Stationäre Brennstoffzellen-Anwendung - Erdgas umweltfreundlicher nutzen - www.zukunftaltbau.de - Zukunft Altbau

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Stationäre
Brennstoffzellen-Anwendung
Erdgas umweltfreundlicher nutzen

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Stationäre Brennstoffzellen-Anwendung - Erdgas umweltfreundlicher nutzen - www.zukunftaltbau.de - Zukunft Altbau
Inhalt

             Wasserstoff und Brennstoffzellen:
             Energieträger und -wandler			                      05

             Stationäre Brennstoffzellen: Technologien          07

             Einsatzbereiche für stationäre Brennstoffzellen    12

             3.1 Hausenergieversorgung mit Brennstoffzellen     16
             3.2 Notstromversorgung und unterbrechungsfreie
                 Stromversorgung mit Brennstoffzellen           17
             3.3 Stationäre Anlagen für Industrie und Gewerbe   19
             3.4 Einsatz von Rein-Wasserstoff in stationären
                 Brennstoffzellenanwendungen                    16

             Marktvorbereitung		                                23

             4.1 Demonstrationsprojekte                         23
             4.2 Förderung von KWK-Anlagen                      26

             Unternehmen und Entwicklungsschwerpunkte           28

             Potenzial und Ausblick                             39

             Anhang                                             42

             7.1   Abkürzungen                                  42
             7.2   Ergänzende Publikationen                     43
             7.3   Häufig gestellte Fragen                      44
             7.4   Broschürenreihe                              46

             Impressum                                          47

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Vorwort

Fossile Energieträger sollten so effizient wie möglich
genutzt werden, das ist nichts Neues. Das bedeutet,
dass Erdgas nicht einfach nur verbrannt sondern
möglichst auch zur Stromerzeugung genutzt werden
sollte. Blockheizkraftwerke mit Verbrennungsmotoren
sind seit langem bewährt, vor allem aber in größeren
Einheiten wirtschaftlich. Gerade bei kleineren
                                                              Dr.-Ing. Volker Kienzlen
Objekten kann dagegen die Brennstoffzelle eine             Geschäftsführer KEA Klimaschutz-
interessante Option sein. Ohne bewegte Teile ist sie             und Energieagentur
                                                              Baden-Württemberg GmbH
hocheffizient, schadstoffarm und kann elektrische
Wirkungsgrade von bis zu 60 % erreichen. Damit sind
CO2-Einsparung gegenüber der getrennten Strom-
und Wärmeerzeugung von bis zu 40 % möglich.
Inzwischen bieten einige Hersteller zuverlässig Pro-
dukte an, die nicht mehr Platz benötigen als zwei
Kühlschränke.

Noch sind Investitionskosten hoch, aber die Kredit-
anstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet derzeit hohe
Zuschüsse. Je nachdem welcher Anteil des Stroms im
Gebäude selbst genutzt werden kann, rechnet sich
die Investition teilweise schon in sieben Jahren. Gerade
für Gebäude mit hoher Strom-Grundlast ist eine Brenn-
stoffzelle heute schon sehr interessant.

Wollen Sie nicht auch mal prüfen lassen, ob sich
eine Brennstoffzelle für Sie lohnt?

                                                                                              3
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Wasserstoff und Brennstoffzellen: Energieträger und -wandler

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             Prozent ist der Wert,
         auf den die Bundesregierung
             den Anteil der Strom-
         erzeugung aus Kraft-Wärme-
              Kopplung bis 2020
                 steigern will
          ©Bild: Lopolo/shutterstock.com

                                                                                Heute verursachen die Erzeugung und Bereitstellung
                                                                                von Strom und Wärme (ohne Prozesswärme)
                                                                                ca. 65 Prozent der energiebedingten Emissionen.
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Wasserstoff und Brennstoffzellen:
   1          Energieträger und Wandler

Orientiert an den energie- und klimapolitischen Zielsetzungen der Bundes‑
regierung, u. a. einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen um
80 – 95 Prozent bis zum Jahr 2050 (Basisjahr 1990), strebt die Landesregierung
Baden-Württemberg bis 2050 eine CO2-Minderung um 90 % an.

Zentrales Instrument zum Klimaschutz in Ba-              Brennstoffzellen (BZ) sind elektrochemische
den-Württemberg ist das Integrierte Energie-             Energiewandler, die Wasserstoff, Erdgas, Bio-
und Klimaschutzkonzept (IEKK), das landes-               gas, Flüssiggas oder andere flüssige Kraftstoffe
weite Ziele zur Treibhausgasminderung festlegt.          direkt in Strom und Wärme umwandeln. Sie
Eine wichtige Rolle hierbei spielt die weitere           sind jedoch kein Energiespeicher, wie etwa eine
Steigerung der Energieeffizienz, vor allem bei           Batterie, sondern benötigen eine externe Brenn-
der Strom- und Wärmeerzeugung. Heute verur-              stoffversorgung (z. B. aus einem Brennstofftank
sachen die Erzeugung und Bereitstellung von              oder einer angeschlossenen Gasleitung). Brenn-
Strom und Wärme (ohne Prozesswärme) ca.                  stoffzellen werden heute für mobile, stationäre
65 Prozent der energiebedingten Emissionen.              oder portable Anwendungen entwickelt und
Mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) lässt sich der            können vielfältig in unterschiedlichen Märkten
Gesamtwirkungsgrad der Stromerzeugung stei-              eingesetzt werden.
gern, da auch die Abwärme des Kraftwerkes
genutzt wird. Die Bundesregierung plant, den             Für die Zukunft wird ein stark wachsender
Anteil der Stromerzeugung aus Kraft-Wärme-               Markt für Brennstoffzellenheizungen prognos-
Kopplung von ungefähr 15 Prozent im Jahr 2010            ti‑ziert: Laut dem Verband Deutscher Maschi-
auf mindestens 25 Prozent bis zum Jahr 2020 zu           nen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) wurden im
steigern.                                                Jahr 2014 für kommerziell verfügbare Brenn-
                                                         stoffzellen-Heizgeräte Umsätze in Höhe von
Kleine   KWK-Anlagen       besitzen    ein   großes      70 Millionen Euro erzielt. Für das Jahr 2020
Potenzial zur Effizienzsteigerung in Ein- und            erwarten die Hersteller einen Umsatz von
Mehrfamilienhäusern. Kleine Blockheizkraft-              1,8 Milliarden Euro [VDMA 2015].
werke    (BHKW)     können     beispielsweise       in
Wohngebäuden direkt Strom und Wärme
erzeugen und somit insbesondere alte konven-
tionelle Heizkessel ersetzen und den benö-
tigten Strombezug aus dem Netz reduzieren.

Mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) lässt sich der
Gesamtwirkungsgrad von Kraftwerken steigern,
da auch die Abwärme des Kraftwerkes genutzt wird.
                                                                                                            5
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Stationäre Brennstoffzellen: Technologien

             In seiner Umsatzprognose geht der VDMA für         Infrastruktur (BMVI), Wirtschaft und Energie
             das Jahr 2020 von einem Anstieg auf 2 Mil-         (BMWi), Bildung und Forschung (BMBF) sowie
             liarden Euro in Deutschland aus. Optimistische     Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicher-
             Annahmen schätzen den globalen Markt für           heit (BMUB) gemeinsam formulierten »Natio-
             stationäre Brennstoffzellen auf bis zu 50 GW in    nalen Innovationsprogramms Wasserstoff und
             2020 [Pike 2013].                                  Brennstoffzellentechnologie« (NIP). Ergänzt
                                                                werden die Aktivitäten des NIP auf Ländere-
             Langfristig werden fossile Brennstoffe ersetzt,    bene. Zusätzlich hat die Europäische Kom-
             um sowohl der Klimaerwärmung entgegenzu-           mission und die Industrie über das gemein-
             wirken als auch der zunehmenden Knappheit          sam getragene »Fuel Cells and Hydrogen Joint
             und den damit steigenden Preisen zu begegnen.      Undertaking (FCH JU)« fast eine Milliarde
             Der Zubau erneuerbarer Energien und die Erzeu-     Euro im Zeitraum 2008–2013 des vergange-
             gung von Wasserstoff, der Strom aus erneu-         nen Rahmenprogramms FP7 bereitgestellt, um
             erbaren Quellen in großen Mengen speichern         die Marktfähigkeit von Wasserstoff- und Brenn-
             und für eine breite Palette von Anwendun-          stoffzellentechnologien zu unterstützen. Im
             gen wieder zur Verfügung stellen kann, sind        Nachfolgeprogramm FCH2JU unter Horizon
             wichtige Elemente einer zukünftigen sicheren       2020 (2014–2020) wollen Industrie und Euro-
             und nachhaltigen Energieversorgung. So kann        päische Kommission gemeinsam weitere 1,33
             Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen-       Milliarden Euro investieren.
             sowohl als Kraftstoff für den Verkehrssektor
             wie auch als Zumischung oder Ersatz von Erd-
             gas die Verbrennung fossiler Kohlenwasser-
             stoffe (Öl, Erdgas, Kohle) reduzieren bzw.
             vermeiden. Insbesondere in Brennstoffzellen
             wird Wasserstoff sehr effizient in Strom und
             Wärme umgewandelt. Die Bundesregierung un-
             terstützt die Weiterentwicklung und Einfüh-
             rung der Brennstoffzellentechnologien durch
             gezielte Förderung im Rahmen des von den
             Bundesministerien für Verkehr und digitale

                                                                          Effizienzsteigerung durch
                                                                           Kraft-Wärme-Kopplung

                                                                   Bei der konventionellen Stromerzeugung und -bereit-
                                                                   stellung werden 35 bis 60 Prozent der im Brennstoff
                                                                     gepeicherten Energie als abgegebene elektrische
                                                                    Energie zur Verfügung gestellt. Anfallende Wärme-
                                                                   energie (>40 Prozent) bleibt bei der konventionellen
                                                                     Stromerzeugung in Kraftwerken standardmäßig
                                                                   ungenutzt. Die kombinierte Erzeugung und Nutzung
                                                                    von Strom und Wärme bietet die Möglichkeit einer
               Optimistische Annahmen schätzen den                  deutlichen Effizienzerhöhung. Blockheizkraftwerke
               globalen Markt für stationäre Brennstoffzellen      (BHKW) erreichen dabei Gesamtwirkungsgrade von
               auf bis zu 50 GW im Jahre 2020.                                        über 90 Prozent.

