Starke Netzwerke - ein Gewinn für alle
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HESSEN AKTUELLES [ DAB REGIONAL ] Die AKH hat den Berufsnachwuchs im Blick Starke Netzwerke – ein Gewinn für alle Liebe Kolleginnen und Kollegen, Während der Berufspraxiszeit besteht seit ei- nigen Jahren die Möglichkeit einer freiwilligen lebenslanges Lernen war von je her Voraus- Mitgliedschaft zur Erlangung der Eintra- setzung für Erfolg in unserem Beruf. Rapide gungsfähigkeit in der AKH, verbunden mit zugenommen hat aber die Geschwindigkeit, der Mitgliedschaft im Versorgungswerk. Frei- mit der neue und große Herausforderungen willige Mitglieder können sich im Rahmen der gleichzeitig an uns herangetragen werden – monatlichen digitalen Eintragungssprech- Digitalisierung, Energiewende, Ressourcen- stunde der AKH zu allen Fragen rund um die schonung, Klimaanpassung und -schutz. All Eintragung in ein Berufsverzeichnis informie- dies sind Themen, mit denen wir uns täglich ren und beraten lassen und sind berechtigt, auseinandersetzen und zu denen wir schnell den Titel „cand. AKH“ zu führen. Mit Leben qualifizierte Antworten entwickeln müssen. gefüllt wird die freiwillige Mitgliedschaft zu- Foto: Jason Sellers, Wiesbaden Dies kann der oder die Einzelne angesichts dem durch Veranstaltungen wie das Netz- der Fülle der Herausforderungen immer we- werktreffen im Deutschen Architekturmu- niger leisten. Daher sind Veranstaltungen wie seum im März dieses Jahres oder den Nach- der diesjährige Hessische Architektentag wuchsabend am 31. August im Haus der unter dem Motto „Smart Green“ am 18. Okto- Architekten. Diese Veranstaltungen sind fach- ber so wichtig. Dem Berufsstand bietet die lich geprägt, dienen darüber hinaus der Ver- Kammer damit über alle Fachrichtungen hin- netzung der freiwilligen Mitglieder unterein- deren Bewältigung sie hervorragend ausge- weg eine Plattform zum Austausch über ak- ander und der Bindung an die Kammer. Die bildet und gut vernetzt sein müssen. Gut ver- tuelle und oft drängende Fragen der Berufs- freiwilligen Mitglieder bringen sich auch in die netzt, da Einzelkämpfer die vielfältigen Her- ausübung – konkret geht es dieses Mal um Di- Kammerarbeit ein: Der gewählte Sprecher der ausforderungen – siehe oben – nicht allein be- gitalisierung als Schlüssel für nachhaltiges und Vertretung der freiwilligen Mitglieder nimmt wältigen können und die Notwendigkeit inter- zirkuläres Planen und Bauen. mit Rederecht an den Vorstandssitzungen disziplinären Arbeitens stetig zunimmt. Dies und Vertreterversammlungen teil und macht zu ermöglichen, ist mir ein wichtiges Anlie- Die Kammer hat aber nicht nur ihre Mitglieder sich – wie jüngst bei der Vertreterversamm- gen. Und auch Sie als die Berufspraxis anlei- im Blick, sondern unterstützt den Berufsnach- lung am 21. Juni, als es um einen Antrag zur tende Architekt*innen, Innenarchitekt*innen, wuchs bereits vor der Eintragung in das Be- Berufspraxis ging – für die Sichtweise des Be- Landschaftsarchitekt*innen oder Stadtpla- rufsverzeichnis: Während des Studiums zum rufsnachwuchses stark. ner*innen können dazu beitragen, indem Sie Beispiel mit Vorträgen zur Kammer und zur Ihre gesammelten Erfahrungen und Ihr Wis- Eintragung in ein Berufsverzeichnis an ver- Es ist beileibe nicht so, dass die eingangs ge- sen dem Berufsnachwuchs zugänglich ma- schiedenen hessischen Architekturschulen. nannten Herausforderungen den Berufsnach- chen und ihm Ihre Netzwerke öffnen. Absolvent*innen profitieren von vergünstigten wuchs kalt lassen oder gar nicht betreffen. Im Preisen sowie speziell auf ihre Bedürfnisse zu- Gegenteil! Die zukünftigen jungen Kolleginnen Ihr geschnittenen Fortbildungsveranstaltungen und Kollegen werden mit weiteren oft krisen- Holger Zimmer der Akademie der AKH. haften Entwicklungen konfrontiert werden, zu Vizepräsident DAB 10·22 3
[ DAB REGIONAL ] AKtuEllES HESSEN Interview zum Hessischen Architektentag 2022 Smart Green – Nachhaltigkeit digital gestalten D er Hessische Architektentag am M. Harting: Frau Holz, Frau Göring, der Hes- Zum Thema „Smart Green“ lautet die Kurz- 18. Oktober 2022 ist eine der sische Architektentag 2022 wird wieder in fassung einer Antwort, dass die erforderlichen wichtigsten Veranstaltungen im Präsenz stattfinden, nach zwei Jahren leben Transformationen im Umgang mit Klima, Bauen, Kalender der Architekten- und in der digitalen Welt. Freuen Sie sich auf die Ressourcen alle das Thema Nachhaltigkeit be- Stadtplanerkammer Hessen. Nachdem die Rückkehr zur alten Normalität? Sie haben rühren, die erfolgversprechend nur mit Digitali- Tagung in den beiden letzten Jahren corona- sich für das Thema „Smart Green – Nachhal- sierung im Planen und Bauen zu erreichen ist. bedingt per Livestream stattfand, ist unser tigkeit digital gestalten“ entschieden. Warum I. Göring: Die Hessischen Architektentage in Veranstaltungsort in diesem Jahr wie in vie- haben Sie ausgerechnet dieses Thema ge- den Jahren 2021 und 2020 haben wir erstmals len Jahren zuvor die Hugenottenhalle in Neu- wählt? als Livestreams veranstaltet. Ich freue mich Isenburg. B. Holz: Obwohl wir uns alle in Videokonfe- sagen zu können, dass wir die coronabeding- Zum traditionellen Vorgespräch trafen sich renzen so versiert austauschen als hätten wir ten Herausforderungen als Chance begriffen AKH-Präsidentin Brigitte Holz, die Geschäfts- nie etwas anderes getan, können digitale For- haben, neue Formate zu testen. Beide Veran- führerin der Akademie, Isabella Göring, und mate den persönlichen Austausch einfach staltungen waren sehr erfolgreich. Aber ich FAZ-Redakteurin Mechthild Harting in der Ge- nicht ersetzen. Ich freue mich daher sehr, in sehe es wie Frau Holz: Der Hessische Archi- schäftsstelle der Kammer. Frau Harting wird Neu-Isenburg die Gelegenheit zum persönli- tektentag lebt nicht nur von spannenden Vor- den Hessischen Architektentag wie in den chen Austausch mit vielen AKH-Mitgliedern trägen, sondern auch vom kollegialen Aus- Vorjahren moderieren. zu haben. tausch der Anwesenden. Foto: Adrià Goula Photo Im Naturpark Collserola am Stadtrand von Barcelona entstand im Rahmen einer Forschungsarbeit von Studierenden des Masterstudiengangs Advanced Ecological Buildings and BiociEes (MAEBB) des Institute for Advanced Architecture of Catalonia (IAAC) mit Fachleuten und Experten das Gewächshaus Solar Greenhouse. Im Mittelpunkt standen autarke lebensräume sowie nachhaltige Konzepte und Bauweisen. Die Forschungsgruppe beschäftigte sich bei dem Projekt mit autarker Energieerzeugung vor allem mit Blick auf Anbautechnologien für die Selbstversorgung. Damit sollte ein Schritt in Richtung Bekämpfung von Nahrungsmittelknappheit und Energiearmut gemacht werden. 4 DAB 10·22
