Starke Frauen für eine bessere - Welt Seite 4 - Lebenswelten: Drei Vertriebene - Mission 21

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Lebenswelten:
                            Drei Vertriebene
                            erzählen Seite 14

Starke Frauen
für eine bessere
Welt Seite 4

         Nr. 2, Juni 2021
Starke Frauen für eine bessere - Welt Seite 4 - Lebenswelten: Drei Vertriebene - Mission 21
Inhalt

                                      Vorwort des Direktors                                           3

                                      Fokus Gender-Gerechtigkeit                                      4
                                         Malaysia: Einkommen für Frauen – Gewinn für alle              5
                                         Kamerun: Gleichstellung und HIV-Prävention                   6
                                         Peru: Demokratie gibt es nur mit Frauen                       7
                                         Persönlich: Josefina Hurtado-Neira                            8

                                      Projekt aktuell                                                 9
                                         Hilfe für gewaltbetroffene Frauen und Kinder in Indonesien   9
Impressum                                Die gute Nachricht von Ira Imelda, Indonesien                11
begegnen Nr. 2
Juni 2021
Herausgeberin: Mission 21,            Unsere Mission im Jahr 2021                                     12
Evangelisches
Missionswerk Basel,
Missionsstrasse 21,                   Kurz gesagt                                                     13
4009 Basel
«begegnen» erhalten
Gönnerinnen und Gönner                Lebenswelten: Stimmen aus drei Kontinenten                      14
von Mission 21 viermal
jährlich ab einem Beitrag
von 25.– im Jahr.
                                      Internationale Lerngemeinschaft                                 16
Auflage: 15 100 Ex.
                                         Fachtagung zum Thema «FriedensKunst»                         16
Redaktion: Miriam Glass
Layout: vvh-basel.ch
Gedruckt in der Schweiz:              Engagiert                                                       17
Gremper AG, Basel
                                         Madame Curry: Irene Berner sorgt für volle Currydosen        17
ISSN: 2673-8635
                                         Kampagne 2021: Unsere Zukunft bilden wir gemeinsam           17
Titelbild: Frauen aus
dem Projekt «Gesundheits-
versorgung und HIV-
Prävention» in Kamerun.               Archiv: Ein Bild, eine Geschichte                               18
Foto: Tanja Giannone                  Agenda                                                          19
Trägervereine von
Mission 21 sind die Basler
Mission, die Evangelische
Mission im Kwango und
die Herrnhuter Mission.

Spendenkonto:
PC 40-726233-2

2   begegnen 2 | 2021
Starke Frauen für eine bessere - Welt Seite 4 - Lebenswelten: Drei Vertriebene - Mission 21
Vorwort des Direktors

              Liebe Leserin, lieber Leser
              Unter säkularen Unternehmen gehört es inzwischen geradezu zum guten Ton, eine «Mission»
              zu haben. Für ein christliches Missionswerk ist es dagegen heutzutage ungleich schwerer, von
              «Mission» zu sprechen, ohne in weitschweifige und apologetische Erklärungen darüber zu
              verfallen, wer wir sind und was wir tun. Zu stark sind populäre Zerrbilder in vielen Köpfen,
              die christliche Mission einseitig und generalisierend gleichsetzen mit der Entwürdigung von
              Menschen und der Zerstörung ihrer Kultur. Umso wichtiger ist es uns daher, unser Selbst-
              verständnis und unsere Arbeit als Missionswerk allgemeinverständlich und prägnant dar-
              zustellen. Meine Ausführungen dazu finden Sie auf Seite 12.

              Eines der zentralen Themen, in denen dieses Selbstverständnis zum Ausdruck kommt, ist der
              Einsatz für Gender-Gerechtigkeit; und das nicht erst seit #MeToo. Er zieht sich durch all
              unsere Handlungsfelder und durch alle Programme und Projekte unserer Entwicklungs-
              zusammenarbeit. So zeigt sich zum Beispiel in der HIV-Prävention, dass der Kampf gegen
              sexuelle Gewalt enorm wichtig ist, um die Ansteckungsraten zu senken. Mehr darüber erfah-
              ren Sie von Projektkoordinatorin Rita Mbah aus Kamerun im Beitrag ab Seite 4, der auch die
              Verbindung von Gender-Gerechtigkeit mit Einkommensförderung und Bildung verdeutlicht.

              Um den Kampf gegen sexuelle Gewalt geht es auch bei der Arbeit unserer Partnerkirche GKP.
              Sie führt in Bandung in Indonesien eine Notunterkunft für Frauen, die Gewalt erlebt haben.
              Im Jahr 2020, dem ersten Jahr der Corona-Pandemie, haben sich die Anfragen von Gewalt-
              opfern vervierfacht. Dieser enorme Anstieg hat verschiedene Gründe, aber er zeigt eines
              deutlich: Wir werden noch lange unterwegs sein auf unserem Weg hin zu einer Welt, in der
              niemand aufgrund seines Geschlechts diskriminiert oder bedroht wird.

              Ich danke Ihnen, dass Sie uns auf diesem Weg wohlwollend begleiten und wünsche Ihnen
              eine anregende Lektüre.

              Ihr

              Pfarrer Jochen Kirsch, Direktor Mission 21

                                             Unsere Angebote online
                                             Sie erhalten dieses Magazin vier Mal jährlich. Doch auch in der
                                             Zeit zwischen den Ausgaben haben wir interessante Informatio-
                                             nen für Sie. Zum Beispiel im Newsletter und auf unserer Website.
                                             Wenn Sie über unsere Projekte und die Zusammenarbeit mit den
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                                             Online-Angeboten finden Sie unter www.mission-21.org

                                                                                                 begegnen 2 | 2021   3
Starke Frauen für eine bessere - Welt Seite 4 - Lebenswelten: Drei Vertriebene - Mission 21
Fokus Gender-Gerechtigkeit

Starke Frauen
für eine
bessere Welt
Noch sind in keinem Land der Welt Menschen unterschiedlicher
Geschlechter in allen Belangen gleichgestellt. Diskriminierung auf-
grund des Geschlechts ist ein globales Problem. Mission 21 bekämpft
diese Ungerechtigkeit in all ihren Projekten und Programmen.
Warum der Einsatz für Gender-Gerechtigkeit so wertvoll ist, zeigt sich
unter anderem in den Projekten in Malaysia, Kamerun und Peru.
Text: Eva Sidler, Mission 21

                                                                                                     zVg

Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Ge-             Da die deutsche Sprache keinen Unterschied
genden der Welt: Junia Anilik aus Malaysia, Rita   zwischen biologischem und sozialem Ge-
Mbah aus Kamerun umd Yolanda Choquecota            schlecht macht, verwenden wir den englischen
aus Peru. Ihr Alltag und ihr Umfeld sind sehr      Begriff «Gender», um damit auf die gesell-
verschieden. Doch sie alle beschäftigt dasselbe    schaftliche Rolle verschiedener Geschlechter
Thema und sie arbeiten auf dasselbe Ziel hin:      hinzuweisen. Diese gesellschaftliche Rolle be-
Alle Menschen sollen frei von Diskriminierung      rücksichtigt Mission 21 in all ihren Wirkungs-
und Gewalt leben können. Alle Menschen – auch      bereichen. Das Ziel ist es, die Verletzlichsten
Frauen.                                            einer Gesellschaft zu unterstützen und dazu
   Rita Mbah koordiniert ein Projekt zur HIV-      gehören meist Mädchen und Frauen.
Prävention in Kamerun, Junia Anilik arbeitet in
Malaysia dafür, dass Frauen mehr Einkommen
erwirtschaften können und Yolanda Choque-
cota setzt sich in Peru für die Rechte indigener
Frauen ein.                                           Helfen Sie mit
   Junia, Rita und Yolanda sind drei von
vielen wichtigen Frauen in den Projekten von           Die Beispiele aus Malaysia, Kamerun und Peru zeigen, wie der Ein-
Mission 21, denn in allen Arbeitsbereichen ist         satz für Frauen und Mädchen sich durch sämtliche Projekte von
das Ziel der Gender-Gerechtigkeit zentral. Die         Mission 21 zieht. Gender-Gerechtigkeit auf allen Ebenen zu berück-
Beispiele, über die Sie auf den kommenden              sichtigen, ist Ziel des «Gender-Mainstreaming», einer der Hand-
Seiten mehr erfahren, zeigen: Ob es um Ein-            lungslinien unseres Programms für Gender-Gerechtigkeit. Helfen
                                                       Sie mit, Frauen und Mädchen vor Übergriffen zu schützen und ihnen
kommensförderung geht, um HIV-Prävention
                                                       Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Einkommen zu
und Bildung oder um poltitische Teilhabe –
                                                       ermöglichen.
überall stellt sich die Frage, ob Verbesserungen
in diesen Bereichen wirklich allen Menschen            Programm für Gender-Gerechtigkeit: Nr. 840.1005
zugutekommen und was es dafür braucht, dass            Spenden: Konto PC 40-726233-2, oder mission-21.org/spenden
dies der Fall ist.                                     Mehr Informationen: www.mission-21.org/gender

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Starke Frauen für eine bessere - Welt Seite 4 - Lebenswelten: Drei Vertriebene - Mission 21
Gefragte Arbeit: Die
                                                                                                     Produzentinnengruppe
                                                                                                     Lompozou in Sabah,
                                                                                                     Malaysia, erhielt vom
Malaysia: Einkommen für                           bei, ihre Familien zu ernähren und unterstüt-      lokalen Spital den Auftrag