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Stationäre Brennstoffzellen:
    2                 Technologien

Brennstoffzellen (BZ) sind hocheffiziente Ener-            Aufbau zweier Brennstoffzellen
giewandler, die Wasserstoff (H2) oder Kohlen-              Heizgerätehersteller setzen auf SOFC* und PEMFC**
wasserstoffe direkt in Strom und Wärme
umwandeln. Im Gegensatz zur konventionellen
Stromerzeugung, die dafür einen Umweg über
die Kraftstoffverbrennung und Umwandlung                                  SOFC                                              PEMFC
in Bewegungsenergie erfordert (z. B. mittels
Verbrennungsmotor oder Gasturbine), wird die
im Brennstoff gespeicherte Energie mithilfe
einer BZ elektrochemisch direkt in Gleichstrom
umgewandelt (siehe Abbildung unten).

Ähnlich wie bei einer Batterie besteht das Kern-                                                  Anode
stück einer Brennstoffzelle aus zwei Elektroden                                                  Elektrolyt
                                                                                                 Kathode
(Anode und Kathode), die von einem Elektrolyt
getrennt werden. Im Gegensatz zur Batterie
wird bei der Brennstoffzelle jedoch der Brenn-
stoff kontinuierlich zugeführt, d.h. die Elektro-
lyten werden kontinuierlich versorgt. Mehrere
dieser Elektroden-Elektrolyt-Einheiten zusam-
                                                             *Solid Oxide Fuel Cell
mengeschaltet bzw. »gestapelt«, ergeben einen
                                                             **Proton Exchange Membrane Fuel Cell
Brennstoffzellen-Stack (englisch: Stack = Sta-
pel) (siehe Abbildung unten).                             Energieumwandlung - Stromerzeugung

            Chemische Energie
             des Brennstoffs                                                                   Elektrische Energie

                                                DIREKTE UMWANDLUNG
                                                                                                           STROMGENERATOR
               VERBRENNUNG

                                                 BRENNSTOFFZELLE

                                          KONVENTIONELLE STROMERZEUGUNG
                                                    (Gasmotor, Gasturbinen)

                                               INDIREKTE UMWANDLUNG

           Thermische Energie                                                              Bewegungsenergie

Grundsätzlicher Aufbau einer Brennstoffzelle                                                                                        7
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Stationäre Brennstoffzellen: Technologien

        Je nach Betriebstemperatur und Elektrolyt-                                gen die Ansprüche an Material und System
        werden unterschiedliche Brennstoffzellen-Ty-                              (Beständigkeit, Temperaturregulierung, Last-
        pen unterschieden. Grundsätzlich erhöht sich                              wechselverhalten, Systemkomplexität usw.). Die
        die Toleranz gegenüber Verunreinigungen wie                               folgende Tabelle gibt einen Überblick über die
        Kohlendioxid (CO2) oder Kohlenmonoxid (CO)                                verwendeten BZ-Typen, die anschließend de-
        je höher die Betriebstemperatur ist. Dafür stei-                          tailliert erläutert werden.

        Brennstoffzellen -Typen

         Abkürzung            Deutsche Bedeutung                            Typisch zugeführter                   Typische Betriebs-
                                                                            Brennstoff                            temperatur

         AFC                  Alkalische Brennstoffzelle                    Wasserstoff

                                                                                                                         1.000            °C
         NT-PEMFC             Niedertemperatur                              Wasserstoff
                              Polymer-Membran-                              Erdgas-Reformat                                600
                              Brennstoffzelle oder
                                                                                                                           200
                              Protonenaustausch-
                                                                                                                            80
                              membran-Brennstoffzelle

         DMFC                 Direkt-Methanol-                              Wasser-Methanol-Gemisch
                                                                                                                                 ~80°C
                              Brennstoffzelle

         PAFC                 Phosphorsaure                                 Erdgas-Reformat
                              Brennstoffzelle
                                                                                                                         1.000            °C
         HT-PEMFC             Hochtemperatur*                               Wasserstoff
                              Polymer-Membran-                              Methanol-Gemisch                               600
                              Brennstoffzelle oder                          Erdgas-Reformat                                200
                              Protonenaustausch-                                                                            80
                              Membran-Brennstoffzelle

                                                                                                                             ~120 -200°C

         MCFC                 Schmelzkarbonat-                              Erdgas
                              Brennstoffzelle
                                                                                                                         1.000            °C
         SOFC                 Festoxid-Brennstoffzelle                      Erdgas                                         600

                                                                                                                           200
                                                                                                                            80

                                                                                                                           ~600 -1.000°C

        * Im Falle der PEM-Brennstoffzelle spricht man bei einer Betriebstemperatur über ~120 °C von einer „Hochtemperatur“-PEM BZ, auch wenn die
        Betriebstemperatur maximal 200 °C beträgt. Im Vergleich zu anderen BZ, wie einer MCFC oder SOFC mit Betriebstemperaturen bis zu 600–1.000 °C,
        müsste man genau genommen von einem »Mitteltemperaturbereich« sprechen. Diese Bezeichnung wird jedoch gewöhnlich nicht verwendet.

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Stationäre Brennstoffzellen-Anwendung - Erdgas umweltfreundlicher nutzen - www.zukunftaltbau.de - Zukunft Altbau
PEMFC                                                                      PAFC

Polymer-Membran-Brennstoffzelle                                            Phosphorsaure Brennstoffzelle
Während Unternehmen wie z. B. BAXI Inno-                                   Einer der bekanntesten Anbieter kommerzieller
tech schon seit vielen Jahren NT-PEM-Brenn-                                PAFC-Systeme ist Doosan Fuel Cells America,
stoffzellensysteme für die Hausenergieversor-                              (ehemals UTC Power) aus Hartford, Connecti-
gung entwickeln und bereits über umfangrei-                                cut, USA. Das Unternehmen hat bereits mehrere
che Erfahrungen im Praxistest bei Privatkunden                             Hundert stationäre PAFC-Systeme ausgeliefert.
verfügen, werden erste erdgasversorgte NT-                                 Mit dem 400 kWel-BZ-System »PureCell« bietet
PEM-Brennstoffzellensysteme von Viessmann                                  Doosan ein kommerziell erhältliches BZ-System für
(Vitovalor 300-P) und HT-PEM-Brennstoffzellen-                             stationäre Industrie- und Gewerbeanwendungen
systeme von Elcore (Elcore2400) kommerziell                                an. Ein weiterer wichtiger Entwickler von PAFC-
zum Verkauf angeboten. Für die unterbrechungs-                             Systemen ist Fuji Electric, der in Kooperation mit
freie Stromvesorgung (USV) bzw Notstromver-                                der    deutschen        N2telligence       GmbH       PAFC-Sys-
sorgung arbeiten Unternehmen an mit Wasser-                                teme für Gewerbe und Industriekunden anbietet.
stoff oder Methanol versorgten PEM BZ-Syste-                               Die N2tellingence BZ-Anlage bietet durch eine
men in der Leistungsklasse bis 10 kWel. Anbieter                           Nutzung der sauerstoffarmen Kathodenluft der BZ
sind z. B. Acta Power, Ballard/Dantherm, Helio-                            zusätzlichen Brandschutz in geschützten Berei-
centris oder Horizon Fuel Cells.                                           chen wie Rechenzentren (z. B. im Frankfurter
                                                                           Rechenzentrum der Firma Equinix), Archiven,
                                                                           Gefahrstofflagern, Telekommunikationsanlagen,
                                                                           Tresorräumen oder Museen.
AFC

Alkalische Brennstoffzelle
Nur wenige Hersteller entwickeln heute AFC-Sys-
teme. Die britische AFC Energy plc ist ein etablier-
ter Entwickler von AFC-Systemen für industrielle
Anwendungen zur Strom-und Wärmeerzeugung.
Diese Systeme arbeiten bei einer Betriebstempe-
ratur von ~70 °C. In Zusammenarbeit mit Chemie-
unternehmen werden stationäre AFC-Systeme in
Europa entwickelt. Aktuelle Feldtests laufen z. B.
in Bitterfeld bei AkzoNobel oder im Rahmen des
EU-Förderprojektes POWER-UP in Stade.

