Starke Frauen für eine bessere - Welt Seite 4 - Lebenswelten: Drei Vertriebene - Mission 21
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Lebenswelten: Drei Vertriebene erzählen Seite 14 Starke Frauen für eine bessere Welt Seite 4 Nr. 2, Juni 2021
Inhalt Vorwort des Direktors 3 Fokus Gender-Gerechtigkeit 4 Malaysia: Einkommen für Frauen – Gewinn für alle 5 Kamerun: Gleichstellung und HIV-Prävention 6 Peru: Demokratie gibt es nur mit Frauen 7 Persönlich: Josefina Hurtado-Neira 8 Projekt aktuell 9 Hilfe für gewaltbetroffene Frauen und Kinder in Indonesien 9 Impressum Die gute Nachricht von Ira Imelda, Indonesien 11 begegnen Nr. 2 Juni 2021 Herausgeberin: Mission 21, Unsere Mission im Jahr 2021 12 Evangelisches Missionswerk Basel, Missionsstrasse 21, Kurz gesagt 13 4009 Basel «begegnen» erhalten Gönnerinnen und Gönner Lebenswelten: Stimmen aus drei Kontinenten 14 von Mission 21 viermal jährlich ab einem Beitrag von 25.– im Jahr. Internationale Lerngemeinschaft 16 Auflage: 15 100 Ex. Fachtagung zum Thema «FriedensKunst» 16 Redaktion: Miriam Glass Layout: vvh-basel.ch Gedruckt in der Schweiz: Engagiert 17 Gremper AG, Basel Madame Curry: Irene Berner sorgt für volle Currydosen 17 ISSN: 2673-8635 Kampagne 2021: Unsere Zukunft bilden wir gemeinsam 17 Titelbild: Frauen aus dem Projekt «Gesundheits- versorgung und HIV- Prävention» in Kamerun. Archiv: Ein Bild, eine Geschichte 18 Foto: Tanja Giannone Agenda 19 Trägervereine von Mission 21 sind die Basler Mission, die Evangelische Mission im Kwango und die Herrnhuter Mission. Spendenkonto: PC 40-726233-2 2 begegnen 2 | 2021
Vorwort des Direktors Liebe Leserin, lieber Leser Unter säkularen Unternehmen gehört es inzwischen geradezu zum guten Ton, eine «Mission» zu haben. Für ein christliches Missionswerk ist es dagegen heutzutage ungleich schwerer, von «Mission» zu sprechen, ohne in weitschweifige und apologetische Erklärungen darüber zu verfallen, wer wir sind und was wir tun. Zu stark sind populäre Zerrbilder in vielen Köpfen, die christliche Mission einseitig und generalisierend gleichsetzen mit der Entwürdigung von Menschen und der Zerstörung ihrer Kultur. Umso wichtiger ist es uns daher, unser Selbst- verständnis und unsere Arbeit als Missionswerk allgemeinverständlich und prägnant dar- zustellen. Meine Ausführungen dazu finden Sie auf Seite 12. Eines der zentralen Themen, in denen dieses Selbstverständnis zum Ausdruck kommt, ist der Einsatz für Gender-Gerechtigkeit; und das nicht erst seit #MeToo. Er zieht sich durch all unsere Handlungsfelder und durch alle Programme und Projekte unserer Entwicklungs- zusammenarbeit. So zeigt sich zum Beispiel in der HIV-Prävention, dass der Kampf gegen sexuelle Gewalt enorm wichtig ist, um die Ansteckungsraten zu senken. Mehr darüber erfah- ren Sie von Projektkoordinatorin Rita Mbah aus Kamerun im Beitrag ab Seite 4, der auch die Verbindung von Gender-Gerechtigkeit mit Einkommensförderung und Bildung verdeutlicht. Um den Kampf gegen sexuelle Gewalt geht es auch bei der Arbeit unserer Partnerkirche GKP. Sie führt in Bandung in Indonesien eine Notunterkunft für Frauen, die Gewalt erlebt haben. Im Jahr 2020, dem ersten Jahr der Corona-Pandemie, haben sich die Anfragen von Gewalt- opfern vervierfacht. Dieser enorme Anstieg hat verschiedene Gründe, aber er zeigt eines deutlich: Wir werden noch lange unterwegs sein auf unserem Weg hin zu einer Welt, in der niemand aufgrund seines Geschlechts diskriminiert oder bedroht wird. Ich danke Ihnen, dass Sie uns auf diesem Weg wohlwollend begleiten und wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Ihr Pfarrer Jochen Kirsch, Direktor Mission 21 Unsere Angebote online Sie erhalten dieses Magazin vier Mal jährlich. Doch auch in der Zeit zwischen den Ausgaben haben wir interessante Informatio- nen für Sie. Zum Beispiel im Newsletter und auf unserer Website. Wenn Sie über unsere Projekte und die Zusammenarbeit mit den Partnern auf dem Laufenden bleiben wollen, abonnieren Sie den Newsletter und folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Linkedin. Informationen zur Newsletter-Anmeldung und weiteren Online-Angeboten finden Sie unter www.mission-21.org begegnen 2 | 2021 3
Fokus Gender-Gerechtigkeit Starke Frauen für eine bessere Welt Noch sind in keinem Land der Welt Menschen unterschiedlicher Geschlechter in allen Belangen gleichgestellt. Diskriminierung auf- grund des Geschlechts ist ein globales Problem. Mission 21 bekämpft diese Ungerechtigkeit in all ihren Projekten und Programmen. Warum der Einsatz für Gender-Gerechtigkeit so wertvoll ist, zeigt sich unter anderem in den Projekten in Malaysia, Kamerun und Peru. Text: Eva Sidler, Mission 21 zVg Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Ge- Da die deutsche Sprache keinen Unterschied genden der Welt: Junia Anilik aus Malaysia, Rita zwischen biologischem und sozialem Ge- Mbah aus Kamerun umd Yolanda Choquecota schlecht macht, verwenden wir den englischen aus Peru. Ihr Alltag und ihr Umfeld sind sehr Begriff «Gender», um damit auf die gesell- verschieden. Doch sie alle beschäftigt dasselbe schaftliche Rolle verschiedener Geschlechter Thema und sie arbeiten auf dasselbe Ziel hin: hinzuweisen. Diese gesellschaftliche Rolle be- Alle Menschen sollen frei von Diskriminierung rücksichtigt Mission 21 in all ihren Wirkungs- und Gewalt leben können. Alle Menschen – auch bereichen. Das Ziel ist es, die Verletzlichsten Frauen. einer Gesellschaft zu unterstützen und dazu Rita Mbah koordiniert ein Projekt zur HIV- gehören meist Mädchen und Frauen. Prävention in Kamerun, Junia Anilik arbeitet in Malaysia dafür, dass Frauen mehr Einkommen erwirtschaften können und Yolanda Choque- cota setzt sich in Peru für die Rechte indigener Frauen ein. Helfen Sie mit Junia, Rita und Yolanda sind drei von vielen wichtigen Frauen in den Projekten von Die Beispiele aus Malaysia, Kamerun und Peru zeigen, wie der Ein- Mission 21, denn in allen Arbeitsbereichen ist satz für Frauen und Mädchen sich durch sämtliche Projekte von das Ziel der Gender-Gerechtigkeit zentral. Die Mission 21 zieht. Gender-Gerechtigkeit auf allen Ebenen zu berück- Beispiele, über die Sie auf den kommenden sichtigen, ist Ziel des «Gender-Mainstreaming», einer der Hand- Seiten mehr erfahren, zeigen: Ob es um Ein- lungslinien unseres Programms für Gender-Gerechtigkeit. Helfen Sie mit, Frauen und Mädchen vor Übergriffen zu schützen und ihnen kommensförderung geht, um HIV-Prävention Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Einkommen zu und Bildung oder um poltitische Teilhabe – ermöglichen. überall stellt sich die Frage, ob Verbesserungen in diesen Bereichen wirklich allen Menschen Programm für Gender-Gerechtigkeit: Nr. 840.1005 zugutekommen und was es dafür braucht, dass Spenden: Konto PC 40-726233-2, oder mission-21.org/spenden dies der Fall ist. Mehr Informationen: www.mission-21.org/gender 4 begegnen 2 | 2021