HESSEN AKtuEllES [ DAB REGIONAL ] Bei den Themen des Hessischen Architek- tentags versuchen wir, den inhaltlichen roten Faden von Jahr zu Jahr weiter zu spinnen. Die Erkenntnisse des jeweiligen Architektentags werden analysiert und in der Folgeveranstal- tung berücksichtigt. Nach den inhaltlichen Schwerpunkten Urban Mining (2020) und Green Deal (2021) ist Smart Green – Nachhal- tigkeit digital gestalten ein logischer Themen- schwerpunkt. B. Holz: Wir sind heute in einer besonderen Situation: Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei, auch wenn es dem ein oder anderen in den Sommermonaten so vorgekommen sein mag. Die Folgen des Klimawandels sind in diesem sehr heißen und trockenen Sommer Foto: Christoph Rau überdeutlich geworden. Dass hessische Kom- munen den Wassernotstand ausrufen, kann- ten wir bislang noch nicht. Gleichzeitig erleben wir zum ersten Mal Die Vorfreude auf den Hessischen Architektentag ist allen Beteiligten anzusehen (v.l.n.r.: Mechthild hautnah, dass Rohstoffe und Ressourcen, aber Harting, Brigitte Holz, Isabella Göring). auch Energie nicht mehr unbegrenzt vorhan- den sind. Dies hat nicht nur mit den Lieferket- planen, bauen und umbauen als bislang. B. Holz: Aus meiner Sicht ist es mehr ein Re- tenunterbrechungen aufgrund der Pandemie Gleichzeitig haben wir eine Situation der ab- agieren auf sich ständig verändernde Rah- und des Kriegs in der Ukraine zu tun. Die Kri- soluten Unsicherheit und des Abwartens. Hin- menbedingungen als vorausschauendes Agie- sen sind multipler Natur. Dies sehen mittler- zukommt die Anforderung und Notwendig- ren. Das beste Beispiel hierfür ist die Energie- weile sehr viele Menschen so. Es ist das große keit, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren krise, aber auch die Demografie. Plus dieser Krisen, dass bei jedem Einzelnen und vorhandene Ressourcen zu schonen. Wie lange reden wir schon über die demo- ankommt, dass man sein Verhalten ändern grafische Situation in Deutschland, seit Jahr- und seinen Teil zur Lösung der akuten Pro- M. Harting: Wir reden seit Jahren darüber, zehnten. Und jetzt wundern sich alle, dass die bleme beitragen muss. Wenn wir ehrlich dass sich etwas tun muss, dass der Wandel Babyboomer in Rente gehen, dass sie aus sind, wissen wir alle seit langem, dass wir zu kommt. Und vielleicht ist jetzt durch diese dem Berufsleben ausscheiden, dass wir keine verschwenderisch mit dem umgehen, was wir ganzen Krisen, in denen wir gerade stecken Fachkräfte mehr haben und dass es jede Bran- haben. und die jeder wahrnimmt, der Moment ge- che trifft. Wir müssen anders denken, anders planen, kommen, in dem man innehält und sich fragt anders bauen und dabei ganz viele Menschen „Wie machen wir es denn jetzt wirklich?“ M. Harting: Das ist das Überraschende: Viele mitnehmen. Neben einer Bau- und Energie- I. Göring: Für das „Umparken im Kopf“ ist die haben gedacht, dass wir nur gewisse Berufe wende stehen auch die Mobilitäts-, Finanz- aktuelle Situation ein richtiger Treiber. Klar ist, nicht besetzen können, aber dass es alle Be- markt-, Klima-, Agrar- und Bodenwende auf dass wir kein Erkenntnisdefizit haben, sondern reiche trifft, das haben sie nicht geglaubt. der Agenda. Auch die damit verbundenen ein Handlungsdefizit. B. Holz: Bemerkenswert ist allerdings, dass Veränderungen betreffen uns vehement. B. Holz: Bereits vor 50 Jahren veröffentlichte wir heute einen ganz anderen gesetzlichen Was sich auf den Finanzmärkten tut, be- der Club of Rome den Bericht „Die Grenzen Rahmen haben oder haben werden, wenn trifft das Bauen originär. Ich war Anfang Juli des Wachstums". Es war damals der erste man Richtung EU schaut. Stichworte Green auf einer Immobilientagung in Frankfurt zu umfassende, wissenschaftlich fundierte Re- Deal, Fit-for-55 etc. Im Mittelpunkt der Akti- Gast. Man wird sehr nachdenklich, wenn man port zur Zukunft der Erde, der vor einer nur vitäten steht ein komplettes Umdenken im hört, wie viele Vertreter*innen der Immobi- auf Wachstum ausgelegten Welt warnte. Und Umgang mit Ressourcen. Mit denen, die wir lienwirtschaft bei der Planung bereits umden- nun stellen wir fest, dass man eigentlich seit schon verbaut haben – also Urban Mining, ken oder zwecks Orientierung auf die Stopp- 50 Jahren alles weiß, aber nicht gehandelt hat. aber auch mit denen, und da gehören die taste drücken. I. Göring: Ich erlebe die Lage zurzeit aller- Energieressourcen dazu, die wir noch nicht I. Göring: Das ist in der Tat paradox. Um die dings so, dass die Politik aufruft zum Handeln angefasst haben. Dies steht, beschleunigt durch Frau Holz skizzierten Herausforderun- jetzt. Diese Dynamik, mit der Politik aktuell durch die Krisen, unübersehbar auf der Tages- gen zu bewältigen, müssten wir deutlich mehr vorprescht, ist bemerkenswert. ordnung. DAB 10·22 5
[ DAB REGIONAL ] AKtuEllES HESSEN M. Harting: Wenn wir die zwei großen The- strumente, die wir haben, einsetzen. Dies be- nur heben, wenn wir dann noch wissen, was men Klimawandel und die notwendige Ener- trifft auch digitale Instrumente, die in den wir heute verbaut haben. Wir müssen heute giewende betrachten, dann ist dies doch das nächsten Jahren eine immer größere Rolle dokumentieren – und zwar digital. Feld, in dem Sie als Architekten und Stadtpla- spielen werden, wie zum Beispiel Robotik und B. Holz: Wir müssen allerdings auch mit der ner ganz besonders gefordert sind. Im Grunde künstliche Intelligenz (KI). Software-Industrie ins Gericht gehen. Es gibt sind Sie in einer Schlüsselposition. B. Holz: Ich möchte noch einen wichtigen As- auch eine digitale Nachhaltigkeit und die ist B. Holz: Ohne uns geht es sicherlich nicht. Das pekt ergänzen: Es zeigt sich immer wieder, erst zu entwickeln. Dabei müssen wir auch im kann ich uneingeschränkt konstatieren. beispielsweise im Gesundheitswesen, dass es Interesse unserer Auftraggeber*innen die Trei- keinen wegweisenden Umgang mit den Daten ber sein. Eine Gefahr ist, dass wir heute Infor- M. Harting: Jedenfalls nicht nachhaltig und gibt, die wir haben. Daten sind nicht vernetzt, mationen dokumentieren und digitalisieren, zukunftsorientiert. sie werden nicht richtig ausgewertet, sie blei- die wir vielleicht in zehn Jahren programmbe- B. Holz: Wichtig ist, dass wir auch die stadt- ben irgendwo liegen. Die Gesundheitsämter dingt nicht mehr lesen können. Unabdingbar planerische Ebene und nicht nur das solitäre stehen angesichts der Pandemie immer noch ist, dass Technologien fortgeschrieben werden, Gebäude betrachten. Wir müssen aufhören, vor großen Problemen. Deutschland ist infra- dass es neue Speichermedien geben wird. rein sektoral zu denken. Aus meiner Sicht fehlt strukturell nicht gut genug auf die Digitalisie- Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, das