* Behördenfahrzeuge haben häufig lange Standzeiten und müssen elektrische Verbraucher im Stillstand mit Strom versorgen. Das Anlassen
des Motors zur Batterieaufladung sollte vermieden werden, um die Flexibilität der Einsatzfahrzeuge zu erhöhen und z.B. bei verdeckten Er‑
mittlungen keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dabei muss die Stromquelle in einen PKW passen und sollte wenig bis keinerlei Signatur
erzeugen. All dies leistet eine Brennstoffzelle.

                                                                                                                                             9
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Stationäre Brennstoffzellen: Technologien

         MCFC                                                   SOFC

         Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle                        Festoxid-Brennstoffzelle
         Einer der bedeutendsten Anbieter von stationären       Heute entwickeln Hersteller verstärkt an SOFC-
         MCFC-Systemen (0,3 bis 3 MWe) ist Fuel Cell En-        Systemen. Für die Hausenergieversorgung sind
         ergy, Danbury, Connecticut, USA. In Deutschland        dies z. B. Bosch Thermotechnik /Aisin Seiki, SOL-
         produziert das Tochterunternehmen Fuel Cell            ID-power (vereint die früheren Anbieter Ceramic
         Energy Solution GmbH mit Sitz in Dresden am            Fuel Cells und SOFCpower), Ceres Power, Vaillant /
         Standort Ottobrunn bei München. Ein weiterer           Sunfire und Viessmann / HEXIS. Zu den Unterneh-
         Hersteller von MCFC-Anlagen ist Ansaldo Fuel           men, die an größeren Anlagen zur Versorgung
         Cells, Teil des Finmeccanica-Konzerns in Italien.      von gewerblichen und industriellen Anwendun-
                                                                gen (Erdgas, ~20–200 kWel) arbeiten, gehören z. B.
                                                                Bloom Energy, Convion Oy und Fuel Cell Energy.
         DMFC

         Direkt-Methanol-Brennstoffzelle
         Wichtigster Anbieter für Direkt-Methanol-Brenn-
         stoffzellen ist SFC Energy AG (SFC; ehemals
         Smart Fuel Cells), das unter dem Namen »EFOY«
         kommerzielle Systeme für den Campingbereich
         anbietet. Daneben entwickelt SFC ein methanol-
         betriebenes DMFC-System für die Notstromver-
         sorgung. Auch für die Bordstromversorgung für
         Behördenfahrzeuge* liefert SFC DMFC-Systeme.

                                                                   Baden Württemberg informiert
                                                                  über das Cluster Brennstoffzelle

                                                             Weiterführende Informationen und aktuelle Studien
                                                                 zu Wasserstoff und Brennstoffzellen zum
                                                                           Herunterladen über:

                                                                e-mobilbw.de/de/service/publikationen.html

10
©Bild: Kaspars Grinvalds/shutterstock.com

          Einsatzbereiche für
  3       Stationäre Brennstoffzellen

Im Folgenden werden die Anwendungsfelder der Hausenergieversorgung zur
Strom- und Wärmeerzeugung, der Notstromversorgung bzw. unterbrechungs-
freien Stromversorgung (USV) und der industriellen Stromversorgung
vorgestellt sowie die Nutzung reinen Wasserstoffs zum Betrieb stationärer
Brennstoffzellen erläutert.

                                                                                                                        11
Einsatzbereiche für Stationäre Brennstoffzellen

                    Hausenergieversorgung
          3.1
                    mit Brennstoffzellen

         Stationäre Brennstoffzellensysteme zur kom-               Biogas möglich, und langfristig können sta-
         binierten Erzeugung von Strom und Wärme                   tionäre Brennstoffzellen für die Hausenergie-
         ersetzen klassische Heizungsanlagen in Ein-               versorgung auch ohne Reformer direkt mit
         und Mehrfamilienhäusern und tragen durch                  Wasserstoff betrieben werden (s. Kapitel 3.4).
         die Stromeigenerzeugung dazu bei, den Strom-
         bezug aus dem Stromnetz zu minimieren. Der                Für den Markt der Hausenergieversorgung wer-
         Nationale Entwicklungsplan [NEP 3.0] defi niert           den, vor allem in Deutschland und Japan, erd-
         für diesen Einsatzbereich einen typischen                 gasversorgte PEM- und SOFC-Brennstoffzellen-
         Leistungsbereich der Brennstoffzellensysteme              heizsysteme entwickelt. In Deutschland wurde
         zwischen 1 und 5 kWel.                                    die Markteinführung seit 2008 über das Leucht-
                                                                   turmprojekt Callux vorbereitet. Seit August
         Heute werden stationäre Brennstoffzellensys-              2016 ist eine Förderung über die Kreditanstalt
         teme vor allem für eine Versorgung mit Erd-               für Wiederaufbau (KfW) möglich (s. Kapitel 4.2).
         gas     entwickelt.   Die   bestehende       Erdgas-
         Infrastruktur wird weiter genutzt, konventio-
         nelle    Heizanlagen     sind    somit     einfacher
         ersetzbar (siehe Abbildung S. 14). Mittelfristig
         ist auch der Betrieb von Brennstoffzellen mit

         Bedarfsgerechte Energieerzeugung
         Brennstoffzellenheizgerät im Wohngebäude

                           Strombedarf:
                           ~4500 kWh/a              Stromerzeugung Brennstoffzelle:
                                                         ~4000–5500 kWh/a

                           Wärmebedarf:
                       15.000 -35.000 kWh/a                 Wärmeerzeugung:
                                                   Brennstoffzelle: 8000–11.000 kWh/a
                                                           Zusatzbrenner: Rest

                      Energiebedarf Gebäude:                                     Energiebereitstellung Gerät:
                              Beispiel:                                                    Beispiel:
                    Einfamilienhaus, 4 Personen,                                  Brennstoffzellen-Heizgerät
                      Bestand (140 kWh/m2 a),                                   Galileo 1000 N, 4500–6000 h/a,
                   zentrale Warmwasserbereitung                                       Kombi-Speicher 500 l

12
Transparenz im Heizungskeller

Effizienzlabel für alte Heizkessel

                                A++

                                A+

                                A

                                B

                                C

                                D

                                E

        Um Hauseigentümer auf ihre alten, ineffizienten Heizgeräte auf‑
        merksam zu machen, hat der Gesetzgeber ab 2016 das Effizienzlabel
        für Heizkessel eingeführt, die älter als 15 Jahre sind. Das Label,
        das bereits von Hausgeräten bekannt ist, weist Effizienzklassen
        von G bis A++ aus.

Laut Bundesministerium für Wirtschaft und          Insbesondere für die Betreiber veralteter Gas-

                                                                                                      Quelle: Pressemitteilung vom 08.03.2016 der Initiative Brennstoffzelle
Energie sind über 70 Prozent der installier-       heizungen und bei vorhandenem Erdgasan-
ten Anlagen ineffizient und würden nur die         schluss bietet sich der Umstieg auf eine Erd-
Effizienzklassen C, D oder E erreichen. Neue       gastechnologie mit der Einstufung A++ an. Mit
Heiztechnik wie Brennstoffzellengeräte erzeu-      der Einführung des Effizienzlabels für Altkessel
gen Wärme und Strom im Haus und erhalten die       wird ein neues Heizsystem auf Basis von Erd-
beste Einstufung von A++.                          gas und Brennstoffzellen angeboten, das die
                                                   Höchsteinstufung erzielt. Zahlreiche Hersteller
Für das Heizgerät im Neubau ist der Ausweis        haben die in vielen Praxistests erprobte Brenn-
der Effizienzklasse bereits Pflicht. Im Gebäude-   stoffzellentechnologie im Programm und einige
bestand wird das Effizienzlabel nun stufen-        Energieversorger bieten Komplettpakete über
weise eingeführt: Freiwillig im Jahr 2016,         Contracting-Angebote an.
aber ab 2017 werden Schornsteinfeger Geräte
ohne Effizienzlabel kennzeichnen. Heizungs-
installateure, Schornsteinfeger und bestimmte
Energieberater sind berechtigt, das entsprech-
ende Etikett auf den Heizkesseln anzubringen.