Gefragte Arbeit: Die Produzentinnengruppe Lompozou in Sabah, Malaysia, erhielt vom Malaysia: Einkommen für bei, ihre Familien zu ernähren und unterstüt- lokalen Spital den Auftrag Frauen – Gewinn für alle zen soziale Initiativen ihrer Gemeinden. zur Produktion von 600 Noria Majaman, die Projektkoordinatorin Schutzanzügen für das Junia Anilik arbeitet für ein Projekt zur Ein- vor Ort, beobachtet, dass der wirtschaftliche medizinische Personal. kommensförderung für indigene Gemeinschaf- Erfolg auch das Selbstbewusstsein der Frauen ten in Malaysia. Sie sagt: «Wenn Frauen ihr stärkt: «Gerade während der Pandemie habe eigenes Einkommen haben, gleicht das Macht- ich gemerkt, wie sie sich und andere motiviert verhältnisse aus. Die Frauen gewinnen die Frei- haben.» Die Gruppen bleiben inmitten der ak- heit, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.» tuellen Wirtschaftskrise wandlungsfähig. Viele Bei ihrer Arbeit stellt sie immer wieder fest, Produzentinnen sind auf den Verkauf ihrer Pro- dass die Aktivitäten, die Frauen ein eigenes dukte über die sozialen Medien umgestiegen, als Einkommen ermöglichen, zu gleichberechtig- die Märkte wegen der Lockdowns schlossen. Ei- teren Gemeinschaften führen. nige begannen mit der kommerziellen Haltung In Malaysias ärmstem Bundesstaat Sabah ist von Hühnern und Fischen, denn Nahrungsmit- Mission 21 mit Projekten für Bildung und Ein- tel sind auch während eines Lockdowns gefragt kommensförderung präsent. Diese tragen dazu und können in der Regel auch verkauft werden. bei, starke Gemeinschaften zu bilden. Dabei fo- kussieren die Projekte auf die Förderung von Von der Hausfrau zur Lehrerin Frauen, denn Frauen sind stärker von Armut Dass finanzielle Eigenständigkeit selbstbe- betroffen als Männer. Das Einkommensförde- wusst macht, zeigt sich zum Beispiel bei Jurina, rungsprojekt bietet unter anderem Weiterbil- einer Begünstigten der Projekte zur Einkom- dung in traditionellen Handarbeiten an, zum mensförderung. Die Mutter von sieben Kindern Beispiel dem Fertigen von Hüten, bestickter ist Mitglied einer Produzentinnengruppe. 2017 Kleidung oder Webteppichen. Gemeinsam ver- verstarb ihr Ehemann nach 23 Jahren Ehe an markten die Ausgebildeten anschliessend ihre Hepatitis. Bis dahin war Jurina Vollzeit-Haus- Produkte. Sie sind dabei erfolgreich: Mit dem frau gewesen, während ihr Mann sich um die erwirtschafteten Einkommen tragen sie dazu finanziellen Angelegenheiten gekümmert hatte. begegnen 2 | 2021 5
Fokus Gender-Gerechtigkeit Neu die alleinige Verantwortung für die Familie Kamerun: Gleichstellung und HIV-Prävention zu tragen, war schwierig, ihr jüngstes Kind war noch nicht einmal zwei Jahre alt. Sie erzählt: «Fast jeden Tag weinte ich.» Rita Mbah koordiniert ein Projekt zur HIV- 2018 kam für Jurina die Wende. Sie wur- Prävention und -Behandlung in Kamerun. Die de Teil der Lompozou-Handwerksgruppe der Presbyterianische Kirche in Kamerun, Part- Protestantischen Kirche in Sabah, einer Part- nerkirche von Mission 21, leistet mit diesem nerkirche von Mission 21. In der Gruppe lernte Projekt Aufklärungsarbeit in den Gemeinden. sie, Perlenschmuck herzustellen, zu weben und Betroffene können sich gratis testen lassen und zu sticken sowie ihre Produkte zu vermarkten. erhalten Beratung. 2020 erreichte die PCC mit Schon bald konnte sie Einkommen erwirtschaf- diesen Aktivitäten über 55 000 Menschen. ten. Heute bildet sie andere Frauen im Weben Das Projekt richtet sich an alle Betroffenen, aus. «Ich hätte mir nie vorstellen können, dass doch Rita Mbah stellt fest, dass es besondere ich eines Tages Lehrerin bin», sagt sie stolz. Ansätze braucht, um Frauen zu erreichen und zu schützen. 2019 steckten sich in Kamerun 4800 Männer neu mit HIV an, dagegen steht die zVg Neuansteckung von 17 000 Frauen. «Wir sehen: Die HIV-Epidemie hat ein weibliches Gesicht», sagt Rita. Ein wichtiger Risikofaktor für eine HIV-Übertragung ist sexuelle Gewalt. Frauen und Mädchen, die sexuelle Gewalt erleben, haben ein etwa dreifach höheres Risiko, sich im Laufe ihres Lebens mit HIV anzustecken. Rita sagt: «Wenn wir also ein Ende der Aids- Epidemie sehen wollen, müssen wir gegen ge- schlechtsspezifische Gewalt vorgehen.» Tests und Medikamente reichen nicht aus Wie bei der Corona-Pandemie gilt auch bei der HIV-Epidemie das Testen als eine der Top-Stra- tegien zur Bekämpfung des Virus. Doch Rita Jurina mit selbst gefertigtem Perlenschmuck. Detlef Lienau Auch in Krisenzeiten widerstandsfähig Mit Beginn der Pandemie wurde es für Jurina schwierig: «Die Verkäufe sind zusammenge- brochen. Ich arbeite nun auch auf Reisfeldern.» Doch im November 2020 gab es einen Licht- blick. Die Produzentinnengruppe erhielt vom lokalen Spital den Auftrag zur Produktion von 600 Schutzanzügen für das medizinische Per- sonal. Dieses Jahr folgte ein Auftrag für Schul- uniformen. Jurina sagt: «Meine Nachricht an alle Frauen da draussen, die wie ich Schwierig- keiten erleben: Gebt nie auf!» Mit dem Erfolg von Jurina und der Produzen- tinnengruppe, die selbst in Krisenzeiten den Mut nicht verlieren und innovativ sind, zeigt sich, wie die Projekte Gemeinschaften stärken. Jurina kann ihren vier schulpflichtigen Kin- dern Bildung ermöglichen und trägt so dazu bei, dass sie später eine gute Stelle finden. Ihre ökonomische Selbständigkeit stützt damit die ganze Gemeinschaft. Diese Frauen fertigen in einer Gruppe Handwerksarbeiten zum Verkauf an. 6 begegnen 2 | 2021
Dorothee Adrian hat festgestellt, dass Tests und Medikamente zur Bekämpfung nicht ausreichen. Es braucht weitere Strategien wie sexuelle Aufklärung und Bildung, und es braucht einen Ansatz, der eine Genderperspektive miteinbezieht. Rita bemerkte in ihren HIV-Sensibilisie- rungsworkshops mit Gemeindearbeiter*innen «grosses Unwissen bezüglich Themen wie Gender und geschlechtsspezifischer Gewalt». Sie zeigt daher in den Workshops auf, wie HIV- Prävention mit einem Bewusstsein für Gender- Gerechtigkeit verknüpft ist. Frauen und Mäd- chen sind häufiger von Armut betroffen. Das setzt sie wiederum einem grösseren Gewaltri- siko aus, denn sie haben beispielsweise weni- ger Kapazitäten, aus Missbrauchsbeziehungen auszubrechen. Rita Mbah hat mit ihrem Krisen verschlimmern Ungleichheiten Team das «Freemind Rita berichtet: «Durch Kameruns gewaltvolle zu Themen wie persönliche Entwicklung, Be- Center» aufgebaut, wo junge Erwachsene politische Krise mit Hundertausenden von ziehungen und Sex. Das Team informiert über Informationen erhalten, Vertriebenen und durch die Pandemie sind die sexuell übertragbare Krankheiten und Formen zum Beispiel über sexuell Fallzahlen von sexuellem