Frauen – Gewinn für alle
                                                  zen soziale Initiativen ihrer Gemeinden.           zur Produktion von 600
                                                     Noria Majaman, die Projektkoordinatorin         Schutzanzügen für das
Junia Anilik arbeitet für ein Projekt zur Ein-    vor Ort, beobachtet, dass der wirtschaftliche      medizinische Personal.
kommensförderung für indigene Gemeinschaf-        Erfolg auch das Selbstbewusstsein der Frauen
ten in Malaysia. Sie sagt: «Wenn Frauen ihr       stärkt: «Gerade während der Pandemie habe
eigenes Einkommen haben, gleicht das Macht-       ich gemerkt, wie sie sich und andere motiviert
verhältnisse aus. Die Frauen gewinnen die Frei-   haben.» Die Gruppen bleiben inmitten der ak-
heit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.»    tuellen Wirtschaftskrise wandlungsfähig. Viele
Bei ihrer Arbeit stellt sie immer wieder fest,    Produzentinnen sind auf den Verkauf ihrer Pro-
dass die Aktivitäten, die Frauen ein eigenes      dukte über die sozialen Medien umgestiegen, als
Einkommen ermöglichen, zu gleichberechtig-        die Märkte wegen der Lockdowns schlossen. Ei-
teren Gemeinschaften führen.                      nige begannen mit der kommerziellen Haltung
   In Malaysias ärmstem Bundesstaat Sabah ist     von Hühnern und Fischen, denn Nahrungsmit-
Mission 21 mit Projekten für Bildung und Ein-     tel sind auch während eines Lockdowns gefragt
kommensförderung präsent. Diese tragen dazu       und können in der Regel auch verkauft werden.
bei, starke Gemeinschaften zu bilden. Dabei fo-
kussieren die Projekte auf die Förderung von      Von der Hausfrau zur Lehrerin
Frauen, denn Frauen sind stärker von Armut        Dass finanzielle Eigenständigkeit selbstbe-
betroffen als Männer. Das Einkommensförde-        wusst macht, zeigt sich zum Beispiel bei Jurina,
rungsprojekt bietet unter anderem Weiterbil-      einer Begünstigten der Projekte zur Einkom-
dung in traditionellen Handarbeiten an, zum       mensförderung. Die Mutter von sieben Kindern
Beispiel dem Fertigen von Hüten, bestickter       ist Mitglied einer Produzentinnengruppe. 2017
Kleidung oder Webteppichen. Gemeinsam ver-        verstarb ihr Ehemann nach 23 Jahren Ehe an
markten die Ausgebildeten anschliessend ihre      Hepatitis. Bis dahin war Jurina Vollzeit-Haus-
Produkte. Sie sind dabei erfolgreich: Mit dem     frau gewesen, während ihr Mann sich um die
erwirtschafteten Einkommen tragen sie dazu        finanziellen Angelegenheiten gekümmert hatte.

                                                                                                          begegnen 2 | 2021       5
Starke Frauen für eine bessere - Welt Seite 4 - Lebenswelten: Drei Vertriebene - Mission 21
Fokus Gender-Gerechtigkeit

      Neu die alleinige Verantwortung für die Familie                      Kamerun: Gleichstellung und
                                                                           HIV-Prävention
      zu tragen, war schwierig, ihr jüngstes Kind war
      noch nicht einmal zwei Jahre alt. Sie erzählt:
      «Fast jeden Tag weinte ich.»                                         Rita Mbah koordiniert ein Projekt zur HIV-
         2018 kam für Jurina die Wende. Sie wur-                           Prävention und -Behandlung in Kamerun. Die
      de Teil der Lompozou-Handwerksgruppe der                             Presbyterianische Kirche in Kamerun, Part-
      Protestantischen Kirche in Sabah, einer Part-                        nerkirche von Mission 21, leistet mit diesem
      nerkirche von Mission 21. In der Gruppe lernte                       Projekt Aufklärungsarbeit in den Gemeinden.
      sie, Perlenschmuck herzustellen, zu weben und                        Betroffene können sich gratis testen lassen und
      zu sticken sowie ihre Produkte zu vermarkten.                        erhalten Beratung. 2020 erreichte die PCC mit
      Schon bald konnte sie Einkommen erwirtschaf-                         diesen Aktivitäten über 55 000 Menschen.
      ten. Heute bildet sie andere Frauen im Weben                            Das Projekt richtet sich an alle Betroffenen,
      aus. «Ich hätte mir nie vorstellen können, dass                      doch Rita Mbah stellt fest, dass es besondere
      ich eines Tages Lehrerin bin», sagt sie stolz.                       Ansätze braucht, um Frauen zu erreichen und
                                                                           zu schützen. 2019 steckten sich in Kamerun
                                                                           4800 Männer neu mit HIV an, dagegen steht die
zVg

                                                                           Neuansteckung von 17 000 Frauen. «Wir sehen:
                                                                           Die HIV-Epidemie hat ein weibliches Gesicht»,
                                                                           sagt Rita. Ein wichtiger Risikofaktor für eine
                                                                           HIV-Übertragung ist sexuelle Gewalt. Frauen
                                                                           und Mädchen, die sexuelle Gewalt erleben,
                                                                           haben ein etwa dreifach höheres Risiko, sich
                                                                           im Laufe ihres Lebens mit HIV anzustecken.
                                                                           Rita sagt: «Wenn wir also ein Ende der Aids-
                                                                           Epidemie sehen wollen, müssen wir gegen ge-
                                                                           schlechtsspezifische Gewalt vorgehen.»

                                                                           Tests und Medikamente reichen nicht aus
                                                                           Wie bei der Corona-Pandemie gilt auch bei der
                                                                           HIV-Epidemie das Testen als eine der Top-Stra-
                                                                           tegien zur Bekämpfung des Virus. Doch Rita

      Jurina mit selbst gefertigtem Perlenschmuck.
                                                           Detlef Lienau

      Auch in Krisenzeiten widerstandsfähig
      Mit Beginn der Pandemie wurde es für Jurina
      schwierig: «Die Verkäufe sind zusammenge-
      brochen. Ich arbeite nun auch auf Reisfeldern.»
      Doch im November 2020 gab es einen Licht-
      blick. Die Produzentinnengruppe erhielt vom
      lokalen Spital den Auftrag zur Produktion von
      600 Schutzanzügen für das medizinische Per-
      sonal. Dieses Jahr folgte ein Auftrag für Schul-
      uniformen. Jurina sagt: «Meine Nachricht an
      alle Frauen da draussen, die wie ich Schwierig-
      keiten erleben: Gebt nie auf!»
         Mit dem Erfolg von Jurina und der Produzen-
      tinnengruppe, die selbst in Krisenzeiten den
      Mut nicht verlieren und innovativ sind, zeigt
      sich, wie die Projekte Gemeinschaften stärken.
      Jurina kann ihren vier schulpflichtigen Kin-
      dern Bildung ermöglichen und trägt so dazu
      bei, dass sie später eine gute Stelle finden. Ihre
      ökonomische Selbständigkeit stützt damit die
      ganze Gemeinschaft.

                                                                           Diese Frauen fertigen in einer Gruppe Handwerksarbeiten
                                                                           zum Verkauf an.

      6   begegnen 2 | 2021
Starke Frauen für eine bessere - Welt Seite 4 - Lebenswelten: Drei Vertriebene - Mission 21
Dorothee Adrian
hat festgestellt, dass Tests und Medikamente
zur Bekämpfung nicht ausreichen. Es braucht
weitere Strategien wie sexuelle Aufklärung und
Bildung, und es braucht einen Ansatz, der eine
Genderperspektive miteinbezieht.
   Rita bemerkte in ihren HIV-Sensibilisie-
rungsworkshops mit Gemeindearbeiter*innen
«grosses Unwissen bezüglich Themen wie
Gender und geschlechtsspezifischer Gewalt».
Sie zeigt daher in den Workshops auf, wie HIV-
Prävention mit einem Bewusstsein für Gender-
Gerechtigkeit verknüpft ist. Frauen und Mäd-
chen sind häufiger von Armut betroffen. Das
setzt sie wiederum einem grösseren Gewaltri-
siko aus, denn sie haben beispielsweise weni-
ger Kapazitäten, aus Missbrauchsbeziehungen
auszubrechen.
                                                                                                     Rita Mbah hat mit ihrem
Krisen verschlimmern Ungleichheiten                                                                  Team das «Freemind
Rita berichtet: «Durch Kameruns gewaltvolle        zu Themen wie persönliche Entwicklung, Be-        Center» aufgebaut, wo
                                                                                                     junge Erwachsene
politische Krise mit Hundertausenden von           ziehungen und Sex. Das Team informiert über       Informationen erhalten,
Vertriebenen und durch die Pandemie sind die       sexuell übertragbare Krankheiten und Formen       zum Beispiel über sexuell
Fallzahlen von sexuellem Missbrauch und Ver-       von sexueller Gewalt. In Kursen wie «Sexy,        übertragbare Krankheiten
gewaltigung gestiegen.» Ein weiteres Problem       clever und sicher» kommen auch Geschlech-         und Formen sexueller
ist, dass viele Frauen nur wenig Wissen über       terrollen und Gleichberechtigung zur Sprache.     Gewalt.
ihre Sexualität und ihre Rechte haben: «Sie wis-   Es wird aufgezeigt, wie patriarchale kulturelle
sen nicht, dass das, was sie erleben, Missbrauch   Normen und Werte die Rechte und Würde von
ist.» Auch darum haben Rita und ihr Team           Frauen und Mädchen verletzen können. Jugend-
letztes Jahr ein Sexualkunde-Zentrum eröffnet.     liche über sexuelle Themen aufzuklären, geht
   Das «Freemind Center» in Buea bietet Ju-        also Hand in Hand mit der Arbeit hin zu einer
gendlichen und jungen Erwachsenen Beratung         gendergerechten Welt.