Bild der Regionen, das Bild der Städte, rung vorbereitet. dass gute digitale Instrumente uns Raum für das Bild der Orte, an denen Gebäude entste- KI und Robotik, das sind vermeintlich Spit- Kreativität geben. Man muss daher Lust auf hen. Letztendlich geht es um das Bild der zenthemen der Forschenden. Die Digitalisie- den Umgang mit digitalen Tools machen. Transformation. Wir wissen, wir müssen fast rung berührt viel zu wenig unser normales Le- I. Göring: Gerade was die Digitalisierung an- alles fast gleichzeitig verändern. Wie nehmen ben in Deutschland, im Ausland ist man vie- geht, nutzt der Berufsstand längst nicht alle wir die politischen Entscheidungsträger dabei lerorts bereits bedeutend besser aufgestellt. Möglichkeiten. Idealerweise schaffen wir es, mit, wie die Bürgerinnen und Bürger? Wie mit dem Hessischen Architektentag Vorbe- nehmen wir uns selbst mit? Es ist eine gigan- M. Harting: Die Digitalisierung hat auch vor halte abzubauen und zu zeigen, welche tische Herausforderung. dem Hintergrund, dass Tempo nötig ist, eine Tools vielleicht für jeden Schreibtisch eine große Bedeutung. Wir haben nicht die Zeit, Hilfestellung sein können. Momentan müs- M. Harting: Beim Thema des diesjährigen 100 Jahren am Umbau der Städte zu arbeiten, sen wir hier noch sehr viel Überzeugungs- Hessischen Architektentags übersetze ich die in Ruhe zu planen und zu überlegen, wie man arbeit leisten. Begriffe smart mit digital und green mit nach- die anstehenden Probleme löst. Wir brauchen Es gibt hinsichtlich der Digitalisierung ver- haltig. Passen diese Begriffe denn zusammen? Geschwindigkeit. schiedene Vorbehalte. Ähnlich wie damals bei Befassen wir uns dabei nicht mit zwei Welten, B. Holz: Ja, und Best-Practice-Beispiele! der Umstellung auf CAD gibt es Bedenken, die im Grunde nicht kompatibel sind? I. Göring: Die Referierenden beim HAT sind dass die Kreativität behindert wird. Viele be- I. Göring: Nachhaltigkeit als große Herausfor- sich in diesem Punkt einig. Alle sagen, im fürchten, dass die Digitalisierung maßgeblich derung, die es im Zuge des Klima- und Bau- Grunde können wir die komplexen Herausfor- dazu beiträgt, dass wir einfach nur multipli- wandels umzusetzen gilt, kann nur mit Digi- derungen nur mit Digitalisierung bewältigen. zieren und uns damit nicht mehr dem Auftrag talisierung gelingen. Es sind keine Themen, Warum ist das so? Ein Beispiel: Wenn wir widmen, für die jeweilige Aufgabe die beste die sich konträr gegenüberstehen. Beide The- zirkuläres Planen und Bauen und eine Kreis- Lösung zu finden. men sind von enormer gesellschaftlicher Be- laufwirtschaft der Baustoffe wollen, müssen Der nächste Vorbehalt betrifft Einsatz und deutung. Die These, die wir im Rahmen des wir diese jetzt dokumentieren und digitalisie- Wirkung. Welche Investitionen sind erforder- Hessischen Architektentags aufstellen ist, dass ren. Sonst verpufft die Idee der Wiederver- lich, wie viele Lizenzen kann sich das Büro wir die Herausforderungen, die im Planen und wertung. Die Effekte, die wir jetzt einplanen, leisten, was kostet heute ein Mitarbeiter- Bauen zu bewältigen sind, überhaupt nur kommen erst in 30 oder sogar 50 Jahren zum Arbeitsplatz, was die Schulung und wieviel stemmen können, wenn wir die digitalen In- Tragen. Wir können Baustoffe als Ressource Wirkung ergibt sich daraus? Aber letztlich geht es auch um die Frage, wie zukunftsfähig ist mein Büro, wenn ich De- fizite in der Digitalisierung habe. Dann wird Hessischer Architektentag auch die Nachfolge nicht gut zu besetzen sein. Die „Jungen“ möchten etwas haben, an Wann: Dienstag, 18. Oktober 2022, 13:30 bis 19:00 uhr das sie anknüpfen können. Wo: Hugenottenhalle, Neu-Isenburg B. Holz: Darüber hinaus gibt es noch die so- Weitere Informationen und Anmeldung: genannte „Überflüssigkeitsdiskussion“. Sie be- p https://www.akh.de/fortbildung/kongresse/hessischer-architektentag trifft die Sorge vieler Kolleg*innen, durch die Digitalisierung redundant zu werden und die 6 DAB 10·22
HESSEN AKtuEllES [ DAB REGIONAL ] Arbeit zu verlieren. Die Komplexität der Auf- gaben, die Architektinnen und Architekten be- arbeiten, wird dabei jedoch völlig unter- schätzt. Wir sagten es bereits, die Digitalisie- rung bietet uns neue Werkzeuge, aber sie wird uns nicht ersetzen. In der Debatte um KI spitzt sich dies rich- tig zu. Was KI nicht kann – und ich bin über- zeugt, dass KI dies auch nicht lernen wird – ist das, was unsere Arbeit tagtäglich ausmacht. Die sorgfältige Abwägung unterschiedlicher Belange, die Beratung und die Kommunika- tion mit den Beteiligten. M. Harting: Wir müssen uns von dem Gedan- ken verabschieden, dass die Digitalisierung In- halte ersetzt. Sie ist ein Handwerkszeug – Foto: Christoph Rau nicht mehr, aber auch nicht weniger. B. Holz: Wichtig ist an dieser Stelle festzuhal- ten, dass wir nicht alleine bauen. Solange wir nicht die gesetzlichen Rahmenbedingungen Mechthild Harting wird den Hessischen Architektentag wieder moderieren. haben, die auch den allerletzten Bauherrn freundlich auffordern, nachhaltig zu bauen tet. Kredite für nicht smarte, grüne Immobi- M. Harting: Sicherlich sind auch Veränderun- und zu handeln, werden wir die Klimawende lien werden teurer werden. Handelt es sich um gen von Routinen ein großer Hemmschuh. nicht bewältigen. Auch wir Architekt*innen ein smartes Projekt, erhält man einen günsti- Routinen zu ändern ist schwierig. müssen von etwas leben. Dies sage ich in al- gen Kredit, ist das Projekt weniger smart, I. Göring: Das ist auch einfach menschlich. ler Deutlichkeit. Wir benötigen ordentliche, stellt es für die Banken ein Risiko dar. Wissenschaftler*innen sagen, um von einer gleichzeitig einfache gesetzliche Rahmenbe- I. Göring: Stichwort QNG-Siegel: Förderung Veränderung zu sprechen, muss man 60-mal dingungen auf der Ebene der EU, des Bundes, wird es zukünftig nur mit einem Qualitätssie- in Folge etwas anders gemacht haben. Erst der Länder und Kommunen. gel für Nachhaltigkeit geben. dann ist die neue Routine verankert. Wir haben unseren Auftraggebern gegen- B. Holz: Man benötigt auch Routinen, ohne über eine Beratungspflicht. Und wir müssen M. Harting: Ich denke, wir müssen den Gedan- Routinen würden wir wahnsinnig werden. Wie sehr umfangreich beraten, was die Energie- ken aufgeben, dass es eine Lösung für die zahl- viele Dinge tun wir automatisch, ohne über- wende, die Bauwende oder auch die EU-Ta- reichen Herausforderungen gibt. Es wird ganz legen zu müssen. Klar ist, wir benötigen neue xonomie angeht. Wir müssen erklären kön- viele Entwicklungen geben. Entscheidend ist, Routinen. Bis sie selbstverständlich sind, ist es nen, dass es auf Dauer keinen Sinn macht, ein dass die Menschen sich darauf einstellen, dass ist noch ein weiter Weg. Haus zu haben, das man nicht mehr beheizen, sie offener und flexibler sind. Wir müssen alle vermieten oder verkaufen kann. aus unseren Komfortzonen kommen. M. Harting: Machen Sie sich persönlich Sor- Es wird zukünftig, da sind wir bei der Ta- I. Göring: Die Frage ist, was hindert uns an gen, ob wir als Gesellschaft mit diesen ganzen xonomie, eine andere Form der Immobilien- der Umsetzung? Wenden umgehen können? Schaffen wir das? bewertung geben. Es wird nicht mehr nur um B. Holz: Der Komfort! So viele Menschen ste- B. Holz: Wir schaffen das! Weil wir es schaf- Verkehrswerte gehen etc. Es wird der indivi- cken in ihrer Komfortzone fest. Wir brauchen fen müssen. p duelle Wert jedes einzelnen Hauses betrach- eine neue Bescheidenheit. DAB 10·22 7