Missbrauch und Ver- von sexueller Gewalt. In Kursen wie «Sexy, übertragbare Krankheiten gewaltigung gestiegen.» Ein weiteres Problem clever und sicher» kommen auch Geschlech- und Formen sexueller ist, dass viele Frauen nur wenig Wissen über terrollen und Gleichberechtigung zur Sprache. Gewalt. ihre Sexualität und ihre Rechte haben: «Sie wis- Es wird aufgezeigt, wie patriarchale kulturelle sen nicht, dass das, was sie erleben, Missbrauch Normen und Werte die Rechte und Würde von ist.» Auch darum haben Rita und ihr Team Frauen und Mädchen verletzen können. Jugend- letztes Jahr ein Sexualkunde-Zentrum eröffnet. liche über sexuelle Themen aufzuklären, geht Das «Freemind Center» in Buea bietet Ju- also Hand in Hand mit der Arbeit hin zu einer gendlichen und jungen Erwachsenen Beratung gendergerechten Welt. Peru: Demokratie gibt es indigene Bevölkerung und ihre Kultur in der nur mit Frauen peruanischen Bevölkerung ihren Platz finden. Neben Forschung und akademischer Bildung Yolanda Choquecota ist Bäuerin. In Peru ge- zu Themen wie Dekolonialisierung und inter- hört sie zu den verletzlichsten, gleich mehrfach kulturellem Dialog bietet das Institut auch diskriminierten Gesellschaftsgruppen: Sie ist Kurse für die indigenen Bauerngemeinden an. indigen, überdurchschnittlich von Armut be- troffen, hat nur die Primarschule besucht und «Wir müssen jeden Tag kämpfen» ist weiblich. Es gibt Unterricht in den Bereichen Umwelt- Doch sie hat es geschafft, sich in der Gesell- schutz, Klimawandel, Landwirtschaft, poli- schaft Gehör zu verschaffen: Die 43-Jährige ist tische Partizipation und Gleichberechtigung. Präsidentin der Aymara-Frauenvereinigung. Ein Ziel ist es, dass die Teilnehmerinnen nach Die Aymara zählen neben den Quechua zu den den Kursen für ihre Anliegen einstehen kön- grössten indigenen Gruppen Perus. nen, zum Beispiel, indem sie bei Wahlen kan- Yolanda Choquecota hat gelernt, für die An- didieren. Damit das von politischen Unruhen liegen ihrer Gruppe einzustehen. Sie besuchte durchzogene Peru eine starke, demokratische die Gemeinschaftsschule «Kullakanakana Sar- und gerechte Gesellschaft wird, ist die Reprä- tawipa», auf Deutsch: «Das Gehen der Schwe- sentation indigener Frauen auf politischer Ebe- stern». Die Schule ist Teil eines von Mission 21 ne unabdingbar. unterstützten Projekts der lokalen Partneror- Yolanda fühlt sich durch das neue Wissen ganisation IDECA. Im Projekt werden indigene gestärkt, bemerkt jedoch: «Als Aymara-Frauen Frauen in ihrer kulturellen Identität und Bil- müssen wir weiterhin jeden Tag kämpfen, um dung gestärkt. weiterzukommen.» Mission 21 unterstützt Das IDECA (Institut für das Studium der an- Frauen wie Yolanda auf diesem Weg hin zu ei- dinen Kulturen) setzt sich dafür ein, dass die ner Welt ohne Diskriminierung. begegnen 2 | 2021 7
Fokus Gender-Gerechtigkeit – persönlich «Wir wollen Gerechtigkeit – aber momentan herrscht Unrecht» Josefina Hurtado setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte von Frauen ein. Ein Rückblick auf die Arbeit als Leiterin der Stabsstelle Frauen und Gender bei Mission 21. Interview: Eva Sidler, Mission 21 Was bedeutet der Begriff Gender-Gerechtig- Anliegen indigener Frauen im Parlament grös- Mission 21 keit? Warum heisst das Programm von seres Gehör finden. Eine Herausforderung ist es Mission 21 so und nicht zum Beispiel Programm nun, diese Errungenschaften weiter zu beglei- für Gleichberechtigung? ten und diese ersten Erfolge auszubauen. Unser Ziel ist, Gleichberechtigung für alle zu schaffen. Denn unser Startpunkt ist keine Welt- Wo ist der Handlungsbedarf besonders gross? gemeinschaft, in der dies erreicht ist, sondern Jeder Mensch soll sagen können: «Über meinen eine, in der eine grosse Ungleichheit herrscht. Körper bestimme ich!» Doch viele Frauen besit- In unserem Programm geht es darum, Gerech- zen dieses Recht der Selbstbestimmung nicht. tigkeit herzustellen. Der Name weist darauf hin, Mädchen werden zwangsverheiratet. Jede dritte Josefina Hurtado-Neira dass momentan Unrecht herrscht. Wir arbeiten Frau erlebt mindestens einmal in ihrem Leben leitete acht Jahre lang die mit Personen, deren Rechte verletzt sind und körperliche und/oder sexuelle Gewalt. Auf dem Stabsstelle Frauen und unterstützen sie, zu ihrem Recht zu gelangen. Körper der Frau liegen so viele gesellschaftliche Gender bei Mission 21. Mission 21 sagt damit klar: «Hier herrscht eine Zwänge. Jeder Mensch soll jedoch frei sein, sel- Ungerechtigkeit und die wollen wir beseitigen!» ber über sich zu entscheiden. Hat das Programm schon Früchte getragen? Warum ist es wichtig, dass sich glaubens- Ein Fokus liegt auf der Weiterbildung unserer basierte Organisationen wie Mission 21 im Partner*innen. Sie lernen, wie sie die Men- Bereich der Frauenmenschenrechte einsetzen? schenrechte der Frauen auf lokaler Ebene ein- Kirchen sind grosse Netzwerke und die Kirche fordern können, etwa mithilfe internationaler ist nahe bei den Menschen. Sie ist auch bei Men- Werkzeuge wie der UNO-Konvention gegen schen, für die sonst niemand da ist. Kirchen jede Form von Diskriminierung der Frau. Diese können Schutzräume bieten. Mission 21 arbeitet Fähigkeiten setzen die Teilnehmer*innen ein. aber nicht für die Kirche, sondern für die Men- schen, deren Rechte verletzt sind und die ausge- Gibt es dafür ein Beispiel? schlossen werden. Momentan erlebe ich in der Nach dem Besuch unseres Trainings hat zum Schweiz viel Druck auf NGOs, nicht politisch Beispiel Teilnehmerin Etel Nina Cáceres mit sein zu dürfen. Wer sich für die Verletzlichsten Josefina Hurtado (zweite ihrer Organisation in Peru erreicht, dass die dieser Welt einsetzt, kann jedoch nicht unpoli- von links) auf Dienstreise in tisch sein, sondern nimmt klar eine Haltung ein. Nigeria, 2017, Diesen Sommer gehen Sie in Pension. Was war Ihr persönliches Highlight? Mein Highlight sind die jährlichen Treffen des Netzwerks für Frauenmenschenrechte von Mission 21. Hier teilen Aktivist*innen aus den Projekten von Mission 21 ihre Strategien, Ar- beitserfahrungen, Emotionen und auch Spiritu- alität. Dieses Lernen voneinander fand ich un- glaublich bereichernd. Ich freue mich sehr, dass meine Nachfolgerin Barbara Heer diese Arbeit weiter entwickeln wird, die visionäre Frauen in verschiedenen Kontinenten begonnen haben. Stabsübergabe Josefina Hurtado geht per Anfang Juni 2021 in Pension. Für den Wirkungsbereich Gender-Gerechtigkeit ist neu Barbara Heer zuständig. Mission 21 dankt Josefina Hurtado herzlich für ihre engagierte Arbeit und wünscht ihr alles Gute. Barbara Heer heissen wir herzlich willkommen. zVg 8 begegnen 2 | 2021