                                                                                                                                                                               13
Einsatzbereiche für Stationäre Brennstoffzellen

14
15
Einsatzbereiche für Stationäre Brennstoffzellen

                   Notstromversorgung und unterbrechungsfreie
          3.2
                   Stromversorgung mit Brennstoffzellen

         Der Markt der Notstromversorgung bzw. der un-                          Stationäre Brennstoffzellen können grundsätzlich
         terbrechungsfreien Stromversorgung (USV; auch                          beide Anwendungsfelder bedienen. Der typische
         UPS –Uninterruptible Power Supply) gewinnt                             Leistungsbereich startet bei einigen kW und vari-
         zunehmend an Bedeutung. Wichtige Anwendungs-                           iert applikationsabhängig. Im oberen Leistungs-
         felder sind z. B. Krankenhäuser, Feuerwehr, Tech‑                      spektrum gibt es einen Überschneidungsbereich
         nisches Hilfswerk, Bundeswehr, Sicherheitsbehör‑                       zu industriellen Anwendungen und Entwicklun-
         den, Telekommunikation (DSL-Stationen, Mobil‑                          gen. Als Brennstoff für USV-Anwendungen dienen
         funkzentren), Behördenfunk (BOS-Net, TETRA),                           Wasserstoff, Methanol, Erdgas und Flüssiggas. Ent-
         Rechenzentren, Verkehrsleittechnik (Straßenver‑                        wickelt werden in Deutschland Systeme auf Basis
         kehr, Luftverkehr, Bahn usw.), Brennstoffversor‑                       von PEMBZ und DMFC.
         gung (z. B.Pumpen bei Tankstellen) oder Prozesse
         in der Le‑bensmittelversorgung (z. B. Kühlung). Es                     Im Rahmen der Marktvorbereitung förderten
         gibt zwei typische Anwendungsfelder:                                   BMVI und BMWi im Zeitraum von 2011 bis 2016 die
                                                                                Entwicklung von Brennstoffzellensystemen für
            Netzersatzanlagen für die Notstromversorgung                        Notstromversorgung bzw. USV mit über 64 Mil-
            von Anlagen oder Liegenschaften werden                              lionen Euro.
            zur Aufrechterhaltung des Betriebs bei längeren
            Netzausfällen eingesetzt. Die Übernahme
                                                                                Das Potenzial für den Einsatz von BZ in der Tele-
            der Netzversorgung erfolgt dabei in der Regel
                                                                                kommunikationstechnik liegt geschätzt weltweit
            nicht unterbrechungsfrei.
                                                                                bei über 4,5 Millionen Basisstationen. Das Wachs-
                                                                                tum in diesem Bereich wird auf über 10 Prozent
            Unterbrechungsfreie Stromversorgungen
                                                                                pro Jahr geschätzt [Clean Power Net 2015].
            (USV) werden zum Schutz hochsensibler tech‑
            nischer Systeme wie z. B. Großrechner,
            Server und Telefonanlagen gegen Netzschwan-
            kungen und kurzfristige Netzausfälle einge‑
            setzt und gewährleisten einen störungsfreien
            Betrieb. USV-Anlagen sind gewöhnlich für
            eine kurze Überbrückungszeit dimensioniert,
            während technische Systeme in einen sicheren
            Betriebszustand zurückgefahren werden                                         Vorteile der Notstromversorgung
            oder eine Notstromversorgung die weitere Strom-
            versorgung übernimmt.                                                       Die Notstromversorgung mit Brennstoffzellen
                                                                                     bietet gegenüber aufladbaren Batterien (Akkumula-
                                                                                            toren) und Dieselgeneratoren Vorteile:

                                                                                      eine längere Autonomiezeit und Skalierbarkeit der
                                                                                           Autonomiezeit durch die Gasversorgung

                                                                                      deutlich längere Lebensdauer (bis zu 10 Jahren)

                                                                                          breiterer Bereich an Betriebsbedingungen

                                                                                       geringere Gesamtbetriebskosten (»total cost of
                                                              Quelle: NEP 3.0

                                                                                                      ownership«)

                                                                                               höhere Betriebszuverlässigkeit

                                                                                           leise, emissionsfreie Stromerzeugung

16
3.3 Stationäre Anlagen für Industrie und Gewerbe

Funktionsprinzip QuattroGeneration

                      Strom

                                            Brandschutz
               BRENNSTOFFZELLE
                                                                    GESCHÜTZTER
                                                                      BEREICH

                              Wärme

              Klimakälte

Die dezentrale Stromversorgung, insbesondere       Der Nationale Entwicklungsplan für stationäre
von Industrieanlagen und Gewerbe, stellt einen     Industrieanwendungen (NEP 3.0) umfasst auch die
rasch wachsenden Markt dar. Der NEP 3.0 schätzt    Nutzung von SOFC und HT-PEM-Brennstoffzellen
das europäische Marktpotenzial für industrielle    zur Erzeugung von Wärme und Strom für Neben-
Brennstoffzellenanlagen (Leistungsbereich >5 kW)   aggregate auf Seeschiffen. Dabei spielt der zuneh-
auf über 1 GWe pro Jahr. Die kombinierte Erzeu-    mende Einsatz von Erdgas als Schiffsbrennstoff
gung von Strom, Wärme und Kälte ermöglicht Ge-     eine wichtige Rolle. Modulare Brennstoffzellen-
samtwirkungsgrade von über 90 Prozent.             einheiten auf Schiffen lassen zukünftig eine hohe
                                                   Synergie zu den oben beschriebenen industriellen
                                                   Anwendungsfeldern erwarten. Typische Leis‑
                                                   tungsbereiche   hierfür   variieren   von   einigen
                                                   10 kWel bis zu wenigen MWel.

                                                                                                         17
Einsatzbereiche für Stationäre Brennstoffzellen

     Quattro-Generation BZ-Anlagen in Affalterbach

                                                           STROM

                                                           WÄRME
     ERDGAS
                                                           KLIMAKÄLTE

                                                                                       Quelle: N2Intelligence
                                                           BRANDSCHUTZ

         Ein weiteres Einsatzfeld bildet die Stromerzeu-
         gung in netzfernen Gebieten, die über keinen
         Stromnetzanschluss verfügen bzw. für die ein
         Anschluss nicht wirtschaftlich oder technisch
                                                                            Tri-Generation
                                                            Normalerweise werden Brennstoffzellen-BHKW zur
         realisierbar ist.
                                                             Produktion von Strom und Wärme eingesetzt. Bei
                                                            ausreichend hohen Abwärmetemperaturen, wie sie
         Brennstoffzellensysteme können hier beispiels-
                                                           z. B. bei Hochtemperatur-Brennstoffzellen entstehen,
         weise Dieselgeneratoren ersetzen, geräuscharm
                                                              wird zusätzlich über Absorptionskältemaschinen
         und emissionsfrei. In manchen Schwellenlän-       Kälte erzeugt und bereitgestellt. Weil somit drei kom-
         dern werden wasserstoffbetriebene Brenn-           merziell nutzbare Produkte erzeugt werden, spricht
         stoffzellensysteme auch eingesetzt, um den                   man dabei von »Tri-Generation«.
         Diebstahl von Diesel zu unterbinden, was bei
         klassischen Stromgeneratoren immer wieder
         vorkommt.                                                       Quattro-Generation
                                                              Die sauerstoffarme Kathodenabluft von Brenn-
         Weltweit werden für den Markt der dezentralen
                                                             stoffzellensystemen sorgt für eine Erhöhung des
         Stromversorgung, der industriellen Kraft-Wär-      Brandschutzes durch Sauerstoffreduzierung. Da der
         me-Kopplung, der Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung       präventive Brandschutz für z. B. Rechenzentren oder
         (KWKK oder auch Tri-Generation) SOFC, MCFC,         Tiefkühllager mit hohem energetischem Aufwand
         PAFC, Hoch- und Niedertemperatur-PEM-Brenn-       verbunden ist, ist dies ein interessanter Anwendungs-
         stoffzellen entwickelt.                              markt für Brennstoffzellen. Wo diese zusätzliche
                                                           Funktion eingesetzt werden kann, spricht man daher
                                                                       auch von »Quattro-Generation«
                                                                           (siehe Abbildung S. 17).

18
Einsatz von Rein-Wasserstoff in stationären
 3.4
            Brennstoffzellenanwendungen

Die Nutzung von Reinwasserstoff für stationäre     Wasserstoff heute verbrannt, um diese Wärme
Anwendungen bietet bereits heute Möglichkei-       als Prozesswärme weiterzuverwenden oder um
ten zur kostengünstigen Strom- und Wärmeer-        kein Sicherheitsrisiko einzugehen. Die Nutzu-
zeugung. Nicht genutzter Wasserstoff, der als      ng des Wasserstoffpotenzials zur Strom- und
Nebenprodukt in der chemischen Industrie           Wärmeerzeugung in Brennstoffzellen eröffnet
beispielsweise   bei   der   Chlorgas-Produktion   einen Einstiegsmarkt für die effizienten Energi-
anfällt, wird mithilfe von Brennstoffzellen        ewandler.
effektiv in Strom und Wärme umgewandelt.
Bei ausreichend großen Produktionsmengen           Entsprechende Einsatzmöglichkeiten wurden
könnten ausgewählte Gebiete und Regionen           weltweit bereits in mehreren Anlagen erprobt.
großflächig mit Wasserstoffleitungen versorgt      In Frankfurt am Main werden zum Beispiel bei
werden. Die Umrüstung von Erdgasleitungen          Infraserv Höchst 30–50 Millionen Nm³/a Wass-
zur Nutzung von Reinwasserstoff könnte so in       erstoff als Nebenprodukt erzeugt (vgl. Abbildung
Zukunft neue Möglichkeiten zur stationären         rechts). Dies entspricht einem Energiegehalt
Strom- und Wärmeerzeugung aus Wasserstoff          von 90–150 GWh, d.h. der Wochenproduktion
eröffnen.                                          an Strom eines Großkraftwerks. Im Rahmen
                                                   des EU-geförderten Projekts »ZeroRegio« (2004–
Reiner Wasserstoff wird in einer Energiever-       2010) wurde hier eine 100-MPa-Wasserstoffpipe-
sorgung der Zukunft aus Strom erzeugt werden,      line zur Versorgung einer Wasserstofftankstelle
welcher vorwiegend als erneuerbarer Über‑          erprobt , die heute noch in Betrieb ist.
schussstrom zur Verfügung steht. Aufgrund der
guten Speicherbarkeit kann dieser Wasserstoff      Ein weiteres Beispiel ist der Chemiestandort
im Bedarfsfall zur ausgleichenden Strom- und       Bitterfeld. Die Firma AFC Energy erprobt dort
Wärmeerzeugung in Brennstoffzellensystemen         eine AFC-Brennstoffzellenanlage zur Nutzung
dienen.                                            überschüssigen Reinwasserstoffs aus der Chlor-
                                                   gasproduktion.
Das Potenzial von Nebenprodukt-Wasserstoff
aus chemischen Prozessen umfasst in Deutsch‑
land schätzungsweise 800–1.000 Millionen Nm³
pro Jahr (~2,5–3 TWh/Jahr). Meist wird dieser