[ DAB REGIONAL ] AKtuEllES HESSEN Abschlussveranstaltung zum GFB-Sommer '22 Neue Chancen für Rüsselsheim Text: Caroline Delbasteh C hancen für neues Wohnen, Arbei- für mehr Räume für Kreative sorgen soll. Wohnformen, unverwechselbare Freiräume, ten, Gestalten – unter diesem „Mehr als 80 Prozent der im letzten Jahr in neue städtische Kontexte, die Nutzung grauer Motto stand die Veranstaltung der Hessen geförderten Sozialwohnungen liegen Energie, Multi-Use oder die Zulassung von Räu- Stadt Rüsselsheim am Main ge- im Bereich des Großen Frankfurter Bogens, men für Kreativität sind nur einige der Schritte meinsam mit dem Forum Innenarchitektur 75 Prozent davon mit GFB-Förderung“, erläu- auf dem Weg zu lebendigen, resilienten und der AKH zum Abschluss des GFB-Sommers terte der Minister weiter. Als Ziel gab er aus, multifunktionalen Quartieren. „Stadtentwick- '22. Knapp 80 Teilnehmerinnen und Teilneh- trotz aller momentanen Herausforderungen lung ist keine Mathematik. Es gibt viele Lösun- mer erlebten am 2. September im Industrie- der Baubranche auch zukünftig am Ende des gen – manche sind besser, andere weniger gut. denkmal Opel-Altwerk einen spannenden Im- Jahres über mehr Sozialwohnungen zu verfü- Die Herausforderung ist, die guten Lösungen zu pulsvortrag, eine Podiumsdiskussion und die gen als zu Jahresbeginn. Er schloss neue Bau- identifizieren und konsequent zu verfolgen“, so Ausstellungseröffnung „Blitzlichter Innen- gebiete in der Peripherie nicht grundsätzlich Eichberger, der zu einem durchdachten Trans- räume“ des Forums. Der Veranstaltungsort aus, machte aber eine hohe Lebensqualität formationsmanagement riet. steht exemplarisch für die Umnutzung von und Bewohnerdichte zur Bedingung. Konversionsflächen im Rhein-Main-Gebiet. Die Innenarchitektin Simone Bücksteeg vom Quartiersentwicklung im innerstädtischen Um- Vorstand der AKH moderierte die Veranstal- Vor der Kulisse einiger in der weitläufigen feld thematisierte Markus Eichberger, Leiter der tung und auch die an den Impulsvortrag an- Werkhalle D5 abgestellter Oldtimer begrüßte ProjektStadt, Stadtentwicklungsmarke der schließende Podiumsdiskussion, an der Dr. der Rüsselsheimer Stadtrat Nils Kraft die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte Axel Tausendpfund, Vorstand/Verbandsdirek- Gäste, darunter den Hessischen Minister für | Wohnstadt, in seinem Impulsvortrag. Er bezog tor des Verbands der Südwestdeutschen Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Ta- sich ausdrücklich auf die Leitlinien der Neue Wohnungswirtschaft e.V. (VdW), der Beauf- rek Al-Wazir. Kraft wies darauf hin, dass Woh- Leipzig Charta 2022, die integral anzuwenden tragte für Räume für die Kultur- und Kreativ- nen und Arbeiten nicht ohne Verkehrsplanung seien. Nutzungsmischung, unterschiedliche wirtschaft des Hessischen Wirtschaftsminis- und Digitalisierung gedacht werden kann und stellte den mit unserer heutigen Lebensweise einhergehenden Ressourcenverbrauch in Frage. Er unterstrich die gute Zusammen- arbeit mit dem Land und hob hervor, in dieser engen Abstimmung könne es unter Umstän- den auch gelingen, die Entwicklung des Kon- versionsgebiets maßgeblich zu prägen, ob- wohl das Gelände von Stellantis an einen pri- vaten Investor verkauft werden soll. Staatsminister Tarek Al-Wazir betonte in sei- nem Grußwort die Komplexität der kommunal- politischen Aufgabe in Rüsselsheim, da das Stellantis-Produktionsgelände in den nächsten Jahren um 50 Prozent schrumpfen wird. Um die Potenziale des Altwerks und des freiwer- denden Geländes für Kreative zu heben, wurde Foto: AKH es im vergangenen Jahr in die vom Land ge- förderte Raumberatung für Kreative, Kommu- nen und Eigentümer*innen aufgenommen, die Blitzlichter Innenräume 8 DAB 10·22
HESSEN AKtuEllES [ DAB REGIONAL ] teriums Jakob Sturm, die Präsidentin des Bund Deutscher Innenarchitekten (bdia) Pia A. Döll und AH-Vizepräsidentin Annelie Bopp- Simon teilnahmen. Die Hürden für bezahlbares und innenstadt- nahes Wohnen sind derzeit sehr hoch. Wie Dr. Tausendpfund erläuterte, verschieben auf- grund der aktuellen Situation rund 70 Prozent aller Unternehmen ihre Neubau- oder Moder- nisierungsprojekte oder stellen sie gleich ganz ein. Baukostenanstieg, Zinsanstieg, Lie- Foto: Stadt Rüsselsheim am Main fer- und Materialengpässe vereinen sich zu einem „perfekten Sturm“. Der GFB kann einen Teil der Mehrkosten abfedern, aber nicht komplett ausgleichen. Daher regte Tau- sendpfund weitere Fördermaßnahmen an für andere Rüsselsheimer Baugebiete, die nicht Teil des GFB sind. Stadtentwicklung durch umnutzung von Konversionsflächen V.l.n.r. Markus Eichberger (ProjektStadt), Pia A. Döll (bdia), Simone Bücksteeg (AKH), Staatsminister tarek Gefragt nach der Rolle der Kreativwirtschaft Al-Wazir (HMWEVW), Nils Kraft (Stadt Rüsselsheim am Main), Dr. Axel tausendpfund (VdW Südwest), Ja- betonte Sturm die besondere Flexibilität und kob Sturm (Kreative Räume), Monika Slomski (Forum Innenarchitektur), Annelie Bopp-Simon (AKH) innovative Kraft der Kreativen im Umgang mit Bestandsarchitektur. „Kreative sind keine Bitt- steller, sie bieten Lösungen“ konstatierte der Auch wenn sicherlich Modernisierungsbedarf auch im Vorschlag für ein novelliertes Hessi- Raumentwickler, der im Auftrag des Landes etwa im Hinblick auf Brandschutz und Energie sches Energiegesetz wieder, das alle Kommu- günstige Möglichkeiten für kreatives Arbeiten besteht, attestierte Döll dem Opel-Altwerk große nen mit mehr als 20.000 Einwohner*innen ver- sucht, denn „die Entwicklung der Kultur- und Chancen. Die Präsidentin des bdia setzte sich ein pflichtet, eine kommunale Wärmeentwick- Kreativwirtschaft und der Quartiere konver- für interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine lungsplanung vorzulegen. Auch wenn giert mittelfristig.