                         Peru: Demokratie gibt es                            indigene Bevölkerung und ihre Kultur in der

                         nur mit Frauen
                                                                             peruanischen Bevölkerung ihren Platz finden.
                                                                             Neben Forschung und akademischer Bildung
                         Yolanda Choquecota ist Bäuerin. In Peru ge-         zu Themen wie Dekolonialisierung und inter-
                         hört sie zu den verletzlichsten, gleich mehrfach    kulturellem Dialog bietet das Institut auch
                         diskriminierten Gesellschaftsgruppen: Sie ist       Kurse für die indigenen Bauerngemeinden an.
                         indigen, überdurchschnittlich von Armut be-
                         troffen, hat nur die Primarschule besucht und       «Wir müssen jeden Tag kämpfen»
                         ist weiblich.                                       Es gibt Unterricht in den Bereichen Umwelt-
                            Doch sie hat es geschafft, sich in der Gesell-   schutz, Klimawandel, Landwirtschaft, poli-
                         schaft Gehör zu verschaffen: Die 43-Jährige ist     tische Partizipation und Gleichberechtigung.
                         Präsidentin der Aymara-Frauenvereinigung.           Ein Ziel ist es, dass die Teilnehmerinnen nach
                         Die Aymara zählen neben den Quechua zu den          den Kursen für ihre Anliegen einstehen kön-
                         grössten indigenen Gruppen Perus.                   nen, zum Beispiel, indem sie bei Wahlen kan-
                            Yolanda Choquecota hat gelernt, für die An-      didieren. Damit das von politischen Unruhen
                         liegen ihrer Gruppe einzustehen. Sie besuchte       durchzogene Peru eine starke, demokratische
                         die Gemeinschaftsschule «Kullakanakana Sar-         und gerechte Gesellschaft wird, ist die Reprä-
                         tawipa», auf Deutsch: «Das Gehen der Schwe-         sentation indigener Frauen auf politischer Ebe-
                         stern». Die Schule ist Teil eines von Mission 21    ne unabdingbar.
                         unterstützten Projekts der lokalen Partneror-          Yolanda fühlt sich durch das neue Wissen
                         ganisation IDECA. Im Projekt werden indigene        gestärkt, bemerkt jedoch: «Als Aymara-Frauen
                         Frauen in ihrer kulturellen Identität und Bil-      müssen wir weiterhin jeden Tag kämpfen, um
                         dung gestärkt.                                      weiterzukommen.» Mission 21 unterstützt
                            Das IDECA (Institut für das Studium der an-      Frauen wie Yolanda auf diesem Weg hin zu ei-
                         dinen Kulturen) setzt sich dafür ein, dass die      ner Welt ohne Diskriminierung.

                                                                                                          begegnen 2 | 2021      7
Starke Frauen für eine bessere - Welt Seite 4 - Lebenswelten: Drei Vertriebene - Mission 21
Fokus Gender-Gerechtigkeit – persönlich

                                             «Wir wollen Gerechtigkeit – aber
                                             momentan herrscht Unrecht»
                                             Josefina Hurtado setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte von Frauen ein. Ein
                                             Rückblick auf die Arbeit als Leiterin der Stabsstelle Frauen und Gender bei Mission 21.
                                             Interview: Eva Sidler, Mission 21

                                             Was bedeutet der Begriff Gender-Gerechtig-                  Anliegen indigener Frauen im Parlament grös-
Mission 21

                                             keit? Warum heisst das Programm von                         seres Gehör finden. Eine Herausforderung ist es
                                             Mission 21 so und nicht zum Beispiel Programm               nun, diese Errungenschaften weiter zu beglei-
                                             für Gleichberechtigung?                                     ten und diese ersten Erfolge auszubauen.
                                             Unser Ziel ist, Gleichberechtigung für alle zu
                                             schaffen. Denn unser Startpunkt ist keine Welt-             Wo ist der Handlungsbedarf besonders gross?
                                             gemeinschaft, in der dies erreicht ist, sondern             Jeder Mensch soll sagen können: «Über meinen
                                             eine, in der eine grosse Ungleichheit herrscht.             Körper bestimme ich!» Doch viele Frauen besit-
                                             In unserem Programm geht es darum, Gerech-                  zen dieses Recht der Selbstbestimmung nicht.
                                             tigkeit herzustellen. Der Name weist darauf hin,            Mädchen werden zwangsverheiratet. Jede dritte
             Josefina Hurtado-Neira          dass momentan Unrecht herrscht. Wir arbeiten                Frau erlebt mindestens einmal in ihrem Leben
             leitete acht Jahre lang die     mit Personen, deren Rechte verletzt sind und                körperliche und/oder sexuelle Gewalt. Auf dem
             Stabsstelle Frauen und
                                             unterstützen sie, zu ihrem Recht zu gelangen.               Körper der Frau liegen so viele gesellschaftliche
             Gender bei Mission 21.
                                             Mission 21 sagt damit klar: «Hier herrscht eine             Zwänge. Jeder Mensch soll jedoch frei sein, sel-
                                             Ungerechtigkeit und die wollen wir beseitigen!»             ber über sich zu entscheiden.

                                             Hat das Programm schon Früchte getragen?                    Warum ist es wichtig, dass sich glaubens-
                                             Ein Fokus liegt auf der Weiterbildung unserer               basierte Organisationen wie Mission 21 im
                                             Partner*innen. Sie lernen, wie sie die Men-                 Bereich der Frauenmenschenrechte einsetzen?
                                             schenrechte der Frauen auf lokaler Ebene ein-               Kirchen sind grosse Netzwerke und die Kirche
                                             fordern können, etwa mithilfe internationaler               ist nahe bei den Menschen. Sie ist auch bei Men-
                                             Werkzeuge wie der UNO-Konvention gegen                      schen, für die sonst niemand da ist. Kirchen
                                             jede Form von Diskriminierung der Frau. Diese               können Schutzräume bieten. Mission 21 arbeitet
                                             Fähigkeiten setzen die Teilnehmer*innen ein.                aber nicht für die Kirche, sondern für die Men-
                                                                                                         schen, deren Rechte verletzt sind und die ausge-
                                             Gibt es dafür ein Beispiel?                                 schlossen werden. Momentan erlebe ich in der
                                             Nach dem Besuch unseres Trainings hat zum                   Schweiz viel Druck auf NGOs, nicht politisch
                                             Beispiel Teilnehmerin Etel Nina Cáceres mit                 sein zu dürfen. Wer sich für die Verletzlichsten
             Josefina Hurtado (zweite        ihrer Organisation in Peru erreicht, dass die               dieser Welt einsetzt, kann jedoch nicht unpoli-
             von links) auf Dienstreise in                                                               tisch sein, sondern nimmt klar eine Haltung ein.
             Nigeria, 2017,
                                                                                                         Diesen Sommer gehen Sie in Pension. Was war
                                                                                                         Ihr persönliches Highlight?
                                                                                                         Mein Highlight sind die jährlichen Treffen des
                                                                                                         Netzwerks für Frauenmenschenrechte von
                                                                                                         Mission 21. Hier teilen Aktivist*innen aus den
                                                                                                         Projekten von Mission 21 ihre Strategien, Ar-
                                                                                                         beitserfahrungen, Emotionen und auch Spiritu-
                                                                                                         alität. Dieses Lernen voneinander fand ich un-
                                                                                                         glaublich bereichernd. Ich freue mich sehr, dass
                                                                                                         meine Nachfolgerin Barbara Heer diese Arbeit
                                                                                                         weiter entwickeln wird, die visionäre Frauen in
                                                                                                         verschiedenen Kontinenten begonnen haben.

                                                                                 Stabsübergabe
                                                                                 Josefina Hurtado geht per Anfang Juni 2021 in Pension. Für den
                                                                                 Wirkungsbereich Gender-Gerechtigkeit ist neu Barbara Heer zuständig.
                                                                                 Mission 21 dankt Josefina Hurtado herzlich für ihre engagierte Arbeit und
                                                                                 wünscht ihr alles Gute. Barbara Heer heissen wir herzlich willkommen.
 zVg

             8    begegnen 2 | 2021
Starke Frauen für eine bessere - Welt Seite 4 - Lebenswelten: Drei Vertriebene - Mission 21
Projekt aktuell
Miriam Glass

                   Indonesien
                    Projekt aktuell:
                    «Hilfe für gewaltbetroffene
                    Frauen und Kinder»
                    In Indonesien wurden im Jahr 2020 rund 300 000 Fälle
                    von Gewalt gegen Frauen gemeldet. Die Dunkelziffer
                    liegt weit höher. Und hunderttausende von
                    Indonesierinnen arbeiten im Ausland und sind dort
                    häufig Missbrauch und Übergriffen ausgesetzt.

                    Mit unsererem Projekt unterstützen wir Frauen in
                    Notsituationen und setzen uns ganzheitlich für mehr
                    Gender-Gerechtigkeit ein. Denn die Gleichberechtigung
                    ist eng verzahnt mit anderen Themen wie Bildung,
                    Einkommensförderung und interreligiösem Dialog.