Projekt aktuell Miriam Glass Indonesien Projekt aktuell: «Hilfe für gewaltbetroffene Frauen und Kinder» In Indonesien wurden im Jahr 2020 rund 300 000 Fälle von Gewalt gegen Frauen gemeldet. Die Dunkelziffer liegt weit höher. Und hunderttausende von Indonesierinnen arbeiten im Ausland und sind dort häufig Missbrauch und Übergriffen ausgesetzt. Mit unsererem Projekt unterstützen wir Frauen in Notsituationen und setzen uns ganzheitlich für mehr Gender-Gerechtigkeit ein. Denn die Gleichberechtigung ist eng verzahnt mit anderen Themen wie Bildung, Einkommensförderung und interreligiösem Dialog. begegnen 2 | 2021 9
Projekt aktuell Zurück ins Leben: Perspektiven für von Gewalt betroffene Frauen Yuli* fand in einer Notsituation Schutz im «Durebang Center» naus in den Hof. Vor einigen Jahren hat sie hier in Bandung, Indonesien. Die Partnerkirche von Mission 21 gelebt, heute ist sie für ein Interview zurück- gekehrt. Das «Durebang Center» unterstützt fängt dort Frauen auf, die Missbrauch erlebt haben, begleitet Frauen, die von häuslicher oder sexueller Gewalt Gerichtsverfahren und bildet Beraterinnen aus. betroffen sind und kümmert sich um Arbeitsmi- grantinnen und Opfer von Menschenhandel. Text: Miriam Glass, Mission 21 Yuli kam hierher, nachdem ein Nachbar sie mehrfach vergewaltigt hatte. Zunächst hatte die damals 16-Jährige aus Angst und Scham nie- Miriam Glass mandem etwas erzählt. Doch dann kam sie in Kontakt mit einer Mitarbeiterin der Sapa Foun- dation. Diese muslimische Organisation unter- stützt Frauen in den Dörfern rund um Bandung und arbeitet eng mit der GKP zusammen. Vor dem Täter geschützt «Die Frau von der Sapa Foundation ging so po- sitiv auf mich zu, dass ich Vertrauen fasste», erzählt Yuli. Sie entschied sich, vor Gericht zu gehen. Die folgenden Wochen verbrachte sie im «Durebang Center». Dort war sie vor dem Täter geschützt. Sie konnte ihre Erlebnisse verarbei- ten und wurde durch den Gerichtsprozess be- Informationen zum Projekt gleitet. Der Täter kam für drei Jahre in Haft. Yuli in der Notunterkunft Im «Durebang Center» habe sie viel gelernt, «Durebang Center» in Die Notunterkunft «Durebang Center» ist Teil des sagt Yuli. Sie bekam Unterricht an der Nähma- Bandung. Projekts «Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen schine und fand dadurch später Arbeit in einer und Kinder». In der Unterkunft finden Gewaltopfer Kleiderfabrik. Ausserdem schrieb sie erstmals Schutz und Beratung. Ausserdem gehören zum Tagebuch. Sie hat für sich selbst festgehalten, Projekt Kampagnen gegen Gewalt an Frauen in wie sie aus einer enorm belastenden Situation Asien und der Einsatz für indonesische Arbeits- wieder zurück ins Leben fand. migrantinnen. Die Aktivitäten sind verbunden mit Projekten zur Einkommensförderung, Bildung und zur interre- Handlungsbedarf auf vielen Ebenen ligiösen Zusammenarbeit. So arbeiten im Projekt Das «Durebang Center» ist Teil eines grösseren muslimische und christliche Organisationen eng Projekts zum Schutz gewaltbetroffener Frauen zusammen. und Kinder. Frauen werden in Fällen von Miss- brauch und Ausbeutung unterstützt. Dazu gehören psychologische, medizinische und juristische Betreuung. Doch die Projektarbeit Ein Schlafzimmer mit Doppelbett, ein Aufent- geht weit darüber hinaus. Es geht auch darum, haltsraum mit Küche: Die Notunterkunft im Frauen wirtschaftlich zu stärken und sie über «Durebang Center» sieht aus wie eine Zweizim- ihre Rechte aufzuklären. Denn in Indonesien merwohnung, etwas unpersönlich und kahl. sind patriarchale Strukturen und Werte stark Doch für Yuli, die hier eine entscheidende Phase verankert. Häusliche Gewalt ist verbreitet, ihres Lebens verbracht hat, ist es ein Ort voller ebenso Frauen- und Kinderhandel sowie sexu- Erinnerungen. elle Ausbeutung. Das Apartment in der indonesischen Stadt Viele Frauen leben in Verhältnissen, die sie Bandung ist durch einen Innenhof abgeschirmt angreifbar machen. Sie sind finanziell abhängig von der Strasse, wo sich Essensgerüche mit dem und im Schnitt schlechter ausgebildet als Män- Gestank der Abgase mischen. Das Haus ist zu- ner. Die Armut in vielen Regionen Indonesiens gleich das Zentrum der GKP, Partnerkirche von zwingt Frauen dazu, in den Nachbarländern Mission 21 in Bandung, die das «Durebang Cen- Arbeit zu suchen. Dort sind sie häufig sexueller *Name geändert ter» betreibt. Yuli steht am Fenster und sieht hi- Gewalt und weiteren Übergriffen ausgeliefert. 10 begegnen 2 | 2021
Die GKP und weitere Partner von Mission 21 organisieren Präventionskampagnen, um die Die gute Nachricht Frauen über Rechte und Risiken zu informieren und sie so zu schützen. Auf politischer Ebene wird für besseren Schutz von Arbeitsmigran- tinnen und von Opfern häuslicher und sexu- eller Gewalt lobbyiert. Mission 21 unterstützt Pfrn. Ira Imelda ist auch Projekte zur Einkommensförderung und Leiterin des Pasundan Bildung. In vielen Fällen arbeiten verschiedene Durebang Women's Institutionen gemeinsam an der Reintegrati- Crisis Center in on der Frauen in ihrer Heimat und helfen, Zu- Bandung, Indonesien. kunftsperspektiven zu schaffen. Die Nachfrage steigt Ergebt Euch, 2020 haben über 6500 Personen von Beratung und Unterstützung durch das gesamte Projekt aber gebt nicht auf profitiert. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie arbeitet das «Durebang Center» unter Einhal- «I look to you, I look to you, after all my strength is tung von Schutzmassnahmen. Die Nachfrage gone, in you I can be strong. I look to you, I look to dort hat sich mit 90 Fällen im Vergleich zum you, and when melodies are gone, in you I hear a Vorjahr fast vervierfacht. Zugenommen hat song, I look to you.» auch die Zahl der Anfragen zu sexualisierter Haben Sie das obige Lied schon einmal gehört? Es Gewalt im Internet. Der Grund ist einerseits handelt sich um den Song «I Look to You», kompo- der Anstieg von Gewalt gegen Frauen in der niert von R. Kelly und von Whitney Houston populär Pandemie. Andererseits ist das Angebot immer gemacht. Das Lied beschreibt den inneren Kampf bekannter und besser vernetzt. Klientinnen fin- einer Person, die den tiefsten Punkt in ihrem Leben den über soziale Medien zur Beratung, Diskus- erreicht. Niemand kann ihr helfen. Sie ist völlig allein. sionen auf Youtube sensibilisieren für das The- ma geschlechterbasierter und sexueller Gewalt. In einer solchen Situation kann sie nur eines tun: den Yuli verabschiedet sich nach dem Interview Kopf heben und den Blick auf einen höheren Ort rich- mit einer Neuigkeit: Sie hat inzwischen gehei- ten. Der Ausdruck «höherer Ort» wird oft verwendet, um die Kraft zu beschreiben, die mit der spirituellen ratet und erwartet ein Kind. Ihr Leben geht Zum Projekt gehört auch die Unterstüt- Dimension verbunden ist. Man glaubt, dass diese weiter. Trotz des Übergriffs und auch dank der zung von Frauen in Macht «etwas» ist, auf das man sich verlassen kann, Unterstützung, die sie bekommen hat. das Kraft gibt, einen Ausweg zeigt. Etwa in Psalm armutsbetroffenen Regionen. 