                                                                                                      19
Einsatzbereiche für Stationäre Brennstoffzellen

      Potenzialabschätzung von chemischem Nebenproduktwasserstoff
      in Deutschland in Mio. Nm³/Jahr (Millionen Normkubikmeter pro
      Jahr) [LBST 1999]

                                                Hamburg                            Mio. Nm³/Jahr

                                                                                   37,6   ICI, Wilhelmshaven

                                                                                   17,2   Bayer, Brunsbüttel

                                                                                   260    Dow, Stade
                                                                          Berlin          (35 Mio. m3)

                                     Hannover                                      28,8   Elektrochemie Ibb,
                                                                                          Ibbenbüren

                                                                                   62,1   Solvay, Rheinberg

                                                                                   50     Bayer, Krefeld
                                 Kassel                         Leipzig
       Köln                                                                        86,1   Bayer, Dormagen

                                                                                   85,4   Bayer, Leverkusen

                                                                                   118    Air Products, ECE,
                                                                                          Degussa, Köln

                                                                                   43,4   Hoechst, Hürth
                               Frankfurt
                                                                                   30–50 Hoechst-Infraserv,
                   Wiesbaden
                                                                                         Frankfurt am Main
                               Darmstadt
                                                                                   78,1   BASF,
                                                                                          Ludwigshafen

                                                                                   16,1   Hoechst,
                                                                                          Gersthofen
                                  Stuttgart
                                                                                   57,7   Buna AG, Schkopau

                                                                                   33,9   Chemie AG,
                                                          München                         Bitterfeld

                                                                                   45,3   Wacker, Burghausen

                                                                                   20,8   Hoechst, Gendorf

20
Rozenburg
                                              NETHERLANDS                                     Marl
                Bergen op Zoom                                              Oberhausen                Herne
                   Terneuzen           Antwerp
    Zeebrugge

                              Ghent                      Genk
       Dunkirk
                                                                                 Duisburg
                                       Brussels
                                                                                                GERMANY
                                                                                  Düsseldorf
                             Mons        Feluy
                  Lille

                                                   Charleroi                          Leverkusen

                      Waziers
                                      Maubeuge
  FRANCE                                          BELGIUM

                                                                   Hydrogen and/or                   Hydrogen source
                                                                   carbon monoxide facility
                                                                   Hydrogen                          Hydrogen/unused

In den Niederlanden installierte der Brenn-                    Das dänische Gas Technologie Zentrum (DTG) er-
stoffzellenhersteller Nedstack bei AkzoNobel                   forscht die Umrüstung von Erdgasleitungen auf
eine 70-kWel-PEMBZ-Pilotanlage zur stationä‑                   Wasserstoffbetrieb. Dabei gilt es, Leckagen und
ren Strom- und Wärmeerzeugung mittels Rein-                    Materialversprödungen zu untersuchen bzw. zu
wasserstoff aus einer Chlorgasanlage. Nach                     vermeiden und erforderliche Anpassungen sonsti-
positiven Erfahrungen wurde bereits Ende 2011                  ger Armaturen (z. B. Gaszähler, Absperrventile) zu
eine stationäre PEMBZ-Anlage bestehend aus                     analysieren. Seit 2009 werden drei lokale Wasser-
12.600 PEM-Brennstoffzellen mit insgesamt 1                    stoff-Leitungsnetze betrieben. Ein Beispiel hierfür
MWe Leistung in Belgien installiert.                           ist das Dorf Vestenskov in Lolland, Dänemark, das
                                                               als weltweit erste Wasserstoff-Kommune ein eu-
In den USA erprobt die Firma Ballard erste                     ropäisches Beispiel für einen weiteren Umstieg
PEMBZ-Anlagen der Reihe „CLEARgen“ mit                         auf Wasserstoff als Energieträger und -speicher
jeweils 1 MWe. Bereits heute verfügt die chemi-                zum Ersatz von Kohlenwasserstoffen ist. Lollands
sche Industrie über umfangreiche Erfahrun-                     Windturbinen erzeugen 50 Prozent mehr Strom,
gen beim Betrieb von Wasserstoffpipelines.                     als benötigt wird. Der Stromüberschuss wird in
In Europa befinden sich ca. 1.600 km Wasser-                   Form von Wasserstoff gespeichert, mit dem über
stoffpipelines.    Die      längste   H2-Druckleitung          Stahlrohre 30 Haushalte versorgt werden.
(10 MPa) verläuft über eine Länge von ungefähr
1.000 km in Teilen Frankreichs, in Belgien und                 Der Grundgedanke bei dieser Anwendung ist die
den Niederlanden (siehe Abbildung Seite 18). In                autarke Energieversorgung ohne fossile Brenn-
Deutschland existieren Wasserstoffleitungen                    stoffe und Anschluss an ein Stromnetz. In einer
seit vielen Jahrzehnten vor allem im Ruhrge-                   Strom-Insel kann erneuerbarer Strom, beispiels-
biet (~240 km, 1–3 MPa) und in der Region Leip-                weise aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen,
zig (Merseburg–Leuna–Bitterfeld–Dessau, ~100                   der zum Zeitpunkt der Erzeugung nicht direkt
km, 2–2,5 MPa). Ferner gibt es kleinere H2-Pipe-               genutzt wird, mittels Elekrolyse in Wasserstoff
lines in Norddeutschland, z. B. Brunsbüttel–                   gewandelt und gespeichert werden. Bei Strom-
Heide (34 km Länge, max. 4,5 MPa Druck).                       mangel können Brennstoffzellen aus dem ge-
                                                               speicherten Wasserstoff wieder Strom und Wärme
                                                               erzeugen.

                                                                                                                       21
Marktvorbereitung

                                                    1,5
       Tausend BZ-Systeme
     werden zur Zeit in Deutsch-
      land und Europa in Ein-
     und Mehrfamilienhäusern
             betrieben.
          ©Bild: Andrey_Popov/shutterstock.com

22
4         Marktvorbereitung

 4.1 Demonstrationsprojekte

In den letzten Jahren wurden in Europa zuneh-        Für 2020 sieht der Nationale Entwicklungsplan
mend stationäre Brennstoffzellen für die Haus-       (NEP) die breite Markteinführung von stationären
energieversorgung in Privathaushalten installiert    Brennstoffzellen in Deutschland mit einer jähr-
und erprobt. Allein in den beiden großen Demon-      lichen Geräteproduktion von über 70.000 Stück
strationsprojekten »Callux« und »ene.field« wurden   vor. Seit August 2016 unterstützt das Bundesmin-
in Deutschland bis 2016 bzw. in Europa bis 2017      isterium für Wirtschaft und Energie (BMWi) den
zusammen über 1.500 BZ-Systeme in Ein- und           Einbau von Brennstoffzellen-Heizungen mit ei-
Mehrfamilienhäusern betrieben. Mittlerweile sind     nem attraktiven Zuschuss. Darüber hinaus unter-
die ersten stationären Brennstoffzellen, insbe-      stützen Energieversorger im Rahmen von regio-
sondere für die Hausenergieversorgung, bei Her‑      nalen privatwirtschaftlichen Förderprogrammen
stellern kommerziell verfügbar   .                   die Einführungen der BZ-Heizgeräte.