                                                                            begegnen 2 | 2021   9
Starke Frauen für eine bessere - Welt Seite 4 - Lebenswelten: Drei Vertriebene - Mission 21
Projekt aktuell

               Zurück ins Leben: Perspektiven für
               von Gewalt betroffene Frauen
               Yuli* fand in einer Notsituation Schutz im «Durebang Center»                          naus in den Hof. Vor einigen Jahren hat sie hier
               in Bandung, Indonesien. Die Partnerkirche von Mission 21                              gelebt, heute ist sie für ein Interview zurück-
                                                                                                     gekehrt. Das «Durebang Center» unterstützt
               fängt dort Frauen auf, die Missbrauch erlebt haben, begleitet                         Frauen, die von häuslicher oder sexueller Gewalt
               Gerichtsverfahren und bildet Beraterinnen aus.                                        betroffen sind und kümmert sich um Arbeitsmi-
                                                                                                     grantinnen und Opfer von Menschenhandel.
               Text: Miriam Glass, Mission 21
                                                                                                        Yuli kam hierher, nachdem ein Nachbar sie
                                                                                                     mehrfach vergewaltigt hatte. Zunächst hatte
                                                                                                     die damals 16-Jährige aus Angst und Scham nie-
Miriam Glass

                                                                                                     mandem etwas erzählt. Doch dann kam sie in
                                                                                                     Kontakt mit einer Mitarbeiterin der Sapa Foun-
                                                                                                     dation. Diese muslimische Organisation unter-
                                                                                                     stützt Frauen in den Dörfern rund um Bandung
                                                                                                     und arbeitet eng mit der GKP zusammen.

                                                                                                     Vor dem Täter geschützt
                                                                                                     «Die Frau von der Sapa Foundation ging so po-
                                                                                                     sitiv auf mich zu, dass ich Vertrauen fasste»,
                                                                                                     erzählt Yuli. Sie entschied sich, vor Gericht zu
                                                                                                     gehen. Die folgenden Wochen verbrachte sie im
                                                                                                     «Durebang Center». Dort war sie vor dem Täter
                                                                                                     geschützt. Sie konnte ihre Erlebnisse verarbei-
                                                                                                     ten und wurde durch den Gerichtsprozess be-
                                                         Informationen zum Projekt                   gleitet. Der Täter kam für drei Jahre in Haft.
               Yuli in der Notunterkunft                                                                Im «Durebang Center» habe sie viel gelernt,
               «Durebang Center» in             Die Notunterkunft «Durebang Center» ist Teil des     sagt Yuli. Sie bekam Unterricht an der Nähma-
               Bandung.                         Projekts «Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen     schine und fand dadurch später Arbeit in einer
                                                und Kinder». In der Unterkunft finden Gewaltopfer    Kleiderfabrik. Ausserdem schrieb sie erstmals
                                                Schutz und Beratung. Ausserdem gehören zum           Tagebuch. Sie hat für sich selbst festgehalten,
                                                Projekt Kampagnen gegen Gewalt an Frauen in
                                                                                                     wie sie aus einer enorm belastenden Situation
                                                Asien und der Einsatz für indonesische Arbeits-
                                                                                                     wieder zurück ins Leben fand.
                                                migrantinnen.
                                                Die Aktivitäten sind verbunden mit Projekten zur
                                                Einkommensförderung, Bildung und zur interre-        Handlungsbedarf auf vielen Ebenen
                                                ligiösen Zusammenarbeit. So arbeiten im Projekt      Das «Durebang Center» ist Teil eines grösseren
                                                muslimische und christliche Organisationen eng       Projekts zum Schutz gewaltbetroffener Frauen
                                                zusammen.                                            und Kinder. Frauen werden in Fällen von Miss-
                                                                                                     brauch und Ausbeutung unterstützt. Dazu
                                                                                                     gehören psychologische, medizinische und
                                                                                                     juristische Betreuung. Doch die Projektarbeit
                                                Ein Schlafzimmer mit Doppelbett, ein Aufent-         geht weit darüber hinaus. Es geht auch darum,
                                                haltsraum mit Küche: Die Notunterkunft im            Frauen wirtschaftlich zu stärken und sie über
                                                «Durebang Center» sieht aus wie eine Zweizim-        ihre Rechte aufzuklären. Denn in Indonesien
                                                merwohnung, etwas unpersönlich und kahl.             sind patriarchale Strukturen und Werte stark
                                                Doch für Yuli, die hier eine entscheidende Phase     verankert. Häusliche Gewalt ist verbreitet,
                                                ihres Lebens verbracht hat, ist es ein Ort voller    ebenso Frauen- und Kinderhandel sowie sexu-
                                                Erinnerungen.                                        elle Ausbeutung.
                                                   Das Apartment in der indonesischen Stadt             Viele Frauen leben in Verhältnissen, die sie
                                                Bandung ist durch einen Innenhof abgeschirmt         angreifbar machen. Sie sind finanziell abhängig
                                                von der Strasse, wo sich Essensgerüche mit dem       und im Schnitt schlechter ausgebildet als Män-
                                                Gestank der Abgase mischen. Das Haus ist zu-         ner. Die Armut in vielen Regionen Indonesiens
                                                gleich das Zentrum der GKP, Partnerkirche von        zwingt Frauen dazu, in den Nachbarländern
                                                Mission 21 in Bandung, die das «Durebang Cen-        Arbeit zu suchen. Dort sind sie häufig sexueller
               *Name geändert                   ter» betreibt. Yuli steht am Fenster und sieht hi-   Gewalt und weiteren Übergriffen ausgeliefert.

               10   begegnen 2 | 2021
Die GKP und weitere Partner von Mission 21
              organisieren Präventionskampagnen, um die                                Die gute Nachricht
              Frauen über Rechte und Risiken zu informieren
              und sie so zu schützen. Auf politischer Ebene
              wird für besseren Schutz von Arbeitsmigran-
              tinnen und von Opfern häuslicher und sexu-
              eller Gewalt lobbyiert. Mission 21 unterstützt                                                         Pfrn. Ira Imelda ist
              auch Projekte zur Einkommensförderung und                                                              Leiterin des Pasundan
              Bildung. In vielen Fällen arbeiten verschiedene                                                        Durebang Women's
              Institutionen gemeinsam an der Reintegrati-                                                            Crisis Center in
              on der Frauen in ihrer Heimat und helfen, Zu-                                                          Bandung, Indonesien.
              kunftsperspektiven zu schaffen.

              Die Nachfrage steigt                                                     Ergebt Euch,
              2020 haben über 6500 Personen von Beratung
              und Unterstützung durch das gesamte Projekt
                                                                                       aber gebt nicht auf
              profitiert. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie
              arbeitet das «Durebang Center» unter Einhal-                             «I look to you, I look to you, after all my strength is
              tung von Schutzmassnahmen. Die Nachfrage                                 gone, in you I can be strong. I look to you, I look to
              dort hat sich mit 90 Fällen im Vergleich zum                             you, and when melodies are gone, in you I hear a
              Vorjahr fast vervierfacht. Zugenommen hat                                song, I look to you.»
              auch die Zahl der Anfragen zu sexualisierter
                                                                                       Haben Sie das obige Lied schon einmal gehört? Es
              Gewalt im Internet. Der Grund ist einerseits                             handelt sich um den Song «I Look to You», kompo-
              der Anstieg von Gewalt gegen Frauen in der                               niert von R. Kelly und von Whitney Houston populär
              Pandemie. Andererseits ist das Angebot immer                             gemacht. Das Lied beschreibt den inneren Kampf
              bekannter und besser vernetzt. Klientinnen fin-                          einer Person, die den tiefsten Punkt in ihrem Leben
              den über soziale Medien zur Beratung, Diskus-                            erreicht. Niemand kann ihr helfen. Sie ist völlig allein.
              sionen auf Youtube sensibilisieren für das The-
              ma geschlechterbasierter und sexueller Gewalt.                           In einer solchen Situation kann sie nur eines tun: den
                 Yuli verabschiedet sich nach dem Interview                            Kopf heben und den Blick auf einen höheren Ort rich-
              mit einer Neuigkeit: Sie hat inzwischen gehei-                           ten. Der Ausdruck «höherer Ort» wird oft verwendet,
                                                                                       um die Kraft zu beschreiben, die mit der spirituellen
              ratet und erwartet ein Kind. Ihr Leben geht        Zum Projekt gehört
                                                                 auch die Unterstüt-
                                                                                       Dimension verbunden ist. Man glaubt, dass diese
              weiter. Trotz des Übergriffs und auch dank der
                                                                 zung von Frauen in    Macht «etwas» ist, auf das man sich verlassen kann,
              Unterstützung, die sie bekommen hat.                                     das Kraft gibt, einen Ausweg zeigt. Etwa in Psalm
                                                                 armutsbetroffenen
                                                                 Regionen.             121:1 «Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, wo-
                                                                                       her kommt meine Hilfe?» und Psalm 123:1 «Ich erhebe
Ueli Knecht

                                                                                       meine Augen zu dir, zu dir, der du im Himmel thronst.»
                                                                                       Die Lieder vermitteln, dass man in Zeiten der Hilflo-
                                                                                       sigkeit die Augen aufhebt und zu Gott schreit.

                                                                                       Den Blick auf einen höheren Ort zu richten, ist ein
                                                                                       Symbol für die Hingabe an Gott. Hingabe ist keine
                                                                                       fatalistische Haltung im Glauben, im Gegenteil, sie
                                                                                       zeigt ein Ringen um den Glauben und einen Glauben
                                                                                       an die Gegenwart Gottes in den Leiden, die Men-
                                                                                       schen erleben. Auch wenn sich jemand in einem hilf-
                                                                                       losen Zustand befindet und Probleme nicht sofort
                                                                                       gelöst werden, kann er oder sie die Kraft haben, sich
                                                                                       ihnen zu stellen, weil Gott in seiner/ihrer Niederge-
                                                                                       schlagenheit und Hilflosigkeit präsent ist.
                                                                                       Die Lied-Zeilen können für Opfer sexueller Gewalt
                                                                                       stehen, aber auch für die Begleiterinnen im Durebang
                                                                                       Center. Für die Opfer ist es nicht leicht, sich zu er-
                                                                                       heben, aber auch für Begleiter und Beraterinnen ist
                                                                                       es schwer, den Heilungsprozess zu unterstützen, be-
                                                                                       sonders im aktuellen indonesischen Kontext, in dem
                                                                                       es kein Gesetz zur Beseitigung sexueller Gewalt gibt.
               Wir brauchen Ihre Unterstützung                                         Durch das Lied «I Look to You» können wir gemein-
               «Kooperationsprogramm Asien»: Nr. 225.1001                              sam unsere Erfahrungen reflektieren. Ergebt euch,
               Spenden: Konto PC 40-726233-2, Vermerk 225.1001                         aber gebt nicht auf. Gehen wir Hand in Hand und stel-
               oder online: www.mission-21.org/spenden                                 len wir uns der Herausforderung, Gerechtigkeit für die
                                                                                       Opfer von sexueller Gewalt in Indonesien zu erreichen.