121:1 «Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, wo- her kommt meine Hilfe?» und Psalm 123:1 «Ich erhebe Ueli Knecht meine Augen zu dir, zu dir, der du im Himmel thronst.» Die Lieder vermitteln, dass man in Zeiten der Hilflo- sigkeit die Augen aufhebt und zu Gott schreit. Den Blick auf einen höheren Ort zu richten, ist ein Symbol für die Hingabe an Gott. Hingabe ist keine fatalistische Haltung im Glauben, im Gegenteil, sie zeigt ein Ringen um den Glauben und einen Glauben an die Gegenwart Gottes in den Leiden, die Men- schen erleben. Auch wenn sich jemand in einem hilf- losen Zustand befindet und Probleme nicht sofort gelöst werden, kann er oder sie die Kraft haben, sich ihnen zu stellen, weil Gott in seiner/ihrer Niederge- schlagenheit und Hilflosigkeit präsent ist. Die Lied-Zeilen können für Opfer sexueller Gewalt stehen, aber auch für die Begleiterinnen im Durebang Center. Für die Opfer ist es nicht leicht, sich zu er- heben, aber auch für Begleiter und Beraterinnen ist es schwer, den Heilungsprozess zu unterstützen, be- sonders im aktuellen indonesischen Kontext, in dem es kein Gesetz zur Beseitigung sexueller Gewalt gibt. Wir brauchen Ihre Unterstützung Durch das Lied «I Look to You» können wir gemein- «Kooperationsprogramm Asien»: Nr. 225.1001 sam unsere Erfahrungen reflektieren. Ergebt euch, Spenden: Konto PC 40-726233-2, Vermerk 225.1001 aber gebt nicht auf. Gehen wir Hand in Hand und stel- oder online: www.mission-21.org/spenden len wir uns der Herausforderung, Gerechtigkeit für die Opfer von sexueller Gewalt in Indonesien zu erreichen. begegnen 2 | 2021 11
Nachhaltiges Engagement Unsere Mission im Jahr 2021 Dieses Jahr wird Mission 21 zwanzig Jahre alt. Ein guter Kurzprofil Mission 21 unserem zweiten Handlungsfeld: In der inter- Moment, um zu fragen: Was ist unsere Mission? Und wie nationalen Entwicklungszusammenarbeit set- zen wir uns gemeinsam mit unseren Partner- drückt sie sich in unserer Arbeit aus? kirchen und -organisationen in Afrika, Asien Text: Jochen Kirsch, Direktor Mission 21 und Lateinamerika ein für eine Welt, in der alle Unsere Unsere Mission Mission Menschen und die gesamte Schöpfung in Frie- Als den und Gerechtigkeit zusammenleben. Als Gemeinschaft Gemeinschaft von von Partnerkirchen Partnerkirchen und und Partnerorganisationen Partnerorganisationen in in vier vier Kontinen- Kontinen- ten Unser Verständnis von Mission gründet im ten setzt setzt Mission Mission 21 21 seit seit mehr mehr alsals 200 200 Jahren Jahren weltweit weltweit Zeichen Zeichen derder Hoffnung Hoffnung aufauf der der Basis Basis des des christlichen christlichen Glaubens Glauben, Glaubens für dass ein ein Leben füralle in in Würde Menschen Leben für für alle Beitrag zur UN-Agenda 2030 alle Menschen. unterschiedlich, Würde Menschen. Wir aber mitDialog gleichem Wert und gleicher Würde ge- Religionen Die Direktion für Entwicklung und Zusam- Wir tun tun dies dies imim respektvollen respektvollen schaffen Dialog sind. mit mit Menschen Daher Menschen sollten sie unterschiedlicher unterschiedlicher auch unabhän- Religionen menarbeit des Bundes (DEZA) anerkennt und und und Weltanschauungen. Weltanschauungen. Gemeinsam Gemeinsam setzen setzenvonwir uns uns ein ein für wirGeschlecht, für eine eine Welt, Welt, in in der der alle gig von ihrer Ethnie, Religion fördert diese Arbeit, weil Mission 21 damit alle Menschen Menschen und und die die gesamte gesamte Schöpfung Schöpfung miteinander miteinander in in Frieden Frieden und und Gerechtigkeit Gerechtigkeit zusammenleben. oder geografischer Herkunft in gleichem Masse wirkungsvoll dazu beiträgt, die Ziele für nach- zusammenleben. teilhaben können an dem, was die Bibel «Leben haltige Entwicklung der UN-Agenda 2030 zu Als Als internationales internationales Missionswerk Missionswerk der der evangelischen evangelischen reformierten reformierten Kirchen Kirchen der der Wir sind überzeugt, dass gerade die in Fülle für alle» nennt (Joh 10, 10). erreichen. Schweiz laden wir ein zur Partizipation Schweiz laden wir ein zur Partizipation an der weltweiten an der weltweiten Kirche, zu einem solida- Auf dieser Überzeugung bauen Kirche, wir unserezu einem solida- Kirchen von ihrem christlichen Auftrag her, mit rischen rischen Engagement, Engagement, zum zum gegenseitigen gegenseitigen Austausch Austausch und und voneinander voneinander Lernen. Arbeit auf – in den Handlungsfeldern interna-Lernen. ihrer breiten und nachhaltigen Verwurzelung tionale Lerngemeinschaft und internationale in ihren jeweiligen Gesellschaften und mit ih- Entwicklungszusammenarbeit. rer internationalen Vernetzung eine ganz we- Unsere Unsere Struktur Struktur sentliche Rolle spielen können und sollen in der Internationale Lerngemeinschaft Weiterentwicklung unseres Zusammenlebens: Die internationale Die wir internationale Zusammenarbeit Zusammenarbeit auf aufundAugenhöhe Augenhöhe spiegelt sich auch in unserer Zum einen laden Menschen ein, an der Fülle hier weltweit.spiegelt sich auch in unserer Struktur: Struktur: Unser höchstes Unser höchstes Gremium Gremium ist die ist die Missionssynode. Missionssynode. Hier Hier entscheiden entscheiden unserer weltweiten Gemeinschaft von mehr als Quer durch beide Handlungsfelder hindurch Delegierte Delegierte aus vier Kontinenten aus vier Kontinenten über über Strategie Strategie und Ausrichtung und zentrale Ausrichtung der der Arbeit Arbeit von von 70 Partnerkirchen, Mission christlichen 21. Bewegungen ziehen sich drei Themen, die unse- Mission 21.Partnerorganisationen re operative Arbeit seit mehr als 200 Jahren und interreligiösen teilzuhaben; Mission Mission 21 21 wird wird unterstützt an interkulturellem Austausch, unterstützt von von den evangelischen prägen: den reformierten der Zusammenhang evangelischen reformierten Kirchen von Religion der Kirchen und der solidarischem Schweiz Schweiz Engagement(EKS) (EKS)und sowie sowie von von der der eidgenössischen gegenseitigem Entwicklung,Direktion eidgenössischen Direktion für für Entwicklung die Förderung Entwicklung und und eines friedlichen Zusammenarbeit (DEZA). Das Werk ist ist durch durch die staatlichen Behörden als als ge- Lernen. DieseZusammenarbeit Gemeinschaft von(DEZA). MissionDas Werk 21 ist Miteinanders die vonstaatlichen Menschen Behörden ge- unterschiedlicher meinnützig anerkannt, durch ZEWO und EduQua zertifi ziert und Mitglied des im Sinne des meinnützig obengenannten anerkannt, Wortes vondurch JesusZEWO und EduQua ethnischer zertifi und/oder ziert undHerkunft religiöser Mitglied und des Netzwerks Netzwerks ACT ACT Alliance. Alliance. geschaffen zum Dienst an den Menschen und die Förderung von