“ starke Nutzerpartizipation und verwies auf die Schrumpfung zunächst defizitär wahrgenom- besondere Kompetenz von Innenarchitekt*innen men wird, erkannte Al-Wazir in den freiwer- Kammervizepräsidentin Bopp-Simon berichtete bei der Umnutzung von Bestandsbauten. Da denden Stellantis-Flächen riesige Chancen für zunächst von einem vergleichbaren erfolgrei- fügte es sich ins Bild, dass die ehemalige Werk- Rüsselsheim. „Wir müssen die Potenziale, die chen Umnutzungsprojekt in Limburg. Die letz- halle D5 an diesem Tag als Veranstaltungsort in diesen vergessenen Orten liegen, aufspüren ten Jahre haben deutlich gezeigt, wie anfällig umgenutzt wurde und eine Ausstellung des Fo- und sie für die Zukunft in Wert setzen“, appel- und verwundbar unsere Innenstädte sind, und rums Innenarchitektur der AKH beherbergte. lierte er abschließend. wie wichtig sie gleichzeitig sind für die inner- städtische Kommunikation. Auch in Rüssels- Zum Abschluss der Podiumsdiskussion dankte Nach der Podiumsdiskussion stellte die Innen- heim kommen die Energiewende, die Verkehrs- Kraft den Diskutanten und allen anderen, die architektin Monika Slomski das Forum Innen- wende und weitere geballt auf kommunaler zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen architektur der AKH sowie dessen Arbeits- Ebene an, führte Bopp-Simon weiter aus. Stadt- hatten, insbesondere dem Hausherrn, der gruppe Wohnen Leben Arbeiten vor, die die entwicklungsprozesse sind langwierig, Abhilfe Motorworld Rüsselsheim Rhein-Main, und for- Ausstellung „Blitzlichter Innenräume“ konzi- kann eine stärkere Vernetzung bei Planung und derte die Kommunen auf, die gesetzlichen piert hatte. In der Ausstellung gibt das Forum Entwicklung schaffen. „Wir haben kein Erkennt- Möglichkeiten mutig zu nutzen. Impulse zum Wandel von Wohnen, Leben und nisdefizit, wie haben ein Umsetzungsdefizit“ Arbeiten und zeigt realisierte Innenarchitektur. stellte sie fest. Auf dem Konversionsgelände In seinem Schlusswort griff Wirtschaftsminis- Slomski erläuterte das Zustandekommen der werde ein Vorzeigequartier mit Pilotprojekten ter Al-Wazir nochmals die Neue Leipzig Ausstellung und betonte das außerordentliche entstehen, deren Lösungen auf andere Kommu- Charta auf und „übersetzte“ deren Leitlinien ehrenamtliche Engagement der AG-Mitglie- nen übertragbar sind, erwartete Bopp-Simon, in konkrete Ziele wie bezahlbare Wohnungen der. Zur Eröffnung lud sie alle Anwesenden die zugleich der Stadt Rüsselsheim einen lan- für alle, gemischt genutzte und auch sozial ein zu einer Führung durch die Ausstellung, gen Atem über mehrere Wahlperioden hinweg durchmischte Quartiere sowie klimaneutrale die auch am Folgetag noch zu besichtigen bei der Realisierung wünschte. Städte. Diese Schwerpunktsetzung findet sich war. DAB 10·22 9
[ DAB REGIONAL ] AKtuEllES HESSEN Ein gelungener Abend… Text: Marion Mugrabi D ie Vertretung der freiwilligen Mit- in Deutschland, beispielsweise aktuell das munikationsraum hergerichteten Verkehrsflä- glieder (VFM) hatte zum ersten Vorhaben FOUR Frankfurt. Die angehenden chen der Geschäftsstelle. Nachwuchsabend in der Kammer Architekt*innen, Innenarchitekt*innen sowie Dreher und Kortmann unterhielten sich eingeladen. Ende August kamen Stadtplaner*innen folgten aufmerksam den über eine Vielzahl von Themen. Angefangen rund 20 Nachwuchskräfte im Haus der Archi- Ausführungen von Kortmann: „FOUR Frank- mit der Frage, warum sich Kortmann für ein tekten in Wiesbaden zusammen. „Es ist uns furt ist ein Projekt der Superlative in Bezug Architekturstudium entschied bis hin zu als Vertretung der freiwilligen Mitglieder ein auf Größe, Komplexität und Geschwindigkeit. Unterschieden des digitalen Lebens und besonderes Anliegen, die freiwillige Mit- Vier Türme, ein multifunktionales sechsge- Arbeitens in Deutschland und den Niederlan- gliedschaft auch durch Veranstaltungen er- schossiges Podium, eine viergeschossige Tief- den, wo die gebürtige Deutsche lebt. lebbar zu machen“, erklärte der Sprecher garage, 300.000 Quadratmeter gebauter Kortmann vermittelte auch Einblicke in die der Vertretung Fabian P. Dahinten. Architek- Raum und vielfältige urbane Zwischenräume Arbeit von UNStudio. „UNStudio glaubt an die turinhalte, gegenseitiges Kennenlernen und im Herzen von Frankfurt. Eine Stadt für alle – verbindende Kraft von Architektur. Wir glau- Vernetzen standen im Fokus der Veranstal- ein Projekt FOUR Frankfurt.“ ben, dass gebauter Raum unser Zusammen- tung. Der Austausch mit der Hochbau-Architek- leben positiv beeinflussen kann – und inklu- Seitens der Kammer begrüßte Thomas tin sollte nicht im klassischen Vortragsstil er- sive und kommunikative Räume ein Zusam- Harion, Geschäftsführer Justiziariat, die Gäste. folgen, sondern als Gespräch im lockeren Rah- mengehörigkeitsgefühl und Identität erzeu- Er ging dabei auf die Aktivitäten der AKH für men. Zunächst mit Florian Dreher, Referent gen können“, erläuterte die Architektin, die an und mit dem Nachwuchs ein. Für den fachli- für Baukultur, Wirtschaft und Hochschulwesen der RWTH Aachen und in Kopenhagen stu- chen Austausch war Tina Kortmann, Senior der AKH, und anschließend mit allen Teilneh- diert hat. Typisch für UNStudio sei auch das Architect aus Amsterdam, eingeladen worden. menden. Entsprechend wählten die Organisa- integrale Arbeiten. „Entwerfen ist nicht immer Seit rund 13 Jahren beim internationalen Büro toren als Veranstaltungsraum nicht einen der ein demokratischer Prozess“, erklärte die UNStudio tätig, betreut sie vor allem Projekte Seminarräume, sondern eine der neu als Kom- Teamleiterin den Nachwuchskräften. „Am Die freiwilligen Mitglieder nahmen die neugestaltete Kommunikationszone gerne in Beschlag. 10 DAB 10·22
HESSEN AKtuEllES [ DAB REGIONAL ] Ende soll eine schöne Formensprache gefun- den werden“, so Kortmann weiter. Beim Projekt FOUR kommen viele Ele- mente und Ansätze zum Einsatz, die im Rah- men der Nachhaltigkeitsdiskussion mittler- weile vielfach diskutiert werden, erläuterte Kortmann. Das Projekt ziele auf eine Quar- tiersbildung mit Nutzungsmix und einem Stadtraum für alle ab. Durchlässigkeit und ein Netzwerk von Plätzen sollen das Quartier in das städtische Gefüge einbinden und zu Der Vorstand der AKH etablierte im November 2021 erstmals eine Vertre- tung der freiwilligen Mitglieder. Aktuell vom Vorstand berufen sind Fabian P. Dahinten, lisa Knieper und Katharina Körber. Weitere Angebote für freiwillige Mitglieder sind bereits in Planung. Weitere Informationen zur freiwilligen tina Kortmann (links) im lockeren Austausch mit Florian Dreher Mitgliedschaft der AKH: pwww.akh.de/mitgliedschaft/ einem selbstverständlichen Teil der Stadt ma- auch über Themen vom Berufseinstieg über mitglied-werden/freiwillige- chen. Eine grüne Dachlandschaft auf dem den Kammereintritt bis hin zum Engagement mitgliedschaft-fuer-absolventen Dach des Podiums verbindet das Quartier in der AKH. Um Kortmann sammelten sich pwww.akh.de/mitgliedschaft/ und bietet öffentlich zugängliche Grünflä- den ganzen Abend über kleinere und größere freiwilliges-absolventen-mitglied- chen. Gruppen, denn – so schien es zumindest – alle sein Im Anschluss an die moderierte Gesprächs- Nachwuchskräfte wollten die Chance für einen Die Geschäftsstelle und die Vertretung runde hatten die Teilnehmenden die Gelegen- persönlichen Dialog nutzen. Das einhellige Fa- der freiwilligen Mitglieder sind über heit den Austausch in geselligem Kreis fortzu- zit der Teilnehmenden fasste Sprecher Dahin- folgende E-Mail-Adresse erreichbar: setzen. Die Stimmung war locker und ange- ten zusammen: „Danke für einen tollen nachwuchs@akh.de regt. Die Teilnehmenden sprachen nicht nur Abend, den wir hoffentlich bald wiederholen über den Vortrag und die Diskussion, sondern können.