                                                                                                                          begegnen 2 | 2021   11
Nachhaltiges Engagement

Unsere Mission im Jahr 2021
Dieses Jahr wird Mission 21 zwanzig Jahre alt. Ein guter
Kurzprofil Mission 21
                                                                                                 unserem zweiten Handlungsfeld: In der inter-
Moment, um zu fragen: Was ist unsere Mission? Und wie                                            nationalen Entwicklungszusammenarbeit set-
                                                                                                 zen wir uns gemeinsam mit unseren Partner-
drückt sie sich in unserer Arbeit aus?                                                           kirchen und -organisationen in Afrika, Asien
 Text: Jochen Kirsch, Direktor Mission 21                                                        und Lateinamerika ein für eine Welt, in der alle
Unsere
Unsere Mission
       Mission                                                                                   Menschen und die gesamte Schöpfung in Frie-
Als                                                                                              den und Gerechtigkeit zusammenleben.
Als Gemeinschaft
      Gemeinschaft von    von Partnerkirchen
                                Partnerkirchen und    und Partnerorganisationen
                                                            Partnerorganisationen in     in vier
                                                                                            vier Kontinen-
                                                                                                 Kontinen-
ten                                Unser    Verständnis       von   Mission    gründet     im
ten setzt
       setzt Mission
              Mission 21   21 seit
                               seit mehr
                                     mehr alsals 200
                                                 200 Jahren
                                                        Jahren weltweit
                                                                 weltweit Zeichen
                                                                             Zeichen derder Hoffnung
                                                                                             Hoffnung aufauf
der
der Basis
      Basis des
              des christlichen
                   christlichen      Glaubens
                                   Glauben,
                                     Glaubens      für
                                                dass    ein
                                                        ein Leben
                                                   füralle          in
                                                                    in Würde
                                                             Menschen
                                                            Leben                für
                                                                                 für alle        Beitrag zur UN-Agenda 2030
                                                                                     alle Menschen.
                                                                          unterschiedlich,
                                                                       Würde               Menschen.
Wir                                aber mitDialog
                                              gleichem     Wert und gleicher      Würde ge- Religionen
                                                                                                 Die Direktion für Entwicklung und Zusam-
Wir tun tun dies
             dies imim respektvollen
                         respektvollen
                                   schaffen Dialog
                                               sind.
                                                      mit
                                                      mit Menschen
                                                      Daher Menschen
                                                               sollten sie
                                                                          unterschiedlicher
                                                                          unterschiedlicher
                                                                            auch  unabhän-      Religionen
                                                                                                 menarbeit    des Bundes (DEZA) anerkennt und
und
und Weltanschauungen.
        Weltanschauungen.             Gemeinsam
                                      Gemeinsam         setzen
                                                        setzenvonwir   uns
                                                                       uns ein
                                                                             ein für
                                                                 wirGeschlecht,   für  eine
                                                                                       eine Welt,
                                                                                              Welt,   in
                                                                                                      in der
                                                                                                         der
alle                               gig  von  ihrer   Ethnie,                       Religion      fördert   diese  Arbeit, weil Mission 21 damit
alle Menschen
       Menschen und  und die
                           die gesamte
                                gesamte Schöpfung
                                            Schöpfung miteinander
                                                           miteinander in  in Frieden
                                                                              Frieden und
                                                                                        und Gerechtigkeit
                                                                                             Gerechtigkeit
zusammenleben.                     oder   geografischer     Herkunft    in gleichem   Masse      wirkungsvoll    dazu  beiträgt, die Ziele für nach-
zusammenleben.
                                   teilhaben können an dem, was die Bibel «Leben haltige Entwicklung der UN-Agenda 2030 zu
Als
Als internationales
       internationales Missionswerk
                               Missionswerk        der
                                                   der evangelischen
                                                         evangelischen       reformierten
                                                                             reformierten Kirchen
                                                                                               Kirchen   der
                                                                                                         der Wir sind überzeugt, dass gerade die
                                   in Fülle für alle»    nennt (Joh 10, 10).                     erreichen.
Schweiz      laden    wir  ein  zur   Partizipation
Schweiz laden wir ein zur Partizipation                  an  der weltweiten
                                                         an der weltweiten      Kirche,   zu einem   solida-
                                      Auf dieser Überzeugung           bauen Kirche,
                                                                                wir unserezu einem   solida-
                                                                                                 Kirchen   von ihrem christlichen Auftrag her, mit
rischen
rischen Engagement,
            Engagement, zum    zum    gegenseitigen
                                      gegenseitigen      Austausch
                                                         Austausch     und
                                                                       und voneinander
                                                                             voneinander     Lernen.
                                   Arbeit   auf – in den     Handlungsfeldern       interna-Lernen.
                                                                                                 ihrer breiten und nachhaltigen Verwurzelung
                                   tionale Lerngemeinschaft und internationale in ihren jeweiligen Gesellschaften und mit ih-
                                   Entwicklungszusammenarbeit.                                   rer internationalen Vernetzung eine ganz we-
                                              Unsere
                                              Unsere Struktur
                                                     Struktur                                    sentliche Rolle spielen können und sollen in der
                                   Internationale Lerngemeinschaft                               Weiterentwicklung unseres Zusammenlebens:
                                                    Die   internationale
                                                    Die wir
                                                          internationale     Zusammenarbeit
                                                                             Zusammenarbeit       auf
                                                                                                  aufundAugenhöhe
                                                                                                        Augenhöhe    spiegelt sich auch in unserer
                                   Zum einen laden            Menschen ein,     an der Fülle hier           weltweit.spiegelt sich auch in unserer
                                                    Struktur:
                                                    Struktur:     Unser    höchstes
                                                                  Unser höchstes       Gremium
                                                                                       Gremium      ist  die
                                                                                                    ist die  Missionssynode.
                                                                                                             Missionssynode.       Hier
                                                                                                                                   Hier entscheiden
                                                                                                                                        entscheiden
                                   unserer weltweiten        Gemeinschaft     von mehr     als      Quer  durch   beide Handlungsfelder     hindurch
                                                    Delegierte
                                                    Delegierte     aus vier   Kontinenten
                                                                   aus vier Kontinenten        über
                                                                                               über  Strategie
                                                                                                     Strategie  und   Ausrichtung
                                                                                                                und zentrale
                                                                                                                      Ausrichtung     der
                                                                                                                                      der Arbeit
                                                                                                                                          Arbeit  von
                                                                                                                                                  von
                                   70 Partnerkirchen,
                                                    Mission   christlichen
                                                               21.            Bewegungen         ziehen   sich  drei             Themen,   die  unse-
                                                    Mission 21.Partnerorganisationen re operative Arbeit seit mehr als 200 Jahren
                                   und interreligiösen
                                   teilzuhaben; Mission
                                                    Mission     21
                                                                21 wird
                                                                    wird unterstützt
                                                     an interkulturellem        Austausch,
                                                                           unterstützt     von
                                                                                           von den     evangelischen
                                                                                                 prägen:
                                                                                                den                     reformierten
                                                                                                           der Zusammenhang
                                                                                                       evangelischen    reformierten    Kirchen
                                                                                                                                    von Religion  der
                                                                                                                                        Kirchen und
                                                                                                                                                  der
                                   solidarischem    Schweiz
                                                    Schweiz
                                                      Engagement(EKS)
                                                                (EKS)und sowie
                                                                         sowie   von
                                                                                 von der
                                                                                       der eidgenössischen
                                                                             gegenseitigem       Entwicklung,Direktion
                                                                                            eidgenössischen      Direktion    für
                                                                                                                              für Entwicklung
                                                                                                                  die Förderung    Entwicklung    und
                                                                                                                                                  und
                                                                                                                                    eines friedlichen
                                                    Zusammenarbeit (DEZA).            Das Werk     ist
                                                                                                   ist durch
                                                                                                        durch die   staatlichen Behörden      als
                                                                                                                                              als ge-
                                   Lernen. DieseZusammenarbeit
                                                      Gemeinschaft von(DEZA). MissionDas    Werk
                                                                                       21 ist    Miteinanders   die
                                                                                                                 vonstaatlichen
                                                                                                                      Menschen Behörden            ge-
                                                                                                                                   unterschiedlicher
                                                    meinnützig      anerkannt,     durch    ZEWO    und   EduQua     zertifi ziert und  Mitglied  des
                                   im Sinne des meinnützig
                                                     obengenannten  anerkannt,
                                                                         Wortes vondurch
                                                                                       JesusZEWO    und EduQua
                                                                                                 ethnischer          zertifi
                                                                                                               und/oder      ziert undHerkunft
                                                                                                                          religiöser    Mitglied und
                                                                                                                                                  des
                                                    Netzwerks
                                                    Netzwerks      ACT
                                                                   ACT   Alliance.
                                                                         Alliance.
                                   geschaffen zum        Dienst an    den   Menschen und die Förderung von Gender-Gerechtigkeit.
                                   an dieser Welt.                                                  All diese Themen sind eng miteinander ver-
Die Grundstruktur der                 Daher    ist  die Einladung    zur   Teilhabe   an  un-    bunden    und in unserer täglichen Arbeit auf-
Unsere
Unsere Handlungsfelder
       Handlungsfelder
Arbeit von Mission 21,             serer   weltweiten     Gemeinschaft      verbunden     mit    einander   abgestimmt.
tabellarisch dargestellt.