Gender-Gerechtigkeit. an dieser Welt. All diese Themen sind eng miteinander ver- Die Grundstruktur der Daher ist die Einladung zur Teilhabe an un- bunden und in unserer täglichen Arbeit auf- Unsere Unsere Handlungsfelder Handlungsfelder Arbeit von Mission 21, serer weltweiten Gemeinschaft verbunden mit einander abgestimmt. tabellarisch dargestellt. Unsere Unsere Themen Themen Religion Religion und und Entwicklung Entwicklung Interreligiöse Interreligiöse und und Gender-Gerechtigkeit Gender-Gerechtigkeit interkulturelle interkulturelle Friedensförderung Friedensförderung Unsere Unsere Handlungsfelder Handlungsfelder Internationale Internationale Teilhabe an Teilhabe an weltweiter weltweiter Aufbau einer Aufbau einer weltweiten weltweiten Auseinandersetzung Auseinandersetzung Lerngemeinschaft Lerngemeinschaft Kirche in ihrer gesell- Kirche in ihrer gesell- Jugendbewegung Jugendbewegung mit der mit der Rolle Rolle von von Frauen Frauen schaftsverändernden schaftsverändernden in Kirche, Mission und in Kirche, Mission und Funktion: Bildung, Funktion: Bildung, Aus- Aus- Gesellschaft Gesellschaft tausch und tausch und Begegnung Begegnung Internationale Internationale Religiöse Akteurinnen Religiöse Akteurinnen Interreligiöse und Interreligiöse und inter- inter- Überwindung von Überwindung von Gewalt Gewalt Entwicklungszusammen- Entwicklungszusammen- und Akteure als Res- und Akteure als Res- kulturelle Zusammen- kulturelle Zusammen- an Frauen und Kindern an Frauen und Kindern arbeit arbeit source für Frieden und source für Frieden und arbeit für arbeit für friedliche friedliche und und nachhaltige Entwicklung nachhaltige Entwicklung inklusive Gesellschaften inklusive Gesellschaften 12 begegnen 2 | 2021
Kurz gesagt Kamerun: Weiterbildung Mission 21 für Pflegefachleute Unsere Partnerkirche in Kamerun, die Presbyterian ßß Church in Cameroon (PCC), führt zahlreiche Gesund- heitseinrichtungen. Das Pflegepersonal bekommt nun die Möglichkeit, sich weiterzubilden: Mit Unter- stützung von Mission 21 wird die PCC ein Trainings- zentrum aufbauen. In den kommenden zwei Jahren sollen sich über hundert Pflegefachpersonen weiter- bilden, ab dem dritten Jahr ist auch die Ausbildung neuer Fachkräfte geplant. Zur Zeit werden dafür in Zusammenarbeit mit den Universitäten Buea und Bamenda sowie dem Gesundheitsdepartement der PCC ein Curriculum entwickelt und in Limbe im Süd- westen des Landes ein Gebäude renoviert. | MG Tanja Giannone Zwei Bäuerinnen aus dem Landwirtschaftsprojekt kehren am Abend DR Kongo: Frauen sorgen von der Feldarbeit zurück. für ihr eigenes Saatgut Aus einer Notsituation heraus hat sich in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) ein erfolgreiches Projekt entwickelt. Vor eini- gen Jahren ging die Maniok-Ernte wegen ei- ner Pflanzenkrankheit zurück. Als Alternative setzte der Frauenbund unserer Partnerkirche CEK ein Saatgutprojekt um. Angebaut werden Soja und Mais auf Feldern in Kazembe und Kishiama in der Pro- Lateinamerika: Trotz Corona vinz Kwango. Im ersten Semester 2020 ern- teten die Frauen zwei Tonnen Mais, 750 Kilo viele Projektfortschritte Erdnüsse und 230 Kilo Bohnen. Ein Teil der Ernte wird als Saatgut verwendet, ein anderer Die Coronapandemie hat die Projektarbeit an vielen Teil dient der Ernährung und dem Verkauf. Der Orten erschwert. Doch in zahlreichen Projekten in Frauenbund baute zudem ein Saatgutdepot Lateinamerika wurden trotz der schwierigen Aus- und verkaufte über 600 Kilo gemahlenen Mais. gangslage gute Erfolge erzielt. In Bolivien haben In erster Linie kommt das Projekt dem gleich mehrere Partnerorganiationen an besserem Frauenbund und den ihm angeschlossenen Zugang zu Trinkwasser und Bewässerung gearbei- Frauen zugute. Durch den Verkauf der land- tet. Die Stiftung Machaqa Amawta in Bolivien zum wirtschaftlichen Produkte generieren sie ein Beispiel hat in der Gemeinde Ayata ein Bewässe- kleines Einkommen. Hinzu kommt, dass die rungssystem aufgebaut. Damit konnten zahlreiche Helferinnen und Helfer auf den Feldern rund Bauernfamilien ihre Produktion steigern und diver- CHF 1.30 pro Tag verdienen und schliesslich sifizieren. Zudem ist es den Projektteilnehmenden konnten im Zusammenhang mit dem Saat- gelungen, durch aktive Lobbyarbeit ihrer Gemeinde gutprojekt insgesamt 120 Bäuerinnen für den vier Projekte zur Umsetzung eines Trink- und Be- agrarökologischen Anbau geschult werden. wässerungssystems vorzuschlagen. Sie geben die erworbenen Kenntnisse nun in In Peru hat die Partnerorganisation Cedepas Solar- ihren Dörfern weiter. duschen konstruiert und so den Zugang zu Warm- Der Anbau von Mais und Soja trägt dazu bei, wasser ermöglicht. Dies hilft 25 Familien, insbeson- den von Maniok beherrschten, einseitigen dere den Kindern, ihre Hygiene und Gesundheit zu Speiseplan zu erweitern und den Nährwert verbessern. All diese Projekte werden in abgelegenen der Mahlzeiten zu verbessern. | MG Regionen durchgeführt, in denen die Menschen unter schwierigen wirtschaftlichen und klimatischen Be- dingungen leben. Im Bereich der Vermarktung war Focapaci, unser Projektpartner in El Alto/Bolivien, innovativ. Da we- Landwirtschaftsprojekt in der DR Kongo gen der Pandemie keine Märkte für landwirtschaft- Das Saatgutdepot gehört zum Projekt «Bäuerinnen liche Produkte stattfanden, wurden virtuelle Ver- sorgen für lokales Saatgut und ökologischen Landbau.» kaufsstellen auf Social Media eröffnet, Die Büros von Mehr Informationen: www.mission-21.org/projekte Focapaci in Elt Alto dienten als Sammelstelle, wo die Spenden: Konto PC 40-726233-2, Vermerk 197.1813 Produkte unter Einhaltung der Hygienevorschriften oder online: www.mission-21.org/spenden abgeholt und verkauft werden konnten. | MG begegnen 2 | 2021 13
Lebenswelten Sechs Fragen, drei Stimmen aus drei Kontinenten Wie sieht das Leben der Menschen anderswo aus? Drei Menschen, die vertrieben wurden und die wir über unsere Nothilfeprojekte erreicht haben, erzählen – in Südsudan, in Costa Rica und Indonesien. «Wegen eines Überfalls auf unser Dorf mussten wir alles zurücklassen. Wir haben nichts mehr.» Mary K.*, 40, floh vor einem gewalttätigen Überfall auf ihr Dorf im Südsudan. Wo leben Sie im Moment? Wir leben in einer Primarschule im Ort Lainya. Wir sind zu Fuss aus unserem Dorf geflohen. Wie sieht Ihre Unterkunft aus? Ich schlafe mit meinen fünf Kindern und weiteren Vertriebenen in einem kleinen Raum voller Insekten. Wir haben keine Matratzen, sondern liegen auf dem nackten Boden. Wieso sind Sie hierher gekommen? Im Südsudan gibt es Konflikte zwischen Bauern und Nomaden. Eines Tages kamen Mundari-Hirten in unser Dorf. Sie verfolgten und töteten viele der Dorfbewohner. Also flohen wir. Wir rannten einfach weg, bis wir hierher kamen. Wie sah Ihr Leben vor der Flucht aus? Uns ging es gut. Wir hatten kaum Geld, aber es gab immer etwas zu essen, Erdnusspaste oder Cassava und Erbsen, die wir anbauten. Die Kinder und ich waren glücklich. Welche Art von Unterstützung ist für Sie momentan am wichtigsten? Wir brauchen eine Unterkunft, zumindest eine Unterlage zum Schlafen. Lebensmittel und Geschirr. Kleider für die Kinder. Wegen der Kämpfe mussten wir alles zurücklassen. Wir haben nichts mehr. * Alle Namen der Wie geht es weiter? Redaktion bekannt Was soll ich sagen? Wir sind hier und können nichts tun. 14 begegnen 2 | 2021