Callux Praxistest für stationäre                     Cleargen Demo –
BZ Heizgeräte in Deutschland                         EU-Demonstrationsprojekt
Im bundesweit größten Praxistest von Brennstoff-     Ziel des von der Fuel Cells and Hydrogen Joint
zellenheizsystemen für Ein- und Mehrfamilien-        Undertaking (FCH JU) geförderten Projekts ist
häuser im Rahmen des Callux-Projektes wurden         die Entwicklung und Demonstration eines 1 MWel-
zwischen 2008 und Ende 2014 ca. 500 Brennstoff‑      PEMBZ-Systems. Dabei soll überschüssiger Was‑
zellenheizgeräte installiert. Die BZ-Anlagen er‑     serstoff aus der Chemieindustrie in Bordeaux als
reichten eine Verfügbarkeit von > 97 Prozent und     Brennstoff dienen. Projektpartner sind Dantherm
eine Stack-Lebensdauer von über 20.000 Stunden.      Power AS (DK) (Tochter des kanadischen Brenn‑
In den über fünf Millionen Betriebsstunden wurde     stoffzellenentwicklers Ballard Power System),
den Anlagen die für die Markteinführung notwen‑      Hydrogene de France (F), Aquipac SAS (F), Jema
dige Langlebigkeit attestiert. Das vom Bundes‑       Energy SA (E), Centre National de la Recherche
ministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur   Scientifique (F), Loagn Energy Ltd. (GB), Linde Has
(BMVI) geförderte und von der NOW GmbH ko‑           Magyarorszag Zartkouen Mukodo Reszvenytar‑
ordinierte Projekt hatte ein Gesamtvolumen von       sasag (H) und Budapesti Muszaki es Gazdasagtu-
75 Millionen Euro.                                   domanyi Egyetem (H). Das Projekt läuft von 2012
                                                     bis Ende 2019.
   www.now-gmbh.de

                                                                                                           23
Marktvorbereitung

        ene.field –                                           Cistem –
        EU-Demonstrationsprojekt                              EU-Demonstrationsprojekt
        Im Rahmen des EU-geförderten Demonstrations-          Das CISTEM-Projekt (Construction of Improved
        projekts ene.field wurden in zwölf europäischen       HT-PEM MEAs and Stacks for Long Term Stable
        Mitgliedsstaaten insgesamt rund 1.000 SOFC und        Modular CHP Units) hat das Ziel, Hochtempera-
        PEM-Brennstoffzellengeräte in Gebäuden instal-        tur-PEM-Brennstoffzellen mit Betriebstempera-
        liert. Das ene.field-Projekt mit Laufzeit 2012–2017   turen zwischen 140 und 180 °C für die Kraft-
        gilt als partnerschaftliches Vorzeigeprojekt zur      Wärme-Kopplung      weiterzuentwickeln      und   zu
        Vermarktung stationärer Brennstoffzellenheiz‑         testen. Dazu wird ein 100 kWel-BZ-KWK-System
        geräte im Mikro-KWK-Bereich: Mit der Unter-           demonstriert, bestehend aus Einzelmodulen mit
        stützung von über 30 Versorgungsunternehmen,          je zwei 4-kWel-Stacks und einem Reformer. Der
        Wohnungsbaugesellschaften und Gemeinden er-           Gesamtwirkungsgrad soll bei über 95 Prozent und
        möglicht das EU-Projekt, Einblick in die Installa-    der elektrische Wirkungsgrad bei mindestens
        tion und Wartung einer Vielzahl von Brennstoffzel-    45 Prozent liegen. Das KWK-System soll zudem fle-
        lenheizgeräten bei unterschiedlichen Kunden           xibel mit Brennstoff versorgt werden können,
        zu gewinnen. Teilnehmende Staaten sind Belgien,       d. h. sowohl mit Erdgas als auch mit reinem Was-
        Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Frank-         serstoff (H2) und Sauerstoff aus Elektrolyseanlagen,
        reich, Luxemburg, Irland, Italien, Niederlande,       um beispielsweise erneuerbaren Strom aus Wind-
        Österreich, Slowenien und Spanien. Die BZ-Heiz‑       energie in Form von Wasserstoff zu nutzen. Vor-
        geräte werden von Bosch Thermotechnik, Ceres          gesehen ist, die vom BZ-System erzeugte Wärme in
        Power, Elcore, HEXIS, RBZ, SenerTec/BAXI Inno-        ein Fernwärmenetz einzuspeisen. Projektpartner
        tech, SOLIDpower, Vaillant und Viessman geliefert.    sind neben Danish Power Systems (DK) (MEA-En-
                                                              twicklung), Inhouse engineering (D) (BZ-Systeme)
                                                              und Eisenhuth GmbH & Co. KG (D) (Bipolarplatten),
                                                              ICI CALDAIE S.p.A. (KWK-System) (I), Next Energy –
        Thüga Feldtest                                        EWE Forschungszentrum (D), Oel-Waerme-Insti-
                                                              tut (D), University of Castilla-La Mancha (E) sowie
        Seit Frühjahr 2013 prüften sieben Unternehmen         University of Chemistry and Technology Prague
        der Thüga-Gruppe in einem Feldtest ein Jahr lang      (CZ). Das Projekt lief von Juni 2013 bis Juni 2016.
        den Einsatz von Brennstoffzellen in Einfamilien-
        häusern. In Partnerschaft mit der Firma Elcore           www.project-cistem.eu
        sind Brennstoffzellen des Typs Elcore 2400 bei
        Kunden von Stadtwerken aus der Thüga-Gruppe
        im gesamten Bundesgebiet im Einsatz, darunter
        auch bei der ESWE in Wiesbaden. Ein Jahr lang
        testeten die Unternehmen, wie viel Strom und
        Wärme die Anlage zur Gesamtversorgung eines
        Einfamilienhaushalts liefert.

24
Power Up –                                            Soft-Pact –
Eu-Demonstrationsprojekt                              Eu-Demonstrationsprojekt
In dem 5-Jahres-Demonstrationsprojekt (2013–          Im Rahmen des von der Fuel Cells and Hydrogen
2017), das im Rahmen der FCH JU gefördert wird,       Joint Undertaking (FCH JU) geförderten Demons-
wird ein 500 kWel-KWK-System, bestehend aus           trationsprojekts SOFT-PACT (Solid Oxide Fuel
alkalischen Brennstoffzellen der Firma AFC En-        Cell micro-CHP Field Trials) wurden zwischen
ergy (UK), hergestellt und getestet. Als Brennstoff   Juli 2011 und Juli 2015 65 SOFC-Anlagen der
dient Industriewasserstoff, der als Nebenprodukt      Firma CFC (heute SOLIDPower) in den Niederlan-
in Industrieanlagen der Firma DOW in Nieder-          den, Großbritannien und Deutschland installiert
sachsen anfällt. Weitere Projektpartner sind G.B.     und getestet. Weitere Projektpartner waren E.ON
Innomech Ltd. (UK), Zentrum für Brennstoffzel-        (Energieversorger), Ideal (Hersteller von Heizungs-
len-Technik GmbH (D), Paul-Scherrer-Institut (CH)     anlagen) und HOMA (Software). Ziel des Projektes
und FAST – Federazione delle Associazione Scien-      war auch die Weiterentwicklung der CFC-Systeme
tifiche e Techniche (IT).                             und -Komponenten sowie die Sammlung von Be-
                                                      triebsdaten aus realen Tests.
   www.project-power-up.eu
                                                         www.soft-pact.eu

                                                                                                            ©Bild: VH-studio/shutterstock.com

                                                                                                                                                25
Marktvorbereitung

                4.2 Förderung von KWK-Anlagen

              Seit Juli 2017 können sowohl Hausbesitzer als       Dazu muss das System in die Wärme- und Strom-
              auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU)          versorgung des Gebäudes einbezogen werden. Der
              bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)        Zuschuss setzt sich aus einem Grundbetrag in
              einen Zuschuss für den Einbau eines Brenn-          Höhe von 5.700 Euro und einem leistungsabhängi-
              stoffzellenheizgerätes beantragen. Das KfW-För-     gen Betrag von 450 Euro pro angefangener 100 We
              derprogramm 433 (»Energieeffizientes Bauen und      zusammen. Der Zuschuss ist mit den KWKG-Zula-
              Sanieren – Zuschuss Brennstoffzelle«) ist das       gen kombinierbar.
              jüngste Paket aus dem Anreizprogramm Ener-
              gieeffizienz (APEE) des Bundesministeriums für
                                                                      www.kfW.de/433
              Wirtschaft und Energie (BMWi), welches bereits
              Anfang 2016 startete. Gefördert werden Anlagen
              bis 5 kWel in Wohn- und Nichtwohngebäuden.

      Fördermöglichkeiten für KWK‑
     Anlagen >5 kWel bestehen durch
       die BHKW-Begleitberatung.

        www.klimaschutz-plus.
        baden-wuerttemberg.de

                                                                Erfolgreiche Förderpolitik in Japan:
                                                                             Ene.farm

                                                       Unter der Koordination und Förderung der halbstaatlichen Ein-
                                                       richtung »New Energy and Industrial Technology Development
                                                        Organziation« (NEDO) wurden in dem Programm »Ene.farm«
                                                        zwischen 2009 und Anfang 2015 über 100.000 gasversorgte
                                                         PEM- und SOFC-Systeme für die Hausenergieversorgung in
                                                          Japan installiert und gefördert. In diesem Zeitraum ließen
                                                          sich die BZ-System-Preise für die Kunden auf 1,5 Millionen
                                                       Japanische Yen (ca. 11.000 Euro) halbieren. Bis Ende 2016 ist
                                                        eine nochmalige Halbierung vorgesehen. Ziel ist es, bis 2020
                                                         kumuliert 1,4 Millionen und bis 2030 5,3 Millionen BZ-Heiz-
                                                      geräte in Japan zu verkaufen [Tobe 2015]. Durch die langjährige,
                                                          konsequente und zielgerichtete Förderung der BZ-Technik
                                                       konnten japanische BZ-Hersteller mit ihren Systemen die tech-
                                                      nische Marktreife erlangen, die BZ-System-Kosten kontinuierlich
                                                        senken und mit einer Serienfertigung und Massenproduktion
                                                                                  beginnen.