              Unsere
              Unsere Themen
                     Themen             Religion
                                        Religion und
                                                 und Entwicklung
                                                     Entwicklung             Interreligiöse
                                                                             Interreligiöse und
                                                                                            und                    Gender-Gerechtigkeit
                                                                                                                   Gender-Gerechtigkeit
                                                                             interkulturelle
                                                                             interkulturelle
                                                                             Friedensförderung
                                                                             Friedensförderung
     Unsere
     Unsere
     Handlungsfelder
     Handlungsfelder

     Internationale
     Internationale                     Teilhabe an
                                        Teilhabe  an weltweiter
                                                      weltweiter             Aufbau einer
                                                                             Aufbau einer weltweiten
                                                                                          weltweiten               Auseinandersetzung
                                                                                                                   Auseinandersetzung
     Lerngemeinschaft
     Lerngemeinschaft                   Kirche in  ihrer gesell-
                                        Kirche in ihrer gesell-              Jugendbewegung
                                                                             Jugendbewegung                        mit der
                                                                                                                   mit der Rolle
                                                                                                                           Rolle von
                                                                                                                                 von Frauen
                                                                                                                                      Frauen
                                        schaftsverändernden
                                        schaftsverändernden                                                        in Kirche, Mission und
                                                                                                                   in Kirche, Mission und
                                        Funktion: Bildung,
                                        Funktion:   Bildung, Aus-
                                                             Aus-                                                  Gesellschaft
                                                                                                                   Gesellschaft
                                        tausch und
                                        tausch  und Begegnung
                                                      Begegnung

     Internationale
     Internationale                     Religiöse Akteurinnen
                                        Religiöse Akteurinnen                Interreligiöse und
                                                                             Interreligiöse  und inter-
                                                                                                  inter-           Überwindung von
                                                                                                                   Überwindung von Gewalt
                                                                                                                                    Gewalt
     Entwicklungszusammen-
     Entwicklungszusammen-              und  Akteure  als Res-
                                        und Akteure als   Res-               kulturelle Zusammen-
                                                                             kulturelle Zusammen-                  an Frauen und Kindern
                                                                                                                   an Frauen und Kindern
     arbeit
     arbeit                             source  für Frieden und
                                        source für Frieden und               arbeit für
                                                                             arbeit für friedliche
                                                                                         friedliche und
                                                                                                    und
                                        nachhaltige  Entwicklung
                                        nachhaltige Entwicklung              inklusive  Gesellschaften
                                                                             inklusive Gesellschaften

12    begegnen 2 | 2021
Kurz gesagt

                                                                                                 Kamerun: Weiterbildung

                                                                  Mission 21
                                                                                                 für Pflegefachleute
                                                                                                 Unsere Partnerkirche in Kamerun, die Presbyterian
                             ßß                                                                  Church in Cameroon (PCC), führt zahlreiche Gesund-
                                                                                                 heitseinrichtungen. Das Pflegepersonal bekommt
                                                                                                 nun die Möglichkeit, sich weiterzubilden: Mit Unter-
                                                                                                 stützung von Mission 21 wird die PCC ein Trainings-
                                                                                                 zentrum aufbauen. In den kommenden zwei Jahren
                                                                                                 sollen sich über hundert Pflegefachpersonen weiter-
                                                                                                 bilden, ab dem dritten Jahr ist auch die Ausbildung
                                                                                                 neuer Fachkräfte geplant. Zur Zeit werden dafür in
                                                                                                 Zusammenarbeit mit den Universitäten Buea und
                                                                                                 Bamenda sowie dem Gesundheitsdepartement der
                                                                                                 PCC ein Curriculum entwickelt und in Limbe im Süd-
                                                                                                 westen des Landes ein Gebäude renoviert. | MG

                                                                                Tanja Giannone
Zwei Bäuerinnen aus dem
Landwirtschaftsprojekt
kehren am Abend               DR Kongo: Frauen sorgen
von der Feldarbeit zurück.
                              für ihr eigenes Saatgut
                              Aus einer Notsituation heraus hat sich in der
                              Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo)
                              ein erfolgreiches Projekt entwickelt. Vor eini-
                              gen Jahren ging die Maniok-Ernte wegen ei-
                              ner Pflanzenkrankheit zurück. Als Alternative
                              setzte der Frauenbund unserer Partnerkirche
                              CEK ein Saatgutprojekt um.
                              Angebaut werden Soja und Mais auf
                              Feldern in Kazembe und Kishiama in der Pro-                        Lateinamerika: Trotz Corona
                              vinz Kwango. Im ersten Semester 2020 ern-
                              teten die Frauen zwei Tonnen Mais, 750 Kilo                        viele Projektfortschritte
                              Erdnüsse und 230 Kilo Bohnen. Ein Teil der
                              Ernte wird als Saatgut verwendet, ein anderer                      Die Coronapandemie hat die Projektarbeit an vielen
                              Teil dient der Ernährung und dem Verkauf. Der                      Orten erschwert. Doch in zahlreichen Projekten in
                              Frauenbund baute zudem ein Saatgutdepot                            Lateinamerika wurden trotz der schwierigen Aus-
                              und verkaufte über 600 Kilo gemahlenen Mais.                       gangslage gute Erfolge erzielt. In Bolivien haben
                              In erster Linie kommt das Projekt dem                              gleich mehrere Partnerorganiationen an besserem
                              Frauenbund und den ihm angeschlossenen                             Zugang zu Trinkwasser und Bewässerung gearbei-
                              Frauen zugute. Durch den Verkauf der land-                         tet. Die Stiftung Machaqa Amawta in Bolivien zum
                              wirtschaftlichen Produkte generieren sie ein                       Beispiel hat in der Gemeinde Ayata ein Bewässe-
                              kleines Einkommen. Hinzu kommt, dass die                           rungssystem aufgebaut. Damit konnten zahlreiche
                              Helferinnen und Helfer auf den Feldern rund                        Bauernfamilien ihre Produktion steigern und diver-
                              CHF 1.30 pro Tag verdienen und schliesslich                        sifizieren. Zudem ist es den Projektteilnehmenden
                              konnten im Zusammenhang mit dem Saat-                              gelungen, durch aktive Lobbyarbeit ihrer Gemeinde
                              gutprojekt insgesamt 120 Bäuerinnen für den                        vier Projekte zur Umsetzung eines Trink- und Be-
                              agrarökologischen Anbau geschult werden.                           wässerungssystems vorzuschlagen.
                              Sie geben die erworbenen Kenntnisse nun in                         In Peru hat die Partnerorganisation Cedepas Solar-
                              ihren Dörfern weiter.                                              duschen konstruiert und so den Zugang zu Warm-
                              Der Anbau von Mais und Soja trägt dazu bei,                        wasser ermöglicht. Dies hilft 25 Familien, insbeson-
                              den von Maniok beherrschten, einseitigen                           dere den Kindern, ihre Hygiene und Gesundheit zu
                              Speiseplan zu erweitern und den Nährwert                           verbessern. All diese Projekte werden in abgelegenen
                              der Mahlzeiten zu verbessern. | MG                                 Regionen durchgeführt, in denen die Menschen unter
                                                                                                 schwierigen wirtschaftlichen und klimatischen Be-
                                                                                                 dingungen leben.
                                                                                                 Im Bereich der Vermarktung war Focapaci, unser
                                                                                                 Projektpartner in El Alto/Bolivien, innovativ. Da we-
Landwirtschaftsprojekt in der DR Kongo                                                           gen der Pandemie keine Märkte für landwirtschaft-
Das Saatgutdepot gehört zum Projekt «Bäuerinnen                                                  liche Produkte stattfanden, wurden virtuelle Ver-
sorgen für lokales Saatgut und ökologischen Landbau.»                                            kaufsstellen auf Social Media eröffnet, Die Büros von
Mehr Informationen: www.mission-21.org/projekte                                                  Focapaci in Elt Alto dienten als Sammelstelle, wo die
Spenden: Konto PC 40-726233-2, Vermerk 197.1813                                                  Produkte unter Einhaltung der Hygienevorschriften
oder online: www.mission-21.org/spenden                                                          abgeholt und verkauft werden konnten. | MG

                                                                                                                                 begegnen 2 | 2021   13
Lebenswelten

                          Sechs Fragen, drei Stimmen
                          aus drei Kontinenten
                          Wie sieht das Leben der Menschen anderswo aus? Drei
                          Menschen, die vertrieben wurden und die wir über unsere
                          Nothilfeprojekte erreicht haben, erzählen – in Südsudan,
                          in Costa Rica und Indonesien.

                          «Wegen eines Überfalls auf unser Dorf
                          mussten wir alles zurücklassen. Wir
                          haben nichts mehr.»

                          Mary K.*, 40, floh vor einem gewalttätigen Überfall auf
                          ihr Dorf im Südsudan.

                          Wo leben Sie im Moment?
                          Wir leben in einer Primarschule im Ort Lainya. Wir sind zu Fuss aus
                          unserem Dorf geflohen.