Dian Lia R.*, 43, musste ihr Haus in Banjarmasin, Indonesien, wegen Überschwemmungen verlassen. Wo leben Sie im Moment? Abends geht die ganze Familie in eine Moschee in der Nähe. Die Tage verbringen wir damit, unser Haus wieder instand zu setzen. Wie sieht Ihre Unterkunft aus? In der Moschee ist Platz für bis zu 500 Menschen. Die Frauen und Kinder sind drinnen, die Männer wachen draussen auf den Terrassen. Wieso sind Sie hierher gekommen? «Das Wasser hat Wegen der Überschwemmungen Anfang Jahr. Die Moschee ist höher gelegen als meine Arbeits- die Wasseroberfläche und so fühlen wir uns hier sicherer. geräte zerstört Wie sah Ihr Leben vor der Flucht aus? und mein Ich habe Textilien mit traditionellen Sasirangan-Mustern und umweltfreund- lichen Farben produziert. Erspartes ist Welche Art von Unterstützung ist für Sie momentan am wichtigsten? aufgebraucht.» Gleich nach den Überschwemmungen brauchten wir vor allem Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente. Wie geht es weiter? Ich muss schauen, dass ich wieder arbeiten kann. Die Überschwemmungen haben meine Farben und Arbeitsgeräte zerstört und mein Erspartes habe ich während der Zeit der Evakuierung aufgebraucht. Yasuri O.*, 29, verliess Nicaragua, nachdem sie wegen humanitären Einsätzen Drohungen erhalten hatte. Wo leben Sie im Moment? Ich wohne in der Notunterkunft des DEI** in San José, Costa Rica. Wie sieht Ihre Unterkunft aus? Wegen der Pandemie habe ich ein Zimmer für mich allein. Wir Bewohner*innen teilen Esszimmer, Wohnzimmer und Aussenfläche. Wieso sind Sie hierher gekommen? 2018 brachen Bürgerproteste aus, die gewaltsam niedergeschlagen wur- den. Da ich im letzten Jahr meiner Ausbildung zur Krankenschwester «Ich hätte nie gedacht, war, beschloss ich, Menschen zu helfen, die bei den Zusammenstössen verletzt wurden. Ich hätte nie gedacht, dass Solidarität ein Verbrechen dass Solidarität ist, aber für die Regierung von Daniel Ortega ist es das. Nachdem ich als Verbrechen gilt.» von der Universität verwiesen wurde, Drohungen erhalten und die Ge- walt gesehen habe, entschied ich, in ein sicheres Land auszuwandern. Wie sah Ihr Leben vor der Flucht aus? Ich konzentrierte mich auf mein Studium. Eine Trans-Frau in der nica- raguanischen Gesellschaft zu sein, bringt viele Herausforderungen mit sich. Es ist wichtig, sich für eine gute Ausbildung zu entscheiden. Welche Art von Unterstützung ist momentan am wichtigsten? Helfen Sie mit Am wichtigsten ist es, einen guten Job zu finden. Unterstützen Sie mit uns Menschen in Notsituationen. Wie geht es weiter? Spenden: Konto PC 40-726233-2, Das ist ungewiss, also versuche ich, Tag für Tag zu leben und meinen oder online: www.mission-21.org/spenden Mitmenschen in dem zu helfen, was in meiner Reichweite liegt. ** Departamento Ecuménico de Investigaciones, Partnerorganisation von Mission 21. begegnen 2 | 2021 15
Internationale Lerngemeinschaft FriedensKunst: Kunst als Brücke zwischen Kulturen Die diesjährige Fachtagung von Mission 21 thematisiert das unter anderem Aktivitäten in den Bereichen friedensfördernde Potential von Kunst im interkulturellen Bildung und Gleichstellung. Doch auch der re- flektierte interkulturelle Austausch stärkt Ver- Dialog. Wie kann Kunst Menschen und Kulturen verbinden? ständigung und friedlichere Gesellschaften. Die Text: Claudia Buess, Mission 21 Fachtagung trägt zu diesem Austausch bei. Referierende und Workshop-Leiter*innen mit spezifischen Kenntnissen begleiten durch die Veranstaltung: Prof. Johannes Küster, Reli- gionswissenschaftler aus Mainz, interpretiert vvh-basel.ch anhand von Bildern, wie Künstlerinnen und Künstler Brücken über kulturelle und religiöse Grenzen bauen und Fundamentalismus und Unterdrückung trotzen. Der Basler Kulturwissenschaftler Dr. Caspar Battegay spürt jüdischen Figuren in populären Netflix-Serien, wie «Unorthodox» oder «Shti- sel» nach. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie solche Figuren nicht bloss Klischees reprodu- zieren, sondern zu mehr kultureller Diversität beitragen können. Hannan Salamat, Fachleiterin für Islam am Zentrum für interreligiösen Dialog in Zürich, untersucht, wie Kunst einen Perspektivenwech- sel auslösen kann, der die Grenzen zwischen dem «Wir» und dem «Anderen» überspringt und einen Begegnungsraum eröffnet. Kunst hat das Potential, ein friedliches Zusammen- Interaktive Workshops leben zu fördern. Alle Kulturen bringen Kunst hervor und Kunst Im Anschluss an die Referate stehen vier Work- kann Menschen unterschiedlicher Kulturen und shops zur Auswahl: Die Schauspielerin, Tänze- mit unterschiedlichen Hintergründen erreichen rin und Theaterpädagogin Kapi Kapinga Grab und berühren. Wie lässt sich das Potential von thematisiert, wo sich in der Kunst subtiler und Kunst nutzen, um mehr Verständigung und ein struktureller Rassismus versteckt und wie sich friedliches Zusammenleben zu fördern? Dieser Denkmuster aktiv verändern lassen. Der inter- Frage geht die diesjährige Fachtagung von Mis- aktive Workshop schärft das Bewusstsein und sion 21 nach. animiert zum Handeln. Interreligiöse und interkulturelle Friedens- Sabine Rotach, Leiterin Bildung und Ver- förderung ist ein Schwerpunkt in der Arbeit mittlung des Museums der Kulturen in Basel, von Mission 21. Um einen Beitrag zur Friedens- erprobt mit den Teilnehmenden, wie Kunstob- förderung zu leisten, arbeiten wir auf mehre- jekte helfen können, eine Kultur zu verstehen ren Ebenen. Friedensförderung ist ein Teil der und wie sie vielleicht auch Auskunft geben zu Entwicklungszusammenarbeit. Dazu gehören Fragen, die uns heute beschäftigen. Theologe Dr. Christian Weber von Mission 21 zeigt auf, wie Kunstwerke aus verschiedenen kulturellen Kontexten Bibeltexte interpretie- Fachtagung: ren und so aus der Bibel einen transkulturellen Information und Anmeldung Friedenstext machen, der zur Verständigung beiträgt. Wann: 21. Juni 2021 von 9.00 Uhr bis 17 Uhr. Leila Semaan, Kulturvermittlerin und Thea- Wo: Je nach Situation online oder im Missionshaus, termacherin in Hannover, zeigt anhand der Er- Missionsstrasse 21, 4055 Basel. fahrungen der Teilnehmenden, wie künstlerische Anmeldung und Informationen: www.mission-21.org/fachtagung Interventionen Konflikte verwandeln können und das friedvolle Zusammenleben stärken. 16 begegnen 2 | 2021