“ p After-Work! Phase Nachhaltigkeit Innenarchitektur Gemeinsam haben die Bundesarchitekten- forderungen der Innenraumgestaltung ange- kammer e.V. und die Deutsche Gesellschaft passt. Gezeigt werden bei der After-Work! Phase Nach- für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. im Jahr After-Work-Veranstaltung ge- 2019 die Initiative Phase Nachhaltigkeit ins lungene Beispiele nach- haltigkeit Innenarchitektur Leben gerufen. Ziel ist es, über einen Schul- haltiger Innen- Wann: Montag, 7. November 2022, 18:00 terschluss der Architektenschaft die Transfor- architektur. – 21:15 uhr mation der Planungspraxis hin zur Nachhal- Wo: Online tigkeit als neuem Normal zu erreichen. 2021 wurde die Initiative gezielt um das Themen- feld Innenarchitektur erweitert und gemein- sam mit dem BDIA auf die besonderen An- PHASE NACHHALTIGKEIT Weitere Informationen und Anmeldung in Kürze unter: pwww.akh.de/fortbildung DAB 10·22 11
[ DAB REGIONAL ] VERSORGuNGSWERK HESSEN 5,35 % Erhöhung: Wie macht die DRV das? Hintergründe zur Berechnung der Rente durch das Versorgungswerk und zur Reaktion auf aktuelle Entwicklungen Text: Thomas Löhning, Hauptgeschäftsführer des Versorgungswerks der AKNW; Jörg Wessels, Geschäftsführer A nfang Juni hat das Bundeskabi- fen und zu erläutern, warum die berufsstän- Veränderung des Kapitalmarktumfelds. Auf nett eine üppige Leistungsanpas- dische Versorgung das leistungsfähigere Vor- einmal war der Zins weg. Und damit die zen- sung für Angehörige der gesetz- sorgesystem ist und sich gegenüber der ge- trale Ertragsquelle eines kapitalgedeckten lichen Rentenversicherung be- setzlichen Rentenversicherung nicht nur gut Versorgungssystems. In einem Kapitalmarkt- schlossen. Demnach erhalten gesetzlich Ver- behaupten kann, sondern insgesamt viele umfeld, dass seit mehr als einer Dekade von sicherte im sogenannten Rechtskreis West Vorteile hat. Niedrig-, Null- und Negativzinsen geprägt ist, eine Rentenerhöhung von 5,35 %. Vor diesem sind Renditechancen geringer. Das hat Hintergrund haben einzelne Mitglieder die 2. Wo kommen wir her? zwangsläufig Auswirkungen auf Erträge und Sorge geäußert, dass das Versorgungswerk Lange Jahre hat sich die Frage nach einem Dynamik. im Zeitverlauf hinter die Leistungen der Deut- „Quervergleich“ mit dem staatlichen System schen Rentenversicherung Bund (DRV) zu- der Alterssicherung gar nicht gestellt. Das 4. Das Versorgungswerk: Solide finanziert, rückfallen könnte. Zu Aspekten, die in diesem Versorgungswerk der Architektenkammer wirtschaftlich stark Zusammenhang relevant sind, wollen wir in NRW prosperierte. Steigende Mitgliederzah- Unter schwierigen Vorzeichen arbeitet das diesem breit angelegten Artikel umfassend len führten zu steigenden Beitragseinnahmen Versorgungswerk dennoch erfolgreich. Die Auskunft geben. Wir wollen zugleich aufzei- und einer stetig besseren Vermögensposition. Geschäftsergebnisse sind unverändert positiv. gen, dass die Versicherten bei unserer Versor- Das Zinsniveau lag beständig weit über An veränderte Kapitalmarktbedingungen hat gungseinrichtung auch weiterhin gut versorgt dem Rechnungszinserfordernis. Vor diesem man sich zügig angepasst und erzielt mit den sind. Warum das so ist, wird nachstehend er- Hintergrund war es ein Leichtes, in den Jah- Investitionen auskömmliche Renditen. Die läutert. ren bis 2008 –zum Teil sehr üppige – Leis- wirtschaftlichen Ziele sind jeweils erreicht tungsverbesserungen für aktive Mitglieder worden. Das gilt auch bezogen auf die beiden 1. Vergleich hinkt und Versorgungsempfänger*innen zu finan- letzten Geschäftsjahre, unter den nochmals Vorab sei gesagt, dass der Vergleich zweier zieren. Den aktiven Mitgliedern hat sich das erschwerten Bedingungen der Pandemiesitua- sehr unterschiedlicher Systeme der Alterssi- über die jährliche Anwartschaftsmitteilung tion. Hierüber geben etwa die Geschäftsbe- cherung wenig sinnvoll, auch nicht zielführend mitgeteilt, Rentnern in Form steigender Ver- richte Auskunft, die zur Information der Mit- ist. Berufsständische Versorgung und gesetz- sorgungsbezüge. Da war die Welt noch in glieder auf der Internetseite des Versorgungs- liche Rentenversicherung unterscheiden sich Ordnung. werks der Architektenkammer NRW (vw- schließlich vom Versicherungsprinzip her ganz aknrw.de) eingestellt sind. wesentlich voneinander: Hier ein Versor- 3. Versorgung unter den Bedingungen gungssystem, das auf dem Prinzip der Kapi- eines veränderten Zinsmarkts 5. Neue Zeiten, neue Regeln taldeckung basiert und sich – über die Einzah- Das Versorgungswerk verwaltet das Vermö- Gleichwohl hat sich etwas verändert, auch lungen seiner Mitglieder und Kapitalerträge – gen seiner Mitglieder, das sich inzwischen auf verändern müssen: Früher hat das Versor- aus eigener Kraft trägt. Demgegenüber ein rd. 12,5 Mrd. EUR beläuft, treuhänderisch. Es gungswerk seine Erträge fast immer an die umlagefinanziertes, hoch defizitäres und des- investiert die Versichertengelder am Kapital- Versicherten ausgeschüttet. Das war damals halb staatlich gestütztes Versorgungssystem. markt, um damit Renditen für die Solidarge- richtig, denn Überrenditen gehören ja den Ein Vergleich kann insoweit nur ein Zerrbild meinschaft der Architekt*innen und Inge- Mitgliedern. Insoweit waren Leistungsdynami- ergeben. Mitglieder unserer Versorgungein- nieur*innen zu erwirtschaften. Darauf beruht sierungen nicht nur gut begründet, sondern richtung stellen diesen Vergleich jedoch ver- das Versicherungsprinzip. auch wirtschaftlich gut darstellbar. Im seiner- mehrt an. Zumeist Rentner, die neben den Ru- Mit dem Bankrott der Lehman Brothers zeitigen Zinsumfeld konnte zudem verlässlich hestandsbezügen vom Versorgungswerk noch Bank im Jahr 2007, der „Subprime“-Krise im kalkuliert werden, dass die Gewinnquellen im eine Teilrente der DRV beziehen und beim Jahr 2008 und den massiven Verwerfungen folgenden Geschäftsjahr erneut kräftig spru- Blick auf die Leistungen beider Systeme den auf den globalen Finanzmärkten in deren Ge- deln würden. Eindruck haben, dass die Entwicklung dort folge, passierte auf internationaler Ebene das, Das ist heute – unter den Vorzeichen gro- eine – vermeintlich – höhere Dynamik hat. Das wofür Politiker heutzutage den Begriff der ßer politischer und wirtschaftlicher Unsicher- gibt uns Anlass, relevante Punkte aufzugrei- „Zeitenwende“ bemühen: Die fundamentale heiten und entsprechend volatiler Finanz- 12 DAB 10·22