                          Wie sieht Ihre Unterkunft aus?
                          Ich schlafe mit meinen fünf Kindern und weiteren Vertriebenen in
                          einem kleinen Raum voller Insekten. Wir haben keine Matratzen,
                          sondern liegen auf dem nackten Boden.

                          Wieso sind Sie hierher gekommen?
                          Im Südsudan gibt es Konflikte zwischen Bauern und Nomaden. Eines
                          Tages kamen Mundari-Hirten in unser Dorf. Sie verfolgten und töteten
                          viele der Dorfbewohner. Also flohen wir. Wir rannten einfach weg, bis
                          wir hierher kamen.

                          Wie sah Ihr Leben vor der Flucht aus?
                          Uns ging es gut. Wir hatten kaum Geld, aber es gab immer etwas zu
                          essen, Erdnusspaste oder Cassava und Erbsen, die wir anbauten. Die
                          Kinder und ich waren glücklich.

                          Welche Art von Unterstützung ist für Sie momentan am wichtigsten?
                          Wir brauchen eine Unterkunft, zumindest eine Unterlage zum
                          Schlafen. Lebensmittel und Geschirr. Kleider für die Kinder. Wegen der
                          Kämpfe mussten wir alles zurücklassen. Wir haben nichts mehr.

* Alle Namen der          Wie geht es weiter?
  Redaktion bekannt       Was soll ich sagen? Wir sind hier und können nichts tun.

 14   begegnen 2 | 2021
Dian Lia R.*, 43, musste ihr Haus in Banjarmasin, Indonesien,
                                                    wegen Überschwemmungen verlassen.

                                                    Wo leben Sie im Moment?
                                                    Abends geht die ganze Familie in eine Moschee in der Nähe. Die Tage verbringen
                                                    wir damit, unser Haus wieder instand zu setzen.

                                                    Wie sieht Ihre Unterkunft aus?
                                                    In der Moschee ist Platz für bis zu 500 Menschen. Die Frauen und Kinder sind
                                                    drinnen, die Männer wachen draussen auf den Terrassen.

                                                    Wieso sind Sie hierher gekommen?
   «Das Wasser hat                                  Wegen der Überschwemmungen Anfang Jahr. Die Moschee ist höher gelegen als
   meine Arbeits-                                   die Wasseroberfläche und so fühlen wir uns hier sicherer.

   geräte zerstört                                  Wie sah Ihr Leben vor der Flucht aus?
   und mein                                         Ich habe Textilien mit traditionellen Sasirangan-Mustern und umweltfreund-
                                                    lichen Farben produziert.
   Erspartes ist
                                                    Welche Art von Unterstützung ist für Sie momentan am wichtigsten?
   aufgebraucht.»                                   Gleich nach den Überschwemmungen brauchten wir vor allem
                                                    Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente.

                                                    Wie geht es weiter?
                                                    Ich muss schauen, dass ich wieder arbeiten kann. Die Überschwemmungen
                                                    haben meine Farben und Arbeitsgeräte zerstört und mein Erspartes habe ich
                                                    während der Zeit der Evakuierung aufgebraucht.

  Yasuri O.*, 29, verliess Nicaragua, nachdem sie
  wegen humanitären Einsätzen Drohungen erhalten hatte.

  Wo leben Sie im Moment?
  Ich wohne in der Notunterkunft des DEI** in San José, Costa Rica.

  Wie sieht Ihre Unterkunft aus?
  Wegen der Pandemie habe ich ein Zimmer für mich allein. Wir
  Bewohner*innen teilen Esszimmer, Wohnzimmer und Aussenfläche.

  Wieso sind Sie hierher gekommen?
  2018 brachen Bürgerproteste aus, die gewaltsam niedergeschlagen wur-
  den. Da ich im letzten Jahr meiner Ausbildung zur Krankenschwester                 «Ich hätte nie gedacht,
  war, beschloss ich, Menschen zu helfen, die bei den Zusammenstössen
  verletzt wurden. Ich hätte nie gedacht, dass Solidarität ein Verbrechen
                                                                                     dass Solidarität
  ist, aber für die Regierung von Daniel Ortega ist es das. Nachdem ich              als Verbrechen gilt.»
  von der Universität verwiesen wurde, Drohungen erhalten und die Ge-
  walt gesehen habe, entschied ich, in ein sicheres Land auszuwandern.

  Wie sah Ihr Leben vor der Flucht aus?
  Ich konzentrierte mich auf mein Studium. Eine Trans-Frau in der nica-
  raguanischen Gesellschaft zu sein, bringt viele Herausforderungen mit
  sich. Es ist wichtig, sich für eine gute Ausbildung zu entscheiden.

  Welche Art von Unterstützung ist momentan am wichtigsten?                                 Helfen Sie mit
  Am wichtigsten ist es, einen guten Job zu finden.                                         Unterstützen Sie mit uns Menschen in
                                                                                            Notsituationen.
  Wie geht es weiter?                                                                       Spenden: Konto PC 40-726233-2,
  Das ist ungewiss, also versuche ich, Tag für Tag zu leben und meinen                      oder online: www.mission-21.org/spenden
  Mitmenschen in dem zu helfen, was in meiner Reichweite liegt.
** Departamento Ecuménico de Investigaciones, Partnerorganisation von Mission 21.
                                                                                                                   begegnen 2 | 2021   15
Internationale Lerngemeinschaft

               FriedensKunst:
               Kunst als Brücke zwischen Kulturen
           Die diesjährige Fachtagung von Mission 21 thematisiert das                          unter anderem Aktivitäten in den Bereichen
           friedensfördernde Potential von Kunst im interkulturellen                           Bildung und Gleichstellung. Doch auch der re-
                                                                                               flektierte interkulturelle Austausch stärkt Ver-
           Dialog. Wie kann Kunst Menschen und Kulturen verbinden?                             ständigung und friedlichere Gesellschaften. Die
           Text: Claudia Buess, Mission 21                                                     Fachtagung trägt zu diesem Austausch bei.
                                                                                                  Referierende und Workshop-Leiter*innen
                                                                                               mit spezifischen Kenntnissen begleiten durch
                                                                                               die Veranstaltung: Prof. Johannes Küster, Reli-
                                                                                               gionswissenschaftler aus Mainz, interpretiert
vvh-basel.ch

                                                                                               anhand von Bildern, wie Künstlerinnen und
                                                                                               Künstler Brücken über kulturelle und religiöse
                                                                                               Grenzen bauen und Fundamentalismus und
                                                                                               Unterdrückung trotzen.
                                                                                                  Der Basler Kulturwissenschaftler Dr. Caspar
                                                                                               Battegay spürt jüdischen Figuren in populären
                                                                                               Netflix-Serien, wie «Unorthodox» oder «Shti-
                                                                                               sel» nach. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie
                                                                                               solche Figuren nicht bloss Klischees reprodu-
                                                                                               zieren, sondern zu mehr kultureller Diversität
                                                                                               beitragen können.
                                                                                                  Hannan Salamat, Fachleiterin für Islam am
                                                                                               Zentrum für interreligiösen Dialog in Zürich,
                                                                                               untersucht, wie Kunst einen Perspektivenwech-
                                                                                               sel auslösen kann, der die Grenzen zwischen
                                                                                               dem «Wir» und dem «Anderen» überspringt
                                                                                               und einen Begegnungsraum eröffnet.
               Kunst hat das Potential,
               ein friedliches Zusammen-                                                       Interaktive Workshops
               leben zu fördern.
                                             Alle Kulturen bringen Kunst hervor und Kunst      Im Anschluss an die Referate stehen vier Work-
                                             kann Menschen unterschiedlicher Kulturen und      shops zur Auswahl: Die Schauspielerin, Tänze-
                                             mit unterschiedlichen Hintergründen erreichen     rin und Theaterpädagogin Kapi Kapinga Grab
                                             und berühren. Wie lässt sich das Potential von    thematisiert, wo sich in der Kunst subtiler und
                                             Kunst nutzen, um mehr Verständigung und ein       struktureller Rassismus versteckt und wie sich
                                             friedliches Zusammenleben zu fördern? Dieser      Denkmuster aktiv verändern lassen. Der inter-
                                             Frage geht die diesjährige Fachtagung von Mis-    aktive Workshop schärft das Bewusstsein und
                                             sion 21 nach.                                     animiert zum Handeln.
                                                Interreligiöse und interkulturelle Friedens-      Sabine Rotach, Leiterin Bildung und Ver-
                                             förderung ist ein Schwerpunkt in der Arbeit       mittlung des Museums der Kulturen in Basel,
                                             von Mission 21. Um einen Beitrag zur Friedens-    erprobt mit den Teilnehmenden, wie Kunstob-
                                             förderung zu leisten, arbeiten wir auf mehre-     jekte helfen können, eine Kultur zu verstehen
                                             ren Ebenen. Friedensförderung ist ein Teil der    und wie sie vielleicht auch Auskunft geben zu
                                             Entwicklungszusammenarbeit. Dazu gehören          Fragen, die uns heute beschäftigen.
                                                                                                  Theologe Dr. Christian Weber von Mission 21
                                                                                               zeigt auf, wie Kunstwerke aus verschiedenen
                                                                                               kulturellen Kontexten Bibeltexte interpretie-
                    Fachtagung:                                                                ren und so aus der Bibel einen transkulturellen
                    Information und Anmeldung                                                  Friedenstext machen, der zur Verständigung
                                                                                               beiträgt.
                    Wann: 21. Juni 2021 von 9.00 Uhr bis 17 Uhr.                                  Leila Semaan, Kulturvermittlerin und Thea-
                    Wo: Je nach Situation online oder im Missionshaus,                         termacherin in Hannover, zeigt anhand der Er-
                    Missionsstrasse 21, 4055 Basel.                                            fahrungen der Teilnehmenden, wie künstlerische
                    Anmeldung und Informationen: www.mission-21.org/fachtagung                 Interventionen Konflikte verwandeln können
                                                                                               und das friedvolle Zusammenleben stärken.