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Für jede Kilowattstunde gibt es Geld vom Staat –

Wenn die Heizung Strom erzeugt

Sparen mit der Brennstoffzelle
Für jede Kilowattstunde erzeugten Stroms gibt es Geld vom Staat

                                   4 Cent/kWh für Strom
                                  der selber verbraucht wird

   Brennstoff-
    zellengerät                     8 Cent/kWh für Strom
erzeugt Wärme                     der ins Netz eingespeist wird
     und Strom                     zuzügl. ca. 3,2 Cent/kWh
                            (Einspeisevergütung gemäß Marktpreis)

»Hauseigentümer und Bauherren haben heutzutage die Wahl: Installieren
sie eine Heizung, die nur Wärme und Warmwasser produziert, oder
eine, die zusätzlich auch Strom erzeugt? Anlagen, die nach dem Prinzip
der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) arbeiten, liefern immer zugleich
Wärme und Strom.
Aufgrund der hohen Effizienz dieser Technolo-            lich etwa 100 Euro beträgt. Grundsätzlich spa‑
gie unterstützt der Gesetzgeber jeden, der KWK           ren Hauseigentümer, die ihren Strom selbst
nutzt, mit einem Zuschlag auf jede erzeugte              verbrauchen, einen großen Teil der Strom-
Kilowattstunde Strom. Dieser KWK-Zuschlag                kosten, die durch den gelieferten Strom anfallen
wird sowohl gezahlt, wenn der Strom selbst               würden. Zum Vergleich: Laut Bundesverband
verbraucht wird, als auch bei Einspeisung ins            der Energie- und Wasserwirtschaft beträgt der        Quelle: Pressemitteilung der Initiative Brennstoffzelle vom 10.05.2016
Netz. Der Gesetzgeber hat vorgesehen, dass bis           durchschnittliche Strompreis für Haushalte
zu 60.000 Vollbenutzungsstunden der Eigenver-            28,69 Cent pro Kilowattstunde. Voraussetzung
brauch von KWK-Strom mit 4 Cent und die Lie-             für die Installation einer Brennstoffzelle ist ein
ferung ins Netz mit 8 Cent pro Kilowattstunde            vorhandener Erdgasanschluss. Die Anlagen
honoriert wird.                                          gibt es als Vollheizsysteme und als Beistell-
                                                         geräte. Diese lassen sich mit dem vorhandenen
Wer seinen Strom abgibt, bekommt zudem eine              Wärmeerzeuger kombinieren. Beide Anlagen-
Einspeisevergütung, die sich an marktübli-               typen sind sowohl für den Gebäudebestand als
chen Handelspreisen an der Leipziger Strom-              auch den Neubau geeignet.
börse orientiert. Wer zum Beispiel mit seinem
Brennstoffzellenheizgerät im Jahr 7.500 Kilo-
wattstunden Strom produziert und zwei Drit-
tel davon selbst verbraucht, erhält über den
KWK-Zuschlag 400 Euro vom Staat sowie die
Einspeisevergütung, die in diesem Fall zusätz-

                                                                                                                                                                                       27
Unternehmens- und Entwicklungsschwerpunkte
     ©Bild: Arman Zhenikeyev/shutterstock.com

                                                             Unternehmens- und
                                                   5         Entwicklungsschwerpunkte
                                                Heute entwickeln und erproben eine Vielzahl von Unternehmen Brennstoff-
                                                zellensysteme für stationäre Anwendungen. Während einige Unternehmen
                                                noch Systeme im Rahmen von Demonstrationsprojekten erproben und weiter-
                                                entwickeln, bieten erste Unternehmen BZ-Geräte zum Kauf an.

                                                BZ-Systeme weisen heute bereits die technische      Eine Möglichkeit stellt hier die Kooperation mit
                                                Zuverlässigkeit und Eignung auf und können aus      japanischen Herstellern dar. Einige Hersteller pro-
                                                technischer Sicht mit konventionellen Syste-        duzieren jährlich über 30.000 BZ-Systeme für den
                                                men konkurrieren. Gegenüber konventionellen         japanischen Markt. Dadurch können die Produk-
                                                motorischen KWK-Anlagen erreichen die BZ-Sys-       tionskosten für das BZ-System deutlich reduziert
                                                teme auch einen höheren Wirkungsgrad. Jedoch        werden.
                                                erschweren die relativ hohen Technologiekosten
                                                eine schnelle Marktdurchdringung.                   Im Folgenden werden in alphabetischer Reihenfol-
                                                                                                    ge Unternehmen mit unterschiedlichen Entwick-
                                                Wichtig für die weitere Kommerzialisierung dieser   lungsschwerpunkten     hinsichtlich   der   Brenn‑
                                                Technologie ist die Kostenreduktion durch die Se-   stoffzellentechnologie bzw. der Anwendung kurz
                                                rienfertigung und der Absatz großer Stückzahlen.    vorgestellt.

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Acta S.p.A.                                            entwickelt Ballard PEMBZ-Systeme in der MW-
                                                       Klasse. In Europa bietet Ballard im Bereich sta-
Das italienische Unternehmen Acta S.p.A. bietet
                                                       tionäre Anwendungen u. a. über das dänische
unter dem Namen ACTA POWER Brennstoffzellen-
                                                       Tochterunternehmen     Dantherm    Power   PEM-
systeme mit Leistungen von 2 kWel oder 4 kWel an.
                                                       BZ-Systeme an.
Das System verfügt über einen Elektrolyseur und
einen Wasserstoffspeicher.                                www.ballard.com
                                                          www.dantherm-power.com
   www.actaspa.com

                                                       Bloom Energy
AFC Energy
                                                       Das US-Unternehmen mit Sitz in Kalifornien
Das britische Unternehmen AFC Energy ist auf           bietet erdgasversorgte SOFC-Systeme für die wei-
die Entwicklung alkalischer Brennstoffzellen mit       testgehend netzstromunabhängige Versorgung
Luftsauerstoff spezialisiert. Aktuelle Feldtests mit   von industriellen und gewerblichen Anlagen und
der Nutzung von überschüssigem Reinwasser-             Bürogebäuden an. Sogenannte »Energy Server« in
stoff aus der Chlorgasproduktion finden u. a. in       der Leistungsklasse 200 bis 250 kWel basieren auf
Bitterfeld und im Rahmen des EU-Förderprojektes        50 kWel-BZ-Modulen.
POWER-UP in Stade statt. Weitere Entwicklungen
laufen mit Partnern in Südkorea.                          www.bloomenergy.com

   www.afcenergy.com

                                                       Bosch Thermotechnik GmbH
                                                       Das im hessischen Wetzlar ansässige Unterneh-
Air Liquide
                                                       men der Bosch-Gruppe, zu der seit 2007 auch
Air Liquide Advanced Business (Air Liquide Ad-         Buderus gehört, entwickelt SOFC-Systeme für
vanced Business, AXANE, HyPulsion) mit Sitz            die Hausenergieversorgung. Im Rahmen des Pro-
in Grenoble, Frankreich, entwickelt wasserstoff-       jektes »ene.field.eu« erprobt Bosch Thermotechnik
betriebene NT-PEM-Brennstoffzellensysteme im           70 Mikro-KWK-Heizsysteme. Bosch Thermotech-
Leistungsbereich von 0,5 bis 10 kWel (u. a. Not-       nik arbeitet mit dem japanischen Unternehmen
stromgerät).                                           Aisin Seiki zusammen. Das SOFC-Brennstoffzel-
                                                       lenheizgerät wird sowohl unter der Marke Buderus
   www.airliquideadvancedbusiness.com
                                                       (unter der Bezeichnung LOGAPOWER FC10) als
                                                       auch der Marke Junkers (mit Namen CERAPOW-
                                                       ER) angeboten.
Ballard Power Systems
                                                          www.bosch-thermotechnik.de
Das kanadische Unternehmen ist ein führen-
                                                          www.buderus.de
der Entwickler von NT-PEM-Brennstoffzellen für
                                                          www.junkers.de
mobile, stationäre und portable Anwendungen
und kooperiert weltweit mit vielen Partnern. Bis
heute hat das Unternehmen mehr als 2.000 Not-
strom-Systeme     mit   PEM-Brennstoffzellen     für
einen Wasserstoff- oder Methanolbetrieb aus-
geliefert. Unter der Bezeichnung »CLEARgen«

                                                                                                           29
Ceres Power
     Ceres Power entwickelt SOFC-Systeme mit ei-
     ner Betriebstemperatur von nur 500 bis 600 °C
     im Leistungsbereich zwischen 1 und 10 kWel. Im
     Rahmen des Projektes »ene.field.eu« sollen in
     Großbritannien mehr als 140 KWK-Systeme in
     Privataushalten installiert und erprobt werden.