Engagiert Madame Curry Wer das «Missionscurry» einmal probiert hat, füllt die Dose Miriam Glass immer wieder auf. Irene Berner sorgt für Nachschub: Als Freiwillige füllt sie das Pulver in Dosen und Nachfüllbeutel ab. Der Titel «Madame Curry» passt zu Irene ihrer Suche nach Wa- Berner. Nicht nur, weil sie tatsächlich Her- ren mit der Kalebasse in rin über das vielverkaufte indische Curry von Kontakt, dem damaligen Mission 21 ist, seit sie dieses alle zwei Wochen Laden von Mission 21. von neun-Kilo-Ballen in Dosen und Beutelchen Das Geschäft heisst heu- umfüllt. Sondern auch, weil «Madame Curry» te Mercifair und ist von- ein bisschen klingt wie «Madame Curie». Ma- Mission 21 unabhängig. dame Curie, das war die Frau, die die Radioak- In der Kalebasse be- tivität entdeckt hat. Irene Berner weist lachend gann Irene Berner kurz auf diese Verbindung hin. Sie meint es nicht darauf als freiwillige ernst, aber: Obwohl Irene Berner keine bahn- Helferin. Vom «Mädchen für alles» wurde sie zur Curry-Verantwortlichen. «Ich leiste meinen Als ausgebildete Hand- Einsatz für die Menschen arbeitslehrerin gab sie später auch Kurse an in den Projekten.» den Werktagen, sie leite- Irene Berner mit Curry scharf te 17 Jahre die Basargruppe Lenzburg und und Curry mild im Garten des Basler Missionshauses. brechende Entdeckung wie die Nobelpreisträ- betreut noch heute einen Stand am Ba- gerin Curie gemacht hat, teilt sie doch einige zar von Mission 21. Warum setzt sie sich Eigenschaften mit ihr. Auch Irene Berner bleibt dermassen ein? «Ich arbeite für die Men- an Dingen dran und verfolgt das, was ihr wich- schen in den Projekten», antwortet Irene tig ist, beharrlich und mit grossem Einsatz. Berner. Es sei ein Luxus, nicht überall auf Eingesetzt hat sie sich zum Beispiel jahr- materiellen Lohn angewiesen zu sein. «Es Curry bestellen zehntelang für fairen Handel. Als Verantwort- kommt vieles zurück: Wertschätzung, Be- Das Curry aus Kerala liche für Ökumene, Mission und Entwicklung gegnungen, Beziehungen». Die Stunden können Sie bestellen: (OeME) in der Kirchenpflege in Lenzburg wollte aus Irene Berners freiwilligem Einsatz www.mission-21.org/shop sie in den 80er Jahren an kirchlichen Anlässen lassen sich nicht mehr zählen – Mission 21 oder telefonisch: fair gehandelte Produkte anbieten. Das gab es bedankt sich herzlich für dieses wertvolle 061 260 22 36 damals noch kaum. Und Irene Berner kam auf Engagement! | MG Kampagne 2021: Unsere Zukunft bilden wir gemeinsam Mit unserer diesjährigen Kampagne rücken wir unsere Bildungsarbeit in den Fokus. Wir beleuchten die Bedeutung von Bildung im Weltsüden wie auch in der Schweiz. Denn für friedliche, inklusive und gerechte Gesell- schaften braucht es Bildung für alle sowie Begegnungen auf Augenhöhe. Im Zentrum unserer Kampagne stehen besonders verletzliche Kinder in Tansania. Wir unterstützen sie unter anderem mit der Finanzierung von Schulmaterial und Schuluniformen, damit sie am Unterricht teilnehmen können und so Bildung erhalten. Kampagnenzeitraum: 26. September bis 10. Dezember 2021 Auskünfte zur Kampagne und zu Mitwirkungsmöglichkeiten Kontakt: Kevin Ischi, Tel. 061 260 23 37, kevin.ischi@mission-21.org Informationen: www.mission-21.org/kampagne begegnen 2 | 2021 17
Foto aus dem Archiv der Basler Mission, BMA-30.61.020 Ein Bild, eine Geschichte Wegen Aasfliegen an der Zimmerdecke wird diese heruntergerissen und eine weitere tote Ratte kommt zum Vorschein. Die Decke aus Palmblättern wird verbrannt, das Haus erneut desinfiziert. Im Dach des Stalls steckt eine wei- tere tote Ratte – es wird verbrannt, der Stall desinfiziert. Zur Sicherheit wird auch das Zie- geldach des Wohnhauses abgedeckt «damit die Sonne hineinbrennen könne, deren Licht & Wärme die Pestkeime zu zerstören vermag.» In ihrem Bericht nach Basel schreibt Hele- ne Krauss, dass Häuser mit «Pestratten» oder einem Pestfall aussen gekennzeichnet wurden, auch mit dem Datum der Desinfektion. Das Be- treten war demnach für eine gewisse Zeit nicht mehr erlaubt. Quarantäne damals und heute Ende des 19. Jahrhunderts rollte die dritte und letzte Pestwelle mit rund 15 Millionen Toten «Schülerinnenheim in Kalikut von der Hofseite (ca. 1910)». Ähnlich darf man sich auch über den Globus, besonders Asien war betrof- das Mädchenheim in Mangalore vorstellen, von dem kein Bild überliefert ist. fen. 1898 wurde der Erreger der Pest entdeckt. Durch die Erforschung der Übertragungswege Mit Desinfektionsmittel leiteten sich neue Wege der Bekämpfung ab. Es mag gewagt sein, die Pest und Covid-19 zu vergleichen. Doch beide sind Pandemien und im gegen Pestratten Umgang mit den Erregern gibt es erstaunliche Parallelen: Damals wie heute gibt es Vorgaben der Behörden und eine eigene Abteilung zur Pandemiebekämpfung. Schon damals gab es Das Mädchenheim der Basler Mission im indischen Mangalore Schliessungen von Schulen und Betrieben we- wurde im April 1902 eingeweiht. Ein halbes Jahr später war es gen möglicher Infektionsquellen, dazu Quaran- täne und strikte Massnahmen im Bereich der eine verlassene Bauruine. Schuld daran war die Pest. Desinfektion. Kommt uns das nicht irgendwie Text: Andrea Rhyn, Mission 21 bekannt vor? Ein Hauch von Desinfektion weht auch durch Im Oktober 1902 wird eine tote Ratte im Mäd- das Archiv von Basler Mission und Mission 21. chenheim in Mangalore entdeckt. Für die Vor- Auch nach dem Lockdown Nr. 2 befolgen wir steherin des Heims, Helene Krauss, nicht ganz strikte Schutzmassnahmen. Nach dem ersten unvorhersehbar: «Seit Wochen hatte die Pest- Lockdown galt eine Zeit lang sogar, dass be- gefahr meinem Mädchenheim mehr gedroht nutzte Bücher und Archivalien fünf Tage in denn je. Die Kinder hatten das Nötigste zusam- Quarantäne mussten, bevor sie wieder berührt men zu packen & das Haus sofort zu verlassen werden durften! für 10 Tage.» ... «Von dem Vorfall musste sofort Das Mädchenheim in Mangalore wurde nach Anzeige gemacht werden, am folgenden Tag er- der Pandemie wieder aufgebaut, das Leben kam schien der Pestinspektor mit etwa 12 Kulis, um wieder in Gang. Eine Perspektive auch für die die Desinfektion des Hauses vorzunehmen.» heutige Zeit. Friends of the Archives Unser Archiv dokumentiert umfassend und in vielen Facetten mehr als 200 Jahre Missions- und Weltgeschichte. Menschen aus der ganzen Welt nutzen jedes Jahr unsere Bestände für ihre vielfältigen Forschungsfragen. Helfen Sie mit, das historische Kulturgut dieses einzigartigen Archivs zu bewahren und werden Sie Mitglied in unserem Gönnerclub «Friends of the Archives». Weitere Informationen: https://www.mission-21.org/forschungsarchiv 18 begegnen 2 | 2021
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