               16    begegnen 2 | 2021
Engagiert

Madame Curry
Wer das «Missionscurry» einmal probiert hat, füllt die Dose

                                                                                                                                      Miriam Glass
immer wieder auf. Irene Berner sorgt für Nachschub: Als
Freiwillige füllt sie das Pulver in Dosen und Nachfüllbeutel ab.

Der Titel «Madame Curry» passt zu Irene                ihrer Suche nach Wa-
Berner. Nicht nur, weil sie tatsächlich Her-           ren mit der Kalebasse in
rin über das vielverkaufte indische Curry von          Kontakt, dem damaligen
Mission 21 ist, seit sie dieses alle zwei Wochen       Laden von Mission 21.
von neun-Kilo-Ballen in Dosen und Beutelchen           Das Geschäft heisst heu-
umfüllt. Sondern auch, weil «Madame Curry»             te Mercifair und ist von-
ein bisschen klingt wie «Madame Curie». Ma-            Mission 21 unabhängig.
dame Curie, das war die Frau, die die Radioak-            In der Kalebasse be-
tivität entdeckt hat. Irene Berner weist lachend       gann Irene Berner kurz
auf diese Verbindung hin. Sie meint es nicht           darauf als freiwillige
ernst, aber: Obwohl Irene Berner keine bahn-           Helferin. Vom «Mädchen
                                                       für alles» wurde sie zur
                                                       Curry-Verantwortlichen.
«Ich leiste meinen                                     Als ausgebildete Hand-
Einsatz für die Menschen                               arbeitslehrerin gab sie
                                                       später auch Kurse an
in den Projekten.»                                     den Werktagen, sie leite-                     Irene Berner mit Curry scharf
                                                       te 17 Jahre die Basargruppe Lenzburg und      und Curry mild im Garten
                                                                                                     des Basler Missionshauses.
brechende Entdeckung wie die Nobelpreisträ-            betreut noch heute einen Stand am Ba-
gerin Curie gemacht hat, teilt sie doch einige         zar von Mission 21. Warum setzt sie sich
Eigenschaften mit ihr. Auch Irene Berner bleibt        dermassen ein? «Ich arbeite für die Men-
an Dingen dran und verfolgt das, was ihr wich-         schen in den Projekten», antwortet Irene
tig ist, beharrlich und mit grossem Einsatz.           Berner. Es sei ein Luxus, nicht überall auf
   Eingesetzt hat sie sich zum Beispiel jahr-          materiellen Lohn angewiesen zu sein. «Es         Curry bestellen
zehntelang für fairen Handel. Als Verantwort-          kommt vieles zurück: Wertschätzung, Be-          Das Curry aus Kerala
liche für Ökumene, Mission und Entwicklung             gegnungen, Beziehungen». Die Stunden             können Sie bestellen:
(OeME) in der Kirchenpflege in Lenzburg wollte         aus Irene Berners freiwilligem Einsatz           www.mission-21.org/shop
sie in den 80er Jahren an kirchlichen Anlässen         lassen sich nicht mehr zählen – Mission 21       oder telefonisch:
fair gehandelte Produkte anbieten. Das gab es          bedankt sich herzlich für dieses wertvolle       061 260 22 36
damals noch kaum. Und Irene Berner kam auf             Engagement! | MG

   Kampagne 2021: Unsere Zukunft bilden wir gemeinsam
   Mit unserer diesjährigen Kampagne rücken wir unsere Bildungsarbeit in
   den Fokus. Wir beleuchten die Bedeutung von Bildung im Weltsüden wie
   auch in der Schweiz. Denn für friedliche, inklusive und gerechte Gesell-
   schaften braucht es Bildung für alle sowie Begegnungen auf Augenhöhe.
   Im Zentrum unserer Kampagne stehen besonders verletzliche Kinder in
   Tansania. Wir unterstützen sie unter anderem mit der Finanzierung von
   Schulmaterial und Schuluniformen, damit sie am Unterricht teilnehmen
   können und so Bildung erhalten.

   Kampagnenzeitraum:
   26. September bis 10. Dezember 2021

Auskünfte zur Kampagne und zu Mitwirkungsmöglichkeiten
Kontakt: Kevin Ischi, Tel. 061 260 23 37, kevin.ischi@mission-21.org
Informationen: www.mission-21.org/kampagne

                                                                                                             begegnen 2 | 2021   17
Foto aus dem Archiv der Basler Mission, BMA-30.61.020   Ein Bild, eine Geschichte

                                                                                                                                                Wegen Aasfliegen an der Zimmerdecke wird
                                                                                                                                                diese heruntergerissen und eine weitere tote
                                                                                                                                                Ratte kommt zum Vorschein. Die Decke aus
                                                                                                                                                Palmblättern wird verbrannt, das Haus erneut
                                                                                                                                                desinfiziert. Im Dach des Stalls steckt eine wei-
                                                                                                                                                tere tote Ratte – es wird verbrannt, der Stall
                                                                                                                                                desinfiziert. Zur Sicherheit wird auch das Zie-
                                                                                                                                                geldach des Wohnhauses abgedeckt «damit
                                                                                                                                                die Sonne hineinbrennen könne, deren Licht &
                                                                                                                                                Wärme die Pestkeime zu zerstören vermag.»
                                                                                                                                                   In ihrem Bericht nach Basel schreibt Hele-
                                                                                                                                                ne Krauss, dass Häuser mit «Pestratten» oder
                                                                                                                                                einem Pestfall aussen gekennzeichnet wurden,
                                                                                                                                                auch mit dem Datum der Desinfektion. Das Be-
                                                                                                                                                treten war demnach für eine gewisse Zeit nicht
                                                                                                                                                mehr erlaubt.

                                                                                                                                                Quarantäne damals und heute
                                                                                                                                                Ende des 19. Jahrhunderts rollte die dritte und
                                                                                                                                                letzte Pestwelle mit rund 15 Millionen Toten
                                                        «Schülerinnenheim in Kalikut von der Hofseite (ca. 1910)». Ähnlich darf man sich auch   über den Globus, besonders Asien war betrof-
                                                        das Mädchenheim in Mangalore vorstellen, von dem kein Bild überliefert ist.             fen. 1898 wurde der Erreger der Pest entdeckt.
                                                                                                                                                Durch die Erforschung der Übertragungswege

                                                        Mit Desinfektionsmittel
                                                                                                                                                leiteten sich neue Wege der Bekämpfung ab.
                                                                                                                                                   Es mag gewagt sein, die Pest und Covid-19 zu
                                                                                                                                                vergleichen. Doch beide sind Pandemien und im

                                                        gegen Pestratten
                                                                                                                                                Umgang mit den Erregern gibt es erstaunliche
                                                                                                                                                Parallelen: Damals wie heute gibt es Vorgaben
                                                                                                                                                der Behörden und eine eigene Abteilung zur
                                                                                                                                                Pandemiebekämpfung. Schon damals gab es
                                                        Das Mädchenheim der Basler Mission im indischen Mangalore                               Schliessungen von Schulen und Betrieben we-
                                                        wurde im April 1902 eingeweiht. Ein halbes Jahr später war es                           gen möglicher Infektionsquellen, dazu Quaran-
                                                                                                                                                täne und strikte Massnahmen im Bereich der
                                                        eine verlassene Bauruine. Schuld daran war die Pest.                                    Desinfektion. Kommt uns das nicht irgendwie
                                                        Text: Andrea Rhyn, Mission 21                                                           bekannt vor?
                                                                                                                                                   Ein Hauch von Desinfektion weht auch durch
                                                                                        Im Oktober 1902 wird eine tote Ratte im Mäd-            das Archiv von Basler Mission und Mission 21.
                                                                                        chenheim in Mangalore entdeckt. Für die Vor-            Auch nach dem Lockdown Nr. 2 befolgen wir
                                                                                        steherin des Heims, Helene Krauss, nicht ganz           strikte Schutzmassnahmen. Nach dem ersten
                                                                                        unvorhersehbar: «Seit Wochen hatte die Pest-            Lockdown galt eine Zeit lang sogar, dass be-
                                                                                        gefahr meinem Mädchenheim mehr gedroht                  nutzte Bücher und Archivalien fünf Tage in
                                                                                        denn je. Die Kinder hatten das Nötigste zusam-          Quarantäne mussten, bevor sie wieder berührt
                                                                                        men zu packen & das Haus sofort zu verlassen            werden durften!
                                                                                        für 10 Tage.» ... «Von dem Vorfall musste sofort           Das Mädchenheim in Mangalore wurde nach
                                                                                        Anzeige gemacht werden, am folgenden Tag er-            der Pandemie wieder aufgebaut, das Leben kam
                                                                                        schien der Pestinspektor mit etwa 12 Kulis, um          wieder in Gang. Eine Perspektive auch für die
                                                                                        die Desinfektion des Hauses vorzunehmen.»               heutige Zeit.

                                                              Friends of the Archives
                                                              Unser Archiv dokumentiert umfassend und in vielen Facetten mehr als 200 Jahre Missions-
                                                              und Weltgeschichte. Menschen aus der ganzen Welt nutzen jedes Jahr unsere Bestände für ihre
                                                              vielfältigen Forschungsfragen.
                                                              Helfen Sie mit, das historische Kulturgut dieses einzigartigen Archivs zu bewahren und werden
                                                              Sie Mitglied in unserem Gönnerclub «Friends of the Archives».

                                                              Weitere Informationen: https://www.mission-21.org/forschungsarchiv

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