HESSEN VERSORGuNGSWERK [ DAB REGIONAL ] märkte – anders. Unter solchen Bedingungen figer Stimmen, die die Systemfrage stellen nungszins liegt für Einzahlungen, die bis zum gehört es für einen öffentlich-rechtlichen Ver- und für eine Einheitsversicherung werben. In Jahresende 2016 entrichtet worden sind – sicherungsbetrieb zum aktiven Risikomanage- bestimmten politischen Kreisen mag es des- dauerhaft, auch während der Zeit des Versor- ment, Mittel zur Verfügung zu haben, mit halb nicht unerwünscht sein, wenn die Versor- gungsbezugs – bei 4,0 %. Einzahlungen ab denen im Bedarfsfall Verluste kompensiert gungswerke in die Defensive geraten und – dem Jahresbeginn 2017 werden mit 2,0 % be- werden können. Diese Form der Risikovor- möglicherweise von innen heraus, aus der Mit- wertet. sorge liegt im Interesse der Versichertenge- gliedschaft – zusätzlich unter Druck geraten. Der Rechnungszins markiert zugleich das meinschaft. Nicht zuletzt aus Verantwortung Renditeerfordernis, dass das Versorgungs- gegenüber den jungen Mitgliedern. Die Gel- 7. DRV: Nase vorn? werk im Geschäftsjahr mindestens erzielen der, mit denen Reserven gebildet werden, Die Leistungsentwicklung bei der DRV ist ge- muss. Erst wenn aus der Geschäftstätigkeit sind auch nicht „weg“. Sie erhöhen vielmehr koppelt an die Lohn- und Gehaltsentwicklung. Überrenditen oberhalb des Rechnungszinses die Sicherheit für die Solidargemeinschaft. Weil die in den wirtschaftlich sehr guten Jah- erwirtschaftet werden, sind zusätzliche Dyna- Versichertengelder werden aber auch be- ren von 2010 bis 2019 positiv war, sind in de- misierungen – über die Mindestverzinsung hi- nötigt, um höheren Aufwand und zuneh- ren „Windschatten“ auch die Versorgungsleis- naus – möglich. Unter den aktuellen Bedin- mende Regulierung zu finanzieren, etwa in tungen für gesetzlich Versicherte angestiegen. gungen des Zinsmarkts Renditen zu erzielen, den Bereichen Risikomanagement, Control- Allerdings sind die Rentenerhöhungen für Ver- die über der „Messlatte“ von derzeit rd. 3,80 % ling, Marktanalyse, Vertragsmanagement, Di- sicherte der DRV in dieser Zeit nicht immer ist allerdings sehr viel schwieriger, als zu Zei- gitalisierung, Meldepflichten, Datenschutz, hoch gewesen. Im Jahr 2013 belief sich die ten, in denen Zinsen von mehr als 4,0 % die Datensicherheit, um nur einige dieser Berei- Rentenerhöhung bei der DRV beispielsweise Norm waren. che zu nennen. Für all diese Aufgaben sind in auf geringe 0,25 %. Im Jahr 2021 gab es für steigendem Maße Mittel aufzuwenden – mit gesetzliche Versicherte im Rechtskreis West 9. Rentenpolitik als Profilierungsfeld der Folge, dass diese Gelder an anderer Stelle eine „Nullrunde“. der politischen Parteien fehlen, insbesondere für Leistungsverbesse- Die Leistungsentwicklung bei der gesetzli- Beim Blick auf die gesetzliche Altersvorsorge rungen nicht zur Verfügung stehen. chen Rente verläuft auch nicht linear. Mitunter darf nicht übersehen werden, dass Rentenpoli- wurde Rentenpolitik nach „Kassenlage“ ge- tik in Deutschland eine eminent politische 6. Steigende Kostenbelastungen, macht. So hat die rot-grüne Bundesregierung Komponente hat. Rentnerinnen und Rentner mehr Regulierung im Jahr 2004 eine Rentenreform ins Werk ge- sind eine zahlenmäßig große Bevölkerungs- Das Versorgungswerk kommt also in mehrfa- setzt, die deutliche Leistungskürzungen für die gruppe, die Wahlen entscheiden kann. Entspre- cher Hinsicht unter Druck: Auf der Rendite- Versicherten zur Folge hatte. Dieser Sachver- chend richtet sich die Rentenpolitik In Deutsch- und Ertragsseite durch politisch gewollte halt zeigt auf, dass in der gesetzlichen Renten- land seit vielen Jahren weniger am Machbaren Niedrig-, Null-, bzw. Negativzinsen. Auf der versicherung – neben „mageren“ Jahren – – auch am finanzpolitisch Vertretbaren – aus, Kostenseite durch regulatorische Anforderun- auch Leistungskürzungen kein Tabu sind. sondern folgt oft politischem Kalkül. gen, die den Versicherungsbetrieb verteuern. Werden wir mal konkret: Im Zeitraum 2013 Deutlich wird diese opportunistische Poli- Auf der Leistungsseite durch die Dynamik bei bis 2022 sind die Leistungen für Bezieher tik etwa am Beispiel des sogenannten Nach- der DRV, die aber nur möglich ist, weil der einer DRV-Rente um durchschnittlich rd. 2,54 holfaktors. Zur Erläuterung: Die Kopplung der Staat die gesetzliche Rentenversicherung mit % pro Jahr angestiegen. Setzt man diesen DRV-Renten an die Lohn- und Gehaltsent- Zuschüssen aus Steuermitteln in Höhe von Wert in Bezug zur satzungsgemäßen Mindest- wicklung wurde bereits erwähnt. Bei sinken- jährlich mehr als 100 Mrd. EUR alimentiert. verzinsung, die das Versorgungswerk seinen den Löhnen verhindert die sogenannte „Ren- Als Folge dieser Entwicklung gerät das Mitgliedern in Form des sogenannten Rech- tengarantie“, dass die Altersbezüge sinken. Versorgungswerk mehr und mehr in einen un- nungszinses gewährt, dann mag sich der Ein- Steigen die Löhne wieder, soll der Nachhol- gerechtfertigten, auch unfairen Wettbewerb druck relativieren, dass das Versorgungswerk faktor den Effekt der nicht erfolgten Renten- mit der gesetzlichen Rentenversicherung. Un- bei der Entwicklung der Leistungen nicht mit- kürzung ausgleichen, d. h. den Rentenanstieg gerechtfertigt, weil berufsständische Versor- halten kann. dämpfen. Ab 2018 wurde der Nachholfaktor gung und gesetzliche Rentenversicherung – vom Gesetzgeber jedoch bis zum Jahr 2025 wie zuvor erläutert – auf zwei völlig unter- 8. Rechnungszins: Was ist das außer Kraft gesetzt. An diesem Beispiel wird schiedlichen Finanzierungskonzepten beru- und was haben die Mitglieder davon? erkennbar, dass man es im Hinblick auf das hen. Unfair, weil das Versorgungswerk – anders Die Mitglieder entrichten – einkommensbezo- System der staatlichen Alterssicherung mit als die DRV – keine Zuwendungen des Staates gen – monatliche Versorgungsabgaben. Für einer „politischen Rente“ zu tun hat. Anfang in Milliardenhöhe erhält. die Überlassung dieser Gelder gewährt das 2021 haben wir diesen Aspekt hier im DAB Auch berufspolitisch weht der berufsstän- Versorgungswerk seinen Mitgliedern sat- schon einmal thematisiert. dischen Versorgung der Wind ins Gesicht: Im zungsgemäß eine Mindestverzinsung auf das Rentenerhöhungen der DRV haben aber politischen Raum artikulieren sich immer häu- eingezahlte Kapital. Dieser sogenannte Rech- auch noch eine ganz andere – für den Finanz- DAB 10·22 13