                                                                   Quelle: Elcore
     Weitere 30 SOFC-Heizsysteme sollen in die Nie-
     derlande und nach Belgien geliefert werden.

         www.cerespower.com

     Convion Oy
                                                           Fuel Cell Energy Solution (FCES)
     Das finnische Unternehmen Convion Oy führt seit
     Anfang 2013 die Entwicklung von SOFC-Syste-
                                                           GmbH
     men der Firma Wärtsila fort. Zielmärkte der Con-      Die Fuel Cell Energy Solution GmbH ist ein Joint
     vion SOFC-Systeme sind stationäre Anlagen für         Venture des US-Unternehmens Fuel Cell Energy
     Gewerbe, Handel, Dienstleistungen sowie kleine        (FCE) mit dem Fraunhofer Institut für Kerami-
     industrielle BZ-Systeme mit einer Leistung zwis-      sche Technologien und Systeme (IKTS) in Dresden.
     chen 50 und 300 kWel.                                 Das im Jahr 2012 gegründete Unternehmen führt
                                                           die früheren Arbeiten der MTU Onsite Energy,
        www.convion.fi
                                                           ursprünglich eine Tochter der MTU Friedrichs-
                                                           hafen, am Firmenstandort Dresden und dem
                                                           Fertigungsstandort Ottobrunn fort. FCE, mit Sitz
     Doosan Fuel Cell America                              in Danbury, CT, USA, bietet kommerzielle erd-
                                                           gasbetriebene MCFC-Systeme der Produktreihe
     Doosan Fuel Cells America, ein Tochterunterneh-
                                                           »Direct Fuel Cell« (DFC) in den Leistungsklassen
     men der Südkoreanischen Doosan Corporation,
                                                           von 300 kWel bis 3 MWe für stationäre Anwendun-
     hat die PAFC-Technik des Unternehmens UTC
                                                           gen an. Unter der Bezeichnung »DFC-ERG« können
     Power übernommen. Mit dem unter dem Namen
                                                           zudem einzelne »DFC 3000«-Systeme (je 2,8 MWe)
     »PureCell« bekannten stationären PAFC-System
                                                           mit einer Gasexpansionsturbine zu einem Multi-
     entwickelte UTC eine Produktreihe, die in den letz-
                                                           MWe-System zusammengeschlossen werden. In
     ten 20 Jahren insgesamt mehr als 10 Millionen Be-
                                                           Zusammenarbeit mit Partnern entwickelt FCE
     triebsstunden und fast 2 Milliarden erzeugte kWhe
                                                           auch SOFC-Systeme mit mehreren MW Leis-
     an praktischen Erfahrungen bei Kunden sammeln
                                                           tung. Von solchen BZ-basierten GuD-Kraftwerken
     und eine Stack-Lebensdauer von 10 Jahren nach-
                                                           werden Wirkungsgrade von bis zu 70 Prozent
     weisen konnte. Die Doosan PureCell mit einer el-
                                                           erwartet.
     ektrischen Leistung von 440 kWel ist als KWK-An-
     lage kommerziell verfügbar.                              www.fces.de

        www.doosanfuelcell.com

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Fuji N2telligence                                      Bedienfeld

Das in Hamburg ansässige Unternehmen Fuji              Brennstoffzellen-Modul

N2telligence GmbH bietet in Zusammenarbeit             Brennstoffzellen-Stapel
mit dem japanischen Mutterkonzern Fuji Elec-
                                                       Doppelkammer-
tric PAFC-Systeme in einer Leistungsklasse von         Wärmetauscher mit
100 kWel an. Die BZ-Systeme können für eine            Wärmedämmung
Brennstoffversorgung mittels Erdgas oder reinem
                                                       Zusatzbrenner
Wasserstoff konfiguriert werden. Im Jahr 2012

                                                                                                        Quelle: Hexis
lieferte das Unternehmen die ersten Anlagen            Entschwefelungsbehälter
nach Deutschland (Equinix in Frankfurt, Mercedes
in Hamburg), die mithilfe der sauerstoffarmen          Wechselrichter

BZ-Abluft einen erhöhten Brandschutz gewähren.
                                                                                   Brennstoffzellen-Heizgerät
                                                                                   Galileo 1000 N von HEXIS,
    www.n2telligence.com                                                           einem Tochterunterneh-
                                                                                   men der Viessmann Werke

Fronius                                                Horizon Fuel Cell Technologies
Das österreichische Unternehmen Fronius hat in
                                                       Unter dem Namen »GreenHub« bietet Horizon aus
den letzten Jahren verschiedenste Brennstoffzel-
                                                       Singapur wasserstoffvesorgte NT-PEM-Brennstoff-
lenanwendungen erprobt. Dazu gehört auch die
                                                       zellensysteme für die netzunabhängige Stromver-
sogenannte Energiezelle Stationär, die Wasser-
                                                       sorgung im Leistungsbereich von 0,4 bis 4 kWel an.
stoff mit einer Gleichstromleistung von 2 bzw.
4 kWel in Strom umwandelt. Sie ist für autarke            www.horizonfuelcell.com
PV-Systeme gedacht.

    www.fronius.com
                                                       Hydrogenics
                                                       Der kanadische Hersteller von Niedertemperatur-
HEXIS AG
                                                       PEM-Brennstoffzellen bietet unter der Bezeich-
Das Schweizer Unternehmen HEXIS, mit einer             nung »HyPM« wasserstoffbetriebene 30 kWel-Racks
Niederlassung in Konstanz, hat bisher das Brenn-       (mit je 10 kWel-Einzelmodulen) für Rechenzentren,
stoffzellen-Heizgerät Galileo 1000 N hergestellt und   Server oder Datenzentren an, die auf Basis eines
vermarktet. HEXIS hat als Kompetenzzentrum für         Plattformkonzepts bis zu 1 MWe-Gesamtsystemen
Hochtemperatur-Brennstoffzellen auch den Gali-         zusammengeschaltet werden können.
leio-Nachfolger entwickelt. Im Juli 2015 übernahm
dieViessmann-Gruppe100ProzentderUnternehmensan-           www.hydrogenics.com

teile.

    www.hexis.com

                                                                                                                        31
Intelligent Energy                                    Proton Motor Fuel Cell GmbH
     Das britische Unternehmen Intelligent Energy          Proton Motor, mit Sitz in Puchheim bei München,
     bietet wasserstoffbetriebene Niedertemperatur-        fertigt Niedertemperatur-PEM-Brennstoffzellen-
     Brennstoffzellensysteme für mobile und stationäre     Stacks für Systeme zur unterbrechungsfreien
     Anwendungen an. Für die Notstromversorgung            Stromversorgung (USV) in modularen Leistungs-
     von Telekommunikationseinrichtungen, speziell in      klassen zwischen 5 und 20 kWel.
      Märkten wie Indien oder Afrika, entwickelt das
                                                               www.proton-motor.de
     Unternehmen wasserstoffversorgte Brennstoff-
     zellensysteme. Dazu gehört beispielsweise ein

                                                                                                    Quelle: Riesaer Brennstoffzellentechnik GmbH
     wasserstoffbetriebenes Notstromsystem mit 5 kWel
     (bestehend aus vier 1,25 kWel-PEM-Brennstoffzellen-
     einheiten).

        www.intelligent-energy.com

     IRD Fuel Cell A/S
     Unter der Bezeichnung »CHP« entwickelt der
     dänische Brennstoffzellenhersteller wasserstoff-
     betriebene NT-PEM-Brennstoffzellen für die Haus-      Inhouse 5000+ PEMBZ-Systeme für Gewer-
                                                           be- und Industriekunden
     energieversorgung.

        www.ird.dk
                                                           Riesaer Brennstoffzellentechnik
                                                           GmbH (RBZ)
     Nedstack                                              Das Unternehmen mit Sitz in Riesa, Sachsen,
                                                           entwickelt Niedertemperatur-PEM-Brennstoffzel-
     Nedstack, ein Tochterunternehmen des Chemie-
                                                           lenheizgeräte für Gewerbe- und Industriekunden
     unternehmens AkzoNobel, mit Sitz in Arnhem,
                                                           mit einer Leistung von 5 kWel und 7 kWth. Die
     Niederlande, entwickelt Niedertemperatur-PEM-
                                                           PEM-Brennstoffzelle wird von Inhouse geliefert.
     Brennstoffzellen-Stacks. Im Jahr 2007 installierte
                                                           Im Rahmen des durch das Nationale Innova-
     das Unternehmen eine 70 kWel-PEMBZ-Pilotan-
                                                           tionsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzel-
     lage zur stationären Strom-und Wärmeerzeugung,
                                                           lentechnologie (NIP) geförderte Projekt »inhouse«
     versorgt mit Reinwasserstoff aus einer Chlor-
                                                           werden seit 2013 dreizehn Systeme der Serie »in-
     gasanlage bei AkzoNobel in den Niederlanden.
                                                           house5000+« erprobt. Im Rahmen von »ene.field.
     Nach positiven Erfahrungen wurde Ende 2011 in
                                                           eu« wurden weitere 39 Systeme in Haushalten
     Belgien eine stationäre PEMBZ-Anlage bestehend
                                                           installiert.
     aus 12.600 PEM-Brennstoffzellen mit insgesamt
     1 MWe Leistung installiert. Neben stationären
                                                               www.rbz-fc.de
     Anlagen für die Industrie entwickelt das Unterneh-
     men wasserstoffbetriebene Notstromsysteme z. B.
     für die Telekommunikation.

        www.nedstack.com

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