung (Stand 2017) – nur in der Infoveranstaltung zur Woche der Baden-Württemberg ist dieser Wirt- Industrie in der David-Roentgen-Schule thyssenkrupp Rasselstein GmbH, Aleris Rol- led Products Germany GmbH, IHK Koblenz schaftsbereich noch wichtiger. Vor die Bedeutung der Industrie für die Wirt- mit ihrer Regionalgeschäftsstelle Mayen- allem auch im nördlichen Rhein- schaft im nördlichen Rheinland-Pfalz: „Die Koblenz, Arbeitgeberverband vem.die arbeit- land-Pfalz mit seinen zahlreichen inno- IHK Koblenz unterstützt die Woche der geber e.V., IG Metall, IG Bergbau, Chemie, vativen produzierenden Betrieben ist Industrie, weil unsere Unternehmen mit Energie, DGB, Bundesagentur für Arbeit die Industrie ein Motor für viele Arbeits- ihren Produkten dafür sorgen, dass die Koblenz-Mayen, Oberbürgermeister von plätze und den Wohlstand der Region. Kunden aus anderen Regionen ihre Wert- Koblenz, Neuwied und Andernach, Wirt- Dennoch haftet der Industrie das Stigma schöpfung in unsere Richtung lenken. schaftsförderungen der Stadt Koblenz sowie der Landkreise Ahrweiler, Cochem-Zell, einer stinkenden und umweltschädi- Unser Industriestandort ist gezeichnet Mayen-Koblenz, Neuwied, Rhein-Lahn-Kreis, genden Branche an – Vorurteile, an von einem Branchenmix aus vorwiegend Westerwaldkreis, Regionalrat Rhein-Huns- deren Abbau die Industrie- und Handels- kleinen und mittleren Unternehmen im rück e.V., Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz, kammer (IHK) Koblenz gemeinsam mit Verbund mit wenigen großen Unterneh- Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Land- den anderen Partnern im IndustrieDia- men, die auch Krisen besser wegstecken, wirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, log Rhein Mosel unter der Schirmherr- als das in anderen Regionen mit BBS David-Roentgen-Schule Neuwied schaft von Ministerpräsidentin Malu Monostrukturen der Fall ist.“ Weitere Infos unter www.ihk-koblenz.de/ Dreyer arbeiten will. Die IHK Koblenz und ihre Netzwerkpartner industriedialogrheinmosel Wichtiges Element des regionalen Netz- suchen zurzeit noch nach weiteren Unter- werks ist die Woche der Industrie, die vom nehmen, aber auch Bürgern und Schülern, 22. bis 27. Oktober stattfinden wird. Zahl- die sich mit Aktivitäten an der Woche der reiche Industriebetriebe öffnen, dann Industrie beteiligen möchten. unter der Schirmherrschaft von Wirt- schaftsminister Volker Wissing, ihre Türen, Weitere Infos sowie die jeweils aktu- bieten Werksführungen und soziale Pro- alisierte Liste der bereits feststehen- Kontakt: jekte an; allgemeinbildende Schulen infor- den Aktivitäten zur Woche der Indus- Martin Neudecker mieren den Fachkräftenachwuchs in trie finden Sie auf www.ihk-koblenz. 0261 106-200 Berufsorientierungsveranstaltungen. de/wochederindustrie. neudecker@koblenz.ihk.de Vom 22. bis zum 27. Oktober findet die Woche der Industrie statt – Unternehmen können sich noch mit Aktionen beteiligen. FOTO: FOTOLIA
18 POLITIK AKTUELL Hingehört Welche Erwartungen haben Sie an das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan? Japan ist der sechstwichtigste Handelspartner der EU und der zweitwichtigste Handelspartner Deutschlands in Asien. Für europäische Unternehmen gestaltet sich der Export nach Japan bisher dennoch oft schwierig: Japan erhebt teils hohe Zölle, zudem entstehen für EU-Exporteure oft umfangreiche Kosten für die Einhaltung der japanischen Vorschriften und Regelungen, wenn diese von internationalen Standards abweichen. Derzeit läuft der Ratifizierungsprozess für das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Japan. Wir haben Unternehmer gefragt, was sie von diesem Abkommen erwarten. JUTTA KAHLBETZER, GESCHÄFTSFÜHRERIN MAYBACH ICONS OF LUXURY GMBH, BAAR Japan stellt für unsere Unternehmensgruppe in mehrfacher Hinsicht einen wesentlichen Handelspartner dar: Bereits BERND HILGER, seit über 20 Jahren ist Japan ein stabiler und dankbarer GESCHÄFTSFÜHRER HILGER TRADING GMBH, Markt für unsere hochwertigen, in unseren Manufakturen BAD NEUENAHR-AHRWEILER in Deutschland gefertigten Brillenfassungen. Zudem steht Für meine Firma erwarte ich für unseren Hauptumsatzträger in die Fertigungskompetenz Japans für Titan-Teile, die wir hier Japan – ein Unternehmen, das feine Weine vertreibt – keine in Deutschland veredeln, in hohem Ansehen bei unseren großen Veränderungen. Wir sind im obersten Preissegment Kunden weltweit. Insofern würde unser Unternehmen von tätig und es gibt mehr oder weniger keine echten Wettbewerber einem bilateralen Handelsabkommen mit Japan profitieren. für einen Mouton Rothschild oder einen Krug Champagner aus Sobald das Abkommen in Kraft tritt, könnten wir uns sogar Nicht-EU-Ländern. Im unteren und mittleren Preissegment vorstellen, eine „Special Edition“ zur Deutsch-Japanischen können die Europäer durch das Abkommen auf Exportzuwäch- Freundschaft herauszubringen, die sicher auf beiden Märk- se hoffen. Hier stehen die Erzeuger aus EU-Staaten in Konkur- ten Interessenten finden dürfte. renz mit Weinländern wie Chile, USA, Argentinien und Austra- lien und es existieren bereits Freihandelsabkommen zwischen diesen Ländern und Japan. Insbesondere Chile hat in den ver- gangenen Jahren davon profitiert. Welche Branchen von dem Abkommen besonders betroffen sein werden, ist für mich schwierig zu beurteilen. In Japan hofft IHK-Journal 09/10 2018 man auf mehr Autoexporte und hier in Europa heißen die The- men Agrarprodukte, Chemie und Maschinen. Die gegenseitige Anerkennung von Zertifizierungen, Normen und Standards würde auch lang ersehnte Vorteile für unser Unternehmen bringen. Bei einem Export von neuen Weinklimaschränken etwa würden langwierige und kostspielige Zertifizierungen in Japan entfallen.
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