[ DAB REGIONAL ] VERSORGuNGSWERK HESSEN minister interessante – Komponente: Das ist 11. Die Vorteile der berufsständischen 13. Beim Blick auf die Leistungen: der steuerliche Aspekt. Mit höheren Renten- Versorgung Mindestverzinsung beachten bezügen kommen Jahr für Jahr mehr Renten- Das System der berufsständischen Versor- Anders als gesetzlich Versicherte erhalten die empfänger*innen erstmals in den Bereich der gung beruht auf Kapitalerhalt und Rendite: Mitglieder des Versorgungswerks von ihrem Steuerpflicht. Im Jahr 2022 sind das allein Der entscheidende Vorteil für die Versor- Versorgungsträger ein verbindliches Leis- 103.000 Personen. gungswerksmitglieder lässt sich mit den Wor- tungsversprechen, in Form des sogenannten Wer höhere Leistungen bezieht und darauf ten auf den Punkt bringen: „Ihr Geld ist da.“ Rechnungszinses. Den Effekt, den die Verzin- Steuern entrichten muss, hat im Ergebnis Das ist bei der umlagefinanzierten gesetzli- sung der Beiträge erbringt illustrieren die an- netto möglicherweise geringere Rentenein- chen Rentenversicherung anders. gefügten Schaubilder. Werden auf die Einzah- künfte als zuvor. Im Einzelfall holt sich der Gegenüber den Selbstverwaltungsorga- lungen der Versicherten keine Kapitalerträge Staat in Teilen das zurück, was er zuvor – öf- nen, aber auch der staatlichen Versicherungs- gewährt, so muss die spätere Rentenzahlung fentlichkeitswirksam – als (vermeintliche) aufsicht weist das Versorgungswerk jährlich zu 100 % durch Beiträge gedeckt werden. Leistungsverbesserung – ausgereicht hat. nach, dass ausreichende Vermögenswerte Werden hingegen Kapitalerträge in Höhe von vorhanden sind, um sämtliche Versorgungs- 4,0 % erwirtschaftet, so wird ein erheblicher 10. Staatliche Alterssicherung: ansprüche der Mitglieder finanzieren zu kön- Teil der späteren Rentenzahlungen durch Ka- „Augen zu und durch!“ nen. Demgegenüber kommen die monatli- pitalerträge gedeckt. Bislang ist die Politik notwendigen Reformen chen Beiträge der gesetzlich Versicherten di- Ohne Kapitalerträge müssten die Einzah- des Rentensystems ausgewichen. Ob das rekt wieder zur Auszahlung, für die Renten- lungen auf das individuelle Versorgungskonto dauerhaft so bleiben kann, sei dahingestellt. bezieher der DRV. also viel höher sein, um dieselbe Rentenhöhe Vorerst sind – wieder mal – bis zum Jahr 2025 leisten zu können (im gewählten Beispiel fast zwei „Haltelinien“ ausgerufen worden. Sicher 12. Welche Komponenten definieren die viermal so hoch, vgl. Grafik). Kapitalerträge nicht zufällig retten sich die politischen Par- Höhe der Versorgungswerksrente? fallen auch noch während der Rentenbezugs- teien damit hinter den Termin der nächsten Das kapitalgedeckte Versorgungssystem be- zeit an und sind in dieser Phase besonders Bundestagswahl. Es wäre dann an der nächs- ruht auf dem sogenannten Äquivalenzprinzip. hoch, weil zuvor ein hohes Vermögen für den ten Bundesregierung – möglicherweise Höhere Einzahlungen führen zu höheren Ver- Rentner zurückgestellt wurde. schmerzhafte – Maßnahmen zur Stabilisie- sorgungsleistungen. Zentraler Bestimmungs- Die Schaubilder stellen ab auf eine Verzin- rung des staatlichen Rentensystems zu er- faktor für die Höhe der Rente ist demnach die sung in Höhe von 4,0 %. Deren „Botschaft“ – greifen. Dauerhaft dürfte die Politik den not- Summe der Versorgungsabgaben, die über dass ein Großteil des Kapitalstocks, aus dem wendigen Reformschritten jedenfalls nicht die Anwartschaftsphase hinweg auf das indi- im Ruhestandsalter die Versorgung des jewei- ausweichen können. Immerhin geht in den viduelle Versorgungskonto entrichtet worden ligen Mitglieds finanziert wird, aus Zins- und kommenden Jahren die Generation der ist. Von Belang ist natürlich auch die Versiche- Zinseszinseffekt resultiert – ist vom Prinzip her „Baby-Boomer“ in die Rente. Wegen der de- rungsdauer, d. h. der Zeitraum, über den hin- aber auch anwendbar auf den Mischrech- mographischen Entwicklung müssen zukünf- weg Einzahlungen geleistet werden. nungszins, der sich für Mitglieder ergibt, die tig weniger Beitragszahler, die Lasten für eine Zusätzlich kennt das Versorgungssystem – Anwartschaften in beiden Abrechnungsver- steigende Anzahl von Rentnern der DRV abhängig von Geschäftserfolg und Ertrags- bänden (4,0 %/2,0 %) erworben haben. stemmen. Dadurch werden sich die Finanzie- lage – Leistungsverbesserungen, die schon in Beim Versorgungswerk erhält das Mitglied rungslasten für Beitrags- und Steuerzahler der Ansparphase wirksam werden. Das sind – aufgrund der eingerechneten Mindestver- weiter erhöhen. die sogenannten Anwartschaftsdynamisierun- zinsung – schon zum Renteneintritt eine Ver- Bei Experten, die sich mit der Zukunft der gen. Diese Form der Gewinnbeteiligung am sorgungsleistung, die in der Regel deutlich gesetzlichen Rentenversicherung wissen- Unternehmenserfolg verbessert die Anwart- besser ist, als eine DRV-Rente. Abhängig von schaftlich befassen, ist deshalb seit langem schaften der aktiven Mitglieder, ohne dass da- den Geschäftsergebnissen kommen Dynami- unstrittig, dass einschneidende Reformen bei für Einzahlungen zu leisten sind. sierungen hinzu. Die DRV gewährt Leistungen der DRV unvermeidbar sind, um das Alterssi- Hinzukommen – ebenfalls abhängig von auf einem zumeist niedrigeren Ausgangs- cherungssystem dauerhaft finanzierbar zu den Ergebnissen im jeweiligen Geschäftsjahr niveau. Deren Leistungen verbessern sich im halten. Aktuelle Berechnungen der Bundes- – Rentendynamisierungen. Diese Leistungs- Zeitverlauf, über Rentenerhöhungen. bank haben ergeben, dass ein deutlicher An- verbesserungen addieren sich zum obligato- stieg der Rentenversicherungsbeiträge auf bis rischen Rechnungszins. Die Gleichung heißt 14. Wo ist das Versorgungswerk zu 25 % und ein weiter steigender Bundeszu- dann: Rechnungszins + Dynamisierungsfaktor. sonst noch besser? schuss, in der Größenordnung einer um vier Rentendynamisierungen, die das Versor- Die bloße Draufsicht auf die Rentenerhöhun- Prozentpunkte höheren Mehrwertsteuer erfor- gungswerk vornimmt, verbessern die Leistun- gen der letzten Jahre mag den Eindruck er- derlich wären, wenn man das aktuelle Renten- gen – wohlgemerkt – zusätzlich, über die Min- zeugen, dass sich der Abstand der DRV zu niveau bis zum Jahr 2070 erhalten will. destverzinsung hinaus. den Leistungen des Versorgungswerks ten- 14 DAB 10·22
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